13
13. November 2015 ROBERT HALVER IN DEN MEDIEN Der wöchentliche Kapitalmarkt-Ausblick von Robert Halver - jetzt als Video-Kolumne auf maxblue.de. Einen aktuellen Marktkommentar mit dem Titel Herr Halver, von welchen Firmen würden Sie lieber das Produkt, als die Aktie zu Weihnachten verschenken? können Sie auf der Website von Börsen Radio Network abrufen. DER MARKT UNTER DER LUPE Die Geldpolitik übt sich in vorauseilendem Gehorsam: Kampf der Renditewende GRAFIK DER WOCHE Aktuelle Marktlage und Anlegerstimmung: Schwacher Euro heißt Aktienstärke Charttechnik DAX und Euro Stoxx 50 Der Wochenausblick für die KW 47 - Japan in der Rezession HALVERS WOCHE VOLKSWIRTSCHAFTLICHE PROGNOSEN AUF EINEN BLICK KAPITALMARKT AUF EINEN BLICK WEITERE NEWSLETTER DER BAADER BANK DER MARKT UNTER DER LUPE Am Ende wird alles gut. Und wenn noch nicht alles gut ist, sind wir noch nicht am Ende! Die Wachstumsprognosen für die Weltwirtschaft werden getrimmt. So stellt das ifo Institut eine spürbare Abkühlung fest. Setzt man die ermittelte Einschätzung der globalen Geschäftslage und -erwartungen für das IV. Quartal 2015 zueinander in Beziehung, befindet sich die Weltkonjunktur vor allem aufgrund der eingetrübten Erwartungen in der Rezession. Bei näherer Betrachtung kam es insbesondere in Asien zu einer merklichen Stimmungsverschlechterung. Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse, Baader Bank Seite 1 von 13 Halvers Kapitalmarkt Monitor - Ausgabe vom 13.11.2015 - KW 46 13.11.2015 http://kapitalmarkt-monitor.baaderbank.de/i/7qUH3yOlwO9mE9bhTbv4Zp43k2iK04...

7qUH3yOlwO9mE9bhTbv4Zp43k2iK04 13.11...Der Wochenausblick für die KW 47 - Japan in der Rezession HALVERS WOCHE VOLKSWIRTSCHAFTLICHE PROGNOSEN AUF EINEN BLICK KAPITALMARKT AUF EINEN

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: 7qUH3yOlwO9mE9bhTbv4Zp43k2iK04 13.11...Der Wochenausblick für die KW 47 - Japan in der Rezession HALVERS WOCHE VOLKSWIRTSCHAFTLICHE PROGNOSEN AUF EINEN BLICK KAPITALMARKT AUF EINEN

13. November 2015

ROBERT HALVER IN DEN MEDIEN

Der wöchentliche Kapitalmarkt-Ausblick von Robert Halver - jetzt als Video-Kolumne auf maxblue.de.

Einen aktuellen Marktkommentar mit dem Titel Herr Halver, von welchen Firmen würden Sie lieber das

Produkt, als die Aktie zu Weihnachten verschenken? können Sie auf der Website von Börsen Radio Network

abrufen.

DER MARKT UNTER DER LUPE

▶ Die Geldpolitik übt sich in vorauseilendem Gehorsam: Kampf der Renditewende

GRAFIK DER WOCHE

▶ Aktuelle Marktlage und Anlegerstimmung: Schwacher Euro heißt Aktienstärke

▶ Charttechnik DAX und Euro Stoxx 50

▶ Der Wochenausblick für die KW 47 - Japan in der Rezession

HALVERS WOCHE

VOLKSWIRTSCHAFTLICHE PROGNOSEN AUF EINEN BLICK

KAPITALMARKT AUF EINEN BLICK

WEITERE NEWSLETTER DER BAADER BANK

DER MARKT UNTER DER LUPE

Am Ende wird alles gut. Und wenn noch nicht alles gut ist, sind wir noch nicht am Ende!

Die Wachstumsprognosen für die Weltwirtschaft werden

getrimmt. So stellt das ifo Institut eine spürbare Abkühlung fest.

Setzt man die ermittelte Einschätzung der globalen

Geschäftslage und -erwartungen für das IV. Quartal 2015

zueinander in Beziehung, befindet sich die Weltkonjunktur vor

allem aufgrund der eingetrübten Erwartungen in der Rezession.

Bei näherer Betrachtung kam es insbesondere in Asien zu einer

merklichen Stimmungsverschlechterung.

Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse, Baader Bank

Seite 1 von 13Halvers Kapitalmarkt Monitor - Ausgabe vom 13.11.2015 - KW 46

13.11.2015http://kapitalmarkt-monitor.baaderbank.de/i/7qUH3yOlwO9mE9bhTbv4Zp43k2iK04...

