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1 I 2014 MECKLENBURG-VORPOMMERN POLIZEI JOURNAL Schlapphut 3.0 Die Lehren aus dem NSU-Komplex in Mecklenburg-Vorpommern

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1 I 2014 MECKLENBURG-VORPOMMERN

POL I ZEIJOURNAL

Schlapphut 3.0 Die Lehren aus dem NSU-Komplex in Mecklenburg-Vorpommern

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Inhaltsverzeichnis

I N H A LT Polizei-Journal 1/2014

POLIZEI-JOURNAL Zeitschrift der Landespolizei Mecklenburg-Vorpommern

Herausgeber:Landespolizei Mecklenburg-Vorpommern

Anschrift:Redaktion Polizei-Journal Ministerium für Inneres und Sport M-V Referat II ÖA Alexandrinenstraße 119055 SchwerinTelefon 0385 588-2053 Fax 0385 [email protected]

Redaktion:JM (verantw.), Isabel Wenzel, Andreas Scholz, Steffen Salow, Yvonne Hanske, Klaus Wiechmann, André Falke, Gert Frahm, Karen Lütge, Axel Falkenberg, Antje Unger, Michael Schuldt, Hartmut Richter, Luisa Schröder, Alexander Rauch, Silvia Sniegula, Uto Sachse, Lina Ollrogge

Impressum

➔ PA N O R A M A S.12

➔ M E I N F E I E R A B E N D S.16

➔ M E I N E G E S U N D H E I T S.18

➔ M E I N S P O RT S.19

➔ M E I N R E V I E R S.20

➔ M E I N E P O L I Z E I S.21

➔ D A S T H E M A S.2

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Vorwort

„ … Nichts ist so beständig, wie die Veränderung. …“ Diese Weisheit ist so alt wie die Menschheit und macht auch vor dem – vor IHREM Polizei-Journal Mecklenburg-Vor-pommern nicht halt.Das Layout ist ab sofort anders. Die Struktur auch. Der Grund? Wir, die Kollegen des Redaktionsteams, wollen im Wettbewerb um Ihre Aufmerksamkeit im bundesdeut-schen Blätterwald auch zukünftig bestehen. Wir arbeiten für Sie, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landespolizei, und Sie, die Pen-sionäre und Rentner, und Sie, die an der Sicherheit im Land Meck- lenburg-Vorpommern Interessierten Ähnlichkeiten mit vergangenen Ausgaben sind dabei kein Zufall.Dabei schlagen wir einen anderen Weg ein. Er führt uns etwas weg von reinen Berichten vergangener Geschehnisse hin zu Hintergrund-informationen, Orientierungshilfen

und Integration. Hier hat die Mitar-beiterzeitschrift im Jahr 2014 Ihren Platz. Sind Sie bereit, diesen Weg mit uns in die Zukunft zu gehen? Wenn ja, lassen Sie uns es wissen. Wenn nicht – erst recht. Auch neu: unsere Erreichbarkeit – [email protected]

Ich freue mich auf Sie und die Zu-kunft.

Ihr

(verantwortlicher Redakteur)

V O R W O R TPolizei-Journal 1/2014

Wir danken den Autoren für ihre Text- und Bildbei-träge. Für den Inhalt der einzelnen Beiträge zeich-nen die Verfasser verantwortlich. Für unaufgefor-tert eingesandte Manuskripte wird keine Gewähr übernommen.

23. Jahrgang Nr. 1/2014

Auflage: 6.000 Exemplare

Titelbild: JM Bildanfragen bitte an die Redaktion des Polizei-Journals

Satz: Digital Design Druck und Medien Schwerin

Druck: Landesamt für innere Verwaltung M-V

3D-Stern: produktionsbüro TINUS

Erscheinungsweise: vierteljährlich

➔ M E I N R E V I E R S.20

➔ M E I N E P O L I Z E I S.21

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D A S T H E M A2 Polizei-Journal 1/2014

In Mecklenburg-Vorpommern wird dem NSU der Mord an ei-nem türkischen Imbissverkäu-fer im Jahr 2004 in Rostock sowie zwei Banküberfälle auf eine Sparkassenfiliale in Stral-sund in den Jahren 2006 und 2007 zugerechnet.Nach dem Bekanntwerden dieser Aktivitäten Ende 2011 in Mecklenburg-Vorpommern wurde im Landeskriminalamt M-V, Abteilung 3 (Staats-schutz), die Besondere Auf-bauorganistaion (BAO) Trio M-V eingerichtet. Ziel war es, die im Auftrag der General-bundesanwaltschaft geführ-ten Ermittlungen des BKA zu unterstützen sowie die in diesem Zusammenhang eingehenden Hinweise zu den Taten auszuwerten und entsprechende Ermittlungen durchzuführen. Darüber hi-naus sollten Informationen zu Strukturen und Verände-rungen der rechtsextremen/militanten Szene verdichtet und insbesondere zu mögli-chen Unterstützern des NSU gewonnen werden.Aufgrund der Reichweite und des Umfangs der zu leistenden Ermitt-lungs- und Auswertetätigkeiten war es erforderlich das Personal in der Spitze auf 29 Mitarbeiter zu anwach-sen zu lassen. Dieses setzte sich zu einem wesentlichen Teil aus Mitar-beitern der Abteilung 3 des LKA zu-sammen. Aber auch aus anderen Ab-

teilungen des LKA, der KPI Anklam sowie dem Landesbereitschaftspoli-zeiamt wurde in der Folge dringend benötigtes Personal zur Verfügung gestellt. Die Arbeit der BAO Trio M-V war von Beginn an nicht mit der Arbeit einer klassischen „BAO“ zu vergleichen. Die größte Besonderheit bestand da-rin, dass die M-V betreffenden Taten

bereits sechs respektive acht Jahre zurücklagen, was die Mit-arbeiter immer wieder vor neue Herausforderungen (z.B. Lösch- bzw. Speicherfristen) stellte. Da-rüber hinaus waren die Ermitt-lungen im Zusammenhang mit dem NSU durchgängig von ho-hem medialem und politischem Interesse geprägt. Auch wenn dies die Mitarbeiter der BAO Trio M-V ständig vor wechselnde He-rausforderungen stellte, gingen sie den Aufgaben mit hohem persönlichen Engagement und besonderer Akribie nach.Die umfangreichen Auswer-tungen und Ermittlungen führ-ten bislang zu dem Ergebnis, dass über das Tötungsdelikt in Rostock sowie die Banküberfälle in Stralsund hinaus, keine wei-teren strafrechtlich relevanten Bezüge des NSU nach Mecklen-burg-Vorpommern existieren.

Die Abteilung 3 des LKA geht auch im Hinblick auf den noch laufenden Prozess am OLG München gegen Beate Zschäpe und mögliche Unterstützer aktuell noch

Hinweisen und Anfragen nach. Auch zukünftig stehen Mitarbeiter der Ab-teilung 3 als Ansprechpartner in die-sem Zusammenhang zur Verfügung. Das LKA M-V bedankt sich auch auf diesem Weg nochmals bei allen Poli-zeibeamten für die geleistete Unter-stützung im Rahmen der Ermittlun-gen der BAO Trio M-V.

Tobias Hinz, LKA M-V

Aufarbeitung des rechten Terrors – die Arbeit der BAO TRIO M-V

Die Mitarbeiter gingen den Aufgaben mit hohem persönlichen Engagement

und besonderer Akribie nach.

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D A S T H E M A 3Polizei-Journal 1/2014

Im Rahmen des Ermittlungsverfah-rens des BKA im NSU-Prozess wurde festgestellt, dass sich die Beschuldig-ten in den vergangenen Jahren regel-mäßig während der Sommermonate auf Campingplätzen aufhielten. Zur Erstellung eines Kontakt- und Bewe-gungsbildes erhielten die Landeskri-minalämter bundesweit den Auftrag, Datenbestände von Zelt-, Wohnmo-bil- und Campingplätzen im Zeitraum von 1998 bis 2012 mit einer Liste von 39 Namen und Aliasnamen der Be-schuldigten abzugleichen. Das Landeskriminalamt M-V über-trug den Ermittlungsauftrag auf die entsprechenden Polizeipräsidien. Die Kräfte des Landesbereitschafts-polizeiamtes M-V unterstützten in diesem Rahmen die einzelnen Poli-zeireviere bei der Sichtung der Zelt-platzakten. Dabei wurden mehrere zehntausend Buchungsbelege, hand-schriftliche Besucherlisten und elekt-ronische Datenbestände gesichtet.

