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- 70 - Di© ältesten amtlichen Berichte über die _____ ___ Evangelien ____ ; _____ ____ _ Dominus Doantien de Bruyne schenkte uns in der Kevue Benedictine vom Jahre I 928 den wiederhergestellten Text der vier Prologe zu den vier Evangelien, die ungefähr auf das Jahr 160 unserer Zeit- rechnung zurückgehen» Adolf H e mack erkannte unmittelbar die Thesen de Bruynes an (Sitzungsberichte der Berliner Akademie 1928, 3- 322 ff.). Diese Prologe wurden zur Verteidigung gegen die marzionitische Verwerfung dreier Evangelien (Johannes, Matthäus, Markus) und seine willkürliche Herausstelung des vierten (Lukas) verfasst* Aus diesem Grunde war der Prolog zu diesem vierten Evangelium die Ilauptunternehmung dor amtlichen Kirche und deshalb i3t der Lukasprolog bei weitestem der längste, Da kein Leser die Texte dieser Prologe vor sich haben wird und nur wenige von ihnen gehört haben werden, gebe ich sie hier in Uebersetzung. Sie wurden hundert oder achtzig Jahre später als die Evangelien geschrieben* Aber sie wurden veranlasst durch eine heftige Kontroverse, di© praktisch genommen olle Streit- punkte der K ritiker der letzten l^O Jahre vorwegnahm. Die Chris- ten standen alle Zeit hindurch unter Feuer, von der Aussenwelt ebenso wie von Seiten der Juden, Römer, Griechen und Häretiker« I Heute liegt das in keiner Weise anders. Daher mögen die Argumen- te der vier Gegner mit Aufmerksamkeit gehört werden« Sie fügen diesen "Prologen” besondere Würze bei« 1, Die Juden: Die Juden hatten and lose "Genealogien’ .’ Paulus warnt vor ihnen im ersten Brief an Timotheus (1,4)« Unser Prolog zu Lukes erwähnt sie« Andererseits w etteifert der Brief an die He- uräer mit Matthäus upd Lukas in der freimütigen Zitierung der Gon&alogie Josefs: "Es ist unleugbar, dass unser. Herr aus dem Stamme Juda hervorgegangen is t” (7,14). Auf der anderen Seit© besagt derselbe Brief, dass Jesus' als das V lort weder Vater noch Mutter hatte und daher "ohne eine Genealogie" sei (Hierüber vgl. Leiscgang über Logos in Peuly-Wissowas Real-Enzyklopädie S.1079) Pie Juden konzentrierten natürlich ihren Angriff auf die uneben- bürtige Geburt Jesu« Im ersten Band der Act^Patläi1# Orientalia haben wir einen sehr humorvollen Bericht über eine Diskussion zwischen einem Juden und einem Christen über dieses Thema, desse Lektüre sehr empfohlen werden kann. 2« Die Griechent Die griechischen Einwürfe wurden von Celsus -71-

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Di© ä l t e s t e n a m tlic h e n B e r ic h te ü b er d ie ________ E v a n g e l i e n ____ ;_____ _____

Dominus D oan tien de Bruyne sch en k te uns in d e r Kevue B en ed ic tin e vom Ja h re I 928 den w ie d e r h e r g e s te l l te n Text d e r v ie r P ro loge zu den v i e r E v an g e lien , d ie u n g efäh r a u f das J a h r 160 u n s e re r Z e i t ­rechnung zu rü ck g eh en » A dolf He m a c k e rk a n n te u n m itte lb a r d ie Thesen de Bruynes an (S i tz u n g s b e r ic h te d e r B e r l in e r Akademie 1928, 3- 322 f f . ) . D iese P ro loge wurden zur V e rte id ig u n g gegen d ie m a rz io n it is c h e V erw erfung d r e ie r E v a n g e lie n (Jo h a n n es , M a tth äu s , M arkus) und s e in e w i l lk ü r l i c h e H e ra u ss te lu n g des v ie r te n (L ukas) v e r f a s s t* Aus d iesem Grunde war d e r P ro lo g zu diesem v ie r te n Evangelium d ie Ilauptunternehm ung d o r a m tlic h e n K irche und d esh a lb i 3 t d e r L ukaspro log b e i w e itestem d e r lä n g s te ,

