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Zwischen Weser und Rhein 5 SAMSTAG/SONNTAG 28./29. OKTOBER 2017 (66, CDU), ehemaliger Bundestagsabge- ordneter aus Lippe, feierte in Kalletal im Gasthaus Rieke- Schulte seinen Abschied aus der Politik. Kerstin Vieregge, Ralph Brinkhaus und Rein- hard Göhner würdigten in ihren Grußworten die lang- jährigen Verdienste Caesars für den Kreis Lippe im Berliner Bundestag. FOTO: K. FILLIES (19), angehen- de Abiturientin des Steinha- gener Gymnasiums, ist in der Endauswahl des Schönheits- wettbewerbs, in dem die schönste Deutschtürkin ge- kürt wird. In Marl wird sie zu- sammen mit 20 anderen Frau- en am Samstag, 4. November, sowohl in Abendkleidern als auch im Bikini über den Lauf- steg gehen. FOTO: HEIKO KAISER PERSÖNLICH Für Firmen aus OWL macht sich Standorttreue und Engagement vor Ort bezahlt. Heimat funktioniert als Erfolgsrezept und sogar im Firmennamen Von Miriam Scharlibbe ¥ Bielefeld. Ostwestfalen und Lipper prahlen nicht, sie pa- cken an. Für die Heimat zu werben, fällt ihnen schwer. Kein Wunder also, dass außer- halb von OWL manch einer staunt, wie viele Unterneh- men mit Milliardenumsätzen hier zuhause sind. Heimatver- bundenheit und regionale Partnerschaften haben man- chem Branchenführer zum Erfolg verholfen. Viele Unter- nehmen sind sich dessen be- wusst und versuchen etwas zu- rückzugeben. Und eines trägt die Heimat inzwischen sogar im Namen. Drei Stimmen, stellvertretend für die starke heimische Wirtschaft: „Die ostwestfälischen, oft familiengeführten mittelstän- dischen Unternehmen zeigen schon aufgrund ihrer Kultur und Firmengeschichte eine enge, langjährige Bindung an die Region, ihre Heimat. Das trifft auf große wie auch klei- ne Unternehmen zu“, sagt Thomas Niehoff, Hauptge- schäftsführer der Industrie- und Handelskammer Ost- westfalen zu Bielefeld (IHK). Auch wenn sich aus den Anfängen der Betriebe mitt- lerweile weltweit tätige Fir- men entwickelt hätten, gelte für die meisten Standorttreue. „Sie verlegen ihren Firmensitz nicht schnell mal in irgendwelche Metropolen“, so Niehoff. „Am Heimatstandort engagiert man sich, gestaltet mit, auch eh- renamtlich.“ Daran zeige sich, dass auch im Zeitalter der Glo- balisierung Heimatverbun- denheit und Weltoffenheit keine Gegensätze sind. Nie- hoff: „Derjenige, der seine Wurzeln kennt, kann auch Neues wagen.“ Heimatverbundenheit zeigt sich dem IHK-Chef zufolge noch an einem anderen Punkt, nämlich der Einstellung den eigenen Mitarbeitern gegen- über. Firmen in der Region verzeichneten demnach eine hohe Betriebstreue der Be- schäftigten, teilweise über Ge- nerationen hinweg. „Die Mit- arbeiterverbundenheit ist ein weiterer Baustein, der die en- ge Verzahnung von Heimat und internationalem Erfolg erst möglich macht.