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2020

2020...Saarbrücken, Straßburg und Karlsruhe, u.a. bei Ivan Fedele und Wolfgang Rihm. Sie erhielt u.a. den Komponistenpreis der Ernst von Siemens Musikstiftung und den Kunstpreis

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Inhalt 1Förderprojekte 2020 2Edition 4Abenteuer Neue Musik 14Interpretenförderung 16European Workshop 21Online-Seminare 25Förderer 27

Inhalt 1

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Förderprojekte 2020

Für die meisten Menschen ist das Jahr 2020 wahrscheinlich gründlich an-ders verlaufen, als geplant. Den FÖRDERPROJEKTEN ZEITGENÖSSI-SCHE MUSIK erging es ebenso. Die ersten Wochen begannen noch sehr verheißungsvoll. Die Zusammenarbeit des EZM-Komponisten Sergej Main-gardt mit dem Bundesjugendorchester (BJO) im Rahmen eines großen Projekts zum Beethoven-Jubiläumsjahr und die Aufführungen des für das BJO komponierten neuen Werkes verliefen außerordentlich erfolgreich. Dem Umzug in eine neue Bürosituation folgte dann der Lockdown aufgrund der Corona-Pandemie, der zunächst einmal alle weiteren Planungen in Frage stellte. Dank der zuvor zentral aktualisierten IT konnten auch die FÖRDER- PROJEKTE vom einen auf den anderen Tag ins Homeoffice wechseln.

Abgesagt werden musste dann erfreulicherweise weniger, als zunächst be-fürchtet. Es traf u.a. den EUROPEAN WORKSHOP (EWCM) in Düsseldorf, einschließlich des Konzerts beim Festival ACHT BRÜCKEN in Köln, Schulprojekte im Rahmen von „Abenteuer Neue Musik“ waren nicht mehr möglich, ebenso wie geplante Veranstaltungen der von uns geförderten jungen Ensembles. Dennoch konnte auch vieles weitergehen und realisiert werden. So wurden 2020 trotz allem vier CDs in der EDITION ZEITGENÖSSISCHE MUSIK (EZM) veröffentlicht, allesamt Porträts von jungen Frauen. Die CD Earthing von Clara Iannotta wurde zudem mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik ausge-zeichnet. Im Herbst hatten wir das Glück, genau den überschaubaren Zeitraum nutzen zu können, in dem wieder Aktivitäten auch mit Zuhörenden möglich waren. Das Release-Konzert zur EZM-CD von Huihui Cheng wurde von einem kulturell nahezu entwöhnten Publikum begeistert aufgenommen. Besondere Herausforderungen bot diesmal die Umsetzung des EWCM in Warschau, der nicht zuletzt aufgrund der langjährigen Partnerschaft mit dem Warschauer Herbst zu einem gelungenen Abschluss geführt werden konnte.

Dies alles war zwar nur unter den Auflagen der immer wieder mit Bangen erwarteten Corona-Verordnungen möglich, aber der deutlich höhere Aufwand für jedes einzelne Projekt hat sich gelohnt. Das zeigten das Feed-back von Teilnehmenden und Publikum. Für andere Aktivitäten wurden alternative Wege gefunden bzw. neue Arbeitsfelder entwickelt. Die Unterstützung des Fernunterrichts in Schulen etwa bei „Abenteuer Neue Musik“ oder die Beratung von jungen Interpretierenden via Video-Konferenz. Auf große Resonanz stieß auch die mit anderen Projekten aus der Projektgesellschaft konzipierte Reihe mit Online-Seminaren zu sehr unterschiedli-chen Themen.

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Überhaupt war und ist es derzeit wichtiger denn je, mit den Geförderten im Gespräch zu bleiben und ein offenes Ohr für deren Sorgen und Nöte zu haben, sie gegebenenfalls über Hilfsprogramme und weitergehende Unter-stützung zu informieren. Das gilt vor allem für die von uns in der INTERPRETENFÖRDERUNG betreuten Inter-pretierenden und Ensembles sowie die Komponierenden. Insofern hat die Corona-Zeit den Blick auf die eigene Arbeit nachhaltig geschärft, und die Begleitung unserer Projekte in und durch die Pandemie kann dann etwa über rein organisatorische und logistische Fragestellungen schnell hinausweisen und sehr viel facettenreicher werden. Eine schöne, aber auch verantwortungsvolle Aufgabe, der wir gerade jetzt sehr gern nachkommen.

Wir möchten allen Förderern, Partnerinnen und Partnern und den Gremienmitgliedern unserer Projekte sowie allen Verantwortlichen beim Deutschen Musikrat für die Unterstützung unserer gemeinsamen Arbeit für die neue Musik sehr herzlich danken. Nicht zuletzt sei hier einmal mehr meinen Kolleginnen und Kollegen in den FÖRDERPROJEKTEN herzlich gedankt, ohne deren große Einsatzbereitschaft diese Aktivitäten nicht möglich wären.

Wir wünschen uns allen, dass wir 2021 wieder freier agieren und Projekte und Veranstaltungen für ein größeres Publikum zurückkehren können – und wir alle gut und vor allem gesund durch diese besondere Zeit kommen!

Olaf WegenerFÖRDERPROJEKTE ZEITGENÖSSISCHE MUSIK (Projektleitung)

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Seit 1986 fördert die EDITION ZEITGENÖSSISCHE MUSIK (EZM) junge Komponistinnen und Komponisten mit der Veröf-fentlichung einer individuellen Porträt-CD und dokumentiert so das zeitgenössische Musikleben in Deutschland. Als musikali-sche Visitenkarte von höchster Qualität bieten die Porträt-CDs eine maximale Empfehlung und fördern die Verbreitung neuer Musik aus Deutschland.