Da k e in L eser d ie T ex te d ie s e r P ro lo g e vo r s ic h haben w ird und nur wenige von ihnen g e h ö rt haben w erden, gebe ic h s i e h ie r in U eb erse tzu n g . S ie wurden h u n d e rt oder a c h tz ig J a h re s p ä te r a ls d ie E v an g e lien g esch rieb en * Aber s i e wurden v e r a n la s s t d u rch e in e h e f t ig e K o n tro v e rse , di© p r a k t i s c h genommen o l l e S t r e i t ­punkte d e r K r i t i k e r der l e t z t e n l^O Ja h re vorwegnahm. Die C h r is ­te n s tan d e n a l l e Z e i t h in d u rch u n te r F eu e r, von d e r A ussenw elt ebenso wie von S e i te n d e r Ju d en , Römer, G riechen und H ä re tik e r«IHeute l i e g t das in k e in e r Weise a n d e r s . Daher mögen d ie Argumen­te d e r v ie r Gegner m it A ufm erksam keit g e h ö rt werden« S ie fügen d ie s e n "P ro lo g en ” beso n d ere Würze bei«

1 , Die Juden : Die Juden h a t te n and lo s e "G en ea lo g ien ’.’ P au lus w arn t vor ih n en im e r s te n B r ie f an T im otheus (1 ,4 )« U nser P ro lo g zu Lukes erw ähnt s ie« A n d e re r s e i ts w e t t e i f e r t d e r B r ie f an d ie He- u rä e r m it M atthäus upd Lukas in d e r f r e im ü tig e n Z i t ie r u n g d e r Gon&alogie J o s e f s : "Es i s t u n le u g b a r , d ass u n se r. H err au s dem Stamme Juda hervorgegangen i s t ” ( 7 ,1 4 ) . Auf d e r an d eren Seit© b e sa g t d e r s e l be B r ie f , d a ss J e s u s ' a l s das Vlo r t w eder V a te r noch M utter h a t te und d a h e r "ohne e in e G enea log ie" s e i (H ie rü b e r v g l . L eiscgang über Logos in Peuly-W issow as R ea l-E nzyk lopäd ie S .1079) P ie Juden k o n z e n tr ie r te n n a tü r l i c h ih re n A n g rif f au f d ie uneben­b ü r t ig e G eburt Jesu« Im e r s te n Band d e r A c t^ P a tlä i1# O r ie n ta l i a haben w ir e in e n se h r hum orvo llen B e r ic h t über e in e D isk u ss io n zw ischen einem Juden und einem C h r is te n über d ie s e s Thema, d e sse L ek tü re se h r em pfohlen werden kann .