Luisa Schröder, LBPA M-V

Aufarbeitung des rechten Terrors – die Arbeit der BAO TRIO M-V

➔ 7 Einsätze ➔ insgesamt 58 involvierte Polizeivollzugsbeamte des Landesbereit-

schaftspolizeiamtes M-V➔ 591 Mannstunden zur Sichtung der Daten➔ 11 betroffene Camping-, Zelt- und Wohnmobilplätze (siehe Karte)➔ zwischen 70.000 und 90.000 Daten abgeglichen

Die Suche nach Aufenthalten des NSU im Tourismusland M-V

➔ Mutmaßlich der NSU bei einem seiner Banküberfälle in M-V

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D A S T H E M A4 Polizei-Journal 1/2014

Herr Grund, was bedeutet die Aufarbeitung des „Nationalsozia-listischen Untergrundes“ (NSU) für die Sicherheitsbehörden in M-V?Zunächst einmal: Wir mussten in-nerhalb weniger Tage im November 2011 erkennen, dass eine rechtster-roristische Zelle über Jahre hinweg unerkannt schwere Straftaten be-gangen hat. Die Aufdeckung dieser Terrorzelle führte zu einem der größ-ten Polizeieinsätze im Bereich der Terrorismusbekämpfung. In der Be-sonderen Aufbauorganisation (BAO) „Trio“ des BKA waren zu Spitzen-zeiten rund 400 Kriminalbeamte des BKA und der LKÄ mit der Aufklärung der dem NSU zuzurechnenden zehn Morde, mindestens 15 Raubüberfälle und der zwei Sprengstoff- bzw. Na-gelbombenanschläge befasst. Dem NSU wird in Mecklenburg-Vorpom-mern der eiskalt ausgeführte Mord

an Mehmet Turgut am 25.04.2004 sowie zwei Raubüberfälle zugerech-net. Im November 2011 wurde dazu die BAO Trio MV beim LKA eingerich-tet. Im Rahmen seiner Beweisanträge haben wir darüber hinaus umfang-reich dem 2. Parlamentarischen Un-tersuchungsausschuss des Deutschen Bundestages zugearbeitet.

Neben diesem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss (PUA) befassten sich weitere Untersu-chungsausschüsse in drei Bundes- ländern sowie eine Bund-Länder- Kommission Rechtsextremismus (BLKR) mit den Vorgängen um den NSU. Welchen Auftrag hatte der PUA in Berlin?Aufgabe der BLKR war es, im Sinne eines Gesamtbildes die Zusammenar-beitsformen der Sicherheitsbehörden der Länder mit den Bundesbehörden insbesondere bei der Bekämpfung des gewaltbereiten Extremismus zu analysieren und zu bewerten sowie Vorschläge für eine weitere Optimie-rung ihrer Zusammenarbeit zu un-terbreiten. Sie kam zu dem Ergebnis, dass ein generelles Systemversagen der deutschen Sicherheitsarchitek-tur zwar nicht festgestellt werden konnte, gleichwohl eine Reihe von Sicherungsfunktionen im System

versagt hatten. Der Auftrag des PUA war sehr viel weitgehender. Der PUA sollte sich ein Gesamtbild zur Terror- gruppe „Nationalsozialistischer Un-tergrund“, ihren Mitgliedern und Taten, ihrem Umfeld und ihren Un-terstützern verschaffen sowie dazu, warum aus ihren Reihen so lange unerkannt schwerste Straftaten be-gangen werden konnten. Auf der Grundlage der gewonnenen Er-kenntnisse sollte er Schlussfolgerun-gen für Struktur, Zusammenarbeit, Befugnisse und Qualifizierung der Si-cherheits- und Ermittlungsbehörden und für eine effektive Bekämpfung des Rechtsextremismus ziehen und Empfehlungen aussprechen.

Und zu welchen Ergebnissen ha-ben die Untersuchungen des Un-tersuchungsausschusses geführt?Der Abschlussbericht des Unter-suchungsausschusses, der am 22.08.2013 vorgelegt wurde, stellt die bisher umfassendste Bestands-aufnahme von Erkenntnissen zum NSU-Komplex dar. Der PUA hat durch die Auswertung von Akten und die Befragung von Zeugen schwere be-hördliche Versäumnisse und Fehler, Organisationsmängel bei Behörden von Bund und Ländern sowie hand-werkliche Fehler, Fehleinschätzungen und Versäumnisse einzelner Behör-denmitarbeiter und -mitarbeiterin-nen festgestellt. Die Gefahren, die vom Rechtsextremismus ausgehen, seien von den Sicherheitsbehörden unterschätzt und Ermittlungen nicht ergebnisoffen geführt worden. Die Vernetzung der Länder- und Bun-desbehörden habe sich auch im Hinblick auf die Frage der zentralen Ermittlungsführung als unzureichend erwiesen. Dafür hatte sich allerdings gerade Mecklenburg-Vorpommern bereits zu einem frühen Zeitpunkt ausgesprochen. Es wird aber aus-drücklich auch festgestellt, dass Be-

Peter Grund im Interview [ Leiter des Referates 440 im Innenministerium M-V ]

Die Aufarbeitung des NSU-Komplexes in M-V

Foto: JM

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D A S T H E M A 5Polizei-Journal 1/2014

hörden zu der Zeit, als die Straftaten sich ereignet haben, weder wussten, wer dahinter steckt, noch die Täter bewusst unterstützt haben.

Welche Empfehlungen schrieb der Untersuchungsausschuss den Si-cherheitsbehörden ins Stamm-buch?Von den insgesamt 47 Empfehlun-gen für Polizei, Justiz und Verfas-sungsschutzbehörden sowie für den Bereich Vertrauenspersonen betref-fen 21 Empfehlungen die Polizei. Diese beziehen sich im Wesentli-chen auf die Ermittlungspraxis bei Straftaten mit möglichem politisch motivierten Hintergrund, auf die Zusammenarbeit von Ermittlern un-terschiedlicher Fachzuständigkeiten und die Praxis der zentralen Ermitt-lungsführung, ferner auf die Berei-che Aus- und Fortbildung sowie Ar-beits- und „Fehlerkultur“ und nicht zuletzt auch auf den Umgang mit Opfern und Angehörigen und das Definitionssystem PMK.

Und wie behandeln wir in Meck-lenburg-Vorpommern nun diese Empfehlungen?Mit der Einrichtung des Gemein-samen Abwehrzentrums gegen Rechtsextremismus/Rechtsterroris-mus (GAR) im Dezember 2011 und der Einführung der Rechtsextre-mismusdatei (RED) im September 2012 sowie des Nationalen Waf-fenregisters im Januar 2013 wur-den entscheidende Empfehlungen ja bereits umgesetzt. Aufgrund der festgestellten Defizite im Informati-onsmanagement hat die IMK in ihrer Herbstsitzung 2012 die beschleunig-te Einführung des bereits geplan-ten Polizeilichen Informations- und Analyseverbunds (PIAV) beschlos-sen, mit dem auch die Kriminalpo-lizeilichen Meldedienste abgelöst werden sollen. Und nicht zuletzt

wurde der „Leitfaden für die Zu-sammenarbeit zwischen Polizei und Verfassungsschutz“ fortgeschrieben, der wesentliche Empfehlungen zur Vertiefung der Zusammenarbeit, ins-besondere auch zum Informations-austausch gibt. Aber wir müssen die Handlungsemp-fehlungen des NSU-Untersuchungs-ausschusses natürlich auch landes-spezifisch analysieren. Dies hat auch der Landtag Mecklenburg-Vorpom-merns mit einer Entschließung aller demokratischer Parteien von uns ge-fordert. Und er hat weiter gefordert, die für Mecklenburg-Vorpommern relevanten Empfehlungen daraus schnellstmöglich umzusetzen.

