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G·E·M Award der Gesellschaft zur Erforschung des Markenwesens (G·E·M) e.V. 2011 für Emil Underberg 2012 für Albert Darboven 2013 für Anton Wolfgang Graf von Faber-Castell 2014 für Dr. h.c. August Oetker 2015 für Prof. Götz W. Werner 2016 für Herbert Hainer 2017 für Alfred T. Ritter 2018 für Werner M. Bahlsen

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G·E·M Award

der Gesellschaft zur Erforschung des Markenwesens (G·E·M) e.V.

2011 für Emil Underberg

2012 für Albert Darboven

2013 für Anton Wolfgang Graf von Faber-Castell

2014 für Dr. h.c. August Oetker

2015 für Prof. Götz W. Werner

2016 für Herbert Hainer

2017 für Alfred T. Ritter

2018 für Werner M. Bahlsen

Der »G·E·M Award« wurde 2010 anlässlich „100 Jahre G·E·M“geschaffen und erstmals 2011 verliehen

I

Der »G·E·M Award« II

Die Preisträger

2011: Emil Underberg 1Laudatio: Johann C. Lindenberg

2012: Albert Darboven 11Laudatio: Wolfgang K.A. Disch

2013: Anton Wolfgang Graf von Faber-Castell 25Laudatio: Prof. Dr. Hermann Simon

2014: Dr. h.c. August Oetker 39Laudatio: Josef Sanktjohanser

2015: Prof. Götz W. Werner 57Laudatio: Franz-Peter Falke

2016: Herbert Hainer 79Laudatio: Prof. Dr. Herbert Henzler

2017: Alfred T. Ritter 91Laudatio: Michael Grashoff

2018: Werner M. Bahlsen 106Laudatio: Hubertus Bessau

I N H A L T

G·E·M Awardder Gesellschaft zur Erforschung des Markenwesens (G·E·M) e.V.

II

Der »G·E·M Award«

Mit dem »G·E·M Award« ehrt die Gesell-schaft zur Erforschung des Markenwesens(G·E·M) e.V. Persönlichkeiten, die hinterder Marke stehen. Marken- und Unterneh-mensführer, die sich dadurch auszeichnen,dass sie ihre Marken zu Persönlichkeitenheranreifen lassen. Und damit Entwick-lungen auf dem Gebiet des Markenwe-sens, der Markenführung und Marken-technik anführen und entscheidend beein-flussen, also Vordenker auf dem Gebietdes Markenwesens sind. Dieser Ehrenpreis wurde von der Ge-sellschaft zur Erforschung des Markenwe-sens (G·E·M) e.V. anlässlich »100 JahreG·E·M« im Jahre 2010 geschaffen. Erwird nicht öffentlich ausgeschrieben. Mankann sich nicht selbst bewerben. Vor-schläge mit Begründung können derG·E·M zugeleitet werden. Die Jury ist dasG·E·M Kuratorium.Der »G·E·M Award« wurde erstmals 2011verliehen. Seitdem erfolgt die Verleihungjährlich am Vorabend zum G·E·M Mar-kendialog. Der Preisträger erhält eine Urkunde mitder Begründung der Jury und eine Skulp-tur in Form von Goethes „Stein des gutenGlücks“.

Der »Stein des guten Glücks«

„Stein des guten Glücks“ heißt das Denk-mal, das Johann Wolfgang von Goethe zu

Beginn des Jahres 1777 neben seinemGartenhaus in den Ilmwiesen zu Weimarals Geburtstagsgeschenk für seine Seelen-freundin Charlotte von Stein setzen ließ.Es ist aus rötlichem Sandstein, 1,63 mhoch. Goethe wählte für sein Denkmaleine symbolische Formensprache. Siegeht auf Sinnbilder der Renaissance zu-rück. Es handelt sich um eines der erstennichtfigürlichen Denkmäler Deutsch-lands.

Der „Stein des guten Glücks“ ist eine Ku-gel auf einem mächtigen Kubus: Der Ku-bus oder Würfel symbolisiert das Stati-sche, Gefestigte, Ruhe und Gelassenheit,die darüber liegende Kugel das Bewegli-che, Dynamik und Kreativität.Der mit dem »G·E·M Award« Geehrte er-hält eine Nachbildung dieses „Stein desguten Glücks“ aus italienischem Marmor,ein Unikat mit Zertifikat, 3 kg schwer. –Das Rollende über dem Festen. Das Wan-delbare über dem Unabänderlichen. Sinn-bild für „Marke“.

1. G · E · M A W A R D

23. Februar 2011 im Liebig-Gewölbe des Harnack-Hauses,Berlin

Verleihung des »G·E·M Award 2011«an Herrn Emil Underberg

Begrüßung und Einführung:Friedrich Neukirch, Vorsitzender der G·E·M

Laudatio:Johann C. Lindenberg

1

Mit dem »G·E·M Award« zeichnet dieGesellschaft zur Erforschung des Marken-wesens Vordenker auf dem Gebiet desMarkenwesens aus: Personen, die Ent -wicklungen auf dem Gebiet der Marken-führung und Markentechnik anführenund/oder entscheidend beeinflussen.

Der G·E·M Award ist ein Ehrenpreis. DerPreisträger erhält eine Urkunde mit derBegründung der Jury und einen „Stein desguten Glücks“.

Der G·E·M Award wird jährlich verliehen.Er wird nicht öffentlich ausgeschrieben.Man kann sich nicht selbst bewerben.

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Die erstmalige Verleihung des »G·E·MAward« erfolgte am 23. Februar 2011 inBerlin. Am Vorabend zum 15. G·E·MMarkendialog „Markenstrategien imSpannungsfeld Hersteller – Handel“ tra-fen sich Teilnehmer am 15. G·E·M Mar-kendialog und geladene Gäste im Liebig-Gewölbe des Harnack-Hauses, der Ta -gungsstätte der Max-Planck-Gesellschaft. Nach der Begrüßung durch Friedrich Neu-kirch, Vorsitzender der G·E·M Gesell-schaft zur Erforschung des Markenwe-sens, hielt Johann C. Lindenberg die Lau-datio auf Emil Underberg, Geschäftsfüh-render Gesellschafter der Underberg KG.

Begrüßung und EinführungFriedrich Neukirch

Guten Abend, sehr verehrte Damen, sehrgeehrte Herren. Herzlich willkommenzum morgigen 15. G·E·M Markendialogund zur heutigen Vorabendveranstaltung.

Wer von Ihnen des Öfteren unserenG·E·M Markendialog miterlebt hat, kenntauch diese Vorabendveranstaltung. Dochheute ist alles anders. Kein Gast-Vortrag,der den morgigen G·E·M Markendialogthematisch flankiert. Etwas Neues erwar-tet Sie.

Aus unserer Einladung wissen Sie, dass esum die erstmalige Verleihung des »G·E·MAward« geht. Noch ein Preis – werdenmanche von Ihnen gedacht haben. Doch esist nicht noch ein Preis, sondern ein wirk-lich anderer.

Sie kennen den „Marken-Award“: Mitdiesem prämiieren die Zeitschrift „absatz-wirtschaft“ und der Deutsche Marketing-Verband exzellente Leistungen in derMarkenführung. Dies in den KategorienBeste Neue Marke, Bester Marken-Relaunch und Beste Marken-Dehnung.

Sie kennen auch „best brands – das deut-sche markenranking“: Von der Service-plan Gruppe, der GfK Gruppe, Wirt-schaftsWoche, ProSiebenSat.1 MediaAG, Markenverband und iq media marke-ting gmbh entwickelt. Grundlage istjeweils eine Untersuchung der GfKMarktforschung. Kategorien sind: BesteUnternehmensmarke, beste Produktmar-ke, beste Wachstumsmarke und eineSonderkategorie.

Oder den „Pegasus Award“: Es werdenMarken ausgezeichnet, denen die Ver-braucher das größte Vertrauen entge-genbringen. Unter dem Titel „European Trusted Brands“ ermittelt Reader’s Digest

»G·E·M Award 2011« an Emil Underberg

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jährlich in Befragungen, welche Berufe,Institutionen und Marken in den Augender Verbraucher besonders vertrauens-würdig sind.

Eines ist diesen Preisen gemeinsam: Aus-gezeichnet werden Unternehmen, Produk-te und Dienstleistungen sowie Marken.Eine andere Zielsetzung verfolgt der

„Wissenschaftspreis“, den der Marken-verband 1978 zu seinem 75-jährigen Jubi-läum gestiftet hat. Seit 1980 wird er ge -meinsam mit der G·E·M alle zwei Jahreverliehen: Ausgezeichnet werden wissen-schaftliche und publizistische Arbeiten,die der Thematik des Markenartikels unddes Markenwesens gewidmet sind. Ziel istdie Förderung des Nachwuchses.

Der »G·E·M Award«

Mit diesem Preis zeichnet die G·E·MMenschen aus. Persönlichkeiten, diehinter der Marke stehen. Persönlichkei-ten, die Entwicklungen auf dem Gebietdes Markenwesens, der Markenführungund Markentechnik anführen oder ent-scheidend beeinflussen. Das können Men-schen von heute sein oder in der Vergan-genheit gewesen sein.

Der »G·E·M Award« zeichnet aus Vor-denker auf dem Gebiet des Marken-wesens.

Der »G·E·M Award« ist ein Ehrenpreis. Erwird nicht öffentlich ausgeschrieben. Mankann sich nicht selbst bewerben. Vorschlä-ge mit Begründung können der G·E·Mzugeleitet werden. Die Jury ist das G·E·MKuratorium. Der Preisträger erhält eineUrkunde und den „Stein des guten Glücks“.

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Und am heutigen Abend sind Sie dabei,wenn der »G·E·M Award« erstmals verlie-hen wird.

Ich übergebe jetzt an Herrn Johann C.Lindenberg, der die Laudatio auf unse-ren Preisträger halten wird. Herr Linden-berg war 33 Jahre für Unilever tätig,zuletzt – von 1998 bis 2005 – alsDeutschland-Chef. Zugleich war er von2000 bis 2005 Vorsitzender des Marken-verbandes.

LaudatioJohann C. Lindenberg

Verehrter Preisträger, lieber Herr Neu-kirch, meine sehr geehrten Damen undHerren, liebe Mitglieder und Gäste derG·E·M.

Als ich vor einigen Wochen gefragt wurde,ob ich dazu bereit wäre, am heutigen Abendeine Laudatio zu halten und als ich dannhörte, wer der Preisträger ist, habe ich keineSekunde gezögert und sofort zugesagt.

Auch weil ich den Ansatz, Persönlichkei-ten für besondere Leistungen beim Auf-bau und der Führung von Marken auszu-zeichnen, überzeugend fand.

Denn wir ehren heute Abend einen Mann,mit dem, da bin ich mir ganz sicher, sobaldder Name fällt, jeder hier im Saal etwasanfangen kann.

Alle kennen ihn, jeder verbindet mit demProdukt, dem Claim, den Werbespots odernicht zuletzt der so charakteristischenMarkenfarbe persönliche Erinnerungenoder spezielle berufliche Erfahrungen.

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Und so, dachte ich zumindest, kann esdoch keine Probleme geben mit derRecherche und dem Zusammentragen vonFakten oder Geschichten rund um – EmilUnderberg.

Aber weit gefehlt. Man findet weder inden Archiven der einschlägigen Fachma-gazine noch in den Weiten des Internetsallzu viele Informationen über den Men-schen Emil Underberg.

Als ich dann immer wieder las, wie strenggeheim die Rezeptur des berühmtenMagenbitters mit verschiedenen Kräuternaus 43 Ländern bis heute gehalten wird –angeblich kennen nur fünf Personen diege naue Zusammensetzung – wurde mirklar: Herr Underberg ist, was seine Personangeht, einfach genauso konsequent.

Er bleibt einfach lieber diskret im Hinter-grund und bedient von dort, nicht minderstraff und mit Hingabe, die Zügel.

Aber dennoch haben wir einige Punkte zu-sammengetragen, die Ihnen unseren Preis-träger und seine Leistungen für die Markeetwas näherbringen sollen.

Die meisten Menschen stellen sich unterUnderberg immer nur das in strohfarbenesPapier verpackte kleine Fläschchen vor.Aber das Unternehmen hat sich doch sehrgewandelt.

Aus der einstigen „Ein-Produkt-Firma“ hatder passionierte Jäger Emil Underberg inden vergangenen Jahrzehnten ein interna-tional aufgestelltes Unternehmen mit knapp

1.000 Beschäftigten und einem Jahresum-satz von 500 Millionen Euro geformt.

Der Name Underberg steht mittlerweileauch für Sekt, Weinbrand oder Sirup. Sogehören zum Beispiel „Asbach Uralt“ ausRüdesheim, Glenfiddich, Moskovskayaoder Averna seit einiger Zeit zur Marken-Familie.

Emil Underberg betont in seinen rarenInterviews oder aber im Rahmen des einenoder anderen Vortrages immer wieder, wiewichtig für ihn und seine Familie ge-lebtesMarkenbewusstsein ist. In seinen Augengibt doch einzig die Marke dem KundenOrientierung und Glaubwürdigkeit.

Dass diese Überzeugung auch konkret ge-lebt wird, kommt für mich in beeindru-ckender Weise durch den das Underberg-Herstellungsverfahren beschreibendenWahlspruch „semper idem“ (immer dasGleiche) zum Ausdruck.

Emil Underberg ist ein klassischer Fami-lienunternehmer. Und als solcher pflegt erin bewährter Weise Traditionen, lebt Wer-te vor, prägt einen darauf abhebendenFührungsstil und formuliert die dazugehö-rigen Zukunftsziele.

Dabei ist und bleibt die wertvolle Produkt-und Unternehmens-Marke Dreh- undAngelpunkt des unternehmerischen Han-delns.

Vor diesem Hintergrund folgt er denGrundsätzen eines christlichen Menschen-bildes. Dies bedeutet, dass die Zehn Gebo-

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te für Herrn Underberg eine entsprechendeRelevanz im täglichen Wirken haben.

Ethisches Denken und Handeln fließtinsofern in alle Bereiche der Firma ein.Betriebswirtschaftliche Erfolge stehen ineinem messbaren Zusammenhang mitchristlichen Werten.

Diese ruhen auf bewährten Pfeilern wieSubsidiarität, Solidarität und Selbstentfal-tung. Das sind für Emil Underberg keineweltfremden Begriffe, sondern sie eignensich für ihn auch gerade in den heutigen,volatilen Zeiten als Handlungsgrundlagefür ein Unternehmen.

Ich glaube daher, dass Sie, lieber HerrUnderberg, die aktuelle Diskussion über

die Chancengleichheit für Mann und Frauund die Vereinbarkeit von Beruf, Ehe undFamilie mit einer gewissen Entspanntheitund Genugtuung verfolgen.

Auf diesem Feld bereits seit langem vor-gearbeitet zu haben, mit positiven Konse-quenzen wie geringer Mitarbeiterfluktua-tion und hoher Identifikation mit demArbeitgeber, ist sicherlich ein wei-teresElement umsichtiger Markenführung.

Emil Underberg versteht sich als langfris-tiger Markengestalter. Seine Mission bzw.die seines Hauses: Weltweit im Dienstedes Wohlbefindens.

Optimierung oder Reorganisation nachdem Motto „Alles kann man besser

Wilfried Mocken, Friedrich Neukirch und Christiane Underberg

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machen“ sind für ihn dabei grundlegenderBestandteil zukunftsgerichteter Marken-führung.

Für ihn sind Begriffe wie Tradition undKontinuität eindeutig positiv besetzt, dennMarken mit Tradition haben Vorteile.

Daher warnt er auch immer wieder vordem in der Markenwirtschaft häufig gras-sierenden Änderungswahn oder einer fata-len Diskontinuität in der Markenführung.

Deshalb ist es auch nur folgerichtig, dasser einer „Line Extension“ seiner Marke„Underberg“ bis heute widersteht.

An dieser Stelle komme ich noch einmalzurück auf die bereits mehrfach angespro-chene Konsequenz und Leidenschaft, mitder Emil Underberg die Marke voranbringt.

Marke gilt es heute nicht nur weiterzuent-wickeln, sondern sie muss auch immerwieder gegen Angriffe durch Plagiatorenbzw. look-a-likes verteidigt werden.

Seit die 20-ml-Portionsflasche 1949 aufden Markt kam, sind alle Bestandteile wieFlaschenform, Verpackung, Farbe undEtikett als gewerbliche Schutzrechteangemeldet.

In den Jahren seit dieser Entwicklung wur-den über 1.000 Gerichtsprozesse aufgrunddes Verstoßes gegen Markenrechte geführt.

Legendär sind in diesem Zusammenhangdie Markenschutzkabbeleien mit einemWolfenbütteler Unternehmen.

Es ging immer wieder um den Hirsch,Hubertus und insbesondere die FarbeGrün (und wenn diese nur auf Verpa -ckungsmaschinen eingesetzt wurde!).

Deshalb gibt es seit den 70er Jahren einAbkommen, welches noch heute ange-wendet wird: Underberg nutzt die FarbeGrün und der Wettbewerber aus Nieder-sachsen die Kombination Grün/Orange.

Liebe Gäste, Sie sehen also, auch auf die-sem Feld lässt man es bei Underberg nichtan Konsequenz und Kultur mangeln, weilman den Gegenüber nicht von vornehereinals Gegner oder sogar Feind einstuft undtrotzdem Unkorrektheiten nicht durchge-hen lässt.

Lassen Sie mich abschließend noch einekurze Erläuterung zu unserer kleinen aberumso feineren Preis-Skulptur geben:

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„Stein des guten Glücks“

heißt das Denkmal, das Johann Wolfgangvon Goethe zu Beginn des Jahres 1777 inseinem Garten in den Illmwiesen zu Wei-mar als Geburtstagsgeschenk für Frau vonStein setzen ließ.

Goethe wählte für sein Denkmal einesymbolische Formensprache. Sie geht aufSinnbilder der Renaissance zurück. Eshandelt sich hier um eines der ersten nichtfigürlichen Denkmäler Deutschlands.

Der Würfel symbolisiert dabei das Stati-sche, Gefestigte und Ruhende, Beständig-keit und Gelassenheit. Die darüber liegende Kugel drückt Bewe-gung, Kreativität und Dynamik aus.

Die Kugel ruht auf dem Würfel und stelltsomit eine gelungene Verbindung dieserbeiden Elemente dar.

Besser kann man eine Marke doch nichtversinnbildlichen?

Die Begründung der Jury

Meine sehr verehrten Damen und Herren,die G·E·M Gesellschaft zur Erforschungdes Markenwesens verleiht den »G·E·MAward 2011« an Herrn Emil Underberg inWürdigung – seines Engagements für ein lebendiges

Markenbewusstsein– seines unternehmerischen Vorbildes

als langfristiger Markengestalter

Johann C. Lindenberg, Emil Underberg und Friedrich Neukirch

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– seines positiven Verhältnisses zu Tra-dition und Kontinuität in der Marken-führung

– seines Willens, einer Line Extension inder Markenpolitik zu widerstehen

– seines ständig geführten Beweises,dass gleichbleibend hohe Qualität dieBasis der Marke bildet

– seiner Überzeugung, dass die Markedas Wertvollste eines Unternehmens ist

– und nicht zuletzt wegen seinesBekenntnisses zum christlichen Men-schenbild als Fundament des Handelnsgegenüber Mitarbeitern und demMarkt.

Sehr geehrter Herr Underberg: HerzlichenGlückwunsch!

Emil Underberg

Nach der Überreichung des „Stein desguten Glücks“ und der Urkunde durchJohann C. Lindenberg und Friedrich Neu-kirch trat Emil Underberg ans Mikorphon.

In einer launigen Dankesrede gab EmilUnderberg Einblicke in die Geschichtedes Unternehmens. Diese reichten zurückbis zum 17. Juni 1846, als sein Urgroßva-ter Hubert Underberg am Tag seiner Ehe-schließung mit Catharina Albrechtgemeinsam die Firma H. Underberg-Albrecht in Rheinberg gründete.

Die rund 90 Teilnehmer waren beein -druckt, mit welcher Identifikation undAuthentizität Emil Underberg, der am 10.

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Februar 2011 seinen 70. Geburtstag feiernkonnte, sein Unternehmen präsentierte.

Für jeden Gast des Abends hatte HerrUnderberg ein mit der Gravur „Berlin 23. 02. 2011“ versehenes 24 cm hohes,mundgeblasenes Original Underberg Stil-glas eindecken lassen. Und zum Ende des

Dinnerbuffets lud der seine Gäste ein, mitihm einen Underberg stilvoll zu genießen.Denn: Tischkultur pflegen und damit Tra-dition, Stil und Behaglichkeit zeigen, auchdafür steht die Marke Underberg. So stehtes auf der Verpackung, in der jeder seinUnderberg Stilglas mit nach Hause neh-men konnte.

2. G · E · M A W A R D

22. Februar 2012 im SEMINARIS CampusHotel Berlin

Verleihung des »G·E·M Award 2012«an Herrn Albert Darboven

Begrüßung und Einführung:Friedrich Neukirch, Vorsitzender der G·E·M

Laudatio:Wolfgang K.A. Disch

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Mit dem »G·E·M Award« zeichnet dieGesellschaft zur Erforschung des Marken-wesens Menschen aus, die hinter derMarke stehen, Persönlichkeiten, die Ent-wicklungen auf dem Gebiet des Marken-wesens anführen oder entscheidend beein-flussen.

Der G·E·M Award ist ein Ehrenpreis. DerPreisträger erhält eine Urkunde mit derBegründung der Jury und einen „Stein desguten Glücks“.

Der G·E·M Award wird jährlich verliehen.Er wird nicht öffentlich ausgeschrieben.Man kann sich nicht selbst bewerben.

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Am 22. Februar 2012, am Vorabend zum16. G·E·M Markendialog „Markenfüh-rung vor drei großen Herausforderun-gen“ in Berlin, wurde zum zweiten Malder »G·E·M Award« verliehen. Ausge-zeichnet mit dem »G·E·M Award 2012«wurde Albert Darboven, Vorstandsvor-sitzender und Inhaber J.J. DarbovenGmbH & Co. KG, Hamburg. Nach derBegrüßung der Gäste, Mitglieder derG·E·M und Teilnehmer am 16. G·E·MMarkendialog durch Friedrich Neukirch,Vorsitzender der G·E·M Gesellschaft zurErforschung des Markenwesens, hieltWolfgang K.A. Disch die Laudatio aufden Preisträger.

Begrüßung und EinführungFriedrich Neukirch

Guten Abend, sehr verehrte Damen, sehrgeehrte Herren. Herzlich willkommenzum morgigen 16. G·E·M Markendialogund zur heutigen Vorabendveranstaltung.Wenn Sie im letzten Jahr dabei waren,dann konnten Sie miterleben, wie wir zumersten Mal den »G·E·M Award« verliehenhaben. Ich erinnere mich an einen wunder-baren Abend mit einem Unternehmer, derdie Marke ganz besonders zu achten undzu schätzen weiß: Emil Underberg. Er

wurde mit dem »G E M Award 2011« vonuns ausgezeichnet.

»G·E·M Award 2012« an Albert Darboven

Ich freue mich sehr, Ihnen den Namenunseres diesjährigen Preisträgers nennenzu können. Meine Damen und Herren,begrüßen Sie mit mir Herrn Albert Dar-boven. Sehr geehrter Herr Darboven: Wirschätzen uns sehr glücklich, Sie heute inunserer Mitte zu haben und Sie mit dem»G·E·M Award 2012« auszeichnen zu dürfen.

Ich übergebe jetzt an Herrn WolfgangK.A. Disch, der die Laudatio halten wird.Als der Hanseat in unseren Reihen hat er

Friedrich Neukirch

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es sich nicht nehmen lassen wollen, dieLaudatio auf den Hanseaten Albert Darbo-ven zu halten. Herr Disch ist kein Unbe-kannter, er begründete 1968 das MARKE-TING JOURNAL, war 34 Jahre dessenChefredakteur und Verleger. In dieserEigenschaft hat er zahlreiche Persönlich-keiten des Markenwesens interviewt undportraitiert, so Zino Davidoff, HelmutMaucher, Gudio Sandler oder Ueli Prager.Ferner ist er der Verleger des Urvaters derMarkentechnik, Hans Domizlaff. Für dieG·E·M setzt sich Herr Disch seit gut zehnJahren ein; er ist Mitglied des G·E·MKuratoriums, seit heute Geschäftsführerder G·E·M. Der »G·E·M Award« wurdevon ihm designed. Herr Disch, ich bitteSie an das Rednerpult.

LaudatioWolfgang K.A. Disch

Guten Abend sehr geehrter Herr Darbo-ven, guten Abend liebe Mitglieder, werteGäste, liebenswerte Damen, meine Her-ren.

Es ist sicher außergewöhnlich, dass eineLaudatio mit Worten des Laureatenbeginnt. Aber: der von uns heute Geehrteist auch ein außergewöhnlicher Mensch.Es geschah vor gut 30 Jahren. Aufge-schrieben ist es in der Biographie vonAlbert Darboven unter der Kapitelüber-schrift „Raubritter der Marktwirtschaft –feindliche Übernahmeversuche“:

»Da wir eine Firma in Privatbesitz sindund keine Aktien auf dem freien Markt

verkaufen, kommt eine feindliche Über-nahme im klassischen Sinne nicht in Fra-ge. Das funktioniert anders. Eines Mittagsfand ich eine Telefonnotiz vor. In unsererZentrale hatte sich ein Mann aus der Nest-lé-Marketingabteilung gemeldet. Ob mannicht mal so allgemein reden könne. Überden Markt an sich, über gewisse Kon-struktionen, die beide Seiten weiterbrin-gen könnten. Wie es so schön heißt.Immerhin verfügt unsere Firma mit ihrenFlaggschiffen Idee Kaffee, Mövenpickund Eilles über einen erstklassigen Ruf.Da Reden und Zuhören bekanntlich nichtskosten und stolze Ignoranz auch alsEigentor enden kann, saß ich wenig späterim Büro der Deutschlandzentrale vonNestlé in Frankfurt am Main Herrn Dr.Gerhard Rüschen, einem Vorstandsmit-glied, gegenüber.

Ich war gut vorbereitet, hatte ich dochimmer auf diesen Moment gewartet. Esmusste einfach irgendwann kommen. Undimmer noch ist es besser, als gesuchterGesprächspartner am Verhandlungstischzu sitzen als in Form eines Bittstellers, derallein nicht mehr kann. Es hatte sich alsodoch bezahlt gemacht, dass wir den hanse-atischen, den finanziell soliden Weggegangen waren. Und irgendwie fühlte ichmich frei, sehr frei sogar. Doch so gut ichauch vorbereitet war, so betroffen war ichvon dem Angebot: Man offerierte mir weitmehr als 200 Millionen Mark. Das wardamals eine Unmenge Geld.

Grübelnd fuhr ich zurück nach Hause.Beziehungsweise in die Firma, aber das istnach meinem Empfinden oft identisch.

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Durfte ich eine so große Geldsumme über-haupt ablehnen? Waren meine Mitarbeiternicht im Schoße eines Mega-Konzernslangfristig auf der sichereren Seite?

Gedanken über Gedanken schossen mirdurch den Kopf, als ich mich nach Ham-burg zurückchauffieren ließ. Andererseits,so sagte mein Herz zu meinem Verstand:Was soll ich mit so viel Geld machen? Sollich in einem goldenen Bett schlafen? Sollich nur noch von Platintellern speisen, womir Fischbrötchen vom Pappteller wie aufder Rennbahn doch so gut schmecken?Soll ich von morgens bis abends Scham-pus schlürfen, wo ich Kaffee doch viel lie-ber mag?

Nein, antwortete mein Herz dem Ver-stand. Nein, nein und nochmals nein! Undwieder wägte ich ab. Geld, ausreichendfür ein paar Leben in Saus und Braus – aufder einen Seite. Mein Erbe, meine morali-sche Verpflichtung Arthur Darbovengegenüber, mein Herzblut, das Vertrauenmeiner mehr als 500 Mitarbeiter – auf deranderen Seite. Sollte ich jetzt zurück inden Pinkertweg fahren, die Darboven-Flagge kappen und den Menschen zuru-fen: Ihr firmiert ab jetzt unter Nestlé. OderJacobs. Oder was auch immer?

„Nein, nein und abermals nein“, sagte ichlaut und entschlossen in die Stille desAutos hinein und schlug heftig auf denleeren Sitz neben mir. Die Entscheidungwar gefallen. Wenig später diktierte ichden wohl bedeutendsten Brief meinesLebens. Höflich, aber bestimmt bat ichdarum, die Verhandlungen einzustellen.

Ich habe diesen Entschluss nie bereut,ganz im Gegenteil.

Das Nestlé-Angebot war auf dem Kaffee-markt bekannt, daher darf ich darübersprechen. In anderen Fällen schweigt derehrbare Kaufmann. Ich darf aber so vielverraten: Immer wieder kamen und kom-men Offerten. Mal direkt, mal indirekt,zumeist über Unternehmensberater. Mansoll niemals nie sagen, doch steht die Ent-scheidung fest – zumindest so lange, wieich das Sagen habe: J.J. Darboven bleibtso, wie die Firma immer war – hansea-tisch, frei und unabhängig.

Zumal sich in unserer Zunft herumge-sprochen hat, dass da im NordenDeutschlands ein paar ganz sture Dick-schädel ein verdammt erfolgreichesUnternehmen führen. Und ehrlich gesagt,für mich ist das ein echtes Kompliment.«

Zitat Ende.

Albert Darboven

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Ein verdammt erfolgreiches Unterneh-men. Mitte des 19. Jahrhunderts, am 21.März 1866, eröffnet Johann Joachim Dar-boven in Hamburg einen Laden alsGewürzhändler: er verkauft Milch, Brot,Kolonialwaren und un-gerösteten Kaffee.Wenig später revolutioniert er den Kaf-feehandel mit seiner Idee, Haushalte inHamburg und Umgebung mit geröstetemund in Tüten verpacktem Kaffee per Ver-sand zu beliefern. Was Johann JoachimDarboven 1866 als Gewürzhändler grün-dete, wurde zum fünftgrößten deutschenKaffeeröster. Heute leitet Albert Darbo-ven in vierter Generation das erfolgreicheKaffeeimperium, eine Firmengruppe mit13 Tochterunternehmen im In- und Aus-land und einem Gourmetversand im Inter-net.

Ein sturer Dickschädel. Wenn damitKonsequenz in Marken- und Unterneh-mensführung gemeint ist, dann ist demvoll zuzustimmen. Doch hinter dem Dick-schädel verbirgt sich der „Mensch“Albert Darboven, ein Mensch mit Leiden-schaften. Fünf habe ich ausgemacht – diesich alle seinem großen Wahlspruchzuordnen lassen: „Aus Freude amLeben“.

Leidenschaft Kaffee: „Atti, Du musstrechnen und verhandeln können – undjeden Hafen kennen. Vor allem aber musstDu alles über Kaffee wissen, Du musstwissen, wie er angebaut wird, wie er duf-tet, wie er schmeckt“ – sprach OnkelArthur im Sommer 1948 im Garten inHamburg-Blankenese, und der 12-jährigeAlbert lauschte. Wenig später adoptierte

Arthur Darboven seinen Großneffen. Weiler in ihm seinen potenziellen Nachfolgersah. Albert Darboven absolvierte einekaufmännische Lehre beim HamburgerKaffee-Importeur Bernhard Rothfos in derSpeicherstadt. Denn: „Hamburger Jungswerden immer zur Konkurrenz geschickt“,machen die Lehre nie im Familienunter-nehmen. So sind wir Hanseaten.

1954 folgten drei Jahre als Einkäufer aufKaffeeplantagen in El Salvador, Nicara-gua und Costa Rica. Albert Darbovenerlebte das wahre Leben der Bauern undPlantagenarbeiter. 40 Jahre später, 1993,nimmt Darboven Fairtrade-Kaffee in seinSortiment auf. Fairtrade setzt sich ein füreine nachhaltige Entwicklung von wirt-schaftlich benachteiligten Produzenten-gruppen wie Kleinbauern und Plantagen-arbeitern und sichert eine Produktionunter menschenwürdigen und umwelt-schonenden Bedingungen. Ohne die Fair-trade-Bewegung müssten viele Bauern

Wolfgang K.A. Disch

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aufgeben. Weil Albert Darboven es selbsterlebt hat, dass die Bauern nichts andereshaben, war er der erste der großen Kaffee-röster, der sich für Fairtrade stark machte.Das trug ihm damals Kritik ein, auchschon mal das Testat „Rebell“.

Albert Darboven trinkt zehn bis zwölfTassen Filterkaffee am Tag, schwarz undohne Zucker. Leidenschaft Kaffee. Überdas Vorurteil, dass derlei Mengen unge-sund seien, kann er nur lachen: "Kaffee istnur schädlich, wenn Ihnen ein ganzer Sackaus dem fünften Stock auf den Kopf fällt"– wird er gern zitiert.

Seine jüngste Tat in Sachen Kaffee ist die„Initiative gegen die Kaffeesteuer“, imSeptember vergangenen Jahres gestartet.

Die ursprünglich als Luxussteuer einge-führte Kaffeesteuer wird seit 1871 erhoben.Bis zu 40 Prozent des Endverbraucherprei-ses für Kaffee gehen in Deutschland direktan den Fiskus. „Bei einer Abschaffung derKaffeesteuer werden wir die Kostenerspar-nis in vollem Umfang durch einen reduzier-ten Kaffeepreis weitergeben“, sagt AlbertDarboven. Ein reduzierter Kaffeepreisführt darüber hinaus dazu, dass fair gehan-delter Kaffee zu einem für alle Einkom-mensklassen erschwinglichen Preisniveauin den Läden zu finden sein wird.

Leidenschaft Frauen: In seiner Biographiegibt Albert Darboven unter der Kapitelüber-schrift „Frauen vom Feinsten und LondonerHandelsluft“ über seine Zeit in Londonpreis: „Dabei registrierte ich neben dem

Prof. Dr. Christoph Burmann, Frank Hilgenberg, Prof. Dr. Nicole Fabisch, AlbertDarboven

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Kaffee eine weitere Leidenschaft, die einenTeil meines Lebens prägen sollte. Ich liebedie Frauen. Freimütig bekenne ich, ein klei-ner Casanova gewesen zu sein.“ Und heute:Als Unternehmer für Kaffee will er mit sei-nen Produkten und Marken den Frauen alsden Entscheidern im Haushalt gefallen.1998 ruft er den Darboven IDEE-Förder-preis für junge Unternehmerinnen insLeben, um das unternehmerische Potenzialvon Frauen in Deutschland zu fördern – einPreis, der nach wie vor einzigartig ist undbesonders innovative Gründungsideen vonvisionären Frauen würdigt. Und beim Deut-schen Derby 2011 ist sein Jockey eine Frau:Stefanie Hofer. Leidenschaft für Frauen –natürlich seit 1973 vor allem seine GattinEdda Prinzessin von Anhalt.

