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HÖLDERLIN | SÄMTLICHE WERKE Gedichte nach 1800 Text GROSSE STUTTGARTER AUSGABE

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H Ö L D E R L I N |

S Ä M T L I C H E

W E R K E

Gedichte nach

1800

T e x t

GROSSE STUTTGARTER

AUSGABE

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H Ö L D E R L I N • GROSSE STUTTGARTER AUSGABE

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HÖLDERLIN

S Ä M T L I C H E W E R K E

ZWEITER BAND

VERLAG W. K O H L H A M M E R

STUTTGART 1951

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H A

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S T U T T G A R T E R H Ö L D E R L I N - A U S G A B E

I M A U F T R A G D E S W Ü R T T E M B E R G I S C H E N K U L T M I N I S T E R I U M S

H E R A U S G E G E B E N VON

F R I E D R I C H B E I S S N E R

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ZWEITER BAND

G E D I C H T E NACH 1800

H E R A U S G E G E B E N V O N F R I E D R I C H B E I S S N E R

ERSTE HÄLFTE

TEXT

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O D E N

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o d e n

G E S A N G D E S D E U T S C H E N

0 heilig Herz der Völker, o Vaterland! Allduldend, gleich der schweigenden Mutter Erd',

Und allverkannt, wenn schon aus deiner Tiefe die Fremden ihr Bestes haben!

ä Sie erndten den Gedanken, den Geist von dir, Sie pflüken gern die Traube, doch höhnen sie

Dich,ungestalte Rebel daß du Schwankend den Boden und wild umirrest.

Du Land des hohen ernsteren Genius 1 10 Du Land der Liebe 1 bin ich der deine schon,

Oft zürnt' ich weinend, daß du immer • Blöde die eigene Seele läugnest.

Doch magst du manches Schöne nicht bergen mir; Oft stand ich überschauend das holde Grün,

15 Den weiten Garten hoch in deinen Lüften auf hellem Gebirg' und sah dich.

An deinen Strömen gieng ich und dachte dich, Indeß die Töne schüchtern die Nachtigall

Auf schwanker Weide sang, und still auf 20 Dämmerndem Grunde die Welle weilte.

Und an den Ufern sah ich die Städte blühn. Die Edlen, wo der Fleiß in der Werkstatt schweigt.

Die Wissenschaft, wo deine Sonne Milde dem Künstler zum Ernste leuchtet.

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O D E N

Kennst du Minervas Kinder? sie wählten sich 25 Den Oelbaum früh zum Lieblinge; kennst du sie?

Noch lebt, noch waltet der Athener Seele, die sinnende, still bei Menschen,

Wenn Piatons frommer Garten auch schon nicht mehr Am alten Strome grünt und der dürftge Mann 30

Die Heldenasche pflügt, und scheu der Vogel der Nacht auf der Säule trauert.

0 heiiger Wald! o Attika 1 traf Er doch Mit seinem furchtbarn Strale dich auch, so bald.

Und eilten sie, die dich belebt, die 35 Flammen entbunden zum Aether über?

Doch, wie der Frühling, wandelt der Genius Von Land zu Land. Und wir? ist denn Einer auch

Von unsern Jünglingen, der nicht ein Ahnden, ein Räthsel der Brust, verschwiege ? 40

Den deutschen Frauen danket I sie haben uns Der Götterbilder freundlichen Geist bewahrt.

Und tägUch sühnt der holde klare Friede das böse Gewirre wieder.

Wo sind jezt Dichter, denen der Gott es gab, 45 Wie unsern Alten, freudig und fromm zu seyn.

Wo Weise, wie die unsre sind? die Kalten und Kühnen, die Unbestechbarn!

Nun! sei gegrüßt in deinem Adel, mein Vaterland, Mit neuem Nahmen, reifeste Frucht der Zeit! 50

Du lezte und du erste aller Musen,Urania, sei gegrüßt mir!

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G E S A N G D E S D E U T S C H E N

Noch säumst und schweigst du, sinnest ein freudig Werk, Das von dir zeuge, sinnest ein neu Gebild,

55 Das einzig, wie du selber, das aus Liebe geboren und gut, wie du, sei —

Wo ist dein Delos, wo dein Olympia, Daß wir uns alle finden am höchsten Fest? —

Doch wie erräth der Sohn, was du den 60 Deinen, Unsterbliche, längst bereitest ?

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o d e n

D E R F R I E D E N

Wie wenn die alten Wasser, die in andern Zorn

In schröküchern verwandelt wieder Kämen, zu reinigen, da es noth war.

So gählt und wuchs und woogte von Jahr zu Jahr 5 Rastlos und überschwemmte das bange Land

Die unerhörte Schlacht, daß weit hüllt Dunkel und Blässe das Haupt der Menschen.

Die Heldenkräfte flogen, wie Wellen, auf Und schwemden weg, du kürztest o Rächerin! lo

Den Dienern oft die Arbeit schnell und Brachtest in Ruhe sie heim, die Streiter.

0 du die unerbittlich und imbesiegt Den Feigern und den Übergewaltgen trift,

Daß bis ins lezte Glied hinab vom 15 Schlage sein armes Geschlecht erzittert,

Die du geheim den Stachel und Zügel hältst Zu hemmen und zu fördern, o Nemesis,

Strafst du die Todten noch, es schliefen Unter Italiens Lorbeergärten 20

Sonst ungestört die alten Eroberer. Und schonst du auch des müßigen Hirten nicht.

Und haben endlich wohl genug den Üppigen Schlummer gebüßt die Völker ?

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D E R F R I E D E N

25 Wer hub es an? wer brachte den Fluch? von heut Ists nicht und nicht von gestern, und die zuerst

Das Maas verloren, unsre Väter Wußten es nicht, und es trieb ihr Geist sie.

Zu lang, zu lang schon treten die Sterblichen 30 Sich gern aufs Haupt, und zanken um Herrschaft sich,

Den Nachbar fürchtend, und es hat auf Eigenem Boden der Mann nicht Seegen.

Und unstät wehn und irren,dem Chaos gleich, Dem gährenden Geschlechte die Wünsche noch

35 Umher und wild ist und verzagt und kalt von Sorgen das Leben der Armen immer;

Du aber wandelst ruhig die sichre Bahn O Mutter Erd im Lichte. Dein Frühling blüht,

Melodischwechsehid gehn dir hin die 40 Wachsenden Zeiten, du Lebensreiche I

Komm du nun, du der heiligen Musen all, Und der Gestirne Liebling, verjüngender

Ersehnter Friede, komm und gieb ein Bleiben im Leben, ein Herz uns wieder.

45 Unschuldiger I sind klüger die Kinder doch Beinahe, denn wir Alten; es irrt der Zwist

Den Guten nicht den Sinn, und klar und Freudig ist ihnen ihr Auge blieben.

Und wie mit andern Schauenden lächelnd ernst 50 Der Richter auf der Jünglinge Rennbahn sieht,

Wo glühender die Kämpfenden die Wagen in stäubende Wolken treiben.

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O D E N

So Steht und lächeh Helios über uns Und einsam ist der Göttliche, Frohe nie.

Denn ewig wohnen sie, des Aethers 55 Blühende Sterne, die Heiligfreien.

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o d e n

AN D I E D E U T S C H E N

Spottet nimmer des ICinds, wenn noch das alberne Auf dem Rosse von Holz herrlich und viel sich dünkt,

0 ihr Guten! auch wir sind Thatenarm und gedankenvoll I

5 Aber kommt, wie der Stral aus dem Gewölke kommt. Aus Gedanken vieleicht, geistig und reif die That ?

Folgt die Frucht, wie des Haines Dunklem Blatte, der stillen Schrift?

Und das Schweigen im Volk, ist es die Feier schon 10 Vor dem Feste? die Furcht, welche den Gott ansagt?

0 dann nimmt mich, ihr Lieben! Daß ich büße die Lästerung.

Schon zu lange, zu lang irr ich, dem Laien gleich. In des bildenden Geists werdender Werkstatt hier,

15 Nur was blühet, erkenn ich, Was er sinnet, erkenn ich nicht.

Und zu ahnen ist süß, aber ein Leiden auch. Und schon Jahre genug leb' ich in sterbücher

Unverständiger Liebe 20 Zweifelnd, immer bewegt vor ihm,

Der das stetige Werk immer aus hebender Seele näher mir bringt, lächelnd dem SterbUchen

Wo ich zage, des Lebens Reine Tiefe zu Reife bringt.

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O D E N

Schöpferischer, o wann, Genius unsers Volks, 25 Wann erscheinest du ganz, Seele des Vaterlands,

Daß ich tiefer mich beuge, Daß die leiseste Saite selbst

Mir verstumme vor dir, daß ich beschämt Eine Blume der Nacht, himmhscher Tag, vor dir so

Enden möge mit Freuden, Wenn sie alle, mit denen ich

Vormals trauerte, wenn unsere Städte nun Hell und offen und -wach, reineren Feuers voll

Und die Berge des deutschen 35 Landes Berge der Musen sind.

Wie die herrlichen einst, Pindos und HeUkon, Und Pamassos, und rings unter des Vaterlands

Goldnem Himmel die freie. Klare, geistige Freude glänzt. 40

Wohl ist enge begränzt unsere Lebenszeit, Unserer Jahre Zahl sehen und zählen wir,

Doch die Jahre der Völker, Sah ein sterbliches Auge sie?

Wenn die Seele dir auch über die eigne Zeit 45 Sich die sehnende schwingt, trauernd verweilest du

Dann am kalten Gestade Bei den Deinen luid kennst sie nie,

Und die Künftigen auch, sie, die Verheißenen Wo, wo siehest du sie, daß du an Freundeshand so

Einmal wieder erwärmest. Einer Seele vernehmHch seist?

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AN D I E D E U T S C H E N

Klanglos, ists in der Halle längst, Armer Seher I bei dir, sehnend verlischt dein Aug

55 Und du schlummerst hinunter Ohne Namen und unbeweint.

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O D E N

R O U S S E A U

Wie eng begränzt ist unsere Tageszeit. Du warst und sahst und stauntest, schon Abend ists,

Nun schlafe, wo unendlich ferne Ziehen vorüber der Völker Jahre.

Und mancher siehet über die eigne Zeit S Ihm zeigt ein Gott ins Freie, doch sehnend stehst

Am Ufer du, ein Ärgerniß den Deinen, ein Schatten, und liebst sie ninmier,

Und jene, die du nennst, die Verheißenen, Wo sind die Neuen, daß du an Freundeshand 10

Erwärmst, wo nahn sie, daß du einmal Einsame Rede, vemehmhch seiest?

Klanglos ists,armer Mann, in der Halle dir. Und gleich den Unbegrabenen,irrest du

Unstät und suchest Ruh und niemand 15 Weiß den beschiedenen Weg zu weisen.

Sei denn zufrieden I der Baum entwächst Dem heimatUchen Boden, aber es sinken ihm

Die liebenden, die jugendlichen Arme, und trauernd neigt er sein Haupt. 20

Des Lebens Überfluß, das Unendliche, Das uin ihn und dämmert, er faßt es nie.

Doch lebts in ihm und gegenwärtig, Wärmend und wirkend, die Frucht entquillt ihm.

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R O U S S E A U

25 Du hast gelebt! auch dir,auch dir Erfreuet die ferne Sonne dein Haupt,

Und Stralen aus der schönern Zeit. Es Haben die Boten dein Herz gefunden.

Vernommen hast du sie, verstanden die Sprache der Fremdlinge, 30 Gedeutet ihre Seele I Dem Sehnenden war

Der Wink genug, und Winke sind Von Alters her die Sprache der Götter.

Und wunderbar, als hätte von Anbeginn Des Menschen Geist das Werden und Wirken all,

35 Des Lebens Weise schon erfahren

Keimt er im ersten Zeichen Vollendetes schon, Und fliegt, der kühne Geist, wie Adler den

Gewittern, weissagend seinen Kommenden Göttern voraus,

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O D E N

H E I D E L B E R G

Lange lieb' ich dich schon, möchte dich, mir zur Lust, Mutter nennen, und dir schenken ein kunstlos Lied,

Du, der Vaterlandsstädte Ländlichschönste, so viel ich sah.

Wie der Vogel des Walds über die Gipfel fliegt, 5 Schwingt sich über den Strom, wo er vorbei dir glänzt,

Leicht und kräftig die Brüke, Die von Wagen und Menschen tönt.

Wie von Göttern gesandt, fesselt' ein Zauber einst Auf die Brüke mich an, da ich vorüber gieng, 10

Und herein in die Berge Mir die reizende Feme schien.

Und der Jüngling, der Strom, fort in die Ebne zog. Traurigfroh, wie das Herz, wenn es, sich selbst zu schön.

Liebend unterzugehen, 15 In die Finthen der Zeit sich wirft.

Quellen hattest du ihm, hattest dem Flüchtigen Kühle Schatten geschenkt, und die Gestade sahn

Air ihm nach, und es bebte Aus den Wellen ihr lieblich Bild. 20

Aber schwer in das Thal hieng die gigantische, Schiksaalskvindige Burg nieder bis auf den Grund,

Von den Wettern zerrissen; Doch die ewige Sonne goß

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H E I D E L B E R G

25 Ihr verjüngendes Licht über das alternde Riesenbild, und umher grünte lebendiger

Epheu; freundliche Wälder Rauschten über die Burg herab.

Sträuche blühten herab, bis wo im heitern Thal, 30 An den Hügel gelehnt, oder dem Ufer hold.

Deine fröhlichen Gassen Unter duftenden Gärten ruhn.

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O D E N

D I E G Ö T T E R

Du stiller Aether! immer bewahrst du schön Die Seele mir im Schmerz, und es adelt sich

Zur Tapferkeit vor deinen Stralen, Helios! oft die empörte Brust mir.

Ihr guten Götter! arm ist, wer euch nicht kennt, 5 Im rohen Busen ruhet der Zwist ihm nie,

Und Nacht ist ihm die Welt und keine Freude gedeihet und kein Gesang ihm.

Nur ihr, mit eurer ewigen Jugend, nährt In Herzen die euch lieben, den Kindersinn, lo

Und laßt in Sorgen und in Irren Nimmer den Genius sich vertrauern.

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O D E N

D E R N E K A R

In deinen Thälern wachte mein Herz mir auf Zum Leben, deine Wellen umspielten mich,

Und all der holden Hügel, die dich Wanderer 1 kennen, ist keiner fremd mir.

5 Auf ihren Gipfeln löste des Himmels Luft Mir oft der Knechtschaft Schmerzen; und aus dem Thal,

Wie Leben aus dem Freudebecher, Glänzte die bläuliche Silberwelle.

Der Berge Quellen eilten hinab zu dir, 10 Mit ihnen auch mein Herz und du nahmst uns mit,

Zum stiUerhabnen Rhein, zu seinen Städten hinunter und lustgen Inseln.

Noch dünkt die Welt mir schön, und das Aug entflieht Verlangend nach den Reizen der Erde mir,

15 Zum goldenen Paktol, zu Smirnas Ufer, zu Ilions Wald. Auch möcht ich

Bei Simium oft landen, den stummen Pfad Nach deinen Säulen fragen,Olympion!

Noch eh der Sturmwind und das Alter 20 Hin in den Schutt der Athenertempel

Und ihrer Gottesbilder auch dich begräbt, Denn lang schon einsam stehst du,o Stolz der Welt,

Die nicht mehr ist. Und o ihr schönen Inseln loniens! wo die Meerluft

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O D E N

Die heißen Ufer kühlt und den Lorbeerwald 25 Durchsäuselt, wenn die Sonne den Weinstok wärmt,

Ach! wo ein goldner Herbst dem armen Volk in Gesänge die Seufzer wandelt,

Wenn sein Granat bäum reift, wenn aus grüner Nacht Die Pomeranze blinkt, und der Mastyxbaum 30

Von Harze träuft und Pauk und Cymbel Zum labyrintischen Tanze kUngen.