Produziert werden die CDs überwiegend in Zusammenarbeit mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk, veröffentlicht beim Label WERGO. Durch zahlreiche Ko- und Eigenproduktionen werden außerdem Ensembles und Interpretierende zeitgenös-sischer Musik gefördert. Zudem bieten ausführliche Booklet- texte Informationen zu einzelnen Werken und zur Einordnung in zeitgenössische Musikströmungen. Die EDITION fördert damit auch das allgemeine Verständnis für aktuelle musikalische Ausdrucksformen. In Produktion befinden sich momentan die Porträts von Sergej Maingardt, Tobias Klich, Matthias Krüger, Marko Nikodijevic, Vladimir Guicheff Bogacz, Jonah Haven, Genoël von Lilienstern und Yiran Zhao sowie die in diesem Jahr von der EZM-Jury Ausgewählten Ricardo Eizirik, Farzia Fallah, Benjamin Scheuer und Elnaz Seyedi.

Edition

Jury 2020

Prof. Wolfgang Rihm (Vorsitz)

Prof. Carola Bauckholt

Mariano Chiacchiarini

Björn Gottstein

Frank Kämpfer

Taru Kastari

Jürgen Krebber

Prof. Dr. Ulrich Mosch

Prof. Isabel Mundry

Rainer Pöllmann

Dr. Charlotte Seither

Dagmar Sikorski

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Ausblick 2021

Geplante Veröffentlichungen:

Mark Barden, Vladimir Guicheff Bogacz,

Tobias Klich, Matthias Krüger, Sergej

Maingardt, Marko Nikodijevic

Nächste Auswahlsitzung:

April 2021

Einreichschluss: 28. Februar

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CD-Porträt Zeynep Gedizlioglu

Zeynep Gedizlioglu Verbinden und Abwenden

1 Sights of Now 2 Jetzt – mit meiner linken

Hand

3 Verbinden und Abwenden I

4 Verbinden und Abwenden II

5 Verbinden und Abwenden III

6 Kelimeler

7 Blick des Abwesenden

Greifen nach dem Ungreifbaren

Die Musik der aus Izmir stammenden Berliner Komponistin Zeynep Gedizlioğlu ist wie ein Kaleidoskop unterschiedlichster Augen-blicke – in einem Moment zerbrechlich, mal schroff-kantig, dann expressiv und in virtuosen Klangekstasen gipfelnd. Zentraler Im-puls ihrer Musik ist, so Bookletautor Dirk Wieschollek, das Grei-fen nach dem Ungreifbaren: „Gestalten verfestigen sich, Konturen zeichnen sich ab, oft in unmerklichen Varianten oder Verschiebun-gen des schon Dagewesenen, und verschwinden wieder.“ Die Aus-einandersetzung mit der Wahrnehmung der Welt und sich selbst, der Wechsel zwischen Distanz und Annäherung und die Suche nach Beziehungen und Nicht-Beziehungen prägen die Arbeit der Komponistin.Werke wie Verbinden und Abwenden für Ensemble und Orches-ter oder Kelimeler für fünf Stimmen zeugen von Gedizlioğlus Blick für Antagonismen, seien es beispielsweise die Gegenüberstellung von Individuum und Kollektiv, die festgelegte Rollenverteilungen hinterfragt, oder die Erforschung der Möglichkeiten und Unmög-lichkeiten künstlerischen Sprechens.Mit den vorliegenden Aufnahmen präsentiert Zeynep Gedizlioğlu die gesamte Breite ihres Schaffens, sowohl kammermusikalische Werke als auch großbesetzte Ensemble- und Orchesterkomposi-tionen. Neben Klangkörpern wie dem hr-Sinfonieorchester, dem Ensemble Modern und dem Klangforum Wien sind u.a. das Quatuor Diotima und die Neuen Vocalsolisten zu hören.

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Zeynep Gedizlioglu (*1977 in Izmir, Türkei) studierte in Istanbul, Saarbrücken, Straßburg und Karlsruhe, u.a. bei Ivan Fedele und Wolfgang Rihm. Sie erhielt u.a. den Komponistenpreis der Ernst von Siemens Musikstiftung und den Kunstpreis Berlin.Die CD ist erhältlich unter WER 6428 2.

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CD-Porträt Naomi Pinnock 7

Naomi Pinnock Lines and Spaces

1-2 String Quartet no. 2

3-5 Words

6-11 Lines and Spaces

12-16 Music for Europe

Transformation des Unvollkommenen

Mit stark reduziertem Klangmaterial erschafft die britische Kom-ponistin Naomi Pinnock auf dieser Porträt-CD zart-zerbrechliche, fein ausdifferenzierte Klangformationen. Der Versuch der Trans-formation von Unvollkommenheit in Klang ist dabei ein zentrales Schaffensmoment Pinnocks und wird hier wiedergegeben von Ri-chard Uttley, Quatuor Bozzini, der London Sinfonietta und En-semble Adapter. Inspiration für ihre Werke bezieht Pinnock oftmals aus wesens-verwandten Formzusammenhängen der Literatur und Malerei. So wurde das Klaviersolo Lines and Spaces angeregt durch die feinen Farb- und Linien-Nuancen von Agnes Martins minimalistischen Bild-Quadraten. Durch die Reduzierung auf horizontal gedachte, oft singuläre Linien und die vertikalen, akkordisch konzipierten Zwischenräume entstehen in der Komposition vielfältige Differen-zierungen und Zusammenhänge. In Music for Europe setzt sich Naomi Pinnock – allerdings nicht politisch motiviert – mit dem EU-Ausstieg Großbritanniens aus-einander: „Ich hatte bereits mit den Skizzen zu der Komposition begonnen, als die Entscheidung des Vereinigten Königreichs fiel, die EU zu verlassen. Das Ergebnis des Referendums schockierte mich zutiefst. […] Auch wenn ich der Meinung bin, man sollte sich beim Komponieren allein auf die Kunst konzentrieren und nicht sich selbst zu sehr in den Mittelpunkt drängen – die Zerbrechlich-keit, die die Musik ausstrahlt, ist alles andere als aufgesetzt. Sie hat sich ihren Weg in das Stück ganz von selbst gebahnt.“

Naomi Pinnock (*1979 in West Yorkshire, England) studierte Kompo-sition bei Harrison Birtwistle und Brian Elias in London sowie bei Wolfgang Rihm in Karlsruhe.Die CD ist erhältlich unter WER 6431 2.