Was erwartet die Polizei Meck-lenburg-Vorpommerns jetzt? Der Diskussionsprozess mit den Po-lizeibehörden unseres Landes zur Umsetzung der Handlungsemp-fehlungen ist schon vor geraumer Zeit eröffnet worden. Die Verwal-tungsvorschrift zur Bekämpfung des Rechtsextremismus wird ebenso ge-prüft wie die Frage, ob und an wel-cher Stelle Optimierungsbedarf im Bereich der Aus- und Fortbildung be-steht. Angesichts der im Abschluss-bericht immer wieder angeführten Defizite und handwerklichen Mängel bei den Ermittlungen wird in diesem Zusammenhang aus meiner Sicht auch zu diskutieren sein, ob unsere

Mitarbeiter heute für eine kriminal-polizeiliche Tätigkeit hinreichend fortgebildet werden. Wir müssen ferner prüfen, ob interne Abläufe zu verbessern sind und ob mögli-cherweise ein struktureller Verbes-serungsbedarf bei der Zusammenar-beit der Sicherheitsbehörden hier im Land besteht.Die Empfehlungen des NSU-Untersu-chungsausschusses dürfen allerdings nicht isoliert betrachtet werden, son-dern sind immer im Kontext mit den Ergebnissen der Bund-Länder-Kom-mission Rechtsextremismus und der Beschlusslage der IMK zu sehen. Ziel ist es insgesamt ja auch, Standards bundesweit zu vereinheitlichen und die Zusammenarbeit der Behörden von Bund und Länder besser zu vernetzen. Neben der landesspezifi-schen Analyse gehen wir die Umset-zung der Handlungsempfehlungen also sozusagen im „Geleitzug“ mit dem Bund und den anderen Län-dern an. Dazu nehmen wir auch an Bund-Länder-Arbeitsgruppe teil. Der Prüfungs- und Umsetzungsprozess auf den verschiedenen Ebenen wird also nicht von heute auf morgen zu bewältigen sein. Und wir müssen da-bei sehr sorgfältig vorgehen, denn eine solche Mordserie darf sich in Deutschland nicht wiederholen. Ich bin davon überzeugt, dass wir in Mecklenburg-Vorpommern auf dem richtigen Weg sind.

➔ Abschlussbericht des Untersuchungsausschusses

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D A S T H E M A6 Polizei-Journal 1/2014

Die Antwort auf diese Frage ist letzt-lich so einfach wie verblüffend. Es sind Netzwerke der deutschen Si-cherheitsbehörden gegen die Bedro-hungen der Bundesrepublik und ih-rer Länder im 21. Jahrhundert. Aber schön der Reihe nach:

Viele erinnern sich noch. Am 11. Sep- tember 2001 rasten zwei von isla-mistischen Terroristen gesteuerte Flugzeuge in die Twin-Towers in New York. Die Welt erstarrte für einen Augenblick. Da Deutschland als eine der führenden Nationen in Europa und der Welt anschließend ebenfalls

als potentielles Angriffsziel für isla-mistische Terroristen galt, wurde das Gemeinsame Terrorismusabwehr-zentrum – kurz GTAZ – geschaffen1 und am 14. Dezember 2004 in Be-trieb genommen.

Ziel war die verbesserte frühzeitige Erkennung und Abwehr von Gefah-ren für die Bundesrepublik und ihrer Einwohner. Werkzeuge waren eine stärkere behördenübergreifende Zu- sammenarbeit sowie die Intensivie- rung der Kooperation zwischen Nach- richtendiensten und Strafverfolgungs- behörden durch Schaffung einer Kul-

tur des Vertrauens unter den Betei-ligten.

Flankiert wurde die Arbeit des GTAZ durch die Einführung einer Anti-Ter-ror-Datei – kurz ATD – mit Gesetz vom 31.Dezember 2006. Kurze Zeit später wurde das Gemeinsame In-ternetzentrum – kurz GIZ2 ein-gerichtet, dass die Arbeit des GTAZ mit Erkenntnissen aus dem Wor-ld-Wide-Web unterstützt. Über das ATD-Gesetz urteilte im vergangenen Jahr das Bundesverfassungsgericht.

Ein erneuter Schock ging im Novem-ber 2011 durch Deutschland. Die Ge- walttaten und Morde des sich selbst so bezeichnenden „Nationalsozialis- tischen Untergrundes“ kamen schlagartig ans Tageslicht. Als eine der ersten Reaktionen wurde das Gemeinsame Abwehrzentrum Rechtsextremismus/Rechtsterro-rismus – kurz GAR – nach dem Vor-bild des GTAZ ins Leben gerufen, in dem sich kurzfristig Polizei- und Ver-fassungsschutzbehörden des Bundes und der Länder an einen Tisch setzten und gemeinsam die Lage analysier-ten, Bekämpfungskonzepte fortent-wickelten sowie ihre jeweiligen Maß-nahmen koordinierten. Das GAR ging bereits am 16.12.2011 an den Start3. Auch dieses Zentrum wurde am 19. August 2012 flankiert von der Einführung einer Datei, der Rechts-

GTAZ, GIZ, GAR, GETZ und KIA – wer macht was?

1 http://www.verfassungsschutz.de/de/arbeitsfelder/af-islamismus-und-islamistischer-terrorismus/gemeinsames-terrorismusabwehrzentrum-gtaz 2 http://www.verfassungsschutz.de/de/arbeitsfelder/af-islamismus-und-islamistischer-terrorismus/gemeinsames-internetzentrum-giz 3 https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/Kurzmeldungen/DE/2011/12/gar.html

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D A S T H E M A 7Polizei-Journal 1/2014

GTAZ, GIZ, GAR, GETZ und KIA – wer macht was?

extremismusdatei – kurz RED. Das Gesetz dazu trat am 31. August 2012 in Kraft.

Dem islamistischen und dem rechten Terrorismus waren nun zwei Verbün-de der Sicherheitsbehörden entgegen gestellt. Andere Bedrohungen waren in diese Erkenntnisbündelung noch nicht einbezogen. Am 15. November 2012 ging aus dem GAR das Gemein-same Extremismus und Terroris-mus-Abwehrzentrum4 – kurz GETZ – hervor. Hier werden nunmehr die Erkenntnisse der Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern in den Be- reichen Rechtsextremismus/-terroris- mus, Linksextremismus/-terrorismus, Ausländerextremismus, Spionageab-wehr und Proliferation gebündelt. Unterstützt wird das GETZ durch die Koordinierte Internetauswertung – kurz KIA.

Wichtig ist in diesem Zusammen-hang, dass es sich bei den genann-ten Einrichtungen nicht um neue Behörden handelt, sondern um die zeitgemäße Ausformung von Infor-mations- und Kommunikationsplatt-formen aller beteiligten Behörden.

Es werden weder Zuständigkeits- noch Befugnisfragen tangiert. Ziel ist es, die Erkenntnisse aller Behörden unmittelbar zu bündeln und einen

möglichst lückenlosen und schnellen Informationsfluss sicherzustellen –Netzwerke eben.

JM

➔ Foto: JM

4 http://www.verfassungsschutz.de/de/das-bfv/getz

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D A S T H E M A8 Polizei-Journal 1/2014

➔Vorweg… Die Tatsache, dass es nicht gelun-gen ist, die mutmaßlichen NSU-Ver-brechen zu verhindern und die Tat-verdächtigen rechtzeitig dingfest zu machen, ist, wie es der damalige Präsident des Bundesamtes für Ver-fassungsschutz Heinz Fromm zutref-fend formulierte, „eine Niederlage für die Sicherheitsbehörden“. Diese ist unabhängig von Versäumnissen Einzelner beschämend und berührt die Berufsehre von uns allen...

➔Der Auftrag… Der Verfassungsschutz hat die Aufgabe, Informationen über „Be-strebungen“ zu sammeln und aus-zuwerten, die sich zielgerichtet ge-gen die freiheitliche demokratische

Grundordnung, also die Grundprin-zipien unseres Staates, richten. Als „Frühwarnsystem“ soll der Verfas-sungsschutz aufklären, informieren, sensibilisieren und warnen. Dabei wird er bereits unterhalb der Schwel-le der konkreten Gefahr und des An-fangsverdachts einer Straftat tätig, allerdings nur bei sog. Beobach-tungsobjekten, die im Einzelnen fest-gelegt sind….

