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KOLUMNE Man kann Wahrheit teilen, aber nicht mit anderen. Robert Dinkel Schlusspunkt Sudoku Das Kultspiel aus Japan. Die Spielregeln: Füllen Sie die leeren Felder so aus, dass in jeder Zeile, in jeder Spalte und in jedem «3x3»-Quadrat alle Ziffern von 1 bis 9 stehen. Viel Spass. Unten stehend die Lösung des Rätsels aus der letzten Ausgabe. 4 1 9 3 7 3 8 5 4 9 2 6 8 5 3 7 1 4 9 8 4 6 2 5 1 2 7 3 2 7 4 3 8 6 9 1 5 9 5 3 1 2 7 8 4 6 6 1 8 4 5 9 3 2 7 5 6 9 2 1 8 7 3 4 4 8 1 7 6 3 2 5 9 7 3 2 5 9 4 6 8 1 3 4 6 8 7 5 1 9 2 1 9 5 6 3 2 4 7 8 8 2 7 9 4 1 5 6 3 www.ibw.ag um die Welt Gratis Dienstag, 16. April 2013 DIE LETZTE 28 Stark M achen Sie den Test. Was stellen Sie sich vor, wenn von starken Männern die Rede ist? Und wie ist die Vorstellungs- kraft bei starken Frauen? Bitte Stärke nicht verwechseln mit Macht. Sonst sind wir rasch bei der Politik. Und dort wissen wir Männer ja die personelle Überle- genheit perfekt auszunützen. Eine Ungleichheit, welche die Welt auch nicht unbedingt wei- terbringt. Meist sind es ja Männer, welche die weltpoliti- sche bis hin zur lokalpolitischen Geschichte prägen. Leider. Nur für eine kurze Phase hat der Bundesrat eine Frauen-Mehrheit aufgewiesen. Untergegangen ist die Schweiz damals nicht. Also. Starke Männer. Da denkt man sofort an Muskeln. Meis- tens. Vielleicht noch an Pferde- stärken, wo der angeblich starke Mann drinnen sitzt. Dann wird es schon eng, vielleicht bleiben noch starke Leistungen irgend- wie in Gedanken hängen. Und starke Frauen. Da denkt man sofort an Charisma, Herz, Engagement, Charakter, Hilfsbe- reitschaft, Gerechtigkeitssinn, Sorgfalt zur Umwelt, Kinder- Erziehung, Organisationstalent im Haushalt. Was läuft da – selbstverständ- lich nur aus Männer-Sicht – falsch? Ist einfach die Wahrneh- mung verzerrt? Nein, die Gene seien schuld, erklärte mir kürz- lich ein Experte, aus dem Fern- seher strahlend. Er, definitiv männlich, auch Arzt: «Die Frau hat viel mehr Gene als der Mann. Die Folgerung: Aus Mangel an Informationen wird man zum Mann.» Bittere Erkenntnis. Aber es gibt sie doch, die Spar- ten, die uns liegen. Wo wir Män- ner definitiv einfach besser und stärker sind als Frauen: Fussball, Sport allgemein, Jassen, Militär, Forschung, Auto, vielleicht noch Kopfrechnen und Bier trinken. Zugegeben, diese Liste erhebt kein Anrecht auf Vollständigkeit. Zurück zum Anfang. Starke Frauen. Oder werden sie gar zu stark? Gegenwärtig läuft auf politischer Ebene die Diskussion in eine andere Richtung. Zurück an den Kochherd sollen sie ver- bannt werden, so oder ähnlich lautet die Forderung von rechts- bürgerlichen Kräften. Die Fakten liegen allerdings ganz anders: Frauen haben ein- deutig mehr X-Chromosomen. Will heissen, Frau basiert auf dem stabileren Betriebssystem. Diesen Nachteil können wir Män- ner nicht korrigieren. – So neben- bei: Seit Kurzem sind bei uns auf der Redaktion die Frauen in der Überzahl. Ist doch stark. Werbung Typisch freiämterisch Angetroffen: Cornelia Schmid, Hägglingen Rote Haare, Sommersprossen, Job beim Bauernverband Aargau. Es ist schon ein wenig ein Klischee, das Cornelia Schmid lebt. Eine «typische Schweizerin», wie sie im Buche steht. Das zumindest denkt man von ihr, wenn sie so vor einem steht und erzählt, dass sie auf einem Bauern- hof lebt – im Herzen von Hägglingen. «Mein Vater hat den Betrieb anno dazumal von sei- nem Vater übernom- men. Jetzt bewirt- schaftet er den Hof, der knapp 12 Hektaren umfasst, im Neben- erwerb mit meiner Mutter.» Die Familie Schmid betreibt Acker- bau und hat Rhabarbern. «Früher haben wir den Hof Vollzeit be- wirtschaftet. Inklusive Kühen und Schweinen.» So hatte Cornelia Schmid den Be- zug zur Landwirtschaft schon immer gehabt. Deshalb ist sie auch zu ihrem Ausbildungsplatz zur Kauffrau beim Schweizerischen Bauernverband ge- langt. Im 2009 schloss sie die Lehre ab und arbeitet heute in Muri beim Bauernverband Aargau. Im Freiamt ist sie also durch und durch verwur- zelt. Doch das Freiamt ist nicht das Einzige, was die 22-Jährige in ihrem Leben schon gesehen hat. Sie liebt nämlich das Reisen. Wann immer sie kann, steigt sie in ein Flug- zeug und entdeckt die Welt. Ich hatte bereits das Vergnüngen, viele Städte in Europa zu be- reisen. Und natürlich auch auf der anderen Seite des Tümpels war ich schon», sagt Corne- lia Schmid. Zuletzt be- reiste sie mit zwei Freundinnen die USA. Fünf Wochen tourten sie mit einem Auto durch den Westen Amerikas. «Als Leckerbissen zum Abschluss