Leidenschaft, die dritte, Pferde: SeitEnde der 1970er Jahre züchtet Albert Dar-boven auf seinem Gestüt „Idee“ engli-sches Vollblut. 40 Jahre war er erfolgrei-cher Polospieler. Darboven nimmt Teilam Deutschen Derby in Hamburg, demwichtigsten deutschen Galopprennen. Erist einer der größten Sponsoren im deut-schen Pferderennsport.

Leidenschaft Hamburg: „Zu den härte-sten und aufreibendsten, aber unter demStrich auch schönsten Tagen meiner Aus-bildung“, sagt Albert Darboven, „zählendie neun Monate Maloche 1954 im Frei-hafen. Obwohl ich 1936 in Darmstadtgeboren wurde, fühle ich mich längst alsHamburger. Die Lebensart hier sagt mirzu, hier bin ich zu Hause.“ Die enge Bin-dung des bekennenden Hanseaten findetseinen Niederschlag in zahlreichen För-

deraktivitäten für die Hansestadt und dieRegion, u.a. die Hamburger Camerata,interkulturelle Programme der Kultur-brücke Hamburg und die MusikfestspieleMecklenburg-Vorpommern. Insbesonde-re widmet er sich einer der 383 Hambur-ger Hafenbrücken, der Brooksbrücke,1887 als Hauptbrücke zur HamburgerSpeicherstadt fertiggestellt. Als Pate initi-iert er den Wiederaufbau der Brücke mitihren vier gusseisernen BrückenwärternEuropa und Hammonia, Barbarossa undSt. Ansgar. Wenn er von ihr spricht, nennter sie liebevoll „meine Brücke“.

Leidenschaft die fünfte, seine Marken:Albert Darboven hat über sich selbst – fürdas Jahr 1953 nach dem Besuch bei einemHamburger Notar – notiert: „Wie schonnach Kriegsende mit gedeihlichen Han-delsaktivitäten belohnt und während derSchnupperzeit in Arthurs Unternehmenbestätigt, war ich zum Kaufmann geboren.Daran gab es für mich nicht den gerings-ten Zweifel. Waren zu begutachten undgünstig zu erwerben, Geschäftsideen indie Tat umzusetzen und an einer Marke zufeilen, das sollte mein Leben sein. Wohldem, der seine Leidenschaft in beruflicheKanäle lenken kann. Ich war zufriedenund freute mich auf die Zukunft.“

„Zukunft soll man nicht voraussehen wol-len, sondern möglich machen.“ DiesemWort von Antoine de Saint-Exupéry istAlbert Darboven offensichtlich gefolgt.Das belegt ein Blick auf knapp 150 Jah-re J.J. Darboven im Zeitraffer, davondie letzten 50 Jahre unter der Leitungvon Albert Darboven.

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1866 gründet Johann Joachim Darbovenseinen Gewürzhandel und revolutioniertmit geröstetem und in Tüten verpacktemKaffee per Versand den Kaffeehandel.1915 wird der Markenname „IDEE" gebo-ren. 1927 wird als IDEE Kaffee erstmalsein Kaffee angeboten, der als bekömm-licher als anderer Kaffee gilt. J.J. Darbo-ven erhält dafür später ein Patent für„magenfreundlichen Kaffee“. 1930: Be-ginn des Gastronomie-Vertriebs. 2. Welt-krieg: „Solang IDEE KAFFEE dir fehlt,nimm‘ Koff, dann hast du gut gewählt!“.Der Werbeslogan für eine Ersatzmischungaus Getreide, Zichorien, Milokorn, gerös-teten Feigen und Zuckerrübenschnitzeln.

1961: Albert Darboven, 25-jährig, gehtans Firmensteuerrad. Über diese Zeitreflektiert er in seiner Biographie: Geradewir als mittelständischer Betrieb hattenbeim „catch as catch can“ der Branchengi-ganten schweres Spiel. Andererseits warenwir nicht so schwerfällig wie andere, ver-fügten nicht über einen bürokratischenWasserkopf und konnten viel flexibler aufNischen und Marktlücken reagieren. Hin-zu kam ein Pluspunkt, der damals wie heu-te eine enorme Rolle spielt: Darboven hatdas Vertrauen und die Sympathie der Ver-braucher. Es ist erstaunlich, welch großeRolle Tradition spielt.

1974: Übernahme der bayerischen Tradi-tionsfirma Burkhof Kaffee, die als autar-ke Firma erhalten bleibt: nicht Kulturver-nichtung, sondern Kulturbewahrung.Sinn und Segen kann es nur bringen,wenn die typisch bajuwarische Atmo-sphäre und Philosophie beibehalten wird

– unter dem Dach der Darboven-Hol-ding.

1980 beginnt die Vertriebskooperationmit Mövenpick-Kaffee. J.J. Darbovenwird Lizenznehmer für Mövenpick-Kaf-fee.

1986 erwirbt J.J. Darboven die renom-mierte Kaffeefirma EILLES in Münchenmit 50 eigenen Fachgeschäften.

1987: Nachdem die Liaison mit der italie-nischen Marke „Segafredo“ nicht so glück-lich lief, die Italiener den Vertrag nichtverlängern wollten, meldet Darboven dieMarken „Alfredo“ und „Alberto“ an. FürGastro und Zuhause. Albert Darbovenhatte den Trend zu Espresso, Cappuccinound Co. schon früh erahnt.

1991: Gründung des Büro Coffee Service.

1993: Beginn der Kooperation mit demTransfair e.V.. Darboven führt seinenFairtrade-Kaffee ein.

2003: Der Online-Shop GOURVITA setztdie Tradition fort, mit der Johann JoachimDarboven um 1870 begann: dem Versandvon frisch geröstetem Kaffee.

2006: Eröffnung des Darboven CoffeeShop mit dem Gastronomen Lutz Albrechtin Leipzig.

Mai 2011 erweitert J.J. Darboven seinSortiment um die Marke „Sansibar Kaf-fee"; die Lizenzmarke bezieht sich auf dasSylter Kultrestaurant von Herbert Seckler.

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Sechs Marken für Genießer sind heute dieFlaggschiffe des Unternehmens:1. IDEE KAFFEE – der magenfreundli-

che 2. EILLES Gourmet Café – der erlesene

Kaffee-Genuss 3. Mövenpick – der kleine Luxus im All-

tag 4. Café Intención – der Fairtrade-Kaffee 5. Alfredo und Alberto – die italienische

Kaffee-Spezialität 6. SANSIBAR – der Flair des Besonde-

ren.

Und hinter jeder dieser Marken stehtein Mensch, eine Persönlichkeit, ein lei-denschaftlicher Marken-Liebhaber. EinName, ein Gesicht, dem die Verbrauchervertrauen. Ein Unternehmer, der mit sei-

nem guten Namen für seine Marken steht.Albert Darboven. Der immer darauf ach-tet, dass die Marke so lebt und gelebt wird,wie er es ihr mit auf den Lebensweg gege-ben hat. Jedes Detail muss exakt stimmen.

Diese Liebe zum Detail teilt Albert Dar-boven mit Ueli Prager, dem Mövenpick-Gründer, mit dem er 1980 die Vertriebs-kooperation begann. Ueli Prager (gestor-ben am 15. Okt. 2011) sagte mir einmal ineinem Interview: Ausschlaggebend fürden Erfolg einer noch so guten Strategieist immer ein Mosaik von Details. An denDetails werden wir von unseren Kundenbeurteilt und gemessen.

Albert Darboven nennt sich selbst einenbekennenden Tüftler. Erfinder – das war

Friedrich Neukirch, Frank Hilgenberg, Albert Darboven

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sein Jugendtraum. Mitte der 1980er Jahrehat er wochenlang gezeichnet und gebas-telt, bis er die Lösung für ein neues, demKaffee näheres Unternehmens-Logo mitder am Boden liegenden Bohne gefundenhatte.

An einer Marke zu feilen – hatte er alsAufgabe für sich gesehen. Und so hat eru.a. den geschwungenen italo-farbigenBogen unter dem Namenszug Alfredound Alberto selbst geschaffen. Da vorallem das Feilen an einer vorhandenenMarke mit großer Umsicht erfolgenmuss, ist Darboven hell wach, wenn einDesigner Hand anlegt. Er soll – so wurdemir berichtet – einem weltbekanntenHamburger Designer bei dem Versuch,an der Marke IDEE KAFFEE etwas zuändern, „die Hand geführt“ haben. AlbertDarboven hat eben sehr klare Vorstellun-gen von seinen Marken – und er wachtdarüber.

Neben dem Tüfteln fasziniert Albert Dar-boven der Umgang mit Menschen. Seit 50Jahren ein Ritual: der morgendliche Rund-gang durchs Haus. Er nimmt sich Zeit fürdie Mitarbeiter, begrüßt mit Handschlagund Namen. Er will alles wissen, hat auchTipps parat. Gleiches im Umgang mitKunden. Albert Darboven greift schonmal persönlich zum Telefon, wenn eineKundin einen Brief geschrieben und ihrLeid mit dem Öffnen eines Kaffeepaketesbeschrieben hat.

Sein großes Anliegen ist, seinen Kundenzu sagen, dass er mit seinem guten Namenfür seine Marken steht. Deshalb auch sein

Konterfei auf den Verpackungen. Vorallem die Auftritte im Werbefernsehen:Was sein Onkel Nicolaus bereits 1963angefangen hatte, führt Albert Darbovenseit 1987 erfolgreich fort: „Bitte sehr,Ihren Idee-Kaffee“, sagt der Firmenchefmit hanseatischem Charme. Personifizier-te Werbung. Albert Darboven wird zumbekanntesten Gesicht der Kaffeebranche.Übrigens: Die Drehbücher zu den kleinenFilmen schreibt er selbst. Und gedrehtwerden die Spots in Hamburg, in der Fir-ma und auf seinem Privatgrundstück.„Das ist nicht die Bohne aufgesetzt, da istalles echt, wie bei unserem Kaffee“,erklärt Darboven. „Ich bin ein Kaffeever-käufer mit Herz und Seele. Dafür stehe ichseit Jahrzehnten ein, ich bin der Unterneh-mer – und Kaffee ist meine Welt.“ Und erfügt noch hinzu: „Wenn der Namensträgerselbst in die Bütt geht, wächst naturgemäßdas Vertrauen des Verbrauchers in dasProdukt. So einfach ist das.“

Albert Darboven erscheint den Men-schen als Überzeugungstäter. Das bringtGlaubwürdigkeit, eine heute eher seltengewordene Tugend in Politik, Gesell-schaft und Wirtschaft. In diesemZusammenhang zitiert Albert Darbovengern seinen Onkel Arthur, der ihm früheinen Lehrsatz hinter die Ohren geschrie-ben habe: „Stehst du mit voller Kraft dei-nes Herzens hintern deinen Worten, neh-men dir die Menschen diese Botschaftauch ab.“

Angst vor der weiteren Zukunft? Nocheinmal O-Ton Albert Darboven: „Gegendie Haie der Zunft kann auf Dauer nur

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bestehen, wer das Geschäft von der Pikeauf gelernt hat, sich konsequent auf seineNische konzentriert und sich nicht durchNebengeschäfte vom Prinzip ablenkenlässt. Wir wollen uns nicht verzetteln, son-dern auf das konzentrieren, was wirgelernt haben und wovon wir eine Mengeverstehen.“

Darboven konzentriert sich auf Marktseg-mente und Regionen, für die mancher Mul-ti viel zu behäbig ist. Moderne Kaffeetrin-ker sind Individualisten. Mehr als einhun-dert Röstungen verlassen das Lager von J.J.Darboven. „Wir widerstehen dem Einheits-brei, wir fechten für den individuellenGeschmack“, betont Albert Darboven.

Und er ist stolz auf Neues, wie das Tee-Sortiment für die Gastronomie. „Wer aufdem Weltmarkt mitmischen will“, sagt erAnfang Januar 2012 in der NDR-SendungNorddeutsche Dynastien, „muss neueTrends schnell aufgreifen, darf sich nieauf seiner Marke ausruhen.“ Darbovenerwägt immer neue Geschäftsstrategien,ist in Gedanken ständig auf der Suchenach einer weiteren Nische, strebt fort-während nach Optimierungen im Unter-nehmensablauf.

Dieser Geist der Innovation hat demUnternehmen J.J. Darboven seine heraus-ragende Position im Markt gebracht.Wobei Innovation bei Darboven stets ver-bunden ist mit Tradition. Weiterentwick-lung in die Zukunft aus langjährigerErfahrung, die seit fast 150 Jahren beiDarboven von Generation zu Generationweitergegeben wird. Innovation durch

Tradition – heißt man im Hause J.J. Dar-boven diese gelebte Unternehmensphilo-sophie.

Die Begründung der Jury

Meine sehr verehrten Damen und Herren.Die Gesellschaft zur Erforschung desMarkenwesens verleiht den »G·E·MAward 2012« an Herrn Albert Darbo-ven in Würdigung – seiner konsequent auf Wertbeständig-

keit angelegten Markenführung – seiner persönlichen Qualitätsgarantie

für seine Marken – seiner Unternehmensphilosophie, In-

novation mit Tradition zu verbinden– seines Einsatzes für Nachhaltigkeit

und Fair Trade – seiner Initiativen für soziale Gerech-

tigkeit, Kultur und Sport– seines Engagements für seine Heimat

Hamburg.

Diese Begründung der Jury ist in einerUrkunde verbrieft, die wir Ihnen in weni-gen Minuten überreichen werden. Zusam-men mit einer Skulptur in Form von Goe-thes „Stein des guten Glücks“. Aus italie-nischem Marmor, ein Unikat, mit Zertifi-kat, 3 kg schwer.

Die Preis-Skulptur

„Stein des guten Glücks“ heißt dasDenkmal, das Johann Wolfgang von Goe-the zu Beginn des Jahres 1777 neben seinGartenhaus in den Ilmwiesen zu Weimar

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als Geburtstagsgeschenk für seine „See-lenfreundin“ Charlotte von Stein setzenließ. Es ist aus rötlichem Sandstein, einMeter und 63 cm hoch. Goethe wählte fürsein Denkmal eine symbolische Formen-sprache. Sie geht auf Sinnbilder derRenaissance zurück. Es handelt sich umeines der ersten nicht figürlichen Denkmä-ler Deutschlands.

Der „Stein des guten Glücks“ ist eineKugel auf einem mächtigen Kubus: DerKubus oder Würfel symbolisiert das Stati-sche, Gefestigte und Ruhende, Beständig-keit und Gelassenheit; die darüber liegen-de Kugel drückt Bewegung, Kreativitätund Dynamik aus. Die Kugel ruht auf demKubus, stellt eine gelungene Verbindungdieser beiden Elemente dar: Das Rollendeauf dem Festen. Das Wandelbare überdem Unabänderlichen.

Lässt sich Marke besser versinnbild-lichen? Und ist das nicht auch Sinnbild derDarboven-Philosophie: Die Kugel „Inno-vation“ auf dem Kubus „Tradition“?

Lieber Herr Darboven: Herzlichen Glück-wunsch zum »G·E·M Award 2012«.

Albert Darboven sagt Danke

Lieber Herr Disch, was soll ich jetzt nochsagen? Sie haben ja mein ganzes Lebenaufgezeigt. Ich möchte mich für Ihre Lau-datio ganz besonders herzlich bedanken.Auch für Ihre Worte, Herr Neukirch, herz-lichen Dank.

Es ist mir eine besondere Freude, heutediesen besonderen, diesen schönen Ehren-preis, den „Stein des guten Glücks“, ent-gegenzunehmen. Diese Auszeichnung er-füllt mich mit Stolz.

Sie haben vorhin Goethe erwähnt. Goethewar ein leidenschaftlicher Kaffeetrinker.Er hatte einen Freund, den ChemikerFriedlieb Ferdinand Runge. Diesen batGoethe, bitte finde mir doch einmal dieSeele in dem Kaffee. Der Chemiker hatgeforscht und fand die abgelagerten klei-nen Kristalle in der rohen Kaffeebohne,die das Koffein darstellen. Das Koffeinwurde viele Jahre verteufelt. Wir habenseit Mitte der 1920er Jahre in dem Koffeinin der Kaffeebohne den Engel gesehen.Und mit dem Idee-Kaffee umgesetzt.

Was beinhaltet eine Marke? Erst einmalist es der Ursprung. Dann kommt die

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Albert Darboven, Friedrich Neukirch und Wolfgang K.A. Disch

Zuverlässigkeit, dann die Nachhaltigkeit.Dann wird es zur Tradition. Und damit istdie Marke geboren. Oder sie wird sogar zueiner Weltanschauung. Eines darf man miteiner guten Marke nicht machen: Kom-promisse. Man muss immer wieder volldahinter stehen.

Ich nehme diesen Preis als Pate auch fürmeine Vorfahren und für meine jetzigenKollegen gerne entgegen, voller Stolz. Somöge der „Stein des guten Glücks“ unse-rer Unternehmensgruppe J.J. Darboven

noch lange viel Glück und tolle Ideenbringen. Danke sehr.

Nach dem Dinnerbuffet, das mit einemDessert „Dreierlei vom Kaffee“ endete,lud Albert Darboven zu einer Tasse IDEEKAFFEE ein. Und für jeden Gast desAbends hatte er ein Geschenk vorbereitenlassen: Eine IDEE KAFFEE-Tasse, einePackung IDEE KAFFEE und die 52seitigeBroschüre „Aus Freude am Leben: J.J.Darboven“.

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. . . am Vorabend bei der Verleihung des »G·E·M Award 2012«

Prof. Dr. Andrea Rumler (htw Berlin), Albert Darboven und Friedrich Neukirch . . .

3. G · E · M A W A R D

27. Februar 2013 im SEMINARIS CampusHotel Berlin

Verleihung des »G·E·M Award 2013«an Anton Wolfgang Graf von Faber-Castell

Begrüßung und Einführung:Friedrich Neukirch, Vorsitzender der G·E·M

Laudatio:Prof. Dr. Hermann Simon

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Mit dem »G·E·M Award« zeichnet dieGesellschaft zur Erforschung des Marken-wesens Menschen aus, die hinter derMarke stehen, Persönlichkeiten, die Ent-wicklungen auf dem Gebiet des Marken-wesens anführen oder entscheidend beein-flussen.

Der G·E·M Award ist ein Ehrenpreis. DerPreisträger erhält eine Urkunde mit derBegründung der Jury und einen „Stein desguten Glücks“.

Der G·E·M Award wird jährlich verliehen.Er wird nicht öffentlich ausgeschrieben.Man kann sich nicht selbst bewerben.

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Am 27. Februar 2013, am Vorabend zum17. G·E·M Markendialog „Marken brau-chen Preisführung“ in Berlin, wurde zumdritten Mal der »G·E·M Award« verlie-hen. Ausgezeichnet mit dem »G·E·MAward 2013« wurde Anton WolfgangGraf von Faber-Castell, Vorsitzenderdes Vorstandes der Faber-Castell AG,Stein.

Nach der Begrüßung der Gäste, Mitglie-der der G·E·M und Teilnehmer am 17.G·E·M Markendialog durch FriedrichNeukirch, Vorsitzender der G·E·MGesellschaft zur Erforschung des Mar-kenwesens, hielt Prof. Dr. HermannSimon die Laudatio auf den Preisträger.Nach den Dankesworten von Graf vonFaber-Castell wurde das Dinner-Buffeteröffnet.

Begrüßung und EinführungFriedrich Neukirch

Meine Damen und Herren, ich darf Sie imNamen des Vorstands und des Kuratori-ums der G·E·M sehr herzlich zu diesemtraditionellen Abend, dem Vorabend desG·E·M Markendialogs, willkommen hei-ßen. Dieser Abend ist ein ganz besonde-rer. An diesem Abend wird der »G·E·M

Award« verliehen, heute zum dritten Mal.Diejenigen von uns, die 2011 und 2012dabei waren, haben miterlebt, wie wir

»G·E·M Award 2013« an Anton Wolfgang Graf von Faber-Castell

Herrn Emil Underberg als ersten undHerrn Albert Darboven als zweiten Preis-träger mit dem »G·E·M Award« ehrenkonnten.

Der »G·E·M Award«, ein Ehrenpreis, gehtan Marken- und Unternehmensführer, diesich dadurch auszeichnen, dass sie als Per-sönlichkeiten ihre Marken zu Persönlich-keiten heranreifen lassen. Und dass sieEntwicklungen auf dem Gebiet des Mar-kenwesens, der Markenführung und Mar-

Friedrich Neukirch

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kentechnik anführen und entscheidendbeeinflussen, also Vordenker auf demGebiet des Markenwesens sind.

Ich darf Ihnen nun den Namen des dies-jährigen Preisträgers nennen: AntonWolfgang Graf von Faber-Castell.

Graf Faber-Castell – herzlichen Glück-wunsch. Wir freuen uns sehr, dass Sie sichZeit genommen haben, zu uns nach Berlinzu kommen, um den »G·E·M Award2013« entgegenzunehmen.

Natürlich haben wir uns Gedankengemacht, wer denn die würdigen Worteeiner Laudatio sprechen könne. Ich glau-be, wir haben einen sehr kompetentenMenschen gefunden, der im Zusammen-hang mit Marke und auch in Verbindungmit dem morgigen Thema „Preisführung“eine besondere Note hinterlässt. Ich über-gebe in wenigen Minuten an unseren Lau-dator, Herrn Professor Dr. HermannSimon.Ganz kurz möchte ich Ihnen HerrnProfessor Simon vorstellen, was eigent-lich gar nicht erforderlich ist.

Hermann Simon, Jahrgang 1947, Dr. unddrei Dr. h.c., Professor für Betriebswirt-schaftslehre und Marketing. Er lehrte von1979 bis 1989 an der Universität Biele-feld, von 1989 bis 1995 an der JohannesGutenberg-Universität in Mainz. Zusätz-lich zur wissenschaftlichen Laufbahnbegann er schon sehr früh, in der Wirt-schaft tätig zu werden. 1985 gründete ermit damaligen Doktoranden ein Bera-tungsunternehmen, das heute als Simon,Kucher & Partners firmiert und dessen

Spezialität Preisfindungsberatung ist.Hermann Simon war von 1995 bis 2009CEO, seit 2009 ist er Chairman des Unter-nehmens.

Professor Simon veröffentlichte über 30Bücher, in 25 Sprachen übersetzt, er istKolumnist im Manager-Magazin. Er hatmehrere Ehrungen erfahren, ist u.a. Trägerdes Erich-Gutenberg-Preises 2009, dervon der Erich-Gutenberg-Arbeitsgemein-schaft verliehen wird. Für das Werk„Preismanagement“ erhielt ProfessorSimon gemeinsam mit Professor MartinFassnacht 2011 den Georg-Bergler-Preisfür Absatzwirtschaft. Der Verband derHochschullehrer für Betriebswirtschaftverlieh Professor Simon den Preis „Wis-senschaftsorientierter Unternehmer desJahres 2012“.

Mit dem Namen Hermann Simon verbun-den ist vor allem der Buchtitel „HiddenChampions“. 1996: Die heimlichenGewinner; die Erfolgsstrategien unbe-kannter Weltmarktführer. 2007: HiddenChampions des 21. Jahrhunderts – DieErfolgsstrategien unbekannter Welt-marktführer. 2012: Hidden Champions –Aufbruch nach Globalia.

Zu seinen Hidden Champions gehört auchdas Unternehmen Faber-Castell. Wer alsokönnte berufener sein als ProfessorSimon, heute die Laudatio auf AntonWolfgang Graf von Faber-Castell zu hal-ten? Herr Professor Simon, bitte überneh-men Sie.

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Laudatio Prof. Dr. Hermann Simon

Lieber Graf Faber-Castell, meine Damenund Herren. Herr Neukirch, herzlichenDank für die Einführung. Wir sind heutehier in Berlin zusammengekommen, umden Award 2013 der Gesellschaft zurErforschung des Markenwesens zu verlei-hen. In der Satzung heißt es, die G·E·Mzeichnet Menschen für ihre erfolgreichenArbeiten auf dem Gebiet des Markenwe-sens aus. Der G·E·M Award wird verlie-hen an Personen, die hinter der Marke ste-hen, die Entwicklungen in Markenfüh-rung und Markentechnik anführen oderentscheidend beeinflussen.

Herr Disch gab mir vor, meine Laudatiosolle eine halbe Stunde dauern. Ich warfein, das sei doch viel zu lang und fragte,wie ich eine solche Zeitspanne ausfüllensolle. Dann begann ich mit der Stoff-sammlung und war überwältigt. Um die

Leistungen von Graf von Faber-Castellangemessen zu würdigen, reiche eine hal-be Stunde bei weitem nicht aus, spielte ichan Herrn Disch zurück. Doch er blieb hart:„Mehr kriegen Sie nicht“. Es liegt alsonicht an mir, sondern an Herrn Disch,wenn ich aufgrund Zeitmangels dasLebenswerk von Graf von Faber-Castell nur bruchstückhaft würdige. Ichbitte schon jetzt um Entschuldigung.

Was macht eine große Marke aus?HansDomizlaff hat dies 1937 erstmals in sei-nem berühmten Buch „Die Gewinnungdes öffentlichen Vertrauens. Ein Lehr-buch der Markentechnik“ beschrieben. Erformuliert dort 22 Grundgesetze der natür-lichen Markenbildung, aus denen ich nureinige Stichworte herausgreife. An ersterStelle steht die objektive Qualität. Direktdanach kommt das Vertrauen. Es folgenAttribute wie „keine laute Reklame“,„Gleichmäßigkeit der Beschaffenheit“,„Schöpferische Leistung“, und als wich-tigster Satz: „Eine Marke hat ein Gesichtwie ein Mensch“. Domizlaff rückt Markennahe an den Menschen heran. Hinter jederMarke steht ein Mensch, jemand, der dieMarke führt, sie beschützt, sie aber auchweiterentwickelt. Hinter der Marke Faber-Castell steht Anton Wolfgang Graf vonFaber-Castell.

Die Marke Faber-Castell und ihr Hinter-mann erfüllen alle Anforderungen, dieAltmeister Domizlaff an große Markenstellt. Qualität, ein Markenkern, der ausdem inneren Kern der Persönlichkeiterwächst und vor allem Kontinuität. Gera-de das Thema Kontinuität verdient inProf. Dr. Hermann Simon

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unserer schnelllebigen Zeit größte Beach-tung. Das vielleicht herausragendsteMerkmal des klassischen Markenartikelswar seine Beständigkeit. Das semper idem– immer gleich – wie es im Wahlspruchdes Unternehmens Underberg beispielhaftzum Ausdruck kommt.

Im Internet-Zeitalter sind Kontinuität undNachhaltigkeit jedoch alles andere alsselbstverständlich. Wer kennt heute nochAltavista, Second Life oder MySpace, diebis vor wenigen Jahren Stars im weltwei-ten Netz waren? Oder was ist aus Markenwie Nokia und Blackberry geworden? ImVergleich dazu steht Faber-Castell wie einFels in der Brandung der modernen Welt.Das kann man sogar wörtlich nehmen: wieFaber im Lateinischen der Schmied undwie Castell die Burg.

Diese Beständigkeit ist verbunden mitFührungskontinuität, mit Beständig-keit an der Unternehmensspitze. Grafvon Faber-Castell führt sein Unternehmenseit 1978, also seit 35 Jahren. Mit einerhalben Stunde habe ich also gerade maleine Minute pro Jahr seiner Amtsdauer.Demgegenüber erscheint die durch-schnittliche Amtsdauer der Chefs derDax-Unternehmen mit 6,1 Jahren gerade-zu jämmerlich. Selbst im Vergleich zu denHidden Champions, deren Kapitäne imMittel 20 Jahre an der Spitze bleiben, liegtGraf von Faber-Castell weit vorne. Hättenwir mehr von seiner Sorte, so bräuchtenwir selbst bei den gut geführten HiddenChampions nur halb so viele Chefs undwürden die Hälfte der immer wiederriskanten Generationenwechsel vermei-

den. Bei den Dax-Gesellschaften würdenwir glatt 83 % aller CEOs einsparen, vonderen Abfindungen und horrenden Pen-sionen ganz zu schweigen.

Warum ist das Thema Zeit für eine Markeso konstitutionell? Weil eine Marke imKern geronnene Zeit ist. Beim Aufbaueiner Marke kann Zeit durch nichts ande-res ersetzt werden. Selbst mit einer Milli-arde Euro können Sie eine Marke wieFaber-Castell nicht in kurzer Zeit schaffen.Vertrauen lässt sich nicht mit Geld erkau-fen, sondern entsteht nur durch wiederhol-te Möglichkeiten, das Produkt und seineQualität zu testen. Erst wenn diese Testsimmer wieder positiv ausfallen, bauen sichVertrauen und Markenreputation auf.

Hierbei spielen sowohl die einzelne Gene-ration als auch die Abfolge der Generatio-nen eine Rolle. Im Hause Faber-Castellzeigt sich das geradezu exemplarisch.

Anton Wolfgang Graf von Faber-Castell

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Graf von Faber-Castell repräsentiert die 8.Generation. Er hat die Marke mit ruhigerHand geführt und zu einer wahrlich globa-len Marke entwickelt. Das Erbe, das erantrat, war wohl zugleich leicht undschwer. Leicht, weil es ein Vergnügensein muss, eine solch starke Marke zuübernehmen und in die Zukunft zu führen.Schwer, weil die ungeheure Tradition derMarke Faber-Castell eine Verpflichtungbeinhaltet, die mancher als erdrückendeLast empfinden und vor der er zurück-schrecken würde. Denn Tradition ist keineGarantie für ewigen Fortbestand, wiegerade jüngste Beispiele belegen. Heutebegann in Köln der Oppenheim-Prozess.Sal. Oppenheim wurde 1789 gegründetund ist damit nur 28 Jahre jünger alsFaber-Castell. Ich beneide Christophervon Oppenheim, den ich gut kenne, wirk-lich nicht. Was würde sein Vater sagen,wenn er das alles sähe.

Faber-Castell wurde 1761 gegründetund feierte vor gut zwei Jahren den 250.Geburtstag. Ich habe es damals sehrbedauert, Ihrer Einladung, lieber GrafFaber-Castell, nicht folgen zu können, daich in China war. 250 Jahre sind für einUnternehmen ein biblisches Alter. Selbstunter den Hidden Champions sind nur dreiProzent so alt. Tradition ist ein nicht imi-tierbarer Marken- und Wettbewerbsvor-teil. Und welche Tradition! Bismarckschrieb mit Bleistiften von Faber-Castell.Vincent van Gogh pries ihr berühmtesSchwarz und Max Liebermann nannte sieeinfach die Besten. Kein Werbebudgetkann solche Einzigartigkeit, solche geron-nene Zeit kaufen.

Eine Auseinandersetzung zwischenFaber-Castell und Staedtler Mars, demschärfsten Konkurrenten, wirft ein Lichtauf den Wert dieser Traditionen. Im Jahr1994 veranstaltete die erst 1835 gegründe-te Firma Staedtler Mars einen Händler-wettbewerb, um an den 333. Jahrestag derProduktion des ersten Bleistiftes durchFriedrich Staedtler zu erinnern, sobehauptet Staedtler Mars das. Faber-Castell schlug zurück und verteidigte sei-ne Position als ältestes Unternehmen indiesem Gewerbe. Die Lyra-Bleistiftfa-brik, gegründet im Jahre 1806, bean-sprucht ebenfalls, älter zu sein als Staedt-ler Mars. Für weiteres Salz in der Suppesorgt, dass Staedtler Mars 1978 die ameri-kanische Eberhard Faber erwarb, die 1904von einem „schwarzen Schaf“ aus derFaber-Sippe gegründet worden war.

Ich besuchte am vergangenen Donnerstagdie Bildungsmesse Didacta in Köln undnatürlich auch den Faber-Castell-Stand,Halle 7, Stand A40. Und was sah ich dort?Eindrucksvolle Stände des gesamten frän-kischen Bleistiftclusters in friedlicherKonkurrenz vereint. Neben den drei schonGenannten gehörte auch der Vierte imBunde, Schwan Stabilo, dazu. Aber daserkläre ich jetzt hier ganz formell: Auchunter Vieren gibt es immer einen Ersten.Und dieser Erste, der Bekannteste undMarkenstärkste ist Faber-Castell.

Ist das nur meine Meinung oder eineSchmeichelei an diesem Abend? Nein!Lassen wir den Markt sprechen, und derMarkt spricht bekanntlich durch Preise.Ein Staedtler Noris-Bleistift kostet 65

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Cent, ein Faber-Castell 900 1,15 Euro;Unterschied 69 %. Noch Fragen? Im Übri-gen bin ich davon überzeugt, dass einintensiver Wettbewerb wie im NürnbergerBleistiftcluster das Leben nicht einfach,aber alle Beteiligten für den Weltmarktumso fitter macht. Das ist wie im Sport.Dazu ein weiteres Erlebnis aus Köln. Dortbesuchte ich 1998 das damals nochberühmte Leichtathletiksportfest. Es fie-len zwei Weltrekorde im 800-Meter-Laufund im 3000-Meter-Hindernislauf. ImHindernislauf blieben vier Läufer unterdem alten Weltrekord, alle waren ausKenia. Vier aus Kenia, oder vier aus Fran-ken. Das ist dasselbe. Die Gesetze desWettbewerbs gelten für beide Gruppen,aber nur einer ist Weltmeister.

Wie hoch die Marke Faber-Castell trägt,beweist nicht zuletzt ihre Präsenz imLuxussegment. Ein Füllfederhalter, derstreng auf 10 Exemplare limitierten Dia-mond Edition aus dem Jahre 2012, kostetbei Harrods in London 60.000 britischePfund, nach aktuellem Wechselkurs sinddas knapp 70.000 Euro. Es ist eineBesonderheit, wenn eine Marke ein derartbreites Preisspektrum abdecken kann.

Tradition darf aber nicht stehenblei-ben, sie muss verbunden werden mitdem Motto von Faber-Castell: das Bes-sere ist des Guten Feind. Ähnlich wieMiele, eine andere herausragende Marke,immer danach strebt, immer besser zusein. Ich sehe in diesen Motti eine doppel-te Bedeutung: Besser sein gegenüber demeigenen Gestern, aber auch besser sein alsdie Konkurrenz.

Schauen wir uns das Kernprodukt, denBunt- und Bleistift, näher an. Von diesenproduziert Faber-Castell mehr als 2 Milli-arden Stück pro Jahr. Wenn ich richtigrechne, da bin ich aber nicht so ganzsicher, ist das ein Bleistift von ca. 400.000Kilometer Länge, zehnmal um die Erde.Kann das sein? Wie schafft man es, miteinem solch scheinbar einfachen ProduktWeltmarktführer zu werden? Letztlichgibt es dafür nur ein Rezept: der Beste zusein und das Geschäft weltweit zu betrei-ben. Der Beste wird und bleibt man nurdurch Qualität.

