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  • Im ZentrumEstlands

    229Im Zentrum EstlandsAtlas S. II–IX

    Landleben

    Ruinen der Ordensburg von Laiuse

    Abseits der großen Städte bleibt das Nachtleben überschaubar

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  • Überblick

    Die im Zentrum liegenden LandkreiseRaplamaa, Järvamaa und Jõgevamaawerden von den meisten Reisendeneher stiefmütterlich behandelt, sind sieim Großen und Ganzen doch nicht fürherausragende Sehenswürdigkeitenbekannt. Doch wer es nicht allzu eilighat, kann auf dem Weg von derHauptstadt nach Tartu, Viljandi oderPärnu den einen oder anderen Zwi-schenstopp bei kleineren Sehenswür-digkeiten einlegen oder sich in einemeinsamen, kleinen Landschafts- undNaturschutzgebiet die Füße vertreten.Vor allem wer Moore und Karstgebie-te mag, wird auf seine Kosten kom-men. Auch im Pandivere-Hochlandfindet man beim Urstromtal Porkunieine liebliche Landschaft mit Hügelnund Seen vor. Die sehenswertestenStädte in Zentralestland sind Paideund Põltsamaa, in deren Herzen je-weils alte Burgruinen liegen, die heuteMuseen beherbergen. So manchesHerrenhaus hat wieder zu altemGlanz gefunden, mittelalterliche Kir-chen und kleine Museen haben zu-mindest im Sommer ihre Pforten ge-öffnet.

    Rapla VI/A1

    Rapla, etwa 50 Kilometer südlich vonTallinn, ist eine Provinzstadt, die außerder Maria-Magdelena-Kirche (Kal-da 1), die seit dem 14. Jahrhundert im-mer wieder umgebaut wurde, nichtmit viel aufwarten kann. Auffällig andem neoromanischen Umbau von1901 sind die vom Architekten RudolfMoritz von Engelhardt errichteten zweiTürme, die an die Kaarli-Kirche in Tal-linn erinnern. Auch die Inneneinrich-tung ist sehenswert, etwa die Kanzelvon Christian Ackermann aus dem17. Jahrhundert oder die Altarwandaus dem 18. Jahrhundert von QuirinusRabe. Neben der Kirche erinnert einDenkmal mit Radkreuz an den estni-schen Freiheitskrieg. Jeden Sommerfindet in dem Gotteshaus ein Chormu-sik-Festival statt.

    230 Überblick, Rapla

    Die Maria-Magdalena-Kirche in Rapla

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  • Informationen i Touristeninformation, Viljandi mnt 4, Tel.4894359, [email protected]. Hier be-kommt man Karten mit Tourbeschreibungen(„Rattaga Raplamaal“, in englischer Sprache)diverser Fahrradrouten durch den Landkreis.Siehe auch www.raplamaa.ee.

    Unterkunft, Essen und Trinken NP

    Einfache Cafés und Kneipen findet manauf der Viljandi 5 (Karavani baar), am Bus-bahnhof und entlang der Tallinna mnt. Gästehaus Jõe (Külalistemaja) ⁄–⁄⁄, Jõe31a, Tel. 4894600, www.joe.ee. Die einfa-

    chen Zimmer mit geteiltem Bad, die anderenmit eigenem, alle Zimmer mit Kiefernmöbelnausgestattet, im Sommer Forellenangeln.Zum Gästehaus gehören ein bewachter Park-platz und eine Sauna. Meie Pubi, Viljandi mnt 15, Tel. 4894700,www.meiepubi.ee. Rustikale Kneipe mit gu-ter Auswahl an preiswerten Speisen und Ge-tränken, für jeden etwas dabei, öffnet täglichum 11 Uhr. Südlich des Stadtrandes (etwa 1,5 km inRichtung Märjamaa, Dorf Tuti) liegt das LokalKrantsi Kõrts (Tel. 4894944, www.krantsikorts.ee), zu dem auch ein paar Zimmer fürGäste, eine Sauna und ein Billardtischgehören.