Page 2: 7qUH3yOlwO9mE9bhTbv4Zp43k2iK04 13.11...Der Wochenausblick für die KW 47 - Japan in der Rezession HALVERS WOCHE VOLKSWIRTSCHAFTLICHE PROGNOSEN AUF EINEN BLICK KAPITALMARKT AUF EINEN

Chinas konjunkturelle Stabilisierungsmaßnahmen zeigen bislang kaum

Wirkung. Im Einklang mit einem schwachen Einkaufsmanagerindex für die

Industrie nimmt der Deflationsdruck als Durchschnitt aus Verbraucher- und

Produzentenpreisinflation seit Ende 2014 unaufhaltsam zu.

China kriegt die konjunkturelle Kurve

Durch den Deflationsdruck negativ beeinflusst, hat auch der chinesische

Aktienmarkt (Shanghai Composite) im Vorjahresvergleich an Dynamik

eingebüßt. Offensichtlich haben auch chinesische Unternehmen an

Preissetzungsmacht bzw. -überwälzungsspielräumen eingebüßt. Angesichts

dieser wirtschaftlichen Lethargie gilt in Chinas KP ein neuer Wahlspruch: „Wir

haben verstanden“. Der neue Fünf-Jahres-Plan setzt wie in westlichen Ländern

und in Japan auf die Zangenbewegung von staatlichen Konjunkturmaßnahmen

und geldpolitischer Unterstützung. Am Aktienmarkt scheint dieses Signal

angekommen zu sein. Nach seinem Verfall im August und September hat sich

der chinesische Aktienleitindex erholt.

Seite 2 von 13Halvers Kapitalmarkt Monitor - Ausgabe vom 13.11.2015 - KW 46

13.11.2015http://kapitalmarkt-monitor.baaderbank.de/i/7qUH3yOlwO9mE9bhTbv4Zp43k2iK04...

Page 3: 7qUH3yOlwO9mE9bhTbv4Zp43k2iK04 13.11...Der Wochenausblick für die KW 47 - Japan in der Rezession HALVERS WOCHE VOLKSWIRTSCHAFTLICHE PROGNOSEN AUF EINEN BLICK KAPITALMARKT AUF EINEN

Repatriierung von Auslandsgeld

Die Geldpolitik übt sich in vorauseilendem Gehorsam: Kampf der Renditewende

Die Emerging Markets und Rohstoffländer wie Saudi-Arabien sind dafür

bekannt, ihre Devisenreserven schwerpunktmäßig in internationalen

Staatsanleihen anzulegen, was ihre Kurse stützt und Renditen drückt. Doch

darin liegt auch eine Gefahr. Angesichts sinkender Rohstoffpreise und

schwacher Konjunkturen wurden Reserven zur Realisierung hoher

Buchgewinne aufgelöst, um sie im Inland zur konjunkturellen Stabilisierung

einzusetzen. Im Extremfall könnten sie eine Trendwende bei Renditen nach

oben einleiten und damit das angenehme Refinanzierungsumfeld für

Staatsschulden in den USA und insbesondere in Europa einschränken.

On the money road again

Hinzu kommt ein geldpsychologisches Verlaufsmuster von

Staatsanleiherenditen: Bei Ankündigung von Anleihekäufen reagieren die

Rentenmärkte mit sinkenden Renditen. Doch nach tatsächlichem Vollzug ebbt

dieser Effekt zunehmend ab bis hin zu erneuten Renditeanstiegen. Um diese

Reaktion zukünftig nicht zu einem deutlichen Trend ausufern zu lassen, sind die

Notenbanken zunehmend gezwungen, die Liquiditätserhöhungsphantasie

aufrechtzuerhalten. Enttäuschungen dürfen erst gar nicht zugelassen werden.

Die Notenbanken sind insofern ohnmächtig dazu gezwungen, ihre Allmacht zur

Beruhigung an den Finanzmärkten fortzusetzen. Die Exponentialfunktion

scheint zur Anwendung zu kommen.

Seite 3 von 13Halvers Kapitalmarkt Monitor - Ausgabe vom 13.11.2015 - KW 46

13.11.2015http://kapitalmarkt-monitor.baaderbank.de/i/7qUH3yOlwO9mE9bhTbv4Zp43k2iK04...