2« Die G riech en t Die g r ie c h is c h e n E inw ürfe wurden von C elsu s

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zu sa ra ra en g e s te llt, d e r zur Z e i t u n se re r P ro lo g e s c h r ie b (vg l« darüber mein Buch "The C h r is t ia n F u tu r e " ) . Aber den e in fa c h s te n Zugang zu d e r g r ie c h is c h e n H altung v e r m i t t e l t d ie A p o ste lg e ­s c h ic h te b e i der G e leg en h e it v-ea d e r V e r te id ig u n g s re d e des Paulus au f dem Areopag in Athen« Für d ie G riechen war d ie A ufe rs teh u n g d e r S te in des A n s to s se s . S ie w aren das Volk des G en iu s , und Genius b e d e u te t den K ult des immer neuen B eg in n en s , das R echt je d es neu­geborenen Menschen a ls e in Kind d e r N atur zu h a n d e ln , s ic h so zu v e r h a l te n , a ls wenn v o rh e r n ic h ts gedach t oder g e tan worden.wäre« P ie A u fe rs teh u n g b e d e u te t , d ass w ir a l l e nach C h r is tu s zur Welt kommen» S ie i s t u n se r e r s t e r te c h n is c h e r Ausdruck fü r d ie c h r i s t ­l ic h e A era, Durch u n se re n G lauben an s e in e A u fers teh u n g w ird J e su s zum W egeblook, d .h . zum v .o rt, u n te r d e sse n Gewicht je d es - V*’o r t d e r f rü h e re n S prachen neu b e le u c h te t , neu ü b e r s e tz t und m it n euer und t i e f e r Bedeutung a u f g e f ü l l t w ird . Der Ausdruck fü r d ie c h r i s t ­l ic h e Aera wurde e r s t im °a h re 53° u n s e re r Z e itrech n u n g durch e in e ] Mönch f o r m u l ie r t , d e r es müde w a r, fü r s e in e G e sc h ic h ts sc h re ib u n g d ie röm ischen K a ise r zu z i t i e r e n « D ie se r Mann, D ionysos E x ig u u s , s a g te s t a t t d e s s e n zum e r s te n MalätoAnno Dom ini. B. L, : e r w andte d ie in n e re c h r i s t l i c h e V is io n vom neuen Aeon a u f d ie A usnenw elt an . J e d e r , d e r h eu te den A usdruck anno dom ini g e b ra u c h t , z ie h t in s e i ­n e r s ä k u la re n Anwendung N utzen aus dem o r ig in a le n Ausdruck "Auf­e rs te h u n g " . M it an d eren V orteil h e i s s t ^ d a s , dass u n se re moderne akadem ische Welt n ic h t mehr g r ie c h is c h i s t aus d iesem e in e n Grunde, dass s ie b e i a l l e n p ra k t is c h e n V orgaben an den Beginn e in e r neuen Aera du rch d ie A u fe rs teh u n g g la u b t .

Aber d ie G riechen d e r Z e i t des P au lu s le b te n von Genius zu G enius t o d e r, wie Lukes s a g t , "zum l e t z t e n neuen Ding" ( Apg« 1 7 ,2 1 )• Der A postel P au lus v e r s u c h t , s ic h ih n en v e r s t ä n d l i c h zu machen, indem e r ihnen e in e Rede h ä l t , in d e r e r h ö f l i c h a l l e U ebereinStim m ungen zw ischen ihm und den A thenern z u n äch s t aus fü h r t und d ie A u fe r s te ­hung nur im l e t z t e n S a tz e erw ähnt« D arauf f in g e n s i e , wi© zu e r ­w arten w ar, zu s p o t te n an . E r s t im E r s te n B r ie f on d ie K o r in th e r e rk a n n te P au lus s e in e n F e h le r , den K o n f l ik t b is z u l e t z t v e rsc h w ie ­gen zu: haben und v e r s p ra c h , m it d iesem f und am e n t a le n U n te rsc h ie d von nun an kühn he ra u s zukoramen• Der moderne K r it iz is m u s h a t n a tü r ­l i c h b e s t r i t t e n , dass P au lus d ie s e Rede g e h a lte n haben k ö n n te .In e in e r M onographie üb er Lukas von D ib e liu s aus dem dah re 1939 (H e id e lb e rg e r Akademie) h o t d ie s e a th e n is c h e W elt e in dauerndes Denkmal h i n s i c h t l i c h ih r e s w a h r lic h g r ie c h is c h e n G laubens und ih re :