    231RaplaAtlas S. VI-VII

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  • Umgebung von Rapla

    Der Landkreis Raplamaa rings um dieStadt Rapla, der etwa 25 Kilometersüdlich der Hauptstadt beginnt, giltseit jeher als Einzugsgebiet Tallinns. Sowie heute mancher Pendler zur Arbeitin die Küstenstadt fährt, ließen sichbereits in den vergangenen Jahrhun-derten Adlige und Landherren in dermit vielen Moor-, Sumpf-, Karst- undWaldgebieten bedeckten Gegendnieder und errichteten rund 100 Guts-und Ritterhöfe, von denen heute gut25 erhalten sind. Einige befinden sichnun in Privatbesitz, die meisten be-herbergen aber Schulen, Verwaltungs-gebäude oder seit Neuestem Kon-ferenzzentren. Noch vor Einzug derHansekaufleute und Ordensritterstanden auf dem Gebiet des heutigenLandkreises altestnische Festungen,in Loone, Keava und – am bestennoch heute zu erkennen – in Varbola.

    Südlich von Rapla

    Raikküla VI/A2In der Nähe von Raikküla, auf der

    Anhöhe Pakamägi, sollen sich Anfangdes 13. Jahrhunderts, so heißt es in derChronik von Henrik dem Letten, estni-sche Stammesälteste zu Beratungenzusammengefunden haben.

    Auch der Gutshof Raikküla, zudem ein klassizistisches Herrenhausund einige Nebengebäude gehören,diente als Treffpunkt kluger Köpfe. DerWissenschaftler Alexander Keyserling,der zusammen mit Adam Johann vonKrusenstern auf Expeditionen ging, hat

    hier Otto von Bismarck empfangen.Sein Enkel Hermann von Keyserlingmachte sich als Philosoph einen Na-men, sein Schwiegervater Graf Georgvon Cancrin war ebenfalls Wissen-schaftler und stieg unter dem russi-schen Zaren in hohe Ämter auf. DasHaus ist in schlechtem Zustand, aberdie ersten Renovierungsarbeiten sindimmerhin geschafft. Auf der restaurier-ten Hintertreppe finden Musik- undTheateraufführungen statt. Mittelfris-tig soll das Haus zu einem Wissens-zentrum über die estnischen Gutshöfeausgebaut werden.

    Kehtna VI/B2Von Raikküla aus kann man weiter in

    Richtung Südwesten fahren (s.u.) odersich in südöstlicher Richtung auf denWeg zu einem weiteren Herrenhausin Kehtna (Kechtel) machen. Unter-wegs passiert man die WindmühlePõlma aus dem 19. Jahrhundert. Wiedie Herrenhäuser Atla und Tohisoo(s.u.) wurde auch der Gutshof Kehtnabei den Unruhen 1905 in Brand ge-setzt und wieder im alten Stil aufge-baut.

    Järvakandi VI/A2Wer mag, kann dem Landschafts-

    schutzgebiet Mukri östlich von Järva-kandi einen Besuch abstatten. Järva-kandi an der Straße 27 wartet mit ei-nem kleinen Glasmuseum auf, das ineinem alten Haus aus dem 19. Jahr-hundert untergebracht ist.

    Järvakandi Klaasimuuseum, mobil 53904677, Mi–Fr 11–18 Uhr, Sa 11–15 Uhr, www.klaasimuuseum.ee.

    232 Umgebung von Rapla

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  • VõerahansuWer sich von Raikküla in Richtung

    Südwesten hält, kann noch einige klei-nere Stopps einlegen, die aber keineneigenen Umweg wert sind. Zu den Fe-rienhäusern Võerahansu (s.u.) gehörtauch ein kleines Heimatmuseum(Võerahansu Kodumuuseum), das Bil-der und Zeichnungen der estnischenMaler Johannes Võerahansu und KalevLaube ausstellt.

    Velise VI/A2Landwirtschaftliche Geräte und eine

    Ausstellung zum Flachsanbau sindThema des LandwirtschaftsmuseumsSillaotsa, das etwa 25 Kilometer süd-westlich von Raikküla im Dorf Veliseam Fluss Päärdu liegt.

