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MAZ DAHMELAND-FLÄMING 28 Mittwoch, 6. Juli 2016 Meinung, dass Putins Handeln für den Zustand des Dauerfrosts in der Ost-West-Eiszeit verantwortlich ist. Der Autor meint nach vielen Ge- sprächen mit Putin und der Beob- achtung des Weltgeschehens, dass Putin nicht expansiv seine Macht in Europa ausdehnen will, sondern sich zur Wehr setzt gegen die Ein- kreisung durch die Nato. Dieses Buch habe ich nicht mehr aus der Hand gelegt. Es ist span- nend auf eine andere Art. Viel Ver- gnügen beim Lesen und beim an- schließenden neuen, anderen Den- ken über Putin, Russland und Euro- pa. Info: Die Buchhandlung Kaim befin- det sich in der Jüterboger Pferdestraße 46. Geöffnet ist montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr und sonnabends von 9 bis 12 Uhr. Seit 1922 existiert der Familienbe- trieb, auch in Luckenwalde, Rangsdorf, Potsdam und Berlin gibt es Filialen. Jüterbog. Dieses Mal möchte ich ein Buch vorstellen, dessen Inhalt seit Jahren interessant ist. Dieses Buch ist in diesem Jahr in der vierten Auf- lage erschienen. Es wurde von dem früheren Spiegel-Korresponden- ten und erfolgreichen Journalisten Hubert Seipel über Putin und die Entwicklung in Russland geschrie- ben: „Putin – Innenansichten der Macht“ (Verlag Hoffmann und Campe, 22 Euro). Putin, das unbekannte Wesen? Hubert Seipel hat Putin auf vielen Reisen begleitet, Dokumentarfilme über Russland verfasst und viele Gespräche mit Putin geführt. Der Autor hat Weggefährten und auch Gegner befragt, das waren unter anderem Boris Abramowitsch Be- resowski und Michail Chodorkow- ski, so dass man davon ausgehen kann, dass ein ausgewogenes Bild von der Situation Russlands seit Ein großer Teil der Medien ist schnell mit einem Urteil bei der Hand, wenn im Weltgeschehen und im Besonderen in Europa Er- 1990 bis heute entsteht. Seipels Analyse endet zeitlich mit dem Be- such von Angela Merkel am 10. Mai 2015 in Moskau. Günther Kaim in seiner Buchhandlung. FOTO: PRIVAT tönt. Hubert Seipel erklärt in seiner Darstellung die Ereignisse auf Grundlage politischer Fakten der jüngeren Zeit. Er widerspricht der eignisse nicht erklärbar sind, dann ist eben Putin daran schuld. Der Autor zeichnet ein ganz anderes Bild als es täglich aus den Medien Die meistgelesenen Bücher Die Bestseller in der Jüterboger Buch- handlung von Günther Kaim sind der- zeit: 1. Christoph Reuter: Die schwarze Macht – der „Islamische Staat“ und die Strategen des Terrors 2. Henrik Schulze: Jammerbock I – von den Anfängen bis 1918 3. Henrik Schulze: Jammerbock II – Die Reichswehr (1919-1934) 4. Thilo Sarrazin: Wunschdenken 5. Siegfried Lenz: Der Überläufer 6. Fredrik Backman: Oma lässt grüßen und sagt, es tut ihr leid 7. Bud Spencer: Was ich euch noch sa- gen wollte… 8. Horst Evers: Alles außer irdisch 9. Thea Stilton: Die Thea Sisters und der Schatz im Eis 10. Jeff Kinney: Gregs Tagebuch Teil 10 – So ein Mist! Tanz um den goldenen Apfel Die Künstlerin Tina Brauckmann zeigt ihre kraftvollen Gemälde in der Neuen Galerie in Wünsdorf Die drei „Göttinnen“, eines der großformatigen Gemälde Tina Brauckmanns, die sie auf Metall ausgeführt hat. FOTOS: KAREN