“ Friederike Strate versucht genau das zu verzahnen: Hei- matverbundenheit und Inter- nationalität. Gemeinsam mit ihrer Mutter Renate und Schwester Simone führt sie die Familienbrauerei in Detmold. Das Bier – ein Produkt, das wie kaum ein anderes Heimat-Ge- fühle hervorruft – wird bis nach China exportiert. OWL ist nicht der größte Absatzmarkt. Auf Stadt- und Schützenfes- ten ist Strate aber mehr als prä- sent. Das liegt auch daran, dass das frauengeführte Unterneh- men mehrere Hundert Ver- eine sponsert und auf die Zu- sammenarbeit mit regionalen Partnern setzt. Neue Bier-Pro- dukte werden etwa mit Bä- ckern und Metzgern aus Lip- pe kreiert. Ein Standortwech- sel käme laut Strate nie in Fra- ge. „Am Ende sind die Men- schen entscheidend, mit denen man arbeitet, nicht ein paar Cent mehr Gewinn“, so Frie- derike Strate. Sie hat schon in Paris, Lon- don und Florenz gelebt. Mit dem Begriff „Heimat“ verbin- det die Braumeisterin vor al- lem die markante Landschaft OWLs. „Wenn ich weg war und mit Herzklopfen nach Hause komme, während die Sonne auf das Lipperland scheint, das ist für mich Heimat.“ Klemens Kläsener wird zwangsläufig jeden Tag mit dem Heimatbegriff konfron- tiert. Der Vorstand der als BKK Dr. Oetker bekannt geworde- nen Krankenkasse hat vor fünf Jahren selbst die Umbenen- nung veranlasst. Als Heimat- krankenkasse soll der Abna- belungsprozess von Dr. Oet- ker vorangetrieben werden. „Der neue Name sollte deut- lich machen, dass wir schon lange keine Betriebskranken- kasse mehr, sondern für alle offen sind“, so Kläsener. „Be- reits als wir 2011 angefangen haben, nach einem neuen Na- men zu suchen, deutete sich an, dass der Heimat-Begriff eine Renaissance erleben würde.“ Bodenständigkeit, Tradi- tionsbewusstsein, Regionalität seien die Werte, die Kläsener mit dem Begriff und seiner Heimat OWL verbindet. Be- ruflich gehe es ihm darum, Ge- sundheit mit Geborgenheit zu verknüpfen. Eine schwierige Mission, nutzen doch die meisten Kunden die Dienste einer Krankenkasse zwangs- weise, wenn es ihnen schlecht geht. Kläsener will als Chef einer kleineren Kasse (120.000 Versicherte, 280 Mitarbeiter) die Assoziation umkehren und als Gesundheitsdienstleister verstanden werden. „Er sieht es als Versuch einer moder- nen Darstellung alter Werte im neuen Gewand.“ Heimat darf positiv verstanden werden. Aber vielleicht ist es mit dem Begriff, wie mit den Ostwest- falen selbst, man muss erst warm werden mit ihnen, dann will man sie aber nicht mehr missen. Die Folgen ´ Teil 1: Heimat als neuer Kampfbegriff der Politik ´ Teil 2: Wie die neue Heimat-Debatte die Gesellschaft spaltet und Populisten davon pro- fitieren ´ Teil 3: Heimat NRW – was bringt ein Extra- Ministerium? ´ Teil 4: Der Heimat- Begriff – eine wissen- schaftliche Annäherung ´ Teil 5: „Biste West- fale – haste Heimat!“ ´ Teil 6: Heimat im Verein ´ Teil 7: Wirtschafts- faktor Heimat Ihre Meinung an: redaktion@owl- zeitungsaktion.de In OWL sind neben Dr. Oetker viele erfolgreiche Firmen beheimatet. Das bestätigen auch IHK-Hauptgeschäftsführer Tho- mas Niehoff, Brauerei-Chefin Friederike Strate und Klemens Kläsener, Vorstand der Heimatkrankenkasse. FOTOS: JONEK, IHK, HANKE, WEISCHE Heimat bedeutet für mich... ...vor allem eines: Ambiva- lenz! Ich bin Leopoldshöher mit russlanddeutschem Hintergrund. Die kulturel- len Herausforderungen vieler Russlanddeutscher habe ich nicht meistern müssen. Ostwestfalen ist meine Heimat! Nirgendwo anders habe ich bisher ge- lebt. Ich habe Stadtführun- gen in Bielefeld und Det- mold geleitet und erklärt, was typisch ostwestfälisch sei – und