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U n fä h ig k e it h in t e r l a s s e n , den* e ig e n t l ic h e n S in n d e r A uferstehung zu v e rs teh en * J e d e r L e se r , d e r den Wunsch h a t , d ie Methode und das Recht des b ib l is c h e n K rit iz is m u s kennenzu l.ernen , s o l l t e von d e r D ib e l iu s *sehen U ntersuchung K enn tn is nehmen• S ie s o l l t e ü b e r­s e t z t und zum Lehrbuch in S o n n tsg ssch u len gemacht w erden . S ie g ib t e in e in d rü o k lio h e s B e is p ie l fü r das g r ie c h is c h e B ew u sstse in . Folgendes i s t ihafe L ogik . Paulus h a t d ie s e Rede n ic h t v e r f a s s t .S ie i s t dazu zu k lug g e g l i e d e r t . Lukas h a t s ie e rfu n d en und e in - gefüg t^und - o Wunder! - d ie Rede war k e in F e h ls c h la g und k e in e E n tg le is u n g , wie w ir a l l e g ed ach t hoben, sondern s ie war - w e il s ie so e c h t g r ie c h is c h war - e in g ro s s e r E rfo lg ! P au lus ä n d e r te nach d ie s e r E rfah ru n g m it d e r von so h ö c h s te r S t e l l e em pfohlenen B e r ic h tig u n g des V e rs tä n d n is s e s s e in e A uffassung n ic h t . So kon­s t r u i e r t L ib e l iu s au f d e r e in e n S e i te e in e Eit>pfindung des Lukas, des t r e u e s te n S c h ü le rs des P au lu s / und au f d e r anderen e in e n E r­fo lg d ie s e r "erfu n d en en " Rede in d e r w irk lic h e n G e sc h ic h te . Das i s t u n v e r f ä ls c h te s G riechen tum , w e il d ie G riech en von d e r L i t e r a ­tu r und vom Denken le b en und a l l e Z e i t h in d u rch mehr W ett au f "Id een " le g te n a l s au f tzusammenhängendes und w irk u n g sv o lle s Vor­s c h r e i t e n . S ie s p i e l t e n m it a llem b is zu dem G rad , dass junge Männer ih re n L eh re rn a l s Mädchen d ie n te n . D ie L iebe zw ischen Mann und Mann, F rau und F rau wurde von den S e e len a u f d ie L e ib e r ü b e r­t r a g e n . Das war fü r d ie G riechen ganz lo g i s c h , w e il Ideen fü r s i e r e a l e r w aren a l s irg e n d e in e andere Ordnung« Wenn Ideen fü r das H öchste g e l te n , v e rg e sse n w ir uns s e l b s t . Im R eiche d e r Id een kann e in Mann m ü tte r l ic h e oder b r ä u t l i c h e G efühle oder Gedanken höben. T a ts ä c h l ic h haben w ir a l l e s i e . Aber im R eiche d e r W irk lic h k e it i s t das P e rv e r s io n . D ie A u fe rs teh u n g , durch w elche das Wort s e in e n Genius fü r s e in e n Gehorsam h in g e b , l ä s s t d ie s e P la to n is te n und A lk ib ia d e sse w ild w erden .

5 » Big Römer: O b g le ich d ie Römer gegenüber den g r ie c h is c h e n und jü d is c h e n Argumenten h i l f l o s w aren , d ie H o m o sex u a litä t u n te r den G eb ild e ten m it A chselzucken d u ld e te n und wie d ie H ebräer, an d ie dauernden G ru p p e n e in te ilim g en d er C lans g la u b te n , h a t te n s i e ih r e n e ig en e n G ro ll gegen den neuen G lauben . Er r i c h t e t e s ic h gegen d ie Z e rs tö ru n g i h r e r H im m elswelt m it ihrem A u g u stu ag a ls dem Zentrum der kosm ischen Ordnung. Die C h r is te n waren R e b e lle n . S ie v e re h r te n n ic h t d ie G ö tte r , u n te r d e re n m a n n ig fa lt ig e n K u lten d er K u lt des C äsar d e r S c h lu ß s te in w ar. D ie C h r is te n v e rw arfen jed en so lc h e n s ic h tb a r e n S c h lu ß s te in . S ta t td e s s e n v e r e h r te n s i e ih re n E c k s te in . D .h . , s i e begannen genau am e n tg e g e n g e se tz te n Ende des O r te s , voi dem d ie V e re h re r in den Tempeln a u sg in g e n . Der E c k s te in l i e g t un

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te n in der K ry p ta , Der S c h lu ß s te in h än g t hoch oben im Zentrum des Gewölbes über u n s . J u n g f rä u lic h e G eb u rt, A u fe rs teh u n g , Gohluß-j s t e i n w aren und s in d d ie h e ra u sfo rd e rn d e n B löcke f ü r den jü d is c h e n g r ie c h is c h e n und röm ischen G lauben.

