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Natur vor der Haustüre
Umweltschutzkommission Muri bei Bern
1Wildsträucher und Obstbäume
Was gibt es Schöneres als die weisse Blüten-pracht des Schwarzdorns im Vorfrühling, diegelbe Herbstfärbung des Feldahorns oder dieroten Hagebutten in der Winterlandschaft. Miteinheimischen Sträuchern (Wildsträuchern) undBäumen schaffen wir vor unserer Haustürwertvolle Lebensräume für unzählige Tiere, ins-besondere für Vögel, Insekten sowie Kleinsäugerund leisten damit einen wichtigen Beitrag an dieErhaltung der biologischen Vielfalt. Wild-sträucher und Obstbäume sind nicht nur schönund ökologisch wichtig, sondern auch für unsMenschen von Nutzen. So können wir imSchatten unserer Wildsträucher den selbstgemachten Holundersirup oder den frischgespressten Apfelsaft geniessen.
Ökologische Vielfalt
In unseren Wäldern und Hecken wachsen vieleattraktive Wildsträucher und kleinere Bäume.Diese können – anstelle von Sträuchern undBäumen aus fernen Ländern – auch unsereGärten zieren. Einheimische Sträucher werden alsNistplätze genutzt; die Früchte dienen Vögelnund anderen Tieren als Nahrung; Laub- undAsthaufen bieten Igel sowie Kleinsäugern Unter-schlupf. Die Holunderbeeren z.B. werden von62 verschiedenen Vogelarten gefressen.
In den Hecken leben viele landwirtschaftlicheNützlinge. Diese können Sie durch das Setzeneinheimischer Sträucher auch in Ihren Gartenholen.
Die hiesigen Insekten sind auf einheimischePflanzen angewiesen. Frassspuren an Blätternbeweisen den ökologischen Nutzen. Die Insektenwiederum sind in der Natur von unschätzbaremWert, da sie für eine Vielzahl grösserer Tiere alsNahrungsgrundlage dienen. Anders verhält essich mit exotischen Sträuchern und Bäumen,deren Früchte oft nicht essbar sind und derenBlätter daher selten Frassspuren aufweisen.
Hundsrose in Blüte...
...und mit Hagebutten
Was heisst einheimisch?
Als einheimisch gelten Pflanzen, die ohne Zutundes Menschen nach der letzten Eiszeit wiedereingewandert sind. Sie kommen in unseren natür-lichen Biotopen vor. Neophyten (Neuankömm-linge seit 1492) zählen nicht dazu, da sie mit Hilfedes Menschen bei uns angekommen sind. Auchsie können sich in unseren natürlichen Biotopenausbreiten und die einheimischen Pflanzenverdrängen (z.B. Sommerflieder, japanischerStaudenknöterich, Kirschlorbeer, Rosskastanie,Goldrute, Riesen-Bärenklau und viele mehr).
Natur vor der Haustüre
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2Artenliste
An der Auswahl einheimischer Sträucher undBäume mangelt es nicht; die Wälder geben einegrosse Vielfalt her. Nachfolgend eine nicht ab-schliessende Liste der häufigsten einheimischenArten, geordnet nach der Wuchshöhe. GrosseBäume werden weggelassen, da sich diese fürkleinere Gärten nur bedingt eignen.
Kleine Sträucher (bis 3 Meter)
Hundsrose / Heckenrose (Rosa canina)
Feldrose (Rosa arvensis)
Schwarzdorn / Schlehe (Prunus spinosa)
Rote Heckenkirsche (Lonicera xylosteum)
Gemeiner Wacholder (Juniperus communis)
Gemeine Berberitze (Berberis vulgaris)
Mittelgrosse Sträucher (4 bis 7 Meter)
Zweigriffeliger Weissdorn (Crataeguslaevigata)
Gewöhnlicher Schneeball (Viburnum opulus)
Wolliger Schneeball (Viburnum lantana)
Pfaffenhütchen (Euonymus europaea)
Hartriegel (Cornus sanguinea)
Liguster (Ligustrum vulgare)
Kornelkirsche / Tierlibaum (Cornus mas)
Haselstrauch (Corylus avellana)
Roter Holunder (Sambucus racemosa)
Schwarzer Holunder (Sambucus nigra)
Faulbaum (Frangula alnus)
Gemeiner Kreuzdorn (Rhamnus catharticus)
Wildapfel (Malus communis)
Grosse Sträucher / kleine Bäume (8 bis 20 Meter)
Traubenkirsche (Prunus padus)
Vogelbeere / Eberesche (Sorbus aucuparia)
Vogelkirsche (Prunus avium)
Mehlbeere (Sorbus aria)
Salweide (Salix caprea)
Hagebuche / Hainbuche (Carpinus betulus)
Feldahorn (Acer campestre)
Grauerle (Alnus incana)
Schwarzerle (Alnus glutinosa)
Eibe (Taxus baccata)
Rote Heckenkirsche
Zweigriffeliger Weissdorn (Foto: K. Hässig)
Vogelbeere
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Gemeiner Wacholder
Kornelkirsche
Feldahorn
Schwarzdorn
Gewöhnlicher Schneeball
Eibe
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4
Pfaffenhütchen
Faulbaum
Traubenkirsche
Die Qual der Wahl
Nebst der Grösse gibt es noch andere Kriterien,die Ihnen bei der Auswahl helfen können.