habe es mir häufig auch selbst erklärt. Auf- grund meiner familiären Sozialisation habe ich ein weniger starkes National- empfinden. Unser Grund- gesetz ist das hochwertigste der Welt. Ich freue mich, hier leben zu dürfen. Aller- dings: Auch die Kenntnis der deutschen Geschichte trägt dazu bei, dass mein Identitätsspielfeld weniger „national“ geprägt wurde. Geschichte, Philosophie, Kulturwissenschaften und Theologie habe ich an unterschiedlichsten Orten studiert. Ich saß häufig bis Mitternacht in der Biblio- thek oder am Bett eines meiner drei Kinder. In der einen Hand die „Gute- Nacht-Geschichte“ in der anderen die Werke von Wehler, Moltmann und Bonhoeffer und man glaubt es kaum: die Bibel. Darin finde ich Heimat. Aufgezeichnet von Benedikt Schülter Kornelius Ens (36). FOTO: PRIVAT ¥ Bad Lippspringe (red). Ein Blick in den Spiegel beschert den großen Gewinn. Mit die- sem blühenden Selfie von sich selbst und seiner Frau hat Rü- diger Weißenberger aus Bie- lefeld den Gesamtsieg beim Fotowettbewerb „Gesicht der Landesgartenschau“ einge- fahren. Die Jury entschied sich für das raffinierte Foto aus Bad Lippspringe, das vor einem Spiegel in den ausgestellten Hausgärten entstanden ist. Als Belohnung für den Erfolgs- Schnappschuss erhält Familie Weißenberger einen 750- Euro-Gutschein für 2-Rad Schwede in Paderborn. Wir gratulieren und sagen danke bei allen Teilnehmern am gro- ßen Fotowettbewerb. Eine Gottesdienst-Stafette durch mehr als 50 Kirchen findet in Köln statt. In Soest liest Ministerpräsident Armin Laschet aus der Bibel. In Lemgo öffnen Kirchen mit kulturellen und historischen Programmen ¥ Düsseldorf/Bielefeld (epd). Ein gemeinsamer Festgottes- dienst am 31. Oktober in Soest bildet den Höhepunkt der Fei- erlichkeiten der rheinischen, westfälischen und der lippi- schen Landeskirche zum 500. Reformationsjubiläum. Die Predigt hält die Präses der westfälischen Kirche, Annette Kurschus. NRW-Minister- präsident Armin Laschet (CDU) wird aus der Bibel le- sen. Bereits am Vorabend des Reformationstages, am 30. Oktober, laden die evangeli- schen Kirchenkreise und De- kanate im Saarland unter dem Leitthema „Kehrt um! Das Ge- bot der Stunde“ zum Refor- mationsgottesdienst und einem anschließenden Festakt ein. Am Reformationstag führt eine „Gottesdienst-Stafette“ durch mehr als 50 Kirchen in Köln und der Umgebung. Unter anderem gibt es eine Beatmesse, Open-Air-Gottes- dienste, Tischreden, einen ökumenischen Pilgerweg, eine Glockenweihe und eine Or- geleinweihung. Start ist um 8 Uhr mit „Luthers Morgense- gen“ in der Kreuzkirche Wes- seling. Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck und der rheinische Vizepräses Christoph Pistori- us sind zu Gast beim Fest- konzert „Luthers Kraft in Mu- sik“ in der Philharmonie Es- sen. Sie bestreiten eine Talk- runde zu der Frage „Was ist christlich?