    Sillaotsa Talumuuseum, Velise, Kreis Mär-jamaa, Tel. 4897764, www.velise.ee/saurus/web, Mai bis Sept. tägl. 10–17 Uhr, im WinterMo–Fr 10–17 Uhr, auch Camping möglich.

    Kivi-Vigala VI/A2Weitere 13 Kilometer nach Südwes-

    ten muss man zurücklegen, um derKirche Vigala in Kivi-Vigala einen Be-such abzustatten, die wie viele imLandkreis einen barocken Altar und ei-ne Kanzel von Christian Ackermannvorzuweisen hat. Der mehrmals umge-baute Turm ist Denkmal für die im Frei-heitskrieg Gefallenen.

    Im Gutshof Vana-Vigala (SchlossAlt-Fickel), etwa zehn Kilometer nord-westlich, ist heute eine Schule unterge-bracht. Das Anwesen blickt bereits auf500 Jahre Geschichte zurück, die überlange Zeit eng mit der der FamilieUexküll verknüpft war, von denen ein

    Spross wertvolle Reliefs aus Pompejimitbrachte – die ältesten Kunstwerkeauf estnischem Boden. Das heutigeHerrenhaus wurde in der zweitenHälfte des 18. Jahrhunderts errichtet,dann aber wie so viele im Landkreisbei den Unruhen von 1905 in Brandgesteckt. Bei der bald darauf folgen-den Renovierung bekam es sein altesAussehen wieder, außerdem pflanzteman verschiedene Baumarten an, dieman heute noch im umliegenden Parkbetrachten kann.

    Unterkunft, Essen und Trinken NP Kove Puhkemaja ⁄⁄, Raela, GemeindeRaikküla, mobil 5042917, Fax 4896167, www.hot.ee/kovejako. Hübsches Ferienhaus, indem man aber auch eines der vier einfachenZimmer mieten kann. Kaminzimmer, Küche,schöner Garten, in dem man auch zeltendarf. In der Nähe beginnt ein netter Wander-pfad. Luhtre Tourismushof ⁄⁄, Nõmmeotsa, süd-östlich von Märjamaa, Tel./Fax 4898014, mo-bil 5057043, www.luhtre.ee. Altes Bauern-haus mit Gästehaus und Speisesaal (Verpfle-gung auf Vorbestellung) in ehemaligerScheune, sehr rustikal. Die Räume sind mitoriginellen Namen versehen, man hat u.a. dieWahl zwischen dem Drei-Bären-Zimmer,dem Sonnenzimmer, dem Zimmer „Prinzes-sin auf der Erbse“ oder dem Brautzimmer, al-le mit TV und Duschbad; Sauna. Gästehaus Varjula ⁄, Pargi 3, Kehtna, Tel.4875245, mobil 5069774, Fax 4894912,www.hot.ee/varjula. Mit allem Nötigen aus-gestattete DZ und 3–4-Bett-Zimmer, Früh-stück gegen Aufpreis, Kochgelegenheit, aufWunsch auch Verpflegung. Võerahansu Ferienhäuser ⁄, Keo, Gemein-de Raikküla, Tel. 4897965, mobil 53993305,50155655, Fax 4897965, www.hot.ee/vorahansu. Drei gemütliche Ferienhäuser, diekomplett oder zimmerweise gemietet wer-den können, Camper und Wohnwagenbe-

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  • sitzer sind ebenfalls willkommen. Grill, Koch-gelegenheit, Billard, Tischtennisplatte u.a. ste-hen zur Verfügung, Massage im Angebotund Vermittlung von Ausritten.

    Aktivitäten t Der Aktivurlaubsveranstalter Parvematkad(„Floßwanderungen“), Talli-Jaani Talu, Tam-me (Kabala), Gemeinde Raikküla, mobil5141432, www.parvematkad.ee, organisertFloß-, Kanu- und Flusssaunafahrten (mit ei-ner schwimmenden Sauna auf einem Floß). 360°, mobil 55558755, www.360.ee, bie-tet Tiersafaries und im Winter Schneeschuh-wanderungen im Hochmoor Linnuraba (inder Nähe von Marjamaa) an.

