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Zeitschrift für aktive Christen Mit Ausharren laufen den vor uns liegenden Wettlauf Hebräer 12.1 H 11661 Meinerzhagen Nummer 126 Jahrgang 2009 2009 2 Mit Ausharren laufen den vor uns liegenden Wettlauf Hebräer 12.1

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Zeitschrift für aktive Christen

Mit Ausharren laufen den vor uns liegenden Wettlauf

Hebräer 12.1

H 11661Meinerzhagen Nummer 126Jahrgang 2009

20092

Mit Ausharren laufen den vor uns liegenden Wettlauf

Hebräer 12.1

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HerausgeberCLVChristliche Literatur- Verbreitung e.V.Postfach 110 13533661 Bielefeld

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IMPRESSUMNR. 1262. Quartal 2009

INHALTInhalt dieser Ausgabe:

Die Hoheit Gottes in der Mission. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3Hiskia – der Mann, der Gott vertraute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .4Tetelestai – zwischen gestern und morgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8Bereit und aufrichtig – Johannes Calvin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10Jahrgang 1954 und noch kein bisschen alt! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15Keine krummen Touren mehr … . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

John PiperWolfgang Bühne

William KaalGerrit Alberts

Jorge LuisGeorg Walter

»Ohne Waffen, ohne Gewalt, ohne Hass!«Nizza – an einem Montag, dem 19. Juli 1976. Der Bankdirektor der Société Géné-

rale will wie jeden Morgen den Tresorraum öffnen, aber die schwere Stahltür klemmt. Also lässt er Handwerker kommen in der Gewissheit, dass in ein paar Minuten die Stö-rung behoben sein wird. Aber die Verriegelung gibt nicht nach. Gegen Mittag rücken schließlich Spezialisten an, die den gesamten Tresorflügel aus den Angeln im Beton stemmen müssen. Ein ziemlich teures Unterfangen.

Als sie Stunden später endlich ins Innere des Tresors blicken können, stellen sie voller Entsetzen fest: Jemand ist ihnen zuvorgekommen. Der Direktor betritt atemlos die gepanzerte Kammer und bricht fast zusammen. Die Tresortür ist von innen zuge-schweißt! Alle Schließfächer sind aufgebrochen! Alle Einlagen – Geldscheine, Juwelen, Goldbarren – sind weg! Auf Augenhöhe gähnt eine runde Öffnung im Beton – ein un-terirdischer Tunnel. Und an der Wand hat jemand eine knappe Botschaft hinterlassen: „Ohne Waffen, ohne Gewalt, ohne Hass!“

Dieser Coup brachte dem Täter viel Bewunderung ein. Ohne Waffengewalt und ohne Blutvergießen, aber mit genialer Überlegenheit hatte er fette Beute gemacht. Außerdem besaß er noch die Nerven, eine Bekenner-Inschrift zu verfassen …

In Matthäus 12,29 stellt Jesus die Frage: „Wie kann jemand in das Haus eines Starken eindringen und seinen gesamten Hausrat rauben?“ – Es muss einer kommen, der stärker ist, genialer, mächtiger. Und er selbst kam und nahm dem Teufel die Macht des Todes (Hebr 2,14). Er raubte ihm seine Beute – und befreite seine Geknechteten aus dem Gewahrsam – ohne Waffen, ohne Gewalt, ohne Hass!

Im Fall von Nizza wurde ein Bankräuber für ein genial ausgeführtes Verbrechen bewundert. Jesus aber zerbrach die Mauern des Kerkers mit der Macht seiner Liebe!

Er ist stärker! Johannes wusste es im voraus: „Nach mir kommt, der stärker ist als ich“ – sogar ohne Axt, ohne Worfschaufel und ohne Sandalen, als er dort am Kreuz hing! Einer, der sein Volk von den Ketten der Sünde erlösen würde, der Gefangenen Befreiung ausruft – ohne Waffen, ohne Gewalt, ohne Hass, sondern in bedingungs-loser Liebe!

Darum weine nicht. Er vermag alle Siegel zu brechen (Off 5,5) – auch das römische an seiner Grabplatte (Mt 27,66)! Der Löwe hat den Drachen überwunden und das Lamm hat die Schlange besiegt. Halleluja!

Bildnachweis:Seite 3: desiringgod.orgSeite 5: sxc.hu | keeper182

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Das oberste Ziel der Gemeinde ist nicht die Mission, sondern die Anbetung. Die Mission gibt es nur, weil es nicht überall Anbetung gibt. An oberster Stelle steht nicht die Mission, sondern die Anbetung – denn an oberster Stelle steht nicht der Mensch, sondern Gott. Wenn dieses Zeit-alter vorüber ist und die unzähligen Mil-lionen erlöster Menschen vor dem Thron Gottes auf ihr Angesicht fallen, dann wird es keine Mission mehr geben. Diese ist nur eine vorübergehende Notwendigkeit. Doch Anbetung wird es in alle Ewigkeit geben.

Die Anbetung ist das Ziel der Mission, weil wir in der Mission auf nichts anderes hinarbeiten als darauf, dass die Völker die glühende Freude an der Herrlichkeit Got-tes erleben können. Das Ziel der Mission ist die Freude der Völker an der Größe Got-tes. „Der HERR regiert als König; es frohlo-cke die Erde, die vielen Länder sollen sich freuen!“ (Ps 97,1). „Es sollen dir danken die Völker, o Gott, alle Völker sollen dir danken! Die Nationen sollen sich freuen und jauchzen“ (Ps 67,4-5).

Doch die Anbetung ist auch die Triebfeder der Mission. Die Leidenschaft für Gott in der Anbetung geht der Werbung für Gott in der Predigt voraus. Was man selbst nicht wertschätzt, kann man auch nicht weiterempfehlen. Ein Missionar wird nie ausrufen: „Die Nationen sollen sich freuen!“, wenn er nicht auch von Herzen sagen kann: „Ich freue mich an dem HERRN … Ich will mich freuen und frohlocken in dir, ich will deinem Namen lobsingen, du Höchster!“ (Ps 104,34; 9,3). Die Mission beginnt und endet mit Anbetung.

Wenn in den Regungen des Herzens und den Prioritäten der Gemeinde das Stre-ben nach Gottes Ehre nicht dem Streben nach dem menschlichen Wohl übergeordnet ist, dann tut man damit weder dem Menschen einen Gefallen, noch gibt man Gott in rechter Weise die Ehre. Ich plädiere nicht für eine Abwertung der Mission, sondern für eine Erhöhung Gottes. Wenn die Flamme der Anbetung mit der Glut der wahren Würde Gottes brennt, dann wird das Licht der Mission bis zu den finstersten Völkern der Erde erstrahlen. Und nach diesem Tag sehne ich mich!

Wo die Leidenschaft für Gott nur schwach ist, ist auch der Missionseifer schwach. Gemeinden, die sich nicht auf die Erhöhung der Herrlichkeit und Schönheit Gottes kon-zentrieren, werden kaum je den brennenden Wunsch hervorbringen können, unter den Heiden von Gottes Herrlichkeit zu erzählen (s. Ps 96,3). Selbst Außenstehende können die Diskrepanz zwischen der Kühnheit unseres Anspruchs, den wir bezüglich aller Völker haben, und der Fadheit unserer Gottesbeziehung spüren.

(Mit freundlicher Genehmigung aus: John Piper „Weltbewegend – Die Freude an Gott kennt keine Grenzen“, 3L-Verlag)

Die Hoheit Gottes in der MissionJohn Piper

3NACHGEDACHT

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opfer, Gott zu einem lieblichen Wohlgeruch.“ (Eph 5,1.2)

Während 2Chr 29,3 berichtet, dass Hiskia im ersten Jahr seiner Regierung die verschlossenen Türen des Hauses Gottes öffnet, den Tempel reinigt, renoviert und damit den Gottesdienst wieder möglich macht, schildert 2Kö 18,4, dass Hiskia zu Beginn seiner Amtszeit jegliche Form von Götzendienst im Volk Gottes konsequent ausrottete.

Es ist nicht eindeutig zu erkennen, in welcher Reihenfolge Hiskia gearbeitet hat – zuerst den Götzendienst zerstört und dann den Gottes-dienst im Tempel möglich gemacht hat, oder umgekehrt. Auch wenn es in der Bibel und in der Kirchengeschichte einige Ausnahmen gibt, so scheint doch im Allgemeinen eine Erweckung mit Umkehr, Buße und Reinigung zu beginnen.

Höhen – Bildsäulen – Aschera Gott hatte dem Volk Israel sehr deutlich und unmissverständlich eingeschärft, wie sie mit dem Götzendienst der heidnischen Völker im Land Kanaan umgehen sollten:

In der letzten Ausgabe haben wir uns damit beschäftigt, in welch einer trostlosen Zeit und Umgebung Hiskia aufwuchs. Doch diese depri-mierenden Umstände hinderten Gott nicht daran, eine Erweckung zu schenken, die mit dem jungen König Hiskia begann. Ihn formte Gott zu einem Werkzeug seiner Gnade. Er orientierte sich an dem Vorbild seines Ur-Ahnen, des „Man-nes nach dem Herzen Gottes“ und „tat, was recht war in den Augen des Herrn, nach allem, was sein Vater David getan hatte“.

In unserer Zeit, in der im Volk Gottes – ähn-lich wie damals – ermutigende Vorbilder fehlen, können wir für unser geistliches Leben wert-volle Impulse aus Biographien von Männern und Frauen aus den vergangenen Jahrhunderten der Kirchengeschichte bekommen. Vor allem aber soll uns die „Wolke von Zeugen“ an das vollkom-mene Vorbild unseres Herrn Jesus erinnern und uns herausfordern, vor allem Ihn nachzuahmen.„Seid nun Nachahmer Gottes als vielgeliebte Kinder, und wandelt in Liebe, wie auch der Christus uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat als Darbringung und Schlacht-

Wolfgang Bühne

Hiskia – der Mann, der Gott vertraute

(Teil 2)

„Er tat die Höhen weg und zerschlug die Bildsäulen und rottete die Aschera aus und zertrümmerte die eherne Schlange aus Kupfer, die Mose gemacht hatte; denn bis zu jenen Tagen hatten die Kin-der Israel ihr geräuchert, und man nannte sie Nechustan.“ (2Kö 18,4)

Auch wenn es einige

Ausnahmen gibt, so

scheint doch im Allge-

meinen eine Erweckung

mit Umkehr, Buße und

Reinigung zu beginnen

4 BIBELARBEIT

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„Ihr sollt alle Orte ganz und gar zerstören, wo die Nationen, die ihr vertreiben werdet, ihren Göttern gedient haben: auf den hohen Bergen und auf den Hügeln … und ihr sollt ihre Altäre niederreißen und ihre Bildsäulen zerbrechen und ihre Ascherim mit Feuer verbrennen.“ (5Mo 12,1-3)

Interessant ist, dass wir hier die gleiche Reihenfolge von „Höhen“, „Bildsäulen“ und „Ascherim“ finden, in der Hiskia sie zerstört hat. Es scheint, dass wir hier eine wichtige und aktu-elle Lektion über Götzendienst im Volk Gottes lernen sollen:

Es beginnt mit den „Höhen“. Das waren Berge oder Hügel, also „erhabene“ Orte, wo die Heiden ihre Altäre aufgestellt hatten, um ihren Göttern zu dienen.

„Höhen“ spielen auch im Volk Israel eine folgenschwere Rolle. So lesen wir z.B. in 1Sam 9,12-13, dass der Prophet Samuel auf einer „Höhe“ Schlachtopfer darbringt. Wahrscheinlich auf dem Brandopferaltar, der sonst im Vorhof der Stiftshütte stand, die zu jener Zeit aber offen-sichtlich nicht aufgebaut war.

In 2Chr 1,3 lesen wir, dass die Stiftshütte zu Beginn der Herrschaft Salomos auf der „Höhe“ Gibeon stand, wo Salomo 1.000 Brandopfer opferte und Gott ihm in der darauf folgenden Nacht erschien und ihn segnete. Wir lesen nicht, dass Gott Samuel oder Salomo wegen ihrer Opfer rügte – im Gegenteil.

Nachdem aber Salomo den Tempel gebaut und die Bundeslade ihren Platz gefunden hatte, verloren diese „Höhen“ ihre vorübergehende Berechtigung und für das Volk Israel gab es keinen Grund mehr, dort zu opfern. Gott hatte bereits sehr früh (2Mo 15,17) und auch kurz vor dem Einzug ins verheißene Land von einem „Ort“ gesprochen, den er erwählen würde, „um seinen Namen dahin zu setzen, dass er dort wohne, und dahin sollst du kommen. Und ihr sollt dahin eure Brandopfer … bringen.“ (5Mo 12, 5-7)

Wenige Verse weiter lesen wir die ausdrück-liche Warnung: „Hüte dich, dass du deine Brand-opfer nicht an jedem Ort opferst, den du siehst!“

Der Gottesdienst der Israeliten sollte also nicht von äußeren Umständen, nicht von ihrer Phantasie und Kreativität, sondern von eindeu-tigen Vorschriften Gottes bestimmt sein, die sie nicht ohne Schaden missachten konnten.

Leider war es ausgerechnet der König Salomo, der Erbauer des Tempels in Jerusalem, der wenige Jahrzehnte später „eine Höhe für Kamos, den Gräuel der Moabiter, auf dem Berg, der vor Jerusalem liegt“, baute (1Kö 11,7). Leider folgten viele der späteren Könige im Volk Israel seinem schlechten Beispiel.

Allerdings finden wir in der Geschichte Judas auch die Situation, dass „das Volk noch auf den

Höhen opferte, jedoch dem Herrn, ihrem Gott“ (2Chr 33,17) – obwohl der Gottesdienst im Tem-pel möglich war.