“. Am Abend lädt die evangelische Kirche in Bonn zu einer großen Reformationsga- la mit prominenten Gästen ein. In der Lippischen Landes- kirche wird das Jubiläum mit besonderen Gottesdiensten und einer Nacht der offenen Kirchen und Museen gefeiert. Landessuperintendent Diet- mar Arends predigt am Abend in einem gemeinsamen Got- tesdienst der reformierten und der lutherischen Kirchenge- meinden in der Heilig-Geist- Kirche in Lage. In Lemgo bil- det ein Festgottesdienst in der St. Nicolai-Kirche den Auf- takt für die Kirchen- und Mu- seums-Nacht. Der lutherische Superintendent Andreas Lan- ge hält hier die Predigt. An- schließend öffnen Lemgoer Kirchen und Museen mit kul- turellen, geistlichen und his- torischen Programmangebo- ten der gemeinsame Ab- schluss ist um 22 Uhr auf dem Marktplatz. Der 500. Jahrestag des The- senanschlags soll sich auch in den sozialen Medien spiegeln. Unter dem Hashtag #Refor- mationstag sollen an diesem Tag möglichst viele Menschen bei Instagram, Twitter, Face- book oder YouTube von Got- tesdiensten und Veranstal- tungen berichten. Den Hash- tag haben die Internetbeauf- tragten der evangelischen Landeskirchen zusammen vereinbart. Die Evangelische Kirche im Rheinland beteiligt sich an dieser Aktion. Elektrikermeister kassiert 120.000 Euro zuviel und wird zu Bewährungsstrafe verurteilt Von Astrid Sewing ¥ Detmold. Als Elektriker- meister hatte ein 33-Jähriger keine Probleme, seine Photo- voltaikanlagen zu manipulie- ren. Er rechnete 120.000 Euro zu viel Einspeisevergütung ab und gab dies vor dem Amts- gericht auch zu. Wegen ge- werbsmäßigem Betrug in drei Fällen ist er zu einer Strafe von 21 Monaten verurteilt wor- den. Den Schaden hat der Det- molder fast beglichen, straf- rechtlich war er bisher nicht in Erscheinung getreten. Des- halb setzte das Gericht die Strafe zur Bewährung aus. Der Handwerker, der einen Be- trieb mit zwölf Mitarbeitern hat, muss außerdem 9.000 Euro an einen Verein zahlen. Die technische Manipula- tion war an zwei Anlagen 2016 aufgefallen, weil laut Abrech- nung von Westfalen-Weser auch nachts eine gleichblei- bende Menge Strom einge- speist worden war. Bei einer Kontrolle stellten die Exper- ten fest, dass ein Modem für die Datenübertragung fehlte. Außerdem hatte der Detmol- der doppelt kassiert: Er baute eine Photovoltaik-Anlage in Paderborn ab, in Detmold wieder auf und rechnete beide Standorte ab. Vorhaben in Büren und Lübbecke erhalten jeweils bis zu 5.000 Euro Von Dirk-Ulrich Brüggemann ¥ Gütersloh. 14 multikultu- relle Musikprojekte für junge Menschen fördert die Liz- Mohn-Kultur- und Musik- stiftung in diesem Jahr. Für das Projekt „Ideeninitiative Kul- turelle Vielfalt mit Musik“ ste- hen insgesamt 50.000 Euro zur Verfügung. Darunter sind auch Projekte, die vom Arbeiter- Wohlfahrt–Kreisverband (AWO) Paderborn und vom Berufskolleg Lübbecke getra- gen werden. Unter dem Motto „Inter Büren – Schreib dein Lied“ er- arbeitet der Jugendmigra- tionsdienst der AWO einen deutsch-englischen Song, der die Zuwanderungserfahrung jugendlicher Aussiedler und Flüchtlinge thematisiert. Das Berufskolleg Lübbecke erstellt unter der Bezeichnung „MIM – Mensch ist Mensch“ ein Crossover-Gesamtkunst- werk von jungen Erwachse- nen mit und ohne Flüchtlings- erfahrung. 103 Vereine, Stiftungen und einzelne Initiatoren hatten sich bundesweit beworben. Die ausgewählten Projekte erhal- ten bis zu 5.000 Euro. Von 2008 bis 2017 hat Liz Mohn durch ihre Stiftung insgesamt 138 Integrationsprojekte mit rund 550.000 Euro gefördert.