Wertvolle Beeren für Vögel und Farbtupfer imGarten liefern unter anderem Holunder, Hecken-rose, Pfaffenhütchen, Weissdorn, Schneeball,Hartriegel, Kornelkirsche, Traubenkirsche, Vogel-beere und Mehlbeere.
Mit Weissdorn, Schwarzdorn, Heckenkirsche, Sal-weide, Haselnuss, Schwarzerle, Feldahorn, Faul-baum und Vogelbeere fördern Sie Schmetterlinge,da diese Sträucher Nahrungsgrundlage für vieleSchmetterlingsraupen sind.
Wollen Sie früh blühende Sträucher setzen,bieten sich Kornelkirsche, Schwarzdorn undTraubenkirsche an. Entscheiden Sie sich fürWacholder oder Eibe, dann bestücken Sie IhrenGarten mit immergrünen Sträuchern.
Für die Auswahl des Strauches spielt auch derBoden bzw. Standort eine wichtige Rolle:Während gewisse Arten lieber trockene undsonnige Standorte bevorzugen, lieben es andereschattig und feucht. Generell gedeihen die aufge-führten Arten auf „normalen“ Gartenböden gut.
Wo bekommt man Wildsträucher?
Wildsträucher erhält man nicht in allen Gärtne-reien. Wählen Sie so genannte Forstware, dassind kleinere Sträucher (60 bis 120 cm hoch), dadiese meist besser anwachsen. Bei den Forst-baumschulen des kantonalen Staatsforstbetriebskönnen einheimische Wildsträucher (Internet-Link siehe Kasten) bestellt werden.
Mittlerweile bieten auch einzelne GartencenterWildsträucher an. Oftmals werden fälschlicher-weise aber auch Zuchtformen als Wildsträucherverkauft. Einheimische Arten haben aufLateinisch einen Doppelnamen, z.B. „Viburnumopulus“ für den gewöhnlichen Schneeball.Zusätzliche Sortennamen deuten auf eineZüchtung hin: Der „Viburnum opulus <Roseum>“bildet keine Früchte, da er sterile Blüten hat.Bestehen Sie deshalb auf der Wildform.
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5Wann und wie pflanzt man Sträucher...
Gehölzpflanzen werden während der Vege-tationsruhe gepflanzt (Anfang November bis EndeMärz). Ist der Boden gefroren oder schnee-bedeckt, kann nicht gepflanzt werden. Die Wild-sträucher können einzeln, in Form von kleinerenGruppen oder als längliche Hecke gesetzt werden– je nach dem, welcher Zweck (z.B. Sichtschutz)damit verfolgt wird. Beim Pflanzen ist darauf zuachten, dass das Loch gross genug ist sowie derStrauch weder zu hoch noch zu tief gesetzt wirdund dass beim Einfüllen der Erde keine grösserenErdbrocken (mit Spaten zerkleinern) eingebrachtwerden. Nach der Pflanzung sind die Gehölzegründlich zu wässern.
Die Raupen des Ligusterschwärmers ernähren sich- wie es der Name verrät - von Liguster(Foto: www.schwalbenschwanz.ch)
...und wie pflegt man sie?
Die Pflege respektive das Zurückschneiden dientder Verjüngung und regelt den Schattenwurfsowie die Ausdehnung der Sträucher. Aus öko-logischer Sicht ist ein regelmässiger Schnitt nichtnötig. Eine ausbleibende Pflege birgt aber dieGefahr, dass sich schnell wachsende Sträucherdurchsetzen und andere Sträucher verdrängen.Ein Rückschnitt ermöglicht die gezielte Förderungder gewünschten Arten.