Und hier treffen wir bei Faber-Castell aufein für die Hidden Champions typischesPhänomen, das ich als Tiefe bezeichne.Ich meine damit: tiefe Kenntnis, tiefesCommitment und nicht zuletzt tiefe Ferti-gung. Bis hin zu den Rohstoffen. DieWertschöpfungstiefe reicht bei Faber-Castell bis in eigene gigantische Plantagenvon 100 Quadratkilometern Fläche in Bra-silien. Dort wächst das spezielle Holz, ausdem die Faber-Castell-Stifte hergestelltwerden. Genau so wenig bedarf es einerBegründung, dass nur die tiefe und dauer-hafte Beschäftigung mit einem Geschäftzu Weltklassekompetenz auf diesemGebiet führt. Genau diese Weltklasse-kompetenz in der Wertschöpfung reprä-sentiert Anton Wolfgang Graf von Faber-Castell.

Die Qualität, die Effizienz, die technischeKompetenz sind Grundlagen, sind not-wendige, aber nicht hinreichende Bedin-gungen für Markt- und Markenführer-schaft. Eine weitere dann hinreichende

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Bedingung muss hinzukommen: dieobjektiven Bestleistungen müssen in dieKöpfe der Verbraucher, der Absatzmittler,der Meinungsführer transportiert werden.Damit sind wir bei der kommunikativenKompetenz sowohl der Marke als auchder Persönlichkeit, die hinter der Markesteht. Dabei ist eine delikate Balance zubeachten. Einerseits muss man nach außendurchdringen, andererseits darf man abernicht laut oder gar schrill werden. Sie erin-nern sich an das Zitat von Domizlaff dazu.Beides ist schwer unter einen Hut zu brin-gen.

Wir alle kennen Populisten, Marktschreierund Prediger des jeweiligen Tagesge-schmackes, die das Publikum eine Zeitlang täuschen mögen. Aber die Wahrheitist, wie ein altes deutsches Sprichwortsagt, „eine Tochter der Zeit“. Graf vonFaber-Castell hat sein Unternehmen stetsin einer dezenten und dennoch wirkungs-vollen Art repräsentiert. Und die „Tochterder Zeit“ hat ihn bestätigt, seine und seinesUnternehmens Reputation ist mit der Zeitgewachsen, heute stärker als je zuvor.

Ich freue mich, dass auch Georg Domiz-laff, der jüngste Sohn des erwähnten HansDomizlaff, dieses Urteil nachdrücklichbestätigt. Er schreibt: „Dass Graf vonFaber-Castell den Ehrenpreis der G·E·Merhält, finde ich fabelhaft. Er hat dieseAuszeichnung unzweifelhaft verdient. Ichbewundere insbesondere die vorbildlicheStringenz, mit der er seine Marke pflegtund weiter werterhaltend ausbaut. Dasmacht in der ansonsten preiswütigen PBS-Industrie (Papier – Bürobedarf – Schreib-

waren) keiner nach. Deshalb passt die vor-genommene Ehrung auch so vorzüglichzum Motto der Tagung.“ Ich danke HerrnDisch, dass er mir dieses Zitat von GeorgDomizlaff weitergeleitet hat.

Faber-Castell ist ein Weltunternehmen.Bereits im Jahr 1849 wurde in den USAdie erste Niederlassung errichtet. Graf vonFaber-Castell hat die Chancen der Globa-lisierung ab 1978 konsequent und beharr-lich genutzt und ist mit den enormen He-rausforderungen fertig geworden. Er sagtemir eben, als angestellter CEO in einemamerikanischen Unternehmen wäre ermindestens viermal rausgeflogen in dieserZeit. In typischer Hidden Champions-Manier ist Faber-Castell heute in 25 Län-dern mit eigenen Vertriebsgesellschaftenpräsent und hat Handelsvertretungen in120 Ländern. Produziert wird an 15 Stand-orten weltweit. In Sao Carlos in Brasilienbetreibt Faber-Castell die größte Bleistift-fabrik der Welt. Dort werden pro Jahr 1,5Milliarden Bleistifte hergestellt. AberGlobalisierung ist nicht nur ein organisa-torisches Phänomen, bei dem es um Pro-duktionsstandorte, Logistik und Vertriebgeht.

Was bedeutet Globalisierung eigentlichfür die Person an der Spitze? Diese Fragewird fast nie diskutiert. Vielleicht wird siesogar verdrängt. Denn Globalisierung for-dert dem Chef ein schier unglaublichesReisepensum ab. Für den Hidden Cham-pions-Gipfel wollte ich auch Graf vonFaber-Castell im letzten Oktober als Refe-renten gewinnen. Er konnte mir aber nichtzusagen, da er zur fraglichen Zeit bei einer

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Messe in Schanghai sein musste. Das heißtGlobalisierung konkret: überall in derWelt persönlich Flagge zeigen. Warum istdiese globale Präsenz so wichtig?

Überlassen wir Graf von Faber-Castell dieAntwort. Zitat: „Ich habe im Ausland dieErfahrung gemacht, dass es enormgeschätzt wird, wenn der Inhaber sich fürdie Kunden interessiert. Ich interessieremich nicht nur lebhaft für unsere Produk-te, sondern auch für unsere Kunden. Nochheute besuche ich bei jeder GelegenheitSchreibwarengeschäfte. Als Unterneh-mensleiter nah am Kunden zu sein, istmeine Passion.“ Nah am Kunden in Glo-balia, und das mit 71, ein bisschen weißich auch, wovon er redet. Ich war selber inden letzten drei Monaten dreimal in Asienund Australien. Ich kann nicht behaupten,dass ich solche Reisen so locker wegste-cke wie Graf von Faber-Castell, obwohlich ja noch einige Jahre jünger bin. Ihnen,lieber Graf Faber-Castell, scheint dasnichts auszumachen. Gerade auch für Ihre

Globalisierungsleistung zollen wir Ihnenhöchsten Respekt.

Eine Laudatio darf natürlich nur die bishe-rigen Leistungen würdigen. Aber als Hob-by-Stratege kann ich mir einen kleinenBlick in die Zukunft nicht ganz verknei-fen. Die größte Herausforderung fürFamilienunternehmen kehrt in jederGeneration wieder, die Regelung derNachfolge. Ihr Sohn ist 33 und steht in denStartlöchern. Sie haben eine 25-jährigeTochter und zwei weitere Zwillingstöch-ter, die jetzt 16 sind. Sie haben selbstZuversicht geäußert, dass diese Nach-wuchsmannschaft auch in der Lage seinwird, das Erbe erfolgreich weiterzuent-wickeln. Ich wünsche Ihnen und IhrenKindern, dass diese dann, die Kinder alsneunte Generation, die große Traditionvon Faber-Castell fortführen. An Chancenwird es nicht fehlen, denn die Globalisie-rung steht erst am Anfang. Sie hält fürdenjenigen, der es richtig macht, wie Siees getan haben, unbegrenzte Wachstums-

Prof. Dr. Hermann Simon und Anton Wolfgang Graf von Faber-Castell

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potenziale bereit. Und da Faber-Castellbereits jetzt global aufgestellt ist, gibt eskeinen Grund, die Chinesen oder die Bra-silianer zu fürchten. Denn Faber-Castellist längst Brasilianer oder Malaie oderIndonesier oder Inder. Ich plädiere imÜbrigen ernsthaft dafür, dass wir auch dieChinesen bei den Kosten angreifen. Esgibt genügend Standorte, von denen auswir das können. Und wenn wir dann deut-sche Qualität und unsere Marken draufset-zen, dann zittern auch die Chinesen.

Wie wird sich das Schreiben entwi-ckeln? Das weiß heute niemand. Vorges-tern las ich von der neuen Technik desAir-Writing, bei der man einfach mit denHänden in der Luft schreibt und ein Sen-sor am Smartphone die Bewegungen auf-nimmt und in Schriftzeichen umwandelt.Ohne Zweifel wird die Technik Änderun-gen bringen. Solche Probleme werden beiFaber-Castell nicht verdrängt. „Müssenwir die Handschrift abschreiben?“ lautetdie Titelgeschichte in der Hauszeitung2/2012. Faber-Castell ist mit ähnlichenHerausforderungen durchaus vertraut.Das Haus war nämlich Marktführer beiRechenschiebern. Rechenschieber mach-ten Mitte der 1970er Jahre 25 % desUmsatzes von Faber-Castell aus undwahrscheinlich einen höheren Prozentsatzvom Gewinn. Mit dem Aufkommen derTaschenrechner in den 70er Jahren brachdieses Geschäft innerhalb von zwei Jahrenweg. Eine zweite Bedrohung kam in den80er Jahren mit dem Niedergang desmanuellen technischen Zeichnens. Faber-Castell wurde mit beiden Bedrohungenfertig und wuchs trotzdem weiter.

Kinder werden auch in Zukunft malen, mitzunehmendem Wohlstand wird Schönheitwichtiger. Damit sind Kosmetikstifte einWachstumsprodukt per excellence undGräfin Mary von Faber-Castell leitet diezukunftsträchtige Kosmetiksparte, dieGattin des Grafen von Faber-Castell. Umdie Perspektiven von Faber-Castellbraucht man sich also keine Sorgen zumachen, solange die Prinzipien wie in derVergangenheit gelebt werden.

Ich will mit wenigen Worten zur Persondes Geehrten schließen. Er ist ein Adliger,ein Graf und genau wie ihn stelle ich mireinen Adligen, einen Grafen der guten Sortevor. Hochgewachsen, schlank, was aufhohe Selbstdisziplin, auf Sportlichkeit undauch ein gesundes Maß an Askese schließenlässt. Er sieht heute noch genau so aus wieauf einem Foto aus dem Jahre 1965. SeineAusbildung hat ihn perfekt auf die Verant-wortung als globaler Unternehmensführervorbereitet: Jurastudium in Zürich,Management am IMEDE, heute IMD, inLausanne, Arbeit als Investmentbanker inNew York und London. 1975 stieg er dannzunächst in London bei Faber-Castell einund übernahm bereits 1978 im jungen Altervon 37 Jahren die Unternehmensleitung.Böcke schießt er nach eigener Aussage amliebsten im Büro, nicht im Markt und nichtauf der Jagd. Aber meine Vermutung ist,dass er eher selten im Büro ist und insofernnicht allzu viel Böcke schießen kann. Viel-mehr ist er rastlos für sein Unternehmen undseine Marke unterwegs.

„Wenn es um seine Marke geht, ist derChef nicht weit“, schrieb die FAZ. Graf

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von Faber-Castell wirkt aber auch darüberhinaus: er hält Vorträge, er interessiertsich für Kunst, er setzt sich für Nachhal-tigkeit ein und er hat zahlreiche Ehrenäm-ter inne und viele Ehrungen erhalten. DieAkademie der Bildenden Künste Nürn-berg berief ihn zum Ehrensenator. 2008wurde er zum Öko-Manager des Jahresgewählt. Und im Jahre 2010 hat ihn dieBundesrepublik Deutschland mit demVerdienstkreuz erster Klasse geehrt.

Es tut mir leid für das viele Gute, das ichin meiner Laudatio nicht berichten konnte.Vertiefendes zur Nachhaltigkeit, zu der esübrigens einen eigenen Bericht im Hause

Faber-Castell gibt, und zur Sozialchartakonnte ich nicht sagen. Auch auf dieBeziehungen zu Künstlern wie NeoRauch, Oskar Kokoschka oder Paul Klee,um nur wenige zu nennen, bin ich nichteingegangen. Ich habe nicht die hervorra-genden Dokumente des Hauses erwähnt,die echte Lehrbücher sind wie etwa diesehr lesenswerte Broschüre „Auf demWeg zur Weltmarke“. Auch die exquisiteArchitektur der Gebäude würdigte ichnicht. Alleine die Fülle kluger Aphoris-men von Graf von Faber-Castell verdienteeine eigene Laudatio. Wirklich sehr klugeSprüche. Aber Sie wissen ja, Herr Dischschaut auf die Uhr.

Am runden Tisch (v. l. n. r.): Prof. Dr. Martin Fassnacht, Petra Klein, Josef Sankt-johanser, Friedrich Neukirch, Prof. Dr. Hermann Simon, Prof. Dr. Dieter Ahlert,Sandra Suppa

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Die Begründung der Jury

Ich komme zur zusammenfassenden Wür-digung. Die Gesellschaft zur Erforschungdes Markenwesens verleiht den G·E·MAward 2013 an Anton Wolfgang Grafvon Faber-Castell in Würdigung – seiner langfristig gelebten Philoso-

phie, die Kernwerte der Marke Faber-Castell zu bewahren und damit auf derganzen Welt unverwechselbar zu sein

– seines Einsatzes für die Bewahrungder Tradition des Hauses Faber-Castellund die Personifizierung des Marken-auftritts

– seiner Idee, neben der Schaffung krea-tiver Pionierleistungen immer auch dieständige Verbesserung der vorhande-nen Leistungen voranzutreiben

– seines Bestrebens, den Brückenschlagzwischen Beständigkeit und aktuellerInnovationsführerschaft in Design undTechnik sichtbar zu leben

– seines ständigen Bemühens, denBegriff Nachhaltigkeit mit Leben undTaten zu füllen

– seiner Initiativen, in der Strategie desUnternehmens ökonomische Zielset-zungen mit sozialer und ökologischerVerantwortung zu verbinden

– seines Bekenntnisses zum Manufak-turstandort Deutschland.

Die Preis-Skulptur

Diese Begründung der Jury ist in einerUrkunde verbrieft, die wir Ihnen, lieberGraf Faber-Castell, gleich überreichenwerden. Zusammen mit einer Skulptur in

Form von Goethes „Stein des guten Glücks“ aus italienischem Marmor, einUnikat mit Zertifikat, 3 kg schwer.

„Stein des guten Glücks“ heißt das Denk-mal, das Johann Wolfgang von Goethe zuBeginn des Jahres 1777 neben sein Garten-haus in den Ilmwiesen zu Weimar alsGeburtstagsgeschenk für seine Seelen-freundin Charlotte von Stein setzen ließ.Es ist aus rötlichem Sandstein, 1,63 mhoch. Goethe wählte für sein Denkmal einesymbolische Formensprache. Sie geht aufSinnbilder der Renaissance zurück. Eshandelt sich um eines der ersten nicht-figürlichen Denkmäler Deutschlands.

Der „Stein des guten Glücks“ ist eineKugel auf einem mächtigen Kubus. DerKubus oder Würfel symbolisiert das Stati-

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sche, Gefestigte und Ruhende, Beständig-keit und Gelassenheit. Die darüber liegen-de Kugel drückt Bewegung, Kreativitätund Dynamik aus. Die Kugel ruht auf demKubus. Das Ganze stellt eine gelungeneVerbindung dieser beiden Elemente dar.Das Rollende auf dem Festen, das Wan-delbare über dem Unabänderlichen. Lässtsich Marke besser versinnbildlichen? Undist das nicht auch Sinnbild der Faber-Castell-Philosophie: die Kugel Innovationauf dem Kubus Tradition.

Lieber Graf Faber-Castell: HerzlichenGlückwunsch zum »G·E·M Award 2013«.

Anton Wolfgang Graf von Faber-Castell sagt Danke

Lieber Herr Neukirch, lieber Herr Disch,lieber Herr Professor Simon, meineDamen und Herren. Es ist so viel Positivesgesagt worden, was nicht nur meine Per-son, sondern auch was unser Unterneh-men betrifft. Ich bin wirklich sehr froh undstolz, diesen Preis heute in Empfang zunehmen. Ich möchte betonen, dass ich ihnnicht nur für mich, sondern auch für unse-re Mitarbeiter auf der ganzen Welt inEmpfang nehme. Ohne sie würde ich heu-te nicht hier stehen. Ich hoffe, dass der„Stein des guten Glücks“, so wie es auchmeine Vorredner gesagt haben, unseremUnternehmen noch lange viel Erfolg brin-gen wird. Das Glück jedoch bleibt letztenEndes immer nur beim Tüchtigen.

Aus meiner Sicht ist es für Menschen, dieeine angeborene Neugierde haben, etwas

sehr Interessantes, mit Produkten wie denunsrigen Wünsche zu erfüllen. Sie, HerrProfessor Simon, sprachen auch von denKünstlern. Künstler wie beispielsweiseNeo Rauch sind nicht nur treue Abnehmerunserer Produkte, sondern geben uns auchgelegentlich wertvolle Hinweise, diese zuverbessern. Ich bin sicher in der sehr güns-tigen Situation, es mit Produkten zu tun zuhaben, die Werkzeuge für Kreative sind.Was gibt es eigentlich Schöneres? Wirbegeistern mit unseren Produkten nichtnur Künstler, sondern bringen auch Kin-deraugen zum Leuchten – die Augen derjungen Kreativen.

Was lernt man in 35 Jahren? Wenn mansich fragt, was im Leben eines CEO einesMarkenartiklers wirklich zählt, dann ist esder ständige Drang, die Produkte zu ver-bessern und den Kundennutzen zu erhö-hen. Es sind die Neugierde, die Beharr-lichkeit und, wie Sie auch schon angespro-chen haben, Herr Professor Simon, dieKontinuität, die für den langfristigenErfolg den Ausschlag geben. Viele vonden Pflänzchen, den kleinen Gesellschaf-ten nämlich, die ich ja anfangs der 1980erJahre und auch gleich nach dem Tod mei-nes Vaters Ende der 70er Jahre in Asien-Pazifik gegründet habe, sind zwischen-zeitlich zu stattlichen Bäumen geworden.Ein Beispiel zur Kontinuität: 1997/98waren in Indonesien Krisenjahre, doch wirsind geblieben. Ein bedeutender amerika-nischer Mitwettbewerber hat die Zelteabgebrochen. Heute bereut er es. Ich hattedas Glück, die Möglichkeiten auszu-schöpfen, die mir meine Position alsMehrheitsgesellschafter gegeben hat.

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Wenn man Entscheidungen mit Verstandund Sorgfalt fällt, ist das auch eine großeChance für den langfristigen Erfolg imMarkt.

Ich hoffe, dass es meinen Kindern gelingt,ebenfalls diese Kontinuität zu wahren.Innovation und Kontinuität müssen sichdie Balance halten. Zu viel Innovationbirgt die Gefahr, das Kerngeschäft zu ver-nachlässigen. An dieser Stelle möchte ichHerrn Manfred Schmidt vom Institut fürMarkentechnik Genf zitieren, der in einemVortrag vor unseren Führungskräften sag-te: „Unternehmen werden nie von außen,Unternehmen werden immer nur voninnen heraus zerstört.“ Das ist absolutrichtig. Unsere Marke wird vom Endver-braucher, also von unseren Kunden,geschätzt. Wir sind seine Lebensbegleiter.Aber wie können wir es vermasseln?

Durch interne Fehler wie falsche Ein-schätzung des Marktes, durch Überheb-lichkeit und durch mangelnde Marktnähe.

Unternehmen wie die unsrigen, derenMarken über Generationen aufgebautwurden – und auch das haben Sie aus mei-ner Sicht sehr gut dargestellt, Herr Profes-sor Simon – haben einen besonderenWert. Eine solche Marke aufzubauen,dauert seine Zeit. Es sind eben diese klei-nen Pflänzchen, die viel Geduld und Zeitbrauchen, um ein großer Baum zu werden.Für die Zukunft wünsche ich mir, dass wirweiterhin zu einem kräftigen Wald heran-wachsen.

Die Ehrung nehme ich gerne mit nachStein, wo sie einen Ehrenplatz erhaltenwird. Ich danke Ihnen sehr herzlich fürden heutigen Abend.

Friedrich Neukirch, Anton Wolfgang Graf von Faber-Castell und Prof. Dr. HermannSimon

4. G · E · M A W A R D

19. Februar 2014 im SEMINARIS CampusHotel Berlin

Verleihung des »G·E·M Award 2014«an Dr. h.c. August Oetker

Begrüßung und Einführung:Friedrich Neukirch, Präsident G·E·M

Laudatio:Josef Sanktjohanser

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Mit dem »G·E·M Award« zeichnet dieGesellschaft zur Erforschung des Marken-wesens Menschen aus, die hinter derMarke stehen, Persönlichkeiten, die Ent-wicklungen auf dem Gebiet des Marken-wesens anführen oder entscheidend beein-flussen.

Der G·E·M Award ist ein Ehrenpreis. DerPreisträger erhält eine Urkunde mit derBegründung der Jury und einen „Stein desguten Glücks“.

Der G·E·M Award wird jährlich verliehen.Er wird nicht öffentlich ausgeschrieben.Man kann sich nicht selbst bewerben.

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Am 19. Februar 2014, am Vorabend zum18. G·E·M Markendialog „Das digitaleZeitalter fo(ö)rdert Markenführung überalle Sinne“ in Berlin, wurde zum viertenMal der »G·E·M Award« verliehen. Aus-gezeichnet mit dem »G·E·M Award« 2014wurde Dr. h.c. August Oetker, Vorsit-zender des Beirates der Dr. August OetkerKG, Bielefeld.

Nach der Begrüßung der Gäste, Mitglie-der der G·E·M und der Teilnehmer am 18. G·E·M Markendialog durch FriedrichNeukirch, Präsident der G·E·M Gesell-schaft zur Erforschung des Markenwe-sens, hielt Josef Sanktjohanser die Lauda-tio auf den Preisträger.

Begrüßung und EinführungFriedrich Neukirch

Meine sehr verehrten Damen und Herren,wir freuen uns sehr, dass Sie so zahlreichheute zu uns gekommen sind. Im Namendes Vorstands und des Kuratoriums derGesellschaft zur Erforschung des Marken-wesens darf ich Sie sehr herzlich zu die-sem traditionellen Vorabend zum G·E·MMarkendialog willkommen heißen.

Dieser Abend ist ein ganz besonderer. Andiesem Abend wird der »G·E·M Award«verliehen, heute zum vierten Mal. Diejeni-

gen, die 2011, 2012 und 2013 dabeiwaren, haben miterlebt, wie wir HerrnEmil Underberg als ersten, Herrn AlbertDarboven als zweiten und Graf von Faber-Castell als dritten Preisträger mit dem»G·E·M Award« ehren konnten.

»G·E·M Award 2014« an Dr. h.c. August Oetker

Es ist uns eine besondere Freude und Ehrezugleich, dass Herr Emil Underberg undGraf von Faber-Castell heute Abend zuuns nach Berlin zur Verleihung des vier-ten »G·E·M Award« gekommen sind.Sehr, sehr herzlich willkommen.

Mit besonderer Freude begrüße ich dieVorstands-Mitglieder des Markenver-bandes, die nach ihrer Sitzung Unter denLinden zu uns nach Dahlem gekommen

Friedrich Neukirch

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sind. Ich begrüße den Präsidenten desMarkenverbandes, Herrn Franz-Peter Fal-ke, die Vizepräsidenten Dr. Reinhard Zin-kann, Gerhard Berssenbrügge und Andre-as Schubert sowie die Vorstandsmitglie-der Andreas Ostermayr, Jens-MartinSchwärzler, Titus Wouda Kuipers, UweBergheim und Dr. Hasso Kaempfe. AuchIhnen ein herzliches Willkommen.

Mit Ihrem Kommen zur Verleihung desvierten »G·E·M Award« bekunden Sie dieVerbundenheit von Markenverband undG·E·M als Partnerorganisationen, die sichin ihren Arbeiten hervorragend ergänzen.Ich darf daran erinnern, dass es 1910 und1954 Mitglieds-Unternehmen des Mar-kenverbandes waren, die bewusst dieG·E·M als selbstständige Organisation zurErforschung des Markenwesens gegrün-det haben. Und ich möchte auch erwäh-nen, dass der Markenverband immer wie-der bereit ist, Forschungsprojekte derG·E·M zu fördern und zu unterstützen.Das wissen wir sehr zu schätzen. Vorstandund Kuratorium der G·E·M sagen Ihnenbei dieser Gelegenheit ein Dankeschön.

Meine Damen und Herren, zurück zum»G·E·M Award«. Der »G·E·M Award«,ein Ehrenpreis, geht an Marken- undUnternehmensführer, die sich dadurchauszeichnen, dass sie als Persönlichkeitihre Marken zu Persönlichkeiten heranrei-fen lassen. Und dass sie die Entwicklungauf dem Gebiet des Markenwesens, derMarkenführung und Markentechnikanführen und entscheidend beeinflussen,also Vordenker auf dem Gebiet des Mar-kenwesens sind.

Ich darf Ihnen nun den Namen des dies-jährigen Preisträgers nennen: Es ist HerrDr. h.c. August Oetker.

Lieber Herr Dr. Oetker – herzlichen Glückwunsch. Wir freuen uns sehr, dassSie sich Zeit genommen haben, heute zuuns nach Berlin zu kommen, um den»G·E·M Award« 2014 entgegenzuneh-men.

Natürlich haben wir uns Gedankengemacht, wer denn die würdigen Worteeiner Laudatio sprechen könnte. Wirhaben einen sehr kompetenten Menschengefunden, der im Zusammenhang mitMarke und Marken-Partnerschaft imgemeinsamen Absatzweg zum Konsu-menten kein Unbekannter ist. Ich überge-be in wenigen Minuten an unseren Lauda-tor, Herrn Josef Sanktjohanser.

Ganz kurz möchte Ihnen Herrn Sanktjo-hanser vorstellen, was eigentlich gar nichterforderlich ist. Josef Sanktjohanser, Jahr-gang 1950, nach dem Studium derBetriebswirtschaftslehre in Köln, ge-schäftsführender Gesellschafter im elter-lichen mittelständischen Lebensmittel-handelsunternehmen „Petz“. 1986 Ge-schäftsführer der Rewe-Handelsgesell-schaft Koblenz. 1991 Leitung der REWEWest und weitere Führungspositionen alsNiederlassungsleiter und Geschäftsführerin der REWE-Gruppe. Ab März 2004 Mit-glied des Vorstands der REWE-ZentralAG und der REWE-Zentralfinanz eG,Köln. Ab 1. Juli 2012 – nach 25 Jahren imTop-Management der Rewe Group – Mit-inhaber der Petz Rewe GmbH, Wissen/

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Sieg. Zudem ist Herr Sanktjohanser seit30. Oktober 2006 Präsident des Handels-verband Deutschland – Der Einzelhandel(HDE), Berlin.

Uns ist Herr Sanktjohanser bestensbekannt durch seine Beiträge beim 15.G·E·M Markendialog 2011 „Markenstra-tegien im Spannungsfeld Hersteller –Handel“ und beim 17. G·E·M Markendia-log 2013 „Marken brauchen Preisfüh-rung“. Herr Sanktjohanser, bitte überneh-men Sie.

LaudatioJosef Sanktjohanser

Lieber Herr Dr. Oetker, meine sehr geehr-ten Damen und Herren. Lieber Fritz Neu-kirch. Ich fühle mich sehr geehrt, dass ichin diesem Kreis die Laudatio für Herrn Dr.h.c. August Oetker halten darf. HerzlichenDank.

Herr Dr. Oetker, Sie sind gespannt, so sag-ten Sie, was denn jetzt kommt, für was Siegeehrt werden. Es geht nicht um IhrLebenswerk. Wir wollen Sie heute alsPersönlichkeit ehren, als die Sie für IhreMarke „Dr. August Oetker“ unterwegswaren und noch immer sind.

Wir sind heute hier in Berlin zusammen-gekommen, um Ihnen den »G·E·MAward« 2014 der Gesellschaft zur Erfor-schung des Markenwesens zu verleihen.In den Statuten heißt es: Die G·E·M zeich-net Menschen für ihre erfolgreichenArbeiten auf dem Gebiet des Markenwe-sens aus. Der »G·E·M Award« wird ver-liehen an Persönlichkeiten, die hinter derMarke stehen, die Entwicklungen in Mar-kenführung und Markentechnik anführenund entscheidend beeinflussen.

„Meist genügt eine gute Idee und derMann ist gemacht. Mit der erfolgreichenUmsetzung dieses zeitlosen Leitsatzes ininnovative, marktfähige Produkte legtemein Urgroßvater Dr. August Oetker denGrundstein für den Erfolg unseres Unter-nehmens – dieser Leistung fühlen wir unsauch heute noch verpflichtet.“

Dieser Satz, sehr geehrter Herr Dr. Oetker,drückt Ihr Denken und Handeln in vor-trefflicher Weise aus. Als herausragendeUnternehmerpersönlichkeit führen Sie inder vierten Generation die Dr. AugustOetker KG, von 1981 bis 2009 als Kom-plementär und persönlich haftenderGesellschafter und seitdem als Vorsitzen-der des Beirates.

Josef Sanktjohanser

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Ihr Handeln als Marktführer steht auf dreitragenden Säulen: Kontinuität, Innnova-tion und Vertrauen. Und darum geht esbeim »G·E·M Award«.

Sie stehen für eine Epoche, in die Interna-tionalisierung, Größenwachstum und vorallem wegweisende Markenentwicklungfällt. Sie verkörpern die Verbindung vonVergangenheit, Gegenwart und Zu-kunft und sagen dazu selbst, ich zitiere Sie:

„Als wir 1985 unseren Unternehmens-grundsatz für Dr. August Oetker Nah-rungsmittel überdachten und unsere Kern-botschaft in die Formel »Man nehme Dr.Oetker – Qualität ist das beste Rezept«brachten, fanden wir, dass wir uns mit die-sem Grundsatz bestmöglich beschreiben.Mittlerweile erleben wir, dass auch Ver-braucher, Wettbewerber und Handel unse-ren Grundsatz als passende und treffendeAussage über unsere Unternehmen emp-finden. Mit diesem Selbstverständnis undAnspruch »Qualität ist das beste Rezept«gehen wir auf die Wurzeln des Unterneh-mens, auf meinen Urgroßvater Dr. AugustOetker zurück, und verbinden sie mitunserer auf die Zukunft ausgerichtetenUnternehmenspolitik.“

Kurz zu Ihrer Vita: Am 17. März 1944wurden Sie in Bielefeld geboren. Nachdem Abitur und der Ausbildung zum Ree-derei-Kaufmann, dem Studium derBetriebswirtschaftslehre in Münster undHamburg und dem Abschluss als Diplom-Kaufmann, sind Sie seit 1972 für die Oet-ker-Gruppe tätig. 1981 bis 2009 Komple-mentär und persönlich haftender Gesell-

schafter der Dr. August Oetker KG, ab2010 Vorsitzender des Beirates des Unter-nehmens. Am 11. Oktober 2000 wurdeIhnen die Ehrendoktorwürde von derFakultät für Wirtschaftswissenschaft derUniversität Witten/Herdecke verliehen.1985 erfolgte die Berufung in den Vor-stand des Markenverbandes, von 1993 bis2007 gehörten Sie dem Präsidium, unteranderem als erster stellvertretender Vor-sitzender an.

Kontinuität – die erste tragende Säule.Ihre persönliche Geschichte und dieGeschichte der Dr. August Oetker KG ste-hen für Kontinuität schlechthin. Im „stern“-Beitrag „August Oetker – Der Pudding-Mann“ vom 17. März 2004 liest sich das so:

„Bei allen Schritten sieht sich August Oet-ker immer in der Pflicht des Familien-unternehmens: »Ich kann mir nicht vor-stellen, etwas zu tun, das zerstört, wasGenerationen geschaffen haben. Wir den-ken in längeren Zeiträumen«. Unkalku-lierbare Risiken oder ein Zick-Zack-Kursseien für diese Firma undenkbar.“

Und ich erlaube mir, aus meinem eigenenWirkungskreis, meiner eigenen Herkunft,ein Parallelbeispiel zu bringen, das derGenossenschaft. Die REWE ist eine großeGenossenschaftsfamilie wie die Edekaauch. Und dort gibt es viele Unternehmen,die unter diesem Dach wirken. Die Genos-senschaft vertritt gleiche Werte: denGenerationenvertrag. Und es gibt dasschöne Beispiel, dass man eine Genossen-schaft wie ein Familienunternehmen, wieeine große Plantage beschreiben kann.

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Diese Plantage wird von jeder Genera-tion zur anderen vererbt, übertragen,gepflegt und gehegt. Und die jeweiligenMitglieder der Genossenschaft oder dieMitglieder der Familie sind berechtigt,die Früchte zu ernten. Und das Unterneh-men beziehungsweise die Genossen-schaft, die Plantage in diesem Sinnbild,muss Bestand haben und fortgetragenwerden. Mit anderen Worten: es ist kei-nem erlaubt, die Plantage zu roden, zunutzen und den Generationen danachvorzuenthalten.

Aus persönlichem Erleben, als Lebens-mittelhändler von Geburt an und Mitglieddieser Genossenschaftsfamilie REWE,weiß ich um die Strahlkraft der Marke Dr.Oetker. Und ich weiß um die Seriosität,die Verlässlichkeit und Glaubwürdigkeitin jedweden Geschäftsbeziehungen zwi-schen Ihrem Haus Dr. Oetker und demgesamten Handel.

Es besteht das vieldiskutierte Spannungs-feld zwischen Industrie und Handel:Angebotsdruck versus Nachfragemacht.Das Unternehmen Dr. Oetker spielt inunserer extrem wettbewerbsintensivenLebensmittelbranche in diesem Span-nungsfeld eine herausragende Rolle. Indiesem immerwährenden und dem markt-wirtschaftlichen Leistungsprinzip ge-schuldeten Spannungsfeld, in diesemKonflikt, da helfen Sie mit Ihrer Art, die-sen Konflikt zu bewältigen.

Von Beginn an – so weiß ich aus eigenerErfahrung und aus der Eltern- und Großel-terngeneration, also seit mehr als 100 Jah-ren – pflegt das Unternehmen Dr. Oetkereinen respektvollen und fairen Umgangim tagtäglichen Geschäftsverkehr mit sei-nen Kunden, also mit uns Händlern.Dafür, sehr geehrter Herr Dr. Oetker, ste-hen Sie persönlich.

Die Kultur Ihres Hauses ist beispielge-bend für die ganze Branche. Sie wissenalle, dass es auf beiden Seiten des Ver-handlungstisches raue Gesellen gibt. Vie-le beklagen: leider stark zunehmend.Umso mehr darf ich für den Handelsagen: In allen ihren Geschäftsfeldernvermittelt die Dr. August Oetker KG dasBild, für einen fairen Interessenaus-gleich und den Anspruch auf eine ehr-liche und dauerhafte Partnerschafteinzutreten.

Das zeigt sich durch die Grundhaltungihrer Mitarbeiter und Manager in denunzähligen täglichen Verhandlungen. UndSie, sehr geehrter Herr Dr. Oetker, verkör-Dr. h.c. August Oetker

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pern dies beispielhaft als erster Botschafterund erster Diener Ihres Unternehmens.

Ich erinnere mich gerne an unseren Han-delskongress 2008, als Sie in Ihrer Key-note genau dieses Selbstverständnis unse-ren über eintausend Gästen im Auditoriumübermittelt haben: – Klar in der Botschaft eines erfolgrei-chen Markenführers und

– genauso klar in Ihrem eigenen Werte-verständnis.

– Persönliche Bescheidenheit und – gleichermaßen höchster Anspruch aufPflichterfüllung gegenüber dem Unter-nehmen, den Mitarbeitern und Kundenund gegenüber der Gesellschaft.