Zusammenfassend kann man also feststellen:Vor dem Bau des Tempels in Jerusalem wurde •auf den „Höhen“ offensichtlich auf dem Brandopferaltar geopfert – mit der Zustim-mung Gottes.Am Ende der Regierung Salomos wurde •sowohl im Tempel Gottesdienst abgehalten, als auch gleichzeitig auf den „Höhen“ Göt-zendienst praktiziert.Nach der Teilung Israels finden wir vor allem •im Nordreich einen ausgedehnten Götzen-dienst auf den „Höhen“ „in allen ihren Städ-ten, von den Türmen der Wächter bis zu den festen Städten … um den Herrn zu reizen; und sie dienten den Götzen …“ (vgl. 2Kö 17,7-18). Aber auch Ahas, der Vater Hiskias, schloss in •Jerusalem „die Türen des Hauses des Herrn“ und errichtete in „jeder einzelnen Stadt von Juda Höhen, um anderen Göttern zu räu-chern. Und er reizte den Herrn, den Gott sei-ner Väter.“ (2Chr 28,24-25)Ziemlich am Ende der Geschichte Judas lesen •wir, dass das Volk Gottes sowohl im Tempel, als auch auf den „Höhen“ dem Gott Israels opferte.

Welche Lektionen können wir daraus für unsere Zeit lernen?

Auch heute finden wir innerhalb der Christen-1. heit bei manchen ökumenischen oder auch bei „interreligiösen“ Veranstaltungen soge-nannte „Gottesdienste“ statt, in denen alle möglichen heidnischen Gottheiten verehrt und angebetet werden. Jeder gottesfürchtige Christ, der die Bibel ernst nimmt, wird diesen heidnischen Götzendienst verabscheuen und ihn in keiner Weise unterstützen.Aber auch viele gutgemeinte „Gottesdienste“ 2. von uns Christen, die dem Herrn aufrichtig dienen möchten, gleichen denen der Israeli-ten, die auf den „Höhen“ ihrem Gott opferten, wenn wir die ausdrücklichen Anweisungen des Neuen Testamentes nicht beachten oder nach Gutdünken verändern. So wie es im AT schließlich nur noch einen Ort der Anbetung Gottes gab und nur einen Altar, auf dem die Opfer des Volkes dargebracht werden sollten, gibt es auch im NT nur das eine und verbind-liche Muster der Gemeinde und des Gottes-dienstes – „aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, indem Christus selbst Eckstein ist, in welchem der ganze Bau, wohl zusammengefügt, wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn“ (vgl. Eph 2,18-22). Beson-ders die Briefe des Paulus zeigen uns, wie

Viele gut-gemeinte „Gottes-dienste“ von Christen, die dem Herrn aufrichtig die-nen möchten, gleichen denen der Israeliten, die auf den „Höhen“ Gott opferten …

5BIBELARBEIT

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Gott die Gemeinde sieht und wie ihr Gottes-dienst und ihre sonstigen Aufgaben von der Autorität und Gegenwart Christi als Haupt der Gemeinde bestimmt werden sollen.

Die „Bildsäulen“Bekanntlich wurde im „zweiten Gebot“ (2Mo 20,4-5) jede Verehrung „eines geschnitzten

Bildes“ oder eines „Gleichnisses“ (oder „Abbildes“) entschieden verboten.

Die „Bilder“ oder „Bildsäulen“, die später in Israel auf den „Höhen“ errich-tet wurden, waren nicht unbedingt Bilder von Götzen, sondern wurden zunächst meist als Symbole eingesetzt, um eine Hilfe bei der Anbetung Gottes

zu sein. Sie sollten – wie das „goldene Kalb“ – eindrückliche, sichtbare, die Sinne ansprechende Bilder sein, die möglicherweise eine Eigenschaft Gottes symbolisch darstellen und

zur Anbetung Gottes anregen sollten.Als Hiskia diese Bildsäulen

kompromisslos zerschlug, geschah das sicher zum

Entsetzen vieler „Spon-soren“, Kunstliebhaber und Ästheten in Israel.

Die Geschichte des Christentums zeigt eine ähnliche Entwicklung. In den ersten Jahrhun-derten der Christenver-folgungen feierte man in schlichter Weise Gottes-dienst, wobei man keine

anderen Symbole als die im NT vorgeschriebenen

kannte. Doch bereits im 4. Jahrhundert, als die Christen

unter Konstantin nicht mehr verfolgt, sondern teilweise sogar begünstigt wurden, ent-standen die ersten christlichen Gebäude oder Kathedralen, die man „Kirche“ oder „Gottes-haus“ nannte. Damit war eine folgenschwere Begriffsverwir-rung geschaffen.

Es dauerte nicht lange, da reichten eindrucksvolle „Got-teshäuser“ nicht mehr aus und so suchte man in der Folgezeit die feierliche Stimmung und Anziehungskraft dadurch zu verstärken, indem man Ele-mente oder Symbole aus dem Heidentum übernahm, ihnen eine christliche Bedeutung

verlieh und damit die „Kirchen“ schmückte und füllte. Farbenprächtige Gewänder, Weihwasser, Weihrauch, Altäre, Gemälde und geschnitzte Bilder, Feiertage und viele andere – die Sinne beeindruckende Gegenstände und Riten – hiel-ten Einzug und entarteten teilweise im Mittelal-ter zu einem abscheulichen Götzendienst.

In der Reformationszeit erkannte und ver-urteilte man diese Entartung des Christentums. An manchen Orten führte das zu den „Bilder-stürmen“ und man zerstörte oder profanisierte die „heiligen“ Gegenstände und Symbole. Auch wenn diese Aktionen oft in schlimme Zerstö-rungswut ausarteten, die man auf gar keinen Fall rechtfertigen kann, so war das Anliegen der Reformatoren absolut berechtigt. Sie wollten die Kirche von allem heidnischen Unrat befreien und reinigen.

C.H. Spurgeon hat das ziemlich kernig und etwas drastisch so geschildert:

„Im Grunde handelten unsere Reformatoren gut und nach biblischen Vorbild, wenn sie auf die Götzen Roms Verachtung ausschüt-teten … Es war eine tiefe Bedeutung in ihrem Zerbrechen der Kreuze und Verbrennen der Heiligenbilder. Das weiße Leinen der pries-terlichen Kleider diente gut zu Unterklei-dern für die Armen, und Altarsteine waren vortrefflich für die Wand hinter dem Ofen … Heilige Wasserbehälter wurden in jenen praktischen Zeiten oft den Landleuten gegeben, um in Schweinetröge verwan-delt zu werden. Die kleinen Glöckchen, mit denen früher bei der Erhebung der Hostie geklingelt wurde, wurden um die Hälse der Pferde gehangen, und das Kästchen, das die verabscheuenswerte Nachäffung unseres menschgewordenen Gottes enthielt, welche die Papisten am meisten anbeten, wurde in Stücke zerbrochen …“

Leider kann man in unserer Zeit beobachten, dass selbst in evangelikalen Kreisen Bilder und Symbole, stimulierende Geräusche und Gerüche usw. wieder Einzug halten. In den Katalogen von manchen christlichen Verlagen werden immer mehr Gegenstände angeboten, die man eher auf einem mittelalterlichen Basar vermuten würde.

Noch werden keine Reliquien gehandelt, aber wir sind anscheinend nicht mehr weit davon entfernt wenn man realisiert, dass der ameri-kanische „Prophet“ Chuck Pierce rechtzeitig zu Ostern sein Salböl „Freiheit“ mit dazugehöriger Kerze anbot. Der Preis: nur 20 US-Dollar! Es soll den Christen „… an Ostern erinnern. Wir nennen es ‚Öl der Freiheit‘. Salbe deine Türpfosten damit und proklamiere, dass jede Strategie des Fein-des an dir vorübergeht und du für die Zukunft freigesetzt wirst. Benutze das Öl das ganze Jahr hindurch, bis du in dein neues Land ein-

Eine ugaritische Bronzefigur des Baals – das männliche „Gegenstück“ zur Aschera.

6 BIBELARBEIT

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getreten bist … Wenn wir dieses Öl verwenden, symbolisiert es unsere Bitte: ‚Herr, reinige mich und befreie mich von Sünde, so dass ich für die Freiheit einer neuen Ebene der Liebe und Lei-denschaft für Dich erwache.‘“

Gott schenke uns wie damals dem Hiskia eine heilige Radikalität und Abscheu vor jeder Art von fromm getarntem Heidentum!

AscheraDie Aschera („die Glückliche“ oder „Glücks-bringerin“) war eine heidnische Fruchtbarkeits-göttin, die durch geweihte Pfähle, Bäume und Bildnisse dargestellt wurde. Diese geweihten Gegenstände wurden oft neben einem Altar auf-gestellt (vgl. Ri 6,25), wovor Gott in 5Mo 16,21-22 ausdrücklich gewarnt hatte:„Du sollst Dir keine Aschera pflanzen, irgendein Holz neben dem Altar des Herrn, deines Gottes, den du dir machen wirst. Und du sollst dir keine Bildsäule aufrichten, die der Herr dein Gott hasst.“

Bei der Aschera handelte es sich also nicht mehr nur um ein Bild oder Symbol, das mögli-cherweise an eine Eigenschaft Gottes erinnern sollte, sondern um eindeutig heidnische Götzen-verehrung, die – wie manche annehmen – spä-ter in Verbindung mit der Tempel-Prostitution stand.

Die Reihenfolge „Höhen“, „Bildsäulen“, „Aschera“ zeigten also eine bedenkliche Ent-wicklung von scheinbar gutgemeintem Got-

tesdienst bis hin zu direktem Götzendienst. Gott hatte ja das Volk Israel schon frühzeitig davor gewarnt, eine Aschera neben dem Altar aufzustellen und man fragt sich wie es möglich ist, dass genau so etwas in der Geschichte des Volkes Gottes praktiziert wurde: Ausgerech-net der Sohn Hiskias, Manasse, stellte „das geschnitzte Bild der Aschera“ in den Tempel Gottes (2Kö 21,7).

Diese Entwicklung macht deutlich, wie wich-tig es ist, den Anfängen zu wehren, die meist harmlos, pragmatisch und unschuldig zu sein scheinen.

Die Geschichte des Christentums und auch ein Blick in unser eigenes Herz zeigen sehr deut-lich, wie beides in unserem Leben und unseren Gemeinden nebeneinander stehen kann: der „Altar“ und ein Standbild der „Aschera“ – Got-tesdienst und Götzendienst. Scheinbare Anbe-tung Gottes in Verbindung mit offensichtlich sexuellen Verirrungen. Das traurige Beispiel von Todd Bentley z.B. zeigt, wozu jeder von uns in der Lage ist, wenn der Herr Jesus nicht unser Herz erfüllt.

Geistliche Kraft und Freude kann man nicht auf dem Weg unheiliger Kompromisse bekom-men. Ein geteiltes Herz kann keinen vollen Segen empfangen!

Hiskia stellte sich auf die Seite Gottes und lebte einen kompromisslosen Gehorsam. Folgen wir seinem Beispiel und lernen wir aus seiner Geschichte für unsere Gegenwart.

Wir bekehren Menschen zu einer kraftlosen Form des Chris-tentums, die mit dem des Neuen Testaments wenig zu tun hat. Der durchschnittliche so genannte Bibelchrist ist nur eine trau-rige Parodie auf wahres Heiligsein! … Wir müssen bei unseren Bekehrten auf neutestamentlicher Heiligung bestehen, auf nichts weniger; und wir müssen sie in einen Zustand der Herzensrein-heit, feuriger Liebe, der Trennung von der Welt und völliger Hingabe an die Person Christi bringen. Nur auf diesem Wege kann der niedrige geistliche Zustand wieder bis auf das Niveau angehoben werden, das er im Licht der Schrift und der ewigen Werte erreichen sollte!

A.W. Tozer

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Geistliche Kraft und Freude kann man nicht auf dem Weg unheiliger Kompromisse bekommen. Ein geteiltes Herz kann keinen vollen Segen empfangen!

7BIBELARBEIT

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Tetelestai – zwischen gestern

und morgen

Taupunkt 2.0Nachdem im letzten Jahr erstmalig die Jugend-Konferenz „Taupunkt“ in Schoppen stattfand, ging sie in diesem Jahr als „Taupunkt 2.0“ in die zweite Runde. Wie bereits im vergangenen

Jahr kamen über 200 Jugendliche, um über das Pfingstwochenende in Schoppen aufzutauchen, aufzu-tauen und aufzutanken. Aufgrund der begrenzten Schlafmöglichkeiten vor

Ort mussten rund 80 Leute in einem nahegelegenen Freizeitheim unterge-bracht werden und hatten das beson-dere Vergnügen, morgens und abends im Schoppen-Shuttle zu reisen – ein Erlebnis, das viele an überfüllte Schul-busfahrten in früheren Tagen erinnerte. Aber fast alle nahmen diese und andere Unannehmlichkeiten gelassen und diszi-pliniert hin. Besonders dankbar waren wir auch in diesem Jahr wieder für durchgän-gig trockenes und sonniges Wetter, das die vielen Aktivitäten im Freien, angefan-gen von den kleinen Gebetsgruppen und den Mahlzeiten bis hin zu Geländespielen

und Sport-Turnieren ermöglichte. Auch das nun fast schon traditionelle Taupunkt-Tauziehen konnte wieder mit vollem Einsatz und vielen Emotionen ausgetragen werden.

Zwischen gestern und morgen …Tetelestai – wieder prangte ein griechisches Wort (natürlich mit dem griechischen Buchsta-ben tau beginnend) als Motto auf den T-Shirts aller „Taupunktler“. Tetelestai – „Es ist voll-

bracht“ – war der letzte triumphale Ausruf des Herrn Jesus am Kreuz und ist damit das Siegel

für unsere Erlösung, die göttliche Unterschrift unter unsere Errettung. Der Untertitel „Zwi-schen gestern und morgen“ ist dabei an den Bibeltext angelehnt, mit dem wir uns während der Tage beschäftigt haben. Er soll die Tragweite und Größe dieser Errettung andeuten (und erinnert gleichzeitig an das

Motto des letzten Jahres „zwischen Erde und Himmel“). Wir waren gespannt, wer als Erstes von interessanten Begegnungen berichten kann, bei denen die neugierig machende T-Shirt-Auf-schrift als Anstoß für ein Zeugnis diente – und bekamen tatsächlich schon am ersten Tag nach Pfingsten einen kurzen Erlebnisbericht zuge-sandt (siehe nächste Seite, unten).