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CD-Porträt Huihui Cheng

Huihui Cheng (*1985 in Wu-Chang, China) studierte Kompo-sition an der Zentralen Musikhochschule in Peking und ab 2010 bei Caspar Johannes Walter, Martin Schüttler, Marco Stroppa sowie Piet Mayer (Elektronische Musik) in Stuttgart. Die CD ist erhältlich unter WER 6432 2.

Huihui Cheng CD

1 Me Du Ça

2 Narcissus & Echo

3 Messenger

4 Calling sirens

5 Your smartest choice

plus Video online:

Your turn

plus Smartphone-Spiel:

Your smartest choice

Von Medusen und Sirenen

Die in China aufgewachsene Komponistin Huihui Cheng prä-sentiert auf dieser Porträt-CD ein buntes Spektrum verspielter, geheimnisvoller und irreal anmutender Klänge, die sowohl mit in-strumental-vokalen als auch elektronischen Mitteln produziert wer-den. Ergänzt wird die CD durch Videos und ein Smartphone-Spiel, welche die intermediale Dimension ihrer Arbeiten spiegeln, u.a. mit Tanz, Performance und Videoinstallation. Die Werke von Huihui Cheng stehen in einem Spannungsfeld zwi-schen Alt und Neu. So sind Titel wie Narcissus & Echo oder Calling sirens der griechischen Antike entlehnt. Ihre Klangsprache hinge-gen ist frisch und zeitgemäß und wird mit aktuellen Mitteln und Medien umgesetzt. Erweiterte Klangkörper spielen ebenfalls eine große Rolle in Chengs Werk. So besteht das (Schlangen-)Haar der Sopranistin in Me Du Ça aus Schläuchen, die als Verlängerungen des Körpers fungieren. Durch Hineinblasen und Ankratzen werden Klänge er-zeugt und andere, wie Filterungen oder Hall und Delay, ausgelöst. Auch in dem Klaviersolo Messenger erfolgt die Klangerzeugung nicht auf dem herkömmlichen Weg, sondern über ein Kleidungs-stück, das über Nylonfäden direkt mit den Saiten des Klaviers ver-bunden ist und diese in Schwingung versetzt. Zu den Interpretierenden der Porträt-CD gehören die Solistinnen Claudia Chan und Youmi Kim, die Instrumental-Tanz-Formation ensemble uBu sowie die Neuen Vocalsolisten, ensemble mo-saik und Ensemble Experimental.

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Release-Konzert & Videos

„Das Besondere an meiner CD ist, dass fast alle Stücke mit Video aufgenommen wurden. Danke für die unkonventionellen Produktionen und für die Unterstützung bei der Kooperation mit diversen Mitwirkenden. Das Porträt-Konzert war eine ein-zigartige Erfahrung für mich.“ (Huihui Cheng)

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Release-Konzert Huihui Cheng: klangkörper

Neu: Videoplattform auf Vimeo

Mit dem Porträt von Huihui Cheng startete auch eine neue Präsentationsform im Rahmen der EDITION: Um die multimediale Arbeitsweise der Komponistin adäquat dokumentieren zu können, sind Videos zu den Werken der CD auf dem neuen Vimeo-Kanal der EDITION vimeo.com/editionzm abrufbar. Künftig sollen alle Videos zur CD-Reihe hier veröffentlicht werden. Sie ergänzen und erweitern bei Bedarf die Audio-Dokumentation der jeweiligen Werke und sorgen für deren zusätzliche Verbreitung.

Am 12. September 2020 stellten das multi-disziplinäre Ensemble uBu und die Pianistin Claudia Chan im Rahmen eines Release- Konzertes zur CD ausgewählte Stücke des im Juni veröffentlichten Porträts Huihui Chengs in der Alten Feuerwache in Köln vor. Ergänzt wur-de das Programm durch die Präsentation der Vi-deoproduktion von Narcissus & Echo, die in Zu-sammenarbeit mit dem SWR Experimentalstudio entstand. Mit Tanz, Performance, Elektronik und Videoinstallation gaben die Werke des Konzert-abends einen Einblick in das vielfältige Schaffen der Komponistin und machten auf das Erschei-nen der Porträt-CD aufmerksam. Die Resonanz auf das Konzert übertraf alle Erwartungen, ge-messen an den Corona-Vorgaben war der Kon-zertsaal bis auf den letzten Platz besetzt.

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10 CD-Porträt Clara Iannotta

Clara Iannotta Earthing

1 dead wasps in the jam-jar (iii)

2 You crawl over seas of

granite

3 A Failed Entertainment

4 Earthing – dead wasps

(obituary)

Neue Wege für die Königsklasse

Die kompositorischen Ideen für ihre Porträt-CD Earthing schöpft Clara Iannotta vor allem aus der Vorstellung eines Unterwasser-kosmos. Kleine Tierchen lassen in tiefster Tiefe ihre Lichtorgane spielen. So entsteht eine Musik, die unter dem Druck wie von Was-sermassen zu stehen scheint und doch in einer Welt gedehnter Zeit stattfindet. Am Anfang ihrer Reise in unbekannte Tiefen arbeitet Iannotta meist mit minimalistischen, zerbrechlichen Klängen: „Sie schärfen das Gehör, so wie sich die Augen erst langsam an die Dunkelheit gewöhnen müssen.“ Für ihre fein ziselierten Exkursio-nen konzentriert sich die Komponistin auf ihrer CD ausschließlich auf die führende und anspruchsvollste Gattung der Kammermusik, das Streichquartett.Weitere Inspiration für ihre vier Quartette fand Iannotta u.a. bei der irischen Lyrikerin Dorothy Molloy, dem US-amerikanischen Schrift-steller David Foster Wallace oder in J. S. Bachs Partita Nr. 1 h-Moll für Violine solo. Klang und Geräusch sind bei Clara Iannotta gleichberechtigt. Die Saiten der Streichinstrumente lässt sie zum Teil mit Büroklammern präparieren oder drastisch nach unten stim-men, was ungeahnte Klangwelten freilegt. Es lassen sich subtile elektronische Elemente finden, ebenso wie Tischglocken, Vogel-pfeifen und Styroporblöcke. In den sieben Jahren, in denen die vier Streichquartette entstanden sind, wendet sich Iannotta immer mehr der Geräuschhaftigkeit zu, ein Prozess des Erdens, des Earthing, bis an die Substanz der Klänge. Eingespielt wurden die Streich-quartette mit großer künstlerischer Empathie vom JACK Quartet.