Innovation – die zweite tragende Säule.Zur Innovation, der zweiten tragendenSäule, lassen sich abendfüllend in histori-scher Folge die Produktgeschichte und dieGeschichte Ihres Unternehmens auflisten.Ich möchte Ihre Innovations- und IhreGestaltungskraft mit wenigen Wortenumreißen:

Das umfangreiche Sortiment, 600 bis 700Produkte, wurde im Laufe der 1980er und1990er Jahre auf ca. 250 Produkte unterder Marke Dr. Oetker reduziert. Siebündelten die Palette zum Beispiel bei denBiermarken unter dem Dach der Unterhol-ding Radeberger Gruppe und trennten sichvon Randbereichen, so Ültje und Eis-creme-Produkte.

Parallel dazu treiben Sie für Dr. Oetker dieInternationalisierung des Nahrungsmittel-geschäftes voran. Stärkung und Durchset-

zung der Marken auch im Ausland stehenim Mittelpunkt des Geschäfts, um dieWettbewerbsfähigkeit zu erhalten und zuverbessern.

Innovation ist im Hause Dr. Oetker nichtauf Produkte und Märkte beschränkt.Schon früh haben Sie sich dazu bekannt,dass die ökonomische Entwicklung imEinklang mit ökologischen Notwendig-keiten und sozialen Bedürfnissenbesteht. Der Umweltschutz ist ein festesElement der Unternehmensführung. Be-reits bei der Entwicklung von Produktenwerden Maßnahmen erarbeitet, um Um-weltbelastungen so gering wie möglich zuhalten. Dafür wurden Sie bereits 1995zum „Ökomanager des Jahres“ gewählt.

Ferner widmen Sie sich mit besondererSorgfalt Themen im Personalbereich, umBeschäftigung dauerhaft zu sichern undMitarbeiter möglichst langfristig zu bin-den. Beides ist auch Ausdruck innovati-ven Denkens und Handelns.

Lieber Herr Dr. Oetker: Als oberster Ver-antwortlicher in fast drei Dekaden, in denJahren 1981 bis 2009, haben Sie sicherfolgreich als Innovator bei der Ent-wikklung neuer Produkte und derErschließung neuer Geschäftsfelder fürdie Marke Dr. Oetker erwiesen. Beidesollen das Fundament des Erfolgs für dienächste Generation bereiten. DiesemAnliegen dienten auch Ihre Initiativen zurKonzentration auf die Kernkompetenzenund die Internationalisierung der Oetker-Gruppe. Gleichzeitig haben Sie im Sinneeiner wertorientierten Unternehmensfüh-

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rung die ökonomische Entwicklung stetsim Einklang mit ökologischen Notwendig-keiten und sozialen Bedürfnissen gesehen.

Vertrauen – die dritte tragende Säule.Das Wort „Vertrauen“ ist mit dem Namen„August Oetker“ eng verbunden. 1891schreibt Ihr Urgroßvater Dr. August Oet-ker in seiner Annonce: „Mein Bestrebenwird es sein, einen jeden, welcher meinOffizin mit seinem Vertrauen beehrt, aufdas beste zu bedienen“. Über hundert Jah-re später formulieren Sie: „Marke heißtVertrauen“.

In der ZDF-Talkshow mit Maybrit Illneram 25. Juni 2003 wurden Sie gefragt:„Sind Sie noch gerne Unternehmer inDeutschland?“ Und Sie haben gesagt: „Ichbin gerne Unternehmer und ich möchtedas auch gerne bleiben. Dafür allerdingsstellen sich mir ein paar Fragen. Die habenalle sehr viel mit dem Begriff Vertrauenzu tun. Ich komme gerade vom Marken-verband und dessen hundertjährigemGeburtstag. Es gibt ein Buch, das zu lesensich immer wieder lohnt. Von HansDomizlaff, der über das Gewinnen desöffentlichen Vertrauens geschrieben hat.Das ist wahnsinnig wichtig, dieses öffent-liche Vertrauen. Domizlaff hat bewusstvom öffentliches Vertrauen und nicht vomVertrauen des Konsumenten oder derUnternehmer gesprochen“. Und das heißt,so haben Sie ergänzt: „Versprich nichts,was Du nicht halten kannst“.

Und auch dies gehört zum Thema „Ver-trauen in die Marke Dr. Oetker“. Ineinem Interview mit der ZEIT vom 16.

Oktober 2013 äußern Sie sich erstmals zurNazi-Vergangenheit des Konzerns unterder Leitung Ihres Vaters Rudolf-AugustOetker: „Mein Vater war ein Nationalsozi-alist“. Ihre Familie hat die Vergangenheitdes Unternehmens und der Gesellschafter-familie Dr. Oetker in der Zeit des National-sozialismus wissenschaftlich untersuchenlassen. Im Oktober 2013 erschien dazu dasBuch im Verlag C.H. Beck.

„Durch ihre öffentliche Auseinanderset-zung mit der eigenen NS-Geschichte machtnun eine Familie von sich reden, derenMarke in Deutschland nahezu jeder kennt“,so heißt es in diesem ZEIT-Interview.

Mit dem altmodisch anmutenden Begriff„Bekennermut“, der mir in diesem Zu-sammenhang sehr bewusst geworden ist,haben Sie einen unschätzbaren gesell-schaftlichen Beitrag geleistet. Vor allemhaben Sie in Ihrer Eigenschaft als einerder bekanntesten Persönlichkeiten demUnternehmertum in Deutschland ein ho-hes Maß an Glaubwürdigkeit verliehen.Allein dafür gebührt Ihnen unser aller aus-drücklicher Dank.

Und hier schließt sich der Kreis. Sie, lie-ber Herr Dr. Oetker, unser heutiger Laure-at, leben Vertrauen und Glaubwürdigkeitvor. Ihr Credo „Vertrauen in die MarkeDr. Oetker“ hat dazu geführt, dass 97Prozent der Verbraucher in Deutschlanddie Marke Dr. Oetker kennen und dassdiese Marke Dr. Oetker in Deutschlandund international zu den stärksten Nah-rungsmittel-Marken überhaupt zählt. Ihrganz persönlicher Beitrag zu mehr als ein-

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hundert Jahren herausragende Marken-führung ist außergewöhnlich.

Die Begründung der Jury

Ich komme zur zusammenfassenden Wür-digung der Jury. Die Gesellschaft zurErforschung des Markenwesens verleihtden »G·E·M Award« 2014 an Herrn Dr.h.c. August Oetker in Würdigung– seiner Verdienste bei der Führung derMarken der Oetker-Gruppe durch dieGegenwart und in die Zukunft

– seiner Überzeugung, dass nur langfris-tiges Denken zum Erfolg führen kannund die Strategie für die Zukunft nureine Markenstrategie sein kann

– seines ständigen Einsatzes dafür, dieMarken der Oetker-Gruppe zu Persön-lichkeiten heranreifen zu lassen

– seines immerwährenden Bestrebens,innovative Produkte und Dienstleis-tungen zu entwickeln, die das Funda-ment des Erfolgs für die nächste Gene-ration bereiten

– seines Mutes, immer neue Geschäfts-felder für die Marke Dr. Oetker zuerschließen und gleichzeitig das Pro-duktangebot auf Kernkompetenzen zukonzentrieren

– seiner Initiativen, die Internationalisie-rung der Oetker-Gruppe erfolgreichvoranzutreiben

– seines großen Anliegens, im Sinneeiner werteorientierten Unternehmens-führung die ökonomische Entwicklungstets im Einklang mit ökologischenNotwendigkeiten und sozialen Bedürf-nissen zu sehen.

Die Preis-Skulptur

Diese Begründung der Jury ist in einerUrkunde verbrieft, die wir Ihnen, lieberHerr Dr. Oetker, gleich überreichen wer-den. Zusammen mit einer Skulptur inForm von Goethes „Stein des guten Glücks“ aus italienischem Marmor, einUnikat mit Zertifikat, 3 kg schwer.

„Stein des guten Glücks“ heißt dasDenkmal, das Johann Wolfgang von Goethe zu Beginn des Jahres 1777 nebensein Gartenhaus in den Ilmwiesen zu Weimar als Geburtstagsgeschenk für sei-ne Seelenfreundin Charlotte von Stein set-zen ließ. Es ist aus rötlichem Sandstein,1,63 m hoch. Goethe wählte für seinDenkmal eine symbolische Formenspra-che. Sie geht auf Sinnbilder der Renais-

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sance zurück. Es handelt sich um eines der ersten nicht-figürlichen DenkmälerDeutschlands.

Der „Stein des guten Glücks“ ist eineKugel auf einem mächtigen Kubus. DerKubus oder Würfel symbolisiert das Stati-sche, Gefestigte und Ruhende, Beständig-keit und Gelassenheit. Die darüber liegen-de Kugel drückt Bewegung, Kreativitätund Dynamik aus. Die Kugel ruht auf demKubus. Das Ganze stellt eine gelungene

Verbindung dieser beiden Elemente dar.Das Rollende auf dem Festen, das Wan-delbare über dem Unabänderlichen.

Lässt sich Marke besser versinnbild-lichen? Und ist das nicht auch Sinnbild derOetker-Philosophie? – die Kugel Innova-tion auf dem Kubus Kontinuität und Ver-trauen.

Lieber Herr Dr. Oetker: Herzlichen Glückwunsch zum »G·E·M Award« 2014.

Josef Sanktjohanser, Dr. h.c. August Oetker und Friedrich Neukirch

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Dr. h.c. August Oetker sagt Danke

Meine Damen und Herren, was soll ichjetzt eigentlich noch sagen? Es ist so viel gesagt worden, nicht alles davon glau-be ich. Bei manchem habe ich mirgedacht, spricht Herr Sanktjohanser überjemand anderes? Aber dann kam auchwieder etwas, woran ich mich erinnernkonnte.

Ich sehe, dass es hier gleich etwas zuEssen gibt. Das Buffet bietet eine ganzeMenge. Ich habe gesehen, dass es auch das„richtige“ Bier gibt, wenngleich das nurteilweise stimmt. Denn wer Weizen trinkt,trinkt ein „Fremdes“. Er kann das unterVerkostung von Alternativen abbuchenund kommt hinterher zurück zu unserem.Doch zurück zum Thema Marke. Sie sindalle mittendrin in dem Geschehen rund umMarken, mit Marken. Sie gehen um mitMarken. Erfolgreich. Sie machen, wie wir,dabei auch Fehler. Und wir alle lernenimmer wieder dazu. Plötzlich heißt es,dass das Wesen der Marken nun wirklicherkannt worden sei. Doch dann kommt dieBotschaft, die Schema-Theorie sei dieAntwort auf alles. Das gilt dann einigeJahre. Bis dann jemand sagt, dass dasUnsinn sei. Dann muss er natürlich auchetwas Neues bieten. Vielleicht die Hirn-forschung? Die Neurologen sind ja imMoment ganz oben: sie wollen den Men-schen ins Hirn gucken, um herauszufin-den, was da eigentlich los ist. Ich wage zusagen: Wenn einer in 15 Jahren noch malguckt und wir alle über Facebook unsunterhalten, ist da gar nichts mehr, wasman noch angucken kann.

Ich komme zu unserer Marke. Ich kanngar nicht ohne unsere Marke leben. Ichheiße ganz genau so wie die Marke. Ichheiße Dr. August Oetker wie der GründerDr. August Oetker. Aus dieser FamilieOetker entspringt eine Liebe zu dieserMarke und eine hohe Identifikationsmög-lichkeit.

Um Ihnen das zu verdeutlichen, erzähleich Ihnen eine kleine Geschichte aus mei-ner Kindheit. Wir sind mit dem Zug nachBayern gefahren, in Dortmund in denSchlafwagen eingestiegen. Nach Dort-mund sind wir mit einem unserer VW-Busse gefahren. Die hießen „Familien-pudding mit Schokoladensoße“, weil diegelb und braun waren. Und natürlich dasLogo drauf. In München angekommen,stand da auch ein VW-Bus, aber ich sagte:„Da steige ich nicht ein, das sind nichtwir.“ Das war nämlich einfach ein VW-Bus. VW ist sicher auch stolz auf seineMarke, aber da war eben nicht unsereMarke drauf und das passte mir nicht unddeswegen bin ich nicht eingestiegen.

Wir haben von 1891 bis heute eine sehrevolutionäre Entwicklung unsererMarke erlebt und immer darauf geachtet,dass wir keine revolutionären Schritte vor-nehmen. Wir haben dabei auch Fehlergemacht. Sie erinnern vielleicht, dass wirmal ein blaues Logo für die Tiefkühlkosthatten. Das lag irgendwie nahe: Tiefkühl-kost – kalt – blau. Aber das war falsch.Oder: Wir hatten ein Vollsortiment, auchin der Tiefkühlkost. Wir waren Spezialistfür alles. Das ist schwierig, kann ich Ihnensagen, bis unmöglich. Das mussten wir

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lernen. Wir haben damals rollende Erbsenverkauft, zu denen wir nun wirklich nichtsbeizutragen hatten. Wir haben auch chine-sische Menüs angeboten: China-Town,das war so ungefähr das Chinesischste andiesem ganzen Produkt.

Wir wollten eben Spezialist für alles sein,doch das ging nicht. Wir können nichtalles geben, das wissen wir. Aber das, waswir versprechen – und das haben Sie inIhrer Laudatio angesprochen, das gebenwir auch. Dazu gehört zum Beispiel derGenuss. Dazu gehört auch das Gelingen,wenn man mit unseren Produkten arbeitet.Wenn dann die berühmte Schwiegermut-ter um die Ecke kommt und sagt „Malsehen, was die Schwiegertochter kann“ –wenn die Schwiegertochter vorher unsereProdukte gekauft hat, dann ist der Kuchen

auf dem Tisch, so wie er dahin gehört.Und die Schwiegermutter muss sichzurückhalten und sich wundern.

Innovationen, die Sie herausgestellthaben, spielen natürlich eine große Rolle.Wie kann man mit einem Sortiment, dasmit Backpulver und Puddingpulver zu denalten Märkten zählt, von denen man sagt,dass sie untergehen werden, wachsen? Wodoch heute die Frische-Märkte so viel grö-ßer sind. Was kann man da überhaupt tun?Ich meine: Da kann man eine ganze Men-ge tun. Ob man das dann jedes Mal eineInnovation nennen kann, darüber will ichnicht streiten. Manchmal ist es auch nureine Ergänzung oder ein Ersetzen einesProdukts durch ein anderes: andereGeschmäcker, andere Zubereitung und soweiter.

Doch das war die Vergangenheit, die Zeit,die ich großenteils so erlebt habe, wie Siediese beschrieben haben. Was aber ist mitder Zukunft? Das große Thema wirdsein: Die Marke im Netz. Social Media– ist das gut oder nicht gut? Ich glaube, esist gut. Denn auf diese Weise haben wirdie Möglichkeit, einen Dialog mit denMenschen zu führen. Eine Möglichkeit,die wir bei der Werbung nicht hatten. Daswar eine Einbahnstraße: Wir senden undnehmen eigentlich nicht viel Rücksichtauf den Empfänger. Wann treffen wir ihnan? Unter welchen Umständen? Will eruns gerade sehen oder will er uns geradenicht sehen? Wir kriegen auch von ihmnichts zurück. Jedenfalls nicht unmittel-bar, was er davon hält, was wir ihmgesandt haben.Dr. h.c. August Oetker

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Durch die Möglichkeiten des Netzeskönnen die Menschen mit den Unterneh-men reden. Nicht mit jedem Unterneh-men, aber mit Dr. Oetker schon. Unile-ver zum Beispiel ist ein Begriff, Dr. Oet-ker dagegen ist ein Name. Und damithaben wir möglicherweise einen gewis-sen Vorteil, wenn wir über das Netz mitdenjenigen, die wir erreichen wollen,denen wir etwas sagen, zeigen odernahebringen wollen, kommunizieren.Wenn wir Emotionen vermitteln wollen,die dann in Gefühle übergehen für unse-re Marke. Hier haben wir als Dr. Oetkersicher Chancen, die vielleicht nicht jedesUnternehmen hat.

Warum überhaupt Marke? Wir habenuns nach einigen Diskussionen wieder fürdie Markenstrategie und gegen eine Preis-Mengen-Strategie entschieden. Warum?Weil wir keinen Schutz in Form vonPatenten oder ähnlichen Einrichtungenhaben. Wir haben es gerade bei Dr. Oet-kers PAULA Milchpudding erlebt. DasProdukt kann aussehen wie es will, esmacht jemand anderes etwas ähnlich. Wirdachten, wir hätten was Ungewöhnliches,das Gericht hat es so nicht gesehen. Wirhaben also eigentlich keinen Schutz. Wiewerden wir dennoch einzigartig? Unver-wechselbar? Natürlich über die Marke.Denn die ist einmalig. Und außerdem istsie nicht kopierbar. Da kann einer hinge-hen, sich eine Maschine kaufen, unsereProdukte analysieren und die Rezepteerkennen. Aber die Marke kann er nichtbekommen. Da müsste er schon das ganzeUnternehmen kaufen. Und das kriegt ernicht. Mit der Marke haben wir etwas, was

uns unterscheidet von denjenigen, die nurüber Preis und Menge kommen.

Mit der Marke verbunden ist, und das istfür mich ganz wichtig, die Kultur in einemUnternehmen. Auch die Kultur in unse-rem Unternehmen ist nicht nachahmbar.Und damit meine ich jetzt nicht, dass wirBilder an die Wand hängen, das tun wirauch, sondern: Wie gehen wir miteinanderum in unserem Unternehmen? Wie manmiteinander umgeht, da hat nicht jeder diegleiche Kultur. Und man kann einen Kul-turwandel auch nicht mal schnell von heu-te auf morgen schaffen. Das funktioniertnicht. Ja, die Deutsche Bank, die müssenihre Kultur ändern. Aber sie müssen wis-sen, dass das lange dauert.

Diese Verbindung zwischen Marke undKultur ist mir wichtig: Beides ist nichtnachahmbar, beides ist nicht vom Regalzu kaufen, beides ist nicht mal eben miteinem guten Berater, einem wunderbarenZeichner oder jemand, der einen flottenSpruch klopft, aus der Taufe zu heben. Ichbin fest davon überzeugt: Wenn wir mitder Marke richtig umgehen, dann habenwir den Schutz, den diese Marke bietet.Wenn wir mit der Kultur richtig umgehen,dann werden wir miteinander froher an dieAufgaben herangehen, die sich uns stellenoder die wir uns selber stellen. Und wennwir froher sind, dann sind wir einfach bes-ser.

Das ist ja wohl eine Erfahrung, die Sie tei-len mögen. Ich habe meinen Kinderngesagt: Macht nicht unbedingt das, waseuer Vater gemacht hat, nur weil es der

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Vater gemacht hat. Sondern macht das,wo eure Neigungen liegen. Und wenn ihreure Neigungen erkannt habt, dann machtdas und ihr werdet da am besten sein. Undso glaube ich auch: Wenn wir im Unter-nehmen ein Zusammenwirken, eine Kul-tur des Umgangs miteinander haben, dannkönnen wir einfach besser sein als andere.

Noch ein Wort zu Domizlaff. Brauchenwir eigentlich ein anderes Lehrbuch? ImGrunde nicht. In seinem Buch „DieGewinnung des öffentlichen Vertrauens.Ein Lehrbuch der Markentechnik“ stehtalles drin, was man wissen muss. Das„öffentliche Vertrauen“, das war damalsin dieser Talkshow 2003, die Sie erwähnthaben, besonders wichtig. Denn die spra-chen über ganz andere Themen, denenging es um Gewerkschaftler und Politiker.

Und ich wollte ja über den Markenver-band reden, feierte dieser doch gerade sein100-jähriges Jubiläum. Aber da kam ichnicht so recht dazu – bis zu diesemMoment, wo die sich gegenseitig sagten,dass sie einander nicht wirklich vertrauen.Da habe ich gesagt: Leute, dann lest maldieses Buch vom Hans Domizlaff. Esheißt im Titel bewusst „Gewinnung desöffentlichen Vertrauens“. Das geht euchdoch nun wirklich an. Wenn ihr euchschon untereinander nicht traut und dieÖffentlichkeit euch erst recht nicht.

Ich hatte noch einen guten Punkt. Es gingauch um die Renten. Und da konnte ichsagen: Dafür habe ich viel getan, ich habesechs Kinder. Und das war dann mein gan-zer Beitrag in dieser Talkrunde.

A.W. Graf von Faber-Castell, Dr. h.c. August Oetker, Friedrich Neukirch und EmilUnderberg

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Ich könnte jetzt natürlich, und Sie wer-den es mir abnehmen, noch drei Stundenüber unsere Marke reden – weil die der-maßen in mir drin ist, weil ich so viel mitihr erlebt habe, weil so viel Emotion, soviel Verbindung, so viel Identifikation, soviel tolles Gefühl mit ihr verbunden ist.Das will ich aber nicht tun. Sie sollen lie-ber das tolle Gefühl haben, das Sie gleichhaben werden, wenn Sie dieses tolle Essengenießen. Vielen Dank.

Friedrich Neukirch

Lieber Herr Dr. Oetker: Sie haben gespürt,dass wir Ihnen stundenlang hätten zuhörenkönnen. Sie haben uns gesagt, was Sie jedenTag unter Beweis stellen, nämlich dass Siefür Ihre Marke da sind, für diese Markeleben. Und das aus Begeisterung heraus, ausinnerer Überzeugung. Der Erfolg, den Siemit Ihrem Unternehmen haben, basiert aufdieser Kultur in Verbindung mit einer kon-sequenten Markenführung.

Sie gehören für uns zu den Menschen, diesich als Vordenker auf dem Gebiet des

Markenwesens bewegen, die eine beson-dere Art der Marken- und Unternehmens-kultur leben und pflegen. Sie gehören füruns zu den Menschen, die wir – in Würdi-gung ihrer großen Verdienste bei der Füh-rung ihrer Marken – mit dem »G·E·MAward« ehren.

Ich möchte Herrn Emil Underberg, unse-ren Preisträger 2011, und Graf vonFaber-Castell, unseren Preisträger 2013,zu uns nach vorne bitten, um ein gemein-sames Foto zu machen. Leider kann unserPreisträger 2012, Herr Albert Darboven,heute nicht bei uns sein. Wir sind alsG·E·M sehr stolz, dass wir Sie mit dem»G·E·M Award« auszeichnen durften.

Dr. h.c. August Oetker

Also meine Damen und Herren, ich kannes nicht lassen – ich kann es nicht las-sen, Ihnen einen wunderschönen Tagmorgen zu wünschen. Und wenn Sie denhaben wollen, dann beginnen Sie diesenam besten mit „Vitalis Müsli“ von Dr.Oetker.

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Franz-Peter Falke (Präsident Markenverband) und Prof. Dr. Wilhelm Schmid (Philosoph, Berlin)

Gerhard Berssenbrügge (Nestlé Deutschland) und Josef Sanktjohanser (PräsidentHandelsverband Deutschland)

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Dr. h.c. August Oetker und Dr. Reinhard Zinkann (Miele)

Andreas Ostermayr (Danone), Jens-Martin Schwärzler (Henkel), Andreas F. Schubert(aquaRömer), Franz-Peter Falke (Präsident Markenverband), Josef Sanktjohanser(Präsident Handelsverband Deutschland), Dr. Reinhard Zinkann (Miele)

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Josef Sanktjohanser (Laudator), Dr. h.c. August Oetker (Preisträger), Friedrich Neu-kirch (Präsident G·E·M)

Dr. h.c. August Oetker bedankt sich für den »G·E·M Award« 2014

5. G · E · M A W A R D

18. Februar 2015 im SEMINARIS CampusHotel Berlin

Verleihung des »G·E·M Award« 2015an Prof. Götz W. Werner

Begrüßung und Einführung:Friedrich Neukirch, Präsident G·E·M

Laudatio:Franz-Peter Falke

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Mit dem »G·E·M Award« zeichnet dieGesellschaft zur Erforschung des Marken-wesens Menschen aus, die hinter derMarke stehen, Persönlichkeiten, die Ent-wicklungen auf dem Gebiet des Marken-wesens anführen oder entscheidend beein-flussen.

Der G·E·M Award ist ein Ehrenpreis. DerPreisträger erhält eine Urkunde mit derBegründung der Jury und einen „Stein desguten Glücks“.

Der G·E·M Award wird jährlich verliehen.Er wird nicht öffentlich ausgeschrieben.Man kann sich nicht selbst bewerben.

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Am 18. Februar 2015, am Vorabend zum19. G·E·M Markendialog „Die digitaleBeschleunigung verlangt mehr Marken-führung“ in Berlin, wurde zum fünftenMal der »G·E·M Award« verliehen. Aus-gezeichnet mit dem »G·E·M Award« 2015wurde Prof. Götz W. Werner, Gründerund Aufsichtsrat der dm-drogerie marktGmbH + Co. KG, Karlsruhe.

Nach der Begrüßung der Gäste, der G·E·MMitglieder und der Teilnehmer am 19.G·E·M Markendialog und einer Einfüh-rung in den Abend durch Friedrich Neu-kirch, Präsident der G·E·M, hielt Franz-Peter Falke die Laudatio auf den Preisträ-ger.

Begrüßung und EinführungFriedrich Neukirch

Meine sehr verehrten Damen und Herren,ich darf Sie im Namen des Vorstandes unddes Kuratoriums der G·E·M sehr herzlichwillkommen heißen zu diesem traditionel-len Abend, dem Vorabend zum jährlichenG·E·M Markendialog.

An diesem Vorabend verleiht die Gesell-schaft zur Erforschung des Markenwesensihren »G·E·M Award«. Einen Ehrenpreisfür Marken- und Unternehmensführer, diesich dadurch auszeichnen, dass sie als Per-

sönlichkeiten ihre Marken zu Persönlich-keiten heranreifen lassen. Und damit Ent-wicklungen auf dem Gebiet der Marken-führung und Markentechnik anführen undentscheidend beeinflussen, also Vordenkerauf dem Gebiet des Markenwesens sind.

»G·E·M Award« 2015 an Prof. Götz W. Werner

Doch der heutige Vorabend ist ein ganzbesonderer. Heute verleihen wir den»G·E·M Award« zum fünften Mal. Einkleines Jubiläum also. Wer in den vergan-genen vier Jahren dabei war, konnte mit-erleben, wie wir 2011 Herrn Emil Underberg 2012 Herrn Albert Darboven 2013 Anton Wolfgang Graf von Faber-Castell und 2014 Herrn Dr. h.c. August Oetkermit dem »G·E·M Award« ehren durften.

Friedrich Neukirch

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Es waren Begegnungen mit erfolgreichenMarkenführern, mit großartigen Menschen,mit Marken-Freunden. Der 2011 Erstgeehr-te ist heute bei uns: Herr Emil Underberg.Ihnen, lieber Herr Underberg, ein ganzbesonders herzliches Willkommen.

Die Gesellschaft zur Erforschung desMarkenwesens ist seit ihrer Erstgründungim Jahre 1910 und ihrer Wiedergründungnach dem Zweiten Weltkrieg im Jahre1954 offen für alle an Marken interessier-ten Menschen. Es waren damals Mitglie-der des heutigen Markenverbandes, dieden Wunsch hatten, eine unabhängigeGesellschaft zu schaffen, die offen für alleMarken-Teilnehmer ist. In der Satzungvon 1910 heißt es: „Als Mitglied kannjeder Fabrikant von Markenartikeln, jederHändler mit Markenartikeln sowie Rich-ter, Rechtsanwälte, Schriftsteller und Re-dakteure beitreten“. Welche Weitsicht –schon damals.

Ich darf Ihnen nun den Namen des dies-jährigen Preisträgers nennen: Prof. GötzW. Werner.

Meine sehr verehrten Damen und Herren,die Jury, das Kuratorium der G·E·M, hatGötz W. Werner für den »G·E·M Award«vorgeschlagen, weil er sich mit der Markedm seit über 40 Jahren in einer besonderenWeise um das Markenwesen verdientgemacht und eine Marke geprägt hat, diehohes Vertrauen genießt. Lassen Sie michaber auch darauf hinweisen, dass dieseAuszeichnung nicht unbedingt auch fürdie Eigenmarken oder Handelsmarkengilt, die uns als Markenartikler in dieser

Form auch nicht immer erfreuen. Es istimmer wieder die Erkenntnis, dass unter-schiedliche Marken-Teilnehmer auchunterschiedliche Voraussetzungen erfül-len, wenn ich nur die Thematik der Preis-führung hier erwähnen darf. Die Handels-marke kann ja einen Preis festsetzen, dieHerstellermarke hat hier ein kartellrechtli-ches Problem. Aber mit dieser Thematikwerden wir uns in der Zukunft weiterhinauseinandersetzen.

Lieber Herr Professor Werner – herz-lichen Glückwunsch zu dieser Ehrung,zum »G·E·M Award« 2015. Wir freuenuns sehr, dass Sie sich Zeit genommenhaben, heute zu uns nach Berlin zu kom-men, um den »G·E·M Award« 2015 ent-gegenzunehmen.

Natürlich haben wir uns Gedankengemacht, wer denn die würdigen Worteeiner Laudatio sprechen könne. Ich glau-be, wir haben einen sehr kompetentenLaudator gefunden: Herrn Franz-PeterFalke, geschäftsführender Gesellschafterder Falke KGaA, seit 2005 Präsident desMarkenverbandes.

Ganz kurz möchte Ihnen Herrn Falke vor-stellen, was eigentlich gar nicht erforder-lich ist. Daher nur wenige Stichworte:Franz-Peter Falke wurde 1951 in Schmal-lenberg im Sauerland geboren. An seinStudium der Wirtschafts- und Sozialwis-senschaften in St. Gallen von 1969 bis1973 schloss sich ein einjähriges Studiuman der Textilfachschule in Reutlingen an.Von 1975 bis 1979 war Falke Assistentdes Geschäftsführers bei Dr. Oetker Tief-

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kühlkost in Bielefeld, bevor er 1980 alsGeschäftsführer zu Falke Fashion inSchmallenberg wechselte. Seit 1990 führter gemeinsam mit seinem Cousin PaulFalke das gleichnamige Strumpfunterneh-men in vierter Generation. Herr Falke, bit-te übernehmen Sie.

Laudatio Franz-Peter Falke

Lieber Herr Professor Werner, meineDamen und Herren. Herr Neukirch, herz-lichen Dank für die Einführung.

Eine Laudatio auf einen Menschen zu hal-ten, dem in der jüngsten Vergangenheit soviele Auszeichnungen und Ehrungenzuteil geworden sind, das ist eine echteHerausforderung. – Bereits 1994 wird Götz W. Werner –

gemeinsam mit Ricardo Diez-Hoch-leitner, Präsident des Club of Rome,

und Conrad Wagner, Begründer desCar Sharing in der Schweiz – mit demAlternativen Marketing-Preis geehrtfür „sein anderes Marketing, das aufeiner anderen inneren Gesinnungbasiert und das Interesse am Menschenim Vordergrund der Wahrnehmunghat“.

– Für sein Lebenswerk erhält Götz Wer-ner 2003 den „Deutschen Fairness-Ehrenpreis“ der Fairness-Stiftung.

– 2004 prämiiert die IHK Stuttgart seinAusbildungskonzept mit dem „Innova-tionspreis Ausbildung“. Es folgt imselben Jahr der „Initiativpreis Aus-und Weiterbildung“, verliehen vomDeutschen Industrie- und Handels-kammertag, der Otto-Wolff-Stiftungund der Wirtschaftswoche.

– In 2004 erhält Professor Werner dasBundesverdienstkreuz am Bande,2008 gefolgt vom Bundesverdienst-kreuz I. Klasse.

– 2005 ehrt ihn der BDU BundesverbandDeutscher Unternehmensberater mitdem BDU Manager Award.

– Im Oktober desselben Jahres wird Wer-ner im Rahmen der II. Bayreuther Dia-loge mit dem erstmals vergebenen Bay-reuther Vorbildpreis ausgezeichnet.

– Im Oktober 2008 wird Götz Wernervon der Unternehmensberatung Ernst& Young die Auszeichnung Entrepre-neur des Jahres in der Kategorie „Han-del“ zuteil.

– Der Handelsverband Deutschland(HDE) verleiht Professor Werner imNovember 2010 den Deutschen Han-delspreis in der Kategorie „LifetimeAward”. Franz-Peter Falke

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– 2012 wird Werner in die Hall of Famedes Manager Magazins aufgenom-men. In der Laudatio anlässlich derPreisverleihung lobt der PhilosophPeter Sloterdijk das Lebenswerk Wer-ners.

– Im Rahmen des Markenrankings BestBrands wird Werner im Februar 2013zur „Besten Unternehmermarke“ ge-kürt.

– Und im September vergangenen Jahreserhält Professor Werner den Deut-schen Gründerpreis in der KategorieLebenswerk.

Wenn heute die G·E·M Gesellschaft zurErforschung des Markenwesens Prof.Götz Werner ehrt, dann geht es um dieWürdigung seines Denkens und Han-delns in Bezug auf Marke und Marken-führung. Der »G·E·M Award« ist einEhrenpreis für Marken- und Unterneh-mensführer, die sich dadurch auszeich-nen, dass sie als Persönlichkeiten ihreMarken zu Persönlichkeiten heranreifenlassen.

Doch bevor ich darauf im Detail eingehe,kurz einige Daten aus dem Leben desMenschen, den wir mit dem »G·E·MAward« 2015 ehren wollen: Götz W.Werner. Geboren am 5. Februar 1944 inHeidelberg; sein Vater betrieb in dritterGeneration in Heidelberg eine Drogeriemit einigen Filialen. Götz Wolfgang Wer-ner absolviert 1961 bis 1964 in Konstanzeine Drogistenlehre; es folgt Berufspraxisin verschiedenen Handelsunternehmen;1968 tritt er in das elterliche Drogeriege-schäft in Heidelberg ein.

Ein Jahr später wechselt er zur Karlsru-her Großdrogerie „Idro“ der Firma CarlRoth. Als Jung-Manager analysiert er dieSituation des süddeutschen Großdrogis-ten und kommt zu dem Schluss, dass derKunde nicht unbedingt das Gespräch,sondern seinen Vorteil sucht. Für Wernerentsteht das Konzept, dass Drogerie-Artikel für den Kunden preiswerter wer-den müssten. Werner schlägt derGeschäftsführung die Einführung desDiscounter-Prinzips vor: Selbstbedie-nung und kompetente Kunden-Fachbera-tung ohne die Preisbindung der zweitenHand, denn diese ist ab 1. Januar 1974 inDeutschland verboten. – Seine innovati-ven Ideen aber werden abgelehnt. DieFolge?