Der Bibeltext, an dem sich die sechs Vor-träge der drei Referenten orientierten, war dem zweiten Kapitel des Titusbriefes entnommen (Tit 2,11-14). Genauer gesagt war es nur ein Satz, den wir mit viel Einsatz und Begeiste-rung während dieser Zeit studierten und durch die lebendigen Vorträge plastisch vor Augen gestellt bekamen. Paulus fasst darin in konzen-trierter Form den Ursprung, die Grundlage, die Auswirkung und den Ausblick unserer Errettung zusammen.

Der Satz macht deutlich, dass unser Leben eingerahmt ist von zwei Erscheinungen des Herrn – der vergangenen Erscheinung in Gnade und Wahrheit und der zukünftigen Erscheinung in Herrlichkeit. Unser Leben heute – in dem jet-zigen Zeitlauf – wird von beiden Perspektiven bestimmt und hängt damit zwischen gestern und morgen.

Als Veranschaulichung diente uns ein Fuß-gänger, der über eine große Hängebrücke wie die Golden Gate Bridge läuft. Er weiß, dass sein Leben an zwei massiven, gigantischen Stahl-pfeilern hängt, die unverrückbar fest an beiden Ufern im Boden verankert sind. Den einen hat er schon passiert, er ist für ihn „Vergangenheit“, der andere liegt vor ihm „in der Zukunft“. Doch beide tragen und stützen sein Leben. Und während er erwartungsvoll auf den zweiten Pfeiler zuläuft, der immer deutlicher aus dem Nebel hervortritt und scharfe Konturen annimmt, weiß er, dass der hinter ihm liegende Pfeiler es ihm überhaupt erst ermöglicht, dass er sicher über das tosende Wasser unter ihm laufen kann.

So ähnlich zeigt Paulus, dass Jesus uns durch sein Opfer am Kreuz in der Vergangenheit von der Gesetzlosigkeit losgekauft und uns für ein

Wi l l iam Kaal

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Altgriechisch bei McDonalds …

Wir befanden uns auf der Rückfahrt eines super Wochenendes in Schoppen, bei dem jeder

Teilnehmer ein T-Shirt bekommen hatte. In großen weißen Lettern prangte „tetelestai“ auf

unseren Rücken. Nach der geistlichen Nahrung am Wochenende hungerte es uns nun auch

körperlich und so hielten wir angestrengt Ausschau nach einem leuchtend gelben „M“. Zur

Freude aller Mitfahrer konnten wir bald „Burger in Sicht“ vermelden und die Autobahn für

eine Essenspause verlassen. Natürlich trugen die meisten von uns noch ihr Taupunkt-T-

Shirt, hatte uns doch Andreas ein kostenloses „Folge-mir-nach“-Wochenende in Aussicht

gestellt. Derjenige, der als erstes meldete, auf sein T-Shirt angesprochen worden zu sein,

sollte eben diesen Preis erhalten. Scherzend und mit möglichst breitem Kreuz unsere

T-Shirts präsentierend betraten wir McDonalds, um unsere Bestellung aufzugeben.

Während wir, Dennis und Samuel, zu zweit in der Schlange standen, sprach uns

ein junger Mann vom Personal an. Er fragte uns, was der Aufdruck auf unseren T-Shirts

bedeuten würde. Er sei Grieche, könne es aber nicht verstehen, da es wohl Altgriechisch sei.

So hatten wir unerwartet die Chance, ihm kurz zu erläutern, was es mit dem Satz

„Es ist vollbracht“ auf sich hat. Auch erklärten wir, dass wir von einer Pfingstfreizeit

für Jugendliche kämen und dort die T-Shirts bekommen hätten.

Glücklicherweise hatte einer von uns ein missionarisches Büchlein dabei, welches wir

dem interessierten Mann überreichen konnten. So gingen für uns die segensreichen

Pfingsttage mit einem sehr positiven Erlebnis zu Ende.

Dennis Hippler & Samuel Wölfinger

Unmerklich aber nicht unsichtbarTau, der in der Bibel häufig als Symbol für den Segen Gottes verwendet wird, bildet sich nachts, wenn die Luft mit Feuchtigkeit angereichert ist und die Temperatur unter den Taupunkt fällt. Die Taubildung geschieht dabei an jeder ein-zelnen Pflanze fast unmerklich, ohne spektakuläre Begleiter-scheinungen, aber doch mit deutlich sichtbarem Ergebnis am nächsten Tag, wenn der frische Tau die Wiesen bedeckt.

So wünschen wir uns, dass der Segen Gottes im Leben jedes einzelnen Teilnehmers sichtbar wird, weil die Atmosphäre mit Gottes Wort und seinem Geist „angereichert“ war. Wir hoffen, dass jeder erfrischt nach Hause gefahren ist und auch für andere in seiner Umge-bung zur Erfrischung sein kann.

gottgefälliges Leben gereinigt hat. Und er macht auch deutlich, dass die Erwartung der Erschei-nung seiner Herrlichkeit in der Zukunft unser Leben prägen und uns zu einem besonnenen, gerechten und gottseligen Leben motivieren soll.

Deswegen orientierten sich die Vorträge an den drei zeitlichen Perspektiven Gestern, Heute und Morgen. Unser Leben ist eingeschlossen in das, was Gott in der Vergangenheit getan und das, was er in der Zukunft tun wird – es ist ein Leben zwischen gestern und morgen. Unser Herr Jesus, der der Anfänger und Vollender unseres Glaubens ist und gestern, heute und in Ewigkeit derselbe bleibt, wurde uns dabei aufs Neue ganz groß.

Darüber hinaus konnten sich die Jugendli-chen in verschiedenen „Work-Schoppen“ in klei-nen Gruppen über ganz unterschiedliche Fragen informieren und austauschen. Bei Themen wie z.B. „Fraupunkt“, „Schmollen, grollen – ich den Ollen Ehre zollen?“ oder „Dangerzone Internet“ wurde es dabei richtig praktisch und konkret. Am Sonntag gab uns Alexander vom Stein faszi-nierende Einblicke in die Schöpfung und rüstete uns mit hilfreichen Informationen zum aktuellen Darwin-Jahr aus.

Weitere Infos, Bilder und die Vorträge zum kostenlosen Download unter:

www.taupunkt.org

9TAUPUNKT

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tierten es, als Calvinisten bezeichnet zu werden. Spurgeon schrieb in seiner Autobiografie ein Plädoyer für den Calvinismus: „Die alte Wahrheit, die Calvin gepredigt hat, … sie ist auch die Wahr-heit, die ich heute predigen muss, sonst würde ich gegenüber meinem Gewissen und gegen-über Gott schuldig.“4 John Knox, der Reformator Schottlands, war ein Schüler Calvins in Genf. Jonathan Edwards, John Owen, John Bunyan, zeitgenössische Autoren wie John Piper, John MacArthur, Randy Alcorn und Marc Dever wur-den lehrmäßig von ihm geprägt. Die Puritaner, die reformatorischen Kirchen in Schottland, den Niederlanden, der Schweiz, in Amerika und in vielen anderen Teilen der Welt berufen sich auf ihn und seine Lehren. Der ehemalige Rektor des Princeton Theological Seminary, Benjamin War-field, sagte von Calvin: „Niemand hatte jemals einen tiefer gehenden Gottesbegriff als er.“5

Kindheit und JugendJohannes Calvin (eigentlich Jean Cauvin) wurde am 10. Juli 1509 in Noyon in der Picardie im Nor-den Frankreichs geboren. Die Menschen dieser Provinz werden wegen der ihnen nachgesagten Starrköpfigkeit oder – positiv gesagt – ihrer Standhaftigkeit „die Friesen von Frankreich“ genannt.6 Sein Vater war ein bischöflicher Sekre-tär und Finanzverwalter. Später überwarf er sich wegen geschäftlicher Dinge mit dem Bischof, wurde mit dem „kleinen Kirchenbann“ belegt

Ein schüchterner Mann mit großer WirkungSein Siegel zeigt eine Hand, die ein Herz hält, links und rechts die Buchstaben J und C. Die Siegel seiner Zeit sollten das Wesen des Besit-zers beschreiben. So stehen J und C nicht in erster Linie für den Namen Johannes Calvin, sondern vor allem für Jesus Christus. Zu seinem Siegel gehörten die Worte „Prompte et sincere“ – bereitwillig und aufrichtig (ungeschminkt). Sein Lebensmotto ging zurück auf einen Brief, den er 1540 an seinen Freund Farel schrieb. Farel drängte ihn, in die Stadt Genf zurückzukehren, aus der die Beiden 1538 verbannt worden waren. In Calvin sträubte sich alles gegen diesen Plan: „Lieber sterbe ich hundertmal auf andere Weise, als an diesem Kreuz (in Genf zu sein), an dem ich tausendmal täglich umkomme.“1 Nach lan-gen inneren Kämpfen schrieb er schließlich an Farel: „Weil ich weiß, dass ich nicht mein eigener Herr bin, bringe ich mein Herz dem Herrn als ein wahrhaftiges Opfer dar.“

Sein Leben ist in mancher Hinsicht anders verlaufen, als er es sich vorgestellt hat. Von sei-nem Wesen her eher ein schüchterner Mensch, hätte er gerne ein zurückgezogenes Leben als Gelehrter geführt. Stattdessen geriet er zuneh-mend in das Zentrum des Zeitgeschehens der Reformation. Er gehörte nicht zur ersten Gene-ration der Reformatoren, den Pionieren. Er war 25 Jahre jünger als Zwingli, 26 Jahre jünger als Luther und 27 Jahre jünger als Oekolampad, der Reformator Basels. Seine Aufgabe war mehr die Festigung und Verteidigung der Reformation, die prägnante und tiefgehende Darstellung der reformatorischen Lehren.

Calvin war ein hochbegabter Intellektueller. Von ihm wurde gesagt, er habe einmal Gelesenes unauslöschlich in Erinnerung behalten: Er war mit einem ‚fotografischen Gedächtnis begabt‘2. In seinen theologischen Vorlesungen, die er in Genf neben seinen zahlreichen anderen Auf-gaben dreimal wöchentlich hielt, kam er ohne schriftliche Vorgabe aus. Obwohl er sich sorg-fältig vorbereitete, fand er jedoch nicht die Zeit und hatte es auch nicht nötig, ein Manuskript zu erstellen.3

Die kirchengeschichtlichen Auswirkungen seines Lebens sind gewaltig. Männer wie George Whitefield und Charles Haddon Spurgeon akzep-

Gerr i t A lber ts

Bereit und aufrichtig Zum 500. Geburtstag von

Johannes Calvin

„Die alte Wahrheit, die Calvin

gepredigt hat, sie ist auch

die Wahrheit, die ich heute

predigen muss, sonst würde

ich gegen-über meinem

Gewissen und gegenüber Gott

schuldig.“

10 JOHANNES CALVIN

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und starb als Exkommunizierter. Johannes wurde mit den adligen Neffen des Bischofs erzogen. Er erhielt die Einkünfte eines Kirchenbezirks, später auch eines zweiten, mit der Maßgabe, sich zum Priester ausbilden zu lassen. Mit 14 Jahren ging er zum Studium nach Paris und studierte unter anderem am Collège Montaigu, der späteren Sorbonne, an der auch Erasmus von Rotterdam studiert hatte und ab 1528 ebenfalls Ignatius von Loyola, der Gründer des Jesuitenordens und Gegenreformator, eingeschrieben war. Erasmus schrieb über das Studium an dieser ehrwürdigen Bildungsstätte: „Ich weilte an einem Kolleg in Paris, wo man so viel Theologie verschlang, dass die Mauern davon vollgesogen waren; aber ich habe nichts weiter davon behalten als eine kalte Gemütsverfassung und eine Menge Ungeziefer. Die Betten waren so hart, das Essen so schlecht, die Nachtarbeit und das Studieren so beschwer-lich, dass viele junge Leute gleich im ersten Jahr ihres Kolleg-Aufenthaltes krummbeinig, blind oder aussätzig wurden, wenn sie nicht starben. … Die Strafen bestanden aus Peitschenhieben, die mit einer Härte verabreicht wurden, wie nur ein Henker sie geben konnte. Der Vorgesetzte wollte aus uns Mönche machen; und um uns das Fasten zu lehren, gab es niemals Fleisch. Oh, wie viele verdorbene Eier habe ich dort gegessen.“7

In Paris kam Calvin mit den Lehren der Refor-mation in Berührung, unter anderem durch sei-nen Lehrer Jacques Lefèvre d’Étaples, der sich bereits 1509 unabhängig von Luther von den römisch-katholischen Lehren abwandte, die Bibel als ausschließliche Quelle der göttlichen Offenbarung anerkannte und das Neue Tes-tament ins Französische übersetzte. Zu dem geheimen Zirkel um Lefèvre zählten Erasmus und der spätere Freund Calvins, Wilhelm Farel, sowie sein Cousin, Robert Olivetan. Calvin stand der neuen Lehre zunächst eher ablehnend gegenüber. „Das Neue kann mich nur entrüsten. Sollten wir alle bis dahin im Irrtum erzogen wor-den sein und gelebt haben?“8 Ihn störte auch die unversöhnliche Haltung Luthers im Abendmahl-streit 1529.

Mit Unterbrechungen blieb Calvin von 1523 bis 1534 in Paris. Ab 1529 absolvierte er auf Wunsch seines Vater ein Studium der Rechtswis-senschaften, das ihn nach Orleans und Bourges führte. In Orleans zeichnete er sich durch seine Kenntnisse bald so sehr aus, dass der 19-jährige den Professor vertreten musste, wenn dieser verhindert war, seine Vorlesungen zu halten. 1531 kehrte er nach Paris zurück.