Clara Iannotta (*1983 in Rom, Italien) studierte in Mailand, Paris (u.a. IRCAM) sowie an der Harvard University. Seit 2014 ist Iannot-ta Kuratorin der Bludenzer Tage zeitgemäßer Musik. 2018 erhielt sie den Komponistenpreis der Ernst von Siemens Musikstiftung.Die CD ist erhältlich unter WER 6433 2.

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Auszeichnungen

„In der Musik der italienischen Komponistin Clara Iannotta verbinden sich Konzeptdenken und Technik mit Bildhaftigkeit und Subtilität. Das wird gerade in den vier Streichquartetten deutlich, hier interpretiert vom phänomenalen JACK Quartet. Im ältesten von 2013 bleibt der natürliche Klang noch unangetas-tet, er wird nur erweitert durch Materialien wie Vogelpfeifen oder Styropor. Mal flirrt es scharf, mal kratzt es düster. Diese suggestive, geheimnisvolle Klangwelt voller akustischer Getierchen wird in den neueren Stücken elektronisch verstärkt und verfremdet. Ein Sound voll elementarer, tief mitreißender Energie!“ (Für die Jury: Thomas Meyer)

Als künstlerisch herausragende Neuveröffent-lichung des Tonträgermarktes wurde im No-vember Clara Iannottas Porträt-CD Earthing mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik (Bestenliste 4/2020) ausgezeichnet. Zentrale Bewertungskriterien des Preises sind künstle-rische Qualität, Repertoirewert, Präsentation und Klangqualität. Durch diese bedeutende, in-nerhalb der letzten drei Jahre bereits dritte Aus-zeichnung auch für die EDITION zeigen sich einmal mehr die hohe Qualität der Produktionen und die richtungsweisende Bedeutung der Rei-he als Förderinstrument für aufstrebende junge Komponierende.

Insgesamt wurden 2020 mit Zeynep Gedizlioğlus Verbinden und Abwenden und Naomi Pinnocks Lines and Spaces drei Porträt-CDs der EDITION für eine Bestenliste des Prei-ses der deutschen Schallplattenkritik nominiert.

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Kooperationen mit dem Bundesjugendorchester

Zum Jubiläumsjahr Ludwig van Beethovens waren gemeinsam mit dem Bundesjugend-orchester und dem Dirigentenforum des Deutschen Musikrates drei große Tourneeprojek-te mit Komponierenden aus der EDITION geplant worden. Einen fulminanten Jahresstart bot am 12. Januar 2020 das Konzert des Bundesjugendorchesters unter der Leitung von Lothar Zagrosek mit der Uraufführung des Auftragswerks RUSH von Sergej Main-gardt in der Universität Bonn. Zum Thema „Beethoven – Ewiges Künstler-Denkmal oder aktueller Revoluzzer?“ widmete sich das Konzertprogramm außerdem Beethovens Fide-lio-Ouvertüre sowie dessen 5. Symphonie und Klaus Hubers Tenebrae. Weitere Auffüh-rungen fanden u.a. in Köln, Maribor, Verona und Udine statt. Im Anschluss an das Konzert in Bonn wurde erstmals eine Aufnahme mit dem Bundesjugendorchester für die EDITION, hier das CD-Porträt von Sergej Maingardt, realisiert.

Die weiteren geplanten Projektphasen mit Auftragswerken von Mark Barden und Zeynep Gedizlioğlu mussten coronabedingt leider abgesagt werden.

Aufnahme-Highlights

Covid-19 stellte auch die Produktionen der EDITION vor neue Heraus-forderungen. Kurz vor dem Lockdown konnten noch zwei Orchester-werke von Mark Barden und Yiran Zhao in der Jesus-Christus-Kirche in Berlin mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin aufge-nommen werden. Auch während der darauffolgenden Monate der um-fangreichen und sich stetig ändernden Maßnahmen ließen sich zum Teil Aufnahmen für die Porträt-CDs realisieren. Dazu waren in diesem Jahr andere Vorkehrungen und teilweise Verschiebungen notwendig. So wurde sehr kurzfristig u.a. der Sendesaal Bremen mit seiner her-vorragenden Akustik für Aufnahmen von Tobias Klich entdeckt.

Für die Porträt-CD von Matthias Krüger konnte das Ensemble Inverspace im Kammermusiksaal des Deutschlandfunks ein aufwän-diges halbszenisches Werk aufnehmen. Leichte Abänderungen er-möglichten eine coronakonforme Durchführung des Projekts.

12 Produktionen 2020

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Abenteuer Neue Musik

Im Rahmen von „Abenteuer Neue Musik“ entwickeln Musiklehrende in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Komponierenden sowie Musikwissenschaftlerinnen und Musikwissenschaftlern pädagogisches Begleitmaterial zu ausgewählten CDs der EDITION. Konzipierung und Umsetzung erfolgen in Zusammenarbeit mit der Mu-sikpädagogin Silke Egeler-Wittmann sowie Schott Music. Das Material ist unter abenteuer-neue-musik.de im Internet zugänglich und kann von Musiklehrenden und anderen Interessierten im Unterricht eingesetzt wer-den. Per Download verfügbar sind u.a. Unterrichtskonzepte, Analysen, Arbeitsblätter, Hörbeispiele, Filmclips mit Übungen zu den Stücken und die zuweilen ebenso einfachen wie erhellenden Statements der Komponierenden zu ihrem Werk und Musikverständnis. So erreicht die EDITION auch das Publikum von morgen.