Page 4: 7qUH3yOlwO9mE9bhTbv4Zp43k2iK04 13.11...Der Wochenausblick für die KW 47 - Japan in der Rezession HALVERS WOCHE VOLKSWIRTSCHAFTLICHE PROGNOSEN AUF EINEN BLICK KAPITALMARKT AUF EINEN

Das Nachholpotenzial der EZB wird gehoben

Im Vergleich zu anderen Notenbanken ist die EZB in puncto Anleihekäufen

noch ein „Waisenkind“. Während Fed und Bank of England ihre

Volkswirtschaften vollmundig mit über 30 bzw. 25 Prozent des

Bruttoinlandsprodukts refinanzieren - das sind über 43 bzw. 30 Prozent des

Anleiheumlaufs - ist die EZB mit jeweiligen Aufkaufwerten deutlich unter 20

Prozent regelrecht rückständig. Diesen Rückstand wird die EZB definitiv

aufholen. Auf der Zinssitzung am 3. Dezember wird Mario Draghi - die verbalen

Ankündigungen sind unmissverständlich - nachlegen, um konjunkturschädliche

Renditeanstiege im Keim zu ersticken.

GRAFIK DER WOCHE

Anteile der von Notenbank aufgekauften Staatsanleihen, in Prozent des BIP und des Anleiheumlaufs

Die EZB scheint die Parität zum US-Dollar anzustreben

Aktuelle Marktlage und Anlegerstimmung: Schwacher Euro heißt Aktienstärke

Zunehmende Anleiheaufkäufe der EZB dienen nicht zuletzt dem inoffiziellen

Zweck, den Euro zu schwächen. Bereits jetzt ist die Zinsdifferenz von 10-

jährigen Staatsanleiherenditen zu US-amerikanischen mit über 1,5

Prozentpunkten deutlich. Bei sich noch weiter ausweitendem Zinsunterschied

wird sich die Attraktivität europäischer Staatsanleihen zulasten des Euros

fortsetzen. Die EZB scheint die Parität zum US-Dollar anzustreben.

Seite 4 von 13Halvers Kapitalmarkt Monitor - Ausgabe vom 13.11.2015 - KW 46

13.11.2015http://kapitalmarkt-monitor.baaderbank.de/i/7qUH3yOlwO9mE9bhTbv4Zp43k2iK04...

Page 5: 7qUH3yOlwO9mE9bhTbv4Zp43k2iK04 13.11...Der Wochenausblick für die KW 47 - Japan in der Rezession HALVERS WOCHE VOLKSWIRTSCHAFTLICHE PROGNOSEN AUF EINEN BLICK KAPITALMARKT AUF EINEN

Grundsätzlich kommt deutschen, typischerweise exportorientierten Aktien eine

abwertende Währung zugute.

Von einer Währungsabschwächung profitiert der MDAX als noch industrie- und

exportlastigerer Aktienindex umso stärker.

Nach einer

Seite 5 von 13Halvers Kapitalmarkt Monitor - Ausgabe vom 13.11.2015 - KW 46

13.11.2015http://kapitalmarkt-monitor.baaderbank.de/i/7qUH3yOlwO9mE9bhTbv4Zp43k2iK04...

Page 6: 7qUH3yOlwO9mE9bhTbv4Zp43k2iK04 13.11...Der Wochenausblick für die KW 47 - Japan in der Rezession HALVERS WOCHE VOLKSWIRTSCHAFTLICHE PROGNOSEN AUF EINEN BLICK KAPITALMARKT AUF EINEN

Zinserhöhung verteilt die Fed Beruhigungspillen

Sicherlich verfolgt die US-Notenbank diese Entwicklung mit konjunktureller

Sorge. Eine mögliche US-Leitzinswende mit Ausstrahleffekten auf

Anleiherenditen erwiese sich als Belastungsfaktor für die US-Exportwirtschaft.

Vor diesem Hintergrund wird US-Notenbankchefin Yellen bei einer

tatsächlichen Zinserhöhung - die maßgeblich der Glaubwürdigkeit der Fed und

nicht der US-Konjunkturverfassung geschuldet ist - anschließend

Beruhigungsarbeit leisten müssen. Hierzu hat sie zwei Möglichkeiten: Entweder

Frau Yellen verdeutlicht, dass die Zinserhöhung im Dezember nicht der Beginn

eines Zinserhöhungszyklus ist und/oder sie kompensiert die Leitzinswende mit

der Etablierung eines dann vierten Quantitative Easing, um einem

übertriebenen Renditeanstieg vorzubeugen.

Insgesamt bleibt die Geldpolitik mehr als freizügig. Laut Finanzdatenanbieter

Sentix trägt dies unter Finanzanlegern bereits zu verbesserten

Konjunkturerwartungen in den USA, der Eurozone, Südamerika sowie Asien für

die folgenden sechs Monate bei.

Starke Jahresendphase für Aktien

Deutsche Aktien sind im Oktober in eine typischerweise saisonal starke

Jahresendphase gestartet. Nach den starken Kursgewinnen im Oktober ist

kurzfristig zwar durchaus mit zwischenzeitlichen Verschnaufpausen zu rechnen.