4 , Die H ä re t ik e r : Die H ä re t ik e r vmren von in n en h e r u n g e d u ld ig .S ie waren g i e r i g , aus den vergangenen dunk len Z e ite n w ied erg eb o ren zu w erden. S ie fü h l te n s ic h den Ju d en , G riechen und Römern ü b e r le ­gen« S ie waren dessen g ew iss , dass das Zusam m entreffen m it dem Y/ort, dem Auf e rs ta n d e n e n , dem l ic k s te in , ihnen e in e v ö l l i g neue N atur gegeben habe . Die H ä re t ik e r waren g ew iss , dass s i e n iem als G enealog ien von "T ö ch te rn d e r R e v o lu tio n ” oder von " k ö n ig l ic h e r Nachkommensohaft” f a b r i z i e r e n w ürden. S ie waren g e w iss , dass s ie in ihrem Id ea lism u s n iem a ls d ie Zehn Gebote ü b e r s c h re i te n würden® Und s ie sahen ke inen U n te rsch ie d zw ischen dem u n s ic h tb a re n K o k ste i in der K rypta un ten in den Katakomben^ in der Demütigung und dem s ic h tb a re n S c h lu ß s te in d e r T rium ph ierenden K irche hoch oben in Glanz und K r a f t . Dio h u n d e r tp ro z e n tig e n N a t io n a l i s t e n , d ie Andr£ Gides und P r o u s t s , d ie b e u te , d io C h r is tu s und H i t l e r g le ic h s e tz e n a l l e d ie se Typen von n a iv en P ro 'g re s s is te n s in d H ä r e t ik e r . S ie waren e r f ü l l t von d e r n a iven H eberseugung , d ass s i e e in e n R ü c k fa ll in d ie U n z u lä n g lic h k e ite n e in e s C lan-M enschen, e in e s G enius und des K rfo lg s k u lte s n ic h t mehr zu b e fü rc h te n h a t t e n .

Gegenüber den G en ea lo g ien , den G enion mit ih re n Id e e n , den K r a f t - Politikern und den naiven F o r tn c h r i t t s g lä u b i g e n , d ie das Wagnis des R ü c k fa lls n ic h t a u fb r in g e n , b e to n en d ie P ro lo g e noch e inm al d ie N otw end igkeit d e r v ie r E v a n g e lie n . Denn s i e e rw e ise n , d ass s i e a l l e v o n e in an d e r K enn tn is haben und d a ra u f b ed ach t w aren , e in e "R eih e” zu s c h a f f e n . Der P ro lo g f ü r Markus n en n t d ie s S c h a ffe n e in e r Reihe ganz w ö r t l ic h ”a d s e r u i t " , d .h * ”e r b i ld e te e in e R e ih e ” ; Markus fü g te d e r K e tte das zw eite G lied a n . Damit haben w ir bew ie­s e n , dass u n sere ä l t e s t e T r a d i t io n d ie E v an g e lien n ic h t a l s Neben­b u h le r , sondern a ls "R e ih e n g lie d e r" a u f g e f a s s t hat*

Dass in d ie s e r R eihe e in V o rs c h r e i te n s ic h v o l l z i e h t und in jedem e in z e ln e n i h r e r G l ie d e r , M itg l ie d e r oder Z e lle n le b e n d ig i s t , und zwar von der e ig e n t l i c h e n T ie fe des Ir r tu m s h e r , den e^ tfüberw indet,

ihaben w ir gesehen* D ie se r R e ih e n c h a ra k te r a l l e r v i e r E v a n g e lie n d u ro h d rin g t a l s le b e n d ig e Bewegung des F o r t s c h r e i te u s je d es Evan­g e lium , indem je d es e in z e ln e von ih n en m it einem v e rsc h ie d e n e n G esich tsp u n k t b e g in n t und von d o r t zu seinem e n tg e g e n g e s e tz te n