Götz W. Werner macht sich selbständig,eröffnet am 28. August 1973 in Karlsruheseinen ersten eigenen Laden. Er nennt ihnDrogeriemarkt, kurz dm. Der Grundsteinwar gelegt für die spätere dm-drogeriemarkt GmbH + Co. KG. Heute – 42 Jahredanach – ist „dm“ in zwölf europäischenLändern mit über 3.000 Märkten präsent.Mehr als 36.000 Menschen arbeiten inüber 1.600 dm-Märkten in Deutschland, inden Verteilzentren und in der KarlsruherUnternehmenszentrale. Zusammen mitden Mitarbeitern im europäischen Aus-land sind es über 52.000 Menschen. ImGeschäftsjahr 2013/14 erzielte das Unter-nehmen in Deutschland einen Umsatz von6,4 Milliarden Euro, europaweit lag derUmsatz bei 8,32 Milliarden Euro. Am 16.Mai 2008 übergibt Götz W. Werner denVorsitz der Geschäftsführung von „dm-drogerie markt“ an Erich Harsch, der seit

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fast 27 Jahren für „dm“ arbeitet, undwechselt in den Aufsichtsrat.

Neben seiner unternehmerischen Tätig-keit ist Götz W. Werner ehrenamtlichaktiv: Seit Februar 2006 ist Werner Präsi-dent des EHI Retail Institut e.V., Köln. ImOktober 2003 wird Götz W. Werner dieProfessur für Entrepreneurship an derUniversität Karlsruhe angeboten. Er wirdzum Leiter des Interfakultativen Institutfür Entrepreneurship am Karlsruher Insti-tut für Technologie (KIT) berufen, wo erbis zum 30. September 2010 tätig ist. ImOktober 2008 übernimmt Werner an derAlanus Hochschule für Kunst und Gesell-schaft in Alfter bei Bonn eine Gastprofes-sur. Im September 2013 erscheint imEcon-Verlag Werner’s Autobiographie„Womit ich nie gerechnet habe“.

ten als Unternehmensführer geprägthaben: Götz Werner, der Pionier. Götz Werner,der Humanist. Götz Werner, der Marken-Initiator.

Götz Werner – der Pionier. Die erste Facette. Bei Pionier und Unter-nehmer ist der Name des österreichischenNationalökonomen Joseph Alois Schum-peter, der später an der Harvard Universitylehrte, nicht weit. Schumpeters innovativePionier-Unternehmer waren junge Leute,die erst einmal nicht mehr besaßen als eineIdee. Schumpeter hätte zweifellos seineFreude an dem damals knapp 30-jährigenGötz W. Werner gehabt. Entsprach erdoch genau seiner Vorstellung von jungenPionieren.

Und Werner war in der Tat Pionier gleichin mehreren Bereichen, was die folgendekleine Auswahl zeigt: – Die Einführung des Discounter-Prin-

zips für Drogeriewaren 1973 – Das Konzept, die Kunden als Men-

schen zu begreifen und als Menschenzu behandeln. Was sich im dm-Slogan„Hier bin ich Mensch, hier kauf ichein“ widerspiegelt.

– Die frühe umwelt-orientierte Sorti-mentsgestaltung, so 1984 die Einfüh-rung von Bio-Lebensmitteln, als„Öko“ für die meisten Menschen nochein Fremdwort war.

– 1994 die Idee, die Aktionitis abzu-schaffen und auf niedrige dm-Dauer-preise umzustellen.

– Das gelebte Credo, dass ein Unterneh-men durch immer neue Projekte, in die

Prof. Götz W. Werner

Wer sich mit den vergangenen 42 Jahrenvon Götz W. Werner intensiver befasst,wird drei Facetten ausmachen, die dasDenken und Handeln unseres Laurea-

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die Mitarbeiter permanent eingebun-den sind, eine positive Unruhe erfährt.1994 wurde Werner in der Laudatiodes Alternativen Marketing-Preises„Pionier der Unruhe“ genannt.

– Seit 2005 Einsatz für ein bedingungs-loses Grundeinkommen in Deutsch-land. Die Anfänge seiner Ideen dazureichen bis ins Jahr 1982 zurück.

„Pionier der Unruhe“ kennzeichnet denUnternehmer Götz W. Werner am besten.In seiner Autobiographie überschreibt ersein siebtes Kapitel mit „Innovationsfit-ness oder weshalb mir unzufriedene Mit-arbeiter am liebsten sind und ich selbst sogerne klaue“ – und gibt die Empfehlung:„Jeden Tag das Unternehmen neu erfin-den“.

> Götz Werner ist ein Pionier – im Den-ken und im Handeln. Er hinterfragt, erstellt zur Diskussion, er bindet Mitarbeitervon Anfang an in Entwicklungen ein, erlässt eine „Arbeitsgemeinschaft dm-dro-gerie markt“ entstehen. Früh erkennt erdie große Veränderung im Marketing, dieer auf die kurze Formel bringt: Marketingals Sog und nicht als Druck.

Götz Werner – der Humanist. Die zweite Facette. „Man muss sich selbstaufmerksam machen – auf die Menschenund die Welt um einen herum. Dazu mussman die Menschen und die Welt an sichherankommen lassen und schauen:Berührt es mich? Lehne ich es ab? Wasmacht es mit mir? Das erfordert eine see-lische Offenheit“. Mit diesen wenigenWorten bringt Götz Werner, der beken-

nende Anthroposoph, in seiner Autobio-graphie das, was ihn bewegt, auf denPunkt.

Die »Entdeckung des Menschen und derWelt « – das ist die Idee des Humanismusin der Renaissance, wie sie von JacobBurckhardt, dem Schweizer Kultur- undKunsthistoriker (1818-1897), beschriebenwird. Humanismus in der gelebten Praxiseines Unternehmens bedeutet, den Men-schen zum Maßstab wirtschaftlichen Han-delns zu machen. Götz Werner hat dies inseinem Unternehmen auf einzigartigeWeise umgesetzt. Aus der Überzeugungheraus, dass der arbeitende Mensch nichtMittel, sondern Zweck ist, hat er eine dm-eigene Arbeitsorganisation sowie Füh-rungs- und Unternehmenskultur geschaf-fen. Und dafür erhält er in Kürze, am 23.März 2015, im Stuttgarter Neuen Schlossden Erich Fromm-Preis, den sogenanntenHumanismus-Preis. Die jährlich von derInternationalen Erich-Fromm-Gesell-schaft vergebene Auszeichnung ehrt Men-schen, die Hervorragendes für den Erhaltoder die Wiedergewinnung humanisti-schen Denkens und Handelns im SinneErich Fromms geleistet haben bzw. leis-ten.

Götz Werner hat stets den Menschen – alsMitarbeiter und als Kunde – im Visier. DieMenschen drinnen im Unternehmen unddie Menschen draußen in den Märkten.Dafür gibt es in der dm-Unternehmensphi-losophie denn auch dm-Kundengrundsät-ze und dm-Mitarbeitergrundsätze. Geleb-ter Humanismus in zwei Richtungen. Da es um Marke geht, interessiert insbe-

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sondere der Mensch als Konsument undKunde. „Sich die Probleme des Konsu-menten zu eigen machen“, das ist einerder Grundsätze der dm-Unternehmens-philosophie. Diskussionen dazu gelangenhier meist schnell zum Thema Kunden-bindung und dem Instrumentarium desCustomer Relationship Management(CRM). Doch hier reagiert Götz Wernerhöchst sensibel.

Beim 8. G·E·M Kamingespräch am 15.Oktober 2008 fragt er seine Zuhörer:„Lassen Sie sich gern binden? Ist Kun-denbindung überhaupt ein richtigerGedanke? Ist es richtig, von Bindung zusprechen, wenn es um Marke geht? Ent-sprechen die Begriffe, die wir da verwen-den, dem, was wir wollen?“ Und er gibtauch seine Antwort: „Wenn wir es mitdem Binden wirklich ernst nehmen wür-den, hätten wir keinen Erfolg. Die Frageist doch, wie es uns gelingt, dass sichMenschen mit uns verbinden“. Und Pro-fessor Werner legte noch nach: „Begriffeund Begriffsinhalte spielen eine großeRolle in unserer Arbeit. Es ist ein gewal-tiger Unterschied, ob unsere Strategienund Konzeptionen eine Bindung odereine Verbindung erreichen sollen. DieEffizienz, mit der wir zu Werke gehen,steigert sich gewaltig, wenn wir von Ver-binden ausgehen. Bei Bindung wirdDruck aufgebaut; beim Verbinden geht esdarum, Sog aufzubauen: Der Kunde musskaufen wollen, weil er die Verbindungsucht.“ Was bei „dm“ in den Slogan mün-det: „Hier bin ich Mensch, hier kauf ichein“.> Götz Werner ist ein Humanist – im

Denken und im Handeln. Stets hat er denMenschen im Visier – als Mitarbeiter undals Kunde. Und für Werner besteht einenger Zusammenhang zwischen diesenbeiden Menschen, was er in die kurze For-mel bringt: „So wie ich mit meinen Mitar-beitern umgehe, so gehen diese mit denKunden um.“

Götz Werner – der Marken-Initiator. Die dritte Facette. Kein Handelsunterneh-men in Deutschland ist so häufig auf denSpitzenpositionen von Marken-Rankingsvertreten wie „dm“. Zum Beispiel: dmzählt zu den wertvollsten deutschen Händ-lermarken. dm-drogerie spielt bei denLieblingsmarken der Deutschen ganz vor-ne mit. dm-drogerie markt hat die zufrie-densten Kunden im Handel. Oder auchGötz Werner als die Beste Unternehmer-marke.

„dm“ ist Marke, daran besteht kein Zwei-fel. Und dm-drogerie markt führt eigeneMarken, die so genannten „Qualitätsmar-ken“: 23 dm-Marken, exklusiv für „dm“entwickelt und besonders günstig.

Hat Götz Werner diese Händlermarke mitihren 23 Handelsmarken mit rund 2.700Produkten geschaffen? Fragen wir nachbei dem, der das Buch „Die Gewinnungdes öffentlichen Vertrauens. Ein Lehr-buch der Markentechnik“ geschrieben hat:Hans Domizlaff. Sein Buch gilt als derKlassiker der Markenführung. Domizlaffschreibt: „Man sagt zwar, dass der Mar-kentechniker eine Marke schafft, aber dasist nur eine sprachliche Vereinfachung.Der Markentechniker liefert gewisserma-

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ßen nur eine Materialkomposition, diebesonders geeignet und verführerisch ist,um von der Masse aufgenommen und zueiner lebendigen Marke auferweckt zuwerden.“

Genau dieses hat Götz Werner getan. Er hatetwas geliefert. Domizlaff nennt es eineMaterialkomposition, aus dem in den Köp-fen der Menschen „Marke“ entstehen konn-te. Die Händler-Marke „dm“ ebenso wie die23 Handels-Marken. Götz Werner hat etwasinitiiert. Deshalb die Überschrift zur drittenFacette: Götz Werner – der Marken-Initi-ator.Hans Domizlaff hätte seine Freude anGötz Werner. Er würde ihn mit Sicherheitheute an die Stelle seines damaligen Kauf-mannes Hermann Schmidt setzen.

Doch lassen wir noch einmal Götz Wernerselbst zu Wort kommen: „Durch die Füh-rung des Unternehmens selbst können dieWerte erzeugt werden, die unmittelbar alsMarkenaussage kommuniziert werden. Indiesem Ansatz ist Markengestaltung keineprimäre Design-Frage, sondern die Fragenach der Identitätsbildung eines Unter-nehmens durch die Qualität seiner Füh-rung selbst.

Dafür müssen wir Gründe liefern, indemwir die Frage beantworten, was das Unter-nehmen tut. Zum Beispiel: Lernlinge (wiees bei „dm“ heißt) umfassend bilden,Sozialkompetenz zeigen, fair trade prakti-zieren, die Mitarbeiter schätzen u.v.a.m.Der Kunde kann dann sagen: Wenn ichhier einkaufe, ermögliche ich denen, dassdie mit ihrem Unternehmen so weiterma-chen.“ Markenaufbau in einer sehr sub-

tilen Weise – nennt das Werner.

Bemerkenswert ist, dass im Unternehmen„dm-drogerie markt“ gar nicht so viel überMarke und Markenführung gesprochenwird. Auch in seiner Autobiographie gibtes kein eigenes Kapitel zur Marke. Ebensowird das auf Symposien und in der Litera-tur oft heiß diskutierte „Handels-Markecontra Hersteller-Marke“ nicht themati-siert. Weil das „Marke entstehen lassen“eben in der von Werner genannten sehrsubtilen Weise erfolgt. „Wenn sich einUnternehmen des Handels etablierthat, entsteht Marke“ – sagt er.

Eine gute Zusammenarbeit von dm-droge-rie markt mit Hersteller-Unternehmen wirddamit demonstriert, dass auf der dm-Homepage neben den 23 Eigenmarken, dendm-Marken, auch 69 dm-Partnermarkendargeboten werden. Doch ebenso beziehtGötz Werner deutlich Position, seine Posi-tion als Handels-Unternehmer: „Es bestehtdie Aufgabe, die Filiale von einem Markt-platz für verschiedene Hersteller-Markenhin zu einem Markenplatz zu entwickeln.“

Für Götz Werner gehören Marke und Ver-trauen unzertrennlich zusammen: Zutrau-en gewinnen und Vertrauen verdienensind das Fundament jeder Gemeinschaft.„Eine Marke, die Zutrauen verspielt undVertrauen missbraucht, gleicht einem flie-genden Händler. Der will keine Gemein-schaft, er täuscht dies des schnellen Gel-des zuliebe nur vor. Er spielt Marke.“Und: „Starke Marken sind die, mit denensich viele Menschen verbinden können“. Noch ein letzter Gedanke zur Marke von

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Götz Werner. Für ihn ist Marke prakti-sche Philosophie: Je größer das Einver-nehmen der Mitarbeiter mit der Marke istund je stärker sich diese mit deren Wert-orientierung identifizieren, umso größerist ihre Bereitschaft, aus eigener Einsichtintelligent im Sinne der Marke – demunternehmerischen Ganzen – kunden-orientiert zu handeln. Eine Führung, diediese Prozesse evoziert, wirkt damitunmittelbar Marken bildend. Und dasheißt für Werner: Mitarbeiter sind diebesten Marken-Botschafter.

> Götz Werner ist ein Marken-Initiator– im Denken und im Handeln.Er hat unter Beweis gestellt, wie man Mar-ken entstehen lassen kann. Dass Marken-aufbau in einer sehr subtilen Weise erfol-gen muss und dass Marke eine sehr prak-

tische Philosophie ist.

Die Begründung der Jury

Ich komme zur zusammenfassenden Wür-digung: Die Gesellschaft zur Erforschungdes Markenwesens verleiht den »G·E·MAward« 2015 an Prof. Götz W. Werner inWürdigung – seiner langfristig gelebten Philosophie,

ein Unternehmen nach den Prinzipienvon Persönlichkeitsentwicklung, Ver-trauen und Kreativität zu führen

– seines immerwährenden Bemühens,die Kunden als Menschen zu begreifenund als Menschen zu behandeln

– seiner tiefen Überzeugung, dass Markekeine primäre Designfrage ist, sonderndie Frage nach der Identitätsbildung

Franz-Peter Falke, Prof. Götz W. Werner und Friedrich Neukirch

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eines Unternehmens durch die Qualitätseiner Führung

– seiner auf Erfahrung beruhendenErkenntnis, dass Mitarbeiter desUnternehmens die besten Marken-Bot-schafter sind

– seines täglich angetretenen Beweises,dass Marke nicht durch Kunden-Bin-dungs-Maßnahmen entsteht, sonderndurch gelebte Marke-Kunden-Bezie-hungen

– seines nicht müde werdenden Bestre-bens, das Unternehmen jeden Tag neuzu erfinden

– seines persönlichen Einsatzes für einbedingungsloses Grundeinkommen.

Die Preis-Skulptur

Diese Begründung der Jury ist in einerUrkunde verbrieft, die wir Ihnen, lieberHerr Professor Werner, gleich überrei-chen werden. Zusammen mit einer Skulp-tur in Form von Goethes „Stein des gutenGlücks“ aus italienischem Marmor, einUnikat mit Zertifikat, 3 kg schwer.

„Stein des guten Glücks“ heißt dasDenkmal, das Johann Wolfgang von Goe-the zu Beginn des Jahres 1777 neben seinGartenhaus in den Ilmwiesen zu Weimarals Geburtstagsgeschenk für seine Seelen-freundin Charlotte von Stein setzen ließ.Es ist aus rötlichem Sandstein, 1,63 mhoch. Goethe wählte für sein Denkmaleine symbolische Formensprache. Siegeht auf Sinnbilder der Renaissancezurück. Es handelt sich um eines derersten nicht-figürlichen Denkmäler

Deutschlands.

Der „Stein des guten Glücks“ ist eineKugel auf einem mächtigen Kubus. – Der Kubus oder Würfel symbolisiert

das Statische, Gefestigte und Ruhende,Beständigkeit und Gelassenheit.

– Die darüber liegende Kugel drücktBewegung, Kreativität und Dynamikaus.

– Die Kugel ruht auf dem Kubus.

Das Ganze stellt eine gelungene Verbin-dung dieser beiden Elemente dar: DasRollende auf dem Festen, das Wandelbareüber dem Unabänderlichen.

Lässt sich Marke besser versinnbild-lichen? Und ist das nicht auch SinnbildIhrer und damit der dm-Philosophie: die

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Kugel „Unruhe und Innovation“ auf demKubus „Menschen und Vertrauen“.

Lieber Herr Professor Werner: Herz-lichen Glückwunsch zum »G·E·MAward« 2015.

Prof. Götz W. Werner sagt Danke

Vielen Dank, Herr Falke, dass Sie so viele,nicht nur wohlwollende Worte gefundenhaben, sondern wie Sie – nein, überraschtbin ich natürlich nicht, aber ich bin begei-stert – den Nagel auf den Kopf getroffenhaben. Ist es doch immer wieder die Auf-gabe für uns: „Mensch, werde wesent-lich“. Doch wie finden wir das Wesentli-che, auf was es ankommt? Und dass dieG·E·M diesen Preis mit einer Skulptur von

Goethe verbunden hat, das regt mich jetztdirekt an, Sie noch etwas vom Essen abzu-halten.

Vorab will ich aber sagen, dass ich natür-lich ganz besonders stolz bin, dass ich alserster Händler – im fünften Anlauf sozu-sagen – diesen Preis, diesen „Stein desguten Glücks“ mit nach Hause nehmenkann.

Es gibt in meinem Leben so einige Schlüs-selerlebnisse, was ich auch in meiner Bio-graphie beschrieben habe. Das ersteSchlüsselerlebnis hat mit Rudern zu tun.Günter Bauer, mein späterer Partner, derdas Auslandsgeschäft aufgebaut hat, undich sind Doppelzweier gefahren. Wirwaren 18, 19 Jahre alt, das war 1962/63.Damals war Brigitte Bardot groß in. Daserste Mal einen nackten Frauenhintern imKino zu sehen, das war für uns jungeBuben was Besonderes. Doch unser Trai-ner Ludi Marquardt hat uns immer gesagt:B.B., merkt Euch das, heißt nicht BrigitteBardot, sondern „Beharrlich im Bemü-hen und Bescheiden in der Erfolgser-wartung“. Da haben wir natürlich fürch-terlich gelacht, als der das jeden Tag unsdreimal erzählt hat. Aber, je länger dasB.B. mich begleitet hat – und das wurdenatürlich auch bei dm kultiviert –, erkann-te ich, dass es wirklich Empirie ist. Wennwas schiefgeht, schauen Sie nach, danngilt: „Ungeduldig im Bemühen,anspruchsvoll in der Erfolgserwartung“.So gehen Freundschaften kaputt, so gehenUnternehmen kaputt, so erleiden Marke-tingkonzepte Schiffbruch.Das zweite Schlüsselerlebnis hat etwas mitProf. Götz W. Werner

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diesem „Stein des guten Glücks“ zu tun, eslautet K.K. und bedeutet „Kreativitätund Kontinuität“. Als Ruderer haben wirvon unserem Trainer auch immer diesesK.K. als Ansporn bekommen. Er hatgesagt: „Im Rhythmus liegt die Kraft“.Und dann kommt man sehr schnell dahin-ter, dass eigentlich unser ganzes Leben imRhythmus geschieht. Hell, dunkel oderSommer, Winter, oder einatmen, ausatmen– alles Rhythmusgeschehen. Wenn mandas mal begreift, und als Ruderer hat mandann das Glück, dass man das zwangsläu-fig begreift, dann wird einem deutlich,dass es in der Gestaltung immer daraufankommt, dass man den Rhythmus findet.Den richtigen Rhythmus.

Und dieses K.K. – Kreativität und Konti-nuität – ist etwas ganz Grundlegendes.Das ist, dass man den Blick darauf hat,dass man immer zwei sich eigentlichwechselseitig ausschließende Phänomenein eine Verbindung bringt, sodass darausetwas enorm Prosperierendes wird. BeimAtmen kann man das beobachten: Ein-und Ausatmen schließt sich gegenseitigaus. Wenn Sie nur einatmen, sterben Sie;und wenn Sie nur ausatmen, auch. Also:Wirklich wohl fühlt man sich nur, wennman in den richtigen Atemrhythmuskommt. Mit den entsprechenden Atem-übungen kann man übrigens auch, was ichjeden Tag mache, seinen Blutdruck beein-flussen. Für uns heißt das: Wie kann manseine Wahrnehmung so sensibilisieren, soschärfen, dass man in allem, was manmacht, die Rhythmusfrage nicht aus denAugen verliert. Beim Managen, wenn ich in der Unterneh-

mensverantwortung bin, wenn ich verant-wortlich bin für eine Gemeinschaft, dageht es immer um Harmonisieren undKoordinieren. Es geht immer um Inves-tieren und Deinvestieren. Und bei derGelegenheit darf ich betonen: Ein Unter-nehmen führen ist kein Kosten-Manage-ment, es ist ein Investitions-Management.Dass sich das in Universitäten so wenigherumgesprochen hat, verblüfft mich heu-te noch. Aber wenn das Investitions-Management schief geht, dann haben Sienatürlich Kosten-Management. Aber dasist im Prinzip der Unfall der Sache. Miteinem richtigen Investitions-Managementkönnen Sie den Erfolg gar nicht verhin-dern.

Aber Investitions-Management heißtnatürlich, dass man sich trennen muss vondem, was man schon glaubt zu haben. Wasman bei den Händlern ja schön sehenkann. Kaum hat man das Geld in der Kas-se, kauft man wieder neue Ware ein.Kaum hat man die Ware verkauft, müssteman eigentlich froh sein, dass das Geldwieder in der Kasse ist, aber man kauftschon gleich wieder neue Ware ein. Dasnennt man übrigens Warenumschlag. Undes ist natürlich ganz wichtig, dass man denWarenumschlag schön steigert. Das warauch mein Bestreben.

Aber zurück zu den beiden Ks, also Krea-tivität und Kontinuität. Das widersprichtsich eigentlich. Wenn wir in unsererUnternehmensführung zu sehr Wert legenauf Kontinuität – ich drücke das jetzt malmedizinisch aus, dann fängt das Unterneh-men an zu sklerosieren. Sklerose führt ja

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bekanntlich zum Herzinfarkt. Mausetot.Und wenn Sie Kreativität zu sehr forcie-ren, dann fängt das Unternehmen an abzu-heben. In der medizinischen Konnotationwird man sagen, dann findet Wucherungstatt. Wucherung führt zu Krebs und wennKrebs, da sind Sie früher oder später auchmausetot.

Also, es ist immer die Frage: Wie bringenwir dieses Denken in unseren persön-lichen Lebensrhythmus wie auch in denRhythmus des Unternehmens? WennSie das mit dem Rhythmus heute von hiermitnehmen, dann hat es sich richtiggelohnt hierher zu kommen, glauben Siemir. Aber, es ist eine persönliche Leis-tung, dass man sich das zu seiner persön-lichen ergebnisoffenen Forschungsfragemacht und fragt: Wie ist das eigentlich mitdem Rhythmus bei mir, in meiner Ehe, imUnternehmen, was ich mache, wo ist dasGeheimnis des Rhythmus? Für mich imUnternehmen war das halt die Sache mitder Kreativität und der Kontinuität. Undwenn man das kultivieren kann im Unter-nehmen, dann haben Sie das, was mannennen kann: Innovationsfitness. Wirreden immer von Innovation. Aber diebraucht auch noch das andere. Die Konti-nuität. Innovation ohne Kontinuität, Kon-tinuität ohne Innovation führt zu Nieder-gang.

Und das andere, das haben Sie wunderbarrausgearbeitet, Herr Falke – das hat Sieoffensichtlich angesprochen, Sie hätten jaauch eine andere Laudatio halten können–, das ist die Sache mit dem Menschen.Ich glaube, das ist etwas, was wir uns

immer wieder vor Augen halten müssen.Wenn jemand von außen käme und würdehören, wie wir über Wirtschaft schreiben,über Unternehmen schreiben, was dazugelehrt wird, dann käme er unweigerlichzu der Erkenntnis: der Mensch ist einKostenfaktor, ist ein Nutzfaktor, ist einSpaßfaktor, ist ein Risikofaktor. Das kön-nen Sie jetzt noch beliebig verlängern. Erkäme aber nicht auf den Gedanken undwürde sagen: Der Mensch ist der eigent-liche Zweck unserer Betätigung.

Und das lässt sich doch ganz leicht verifi-zieren. Wenn man sich vorstellt, es gäbekeine Menschen, dann gäbe es auch keineWirtschaft. Einverstanden? Wenn Sie malgucken, was wir so Jahr für Jahr, Tag fürTag tun, auf welches eine Ziel ist das letzt-lich gerichtet? Immer auf den Menschen.Es würde keine einzige Flasche Kloster-frau Melissengeist produziert, wenn eskeine Menschen gäbe, die das als Arznei-mittel verwenden. Das ist doch klar. Esheißt immer so schön: der Mensch, entwe-der stört er oder er ist der Mittelpunkt. DerMensch ist immer das Ziel unserer Bemü-hungen.

Und das fällt einem natürlich in einemHandelsunternehmen sehr schnell auf dieFüße. Man kann, wenn man Produkte her-stellt, so schöne Socken usw. macht wieder Herr Falke, auf seine Produkte wahn-sinnig stolz sein. Als Händler kann manauf die Produkte gar nicht stolz sein, weildie ja jemand anderes macht. Und daunterscheiden sich Handelsunternehmenvon Industrieunternehmen. In einem In-dustrieunternehmen verbinden sich die

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Mitarbeiter mit dem, was dort hergestelltwird. Sie sagen zwar: das ist ein ganzschreckliches Unternehmen, wo ich bin,aber wir machen die besten Wasserdurch-lauferhitzer. Im Handelsunternehmen istdas ganz anders: wir haben zwölfeinhalb-tausend Artikel, da müssen sich die Men-schen mit dem Unternehmen identifizie-ren.

Da stellt sich einem die Frage: Mit wassollen sich die Menschen bei uns dennidentifizieren? Wenn sie sich mit demUnternehmen identifizieren wollen, wasist denn das Unternehmen? Sie haben esgenau nachgeguckt, fast 1.700 Filialen inDeutschland. Niemand bei uns im Unter-nehmen kennt diese 1.700 Filialen alle.Also, ein Flohzirkus ist fast nichts dage-gen. Überall verteilt. Und wenn Sie dannvon 8,5 Milliarden Umsatz reden, die 8,5Milliarden, das ist Theorie. Oder es isteine Abstraktion.

Das Unternehmen dm-drogerie markt istso wie die einzelne Filiale, die Sie sehen.Nicht mehr und nicht weniger. Und wennjemand zu mir kommt und sagt: „HörenSie mal zu, Herr Werner, weil ich da inKonstanz viel Leute kenne, Ihr Laden, dasist ja schrecklich, das muss doch ganzanders werden“. Dann nützt das über-haupt nichts, wenn ich ihm sage: „Ja, aberwir haben gerade in Flensburg einen neu-en Laden aufgemacht, den müssen Siesich mal anschauen“. Es ist immer localbusiness. Und es zählt nur das, was vorOrt ist. Also: der Unternehmer in soeinem Einzelhandelsunternehmen, das istder Kollege am point of sale. Ich habe

gerade vorhin, als ich in Spandau in unse-rer Filiale war, zu den Damen gesagt:„Der Kunde verbindet sich mit Ihnen“.Und wenn Sie mal genau Ihr eigenes Ein-kaufsverhalten nachprüfen, dann werdenSie feststellen, dass Sie das genausomachen. Und wie bringen wir das fertig,dass unsere Kunden, bei uns jeden Tag1,7 Millionen Kunden, sich mit meinenKolleginnen und Kollegen in den Filialenverbinden?

Das ist letzten Endes die große Kunst, eskönnte fast ein Kunststück sein. Aber esist eigentlich kein Kunststück, wenn mandie richtige Perspektive einnimmt. Wasunterscheidet denn einen Unternehmervon den vielen anderen, die es auch gibt?Die Antwort lautet: die richtige Perspek-tive.Wie komme ich zu der richtigen Per-spektive? Und da wird es dann deutlich:Sehe ich das Unternehmen wie eine Pyra-mide – oben die Geschäftsleitung, untendie Menschen in den Filialen? Wird mirdenn deutlich, dass das eigentlich Unter-nehmerische dort geschieht, wo die Kun-den sich mit unseren Menschen in der Fili-ale berühren und verbinden? Am point ofsale. Und das lässt sich durch überhauptnichts sicherstellen. Sie können Ihre So-cken, die Sie produzieren, wenigstenskontrollieren, ob sie in Ordnung sind. Beiuns aber gibt es keinen Ausstoß zu sehen,da gibt es nur Versagen. Wenn diese 1,7Millionen Kunden auf unsere Kolleginnenund Kollegen zusteuern, 36.000 inDeutschland, dann gibt es nur Versagen.Und da ist es dann eben die Frage, ob eseinem gelingt. Hier kommt es auf zwei Dinge an: Das

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eine habe ich bei Erich Fromm gelernt. Esist wirklich so: Wenn man seine Kundennicht liebt, dann geht die Sache schief.Man muss seine Kunden lieben. Die Ame-rikaner, die sind ja viel zu kritisieren, abersie sind unheimlich praktisch. Die habenso einen schönen Spruch, der wird bei unsimmer verwendet: Love it, change it, orleave it. Diese Frage muss sich eigentlichjeder, der irgendetwas macht, jeden Mor-gen stellen. Liebe ich meine Arbeit? Kannich das möglicherweise verändern, weilich sie eben nicht ausreichend liebe?Wenn mir das auch nicht gelingt, dannmuss man sagen: Nix wie weg.

Und dann muss man sich klarmachen: DieMenschen, die bei uns im Unternehmentätig sind, die haben nicht ihre Arbeitszeit

bei uns. Es ist eine fürchterliche Verfüh-rung, immer von Arbeitszeit und Freizeitzu sprechen. Ja, ich bin ein bisschen einBegriffsfetischist. Arbeitszeit, diesen Be-griff muss man verbannen. Weil es immerLebenszeit ist. Es ist immer Ihre Lebens-zeit, immer unsere Lebenszeit. Wir alsUnternehmer verfügen immer über dieLebenszeit von anderen Menschen.

Und dann haben wir zwei Aufgaben. Dieerste ist Wertschätzung. Das hat was mitLiebe zu tun. Steigerung der Wertschät-zung ist ja Liebe. Unsere Kolleginnen,unsere Kollegen müssen wir lieben, auchmit ihren Unzulänglichkeiten, und unswirklich warm dafür interessieren. Unddas Zweite, da bin ich bei Viktor Frankl,meinem zweiten Mentor, das ist die Sinn-stiftung. Bei allem was wir machen, müs-sen wir uns fragen: Macht das für denanderen Sinn? Nicht für mich, für denanderen muss es Sinn machen. Für unsereMitarbeiter, denn die bringen einen Groß-teil ihrer Lebenszeit bei uns ein. Undwenn die hier nicht den Sinn finden, undwenn es uns nicht gelingt, unsere Vorha-ben, unsere Zielsetzung an diese Men-schen heranzubringen, ja dann brauchenwir es bei den Kunden gar nicht mehr aus-zuprobieren. Wenn schon die Menschen,die bei uns im Laden stehen, der Meinungsind, dass das eigentlich eine ganzunglückliche Angelegenheit ist, dannwird es an die Kunden auch nicht rüber-kommen.

Also: Die ersten Kunden sind die Kolle-ginnen und Kollegen, es sind die wich-tigsten. Die Zweiten sind die Kunden, die

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bei uns kaufen, die unsere Leistung inAnspruch nehmen. Die das Ziel, dasgemeinschaftliche Ziel unserer Bemühun-gen sind. Und dann haben wir noch dieDritten, die werden oft vergessen: das sindunsere lieben Lieferanten. Denn wenn dienicht liefern, haben wir nichts zu verkau-fen. Gar nicht so einfach. Zu gucken, dassdie auch immer pünktlich liefern, dassdenen auch was Neues einfällt. Und dassman denen so viel Luft lässt, dass sie auchnoch was Neues entwickeln können. Lie-feranten, die nichts Neues mehr entwi-ckeln, die tun dem Geschäft gar nichtsGutes.

Sie merken, es hat immer mit Menschenzu tun. Also müssen wir uns doch fragen,welches Menschenbild wir denn eigent-lich haben. Das ist das Entscheidende.Die erste Frage lautet: Ist der Mensch fürmich Mittel oder Zweck? Hier kann mansich mit Kant verbinden, der sagte: derMensch ist nie Mittel, immer Zweck. Unddann kann man mal bei sich im Unterneh-men durchforsten: Wie oft wird derMensch als Mittel bezeichnet? Als Zwei-tes dann die Sinnfrage. Und das Ganzeentsteht nur dadurch, dass wir ständigkommunizieren. Wir müssen ja kommuni-zieren. Ich kommuniziere jetzt mit Ihnen.Sie rechnen mit meiner Produktivität, ichrechne mit Ihrer Empfänglichkeit. Pro-duktivität und Empfänglichkeit musszusammenkommen. Und ich versuche mitden Ausführungen, die ich hier mache, ineine Art monologischen Dialog mit Ihnenzu kommen.

Wie komme ich in einen monologischen

Dialog? Das hat mich immer ganz verrücktgemacht. Es waren früher zwar nicht soviele Kunden wie heute, aber es warenimmer viele Kunden. Im Einzelhandel hatman keine unmittelbare Kundenbezie-hung, sondern nur eine mittelbare. Undwie kann ich jetzt mit den Kunden so kom-munizieren, dass sie sich wertgeschätztfühlen? Dass die sagen: Denen geht’snicht nur um mein Portemonnaie, denengeht’s um mich. Deswegen unser Slogan:„Hier bin ich Mensch, hier kauf ich ein“.Die Wertschätzung gegenüber den Kun-den.

Und deswegen auch keine Sonderangebo-te. Das ist kein Marketinggag. DieLebensmittelzeitung hat 1994, als wir daseinführten, zitieren lassen, das wäre hirn-rissig. Nein, das ist Ernst nehmen desKunden. Der Kunde soll dann einkaufen,wenn er will und nicht wenn wir wollen.Und wenn Sie das mal begriffen haben,dann kommen Sie nie mehr auf die Idee,ein Sonderangebot zu machen. Außerdemspart das unheimlich viel Geld, das kannich Ihnen sagen. Prozesskosten und so.Macht richtig Spaß. Ich kann Ihnen bewei-sen, wie plötzlich die Kurven so einenKnick nach oben bekommen, wenn Siedas machen. Dauerpreise – das war eineInnovation. Eine echte Innovation.