Bekehrung und FluchtWann die Bekehrung Calvins stattfand, ist nicht genau zu terminieren. Es muss um das Jahr 1533 gewesen sein. Theodor Beza, sein Nachfolger in

Genf und erster Biograf, schreibt darüber: „Da Calvin durch einen seiner Verwandten namens Robert Olivetan die wahre Religion kennen gelernt und sorgfältig die Heiligen Schriften gelesen hatte, begann er, Grauen zu empfinden vor den Lehren der römischen Kirche und fasste den Entschluss, aus ihr auszuscheiden.“9 Von beträchtlichem Einfluss war wahrscheinlich auch der Lutheraner Melchior Wolmar, der in Bourges Griechisch lehrte. Unter seinem Einfluss wandte sich Calvin nach dem Tod seines Vaters sehr intensiv dem Studium der griechischen, hebrä-ischen und syrischen Sprache zu. Calvin selber beschrieb seine Sinnesänderung in der Vorrede zu seiner Auslegung der Psalmen: „Je mehr ich mich in der Nähe betrachtete, desto schärfere Stacheln verwundeten mein Gewissen, so dass mir kein anderer Trost blieb, als mich selbst zu täuschen, indem ich mich vergaß. Aber Gott erbarmte sich meiner. Obwohl ich noch so hart-näckig dem päpstlichen Aberglauben anhing und es unmöglich schien, mich aus dem tiefen Kot zu ziehen, überwand dennoch Gott mein Herz durch eine plötzliche Bekehrung.“

An Allerheiligen 1533 hielt der Rektor der Sor-bonne, Nicolas Cop, eine Rede zur Eröffnung des Studienjahres. Darin fand sich deutlich refor-matorisches Gedankengut. Die Rede soll weit-gehend von Calvin verfasst worden sein. König Franz I. beschloss, die „verfluchte lutherische Sekte“ zu verfolgen. Jedenfalls flohen Cop und Calvin überstürzt aus Paris, aus gutem Grund, denn wohl nirgends in Europa sind so viele Pro-testanten getötet worden wie in Paris.10 Calvin

Neuauflage der „Institutio“ im Neukirchener Verlag

Auf dem Cover des Buches ist das Siegel Calvins abgebildet.

„Je mehr ich mich in der Nähe betrachtete, desto schär-fere Stacheln verwundeten mein Gewissen, so dass mir kein anderer Trost blieb, als mich selbst zu täuschen, indem ich mich vergaß. Aber Gott erbarmte sich meiner.“

11JOHANNES CALVIN

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fand Zuflucht bei seinem Studienfreund Louis du Tillet in Angoulême in Südfrankreich. Du Til-let, der ihn jahrelang auf den nächsten Stationen seiner Flucht bis nach Genf begleitete, kehrte übrigens später wieder zur katholischen Kirche zurück. In Angoulême lebte er unter einem Pseu-donym und begann, die Institutio Christianae Religionis (Unterricht in der christlichen Religion) zu schreiben. Die erste Ausgabe der Institutio erschien 1536 in Basel. Sie hatte einen doppel-ten Zweck: Ihr war ein Brief von Calvin an König Franz I. vorangestellt, in dem er zum Ausdruck brachte, dass er den evangelischen Glauben dem König gegenüber begründen und verteidigen wollte. Es ging ihm darum, seine verfolgten und mit dem Tod bedrohten Glaubensgeschwister in Frankreich in Schutz zu nehmen. Die Institu-tio wurde also unter dem Eindruck brennender Scheiterhaufen geschrieben. Zum anderen sollte das Werk jedem Interessierten eine „beinahe vollständige Zusammenfassung des Glaubens geben und alles beschreiben, was man von der Heilslehre unbedingt kennen müsse“. Ferner hieß es auf der Titelseite, das Buch sei für alle lesenswert, die sich der Frömmigkeit widmen.11 Bis 1559 erschienen fünf jeweils erweiterte Aus-gaben der Institutio, so dass die ursprünglich 6 Kapitel auf 80 anwuchsen. Die gesammelten Werke Calvins bestehen aus 54 Bänden, die Ins-titutio ist jedoch das mit Abstand bekannteste und einflussreichste Buch Calvins.12 Miller schrieb in seiner Kirchengeschichte: „Das gelehrte Werk Melanchthons von 1521, die ‚loci communes’, … Zwinglis ‚Commentarius’ von 1525 …, und auch Luthers ‚Katechismus’ von 1529 verfolgen alle den gleichen Zweck wie Calvins Werk, erschöp-fen aber den Gegenstand nicht so sehr wie die-ses und stehen ihm auch, was Tiefe und Klarheit anbetrifft, nach.“13 Der Ratsherr von Paris und spätere Märtyrer der Bartholomäusnacht, P. de la Pace, schrieb an Calvin: „Es gibt niemanden auf dieser Welt, dem ich mehr zu verdanken habe als dir, und ich sehe nicht, wie ich dich in diesem sterblichen Leben für die Unsterblichkeit beloh-nen kann, die ich aus diesem Buch geschöpft habe.“14

Im April 1534 ging Calvin nach Nérac, um sich Rat von dem 80-jährigen Lefèvre zu holen. Dieser hatte Unterschlupf bei Marguerite d’Angoulême, der Schwester von König Franz I., gefunden. Sie, die spätere Königin von Navarra, war eine Schutzherrin und Wohltäterin der Hugenotten. Calvin unterhielt in späteren Jahren einen regen Briefkontakt mit ihr.

Nach einem kurzen Zwischenaufenthalt in Paris, wo die Verfolgungen immer heftiger wurden, floh Calvin mit du Tillet über Straßburg nach Basel. Als 1536 in Frankreich eine begrenzte Amnestie angekündigt wurde, kehrte er kurz in

seine Heimat zurück regelte einige Angelegen-heiten, um danach Frankreich für immer zu ver-lassen. Geplant war, nach Straßburg, das damals zum Deutschen Reich gehörte, zu gehen, um dort in aller Ruhe weiter zu studieren. Doch zwischen Franz I. und Karl V. war Krieg ausge-brochen. Der Weg war durch Truppenverschie-bungen versperrt und er musste einen Umweg über Genf nehmen. Er hatte vor, dort eine Nacht zu bleiben …

Erster Aufenthalt in Genf (1536-1538)Genf war 1536 eine Stadt von ungefähr 10.000 Einwohnern. In diesem Jahr hatten sich die Bür-ger für die Reformation entschieden, allerdings mehr aus politischen Gründen als aus religiöser Überzeugung. Wilhelm Farel, der Pastor der Stadt, besuchte Calvin, der bereits durch die Institutio bekannt geworden war, in seiner Her-berge und bat ihn, in Genf zu bleiben, um das Werk der Reformation in den Herzen der Bürger zu verankern. Calvin aber wandte ein, dass er Ruhe brauche und seine Studien in Straßburg vollenden wolle. Als alles Bitten nichts half, legte Farel seine Hand auf den Kopf des jungen Gelehrten und rief: „Gott soll deine Ruhe verflu-chen und deine Studien, wenn du sie mehr suchst als Christum und sein Werk.“ Calvin schrieb spä-ter in seinem Kommentar zu den Psalmen: „Der Meister Wilhelm Farel hat mich in Genf gehalten, nicht so sehr durch Ratschläge und Ansporn als vielmehr durch eine furchtbare Beschwörung, als ob Gott von oben seine Hand zu mir ausge-streckt hatte, um mich zu halten.“

In Genf wirkte Calvin zunächst als Lehrer der Heiligen Schrift und bald auch als Pastor. Zusammen mit Farel und einem weiteren Pastor der Stadt stellte er eine Kirchenordnung und ein Glaubensbekenntnis auf, dem jeder Bürger der Stadt zustimmen sollte. Wer dies nicht konnte oder wollte, sollte die Stadt verlassen. Dem Rat wurde empfohlen, gut beleumundete Gemein-deglieder als „Deputierte“ in den verschiedenen Stadtvierteln einzustellen, um den Lebenswan-del der Gemeindeglieder zu beaufsichtigen.15 Verstöße gegen die Gebote Gottes und gegen die Kirchenordnung sollten nicht nur durch Kirchenzucht, sondern gegebenenfalls auch durch staatliche Gewalt geahndet werden. Der Rat der Stadt nahm die Vorschläge ohne große Änderungen an. Als jedoch die Pastoren 1538 dazu übergehen wollten, diejenigen, die dem Glaubensbekenntnis nicht zugestimmt hatten, vom Abendmahl auszuschließen, verbot der Rat der Stadt dies. Als es auch noch über kirchliche Gebräuche, die von der Stadt Bern übernommen werden sollten, zu Diskrepanzen kam, verbannte der Rat am 23. April 1538 Calvin und Farel aus der Stadt.

„Gott soll deine Ruhe

verfluchen und deine Studien,

wenn du sie mehr suchst als

Christum und sein Werk.“

„Es gibt niemanden auf

dieser Welt, dem ich mehr zu verdanken

habe als dir, und ich sehe

nicht, wie ich dich in diesem

sterblichen Leben für die

Unsterblichkeit belohnen kann,

die ich aus diesem Buch

geschöpft habe.“

12 JOHANNES CALVIN

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Aufenthalt in Straßburg (1538-1541)Bereits nach ein paar Wochen Aufenthalt in Basel wurde Farel zum Pfarrer in Neuchâtel berufen. Calvin wollte sich wieder einmal seinen Studien widmen, wurde aber von Bucer, dem Reformator Straßburgs, gedrängt, sich als Pastor der dort gerade gegründeten Flüchtlings-Gemeinde, die aus 400 – 500 Hugenotten bestand, anzu-nehmen. Außerdem wurde er Dozent für die Auslegung des Neuen Testamentes am dorti-gen Gymnasium. Während seines Aufenthaltes in Straßburg erschienen eine Reihe wichtiger Schriften, von denen die zweite Fassung der Institutio und der Kommentar zum Römerbrief besonders zu nennen sind.

Durch die Teilnahme an verschiedenen Religionsgesprächen entstanden in dieser Zeit nähere Verbindungen zu deutschen Gemeinden und Reformatoren. Zu Melanchthon entwickelte sich eine freundschaftliche und von gegensei-tiger Hochachtung geprägte Beziehung trotz mancher lehrmäßiger Unterschiede. Luther hat er persönlich nicht kennengelernt. Über dessen Heftigkeit und Hartnäckigkeit sprach er sich tadelnd aus. Trotzdem erklärte er: „Wenn Luther mich auch einen Teufel schelten sollte, ich würde ihn doch immer als einen großen Diener Gottes anerkennen.“16

Vielleicht war die wichtigste Führung in die-sen drei Jahren, dass er im Alter von 31 Jahren eine Frau fand. Calvin hatte seinem Freund und Heiratsvermittler Farel gesagt, von welcher Art seine Frau sein sollte: „Die einzige Schönheit, die mich reizen könnte, ist die, dass sie züchtig, nicht zu hübsch und zu anspruchsvoll ist. Sie muss sparsam und geduldig sein und sich gern um meine Gesundheit kümmern wollen.“17 Am 6. August 1540 heiratete er die Witwe Idelette de Bure aus Geldern, die vorher den sogenannten Wiedertäufern angehört hatte. Sie brachte zwei

Kinder mit in die Ehe. 1542 wurde in Genf der erste Sohn des Ehepaares, Jacques, geboren. Er starb schon zwei Wochen später. Calvin schrieb: „Der Herr hat uns mit dem Tod unseres kleinen Sohnes eine ernste und bittere Wunde zugefügt. Aber er ist selbst ein Vater und weiß sehr wohl, was gut ist für seine Kinder.“18 Sie bekamen noch zwei weitere Kinder, die ebenfalls kurz nach der Geburt starben. Idelette erholte sich von den Geburten nie wieder ganz. 1549, nach fast neun Jahren Ehe, starb sie. Calvin schüttete seinem Freund Viret, Pastor in Lausanne, sein Herz aus: „Du weißt sehr wohl, wie zart, oder besser weich, mein Herz ist. Wäre mir nicht eine starke Selbst-kontrolle verliehen, hätte ich es nicht so lange ausgehalten. Ich bin der besten Begleitung mei-nes Lebens beraubt, eines Menschen, der, wäre es so bestimmt, mit mir willig nicht nur meine Armut, sondern auch meinen Tod geteilt hätte. Solange sie lebte, war sie die treue Helferin in meinem Dienst. Nicht die leichteste Behinderung habe ich durch sie erfahren. Während ihrer gan-zen Krankheit ist sie mir nie lästig gefallen, son-dern sorgte sich um ihre Kinder mehr als um sich selbst.“19 Calvin fühlte sich sehr für das geistliche und leibliche Wohlergehen seiner Stiefkinder verantwortlich. Als 1557 seine Stieftochter Judith des Ehebruchs für schuldig befunden wurde, schämte er sich tief.

In Genf entwickelten sich die Verhältnisse so, dass man wiederholt und dringlich um die Rück-kehr Calvins bat. Nach längerem Zögern willigte Calvin schließlich ein und kehrte am 13. Septem-ber 1541 nach Genf zurück.

Wieder in Genf (1541-1564)In Genf wurde Calvin ehrenvoll empfangen und zunächst mit einem sehr hohen Gehalt ausge-stattet: 500 Gulden, 12 Maß Getreide, 2 Maß Wein und freie Wohnung – ein Ratsherr bekam nur 200 Gulden Gehalt. (Calvin ist jedoch in materieller Armut, nahezu völlig ohne Besitz, gestorben.) Sein Ziel war es, in der Stadt mit Hilfe des kirch-lichen Lebens, der Predigt von Gottes Wort, aber auch der staatlichen Gewalt eine Art Theokratie zu errichten. Der Staat hatte sich seiner Meinung nach nicht aus den Dingen der Religion und der inneren Überzeugung herauszuhalten, sondern auch die Frömmigkeit der Bürger zu fördern. In der Institutio betont er die Pflicht der Regierung, auch für die rechte Gottesverehrung zu sorgen.20

Das bedeutete beispielsweise, dass der Staat auch gegen Irrlehrer vorgehen sollte. Die Kirche, welche selbstständig neben dem Staat stand, hatte durch ihre Pastoren Wort und Sakramente zu verwalten, durch ihre Diakone Arme und Kranke zu pflegen, durch ihre Lehrer christliche Unterweisung zu erteilen und durch ihre Ältes-ten Zurechtbringung und Kirchenzucht gegen

Idelette de Bure

„Ich bin der be-sten Begleitung meines Lebens beraubt, eines Menschen, der, wäre es so bestimmt, mit mir willig nicht nur meine Armut, sondern auch meinen Tod geteilt hätte. Solange sie lebte, war sie die treue Helferin in meinem Dienst.“

13JOHANNES CALVIN

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die Übertreter der göttlichen Gebote und kirch-lichen Ordnungen zu üben. Bereits 1541 wurde eine tief in das Leben der Bürger eingreifende Kirchenordnung, eine Staatsverfassung und ein neues bürgerliches Gesetzbuch eingeführt. So waren nicht nur Verbrechen im heutigen Ver-ständnis unter Strafe gestellt, sondern auch Kleiderluxus, Glücksspiele und Tanz waren ver-boten, der Kirchenbesuch bei Strafe geboten.