Der beste Zeitpunkt für den Strauchschnitt ist imWinter (November bis März), da das Astgerüstsichtbar und der Schnitt einfacher ist. Um eineStörung der Brutvögel zu vermeiden, sollte in derZeit zwischen Ende März bis Ende Juli nichtgeschnitten werden.
Die Strauchpflege ist eigentlich nicht schwer. Diehäufigste Schnittmethode ist das Auslichten.Werden Sträucher zu dicht, schneidet maneinzelne Äste direkt über dem Boden ab.Langsam wachsende Sträucher wie z.B. Ligusteroder Kornelkirsche schneidet man zurück-haltender, indem man einzelne Seitenäste aus-schneidet. Einige Sträucher können auch voll-ständig auf den Stock gesetzt werden, d.h. derStrauch wird 15 bis 20 Zentimeter über demBoden vollständig abgesägt und wächst dann vonunten wieder nach. Geeignet für diese„Radikalkur“ sind Hasel, Hagebuche, Holunder,Hartriegel, Heckenkirsche, Schwarzdorn undHeckenrose. Aus ökologischer Sicht, sollte niemehr als ein Drittel aller Sträucher auf einmal aufden Stock gesetzt werden.
Heckenkirsche als Nahrungsquelle für Insekten(Foto: M. Sahli)
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6Die häufigsten Schnittmethoden (Quelle: Broschüre "Wildsträucher" der Stadt Luzern / Ökoforum)
Aufbauschnitt: In den ersten Jahren nach der
Pflanzung wird der Strauch so geschnitten,
dass eine regelmässige Wuchsform entsteht.
Dabei werden überschüssige Triebe entfernt.
Der Aufbauschnitt (Erziehungsschnitt) ist dann
beendet, wenn die Leitäste kräftig genug sind.
Rückschnitt: Hecken, die niedrig gehalten
werden sollen, müssen etwa alle zwei Jahre
seitlich und in der Höhe eingekürzt werden.
Auf diese Weise entsteht ein sehr dichter
Wuchs, der auch Sichtschutz bietet. Ein spe-
zieller Heckenrückschnitt ist der Formschnitt.
Auslichtungsschnitt: Wenn Sträucher zudicht werden, müssen sie ausgelichtetwerden. Dabei werden einige Äste direktüber dem Boden herausgeschnitten.Schwachwüchsige Sträucher schneidet manzurückhaltender, indem nicht ganze Ästeentfernt werden, sondern nur auf kräftigeSeitentriebe zurückgeschnitten wird.
Stockschnitt: Diese Methode ist nur für zu
dicht gewordene Hecken sinnvoll. Dabei
werden die Sträucher knapp über dem Boden
abgesägt. Sie schlagen dann von unten her
wieder neu aus. Nicht alle Arten ertragen
diese radikale Behandlung!
Quirlschnitt: Werden die Äste stets auf der
gleichen Höhe zurückgeschnitten, entstehen
mit den Jahren starke Verästelungen (Quirle).
Diese dichten Stellen bieten Vögeln gute und
sichere Nistplätze (besonders in Dornen-
gehölzen).
Kopfschnitt: Eine Sonderform ist derKopfschnitt. Geeignete Weidenarten werdenjedes Jahr auf die gleiche Höhe zurück-geschnitten und bilden neue Triebe. Der„Kopf“ bildet bald Hohlräume und damitUnterschlupf für Tiere.
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7Krautsaum, Asthaufen und Totholz
Lassen Sie das Laub im Herbst unter denSträuchern liegen. Die Äste können zu Asthaufenaufgeschichtet werden und bieten so vielenTieren (Igel, Amphibien, etc.) gute Verstecke.Zwischen den Sträuchern kann man eine Kraut-schicht wachsen lassen. Die krautigen Pflanzenstellen sich von selber ein und sind eine wertvolleErgänzung der Sträucher. Es sind im Handel aberauch spezielle Saatmischungen für Krautsäumeerhältlich. Diese Krautpflanzen kann man stehenlassen oder jährlich bis alle zwei Jahre einmalschneiden.
Asthaufen als Unterschlupf für Tiere(Foto: M. Sahli)
HäckseldienstDas Astmaterial kann auch mit einem Häckslerzerkleinert werden. Den Einwohnerinnen undEinwohnern der Gemeinde Muri bei Bern wird inden Wintermonaten ein kostenloser Häcksel-dienst angeboten (Publikation in den Lokal-nachrichten beachten).
