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26 VINZENZ GREINER (TEXT) UND VALERIANO DI DOMENICO (FOTOS) M anchmal fragen sie die Gäs- te, wo der Chef sei. Wenn Julia Tobler (23) dann ant- wortet, sie selber sei die Chefin, ist die Überraschung oft gross. «Ich könnte die Enkelin von manchen Gästen sein», lacht Tobler. Kurz nach ihrem Abschluss an der Hotelfachschule Zürich über- nahm die damals 22-Jährige letztes Jahr das Hotel Tobler in Ascona TI von ihren Eltern – und wurde laut «Hotellerie Gastronomie Zeitung» die jüngste Hôtelière der Schweiz. 1911 hatte ihr Urgrossvater eine Pension mit sechs Zimmern ge- gründet, auf einem Hügel oberhalb Asconas, mit Blick über den Lago Maggiore und auf die Gipfel hinter Locarno. Viel hat sich in diesem Jahrhundert verändert: Tobler muss versuchen, ein Viersterne- haus mit 33 Zimmern fit zu machen für die Zukunft, also auch auf neue Medien setzen. Zwar schaltet sie jetzt nicht gerade einen Snapchat- Kanal auf, aber mit E-Mail-News- lettern arbeitet sie durchaus. Unter Zukunft versteht sie je- doch vor allem: mehr Service. Der D as Tessin und die Rest- schweiz sind grundver- schieden. Punkto Bau- boom kann der Südkanton aber locker mithalten. «Während der letzten zehn Jahre wurden jedes Jahr im Durchschnitt 4100 Fran- ken pro Einwohner in Neubau- ten gesteckt», sagt Fabio Guerra (40), Tessin-Experte des Immo- bilienspezialisten Wüest & Part- ner. Das ist über dem Schweizer Schnitt. Das Spezielle am Tessin: Top- und Nebenlagen sind qua- si Nachbarn. Obenaus schwingt Lugano, hier sind die Quadrat- meterpreise für Eigentums- wohnungen durchschnittlich 40 Prozent höher als in der Kantonshauptstadt Bellinzona. «Die regionalen Unterschiede sind sehr ausgeprägt», so Guer- ra. «Zwischen Collina d'Oro und den Seitentälern findet man in etwa die gleiche Vielfalt wie zwi- schen der Zürcher Goldküste und dem Toggenburg.» Es sind aber nicht wie früher die Rent- ner, die den Boom anheizen. «Rentner können heutzutage zwischen vielen Destinationen am Mittelmeer oder in exoti- schen Gebieten wählen», sagt Guerra. Der Grund für das rege Bauen ist viel einfacher: Investo- reninteresse und Bevölkerungs- wachstum. l MORITZ KAUFMANN 31 Immobilien- boom im Tessin ANZEIGE Bei Juli Sie 32 Die jüngste Hôtelière der Schweiz Tessin, wir kommen! PUBLIREPORTAGE Alle Angaben ohne Gewähr 11. Dezember Das sind die Millionenlos- Gewinnsymbole von heute Fr. 20.– Fr. 30.– Fr. 50.– Fr. 100.– Fr. 500.– Fr. 25 000.– Fr. 1000 000.– AKTUELL 11. Dezember 2016 Wirtschaft 27 Familienbetrieb holt Gäste vom Bahnhof ab und bringt sie hin. Die schnellere Zugverbindung ins Tes- sin ist sicher gut fürs Geschäſt, meint Tobler. Ebenso das Ticino Ticket, mit dem ihre Feriengäste den öffentlichen Verkehr ab 2017 im ganzen Kanton kostenlos nut- zen können. Der Gotthard-Basistunnel habe schon vor der Eröffnung positive Auswirkungen gezeitigt. «Fürs Frühjahr haben sich schon mehr Kunden als sonst über unsere Shuttle-Busse erkundigt», sagt Tobler. Auf dem Kalender in ihrem Büro hat sie schon Oster- und Sommerferien mar- kiert – für ihre Gäste. Für sich selber macht Tobler derzeit nebenher in Luzern