Jedoch stehen die Chancen aus historischer Sicht gut, dass der Deutsche

Leitindex im November und Dezember seinen Aufwärtstrend fortsetzt.

Seite 6 von 13Halvers Kapitalmarkt Monitor - Ausgabe vom 13.11.2015 - KW 46

13.11.2015http://kapitalmarkt-monitor.baaderbank.de/i/7qUH3yOlwO9mE9bhTbv4Zp43k2iK04...

Page 7: 7qUH3yOlwO9mE9bhTbv4Zp43k2iK04 13.11...Der Wochenausblick für die KW 47 - Japan in der Rezession HALVERS WOCHE VOLKSWIRTSCHAFTLICHE PROGNOSEN AUF EINEN BLICK KAPITALMARKT AUF EINEN

Charttechnik DAX und Euro Stoxx 50

Charttechnisch wartet im DAX bei einer Korrektur die erste Unterstützung bei

10.652 Punkten. Darunter bietet eine Kurslücke zwischen 10.587 und 10.508

Punkten Halt. Eine sehr heftige Korrektur könnte bis zur starken Auffanglinie bei

10.208 Punkten führen. Setzt der Index seine Rallye fort, liegt am seit April

bestehenden Abwärtstrend bei derzeit 11.149 Punkten ein erster Widerstand.

Darüber wartet die Kurslücke zwischen 11.154 und 11.278 Punkten, gefolgt von

den Widerständen bei 11.600 und 11.800 Punkten.

Im Euro Stoxx 50 bietet eine Kurslücke zwischen 3.374 und 3.362 Punkten

ersten Halt. Darunter warten weitere Auffanglinien bei 3.325 und 3.290

Punkten. Ein signifikanter Ausbruch über die Barriere bei 3.473 Punkten öffnet

dagegen den Weg bis zum mittelfristigen Abwärtstrend bei zurzeit 3.578

Punkten. Darüber bieten eine Kurslücke zwischen 3.580 und 3.602 Punkten

und schließlich die nennenswerte Hürde um 3.700 Punkte Widerstand.

ZEW geldpolitisch aufgehellt

Der Wochenausblick für die KW 47 - Japan in der Rezession

Die japanische Wirtschaft dürfte gemäß den BIP-Zahlen für das III. Quartal

2015 mit minus 0,4 nach minus 1,2 Prozent zum Vorjahr offiziell in die

Rezession abrutschen. Der Handlungsdruck für eine Verstärkung der

Liquiditätshausse der Bank of Japan nimmt immer weiter zu. Eine stabilere US-

Konjunktur im Oktober in Form verbesserter Daten zu Industrieproduktion sowie

Baubeginnen und -genehmigungen schüren aber Bedenken vor der US-

Zinswende im Dezember.

In der Eurozone bleibt die Inflation im Oktober schwach und bestärkt die EZB in

ihrer Bereitschaft zu einer Ausweitung ihrer Anleiheaufkäufe. Die

Liquiditätsphantasien der EZB wird die ZEW Konjunkturerwartungen für

Deutschland wieder etwas aufgehellt haben.

Nach den starken vergangenen Wochen am deutschen Aktienmarkt dürfte sich

der DAX in der nächsten Woche zunächst seitwärst bewegen.

Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse, Baader Bank

HALVERS WOCHE

Der Zerfall Europas - Das unterschätzte Finanzmarktrisiko?

Seit 1990 hat sich Europa immer mehr integriert. Mittlerweile haben 19 Staaten

sogar eine gemeinsame Währung. Dem Ziel einer europäischen Stabilitäts- und

Wertegemeinschaft schien man immer näher zu kommen. Europa entwickelte

sich zum starken Block, der sich gegenüber den geopolitischen Machtzentren

USA, China oder den Emerging Markets insgesamt gut aufgestellt hatte. Selbst

Amerika schien damals Respekt vor dem neuen „geeinten“ Europa zu haben.

Für jeden kommt einmal die Stunde der Wahrheit und dann heißt es lügen, lügen, lügen

Die Stabilitätsunion ist zu einem Etikettenschwindel geworden

Was für eine schöne Vision! Und heute? Auf der Verpackung der Eurozone

steht zwar immer noch Stabilitätsunion drauf, längst ist aber Schuldenunion

drin: Das Verbot zwischenstaatlicher Finanzhilfen wurde auf der Flucht vor der

Finanzkrise ebenso erschossen wie das Verbot der Staatsfinanzierung durch

die EZB. Die politische Klasse meinte wohl, dass diese finanz- und

geldpolitische Flurbereinigung „alternativlos“ sei, um die Euro-Familie

zusammenzuhalten. Und gemäß dieser neuen Harmonie hat Familienmitglied

Griechenland seit März 2010 nicht nur einmal Hilfe empfangen - wie zunächst

Seite 7 von 13Halvers Kapitalmarkt Monitor - Ausgabe vom 13.11.2015 - KW 46

13.11.2015http://kapitalmarkt-monitor.baaderbank.de/i/7qUH3yOlwO9mE9bhTbv4Zp43k2iK04...