➔Der Aufbau…In jedem Land existiert ein Landes-amt für Verfassungsschutz (LfV), ent-weder als Abteilung im Innenressort oder als nachgeordnete Behörde…… In unserem Land hat die Verfas-sungsschutzabteilung des Ministeri-ums für Inneres und Sport eine Soll-stärke von (nur) 85 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern…Dass die Personalausstattung aus Sicht des Verfassungsschutzes nicht befriedigend ist, dürfte klar sein. Mit Blick auf die gemeinsamen Sicher-heitsaufgaben sollte für den Verfas-sungsschutz in den Ländern zumin-dest eine Personalstärke von 2% der

jeweiligen Stärke der Landespolizei angestrebt werden. Davon würde auch ganz maßgeblich die Polizei profitieren …

➔Die Neuausrichtung…Im Rechtsstaat hat jede Fehler- und Ursachenanalyse an der Frage anzu-setzen, inwieweit die bestehenden gesetzlichen oder untergesetzlichen Vorschriften und/oder deren Anwen-dung problemverursachend waren und sind bzw. ob ggf. andere, außer-halb des verorteten Problembereichs liegende Faktoren, das Problem und/oder dessen Wahrnehmung be-stimmt haben... .…Der Neurichtungsprozess hat auch Aspekte in den Blick genommen, die nicht auf konkrete Fehler zurückzu-führen sind, aber politisch für not-wendig erachtet wurden und einer Regelung zugeführt werden sollen. Dies betrifft gesetzliche und unterge-setzliche Vorschriften... .

➔Die LehrenEin generelles Systemversagen der deutschen Sicherheitsbehörden hat es – entgegen entsprechender Mut-maßungen – nicht gegeben!Der Verfassungsschutz ist die maß-gebliche Bewertungsinstanz für den politischen Extremismus in Deutsch-land! Der Informationsfluss und die Zusam-menarbeit innerhalb des Verfassungs-

Der Verfassungsschutz – maßgebliche Bewertungsinstanz für den politischen Extremismus in Deutschland

Reinhard Müller[ Leiter der Abteilung Verfassungsschutz im Innenministerium M-V ]

macht sich so seine Gedanken

Foto: Verfassungsschutz M-V

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D A S T H E M A 9Polizei-Journal 1/2014

Der Verfassungsschutz – maßgebliche Bewertungsinstanz für den politischen Extremismus in Deutschland

schutzverbundes, mit der Polizei und der Staatsanwaltschaft ist zu verbes-sern. Dazu soll auch der von der IMK im Dezember 2012 beschlossene „Leitfaden für die Zusammenarbeit von Polizei und Verfassungsschutz“ beitragen, der eine Fortentwicklung des bereits im Jahre 2009 beschlos-senen Leitfadens darstellt. Die Führung von Vertrauensperso-nen (VP) erfolgt künftig verpflich-tend nach bundesweit einheitlichen Standards. Zudem wird eine zentrale VP-Datei beim Bundesamt für Verfas-sungsschutz eingerichtet. Die Stan-dards wurden zumindest in Meck-lenburg-Vorpommern auch bisher schon angewandt. Auswirkungen auf die operative Arbeit sind daher insoweit nicht zu befürchten.Die bundesweite Zusammenarbeit zwischen den nahezu 40 Sicherheits-behörden soll künftig auch im Rah-men des gemeinsamen Extremismus- und Terrorismusabwehrzentrums

(GETZ) erfolgen. Dieses stellt eine in-tegrative Lösung „aus einem Guss“ unter Einbeziehung der bisherigen Zentren – des Gemeinsamen Ab-wehrzentrums Rechtsextremismus (GAR) in Köln und Meckenheim so-wie des Gemeinsamen Terrorismus- abwehrzentrums (GTAZ) in Berlin – dar. Sowohl die Polizei als auch der Verfassungsschutz des Landes sind in den Zentren mit Verbindungsbeam-ten vertreten.

➔Zum Schluss…Ich bin seit nunmehr fast fünf Jah-ren Leiter des Verfassungsschutzes in unserem Land, im Vergleich zu den über 32 Dienstjahren in der Polizei eine eher bescheidene Zeitspanne. Allerdings habe ich diese Jahre zeit-weise wie durch ein bzw. in einem Brennglas erlebt….

… Ich glaube daher feststellen zu können, dass viele (fachliche) Proble-

me in Polizei und Verfassungsschutz grundsätzlich gleichgelagert sind: Es geht immer darum, mit Herz und Verstand, jeder an seinem Platz, en-gagiert und verantwortungsvoll für die übertragenen Aufgaben mit Blick auf das Ganze zu handeln und ggf. auch zu streiten – für Freiheit und Sicherheit der Menschen in unserem Land….

…Ich danke allen Kollegen und Kol-leginnen in Polizei und Verfassungs-schutz, die sich verantwortlich, kol-legial und zukunftsorientiert für die notwendige enge Kooperation zwi-schen Polizei und Verfassungsschutz einsetzen und sich dabei nicht leicht-fertig irritieren lassen…

…In diesem Sinne freue ich mich auf die weitere Zusammenarbeit. Um es mit Erich Kästner zu sagen: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!

➔ Sabine Löwisch im Gespräch mit Innenminister Caffier am neuen Infostand Foto: Roland Vogler-Wander

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D A S T H E M A10 Polizei-Journal 1/2014

Trennung von Polizei und Verfassungsschutz auf Weisung der Alliierten

Aufgabe:

• Abwehr von Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung (§ 2, 7 SOG M-V)

• Verfolgung von Straftaten (§ 163 StPO)

Arbeitsweise:• bei tatsächlichen Anhaltspunkten für

Straftaten

• bei konkreten Gefahren

• Informationsbeschaffung in der Regel offen (§ 26 Abs. 2, SOG M-V)

• Ermächtigung zum Eingriff in die Grund-rechte und zur Anwendung von Zwangs-mitteln

Informationsaustausch

Kontrolle:• Parlament• Justiz• Verwaltung• einzelne Bürger durch Auskunftsrecht• Medien

Trennung durch Polizeibrief 14. April 1949

Lucius D. Clay (USA) B.H. Robertson Pierre Koenig (F)

§ 41 Abs. 5 SOG M-V iVm §§ 20, 24 LVerfSchG M-V

Leitfaden für die Zusammenarbeit von Polizei und Verfassungsschutz (Stand: 2013)

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D A S T H E M A 11Polizei-Journal 1/2014

Trennung von Polizei und Verfassungsschutz auf Weisung der Alliierten

Aufgabe:• Sammeln und Auswerten von Informa-

tionen über Bestrebungen gegen die frei-heitliche demokratische Grundordnung

• Information von Regierung, Parlament, Öffentlichkeit (§ 5, 6 LVerfSchG M-V)

Arbeitsweise:

• bei tatsächlichen Anhaltspunkten für den Verdacht einer extremistischen Bestrebun-gen (§ 7 LVerfSchG M-V)

• bei definierten extremistischen Beob-achtunsobjekten

• Informationsbeschaffung in der Regel offen (§ 7 Abs. 2, § 10LVerfSchG M-V)

• keine Eingriffsbefugnisse, keine Zwangs-mittel

Informationsaustausch

Kontrolle:• Parlament• Justiz• Verwaltung• einzelne Bürger durch Auskunftsrecht• Medien

Mit Blick auf unsere Ge-schichte (GStaPo, MfS) soll zur Vermeidung eines über-mächtigen Überwachungs-apparates am Trennungs- gebot festgehalten werden.

§ 41 Abs. 5 SOG M-V iVm §§ 20, 24 LVerfSchG M-V

Leitfaden für die Zusammenarbeit von Polizei und Verfassungsschutz (Stand: 2013)

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PA N O R A M A12 Polizei-Journal 1/2014

Über 3000 Klicks im Intranet der Lan-despolizei M-V belegen: Die Mitar-beiterinnen und Mitarbeiter sind am Bericht zur Evaluation der Polizeistrukturreform 2010 interessiert.

