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Bewegungssystem
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Nervenphysiologie
Bau und Einteilung der NeuroneNeurone bestehen aus einem Zellkörper und Nervenfortsätzen und sind zur Erre-
gungsbildung sowie zur Erregungsleitung fähig. Sie lassen sich anhand der Anzahl ihrer Fortsätze einteilen. Die meisten Nervenzellen haben ein Axon, welches elektronische Impulse zu anderen Neuronen oder zu Muskelzellen weiterleitet, und mehrere Dendriten, die Impulse aus anderen Zellen aufnehmen. Diese Form wird multipolar genannt.
Nervenzellen haben kein eigenes Stützgewebe sowie keine eigene Abwehrfunktion und können sich nicht alleine ernähren. Diese Aufgaben übernehmen die Gliazellen (Stützzellen). Gliazellen isolieren die Nervenzellen auch elektrisch voneinander, was für die Reizweiterleitung von enormer Bedeutung ist.
Nervenfasern bestehen aus dem Axon und den sie umhüllenden Gliazellen, diese bilden die Nervenscheide oder Markscheide [Abb. 1]. In der Peripherie werden diese umhüllenden Zellen Schwann`sche Zellen genannt. Sie umwickeln die Axone mehrfach. Aber nicht alle Axone sind umwickelt. Dementsprechend unterscheidet man Nervenzellen in markscheidenhaltig und markscheidenfrei. Weiterhin werden Nervenfasern hinsichtlich ihrer Länge, Dicke, Funktion und Leitungsgeschwindigkeit eingeteilt [Tab. 1].
Die Länge von Nervenfasern variiert zwischen wenigen Millimetern (im ZNS) und einem Meter (z. B. vom Rückenmark zum Fuß im PNS). Die Reizleitungsgeschwindigkeit der einzelnen Nervenfasern ist sehr unterschiedlich. Sie ist höher bei myelinisierten Nervenfasern (mit Markscheide) und bei dickeren Nervenfasern. Schmerzfasern sind oft nicht umhüllt und können deshalb manchmal sehr langsam, dafür lang anhaltend leiten.
Name
Durchmesser
der Nervenfaser
Vorkommen
(Beispiele)
Leitungs-
geschwindigkeit
Aa 10 – 20 μm Motoneurone, die die Skelettmuskulatur inner
vieren
60 – 120 m/s
Ab 7 – 15 μm afferente Fasern von Hautrezeptoren für Berüh
rung und Druck
40 – 90 m/s
Ad 2 – 6 μm afferente Fasern von Rezeptoren für Tempera
tur, Schmerz und Druck
15 – 25 m/s
B 1 – 3 μm efferente Fasern, sympathisch, präganglionär 3 – 15 m/s
C 0,5 – 2 μm,
markscheidefrei
afferente Fasern von Rezeptoren für Eingewei
deschmerz, grobe Berührungen
0,5 – 2 m/s
[Tab. 1] Einteilung der Nervenfasern
3.4.3
[1] Schema eines typischen Neurons
Dendriten
Zellkörper
präsynaptischeEndigung
Axonhügel
Ranvier`scher Schnürring
Schwann`sche Zellen
präsynaptische Endigung
Axon
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3 Nervensystem
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Schnittstelle zwischen Nerven- und BewegungssystemDie Skelettmuskulatur wird durch motorische Nervenfasern des PNS erregt. Dies
löst die eigentliche Muskelkontraktion und damit die Bewegung (Motorik) aus [Abb. 2]. Das ZNS erhält Informationen über die Muskulatur durch sensorische Nervenfasern. Die sensorischen Nervenfasern leiten Informationen über den Spannungszustand und damit über die Lage und die Stellung der einzelnen Muskeln an das ZNS. Diese Informationen stammen von den Propriorezeptoren in den Muskeln. Sie geben Informationen über die |Tiefensensibilität.
Weitere Informationen über die Stellung des gesamten Körpers in Bezug zum Schwerkraftfeld der Erde werden mit Hilfe des |Vestibularorgans im Innenohr ermittelt.
Die neuromuskuläre Übertragung, die Übertragung der Erregungen von der Nervenzelle auf einen Muskel, erfolgt an der motorischen Endplatte [Abb. 3]. Sie ist eine Sonderform der |Synapse. Soll ein Muskel erregt werden, wird an der motorischen Endplatte der Transmitter Azetylcholin ausgeschüttet. Daraufhin wird innerhalb der Myofibrille Kalzium ausgeschüttet. Dieses ermöglicht die Bindung zwischen |Aktin und Myosin.