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Pol fo rtsch re itet• Dies konnte nicht erkannt werden, solange» wie das Portschreiten im Buch des Johannes nicht gesehen wurde*Das Vorsohreiten vom Wort zum Fleisch, obwohl es von Johannes s e il deutlich als sein Anliegen genannt wird, wurde übersehen zu Gun­sten irgendwelcher gleichsam buddhistischen Bewunderung für das berühmte erste Kapitel des Johannes. Gegenüber dieser fatalen Verehrung der ersten Zeilen, ste llten wir das erste dem letzten Kapitel in Beziehung und wunderten uns darüber, dass dasselbe Ewige Wort, welches im Anfang bei dem Vater war, nun der Mensch Jesus geworden war, dessen Namen die Bibliotheken des Universums fü llen werden« Einmal weicht die blosse Scheu vor dem ersten Kapitel des Johannes der Empfängnis der inneren Bewegung dieses Buches; es is t nicht vollständig getrennt. Das v ierte Evangelium is t in seiner Methode nicht vollständig getrennt von den drei anderen Evangelien« Es bewegt sich in genau der gleichen Weise von dem einen Extrem zum anderen und das, weil die extremen Ge­gensätze im Wort zusammenlaufen: die Genealogien beweisen, dass Jesus aus dem Stamme Juda herkommt, doch is t er ohne Vater und Genealogie. Die Heden bezeugen, dass er ein Genie war, aber er gibt seinen Genius dahin für den bedrängenden Geist der Kirche« Die Wunder erweisen ihn als eine kosmische K raft. Aber diese kosmische Kraft herrsoht nicht, sondern dient. Und die Weissagun­gen erweisen ihn als die Frucht der Li ppen a lle r Völker der Welt. Und doch is t er eine Person, ein Mansch in Kaum und Zeit, der persönliche Freund des Johannes.

Und nun möge sich der Leser an den alten Texten erfreuen, der öi’3ten authentischen Bezeugung von der allmählichen, nüchternen, realistischen und zögernden Geburt der v ier Evangelien, der Be­zeugung aus dem Jahre des Herrn 160.

T e x t e * .

Zu Matthäus: ’’Matthäus schrieb sein Evangelium unter den Juden in ihrer Sprache, und er war der erste Evangeliumvorfaoser".

Zu Markus: "Markus fo lgte in der Keihe• Er wurde d|gp-r Knrzfingrige genannt, einfach weil im Verhältnis zu dem grossen Masse seines ganzen Leibes seinem Finger ausoergewöhnlich kurz waren« Er war Dolmetscher für Petrus« Hach dem Portgang des Petrus selbst schrieb er sein eigenes Evangelium in der -Provinz Ita lien nieder«

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(»Und mit diesem Evangelium reiste er nach Aegypten und wurde der erste Bischof von Alexandrien«” Aber dieser letzte Satz scheint eine spätere Zutat zu s e in .)

Zu Lukas: (D ieser Prolog beginnt auf andere Weise, weil Marzion den Text dieses Evangeliums benutzte und zu gleicher Zeit be­hauptete, es wäre vom Himmel gefallen und nicht von Lukas geschrie ben• Daher is t d©3 erl^e Wort: "Estin” , dieser Lukas. Das bedeu­tet , die Tatsachen über Lukas sind d iese :. Dies int also der Text des längsten Prologes, der der ziemlich schmeichelhaften Behaup­tung der Häretiker widersprechen musste, dass das Lukss-Evangeli­um nicht von einem sterblichen Menschen geschrieben worden sei«) ”Die Tatsachen über Lukas sind d iese : Er war aus Antiochia, ein Syrier, von Beruf Arzt. Er wurde ein Schüler der Apostel und be­g le itete später Paulus, bis Paulus den Märtyrertod starb« Er war ein Diener des Herrn mit E in fä ltigk e it des Sinns« Er en tsch lief, unverheiratet, ohne Nachkommenschaft in seinem 84® Jahre in der Provinz BÄotien, er war v o ll h e ilige r In sp iration «”