    Nördlich von Rapla

    Estenfestung Varbola VI/A1Auf einem Hügel ganz im Nordwes-

    ten des ansonsten flachen LandkreisesRaplamaa stand vor Jahrhunderten diealtestnische Burg Varbola, auch Jaani-linn genannt, die größte ihrer Art, diebereits 1212 erstmals schriftlich er-wähnt wurde und bis zum 14. Jahrhun-dert bewohnt war. Noch heute kannman einen Eindruck von ihrer einsti-gen Größe bekommen, da Teile desbis zu zehn Meter hohen und 600 Me-ter langen Kalksteinschutzwalls, derdie Burg sicherte, erhalten sind. DieToröffnung und ein Brunnen wurdenwieder hergerichtet, außerdem hatman einen hölzernen Turm und eineSteinwurfmaschine rekonstruiert, umBesuchern die vorzeitliche Verteidi-gungsanlage vorführen zu können.

    Naturliebhaber finden weiter süd-westlich im Naturreservat Vardi,westlich der Straße 4, einen artenrei-chen Alvarwald vor.

    Hageri VI/A1Strahlend weiß mit rotem Dach prä-

    sentiert sich die Lambertuskirche inHageri, einige Kilometer westlich vonKohila. Der Architekt Erwin Bernhardterrichtete sie 1892 anstelle eines Vor-gängerbaus, von dem noch Teile derInneneinrichtung erhalten sind. Erst-mals soll bereits 1221 eine Kirche andieser Stelle gestanden haben.

    In der alten Apotheke ist ein kleinesHeimatmuseum untergebracht. DasGutshaus Sutlema aus dem 18. Jahr-hundert, das einst Eduard von Stackel-berg gehörte, fiel leider dem Zahn derZeit zum Opfer, im Jahr 1999 wurdeallerdings das von einer Kuppel be-deckte, turmartige, barocke Tor, das inden Gutshofpark führt, restauriert.

    Hageri Koduloomuuseum, Hageri, Ge-meinde Kohila, Tel. 4894794 (im Winter mo-bil 56483828), Di–Do 11–16 Uhr auf Vorbe-stellung.

    Kohila VI/A1Die Gegend um Kohila ist reich an

    Gutshöfen. Das hölzerne GutshausTohisoo (Tois) in Kohila selbst aus dem17. Jahrhundert brannte während derAufstände 1905 ab, doch bereits fünfJahre später wurde ein steinerner Neu-bau ganz in der Nähe errichtet, derknapp 30 Jahre später teilweise aufge-stockt wurde. Er ist schön renoviertund beherbergt heute ein Schulungs-zentrum. Von Zeit zu Zeit finden hierKonzerte und Feierlichkeiten statt.

    Auch der Gutshof Pirgu weiter öst-lich wurde in den 1980er Jahren reno-viert und kann heute für Feierlichkei-

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  • ten und Tagungen gemietet werden(www.pulmapidu.ee).

    Wer sich stärken möchte, kann diesim Wassermühlen-Café Veski baar(s.u.) tun. Die Mühle wurde 1875 er-richtet und wird heute als Raum fürFeierlichkeiten genutzt. Das Café stehtBesuchern offen, hier gibt es preiswer-te Speisen.

    Lohu VI/A1Im Herrenhaus Lohu entdeckte

    man französische Tapeten vom An-fang des 19. Jahrhunderts, auf denenSzenen des Romans „Don Quijote“ zusehen sind. Sie befinden sich heute imEstnischen Geschichtsmuseum in Tal-linn. Bei einer Renovierung des Her-renhauses stellte man fest, dass sichunter den Tapeten weitere Schätzeverbargen, nämlich Wandmalereien,die Gottlieb Christian Welte 1791 ge-schaffen hatte. 1970–80 wurde dasHaus teilweise renoviert, heute befin-det es sich in Privatbesitz, sodass manes leider nicht von innen besichtigenkann.