28 10 OWL2-LZ - Brauerei Strate · Cfdd]R_UUVfedTYVc+Kornelius Ens (36). FOTO: PRIVAT DZVXVcW`e`UVc8RceV_dTYRf ¥ Bad Lippspringe (red). Ein Blick in den Spiegel beschert den großen

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Zwischen Weser und Rhein 5SAMSTAG/SONNTAG28./29. OKTOBER 2017

(66, CDU),ehemaliger Bundestagsabge-ordneter aus Lippe, feierte inKalletal im Gasthaus Rieke-Schulte seinen Abschied ausder Politik. Kerstin Vieregge,Ralph Brinkhaus und Rein-hard Göhner würdigten inihren Grußworten die lang-jährigenVerdiensteCaesars fürden Kreis Lippe im BerlinerBundestag. FOTO: K. FILLIES

(19), angehen-de Abiturientin des Steinha-gener Gymnasiums, ist in derEndauswahl des Schönheits-wettbewerbs, in dem dieschönste Deutschtürkin ge-kürt wird. In Marl wird sie zu-sammen mit 20 anderen Frau-en am Samstag, 4. November,sowohl in Abendkleidern alsauch im Bikini über den Lauf-steg gehen. FOTO: HEIKO KAISER

PERSÖNLICH

Für Firmen aus OWLmacht sich Standorttreue und Engagement vor Ort bezahlt.Heimat funktioniert als Erfolgsrezept und sogar im Firmennamen

Von Miriam Scharlibbe

¥ Bielefeld. Ostwestfalen undLipper prahlen nicht, sie pa-cken an. Für die Heimat zuwerben, fällt ihnen schwer.KeinWunder also, dass außer-halb von OWL manch einerstaunt, wie viele Unterneh-men mit Milliardenumsätzenhier zuhause sind. Heimatver-bundenheit und regionalePartnerschaften haben man-chem Branchenführer zumErfolg verholfen. Viele Unter-nehmen sind sich dessen be-wusst und versuchen etwas zu-rückzugeben. Und eines trägtdie Heimat inzwischen sogarim Namen. Drei Stimmen,stellvertretend für die starkeheimische Wirtschaft:„Die ostwestfälischen, oft

familiengeführten mittelstän-dischen Unternehmen zeigenschon aufgrund ihrer Kulturund Firmengeschichte eineenge, langjährige Bindung andie Region, ihre Heimat. Dastrifft auf große wie auch klei-ne Unternehmen zu“, sagtThomas Niehoff, Hauptge-schäftsführer der Industrie-und Handelskammer Ost-westfalen zu Bielefeld (IHK).Auch wenn sich aus den

Anfängen der Betriebe mitt-lerweile weltweit tätige Fir-menentwickelthätten,gelte fürdiemeisten Standorttreue. „Sieverlegen ihrenFirmensitznichtschnell mal in irgendwelcheMetropolen“, so Niehoff. „AmHeimatstandort engagiertmansich, gestaltet mit, auch eh-renamtlich.“ Daran zeige sich,dass auch im Zeitalter der Glo-balisierung Heimatverbun-denheit und Weltoffenheitkeine Gegensätze sind. Nie-hoff: „Derjenige, der seineWurzeln kennt, kann auchNeues wagen.“Heimatverbundenheit zeigt

sich dem IHK-Chef zufolgenoch an einem anderen Punkt,nämlich der Einstellung deneigenen Mitarbeitern gegen-über. Firmen in der Regionverzeichneten demnach einehohe Betriebstreue der Be-schäftigten, teilweise über Ge-nerationen hinweg. „Die Mit-arbeiterverbundenheit ist einweiterer Baustein, der die en-ge Verzahnung von Heimatund internationalem Erfolgerst möglich macht.“Friederike Strate versucht

genau das zu verzahnen: Hei-matverbundenheit und Inter-nationalität. Gemeinsam mitihrer Mutter Renate undSchwester Simone führt sie dieFamilienbrauerei in Detmold.Das Bier – ein Produkt, das wiekaum ein anderes Heimat-Ge-fühlehervorruft–wirdbisnachChina exportiert. OWL istnicht der größte Absatzmarkt.Auf Stadt- und Schützenfes-ten ist Strate abermehr als prä-sent. Das liegt auch daran, dassdas frauengeführte Unterneh-