Veröffentlichung des Begleitmaterials zu Huihui Chengs Your turn

2020 wurde das im vergangenen Jahr durchgeführte „Aben-teuer“ zu Huihui Chengs EZM-Porträt und ihrer Spiel- Komposition Your turn auf der Webseite veröffentlicht. Das Vermittlungsprojekt am Faust-Gymnasium in Stau-fen (Breisgau) hatte Ludmila Symonova konzipiert und durchgeführt. Die Schülerinnen und Schüler erforsch-ten die Möglichkeiten ihrer Stimmen und untersuchten dabei unter anderem Luciano Berios Sequenza III für Frauenstimme. Auf Grundlage der herausgearbeiteten vokalen Ausdrucksformen und der Transkriptionsmög-lichkeiten in Form von Symbolen und Bildern erstellten sie Spielkarten mit eigenen musikalischen Aktionen. Am Projekttag erprobten sie die Spiele mit der Komponistin, die weitere Tipps für die Durchführung gab.

Die Dokumentation von nmzMedia durch zahlreiche Filmclips, Arbeitskonzepte und -materialien sowie die musikwissenschaftlichen Hintergründe, die durch Lydia Jeschke bereitgestellt wurden, sind nun online verfügbar.

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Mini-Konzepte für den Fern-Unterricht

Aufgrund der Pandemie und der besonderen Situation gerade für Aktivitäten im Bereich der Schulen wurde in diesem Jahr eine neue Initiative ins Leben gerufen, welche auf bereits bestehenden „Abenteuer Neue Musik“-Projekten aufbaut. Da diese für den physischen Unterricht konzipiert sind, entwickelten fünf Musiklehrende dar-aus Mini-Konzepte und bereiteten sie für den Einsatz im Fern- oder Wechselunterricht auf. So wird etwa die Ent-wicklung eines Klangparcours, wie im Stück Run Time Error von Simon Steen-Andersen, vom Raum „Schule“ in den privaten Raum verlegt und mittels Smartphone festgehalten. Auch die Untersuchung der Klangqualitäten von Alltagsgegenständen mit einem Löffel, wie in Top Spin von Vito Žuraj, kann in den eigenen vier Wänden zu ganz neuen Ergebnissen führen. Mittels kurzer Interviews und eines übersichtlichen Leitfadens soll anderen Musiklehrenden eine Hilfestellung für den zurzeit auch im Fach Musik schwierigen Schulalltag gegeben werden. Die Veröffentlichung der Konzepte ist bis Jahresende geplant.

Spiel für den Musikunterricht

In Arbeit ist zudem ein Spiel, welches Schülerinnen und Schülern sowie Lehrenden spielerisch einen Zugang zu zeitgenössischer Musik bieten soll. Durch eigene Experimente und Aktionen werden im Musikunterricht die Besonderheiten dieser Musik im Allgemeinen und Spaß an einzelnen Kompositionen der EDITION im Beson-deren vermittelt werden. Zielgruppen des Spiels sollen die Klassen drei bis fünf sein. Damit wird gleichzeitig die Grundschule sowie die weiterführende Schule als mögliche Adressaten abgedeckt. Für die Entwicklung des Spielkonzeptes mit Bezug zu Werken der EDITION konnten die FÖRDERPROJEKTE den Lern- und Spieldesig-ner Tim Rogasch gewinnen. Die Produktion und Erprobung der Anwendung des Spiels sind für das kommende Jahr vorgesehen.

Ausblick 2021

Vermittlungsprojekt mit Studierenden der HfM SAAR zur Porträt-CD von Achim Bornhöft

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Für junge Interpretierende und Ensembles stellt der Sprung aus der Hochschul-Ausbildung auf den professio-nellen Musikmarkt meist eine große Hürde dar. An diesem Punkt setzt die INTERPRETENFÖRDERUNG an, die es den jungen Musikerinnen und Musikern ermöglicht, eigene innovative Projekte erfolgreich umzusetzen und sich im Musikleben zu etablieren.

Zu den Fördermaßnahmen gehören Coachings und Unterstützung bei den organisatorischen Herausforderun-gen, die gerade zu Beginn der beruflichen Selbständigkeit anfallen. Das jeweilige Förderkonzept orientiert sich dabei an den individuellen Bedürfnissen der Ensembles. Ziel ist die Entwicklung einer trag- und zukunftsfähigen Infrastruktur, mit der die jungen Künstlerinnen und Künstler später auf eigenen Füßen stehen können. Gleichzei-tig werden im Rahmen von Proben- und Entwicklungsphasen Freiräume geschaffen, in denen sie sich auf ihre künstlerische Arbeit konzentrieren können.

Insgesamt hat sich gezeigt, dass es für Interpretierende und Ensembles eine große Hilfe ist, direkte Ansprech-personen zu haben, an die sie sich mit jeglichen Anliegen wenden können. Insofern kommt auch dem imma-teriellen Rückhalt durch eine Institution wie den Deutschen Musikrat für die jungen Musikschaffenden große Bedeutung zu – gerade in Pandemie-Zeiten.

2020 wurde zum einen die Förderung der bislang unterstützen Ensembles fortgesetzt. Das Ensemble Rot konnte im Februar ein großes intermediales Projekt mit vier Uraufführungen und vier visuellen Künstlerinnen auf die Bühne bringen. Eine eigene Website ist in Planung. Das Kollektiv3:6Koeln realisierte im August auf der Museumsinsel Hombroich eine mobile Konzert-Installation, bei der elektronische Soundscapes und Instrumen-talmusik über das Areal verteilt zu erleben waren. Ebenfalls mit Unterstützung des Förderprogramms konnte das Ensemble im Oktober eine intensive Arbeitsklausur in der Landesmusikakademie Rheinland-Pfalz (Neuwied)durchführen, die in einem dritten Großprojekt „#3“ in der Rufffactory Köln gipfelte. Hier wurden in einer konzer-tanten Gesamtkonzeption die ausgefallenen Räumlichkeiten kreativ bespielt. Continuum XXI erhielt Unterstüt-zung bei der Planung komplexer Konzertvorhaben und vorgesehener Kompositionsaufträge.