Innovationen entstehen immer auf dreibis vier Wegen.Der erste ist die konstruk-tive Unzufriedenheit mit den herrschen-den Umständen. Die Betonung liegt aufkonstruktiv. Menschen im Unternehmen,die destruktiv unzufrieden sind, haben Siewie Sand am Meer. Was heißt konstrukti-

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ve Unzufriedenheit? Immer habe ich michgefragt, was denn dann das eigentlichUnternehmerische ist. Was unterscheideteinen Unternehmer, eine unternehmeri-sche Disposition von den anderen?

Ich habe einmal geklaut bei Herbert Weh-ner, ansonsten habe ich von dem nicht vielgehalten, aber das hat mir eingeleuchtet.Herbert Wehner hat gesagt: „Man darfsich nie mit der ersten Antwort zufriedengeben“. Das heißt für mich: Ein Unterneh-mer hinterfragt immer, lässt sich nicht soohne weiteres zufriedenstellen. Als meineMutter nach Konstanz kam, wo ich in derLehre war, ging sie zu meinem Lehrchefund hat ihn gefragt: Ja, wie ist denn dasmit dem Götz? Da sagte er: Ja, der machtdas nicht schlecht und so, aber der hatimmer auf alles eine Frage. Da sagte mei-

ne Mutter: Ja, ja, das kenn ich von Zuhau-se. Ich habe inzwischen großes Verständ-nis dafür, weil einer meiner Söhne ganzgenau so ist. Und dann hat mein Lehrchefnoch gesagt: Deswegen nennen wir ihneinen UU, einen unangenehmen Unterge-benen.

Aber schauen Sie, das ist doch das Salz inder Suppe. Haben wir genügend Men-schen im Unternehmen um uns herum undlassen wir das auch zu? Fördern wir es,dass sich die Menschen mit der erstenAntwort nicht zufrieden geben? Dannwird deutlich: Ein Unternehmen zu führenheißt nicht, dafür zu sorgen, dass alle Fra-gen beantwortet werden. Das ist ein ganzgroßer Irrtum. Ein Unternehmen zu führenheißt, dafür zu sorgen, dass immer wiederneue Fragen gestellt werden. Und dass das

Prof. Götz W. Werner, Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Heribert Meffert und Franz-Peter Falke

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Unternehmen lernt, mit offenen Fragenumzugehen. Und Sie werden schnell mer-ken: Es gibt gar nicht so viele Menschen,die in der Lage sind, offene Fragen auszu-halten. Die sich immer wieder deutlichmachen: Da ist etwas, das müssen wirnoch erforschen, da müssen wir uns drumkümmern.

Das ist Innovations-Fitness. Es muss imUnternehmen gepflegt werden, immerwieder das Neue anzugreifen. Und schonsind wir beim Thema Wachstum. Davonreden Sie vielleicht auch. Obwohl, wennSie in dieser Gesellschaft Mitglied sind,dann sind Sie ja schon darüber rausge-wachsen. Was sagen denn die Menschen,wenn sie sich verändert haben, sagen die,weil sie gewachsen sind? So ein Quatsch.Sie können es beobachten bei den Kin-dern. Ich habe meine sieben Kinder beob-achtet, wie die gewachsen sind. Immer,wenn sie sich verändert haben, sind sieanschließend gewachsen. Das ist bewie-sen: das Kind wird krank, dann verändertsich was, und anschließend wächst es.Und das ist im Unternehmen genauso.

Wir brauchen die Krise der Verände-rung, um zu wachsen. Bei dm sind wirnicht so groß geworden, weil wir gewach-sen sind, das ist eine schlimme Verkür-zung. Sondern weil wir uns veränderthaben. Jetzt muss ich mit Goethe enden.Goethe, ein weiteres Schlüsselerlebnis inmeinem Leben. Sich mit Goethe zubeschäftigen, das lohnt sich wirklich. Wirsind beim Faust, bei der Wette zwischenMephisto und Faust. Faust: „Werd ichzum Augenblicke sagen: Verweile doch!

Du bist so schön! Dann magst du mich inFesseln schlagen, dann will ich gernzugrunde gehn!“ Das kann man sich jedenAbend schon mal fragen: Wie oft hast duheute schon die Wette verloren?

Und noch einmal Goethe, auch Faust, Pro-log im Himmel. Da ist mir etwas klargeworden, besonders für unser Marketing.Mephisto zum Herrgott: Was Du dagemacht hast, diese Menschen, das istdoch korrumpierbar und verführbar und soweiter. Das ist ja eigentlich nichts Beson-deres. Und Mephisto macht den Herrgottimmer an, bis dieser dann sagt – ein wenigenerviert: Also gut, dann zeig’ doch malam Beispiel Dr. Faustus – und jetzt Origi-nal Goethe: „Nun gut, es sei dir überlas-sen! Zieh diesen Geist von seinem Urquellab und führ ihn, kannst du ihn erfassen,auf deinem Wege mit herab. Und stehbeschämt, wenn du bekennen must: Einguter Mensch, in seinem dunklen Drange,ist sich des rechten Weges wohl bewusst.“

Und als ich das vor 30 Jahren zum erstenMal gehört habe, nur nicht begriffen habe,dann immer wieder gehört habe, da ist esmir klar geworden: Darauf kommt es an.Appellieren wir mit der Art und Weise,wie wir uns als Unternehmer äußern undwirken, an den dunklen Drang oder anden rechten Weg? Sie können mal IhreWerbung darauf untersuchen. Das habeich gern mit meinen Studenten gemachtund ihnen gesagt: Kaufen Sie sich irgend-eine Illustrierte und untersuchen Sie biszum nächsten Mal die ganzen Werbebot-schaften immer mit der Fragestellung:Wird da appelliert an den rechten Weg

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oder an den dunklen Drang? Schiller wür-de fragen: Wird appelliert an den Stoff-trieb oder an den Formtrieb? Machen Siedas mal mit Ihrer Werbung. Sie werdensehen, dass Sie enormes Verbesserungs-potenzial haben.

Und glauben Sie mir: Menschen merkendas, Menschen spüren das. Plötzlich ver-ändert sich das ganze Umfeld, in dem Sietätig sind. Auch bei den eigenen Mitarbei-tern. Aber, und auch das weiß ich aus eige-ner Erfahrung, die Gefahr ist groß, dassman immer wieder in die Falle tappt. Fra-gen Sie sich daher immer wieder: Appel-liere ich an den dunklen Drang, an Neid,an Missgunst, an Triebhaftigkeit etc. oderappelliere an den rechten Weg? Und fürden rechten Weg gibt uns Herr Goetheauch einen guten Rat: Ich darf den Men-schen nicht so ansprechen wie er ist, son-dern ich muss ihn so ansprechen, wie ersein könnte. Das kann man gleich schonmal in der Ehe ausprobieren. Mit diesemfrommen Wunsch darf ich Sie jetzt hierloslassen und bedanke mich sehr für IhreAufmerksamkeit.

Friedrich Neukirch

Es ist Ihr Applaus, Herr Professor Werner.Meine Damen und Herren, vielleichthaben Sie es nicht gehört, was ProfessorWerner zum Schluss ganz leise sagte:

„Jetzt war ich ein bisschen lang“. Ich glau-be, Sie haben es gespürt: Wir hingen Ihnenan den Lippen und wir hätten Ihnenbestimmt noch stundenlang zuhören kön-nen, weil Sie so spannend aus IhrerLebensführung erzählt haben. Das einzi-ge, was wir vielleicht anders hätten orga-nisieren können, wir hätten das Abendes-sen abbestellen können, um Ihren Wortennoch weiter zu lauschen. Und daraus istmir ein Gedanke gekommen: Wir ladenSie zu einem G·E·M Markendialog einund Sie sind der einzige Referent, der denganzen Tag gestaltet. Nochmals: Wir sindsehr, sehr stolz – ich glaube, das spürenSie auch –, dass wir Sie heute mit dem»G·E·M Award« ehren durften. Wir wün-schen Ihnen weiterhin diese Dynamik,diese konstruktive Unruhe, die Sie aucham heutigen Abend bei uns immer wiederhaben wirken lassen.

Ihr Unternehmen kenne ich nun seit über40 Jahren und ich kann nur sagen: Das,was Sie sagen, was Sie verkörpern, dasspürt man tagtäglich in Ihrem Unterneh-men. Nicht nur in Karlsruhe, sondern injeder dm-Filiale. Dadurch, dass Sie IhrDenken und Handeln im Unternehmenvorleben, haben Sie eine Unternehmens-kultur geschaffen und damit eine guteBasis für den Erfolg. Vielen Dank. Siesind ein würdevoller Preisträger.

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Prof. Götz W. Werner während der Laudatio von Franz-Peter Falke

Dinnerbuffet in Anschluss an die Verleihung des »G·E·M Award« 2015

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Emil Underberg, geehrt mit dem »G·E·M Award« 2011; Wolfgang K.A. Disch,Geschäftsführer G·E·M; im Hintergrund Christian Köhler, HGF Markenverband

Florian Prantner, Staedler Mars; Christian Berentzen, Limuh GmbH (von l.)

6. G · E · M A W A R D

24. Februar 2016im SEMINARIS CampusHotel Berlin

Verleihung des »G·E·M Award« 2016an Herbert Hainer

Begrüßung und Einführung:Friedrich Neukirch, Präsident G·E·M

Laudatio:Prof. Dr. Herbert Henzler

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Mit dem »G·E·M Award« zeichnet dieGesellschaft zur Erforschung des Marken-wesens Menschen aus, die hinter derMarke stehen, Persönlichkeiten, die Ent-wicklungen auf dem Gebiet des Marken-wesens anführen oder entscheidend beein-flussen.

Der G·E·M Award ist ein Ehrenpreis. DerPreisträger erhält eine Urkunde mit derBegründung der Jury und einen „Stein desguten Glücks“.

Der G·E·M Award wird jährlich verliehen.Er wird nicht öffentlich ausgeschrieben.Man kann sich nicht selbst bewerben.

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Am 24. Februar 2016, am Vorabend zum20. G·E·M Markendialog „Innovation neudenken – Energie für die Marke“ in Berlin,wurde zum sechsten Mal der »G·E·MAward« verliehen. Ausgezeichnet mitdem »G·E·M Award« 2016 wurde Her-bert Hainer, Vorstandsvorsitzender derAdidas AG.

Nach der Begrüßung der Gäste, der G·E·MMitglieder und der Teilnehmer am 20.G·E·M Markendialog sowie einer Einfüh-rung in den Abend durch Friedrich Neu-kirch, Präsident der G·E·M, hielt Profes-sor Dr. Herbert Henzler die Laudatio aufden Preisträger.

Begrüßung und EinführungFriedrich Neukirch

Meine sehr verehrten Damen und Herren,ich möchte Sie im Namen des Vorstandesund des Kuratoriums der G·E·M sehr herz-lich willkommen heißen und freue mich,dass Sie so zahlreich zum Vorabend des20. G·E·M Markendialogs erschienensind. Wir haben eine kleine Verspätung,da es nicht so einfach war, die Strecke vonNürnberg nach Berlin zu bewältigen:Gebuchter Flug gestrichen, der Zug alsAlternative hatte bereits in Nürnberg Ver-spätung, es blieb das Auto. Unser sporti-ver Ehrengast hat das geschafft. Das ist

schon etwas ganz Besonderes – und wirsind darauf sehr stolz.

Am Vorabend zum G·E·M Markendialogverleiht die Gesellschaft zur Erforschungdes Markenwesens seit 2011 ihren

»G·E·M Award« 2016 an Herbert Hainer

»G·E·M Award«. Einen Ehrenpreis fürMarken- und Unternehmensführer, diesich dadurch auszeichnen, dass sie als Per-sönlichkeiten ihre Marken zu Persönlich-keiten heranreifen lassen. Und damit Ent-wicklungen auf dem Gebiet des Marken-wesens, der Markenführung und Marken-technik anführen und entscheidend beein-flussen, also Vordenker auf dem Gebietdes Markenwesens sind.

Friedrich Neukirch

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Wer in den vergangenen Jahren dabei war,konnte miterleben, wie wir 2011 HerrnEmil Underberg, 2012 Herrn AlbertDarboven, 2013 Anton Wolfgang Grafvon Faber-Castell, 2014 Herrn Dr. h.c.August Oetker und 2015 Herrn Prof.Götz W. Werner ehren durften. Es warenBegegnungen mit erfolgreichen Marken-führern, mit großartigen Persönlichkeiten,mit Marken-Freunden.

Mit Bestürzung haben wir erfahren müs-sen, dass Graf von Faber-Castell am 21.Januar 2016 in Houston/Texas im Kreiseseiner Familie verstorben ist. Er hat denKampf gegen seine schwere Krankheitverloren. Auch wir haben mit ihm einegroßartige Persönlichkeit, einen Men-schen mit Weitsicht und Unternehmer-geist, einen Vordenker auf dem Gebiet desMarkenwesens, verloren. – Bitte erhebenSie sich von Ihren Plätzen, um dem Ver-storbenen einen Moment in Stille zugedenken. – Ich danke Ihnen sehr.

Heute, meine Damen und Herren, verlei-hen wir den »G·E·M Award« zum sech-sten Mal. Ich darf Ihnen nun den Namendes diesjährigen Preisträgers nennen:Herbert Hainer. Er ist für mich derMister Adidas. Und wir sind sehr, sehrglücklich, dass Sie trotz der großenSchwierigkeiten bei der Anreise zu unsnach Berlin gekommen sind, um den»G·E·M Award« 2016 entgegenzuneh-men.

Lieber Herr Hainer – herzlichen Glück-wunsch. Als ich heute Nachmittag mitmeinem Freund Wolfgang Overath kurz

gesprochen habe, hat er mich gebeten, Sie,lieber Herr Hainer, von ihm sehr herzlichzu grüßen. Er wünscht uns einen schönenAbend. Und fügte so auf Köl’sche Art hin-zu: das ist ein netter Kerl.

Natürlich haben wir uns Gedankengemacht, wer denn die würdigen Worteeiner Laudatio sprechen könne. Ich glau-be, wir haben einen sehr kompetentenLaudator gefunden: Herrn Professor Dr.Herbert Henzler. Professor Henzler istGeschäftsführer seiner Herbert HenzlerBeratungs- und Beteiligungs GmbH inMünchen. Seit 1970 arbeitete er beiMcKinsey, wo er 1983 in das Sharehol-ders Committee gewählt wurde. Chairmanvon McKinsey Deutschland war Prof.Henzler von 1985 bis 1999, bis Dezember2001 hatte er die Funktion des ChairmanEurope inne. Danach gehörte Prof. Henz-ler dem McKinsey Advisory Board an.Darüber hinaus war Professor HenzlerVice President des International AdvisoryBoards der Credit Suisse Group sowieSenior Advisor des Chairmans bis 2011.

An der Ludwig-Maximilians-UniversitätMünchen war Herbert Henzler von 1986bis 1992 Lehrbeauftragter für Internatio-nales Management, seit 1992 ist er hierHonorarprofessor für Strategie- und Orga-nisationsberatung und bis heute aktivesFakultätsmitglied. Seit über 20 Jahrenberät Herbert Henzler die BayerischeStaatsregierung; er war Vorsitzender meh-rerer Regierungskommissionen und koor-diniert derzeit die Start-up Aktivitäten derBayerischen Regierung. Von ihm liegenzahlreiche Veröffentlichungen zu Fragen

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der strategischen Führung und Organisa-tion internationaler Unternehmen sowiezu wirtschafts- und gesellschaftspoliti-schen Themen vor. Zudem ist ProfessorHenzler ein guter Freund des heute vonuns zu ehrenden Herbert Hainer. – HerrProfessor Henzler, bitte übernehmen Sie.

Laudatio Prof. Dr. Herbert Henzler

Liebe Gäste, lieber Herbert, Du bekommstheute den G·E·M Award für Vordenkerauf dem Gebiet des Markenwesens. Vor-denker, das sind Leute, die vorausdenken.Nicht solche, die das machen, was alleschon können. Sondern die heute schondas, was morgen und übermorgen wichtigist, machen. Da ist es schon an der Zeit,einen kurzen Rückblick zu halten, wie Duzu dieser Dich auszeichnenden Marke derdrei Riemen kamst.

Ich erzähle Ihnen vielleicht das ein oderandere, was Sie noch nicht wissen. Esmuss wohl damit angefangen haben, dassDu, als die Gaststätten in Landshut undUmgebung noch ausschließlich Helles derMünchner Brauereien ausschenkten,anfingst, eine eigene Pils-Bar in Landshutzu gründen. Eine andere Marke, etwas,was es damals noch nicht gab. Ein anderesBier. Das hat Dich damals als Studentschon differenziert und recht erfolgreichgemacht, so sagt man. Auch das ParallelProcessing oder Multi Tasking – studierenund nebenher Unternehmer sein – hast Dudamals offensichtlich sehr gut bewerkstel-ligt.

Dann kam Deine Zeit als pfeilschnellerStürmer des FC Ottering. Ottering werdenviele nicht mehr so kennen, aber damalswar es ein bedeutender Club, der ist sogareinmal in die erste Pokalrunde der letzten64 Mannschaften vorgestoßen. Das istalso schon lange her. Du wusstest, dass einguter Schuh der wesentliche Schlüsselzum Erfolg war. Als ich mich ein bisschenhineingegraben hatte, stellte ich fest, wes-halb aber nur Dein Bruder Profi bei den60ern wurde und Du nicht entdeckt wur-dest, also einen anderen Weg gehen muss-test; so ganz eindeutig gibt es die Sachlageallerdings nicht wieder. Aber auf jedenFall, Du hattest gelernt, dass ein Marken-schuh Tore schießt.

Deine Zeit als Product Manager beiProcter & Gamble hat Dich ganz wesent-lich geprägt. Ich würde sagen, das merktman jemandem an. Ich hatte sehr häufigmit Menschen zu tun, die bei ProcterProf. Dr. Herbert Henzler

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waren – das ist so etwas wie eine forma-tive Markeninitiation, die man dorterfährt. Dieses Unternehmen steht undstand immer für ganz große Marken: Meister Proper, Ariel, Pampers. Du lern-test die Markenkerne verstehen, Du sahst,wie professionell eine Pampers eingeführtwurde und sahst, wie Procter in den gro-ßen Marken deutlich höhere Margen alsdie Konkurrenz erzielte. Procter war nichtzuletzt der ganz große Ausbilder in denUSA – ich glaube, sie sind es heute noch– für Führungsnachwuchs mit Marken-Kenntnis. McKinsey hat damals unzähligeProcter-Leute, insbesondere ProductManager, rekrutiert, und die waren alle inirgendeiner Weise herausgehoben. Cinci-natti war der Gral des Brand Manage-ments. Das waren Deine formativen Jahre.

Bei Adidas war die Marke bis zu DeinemAntritt durch viele Höhen – denken wir andas „Wunder von Bern“, wo Adidas denDeutschen einen Wunderschuh konstru-ierte – und Tiefen gegangen. Mitte der1980er Jahre wechselte das Unternehmenmehrfach den Eigentümer – und die Mar-ke schien keinen inneren Wert mehr zuhaben. Schuhe waren Massenkonfektionund das Textilsortiment everywhere foranybody. Adidas war eine me-too-Marke,das muss man sich vor Augen halten.

Du fingst ganz unten an. Und wenn mei-ne Nachforschungen stimmen, dann warstDu irgendwann mal eine Zeitlang ProductManager für Schienbeinschoner. Ich den-ke selbst noch daran, wie wir in meinerJugend die alten Schulhefte dafür genom-men haben, also vor Deiner Zeit. Und da

ist dann die Tinteimmer zerlaufenund die warendann hinterhernicht mehr ge-bräuchlich. Egal.Auch dieses kaumsichtbare Produkt– und wie dieÄlteren wissen,verzichtete PaulBreitner bewusstdarauf – hatte einen Markenkern. Undbald war es im Adidas-Fußballsortimentzu einem stabilen Erlösbringer geworden.Du überzeugtest die Fachgeschäfte, dassauch Schienbeinschoner zum Package, zuden guten Schuhen und zur funktionsge-rechten Kleidung gehörten. Das war eineganz wesentliche Zeit für Dich.

Und wie bei Bert Brecht im unaufhaltsa-men Aufstieg des Arturo Ui ging es beiDir und Deiner Karriere bei Adidas wei-ter. Du wurdest 2001 Chef des Sportar-tikel-Herstellers und im Verlauf derJahre, das darf man wohl sagen, derMarkenpapst der Sportartikler. Duhobst Adidas wieder auf das Niveau von1954, als wir mit dem WunderschuhWeltmeister wurden. 60 Jahre später, vorzwei Jahren in Rio, war es wieder dieMarke Adidas, die die WM-Trophäe hol-te. Allerdings kickte auch der Gegner,Argentinien, mit Adidas. Also, Du wärstauf jeden Fall bei den Gewinnern gewe-sen.

Adidas war auch zum absoluten Pull-Pro-duct für Sportgeschäfte geworden. Ich

Herbert Hainer

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darf einen kleinen Fall erzählen: Die Ehe-frau von Adair Turner, dem Vorsitzendender Bank of England, Orna Turner, grün-dete mit ihrer Schwester ein Sportgeschäftin London und sie hatten alles, was lief.Bis sie mich eines Tages anrief und sagte:„Herbert, can you do something for me? IfI could get Adidas, I would have the idealpull product”. Lieber Herbert, ich dankeDir heute noch, dass wir das damals mög-lich gemacht hatten. Dieses Sportgeschäftim Norden Londons ist zu einem ganzbesonderen Anziehungspunkt geworden.

Dich zeichnete aus der große Respektvor der Marke. Ein Abgleiten auf me-too-Produkte, wo Ihr mal wart, war Dirzuwider. Alles musste für ein herausgeho-benes Produkt stehen, das die Marke inallen Belangen abbildete, ja, auch in hoch-modischen Jeans mit Löchern, waszwischenzeitlich dazugehörte. Und dieWerbung ist überall, aber sie ist immerdistinguiert. Nur ein Beispiel: Wenn mandie Bobfahrer beim Start oben sieht, wennsie sich warm machen, da kann man garnicht anders, als auf diese Adidas-Schuhezu schauen – die meisten haben sie ja –,wie die sich phänomenal abdrücken undgleich gemessen wird, ob es fünf Sekun-den oder 5,6 Sekunden sind. Dort, woHochleistungen sind, da ist auch dieHochleistungsmarke Adidas zuhause.

Deine großen Verdienste liegen in derFührung der Marken der Gruppe.Wasauch immer als neue Marken hinzukam, esmusste zur Stammmarke passen, mussteenhancing sein für die Marke Adidas unddamit für das Gesamtunternehmen. Man

erzählt sich wahre Wunderdinge, wie Dunach langen Flügen von Portland, Shang-hai oder Moskau ankamst, um dann DeineProduct- und Deine Brand-Reviews zuhalten. Hellwach, es ging Dir immer umWeiterentwicklung der Marke, die zumProduct Placement passen musste. Und eswurde mir berichtet, dass Du wie ein Dackel durch die Fußgängerzonen gehstund die Marktanteile in situ aufstöberst.

Der Mailkontakt zwischen uns von NewYork, London oder Peking war häufig so,dass ich schreibe: „Lieber Herbert, heuteMorgen wieder im Central Park gelaufen,Nike hat 25 Prozent Marktanteile undAdidas hat 30 Prozent Marktanteile.“ Daswar immer die wichtige Information,wichtiger noch als das Wetter oder derDollarkurs.

Dein Headquarter in Herzogenaurachgleicht eher einem Campus, eher einerSportschule als einer deutschen Firmen-zentrale. In einer Mischung von Marke-ting-Akademie und New Product Place-ment geht man an einer – das müssen Siesich mal anschauen – Multi-Media-Lein-wand vorbei, fühlt sich wie bei einerOlympiade. Das ist der Markenkern desHauses, es ist in Stein gewordenes AdidasBranding.

Und Du, lieber Herbert, bist der Baumeis-ter von Marke und Anwesen. Dein Bestre-ben, langfristig für die Marke und dasUnternehmen zu denken, das fing natür-lich damit an, dass Du selbst diese Markeseit über 14 Jahren an der Spitze verkör-perst. Stability breads stability. Und dass

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Dir vielmehr der langfristige Erfolg als die Quick Wins am Herzen lagen. Wiehättest Du sonst das Unternehmen, dasfrüher als „fränkische Schlappekicker“bezeichnet wurde, in so vielen neuenMärkten wie China, Russland, Japan füh-ren können? Heute liegen 94 Prozent derWertschöpfung, das ist singulär inDeutschland unter den Großunternehmen,außerhalb Deutschlands.

Und wenn man die Zentrale in Herzogen-aurach besucht, kann man Deine gestalte-rische Hand erkennen. Du hast der MarkeAdidas ein Denkmal gesetzt, Du wurdestzum Mister Adidas.

Die großartige Idee, eine einzigartigeMarkenarchitektur zu bauen – wie beieinem großen Bauwerk, ruht in der Adi-das-Gruppe auf dem soliden Fundamentvon Adidas, der Adidas Brand. Wenn eseine Zweimarkenstrategie mit Reebokgibt, dann in den USA, um dort den gro-ßen Wettbewerber zu attackieren. Wennes Marken in der Mode sind, dann bezie-hen sie sich auf die Kernmarke; und selbstim Golfgeschäft strahlt dieser AdidasBrand nachhaltig auf TaylorMade aus.

Das Adidas Engagement für das MarkenSponsoring ist beachtlich – in den natio-nalen Fußballverbänden, in den Profi-Clubs oder in den Sportvereinen, in denSchulen – überall ist das Sponsoring fürdie Adidas Marke präsent.

Selbst die Tatsache, dass es zwischenzeit-lich viele Adidas Fakes gibt – ich habe malgelesen, es seien mindestens ein Drittel

Fakes, die auf der Welt angeboten werden,die den drei Riemen nachgebaut wurden –zeugt von der Stärke der Marke. Oft konn-te es von Euch, so wurde mir gesagt, nurnoch zweischneidig juristisch verfolgtwerden, weil es ja irgendwie auch zumBranding-Image beiträgt.

Bemerkenswert ist auch die Breite EurerKunden. Fidel Castro zeigt in alten Adi-das-Trainingsanzügen – Du könntest ihmvielleicht mal einen neuen schenken – sei-ne patriotische Gesinnung. Beklemmendandererseits, wie ich es die letzten Tagenmehrfach erlebt habe, sind die vielen Adi-das-Sweatshirts bei den Flüchtlingen.Minutenlang sieht man es abends im Fern-sehen, wie Flüchtlinge in Adidas-Sweat-shirts kommen. Die drei Streifen wurden zueinem Inbegriff für „Made in Germany“.

Die Überzeugung, dass Partnerschaftenneue Perspektiven schaffen, hat Dichdazu gebracht, weltweit Partnerschafteneinzugehen. Jüngst mit Manchester Uni-ted, sehr zum Leidwesen von FC Bayern,mit leicht höheren Beträgen als wir dasgewohnt sind in München. Aber Du warsteiner der ersten, der die Millionen Klicksvon Messi richtig deutete und für die Mar-kenpflege und die Markenausweitungnutzte. Dein jüngster Kauf von Runtastic– ein Linzer Unternehmen, ein Start-up,der sportliche Messgeräte herstellt – zeigtauch, dass Online-Life style Products dieMarke Adidas im weiteren Sinne unter-stützen.

Schließlich Dein Einsatz für den Sport,insbesondere den Fußball; und ich darf

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sagen, auch beim Skifahren und beimBergsteigen. Du bist und bleibst ein gro-ßer Sportler.

Du bist ein hervorragender Preisträger.Du lebst die Marke und bist mit ihr eineseltene Symbiose eingegangen.Herzlichen Glückwunsch.

Die Begründung der Jury

Die Gesellschaft zur Erforschung desMarkenwesens verleiht den »G·E·MAward« 2016 an Herbert Hainer in Wür-digung – seines großen Respekts vor der Marke – seiner Verdienste bei der Führung derMarken der adidas Gruppe

– seines Bestrebens, langfristig für dieMarke und das Unternehmen zu den-ken

– seiner Idee, eine einzigartige Marken-architektur zu bauen

– seines Engagements für das Marken-Sponsoring

– seiner Überzeugung, dass Partner-schaften neue Perspektiven eröffnen

– seines Einsatzes für den Sport, insbe-sondere den Fußball.

Die Preis-Skulptur

Die Begründung der Jury ist in einerUrkunde verbrieft. Diese überreichenFriedrich Neukirch, Präsident der G·E·M,und der Laudator Prof. Dr. Herbert Henz-ler zusammen mit einer Skulptur in Formvon Goethes „Stein des guten Glücks“ aus

italienischem Marmor, ein Unikat mitZertifikat, 3 kg schwer.

„Stein des guten Glücks“ heißt dasDenkmal, das Johann Wolfgang von Goe-the zu Beginn des Jahres 1777 neben seinGartenhaus in den Ilmwiesen zu Weimarals Geburtstagsgeschenk für seine Seelen-freundin Charlotte von Stein setzen ließ.Es ist aus rötlichem Sandstein, 1,63 mhoch. Goethe wählte für sein Denkmaleine symbolische Formensprache. Siegeht auf Sinnbilder der Renaissancezurück. Es handelt sich um eines derersten nicht-figürlichen DenkmälerDeutschlands.

Der „Stein des guten Glücks“ ist eineKugel auf einem mächtigen Kubus. – Der Kubus oder Würfel symbolisiertdas Statische, Gefestigte und Ruhende,Beständigkeit und Gelassenheit.

– Die darüber liegende Kugel drücktBewegung, Kreativität und Dynamikaus.

– Die Kugel ruht auf dem Kubus.

Das Ganze stellt eine gelungene Verbin-dung dieser beiden Elemente dar: DasRollende auf dem Festen, das Wandelbareüber dem Unabänderlichen. Lässt sichMarke besser versinnbildlichen?

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Herbert Hainer sagt Danke

Meine sehr geehrten Damen und Herren,lieber Herr Neukirch, lieber HerbertHenzler. Wie Sie an meinen Unterlagensehen, hatte ich versucht, mich ein bis-schen vorzubereiten. Ich hatte ja dreiein-halb Stunden Zeit im Auto. Aber da schonviel von dem, was ich hier aufgeschriebenhabe, gesagt wurde, will ich es nichtwiederholen. Stattdessen möchte ich aufdas eine oder andere eingehen, was nochein Geheimnis sein könnte, was Du alsonoch nicht angesprochen hast, lieber Her-bert.

Zunächst möchte ich mich aber bei Ihnenallen ganz herzlich bedanken, dass ichheute eingeladen bin und diese tolle Aus-

zeichnung bekommen habe. Ich freuemich sehr darüber. Auf der Herfahrt habeich mich daran erinnert, dass ich mal eineAuszeichnung von Dieter Hildebrandtgesehen habe. Der Kabarettist, den Siealle kennen, wurde geehrt, dann trat er ansPodium zu seiner Dankesrede und sagte:„Na ja, wie soll man sich fühlen nach soeiner Ehrung? Ich fühle mich ausgezeich-net.“ Anschließend ging er von der Bühne.

Ganz so kurz will ich es heute nichtmachen, aber ich will Sie auch nicht allzulang langweilen.

Ich möchte das erste Geheimnis lüften:Herbert, Du hast das Thema Profi-Fußbal-ler angesprochen. Ganz ehrlich: mir hateinfach das Talent gefehlt. Der Wille war

Prof. Dr. Herbert Henzler, Herbert Hainer, Friedrich Neukirch

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da, der Ehrgeiz, aber mir hat letztlich dasTalent gefehlt und deswegen ist auch meinBruder Profi-Fußballer geworden undnicht ich. Zum Zweiten kann ich Dir zuru-fen: Wenn Du mich aus dem Central Parkanrufst oder ansimst, um mir zu sagen,welche Laufschuhe gerade in New Yorkgetragen werden, dann nehme ich dasimmer gern entgegen, denn das ist kosten-lose McKinsey-Marktforschung.

Lieber Herbert, ich möchte mich bei Dirganz herzlich bedanken für Deine Lauda-tio. Eine Laudatio, meine sehr geehrtenDamen und Herren, die ein enger Freundgehalten hat, ein Bergkumpel, ein kompe-titiver Skifahrer, der natürlich bei manchenDingen maßlos übertrieben hat. Ich habe estrotzdem gern gehört. Also ganz herz-lichen Dank nochmal an Dich, Herbert.

Mein Dank geht aber auch an Sie, meineDamen und Herren, die sie sich dazu ent-

schlossen haben, mir diesen Preis zugeben. Ich muss ganz ehrlich sagen, HerrNeukirch, als Sie mich angerufen haben,ich glaube, es war im August letzten Jah-res, wusste ich eigentlich nicht genauoder überhaupt nicht, was die G·E·M ist.Aber dank des Internets habe ich dasnachvollzogen und festgestellt, dass Ihrewissenschaftliche Arbeit, Ihre Philoso-phie und auch dieser Preis bei mir genauden richtigen Nerv treffen. Und das sageich sowohl als Manager als auch als Per-son.

Denn, Herbert, Du hast es ja richtiggesagt: meine Markenbezogenheit undMarkenvergangenheit geht nicht nur aufAdidas zurück. Als ich nach meinem Stu-dium bei Procter & Gamble angefangenhabe, wurden wir Tag und Nacht geschult,wie man eine Marke formt, wie man eineMarke entwickelt und wie man eine Mar-ke aufbaut. Ich war damals selbst BrandManager für Pampers, genau zu der Zeit,als meine zwei Kinder klein waren. Dashat natürlich gut gepasst. Als sie aus demWindelalter heraus waren, bin ich zu adi-das gewechselt, weil dann die Turnschuheund die Sportbekleidung ins Spiel kamen.Das war ganz praktisch ein Vorteil.

Ich glaube, es ist auch fair zu sagen, dassdiesen Award eigentlich eher Adi Dass-ler, der Gründer von adidas, verdienthätte als ich: Denn er hat vor hundert Jah-ren angefangen, Sportschuhe zu machen,und zwar aus einer Leidenschaft heraus,eigentlich aus zwei Leidenschaften her-aus: Das war einmal die Leidenschaft fürden Sport und dann die Leidenschaft fürHerbert Hainer

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die Schuhmacherei. Und so hat er vor hun-dert Jahren angefangen, getreu seinerLeitlinie „Das Beste für den Athleten“,Schuhe herzustellen. 1928 wurde zumersten Mal eine deutsche Athletin Olym-piasiegerin mit Schuhen von Adi Dassler.

adidas gab es noch nicht, denn noch arbei-teten die Brüder Adi und Rudolf Dasslerzusammen in der Gebrüder-Dassler-Sportschuhfabrik. Die 800-Meter-Läufe-rin hieß übrigens Lina Radke. Richtigbekannt wurden die Dassler-Sportschuheaber erst 1936, als Jesse Owens hier inBerlin bei den Olympischen Spielen vierMal Gold holte. Allein daran erkennt manschon die Weitsicht von Adi Dassler, derauf der einen Seite ein perfekter Schuhma-cher war, ein Tüftler, der über 760 Patenteangemeldet hat. Der aber gleichzeitig denBlick hatte, dass er nicht nur gute Schuhemachen muss, sondern dass er die Schuheauch an den Mann bringen muss, dass siesichtbar sein müssen, damit sie der breitenÖffentlichkeit bekannt werden.