gabs einen Abstecher nach Maui auf Hawaii, ein unvergessliches Erlebnis», schwärmt die Kauffrau. Diesen Sommer muss Skandinavien an Cornelia Schmid und ihre Freun- dinnen glauben. «Zusammen wer- den wir Talin und Helsinki unsicher machen.» --mwi Regionale Geschichten! unter: www.wohleranzeiger.ch www.bremgarterbezirksanzeiger.ch MEHR ONLINE Zeitzeuge des Freiämtersturms Am 20. April erscheint eine neue Biografie über Heinrich Zschokke In diesen Tagen würdigt der Aargau mit Heinrich Zschokke (1771–1848) eine seiner einfluss- reichsten Gestalten. Er war auch Zeitzeuge des Freiämter- sturms von 1830. Heinrich Zschokke war ein Multita- lent: geistreicher Gelehrter, Publizist, Volksaufklärer und Politiker. Er wuchs als Waisenkind im preussi- schen Magdeburg auf, wurde 21-jäh- rig Doktor der Philosophie, kam 1796 in die Schweiz, betätigte sich als Di- rektor am Seminar Reichenau und als Zeitungsgründer in Chur, mischte sich in die Bündner Politik ein und musste 1798 in den Aargau fliehen. Hier fand er einen fruchtbaren Nähr- boden für sein publizistisches und politisches Wirken. Sofort stellte sich Zschokke der Hel- vetischen Republik als Kommissär zur Verfügung. Nach deren Zusam- menbruch beteiligte er sich am Auf- bau des neuen Kantons Aargau. Zu- erst war er Forst- und Bergrat, später Grossrat und Verfassungsrat. Dane- ben versah man ihn reichlich mit Ehrenämtern, beispielsweise in der Bibliothekskommission und der Kan- tonsschuldirektion sowie als Präsi- dent der Gewerbeschule Aarau. Zschokke gründete mehrere Zeit- schriften, allen voran den «Schweizer Boten», dessen aufklärerische Hal- tung autoritären Regierungen im In- und Ausland, selbst im Aargau, miss- fiel. Er wurde zum Volksschriftsteller und verschaffte sich als Vorkämpfer für eine freiheitlich-demokratische Schweiz Gehör. Die Emanzipation der Landbevölkerung zu einer von Selbst- bestimmung und -verantwortung ge- prägten Gesellschaft, die Pressefrei- heit und ein modernes Bildungswe- sen waren ihm grösste Anliegen. Verständnis für Freiämtersturm Anders als die damalige abgehobene und reformunwillige Aargauer Regie- rung spürte Zschokke den wachsen- den Groll der Landbevölkerung, die unter wirtschaftlichen Lasten, Verar- mung und staatlicher Willkür litt. Lange ignorierten die Behörden seine Warnungen im «Schweizer Boten»; kritische Einwände unterdrückten sie mit peinlicher Zensur – bis am 6. Dezember 1830 Heinrich Fischer, «Schwanen»-Wirt in Merenschwand, mit mehreren Tausend Männern nach Aarau marschierte und eine Verfas- sungsrevision erzwang. Nicht alle hatten Freude Zschokke wollte diesen Aufstand nicht, aber er hatte für die Volkswut Verständnis. Er würdigte die Aktion im «Schweizer Boten» und sekun- dierte im Verfassungsrat den Vorsit- zenden Heinrich Fischer als wort- und schreibgewandter Vizepräsident. Allerdings kam es zu einem Eklat mit dem Juristen Kaspar Lorenz Bruggis- ser (1807–1848) von Wohlen. Dieser beantragte, dass Geistliche und nicht im Aargau Geborene von Staatsäm- tern ausgeschlossen werden sollten – was unter anderem auf den gebürti- gen Deutschen Zschokke gemünzt war. Dieser legte vorübergehend alle Ämter nieder, kehrte aber bald in den Grossen Rat zurück und prägte dort das neue Schulgesetz von 1835. Obwohl er schon zu Lebzeiten be- rühmt war und zahlreiche Ehrungen sowie ein Denkmal an seinem Wir- kungsort in Aarau bekam, geriet Zschokke etwas in Vergessenheit. Das ändert sich in diesen Tagen. Denn die im Jahr 2000 gegründete Heinrich-Zschokke-Gesellschaft un- ter der Leitung des früheren Aargau- er Ständerates Thomas Pfisterer er- möglichte die Herausgabe einer um- fassenden Zschokke-Biografie, die am 20. April an einer Feier im Gross- ratssaal veröffentlicht wird. Wo er lebte, ist heute die Demokratie zu Hause Das sorgfältig recherchierte, schön gestaltete und gut lesbare Buch des Historikers Werner Ort schildert Zschokkes faszinierende Persönlich- keit und gewaltige Schaffenskraft. Seine Rolle als Volksaufklärer wird bis im Juni auch in einer Ausstellung im Forum Schlossplatz Aarau be- leuchtet. In Zschokkes einstigem Wohnsitz «Blumenhalde», wo er mit seiner Frau Nanny 13 Kinder erzog, ist heute das Forschungszentrum für Demokratie der Universität Zürich untergebracht – ein sinnreiches Sym- bol für diese grosse aargauische Ge- stalt. --pd Grosse Figur der Aargauer Geschichte: Heinrich Zschokke. Vom Merenschwander «Schwanen» aus machten sich im Dezember 1830 die Freiämter auf den Weg nach Aarau. Bilder: zg Daniel Marti, Chefredaktor.