Zu euch, ihr Inseln 1 bringt mich vielleicht, zu euch Mein Schuzgott einst; doch weicht mir aus treuem Sinn

Auch da mein Nekar nicht mit seinen 35 Lieblichen Wiesen und Uferweiden.

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O D E N

D I E H E I M A T H

Froh kehrt der Schiffer heim an den stillen Strom, Von Inseln fernher, wenn er geerndtet hat;

So kam' auch ich zur Heimath, hätt' ich Güter so viele, wie Laid, geerndtet.

5 Ihr theuem Ufer, die mich erzogen einst, Stillt ihr der Liebe Leiden, versprecht ihr mir,

Ihr Wälder meiner Jugend, wenn ich Komme, die Ruhe noch einmal wieder?

Am kühlen Bache, wo ich der Wellen Spiel, 10 Am Strome, wo ich gleiten die Schiffe sah.

Dort bin ich bald; euch traute Berge, Die mich behüteten einst, der Heimath

Verehrte sichre Grenzen, der Mutter Haus Und liebender Geschwister Umarmungen

15 Begrüß' ich bald und ihr umschheßt mich, Daß, wie in Banden, das Herz mir heile,

Ihr treugebliebnen 1 aber ich weiß, ich weiß, Der Liebe Laid, diß heilet so bald mir nicht,

Diß sin^ kein Wiegensang, den tröstend 20 Sterbhche singen, mir aus dem Busen.

Denn sie, die uns das himmlische Feuer leihn. Die Götter schenken heiliges Laid vms auch,

Drum bleibe diß. Ein Sohn der Erde Schein'ich; zu lieben gemacht,zu leiden.

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O D E N

D I E L I E B E

Wenn ihr Freunde vergeßt, wenn ihr die Euern all, O ihr Deinkbaren, sie, euere Dichter schmäht,

Gott vergeh' es, doch ehret Nur die Seele der Liebenden.

Denn o saget, wo lebt menschliches Leben sonst, 5 Da die knechtische jezt alles, die Sorge zwingt?

Darum wandelt der Gott auch Sorglos über dem Haupt uns längst.

Doch, wie immer das Jahr kalt und gesanglos ist Zur beschiedenen Zeit, aber aus weißem Feld lo

Grüne Halme doch sprossen. Oft ein einsamer Vogel singt.

Wenn sich mäüg der Wald dehnet, der Strom sich regt. Schon die mildere Luft leise von Mittag weht

Zur erlesenen Stunde, 15 So ein Zeichen der schönern Zeit,

Die wir glauben, erwächst einziggenügsam noch. Einzig edel und fromm über dem ehernen,

Wilden Boden die Liebe, Gottes Tochter, von ihm allein. 20

Sei geseegnet,o sei, himmUsche Pflanze, mir Mit Gesänge gepflegt, wenn des ätherischen

Nektars Kräfte dich nähren. Und der schöpfrische Stral dich reift.

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D I E L I E B E

25 Wachs und werde zum Wald! eine beseeltere, VoUentblühende Welti Sprache der Liebenden

Sei die Sprache des Landes, Ihre Seele der Laut des Volks!

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O D E N

L E B E N S L A U F

Größers wolltest auch du, aber die Liebe zwingt All uns nieder, das Laid beuget gewaltiger,

Doch es kehret umsonst nicht Unser Bogen, woher er kommt.

Aufwärts oder hinab! herrschet in heil'ger Nacht, 5 Wo die stumme Natur werdende Tage sinnt.

Herrscht im schiefesten Orkus Nicht ein Grades, ein Recht noch auch?

Diß erfuhr ich. Denn nie, sterbUchen Meistern gleich, Habt ihr Himmlischen, ihr Alleserhaltenden, 10

Daß ich wüßte, mit Vorsicht Mich des ebenen Pfads geführt.

Alles prüfe der Mensch, sagen die Himirüischen, Daß er, kräftig genährt, danken für Alles lern',

Und verstehe die Freiheit, 15 Aufzubrechen, wohin er will.

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O D E N

I H R E G E N E S U N G

Siehl dein Liebstes, Natur, leidet und schläft und du AUesheilende, säumst? oder ihr seids nicht mehr,

Zarte Lüfte des Aethers, Und ihr Quellen des Morgenüchts?

5 Alle Blumen der Erd, alle die goldenen Frohen Früchte des Hains, alle sie heilen nicht

Dieses Leben, ihr Götter, Das ihr selber doch euch erzogt?

Ach I schon athmet und tönt heihge Lebenslust 10 Ihr im reizenden Wort wieder, wie sonst und schon

Glänzt in zärtlicher Jugend Deine Blume, wie sonst, dich an.

Heiige Natur, o du, welche zu oft, zu oft. Wenn ich trauernd versank, lächelnd das zweifelnde

15 Haupt mit Gaaben umkränzte. Jugendliche, nun auch, wie sonst!

Wenn ich altre dereinst, siehe so geb ich dir, Die mich täglich verjüngt, Allesverwandelnde,

Deiner Flamme die Schlaken, 20 Und ein anderer leb ich auf.

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O D E N

D E R A B S C H I E D

Erste Fassung

Trennen wollten wir uns? wähnten es gut und klug? Da wirs thaten, warum schrökte, wie Mord, die That?

Ach! wir kennen uns wenig, Denn es waltet ein Gott in uns.

Den verrathen? ach ihn, welcher uns alles erst, 5 Sinn uiid Leben erschuff, ihn, den beseelenden

Schuzgott unserer Liebe, Diß,diß Eine vermag ich nicht.

Aber anderen Fehl denket der Menschen Sinn, Andern ehernen Dienst übt er und anders Recht, lo

Und es fodert die Seele Tag für Tag der Gebrauch uns ab.

Wohl! ich wüßt' es zuvor. Seit der gewurzelte Allentzweiende Haß Götter und Menschen trennt,

Muß, mit Blut sie zu sühnen, 15 Muß der Liebenden Herz vergehn.

Laß mich schweigen 1 o laß nimmer von nun an mich Dieses Tödtliche sehn, daß ich im Frieden doch

Hin ins Einsame ziehe, Und noch unser der Abschied sei I 20

Reich die Schaale mir selbst, daß ich des rettenden Heilgen Giftes genug, daß ich des Lethetranks

Mit dir trinke, daß alles Haß und Liebe vergessen seil

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D E R A B S C H I E D

25 Hingehn will ich. Vieleicht seh' ich in langer Zeit Diotima! dich hier. Aber verblutet ist

Dann das Wünschen und friedlich Gleich den Seeligen, fremd sind wir,

Und ein ruhig Gespräch führet uns auf und ab, 30 Sinnend, zögernd, doch izt faßt die Vergessenen

Hier die Stelle des Abschieds, Es erwärmet ein Herz in uns.

Staunend seh' ich dich an, Stimmen und süßen Sang, Wie aus voriger Zeit hör' ich und Saitenspiel,

3 5 Und befreiet, in Lüfte Fliegt in Flammen der Geist uns auf.

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O D E N

D E R A B S G H I E D

Zweite Fassung

Trennen wollten wir uns? wähnten es gut und klug? Da wirs thaten, warum schrökte, wie Mord, die That?

Ach! wir kennen uns wenig, Denn es waltet ein Gott in uns.

Den verrathen? ach ihn, welcher uns alles erst, 5 Sinn und Leben erschuff, ihn, den beseelenden

Schuzgott unserer Liebe, Diß, diß Eine vermag ich nicht.

Aber anderen Fehl denket der Weltsinn sich. Andern ehernen Dienst übt er und anders Recht, lo

Und es listet die Seele Tag für Tag der Gebrauch uns ab.

Wohl! ich wüßt' es zuvor. Seit die gewurzelte Ungestalte die Furcht Götter und Menschen trennt,

Muß, mit Blut sie zu sühnen, 15 Muß der Liebenden Herz vergehn.

Laß mich schweigen I o laß nimmer von nun an mich Dieses Tödtliche sehn, daß ich im Frieden doch

Hin ins Einscune ziehe. Und noch unser der Abschied sei 1 20

Reich die Schaale mir selbst, daß ich des rettenden Heilgen Giftes genug, daß ich des Lethetranks

Mit dir trinke, daß alles Haß und Liebe vergessen seil

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D E R A B S C H I E D

25 Hingehn will ich. Vieleicht seh' ich in langer Zeit Diotimal dich hier. Aber verblutet ist

Dann das Wünschen und friedlich Gleich den Seeligen, fremde gehn

Wir umher, ein Gespräch führet uns ab und auf, 30 Sinnend, zögernd, doch izt mahnt die Vergessenen

Hier die Stelle des Abschieds, Es erwärmet ein Herz in ims.

Staunend seh'ich dich an, Stimmen und süßen Sang, Wie aus voriger Zeit hör' ich und Saitenspiel,

35 Und die Lilie duftet Golden über dem Bach uns auf.

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O D E N

D I O T I M A

Du schweigst und duldest, denn sie verstehn dich nicht, Du edles Leben I siebest zur Erd'und schweigst

Am schönen Tag, denn ach! umsonst nur Suchst du die Deinen im Sonnenlichte,

Die Königlichen, welche, wie Brüder doch, 5 Wie eines Hains gesellige Gipfel sonst

Der Lieb' und Heimath sich und ihres i Immerumfangenden Himmels freuten.

Des Ursprungs noch in tönender Brust gedenk; Die Dankbarn, sie, sie mein' ich, die eiazigtreu i 0

Bis in den Tartarus hinab die Freude Brachten, die Freien, die Göttermenschen,

Die zärtlichgroßen Seelen,die nimmer sind; Denn sie beweint, so lange das Trauerjahr

Schon dauert, von den vor'gen Sternen 15 Täglich gemahnet, das Herz noch immer

Und diese Todtenklage,sie ruht nicht aus. Die Zeit doch heilt. Die Himmlischen sind jezt stark.

Sind schnell. Nimmt denn nicht schon ihr altes Freudiges Recht die Natur sich wieder? 20

Sieh! eh noch unser Hügel, o Liebe, sinkt, Geschiehts, und jal noch siehet mein sterblich Lied

Den Tag, der, Diotima! nächst den Göttern mit Helden dich nennt, und dir gleicht.

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O D E N

R Ü K K E H R IN D I E H E I M A T H

Ihr milden Lüfte 1 Boten Italiens! Und du mit deinen Pappeln, geliebter Strom!

Ihr woogenden Gebirg I o all ihr Sonnigen Gipfel, so seid ihrs wieder?

5 Du stiller OrtI in Träumen erschienst du fern Nach hoffnungslosem Tage dem Sehnenden,

Und du mein Haus, und ihr Gespielen, Bäume des Hügels, ihr wohlbekannten!

Wie lang ists,o wie lange 1 des Kindes Ruh 10 Ist hin, und hin ist Jugend und Lieb' und Lust;

Doch du, mein Vaterland 1 du heilig-Duldendes! siehe, du bist geblieben.

Und darum, daß sie dulden mit dir, mit dir Sich freun, erziehst du,theuresl die Deinen auch

15 Und mahnst in Träumen, wenn sie ferne Schweifen und irren, die Ungetreuen.

Und wenn im heißen Busen dem Jünglinge Die eigenmächt'gen Wünsche besänftiget

Und stille vor dem Schiksaal sind, dann 20 Giebt der Geläuterte dir sich Heber.

Lebt wohl dann, Jugendtage, du Rosenpfad Der Lieb', und all' ihr Pfade des Wanderers,

Lebt wohl! und nimm und seegne du mein Leben, o Himmel der Heimath, wieder!

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O D E N

DAS A H N E N B I L D

JVe virtus ulla pereat!

Alter Vater 1 Du bükst immer, wie ehm 'Is, noch, Da du gerne gelebt imter den Sterblichen,

Aber ruhiger nur, und Wie die Seeligen, heiterer

In die Wohnung, wo dich, Vater! das Söhnlein nennt, 5 Wo es lächelnd vor dir spielt und den Muthwill übt.

Wie die Lämmer im Feld', auf Grünem Teppiche, den zur Lust

Ihm die Mutter gegönnt. Ferne sich haltend, sieht Ihm die Liebende zu, wundert der Sprache sich lo

Und des jungen Verstandes Und des blühenden Auges schon.

Und an andere Zeit mahnt sie der Mann, dein Sohn; An die Lüfte des Mais, da er geseufzt um sie.

An die Bräutigamstage, 15 Da der Stolze die Demuth lernt.

Doch es wandte sich bald: Sicherer, denn er war, Ist er, herrlicher ist unter den Seinigen

Nun der Zweifachgeliebte, Und ihm gehet sein Tagewerk. 20

Stiller Vater! auch du lebtest imd liebtest so; Darum wohnest du nun, als ein Unsterbhcher,

Bei den Kindern, und Leben, . Wie vom schweigenden Aether, kommt

30

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D A S A H N E N B I L D

25 öfters Über das Haus, ruhiger MannI von dir, Und es mehrt sich, es reift, edler von Jahr zu Jahr,

In bescheidenem Glüke, Was mit Hofiiungen du gepflanzt.

Die du liebend erzogst, siehe I sie grünen dir, 30 Deine Bäume, wie sonst, breiten ums Haus den Arm,

Voll von dankenden Gaaben; Sichrer stehen die Stämme schon;

Und am Hügel hinab, wo du den sonnigen Boden ihnen gebaut, neigen und schwingen sich

35 Deine freudigen Reben, Trimken, purpurner Trauben voll.

Aber unten im Haus ruhet, besorgt von dir. Der gekelterte Wein. Theuer ist der dem Sohn',

Und er sparet zum Fest das •0 Alte, lautere Feuer sich.

Dann beim nächtlichen Mahl, wenn er, in Lust und Ernst, Von Vergangenem viel, vieles von Künftigem

Mit den Freimden gesprochen, Und der lezte Gesang noch hallt,

43 Hält er höher den Kelch, siehet dein Bild und spricht: Deiner denken wir nun, dein, imd so werd' und bleib'

Ihre Ehre des Haußes Guten Genien, hier und sonst 1

Und es tönen zum Dank hell die Kiystalle dir; 50 Und die Mutter, sie reicht, heute zum erstenmal.

Daß es wisse vom Feste, Auch dem Kinde von deinem Trank.

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O D E N

AN E I N E V E R L O B T E

Des Wiedersehens Thränen, des Wiedersehns Umfangen, tind dein Auge bei seinem Gruß, —

Weissagend möcht'ich diß und all' der Zaubrischen Liebe Geschik dir singen.

Zwar jezt auch, junger Genius I bist du schön, 5 Auch einsam, und es freuet sich in sich selbst,

Es blüht von eignem Geist imd Hebem Herzensgesange die Musentochter.

Doch anders ist's in seeliger Gegenwart, Wenn an des Neugefundnen Büke dein Geist sich kennt, lo

Wenn friedlich du vor seinem Anschaun Wieder in goldener Wolke wandelst.

Indessen denk', ihm leuchte das Sonnenücht, Ihn tröst' und mahne, wenn er im Felde schläft.

Der Liebe Stem, und heitre Tage 15 Spare zum Ende das Herz sich immer.

Und wenn er da ist, und die geflügelten. Die Liebesstunden schneller und schneller sind,

Dann sich dein Brauttag neigt und trimkner Schon die beglükenden Sterne leuchten — 20

Nein, ihr Geliebten! nein, ich beneid' euch nicht! Unschädlich, wie vom Lichte die Blume lebt.

So leben, gern vom schönen Bilde Träumend, und seelig und arm, die Dichter.