GRUNOW (2) Musik, Kunst und Kino im Prieroser Garten Prieros. „Kultur trifft Natur“ heißt es am 19. August im Biogarten in Prieros, wenn Bilderlandschaften, Gartenlandschaften und Klang- landschaften vorgeführt werden. Es wird zunächst ab 16 Uhr Rund- gänge durch den Garten geben mit dem gärtnerischen Leiter Franz Heitzendorfer. Die in Kolberg le- bende Keramikerin Hendrikje Zu- schneid-Bertram hat eigens für den Garten einige besondere Arbeiten gestaltet. Doch Kunst kann nicht nur be- staunt, sondern auch selbst gefer- tigt werden an jenem Tag: Gerd Bandelow wird Interessierte anlei- ten beim Malen eines Aquarells unter dem Titel „Wandlungen eines Stilllebens“. Dieser Malkurs wird von 16 bis 18 Uhr angeboten. Wer sich dafür interessiert, sollte sich bereits vorab anmelden unter 03 37 64-6 29 98. Danach beginnen die Klangland- schaften, ab 18 Uhr wird der Kon- trabassist Jaspar Libuda erwartet, der im Trio mit Gitarrist Florian Se- gelke und Schlagzeuger Sven Tap- pert zu erleben ist. Libudas Kompo- sitionen ergeben eigene Klangwel- ten, „Klangkino“ nennt er das oder auch „cinematic bass music“. Ab 20.30 Uhr wird dann außerdem der Film „Der Bauer und sein Prinz“ vorgeführt, eine hochgelobte Do- kumentation von Bertram Verhaag über die ökologische Farm von Prinz Charles im Süden Englands. „Kultur trifft Natur“ ist eine ge- meinsame Veranstaltung des Kul- turbundes Dahme-Spreewald und der Volkshochschule Dahme- Spreewald. Mit dem kulturvollen und langen Abend im Garten wer- den zugleich die Tage der offenen Gärten im Landkreis Dahme- Spreewald eröffnet. Am 20. und 21. August öffnen zum nunmehr 15. Mal viele Privatgärten für interes- sierte Besucher. Noch bis Ende Juli können Gartenbesitzer ihr grünes Paradies dafür anmelden. kg Info: Weitere Informationen zu „Kul- tur trifft Natur“ am 19. August im Biogar- ten Prieros unter www.kulturbund-dah- me-spreewald.de; Anmeldungen zu den Tagen der offenen Gärten unter www.vhs-dahme-spreewald.de Russland, Europa und das Weltgeschehen Der Jüterboger Buchhändler Günther Kaim empfiehlt Hubert Seipels Analyse „Putin – Innenansichten der Macht" kämpferisch. Farbschlieren fallen wie senkrechte Regenfäden aus den Wolken, den Federn, hinten am Horizont gleißt die Sonne in dro- hend-kaltem Gelborange. Formen, Linien und Kanten prä- gen dagegen die „Laterne am Iris- grund“, ein ganz schmales, hohes Bild, in das von einer Seite schon die Abenddämmerung hereinzu- kriechen scheint, der Moment, kurz bevor die Laterne angezündet wird. Vor allem die Italien-Bilder fallen in Wünsdorf ins Auge, einige von ihnen sind jene großen Formate auf Metall. 51 Arbeiten hat Tina Brauckmann ausgewählt. Ihre „Göttinnen“ oder der „Elfentanz“ sind faszinierende Bewegungsstu- dien, die sich an antike Skulpturen anlehnen und nicht von ungefähr an „Der Tanz“ von Henri Matisse erinnern mit ihren gespreizten Be- wegungen. Drei Göttinnen sind es, die ihre Reize preisgeben, gleich so, als buhlten sie wie die drei Grazien um jenen goldenen Apfel, den der Jüngling Paris der Schönsten zu- werfen muss. Info: Die Ausstellung „Lichtträume“ von Tina Brauckmann ist bis zum 14. Au- gust in der Neuen Galerie in der