ReflexbogenReflexe sind unwillkürliche, sehr schnelle motorische
Reaktionen auf äußere Reize, welche eine umgehende Reaktion zur Gefahrenabwehr brauchen. Dies kann z. B. bei Schmerzreizen der Fall sein, die zu einem sofortigen Zurückziehen der Hand führen, bevor der Schmerz bewusst vom Gehirn wahrgenommen wird. Über reflexartige Zellverbände regelt das Rückenmark die Anspannung der Muskulatur und übernimmt so wichtige Halte und Stellfunktionen.
Ein Reflexbogen [Abb. 4] besteht aus demπ Wahrnehmungsorgan (Rezeptor), das den
Reiz aufnimmt (z. B. Schmerz),π sensiblen Nerv, der den Reiz zum
Rückenmark leitet,π Reflexzentrum im Rückenmark, das den
sensiblen Reiz auf eine motorische Zelle umschaltet, die ihrerseits erregt wird,
π motorischen Nerv, der den neuen Bewegungsimpuls zum Muskel leitet, sowie
π dem Erfolgsorgan (i. d. R. ein Muskel).
[4] Reflexbogen
sensibler Nerv
motorischer Nerv
graue Substanz
weiße Substanz
ventral
dorsal
Rücken
mark
[2] Erregungsübertragung am Muskel
synaptischer Spalt
Endknöpfchen
Transmitter
Axon
Rezeptorfür Erregungssto¤
Muskelzellen
[3] Innervation der Muskeln am Bewegungsapparat
Scapula
M. biceps brachii
Propriorezeptoren
motorische Endplatte
Rückenmark
weiße Substanz graue Substanz
Meldung
sensorischeNervenfaser
Befehl
motorischeNervenfaser
Tiefensensibilität | 199
Vestibularorgan | 196
Synapse | 25
Aktin und Myosin | 22
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Bewegungssystem
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Man unterscheidet Eigen und Fremdreflexe. Beim Auslösen eines Eigenreflexes sind Wahrnehmungs und Erfolgsorgan identisch. So führt eine plötzliche Dehnung der Patellarsehne, z. B. durch einen Schlag mit dem Reflexhammer, zu einer reflektorischen Kontraktion der Muskelsehne des M. quadriceps, wodurch das Knie gestreckt wird. Dieser Reflex dient der schnellen Gefahrenabwehr, z. B. beim Stolpern.
Beim Fremdreflex unterscheiden sich Wahrnehmungs und Erfolgsorgan. Ein typischer Fremdreflex entsteht, wenn die Bauchhaut von außen nach innen bestrichen wird und sich reflektorisch die Bauchwandmuskulatur zusammenzieht.
Grundlagen der Bioelektrizität Jede menschliche Zelle – ob es sich um eine Darmzelle oder ein Neuron handelt – ist
gegenüber dem Umgebungsmedium elektrisch geladen. Sinnes, Muskel und Nervenzellen sind sogar darauf spezialisiert, auf elektrische Erregung zu reagieren bzw. selbst elektrische Signale zu erzeugen. Im Mensch wird Elektrizität allerdings völlig anders erzeugt und weitergeleitet, als dies aus der Technik bekannt ist.
Der Mensch besteht, je nach Geschlecht und Alter, zu 50 –75 % aus Wasser. Daher fließen die Ströme hier in einer wässrigen Lösung. Anders als in einem Leiter aus Metall, durch den Elektronen fließen, wird der Strom in wässrigen Lösungen durch |Ionen getragen. Reines Wasser enthält kaum Ionen und leitet den elektrischen Strom schlecht. Löst man aber Salze im Wasser, dann erhöhen die gelösten Ionen die elektrische Leitfähigkeit der Lösung. Die positiv geladenen Kationen wandern zur |Kathode, die negativ geladenen Anionen zur Anode. Auch die mit Flüssigkeit gefüllten Räume in den Lebewesen enthalten gelöste Salze.
Als Folge der selektiven |Ionenpermeabilität von Biomembranen ergibt sich bei allen menschlichen Zellen im Zellinnern eine andere Ionenkonzentration als in der Flüssigkeit außerhalb der Zelle. Das Zellinnere ist arm an Natrium (Na+) und Chloridionen, dafür aber reich an Kaliumionen (K+) und organischen Anionen, während auf der Außenseite der Zelle genau das Gegenteil zutrifft. Diese Ungleichverteilung von Ionen ist der Grund dafür, dass sich eine Potenzialdifferenz über der Zellmembran ausbildet. Das geschieht automatisch allein auf Grund der unterschiedlichen Ionenkonzentrationen auf beiden Seiten der Membran.