28 Die Letzte Dienstag, 16. April 2013 Zeitzeuge des ... · 8 2 7 9 4 1 5 6 3 Loesung 29 ww w.ib .ag um die Welt Gratis 28 Die Letzte Dienstag, 16. April 2013 Stark ... Kopfrechnen

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Kolumne

Man kann Wahrheit teilen, aber nicht

mit anderen. Robert Dinkel

Schlusspunkt

Sudoku

Das Kultspiel aus Japan.

Die Spielregeln: Füllen Sie die leeren Felder so aus, dass in jeder Zeile, in jeder Spalte und in jedem «3x3»-Quadrat alle Ziffern von 1 bis 9 stehen.

Viel Spass.

Unten stehend die Lösung des Rätsels aus der letzten Ausgabe.

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Loesung 29

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Dienstag, 16. April 2013D i e L e t z t e28

Stark

M achen Sie den Test. Was stellen Sie sich vor, wenn

von starken Männern die Rede ist? Und wie ist die Vorstellungs-kraft bei starken Frauen? Bitte Stärke nicht verwechseln mit Macht. Sonst sind wir rasch bei der Politik. Und dort wissen wir Männer ja die personelle Überle-genheit perfekt auszunützen. Eine Ungleichheit, welche die Welt auch nicht unbedingt wei-terbringt. Meist sind es ja Männer, welche die weltpoliti-sche bis hin zur lokalpolitischen Geschichte prägen. Leider. Nur für eine kurze Phase hat der Bundesrat eine Frauen-Mehrheit aufgewiesen. Untergegangen ist die Schweiz damals nicht.

Also. Starke Männer. Da denkt man sofort an Muskeln. Meis-tens. Vielleicht noch an Pferde-stärken, wo der angeblich starke Mann drinnen sitzt. Dann wird es schon eng, vielleicht bleiben noch starke Leistungen irgend-wie in Gedanken hängen.

Und starke Frauen. Da denkt man sofort an Charisma, Herz, Engagement, Charakter, Hilfsbe-reitschaft, Gerechtigkeitssinn, Sorgfalt zur Umwelt, Kinder-Erziehung, Organisationstalent im Haushalt.