    Juuru VI/B1In Juuru an der Straße 14 lohnt eine

    Kirche einen weiteren Zwischenstopp.Den Namen Michaeliskirche trug be-reits im 13. Jahrhundert ein hölzernerVorgängerbau des heutigen Gottes-hauses, das mehrfach umgebaut wur-de. Es vereint damit Elemente und Ein-richtungsgegenstände verschiedenerEpochen: einen mittelalterlichen Chorund eine barocke Kanzel von ChristianAckermann. Auf dem Friedhof findet

    man steinerne Rundkreuze aus dem18. Jahrhundert.

    Zwei Kilometer nordöstlich stehendas Herrenhaus Atla (Groß-Attel, mo-bil 5040563, www.keraamika.ee) undder dazugehörige, hübsch renovierteehemalige Stall, der heute eine Kera-mikfabrik mit angegliedertem Kera-mikgeschäft beherbergt. Das Herren-haus, das sich in Privatbesitz befindet,erhielt nach 1905, als ein Vorgänger-bau abgebrannt war, sein heutigesAussehen. Erstmals schriftlich erwähntwurde das ehemalige Rittergut 1422.Der Besitzer führt Besucher gern her-um, allerdings sollte man sich vorheranmelden.

    Mahtra VI/B1Das Bauernmuseum im nahe gele-

    genen Mahtra gibt einen Überblicküber das bäuerliche Leben Mitte des19. Jahrhunderts. Werkzeug und Din-ge des täglichen Gebrauchs, Bilderund Dokumente sind in der Ausstel-lung zu sehen. Andere Exponate wid-men sich dem Bauernaufstand, dersich hier Mitte des 19. Jahrhundertszutrug, dem sogenannten „Mahtra-Krieg“. Der Aufstand entfesselte sichaufgrund eines Gesetzes, welches dieBauern zu Fronleistungen nötigen soll-te, nachdem diese endlich die Leibei-genschaft abgelegt hatten. Mit Mistga-beln und anderem Werkzeug ausge-rüstet, stürmten 700–800 aufgebrach-te Bauern die Gutshöfe der Umge-bung.

    Mahtra Talurahvamuuseum, GemeindeJuuru, Tel. 4844199, www.mahtramuuseum.ee, tägl. 10–18 Uhr außer an staatlichen Fei-

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  • ertagen. Zum Museum gehört die Ausstellungin der alten Dorfschenke Atla-Eeru von 1811.

    Karstfeld bei Kuimetsa VI/B1Folgt man der Straße 14 weiter nach

    Osten, passiert man kurz hinter Kui-metsa ein von Mischwald bewachse-nes, etwa zwölf Hektar großes Karst-feld. Das unterirdische Flussbett befin-det sich etwa drei Meter unter der Er-de. An manchen Stellen ist der Erdbo-den eingebrochen, sodass man einenBlick auf das Wasser werfen kann. Eindrei Kilometer langer Wanderwegführt durch das Gebiet.

    Unterkunft, Essen und Trinken NP In der historischen Kneipe Nõmme kõrts ⁄⁄aus dem Jahr 1796 im Dorf Nõmme kannman heute noch speisen und übernachten(Hagudi, Gemeinde Rapla, Tel. 4894988, Fax4894939, www.nommekorts.ee. RustikaleGaststätte, zu der auch etwa 10 mit Kiefern-möbeln ausgestattete Zimmer gehören; Sau-na, Kaminraum, Grill, außerdem Wohnwa-genstellplätze und Platz für Zelte. Ristimäe Gästehaus ⁄, auch Kohila Hotellgenannt, Loone, Gemeinde Kohila, nicht weitvon der alten Estenburg Loone entfernt, mo-bil 56736847, www.kohilahotell.ee. Relativneues Haus, Zimmer sehr spartanisch einge-richtet, aber neu und sauber, Sauna, Billard(gegen Extrabezahlung), kleine Bar und Fahr-radverleih. Ruunawere Hotell ⁄⁄, Varbola, in der Näheder Straße 4, Gemeinde Märjamaa, Tel.6709395, www.ruunawere.ee. Zu dem net-ten Haus gehören ein in einer alten Poststa-tion von 1824 untergebrachtes Restaurantund eine Sauna. Auch Wohnwagenstellplät-ze, man kann gern auf dem Grundstückzelten. Nicht weit von Varbola liegt das Tammerin-na Gästehaus ⁄, Purga, Gemeinde Märja-maa, mobil 5144136, www.tammerinna.ee.Sehr hübsches kleines Haus mit wenigen