Adi Dasslers Leitlinie sind wir bei adi-das bis heute treu geblieben.Wir wollendie besten Produkte für den Athletenmachen. Aber wir wollen sie natürlichauch vermarkten und dafür sorgen, dassder Konsument sie in der ganzen Weltsieht. Und seit hundert Jahren ist adidasTeil des Sports in der ganzen Welt. Wirhaben es gestern Abend wieder gesehenbeim Champions League Spiel von Juven-tus gegen Bayern. Beide Teams tragen adi-das Trikots. Oder beim Spiel von Barcelo-na, in dem Lionel Messi mit adidas-Fuß-ballschuhen zwei Tore geschossen hat.

Es gibt kaum ein Sportereignis auf derWelt, bei dem adidas nicht präsent ist.Bei den Olympischen Spielen gibt es 28Sportarten. 27 davon rüsten wir aus, nureine nicht, und das ist der Reitsport. Wirwissen einfach nicht, wie wir die dreiStreifen am Pferd am besten anbringen.Aber ansonsten sind wir in allen Sportar-ten dieser Welt zu Hause.

adidas ist heute ein junges, dynami-sches Unternehmen mit über 55.000Mitarbeitern. Auf unserem Campus inHerzogenaurach – der eine oder anderevon Ihnen war vielleicht schon mal dort –arbeiten Menschen aus über 80 Nationenmit einem Durchschnittsalter von 37 Jah-ren. Das Unternehmen ist quirlig, sport-lich, innovativ. Und ich gebe nur ungernzu, dass ich den Altersdurchschnitt deut-lich anhebe. Aber es hält mich jung, mit sovielen jungen, motivierten Menschenzusammen zu arbeiten. Zumindest sagtmeine Frau immer, man sehe es mir auchan, dass es mich jung hält, in diesemUnternehmen zu arbeiten. Ich finde, dasist ein nettes Kompliment.

Aber alles hat ein Ende, wie Sie wissen,nur die Wurst hat zwei. Sie haben sicher-lich mitbekommen, dass ich Ende Sep-tember aufhöre, nach 15 Jahren an derSpitze des Unternehmens, und den Stab anKasper Rorsted weitergebe, der jetzt nochCEO bei Henkel ist. Henkel, ebenfalls einMarkenartikel-Unternehmen mit so be-kannten Marken wie Persil, war frühermein Wettbewerber. Ich war damals beiProcter für Dash zuständig.

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So schließt sich für mich der Kreis. Ich binunheimlich froh, dass ich das Unterneh-men übergeben kann zu einem Zeitpunkt,zu dem die Marke adidas beim Konsu-menten so beliebt ist wie selten zuvor.Dies ist umso schöner, weil wir als Unter-nehmen und ich persönlich als CEO 2014ein etwas schwierigeres Jahr hatten. Abergut, auch das muss man überstehen. Heuteist die Marke adidas absolut angesagt.Wenn wir zum Beispiel den neuen Kanye-West-Schuh rausbringen, dann campen inMünchen in der Sendlinger Straße vorunserem Laden die jungen Menschen zweiTage und zwei Nächte, damit sie amSamstag in der Früh den Schuh kaufenkönnen. Das zeugt von der Begehrlichkeitder Marke – und das ist natürlich toll.

Herbert, Du hast auch angesprochen, dassadidas-Produkte ständig kopiert odergefälscht werden. Auch das ist Teil desErfolges. Wenn Sie nicht mehr nachge-macht und kopiert werden, dann wissenSie, dass Sie irgendwas falsch gemachthaben mit Ihrer Marke.

Damit komme ich zum Ende. Ich würdemich freuen, wenn nicht nur ich mich heu-te Abend ausgezeichnet fühle, sondern Siealle sich ebenfalls ausgezeichnet fühlen.Ich möchte mich noch einmal ganz herz-lich bei Ihnen, Herr Neukirch, und beiIhnen allen bedanken. Ich wünsche unsnoch ein paar schöne Stunden, netteGespräche und etwas weniger Hektik alsbei der Anreise. – Herzlichen Dank.

Prof. Dr. Herbert Henzler und Herbert Hainer mit dem „Stein des guten Glücks“

7. G · E · M A W A R D

15. Februar 2017im SEMINARIS CampusHotel Berlin

Verleihung des »G·E·M Award« 2017an Alfred T. Ritter

Begrüßung und Einführung:Friedrich Neukirch, Präsident G·E·M

Laudatio:Michael Grashoff

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Mit dem »G·E·M Award« zeichnet dieGesellschaft zur Erforschung des Marken-wesens Menschen aus, die hinter derMarke stehen, Persönlichkeiten, die Ent-wicklungen auf dem Gebiet des Marken-wesens anführen oder entscheidend beein-flussen.

Der G·E·M Award ist ein Ehrenpreis. DerPreisträger erhält eine Urkunde mit derBegründung der Jury und einen „Stein desguten Glücks“.

Der G·E·M Award wird jährlich verliehen.Er wird nicht öffentlich ausgeschrieben.Man kann sich nicht selbst bewerben.

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Am 15. Februar 2017, am Vorabend zum21. G·E·M Markendialog „Die Marke imZentrum der Transformation“ in Berlin,wurde zum siebten Mal der »G·E·MAward« verliehen. Ausgezeichnet mitdem »G·E·M Award« 2017 wurde AlfredT. Ritter, Miteigentümer Alfred RitterGmbH & Co. KG.

Nach der Begrüßung der Gäste, der G·E·MMitglieder und der Teilnehmer am 21.G·E·M Markendialog sowie einer Einfüh-rung in den Abend durch Friedrich Neu-kirch, Präsident der G·E·M, hielt MichaelGrashoff die Laudatio auf den Preisträ-ger.

Begrüßung und EinführungFriedrich Neukirch

Meine sehr verehrten Damen und Herren,ich darf Sie im Namen des Vorstands unddes Kuratoriums der G·E·M sehr herzlichwillkommen heißen zu diesem traditionel-len Vorabend zum jährlichen G·E·M Mar-kendialog. Ich freue mich ganz besonders,dass wir Mitglieder aus dem Vorstand desMarkenverbandes als Gäste begrüßenkönnen: Herrn Franz-Peter Falke, Präsi-dent des Markenverbandes, die Vor-stands-Mitglieder Frau Béatrice Guillau-me-Grabisch und Herrn Andreas Schubertsowie den Hauptgeschäftsführer, Herrn

Christian Köhler. Vielen Dank, dass Siemit Ihrer Anwesenheit auch zum Aus-druck bringen, dass die Zusammenarbeitzwischen Markenverband und G·E·M einetragfähige und gute ist.

An diesem Vorabend verleiht die Gesell-schaft zur Erforschung des Markenwesensseit 2011 ihren »G·E·M Award«, einenEhrenpreis für Marken- und Unterneh-mensführer, die sich dadurch auszeichnen,dass sie als Persönlichkeiten ihre Markenzu Persönlichkeiten heranreifen lassen unddamit die Entwicklung auf dem Gebiet desMarkenwesens anführen und entscheidendbeeinflussen, also Vordenker auf demGebiet des Markenwesens sind.

»G·E·M Award« 2017 an Alfred T. Ritter

Friedrich Neukirch

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Der »G·E·M Award« wurde anlässlich„100 Jahre G·E·M“ im Jahr 2010 geschaf-fen und erstmals 2011 verliehen. Wer inden vergangenen Jahren dabei war, konntemiterleben, wie wir 2011 Herrn EmilUnderberg, 2012 Herrn Albert Darbo-ven, 2013 den leider verstorbenen AntonWolfgang Graf von Faber-Castell, 2014Herrn Dr. h.c. August Oetker, 2015Herrn Professor Götz W. Werner und2016 Herrn Herbert Hainer mit dem»G·E·M Award« ehren durften. Es warenBegegnungen mit erfolgreichen Marken-führern, mit großartigen Persönlichkeiten,mit Markenfreunden.

Heute verleihen wir den »G·E·M Award«zum siebten Mal. Und Sie kennen denNamen des diesjährigen Preisträgers:Alfred T. Ritter. Die Jury will Herrn Rit-ter ehren in Würdigung seines Einsatzesfür die Wahrung der Markenidentität vonRitter Sport, vor allem für seinen Mut undseine Energie, permanent für eine Weiter-entwicklung und Optimierung der Mar-kenführung zu sorgen, ebenso auch für dieWürdigung seines Plädoyers für einensinnvollen Umgang mit den natürlichenRessourcen, speziell seine Bemühungen,Umweltdenken in die Schokoladenpro-duktion zu integrieren. Dieses und mehrist in der Urkunde verbrieft, die wir Ihnennachher überreichen werden.

Lieber Herr Ritter, herzlichen Glück-wunsch zu dieser Ehrung. Ja, der Applauszeigt, wie froh und glücklich wir sind,dass wir Sie heute mit dem »G·E·MAward« 2017 auszeichnen können. Wirfreuen uns sehr, dass Sie und Ihre Gattin

sich die Zeit genommen haben, heute zuuns nach Berlin zu kommen, um Ihren»G·E·M Award« entgegenzunehmen.

Wie immer haben wir uns Gedankengemacht, wer denn die würdigen Worteeiner Laudatio sprechen könnte. Auseinem Gespräch mit Ihnen, Herr Ritter,bei Ihnen im Unternehmen in Walden-buch, hat Herr Disch einen Namen er-fahren, der alle Voraussetzungen für einen kompetenten Laudator mitbringt:Michael Grashoff.

Auf seinem Briefbogen steht in schlichtenLettern „Markenberatung und Relaunch“.Aber was verbirgt sich dahinter? MichaelGrashoff ist ein echter Zeit- und Marken-zeuge, war er doch beratend und begleitendfür und mit diesen Namen unterwegs, ohnedies groß kundzutun: blend-a-med, Duden,Jacobs Krönung, Dinkelacker CD-Pils,Daimler-Benz, Feinkost-Appel, Löwen-senf, Steiff, Eckes, Reemtsma, Kodak, VanHouten, Frosch. Und seit Herbst 1968begleitet er Ritter Sport und die Herren Rit-ter. Damals hat er den Slogan „Quadra-tisch. Praktisch. Gut“ erfunden. Mittlerwei-le ist dieser wohl einer der bekanntestenWerbeslogans in Deutschland. Zudem istMichael Grashoff seit vielen Jahren einguter Freund von Alfred T. Ritter. – HerrGrashoff, bitte übernehmen Sie.

Laudatio Michael Grashoff

Danke, Herr Neukirch, guten Abend liebeGäste. Ich habe erst vor kurzem gelernt,

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was und wie das Opfer einer Laudatioeigentlich unter Gebildeten heißt. Es istder Laureatus. Auf Deutsch: Der mit Lor-beer bekränzte. Den ersten dicken Zweighast Du ja gerade von Herrn Neukirchbekommen.

Und ich habe mit Freude zur Kenntnisgenommen, dass Herr Disch das Pult hiermit zwei Deiner erfolgreichsten Sortengeschmückt hat. Hinzu kommt, dass derSockel des Awards, der Markensockel, jaauch ganz eindeutig eine Referenz anDeine Marke ist mit seinen kubischenGrundzügen. Diese Marke mit ihremkantigen Profil, mit ihrer farbigenDynamik, die könnte tatsächlich aus demMusterbuch des großen Markendenkersund Markenschöpfers Hans Domizlaffstammen.

Ich denke mit heiterer Wehmut zurück anden Anfang der siebziger Jahre, als wir in

Hamburg in der Parkstraße (bei Reemts-ma), dort, wo der Geist von Hans Domiz-laff noch intensiv wehte, auf allerhöch-stem Niveau über die Frage diskutierten:Ist eine Marke nur die Summe ihrer milli-onenfachen Bekanntheit oder ist sie viel-leicht oder hoffentlich sogar ein autono-mes Wesen an sich? Der große Meisterhatte ja damals so Sätze gemeißelt wie:„Markengesetze sind Naturgesetze“. Esist nicht ganz ohne Ironie, dass genaudamals, als die Marke Ritter Sport ihrensteilen Aufstieg begann, eines dieserNaturgesetze, nämlich die Preisbindung,der fixe Preis überall, krachend in sichzusammenfiel. Und seitdem ist ja nunSchumpetermäßig einiges zusammenge-brochen – aber dafür eben auch unendlichVieles neu entstanden.

Was speziell in den letzten zehn Jahren –hier gebrauche ich eine Formulierung ausIhrem Programm für morgen – im digita-len Kommunikationsgewitter entstandenist, das sind Dinge, die hätte sich HansDomizlaff überhaupt nicht träumen las-sen. Wir erleben heute Instant-branding,jeden Tag ein neues Start-up, vor allemvöllig neue Markenwesen. Ich glaube,Herr Disch, da liegt noch ein unendlichesFeld der Forschung für die G·E·M vorIhnen. Wenn ich nur mir vorstelle: Diesefast körperlosen Weltbeherrschungsmar-ken, Dienstleistungsmarken en masse,riesige Vergleichsportale, sogar eineMarke, die alle elf Minuten eine neue Lie-be verspricht, und meine andere Lebens-marke, die mit dem Stern – wie die ausdiesen Disruptionen und diesen aktuellenTransformationen (digital, elektrisch)

Michael Grashoff, Laudator

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was hervorgeht, das steht wohl in denSternen.

Aber eines scheint mir doch ein beständi-ges und bleibendes Element zu sein, wozuder große Domizlaff einen markigen Satzgesagt hat: „Eine Markenware ist dasErzeugnis einer Persönlichkeit undwird am stärksten durch den Stempeleiner Persönlichkeit gestützt.“ Ich sage:Die Persönlichkeit, die wirklich hintereiner Marke steht – das ist wohl für jedeernstzunehmende Marke auch in derZukunft entscheidend. Nicht mehr flottesselbstherrliches Management, sondernleidenschaftliche Treuhänderschaft, auchmutige und verantwortungsvolle Linien-führung, und dann eben Hingabe.

Der Begriff „Manager“ wird in den kom-menden Jahren zugrunde gehen, so, wievor vierzig Jahren der „Herr Direktor“.Und wir brauchen ja nun wirklich nur andie andere große quadratische Marke zudenken, bei der dieser Schrägbalken mirimmer mehr wie eine Durchstreichungvorkommt, wo die Manager angefangenhaben, mit der Kugel als Teil dieser Skulp-tur, die Sie für den »G·E·M Award«gewählt haben, mit diesem Element Rou-lette zu spielen – und im Endeffekt auseiner großen Bonität größenwahnsinnigeBoni geworden sind.

Lassen Sie mich diese Skulptur und ihrWesen einen Augenblick intensiver be-trachten. Diese Skulptur hat Goethe seinerCharlotte von Stein gewidmet. Ich fragemich, was er sich wohl dabei gedacht hat,als er das den „Stein des guten

Glücks“ genannt hat. Der Duden gibt dadoch einen deutlichen Hinweis und ichwage das zu interpretieren. Ich sage ein-fach: Da ist rechts das Spielerglück, dasZockerglück, da ist auch Protz und Showmeist auf Kosten anderer. Und auf der lin-ken Seite, da steht ein ganz anderes Kraft-paket, ein dreifaches: Da ist das innereGlück; das hat auch viel mit Ruhe undReife zu tun. Da ist die Fortune, die glück-liche Hand, die natürlich auch dazugehört.Und da ist vor allem das Glück des Tüch-tigen, auch das Glück, das man sichschmiedet.

Diese drei Elemente, dieses Kraftpaket,das zieht sich durch die gesamte Ge-schichte des Hauses Ritter. Die Taten derersten und zweiten Generation, die gehenwie nirgendwo anders – ich habe das nir-gendwo anders in dieser Deutlichkeiterkennen können – als Kraftlinie durch bisin die Entscheidungen, die heute gefällt

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werden. Die Tatsache der drei Alfredsnacheinander – Alfred Eugen, Alfred Ottound Alfred Theodor – ist dafür ein sehrschönes Symbol.

Deshalb ist, denke ich, die echteste Lobpreisung ein kurzer Weg durch dieganz und gar unglaubliche Geschichtedieses Hauses, dieser Familie. Nichtzuletzt auch deshalb, weil ganz vorne eineFrau mitmischt: Das kleine und sehr ener-gische „Fräulein Clara Göttle“ imKöniglich-Württembergischen Cannstatt.Sie heiratete den Konditormeister AlfredEugen Ritter und die beiden beganneneine kleine Schokoladenproduktion. Inerster Linie für ihren Zuckerwarenladen.Hier beginnt bereits die Prägung für allesSpätere, denn ein großer Teil ihrer Kund-schaft, der Laden war im Bahnhofsträßle,waren Menschen, die zur Eisenbahn gin-gen und die bei ihr für die Reise noch eSchokolädle oder e Zuckerstängle mitge-nommen haben. Und sechzig Jahre spätersteht in den großen Anzeigen und heißt esin den Fernsehspots: „Für die fröhlichenLeute von unterwegs“.

Doch in den Jahrzehnten dazwischen, dahaben die Beiden erst einmal vier großeWeltkatastrophen getroffen. Kurz nachihrer Gründung begann der Erste Welt-krieg, machte alles zunichte. Danach diegroße Inflation. Und als sie sich geradewieder aufgerappelt und ein kleines Fab-rikle gekauft hatten – südlich von Stuttgartin einem stillen, abgelegenen Flusstal, dasFabrikle stand mitten in Gemüsefeldern –begann die Weltwirtschaftskrise. Danachkam das Nazi-Reich und der Zweite Welt-

krieg und brachte wieder alles zum Erlie-gen.

Aber in diese Zeit der neu heraufziehen-den Katastrophe 1932, da hat diese KlaraRitter dort hinter den Bergen eine Markegeschaffen, vor der sich heute jeder hoch-gestochene Marketingfuzzi nur verbeugenkann. Denn wir haben einen klassischenFall von Transformation vor uns. Sie batihren Alfred Eugen, ihr handfeste, quadra-tische Tafeln zu gießen und die in einbraunes Zellophanpapier einzuwickeln.Doch das war nur die Hälfte der Tat. Sienannte es Sport-Schokolade. Und damithat sie der Marke oder der Form den Spiriteingehaucht.

Dieser Name ist die Ideologie letzten Endesder gesamten Marke bis heute. Und ichmuss hinzufügen: Klara Ritter hat über-haupt nicht geahnt, dass genau diese Kom-ponente, dieser Wert, erst etwa vierzig Jah-re später durch Mobilität, Fitnessstrebenund so weiter seine große Trendkraft ent-wickeln würde. Hinzu kam, dass AlfredEugen mit seinem perfekten Marketingdazu eine Sorte mit Trauben und Nüssenentwickelte, konzeptgemäß Sport-Schoko-lade. Und das ist bis heute die Mutter allerNaturkost- und Energie-Schokoladen.

Nach der Stunde Null hat dann AlfredOtto Ritter, der Sohn, die Verantwortungübernommen. Er hat die kleine Fabrik vor-bildlich und dynamisch modernisiert, wassich später als Segen herausstellen sollte.Es lässt sich feststellen, dass Alfred Ottoso Mitte der sechziger Jahre ein Faible fürdie Erfindung seiner Mutter entwickelt

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hat, weil diese Quadrate sehr einfach undrationell zu produzieren waren, war erdoch ein leidenschaftlicher Schokoladen-Techniker. Er hat dann auch mehrere die-ser Quadratsorten hinzugefügt.

Als sich das Alles gerade langsam undpositiv entwickelte, kam die nächste Ka-tastrophe, keine Weltkatastrophe, es wareine Branchenkatastrophe. Innerhalb we-niger Jahre nach dem Fall der Preisbin-dung brach die gesamte Branche zusam-men. Große traditionelle Marken wieSprengel im Norden, Stollwerck im West-en, Sarotti und direkt im Südwesten vorOrt die große traditionsreiche Eszet – allewurden an irgendwelche Konzerne alsMarkenkörper verhökert. Und das bedeu-tete eigentlich auch für Alfred Otto Ritterdas Ende.

Jedoch, in diesem Augenblick hat diePersönlichkeit, die hinter einer Markesteht, hat dieser stille freundliche Mann,plötzlich etwas Unfassbares getan: Erhat seine Quadrate, das war logistischdamals möglich, in Kiosken und Tankstel-len platziert, weit über seinen eigentlichenregionalen Raum hinaus. Er hat das Geldzusammengekratzt für überregionaleWerbung. Und in dieser Werbung hat erbehaupten lassen: Dieses Produkt ist derSchokoladentyp der neuen Zeit. Er hates später selbst immer wieder als Größen-wahn bezeichnet, aber: das ist die jungeSchokolade, Schokolade, wie man sieheute will. Dazu so einen Stakkato-Slo-gan, Swing-Musik, ein richtiges Marken-zeichen. Er hat mit diesem Ansprucheinen munteren extrovertierten Zirkusaufgezogen. Und er hat, wie seine Mutter,

Während der Laudatio

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auch eine Sorte dazu geschaffen, die zudiesem Anspruch wiederum hundertpro-zentig passte: die erste Tafelschokolademit einer weißen Joghurtfüllung.

Alle Welt hat ihn für verrückt erklärt, abernach allerkürzester Zeit ging der Umsatznach oben, mitten in diesem rauchendenTrümmerfeld. Und zwei Jahre später hater die Kühnheit besessen, seine ganzenSorten in Farben, komplett in Farben zubringen. Das war seine letzte große Tatvor seinem frühen Herztod. Er hat damalsnoch gesagt: „Jetzt glaube ich langsamselber, dass das kein Strohfeuer ist.“

In dieses traurige Vakuum nach dem Todvon Alfred Otto trat nun der dritte Alfred,Alfred Theodor, in Aktion. Zusammenmit seiner Schwester Marli und MutterMartha haben die drei einen weiteren Mei-lenstein gesetzt – gegen den sich trotz allerUmsatzentwicklung noch mal heftigsterangstvoller Widerstand entwickelt hatte.Es war die Umstellung des ganzen Qua-drate-Programms auf das Knick-Pack, aufden Schlauchbeutel. Niemand konnte sichvorstellen, eine Qualitätsschokolade inder Verpackung billiger amerikanischerRiegel anzubieten, es gab gar Untergangs-prognosen. Aber die Familie hat sicheisern durchgesetzt.

Auch dieses Mal hat das Publikum dasalles Klasse gefunden, hat das logischgefunden, hat das mühelos akzeptiert,honoriert. Und dann stieg diese ehemalskleine Marke Seite an Seite mit der lilaKontrastmarke zur führenden Schokola-denmarke in Deutschland empor. 1968

etwa zwanzig Millionen Umsatz, 1988über vierhundert Millionen. Das war einWeg, den ich nach wie vor für unglaublichhalte.

1988 nun hat sich die Persönlichkeit, diehier jetzt sitzt, ein zweites Mal, und diesesMal sogar ganz persönlich, einen Lorbeerverdient. Ich muss das kurz erzählen, ichdurfte dabei sein. Es wurde der Geschäfts-führung von ihren neuen prominentenBeratern eine sehr dezidierte Weiterent-wicklung des Markenzeichens, des Logosvorgelegt. Doch das wurde gleich vomTisch gewischt nach dem Motto: Warumsollen wir was ändern, es läuft doch alleswunderbar, never change a winning team,und so weiter. Und als man zum nächstenTagesordnungspunkt übergehen wollte,da meldete sich von der Seite des TischesAlfred T. Ritter, der als Beirat eigentlichda hätte gar nicht sitzen dürfen. Er warauch eher zufällig anwesend und wollteeigentlich nur als Zuhörer teilnehmen.Dann aber sagte er plötzlich mit dieser sounüberhörbar leisen Stimme, wie das auchsein Vater konnte: „Also, ich find dasgut. Und das sollte mer mache“ – undschob Alles in die Mitte des Tischeszurück. Und in der Mitte aller Schokola-den-Quadrate von heute prangt genau die-ses Logo in dieser Form.

Anfang des neuen Jahrhunderts, Jahrtau-sends, fingen dann die Manager von RitterSport ebenfalls an, mit dieser Kugel zuspielen. Innerhalb kurzer Zeit und sehrüberraschend kam dieser Schokoladen-dampfer, wie Alfred Ritter gerne seineFirma oder seine Marke nennt, sehr

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gefährlich ins Schlingern. Da beschlossendie Geschwister Ritter, dass Alfred Theo-dor selbst auf die Brücke und ansRuder geht, zusammen mit der übrigen,sehr tüchtigen und markenloyalen Mann-schaft. Nach kurzer Zeit kehrte der Geistzurück, kamen die Quadrate ins Rollen.Wenn es vielleicht auch nicht ganz logischist, aber sie kamen ins Rollen.

Das vergangene Jahr wurde abgeschlos-sen als klarer Marktführer mit beneidens-werten qualitativen Werten. Die Mann-schaft von vor zehn Jahren ist immer nochdieselbe, ein wenig erweitert, ressortmä-ßig. Die Pflöcke für die nächsten zehn Jah-re sind eingeschlagen, unter anderem mitder wohl größten Programm-Weiterent-wicklung der Firmengeschichte. Und dasgibt heute die Kraft für die beidenbedeutungsvollen Lebenselemente derMarke, der Firma.

Die erste ist – und ich sage das ohne jedeScheu – die selbstverständliche Mensch-lichkeit. Da gibt es keinen Hochleistungs-druck, keine Erfolgsprämien, hier tut jedervon sich aus sein Bestes – getragen vonviel gegenseitigem Vertrauen undRespekt. Es ist nicht umsonst so, dassimmer wieder das Bild von dem gallischenDorf auftaucht, wo die Konzernrömer überdie Baumwipfel in dieses immer nochländliche Tal hinuntergucken und heraus-kriegen wollen, was die da unten für einenZaubertrank haben. Dieser Zaubertrank,das erste Lebenselement dieser Marke, istein doppelter Charakter: der Formcharak-ter, das Quadrat, und der menschlicheCharakter, von dem ich sage, es ist Mutund Fairness und Verantwortung.

Mit Verantwortung bin ich auch schon beidem zweiten Lebenselement: das außer-gewöhnliche Engagement für dieUmwelt. Für die Umwelt engagieren sichdie Geschwister Ritter seit Jahrzehntenmit höchstem Engagement und setzen die-ses unendlich vielfältig um. Vor allem ineiner Produktion, die nach wie vor undheute mehr denn je wirklich eine Synthesevon Ökonomie und Ökologie ist. Ich sehemit Freude, dass nun auch die vierte Gene-ration beginnt mitzuwirken, vor allen Din-gen bei der Rohstofferzeugung, wo manerkennen kann, dass mit Leidenschaft undmit Riesenschritten eine substanzielleNachhaltigkeit und Verantwortlichkeitrealisiert wird.

Genug des Lorbeers, zumal Du den ja viellieber in einer guten Soße hast. Deshalbmöchte ich diese Geschichte des guten

Alfred T. Ritter

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Glücks mit einer ganz kleinen Story endenlassen:

Wie gingen wir vor einigen Monatendurch die offene Halle des Ritter-Museums, wo man gleich nebenan nochden Trakt des ursprünglichen Fabriklessehen kann. Da kam eine Lady, eine Damemit starkem amerikanischem Akzent, aufuns zu mit einer Kamera und einem klei-nen Töchterchen. Und die fragte mit allenAnzeichen der aufgeregten Fanverehrung,ob sie ein Foto mit ihm und ihrem Töch-terchen machen könnte. Alfred Ritternahm das Mädele an die Hand undschenkte der Kamera sein inzwischen jamarkenprägendes Lächeln. Als wirweitergingen und die beglückten Damenzurückließen, da sagte er so halblaut undeigentlich fast zu sich selbst: „Ich glaub’,es ist nit das schlechteste Schicksal, Scho-koladenfabrikant zu sein.“

Ich wünsche Dir auch weiterhin viel gutesGlück, mein lieber Alfred Ritter.

Friedrich Neukirch

Lieber Herr Grashoff, man hätte Ihnen nochstundenlang zuhören können. Es war span-nend, wie Sie uns die Geschichte von RitterSport und der drei Ritter nähergebrachthaben. Vielen, vielen Dank. Mit Ihrer Lau-datio wird uns noch deutlicher, dass wirheute mit dem 7. »G·E·M Award« eine gro-ße Markenpersönlichkeit ehren dürfen.

Lieber Herr Ritter: Mit Freude überrei-chen wird Ihnen den „Stein des guten

Glücks“, den Herr Grashoff so trefflichinterpretiert hat, und die Urkunde, in dermit acht kurzen Sätzen aufgeschrieben ist,warum wir Sie mit dem »G·E·M Award«2017 ehren. Wir sind sehr, sehr froh, Siebei uns zu haben. Mögen Sie weiterhinviel Glück und viel Erfolg mit IhremUnternehmen, mit Ihrer Vision, mit IhrerKultur und mit Ihren Überzeugungenhaben. Herzlichen Glückwunsch.

Die Begründung der Jury

Die Gesellschaft zur Erforschung desMarkenwesens verleiht den »G·E·MAward« 2017 an Alfred T. Ritter in Wür-digung

– seines Einsatzes für die Wahrung derMarkenidentität von Ritter Sport

– seines Mutes und seiner Energie, per-manent für eine Weiterentwicklungund Optimierung der Markenführungzu sorgen

– seiner Überzeugung, dass die Mitarbei-ter die ersten Vertreter der Marke sind

– seiner Aktivitäten, Auslandsmärkte fürRitter Sport zu erschließen

– seiner Bemühungen, Umweltdenkenin die Schokoladenproduktion zu inte-grieren

– seiner Initiativen für nachhaltige Stan-dards in der Kakaoproduktion und fürden Einsatz natürlicher Aromen

– seines Plädoyers für einen sinnvollenUmgang mit den natürlichen Ressourcen

– seines Engagements bei der Entwick-lung innovativer umweltfreundlicherTechnologien.

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eine symbolische Formensprache. Siegeht auf Sinnbilder der Renaissancezurück. Es handelt sich um eines derersten nicht-figürlichen DenkmälerDeutschlands.

Der „Stein des guten Glücks“ ist eineKugel auf einem mächtigen Kubus.

– Der Kubus oder Würfel symbolisiertdas Statische, Gefestigte und Ruhende,Beständigkeit und Gelassenheit.

– Die darüber liegende Kugel drücktBewegung, Kreativität und Dynamikaus.

– Die Kugel ruht auf dem Kubus.

Das Ganze stellt eine gelungene Verbin-dung dieser beiden Elemente dar: Das

Alfred T. Ritter und Friedrich Neukirch

Die Preis-Skulptur

Die Begründung der Jury ist in einerUrkunde verbrieft. Diese überreichenFriedrich Neukirch, Präsident der G·E·M,und der Laudator Michael Grashoffzusammen mit einer Skulptur in Form vonGoethes „Stein des guten Glücks“ aus ita-lienischem Marmor, ein Unikat mit Zerti-fikat, 3 kg schwer.

„Stein des guten Glücks“ heißt dasDenkmal, das Johann Wolfgang von Goe-the zu Beginn des Jahres 1777 neben seinGartenhaus in den Ilmwiesen zu Weimarals Geburtstagsgeschenk für seine Seelen-freundin Charlotte von Stein setzen ließ.Es ist aus rötlichem Sandstein, 1,63 mhoch. Goethe wählte für sein Denkmal

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Rollende auf dem Festen, das Wandelbareüber dem Unabänderlichen.

Alfred T. Ritter sagt Danke

Vielen Dank, dass ich heute hier sein darf.Vielen Dank, Michael, für Deine Lauda-tio, die mich etwas beschämt macht. Sotoll bin i nun auch wieder net. Ich habe mirein paar Sachen überlegt, die ich heutehier sagen will, doch die sind eigentlich soziemlich alle schon gesagt worden.

Daher möchte ich einfach die Gelegenheitnutzen, mich zu bedanken. Nicht nur fürden »G·E·M Award«, sondern vor allemdafür, dass ich das Glück hatte, diese Mar-ke Ritter Sport geschenkt zu bekommen.Die nämlich vor meiner aktiven Zeit in derFirma Ritter von Dir, lieber Michael, undvon meinem Vater kreiert wurde. Und mirist es dann geschenkt worden, diese Markeweiter pflegen zu dürfen. Das habe ichlange Zeit aus der Position eines Beiratsheraus gemacht. Habe immer wieder aufdie Marke geachtet, wie Du gesehen undsoeben berichtet hast.

Eine Marke ist ein hervorragendesVehikel, einen Inhalt zu transportieren.Ritter Sport ist viel mehr als ein Quadratoder bunte Farben. Ritter Sport ist ein gan-zes Lebensgefühl. Der Inhalt der Schoko-lade ist einfach, aber hochwertig. Wirhaben keine komplizierten Rezepturen, diesind alle eigentlich aufs Wesentliche redu-ziert. Die Namen sind keine Fantasiena-men, vielmehr ist der Name Programm. Dasteht dann einfach Vollnuss oder Marzipan

drauf. Die Marke hat keinen Sinn für exo-tische Träumereien, die hat kein Stanniol-papier für die Sofa-Ecke, die ist eigentlichgenau das Gegenteil: Diese Marke, die istquadratisch, praktisch und gut. Und eineMarke für Beißer, nicht für Lutscher.

Das ist natürlich etwas, was man bei Scho-kolade zunächst mal gar nicht so erwartet.Das wurde kreiert und weiterentwickelt.Und an dieser Weiterentwicklung ver-suche ich, mein Teil zu haben.

Alfred T. Ritter

Es gab eine Zeit, als ich – immer noch imBeirat – nicht so intensiv auf unsere Markeguckte, weil ich eigentlich Geschäftsführervon einem Unternehmen für Solartechnikwar. Damals fing das Management an, mitder Marke zu spielen. Michael Grashoffhat in dieser Zeit das Unternehmen nichtberaten. Es war erschreckend, in welchemTempo die Prägnanz dieser Marke verfiel.Da waren schon die ersten Farbverläufe inder Marke, die Qualität war nicht mehr so

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gut, in der Produktion war die Stimmungschlechter geworden. Es war viel mehr alsnur die Marke.

Ich sah dann auch, dass, wenn eine Markenicht prägnant ist, nicht mehr kantig ist,sie austauschbar wird, dann überflüssigwird. Das war dieser Punkt, wo ich mitmeiner Schwester zusammen beschlossenhabe, als vorsitzender Geschäftsführerwieder an Bord der Firma zu gehen.

Die Marke ist Ausdruck einer Firma.Und diese Firma produziert Qualität. Die-se Firma ist freundlich zu allen: sie istfreundlich zu den Lieferanten, sie istfreundlich zu den Mitarbeitern, sie istfreundlich zum Kunden. Und das ist einZentrum. Anders kann Ritter Sport nichtfunktionieren.