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O D E N

E R M U N T E R U N G

Erste Fassung

Echo des Himmels! heiliges HerzI warum, Warum verstummst du unter den Sterbhchen?

Und schlummerst, von den Götterlosen Täglich hinab in die Nacht verwiesen?

5 Blüht denn, wie sonst, die Mutter, die Erde dir, Blühn denn am hellen Äther die Sterne nicht?

Und übt das Recht nicht überall der Geist und die Liebe, nicht jezt und immer?

Nur du nicht mehr! doch mahnen die Himmhschen, 10 Und stillebildend wallt, wie um kahl Gefild,

Der Othem der Natur um uns, der AUeserheitemde, seelenvolle.

0 Hoffnung! bald, bald singen die Haine nicht Der Götter Lob allein, denn es kommt die Zeit,

IS Daß aus der Menschen Munde sich die Seele, die göttüche, neuverkündet.

Daß unsre Tage wieder, wie Blumen, sind, Wo, ausgetheilt im Wechsel, ihr Ebenbild

Des Himmels stille Sonne sieht und 20 Froh in den Frohen das Licht sich kennet,

Daß liebender, im Bimde mit Sterbhchen Das Element dann lebet und dann erst reich.

Bei frommer Kinder Dank, der Erde Kraft, die unendhche, sich entfaltet,

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O D E N

Und er, der sprachlos waltet, und unbekannt 25• Zukünftiges bereitet, der Gott, der Geist

Im Menschen wort, am schönen Tage Wieder mit Nahmen, wie einst, sich nennet.

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O D E N

E R M U N T E R U N G

Zweite Fassung

Echo des Himmels! heiliges Herz! warum, Wamm verstummst du unter den Lebenden,

Schläfst,freies! von den Götterlosen Ewig hinab in die Nacht verwiesen?

5 Wacht denn, wie vormals, nimmer des Aethers Licht ? Und blüht die alte Mutter, die Erde nicht?

Und übt der Geist nicht da und dort, nicht Lächelnd die Liebe das Recht noch immer?

Nur du nicht mehr! doch mahnen die Himmlischen, 10 Und stiUebildend weht, wie ein kahl Gefild,

Der Othem der Natur dich an, der Alleserheiternde, seelenvolle.

0 Hoffnung! bald,bald singen die Haine nicht Des Lebens Lob allein, denn es ist die Zeit,

15 Daß aus der Menschen Munde sie, die Schönere Seele sich neuverkündet.

Dann liebender im Bunde mit Sterblichen Das Element sich bildet, und dann erst reich,

Bei frormner Kinder Dank, der Erde 20 Brust, die unendliche, sich entfaltet

Und unsre Tage wieder, wie Blumen, sind, Wo sie, des Himmels Sonne sich ausgetheilt

Im stillen Wechsel sieht und wieder Froh in den Frohen das Licht sich findet,

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O D E N

Und er, der sprachlos waltet und unbekannt 25 Zukünftiges bereitet, der Gott, der Geist

Im Menschenwort, am schönen Tage Kommenden Jahren, wie einst, sich ausspricht.

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O D E N

NATUR UND KUNST

ODER

SATURN UND JUPITER

Du waltest hoch am Tag' und es blühet dein Gesez, du hältst die Waage, Saturnus Sohn!

Und theilst die Loos' und ruhest froh im Ruhm der unsterbUchen Herrscherkünste.

5 Doch in den Abgrund, sagen die Sänger sich, Habst du den heil'gen Vater, den eignen, einst

Verwiesen und es jammre drunten, Da, wo die Wilden vor dir mit Recht sind.

Schuldlos der Gott der goldenen Zeit schon längst: 10 Einst mühelos,imd größer, wie du, wenn schon

Er kein Gebot aussprach und ihn der Sterblichen keiner mit Nahmen nannte.

Herab denn 1 oder schäme des Danks dich nicht I Und willst du bleiben, diene dem Älteren,

1 s Und gönn' es ihm, daß ihn vor Allen, Göttern vmd Menschen, der Sänger nenne 1

Denn, wie aus dem Gewölke dein Bliz, so kömmt Von ihm, was dein ist, siehe I so zeugt von ihm,

Was du gebeutst, und aus Satumus 20 Frieden ist jegliche Macht erwachsen.

Und hab' ich erst am Herzen Lebendiges Gefühlt lind dämmert, was du gestaltetest,

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O D E N

Und wax in ihrer Wiege mir in Wonne die wechselnde Zeit entschlummert:

Dann kenn' ich dich, Kronion 1 dann hör' ich dich, 25 Den weisen Meister, welcher, wie wir, ein Sohn

Der Zeit, Geseze giebt und, was die Heilige Dämmerung birgt, verkündet.

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O D E N

AN E D U A R D

Erste Fassung

Euch alten Freunde droben, unsterbliches Gestirn 1 euch frag' ich, Helden 1 woher es ist,

Daß ich so unterthan ihm bin, und So der Gewaltige sein mich nennet?

s Denn wenig kann ich bieten, nur weniges Kann ich verlieren, aber ein liebes Glük,

Ein einziges, zum Angedenken Reicherer Tage zurükgeblieben;

Und so er mir's geböte, diß Eine noch, 10 Mein Saitenspiel, ich wagt' es, wohin er wollt',

Und mit Gesänge folgt' ich, selbst in's Ende der Tapferen ihm hinunter.

» Die Wolke « — säng' ich - »tränket mit Reegen dich, »Du MutterbodenI aber mit Blut der Mensch;

15 »So ruht, so kühlt die Liebe sich, die »Droben und drunten nicht Gleiches findet.

»Wo ist am Tag ihr Zeichen? wo spricht das Herz »Sich aus? und wann im Leben, wann ist es frei,

»Was unser Wort nicht nennt, wann wird, was 20 »Trauert, gebannt in die Nacht, sein Wunsch ihm ? -

»Jezt, wann die Opfer fallen, ihr Freunde! jezt! »Schon tritt hinzu der festliche Zug, schon blinkt

»Der Stahl, die Wolke dampft, sie fallen, und es » Hallt in der Luft, und die Erde rühmt es 1«

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O D E N

Wenn ich so singend fiele, dann rächtest du 25 Mich, mein AchillI und sprächest:»er lebte doch

»Treu bis zulezt!« das ernste Wort, das Spräche mein Feind, und der Todtenrichter!

Doch weilen wir in Ruhe, du Lieber,noch; Uns birgt der Wald, es hält das Gebirge dort 30

Das mütterliche,noch die beiden Brüder ia sicherem Arm gefangen.

Uns ist die Weisheit Wiegengesang; sie webt Um's Aug' ihr heilig Dunkel; doch öfters kömmt

Aus fernetönendem Gewölk die 35 Mahnende Flamme des Zeitengottes.

Es regt sein Sturm die Schwingen dir auf, dich ruft Dich nimmt der mächtge Vater hinauf; o nimm

Mich du,und trage deine leichte Beute dem lächelnden Gott entgegen 1 40

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O D E N

AN E D U A R D

Zweite Fassung

Euch alten Freunde droben, unsterbliches Gestirn, euch frag' ich, Helden I woher es ist,

Daß ich so unterthan ihm bin, und So der Gewaltige sein mich nennet?

ä Nicht vieles kann ich bieten, nur weniges Kann ich verlieren, aber ein liebes Glük,

Ein einziges, zum Angedenken Reicherer Tage zurükgeblieben,

Und diß, so ers geböte, diß Eine noch, 10 Mein Saitenspiel, ich wagt' es, wohin er wollt'

Und mit Gesänge folgt' ich, selbst ins Ende der Tapfern hinab dem Theuern.

Mit Wolken, säng' ich, tränkt das Gewitter dich. Du dunkler Boden, aber mit Blut der Mensch;

15' So schweigt, so ruht er, der sein Gleiches Droben und drunten umsonst erfragte.

Wo ist der Liebe Zeichen am Tag? wo spricht Sich aus das Herz? wo ruhet es endlich? wo

Wirds wahr, was uns, bei Nacht und Tag, zu 20 Lange der glühende Traum verkündet?

Hier, wo die Opfer fallen,ihr Lieben, hier! Und schon tritt hin der festliche Zug! schon blinkt

Der Stabil die Wolke dampft 1 sie fallen imd es Hallt in der Luft und die Erde rühmt es I

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O D E N

Wenn ich so singend fiele, dann rächtest du 25 Mich, mein Achill! und sprächest, er lebte doch

Treu bis zulezt! das ernste Wort, das Richtet mein Feind imd der Todtenrichter!

Zwar hab' ich dich in Ruhe noch izt; dich birgt Der ernste Wald, es hält das Gebirge dich 30

Das mütterliche noch den edlen Zögling in sicherem Arm, die Weisheit

Singt dir den alten Wiegengesang, sie webt Ums Aug' ihr heilig Dunkel, doch sieh! es flammt

Aus fernetönendem Gewölk die 55 Mahnende Flamme des Zeitengottes.

Es regt sein Sturm die Schwingen dir auf, dich ruft. Dich nimmt der Herr der Helden hinauf; o nimm

Mich du! mit dir I und bringe sie dem Lächelnden Gotte, die leichte Beute I 40

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O D E N

D I E D I O S K U R E N

Ihr edeln Brüder droben, unsterbliches Gestirn, euch frag ich Helden woher es ist,

Daß ich so unterthan ihm bin und So der Gewaltige sein mich nennet?

5 Denn wenig, aber Eines hab ich daheim, das ich Da niemand mag soU tauschen, ein gutes Glük

Ein lichtes, reines, zum Gedächtniß Lebender Tage zurükgeblieben.

So aber er gebietet, diß Eine doch 10 Wohin ers wollte, wagt' ich mein Saitenspiel

Samt dem Gesänge folgt ich, selbst ins Dunkel der Tapferen ihm hinunter.

Mit Wolken, säng ich, tränkt das Gewitter dich Du spöttischer Boden, aber mit Blut der Mensch

15 So schweigt, so heiligt, der sein Gleiches Droben und drunten umsonst erfragte.

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O D E N

U N T E R D E N A L P E N G E S U N G E N

Heilige Unschuld, du der Menschen und der Götter liebste vertrauteste I du magst im Hauße oder draußen ihnen zu Füßen

Sizen, den Alten,

Immerzufriedner Weisheit voU; denn manches 5 Gute kennet der Mann, doch staunet er, dem Wild gleich, oft zum Himmel, aber wie rein ist

Reine, dir alles I

Siehe! das rauhe Thier des Feldes, gerne Dient und trauet es dir, der stumme Wald spricht lO Wie vor Alters, seine Sprüche zu dir, es

Lehren die Berge

Heil'ge Geseze dich, und was noch jezt uns Vielerfahrenen offenbar der große Vater werden heißt, du darfst es allein uns 15

Helle verkünden.

So mit den Himmhschen allein zu seyn,und Geht vorüber das Licht, und Strom und Wind, und Zeit eilt hin zum Ort, vor ihnen ein stetes

Auge zu haben, 20

Seeliger weiß und wünsch' ich nichts, so lange Nicht auch mich, wie die Weide, fort die Fluth nimmt, Daß wohl aufgehoben, schlafend dahin ich

Muß in den Woogen;

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U N T E R D E N A L P E N G E S U N G E N

25 Aber es bleibt daheim gern, wer in treuem Busen Göttliches hält, und frei will ich, so Lang ich darf, euch all', ihr Sprachen des Himmels I

Deuten und singen.

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O D E N

D I C H T E R B E R U F

Des Ganges Ufer hörten des Freudengotts Triumph, als allerobernd vom Indus her

Der junge Bacchus kam, mit heiigem Weine vom Schlafe die Völker wekend.

Und du, des Tages EngelI erwekst sie nicht, 5 Die jezt noch schlafen? gieb die Geseze, gieb

Uns Leben, siege, Meister, du nur Hast der Eroberung Recht, wie Bacchus.

Nicht, was wohl sonst des Menschen Geschik und Sorg' Im Haus und unter offenem Himmel ist, lO

Wenn edler, denn das Wild, der Mann sich Wehret und nährt 1 denn es gilt än anders,

Zu Sorg' und Dienst den Dichtenden anvertraut! Der Höchste, der ists, dem wir geeignet sind.

Daß näher, immerneu besungen 15 Ihn die befreundete Brust vernehme.

Und dennoch, o ihr Himmlischen aU, und all Ihr Quellen imd ihr Ufer und Hain' luid Höhn,

Wo wunderbar zuerst, als du die Loken ergriffen, und unvergeßlich 20

Der unverhoffte Genius über uns Der schöpferische, göttliche kam, daß stumm

Der Sinn uns ward und, wie vom Strale gerührt das Gebein erbebte.

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D I C H T E R B E R U F

25 Ihr ruhelosen Thaten in weiter Welt I Ihr Schiksaalstag', ihr reißenden, wenn der Gott

StiUsinnend lenkt, wohin zorntrunken Ihn die gigantischen Rosse bringen,

Euch soUten wir verschweigen, und wenn in uns 30 Vom stetigstiUen Jahre der WohUaut tönt,

So sollt' es klingen, gleich als hätte Muthig und müßig ein Kind des Meisters

Geweihte, reine Saiten im Scherz gerührt? Und darum hast du,Dichter! des Orients

35 Propheten und den Griechensang und Neulich die Dormer gehört, damit du

Den Geist zu Diensten brauchst und die Gegenwart Des Guten übereilest, in Spott, und den Albernen

Verläugnest, herzlos, und zum Spiele •0 Feil, wie gefangenes Wild, ihn treibest?

Bis aufgereizt vom Stachel im Grimme der Des Ursprungs sich erinnert und ruft, daß selbst

Der Meister kommt, dann unter heißen Todesgeschossen entseelt dich lasset.

•5 Zu lang ist alles Göttliche dienstbar schon Und alle Himmelskräfte verscherzt, verbraucht

Die Gütigen, zur Lust, danklos, ein Schlaues Geschlecht und zu kennen wähnt es.

Wenn ihnen der Erhabne den Aker baut, 50 Das Tagslicht und den Donnerer, und es späht

Das Sehrohr wohl sie all und zählt und Nennet mit Nahmen des Himmels Sterne.

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O D E N

Der Vater aber deket mit heiiger Nacht, Damit wir bleiben mögen, die Augen zu.

Nicht liebt er Wildes 1 Doch es zwinget 55 Nimmer die weite Geweilt den Himmel.

Noch ists auch gut, zu weise zu seyn. Ihn kennt Der Dank. Doch nicht behält er es leicht allera,

Und gern gesellt, damit verstehn sie Helfen,zu anderen sich ein Dichter. 60

Furchtlos bleibt aber, so er es muß, der Mann Einsam vor Gott, es schüzet die Einfalt ihn.

Und keiner Waffen brauchts und keiner Listen, so lange, bis Gottes Fehl hilft.

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O D E N

S T I M M E D E S V O L K S

Erste Fassung

Du seiest Gottes Stimme, so glaubt ich sonst, In heilger Jugend; ja und ich sag es noch!

Um unsre Weisheit unbekümmert Rauschen die Ströme doch auch, und dennoch

5 Wei: liebt sie nicht? und immer bewegen sie Das Herz mir, hör ich ferne die Schwindenden

Die Ahnungsvollen, meine Bahn nicht Aber gewisser ins Meer hin eilen.

Denn selbstvergessen, allzubereit den Wunsch 10 Der Götter zu erfüllen, ergreifft zu gern

Was sterblich ist und einmal offnen Auges auf eigenem Pfade wandelt,

Ins All zurük die kürzeste Bahn, so stürzt Der Strom hinab, er suchet die Ruh, es reißt

15 Es ziehet wider Willen ihn von Klippe zu Klippe den Steuerlosen

Das wunderbare Sehnen dem Abgrund zu, Und kaum der Erd' entstiegen, desselben Tags

Kehrt weinend zum Geburtort schon aus 20 Purpurner Höhe die Wolke wieder.