men mehrere Hundert Ver-eine sponsert und auf die Zu-sammenarbeit mit regionalenPartnern setzt. Neue Bier-Pro-dukte werden etwa mit Bä-ckern und Metzgern aus Lip-pe kreiert. Ein Standortwech-sel käme laut Strate nie in Fra-ge. „Am Ende sind die Men-schen entscheidend,mit denenman arbeitet, nicht ein paarCent mehr Gewinn“, so Frie-derike Strate.Sie hat schon in Paris, Lon-

don und Florenz gelebt. Mitdem Begriff „Heimat“ verbin-det die Braumeisterin vor al-lem die markante LandschaftOWLs. „Wennichwegwarundmit Herzklopfen nach Hause

komme, während die Sonneauf das Lipperland scheint, dasist für mich Heimat.“Klemens Kläsener wird

zwangsläufig jeden Tag mitdem Heimatbegriff konfron-

tiert. DerVorstandder als BKKDr. Oetker bekannt geworde-nen Krankenkasse hat vor fünfJahren selbst die Umbenen-nung veranlasst. Als Heimat-krankenkasse soll der Abna-

belungsprozess von Dr. Oet-ker vorangetrieben werden.„Der neue Name sollte deut-lich machen, dass wir schonlange keine Betriebskranken-kasse mehr, sondern für alleoffen sind“, so Kläsener. „Be-reits als wir 2011 angefangenhaben, nach einem neuen Na-menzu suchen,deutete sichan,dass der Heimat-Begriff eineRenaissance erleben würde.“Bodenständigkeit, Tradi-

tionsbewusstsein, Regionalitätseien die Werte, die Kläsenermit dem Begriff und seinerHeimat OWL verbindet. Be-ruflich gehe es ihmdarum,Ge-sundheit mit Geborgenheit zuverknüpfen. Eine schwierige

Mission, nutzen doch diemeisten Kunden die Diensteeiner Krankenkasse zwangs-weise, wenn es ihnen schlechtgeht. Kläsener will als Chefeiner kleineren Kasse (120.000Versicherte, 280 Mitarbeiter)die Assoziation umkehren undals Gesundheitsdienstleisterverstanden werden. „Er siehtes als Versuch einer moder-nenDarstellung alterWerte imneuen Gewand.“ Heimat darfpositiv verstanden werden.Aber vielleicht ist esmit dem

Begriff, wie mit den Ostwest-falen selbst, man muss erstwarm werden mit ihnen, dannwill man sie aber nicht mehrmissen.

Die Folgen´ Teil 1: Heimat alsneuer Kampfbegriffder Politik´ Teil 2: Wie die neueHeimat-Debatte dieGesellschaft spaltet undPopulisten davon pro-fitieren´ Teil 3: Heimat NRW– was bringt ein Extra-Ministerium?´ Teil 4: Der Heimat-Begriff – eine wissen-schaftliche Annäherung´ Teil 5: „Biste West-fale – haste Heimat!“´ Teil 6: Heimatim Verein´ Teil 7: Wirtschafts-faktor Heimat

Ihre Meinung an:[email protected]

In OWL sind nebenDr. Oetker viele erfolgreiche Firmen beheimatet. Das bestätigen auch IHK-Hauptgeschäftsführer Tho-mas Niehoff, Brauerei-Chefin Friederike Strate und Klemens Kläsener, Vorstand der Heimatkrankenkasse. FOTOS: JONEK, IHK, HANKE, WEISCHE