    Zimmern, außerdem kleines Ferienhäuschen.Wer mag, kann die Küche mitbenutzen. Esgibt eine Sauna und man kann sich Kanusausleihen. Wer sich in Kohila stärken möchte, kann dieVeski baar aufsuchen, Viljandi mnt 5, Tel.4890882, www.veski.ee. Hübsches, rot-wei-ßes Wassermühlenhaus, einfache Speisen,u.a. Fisch, tägl. 11–22 Uhr.

    Östlich von Rapla

    Gutshöfe bei Ingliste VI/B1Ein paar Kilometer nordöstlich von

    Rapla liegt das Gutshaus Maidla ma-lerisch am Wasser. Etwa fünf Kilometerweiter südöstlich stößt man auf zweiweitere Gutshöfe. Das klassizistischeHerrenhaus von Hõreda am FlussKeila stammt von 1810, sein Kuppel-saal soll mit schönen Malereien undStuck verziert gewesen sein, dochnachdem es lange Jahre dem Verfallüberlassen wurde und zeitweise ohneDach war, ist vieles dem Zahn der Zeitund dem Wetter zum Opfer gefallen.Heute befindet es sich in Privatbesitz.

    Die Geschichte des Gutshofs Ing-liste (Haehl) ähnelt der von anderenGutshöfen der Umgebung. Das abdem späten Mittelalter in verschiede-nen Etappen erbaute Herrenhaus wur-de 1905 während der Aufstände inBrand gesetzt. Zwar hat man es balddarauf wieder aufgebaut, aber 1984wütete erneut ein Feuer. Inzwischenwurde es nach und nach renoviert.

    Durch das südwestlich von Inglistegelegene Karstgebiet Pae führt einWanderweg, vorbei an unterschiedli-chen Karsterscheinungen wie Höhlen,Trichtern, Gräben und Löchern.

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  • Landschaftsschutz-gebiet Kõnnumaa VI/B2

    Folgt man von Rapla der Straße 15 insüdöstlicher Richtung, kann man nachca. sieben Kilometern zum Land-schaftsschutzgebiet Kõnnumaa abbie-gen, das mehrere Sümpfe vereinigt.Noch bevor man das Gebiet erreicht,passiert man Keava, wo sich bis zum11. Jahrhundert eine Festung befand.

    Um den bis zu fünf Meter tiefen SeeLoosalu im Osten des Landschafts-schutzgebiets liegt das Moor Loosalu.Ein acht Kilometer langer Wanderpfadführt hindurch. Etwa die Hälfte desMoorgebiets bildet ein Hochmoor,dessen Torfschichten bis zu siebenMeter messen. Die Anhöhe PalukülaHiiemägi, wo der Wanderweg endet,

    ist mit 106 Metern über dem Meeres-spiegel bereits der höchste Punkt imNordwesten Estlands. Besonders ge-ring erscheint dies, wenn man amFuße des Hügels steht (die Esten nen-nen ihn „Berg“): Bis zur Spitze sind esgerade einmal gut 30 Meter.

    In Käru, südlich des Landschafts-schutzgebietes, findet sich eine hüb-sche, kleine Holzkirche (1860).

    Aktivitäten t Toosikannu Holiday Centre, GemeindeKäru, etwa 30 km südöstlich von Rapla, Tel.4898160, mobil 56495643, www.toosikannu.ee. Mit Sauna, die Betreiber organisierenJeep-Trips, Reit- und Angelausflüge, Fahrrad-verleih.

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