Unsere Marke ist jetzt auch zunehmendvon Ökologie geprägt. Ich bin überzeugt,wenn wir es als Industriegesellschaft nichtschaffen, in Kreisläufen mit der Natur zuarbeiten, dann werden wir verschwinden.Und wir bei Ritter Sport wollen da Vorrei-ter sein. Bei Schokolade geht es vor allemum die Produktion in der Landwirtschaft,wo wir jetzt groß eingestiegen sind. Esgeht darum, bessere Qualität an Kakao zubekommen als bisher; inzwischen küm-mern wir uns um alle Zutaten und Roh-stoffe. Marke ist eben nicht nur dasÄußere, Marke ist auch ganz, ganzstark der Inhalt, zumindest aus meinerSicht.

Ja, so möchte ich die Marke weiter pfle-gen. Wir werden noch einige Qualitäts-sprünge schaffen. Wir werden unser Pro-

Alfred T. Ritter und Gattin Dr. Rosario Almeida-Ritter

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gramm ausweiten, um Qualitäten bessermachen zu können. Nicht in dem Sinn,dass wir jetzt ein Premium drübersetzen,manche Rezepturen sind einfach teurer.Und dem müssen wir dann auch Rech-nung tragen; das alte Gesetz „Ein Preis –eine Marke“ ist hinfällig geworden.

Wir haben jetzt zum Beispiel die Nuss-Klasse weiterentwickelt, weil die Hasel-nüsse teurer geworden sind. Da kam so derSpruch von manchen Leuten „Tut dochweniger Nüsse rein“. Wir haben genau dasGegenteil gemacht, wir haben gesagt:Jetzt müssen wir mal gucken, was eigent-lich die beste Nuss-Schokolade ist, die wirproduzieren können. Wir haben Versuchegemacht, das den Leuten zum Versuchengegeben und festgestellt: eigentlich müsseein kleines bisschen mehr Nüsse rein. Dashat natürlich gar nicht mehr in die

Kalkulation gepasst, aber Marke heißt„Beste Qualität“. Wir machen heute, glau-be ich, eine Nuss-Schokolade, die istschon richtig gut. Und darauf bin ichauch stolz.

So gehen wir unsere derzeitigen Problemeeinfach konsequent an, nennen das GanzeRitter Sport. Das ist ein großes Konzept,eine Art zu leben. Ich persönlich stehesehr dazu, das weiterzutreiben. Aber ichbin natürlich auch nur ein Rad in derGeschichte, die nächste Generation machtauch wieder weiter.

Ich kann nur danke sagen, dass ich soeine grandiose Situation habe erleben dür-fen. Und was für mich völlig überraschendwar: dass ich den »G·E·M Award« kriege.Damit habe ich nun gar nicht gerechnet.Auch dafür einfach herzlichen Dank.

Ritter Sport-Dessert „Quadratisch. Praktisch. Gut“ aus der Küche des SeminarisCampusHotel Berlin

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Andreas Franz Schubert (aquaRömer), Franz-Peter Falke (Markenverband), BéatriceGuillaume-Grabisch (Nestlé Deutschland), Dr. Rüdiger Mittendorff (Sebapharma)

Alred T. Ritter, Renate Grashoff, Michael Grashoff, Dr. Rosario Almeida-Ritter

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Andreas F. Schubert, aqua Römer; Werner M. Bahlsen, Preisträger; Friedrich Neukirch, Präsident G·E·M; Stefan Genth, HGF Handelsverband Deutschland; Christian Köhler, HGF Markenverband (von links)

Applaus für Werner M. Bahlsen und Hubertus Bessau

8. G · E · M A W A R D

14. Februar 2018im SEMINARIS CampusHotel Berlin

Verleihung des »G·E·M Award« 2018an Werner M. Bahlsen

Begrüßung und Einführung:Friedrich Neukirch, Präsident G·E·M

Laudatio:Hubertus Bessau

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Mit dem »G·E·M Award« zeichnet dieGesellschaft zur Erforschung des Marken-wesens Menschen aus, die hinter derMarke stehen, Persönlichkeiten, die Ent-wicklungen auf dem Gebiet des Marken-wesens anführen oder entscheidend beein-flussen.

Der G·E·M Award ist ein Ehrenpreis. DerPreisträger erhält eine Urkunde mit derBegründung der Jury und einen „Stein desguten Glücks“.

Der G·E·M Award wird jährlich verliehen.Er wird nicht öffentlich ausgeschrieben.Man kann sich nicht selbst bewerben.

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Am 14. Februar 2018, am Vorabend zum22. G·E·M Markendialog „Marken-Bezie-hungen im Zeitalter der Technologie-Dominanz“ in Berlin, wurde zum achtenMal der »G·E·M Award« verliehen. Aus-gezeichnet mit dem »G·E·M Award« 2018wurde Werner M. Bahlsen, Inhaber undVorsitzender der Geschäftsführung Bahl-sen GmbH & Co. KG.

Nach der Begrüßung der Gäste, der G·E·MMitglieder und der Teilnehmer am 22.G·E·M Markendialog sowie einer Einfüh-rung in den Abend durch Friedrich Neu-kirch, Präsident der G·E·M, hielt Huber-tus Bessau, Gründer von Mymuesli, dieLaudatio auf den Preisträger.

Begrüßung und EinführungFriedrich Neukirch

Meine sehr verehrten Damen und Herren,ich darf Sie im Namen des Vorstandes unddes Kuratoriums der G·E·M sehr herzlichwillkommen heißen zu einer schon sehrtraditionellen Veranstaltung – der Verlei-hung des »G·E·M Award« am Vorabendzum jährlichen G·E·M Markendialog.

Die G·E·M, die Gesellschaft zur Erfor-schung des Markenwesens, ist eine inihrer Zielsetzung und Arbeit einmaligeGesellschaft von Gleichgesinnten. Wer

dabei ist, hat das Wohlergehen der Markeim Sinn, will das Markenwesen erfor-schen. Um das Wohlergehen ihrer Markenkümmern sich ganz besonders Marken-und Unternehmensführer, die sichdadurch auszeichnen, dass sie als Persön-lichkeiten ihre Marken zu Persönlichkei-ten heranreifen lassen. Und diese Men-schen will die G·E·M ehren – mit ihrem»G·E·M Award«.

Der »G·E·M Award« wurde anlässlich»100 Jahre G·E·M« im Jahre 2010geschaffen. Als Ehrenpreis für Marken-und Unternehmensführer, die sichdadurch auszeichnen, dass sie als Persön-lichkeiten – wie bereits erwähnt – ihre

»G·E·M Award« 2018 an Werner M. Bahlsen

Friedrich Neukirch

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Marken zu Persönlichkeiten heranreifenlassen. Und damit Entwicklungen auf demGebiet des Markenwesens anführen undentscheidend beeinflussen, also Vorden-ker auf dem Gebiet des Markenwesenssind. Damit hat der »G·E·M Award« eineAlleinstellung unter den Marken-Aus-zeichnungen. Er wurde entwickelt undwird betreut von Wolfgang K.A. Disch –vom Konzept über die Skulptur in Formvon Goethes „Stein des guten Glücks“ bishin zum Ablauf des Abends der Preisver-leihung.

Erstmals verliehen wurde der »G·E·MAward« 2011. Wer in den vergangenenJahren dabei war, konnte miterleben, wiewir mit dem »G·E·M Award« ehren durf-ten: 2011 Herrn Emil Underberg, 2012Herrn Albert Darboven, 2013 den leiderverstorbenen Anton Wolfgang Graf vonFaber-Castell, 2014 Herrn Dr. h.c.August Oetker, 2015 Herrn Prof. GötzW. Werner, 2016 Herrn Herbert Hainerund 2017 Herrn Alfred T. Ritter. Eswaren Begegnungen mit erfolgreichenMarkenführern, mit großartigen Persön-lichkeiten, mit Marken-Freunden.

Heute verleihen wir den »G·E·M Award«nun schon zum achten Mal. Und Sie ken-nen den Namen des diesjährigen Preisträ-gers: Werner M. Bahlsen. Die Jury willHerrn Bahlsen ehren in Würdigung seinererfolgreichen Führung der Bahlsen-Grup-pe und ihrer Marken durch die Gegenwartin die Zukunft, seines Engagements fürdie Transformation des Traditions-Unter-nehmens, seiner fortlaufenden Initiativen,die Internationalisierung der Bahlsen-

Gruppe voranzutreiben sowie seines poli-tischen, sozialen und kulturellen Engage-ments über das Unternehmen hinaus. Die-ses und mehr ist in der Urkunde verbrieft,die wir Ihnen nachher überreichen werden.

Lieber Herr Bahlsen – herzlichen Glückwunsch. Wir freuen uns sehr, dassSie sich die Zeit genommen haben, heutezu uns nach Berlin zu kommen, um den»G·E·M Award« 2018 entgegenzuneh-men.

Wie immer haben wir uns Gedankengemacht, wer denn die würdigen Worteeiner Laudatio sprechen könne. Auseinem Gespräch mit Ihnen, Herr Bahlsen,bei Ihnen im Unternehmen in Hannover,hat Herr Disch Ihre Idee mitgebracht,einen jungen Unternehmer, einen Start-up, als Laudator für den Repräsentanteneines Traditions-Unternehmens zu gewin-nen. Und Sie hatten auch einen Namen:Hubertus Bessau.

Meine Damen und Herren, ich gestehe,dass ich das Unternehmen, das ich gleicherwähnen darf, kannte, aber Sie werdenmir verzeihen, dass ich erst einmal goo-geln musste, um mehr über Hubertus Bes-sau zu erfahren. Und ich habe gelernt:Hubertus Bessau, geboren 1981, studierteBetriebswirtschaftslehre von 2001 bis2006 in Passau und Budapest. Nach demStudium gründet er gemeinsam mit sei-nen Studienfreunden Max Wittrock und Philipp Kraiss im April 2007 ein Unter-nehmen für individualisierbares Biomüsli,die mymuesli GmbH. Anfangs erfolgteder Vertrieb von Mymuesli ausschließlich

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über das Internet, heute sind die vorgefer-tigten Mülis in über 50 eigenen Lädensowie in über 1.500 Supermärkten, u.a.bei Rewe und Edeka, erhältlich. Mymuesli– im April 2018 elf Jahre im Markt – wur-de zu einem Erfolgs- und Vorzeigeunter-nehmen.

Heute ist Hubertus Bessau, der ehemali-ge Start-up, nun erfolgreicher Unterneh-mer im elften Jahr, bei uns, um die Lauda-tio auf Herrn Werner M. Bahlsen zu hal-ten, den erfolgreichen Unternehmenslen-ker in dritter Generation eines traditions-reichen Familienunternehmens. – HerrBessau, bitte übernehmen Sie.

Laudatio Hubertus Bessau

Erstmal herzlichen Dank für die schmei-chelhafte Ankündigung. Ich sage natür-

lich heute trotzdem, dass wir noch einStart-up sind, weil ich glaube, dass sichdas auch immer noch so anfühlt. Jeder, deres nicht glaubt, ist herzlich eingeladen, beiuns vorbeizuschauen. Und auch vielenDank für die Ehre, hier sprechen zu dür-fen. Ich mache normalerweise Müsli.Insofern drücken Sie mir die Daumen,dass es mir gelingen wird.

Ich wurde gefragt, eine Laudatio zu hal-ten, was mich völlig überrascht hat. Undich habe mich auch wirklich gefragt: Wiekommst du da jetzt raus? Soll ich docheine Laudatio halten auf ein Unterneh-men, mit dem ich sehr wenig Begegnunghatte, außer natürlich als Kunde im Super-markt. Aber vielleicht ist es eine ganzandere Begegnung, die ich hatte, eineBegegnung mit dem inneren Kern vonBahlsen, die ein ganz gutes Thema für denheutigen Abend abgibt.

Ich möchte Sie mitnehmen auf eine klei-ne Reise in den September letzten Jah-res in den Ort Nauen, ungefähr eine drei-viertel Stunde von Berlin entfernt. Dortkam es zur ersten Begegnung zwischenHerrn Bahlsen und mir. Und es dauertenur wenige Minuten, da schrie er michinbrünstig an, so stark, dass er dabei aufden Boden stampfte. In dem Momentmerkte ich, dass hier einiges anders ist,ganz anders als das, was ich erwartet undgedacht hatte.

Ich war gebucht für einen Vortrag aufeiner Führungskräfte-Tagung von Bahl-sen; es waren etwa 150 Führungskräfte.Auf dem Weg nach Nauen malte ich mir

Werner M. Bahlsen

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aus, was mich wohl erwarten würde.Erwartet hatte ich ein altes, angestaubtesUnternehmen, einen Konzern, dem Todegeweiht, der völlig inflexibel in seinemSaft vor sich hergärte und eigentlich nurdarauf wartete, von der Zukunft und derherannahenden Digitalisierung und demKehraus, der da gemacht wird, weggefegtzu werden.

Und in meinen Gedanken war diese Vor-stellung natürlich wahnsinnig traurig, weilich dachte: Mensch, so ein Traditions-unternehmen, da sind wahnsinnig vieleMitarbeiter, was würden denn die allemachen, wenn es Bahlsen dann nicht mehrgibt? Das erschien mir so unausweichlich,dass ich wirklich mit meinen Gedankenlange darum herum kreiste. Und ich habemich auch gefragt: Was bedeutet das fürmich? Es gäbe vielleicht kein PiCK UP!

mehr. Immerhin waren PiCK UP! und ichzusammen aufgewachsen. Und ich fragtemich: Was würde denn eigentlich dasKrümelmonster aus der Sesamstraße nochessen, wenn es keine Kekse mehr gibt.Und ich war vor allem mit mir einig, dassder Welt einige süße Momente fehlenwürden.

Und in diesen melancholischen Gedankenverharrend wurde ich in dem Moment, alsich zur Führungskräfte-Tagung in Nauenkam, wirklich von einem Geschrei geris-sen und regelrecht mitgerissen. Vor mirund hinter mir und um mich herum standeine 150 Kopf starke Truppe, tanzendeMaori-Kämpfer. Es fehlte eigentlich nurnoch die Körperbemalung und die neusee-ländische Sonne und die hätten allezusammen in die Schlacht ziehen können,so groß war die Energie in dem Raum, so

Hubertus Bessau, Laudator

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groß war der Mut und der Gemeinschafts-geist. Das ist eigentlich etwas, was ich nuraus kleineren Start-up-Teams kenne.

Vor allem aber: Das war alles ganz anders,als ich es erwartet hatte. Völlig überra-schend. Wie ich später lernte, wird der„Haka“ vom Bahlsen-Team regelmäßiggetanzt. Und vorneweg, aber trotzdemmittendrin, Herr Bahlsen. Weil er mitten-drin stand, da wurde mir in diesemMoment klar, dass er kein egozentrischerPatriarch ist, wie ich es vielleicht vorhergedacht hatte. Sondern eher ein würde-voller Häuptling mit einem großen Her-zen und einer entdeckerischen Neugier.Das sah man wirklich im Blitzen seinerblauen, wachen und gutmütigen Augen –in dem Moment, in dem wir uns begegnetsind.

Die Analogie vom Häuptling zum Un-ternehmer ist eigentlich relativ nahelie-gend, denn beide handeln in der Gegen-wart, haben aber die Zukunft fest imBlick. Ich glaube, aus Anlass für dieseAuszeichnung des Lebenswerks von Wer-ner M. Bahlsen mit dem »G·E·M Award«kann man auch mal kurz zurückschauenund überlegen, was eigentlich geschehenist und verarbeiten, was gut war, wasschlecht war, was Ursache, was Wirkungwar. Und sich bewusst machen, was einegute Erfahrung war, die sich lohnt weiter-zugeben an die nächste Generation vontanzenden Kriegern, von Stammesnach-kommen und von Mitstreitern.

Und da kommt die nächste Analogie insSpiel. Denn das wussten auch schon die

Maoris: Wer es schafft weiterzugeben,der sichert das Überleben des Stammes.Und wer es schafft abzugeben und Ver-antwortung zu teilen, der schafft Zu-sammenhalt. Und wer es schafft, von sichselbst und anderen zu akzeptieren, dassman als Mensch immer unvollkommensein wird, der schafft Rückhalt und Ver-trauen. In Summe ist dies das, was einMaori wahrscheinlich als einen gutenAnführer bezeichnen würde.

Und wie gut Herr Bahlsen darin ist, daswurde mir in genau diesem Moment klar.„Wi hiti tara hill“, brüllte es mir entgegen.Die Sonne geht auf. Und das im Einklangaus 150 Kehlen. Das ist schon ein ganzbesonderes Gefühl. Man sagt, Bahlsenhätte seine Mitarbeiter mitgenommen.Aber Herr Bahlsen hat viel mehr getan.Er hat die Menschen mitgenommen.Und ich glaube ganz fest, dass in dieserZeit heute, wo wir eine so rasante techno-logische Entwicklung haben, wo dieZukunft ungewisser ist als jemals zuvor,wird genau derjenige gewinnen, der dieMenschen mitnimmt, der auf Menschlich-keit setzt.

Es geht nicht darum, die Welt zuerobern, sondern die Herzen.Und genaudas hat Herr Bahlsen sein Leben langgetan. Es ist Bestandteil der DNA vonBahlsen geworden, heute von unschätzba-rem Wert. Das Unternehmen Bahlsen istdadurch so gut gerüstet wie kaum einanderes, das ich in Situationen des Wan-dels kennenlernen durfte. Ich glaube, dasist das Lebenswerk von Herrn Bahlsen.Und dank dieses Lebenswerkes gibt es

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meiner Meinung nach eine sehr rosigeAussicht auf die Zukunft von Bahlsen.

Zum Schluss möchte ich Ihnen, HerrnBahlsen, einen ganz persönlichen Danksagen, nämlich als Gründer der nächstenGeneration. Mich macht es wahnsinnigglücklich zu sehen, dass es eben auchanders geht, dass es überhaupt geht, dassein Unternehmen, auch wenn es älter undgrößer wird, so agil und flexibel sein kannund bleiben wird. Fast wie ein Start-up –mit den Vorteilen eines Großen. Und dasfunktioniert eben nur, wenn die Häuptlin-ge wach sind und jung im Geiste bleiben.Vielen herzlichen Dank und meine herzli-che Gratulation zu dieser hochverdientenAuszeichnung.

Friedrich Neukirch

Lieber Herr Bessau: Ihrer Ausführungen,die Worte, die Sie gefunden haben, um dasUnternehmen Bahlsen und vor allem des-sen Führung zu beschreiben, waren wirk-lich sehr eindrucksvoll. Zugleich habenSie damit bestätigt, dass wir heute mit dem8. G·E·M Award eine ganz besondereEhrung vornehmen, einen ganz besonde-ren Menschen auszeichnen.

Ihnen persönlich möchte ich danken, weilich mir gut vorstellen kann, wie einem sozumute ist, wenn man die Bitte für eineLaudatio angetragen bekommt, nicht wis-send, wo man landet und in welcherUmgebung die Laudatio zu halten ist. Undwenn man einen so enormen Respekt hatvor dem Unternehmer, vor Herrn Bahlsen.

Was Sie gesagt haben, das war schon sehreindrucksvoll. Und ich werde mir auchnicht mehr erlauben, Sie mit dem Start-up-Unternehmer zu verwechseln, Sie als sol-chen zu bezeichnen. Sie haben das längsthinter sich, heute kann man auch vonIhnen lernen. Und ich bin überzeugtdavon, dass es heute wichtiger denn je ist,dass Jung und Alt voneinander lernen, dieKräfte sammeln, um die Zukunft zu bedie-nen und zu gestalten. Um Ihr Unterneh-men Mymuesli und um Sie machen wiruns alle keine Sorgen.

Doch zurück zur Preisverleihung. Nebender Urkunde mit der Begründung der Juryüberreichen wir Ihnen, lieber Herr Bahl-sen, eine Skulptur in Form von Goethes„Stein des guten Glücks“, aus italieni-schem Marmor, ein Unikat mit einem Zer-tifikat und drei Kilo schwer. „Stein desguten Glücks“ heißt das Denkmal, das

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Johann Wolfgang von Goethe zu Beginndes Jahres 1777 neben seinem Gartenhausin den Ilmwiesen zu Weimar als Geburts-tagsgeschenk für seine SeelenfreundinCharlotte von Stein setzen ließ. Es ist ausrötlichem Sandstein, 1,63 Meter hoch.Goethe wählte für sein Denkmal einesymbolische Formsprache; sie geht aufdas Sinnbild der Renaissance zurück. Eshandelt sich um einen der ersten nichtfi-gürlichen Denkmäler Deutschlands.

Dieser „Stein des guten Glücks“ ist eineKugel auf einem mächtigen Kubus.– Der Kubus oder Würfel symbolisiertdas Statische, Gefestigte und Ruhende,Beständigkeit und Gelassenheit.

– Die darüber liegende Kugel drücktBewegung, Kreativität und Dynamikaus.

– Die Kugel ruht auf dem Kubus.

Das Ganze stellt eine gelungene Verbin-dung dieser beiden Elemente dar: DasRollende auf dem Festen, das Wandel-bare über dem Unabänderlichen. Lässtsich Marke besser versinnbildlichen?

Lieber Herr Bahlsen, wir möchten Ihnennun den 8. »G·E·M Award« mit derUrkunde und Ihrem „Stein des gutenGlücks“ überreichen. Nochmals herz-lichen Glückwunsch.

Hubertus Bessau

Ich möchte nicht die Kugel vom Kubusstoßen, aber ich habe auch noch eine Klei-nigkeit, die ich Ihnen gern überreichenmöchte. Einen mymuesli Hoodie, dereigentlich nur Teammitgliedern vorbehal-ten ist. Das ist ein Hoodie unserer Firma.

Hubertus Bessau, Werner M. Bahlsen, Friedrich Neukirch

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Und Sie sind tatsächlich der Erste außer-halb unseres Teams, der einen davonbekommt.

Werner M. Bahlsen sagt Danke

Lieber Hubertus Bessau: Ich muss micherst einmal entschuldigen, dass ich IhreErwartung so enttäuscht habe. Wir hattenSie nicht richtig drauf vorbereitet, einschlechtes Briefing, würde man heutesagen. Ich kann verstehen, dass die Ent-täuschung groß war. Wir haben diesenHaka-Tanz gemacht, angeführt von mei-nem Assistenten, der 28 Jahre ist – ja,Bahlsen ist ein Unternehmen in Bewe-gung. Und das haben Sie so ein bisschenmiterlebt.

Ich freue mich außerordentlich über die-sen Award und diese Skulptur. Sie habendiesen „Stein des guten Glücks“ bezogenauf Marken. Ich würde diesen Kubus mitKugel gerne beziehen auch auf ein Unter-nehmen. Er zeigt die Kombination vonBewahrendem, Bestehendem, einersoliden Basis mit Bewegung, mit Rota-tion. Wir sind jetzt seit über 125 Jahrenunterwegs, also glaube ich: Sie nehmenuns ab, dass wir ungefähr wissen, wie man

Kekse backt. Wir haben lange genuggeübt. Aber das alleine reicht halt heutenicht mehr. Gerade bei Familienunterneh-men, die vielleicht in meinem Alter odernoch älter einen Patriarchen, einen Senioran der Spitze haben, zeigt dieser Kubusdie Vergangenheit. Aber die Bewegungfindet hier, in der Kugel, statt. Ein Unter-nehmen in Bewegung, in Rotation zu brin-gen, das ist für mich die große spannendeHerausforderung. Sie alle kennen das inden Unternehmen, in denen Sie sind: esgibt ein hohes Beharrungsvermögen.Besonders dann, wenn ein Unternehmenerfolgreich ist. Und ich kann sagen: wirsind durch alle Höhen und Tiefen, auchdurch sehr tiefe Gräben gegangen.

Aber wir haben das, glaube ich, ganz gutgemanagt. Und können heute sagen: Wirsind einigermaßen erfolgreich. Aber genaudas ist der Grund, nicht daran festzuhalten,sondern zu sagen: Wo geht’s morgen hin?Die Tatsache, dass wir seit 125 Jahrenunterwegs sind, ist kein Freibrief für mor-gen. Ganz im Gegenteil – sogar eine ganzgroße Gefahr. Sie alle kennen große Mar-ken hier in Deutschland, die plötzlichinnerhalb von einem Jahrzehnt weg waren.Deswegen glaube ich, ist der Kern unsererAufgaben, die Herausforderung, dasBestehende infrage zu stellen und sich zuüberlegen: Wie geht es morgen weiter, wiegeht es übermorgen weiter?

Ich war gerade eine Woche in Amerikaund habe an der Harvard Universität einenCrash-Kurs gemacht mit ganz spannendenCases, die sich mit Hier und Heutebeschäftigen, die sich mit Übermorgen

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beschäftigen. Wenn man dann zurück-kommt nach Deutschland und sieht, wasdie Politik zurzeit gerade zustande bringt,dann kann man eigentlich nur das Heulenkriegen. Da läuft auf der Welt so viel mithoher Geschwindigkeit und wir unterhal-ten uns über den letzten halben Prozent-punkt Rente. Aber darüber wollte icheigentlich nicht reden.

Das Entscheidende ist – Herr Bessau, Siehaben das gesagt, Menschen mitzuneh-men. Und das ist in der Tat etwas, was ichversuche. Wir haben in den letzten Jahrenuns massiv darüber Gedanken gemacht,was eigentlich der Kern unseres Daseinsist. Ja, wir machen Kekse, gut. Aber das istnicht der Kern. Was also ist der Kern? Undda habe ich meine Familie und auch vorallen Dingen meine Kinder intensiv mit-einbezogen. Wir haben uns Gedanken dar-

über gemacht, was eigentlich den Großva-ter bewegt hat. Was hat die Generationmeines Vaters bewegt? Was haben diegehabt, was vielleicht auch heute hinüberin die Zukunft schaut? Es war nicht alleindas Technische; mein Großvater war keinBäcker, der war Kaufmann. Es war dieFaszination an Neuem, die Suche, die Neu-gier, auch außerhalb der Branche Ideen,Inspirationen zu bekommen. Um dann zusagen: da könnte auch wir ansetzen.

Mein Großvater ist vier Jahre nach derGründung des Unternehmens im Jahr1893 in Chicago zur Weltausstellunggereist, damals wirklich eine Weltreise.Er ist durch die Schlachthöfe von Chicagogelaufen und hat von dort die Idee einerkontinuierlichen Produktion mitgebracht.Zuhause ist er hingegangen und hatgesagt: So, wie die schlachten können, so

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zu finden und diese umzusetzen. Dannhaben wir Werte definiert in der Familie,und diese treiben wir jetzt durchs Unter-nehmen.

Der erste Wert heißt Neugier:Neugier aufNeues, auf Anderes, Ausprobieren etc.Der zweite Wert heißt Mut: Wir wollenmutig Dinge machen, die andere vielleichtnicht machen – und die auch schiefgehenkönnen. Und wenn sie schiefgehen, dannbrauchen sie den dritten Wert, der heißtRückhalt: Wir sagen unseren Mitarbei-tern „geht los, macht, probiert aus, verän-dert“. Und wenn es schiefgeht, dann rei-ßen wir euch nicht den Kopf ab. Bitte nichtdrei, vier Mal den gleichen Fehlermachen, das ist auch klar. Aber wir wollenuns verändern, wir müssen uns verändern.Und die Mitarbeiter, die sind diejenigen,die es verändern. Der Chef an der Spitze,der kann große Reden halten. Wenn dieMitarbeiter nicht mitgehen, dann könnenSie alles vergessen.

In diesem Sinne sehe ich das Symbol die-ses „Stein des guten Glücks“. Ich bindurchaus stolz darauf, dass meine Vorfah-ren die Basis gelegt haben für unser Unter-nehmen; das brachte Beständigkeit, aucheine gewisse Gelassenheit mit 125 Jahren.Das Unternehmen hat zwei Weltkriegeüberstanden, es hat die große Wirtschafts-krise überstanden und es hat auch nochvor zwanzig Jahren einen großen Gesell-schafterstreit überstanden. Da muss schoneine gewisse Substanz da sein. Aber dasreicht eben nicht für die Zukunft. DieZukunft, die sehe ich in dieser Kugel, dieeben Bewegung zeigt, für mich auch Neu-

können wir eigentlich auch Kekse produ-zieren. Nur ein Beispiel für Inspirationenbekommen.

Ich glaube wirklich an die Faszinationdes Neuen.Was nicht heißt, dass das Altedoof oder blöd ist, das ich wegschmeiße.Nein, das Alte sollte die Basis sein, auf derman Neues aufbaut. Wir wissen heute ausder Start-up-Szene, dass ganz neue Ge-schäftsmodelle kommen. Werden wir mor-gen als Konsumgüter-Hersteller noch andie Edekas und Rewes dieser Welt verkau-fen? Oder geht es direkt an den Konsu-menten? Mymuesli hat es vorgemacht, wasman sehr erfolgreich machen kann. Wasbedeutet Amazon für die Welt der Händ-ler? Es ist erschreckend, wenn man mitführenden Vertretern des deutschen Han-dels spricht, dann sagen die: „Oh, ist allesnicht so wild. Kommt alles nicht so“. WennSie in Kalifornien sind, dann erfahren Sie,mit welcher Geschwindigkeit man dortunterwegs ist. Da kann einem nur grauen.

Was heißt das für uns? Ich glaube sehrstark dran, dass wir – und das gilt ganzsicher für die Marke – permanent daranarbeiten müssen, uns zu verjüngen, unsauf neue Herausforderungen auszurich-ten. Eine Marke darf nicht stehenblei-ben. Ein Unternehmen darf nicht ste-henbleiben. Und die Mitarbeiter dürfennicht stehenbleiben. Deswegen haben wirin diesem Prozess unserer Selbstfindungerst einmal unsere DNA definiert: Wassind wir? Wir sind „Findig im Finden“.Das ist ein etwas sperriger Begriff, der ausder letzten, vorletzten Generation kommt.Aber er sagt, worum es geht: neue Ideen

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gier, Dynamik, Kreativität. Und das brau-chen wir. In diesem Sinne kann ich nurnoch einmal sagen: Ich bedanke michvielmals für diese Auszeichnung.

Ich freue mich ganz besonders über dieseSymbolik, denn sie ist genau das, was wirversuchen, in unserem Unternehmen zumachen. Und ich freue mich auchbesonders, dass Hubertus Bessau die Lau-datio gehalten hat, denn: Wir beschäftigenuns intensiv auch mit dieser jungen Szenevon Unternehmen, die Dinge infrage stel-len, die Geschäftsmodelle infrage stellen,die keinen Respekt vor 125 Jahren haben.Und dies vollkommen zu Recht, denn esist kein Privileg, es ist kein Verdienst, einUnternehmen zu haben, was so alt ist,denn das ist keine Garantie für Morgen.Aber die Kombination zwischen jungen,inspirierenden Unternehmern mit jun-

gen, inspirierenden Ideen, die auch diealten richtig radikal infrage stellen, in denSenkel stellen – und älteren Unterneh-men, die vielleicht eine gewisse Gelassen-heit einbringen und Erfahrung, die aberoffen sind für Neues, das ist eine Formelfür die Zukunft.

Und ich sehe das genau im „Stein desguten Glücks“ repräsentiert. Deswegenbedanke ich mich besonders für dieseEhrung. Vielen Dank.

Friedrich Neukirch

Vielen, vielen Dank, Herr Bahlsen, fürIhre wirklich sehr eingehenden und nach-denkenswerten Worte. Ich kann nursagen: über Ihr Unternehmen braucht mansich keine Sorgen zu machen. Sie gehenden richtigen Weg, Sie gehen kritisch ran,aber auch mit Neugierde. Ich sage gern:Jeder Mensch, der aufgibt neugierig zusein, der gibt auch auf zu leben. Ich glau-be, Neugierde ist wichtig, aber auch Mutzu haben. Es ist nicht ganz einfach, denMut in traditionsreiche Unternehmen rein-zubringen. Wir müssen noch lernen, Mutzu haben und auch mal zu probieren. Unddas müssen wir vorleben. Ich habe keineZweifel, dass bei Ihrer unternehmerischenDenke Ihre Mitarbeiter Ihnen folgen undauch den Mut beweisen, das Richtige fürdie Zukunft zu tun.

Wir sind sehr stolz darauf, dass wir Sieheute mit dem »G·E·M Award« ehrendurften. Ich wünsche uns gemeinsameinen wunderschönen Abend.

Wolfgang K.A. DischGeschäftsführer

Peter-Michael ThomVizepräsident

Friedrich NeukirchPräsident

G·E·M AWARD 2018für Werner M. Bahlsen

in Würdigung

seiner erfolgreichen Führung der Bahlsen-Gruppe und ihrer Marken durch die Gegenwart in die Zukunft

seines Engagements für die Transformation des Traditions-Unternehmens

seiner Förderung von Innovationen, um die Zukunft selbst aktiv zu gestalten

seiner Überzeugung, dass Marken lebendig und emotional sein müssen

seiner fortlaufenden Initiativen, die Internationalisierung der Bahlsen-Gruppevoranzutreiben

seiner Bewahrung von Bahlsen als werteorientiertes Familien-Unternehmenmit sozialer Verantwortung

seines politischen, sozialen und kulturellen Engagements über das Unternehmen hinaus.

Berlin, 14. Februar 2018

G·E·M AWARD FÜR VORDENKER AUF DEM GEBIET DES MARKENWESENS

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Herausgeber

Redaktion

Texte

Fotos

Gestaltung/Satz

G·E·M Geschäftstelle

ISBN 978-3-9815276-5-0

Gesellschaft zur Erforschung des Markenwesens (G·E·M) e.V., Berlin www.gem-online.de

Wolfgang K.A. Disch, Hamburg

Nachschriften frei gehaltener Reden

Christian Kruppa, Berlin

Druckerei Chmielorz GmbH, Wiesbaden

Jens LönnekerGeschäftsfuhrender Vorstandrheingold salon GmbH & Co. KGHohe Straße 160–16850667 KölnTel.: 02 21 / 86 006-21Fax: 02 21 / 86 006-999eMail: [email protected]

I M P R E S S U M

Die Drucklegung dieser Dokumentation erfolgte mit freundlicher Unterstützung des GfK-Nürnberg e.V.

„Stein des guten Glücks“ im Garten des Gartenhauses von Johann Wolfgang von Goethe in WeimarFoto: August 2013, Karin Lang-Disch

G·E·M Geschäftsstelle:G Jens Lönneker, Geschäftsführender Vorstandd rheingold salon GmbH & Co. KGU Hohe Straße 160–1681 50667 KölnT Tel.: 02 21 / 86 006-21F Fax: 02 21 / 86 006-999e eMail: [email protected]

Sitz des e.V.: G·E·M Geschäftsstelle:Gesellschaft zur Erforschung Jens Lönneker, Geschäftsführender Vorstanddes Markenwesens (G·E·M) e.V. rheingold salon GmbH & Co. KGUnter den Linden 42 10117 Berlin Tel.: 0 30 / 20 61 68-0 Tel.: 02 21 / 86 006-21Fax: 0 30 / 20 61 68-777 eMail: [email protected]