Zum anderen wählte der Beirat Neue Musik drei neue Ensembles aus, die zukünftig im Zentrum der Förderung stehen: Broken Frames Syndicate, Contemporary Insights und Trio Abstrakt. Als erste und grundlegende Fördermaßnahme kamen die jungen Ensembles im September ebenfalls in der Landesmusikakademie in Neu-wied zu einer Akademie zusammen. Gemeinsam mit Geförderten des Dirigentenforums und der Bundesaus-wahl Konzerte Junger Künstler konnten sie Seminare zu Themen wie Steuerrecht, Selbstmanagement und Programmplanung besuchen. Auch der Austausch untereinander sorgte für neue Impulse.

Interpretenförderung16

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Contemporary Insights

2014 startete Con-temporary Insights als Konzertreihe für zeitgenössische Mu-sik in New York City. Mittlerweile ist das aus bis zu 25 Mitwirkenden bestehende gleich-namige Ensemble in Leipzig ansässig. Es konzentriert sich dar-auf, Komponierende sowie Musikerinnen und Musiker mit her-ausragender Musika-lität zusammenzubrin-gen und gemeinsam anspruchsvolle Werke der Gegenwartsmusik einer breiten Öffent-lichkeit zugänglich zu machen. Das Ensemble hat sich zum Ziel gesetzt, neue Musik insbesondere in Leipzig zu etablieren und sicht-barer zu machen. Die Vielfalt der Mitglieder ermöglicht es, unterschiedlichste Projekte mit multiplen Perspekti-ven durchzuführen. Als großes Kollektiv können sie mit einer breiten Auswahl an Besetzungen und Formaten arbeiten und verbinden so auch zeitgenössische mit klassischer Musik. Ihr Repertoire umfasst sowohl neueste Kompositionen, die sie zur Uraufführung bringen, als auch Werke bisher wenig beachteter Musikschaffender.

Zu den grundlegenden Problemen junger Musikerinnen und Musiker zählt nach wie vor die Frage, wie und vor allem wo eigene Projekte entwickelt, in Ruhe ausgearbeitet und geprobt werden können. Deshalb unterstützte die INTERPRETENFÖRDERUNG die Bemühungen von Contemporary Insights um geeignete Probenräume, was angesichts der Größe des Ensembles eine besondere Herausforderung darstellt. Wichtige Felder für des-sen Entwicklung sind außerdem die Erarbeitung langfristiger Lösungen für das Projektmanagement und die Öffentlichkeitsarbeit, die die künstlerische Arbeit möglichst wenig beeinträchtigen sollen. Darüber hinaus sind intensive Arbeitsklausuren in Planung.

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Trio Abstrakt

Trio Abstrakt wurde 2016 gegründet, ist in Köln und Essen beheimatet und besteht aus Salim Javaid (Saxofon), Shiau-Shiuan Hung (Schlagzeug) und Marlies Debacker (Klavier). Die flexible, aber sehr charakteris-tische Instrumentierung ermöglicht es dem Trio, sich klanglich frei zwischen Genres zu bewegen. So finden sich in seiner Musik u.a. Einflüsse aus Alter Musik, klassischer Musik, (Free) Jazz oder auch Progressive Rock. Das Ensemble widmet sich sowohl der Erarbeitung des bestehenden zeit-genössischen Trio- und Duo-Repertoires als auch dem regen Austausch mit jungen Komponierenden und der Entstehung und Aufführung neuer Werke. Projekte des Trios bieten darüber hinaus regelmäßig interdis-ziplinäre Ansätze, Elektronik, Musiktheater,

das Spielen von Objekten (z.B. Alltagsgegenständen), Video und performative Aspekte. Breiten Raum nehmen auch Improvisation und Klangerforschung ein.

Noch im Oktober konnte das Trio Abstrakt sein Konzert „Das flirrende Innere“ erfolgreich in der Kunst-Station Sankt Peter Köln präsentieren. Die Förderung ermöglichte hierzu die Beauftragung von Foto- und Videoma-terial vor allem für die Webpräsenz des Ensembles. Im Dezember steht die künstlerische Vorbereitung einer Masterclass an, für das kommende Jahr ist ein Call for Composers geplant. Vorgesehen ist außerdem die Pa-tenschaft durch ein bereits etabliertes Ensemble, um den Austausch über Erfahrungen und Ideen zu initiieren.

„Unsere Zusammenarbeit mit dem Deutschen Musikrat hat gerade erst begonnen, die bisherigen Angebote und Unterstützungen des Förder-programms waren jedoch schon sehr hilfreich. Wir sind enorm ge-spannt darauf, wie die aktuellen Ideen und Bestrebungen umgesetzt werden können und haben in der Hinsicht vielversprechende Monate vor uns!“ (Salim Javaid, Trio Abstrakt)

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Broken Frames Syndicate

Broken Frames Syndicate ist eine Gruppe internationaler Musikerinnen und Musiker mit Hauptsitz im Rhein-Main-Gebiet. Basierend auf der gemeinsamen Zeit als Mitglieder der Internationalen Ensemble Modern Akademie 2017/18 haben die 11 Mitglieder es sich zum Ziel gemacht, innovative Wege in der zeit-genössischen Musik zu gehen. Sie suchen einen kreativen, zeitgemäßen Umgang mit Kunst und Kultur und nähern sich Themen von unterschiedlichen Richtungen und aus unerwarteten Blickwinkeln an. Interdiszipli-näre Prozesse und kontroverse Meinungen sind dabei wesentlicher Teil ihrer konzeptio-nellen Arbeit, um sich von alten Dogmen und Strukturen des heutigen Musikbetriebs zu be-freien. Bei zahlreichen, auch internationalen Auftritten ist das Ensemble zu einer starken Einheit zusammengewachsen, Basis für ein tiefes gegenseitiges musikalisches Verständ-nis.