Und Völker auch ergreiffet die Todeslust, Und Heldenstädte sinken; die Erde grünt

Und stille vor den Sternen liegt, den Betenden gleich, in den Staub geworfen

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O D E N

Freiwillig überwunden die lange Kunst 25 Vor jenen Unnachahmbaren da; er selbst,

Der Mensch mit eigner Hand zerbrach, die Hohen zu ehren, sein Werk der Künstler.

Doch minder nicht sind jene den Menschen hold Sie heben wieder, so, wie gehebt sie sind so

Und hemmen öfters, daß er lang' im Lichte sich freue, die Bahn des Menschen.

Und wie des Adlers Jungen, er wirft sie selbst Der Vater aus dem Neste, damit sie sich

Im Felde Beute suchen, so auch 35 Treiben uns lächelnd hinaus die Götter.

Wohl allen, die zur Ruhe gegangen sind Und vor der Zeit gefallen, auch sie,auch sie

Geopfert gleich den Erstlingen der Emdte sie haben ihr Theil gewonnen 1 40

Nicht, o ihr Theuern, ohne die Wonnen all Des Lebens giengt ihr imter, ein Festtag ward

Noch Einer euch zuvor, und dem gleich Haben die Anderen keins gefunden.

Doch sichrer ists und größer und ihrer mehr 45 Die AUen Alles ist, der Mutter werth.

In Eile zögernd, mit des Adlers Lust die geschwungnere Bahn zu wandeln.

Drum weil sie fromm ist, ehr' ich den Himmhschen Zu lieb des Volkes Stimme, die ruhige, so

Doch um der Götter und der Menschen Willen, sie ruhe zu gern nicht immer!

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O D E N

S T I M M E D E S V O L K S

Zweite Fassung

Du seiest Gottes Stimme, so glaubt' ich sonst In heil'gor Jugend; ja, und ich sag'es noch!

Um unsre Weisheit unbekümmert Rauschen die Ströme doch auch, und dennoch,

5 Wer liebt sie nicht? und immer bewegen sie Das Herz mir, hör' ich ferne die Schwindenden,

Die Ahnungsvollen meine Bahn nicht. Aber gewisser ins Meer hin eilen.

Denn selbstvergessen, allzubereit den Wunsch 10 Der Götter zu erfüllen, ergreift zu gern

Was sterblich ist, wenn offnen Augs auf Eigenen Pfaden es einmal wandelt,

Ins All zurük die kürzeste Bahn; so stürzt Der Strom hinab, er suchet die Ruh, es reißt,

15 Es ziehet wider Willen ihn, von Klippe zu Klippe den Steuerlosen

Das wunderbare Sehnen dem Abgrund zu; Das Ungebundne reizet und Völker auch

Ergreifft die Todeslust und kühne 20 Städte,nachdem sie versucht das Beste,

Von Jahr zu Jahr forttreibend das Werk, sie hat Ein heilig Ende troffen; die Erde grünt

Und stille vor den Sternen liegt, den Betenden gleich, in den Sand geworfen

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O D E N

Freiwillig überwunden die lange Kunst 25 Vor jenen Unnachahmbaren da; er selbst,

Der Mensch, mit eigner Hand zerbrach,die Hohen zu ehren, sein Werk der Künstler.

Doch minder nicht sind jene den Menschen hold, Sie lieben wieder, so wie gehebt sie sind, so

Und hemmen öfters, daß er lang im Lichte sich freue, die Bahn des Menschen.

Und, nicht des Adlers Jungen allein, sie wirft Der Vater aus dem Neste, damit sie nicht

Zu lang' ihm bleiben, uns auch treibt mit 35 Richtigem Stachel hinaus der Herrscher.

Wohl jenen, die zur Ruhe gegangen sind, Und vor der Zeit gefallen, auch die, auch die

Geopfert, gleich den Erstlingen der Erndte, sie haben ein Theil gefunden. 40

Am Xanthos lag, in griechischer Zeit, die Stadt, Jezt aber, gleich den größeren die dort ruhn

Ist durch ein Schiksaal sie dem heiigen Lichte des Tages hinweggekommen.

Sie kamen aber nicht in der offnen Schlacht 45 Durch eigne Hand um. Fürchterlich ist davon.

Was dort geschehn, die wimderbare Sage von Osten zu uns gelanget.

Es reizte sie die Güte von Brutus. Deim Als Feuer ausgegangen, so bot er sich 50

Zu helfen ihnen, ob er gleich, als Feldherr, Stand in Belagerung vor den Thoren.

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S T I M M E D E S V O L K S

Doch von den Mauern warfen die Diener sie Die er gesandt. Lebendiger ward darauf

55 Das Feuer und sie freuten sich und ihnen Streket' entgegen die Hände Brutus

Und alle waren außer sich selbst. Geschrei Entstand und Jauchzen. Drauf in die Flamme warf

Sich Mann und Weib, von Knaben stürzt'auch 60 Der von dem Dach, in der Väter Schwerdt der.

Nicht räthlich ist es,Helden zu trozen. Längst Wars aber vorbereitet. Die Väter auch

Da sie ergriffen waren, einst,und Heftig die persischen Feinde drängten,

65 Entzündeten, ergreiffend des Stromes Rohr, Daß sie das Freie fänden, die Stadt. Und Haus

Und Tempel nahm, zum heiigen Aether Fliegend, und Menschen hinweg die Flamme.

So hatten es die Kinder gehört, und wohl 70 Sind gut die Sagen, denn ein Gedächtniß sind

Dem Höchsten sie, doch auch bedarf'es Eines, die heiligen auszulegen.

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O D E N

D E R B L I N D E S Ä N G E R

EXvaev aivov axog aji'o/u/^arcov Aqtjs Sophokles

Wo bist du, Jugendliches I das immer mich Zur Stunde wekt des Morgens, wo bist du,Licht!

Das Herz ist wach, doch bannt tmd hält in Heiligem Zauber die Nacht mich immer.

Sonst lauscht' ich um die Dämmerung gern, sonst harrt' 5 Ich gerne dein am Hügel, und nie umsonst I

Nie täuschten mich, du Holdes, deine Boten, die Lüfte, denn immer kamst du,

Kamst allbeseeligend den gewohnten Pfad Herein in deiner Schöne, wo bist du, Licht 1 lo

Das Herz ist wieder wach, doch bannt und Hemmt die unendliche Nacht mich immer.

Mir grünten sonst die Lauben; es leuchteten Die Blumen, wie die eigenen Augen, mir;

Nicht ferne war das Angesicht der 15 Meinen und leuchtete mir und droben

Und um die Wälder sah ich die Fittige Des Himmels wandern, da ich ein Jüngling war;

Nun siz ich still allein, von einer Stunde zur anderen imd Gestalten 20

Aus Lieb und Laid der helleren Tage schafft Zur eignen Freude nun mein Gedanke sich.

Und ferne lausch' ich hin, ob nicht ein Freundlicher Retter vieleicht mir komme.

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D E R B L I N D E S Ä N G E R

25 Dann hör ich oft die Stimme des Donnerers Am Mittag, wenn der eherne nahe kommt,

Wenn ihm das Haus bebt und der Boden Unter ihm dröhnt und der Berg es nachhaUt.

Den Retter hör' ich dann in der Nacht, ich hör' 30 Ihn tödtend, den Befreier, belebend ihn,

Den Donnerer vom Untergang zum Orient eilen und ihm nach tönt ihr,

Ihm nach, ihr meine Saiten I es lebt mit ihm Mein Lied und wie die Quelle dem Strome folgt,

35 Wohin er denkt, so muß ich fort und Folge dem Sicheren auf der Irrbahn.

Wohin? wohin? ich höre dich da vmd dort Du Herrlicherl und rings um die Erde tönts.

Wo endest du? und was, was ist es 40 Über den Wolken imd o wie wird mir?

Tag! Tagl du über stürzenden Wolken I sei Willkommen mir 1 es blühet mein Auge dir.

0 JugendUchtl o Glükl das alte Wieder 1 doch geistiger rinnst du nieder

•5 Du goldner Quell aus heiligem Kelch! und du. Du grüner Boden, friedliche Wieg'! und du,

Haus meiner Väter 1 und ihr Lieben, Die mir begegneten einst, o nahet,

O kommt, daß euer, euer die Freude sei, 50 Ihr alle, daß euch seegne der Sehende 1

0 nimmt, daß ichs ertrage, mir das Leben, das Götthche mir vom Herzen.

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O D E N

C H I R O N

Wo bist du,Nachdenkliches! das immer muß Zur Seite gehn, zu Zeiten, wo bist du, Licht?

Wohl ist das Herz wach, doch mir zürnt, mich Hemmt die erstaunende Nacht nun immer.

Sonst nemlich folgt' ich Kräutern des Walds imd lauscht' 5 Ein waiches Wild am Hügel; und nie umsonst.

Nie täuschten, auch nicht einmal deine Vögel; denn allzubereit fast kamst du,

So Füllen oder Garten dir labend ward, Rathschlagend,Herzens wegen; wo bist du, Licht? lO

Das Herz ist wieder wach, doch herzlos Zieht die gewaltige Nacht mich immer.

Ich war's wohl. Und von Krokus und Thymian Und Korn gab mir die Erde den ersten Straus.

Und bei der Sterne Kühle lernt' ich, 15 Aber das Nennbare nur. Und bei mir

Das wilde Feld entzaubernd, das traur'ge, zog Der Halbgott, Zevs Knecht, ein, der gerade Mann;

Nun siz' ich stiU allein, von einer Stunde zur anderen, und Gestalten 20

Aus frischer Erd' und Wolken der Liebe schafft.. Weil Gift ist zwischen uns, mein Gedanke nun;

Und ferne lausch' ich hin, ob nicht ein Freundhcher Retter vieleicht mir komme.

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C H I R O N

25 Dann hör' ich oft den Wagen des Donnerers Am Mittag, wenn er naht, der bekannteste.

Wenn ihm das Haus bebt und der Boden Reiniget sich, und die Quaal Echo wird.

Den Retter hör' ich dann in der Nacht, ich hör' 30 Ihn tödtend, den Befreier, und drunten voll

Von üpp'gem Kraut, als in Gesichten Schau ich die Erd', ein gewaltig Feuer;

Die Tage aber wechseln, wenn einer dann Zusiehet denen, lieblich und bös', ein Schmerz,

35 Wenn einer zweigestalt ist, tmd es Kennet kein einziger nicht das Beste;

Das aber ist der Stachel des Gottes; nie Kann einer lieben göttliches Unrecht sonst.

Einheimisch aber ist der Gott dann •0 Angesichts da, und die Erd' ist anders.

Tag! Tag! Nun wieder athmet ihr recht; nun trinkt, Ihr meiner Bäche Weiden I ein Augenlicht,

Und rechte Stapfen gehn, und als ein Herrscher, mit Sporen, und bei dir selber

45 örtlich, Irrstem des Tages, erscheinest du, Du auch, o Erde, friedliche Wieg', und du,

Haus meiner Väter, die unstädtisch Sind, in den Wolken des Wilds, gegangen.

Nimm nun ein Roß,und hämische dich und nimm 50 Den leichten Speer, o Knabe! Die Wahrsagung

Zerreißt nicht, imd umsonst nicht wartet. Bis sie erscheinet, Herakles Rükkehr.

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O D E N

T H R Ä N E N

Himnilische Liebe! zärtliche I wenn ich dein Vergäße, wenn ich, o ihr geschiklichen,

Ihr feur'gen,die voll Asche sind und Wüst und vereinsamet ohnediß schon,

Ihr lieben Inseln, Augen der Wunderwelt! 5 Ihr nemlich geht nun einzig allein mich an,

Ihr Ufer, wo die abgöttische Büßet, doch Himmüschen nur,die Liebe.

Denn allzudankbar haben die Heiligen Gedienet dort in Tagen der Schönheit und lo

Die zorn'gen Helden; und viel Bäume Sind,und die Städte daselbst gestanden,

Sichtbar, gleich einem sinnigen Marm; izt sind Die Helden todt, die Inseln der Liebe sind

Entstellt fast. So muß übervortheilt, 15 Albern doch überall seyn die Liebe.

Ihr waichen Thränen, löschet das AugenUcht Mir aber nicht ganz aus; ein Gedächtniß doch.

Damit ich edel sterbe, laßt ihr Trügrischen, Diebischen, mir nachleben. 20

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O D E N

AN D I E H O F N U N G

0 Hofnungl holde! gütiggeschäffdge! Die du das Haus der Trauernden nicht verschmähst,

Und gerne dienend, Edle I zwischen SterbUchen waltest und Himmelsmächten,

5 Wo bist du? wenig lebt' ich; doch athmet kalt Mein Abend schon. Und stille, den Schatten gleich,

Bin ich schon hier; und schon gesanglos Schlummert das schaudernde Herz im Busen.

Im grünen Thale, dort, wo der frische QueU 10 Vom Berge täghch rauscht, und die liebliche

Zeitlose mir am Herbsttag aufblüht. Dort, in der Stille, du Holde, wiU ich

Dich suchen, oder wenn in der Mittemacht Das unsichtbare Leben im Haine wallt,

15 Und über mir die immer frohen Blumen,die blühenden Sterne, glänzen,

0 du des Aethers Tochter! erscheine dann Aus deines Vaters Gärten, und darfst du nicht

Ein Geist der Erde, kommen, schrök', o 20 Schröke mit anderem nur das Herz mir.

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O D E N

V U L K A N

Jezt komm und hülle, freundlicher Feuergeist, Den zarten Sinn der Frauen in Wolken ein,

In goldne Träum' und schüze sie, die Blühende Ruhe der Immerguten.

Dem Manne laß sein Sinnen, und sein Geschafft, 5 Und seiner Kerze Schein,und den künftgen Tag

Gefallen,laß des Unmuths ihm, der Häßlichen Sorge zu viel nicht werden.

Wenn jezt der immerzümende Boreas, Mein Erbfeind, über Nacht mit dem Frost das Land lo

Befällt, und spät, zur Schlummerstunde, Spottend der Menschen, sein schrökhch Lied singt,

Und unsrer Städte Mauren und unsern Zaun, Den fleißig wir gesezt,und den stiUen Hain

Zerreißt, imd selber im Gesang die 15 Seele mir störet, der Allverderber,

Und rastlos tobend über den sanften Strom Sein schwarz Gewölk ausschüttet, daß weit umher

Das Thal gährt, und, wie fallend Laub, vom Berstenden Hügel herab der Fels fäUt. 20

Wohl frömmer ist, denn andre Lebendige, Der Mensch; doch zürnt es draußen, gehöret der

Auch eigner sich, und sinnt und ruht in Sicherer Hütte, der Freigebome.

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V U L K A N

2S Und immer wohnt der fremidlichen Genien Noch Einer gerne seegnend mit ihm, und wenn

Sie zürnten all', die ungelehrgen Geniuskräfte, doch liebt die Liebe.

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O D E N

D I C H T E R M U T H

Erste Fassung

Sind denn dir nicht verwandt alle Lebendigen ? Nährt zum Dienste denn nicht selber die Parze dich ?

Drum 1 so wcindle nur wehrlos Fort durch's Leben und sorge nicht I

Was geschiehet, es sei alles geseegnet dir, 5 Sei zur Freude gewandt 1 oder was könnte denn

Dich belaidigen,Herzl was Da begegnen, wohin du sollst ?

Denn, wie still am Gestad, oder in silberner Femhintönender Fluth, oder auf schweigenden 10

Wassertiefen der leichte Schwimmer wandelt, so sind auch wir,

Wir, die Dichter des Volks, gerne, wo Lebendes Um uns athmet imd wallt, freudig, und jedem hold.