Der Bericht weist an meh-reren Stellen darauf hin, dass die Evaluation – zumal in so kurzer Zeit nach dem Inkrafttreten der „PSR 2010“ am 1. März 2011 – noch lan-ge nicht beendet ist. Denn im Grun-de ist sie ein permanenter Prozess!Das Ziel, Planstellen in der Führungs-struktur einzusparen, ist erreicht.

Im Bewertungszeitraum 1. Februar 2008 (gewählter Zeitpunkt vor In-krafttreten „PSR 2010“) bis 1.Okto-ber 2012 (Evaluationszeitpunkt nach „PSR 2010“) hat sich die Anzahl der Führungsorgane gem. PDV 100 von 32 auf 14 reduziert. Bezogen auf

Planstellen bedeutet dies eine Verrin-gerung um 163 Stellen oder fast 20 % (835 auf 672).

Im gleichen Zeitraum hat sich die Anzahl der Planstellen in den Poli-zeihaupt- und Polizeirevieren um 196 Stellen oder fast 10 % vergrößert. Und das, obwohl im Gesamtperso-nalkörper „Landespolizei“ im glei-chen Zeitraum weitere 323 Planstel-len eingespart werden mussten.

Nicht zu verwechseln war und ist der Begriff der Planstelle mit dem tatsächlich vorhandenen Mitarbei-

ter. In jedem privatwirtschaftlichen Unternehmen wie auch in jeder öf-fentlich-rechtlichen Behörde sind NIE ALLE Mitarbeiter IMMER an den ihnen zugewiesenen Arbeitsplätzen oder Planstellen. Gründe dafür können z.B. langfristige Krankheiten, Frei- stellungsphasen oder innerdienst-liche Notwendigkeiten sein. Aller-dings ist bei der Untersuchung auch aufgefallen, dass vergleichbare Füh-rungseinrichtungen mit vergleichba-ren Aufgaben eine unterschiedliche Besetzung mit Planstellen und Mit-arbeitern aufweisen. Die Hintergrün-de werden untersucht. Als Ziel muss natürlich eine weitestgehende Ver-einheitlichung angestrebt werden. Zu diesem Zweck werden derzeit die aktuellen Personalzahlen erhoben.

Darüber hinaus hinterfragt der Inspekteur der Polizei M-V im Rahmen von Be-reisungen der Dienststellen die Gründe.

Im polizeilichen Aufgabenbereich der Straßenverkehrsüberwachung haben

Evaluation „PSR 2010“ – und was kommt jetzt?

Der „Bericht über die Evaluation der Polizeistrukturreform“ ist mit Stand vom 24. Oktober 2013 an den Innenausschuss des Landtages, die Gewerkschaften und Berufsverbände und die Polizei-Behörden im Land versandt worden. Im Innenaus-schuss stand er in der Sitzung am 16. Januar 2014 auf der Ta-gesordnung. Im Beisein des Vorsitzenden der Gewerkschaft der Polizei in M-V, Christian Schumacher, und dem Vertreter des Hauptpersonalrates der Polizei, dem jetzigen Vorsitzenden Heinz Woisin, wurde der Bericht umfassend beraten. Zudem war er eine Zeit lang in der Infoline abrufbar.

Das Ziel, Planstellen in der Führungs- struktur einzusparen, ist erreicht.

Dietrich Gohde[ Leiter des Referates 410 im Innenministerium M-V ]

Foto: JM

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PA N O R A M A 13Polizei-Journal 1/2014

die polizeilichen Aktivitäten nach der Umstrukturierung offensichtlich zunächst deutlich nachgelassen. Die Aufgaben der polizeilichen Verkehr-süberwachung in den Polizei- und Polizeihauptrevieren bei vergleichba-ren Rahmenbedingungen mit unter-schiedlicher Intensität wahrgenom-men wurde und wird. Inzwischen tragen die Bemühun-gen von Führungskräften und Mitarbeitern wieder Früchte. Der Verkehrsüber-wachungsdruck hat deut-lich zugenommen. Im Jahr 2013 wurden im Vergleich zum Jahr 2011 ca. 15 % mehr Geschwindig-keitsverstöße festgestellt, die Anzahl der Anhaltekontrollen hat sich im gleichen Zeitraum um fast 18 % er-höht. Sie, die Mitarbeiterinnen und Mitar-beiter, sind wieder auf dem richtigen Weg.

Die Frage, die nun alle beschäftigt, ist: Wie soll es jetzt weitergehen? Zu den Maßnahmen, die sich die Po-

lizeiführung in das sprichwörtliche Aufgabenheft geschrieben hat, ge-hören unter anderem:

• Aufgabenkritik insgesamt – Muss sich die Landespolizei bei fort-schreitendem Personalabbau ggf. von Aufgaben trennen und wenn ja, von welchen?

• Prüfung der Einführung des flexi-blen Schichtmanagementsystems – Bringt ein solches System höhere Flexibilität, Erledigung von Son-deraufträgen und Einsparung von Dienst- und Arbeitszeit?

• Untersuchung, inwieweit Ent-scheidungsvorbehalte in den Po-lizeipräsidien reduziert oder auf-gehoben werden müssen – Wird Doppelarbeit geleistet und wenn ja – wo?

• Fortschreibung des IuK-Betreu-ungskonzeptes

• Erarbeiten eines Fortbildungsma-nagements

Als Ende für den Maßnahmeplan ist zwar Mitte 2015 niedergeschrieben. Die Evaluation als ständiger Prozess ist damit aber ganz sicher nicht be-

endet. Als „lernende Or-ganisation“ werden wir im Sinne eines ständigen Ver-besserungsprozesses immer nach Optimierungsmög-

lichkeiten suchen müssen. Zukünftig wird jedoch weniger die Aufbauor-ganisation der Landespolizei Meck-lenburg-Vorpommern im Blickfeld der Optimierungsbemühungen ste-hen als vielmehr die Ablauforganisa-tion und die Arbeitsprozesse.

Wenn Sie schon jetzt Möglichkeiten der Verbesserung sehen, lassen Sie es uns wissen.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sind wieder auf dem richtigen Weg.

Zukünftig wird jedoch weniger die Aufbauorganisation der Landespolizei

Mecklenburg-Vorpommern im Blickfeld der Optimierungsbemühungen

stehen als vielmehr die Ablauforganisation und die Arbeitsprozesse.

1. Februar 2008 1. Oktober 2012

Führungsbereiche Polizeidirektionen 5 Führungsstab Polizeipräsidium 2

Führungsgruppen Polizeiinspektionen 17 Führungsgruppen Polizeiinspektionen 8

Führungsgruppen Kriminalpolizeiinspektionen 5 Führungsgruppen Kriminalpolizeiinspektionen 4

Führungsgruppen Inspektionen Zentrale Dienste 5 Führungsgruppen Inspektionen Zentrale Dienste 0

Gesamt 32 Gesamt 14

Anzahl von Stabs- und Führungsbereichen

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Jede Polizeibeamtin, jeder Polizeibe-amte kennt das beklemmende Ge-fühl, eine Atemschutzmaske zu tra-gen. Jede Benutzung der Maske hat dabei einen ganz einfachen Grund: die Eigensicherung.

In vier Multiplikatorenveranstaltun-gen wurden im Februar 65 Polizis-tinnen und Polizisten durch Thomas Bellin und Bernd Walde in der Feu-erwehrausbildungsstätte in Malchow theoretisch und praktisch für ihre

Aufgabe als Unterweisungsberechtig-te für den Vollmasken- und Kombina-tionsfilter-Einsatz bei der Polizei ge-schult. Alle „Schüler“ mussten dabei auch durch den „Käfig“, die Atem-schutzstrecke der Landesschule für Brand- und Katastrophenschutz M-V.Theoretische Lehrinhalte waren der Aufbau und die Funktionsweise der Atemschutztechnik, die rechtlichen sowie organisatorischen Grundlagen

aber auch die Zusam-menhänge zwischen Atemgiften und de-ren Aufnahme über die Atemwege. Die wichtigste Haus-

aufgabe steht den 65 aber noch be-vor, die Einweisung der Kolleginnen und Kollegen in den verschiedenen Polizeidienststellen zu Hause. Text und Foto: Thomas Bellin, LSBK M-V

Polizei im Feuerwehr-Käfig

Neue „Sprecherinnen“

PA N O R A M A14 Polizei-Journal 1/2014

Die eine oder der andere hat es schon vernommen: In Neubrandenburg „sprechen“ jetzt zwei Neue – für die Dienststel-len natürlich. Die Stellen der Pressesprecherinnen (SB ÖA) des PP und der PI Neubran-

denburg sind neu besetzt. Gründe des Wechsels: Madeleine Camin freut sich auf ihr zweites Kind. Ve-rena Splettstößer erhielt neue Auf-gaben als Leiterin des SB Einsatz in der PI Neubrandenburg. Alles Gute, Ihr zwei.