Guten- bergstraße 1 in Wünsdorf zu sehen. Ge- öffnet ist donnerstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr. ein Blick zurück, aber das Heute ist mindestens ebenso präsent. Und das mit fast ungestümer Energie, die geradezu spürbar wird durch oft zentimeterdicke Farbschichten. Das ist das „Spiel mit den Elemen- ten“, Möwen über gischtschlagen- den Wellen, die Vögel kämpfen gegen den gewaltigen Wind, der mehr Kraft hat als sie, der sie durch die Luft wirbelt, machtlos und doch Wünsdorf. Manche Bilder riechen noch ganz frisch nach Farbe. Wer aufmerksam schaut und liest, der stellt fest, dass viele der nun in der Neuen Galerie in Wünsdorf gezeig- ten Arbeiten tatsächlich erst in die- sem Jahr fertig geworden sind. Tina Brauckmann hat fast die ganze Ausstellung mit neuen Werken be- stückt. „Sehr kraftvoll, mutig, sehr gewagt“, heißt es lobend im Gäste- buch der Schau, die noch bis zum 14. August in Wünsdorf zu sehen ist. „Lichtträume“ hat die Malerin, die im Michendorfer Ortsteil Wil- helmshorst lebt, den Bilderreigen genannt. Erstaunlich klar ist das Licht, ver- blüffend kalt aber auch, trotz oft warmer Farben bleibt eine merk- würdige Kühle, vielleicht auch Dis- tanz. Überhaupt die Farben: Wie Ti- na Brauckmann sie kombiniert, sorgt schon für eine ganz eigene Dynamik. Viele der in Wünsdorf ausgestellten Bilder sind größere Formate. Einige sind auf Metall ge- malte Ölbilder. 2014 entstand die Venedig-Impression „Bacino San Marco“, die Pfähle, an denen die Gondeln schaukeln, sind das blan- ke Metall. Die Malerin hat die Oberfläche schraffiert und zer- kratzt, wie das vom Wind bewegte Von Karen Grunow der Ahnung des gerade erst verge- henden Winters. Der klingt auch an in „Rückzug der Klausner“. Tina Brauckmann wird hier zur Ge- schichtenerzählerin, die den ruhi- gen Gang der in sich versunkenen Gestalten aus der Ferne beobachtet. Manches wirkt wie Erinnerungs- bilder. Dass diese aber nicht nostal- gisch verklärt rüberkommen, liegt wieder an den kühlen Farben. Es ist und vom Sonnenlicht schmei- chelnd in flirrende Glanzpünkt- chen zerteilte Wasser blinkern die Metallflächen durch das von tiefem Rot dominierte Bild. Das leuchtet auch auf der „Villa im Birkenhain“, einem erst in die- sem Jahr entstandenen Bild. Wie ein russischer Frühling mutet es an mit den noch kahlen Birkenstäm- men, dem Aufblühen des Mooses, Die „Villa im Birkenhain“ ist in diesem Jahr entstanden. Hendrikje Zuschneid-Bertrams Ke- ramiken sind auch im Prieroser Bio- garten zu sehen. FOTO: GRUNOW Zur Person Tina Brauckmann wurde 1965 in Rü- dersdorf geboren. In ihrer Jugend war sie Leistungssportlerin in der Rhythmi- schen Sportgymnastik. Parallel studierte sie an den Lehrerbil- dungsinstituten in Neuzelle und Frank- furt/Oder, ab 1984 besuchte sie außer- dem Kunstkurse an der Hochschule der Künste in Dresden, gehörte ab 1986 zum Kunstzirkel Otto Nagel in Berlin. Ab 1991 studierte Brauckmann an der Berliner Hochschule der Künste. Bereits seit 1986 und bis 2012 arbeite- te sie als Kunstpädagogin in Bildungs- einrichtungen in Berlin. Sie gibt auch heute noch Kunstkurse, außerdem ist sie Sporttrainerin. kg MAZ-Kulturseite: Aktuelles aus der Region