Jedem trauend; wie sängen 15 Sonst wir jedem den eignen Gott?

Wenn die Wooge denn auch einen der Muthigen, Wo er treulich getraut, schmeichlend hinunterzieht,

Und die Stimme des Sängers Nim in blauender Halle schweigt; 20

Freudig starb er und noch klagen die Einsamen, Seine Haine, den Fall ihres Geliebtesten;

öfters tönet der Jungfrau Vom Gezweige sein freundlich Lied.

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D I C H T E R M U T H

25 Wenn des Abends vorbei Einer der Unsern kömmt, Wo der Bruder ihm sank, denket er manches wohl

An der warnenden Stelle, Schweigt und gehet gerüsteter.

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O D E N

D I C H T E R M U T H

Zweite Fassung

Sind denn dir nicht verwandt alle Lebendigen, Nährt die Parze denn nicht selber im Dienste dich?

Drum, so wandle nur wehrlos Fort durchs Leben,und fürchte nichts!

Was geschiehet, es sei alles geseegnet dir, 5 Sei zur Freude gewandt! oder was könnte denn

Dich belaidigen,Herz! was Da begegnen, wohin du sollst?

Denn, seitdem der Gescing sterblichen Lippen sich Friedenathmend entwand, frommend in Laid und Gliik lo

Unsre Weise der Menschen Herz erfreute, so waren auch

Wir, die Sänger des Volks, gerne bei Lebenden Wo sich vieles gesellt, freudig und jedem hold,

Jedem offen; so ist ja 15 Unser Ahne, der Sonnengott,

Der den fröhlichen Tag Armen und Reichen gönnt. Der in flüchtiger Zeit uns, die Vergänglichen,

Aufgerichtet an goldnen Gängelbanden, wie Kinder, hält. 20

Ihn erwartet, auch ihn nimmt, wo die Stimde kömmt, Seine purpurne Fluth; sieh! und das edle Licht

Gehet, kundig des Wandels, Gleichgesinnet hinab den Pfad.

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D I C H T E R M U T H

25 So vergehe denn auch, wenn es die Zeit einst ist Und dem Geiste sein Recht nirgend gebricht, so sterb'

Einst im Ernste des Lebens Unsre Freude, doch schönen TodI

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O D E N

B L Ö D I G K E I T

Sind denn dir nicht bekannt viele Lebendigen? Geht auf Wahrem dein Fuß nicht, wie auf Teppichen?

Drum, mein Genius! tritt nur Baar in's Leben, und sorge nicht!

Was geschiehet, es sei alles gelegen dir! ä Sei zur Freude gereimt, oder was könnte deiin

Dich belaidigen, Herz, was Da begegnen, wohin du sollst?

Denn, seit HimmUschen gleich Menschen, ein einsam Wild Und die Himmlischen selbst führet, der Einkehr zu, lo

Der Gesang und der Fürsten Chor, nach Arten, so waren auch

Wir, die Zungen des Volks, gerne bei Lebenden, Wo sich vieles gesellt, freudig und jedem gleich.

Jedem offen, so ist ja 15' Unser Vater, des Himmels Gott,

Der den denkenden Tag Armen tmd Reichen gönnt". Der, zur Wende der Zeit,ims die Entschlafenden

Aufgerichtet an goldnen Gängelbanden, wie Kinder, hält. 20

Gut auch sind und geschikt einem zu etwas wir, Wenn wir kommen, mit Ktmst, imd von den Himmlischen

Einen bringen. Doch selber Bringen schikliche Hände wir.

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O D E N

D E R G E F E S S E L T E S T R O M

Was schläfst und träumst du, Jüngling, gehüllt in dich, Und säumst am kalten Ufer, Geduldiger,

Und achtest nicht des Ursprungs, du, des Oceans Sohn, des Titanenfreundes!

5 Die Liebesboten, welche der Vater schikt. Kennst du die lebenathmenden Lüfte nicht?

Und trift das Wort dich nicht, das hell von Oben der wachende Gott dir sendet?

Schon tönt, schon tönt es ihm in der Brust, es quillt, 10 Wie, da er noch im Schoose der Felsen spielt',

Ihm auf, und nun gedenkt er seiaer Kraft, der Gewaltige, nun, nun eilt er.

Der Zauderer, er spottet der Fesseln nun, Und nimmt und bricht und wirft die Zerbrochenen

15 Im Zorne, spielend, da und dort zum Schallenden Ufer und an der Stimme

Des Göttersohns erwachen die Berge rings. Es regen sich die Wälder, es hört die Kluft

Den Herold fern imd schaudernd regt im 20 Busen der Erde sich Freude wieder.

Der Frühling kommt; es dämmert das neue Grün; Er aber wandelt hin zu Unsterblichen;

Denn nirgend darf er bleiben, als wo Ihn in die Arme der Vater aufnimmt.

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O D E N

G A N Y M E D

Was schläfst du, Bergsohn, liegest in Unmuth, schief. Und frierst am kahlen Ufer, Gedultiger 1

Denkst nicht der Gnade du,wenn's an den Tischen die Himmlischen sonst gedürstet?

Kennst dnmten du vom Vater die Boten nicht, 5 Nicht in der Kluft der Lüfte geschärfter Spiel?

Trift nicht das Wort dich, das voll alten Geists ein gewanderter Mann dir sendet?

Schon tönet'® aber ihm in der Brust. Tief quiUt's, Wie damals, als hoch oben im Fels er schlief, lo

Ihm auf. Im Zorne reinigt aber Sich der Gefesselte mm, nun eilt er

Der Linkische; der spottet der Schlaken mm. Und nimmt und bricht und wirft die Zerbrochenen

Zorn trunken, spielend, dort und da zum 15 Schauenden Ufer und bei des Fremdlings

Besondrer Stimme stehen die Heerden auf, Es regen sich die Wälder, es hört tief Land

Den Stromgeist fem, imd schaudernd regt im Nabel der Erde der Geist sich wieder. 20

Der Frühling kömmt. Und jedes, in seiner Axt, Blüht. Der ist aber ferne; nicht mehr dabei.

Irr gieng er mm; denn allzugut sind Genien; himmlisch Gespräch ist sein nun.

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E L E G I E N

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E L E G I E N

E L E G I E

Täglich geh' ich heraus und such' ein Anderes immer, Habe längst sie befragt, alle die Pfade des Lands;

Droben die kühlenden Höhn, die Schatten alle besuch' ich. Und die Quellen; hinauf irret der Geist und hinab,

5 Ruh' erbittend; so flieht das getroffene Wild in die Wälder, Wo es um Mittag sonst sicher im Dunkel geruht;

Aber nimmer erquikt sein grünes Laager das Herz ihm Wieder und schlummerlos treibt es der Stachel umher.

Nicht die Wärme des Lichts und nicht die Kühle der Nacht hilft 10 Und in Woogen des Stroms taucht es die Wunden umsonst.

Ihm bereitet umsonst die Erd' ihr stärkendes Heilkraut Und sein schäumendes Blut stillen die Lüftchen umsonst.

Wehel so ists auch, so, ihr Todesgötter! vergebens, Wenn ihr ihn haltet und vest habt den bezwungenen Mann,

15 Wenn ihr einmal hinab in eure Nacht ihn gerissen. Dann zu suchen zu flehn, oder zu zürnen mit euch,

Oder geduldig auch wohl in euren Banden zu wohnen Und mit Lächeln von euch hören das furchtbare Lied.

Denn bestehn, wie anderes,muß in seinem Geseze, 20 Immer altem und nie enden das schaurige Reich.

Aber noch immer nicht, o meine Seele! noch kannst das Nicht gewohnen und träumst mitten im eisernen Schlaf.

Tag der Liebe I scheinest du auch den Todten, du goldner! Bilder aus hellerer Zeit leuchtet ihr mir in die Nacht?

25 Liebliche Gärten, seid, ihr abendröthlichen Berge, Seid willkommen, und ihr, schweigende Pfade des Hains.

Zeugen himmlischen Glüks 1 und ihr, allschauende Sterne, Die mir damals oft seegnende Büke gegönnt I

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E L E G I E N

Euch, ihr Liebenden, auch, ihr schönen Kinder des Frühlings, Stille Rosen und euch, Lilien 1 nenn' ich noch oft, — 30

Ihr Vertrauten! ihr Lebenden all', einst nahe dem Herzen, Einst wahrhaftiger, einst heller und schöner gesehn I

Tage kommen und gehn, ein Jahr verdränget das andre, Wechselnd und streitend; so tost furchtbar vorüber die Zeit

Über sterblichem Haupt, doch nicht vor seeligen Augen, 35 Und den Liebenden ist anderes Leben gewährt.

Denn sie alle die Tag' und Stunden und Jahre der Sterne Und der Menschen, zur Lust anders und anders bekränzt

Fröhlicher, ernster, sie all', als ächte Kinder des Aethers Lebten, in Wonne vereint, innig und ewig um uns. 40

Aber wir, unschädlich gesellt, wie die friedhchen Schwäne, Wenn sie ruhen am See, oder, auf Wellen gewiegt.

Niedersehn in die Wasser, wo silberne Wolken sich spiegeln. Und das himmlische Blau unter den Schiffenden wallt.

So auf Erden wandelten wir. Und drohte der Nord auch, 45 Er, der Liebenden Feind, sorgenbereitend, und fiel

Von den Ästen das Laub und flog im Winde der Reegen, Lächelten ruhig wir, fühlten den Gott imd das Herz

Unter trautem Gespräch, im hellen Seelengesange, So im Frieden mit uns kindüch und seeUg alleia. 50

Achl wo bist du. Liebende, nun? Sie haben mein Auge Mir genommen,mein Herz hab' ich verloren mit ihr.

Darum irr' ich umher, und wohl, wie die Schatten, so muß ich Leben und sinnlos dünkt lange das Übrige mir.

Danken möcht' ich, aber wofür? verzehret das Lezte 55 Selbst die Erinnerung nicht? nimmt von der Lippe denn nicht

Bessere Rede mir der Schmerz, und lähmet ein Fluch nicht Mir die Sehnen und wirft, wo ich beginne, mich weg?

Daß ich fühllos size den Tag und stumm, wie die Kinder, Nur vom Auge mir kalt öfters die Tropfe noch schleicht, 60

Und in schaudernder Brust die allerwärmende Sonne

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E L E G I E N

Kühl und fruchtlos mir dämmert, wie Stralen der Nacht, Sonst mir anders bekanntI 0 Jugend! und bringen Gebete

Dich nicht wieder, dich nie? führet kein Pfad mich zurük? 65 Soll es werden auch mir, wie den Tausenden, die in den Tagen

Ihres Frühlings doch auch ahndend und liebend gelebt, Aber am tnmkenen Tag von den rächenden Parzen ergriffen.

Ohne Klag' und Gesang heimlich hinuntergeführt Dort im allzunüchtemen Reich, dort büßen im Dunkeln,

70 Wo bei trügrischem Schein irres Gewimmel sich treibt. Wo die langsame Zeit bei Frost und Dürre sie zählen.

Nur in Seufzern der Mensch noch die Unsterblichen preist?

Aber o du, die noch am Scheidewege mir damals. Da ich versank vor dir, tröstend ein Schöneres wies,

75 Du, die Großes zu sehn und die schweigenden Götter zu singen, Selber schweigend mich einst stillebegeisternd gelehrt,

Götterkind I erscheinest du mir imd grüßest, wie einst, mich, Redest wieder, wie einst, Leben und Frieden mir zu?

Siehe I weinen vor dir und klagen muß ich, wenn schon noch 80 Denkend der edleren Zeit, dessen die Seele sich schämt.

Denn zu lange, zu lang' auf matten Pfaden der Erde Bin ich, deiner gewohnt, einsam gegangen indeß,

0 mein Schuzgeistl denn wie der Nord die Wolke des Herbsttags Scheuchten von Ort zu Ort feindliche Geister mich fort.

85 So zerrann mein Leben,achI so ists anders geworden. Seit, o Liebe, wir einst giengen am ruhigen Strom.

Aber dich, dich erhielt dein Licht,o Heldini im Lichte, Und dein Dulden erhielt liebend, o Himmlische I dich.

Und sie selbst, die Natur imd ihre melodischen Musen 90 Sangen aus heimischen Höhn Wiegengesänge dir zu.

Noch,noch ist sie es ganz! noch schwebt vom Haupte zur Sohle, StiUhinwandelnd, wie sonst, mir die Athenerin vor.

Seelig, seelig ist siel denn es scheut die Kinder des Himmeb Selbst der Orkus,'es rinnt, gleich den Unsterblichen selbst.

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E L E G I E N

Ihnen der milde Geist von heitersinnender Stirne, 95 Wo sie auch wandeha und sind, seegnend und sicher herab.

Darum möcht', ihr Himmlischen t euch ich danken und endlich Tönet aus leichter Brust wieder des Sängers Gebet.

Und, wie wenn ich mit ihr auf Bergeshöhen mit ihr stand. Wehet belebend auch mich, göttlicher Othem mich an. loo

Leben will ich denn auch! schon grünen die Pfade der Erde Schöner und schöner schließt wieder die Sonne sich auf.

Komml es war, wie ein Traum! die blutenden Fittige sind ja Schon genesen, verjüngt wachen die HofEaungen all.

Dien' im Orkus, wem es gefällt! wir, welche die stille i05 Liebe bildete, wir suchen zu Göttern die Bahn.

Und geleitet ihr uns, ihr Weihestunden! ihr ernsten, Jugendlichen I o bleibt, heilige Ahnungen, ihr,

Fromme Bitten, und ihr Begeisterungen,und all ihr Schönen Genien, die gerne bei Liebenden sind, iio

Bleibet, bleibet mit uns, bis wir auf seeligen Inseln, Wo die Unsern vieleicht. Dichter der Liebe, mit uns,

Oder auch, wo die Adler sind, in Lüften des Vaters, Dort, wo die Musen, woher all' die Unsterblichen sind,

Dort uns staunend und fremd und bekannt ims wieder begegnen, ii5 Und von neuem ein Jahr unserer Liebe beginnt.

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E L E G I E N

M E N O N S K L A G E N U M D I O T I M A

1

Täglich geh' ich heraus, und such' ein Anderes immer, Habe längst sie befragt alle die Pfade des Lands;

Droben die kühlenden Höhn, die Schatten alle besuch' ich. Und die Quellen; hinauf irret der Geist und hinab,

5 Ruh' erbittend; so flieht das getroffene Wild in die Wälder, Wo es um Mittag sonst sicher im Dunkel geruht;

Aber nimmer erquikt sein grünes Lager das Herz ihm, Jammernd und schlummerlos treibt es der Stachel umher.

Nicht die Wärme des Lichts, und nicht die Kühle der Nacht hilft, 10 Und in Woogen des Stroms taucht es die Wunden umsonst.

Und wie ihm vergebens die Erd' ihr fröhliches Heilkraut Reicht, und das gährende Blut keiner der Zephjrre stillt.

So, ihr LiebenI auch mir, so will es scheinen, und niemand Kann von der Stime mir nehmen den traurigen Traum?

2

15 Ja! es frommet auch nicht, ihr Todesgötter 1 wenn einmal Ihr ihn haltet, und fest habt den bezwungenen Mann,

Wenn ihr Bösen hinab in die schaurige Nacht ihn genommen, Dann zu suchen, zu Hehn, oder zu zürnen mit euch,

Oder geduldig auch wohl im furchtsamen Banne zu wohnen, 20 Und mit Lächeln von euch hören das nüchterne Lied.

Soll es seyn, so vergiß dein Heil, imd schlummere klanglos! Aber doch quiUt ein Laut hoffend im Busen dir auf,

Inamer kannst du noch nicht, o meine Seele I noch kannst du's Nicht gewohnen,und träumst mitten im eisernen Schlaf!