Grenzabstände
Das Gesetz betreffend die Einführung des Schwei-zerischen Zivilgesetzbuches (EG ZGB) regelt dieGrenzabstände im Nachbarrecht:
Grünhecken bis zu einer Höhe von 1,2 Meter(vom gewachsenen Boden des höher gelegenenGrundstücks aus gemessen) müssen 0,5 Metervon der Grenze entfernt gepflanzt werden, vonder Mitte der Pflanzstelle aus gemessen. HöhereHecken sind um das Mass der Mehrhöhe von derGrenze zurück zu nehmen, jedoch höchstens aufdrei Meter.
Für Bäume und Einzelsträucher sind folgende, biszur Mitte der Pflanzstelle zu messende Grenz-abstände einzuhalten:
fünf Meter für hochstämmige Bäume, die nichtzu den Obstbäumen gehören, sowie fürNussbäume;
drei Meter für hochstämmige Obstbäume;
ein Meter für Zwergobstbäume, Zierbäumeund Spaliere, sofern sie stets auf eine Höhevon drei Meter zurück geschnitten werden;
0,5 Meter für Ziersträucher bis zu einer Höhevon zwei Meter sowie für Beerensträucher undReben.
Die Strassenverordnung (SV) des Kantons Bernregelt die Pflanzabstände zur Strasse und zumTrottoir (Art. 56 und 57 SV): Hecken undSträucher bis zu einer Höhe von 1,2 Meterentlang von Strassen und Trottoirs müssen einenFreihaltestreifen von 0,5 Meter einhalten, d.h.der äussere Rand der Bepflanzung muss zu jederZeit einen Abstand von 0,5 Meter zumFahrbahnrand bzw. Trottoir einhalten. HöhereBepflanzungen sind um ihre Mehrhöhe zurück zuversetzen.
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8Äpfel und Co.
Obstgärten gibt es seit der Römerzeit. Aber erstvor 150 bis 200 Jahren entstanden grössereBestände, um die wachsende Bevölkerung derSiedlungen und Städte mit Obstprodukten zuversorgen. Um 1950 setzte der Rückgang derObstgärten ein. Obstüberschüsse und dieMechanisierung in der Landwirtschaft bildetenden Anfang des Abwärtstrends. Die AnzahlObstbäume (gesamte Schweiz) sank von zirka14 Millionen auf rund vier Millionen.
Indem man im Garten Obstbäume setzt, hilft manmit, diesen Rückgang zu stoppen, und versorgtsich zugleich mit eigenem Obst (Äpfel,Zwetschgen, Aprikosen, Birnen, etc). Obstbäumekönnen im eigenen Garten aus Platzgründen zwareher selten als Hochstämmer gezogen werden,aber auch als Halb- bzw. Niederstamm oder alsSpalierbaum erfüllen sie einen wichtigenökologischen Nutzen – insbesondere für Bienen,Schmetterlinge und Vögel. Die Auswahl an Sortenist riesig; sie reicht von sehr alten Sorten bis zuNeuzüchtungen. Durch das Setzen alter, robusterObstsorten tragen Sie zur Vielfalt unsererKulturpflanzen bei. Umfassende Informationendazu bietet die Schweizerische Stiftung für diekulturhistorische und genetische Vielfalt vonPflanzen und Tieren (pro specie rara).
Herausgegeben von der Umweltschutzkommission der
Gemeinde Muri bei Bern, 2010
Fotos, wo nicht anders vermerkt:
www.biofotoquiz.ch, Florence Rüegger
Merkblätter zum Thema "Natur vor der Haustüre":
www.muri-guemligen.ch (→ Verwaltung → Bauverwaltung
→ Umweltschutz → Natur- /Landschaftsschutz)
Auskunft und Bestellung:
Bauverwaltung Muri bei Bern
Thunstrasse 74, 3074 Muri bei Bern, Tel. 031 950 54 70
Obstbaum im Siedlungsgebiet(Foto: K. Hässig)
Literatur Wildsträucher
Merkblätter Grün Stadt Zürich: „Wildsträucher wie sie
gepflegt werden“, „Wildsträucher wie sie gepflanzt
werden“, „Obstbäume wie sie gepflanzt werden“,
„Obstbäume wie sie gepflegt werden“ (Bezug bei
Fachstelle Naturschutz, 8023 Zürich; www.gsz.ch)
„Unsere einheimischen Heckenpflanzen“, „Hecken -
richtig pflanzen und pflegen“ (Bezug bei Agridea, 8315
Lindau; www.agridea.ch)
Nützliche Internet-Links
www.luzerngruent.ch (Publikationen Wildsträucher)
www.prospecierara.ch
www.fructus.ch
Bezugsadressen von Wildsträuchern:
www.be.ch/forstbaumschulen
www.wildpflanzen.ch