20160706 KWH HP 28 - Tina Brauckmann...FOTOS: KAREN GRUNOW (2) Musik, Kunst und Kino im Prieroser Garten Prieros . ¹Kultur trifft Naturª heiût es am 19. August im Biogarten in Prieros,

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Page 1: 20160706 KWH HP 28 - Tina Brauckmann...FOTOS: KAREN GRUNOW (2) Musik, Kunst und Kino im Prieroser Garten Prieros . ¹Kultur trifft Naturª heiût es am 19. August im Biogarten in Prieros,

MAZ DAHMELAND-FLÄMING28 Mittwoch,6. Juli 2016

Meinung, dass Putins Handeln fürden Zustand des Dauerfrosts in derOst-West-Eiszeit verantwortlich ist.Der Autor meint nach vielen Ge-sprächen mit Putin und der Beob-achtung des Weltgeschehens, dassPutin nicht expansiv seine Macht inEuropa ausdehnen will, sondernsich zur Wehr setzt gegen die Ein-kreisung durch die Nato.

Dieses Buch habe ich nicht mehraus der Hand gelegt. Es ist span-nend auf eine andere Art. Viel Ver-gnügen beim Lesen und beim an-schließenden neuen, anderen Den-ken über Putin, Russland und Euro-pa. ● Info: Die Buchhandlung Kaim befin-det sich in der Jüterboger Pferdestraße46. Geöffnet ist montags bis freitags von9 bis 18 Uhr und sonnabends von 9 bis 12Uhr. Seit 1922 existiert der Familienbe-trieb, auch in Luckenwalde, Rangsdorf,Potsdam und Berlin gibt es Filialen.

Jüterbog. Dieses Mal möchte ich einBuch vorstellen, dessen Inhalt seitJahren interessant ist. Dieses Buchist in diesem Jahr in der vierten Auf-lage erschienen. Es wurde von demfrüheren Spiegel-Korresponden-ten und erfolgreichen JournalistenHubert Seipel über Putin und dieEntwicklung in Russland geschrie-ben: „Putin – Innenansichten derMacht“ (Verlag Hoffmann undCampe, 22 Euro).

Putin, das unbekannte Wesen?Hubert Seipel hat Putin auf vielenReisen begleitet, Dokumentarfilmeüber Russland verfasst und vieleGespräche mit Putin geführt. DerAutor hat Weggefährten und auchGegner befragt, das waren unteranderem Boris Abramowitsch Be-resowski und Michail Chodorkow-ski, so dass man davon ausgehenkann, dass ein ausgewogenes Bildvon der Situation Russlands seit

Ein großer Teil der Medien istschnell mit einem Urteil bei derHand, wenn im Weltgeschehenund im Besonderen in Europa Er-

1990 bis heute entsteht. SeipelsAnalyse endet zeitlich mit dem Be-such von Angela Merkel am 10. Mai2015 in Moskau.

Günther Kaim in seiner Buchhandlung. FOTO: PRIVAT

tönt. Hubert Seipel erklärt in seinerDarstellung die Ereignisse aufGrundlage politischer Fakten derjüngeren Zeit. Er widerspricht der

eignisse nicht erklärbar sind, dannist eben Putin daran schuld. DerAutor zeichnet ein ganz anderesBild als es täglich aus den Medien

Die meistgelesenen BücherDie Bestseller in der Jüterboger Buch-handlung von Günther Kaim sind der-zeit:

1. Christoph Reuter: Die schwarze Macht – der „Islamische Staat“ und die Strategen des Terrors

2. Henrik Schulze: Jammerbock I – von den Anfängen bis 1918

3. Henrik Schulze: Jammerbock II – Die Reichswehr (1919-1934)

4. Thilo Sarrazin: Wunschdenken

5. Siegfried Lenz: Der Überläufer

6. Fredrik Backman: Oma lässt grüßen und sagt, es tut ihr leid

7. Bud Spencer: Was ich euch noch sa-gen wollte…

8. Horst Evers: Alles außer irdisch

9. Thea Stilton: Die Thea Sisters und der Schatz im Eis

10. Jeff Kinney: Gregs Tagebuch Teil 10 – So ein Mist!

Tanz um den goldenen ApfelDie Künstlerin Tina Brauckmann zeigt ihre kraftvollen Gemälde in der Neuen Galerie in Wünsdorf