RuhepotenzialSticht man mit Mikroelektroden in eine beliebige Körperzelle ein, ist immer eine
Potenzialdifferenz gegenüber dem Umgebungsmedium messbar. Fast immer ist das Zellinnere gegenüber der Außenseite negativ geladen. Bei dieser Potenzialdifferenz, die allen menschlichen Zellen eigen ist, spricht man vom Ruhepotenzial. K+ und Na+ bestimmen das Ruhepotenzial. Das Gleichgewichtspotenzial stellt sich nur im hypothetischen Modell ein, bei dem die trennende Membran nur für eine Ionenart permeabel ist. Die Zellmembran der Zelle ist aber für verschiedene Ionen durchlässig. Alle vorkommenden Ionen zusammen bestimmen das Ruhepotenzial der Zelle.
Jedes Membranpotenzial kommt durch Ionen zu Stande, die Ladungen von der einen Seite der Membran auf die andere transportieren. Weil die Membran für einige der Ionen nicht permeabel ist, entsteht eine Ladungstrennung. Daraus lässt sich weiter folgern, dass der Beitrag einer Ionenart zum Membranpotenzial umso kleiner sein wird, je geringer die Permeabilität für diese Ionenart ist. Daher wird die Ionenart, die am leichtesten die Membran durchdringt, den größten Beitrag zum Ruhepotenzial leisten.
Das Ruhepotenzial eines menschlichen Neurons liegt typischerweise zwischen – 40 und – 75 mV. Dieser Wert ist positiver als das Gleichgewichtspotenzial von K+, aber weit negativer als das Gleichgewichtspotenzial von Na+. Das hat seinen Grund darin, dass die Zellmembran in Ruhe wesentlich besser für K+ als für Na+ permeabel ist.
Ionpositiv oder negativ elektrisch
geladenes Atom oder Mole
kül
Kathodenegative Elektrode
Anodepositive Elektrode
Permeabilitätpermeabilis, lat. = durchlässig
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Das Ruhepotenzial von Neuronen wird demnach hauptsächlich durch K+ bestimmt. Weil aber immer etwas Na+ in die Zelle einsickert, leistet auch dieses Ion seinen Beitrag. Auch wenn Na+Ionen im Ruhezustand wenig zum Membranpotenzial einer Nervenzelle beitragen, lohnt es sich zu fragen, was passieren würde, wenn die Membran für Na+Ionen permeabel wäre: Für Na+Ionen ist das Konzentrationsgefälle ins Zellinnere gerichtet. Gleichzeitig werden diese Ionen vom elektrisch negativen Zellinnern angezogen [Abb. 1]. Es besteht also eine sehr starke Tendenz für Na+Ionen, ins Zellinnere einzudringen. Das Ruhepotenzial stellt also eine Form von gespeicherter elektrochemischer Energie dar. Diese Energie kann sich in einen Stromfluss verwandeln, sobald die Membran für Natriumionen durchlässig wird.
Da im Ruhezustand ständig einige Natriumionen in die Zelle einsickern, müsste das Ruhepotenzial eigentlich immer kleiner werden und allmählich verschwinden. Das ist nicht der Fall, da ein Transportprotein in der Zellmembran ständig die eindringenden Na+Ionen entfernt. Diese sogenannte Natrium/Kalium-Pumpe nimmt auf der Zellinnenseite Natriumionen auf und transportiert sie auf die Zellaußenseite. Im Gegenzug befördert dieser Transporter Kaliumionen unter ATPVerbrauch ins Zellinnere.
In Nervenzellen werden 50 – 70 % des gesamten Energieumsatzes für die Natrium/KaliumPumpe aufgewendet. Die elektrochemische Energie, die das Ruhepotenzial darstellt, dient hier zur Erzeugung von elektrischen Signalen, den Aktionspotenzialen. Da Aktionspotenziale mit einem Einstrom von Na+ in die Zelle verbunden sind, muss die Natrium/KaliumPumpe verstärkt aktiv werden, um immer wieder das Ruhepotenzial zu regenerieren. Elektrisch inaktive Zellen, die kein Aktionspotenzial erzeugen, wenden dagegen nur 30 % ihres Energieumsatzes für die Natrium/KaliumPumpe auf.