"Dieser Mann Lukas fand bereits Evangelien vor* Eines, das Matthäus in Palästina geschrieben hatte , das andere von Markus in Ita lien geschrieben; vorn Heiligen Geiste bewegt lebte er in Aohaia als er sein ganzes Evangelium verfasste . Und er selbst bestätigt in seinem eigenen Prolog, dass vor ihm Andere geschrieben hatten und dass es notwendig für den Gläubigen heidnischer Abstammung se i, die genaue Erzählung der Wirkungsweise des Heils fortzusetzen und zwar zu seinem Schutze, wenn es nicht durch die mythologischen Erzählungen der Juden in die Irre gehen so llte oder verfälscht werden so llte durch w illkü rlich ausgelöste und bodenlose Spekula­tionen unter Verlust der Wahrheit« Als das am meisten notwendige Element lesen wir daher bei Lukas die Geburt Johannes® des Täuferif so wie Johannes der Anfang der göttlichen Neuigkeiten ist® Denn er wurde der Vorläufer des Herrn, indem er an der organischen Entfaltung der göttlichen Neuigkeiten teilhatte^iraylnstitut der Taufe und in der Kommunikation mit dem Geiste. Und diese Ordnung (des H eils ) hatte einer der zwölf Propheten vorausgesehen«" (Das sicherte die Verbindung mit dem Alten Testament. )

Ja-"Und so schrieb derselbe Lukas später die Taten der Apostel. Noch später schrieb der Apostel Johannes, einer der ursprünglichen Zwölf, die "Offenbarung" auf der In se l Patraos und danach sein Evangelium.”

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Zu Johannes{"Das Evangelium des Johannes wurde veröffentlicht und den Kirchen von dem noch lebenden Johannes ausgehändigt, wie Papies, der Liebüngsschül'er des Johannes berichtet hat. Und das Evangelium wurde unter dem Diktat des Johannes geschrieben, und es wurde zuverlässig nieder/geschrieben."

Pa3 Wort se lbst

Y/ir beschäftigen uns hier weder mit Kirchen- noch mit Weltge­schichte. Wir sind dabei» die Grundlagen für eine Geschichte des menschlichen Geistes aufzudecken.

Der Geist hotte die Häuptlinge und die Priester» die Dichter und dio Propheten in Bewegung gesetzt. Indessen waren sie a lle von di ser Kraft getrieben worden, ohne fähig zu sein» sich Uber die tre bände Kraft Rechenschaft zu geben. Aus diesem Grunde sind di© Menschen durch den Geist angetrieben worden, die Z iele zu durch­kreuzen«. Die Verwirrung dor Sprachen und der unaufhörlich© Krieg zwischen diesen Sprachen wurde vorherrschend.

Dies wurde geändert durch den Menschen, der s t i l le h ie lt . Er mach­te Schluss mit der Hochflut der geschwätzigen, nach Neuigkeiten kramenden, mystischen oder praktischen Humanität• Auf welche Wei­se? Er entdeckte, dass sie in Trennung voneinander böse und hef­tig seien, obgleich sie in sich selbst höchlichst vollendet und wirksam waren. Jesus behauptete nicht» dass die Dichtung oder die Magie, dass Ritual oder die Prophetie nichts Ausgezeichnetes wä­ren. Er wusste» dass sie bestanden,und wie gut er sie kannte» bewies er mit seiner schöpferischen Erfindung eines neuen Rituals seinem dichterischen Genie für das Gleichnis» seiner mühelosen Ueberlegenheit gegenüber Besessenheiten und Dämonien, seiner pro­phetischen Einsicht oder seinem prophetischen Blick für die Zu­kunft der Weltgeschichte« Aber bis zum Rande g e fü llt mit a l l diesen v ier Strömen der Sprache»machte er sich selbst von ihnen allen fro i . Er» der Herbst a lle r Seiten, entschloss sich» sich in die Saat einer Zukunft' zu verwandeln, die vollkommen davor gesonützt is t , blosse 2eit zu sein. Die a lte Zerrissenheit der menschlichen Seele durch diese Schluchten, die it^uns durch die Flut dieser Spraohströme bewirkt worden sind» so llte aufhören®

Er s te llte sich selbst zwischen dio" Aera dieser Schluchten und unsere eigene Lebenszeit, damit wir nicht zu sehr durch den Druo