Aber so leicht, wie die strenge Sittenordnung eingeführt war, konnte sie nicht durchgesetzt und aufrecht erhalten werden. Über 10 Jahre lang (1543-1555) kämpfte Calvin mit der Oppo-sition im Rat und in der Bevölkerung, die sich die Einschränkung ihrer Freiheit nicht gefallen lassen wollte. Als 1555 die Anhänger Calvins die Stadtratswahlen gewannen und alle vier Bürger-meister stellten, kam es zu einem offenen Auf-ruhr der gegnerischen Partei, die sich Enfants de Genève (Kinder Genfs) nannte. Zwölf Aufrührer wurden zum Tode verurteilt, drei hingerichtet, die anderen waren entkommen, einschließlich des Anführers Perrin. Danach verlief die Ent-wicklung in ruhigerem Fahrwasser.

Die letzten Tage Calvins (1564)Nachdem 1555 die Opposition in Genf weitge-hend zum Erliegen gekommen war, befasste sich Calvin mehr und mehr auch mit überregi-onalen Angelegenheiten. Von 1556 an ließ sein Gesundheitszustand stark nach. Kopfschmerzen, Magenleiden, Blutspeien, Gicht, Nierensteine waren nur einige seiner Leiden. Trotz ständiger Schmerzen fuhr er rastlos mit seinem Dienst fort. Am 6. Februar 1564 musste er eine Predigt wegen Blutspeiens abbrechen. Am 2. April ließ er sich in die Kirche tragen und empfing von sei-nem Nachfolger Beza das Abendmahl. Seinem Freund Farel riet er von der Mühe eines letzten Besuches ab und schrieb: „Ich will nicht, dass Du Dich meinetwegen anstrengst. Ich atme nur noch schwer und erwarte von Stunde zu Stunde, dass der Atem mir ausgeht. Aber es ist genug, dass ich in Christus lebe und sterbe, der für die Seinen im Leben und im Tod nur Gewinn ist.“21 Dennoch kam der 75-jährige Greis an das Ster-bebett seines Freundes, den er als jungen Mann für das Werk Gottes in Genf gewonnen hatte.

In seinem Testament legte Calvin fest, dass seine sterblichen Überreste in schlichter Form und ohne Grabstein beigesetzt werden sollten, denn er hielt sich für zu unwürdig und keiner

Ehre bedürftig: „Ich hatte so viele Sünden und Schwachheiten, dass ich wohl verdient hatte, hunderttausend Mal von Gott verworfen zu wer-den.“22 Am 27. Mai 1564 starb er mit den Worten: „Ich halte dafür, dass die Leiden der Jetztzeit nicht wert sind, verglichen zu werden mit der Herrlichkeit, die an uns …“

„Er lebte“, schrieb Beza, „54 Jahre, 10 Monate und 17 Tage. … Er war von mittlerer Größe, von dunkler, aber blasser Gesichtsfarbe. Seine Augen waren bis zum Tode leuchtend und verrieten die Schärfe seines Verstandes. Er lebte fast ganz ohne Schlaf. Die Stärke seines Gedächtnisses war nahezu unglaublich und sein Urteil war so besonnen und klar, dass es oft göttlichen Ursprungs zu sein schien. Er war kein Freund von vielen Worten und verschmähte die kunst-volle Beredsamkeit, doch war er als Schriftstel-ler vortrefflich … Nachdem ich nun nach einer 16-jährigen genauen Bekanntschaft mit ihm diesen glaubwürdigen Bericht von seinem Leben und Tod gegeben habe, darf ich es sagen, dass er für unser Leben und Sterben ein ausersehenes christliches Vorbild war, das zwar ebenso leicht verleumdet werden kann, wie es schwer ist, ihn nachzuahmen.“23

QUELLENANGABENDe Greef, W.: Johannes Calvin – eine Einführung in sein Leben und seine 1 Schriften, Neukirchen-Vluyn, 2009, S. 36.Poort, J. J.: Auf den Fußspuren Calvins, Konstanz, 1984, S. 162 De Greef, S. 1233 Spurgeon, Ch. H.: Alles zur Ehre Gottes, Bielefeld, 1993, S. 954 Warfield, B.: Calvin and Augustine, Philadelphia, 1971, S. 24, zitiert in Piper, 5 J.: Überwältigt von Gnade – Aurelius Augustinus, Martin Luther, Johannes Calvin – Bielefeld, 2006, S. 169Poort, S. 96 Poort, S. 237 Miller, A.: Geschichte der christlichen Kirche, Bd. 2, Neustadt/Weinstraße o. 8 J., S. 478 Miller, A.: S. 4789 Poort, S. 4310 So die Formulierung im Titel der Institutio von 1536, zitiert in De Greef, S. 24111 Die Institutio wurde 2008 von Matthias Freudenberg im Neukirchener Verlag 12 neu herausgegebenMiller, A.: Bd. 2, S. 48113 Miller, A.: Bd 2, S. 48214 De Greef, S. 14515 Heidrich, R.: Handbuch für den Religionsunterricht in den oberen Klassen, Bd. 16 1, Kirchengeschichte, Berlin, 1905, S. 346Piper, S. 18417 Piper, S. 185f18 Piper, S. 18619 Calvin, J.: Unterricht in der christlichen Religion, Neukirchen-Vluyn, 1988, S. 20 1039Miller, S. 49121 Poort, S. 11022 Miller, s. 49223

BILDNACHWEISS.10 http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/5b/Johannes_calvin.1 jpgS.11 Cover der „Institutio“: http://www.nvg-medien.de/2 S.13 Idelette de Bure: http://www.reformiert-info.de/daten/Image/Bild_3 Upload_Orig/2262_org.jpgS.14 http://www.johannescalvin.de/wp-content/uploads/2007/11/john_4 calvin_1024x768_2.jpg

Dem Herrn gehört das Regiment und für die Menschheit wie für die ganze Welt gibt es außerhalb seiner Ehre nichts Erstrebenswertes. Was Gottes

Ruhm und Ehre mindern könnte, ist töricht, unvernünftig und frevelhaft.

Johannes Calvin, Kommentar zum Römerbrief

„Ich atme nur noch schwer und erwarte

von Stunde zu Stunde, dass der Atem mir

ausgeht. Aber es ist genug,

dass ich in Christus lebe

und sterbe, der für die Seinen im Leben und

im Tod nur Gewinn ist.“

14 JOHANNES CALVIN

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Liebe Geschwister in Deutschland,aufs neue möchte ich Euch gegenüber meine

tiefen Gefühle der Dankbarkeit ausdrücken für soviel Großherzigkeit und Sorge für das Werk des Herrn in unserem Land. Ich danke dem Herrn sehr, dass Er Euch benutzt hat, um genügend Geld zu schicken, um das „Evangeliums-Auto“ kaufen zu können. Für dieses Projekt haben im ganzen Land viele von uns seit einigen Jahren gebetet.

Bisher reisten wir fast jede Woche mit dem Motorrad nach Güines, wo eine neue Gemeinde entstanden ist. Wir – das sind meine Frau Miriam, unsere 10jährige Tochter Ana-Miriam und ich – reisten dann mit einem Koffer voller Luftma-tratzen, die Alois Wagner uns mitgebracht hatte, einem anderen Koffer mit unseren persönlichen Sachen, einem dritten mit dem Laptop und dem Beamer, dazu das Ersatz-Rad. Oft glichen wir einem „außerirdischen Raumschiff“, und das in der Kälte, dem Regen und der Sonne. Die Straße steigt und fällt über ziemliche Berge, viele davon muss man im ersten Gang hochfahren. Das Ganze ist ziemlich gefährlich. Deshalb werde ich niemals aufhören dankbar zu sein für das, was Ihr für uns getan habt!

Wir wissen, dass es für Euch nicht leicht war, das Geld zusammenzubekommen, das Ihr uns geschickt habt. Wir wollen treu sein und dieses Mittel angemessen verwenden.

Es ist ein Chevrolet BelAir von 1954 in sehr gutem Zustand (6 Sitze, geräumiger Kofferraum, neuer Rahmen), aber der Motor ist ein Toyota (Diesel „3L“ 4Zyl, 2.779ccm, 90PS bei 4.000U/min, max Drehmoment 183Nm bei 2.400U/min), das Getriebe und die Scheibenbremsen sind von Toyota, das Differential von Chevrolet.

Hier haben wir nicht die Möglichkeit, ein neues Auto zu kaufen, und so ist für einen

kubanischen Staatsbürger dies (ein Auto mit altem Äußeren und m o d e r n e m Innenleben) die beste Option. Gleichzeitig mit dem Auto konnte ich vom Besitzer auch sehr viele neue Ersatzteile erwerben, was in unserem Land sehr wichtig ist und was die ohnehin große Qualität dieses Angebots noch verbessert. Unter den Ersatztei-len sind unter anderem: ein neuer Satz Kolben mit Zylinder und Kolbenringen, alles Standard und neu, eine Zylinderkopfdichtung, eine Die-selpumpe, vier Einspritzdüsen, eine Kardanwelle, ein Kompressor, Frontscheinwerfer, vier Sätze Türdichtungen, diverse Keilriemen, ein Zahnrie-men, ein Luftfilter, Kupplungsteile, Servopumpe für die Bremsen und viele andere Teile. Ich meine, dass es ein exzellenter Kauf ist. Der Preis für 1 Liter Benzin beträgt übrigens z.Zt. ca. 1 Euro, für Diesel dagegen knapp 20Cent.

Jahrgang 1954 und noch kein bisschen alt!Jorge Luis

Vor einigen Wochen erhielten wir den folgenden Dankes-Brief aus Kuba, anlässlich einer Gabe von vielen „Fest+treu“-Lesern für ein „Evangeliums-Auto“, das nun zur großen Freude der Geschwister in Kuba gekauft und in Betrieb genommen werden konnte.Es ist zwar für unsere Verhältnisse ein Oldtimer – immerhin 55 Jahre alt! – aber für kubanische Verhältnisse genau das richtige Auto, das von unserem langjährigen Freund und Bruder Jorge Luis verwaltet wird. Dieser Bruder arbeitet „vollzeitig“ als Evangelist und Lehrer in der Mitte und im Osten des Landes. Gott benutzte seinen Dienst, um zahlreiche Hauskreise und auch einige neue Gemeinden in Kuba ins Leben zu rufen.

Jorge Luis mit seiner Frau Miriam und der 10jähirgen Tochter Ana-Miriam

Chevrolet „BelAir“ – Jahrgang 1954

15MISSION

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Georg Walter

Keine krummen Touren mehr …

Die inner-charismatische Auseinan-dersetzung um Gemeindezucht

Die in der pfingstlich-charismatischen Bewe-gung unter dem Namen „Lakeland-Erweckung“ bekannt gewordenen Ereignisse begannen am 2. April 2008 in Lakeland, im US-Bundesstaat Florida, unter dem kanadischen Charismati-ker Todd Bentley und zogen in kürzester Zeit mithilfe des charismatischen Senders GodTV und des Internet weltweit über eine Million

Zuschauer in den Bann. Nachdem sowohl die Alkoholprobleme Bentleys als auch seine außer-eheliche Beziehung zu Jessa Hasbrook bekannt wurde, fand dieses charismatische Spektakel am 12. August 2008 abrupt sein Ende. Niemand hatte bis dahin auch nur im Traum daran gedacht, dass eine Erweckung, die von so vielen Charismati-kern euphorisch als die letzte globale Endzeit-Erweckung und Geistesausgießung begrüßt und von führenden charismatischen „Propheten“ wie Paul Cain und Bob Jones als „Erfüllung“ ihrer

Ich kenne nicht die Namen aller Personen, die für dieses Projekt Opfer gebracht haben, aber ich sage allen, dass wir sehr dankbar sind für das, was sie getan haben und wir sind gewiss, dass das unsere Verantwortung umso größer macht als Verwalter der Mit-tel, die der Herr in unsere Hände legt. Viele Brüder und Schwestern hier haben sich sehr gefreut, die Erhörung unserer Gebete zu erleben.

Auch der Druck von „Wenn Gott wirklich wäre“ in spanischer Sprache,

das wir im Februar erstmals hier in Kuba in Auf-trag gegeben haben, ist sehr gut geworden.

Ich glaube, dass das eine gute Möglichkeit ist, gute Literatur zu verbreiten, wir sind sehr dankbar für Eure Sorge und Fürsorge angesichts unserer Bedürfnisse.

Von dem für das Auto geschickte Geld (15.250€ für das Auto selbst, 100€ für die Zulas-sung, 850€ für Ersatzteile) ist genug übrigge-blieben, um eine Garage zu bauen. Das ist sehr

wichtig, wenn der gute Zustand erhalten bleiben soll. In einigen Tagen werden wir mit dem Bau beginnen.

In der ersten Maiwoche möchte ich nach Santa Clara reisen, dort wollen wir – wenn der Herr es erlaubt – mithelfen, eine neue Gemeinde zu gründen. Ich werde später darüber mehr berichten.

Das Seminar, das wir gestern beendet haben, hat sehr gute Resultate hinterlassen. Alois Wag-ner und ich möchten im nächsten Dezember zusammen im Osten arbeiten. Ich glaube, das wird für die Brüder dort sehr gut sein. Sie haben mich gebeten, Euch viele Grüße zu schicken.