Page 8: 7qUH3yOlwO9mE9bhTbv4Zp43k2iK04 13.11...Der Wochenausblick für die KW 47 - Japan in der Rezession HALVERS WOCHE VOLKSWIRTSCHAFTLICHE PROGNOSEN AUF EINEN BLICK KAPITALMARKT AUF EINEN

von Familienoberhaupt Deutschland versprochen - sondern mittlerweile bereits

dreimal. Man muss kein Prophet sein, um zu wissen, dass es nicht bei drei

bleibt. Warum sollte eigentlich die EZB nicht auch noch griechische

Staatspapiere aufkaufen? Wenn man alles Euro-Stabilitätsgeschirr zerschlagen

hat, braucht man doch vor der letzten Tasse nicht Halt zu machen, oder?

Immerhin würde man mit dieser zinsdrückenden, haushaltsentlastenden

Stabilitätslüge einen unter normalen Umständen dringend notwendigen

griechischen Schuldenschnitt unnötig machen. So umgeht die EZB jeden neuen

griechischen Finanzstress. Sie sorgt für Stabilität durch die Hintertür. Für jeden

kommt einmal die Stunde der Wahrheit und dann heißt es lügen, lügen, lügen.

Mit dieser an einem Hit der Hardrock-Band Dire Straits, nämlich „Money for

nothing“, orientierten Geldpolitik wird auch zukünftig jede Finanz-, Schulden-

oder Bankenkrise platt wie eine Flunder gekloppt. Allerdings steckt big spender

EZB damit in einem fürchterlichen Dilemma: Wird sie irgendwann geldpolitisch

restriktiv, schafft sie eine neue Euro-Staatsschuldenkrise über steigende

Anleiherenditen. Hält sie dagegen an ihren großzügigen Anleiheaufkäufen fest

und forciert sie vermutlich sogar noch, fördert sie den Reform-Schlendrian in

den Euro-Staaten, da nationale Finanzpolitiker keine Risikoaufschläge bei

Anleihen befürchten müssen.

Dieser radikale Verlust an fiskalischer und geldpolitischer Stabilität ist schon

schlimm genug. Unsere zinslose Altersvorsorge wird uns noch ebenso auf die

Füße fallen wie die Kastration unserer Privatwirtschaft über sich weiter

verschlechternde Standortqualitäten. Ich nenne das den schleichenden

Wirtschafts-Tod Europas.

Heute ist Alexis Tsipras mächtiger als Angela Merkel

Die Renationalisierung in Europa ist wieder hoffähig

Doch das ist nichts gegen ein noch viel größeres Problem. Denn Europa sieht

sich mit einer Existenzkrise bedroht. In der unsolidarischen Bewältigung der

Flüchtlingskrise zeigt die so hochgelobte christliche Wertegemeinschaft Züge

des Antichristen. In puncto Leistung, Hand aufhalten, bei Finanzhilfen für

schwache Länder und der Finanzierung einer erhöhten Nato-Präsenz in

Osteuropa gegen den vermeintlich bösen Ivan sind alle froh, dass Deutschland

sein Portemonnaie aufmacht. Und um Griechenlands Verbleib in der Eurozone

zu sichern, hatte niemand auch nur eine Spur von Gewissensbissen, dass wir

unsere goldglänzenden Maastricht-Stabilitätskriterien aufgeben mussten, die

doch eigentlich die Bedingungen für die Aufgabe der Deutschen Mark und die

Annahme des Euros waren. Deutschland muss sich heute vorkommen wie

Hans im Glück, der am Anfang einen großen Klumpen Gold besaß und zum

Schluss gar nichts mehr.

Aber jetzt, wo wir nach Gegenleistung, nach Solidarität fragen, stellen die

anderen EU-Staaten die Ohren auf Durchzug. Ja, die Hand die gibt, ist die

erste, die gebissen wird. Wir erleben Staatsversagen auf allerhöchster

europäischer Ebene. Nicht zuletzt ergeben sich jetzt ganz neue

Machtverhältnisse. Da Griechenland als unmittelbarer Nachbarstaat zur Türkei

zur Bewältigung der Flüchtlingskrise bedeutend ist, kann der griechische

Ministerpräsident vollmundig Forderungen aufstellen und seinen Reformeifer

auf Schneckentempo drosseln. Die Euro-Hegemonialmacht Deutschland leidet

unter Machtverlust: Heute ist Alexis Tsipras mächtiger als Angela Merkel.