ein Nachdiplomstu- dium in Betriebswirt- schaft. «Damit versuche ich, ein wenig auszuglei- chen, dass ich noch nicht so viel Berufserfahrung habe», so die Jungunter- nehmerin. Ausserdem be- legt sie Spanisch-Kurse. Ihre Tage sind vollgepackt – mit Arbeit. Wenn Julias Freunde sich noch vom Ausgang er- holen, fährt sie am Samstagmorgen um halb sechs mit dem Küchenchef zum Markt nach Bellinzona. «Je nachdem, was dort angebo- ten wird, gibt es an dem Tag dann Tessiner Plätzli auf der Karte.» Re- gionalität ist dem Familienhotel wichtig. Allmählich steigt die fahle De- zembersonne hinter dem Monte Gambarogno auf. Auf der Hotelter- rasse wird es spürbar wärmer. «Es wird Tessin», sagt Julia Tobler. l a liegen richtig! Herr Meyer, ab heute fahren Züge durch den Gotthard- Basistunnel. Was bedeutet das Tessin für Sie? Andreas Meyer: Ich liebe die ita- lienische Sprache und die Menta- lität. Ich habe aber auch schwie- rigere Zeiten erlebt mit dem Streik von 2008 in Bellinzona. In Bellinzona fürchten die Arbeiter der SBB-Werkstätten noch immer um ihre Jobs. Wir haben mit der Tessiner Re- gierung ein Arbeitsprogramm ausgearbeitet. Nächstes Jahr werden wir die Optionen offen auf den Tisch legen. Dann kön- nen Tessiner Städte und Regie- rung mitentscheiden, was mit dem Werk passieren soll. Die Inbetriebnahme des welt- weit längsten Eisenbahntun- nels ist ein Höhepunkt Ihrer Karriere. Können Sie das noch toppen? Die Eröffnung eines Tunnels ist ja nicht die grösste denkbare Leis- tung. Klar, es ist ein einmaliges Ereignis, aber nicht für mich al- leine, sondern für die ganze Schweizer Bevölkerung, für viele meiner Vorgänger, für viele Poli- tiker, die daran gearbeitet haben. Wie viele Passagiere mehr werden nun ins Tessin reisen? Bisher sind es täglich 9000 Per- sonen. Die Prognosen gehen vom Doppelten aus. Ich kann mir vorstellen, dass es sehr schnell mehr sein werden. Und umgekehrt? Wird die Deutschschweiz für Tessiner interessanter? Absolut. Ich hörte auch von Stu- denten, die sagten, dass sie nun in Bellinzona wohnen und in Zürich studieren können. Der Basistunnel wurde mit viel Pomp eingeweiht. Die Durchfahrt jedoch ist ernüch- ternd – dunkel und laut. Laut ist es ganz sicher nicht. Dann sind Sie wohl noch nicht oft durchgefahren (lacht). Wie oſt sind Sie schon durch- gefahren? Ich war bestimmt schon 30 Mal im Tunnel. Durchgefahren bin ich bisher acht Mal. Könnte man den Tunnel nicht irgendwie in Szene setzen? Die meisten Fahrgäste haben ja ihr eigenes Unterhaltungspro- gramm auf dem Smartphone dabei. Mit einer guten Mobil- funkverbindung im Tunnel und Repeatern im Zug sorgen wir dafür, dass dieses Programm gut ankommt.l INTERVIEW: BASTIAN HEINIGER 33 SBB-Chef Andreas Meyer: «War 30 Mal im Tunnel» Julia Toblers Hotel spürte den Nutzen des neuen Tunnels bereits vor dessen Eröffnung. Andreas Meyer (l.) mit Luga- nos Stapi Marco Borradori (r.) und einem Wurstverkäufer. Fotos: Rémy Steinegger, Keystone Gratis dazu: Überraschungsgeschenk. Unglaublich, aber wahr: jeden Tag 1 Million zu gewinnen! 1. – 24.12.2016 Holen Sie sich jetzt Ihr Millionenlos mit Überraschungsgeschenk auf der Post oder auf postshop.ch