Die drei „Göttinnen“, eines der großformatigen Gemälde Tina Brauckmanns, die sie auf Metall ausgeführt hat. FOTOS: KAREN GRUNOW (2)

Musik, Kunst und Kino im

Prieroser GartenPrieros. „Kultur trifft Natur“ heißtes am 19. August im Biogarten inPrieros, wenn Bilderlandschaften,Gartenlandschaften und Klang-landschaften vorgeführt werden.Es wird zunächst ab 16 Uhr Rund-gänge durch den Garten geben mitdem gärtnerischen Leiter FranzHeitzendorfer. Die in Kolberg le-bende Keramikerin Hendrikje Zu-schneid-Bertram hat eigens für denGarten einige besondere Arbeitengestaltet.

Doch Kunst kann nicht nur be-staunt, sondern auch selbst gefer-tigt werden an jenem Tag: GerdBandelow wird Interessierte anlei-ten beim Malen eines Aquarellsunter dem Titel „Wandlungeneines Stilllebens“. Dieser Malkurswird von 16 bis 18 Uhr angeboten.Wer sich dafür interessiert, solltesich bereits vorab anmelden unter☎03 37 64-6 29 98.

Danach beginnen die Klangland-schaften, ab 18 Uhr wird der Kon-trabassist Jaspar Libuda erwartet,der im Trio mit Gitarrist Florian Se-gelke und Schlagzeuger Sven Tap-pert zu erleben ist. Libudas Kompo-sitionen ergeben eigene Klangwel-ten, „Klangkino“ nennt er das oderauch „cinematic bass music“. Ab20.30 Uhr wird dann außerdem derFilm „Der Bauer und sein Prinz“vorgeführt, eine hochgelobte Do-kumentation von Bertram Verhaagüber die ökologische Farm vonPrinz Charles im Süden Englands.

„Kultur trifft Natur“ ist eine ge-meinsame Veranstaltung des Kul-turbundes Dahme-Spreewald undder Volkshochschule Dahme-Spreewald. Mit dem kulturvollenund langen Abend im Garten wer-den zugleich die Tage der offenenGärten im Landkreis Dahme-Spreewald eröffnet. Am 20. und 21.August öffnen zum nunmehr 15.Mal viele Privatgärten für interes-sierte Besucher. Noch bis Ende Julikönnen Gartenbesitzer ihr grünesParadies dafür anmelden. kg● Info: Weitere Informationen zu „Kul-tur trifft Natur“ am 19. August im Biogar-ten Prieros unter www.kulturbund-dah-me-spreewald.de; Anmeldungen zu denTagen der offenen Gärten unterwww.vhs-dahme-spreewald.de

Russland, Europa und das WeltgeschehenDer Jüterboger Buchhändler Günther Kaim empfiehlt Hubert Seipels Analyse „Putin – Innenansichten der Macht"

kämpferisch. Farbschlieren fallenwie senkrechte Regenfäden ausden Wolken, den Federn, hinten amHorizont gleißt die Sonne in dro-hend-kaltem Gelborange.

Formen, Linien und Kanten prä-gen dagegen die „Laterne am Iris-grund“, ein ganz schmales, hohesBild, in das von einer Seite schondie Abenddämmerung hereinzu-kriechen scheint, der Moment, kurzbevor die Laterne angezündetwird.

Vor allem die Italien-Bilder fallenin Wünsdorf ins Auge, einige vonihnen sind jene großen Formate aufMetall. 51 Arbeiten hat TinaBrauckmann ausgewählt. Ihre„Göttinnen“ oder der „Elfentanz“sind faszinierende Bewegungsstu-dien, die sich an antike Skulpturenanlehnen und nicht von ungefähran „Der Tanz“ von Henri Matisseerinnern mit ihren gespreizten Be-wegungen. Drei Göttinnen sind es,die ihre Reize preisgeben, gleich so,als buhlten sie wie die drei Grazienum jenen goldenen Apfel, den derJüngling Paris der Schönsten zu-werfen muss. ● Info: Die Ausstellung „Lichtträume“von Tina Brauckmann ist bis zum 14. Au-gust in der Neuen Galerie in der Guten-bergstraße 1 in Wünsdorf zu sehen. Ge-öffnet ist donnerstags bis sonntags von10 bis 18 Uhr.