Liebe Geschwister, einen herzlichen Gruß von mir, und nochmals vielen Dank für Eure Großherzigkeit!

Euer Bruder und Mitknecht,

Jorge Luis Rodriguez Acosta(El Gabriel, Havanna, Kuba)

Blick in den Motorraum

„Manchmal kam es bei Personen im Metropolitan Tabernacle (Gemeinde von C.H. Spurgeon) zum Abfall vom Glauben. Wenn sich so etwas ereignete, reagierte die Gemeinde schnell und übte Gemeindezucht. Aber es war wichtig, dass Gemeindezucht immer erlösenden Charakter hatte. Die Person, welche ermahnt werden musste, wurde nicht einfach ausgeschlossen. Stets wurde Wiederherstellung angestrebt. Die Ältesten wurden zu der Person gesandt, um sie zur Umkehr zu bewegen. Jegliche Gemeindezucht gründete sich auf 1. Korinther 5. Für Spurgeon hatte die Herr-lichkeit Christi und seines Königreiches die oberste Priorität. Die Wiederherstellung eines Sünders war wichtig, aber sie spielte nur eine untergeordnete Rolle gegenüber der Herrlichkeit Christi. Wenn ein Sünder sich weigerte, mit Gott und der Gemeinde versöhnt zu werden, endete seine Mit-gliedschaft. Die Gemeinde folgte den biblischen Regeln von Gemeindezucht äußerst sorgfältig.“1 (Lewis Drummond)

Für Spurgeon hatte die

Herrlichkeit Christi oberste

Priorität

16 CHARISMATIK

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eigenen Prophetien angesehen worden war, auf diese Weise enden könnte.

Noch am 23. Juni 2008 wurde unter der Leitung von „Apostel“ C. Peter Wagner eine Ordinations-Zeremonie vor laufender Kamera organisiert, welche der Charismatiker und Chef-redakteur des US-amerikanischen Charisma Magazins, J. Lee Grady, mit der zu voreiligen und völlig überzogenen „Krönungszeremonie eines Königs“ verglich2. Das vierteilige Video dieser völlig verfrühten Zeremonie ist im Internet ein-zusehen3. Neben C. Peter Wagner, Che Ahn und John Arnott waren auch Rick Joyner, Wesley und Stacey Campbell (mit einer ekstatischen Prophetie über Bentley), Bill Johnson und andere führende charismatische Leiter anwesend. Chuck Pierce konnte nicht zugegen sein und sandte stattdessen eine Flasche mit „speziellem Salböl“ für die Zeremonie. Peter Wagner wies in seiner Einsetzungspredigt darauf hin, dass Che Ahn, Bill Johnson und John Arnott über Jahre Todd Ben-tleys „geistliche Väter“ gewesen waren.

Von Beginn an wurde die Lakeland-Erwe-ckung unter den renommiertesten charisma-tischen Leitern kontrovers diskutiert. Während Peter Wagner, Haupt der Neuen Apostolischen Reformation (einer von ihm gegründeten Apo-stel-Vereinigung), und seine „Apostel“ und „Propheten“ fast durchweg positiv eingestellt waren, gehörte der Charismatiker J. Lee Grady von Anfang an zu den Kritikern Bentleys. Später sollte sich der bekannte Charismatiker und „Pro-phet“ Dutch Sheets mit einer äußerst scharfen Verurteilung anderen Pfingstlern und Charis-matikern anschließen, welche von Anfang an in Lakeland nichts als „Arroganz, Selbstdarstellung und ein substanzloses reißerisches Spektakel“ sahen.4

„Größte Erweckung“ oder „größte Schande“?Dutch Sheets hielt sich bis zum Bekanntwerden des Skandals zurück, was seine Beurteilung Todd Bentleys anging. Dann aber wartete er mit einer Stellungnahme von einer solchen Schärfe auf, die selbst Charismatiker nicht erwartet hatten. Am 21. August 2008 veröffentlichte er seine „Stel-lungnahme und Aufruf bezüglich Lakeland“5. Dutch Sheets schreibt darin, dass die „Erwe-ckung“ in Lakeland – als größte Erweckung seit der Azusa Street (Beginn der amerikanischen Pfingstbewegung 1906) angekündigt – sich nun vielleicht als „größte Schande“ erweisen könnte.

Er kritisiert die fragwürdigen Lehren und Erfahrungen, die Übertreibungen und die Sen-sationsgier, die jugendliche Überheblichkeit und Charakterschwäche Todd Bentleys ebenso wie die Einsetzungs-Zeremonie mit „Proklamatio-nen“ und „Prophetien“ über Todd Bentleys welt-

weiten Einfluss und einer weltweiten Erweckung unter seiner Leitung durch führende Charisma-tiker. Er bescheinigte seiner eigenen Bewegung ein Tiefstmaß an Unterscheidungsvermögen und bemängelte, dass unbeschreiblich leicht-gläubige Leiter leichtgläubige Schafe hervorge-bracht hätten.

Mit jenen Leitern (John Arnott, Che Ahn, Phil Johnson – die „geistlichen Väter“ Bentleys), die seit längerem von den Ehe- und Alkohol-problemen Todd Bentleys wussten und ihn dennoch gewähren ließen, geht er besonders hart ins Gericht und bezeichnet ihr Handeln als gewissenlos, dumm und unverantwortlich. Er bezeichnete es als eine Lüge, wenn unter Cha-rismatikern jegliche Kritik an gefallenen Leitern als ein „Schießen auf Verwundete“ bezeichnet wird und sieht den moralischen Verfall unter Charismatikern als eine Epidemie an.

Dutch Sheets benennt schonungslos die schlechten Früchte und Tendenzen einer Bewe-gung, der er selbst seit Jahrzehnten angehört und mit welcher er durch und durch vertraut ist:

Oberflächlichkeit•zu junge, unreife und unbewährte Leiter•Mangel an biblischer Lehre•Dienste und Gemeinden, die Menschen, statt •Christus in den Mittelpunkt stellenhumanistische, selbstsüchtige Christen, ohne •Hingabe und OpferbereitschaftChristen ohne Unterscheidungsvermögen•Menschenkult um christliche Superstars•ein pervertiertes und kraftloses Evangelium•gebetslose und schwache Christen•Menschenfurcht statt Gottesfurcht•J. Lee Grady kommentierte die Vorgänge in

Lakeland in ähnlicher Weise und ging unter ande-rem auf den Mangel an Unterscheidungsvermö-gen und die in vielen charismatischen Kreisen so üblich gewordene Haltung ein, andere nicht kritisieren zu dürfen: „Um es offen zu sagen: Wir sind einfach total leichtgläubig … Die Botschaft

Todd Bentley

Er bescheinigte seiner eigenen Bewegung ein Tiefstmaß an Unterschei-dungsvermö-gen und bemängelte, dass unbe-schreiblich leichtgläubige Leiter leicht-gläubige Schafe hervorgebracht hätten

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war klar: ‚Das ist Gott. Stelle keine Fragen.‘ … Tatsächlich wurde auch die Warnung ausge-sprochen, dass jeder, der auf Kritik an Bentley hören würde, seine Heilung verlieren könne. Dies ist sektiererische Manipulation in schlimmster Form … Es ist uns geboten, die Geister zu prüfen. Jesus will, dass wir Ihn mit unserem Herz und unserem Verstand lieben …“6

Der Skandal einer „billigen Gnade“Nachdem es um Todd Bentley nach seinem moralischen Fall schlagartig ruhig geworden war, wurde nach Wochen bekannt, dass er sich unter Leitung von Rick Joyner in einem seelsor-gerlichen Wiederherstellungsprozess befand. Monatelang hörte man nichts mehr. Als im März 2009 erste Gerüchte durchsickerten, Bentley habe sich endgültig von seiner Frau und den drei Kindern getrennt und die Scheidung eingereicht, stellten viele Charismatiker die Frage, was hier vor sich ging. Sie waren der Ansicht, dass die seelsorgerliche „Wiederherstellung“ auf eine Heilung der Ehe der Bentleys und nicht auf eine Scheidung hinauslaufen würde.

Noch im März 2009 bestätigten sich nicht nur die Gerüchte einer endgültigen Scheidung Bentleys, sondern es wurde überdies bekannt, dass Bentley erneut geheiratet hatte; seine zweite Frau war Jessa Hasbrook, jene Mit-arbeiterin in seinem Team, mit der er bereits während der „Erweckung“ ein Verhältnis hatte. Im März 2009 wurde ebenfalls bekannt, dass Rick Joyner erste Spendengelder sammelte, die Bentley den Wiedereinstieg in seinen „Dienst“ ermöglichen sollten; die Diskussion um Bentleys Person flammte erneut auf. Der Charismatiker Jerrell Miller hierzu: „Viele würden Todd wieder im Dienst akzeptieren, genau so wie er ist. Wenn er ein Zelt aufstellen würde, würden Tausende wieder erscheinen, aber es wäre falsch. Gott schuf zuerst die Familie, bevor er die Gemeinde ins Leben rief. Wenn wir Todds Fehler einfach

übersehen, wird das all jenen die Freiheit geben, ihre Ehefrau zu verlassen, wenn sie sich mit ihr nicht mehr verstehen. Die Ehe ist ein Bund, und zerbricht eine Ehe wird dies Auswirkungen auf drei Generationen haben. Gott will Erweckung, aber er will eine heilige Erweckung.“7

Auch J. Lee Grady meldete sich zu Wort, nachdem das Comeback und die Wiederverhei-ratung Bentleys nach über einem halben Jahr Stille plötzlich in die Öffentlichkeit getragen wurde. In einem Artikel vom 11. März 2009 „Der tragische Skandal einer billigen Gnade“ stellte er die Praxis der „Wiederherstellung“ in diesem Fall in Frage und sprach von „fundamentalen Schwächen“ in diesem Prozess. In dem Vorgehen bezüglich Bentleys sah Grady einen Missbrauch von Gnade – „billige Gnade“ (greasy grace). Überdies brachte er zum Ausdruck, dass er keine Anzeichen wahrer Reue bei Bentley sah. Und schließlich wies er in seinem Artikel darauf hin, dass Shonnah Bentley, die erste Ehefrau Ben-tleys, überhaupt nicht angesprochen wurde.8

Rick Joyner schrieb seinerseits einen Brief an J. Lee Grady und griff ihn sowie alle Kritiker von Bentley scharf an. In diversen Videos sind Joyners immer hitziger werdenden und oftmals unbiblischen Aussagen dokumentiert (im Inter-net unter youtube.com oder auf der Webseite von Rick Joyner9 abrufbar). Unter anderem sagte er, es sei besser, „ein falscher Prophet als ein harter Richter zu sein“10. In Rick Joyners fünftem Video zur Wiederherstellung von Todd Bentley, welches am 21. März 2009 auf seiner Webseite veröffentlicht wurde, war Bill Johnson zu Gast11. In diesem Video wurden die Kritiker Bentleys als gnadenlose Pharisäer und Bentley als ein armes Opfer seiner gescheiterten Ehe dargestellt.

Am 18. März 2009 veröffentlichte Grady in seiner wöchentlich erscheinenden Kolumne ‚Fire in my Bones‘ seinen Artikel „Keine krummen Touren mehr im Dienst des Herrn“, in welchem er zwar nicht namentlich auf Bentley einging,

J. Lee Grady

Sind wir Pharisäer, wenn wir

fordern, dass geistliche Leiter

für eine Zeit in den Hinter-grund treten, um ihr Fehl-verhalten zu

verarbeiten und charakterlich

wieder gefestigt zu

werden?

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aber dennoch ein klares Bekenntnis zu einer biblischen Gemeindezucht verfasste. Hier einige Auszüge:

„Die vielen moralischen Verfehlungen von heute lassen verwirrte Christen zurück. Gibt es überhaupt einen Grund, einen geistlichen Lei-ter abzusetzen? Sind wir Pharisäer, wenn wir fordern, dass geistliche Leiter für eine Zeit in den Hintergrund treten, um ihr Fehlverhalten zu verarbeiten und charakterlich wieder gefestigt zu werden? Es ist an der Zeit, auf einige selbst-verständliche Regeln erneut aufmerksam zu machen:

Es gibt eindeutige Maßstäbe für christliche 1. Leiter. Der Apostel Paulus machte deutlich, dass es eine Bewährungsprobe für neutes-tamentliche Leiter gibt. In 1Tim 3,2-7 sagt er, dass ein Leiter 1. untadelig, 2. Mann einer Frau, 3. nüchtern, 4. besonnen, 5. sittsam, 6. gastfrei, 7. lehrfähig sein muss, 8. dem eige-nen Haus gut vorsteht, 9. ein gutes Zeugnis draußen hat und 10. kein Neubekehrter ist.In seinem Brief an Titus führt Paulus eine ähnliche Liste auf und fügt weitere Maßstäbe an; er darf 1. nicht eigenwillig und 2. nicht streitsüchtig sein und 3. nicht schändlichem Gewinn nachgehen.Es fällt auf, dass lediglich eine dieser Eigen-schaften („lehrfähig“) etwas mit der Salbung zu tun hat. Paulus sagt nirgends, dass ein Leiter folgende Merkmale aufweisen muss: prophezeien, die Kranken heilen, Visionen sehen, mit Engeln sprechen, Spendengelder mobilisieren … oder die Zuhörerschaft in Ver-zückung bringen. Ferner führt er auch keine akademischen Voraussetzungen an. Alleine der Charakter ist entscheidend … Geistliche Leiter mussten in sexueller Reinheit wandeln. Sie mussten sich an die biblische Definition von Ehe halten und in diesem Zusammen-hang treu sein.Jene Leiter, welche diese Maßstäbe nicht 2. erfüllten, wurden aus ihrem Amt entfernt. Wenn Paulus von seinen Leitern Charakter einforderte, dann folgt daraus, dass sie ihr Amt niederlegen mussten, wenn sie sich auf einem dieser Gebiete schuldig machten – zumindest solange, bis sie nach einer Zeit der Rehabilitation charakterlich wiederher-gestellt waren. Wenn Leiter fielen, ermahnte Paulus die Gemeinden, dass man „sie vor allen zurechtweist, damit auch die übrigen Furcht haben“ (1Tim 5,20 Rev. Elb., nach der NASB: „Furcht haben, zu sündigen“). Ihre Sünde wurde nie klein geredet, entschuldigt oder unter den Teppich gekehrt.Diese strikte Vorgehensweise war keine Option – und Paulus warnte Timotheus davor, parteiisch zu sein. Er sagte ihm: „Befolge diese