32 Die jüngste Hôtelière der Schweiz AKTUELL …hotel-tobler.ch/wp-content/uploads/2017/03/6_blick_11-12-2016.pdf · Arbeiter der SBB-Werkstätten noch immer um ihre Jobs. Wir

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VINZENZ GREINER (TEXT) UND VALERIANO DI DOMENICO (FOTOS)

Manchmal fragen sie die Gäs-te, wo der Chef sei. Wenn Julia Tobler (23) dann ant-

wortet, sie selber sei die Chefin, ist die Überraschung oft gross. «Ich könnte die Enkelin von manchen Gästen sein», lacht Tobler.

Kurz nach ihrem Abschluss an

der Hotelfachschule Zürich über-nahm die damals 22-Jährige letztes Jahr das Hotel Tobler in Ascona TI von ihren Eltern – und wurde laut «Hotellerie Gastronomie Zeitung» die jüngste Hôtelière der Schweiz.

1911 hatte ihr Urgrossvater eine Pension mit sechs Zimmern ge-gründet, auf einem Hügel oberhalb Asconas, mit Blick über den Lago Maggiore und auf die Gipfel hinter

Locarno. Viel hat sich in diesem Jahrhundert verändert: Tobler muss versuchen, ein Viersterne-haus mit 33 Zimmern fit zu machen für die Zukunft, also auch auf neue Medien setzen. Zwar schaltet sie jetzt nicht gerade einen Snapchat-Kanal auf, aber mit E-Mail-News-lettern arbeitet sie durchaus.

Unter Zukunft versteht sie je-doch vor allem: mehr Service. Der

Das Tessin und die Rest-schweiz sind grundver-schieden. Punkto Bau-

boom kann der Südkanton aber locker mithalten. «Während der letzten zehn Jahre wurden jedes Jahr im Durchschnitt 4100 Fran-ken pro Einwohner in Neubau-ten gesteckt», sagt Fabio Guerra (40), Tessin-Experte des Immo-bilienspezialisten Wüest & Part-ner. Das ist über dem Schweizer Schnitt. Das Spezielle am Tessin: Top- und Nebenlagen sind qua-si Nachbarn. Obenaus schwingt Lugano, hier sind die Quadrat-meterpreise für Eigentums-wohnungen durchschnittlich 40 Prozent höher als in der Kantonshauptstadt Bellinzona. «Die regionalen Unterschiede sind sehr ausgeprägt», so Guer-ra. «Zwischen Collina d'Oro und den Seitentälern findet man in etwa die gleiche Vielfalt wie zwi-schen der Zürcher Goldküste und dem Toggenburg.» Es sind aber nicht wie früher die Rent-ner, die den Boom anheizen. «Rentner können heutzutage zwischen vielen Destinationen am Mittelmeer oder in exoti-schen Gebieten wählen», sagt Guerra. Der Grund für das rege Bauen ist viel einfacher: Investo-reninteresse und Bevölkerungs-wachstum. l MORITZ KAUFMANN

31 Immobilien-boom im Tessin

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Bei Juli a liegen Sie richtig!

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P U B L I R E P O R T A G E

Alle Angaben ohne Gewähr

11. DezemberDas sind dieMillionenlos-Gewinnsymbolevon heute

Fr. 20.–

Fr. 30.– Fr. 50.– Fr. 100.– Fr. 500.–

Fr. 25000.–Fr. 1000000.–

AKTUELL11. Dezember 2016 Wirtschaft 27

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Familienbetrieb holt Gäste vom Bahnhof ab und bringt sie hin. Die schnellere Zugverbindung ins Tes-sin ist sicher gut fürs Geschäft, meint Tobler. Ebenso das Ticino Ticket, mit dem ihre Feriengäste den öffentlichen Verkehr ab 2017 im ganzen Kanton kostenlos nut-zen können.

Der Gotthard-Basistunnel habe schon vor der Eröffnung positive

Auswirkungen gezeitigt. «Fürs Frühjahr haben sich schon mehr Kunden als sonst über unsere Shuttle-Busse erkundigt», sagt Tobler. Auf dem Kalender in ihrem

Büro hat sie schon Oster- und Sommerferien mar-kiert – für ihre Gäste.