Regellos durch die EU-Nacht

Es ist ein unhaltbarer Zustand, dass in der EU Regel- und Gesetzesbruch in

puncto Grenz- und Asylfragen an der Tagesordnung sind. An dieser

Entwicklung trägt die deutsche Politik aber selbst große Schuld: Wer die

entsprechenden Regeln selbst bricht, gibt anderen ja geradezu ein Alibi, sich

ebenfalls rechtswidrig zu verhalten. Und wenn Europa sich schon nicht an

geschriebenes Recht hält, wie schwer muss es dann erst sein, eine Verteilung

von Flüchtlingen oder die Sicherung von EU-Außengrenzen auf moralischer

Basis zu erreichen?

Seite 8 von 13Halvers Kapitalmarkt Monitor - Ausgabe vom 13.11.2015 - KW 46

13.11.2015http://kapitalmarkt-monitor.baaderbank.de/i/7qUH3yOlwO9mE9bhTbv4Zp43k2iK04...

Page 9: 7qUH3yOlwO9mE9bhTbv4Zp43k2iK04 13.11...Der Wochenausblick für die KW 47 - Japan in der Rezession HALVERS WOCHE VOLKSWIRTSCHAFTLICHE PROGNOSEN AUF EINEN BLICK KAPITALMARKT AUF EINEN

Zur solidarischen Einsicht halfen da bislang auch nicht EU-Gipfel, die nach dem

Motto abliefen „Es kreiste der Berg und gebar eine Maus“. Eine aktuell

besonders bemerkenswerte Idee ist es, EU-Staaten, die bereit sind, Flüchtlinge

aufzunehmen, Geld zu geben. Am besten kommt das Geld direkt aus dem

Klingelbeutel Mario Draghis, oder?

Hoffnung ist immer die letzte Weisheit der Politiker

Die Flüchtlingskrise ist auch eine Regierungskrise

Selbst unsere deutsche Große Koalition ist kaum fähig, die Flüchtlingskrise

national wirkungsvoll anzupacken. Hieß es nicht früher immer, große

Koalitionen könnten große Probleme lösen? Im Moment steht GroKo nur für

„Große Koordinationsschwierigkeiten“, für politische Grabenkriege sogar

innerhalb der Parteien. Hatte man etwa im Frühjahr, als das Flüchtlingsproblem

spätestens bekannt war, die Hoffnung, dass der Kelch an einem vorübergeht?

Hoffnung ist immer die letzte Weisheit der Politiker. Die tägliche Polit-

Kakophonie an Aussagen, Dementis und dann wieder Bestätigungen führt zu

Verunsicherung, wenn nicht sogar Angst, die dann in letzter Konsequenz auch

die Konsumneigung einschränkt und Wirtschaftswachstum kostet. Auch

Durchhalteparolen, die an den Arbeiter- und Bauernstaat bei der Umsetzung

von Fünf-Jahres-Plänen erinnern, sind durch einvernehmliche Beantwortungen

der Frage zu ersetzen „Wie schaffen wir das?“

Wenn aber schon die Regierung in Deutschland mit ihrer dicken Mehrheit kaum

Lösungen findet, wie will man dann eine Lösung aller EU-Länder

bewerkstelligen? Wenn der EU-Verein weiter durch gegenseitiges Hauen und

Stechen auffällt und/oder seine Bürger und vor allem Jugendliche weiter durch

unverantwortliches Reform-Nichtstun seiner Politiker desillusioniert werden, ist

die Gefahr groß, Europa für alles Negative verantwortlich zu machen. Schon

jetzt gären gewaltige nationale Egoismen und Abschottungsmaßnahmen. Wenn

der Wunsch nach Renationalisierung immer größer wird, ist Europa langfristig in

seiner Existenz gefährdet. Dagegen ist selbst bei der EZB kein Kraut

gewachsen.