Dinge ohne Vorurteil“ (1Tim 5,21). Biblische Gemeindezucht darf nicht nachlässig geübt werden. Wir können nicht den einen Leiter wegen Ehebruch absetzen und den anderen mit Samthandschuhen anfassen, nur weil er unser Freund ist. So schmerzlich es sein mag, einen begabten Leiter absetzen zu müssen, so muss es dennoch getan werden, um die Ehrfurcht vor Gott zu wahren.Die Gemeinde wird nicht gedeihen, wenn 3. es keine Gemeindezucht unter Leitern gibt. Paulus warnte Timotheus eindringlich, irgendeinen Leiter zu früh einzusetzen. Er schrieb: „Die Hände lege niemand schnell auf, und habe nicht teil an fremden Sünden“ (1Tim 5,22). Mit anderen Worten, Leiter ziehen das Gericht Gottes auf sich, wenn sie einen Lei-ter ordinieren, der die biblischen Maßstäbe nicht erfüllt. Wenn es zur Sitte wird, dass man unbewährte Leiter in den Dienst einsetzt, wird Verderben in der Gemeinde Wurzel fas-sen, und wir werden letztlich Gottes zurecht-bringendes Gericht erfahren …Wir können nicht unsere eigenen Regeln

aufstellen. Ich bete, dass die geistlichen Leiter der unabhängigen Gemeinden von heute mit ihren krummen Touren aufhören und die bibli-sche Ordnung wiederherstellen.“12

Charakter ist wichtiger als Charisma!J. Lee Grady ist unumwunden zuzustimmen, wenn er sagt, dass Charakter wichtiger ist als Charisma und dass die „biblische Ordnung wie-derhergestellt“ werden muss. Doch kann es der charismatischen Bewegung noch gelingen, sich dieser „Epidemie moralischen Verfalls“ (Sheets) oder der „vielen moralischen Verfehlungen“ (Grady) zu entledigen? Von jeher war die charis-matische Bewegung anfälliger für Sensations-gier, Wundersucht und Personenkult als nicht-charismatische Bewegungen. Letztlich geht es um die grundsätzliche Frage, ob nicht die Cha-rismatik an sich (einschließlich der gemäßigten Strömungen) das charismatische Element zu sehr in den Mittelpunkt gestellt hat und damit immer gefährdet ist, eine Dynamik auszulösen, die sehr leicht aus dem Ruder laufen kann?

Wenn die Charismen des Herrn in einer derar-tigen Bewegung wichtiger geworden sind als der Herr der Charismen, müssen zuerst die Ursachen (falsche charismatische Ausrichtung) erkannt und bekämpft werden, ehe man der Symptome, wie sie Sheets und Grady so zutreffend beschrie-ben haben, Herr werden kann. Keine Bewegung ist frei von Sünden und Verfehlungen, aber keine Bewegung der evangelikalen Geschichte hat einen derartigen moralischen Niedergang erlebt wie die charismatische Bewegung. Appelle oder der Ruf zur Buße und Heiligung von führenden

Wenn es zur Sitte wird, dass man unbewährte Leiter in den Dienst einsetzt, wird Verderben in der Gemeinde Wurzel fassen

So schmerzlich es sein mag, einen begabten Leiter absetzen zu müssen, so muss es dennoch getan werden, um die Ehrfurcht vor Gott zu wahren

19CHARISMATIK

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muss man ernsthaft die Möglichkeit in Erwägung ziehen, ob die zahlreichen Paulus-Worte bezüg-lich der Endzeit (2Thess 2,7-12; 1Tim 4; 2Tim 3-4) nicht auch in dieser Bewegung ihre Erfüllung finden.

Dutch Sheets kritische – obgleich modera-tere – Charakterisierung der charismatischen Bewegung im Jahre 1998 in seinem Buch The River of God (dt. Ausgabe Der Strom Gottes: Asaph Verlag, 1999, insbesondere Kapitel 7 & 8, S. 131-172) benannte schon vor über zehn Jahren die gleichen Probleme,13 die wir heute in dieser Strömung in verschärfter Form beobachten. Vor mehr als einem Jahrzehnt glaubte Dutch Sheets, Anzeichen für eine beginnende Umkehr und Heiligung unter Charismatikern zu erkennen; diese Annahme hat sich als trügerisch erwiesen. Berücksichtigt man die Schärfe der Erklärung Sheets zu Lakeland, wird ersichtlich, wie betrof-fen er über den geistlichen und moralischen Tiefstand der charismatischen Bewegung sein muss – ein mehr als deutliches Zeichen für den Zustand dieser Bewegung.

Es bleibt zu befürchten, dass auch J. Lee Gradys mutige und klare Worte nicht verhin-dern werden, dass es auch in Zukunft zu viele „krumme Touren im Dienst des Herrn“ geben wird. „Die aber auf ihre krummen Wege abbiegen, die wird der HERR dahinfahren lassen …“ (Ps 125,5)

QUELLENANGABEN1 Lewis Drummond, Spurgeon – Prince of Preachers, Kregel Publications,

Grand Rapids, 1992, S.366.2 J. Lee Grady, Life after Lakeland – Sorting out the Confusion, 13. August

2008. URL:http://fireinmybones.com/index.php?col=081308~Life+After+Lakeland%3A+Sorting+Out+the+Confusion.

3 Die Ordinationszeremonie ist im Internet auf YouTube in einer vierteiligen Dokumentation unter folgenden Web-Adressen (in englischer Sprache) ein-zusehen:

1) http://www.de.youtube.com/watch?v=nVdY9ufJmz8&feature=related. 2) http:// www.de.youtube.com/watch?v=-A05WQYi7aQ&feature=related. 3) http:// www.de.youtube.com/watch?v=Gjl5wKso9eU&feature=related. 4) http:// www.de.youtube.com/watch?v=jAnNSiZfgvI&feature=related.4 J. Lee Grady, Life after Lakeland – Sorting out the Confusion, 13. August

2008. URL:http:// www.fireinmybones.com/index.php?col=081308~Life+After+Lakeland%3A+Sorting+Out+the+Confusion.

5 Dutch Sheets, A Statement and Appeal Regarding Lakeland. 21.August, 2008. URL: http://www.etpv.org/2008/asaarl.html.

6 J. Lee Grady, Life after Lakeland – Sorting out the Confusion, 13. August 2008. URL:http://www.fireinmybones.com/index.php?col=081308~Life+After+Lakeland%3A+Sorting+Out+the+Confusion.

7 Jerrell Miller, The 100 Day Revival. In: The Remnant International, März 2009, S.15.

8 J. Lee Grady, The Tragic Scandal of Greasy Grace. URL:http://www.charis-mamag.com/index.php/fire-in-my-bones/20005-the-tragic-scandal-of-greasy-grace.

9 URL:http://www.morningstarministries.org/.10 URL:http://www.youtube.com/watch?v=rLe2ojhUIr0&feature=related.11 URL: http://www.morningstarministries.org/Groups/1000040651/Morning-

Star_Ministries/Media/VIDEO_Todd_ Bentleys/ VIDEO_Todd _Bentleys.aspx.

12 J. Lee Grady, No more Monkey Business in the Ministry. URL:http://cha-rismamag.com/index.php/fire-in-my-bones/20080-no-more-monkey-business-in-the-ministry.

13 Dutch Sheets, Der Strom Gottes, Asaph Verlag, 1999.

BILDNACHWEISS.17 o.re.: http://blatzkrieg.files.wordpress.com/2008/08/todd-bentley-1 lakeland.jpgS.18 o.li.: http://media.thedaily.com.au/img/photos/2008/07/18/revival-2 main_t350.jpgwS.18 u.re.: http://faculty.leeu.edu/~drc/E-Newsletter/Articles_Vol2_Issue1/3 Grady-Lee.jpg

charismatischen Leitern, wie ernsthaft sie auch gemeint waren, vermochten weder in der Ver-gangenheit noch in der Gegenwart eine Trend-wende einzuleiten.

FazitDie Lakeland-Erweckung zog eine Debatte innerhalb der charismatischen Bewegung nach sich, welche sich unter anderem mit dem Thema der Gemeindezucht (insbesondere unter geistli-chen Leitern) auseinandersetzte. Diese Diskus-sion ließ die tiefen Gräben offenbar werden, die in den charismatischen Gruppierungen vorhan-den sind. Die Unversöhnlichkeit von zwei sich so widersprechenden Positionen, welche von völli-ger Kritiklosigkeit und der Ablehnung möglicher Konsequenzen für die Ausübung des geistlichen Dienstes im Falle moralischer Verfehlungen bis hin zu dem Ruf nach biblischer Beurteilung und dem (befristeten oder völligen) Ausscheiden aus dem geistlichen Dienst reichen, hat lediglich die innercharismatische Spaltung in dieser Frage deutlich gemacht und lässt für die Zukunft erwarten, dass diese Gräben noch offenkundiger werden.

Erschreckend ist, dass C. Peter Wagner und Rick Joyner, welche äußerst populär sind, derar-tig viele Anhänger um sich scharen, auf welche die von Grady und Sheets beschriebene Leicht-gläubigkeit und mangelnde Gründung in Gottes Wort zutreffen. Mit der charismatischen Leicht-gläubigkeit geht allzu oft die (Sehn-)Sucht nach dem „Übernatürlichen“ und nach „geistlichen“ Erfahrungen einher. Wer die Entwicklung der charismatischen Bewegung im letzten Jahr-zehnt aufmerksam verfolgt hat, muss leider zu dem Schluss kommen, dass sich diese Tenden-zen auch weiterhin verfestigen und ausweiten werden.

Viele geistliche Leiter unter Charismatikern, die bereit sind, ihren Zuhörern übernatürliche Manifestationen und (pseudo-)geistliche Erfah-rungen zu bieten, genießen schon jetzt eine Art „geistliche Immunität“ (zumindest in den Augen der Menschen, nicht jedoch in den Augen Gottes!), die es ihnen erlaubt, sich in jede nur erdenkliche moralische Verirrung zu begeben, ohne dass dies schwerwiegendere Konsequen-zen für sie hat. Sie haben eine „Form der Gott-seligkeit“ und sind dennoch „im Blick auf den Glauben unbewährt“ (2Tim 3,5,8).

Deren Anhänger sind es, welche „die gesunde Lehre nicht ertragen, und nach ihren eigenen Lüsten sich selbst Lehrer anhäufen werden, weil es in ihren Ohren kitzelt, und sie werden die Ohren von der Wahrheit abkehren …“ (2Tim 4,3-4, s. auch 1Tim 4,1-6; 2Tim 3,1-9)). Angesichts der Entwicklung der charismatischen Bewegung

Viele geistliche Leiter genießen schon jetzt eine

Art „geistliche Immunität“, die es ihnen erlaubt, sich

in jede nur erdenkliche moralische

Verirrung zu begeben,

ohne dass dies schwer

wiegendere Konsequenzen

für sie hat

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formationen über die „Vierte Welle“ – die von C.P. Wagner gegründete „Neue Apostolische Reformation“, an deren Spitze Wagner sich selbst als „oberster Apostel“ versteht und die „Errichtung des Königreiches Gottes“ auf Erden vor allem durch die von ihm vorangetriebene „Geistliche Kampffüh-rung“ erreichen möchte.

Ein weiteres denkwürdiges Kapitel zum Thema „Chronolo-gie falscher Prophetien“ im Anhang des Buches listet die kon-kreten Prophezeiungen der letzten Jahre von Mike Bickle, Oral Roberts, Benny Hinn, Paul Cain, Cindy Jakobs, C.P. Wagner usw. auf und kommt zu dem Ergebnis: „Egal, wie wortgewaltig, re-degewandt oder beeindruckend die modernen Propheten sich geben, ihre Frucht ist alles andere als überzeugend. Sowohl die vielen moralischen Verfehlungen der letzten Jahre (Sex- und Fi-nanz-Skandale sowie Trunksucht und Drogenabhängigkeit) als auch die Fülle von Falschprophetien sollten Augenöffner ... für den wahren Zustand der Bewegung sein“ (S. 444).

Dieses Werk bietet eine äußerst aktuelle und gut doku-mentierte Bestandsaufnahme und ist eine wichtige Informa-tionsquelle und Beurteilungshilfe für alle, die sich mit zeit-geschichtlichen Strömungen und ihren Auswirkungen auf die evangelikalen Gemeinden befassen wollen. Es kann auch als Nachschlagewerk benutzt werden, wobei das Sach- und Per-sonen-Register eine Hilfe ist. Wolfgang Bühne

Nancy Leigh DeMossHingabeRegiert von GottCV, Pb., 160 S., € 10,90

Auf unserer Reise mit Gott gibt es kaum etwas, das uns so schwer fällt und gegen das wir uns so sehr wehren wie die von ihm geforderte völlige Hin-gabe. Die Forderung, die Zügel unseres Lebens einem anderen zu überlassen,

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Lehrdienst zurück, um sich ganz der Pflege seiner Frau zu wid-men, die an Alzheimer erkrankt war. Damit wurde er ein beein-druckendes Beispiel praktischer Liebe und Treue, was in seinem ergreifenden Buch „Wenn Liebe hält, was sie verspricht“ einen Niederschlag findet.

Sein Werk „Biblische Ethik“ ist somit nicht von einem Theo-retiker geschrieben. Es zeichnet sich dadurch aus, dass es bei aller Gelehrsamkeit und Gründlichkeit leicht verständlich, le-bensnah und biblisch-ausgewogen alle moralischen Probleme unserer Zeit beleuchtet. Es zeigt auch, wie man sich in diesen Bereichen (z.B. Sexualität, Ehe, Familie, Eigentum, Wahrhaftig-keit, Kirche und Staat, Medien usw.) nach der Heiligen Schrift ausrichten kann.