Was läuft da – selbstverständ-lich nur aus Männer-Sicht – falsch? Ist einfach die Wahrneh-mung verzerrt? Nein, die Gene seien schuld, erklärte mir kürz-lich ein Experte, aus dem Fern-seher strahlend. Er, definitiv männlich, auch Arzt: «Die Frau hat viel mehr Gene als der Mann. Die Folgerung: Aus Mangel an Informationen wird man zum Mann.» Bittere Erkenntnis.

Aber es gibt sie doch, die Spar-ten, die uns liegen. Wo wir Män-ner definitiv einfach besser und stärker sind als Frauen: Fussball, Sport allgemein, Jassen, Militär, Forschung, Auto, vielleicht noch Kopfrechnen und Bier trinken. Zugegeben, diese Liste erhebt kein Anrecht auf Vollständigkeit.

Zurück zum Anfang. Starke Frauen. Oder werden sie gar zu stark? Gegenwärtig läuft auf politischer Ebene die Diskussion in eine andere Richtung. Zurück an den Kochherd sollen sie ver-bannt werden, so oder ähnlich lautet die Forderung von rechts-bürgerlichen Kräften.

Die Fakten liegen allerdings ganz anders: Frauen haben ein-deutig mehr X-Chromosomen. Will heissen, Frau basiert auf dem stabileren Betriebssystem. Diesen Nachteil können wir Män-ner nicht korrigieren. – So neben-bei: Seit Kurzem sind bei uns auf der Redaktion die Frauen in der Überzahl. Ist doch stark.

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Typisch freiämterischAngetroffen: Cornelia Schmid, Hägglingen

Rote Haare, Sommersprossen, Job beim Bauernverband Aargau. Es ist schon ein wenig ein Klischee, das Cornelia Schmid lebt. Eine «typische Schweizerin», wie sie im Buche steht. Das zumindest denkt man von ihr, wenn sie so vor einem steht und erzählt, dass sie auf einem Bauern-hof lebt – im Herzen von Hägglingen. «Mein Vater hat den Betrieb anno dazumal von sei-nem Vater übernom-men. Jetzt bewirt-schaftet er den Hof, der knapp 12 Hektaren umfasst, im Neben- erwerb mit meiner Mutter.» Die Familie Schmid betreibt Acker-bau und hat Rhabarbern. «Früher haben wir den Hof Vollzeit be- wirtschaftet. Inklusive Kühen und Schweinen.»

So hatte Cornelia Schmid den Be-zug zur Landwirtschaft schon immer gehabt. Deshalb ist sie auch zu ihrem Ausbildungsplatz zur Kauffrau beim Schweizerischen Bauernverband ge-langt. Im 2009 schloss sie die Lehre

ab und arbeitet heute in Muri beim Bauernverband Aargau. Im Freiamt ist sie also durch und durch verwur-zelt. Doch das Freiamt ist nicht das Einzige, was die 22-Jährige in ihrem Leben schon gesehen hat. Sie liebt

nämlich das Reisen. Wann immer sie kann, steigt sie in ein Flug-zeug und entdeckt die Welt. Ich hatte bereits das Vergnüngen, viele Städte in Europa zu be-reisen. Und natürlich auch auf der anderen Seite des Tümpels war ich schon», sagt Corne-lia Schmid. Zuletzt be-reiste sie mit zwei Freundinnen die USA. Fünf Wochen tourten

sie mit einem Auto durch den Westen Amerikas. «Als Leckerbissen zum Abschluss gabs einen Abstecher nach Maui auf Hawaii, ein unvergessliches Erlebnis», schwärmt die Kauffrau. Diesen Sommer muss Skandinavien an Cornelia Schmid und ihre Freun-dinnen glauben. «Zusammen wer-den wir Talin und Helsinki unsicher machen.» --mwi

Regionale Geschichten!

unter:www.wohleranzeiger.chwww.bremgarterbezirksanzeiger.ch

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Zeitzeuge des FreiämtersturmsAm 20. April erscheint eine neue Biografie über Heinrich Zschokke

In diesen Tagen würdigt der Aargau mit Heinrich Zschokke (1771–1848) eine seiner einfluss-reichsten Gestalten. Er war auch Zeitzeuge des Freiämter-sturms von 1830.