Die Neuen im Team der „Sprecher/innen“ und PJ-Redakteure sind seit Anfang des Jahres Carolin Hensch-ke und Karen Lütge. Euch beiden einen guten Start und viel Glück für die Zukunft.

• Polizeioberkommissarin• 2002 Studium FHÖVPR • 2005 im PR NBG u.a. StrF’in (V), ETR-Trainerin im Nebenamt • Dezember 2013 SB´in ÖA PP Neubrandenburg

• Kriminalhauptkommissarin• 1998 Ausbildung mittlerer Dienst • 2000 LBPA M-V, Technische Einsatzeinheit • 2003 Aufstieg mit Zweig Kripo• 2004 PR Waren StrF´in (V), Schichtführerin, GruFü´in EE• 2007 § 13-er Studium • Januar 2014 SB´in ÖA PI Neubrandenburg

Info: Intrapol - „Bildung und Wissen“www.lfs-sh.de/MV/Training/Start.php

➔Carolin Henschke ➔Karen Lütge

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Polizei im Feuerwehr-Käfig

Neue „Sprecherinnen“

PA N O R A M A 15Polizei-Journal 1/2014

Neues USBV-Spezialfahrzeug für Munitionsbergungsdienst M-V

Der Munitionsbergungsdienst in Mecklenburg-Vorpommern hat ein neues USBV-Spezialfahrzeug vom Typ Mercedes-Benz, das vorwiegend bei Soforteinsätzen zur Entschärfung von so genannten USBV (Unkonven-tionelle Spreng- und/oder Brandvor-richtung) eingesetzt wird.

„Die Mitarbeiter des Munitionsber- gungsdienstes (MBD) arbeiten oft in Lebensgefahr, damit Mecklen-burg-Vorpommerns Bürgerinnen und Bürger in Sicherheit leben können. Für diesen hochriskanten Einsatz dan-ke ich ihnen“, betonte Innenminister Lorenz Caffier bei der Techniküberga-

be am 20. Februar in Mellenthin. „Das Land nimmt seine Verantwortung im Bereich der Entschärfung und Muni-tionsbergung sehr ernst. Mit diesem Fahrzeug sind die Entschärfer des MBD im östlichen Landesbereich tech-nisch auf den neuesten Stand und lan-desweit rund um die Uhr verfügbar.“

Fahrgestell: Mercedes Benz Sprinter 519Hubraum: 2.987 ccmLeistung: 140 kW

Kofferaufbau mit Inneneinrichtung Hersteller: Firma Breitfuss Meßtechnik GmbH (Harpstedt)Länge: 6.900 mmBreite: 2.400 mmHöhe: 3.250 mmLeergewicht: 3.550 kgNutzlastv 1.450 kg

Fahrzeug und Umbau kosteten 163.000,– € €

Länge: 1.300 mmBreite: 685 mmHöhe: 1.240 mmLeergewicht: 375 kgGeschwindigkeit: 3 km/hHubkraft: bis zu 100 kgReichweite: (Vertikal/horizental) 2.860 mm /1.860 mmZugkraft: 3.000 Nweitere Infos: · 6-Achsen Manipulatorarm mit Linearachse · Magazine für bis zu drei zusätzliche Werkzeuge (automatischer Wechsel) · bis zu 5 verschiedene Bekämpfungssysteme · Einsatzbereich –20°C bis +60°C

Fernlenkmanipulator Teodor mit Ausstattung kostete 472.000,– €

FAHRZEUG FERNLENKMANIPULATOR TEODOR(telerob Explosive Ordnance Disposal and observation robot)

➔„Teodor“ schon jetzt ein Medienstar Fotos: Uto Sachse

Text: Roland Vogler-Wander

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16 Polizei-Journal 1/2014M E I N F E I E R A B E N D

Gemeinschaftsgefühl und Verant-wortungsübernahme scheinen sich auf dem Rückzug zu befin-den. Gelegentlich sind Gedanken zu hören, Staatsdienerinnen und -diener müssten sich als allererstes und mehr ehrenamtlich engagie-ren. In der neuen Rubrik „nach dem Dienst“ werden wir Kol-legen vorstellen, die sich eh-renamtlich engagieren oder die sich besonderes Wissen an-geeignet haben.

Hallo, ich bin Volker und seit 17 Jah-ren Mitglied in der Freiwilligen Feuer-wehr meines Heimatortes. Hier bin ich aufgewachsen. Hier wohne ich noch heute. Hier fühle ich mich wohl. Die Feuerwehr gehört für mich im Jahr 2014 ins Dorfbild, wie die Kirche und der Friedhof. Gemeinschaft eben.Mitte der 1990-er Jahre hat es bei

uns am Tage ein paarmal gebrannt. Da brauchten die Leute zum Schläu-cheziehen. Ich hab´ einfach mit an-gefasst. So banal das auch klingt. Es ging schließlich ums Dorf. Und wer einmal einen Feuerwehrschlauch in der Hand gehabt hat, kann davon nicht mehr lassen. Machen wir uns

nichts vor: Helfen tut gut und er-zeugt auch eine ordentliche Portion Glücksgefühle.Obwohl ich bei meinem Eintritt in die Feuerwehr nicht mehr 16 war, nah-men mich die „Altgedienten“ in der Feuerwehr gut auf. Ich war einer von ihnen, einer aus dem Dorf. Die Ka-meraden vertrauten mir. Sie wählten

mich in der kommenden Zeit in Füh-rungsfunktionen – bis hin zum Wehr-führer. Was war das für eine Verant-wortung?! Leider musste ich dann irgendwann wieder kürzer treten. Im letzten halben Jahr konnte ich fast gar keinen Feuerwehrdienst leisten.Aber jetzt will ich wieder als „Halb-

tagskraft“ mitmachen. Feuer-wehrdienst heißt ja nicht nur, das Leid anderer Leute zu sehen. Wenn du das erste Mal die dankbaren Augen von Menschen gesehen hast, denen du helfen konntest,

hat sich dein Einsatz richtig gelohnt. Feuerwehrdienst heißt auch lernen, lachen und Gemeinschaft erleben. Ich freue mich darauf, mein Wissen an die anderen wieder weiter zu ge-ben und die Technik mit „ in Schuss“ zu halten.Ihr wollt wissen, was mich genau be-wogen hat, das Thema Feuerwehr

Polizei- und Freiwilliger Feuerwehrdienst müssen sich

nicht ausschließen.