[1] Vorgänge, die zur Entstehung und Erhaltung des Ruhepotenzials beitragen
–
+ + + + + +
– – – – –
K+
K+
K+ K+ K+ K+
K+K+K+
K+K+
ADP + PATP
Zell-membran
Konzentrations-gefälle [Na+]
elektro-motorische Kraft
[Na+]
elektro-motorische Kraft
[K+]
Na+ Na+
Na+Na+ Na+
Na+Na+
Na+ Na+ Na+
extrazelluläre Flüssigkeit
Natriumkanal:geschlossen
Natrium/Kalium-Pumpe:transportiert Natriumionen im Austausch gegen Kaliumionen unter Energieaufwand
nach außen
Kaliumkanal:o¤en, dynamisches Gleichgewicht
Zellinneres
Zellinneres negativ geladen
Konzentrations-gefälle [K+]
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Bewegungssystem
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Eigenschaften des AktionspotenzialsZu den Eigenschaften von Aktionspotenzialen gehört es, dass sie nach dem Alles-
oder-nichts-Prinzip ausgelöst werden. Die Höhe des Aktionspotenzials hängt nicht mit der Stärke des Reizstroms zusammen. Entweder wird das Schwellenpotenzial erreicht, dann entsteht ein voll ausgebildetes Aktionspotenzial, oder das Aktionspotenzial kommt gar nicht zu Stande. Stellt man Ableitungen von Aktionspotenzialen auf einem |Oszilloskop dar, fällt ihre charakteristische Form auf. Nach einem eher langsamen Anstieg der Membrandepolarisierung bis zum Schwellenwert erfolgt eine blitzschnelle Depolarisation, die das Membranpotenzial über den Nullwert hinaus in positive Werte hinein verschiebt. Fast ebenso schnell wird die Membran dann aber repo larisiert, d. h., sie wird gegenüber der Außenseite wieder negativ. Oft wird das Ruhepotenzial dabei sogar kurzzeitig unterschritten (Hyperpolarisation). Aktionspotenziale dauern meist nur 1 – 2 ms.
Entsteht an einer Stelle der Zellmembran ein Impuls, dann kann dort für eine gewisse Zeit kein zweiter Impuls gebildet werden. Offenbar ist die Membran direkt nach einem Aktionspotenzial nicht erregbar. Diese Zeitspanne, in der kein Impuls erzeugt werden kann, wird als Re-fraktärzeit bezeichnet. Aus der Abbildung wird ersichtlich, dass es eine absolute Refraktärzeit gibt, in der die Erregbarkeit der Membran auf null absinkt [Abb. 2]. Ihr schließt sich eine relative Refraktärzeit an, in der die Membranerregbarkeit vermindert ist. Das Schwellenpotenzial ist dann höher als normal, die Amplitude der Impulse kleiner. Das Vorhandensein einer Refraktärzeit hat v. a. zwei Konsequenzen: Aktionspotenziale können nicht zu einer Art Dauererregung verschmelzen und es gibt eine maximale Impulsfrequenz für jede Nervenzelle, die von der Länge der Refraktärzeit abhängt.[2] Direkt nach einem Aktionspotenzial ist die Membran eine Zeit
lang nicht oder nur vermindert erregbar.
Am
plit
ude
der
Err
egu
ng
absoluteRefraktärzeit
relativeRefraktärzeit
Zeit nach dem wirksamen Reiz
Mem
bran
-er
regb
arke
it
Reiz
Oszilloskopelektronisches Messgerät zur
optischen Darstellung elek
trischer Spannungen und de
ren Verlauf
AktionspotenzialWird die Zellmembran eines Neurons im Versuch mit
einem kurzen Strompuls gereizt, lassen sich zwei grundsätzlich verschiedene Reaktionen beobachten [Abb. 1]:
π Das Membranpotenzial kann passiv dem Reizstrom folgen und dann langsam zum Ruhepotenzial zurückkehren; passiv, weil die Membran wie ein Kondensator elektrische Ladung aufnimmt und dann ableitet. Diese Reaktion tritt auf, wenn der Strompuls eine Hyperpolarisation der Membran bewirkt, das Membranpotenzial also zunimmt (negativer wird), oder bei einer schwachen |Depolarisation, wenn das Membranpotenzial etwas abnimmt (positiver wird).