ein Blick zurück, aber das Heute istmindestens ebenso präsent. Unddas mit fast ungestümer Energie,die geradezu spürbar wird durch oftzentimeterdicke Farbschichten.Das ist das „Spiel mit den Elemen-ten“, Möwen über gischtschlagen-den Wellen, die Vögel kämpfengegen den gewaltigen Wind, dermehr Kraft hat als sie, der sie durchdie Luft wirbelt, machtlos und doch

Wünsdorf. Manche Bilder riechennoch ganz frisch nach Farbe. Weraufmerksam schaut und liest, derstellt fest, dass viele der nun in derNeuen Galerie in Wünsdorf gezeig-ten Arbeiten tatsächlich erst in die-sem Jahr fertig geworden sind. TinaBrauckmann hat fast die ganzeAusstellung mit neuen Werken be-stückt. „Sehr kraftvoll, mutig, sehrgewagt“, heißt es lobend im Gäste-buch der Schau, die noch bis zum14. August in Wünsdorf zu sehenist. „Lichtträume“ hat die Malerin,die im Michendorfer Ortsteil Wil-helmshorst lebt, den Bilderreigengenannt.

Erstaunlich klar ist das Licht, ver-blüffend kalt aber auch, trotz oftwarmer Farben bleibt eine merk-würdige Kühle, vielleicht auch Dis-tanz. Überhaupt die Farben: Wie Ti-na Brauckmann sie kombiniert,sorgt schon für eine ganz eigeneDynamik. Viele der in Wünsdorfausgestellten Bilder sind größereFormate. Einige sind auf Metall ge-malte Ölbilder. 2014 entstand dieVenedig-Impression „Bacino SanMarco“, die Pfähle, an denen dieGondeln schaukeln, sind das blan-ke Metall. Die Malerin hat dieOberfläche schraffiert und zer-kratzt, wie das vom Wind bewegte

Von Karen Grunow

der Ahnung des gerade erst verge-henden Winters. Der klingt auch anin „Rückzug der Klausner“. Tina Brauckmann wird hier zur Ge-schichtenerzählerin, die den ruhi-gen Gang der in sich versunkenen Gestalten aus der Ferne beobachtet.

Manches wirkt wie Erinnerungs-bilder. Dass diese aber nicht nostal-gisch verklärt rüberkommen, liegtwieder an den kühlen Farben. Es ist

und vom Sonnenlicht schmei-chelnd in flirrende Glanzpünkt-chen zerteilte Wasser blinkern dieMetallflächen durch das von tiefemRot dominierte Bild.

Das leuchtet auch auf der „Villaim Birkenhain“, einem erst in die-sem Jahr entstandenen Bild. Wieein russischer Frühling mutet es anmit den noch kahlen Birkenstäm-men, dem Aufblühen des Mooses,

Die „Villa im Birkenhain“ ist in diesem Jahr entstanden.

Hendrikje Zuschneid-Bertrams Ke-ramiken sind auch im Prieroser Bio-garten zu sehen. FOTO: GRUNOW

Zur PersonTina Brauckmann wurde 1965 in Rü-dersdorf geboren. In ihrer Jugend war sie Leistungssportlerin in der Rhythmi-schen Sportgymnastik.

Parallel studierte sie an den Lehrerbil-dungsinstituten in Neuzelle und Frank-furt/Oder, ab 1984 besuchte sie außer-dem Kunstkurse an der Hochschule der Künste in Dresden, gehörte ab 1986 zum Kunstzirkel Otto Nagel in Berlin. Ab 1991 studierte Brauckmann an der Berliner Hochschule der Künste.

Bereits seit 1986 und bis 2012 arbeite-te sie als Kunstpädagogin in Bildungs-einrichtungen in Berlin.

Sie gibt auch heute noch Kunstkurse, außerdem ist sie Sporttrainerin. kg

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