„Highway to Hell“

Brexit wäre ein fatales anti-europäisches Signal

Bis 2017 plant das Große Britannien eine Abstimmung über die EU-

Mitgliedschaft. Im Augenblick sieht es laut Umfragen für den Verbleib der Briten

in der EU nicht wirklich gut aus. Rational machte ein Dasein der Briten Out of

Europe zwar keinen Sinn, die Insel wäre tatsächlich eine Insel der wirtschaftlich

Verdammten. Doch für viele Briten ist der Brexit ein Wert an sich, eine

Befreiung von der knubbeligen europäischen Verwandtschaft. Vielleicht wäre es

um die englische Küche nicht schade. Und sicherlich schlagen Briten hin und

wieder anti-europäisch über die Stränge. Aber insbesondere für uns Deutsche

mit unserer in Außenhandelskonkurrenz stehenden Industrie wäre das britische

EU-Aus ausgesprochen schlecht. Denn die Briten stehen für Marktwirtschaft,

Wettbewerbsfähigkeit und Staatshaushaltsdisziplin. Ohne Briten sind wir

Deutschen ziemlich allein mit den planwirtschaftlichen Gesundbetern der Rest-

EU, die sich eine reformverweigernde, schuldenfinanzierte Staatswirtschaft mit

Bezahlung von der EZB ähnlich stark wünschen wie ich früher eine Märklin-

Eisenbahn an Weihnachten.

Der Brexit könnte der erste umfallende Dominostein sein. In den Köpfen von

Bürgern und Investoren könnte sich danach die Meinung bilden, dass Europa

ein Auslaufmodell ist. Und würde gar Marine Le Pen - die Anti-Euro-Jeanne

d’Arc - 2017 bei den französischen Präsidentschaftswahlen gewinnen, könnte

sie nach britischem Beispiel aus der Eurozone unter dem Vorwand austreten,

Frankreich von der vermeintlichen Hegemonialmacht Deutschland zu befreien.

Spätestens dann sind Europa und die Eurozone - um es mit der australischen

Hardrock-Band AC/DC zu sagen - auf dem „Highway to Hell“.

Wird Europa wie ein

Wehe, wenn die europäische Stimme verstummt

Seite 9 von 13Halvers Kapitalmarkt Monitor - Ausgabe vom 13.11.2015 - KW 46

13.11.2015http://kapitalmarkt-monitor.baaderbank.de/i/7qUH3yOlwO9mE9bhTbv4Zp43k2iK04...

Page 10: 7qUH3yOlwO9mE9bhTbv4Zp43k2iK04 13.11...Der Wochenausblick für die KW 47 - Japan in der Rezession HALVERS WOCHE VOLKSWIRTSCHAFTLICHE PROGNOSEN AUF EINEN BLICK KAPITALMARKT AUF EINEN

Stück Parmesan in der Käsereibe zerrieben?

Sollte Europa politisch dahin siechen, verliert es auch wirtschaftlich an

Lebenskraft. Denn Europas Unternehmen werden dem EU-Zerfall nicht lange

zuschauen. Wenn der europäische Investitionsstandort erkaltet, machen sie es

wie Zugvögel im Winter, sie fliegen davon. Es wird eine Kapitalflucht ins (reform

-)politisch wärmere Amerika und Asien einsetzen. Dort legt man Europas Top-

Unternehmen und den industriellen Patentträgern ohnehin den roten Teppich

aus. Und wenn die Unternehmen aus Europa wie Adler wegfliegen, werden

Europas Aktienmärkte wie Hühner auf dem Boden scharren.

Die europäischen Politiker haben die verdammte Pflicht endlich zu begreifen,

um was es geht. Nationales Klein-Klein setzt alles aufs Spiel. In unserer

globalen Welt sind Europas Länder nur noch Operettenstaaten. Im Extremfall

wird Europa zwischen den Global Playern USA, China und Russland zerrieben

wie ein Stück Parmesan in der Käsereibe.

Insbesondere das stärkste Land Europas, Deutschland, muss endlich Nägel mit

Köpfen machen. Merkel, Gabriel und Seehofer sind nicht gewählt worden, um

Schönheitspreise zu gewinnen, sondern gemäß Amtseid ihre Kraft dem Wohle

des deutschen Volks zu widmen, seinen Nutzen zu mehren und Schaden -

eben auch im Sinne Europas - von ihm abzuwenden. Nicht Krisenmoderation,

sondern Entscheidungen mit Herz und auch viel Verstand sind gefragt. Mit

Adenauer, Brandt, Schmidt, Kohl und Schröder hat es in der Vergangenheit

viele Politiker gegeben, die diesem auch europäischen Anspruch selbst in

kleinen Koalitionen genügten. Muss man das nicht jetzt auch von zwei

Volksparteien verlangen, die sich - weil sie gemeinsam regieren - nicht

gegenseitig in den Rücken fallen müssen?

Ich komme aus dem Dreiländereck Deutschland, Belgien, Niederlande. Ich

finde Europa klasse. Ich will in keiner EU-Politik- und -Wirtschaftswüste leben

und damit den USA und China das Feld überlassen.

Deutsche und EU-Politiker hört endlich die Signale, auf zum letzten Gefecht für

Europa! Glück auf!