Heimat bedeutet für mich......vor allem eines: Ambiva-lenz! Ich bin Leopoldshöhermit russlanddeutschemHintergrund. Die kulturel-len Herausforderungenvieler Russlanddeutscherhabe ich nicht meisternmüssen. Ostwestfalen istmeine Heimat! Nirgendwoanders habe ich bisher ge-lebt. Ich habe Stadtführun-gen in Bielefeld und Det-mold geleitet und erklärt,was typisch ostwestfälischsei – und habe es mir häufigauch selbst erklärt. Auf-grund meiner familiärenSozialisation habe ich einweniger starkes National-empfinden. Unser Grund-

gesetz ist das hochwertigsteder Welt. Ich freue mich,hier leben zu dürfen. Aller-dings: Auch die Kenntnisder deutschen Geschichteträgt dazu bei, dass mein

Identitätsspielfeld weniger„national“ geprägt wurde.Geschichte, Philosophie,Kulturwissenschaften undTheologie habe ich anunterschiedlichsten Ortenstudiert. Ich saß häufig bisMitternacht in der Biblio-thek oder am Bett einesmeiner drei Kinder. In dereinen Hand die „Gute-Nacht-Geschichte“ in deranderen die Werke vonWehler, Moltmann undBonhoeffer und man glaubtes kaum: die Bibel. Darinfinde ich Heimat.

Aufgezeichnet vonBenedikt Schülter

KorneliusEns (36). FOTO: PRIVAT

¥ Bad Lippspringe (red). EinBlick in den Spiegel beschertden großen Gewinn. Mit die-sem blühenden Selfie von sichselbst und seiner Frau hat Rü-diger Weißenberger aus Bie-lefeld den Gesamtsieg beimFotowettbewerb „Gesicht derLandesgartenschau“ einge-fahren. Die Jury entschied sichfür das raffinierte Foto aus Bad

Lippspringe, das vor einemSpiegel in den ausgestelltenHausgärten entstanden ist. AlsBelohnung für den Erfolgs-Schnappschuss erhält FamilieWeißenberger einen 750-Euro-Gutschein für 2-RadSchwede in Paderborn. Wirgratulieren und sagen dankebei allen Teilnehmern am gro-ßen Fotowettbewerb.

Eine Gottesdienst-Stafette durch mehr als 50 Kirchen findet in Köln statt. In Soest liestMinisterpräsident Armin Laschet aus der Bibel. In Lemgo öffnen Kirchen mit kulturellen und historischen Programmen

¥ Düsseldorf/Bielefeld (epd).Ein gemeinsamer Festgottes-dienst am 31. Oktober in Soestbildet den Höhepunkt der Fei-erlichkeiten der rheinischen,westfälischen und der lippi-schen Landeskirche zum 500.Reformationsjubiläum. DiePredigt hält die Präses derwestfälischen Kirche, AnnetteKurschus. NRW-Minister-präsident Armin Laschet(CDU) wird aus der Bibel le-sen.Bereits am Vorabend des

Reformationstages, am 30.Oktober, laden die evangeli-schen Kirchenkreise und De-

kanate im Saarland unter demLeitthema „Kehrt um! Das Ge-bot der Stunde“ zum Refor-mationsgottesdienst undeinem anschließenden Festaktein.Am Reformationstag führt

eine „Gottesdienst-Stafette“durch mehr als 50 Kirchen inKöln und der Umgebung.Unter anderem gibt es eineBeatmesse, Open-Air-Gottes-dienste, Tischreden, einenökumenischen Pilgerweg, eineGlockenweihe und eine Or-geleinweihung. Start ist um 8Uhr mit „Luthers Morgense-gen“ in der Kreuzkirche Wes-

seling.Ruhrbischof Franz-Josef

Overbeck und der rheinischeVizepräses Christoph Pistori-us sind zu Gast beim Fest-konzert „Luthers Kraft in Mu-sik“ in der Philharmonie Es-sen. Sie bestreiten eine Talk-runde zu der Frage „Was istchristlich?“.AmAbend lädt dieevangelischeKirche inBonn zueiner großen Reformationsga-lamit prominentenGästen ein.In der Lippischen Landes-

kirche wird das Jubiläum mitbesonderen Gottesdienstenund einer Nacht der offenenKirchen und Museen gefeiert.