25 Festzeit hab' ich nicht, doch möcht' ich die Loke bekränzen; Bin ich allein denn nicht? aber ein Freundliches muß

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E L E G I E N

Femher nahe mir seyn, und lächeln muß ich und staunen, Wie so seelig doch auch mitten im Leide mir ist.

3

Licht der LiebeI scheinest du denn auchTodten,du goldnesl Bilder aus hellerer Zeit leuchtet ihr mir in die Nacht? 30

Liebliche Gärten seid, ihr abendröthlichen Berge, Seid willkommen und ihr, schweigende Pfade des Hains,

Zeugen himmlischen Glüks, und ihr, hochschauende Sterne, Die mir damals so oft seegnende Blike gegönnt 1

Euch, ihr Liebenden auch, ihr schönen lünder des Maitags, 35 Stille Rosen und euch, Lilien, nenn' ich noch oft I

Wohl gehn Frühlinge fort, ein Jahr verdränget das andre. Wechselnd vind streitend, so tost droben vorüber die Zeit

Über sterblichem Haupt, doch nicht vor seeligen Augen, Und den Liebenden ist anderes Leben geschenkt. 40

Denn sie alle die Tag' und Jahre der Sterne, sie waren Diotitnal um uns innig imd ewig vereint;

4

Aber wir, zufrieden gesellt, wie die liebenden Schwäne, Wenn sie ruhen am See, oder, auf Wellen gewiegt,

Niedersehn in die Wasser, wo silberne Wolken sich spiegeln, *s Und ätherisches Blau imter den Schiffenden waUt,

So auf Erden wandelten wir. Und drohte der Nord auch. Er, der Liebenden Feind, klagenbereitend, und fiel

Von den Ästen das Laub, und flog im Winde der Reegen, Ruhig lächelten wir, fühlten den eigenen Gott 50

Unter irautem Gespräch; in Einem Seelengesange, Ganz in Frieden mit uns kindlich imd freudig allein.

Aber das Haus ist öde mir nun, und sie haben mein Auge Mir genommen, auch mich hab'ich verloren mit ihr.

Darum irr' ich umher, und wohl, wie die Schatten, so muß ich 55 Leben, imd sinnlos dünkt lange das Übrige mir.

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M E N O N S K L A G E N UM D I O T I M A

5

Feiern möcht' ich; aber wofür? und singen mit Andern, Aber so einsam fehlt jegUches Göttliche mir.

Diß ist's, diß mein Gebrechen, ich weiß, es lähmet ein Fluch mir 60 Darum die Sehnen, und wirft, wo ich beginne, mich hin,

Daß ich fühllos size den Tag, und stumm wie die Kinder, Nur vom Auge mir kalt öfters die Thräne noch schleicht.

Und die Pflanze des Felds, und der Vögel Singen mich trüb macht. Weil mit Freuden auch sie Boten des Himmlischen sind,

65 Aber mir in schaudernder Brust die beseelende Sonne, Kühl und fruchtlos mir dämmert, wie Stralen der Nacht,

Achl und nichtig und leer, wie Gefängnißwände, der Himmel Eine beugende Last über dem Haupte mir hängt 1

6

Sonst mir anders bekannt I o Jugend, und bringen Gebete 70 Dich nicht wieder, dich nie? führet kein Pfad mich zurük?

Soll es werden auch mir, wie den Götterlosen, die vormals Glänzenden Auges doch auch saßen an seeUgem Tisch',

Aber übersättiget bald, die schwärmenden Gäste, Nun verstummet,und nun, unter der Lüfte Gesang,

75 Unter blühender Erd' entschlafen sind, bis dereinst sie Eines Wimders Gewalt sie, die Versunkenen, zwingt.

Wiederzukehren, und neu auf grünendem Boden zu wandeln. — Heihger Othem durchströmt götthch die lichte Gestalt,

Wenn das Fest sich beseelt, imd Fluthen der Liebe sich regen, 80 Und vom Himmel geträükt, rauscht der lebendige Strom,

Wemi es drtmten ertönt, und ihre Schäze die Nacht zoUt, Und aus Bächen herauf glänzt das begrabene Gold. —

7

Aber o du, die schon am Scheidewege mir damals. Da ich versank vor dir, tröstend ein Schöneres wies,

85 Du, die Großes zu sehn, imd froher die Götter zu singen.

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E L E G I E N

Schweigend, wie sie,mich einst stille begeisternd gelehrt; Götterkind 1 erscheinest du mir, tmd grüßest, wie einst, mich,

Redest wieder, wie einst, höhere -Dinge mir zu ? Siehe 1 weinen vor dir, und klagen muß ich, wenn schon noch.

Denkend edlerer Zeit, dessen die Seele sich schämt. 90 Denn so lange, so lang auf matten Pfaden der Erde

Hab' ich, deiner gewohnt, dich in der Irre gesucht. Freudiger Schuzgeist! aber umsonst, und Jahre zerrannen.

Seit wir ahnend um uns glänzen die Abende sahn.

Dich nur, dich erhält dein Licht, o Heldinn I im Lichte, 95 Und dein Dulden erhält hebend, o Gütige, dich;

Und nicht einmal bist du allein; Gespielen genug sind, Wo du blühest und ruhst unter den Rosen des Jahrs;

Und der Vater, er selbst, durch sanftumathmende Musen Sendet die zärtlichen Wiegengesänge dir zu. loo

Ja! noch ist sie es ganz! noch schwebt vom Haupte zur Sohle, Stillherwandelnd, wie sonst, mir die Athenerinn vor.

Und wie, freundhcher GeistI von heitersianender Stirne Seegnend und sicher dein Stral unter die Sterbhchen fällt;

So bezeugest du mir's, und sagst mir's, daß ich es andern 105 Wiedersage, denn auch Andere glauben es nicht,

Daß unsterbhcher doch,denn Sorg' und Zürnen, die Freude Und ein goldener Tag täghch am Ende noch ist.

9 So will ich, ihr HimmlischenI denn auch danken, \md endhch

Athmet aus leichter Brust wieder des Sängers Gebet. no Und wie, wenn ich mit ihr, auf sonniger Höhe mit ihr stand,

Spricht belebend ein Gott innen vom Tempel mich an. Leben will ich denn auch! schon grünt's! wie von heihger Leier

Ruft es von silbernen Bergen ApoUons voran I Komm I es war wie ein Traum! Die blutenden Fittige sind ja ii 5

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M E N O N S K L A G E N U M D I O T I M A

Schon genesen, verjüngt leben die Hoffnungen all. Großes zu finden, ist viel, ist viel noch übrig, und wer so

Liebte, gehet, er muß, gehet zu Göttern die Bahn. Und geleitet ihr uns, ihr Weihestunden I ihr ernsten,

120 Jugendlichen! o bleibt, heilige Ahnungen, ihr Fromme Bitten 1 und ihr Begeisterungen und all ihr

Guten Genien, die gerne bei Liebenden sind; Bleibt so lange mit uns, bis wir auf gemeinsamem Boden

Dort, wo die Seeligen all niederzukehren bereit, 125 Dort, wo die Adler sind, die Gestirne, die Boten des Vaters,

Dort, wo die Musen, woher Helden und Liebende sind. Dort uns, oder auch hier, auf thauender Insel begegnen,

Wo die Unsrigen erst, blühend in Gärten gesellt. Wo die Gesänge wahr, und länger die Frühlinge schön sind,

130 Und von neuem ein Jahr unserer Seele beginnt.

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E L E G I E N

D E R W A N D E R E R

Einsam stand ich und sah in die Afrikanischen dürren Ebnen hinaus; vom Olymp reegnete Feuer herab,

ReißendesI milder kaum, wie damals,da das Gebirg hier Spaltend mit Stralen der Gott Höhen und Tiefen gebaut.

Aber auf denen springt kein frischaufgrünender Wald nicht 5 In die tönende Luft üppig und herrüch empor.

Unbekränzt ist die Stirne des Bergs und beredtsame Bäche Kennet er kaum, es erreicht selten die Quelle das Thal.

Keiner Heerde vergeht am plätschernden Bnmnen der Mittag, Freundüch aus Bäumen hervor blikte kein gastüches Dach. lo

Unter dem Strauche saß ein ernster Vogel gesanglos, Aber die Wanderer flohn eilend, die Störche, vorbei.

Da bat ich um Wasser dich nicht, Natur I in der Wüste, Wasser bewaiirte mir treulich das fromme Kameel.

Um der Haine Gesang, achl um die Gärten des Vaters 15 Bat ich vom wandernden Vogel der Heimath gemahnt.

Aber du sprachst zu mir: auch hier sind Götter und walten, Groß ist ihr Maas, doch es mißt gern mit der Spanne der Mensch.

Und es trieb die Rede mich an, noch Andres zu suchen, Fern zum nördhchen Pol kam ich in Schiffen herauf. 20

Still in der Hülse von Schnee schlief da das gefesselte Leben, Und der eiserne Schlaf harrte seit Jahren des Tags.

Denn zu lang nicht schlang um die Erde den Arm der Olymp hier. Wie Pygmalions Arm um die Geüebte sich schlang.

Hier bewegt' er ihr nicht mit dem Sonnenblike den Busen, 25 Und in Reegen und Thau sprach er nicht freimdhch zu ihr;

Und mich wunderte deß und thörig sprach ich: o Mutter Erde, verlierst du denn immer, als Wittwe, die Zeit?

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D E R W A N D E R E R

Nichts zu erzeugen ist ja und nichts zu pflegen in Liebe, 50 Alternd im Kinde sich nicht wieder zu sehn, wie der Tod.

Aber vieleicht erwärmst du dereinst am Strale des Himmels, Aus dem dürftigen Schlaf schmeichelt sein Othem dich auf;

Daß, wie ein Saamkorn,du die eherne Schaale zersprengest, Los sich reißt und das Licht grüßt die entbundene Welt,

35 Air die gesammelte Kraft aufflammt in üppigem Frühling, Rosen glühen und Wein sprudelt im kärglichen Nord.

Also sagt' ich und jezt kehr' ich an den Rhein, in die Hei math, Zärthch, wie vormals, weh'n Lüfte der Jugend mich an;

Und das strebende Herz besänftigen mir die vertrauten +0 Offnen Bäume, die einst mich in den Armen gewiegt.

Und das heilige Grün, der Zeuge des seeligen, tiefen Lebens der Welt, es erfrischt, wandelt zum Jüngling mich um.

Alt bin ich geworden indeß, mich blaichte der Eispol, Und im Feuer des Süds fielen die Loken mir aus.

45 Aber wenn einer auch am lezten der sterblichen Tage, Fernher kommend und müd bis in die Seele noch jezt

Wiedersähe diß Land, noch Einmal müßte die Wang' ihm Blüh'n, und erloschen fast glänzte sein Auge noch auf.

Seeliges Thal des Rheins! kein Hügel ist ohne den Weinstok, 50 Und mit der Traube Laub Mauer und Garten bekränzt.

Und des heiligen Tranks sind voll im Strome die Schiffe, Städt' und Inseln sie sind trunken von Weinen und Obst.

Aber lächelnd und ernst ruht droben der Alte, der Taunus, Und mit Eichen bekränzt neiget der Freie das Haupt.

55 Und jezt kommt vom Walde der Hirsch, aus Wolken das TagsUcht, Hoch in heiterer Luft siehet der Falke sich um.

Aber unten im Thal, wo die Blume sich nähret von Quellen, Strekt das Dörfchen bequem über die Wiese sich aus.

Still ists hier. Fern rauscht die immer geschäfftige Mühle, 60 Aber das Neigen des Tags künden die Gloken mir an.

81

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E L E G I E N

Lieblich tönt die gehämmerte Sens' und die Stimme des Landmanns, Der heimkehrend dem Stier gerne die Schritte gebeut,

Lieblich der Mutter Gesang, die im Grase sizt mit dem Söhnlein; Satt vom Sehen entschhefs; aber die Wolken sind roth,

Und am glänzenden See, wo der Hain das offene Hofthor 65 Übergrünt und das Licht golden die Fenster umspielt,

Dort empfängt mich das Haus und des Gartens heimliches Dunkel, Wo mit den Pflanzen mich einst hebend der Vater erzog;

Wo ich frei, wie Geflügelte, spielt' auf luftigen Ästen, Oder ins treue Blau blikte vom Gipfel des Hains. 70

Treu auch bist du von je, treu auch dem Flüchtlinge blieben. Freundlich nimmst du, wie einst, Himmel der Heimath, mich auf.

Noch gedeihn die Pfirsiche mir, mich wundern die Blüthen, Fast, wie die Bäume, steht herrlich mit Rosen der Strauch.

Schwer ist worden indeß von Früchten dunkel mein Kirschbaum, 75 Und der pflükenden Hand reichen die Zweige sich selbst.

Auch zum Walde zieht mich, wie sonst, in die freiere Laube Aus dem Garten der Pfad oder hinab an den Bach,

Wo ich lag, und den Muth erfreut' am Ruhme der Männer Ahnender Schiffer; und das konnten die Sagen von euch, 80

Daß in die Meer' ich fort, in die Wüsten mußt', ihr Gewalt'gen! Achl indeß mich umsonst Vater und Mutter gesucht.

Aber wo sind sie? du schweigst? du zögerst? Hüter des Haußes! Hab'ich gezögert doch auch! habe die Schritte gezählt.

Da ich nahet',und bin, gleich Pilgern, stille gestanden. 85 Aber gehe hinein,melde den Fremden,den Sohn,

Daß sich öffnen die Arm' und mir ihr Seegen begegne, Daß ich geweiht und gegönnt wieder die Schwelle mir sei!

Aber ich ahn' es schon,in heihge Fremde dahin sind Nun auch sie mir, und nie kehret ihr Lieben zurük. 90

Vater und Mutter ? und wenn noch Freunde leben, sie haben Andres gewonnen, sie sind nimmer die Meinigen mehr.

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D E R W A N D E R E R

Kommen werd' ich, wie sonst, und die alten, die Nahmen der Liebe Nennen, beschwören das Herz, ob es noch schlage, wie sonst,

95 Aber stille werden sie seyn. So bindet und scheidet Manches die Zeit. Ich dünk' ihnen gestorben, sie mir.

Und so bin ich allein. Du aber, über den Wolken, Vater des Vaterlands! mächtiger Aether! und du

Erd' und Licht! ihr einigen drei, die walten und lieben, 100 Ewige Götter! mit euch brechen die Bande mir nie.

Ausgegangen von euch, mit euch auch bin ich gewandert. Euch,ihr Freudigen, euch bring' ich erfahrner zurük.

Darum reiche mir nun, bis oben an von des Rheines Warmen Bergen mit Wein reiche den Becher gefüllt t

105 Daß ich den Göttern zuerst und das Angedenken der Helden Trinke, der Schiffer, und dann eures, ihr Trautesten! auch

Eltern und Freund'! tmd der Mühn imd aller Leiden vergesse Heut' und morgen und schnell unter den Heimischen sei.

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E L E G I E N

D E R G A N G AUFS L A N D

AN L A N D A U E R

Komm! ins Offene, Freund! zwar glänzt ein Weniges heute Nur herunter.und eng schließet der Himmel uns ein.

Weder die Berge sind noch aufgegangen des Waldes Gipfel nach Wunsch und leer ruht von Gesänge die Luft.

Trüb ists heut, es schlummern die Gang' und die Gassen und fast will 5 Mir es scheinen, es sei, als in der bleiernen Zeit.

Dennoch gelinget der Wunsch, Rechtgläubige zweifeln an Einer Stunde nicht und der Lust bleibe geweihet der Tag.