Drängende Themen junger Ensembles be-treffen auch Fragen der Konzertakquise, En-sembleorganisation und der künstlerischen Orientierung. In Zeiten von Kontaktbeschrän-kungen boten sich dazu Fach-Coachings als Videokonferenzen an, die u.a. Christian Dier-stein, langjähriges Mitglied des ensemble recherche, übernahm. Weitere Schwerpunk-te in den Beratungsgesprächen bilden die Anfertigung von Projektanträgen und Tour-neeplanungen. Außerdem sind professionel-le Tonaufnahmen als Präsentationsmedium geplant.

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European Workshop

Der EUROPEAN WORKSHOP FOR CONTEMPORARY MUSIC (EWCM) ist ein Kooperationsprojekt mit dem international renommierten Festival Warschauer Herbst. Hier erarbeiten junge Musikerinnen und Musiker aus Deutschland, Polen und weiteren europäischen Ländern bedeutende Repertoirestücke der zeitgenössischen Musik und bringen Werke junger europäischer Komponierender zur Uraufführung. Ziel ist außerdem, die am Workshop Teilnehmenden zu eigenen Projekten im Bereich neue Musik zu motivieren.

Der besondere Akzent des EUROPEAN WORKSHOP beruht auf dem Gedanken des internationalen Kultur-austauschs. So werden regelmäßig weitere Partnerinnen und Partner aus dem europäischen Musikleben in die Organisation des Workshops eingebunden. Kern des Projekts ist die nicht zuletzt aufgrund der jüngeren gemeinsamen Vergangenheit und der gesellschaftlichen Konstellation in Polen bedeutsame deutsch-polnische Zusammenarbeit zwischen dem Warschauer Herbst und dem Deutschen Musikrat. Den Musikerinnen und Mu-sikern wird neben der gemeinsamen musikalischen Arbeit die Möglichkeit geboten, die Musikszenen der jewei-ligen Partnerländer kennenzulernen. Wechselseitig organisierte Arbeitsphasen, Konzerte, Konzertbesuche und Gespräche mit Komponierenden vertiefen diesen Aspekt. So wird ein nachhaltiger Beitrag zur internationalen Verständigung und europäischen Integration geleistet.

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Konzert 2020

23. September: Konzert im Lutosławski Saal des Polnischen Rundfunks

Warschau (Warschauer Herbst)

Ausblick 2021

19. März: Konzert im WDR Funkhaus Wallrafplatz, Köln (ACHT BRÜCKEN)

September: Konzerte in Warschau und Lwiw (in Planung)

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Konzertprogramm EWCM 2020

François-Bernard Mâche Le Son d’une Voix (1963)

Teoniki Rozynek Float (2020) Uraufführung

Oliver Schneller Diastema (1999/00-01)

José Sánchez-Verdú Paraíso cerrado II (2012)

Warschau

Lange war fraglich, ob der EUROPEAN WORKSHOP 2020 überhaupt würde stattfinden können. Bereits die Auswahlvorspiele mussten im Lockdown als Video-Entscheid durchgeführt werden. Und die Corona-Situation entspannte sich nur langsam. Verordnungen und Anforderungen aus Deutschland und Polen an den Workshop wurden ausgetauscht, Hygienekonzepte entworfen, der Raumbedarf immer wieder neu kalkuliert. Gespräche mit der Deutschen Botschaft in Warschau und dem Goethe-Institut (denen hierfür herzlich gedankt sei) nähr-ten die Hoffnung, es doch wagen oder zumindest weiter planen zu können. Das Konzert in Lwiw (Ukraine) im Rahmen des Kontraste-Festivals wurde sicherheitshalber verschoben. Dass der Workshop am Ende tatsächlich stattfinden konnte, ist der vertrauensvollen Partnerschaft von Deutschem Musikrat und Warschauer Herbst zu verdanken, in deren Rahmen jederzeit auf die jeweiligen Sicherheitsbedürfnisse eingegangen wurde.

So stellten sich vom 16. bis 23. September 20 junge Musikerinnen und Musiker unter der künstlerischen Leitung von Prof. Rüdiger Bohn den Herausforderungen eines facettenreichen Konzertprogramms. Unterstützt wur-de Bohn dabei durch Mitglieder des Freiburger ensemble recherche, die an zwei Coaching-Tagen in kleinen Gruppen spezifische Spieltechniken sowie ästhetische und aufführungspraktische Fragen der Werke perfektio-nierten. Mit ihrer langjährigen Erfahrung trugen diese Profis maßgeblich zu einem optimalen Verlauf der Arbeits-phase bei. Der Stipendiat Artem Lonhinov vom Dirigentenforum des Deutschen Musikrates assistierte Bohn und leitete eigenständig Registerproben.

„Durch meine Teilnahme am European Workshop konnte ich mit Kom-ponierenden zusammenarbeiten und wichtige Erfahrungen im Be-reich der zeitgenössischen Musik sammeln. Für diese Möglichkeit bin ich dem Deutschen Musikrat in diesem, aufgrund von Coro-na musikalisch eher ‚zurückhaltenden‘ Jahr besonders dankbar.“ (Pug Andersen, Posaune)

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Neben François-Bernard Mâches Le Son d’une Voix (dt. Der Klang einer Stimme – passend zum Festivalmot-to „Musik und Sprache“) und Oliver Schnellers Diastema kam das neue Werk Float der jungen Warschauerin Teoniki Rożynek zur Uraufführung. In José Sánchez-Verdús Paraíso cerrado II brachte die Sopranistin Pia Davila poetische Fragmente aus der Alhambra zum Klingen.