VOLKSWIRTSCHAFTLICHE PROGNOSEN AUF EINEN BLICK

KAPITALMARKT AUF EINEN BLICK

Seite 10 von 13Halvers Kapitalmarkt Monitor - Ausgabe vom 13.11.2015 - KW 46

13.11.2015http://kapitalmarkt-monitor.baaderbank.de/i/7qUH3yOlwO9mE9bhTbv4Zp43k2iK04...

Page 11: 7qUH3yOlwO9mE9bhTbv4Zp43k2iK04 13.11...Der Wochenausblick für die KW 47 - Japan in der Rezession HALVERS WOCHE VOLKSWIRTSCHAFTLICHE PROGNOSEN AUF EINEN BLICK KAPITALMARKT AUF EINEN

Seite 11 von 13Halvers Kapitalmarkt Monitor - Ausgabe vom 13.11.2015 - KW 46

13.11.2015http://kapitalmarkt-monitor.baaderbank.de/i/7qUH3yOlwO9mE9bhTbv4Zp43k2iK04...

Page 12: 7qUH3yOlwO9mE9bhTbv4Zp43k2iK04 13.11...Der Wochenausblick für die KW 47 - Japan in der Rezession HALVERS WOCHE VOLKSWIRTSCHAFTLICHE PROGNOSEN AUF EINEN BLICK KAPITALMARKT AUF EINEN

WEITERE NEWSLETTER DER BAADER BANK

Nutzen Sie den Service auf Baader Bondboard und abonnieren Sie kostenlos weitere Newsletter der Baader Bank!

Stefan Scharffetter, Leiter Verbriefte DerivateBaader Bank AG

Zertifikate Börse Newsletter

Stefan Scharffetter, Leiter Verbriefte Derivate bei der Baader Bank, gibt alle

zwei Wochen einen Überblick über Trends am ETF- und Derivate-Markt. Neben

der Vorstellung von neuen Produkten, beschreibt er Kursentwicklungen und

nimmt das Zertifikat der Woche unter die Lupe.

Seite 12 von 13Halvers Kapitalmarkt Monitor - Ausgabe vom 13.11.2015 - KW 46

13.11.2015http://kapitalmarkt-monitor.baaderbank.de/i/7qUH3yOlwO9mE9bhTbv4Zp43k2iK04...

Page 13: 7qUH3yOlwO9mE9bhTbv4Zp43k2iK04 13.11...Der Wochenausblick für die KW 47 - Japan in der Rezession HALVERS WOCHE VOLKSWIRTSCHAFTLICHE PROGNOSEN AUF EINEN BLICK KAPITALMARKT AUF EINEN

Klaus Stopp, Leiter Skontroführung RentenBaader Bank AG

Baader Bond Markets

Beim wöchentlichen Newsletter „Bond Markets“ stehen Anleihen im

Vordergrund. Der Baader Bank Anleihe-Experte Klaus Stopp berichtet über

Höhen und Tiefen am internationalen Rentenmarkt und kommentiert

ausgewählte aktuelle Themen. Sie finden im Newsletter Informationen zum

Markt für Staats- und Unternehmensanleihen sowie ausführliche Beiträge zu

neu emittierten Anleihen. Das Informationsangebot wird ergänzt durch direkte

Links zum umfangreichen Kursangebot und den Analyse-Funktionen auf

Baader Bondboard.

Zentrale der Baader Bank in Unterschleißheim bei München

BAADER BANK

Die Baader Bank ist Marktführer im Handel von Finanzinstrumenten und eine der führenden Investmentbanken für die DACH-Region.

Als Market Maker / Spezialist sind wir für die börsliche und außerbörsliche Preisfindung von ca. 860.000 Wertpapieren verantwortlich.Im Investmentbanking entwickeln wir Finanzierungslösungen für Unternehmen aus dem deutschsprachigen Raum. Institutionellen Anlegern bieten wir umfassende Dienstleistungen beim Vertrieb und dem Handel von Aktien, Anleihen und Derivaten.

Herausgeber:Baader Bank AGWeihenstephaner Str. 485716 UnterschleißheimDeutschlandwww.baaderbank.de

Redaktion:Robert Halver,Leiter Kapitalmarktanalyse der Baader Bank AGMarc Schlömer, Kapitalmarktanalyse, Baader Bank AG

Über mögliche Interessenkonflikte und rechtliche Hinweise informieren Sie sich bitte im Disclaimer auf www.bondboard.de/Newsletter/Disclaimer

Seite 13 von 13Halvers Kapitalmarkt Monitor - Ausgabe vom 13.11.2015 - KW 46

13.11.2015http://kapitalmarkt-monitor.baaderbank.de/i/7qUH3yOlwO9mE9bhTbv4Zp43k2iK04...