π Wird die Membran des Neurons dagegen bis zu einem bestimmten Schwellenwert depolarisiert, erfolgt keine passive Antwort [Abb. 1, gestrichelte rote
Linie], sondern es wird aktiv ein elektrisches Signal erzeugt [Abb. 1, durchgezogene rote Linie], das Aktionspotenzial, auch Nervenimpuls genannt. [1] Die Membran eines Neurons kann passiv auf Reizströme reagieren
oder mit einem Aktionspotenzial.
20
0
–20
40
0
–40
–80
Rei
zstr
om in
nA
Mem
bran
pote
nzi
al in
mV
Zeit in ms
Schwellenpotenzial
Ruhepotenzial
Hyper-polarisation
Depolari-sation
ÜberschussAktions-potenzial
2 ms
2 4 6 8
2 4 6 8
Zeit in ms
DepolarisationUmkehrung des Ruhepoten
zials; durch Na+Einstrom
wird das Zellinnere positiv
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3 Nervensystem
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Entstehung des AktionspotenzialsIm Ruhezustand ist das Zellinnere des Neurons gegenüber der Außenseite negativ
geladen. Na+Ionen haben daher – und weil sie auf der Zellaußenseite etwa 10fach höher konzentriert sind – eine starke Tendenz, ins Zellinnere einzudringen, doch ist die Zellmembran des Neurons für Na+Ionen fast undurchlässig. In der Membran gibt es zwar Ionenkanäle, die spezifisch für Na+Ionen sind, sie sind aber normalerweise verschlossen [Abb. 3, links oben]. Die herausragende Besonderheit dieser Natriumkanäle liegt in ihrer Spannungsabhängigkeit: Als Antwort auf eine Membrandepolarisation können sich die Natriumkanäle öffnen. Somit kommt ein Aktionspotenzial folgendermaßen zu Stande:
1 Wird die Zellmembran des Neurons bis zum Schwellenwert depolarisiert, beginnen sich einige Natriumkanäle zu öffnen [Abb. 3, links unten]. Nun können Na+Ionen in die Zelle eindringen. Dadurch wird das Membranpotenzial positiver.
2 Je positiver das Membranpotenzial wird, desto mehr Natriumkanäle öffnen sich. Folglich dringen auch mehr Na+Ionen in die Zelle ein und umso schneller verschiebt sich das Membranpotenzial zum Positiven. Dieses Verhalten der Natriumkanäle ist eines der wenigen Beispiele für einen durch positive Rückkopplung gesteuerten Vorgang im menschlichen Körper. Es erklärt, warum die Depolarisation so „explosionsartig“ erfolgt.
3 Wenn sich das Membranpotenzial dem NatriumGleichgewichtspotenzial von etwa +50 mV nähert, schließen sich die Natriumkanäle wieder, denn ein zweites „Tor“ in den Kanälen sorgt dafür, dass sie immer nur kurzzeitig geöffnet bleiben [Abb. 3, rechts unten]. Der Natriumeinstrom versiegt. Jetzt ist das Zellinnere im Vergleich zur Außenseite positiv geladen.
Das hat Auswirkungen auf die K+Ionen: Für sie zeigt das Konzentrationsgefälle von innen nach außen und durch den Natriumeinstrom ist das Zellinnere jetzt positiv geladen. Wenn also – mit leichter Verzögerung gegenüber den Natriumkanälen – spannungsabhängige Kaliumkanäle in der Zellmembran öffnen, werden K+Ionen mit großer Kraft aus der Zelle getrieben, sodass das Zellinnere wieder negativ wird, es wird repolarisiert [Abb. 3, rechts oben]. Das Ruhepotenzial stellt sich wieder ein.
[3] Vorgänge in der Zellmembran während eines Aktionspotenzials: Spannungsabhängige Natriumkanäle ermöglichen die Depolarisation; die vier Teilbilder zeigen den Zustand der Ionenkanäle in den rot markierten Phasen des Aktionspotenzials.
K+
K+
K+K+K+
K+
K+
K+
Refraktärzeit
Depolarisierung,bis das Membran-potenzial positivwird (Überschuss)
außen
innen
außen
innen
außen
innen
außen
innen
Repolarisierungdurch Ausstromvon K+
Depolarisierungbis zum
Schwellen-potenzial
Na+
Na+
Na+
Na+
Na+
Na+
Na+
Na+
Natriumkanalgeschlossen
Natriumkanalo¤en
Natriumkanalinaktiviert
Natriumkanalinaktiviert