Das Konzert in Warschau wurde vom Polnischen Rundfunk aufgezeichnet und für das Internet live gestreamt, da die Aufführung ohne Publikum stattfinden musste. Vor leeren Reihen zu spielen, sich den Applaus zu den-ken und trotzdem alles zu geben, das war für die jungen Musikerinnen und Musiker eine Erfahrung der be-sonderen Art. Und der Workshop selbst war aufgrund der außergewöhnlichen Rahmenbedingungen auch zwischenmenschlich sicher einer der intensivsten der vergangenen Jahre. Das gilt zweifellos ebenso für die Organisierenden, zu denen seit diesem Jahr auch die Musikuniversität Warschau als äußerst engagierter und flexibler Partner hinzugezählt werden darf.

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Online-Seminare

Aufgrund der Corona-Pande-mie mussten insbesondere im Frühjahr viele Arbeitsphasen und Tourneen, Konzerte und Wettbewerbe des Deutschen Musikrates abgesagt oder verschoben werden. Um die Zeit der Kontaktbeschränkun-gen sinnstiftend zu nutzen, haben die FÖRDERPRO-JEKTE ZEITGENÖSSISCHE MUSIK daher gemeinsam mit dem Dirigentenforum, dem Bundesjazzorchester, dem Deutschen Musikwettbe-werb und anderen Projekten eine Online-Seminarreihe ins Leben gerufen – „Carpe Diem“. Hier konnten sich Geförderte der verschiedenen Projekte gemeinsam zu übergeord-neten Themen weiterbilden und ins Gespräch kommen. So gab es Seminare und Workshops zu Selbstma-nagement in Krisenzeiten, Steuerrecht und Vertragsverhandlungen, Moderations- und Kommunikationstraining, Fundraising, Grundlagen des Home-Streamings, alternativen Konzertformaten und Gespräche mit Künstler-agenten. Von Seiten der Förderprojekte nahmen nicht nur junge Ensembles, sondern auch Komponierende der EDITION und Mitglieder des EWCM an den Seminaren teil. Da das Online-Angebot dankbar angenommen und rege besucht wurde, werden die Seminare bedarfsorientiert fortgesetzt.

„Die Online-Seminar-Reihe ist spannend und sehr hilfreich. Am besten finde ich, wenn wir unsere konkreten Erfahrungen teilen und diskutieren können und dazu Feedbacks von den Do-zentinnen und Dozenten bekommen. Auch organisatorisch läuft alles sehr gut!“ (Alberto Arroyo, Ensemble Continuum XXI)

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FÖRDERPROJEKTE ZEITGENÖSSISCHE MUSIK

Olaf Wegener Projektleitung

Sina Miranda Projektkoordination

0228/2091 170 (Mo, Mi, Do)

[email protected]

Insa Murawski Projektkoordination

0228/2091 144 (Mo-Do)

[email protected]

Gerardo Scheige Projektkoordination

0228/2091 145 (Mo-Do)

[email protected]

www.zeitgenoessische-musik.de

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Förderer

Ein herzlicher Dank gilt allen Partnerinnen und Partnern und besonders unseren Förderern, durch deren Unter-stützung die facettenreichen Projekte 2020 ermöglicht wurden. Die FÖRDERPROJEKTE ZEITGENÖSSISCHE MUSIK erhalten dabei ihre maßgebliche Grundförderung von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Ebenso bedanken wir uns für die regelmäßige Förderung von:

Impressum

Deutscher Musikrat gemeinnützige Projektgesellschaft mbHGeschäftsführung: Stefan PiendlFörderprojekte Zeitgenössische MusikWeberstraße 5953113 Bonn

Telefon 0228 / 2091-170Fax 0228 / [email protected]

Textbeiträge und Redaktion:

Sina MirandaInsa MurawskiGerardo ScheigeOlaf Wegener (verantwortlich)

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Beirat Neue Musik

Jens Cording (Vorsitz) Dr. Julia Cloot Christine Fischer Stefan Fricke Bernhard Günther Julia Mihály Marc NiemannLeonie Reineke Tobias Rempe Prof. Martin Kürschner Ruth Velten Wolfram Wessel

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Bildverzeichnis:

Umschlagseiten: Foto Aufnahme für Tobias Klichs Porträt-DVD in Michelstadt © Deutscher Musikrat gGmbH

S. 2 Porträtbild Olaf Wegener © Mirja Schmitz, Deutscher Musikrat gGmbHS. 5 Coverbild Porträt-CDs © WERGO, Deutscher Musikrat gGmbH S. 6 Porträtbild Gedizlioğlu © Manu Theobald S. 7 Porträtbild Pinnock © Amy Newiss S. 8 Porträtbild Cheng © Philipp Ottendoerfer S. 9 Aufführung Messenger, Claudia Chan © David Satini S. 10 Porträtbild Iannotta © Astrid Ackermann S. 11 Porträtbild JACK Quartet © Beowulf SheehanS. 12 Produktion Tobias Klich © James Chan-A-SueS. 13 Konzertfoto Sergej Maingardt, Lothar Zagrosek und BJO in der Aula der Uni Bonn © Barbara FrommannS. 14 Symbolbedeutung aus Luciano Berios Sequenza III © Ludmila SymonovaS. 17 Ensemble Kollektiv3:6Koeln, Konzertprojekt #3 © Marcos AngeloniS. 18 Ensemblefoto Contemporary Insights © Michiko SaikiS. 19 Ensemblefoto Trio Abstrakt © Rebecca ter BraakS. 19 Porträtbild Salim Javaid © Rebecca ter BraakS. 20 Ensemblefoto Broken Frames Syndicate © Hayrapet ArakelyanS. 22 Foto Kornelia Radziszewska, EWCM 2020 © Grzegorz MartS. 23 Porträtbild Pug Andersen, EWCM 2020 © Pug AndersenS. 24 Ensemble EWCM 2020 in Warschau © Grzegorz MartS. 25 Screenshot Online-Seminar © Eva Pegel, Deutscher Musikrat gGmbH Porträtbild Alberto Arroyo © Juan Vicente Chuliá

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Die 13 Projekte des Deutschen Musikrates: