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kurier.at FORUM Montag I 18. Juni 2018 22 Ein historisches Gipfeltreffen Tauwetter zwischen den USA und Nordkorea. Kim ist zur Abrüstung bereit, die USA wollen auf Manöver verzichten. Gunst der Stunde Die jahrelange Isolation Nordkoreas hat dazu geführt, dass man nun doch endlich versucht auf nukleare Be- waffnung zu verzichten. Trump hat erkannt, wie mür- be und ausgelaugt der nord- koreanische Diktator gewor- den ist und hat die Gunst der Stunde genützt. Ihm fällt der Erfolg jahrzehntelanger Tak- tik und Finte nun zu . Ähnlich einem Helmut Kohl, dem der Mauerfall ja auch praktisch in den Schoß gefallen ist. Aber immerhin. Einer fängt’s an und jemand bringt’s zu Ende. Michael Seebacher via kurier.at Gesicht gewahrt Ein guter Tag für die Men- schen in Nordkorea, aber auch für die Menschen in Südkorea. Wie viel das Papier wert ist, wird die Zukunft zei- gen. Kim hat gewonnen, da beide auf Augenhöhe verhan- delten und Trump hat gewon- nen, weil er wieder so mehr Rückhalt in den USA hat. Ich schätze mal, dass auf der ko- reanischen Halbinsel jetzt viel vom Ausland investiert wird. Fritz-Ulrich Hein via kurier.at Ausgang ungewiss Eine Absichtserklärung gibt es wohl, die Trump zu einem Erfolg hochjubelt. Konkret erfährt man nicht, was unter „Denuklearisierung“ zu ver- stehen ist und was die USA als Gegenleistung tun müssen. Otto Hilscher via kurier.at Nur ein Auftritt Wie sehr man auf Kims Worte bzw. Unterschrift vertrauen kann, sei mal dahingestellt. Trumps Wort, Versprechen, Unterschrift und Schwüre sind jedenfalls keinen Cent wert. Und wenn Donald sich in einem neuerlichen Anfall von Druckknopfgrößen- wahn wieder zu irgendwel- chen Beleidigungen hinrei- ßen lässt, wird das der gelieb- te Führer Nordkoreas auch tun. Ich sehe jedenfalls kei- nen Anlass, in dem Auftritt mehr zu sehen als eben dieses. Nina Ruzicka via kurier.at Gutgläubig Wir erlebten nun ein Parade- beispiel wie aus Todfeinden plötzlich „Freunde“ wurden. Es war sehr peinlich, zu se- hen, wie sich beide umarm- ten. Als sich der brutalste Dik- tator der Welt, Kim Jong-un, plötzlich bereit erklärte, für ein Treffen mit US-Präsident Trump zur Verfügung zu ste- hen, brach bei diesem großer Jubel aus. Dabei gab es bisher nur gegenseitige Atom- kriegsdrohungen. Nun unter- schrieb Kim, dass Nordkorea zukünftig auf Atomwaffen verzichten werde. Die Gegen- leistungen der USA wurden nicht bekannt gegeben. Man darf aber annehmen, dass es für Kim und sein hungerndes Volk entsprechende wirt- schaftliche Hilfen geben wird. Dies wird seine Macht in Nordkorea stärken. Wer außer Trump, glaubt nun, dass Kim wirklich alle seine Atombomber vernichten wird? Dr. Josef Pasteiner 2700 Wiener Neustadt Wiener Citymaut endgültig abgesagt Schubladisiert Bedauerlich, wie eindimen- sional mit einem interessan- ten Vorschlag umgegangen wird. Natürlich ist eine City- maut nur eingebettet in ande- re Maßnahmen zu sehen. Die Kosten sind im Rahmen einer ökosozialen Steuerreform – wie sie fast alle Parteien ver- sprechen – natürlich aufkom- mensneutral gestaltbar. Auch die Rahmenbedingun- gen, was den Ausbau des öf- fentlichen Verkehrs in und dem Burgenland betrifft, sind angeblich allgemeines Ziel. Und das damit verbun- dene Verbessern der Gesund- heitsbedingungen der Wie- ner Bevölkerung ist wertvol- les Gut und wird ohne umfas- sende Maßnahmen nicht ge- hen. Nicht zuletzt hilft das sogar der dann einigerma- ßen geringeren Anzahl an Autofahrern bei einem besse- ren Weiterkommen. Felix Stelzer per eMail REDAKTIONELLE LEITUNG CHRISTIAN BARTOS PRIVAT LIEBE LESERINNEN UND LESER ! IHRE MEINUNG IST UNS WICHTIG. SCHREIBEN SIE AN DEN KURIER. Anschrift: KURIER Leopold-Ungar-Platz 1, A-1190 Wien oder per eMAIL an [email protected] oder besuchen Sie unsere Homepage www.kurier.at: Registrierte Benutzer können auf KURIER.at aktuelle Berichte kommentieren und teilen. Hinweis: Ihre Zuschriften können sowohl in der Zeitung als auch online veröffentlicht werden. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. MICHAEL PAMMESBERGER Betriebsansiedelung Als Langzeitlösung für die Verkehrsbelastung Wiens sollte man Anreize schaffen, dass verschiedene Betriebe als Arbeitgeber ihren Stand- ort aus Wien verlegen, wie dies vereinzelt schon gelun- gen ist. Das gilt natürlich auch für die eine oder andere öffentliche Dienststelle. Norbert Hofmann via eMail 12-Stunden- Arbeitstag Freiwilligkeit Ab Jänner 2019 soll es laut österreichischer Bundesre- gierung möglich werden, auf „freiwilliger Basis“ bei einer Firma 12 Stunden arbeiten zu können. Diese Freiwilligkeit muss aber ganz bestimmt und kon- sequent mit einem Ableh- nungsrecht ohne Angaben von Gründen seitens des Arbeitnehmers gesetzlich ge- schützt und verankert wer- den. Wenn zum Beispiel bei einer Firma, die auf 12 Stunden- Arbeit plädiert, es Arbeitneh- mer gibt, die diesen Job nur mit dem gesetzlichen 8-Stun- den-Tag in Anspruch nehmen wollen, so muss ihnen dies laut Gesetz gewährt werden. Auch bei einer Neueinstel- lung. Die Willigkeit zur 12-Stun- den-Arbeit darf nicht zu einem Auswahlkriterium werden. Sollte ein Arbeitneh- mer zu einer 12-Stunden- Arbeit gezwungen werden, so muss er beim Arbeitsge- richt seine Forderung bzw. seine Willigkeit für den 8- Stunden-Tag durchsetzen bzw. klagen können. Ein 8-Stunden-Tag muss in Österreich im Sinne und zum Schutz unserer Arbeitneh- merinnen und Arbeitnehmer absoluten Vorrang haben! Sonja Spangl 8510 Stainz 60 Wochenstunden Dass die ÖsterreicherInnen bereits jetzt sehr flexibel arbeiten und Millionen an zum großen Teil unbezahlten Überstunden leisten, ist Kurz und Strache egal. Die schwarz-blaue Regie- rung will, dass die Österrei- cherInnen noch mehr und bis zum Umfallen arbeiten. Denn Kurz will unter tatkräf- tiger Mithilfe Straches die Wünsche seiner Großspen- der befriedigen, die ihre Pro- fite mit allen Mitteln maxi- mieren wollen. Dass bei der 60-Stunden-Wo- che die Gesundheit, die Fami- lien und die Kinder auf der Strecke bleiben, nehmen Kurz und Strache ganz be- wusst in Kauf. Mag. Hans Rankl 3100 St. Pölten Aufgaben für ÖGB Wenn die Gewerkschaft gegen den 12-Stunden-Tag zum Angriff bläst (und dabei von SPÖ-Chef Kern vollmun- dig unterstützt wird) kriti- siert sie etwas, was die SPÖ vor der Oppositionszeit mit- getragen hat. Ein lohnendes Thema für den ÖGB wäre hingegen ein ent- sprechender Widerstand gegen die aktuelle Regie- rungsvorlage zum Pensions- kassengesetz. Hier wird näm- lich eine Chance vertan! Ein funktionierendes System einer zweiten Säule bei den Pensionen wäre wichtig. Aber das gegenwärtige öster- reichische Pensionskassen- system müsste einer grundle- genden Reform unterzogen werden, bevor es wirklich brauchbar wird! Die derzeiti- ge Gesetzesvorlage der Re- gierung sieht nur ein paar un- bedeutende Änderungen vor, die durch EU-Vorgaben nötig werden. Denn diese Ge- setzesvorlage hat die Pen- sionskassenlobby geschrie- ben und auch die Opposition übernimmt dieses schlechte Konstrukt kommentarlos. Aber gerade der ÖGB wäre hier gefragt. Für ihn – vor al- lem seinen starken SPÖ-Flü- gel – gilt aber leider nur: „ASVG ist allzeit gesichert! Zweite Säule? Augen zu und durch interessiert uns nicht“. Und so lässt die Arbeit- nehmervertretung fast einer Million Betroffener, deren In- teressen sie eigentlich vertre- ten sollte, im Regen stehen. Wo bleibt hier die oppositio- nelle Vernunft? Günter Braun 1020 Wien Pendlervorteil Bisher darf/durfte man zehn Stunden pro Tag arbeiten. Das macht dann bei einer vier-Tage- Woche insgesamt: 40 Stunden. Die groß gepriesene Erleich- terung für Pendler wäre dem- nach doch bisher schon mög- lich gewesen? Wo ist da die win-win-Situa- tion? Riva Leonis via kurier.at a/leser/22-a - # 22 # - 18.06.2018 gedruckt am 18.06.2018 09:51:29 KURIER Leserbriefe Gastkommentar VON THOMAS KÖHLER Die neue Gretchenfrage „Im Zentrum“ einer aktuellen ORF-Dis- kussion betonte ein ehemaliger ungari- scher Minister abermals „den“ genuinen Wider- spruch von „Christdemo- kratie“ zu „Liberalität“. Zwei der Anwesenden, ein österreichische Minister sowie ein aus Österreich stammender EU-Kommis- sar, nahmen dazu zwar nicht direkt, aber indirekt Stellung. Beide gehören über die ÖVP der größten EU-Fraktion an, der EVP, die sich ausdrücklich als „christdemokratisch“ be- zeichnet! Demokratie Der eine, Gernot Blümel, Mitte dreißig, verwies auf die Herkunft der gerade für die EU in der gegenwärti- gen Übergangs- wie in der historischen Gründungs- phase relevanten Prinzipi- en aus katholischen Enzyk- liken: „Personalität“, „Soli- darität“ und „Subsidiari- tät“. Der andere, Johannes Hahn, knapp 60, verbarg seine Skepsis und Kritik am ungarischen Gegenüber weder durch Mimik und Gestik, der primären Art zu kommunizieren, noch durch Nachfragen mündli- cher Art, der sekundären. In der Tat stand die neue Gretchenfrage der Politik im Zentrum der Auf- merksamkeit: Wie halten es Christen mit der Demo- kratie und Demokraten mit dem Christentum; welches Verhältnis haben Christde- mokratie und Liberalität; wie werden die oben ge- nannten Prinzipien der Freiheit und Verantwor- tung (Personalität), des Miteinander (Solidarität) und des Kleineren-vor- Größerem-wenn-dazu- willens-und-fähig (Sub- sidiarität) nicht nur gebe- tet, sondern auch gelebt?! Die Antwort ist klarer als vermutet: Schon Hans Maier, ehemaliger Profes- sor für die Geschichte poli- tischer Ideen in München und bayerischer Kultusmi- nister, wies im buchstäb- lich und übertragen ausge- zeichneten Standardwerk „Revolution und Kirche“ wissenschaftlich nach, dass der – während der Französischen Revolution (!) erstmals als „démocra- tie chrétienne“ verwendete und hundert Jahre später in katholische Enzykliken wie „Rerum Novarum“ Dr. Thomas KÖHLER, ist Herausgeber des biennalen „Jahrbuchs für politische Beratung“ (nächster Band im Herbst 2018). übertragene Begriff – nicht nur über konservative und soziale, sondern auch libe- rale Wurzeln verfügt. Welche Ambivalenz ein solcher Stamm mit drei Wurzeln (die „christdemo- kratische Trinität“) bedeu- tet, bezeugen die entspre- chenden Konflikte in der größten christdemokrati- schen Partei Europas, der CDU: am Beispiel der dem liberalen Lager zugerech- neten und aus der DDR- Bürgerrechtsbewegeung stammenden Kanzlerin Angela Merkel, der der so- zialen Richtung angehö- renden Generalsekretärin Annegret Kramp Karren- bauer (mit Heiner Geißler als Vorbild) sowie dem im konservativen Flügel ver- orteten Jens Spahn (der Alfred Dregger nach- eifert). Kramp und Spahn haben die besten Chancen auf Merkels Nachfolge. Liberalität Historisch gesehen am konservativsten in Europa waren und sind die spani- schen Christdemokraten im währenden Schatten des Franquismus: Subsi- diarität werten sie bis heu- te als Zentralismus; am so- zialsten wirkte bis in 1970er Jahre die italieni- sche Democristiana unter Aldo Moro, den linksextre- me Terroristen umbrach- ten, weil er in radikalster Auslegung von Personali- tät einen Historischen Kompromiss zwischen Christdemokratie und Kommunismus einzuleiten beabsichtigte; und am libe- ralsten erscheinen eben die deutschen Christdemokra- ten unter Angela Merkel in deren Interpretation von Solidarität mit Flüchtlin- gen. In der Tat auf die Spitze treibt die Frage indes jener Mann, der seine politische Karriere als Liberaler be- gann und als „Illiberaler“ beendet: Viktor Orban. Wenn er und seine Adepten meinen, dass Christdemo- kratie an sich nicht liberal sei, dann ist dies nicht nur historisch, sondern auch pro futuro falsch. Den- noch: Gerade als liberale Christdemokraten begeg- nen wir ihm mit der ande- ren Medaillenseite von So- lidarität, Toleranz, und be- antworten so die neue Gretchenfrage nicht nur für ihn, sondern auch für uns in all ihrer Spannung. Die Buben ... – von Michael Pammesberger

22 für 18.06.2018 - Status: Archiviert (22-a) - Pekabe...E L P A M M E S B E R G E R Betriebsansiedelung Als Langzeitlösung für die Verkehrsbelastung Wiens sollte man Anreize schaffen,

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k u r i e r . a tFORUM Montag I 18. Juni 2018

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Ein historisches Gipfeltreffen

Tauwetter zwischenden USA undNordkorea. Kim istzur Abrüstung bereit,die USA wollen aufManöver verzichten.

Gunst der StundeDie jahrelange IsolationNordkoreashatdazugeführt,dass man nun doch endlichversucht auf nukleare Be-waffnung zu verzichten.Trump hat erkannt, wie mür-be und ausgelaugt der nord-koreanische Diktator gewor-den ist und hat die Gunst derStunde genützt. Ihm fällt derErfolg jahrzehntelanger Tak-tik und Finte nun zu . Ähnlicheinem Helmut Kohl, dem derMauerfalljaauchpraktischinden Schoß gefallen ist. Aberimmerhin. Einer fängt’s anund jemand bringt’s zu Ende.

Michael Seebachervia kurier.at

Gesicht gewahrtEin guter Tag für die Men-schen in Nordkorea, aberauch für die Menschen inSüdkorea.WievieldasPapierwert ist, wird die Zukunft zei-gen. Kim hat gewonnen, dabeideaufAugenhöheverhan-deltenundTrumphatgewon-nen, weil er wieder so mehrRückhalt in den USA hat. Ichschätze mal, dass auf der ko-reanischen Halbinsel jetztviel vom Ausland investiertwird.

Fritz-Ulrich Heinvia kurier.at

Ausgang ungewissEine Absichtserklärung gibtes wohl, die Trump zu einemErfolg hochjubelt. Konkreterfährt man nicht, was unter„Denuklearisierung“ zu ver-stehenistundwasdieUSAalsGegenleistung tun müssen.

Otto Hilschervia kurier.at

Nur ein AuftrittWie sehr man auf Kims Wortebzw. Unterschrift vertrauenkann, sei mal dahingestellt.Trumps Wort, Versprechen,Unterschrift und Schwüresind jedenfalls keinen Centwert. Und wenn Donald sichin einem neuerlichen Anfallvon Druckknopfgrößen-wahn wieder zu irgendwel-chen Beleidigungen hinrei-ßen lässt, wird das der gelieb-te Führer Nordkoreas auchtun. Ich sehe jedenfalls kei-nen Anlass, in dem Auftrittmehr zu sehen als ebendieses.

Nina Ruzickavia kurier.at

GutgläubigWir erlebten nun ein Parade-beispiel wie aus Todfeindenplötzlich „Freunde“ wurden.Es war sehr peinlich, zu se-hen, wie sich beide umarm-ten.AlssichderbrutalsteDik-tator der Welt, Kim Jong-un,plötzlich bereit erklärte, fürein Treffen mit US-PräsidentTrump zur Verfügung zu ste-hen, brach bei diesem großerJubelaus.Dabeigabesbishernur gegenseitige Atom-kriegsdrohungen.Nununter-schrieb Kim, dass Nordkoreazukünftig auf Atomwaffenverzichtenwerde.DieGegen-leistungen der USA wurdennicht bekannt gegeben. Mandarf aber annehmen, dass esfür Kim und sein hungerndesVolk entsprechende wirt-schaftliche Hilfen gebenwird. Dies wird seine Machtin Nordkorea stärken. Weraußer Trump, glaubt nun,dass Kim wirklich alle seineAtombomber vernichtenwird?

Dr. Josef Pasteiner2700 Wiener Neustadt

Wiener Citymautendgültig abgesagtSchubladisiertBedauerlich, wie eindimen-sional mit einem interessan-ten Vorschlag umgegangenwird. Natürlich ist eine City-mautnureingebettetinande-re Maßnahmen zu sehen. DieKosten sind im Rahmen einerökosozialen Steuerreform –wie sie fast alle Parteien ver-sprechen–natürlichaufkom-mensneutral gestaltbar.Auch die Rahmenbedingun-gen, was den Ausbau des öf-fentlichen Verkehrs in NÖunddemBurgenlandbetrifft,sind angeblich allgemeinesZiel. Und das damit verbun-dene Verbessern der Gesund-heitsbedingungen der Wie-ner Bevölkerung ist wertvol-les Gut und wird ohne umfas-sende Maßnahmen nicht ge-hen. Nicht zuletzt hilft dassogar der dann einigerma-ßen geringeren Anzahl anAutofahrern bei einem besse-ren Weiterkommen.

Felix Stelzerper eMail

REDAKTIONELLE LEITUNGCHRISTIAN BARTOS

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LIEBE LESERINNEN UND LESER! IHRE MEINUNG IST UNS WICHTIG. SCHREIBEN SIE AN DEN KURIER. Anschrift: KURIER Leopold-Ungar-Platz 1,A-1190 Wien oder per eMAIL an [email protected] oder besuchen Sie unsere Homepage www.kurier.at: Registrierte Benutzer können auf KURIER.at aktuelle

Berichte kommentieren und teilen. Hinweis: Ihre Zuschriften können sowohl in der Zeitung als auch online veröffentlicht werden. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.

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BetriebsansiedelungAls Langzeitlösung für dieVerkehrsbelastung Wienssollte man Anreize schaffen,dass verschiedene Betriebeals Arbeitgeber ihren Stand-ort aus Wien verlegen, wiedies vereinzelt schon gelun-gen ist.Das gilt natürlich auch für dieeine oder andere öffentlicheDienststelle.

Norbert Hofmannvia eMail

12-Stunden-ArbeitstagFreiwilligkeitAb Jänner 2019 soll es lautösterreichischer Bundesre-gierung möglich werden, auf„freiwilliger Basis“ bei einerFirma12Stundenarbeitenzukönnen.Diese Freiwilligkeit mussaber ganz bestimmt und kon-sequent mit einem Ableh-nungsrecht ohne Angabenvon Gründen seitens desArbeitnehmers gesetzlich ge-schützt und verankert wer-den.Wenn zum Beispiel bei einerFirma, die auf 12 Stunden-Arbeit plädiert, es Arbeitneh-mer gibt, die diesen Job nurmit dem gesetzlichen 8-Stun-den-TaginAnspruchnehmenwollen, so muss ihnen dieslaut Gesetz gewährt werden.Auch bei einer Neueinstel-lung.Die Willigkeit zur 12-Stun-den-Arbeit darf nicht zueinem Auswahlkriteriumwerden.SollteeinArbeitneh-mer zu einer 12-Stunden-Arbeit gezwungen werden,so muss er beim Arbeitsge-richt seine Forderung bzw.seine Willigkeit für den 8-Stunden-Tag durchsetzenbzw. klagen können.Ein 8-Stunden-Tag muss inÖsterreich im Sinne und zumSchutz unserer Arbeitneh-merinnen und Arbeitnehmerabsoluten Vorrang haben!

Sonja Spangl8510 Stainz

60 WochenstundenDass die ÖsterreicherInnenbereits jetzt sehr flexibelarbeiten und Millionen an

zumgroßenTeilunbezahltenÜberstunden leisten, ist Kurzund Strache egal.Die schwarz-blaue Regie-rung will, dass die Österrei-cherInnen noch mehr und biszum Umfallen arbeiten.Denn Kurz will unter tatkräf-tiger Mithilfe Straches dieWünsche seiner Großspen-der befriedigen, die ihre Pro-fite mit allen Mitteln maxi-mieren wollen.Dass bei der 60-Stunden-Wo-chedieGesundheit,dieFami-lien und die Kinder auf derStrecke bleiben, nehmenKurz und Strache ganz be-wusst in Kauf.

Mag. Hans Rankl3100 St. Pölten

Aufgaben für ÖGBWenn die Gewerkschaftgegen den 12-Stunden-Tagzum Angriff bläst (und dabeivon SPÖ-Chef Kern vollmun-dig unterstützt wird) kriti-siert sie etwas, was die SPÖvor der Oppositionszeit mit-getragen hat.EinlohnendesThemafürdenÖGB wäre hingegen ein ent-sprechender Widerstandgegen die aktuelle Regie-rungsvorlage zum Pensions-kassengesetz.Hierwirdnäm-lich eine Chance vertan!Ein funktionierendes Systemeiner zweiten Säule bei denPensionen wäre wichtig.Aber das gegenwärtige öster-reichische Pensionskassen-systemmüssteeinergrundle-genden Reform unterzogenwerden, bevor es wirklichbrauchbar wird! Die derzeiti-ge Gesetzesvorlage der Re-gierungsiehtnureinpaarun-bedeutende Änderungenvor, die durch EU-Vorgabennötigwerden.DenndieseGe-setzesvorlage hat die Pen-sionskassenlobby geschrie-ben und auch die Oppositionübernimmt dieses schlechteKonstrukt kommentarlos.Aber gerade der ÖGB wärehier gefragt. Für ihn – vor al-lem seinen starken SPÖ-Flü-gel – gilt aber leider nur:„ASVG ist allzeit gesichert!Zweite Säule? Augen zu unddurch – interessiert unsnicht“.UndsolässtdieArbeit-nehmervertretung fast einerMillionBetroffener,derenIn-

teressen sie eigentlich vertre-ten sollte, im Regen stehen.Wo bleibt hier die oppositio-nelle Vernunft?

Günter Braun1020 Wien

PendlervorteilBisher darf/durfte man zehnStunden pro Tag arbeiten.

Das macht dann bei einervier-Tage- Woche insgesamt:40 Stunden.Die groß gepriesene Erleich-terungfürPendlerwäredem-nach doch bisher schon mög-lich gewesen?Wo ist da die win-win-Situa-tion?

Riva Leonisvia kurier.at

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KURIERLeserbriefe

Gastkommentar

VON THOMAS KÖHLER

Die neueGretchenfrage

„Im Zentrum“ eineraktuellen ORF-Dis-kussion betonte einehemaliger ungari-

scher Minister abermals„den“ genuinen Wider-spruch von „Christdemo-kratie“ zu „Liberalität“.Zwei der Anwesenden, einösterreichische Ministersowie ein aus Österreichstammender EU-Kommis-sar, nahmen dazu zwarnicht direkt, aber indirektStellung. Beide gehörenüber die ÖVP der größtenEU-Fraktion an, der EVP,die sich ausdrücklich als„christdemokratisch“ be-zeichnet!