Denn nicht wenig erfreut, was wir vom Himmel gewonnen, Wenn ers weigert und doch gönnet den Kindern zulezt. lo

Nur daß solcher Reden und auch der Schritt und der Mühe Werth der Gewinn und ganz wahr das Ergözliche sei.

Darum hoff ich sogar, es werde, wenn das Gewünschte Wir beginnen und erst unsere Zunge gelöst,

Und gefunden das Wort, und aufgegangen das Herz ist, 15 Und von trunkener Stirn' höher Besinnen entspringt,

Mit der unsern zugleich des Himmels Blüthe beginnen. Und dem offenen Blik offen der Leuchtende seyn.

Denn nicht Mächtiges ists, zum Leben aber gehört es. Was wir wollen, und scheint schiklich und freudig zugleich. 20

Aber kommen doch auch der seegenbringenden Schwalben Immer einige noch, ehe der Sommer ins Land.

Nemlich droben zu weihn bei guter Rede den Boden, Wo den Gästen das Haus baut der verständige Wirth;

Daß sie kosten und schaun das Schönste, die Fülle des Landes, 25 Daß, wie das Herz es wünscht, offen, dem Geiste gemäß

Mahl und Tanz und Gesang und Stutgards Freude gekrönt sei, Deßhalb wollen wir heut wünschend den Hügel hinauf.

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D E R G A N G A U F S L A N D

Mög' ein Besseres noch das menschenfreundliche Mailicht 30 Drüber sprechen, von selbst bildsamen Gästen erklärt,

Oder, wie sonst, wenns andern gefällt, denn alt ist die Sitte, Und es schauen so oft lächelnd die Götter auf uns,

Möge der Zimmermann vom Gipfel des Daches den Spruch thun, Wir, so gut es gelang, haben das Unsre gethan.

3S Aber schön ist der Ort, wenn in Feiertagen des Frühlings Aufgegangen das Thal, wenn mit dem Nekar herab

Weiden grünend und Wald und all die grünenden Bäume Zahllos, blühend weiß, wallen in wiegender Luft

Aber mit Wölkchen bedekt an Bergen herunter derWeinstok 40 Dämmert und wächst und erwärmt imter dem sonnigen Duft.

85

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E L E G I E N

S T U T G A R D

AN S I E G F R I E D S C H M I D T

1 Wieder ein Glük ist erlebt. Die gefährliche Dürre geneset,

Und die Schärfe des Lichts senget die Blüthe nicht mehr. Olfen steht jezt wieder ein Saal, und gesund ist der Garten,

Und von Reegen erfrischt rauschet das glänzende Thal, Hoch von Gewächsen, es schwellen die Bäch' und aUe gebundnen 5

Fittige wagen sich wieder ins Reich des Gesangs. Voll ist die Luft von Fröhlichen jezt und die Stadt und der Hain ist

Rings von zufriedenen Kindern des Himmels erfüllt. Gerne begegnen sie sich, und irren untereineinder.

Sorgenlos, und es scheint keines zu wenig, zu viel. lO Denn so ordnet das Herz es an, und zu athmen die Anmuth,

Sie, die geschikliche, schenkt ihnen ein götthcher Geist. Aber die Wanderer auch sind wohlgeleitet und haben

Kränze genug und Gesang, haben den heihgen Stab Vollgeschmükt mit Trauben und Laub bei sich und der Fichte 15

Schatten; von Dorfe zu Dorf jauchzt es, von Tage zu Tag, Und wie Wagen, bespannt mit freiem Wilde, so ziehn die

Berge voran und so träget und eilet der Pfad.

2

Aber meinest du nun, es haben die Thore vergebens Aufgethan und den Weg freudig die Götter gemacht? 20

Und es schenken umsonst zu des Gastmahls Fülle die Guten Nebst dem Weine noch auch Beeren imd Honig und Obst?

Schenken das purpurne Licht zu Festgesängen und kühl und Ruhig zu tieferem Freundesgespräche die Nacht?

Hält ein Ernsteres dich, so spars dem Winter und willst du 25 Freien, habe Gedult, Freier beglüket der Mai.

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S T U T G A R D

Jezt ist Anderes Noth, jezt komm' und feire des Herbstes Alte Sitte, noch jezt blühet die Edle mit uns.

Eins nur gilt für den Tag, das Vaterland und des Opfers 30 Festlicher Flamme wirft jeder sein Eigenes zu.

Darum kränzt der gemeinsame Gott umsäuselnd das Haar uns, Und den eigenen Sinn schmelzet, wie Perlen, der Wein.

Diß bedeutet der Tisch, der geehrte, wenn, wie die Bienen, Rvmd um den Eichbaum, wir sizen und singen um ihn,

35 Diß der Pokale Klang, und darum zwinget die wilden Seelen der streitenden Männer zusammen der Chor.

3

Aber damit uns nicht, gleich AUzuklugen, entfliehe Diese neigende Zeit, komm' ich entgegen sogleich.

Bis an die Grenze des Lands, wo mir den lieben Geburtsort 40 Und die Insel des Stroms blaues Gewässer umfließt.

Heilig ist mir der Ort, an beiden Ufern, der Fels auch. Der mit Garten und Haus grün aus den Wellen sich hebt.

Dort begegnen wir uns; o gütiges Licht I wo zuerst mich Deiner gefühlteren Stralen mich einer betraf.

•5 Dort begann und beginnt das liebe Leben von neuem; Aber des Vaters Grab seh' ich und weine dir schon?

Wein' und halt' und habe den Freund tmd höre das Wort, das Einst mir in himmüscher Kunst Leiden der Liebe geheilt.

Andres erwachtI ich muß die Landesheroen ihm nennen, 50 Barbarossa 1 dich auch, gütiger Kristoph, und dich,

Konradin 1 wie du fielst, so fallen Starke, der Epheu Grünt am Fels und die Burg dekt das bacchantische Laub,

Doch Vergangenes ist, wie Künftiges heihg den Sängern, Und in Tagen des Herbsts sühnen die Schatten wir uns.

4 55 So der Gewaltgen gedenk und des herzerhebenden Schiksaals,

Thatlos selber, und leicht, aber vom Aether doch auch

87

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E L E G I E N

Angeschauet und fromm, wie die Alten, die göttlicherzognen Freudigen Dichter ziehn freudig das Land wir hinauf.

Groß ist das Werden umher. Dort von den äußersten Bergen Stammen der Jünglinge viel, steigen die Hügel herab. 60

Quellen rauschen von dort und hundert geschäfftige Bäche, Kommen bei Tag und Nacht nieder und bauen das Land.

Aber der Meister pflügt die Mitte des Landes, die Furchen Ziehet der Nekarstrom, ziehet den Seegen herab.

Und es kommen mit ihm Italiens Lüfte, die See schikt 65 Ihre Wolken, sie schikt prächtige Sonnen mit ihm.

Darum wachset uns auch fast über das Haupt die gewaltge Fülle, denn hieher ward, hier in die Ebne das Gut

Reicher den Lieben gebracht, den Landesleuten, doch neidet Keiner an Bergen dort ihnen die Gärten, den Wein 70

Oder das üppige Gras und das Korn und die glühenden Bäume, Die am Wege gereiht über den Wanderern stehn.

5

Aber indeß wir schaun und die mächtige Freude durchwandeln. Fliehet der Weg und der Tag uns, wie den Trunkenen, hin.

Denn mit heiligem Laub umkränzt erhebet die Stadt schon 75 Die gepriesene, dort leuchtend ihr priesterlich Haupt.

Herrhch steht sie und hält den Rebenstab und die Tanne Hoch in die seeligen purpurnen Wolken empor.

Sei uns holdl dem Gast und dem Sohn, o Fürstin der Heimath! Glükhches Stutgard, nimm freundhch den Fremdling mir auf! 80

Immer hast du Gesang mit Flöten und Saiten gebilligt, Wie ich glaub' und des Lieds kindlich Geschwäz und der Mühn

Süße Vergessenheit bei gegenwärtigem Geiste, Drum erfreuest du auch gerne den Sängern das Herz.

Aber ihr, ihr Größeren auch, ihr Frohen, die allzeit 85 Leben und walten, erkannt, oder gewaltiger auch.

Wenn ihr wirket und schafft in heiliger Nacht und allein herrscht Und allmächtig empor ziehet ein ahnendes Volk,

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S T U T G A R D

Bis die Jünglinge sich der Väter droben erinnern, 90 Mündig und hell vor euch steht der besonnene Mensch —

6

Engel des Vaterlands! o ihr, vor denen das Auge, Sei's auch stark und das Knie bricht dem vereinzelten Mann,

Daß er halten sich muß an die Freund' und bitten die Theuern, Daß sie tragen mit ihm all die beglükende Last,

95 Habt, 0 Gütige, Dank für den und alle die Andern, Die mein Leben,mein Gut unter den Sterblichen sind.

Aber die Nacht kommt 1 laß uns eilen, zu feiern das Herbstfest Heut noch! voll ist das Herz, aber das Leben ist kurz.

Und w as uns der himmUscheTag zu sagen geboten, 100 Das zu nennen, mein Schmidt I reichen wir beide nicht aus.

Trefliche bring' ich dir und das Freudenfeuer wird hoch auf Schlagen und heiUger soll sprechen das kühnere Wort.

Siehe I da ist es rein I und des Gottes freimdliche Gaaben Die wir theilen, sie sind zwischen den Liebenden nur.

105 Anderes nicht — o kommt 1 o macht es wahr! denn allein Ja Bin ich und niemand nimmt mir von der Stirne den Traum?

Kommt und reicht, ihr Lieben, die Handl das möge genug seyn, Aber die größere Lust sparen dem Enkel wir auf.

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E L E G I E N

B R O D U N D W E I N

AN H E I N Z E

1

Rings um luhet die Stadt; still wird die erleuchtete Gasse, Und, mit Fakeln geschmükt, rauschen die Wagen hinweg.

Satt gehn heim von Freuden des Tags zu ruhen die Menschen, Und Gewinn und Verlust wäget ein sinniges Haupt

Wohlzufrieden zu Haus; leer steht von Trauben und Blumen, 5 Und von Werken der Hand ruht der geschäfftige Markt.

Aber das Saitenspiel tönt fern aus Gärten; vieleicht, daß Dort ein Liebendes spielt oder ein einsamer Mann

Ferner Freunde gedenkt und der Jugendzeit; und die Brunnen ImmerquiUend und frisch rauschen an duftendem Beet. lo

Still in dämmriger Luft ertönen geläutete Gloken, Und der Stunden gedenk rufet ein Wächter die Zahl.

Jezt auch kommet ein Wehn und regt die Gipfel des Hains auf. Sieh! und das Schattenbild unserer Erde, der Mond

Kommet geheim nun auch; die Schwärmerische, die Nacht kommt, 15 Voll mit Sternen und wohl wenig bekümmert um uns.

Glänzt die Erstaunende dort, die FremdUngin unter den Menschen Über Gebirgeshöhn traurig und prächtig herauf.

2

Wunderbar ist die Gunst der Hocherhabnen und niemand Weiß von wannen und was einem geschiehet von ihr. 20

So bewegt sie die Welt und die hoffende Seele der Menschen, Selbst kein Weiser versteht, was sie bereitet, denn so

Will es der oberste Gott, der sehr dich liebet, und darum Ist noch lieber, wie sie, dir der besonnene Tag.

Aber zuweilen liebt auch klares Auge den Schatten 25 Und versuchet zu Lust, eh' es die Noth ist, den Schlaf,

90

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B R O D U N D W E I N

Oder es bükt auch gem ein treuer Mann in die Nacht hin, Ja, es ziemet sich ihr Kränze zu weihn und Gesang,

Weil den Irrenden sie geheiliget ist und den Todten, 30 Selber aber besteht, ewig, in freiestem Geist.

Aber sie muß uns auch, daß in der zaudernden Weile, Daß im Fiiistem für uns einiges Haltbare sei.

Uns die Vergessenheit vmd das Heiligtnmkene gönnen, Gönnen das strömende Wort, das, wie die Liebenden, sei,

35 Schlummerlos und vollem Pokal und kühneres Leben, Heilig Gedächtniß auch, wachend zu bleiben bei Nacht.

3

Auch verbergen umsonst das Herz im Busen, umsonst nur Halten den Muth noch wir, Meister und Knaben, denn wer

Möcht' es hindern und wer möcht' uns die Freude verbieten? 40 Göttliches Feuer auch treibet, bei Tag imd bei Nacht,

Aufzubrechen. So komml daß wir das Offene schauen, Daß ein Eigenes wir suchen, so weit es auch ist.

Fest bleibt Eins; es sei um Mittag oder es gehe Bis in die Mitternacht, immer bestehet ein Maas,

*s Allen gemein, doch jeglichem auch ist eignes beschieden. Dahin gehet imd kommt jeder, wohin er es kann.

DrumI und spotten des Spotts mag gem firohlokkender Wahnsinn, Wenn er in heiliger Nacht plözlich die Sänger ergreift.

Drum an den Isthmos komm! dorthin, wo das offene Meer rauscht 50 Am Pamaß und der Schnee delphische Felsen umglänzt.

Dort ins Land des Olymps, dort auf die Höhe Cithärons, Unter die Fichten dort, imter die Trauben, von wo

Thebe drunten und Ismenos rauscht im Lande des Kadmos, Dorther kommt imd zurük deutet der kommende Gott.

4

55 Seeliges Griechenland! du Haus der Himmlischen alle. Also ist wahr, was einst wir in der Jugend gehört?

91

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E L E G I E N

Festlicher Saall der Boden ist Meer I und Tische die Berge, Wahrlich zu einzigem Brauche vor Alters gebaut!

Aber die Thronen, wo? die Tempel, und wo die Gefäße, Wo mit Nectar gefüllt, Göttern zu Lust der Gesang? 60

Wo, wo leuchten sie denn, die fernhin treffenden Sprüche? Delphi schlummert und wo tönet das große Geschik?

Wo ist das schnelle? wo brichts, allgegenwärtigen Glüks voll Donnernd aus heiterer Luft über die Augen herein?

Vater Aether! so riefs und flog von Zunge zu Zunge 65 Tausendfach, es ertrug keiner das Leben allein;

Ausgetheilet erfreut solch Gut und getauschet, mit Fremden, Wirds ein Jubel, es wächst schlafend des Wortes Gewalt

Vater! heiter! und hallt, so weit es gehet, das uralt Zeichen, von Eltern geerbt, treffend und schaffend hinab. 70

Denn so kehren die Himmlischen ein, tiefschüttemd gelangt so Aus den Schatten herab unter die Menschen ihr Tag.

5

Unempfunden kommen sie erst, es streben entgegen Ihnen die Kinder, zu hell kommet, zu blendend das Glük,

Und es scheut sie der Mensch, kaum weiß zu sagen ein Halbgott, 75 Wer mit Nahmen sie sind, die mit den Gaaben ihm nahn.

Aber der Muth von ihnen ist groß, es füllen das Herz ihm Ihre Freuden und kaum weiß er zu brauchen das Gut,

Schafft, verschwendet und fast ward ihm Unheiliges heilig. Das er mit seegnender Hand thörig und gütig berührt. 80

Möglichst dulden die Himmlischen diß; dann aber in Wahrheit Kommen sie selbst und gewohnt werden die Menschen des Glüks

Und des Tags und zu schaun die Offenbaren, das Antliz Derer, welche, schon längst Eines imd Alles genannt.

Tief die verschwiegene Brust mit freier Genüge gefüllet, 85 Und zuerst und allein alles Verlangen beglükt;

So ist der Mensch; wenn da ist das Gut, und es sorget mit Gaaben Selber ein Gott für ihn, kennet und sieht er es nicht.