Für sich selber macht Tobler derzeit nebenher in Luzern ein Nachdiplomstu-dium in Betriebswirt-schaft. «Damit versuche ich, ein wenig auszuglei-chen, dass ich noch nicht so viel Berufserfahrung habe», so die Jungunter-nehmerin. Ausserdem be-legt sie Spanisch-Kurse.

Ihre Tage sind vollgepackt – mit Arbeit. Wenn Julias

Freunde sich noch vom Ausgang er-holen, fährt sie am Samstagmorgen um halb sechs mit dem Küchenchef zum Markt nach Bellinzona.

«Je nachdem, was dort angebo-ten wird, gibt es an dem Tag dann Tessiner Plätzli auf der Karte.» Re-gionalität ist dem Familienhotel wichtig.

Allmählich steigt die fahle De-zembersonne hinter dem Monte Gambarogno auf. Auf der Hotelter-rasse wird es spürbar wärmer. «Es wird Tessin», sagt Julia Tobler. l

Bei Juli a liegen Sie richtig! Herr Meyer, ab heute fahren

Züge durch den Gotthard- Basistunnel. Was bedeutet das Tessin für Sie?Andreas Meyer: Ich liebe die ita-lienische Sprache und die Menta-lität. Ich habe aber auch schwie-rigere Zeiten erlebt mit dem Streik von 2008 in Bellinzona.

In Bellinzona fürchten die Arbeiter der SBB-Werkstätten noch immer um ihre Jobs.Wir haben mit der Tessiner Re-gierung ein Arbeitsprogramm ausgearbeitet. Nächstes Jahr werden wir die Optionen offen auf den Tisch legen. Dann kön-nen Tessiner Städte und Regie-rung mitentscheiden, was mit dem Werk passieren soll.

Die Inbetriebnahme des welt-weit längsten Eisenbahntun-nels ist ein Höhepunkt Ihrer Karriere. Können Sie das noch toppen?Die Eröffnung eines Tunnels ist ja nicht die grösste denkbare Leis-tung. Klar, es ist ein einmaliges Ereignis, aber nicht für mich al-leine, sondern für die ganze Schweizer Bevölkerung, für viele meiner Vorgänger, für viele Poli-tiker, die daran gearbeitet haben.

Wie viele Passagiere mehr werden nun ins Tessin reisen?Bisher sind es täglich 9000 Per-sonen. Die Prognosen gehen vom Doppelten aus. Ich kann mir vorstellen, dass es sehr schnell mehr sein werden.

Und umgekehrt? Wird die

Deutschschweiz für Tessiner interessanter?Absolut. Ich hörte auch von Stu-denten, die sagten, dass sie nun in Bellinzona wohnen und in Zürich studieren können.

Der Basistunnel wurde mit viel Pomp eingeweiht. Die Durchfahrt jedoch ist ernüch-ternd – dunkel und laut.Laut ist es ganz sicher nicht. Dann sind Sie wohl noch nicht oft durchgefahren (lacht).

Wie oft sind Sie schon durch-gefahren?Ich war bestimmt schon 30 Mal im Tunnel. Durchgefahren bin ich bisher acht Mal.

Könnte man den Tunnel nicht irgendwie in Szene setzen? Die meisten Fahrgäste haben ja ihr eigenes Unterhaltungspro-gramm auf dem Smartphone dabei. Mit einer guten Mobil-funkverbindung im Tunnel und Repeatern im Zug sorgen wir dafür, dass dieses Programm gut ankommt.l INTERVIEW: BASTIAN HEINIGER

33 SBB-Chef Andreas Meyer: «War 30 Mal im Tunnel»

Julia Toblers Hotel spürte den Nutzen des neuen Tunnels

bereits vor dessen Eröffnung.

Andreas Meyer (l.) mit Luga-nos Stapi Marco Borradori (r.)

und einem Wurstverkäufer.

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