Landessuperintendent Diet-mar Arends predigt am Abendin einem gemeinsamen Got-tesdienst der reformierten undder lutherischen Kirchenge-meinden in der Heilig-Geist-Kirche in Lage. In Lemgo bil-det ein Festgottesdienst in derSt. Nicolai-Kirche den Auf-takt für die Kirchen- und Mu-seums-Nacht. Der lutherischeSuperintendent Andreas Lan-ge hält hier die Predigt. An-schließend öffnen LemgoerKirchen und Museen mit kul-turellen, geistlichen und his-torischen Programmangebo-ten – der gemeinsame Ab-

schluss ist um 22 Uhr auf demMarktplatz.Der 500. Jahrestag des The-

senanschlags soll sich auch inden sozialen Medien spiegeln.Unter dem Hashtag #Refor-mationstag sollen an diesemTag möglichst viele Menschenbei Instagram, Twitter, Face-book oder YouTube von Got-tesdiensten und Veranstal-tungen berichten. Den Hash-tag haben die Internetbeauf-tragten der evangelischenLandeskirchen zusammenvereinbart. Die EvangelischeKirche im Rheinland beteiligtsich an dieser Aktion.

Elektrikermeister kassiert 120.000 Eurozuviel und wird zu Bewährungsstrafe verurteilt

Von Astrid Sewing

¥ Detmold. Als Elektriker-meister hatte ein 33-Jährigerkeine Probleme, seine Photo-voltaikanlagen zu manipulie-ren. Er rechnete 120.000 Eurozu viel Einspeisevergütung abund gab dies vor dem Amts-gericht auch zu. Wegen ge-werbsmäßigem Betrug in dreiFällen ist er zu einer Strafe von21 Monaten verurteilt wor-den.Den Schaden hat der Det-

molder fast beglichen, straf-rechtlich war er bisher nicht inErscheinung getreten. Des-halb setzte das Gericht dieStrafe zur Bewährung aus. Der

Handwerker, der einen Be-trieb mit zwölf Mitarbeiternhat, muss außerdem 9.000Euro an einen Verein zahlen.Die technische Manipula-

tion war an zwei Anlagen 2016aufgefallen, weil laut Abrech-nung von Westfalen-Weserauch nachts eine gleichblei-bende Menge Strom einge-speist worden war. Bei einerKontrolle stellten die Exper-ten fest, dass ein Modem fürdie Datenübertragung fehlte.Außerdem hatte der Detmol-der doppelt kassiert: Er bauteeine Photovoltaik-Anlage inPaderborn ab, in Detmoldwieder auf und rechnete beideStandorte ab.

Vorhaben in Büren undLübbecke erhalten jeweils bis zu 5.000 Euro

Von Dirk-Ulrich Brüggemann

¥ Gütersloh. 14 multikultu-relle Musikprojekte für jungeMenschen fördert die Liz-Mohn-Kultur- und Musik-stiftung in diesem Jahr. Für dasProjekt „Ideeninitiative Kul-turelle Vielfalt mit Musik“ ste-hen insgesamt 50.000 Euro zurVerfügung.DaruntersindauchProjekte, die vom Arbeiter-Wohlfahrt–Kreisverband(AWO) Paderborn und vomBerufskolleg Lübbecke getra-gen werden.Unter dem Motto „Inter

Büren – Schreib dein Lied“ er-arbeitet der Jugendmigra-tionsdienst der AWO einen

deutsch-englischen Song, derdie Zuwanderungserfahrungjugendlicher Aussiedler undFlüchtlinge thematisiert.Das Berufskolleg Lübbecke

erstellt unter der Bezeichnung„MIM – Mensch ist Mensch“ein Crossover-Gesamtkunst-werk von jungen Erwachse-nen mit und ohne Flüchtlings-erfahrung.103 Vereine, Stiftungen und

einzelne Initiatorenhatten sichbundesweit beworben. Dieausgewählten Projekte erhal-tenbis zu5.000Euro.Von2008bis 2017 hat Liz Mohn durchihre Stiftung insgesamt 138Integrationsprojekte mit rund550.000 Euro gefördert.