Ein ausführliches Sach- und Themen-Register, wie auch ein Personen- und Bibelstellen-Register machen dieses Buch au-ßerdem zu einem hilfreichen Nachschlagewerk.

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Der Autor dieser sehr wichtigen und informativen Neuerscheinung studier-

te intensiv die Geschichte des Evangelikalismus und legt einen besonderen Schwerpunkt auf die Entwicklung der pfingstlich-charismatischen Bewegung in den letzten Jahren sowie neue-re evangelikale Strömungen wie z.B. die „Emerging-Church- Bewegung“.

Georg Walter, der selbst zwei Jahrzehnte Teil der Pfingst-bewegung war und sie daher aus eigener Beobachtung und Er-fahrung kennt, schreibt sachlich und fair. Er geht ausführlich auf pfingstlich-charismatische Strömungen und deren geschicht-liche und theologische Quellen ein. Auch aktuelle Trends, Per-sonen und Bewegungen wie z.B. Joyce Meyer, Helmut Bauer („Wort+Geist Zentrum“, Röhrnbach), die „Lakeland-Erweckung“ unter Todd Bentley usw. beschreibt und untersucht er. In dem Kapitel „Mammon, Marketing und charismatischer Kommerz“ zeigt und belegt er sehr deutlich, welche Rolle oft Geld, Macht und Eitelkeit im Hintergrund vieler prominenter Charismatiker spielen.

Sehr interessant und wichtig sind die bisher in deutscher Sprache wenig dokumentierten geistigen Hintergründe und In-

21BUCHBESPRECHUNGEN

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erbitterten Widerstand der berüchtigten Auca-Indianer gegen das Eindringen des weißen Mannes durch-

brechen möchten.“ Dieses Zitat bringt auf den Punkt, worum es in diesem sehr

ansprechenden und nachdenklich stimmenden Buch geht. Es beschreibt das „Unternehmen Auca“ . In vielen Einzelheiten liest man, wie Gott unabhängig voneinander junge Männer und ihre Ehepartner und Familien vorbereitet ihr Leben darin zu investie-ren, diesen fernen Indianerstamm in Ecuador mit dem Evangeli-um zu erreichen. Man lernt fünf Männer kennen, die bereit sind für Christus alles zu verlassen, vielversprechende Karrieremög-lichkeiten aufzugeben – ja sogar Einwände anderer Glaubens-geschwister hinter sich zu lassen, um dem Ruf Gottes zu folgen. Über Jim Elliot wird zitiert:

„Es war bezeichnend, dass er sich, sobald er sich der Führung Gottes sicher war, nicht mehr von seinem Weg abbringen ließ!“ Beim Lesen des Buches wird man unweigerlich auf die Frage sto-ßen, wie es mit Hingabe, Opferbereitschaft und Entschlossen-heit im eigenen Leben aussieht. Es ist wie ein Spiegel, der einem vor das Gesicht gehalten wird! Mit Erstaunen sieht man, was der Herr Jesus mit Menschen machen und erreichen kann, die sich ihm vorbehaltlos ausliefern und gewillt sind, seinen Willen zu tun. Immer wieder schallt ein Satz durch alle Anstrengungen der fünf jungen Männer: „Wir müssen hingehen, doch wir müssen nicht zurückkommen!“

Tony Anthony – der Schreiber des Buches „Den Tiger zäh-men“ – sagt, dass ihn dieses Buch sehr ansprach und dazu diente, sein Leben völlig zu verändern. Diese jungen Leute (Jim Elliot, Pete Fleming, Nate Saint, Roger Youderian, Ed McCully) hatten begriffen, dass sie nur ein Leben hatten – und das weih-ten sie ihrem Herrn. Der Inhalt des Buches ist unverblümt. Über Misserfolge wird genauso berichtet wie über Erfolge.

Die Seiten 146-149 sind sehr bewegend zu lesen. Darin schildert Roger seine Anfechtungen und Nöte im Dienst und die Versuchung, alles aufzugeben. Die fünf Männer waren keine Übermenschen – sie waren schwache Gefäße, normale Typen wie wir, mit Fehlern und Schwächen. Doch sie ließen den Herrn in ihrem Leben wirken und suchten ständig im Gebet seinen Willen. Das machte sie fruchtbar für die Ewigkeit.

Ich möchte das Buch allen empfehlen, die ernstlich gewillt sind, ihr Leben zu überdenken und es nötigenfalls auch zu än-dern. Thomas Lange

John F. MacArthurEwig geborgenWenn kleine Kinder sterbenCLV, gb., 192 S., € 6,90

Wo ist mein Baby jetzt? Ist es im Him-mel? Was geschieht mit seiner See-le? Das sind zermürbende Fragen, die verzweifelte, trauernde Eltern quälen. Was passiert mit diesen Kleinen wenn sie sterben: als Ungeborene, bei der Geburt – oder viel zu früh, nach einem

Leben, das kaum begonnen hatte? Gibt es Hoffnung auf ein Wiedersehen? Kann man Angst und Schuldgefühle loswerden? Wird der Schmerz irgendwann aufhören und werden die Wunden heilen?

Mit der Einfühlsamkeit eines erfahrenen Gemeindeleiters und im Vertrauen auf die Autorität des Wortes Gottes unter-sucht der bekannte Autor die Aussagen der Bibel zu dieser The-matik. Das Ergebnis ist eine tröstliche Botschaft, die ihre Quelle in der großen Liebe des himmlischen Vaters hat.

Dieses empfehlenswerte Buch füllt eine Lücke im deutschen Buchmarkt, bietet Antworten auf Fragen trauernder Eltern, ist hilfreich für Freunde Betroffener und auch für Christen, die seel-sorgerlich oder beratend tätig sind. Ulla Bühne

Andreas SteinmeisterWer ist ein Gott wie du?Der Prophet MichaDaniel, Pb., 168 S., € 8,95

In dieser ausführlichen Vers-für-Vers-Auslegung des Propheten Micha zeigt der Autor, wie aktuell dieser Prophet auch für unsere Zeit ist. Das Doppel-leben und die Heuchelei des Volkes Gottes, der Materialismus, die Aner-

kennungssucht und Anpassung an die Denkweisen der Welt damals wie heute werden sehr direkt und das Gewissen aufrüt-telnd aufgezeigt.

Zahlreiche Zitate anderer und älterer Autoren und viele praktische Beispiele helfen, die Botschaft Michas zu verstehen und regen an, praktische Konsequenzen zu ziehen.

Eine wertvolle, mutige Auslegung zu einem Buch der Bibel, das selten ausgelegt wird und doch aktuell und treffend unsere Probleme anspricht. Wolfgang Bühne

Georges AndrèTimotheus – Diener Jesu ChristiCSV, Tb., 75 S., € 3,90

Leicht verständlich und praxisbezo-gen zeigt der Autor im ersten Teil die-ser Schrift auf, was wir im NT über die Kindheit, Jugend und schließlich die Berufung und den Dienst des Timo-theus erfahren.

Im zweiten, ausführlicheren Teil werden die Ermahnungen und Ratschläge, die ihm Paulus als sein geistlicher und väterlicher Freund in seinen beiden Briefen aufs Herz legt, dargestellt und ausgelegt.

Die praktischen Anwendungen, die der Autor zu diesen Tex-ten macht, sind für alle, die dem Herrn dienen möchten, wichtig und wertvoll. Der Leser bekommt hier wertvolle Hilfen und Rat-schläge, um Gefahren, Hindernisse und Versuchungen im Dienst für den Herrn zu erkennen und zu überwinden.

Lediglich eine Bemerkung auf Seite 36 über die Bibel: „… sie ist weder ein Geschichtsbuch noch ein wissenschaftliches Werk, sondern die Offenbarung Gottes“, könnte zu falschen Schluss-folgerungen führen, die der Autor sicher nicht beabsichtigt hat.

Besonders empfehlenswert für junge Gläubige, die hier wertvolle Ermutigungen und Anregungen für ein glaubwürdiges Leben in der Nachfolge des Herrn in Zeiten geistlicher Ober-flächlichkeit bekommen. Wolfgang Bühne

22 BUCHBESPRECHUNGEN

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Ein Buch, das man allen jungen Christen sehr empfehlen und dessen Lektüre vor vielen unbiblischen Vorstellungen und fol-genschweren Fehlern bewahren kann. Vor allem aber wird hier auf ermutigende Weise der Weg zu einem von Gott gesegneten und erfüllten Leben in diesen wichtigen Lebensbereichen ge-zeigt. Wolfgang Bühne

Reinhard Junker/ Henrik UlrichDarwins RätselSchöpfung ohne Schöpfer?Hänssler, Tb., 64 S., € 3,95

2009 jährt sich der Geburtstag von Dar-win zum 200. und die Herausgabe sei-nes Hauptwerkes „Über den Ursprung der Arten“ zum 150. Mal. Zu diesem Anlass haben die beiden kompetenten Wissenschaftler und Mitarbeiter von

„Wort und Wissen“ dieses Buch geschrieben, das kompakt, gut lesbar und informativ einen Überblick über den aktuellen Stand der Evolutionsforschung bietet.

Gleichzeitig zeigen die Autoren die interessante innere Ent-wicklung Darwins, der zwar Theologie studiert hatte und dessen Frau Emma eine bibelgläubige Christin war, der aber selbst – entgegen allen frommen Legenden – offensichtlich als Agnos-tiker gestorben ist.

Ein sehr aktuelles Buch, das nicht zuletzt sowohl die biblische Schöpfungslehre darstellt als auch eine evangelistische Zuspit-zung enthält. Daher ebenfalls für Büchertische und Evangelisa-tionen an Hochschulen usw. ausgezeichnet geeignet.

Wolfgang Bühne

Wilfried PlockDie biblische Lehre vom Reich GottesCMD, Tb., 88 S., € 3,50

Da über das „Reich Gottes“ alle mög-lichen, teilweise sich völlig wider-sprechende Auffassungen geäußert und verbreitet werden, ist diese Neu-erscheinung eine ausgezeichnete, leicht verständliche Hilfe um zu er-

kennen, was die Bibel über die verschiedenen Ausdrucksformen des Reiches Gottes aussagt.

Da ein falsches Verständnis vom „Reich Gottes“ sehr be-denkliche praktische Konsequenzen zur Folge haben kann (siehe z.B. manche Lehren und Praktiken der Charismatischen Bewegung wie auch der „Emerging Church“), geht es bei der Be-handlung dieses Themas um sehr zentrale und wichtige Lehren der Bibel, die auch unser tägliches Leben berühren.

Wolfgang Bühne

Dick BaarfenTypisch Jungen – typisch MädchenUnd was du darüber wissen musst!Bühne, brosch., 48 S., vierfarbig, bebildert, € 1,50, ab 20 Ex. € 1,-

Freundschaft, Liebe, Sexualität – Hoffnungen und Wünsche, die uns alle bewegen. Aber wer prägt unsere

Gedanken und Träume zu diesen Themen? Die Medien oder der „Erfinder“ dieser genialen Dinge?

In diesem kleinen Büchlein werden viele Missverständnisse ausgeräumt, falsche Vorstellungen korrigiert, Lösungen und Hilfen aufgezeigt, vor allem aber der Blick auf unseren Schöpfer gerichtet. In einer Zeit, in der unsere Gesellschaft alle Maßstäbe und Werte verwirft, wird es immer wichtiger, echte Überzeu-gungen zu gewinnen, zu behalten und zu leben.

Jeder Jugendliche sollte bereit sein, Zeit in diese Broschüre zu investieren um zu erkennen, das falsche Vorstellungen über das andere Geschlecht und falscher Umgang mit der Sexualität sein Leben entscheidend beeinflussen werden. „Hätte ich dieses Heft doch nur viel früher gelesen, dann hätte ich in der Vergan-genheit nicht so viele folgenschwere Fehler gemacht …“ so oder ähnlich äußerten sich viele junge Christen, welche diese Bro-schüre gelesen haben.

Eine sehr aktuelle, mit Liebe, Leidenschaft und großem Ver-antwortungsbewusstsein geschriebene Botschaft, die sich vor allem an Teenies und Jugendliche richtet und die man in Freizei-ten, Jugendstunden, Jugendtreffs, Hausbibelkreisen usw. weit verbreiten sollte.

Aber auch Erwachsene sollten sich neu mit dem Thema be-schäftigen, um ihren Kindern eine gute Hilfe zu sein.

Wolfgang Bühne

Ernst-August BremickerVerliebt – verlobt – verhei-ratetCSV, Tb., 192 S., € 5,90

Der Autor, der bereits in seinem Buch „Der Christ im Spannungsfeld dieser Welt“ Stellung zu vielen Problemen junger Christen im Zusammenhang mit „Sexualität“ bezogen hat, geht in die-sem weiteren hilfreichen Buch beson-ders und ausführlich auf die Themen

„Freundschaft“, „Partnerwahl“, „Verlobung“ und „Ehe“ ein.Das Buch ist sehr offen, praktisch und lebensnah geschrie-

ben, viele Beispiele helfen, Fehler und Sünden im eigenen Leben zu erkennen und zu überwinden. Auch ein brennendes Thema wie „Petting“ usw. wird nicht ausgeklammert, sondern auf eine hilfreiche, seelsorgerliche Weise behandelt.

Diese Bücher können in jeder Christlichen Buchhandlung oder bei folgender Adresse bestellt werden:Christliche Buchhandlung Wolfgang Bühne, Eisenweg 2, D-58540 Meinerzhagen, Tel.: 02354-709585

23BUCHBESPRECHUNGEN

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Wolfgang Bühne • Postfach 11 26 • D-58540 MeinerzhagenPVSt. • Deutsche Post AG • Entgelt bezahlt! • VKZ H 11661

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ll unsere Weisheit, sofern sie wirklich den

Namen Weisheit verdient und wahr und zuverlässig

ist, umfasst im Grunde zweierlei: Die Erkenntnis

Gottes und unsere Selbsterkenntnis.

Johannes CalvinInstitutio I,1,1

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