66. Jahrestag der Liquidation des „Zigeunerlagers“ Auschwitz

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  • 8/9/2019 66. Jahrestag der Liquidation des Zigeunerlagers Auschwitz

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    c/o IMA Mehrgenerationenhaus, Flughafenstr. 21, 12053 Berlin tel./fax: 030-34205373

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    Pressemitteilung, 02. August 2010

    Aufruf zu Toleranz und Dialog anlsslich des 66. Jahrestages der Liquidation desZigeunerlagers Auschwitz

    Eine strke Sensibilisierung fr Vorurteile und Stereotype in der ffentlichkeit ist notwendig

    In der Nacht vom 02. auf den 03. August 1944 wurden die letzten ca. 2900 im sogenanntenZigeunerlager in Auschwitz-Birkenau verbliebenen Sinti und Roma in den Gaskammern ermordet. Andiesem Tag gedenken wir der unzhligen Menschen, die whrend des Nationalsozialismus alsZigeuner verfolgt und ermordet wurden. Dieser Tag mahnt uns aber zugleich auch daran, immer

    wieder einzuschreiten und anzukmpfen gegen die vielgestaltige und nicht endend wollendeDiskriminierung von Sinti und Roma.

    Roma in den neuen EU-Mitgliedslndernber die Situation der Roma in Rumnien, Bulgarien und anderen Lndern Ost- und Sdosteuropas istviel publiziert worden. Auch in den zahlreichen Berichten der EU-Kommission wird immer wiederdokumentiert, wie Roma - zwanzig Jahre nach dem Systemwechsel verstrkt wirtschaftlich und sozialdiskriminiert und ausgeschlossen werden: Hohe Arbeitslosigkeit, segregierte Wohngebiete undSchulen, der faktische Ausschluss von Sozialleistungen, sowie rassistische Diskriminierung und Gewaltsind alltglich. Die prekre Situation wurde weiter verschrft, seitdem Rumnien und Bulgarien mitdem EU-Beitritt von 2007 und der Wirschaftskrise enorme Preissteigerungen, einen Anstieg der

    Arbeitslosigkeit und Sozialkrzungen im Rahmen von Sparmanahmen erfahren haben.

    Vorurteile in der Berliner ffentlichkeit und in den MedienMedienkampagnen gegen die angeblichen Bettel-Roma in BZ und Tagesspiegel im Sommer 2009,welche dieses Jahr ihre Fortsetzung fanden, zeigen die Ausgrenzung und den Rassismus gegenberRoma, wie sie hier und heute in Berlin anzutreffen sind. hnlich diskriminierende Kampagnen findensich seit einigen Jahren verstrkt auch in anderen deutschen Stdten und in fast allen StaatenWesteuropas. Fliehen Roma aus Lndern Ost- und Sdosteuropas, also vor Diskriminierung, extremerArmut und fehlender sozialer Sicherung in die vermeintlich sicheren westeuropischen Lnder,begegnen sie hier ebenfalls Ablehnung und sozialer Ausgrenzung. In den Texten der Pressewiederholen sich immer wieder die Muster der gleichen rassistischen und antiziganistischen Vorurteile

    und Stereotype, die in der ffentlichkeit Spannungen erzeugen und zur Gefahr werden knnen.

    In die gleiche Sparte wie die in den Medien aufgegriffenen Kategorien Bettel-Roma fallen auchBegriffe wie mobile ethnische Minderheit- ein polizeilicher Ordnungsbegriff, welcher als Ersatz frdas in Verruf geratene Landfahrer verwendet wird - oder die neuste Kreation derRotationseuroper. Alle diese Begriffe verweisen auf Stereotype von vermeintlich umherziehendenkriminellen Banden, welche mit der Realitt nicht das Geringste zu tun haben. Aber selbst die relativneutral klingende Bezeichnung Wanderarbeiter ist irrefhrend: Viele der rumnischen undbulgarischen Roma leben seit vielen Jahren in Berlin, ihre Lebenssrealitten sind uerst vielfltig undnicht verallgemeinerbar.

    Rechte und Zugang zur Grundversorgung verwehrtAuch und vor allem die zweifelhafte Rechtsauslegung des EU-Rechts fr Neu-UnionsbrgerInnenhierzulande fhrt dazu, dass den Menschen kaum Teilhaberechte zugestanden werden.

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    Aufgrunddessen leben die Menschen oft vllig mittellos und ohne soziale Absicherung in Berlin undsind gnzlich auf sich allein verwiesen. Kindern, Schwangeren und anderen besondersschutzbedrftigen Personen wird hufig immer noch die medizinische Versorgung versagt undObdachlose haben keine realisierbaren Ansprche auf eine Notunterbringung, um nur zwei Beispieleder sozialen Ausgrenzung zu nennen, die sich in unserer alltglichen Untersttzungsarbeit immerwieder zeigen. Auf Kosten der Betroffenen werden auf politischer Ebene Zustndigkeiten abgeschobenund die politische wie die historische Verantwortung Deutschlands nicht wahrgenommen.

    Fr Staatsangehrige der Beitrittsstaaten von 2004 und 2007 gelten in Deutschlandbergangsregelungen, die den Arbeitsmarktzugang zustzlich beschrnken (fr Rumnien undBulgarien ist eine Zugangsbeschrnkung bis zum 31. Dezember 2013 gltig) und die ein

    existenzsicherndes Einkommen durch Erwerbsttigkeit fr viele zum unerreichbaren Traum machen.

    Die rechtliche Situation von Neu-UnionsbrgerInnen regelt hierzulande das Freizgigkeitsgesetz/EU,das die Vorgaben der Unionsbrgerrichtlinie umsetzt. Alle EU-BrgerInnen haben das Recht, jederzeitin die anderen Staaten des Gesamtgebietes der EU einzureisen und sich dort aufzuhalten. Die in derffentlichkeit oft verwendete Bezeichnung Touristen, die in keiner EU-Richtlinie auftaucht, ist ausdiesem Grund schlichtweg falsch.

    Aufruf zu Toleranz, Dialog und Untersttzung fr die BetroffenenAmaro Drom e.V. ruft die Mehrheitsgesellschaft auf, diskriminierende Strukturen abzubauen undmehr Respekt, Verstndnis und Solidaritt mit den Betroffenen zu zeigen. Von den zustndigen

    Stellen und PolitikerInnen erwarten wir mehr Zusammenarbeit und konkretes Handeln, sowieManahmen, die den Betroffenen direkt zu Gute kommen und dies hier und heute und nicht erst2014!

    Amaro Drom e.V.Amaro Drom e.V. ist eine interkulturelle Jugendselbstorganisation von Roma und Nicht-Roma.Schwerpunkte des Vereins sind die soziokulturelle Arbeit und die Strkung des Selbstwertgefhls jugendlicher Roma und ihre politische und gesellschaftliche Beteiligung in Deutschland und Europa.Darber hinaus wollen wir eine Plattform anbieten zu Entwicklung von Eigeninitiativen undVernetzungen. Als junge Europer wollen wir einen aktiven Beitrag leisten zu Toleranz und Respekt,gegenseitigem Verstndnis und Integration. In einem aktuellen Projekt bauen wir mit unserem Partner

    sdosteuropa Kultur e.V. und mit Untersttzung der Senatsverwaltung fr Migration und Integration inBerlin eine Anlaufstelle fr Roma aus den neuen Beitrittslndern der EU auf, die Hilfestellungen undBeratungen durch aufsuchende Sozialarbeit anbietet.

    KontaktAmaro Drom e.V.Flughafenstr. 2112045 [email protected]

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