DemokratieDer eine, Gernot Blümel,Mitte dreißig, verwies aufdieHerkunftdergeradefürdie EU in der gegenwärti-gen Übergangs- wie in derhistorischen Gründungs-phase relevanten Prinzipi-en aus katholischen Enzyk-liken: „Personalität“, „Soli-darität“ und „Subsidiari-tät“. Der andere, JohannesHahn, knapp 60, verbargseine Skepsis und Kritik amungarischen Gegenüberweder durch Mimik undGestik, der primären Art zukommunizieren, nochdurch Nachfragen mündli-cher Art, der sekundären.

In der Tat stand dieneue Gretchenfrage derPolitikimZentrumderAuf-merksamkeit: Wie haltenes Christen mit der Demo-kratieundDemokratenmitdem Christentum; welchesVerhältnis haben Christde-mokratie und Liberalität;wie werden die oben ge-nannten Prinzipien derFreiheit und Verantwor-tung (Personalität), desMiteinander (Solidarität)und des Kleineren-vor-Größerem-wenn-dazu-willens-und-fähig (Sub-sidiarität) nicht nur gebe-tet, sondern auch gelebt?!

Die Antwort ist klarerals vermutet: Schon HansMaier, ehemaliger Profes-sor für die Geschichte poli-tischer Ideen in Münchenund bayerischer Kultusmi-nister, wies im buchstäb-lich und übertragen ausge-zeichneten Standardwerk„Revolution und Kirche“wissenschaftlich nach,dass der – während derFranzösischen Revolution(!) erstmals als „démocra-tiechrétienne“verwendeteund hundert Jahre späterin katholische Enzyklikenwie „Rerum Novarum“

Dr. Thomas KÖHLER, ist Herausgeber des biennalen „Jahrbuchsfür politische Beratung“ (nächster Band im Herbst 2018).

übertragene Begriff – nichtnur über konservative undsoziale, sondern auch libe-rale Wurzeln verfügt.

Welche Ambivalenz einsolcher Stamm mit dreiWurzeln (die „christdemo-kratische Trinität“) bedeu-tet, bezeugen die entspre-chenden Konflikte in dergrößten christdemokrati-schen Partei Europas, derCDU: am Beispiel der demliberalen Lager zugerech-neten und aus der DDR-Bürgerrechtsbewegeungstammenden KanzlerinAngela Merkel, der der so-zialen Richtung angehö-renden GeneralsekretärinAnnegret Kramp Karren-bauer (mit Heiner Geißlerals Vorbild) sowie dem imkonservativen Flügel ver-orteten Jens Spahn (derAlfred Dregger nach-eifert). Kramp und Spahnhaben die besten Chancenauf Merkels Nachfolge.

LiberalitätHistorisch gesehen amkonservativsten in Europawaren und sind die spani-schen Christdemokratenim währenden Schattendes Franquismus: Subsi-diarität werten sie bis heu-te als Zentralismus; am so-zialsten wirkte bis in1970er Jahre die italieni-sche Democristiana unterAldo Moro, den linksextre-me Terroristen umbrach-ten, weil er in radikalsterAuslegung von Personali-tät einen HistorischenKompromiss zwischenChristdemokratie undKommunismuseinzuleitenbeabsichtigte; und am libe-ralstenerscheinenebendiedeutschen Christdemokra-ten unter Angela Merkel inderen Interpretation vonSolidarität mit Flüchtlin-gen.

In der Tat auf die Spitzetreibt die Frage indes jenerMann, der seine politischeKarriere als Liberaler be-gann und als „Illiberaler“beendet: Viktor Orban.WennerundseineAdeptenmeinen, dass Christdemo-kratie an sich nicht liberalsei, dann ist dies nicht nurhistorisch, sondern auchpro futuro falsch. Den-noch: Gerade als liberaleChristdemokraten begeg-nen wir ihm mit der ande-ren Medaillenseite von So-lidarität, Toleranz, und be-antworten so die neueGretchenfrage nicht nurfür ihn, sondern auch füruns in all ihrer Spannung.

Die Buben ... – von Michael Pammesberger