Helfen tut gut

Volker Urban [ Sachbearbeiter Kriminal- technik im Kriminal- kommissariat Wismar ]

➔ … im Dienst am Reprotisch Fotos: Uto Sachse

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17Polizei-Journal 1/2014

wieder anzufassen? Das kann ich Euch ganz genau sagen: Da fehlen Leute vorne und hinten und ich war und bin gerne Feuerwehrmann. WIR haben in der letzten Zeit viel am Fahrzeug neu gemacht. Und wenn Du plötzlich auf der falschen Seite des Fahrzeugs stehst, nach dem Motto „Wo ist das Strahl-rohr?“, dann ist das schon blöd. Als Zugführer kannst Du keinem Trupp-mann erklären: „Vor fünf Jahren war das Rohr noch da.“ Nachwuchssorgen haben wir keine in der Jugendfeuerwehr. Wenn die Kinder und Jugendlichen kommen, ist es im Spritzenhaus regelmäßig rappeldicke voll. Nach dem Sprung in den regulären Feuerwehrdienst sieht das aber ganz anders aus. Da fehlen uns, wie überall im Land, die Frauen und Männer. Glücklicherweise gibt es noch mehr Kollegen aus dem Polizeidienst oder sogar von der Berufsfeuerwehr, die sich ebenfalls in der Freiwilligen Feu-erwehr engagieren. Einer von ihnen ist zum Beispiel Horst Oschätzky aus

dem Kriminaldauerdienst Wismar. Ich kann guten Gewissens jedem Po-lizeibeamten empfehlen, sich bei der Freiwilligen Feuerwehr zu melden! Der Feuerwehrdienst hat schon viel mit der Polizeimentalität zu tun. Po-

lizisten sind anders organisiert und wissen mit Begriffen wie Strategie, Taktik, Auftrag und Nachbereitung umzugehen. Darüber hinaus gilt im-mer wieder: Wer in einer Gemein-schaft lebt, darf auch gerne ein biss-chen für die Gemeinschaft da sein. Scheu vor mangelnder Akzeptanz der „Längerdienenden“ gegenüber

lebensälteren Neueinsteigern braucht niemand zu befürchten. Es ist doch gut, wenn man für den Feuerwehr-dienst schon ein bisschen Lebenser-fahrung hat. Das ist wie bei der Po-lizei. Auf die Jungen muss man mehr aufpassen. Die Älteren können das aufgrund ihrer Lebenserfahrung ganz gut allein. Das feuerwehrtechnische Handwerkszeug müssen sich natür-lich alle aneignen. Für die Zeit der Aus- und Fortbildung konnte ich mir

immer der Unterstützung der Poli-zeiinspektion Wismar sicher sein. Da wurde immer alles möglich ge-macht, was irgendwie ging.Ach ja, ich hatte mich noch gar nicht richtig vorgestellt. Ich bin

Volker Urban, 47 Jahre, Sachbear-beiter Kriminaltechnik im Kriminal-kommissariat Wismar, Außenstelle Gadebusch und wohne in dem klei-nen Dorf Schlagbrügge im Landkreis Nordwestmecklenburg.

M E I N F E I E R A B E N D

Die Feuerwehr gehört für mich im Jahr 2014 ins Dorfbild, wie die Kirche und der Friedhof.

Volker Urban [ Sachbearbeiter Kriminal- technik im Kriminal- kommissariat Wismar ]

➔ … als Feuerwehrmann in „Montur“

Kennen auch Sie engagierte Kolleginnen und Kollegen in Ehrenämtern? Wir wollen sie kennen lernen. Geben Sie uns den entscheidenden Tipp: Redaktion.Polizeijournal@ im.mv-regierung.de

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M E I N E G E S U N D H E I T18

Gesundheit geht durch den Magen

Als Mitarbeiter des Polizeiärztlichen Dienstes werde ich oft mit der Aus-wirkung ungesunder Lebensweise bei Patienten konfrontiert. Große Bedeutung kommt hier einer ausgewogenen Ernährung zu, ohne die eine lang anhaltende Gesund-heit und Leistungsfähigkeit eben nicht möglich ist.Wie groß das Interesse an dieser The-matik ist, durfte ich im vergangenen

Jahr als Referent auf dem Ge-

sundheitstag des PP Rostock erleben. Noch heute werde ich angespro-chen, angerufen und mit Emails zu

Sport und Ernährung konfrontiert. Kollegen versuchen aus der Informa-tionsflut zu diesem Thema die für sie richtige Variante herauszufiltern. Der richtige Schritt in diese Richtung ist das bei vielen Dienststellen eigen-

ständig organisierte gemeinsame Kochen. Hier entgehen die

Kollegen der beque-men Fastfood-Welle

und können sich beim Gestalten der Mahlzeiten

zusammenwirkend über die Ernäh-rung austauschen.Das so nebenbei erzeugte geistige und soziale Wohlergehen wird ne-ben der körperlichen Komponente in der Verfassung der Weltgesundheits-organisation übrigens als „Gesund-heit“ bezeichnet.Da der Stoffwechsel jedes einzel-nen so unterschiedlich ist wie die Menschen selbst, sind allgemeine Ernährungsempfehlungen über die Zusammensetzung der Mahlzeiten mit ihren Inhaltsstoffen nur bedingt möglich. Die täglich ausreichende Zufuhr von Gemüse und Obst sollte allerdings auf alle Kollegen gleicher-maßen zutreffen. So gibt es speziell beim Gemüse Mikronährstoffe (im speziellen die sekundären Pflanzen-

stoffe), welche das Risiko von Herz-Kreislauferkran-kungen und bestimmten Krebserkrankungen mini-mieren.So kann beispielsweise der

enthaltene Bitterstoff bei den Ar-tischocken helfen, das Cholesterin zu senken. Mit hoher Wahrschein-lichkeit wirken die bei uns im Lande erhältlichen Kohlarten sowie der aus dem Süden stammende Brokkoli und die Zwiebel krebsvorbeugend.Gemeinsames Zubereiten von le-ckeren, frischen Mahlzeiten sollte also zur Förderung des Klimas und der Leistungsfähigkeit auch auf den Dienststellen einen festen Platz ein-nehmen.

Lars Sulz [ LPBK M-V ]

Der richtige Schritt in diese Richtung ist das bei vielen Dienststellen eigenständig

organisierte gemeinsame Kochen.

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Quelle: „Das Ärztebuch der Heilkraft unserer Lebensmittel“

Foto: Uto Sachse

Polizei-Journal 1/2014

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Für viele aktive Läufer ist der New York Marathon ein großes Ziel. Jahre-lang trainieren die Sportler um diesen besonderen Marathon zu bestehen. Michael Ziemer vom KK Rostock war 2013 mit dabei. Mit knapp 56.000 Läufern ging er am 03. November

auf die 26, 2 Meilen (42,195) Kilome-ter durch alle New-Yorker-Stadtteile. Uns interessierten Dinge wie Motive, Training, Kosten, die schwersten und schönsten Momente. Darum haben wir nachgefragt, er hat uns geant-wortet. ➔

M E I N S P O R T 19Polizei-Journal 1/2014

➔ Einlaufen in Manhatten Fotos: privat

➔ Auf der Verrazano-Brigde

New York Marathon – Der Weg ist das Ziel!

Michael Ziemer: „Ich bin schon in den Jahren zuvor beim Berlin-Mara-thon mit dabei gewesen. Dabei hat-te ich immer ebenso viel Interesse am Event, wie auch am eigentlichen Lauf. Damit meine ich die „kulturel-le Action“ am Straßenrand und na-türlich das Ankommen in halbwegs passabler Zeit. Schaffen kann das mit etwas Disziplin jeder. Ich hatte sechs Monate Vorbereitung. Ich bin einmal pro Woche gelaufen und habe die Distanz stetig gesteigert. Mein erster Lauf ging jeweils über etwa 2 der letzte über knapp 35 Ki-lometer. Eigentlich sollte nach Berlin Schluss sein. Die Idee für New York wurde gemeinsam mit Freunden aus einer Laune heraus geboren. Da wir uns kaum über gute Laufzeiten qualifi-

zieren konnten (), haben wir eine Pauschalreise gebucht, die Flüge, Hotel sowie einen Startplatz bein-haltete. Kosten: über 2000 E (). Die schönsten Momente waren die Überquerung der Verrazano-Bridge kurz nach dem Start und das Ein-laufen nach Manhattan. Hier hatte das New-Yorker-Publikum seinen stärksten Auftritt. Das war nach etwas mehr als Halbmarathon-Dis-tanz auch notwendig. Am härtes-ten waren die letzten 4 Meilen. Da denkst du nur noch: „NICHT STE-HENBLEIBEN“. Aber irgendwann „schreit“ dich das Publikum in den Central Park hinein und du läufst durchs Ziel. Fazit: Zeit und Platzie-rung (ca. 33.000ster) erwartungs-gemäß höchstens Durchschnitt – Feeling dafür super!!!“

Lars Sulz [ LPBK M-V ]

Dörte Lembke im Gespräch mit Michael Ziemer

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20 Polizei-Journal 1/2014

PR Sternberg – Dienst im Land der 1000 SeenDas Polizeirevier Sternberg bietet seinen Kollegen eine landschaftlich außergewöhnliche Arbeitskulisse. Inmitten der Sternberger Seenland-schaft gelegen, grenzt das Einsatz-gebiet bis an den Schweriner See, die Stör-Wasserstraße und das Land-schaftsschutzgebiet Lewitz.

Das ist mein Revier…Zusammen mit insgesamt 37 Kollegen verrichte ich meinen Dienst im Polizeire-vier Sternberg und sorge in einem recht großen Einsatzgebiet von ca. 870 km² für Sicherheit und Ordnung. Der Dienst in diesem kleinen aber feinen Revier ist

spannend und abwechslungsreich, weil die unterschiedlichsten Einsätze den Beamten immer wieder neue Heraus-forderungen bieten. Vom vergleichs-weise harmlosen Wildunfall, über einen Blitzeinschlag beim Volksfest bis zum verirrten Wasserwanderer auf einem der großen Seen, so können Aufträge für die Polizeibeamten aussehen. Vor allem die Arbeit mit den Bürgern während der Bädersaison macht hier besonderen Spaß. Der Kontakt zu den Urlaubern auf den fünf Cam-pingplätzen mit bis zu 300 Stellplät-zen sorgt im polizeilichen Alltag für eine nette Abwechslung und zu an-geregten Gesprächen.

Bronzener Hirsch fiel Dieben zum Opfer.Weitere touristische Sehenswürdig-keiten im Zuständigkeitsbereich des

PR Sternberg stellen das archäolo-gische Freilichtmuseum Groß Raden mit der Slawenburg und der Bronze-ne Hirsch bei Friedrichswalde dar. Der Hirsch sorgte Anfang Juli des Jahres 2007 für Aufsehen. Durch Diebe wurde die etwa 100 Kilogramm schwere Bronzeskulptur vom Gelän-de des Mausoleums für Paul Wede-kind entwendet und in Einzelteile zerlegt. Wenige Tage später konnte die Plastik zersägt auf dem Gelände einer Metallaufbereitungsfirma in Schwerin aufgefunden werden.

Sternberg, eine Überlegung wert!Ich kann das Polizeirevier Sternberg als Dienststelle nur empfehlen und würde mich freuen, wenn einige Kollegen z.B. im Rahmen des Bäder-dienstes, während des Praktikums oder nach Abschluss an der FHÖVPR in Sternberg vorbeischauen. Stern-berg ist immer eine Überlegung wert!

Fläche Revierbereich ca. 870 km²Ausdehnung: Nord-Süd ca. 50 km West-Ost ca. 45 km (B 104) Diagonal ca. 70 km (von Witzin nach Goldenstädt)Einwohner: ca. 38.000 Hauptverkehrswege: ein Teilstück der BAB 14, die Bundesstraßen 104, 192 und 321nördlichster Ort: Flessenow am Schweriner Aussensee südlichster Ort: Goldenstädt an der A14Westliche Begrenzung: Schweriner See und A14Östliche Begrenzung: zwischen Witzin und Tieplitz

Am 01.01.2014 gab es eine Ämterfusion der 3 Ämter Crivitz, Ostufer Schweriner See und Banzkow zum neuen „Amt Crivitz“. Das ist auch eine Herausforderung in der Betreuung der Bürger durch die Polizei.

PR Sternberg auf einen Blick

Das ist mein Revier

M E I N R E V I E R

Polizeirevier Sternberg

Martin Hogh [ Polizeirevier Sternberg ]

➔ Sternberg, Rathaus (honeypix©pixelio) ➔ Sternberger See (zaubervogel©pixelio)

Foto: Uto Sachse

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M E I N E P O L I Z E I 21Polizei-Journal 1/2014

Meine Polizei

Hartmut Grigo [ selbstständiger Unternehmer ]

Polizeibeamte kenne ich viele – als Geschäftspartner, als Freunde im Privaten und natürlich als Profi´s in Sachen Sicherheit.Mein Name ist Hartmut Grigo. Ich bin selbstständiger Unternehmer im Kraftfahrzeuggewerbe in Schwerin. Mit 55 Jahren habe ich – so denke ich – schon eine ganze Menge Erfah-rung mit der Polizei. Nein, ganz be-stimmt nicht so, wie Sie jetzt denken. Kurz nach meiner Gesellenprüfung Mitte der 70-er erhielt ich von mei-nem Chef die ersten Aufträge zur Durchsicht von Fahrzeugen der Sicherheitsbehörden in und um Schwerin. Im real existierenden So-zialismus fehlte es offensichtlich an Vielem, auch an Kfz-Mechanikern. Und so fuhr ich durch die Dienst-stellen, um die Behördenfahrzeuge zu warten.

Nachdem ich Mitte der 90-er in die Selbstständigkeit ging, hatte ich sie wieder „unter dem Schrauben-schlüssel“ – die Dienstwagen. Was ich nun damit gemacht habe? Das ist und bleibt mein Geschäftsge-heimnis. Über die Jahre lernt man sich ken-nen und schätzen. Und es erwach-sen auch Freundschaften. Meck-lenburg-Vorpommern ist eben ein Dorf. Ich bin stolz auf diese Freundschaften. Die Polizei gehört zu Mecklenburg-Vorpommern und ihre Mitarbeiter zu den Menschen

hier. Danke Jungs – und natürlich auch Mädels.Die ersten Jahre als junges Unter-nehmen waren schwer. Wir waren die einzige Firma hier auf dem gan-zen Gelände am Ende der Stadt. Das Ausflugslokal gegenüber brannte zweimal nieder und wurde bis heute nicht wieder aufgebaut. Einsam war´s hier manchmal. Mehrere Einbrüche musste ich hinnehmen. Ich weiß, die Kripo hat hier immer ihr Bestes gege-ben. Es war dann nur schade, wenn die Einstellungsverfügung von der Staatsanwaltschaft kam.Trotzdem freue ich mich auch noch heute darüber, dass der Streifen-

dienst sich eben nicht vom Rande der Stadt ferngehalten, sondern sei-ne Aufgaben auch hier, wie überall in Schwerin, wahrgenommen hat – Profi´s eben.Mit Blick in die Zukunft ist mir aber ein bisschen bange. Ich wohne auf dem Land, draußen östlich vom Schweriner See – da, wo die Schutz-leute aus Sternberg zuständig sind. Wo bitte sieht man heute noch Po-lizei in der Fläche? Im Jahr 1990 erlebte ich meine erste und einzige Verkehrskontrolle hier an der Ort-seinfahrt Schwerin am alten Pan-

zer-Denkmal. Und das steht schon lange nicht mehr.Als Geschäftsmann kann ich mir nicht vorstellen, dass die laufenden Einsparmaßnahmen bei der Polizei in unserem Land gesund für das Unternehmen Polizei sind.Ich wünsche mir als Bürger ganz klar mehr Präsenz der Polizei im Land - auch in den abgelegenen Or-ten. Klar, öffentliche Sicherheit kos-tet Personal und damit Geld.Wer Sicherheit haben will und nicht bereit ist, dafür zu zahlen, kann nur solange stöhnen, wie ihm selbst nichts passiert. Deswegen wär ich ja sogar bereit, für mehr Polizei mehr Steuern zu zahlen. Es kann doch nicht unser Ziel sein, dass Sicherheit in Zukunft nur noch für die zu ha-ben ist, die es sich leisten können. Zweifelsfrei haben private Sicher-heitsdienste ihre Berechtigung im Gesamtsystem. Polizei bleibt jedoch immer Polizei – und die möchte ich nicht missen.

„Ich wünsche mir als Bürger ganz klar mehr Präsenz der Polizei im Land, auch

in den abgelegenen Orten.“

[ Gedanken eines Bürgers ]

➔ Sternberg, Rathaus (honeypix©pixelio) ➔ Sternberger See (zaubervogel©pixelio)

Foto: Uto Sachse

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➔ Das nächste Polizei-Journal erscheint: 27. Juni 2014