Heinrich Zschokke war ein Multita-lent: geistreicher Gelehrter, Publizist, Volksaufklärer und Politiker. Er wuchs als Waisenkind im preussi-schen Magdeburg auf, wurde 21-jäh-rig Doktor der Philosophie, kam 1796 in die Schweiz, betätigte sich als Di-rektor am Seminar Reichenau und als Zeitungsgründer in Chur, mischte sich in die Bündner Politik ein und musste 1798 in den Aargau fliehen. Hier fand er einen fruchtbaren Nähr-boden für sein publizistisches und politisches Wirken.

Sofort stellte sich Zschokke der Hel-vetischen Republik als Kommissär zur Verfügung. Nach deren Zusam-menbruch beteiligte er sich am Auf-bau des neuen Kantons Aargau. Zu-erst war er Forst- und Bergrat, später Grossrat und Verfassungsrat. Dane-

ben versah man ihn reichlich mit Ehrenämtern, beispielsweise in der Bibliothekskommission und der Kan-tonsschuldirektion sowie als Präsi-dent der Gewerbeschule Aarau.

Zschokke gründete mehrere Zeit-schriften, allen voran den «Schweizer Boten», dessen aufklärerische Hal-tung autoritären Regierungen im In- und Ausland, selbst im Aargau, miss-fiel. Er wurde zum Volksschriftsteller und verschaffte sich als Vorkämpfer für eine freiheitlich-demokratische Schweiz Gehör. Die Emanzipation der Landbevölkerung zu einer von Selbst-bestimmung und -verantwortung ge-prägten Gesellschaft, die Pressefrei-heit und ein modernes Bildungswe-sen waren ihm grösste Anliegen.

Verständnis für FreiämtersturmAnders als die damalige abgehobene und reformunwillige Aargauer Regie-rung spürte Zschokke den wachsen-den Groll der Landbevölkerung, die unter wirtschaftlichen Lasten, Verar-mung und staatlicher Willkür litt. Lange ignorierten die Behörden seine Warnungen im «Schweizer Boten»; kritische Einwände unterdrückten

sie mit peinlicher Zensur – bis am 6. Dezember 1830 Heinrich Fischer, «Schwanen»-Wirt in Merenschwand, mit mehreren Tausend Männern nach Aarau marschierte und eine Verfas-sungsrevision erzwang.

Nicht alle hatten FreudeZschokke wollte diesen Aufstand nicht, aber er hatte für die Volkswut Verständnis. Er würdigte die Aktion im «Schweizer Boten» und sekun-dierte im Verfassungsrat den Vorsit-zenden Heinrich Fischer als wort- und schreibgewandter Vizepräsident. Allerdings kam es zu einem Eklat mit dem Juristen Kaspar Lorenz Bruggis-ser (1807–1848) von Wohlen. Dieser beantragte, dass Geistliche und nicht im Aargau Geborene von Staatsäm-tern ausgeschlossen werden sollten – was unter anderem auf den gebürti-gen Deutschen Zschokke gemünzt war. Dieser legte vorübergehend alle Ämter nieder, kehrte aber bald in den Grossen Rat zurück und prägte dort das neue Schulgesetz von 1835.

Obwohl er schon zu Lebzeiten be-rühmt war und zahlreiche Ehrungen sowie ein Denkmal an seinem Wir-

kungsort in Aarau bekam, geriet Zschokke etwas in Vergessenheit. Das ändert sich in diesen Tagen. Denn die im Jahr 2000 gegründete Heinrich-Zschokke-Gesellschaft un-ter der Leitung des früheren Aargau-er Ständerates Thomas Pfisterer er-möglichte die Herausgabe einer um-fassenden Zschokke-Biografie, die am 20. April an einer Feier im Gross-ratssaal veröffentlicht wird.

Wo er lebte, ist heute die Demokratie zu Hause

Das sorgfältig recherchierte, schön gestaltete und gut lesbare Buch des Historikers Werner Ort schildert Zschokkes faszinierende Persönlich-keit und gewaltige Schaffenskraft. Seine Rolle als Volksaufklärer wird bis im Juni auch in einer Ausstellung im Forum Schlossplatz Aarau be-leuchtet. In Zschokkes einstigem Wohnsitz «Blumenhalde», wo er mit seiner Frau Nanny 13 Kinder erzog, ist heute das Forschungszentrum für Demokratie der Universität Zürich untergebracht – ein sinnreiches Sym-bol für diese grosse aargauische Ge-stalt. --pd

Grosse Figur der Aargauer Geschichte: Heinrich Zschokke.

Vom Merenschwander «Schwanen» aus machten sich im Dezember 1830 die Freiämter auf den Weg nach Aarau. Bilder: zg

Daniel Marti, Chefredaktor.