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B R O D U N D W E I N

Tragen muß er,zuvor; nun aber nennt er sein Liebstes, 90 Nun, nun müssen dafür Worte, wie Blumen, entstehn.

6

Und nun denkt er zu ehren in Ernst die seeligen Götter, Wirklich und wahrhaft muß alles verkünden ihr Lob.

Nichts darf schauen das Licht, was nicht den Hohen gefället. Vor den Aether gebührt müßigversuchendes nicht.

95 Drum in der Gegenwart der Himmlischen würdig zu stehen, Richten in herrüchen Ordnungen Völker sich auf

Untereinander und baun die schönen Tempel und Städte Vest und edel, sie gehn über Gestaden empor—

Aber wo sind sie ? wo blühn die Bekannten, die Kronen des Festes ? 100 Thebe welkt und Athen; rauschen die Waffen nicht mehr

In Olympia,nicht die goldnen Wagen des Kampfspiels, Und bekränzen sich denn nimmer die Schiffe Korinths?

Warum schweigen auch sie, die alten heiigen Theater? Warum freuet sich denn nicht der geweihete Tanz?

105 Warum zeichnet, wie sonst, die Stirne des Mannes ein Gott nicht, Drükt den Stempel, wie sonst, nicht dem Getroffenen auf?

Oder er kam auch selbst imd nahm des Menschen Gestalt an Und vollendet' und schloß tröstend das himmlische Fest.

7

Aber Freund! wir kommen zu spät. Zwar leben die Götter, 110 Aber über dem Haupt droben in anderer Welt.

Endlos wirken sie da und scheinens wenig zu achten, Ob wir leben, so sehr schonen die Himmhschen uns.

Denn nicht immer vermag ein schwaches Gefäß sie zu fassen, Nur zu Zeiten erträgt göttliche Fülle der Mensch.

115 Traum von ihnen ist drauf das Leben. Aber das Irrsaal Hilft, wie Schlummer und stark machet die Noth und die Nacht,

Biß daß Helden genug in der ehernen Wiege gewachsen, Herzen an Kraft, wie sonst, ähnlich den Himmlischen sind.

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E L E G I E N

Donnernd kommen sie drauf. Indessen dünket mir öfters Besser zu schlafen, wie so ohne Genossen zu seyn, 120

So zu harren und was zu thun indeß und zu sagen, Weiß ich nicht und wozu Dichter in dürftiger Zeit?

Aber sie sind, sagst du, wie des Weingotts heilige Priester, Welche von Lande zu Land zogen in heiliger Nacht.

8

Nemhch, als vor eiaiger Zeit, uns dünket sie lange, 125 Aufwärts stiegen sie all, welche das Leben beglükt.

Als der Vater gewandt sein Angesicht von den Menschen, Und das Trauern mit Recht über der Erde begann.

Als erschienen zu lezt ein stiller Genius, himmlisch Tröstend, welcher des Tags Ende verkündet' und schwand, 130

Ließ zum Zeichen, daß einst er da gewesen und wieder Käme, der himmlische Chor einige Gaaben zurük.

Derer menschhch, wie sonst, wir uns zu freuen vermöchten. Denn zur Freude, mit Geist, wurde das Größre zu groß

Unter den Menschen und noch, noch fehlen die Starken zu höchsten 135 Freuden, aber es lebt stille noch einiger Dank.

Brod ist der Erde Frucht, doch ists vom Lichte geseegnet, Und vom donnernden Gott kommet die Freude des Weins.

Darum denken wir auch dabei der Himmlischen, die sonst Da gewesen und die kehren in richtiger Zeit, 140

Darum singen sie auch mit Emst die Sänger den Weingott Und nicht eitel erdacht tönet dem Alten das Lob.

9

Jal sie sagen mit Recht, er söhne den Tag mit der Nacht aus. Führe des Himmels Gestirn ewig hinunter, hinauf.

Allzeit froh, wie das Laub der immer grünenden Fichte, 145 Das er liebt, und der Kranz, den er von Epheu gewählt.

Weil er bleibet und selbst die Spur der entflohenen Götter Götterlosen hinab unter das Finstere bringt.

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B R O D U N D W E I N

Was der Alten Gesang von Kindern Gottes geweissagt , 150 Siehe I wir sind es, wir; Frucht von Hesperien ists 1

Wunderbar und genau ists als an Menschen erfüllet, Glaube, wer es geprüftI aber so vieles geschieht.

Keines wirket, denn wir sind herzlos, Schatten, bis unser Vater Aether erkannt jeden und allen gehört.

155 Aber indessen kommt als Fakelschwinger des Höchsten Sohn, der Syrier,unter die Schatten herab.

Seehge Weise sehns; ein Lächeln aus der gefangnen Seele leuchtet, dem Licht thauet ihr Auge noch auf.

Sanfter träumet und schläft in Armen der Erde der Titan, ICO Selbst der neidische, selbst Cerberus trinket tmd schläft.

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E L E G I E N

H E I M K U N F T

AN D I E V E R W A N D T E N

1

Drinn in den Alpen ists noch helle Nacht und die Wolke, Freudiges dichtend, sie dekt drinnen das gähnende Thal.

Dahin, dorthin toset und stürzt die scherzende Bergluft, Schroff durch Tannen herab glänzet und schwindet ein Stral.

Langsam eilt und kämpft das freudigschauernde Chaos, 5 Jung an Gestalt, doch stark, feiert es hebenden Streit

Unter den Felsen, es gährt und wankt in den ewigen Schranken, Denn bacchantischer zieht drinnen der Morgen herauf.

Denn es wächst unendlicher dort das Jahr und die heiigen Stunden, die Tage, sie sind kühner geordnet, gemischt. lo

Dennoch merket die Zeit der Gewittervogel und zwischen Bergen, hoch in der Luft weilt er und rufet den Tag.

Jezt auch wachet und schaut in der Tiefe drinnen das Dörflein Furchtlos, Hohem vertraut, unter den Gipfeln hinauf.

Wachstum ahnend, denn schon, wie BHze, fallen die alten 15 Wasserquellen, der Grund unter den Stürzenden dampft,

Echo tönet umher, und die unermeßhche Werkstatt Reget bei Tag und Nacht, Gaaben versendend, den Arm.

2

Ruhig glänzen indeß die silbernen Höhen darüber, Voll mit Rosen ist schon droben der leuchtende Schnee. 20

Und noch höher hinauf wohnt über dem Lichte der reine Seelige Gott vom Spiel heiliger Stralen erfreut.

Stille wohnt er allein und heU erscheinet sein Anthz, Der ätherische scheint Leben zu geben geneigt,

Freude zu schaffen, mit uns, wie oft, wenn, kundig des Maases, 25 Kundig der Athmenden auch zögernd und schonend der Gott

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H E I M K U N F T

Wohlgediegenes Glük den Städten und Häußern und milde Reegen, zu öffnen das Land, brütende Wolken, und euch,

Trauteste Lüfte dann, euch, sanfte Frühlinge, sendet, 50 Und mit langsamer Hand Traurige wieder erfreut.

Wenn er die Zeiten erneut, der Schöpferische, die stillen Herzen der alternden Menschen erfrischt und ergreifft,

Und hinab in die Tiefe wirkt, und öf&iet und aufhellt, Wie ers liebet, und jezt wieder ein Leben beginnt,

35 Anmuth blühet, wie einst, und gegenwärtiger Geist kömmt. Und ein freudiger Muth wieder die Fittige schwellt.

3

Vieles sprach ich zu ihm, denn, was auch Dichtende sinnen Oder singen, es gilt meistens den Engeln und ihm;

Vieles bat ich, zu lieb dem Vaterlande, damit nicht 40 Ungebeten uns einst plözlich befiele der Geist;

Vieles für euch auch, die im Vaterlande besorgt sind, Denen der heihge Dank lächelnd die Flüchtlinge bringt,

Landesleute 1 für euch, indessen wiegte der See mich. Und der Ruderer saß ruhig und lobte die Fahrt.

45 Weit in des Sees Ebene wars Ein freudiges Wallen Unter den Seegein und jezt blühet und hellet die Stadt

Dort in der Frühe sich auf, wohl her von schattigen Alpen Kommt geleitet und ruht mm in dem Hafen das Schiff.

Warm ist das Ufer hier und freundlich offene Thale, 50 Schön von Pfaden erhellt grünen und schimmern mich an.

Gärten stehen gesellt und die glänzende Knospe beginnt schon. Und des Vogels Gesang ladet den Wanderer ein.

Alles scheinet vertraut, der vorübereilende Gruß auch Scheint von Freunden, es scheint jeghche Miene verwandt.

4

53 Freilich wohl I das Geburtsland ists, der Boden der Heimath, Was du suchest, es ist nahe, begegnet dir schon.

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E L E G I E N

Und umsonst nicht steht, wie ein Sohn, am wellenumrauschten Thor' und siehet und sucht Hebende Nahmen für dich,

Mit Gesang ein wandernder Mann, gliikseehges Lindau! Eine der gastlichen Pforten des Landes ist diß, 60

Reizend hinauszugehn in die vielversprechende Ferne, Dort, wo die Wunder sind, dort, wo das götthcheWild

Hoch in die Ebnen herab der Rhein die verwegene Bahn bricht. Und aus Felsen hervor ziehet das jauchzende Thal,

Dort hinein, durchs helle Gebirg, nach Komo zu wandern, 65 Oder hinab, wie der Tag wandelt, den offenen See;

Aber reizender mir bist du, geweihete PforteI Heimzugehn, wo bekannt blühende Wege mir sind.

Dort zu besuchen das Land und die schönen Thale des Nekars, Und die Wälder, das Grün heiliger Bäume, wo gern 70

Sich die Eiche gesellt mit stillen Birken und Bucheri, Und in Bergen ein Ort freundlich gefangen mich nimmt.

5

Dort empfangen sie mich. O Stimme der Stadt, der Mutter! 0 du triffest, du regst Langegelerntes mir auf 1

Dennoch sind sie es noch 1 noch blühet die Sonn' und die Freud' euch, 75 O ihr Liebsten! und fast heller im Auge, wie sonst.

Ja! das Alte noch ists! Es gedeihet imd reifet, doch keines Was da lebet und liebt, lasset die Treue zurük.

Aber das Beste, der Fund, der unter des heiligen Friedens Bogen lieget, er ist Jungen imd Alten gespart. 80

Thörig red ich. Es ist die Freude. Doch morgen und künftig Wenn wir gehen und schaim draußen das lebende Feld

Unter den Blüthen des Baums,in den Feiertagen des Frühlings Red'und hoff'ich mit euch vieles, ihr LiebenI davon.

Vieles hab' ich gehört vom großen Vater und habe 85 Lange geschwiegen von ihm, welcher die wandernde Zeit

Droben in Höhen erfrischt, und waltet über Gebirgen Der gewähret uns bald himmlische Gaaben und ruft

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H E I M K U N F T

Hellem Gesang und schikt viel gute Geister. 0 säumt nicht, 90 Kommt, Erhaltenden ihr! Engel des Jahres 1 und ihr,

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Engel des Haußes, kommt! in die Adern alle des Lebens, Alle freuend zugleich, theile das Himmlische sich 1

Adle I verjünge I damit nichts Menschlichgutes, damit nicht Eine Stunde des Tags ohne die Frohen und auch

9J Solche Freude, wie jezt, wenn Liebende wieder sich finden, Wie es gehört für sie, schiMich geheihget sei.

Weim wir seegnen das Mahl, wen darf ich nennen und wenn wir Ruhn vom Leben des Tags, saget, wie bring' ich den Dank?

Nenn' ich den Hohen dabei? Unschildiches liebet ein Gott nicht, 100 Ihn zu fassen,ist fast unsere Freude zu klein.

Schweigen müssen wir oft; es fehlen heilige Nahmen, Herzen schlagen und doch bleibet die Rede zurük?

Aber ein Saitenspiel leiht jeder Stimde die Töne, Und erfreuet vieleicht Himmlische, welche sich nahn.

105 Das bereitet und so ist auch beinahe die Sorge Schon befriediget, die unter das Freudige kam.

Sorgen, wie diese, muß, gern oder nicht, in der Seele Tragen ein Sänger und oft, aber die anderen nicht.

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EINZELNE FORMEN

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E I N Z E L N E F O R M E N

D E R A R C H I P E L A G U S

Kehren die Kraniche wieder zu dir, und suchen zu deinen Ufern wieder die Schiffe den Lauf? umathmen erwünschte Lüfte dir die beruhigte Fluth,und sonnet der Delphin, Aus der Tiefe gelokt, am neuen Lichte den Rüken?

5 Blüht lonien? ists die Zeit? denn immer im Frühling, Wenn den Lebenden sich das Herz erneut und die erste Liebe den Menschen erwacht und goldner Zeiten Erinnrung, Komm' ich zu dir und grüß' in deiner Stille dich, Alter!

Immer,Gewaltigerl lebst du noch und ruhest im Schatten 10 Deiner Berge, wie sonst; mit Jünglingsarmen umfängst du

Noch dein liebliches Land, und deiner Töchter, o Vater! Deiner Inseln ist noch, der blühenden, keine verloren. Kreta steht und Salamis grünt, umdämmert von Lorbeern, Rings von Stralen umblüht, erhebt zur Stunde des Aufgangs

15 Delos ihr begeistertes Haupt, und Tenos und Chios Haben der purpurnen Früchte genug, von trunkenen Hügeln Quillt der Cypriertrank, und von Kalauria fallen Silberne Bäche, wie einst, in die alten Wasser des Vaters. Alle leben sie noch, die Heroenmütter, die Inseln,

20 Blühend von Jahr zu Jahr, und wenn zu Zeiten, vom Abgrund Losgelassen, die Flamme der Nacht, das untre Gewitter, Eine der holden ergriff, und die Sterbende dir in den Schoos sank, Göttlicher! du,du dauertest aus, denn über den dunkeln Tiefen ist manches schon dir auf und untergegangen.

25 Auch die HimmUschen, sie, die Kräfte der Höhe, die stillen, Die den heiteren Tag und süßen Schlummer und Ahnung Fernher bringen über das Haupt der fühlenden Menschen

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E I N Z E L N E F O R M E N

Aus der Fülle der Macht, auch sie, die alten Gespielen, Wohnen, wie einst, mit dir, und oft am dämmernden Abend, Wenn von Asiens Bergen herein das heilige Mondlicht 30 Kömmt und die Sterne sich in deiner Wooge begegnen. Leuchtest du von himmlischem Glanz, und so, wie sie wandeln, Wechseln die Wasser dir, es tönt die Weise der Brüder Droben, ihr Nachtgesang, im liebenden Busen dir wieder. Wenn die allverklärende dann, die Sonne des Tages, 35 Sie, des Orients Kind, die Wunderthätige, da ist, Dann die Lebenden all' im goldenen Traume beginnen. Den die Dichtende stets des Morgens ihnen bereitet. Dir, dem trauernden Gott, dir sendet sie froheren Zauber, Und ihr eigen freundliches Licht ist selber so schön nicht +0 Denn das Liebeszeichen, der Kranz, den immer, wie vormals, Deiner gedenk, doch sie um die graue Loke dir windet. Und umfängt der Aether dich nicht, und kehren die Wolken, Deine Boten, von ihm mit dem Göttergeschenke, dem Strale Aus der Höhe dir nicht? dann sendest du über das Land sie, 45 Daß am heißen Gestad die gewittertrunkenen Wälder Rauschen und woogen mit dir, daß bald, dem wandernden Sohn gleich. Wenn der Vater ihn ruft, mit den tausend Bächen Mäander Seinen Irren enteilt imd aus der Ebne Kayster Dir entgegenfrohlokt, und der Erstgeborne, der Alte, 50 Der zu lange sich barg, dein majestätischer Nil izt Hochherschreitend aus fernem Gebirg, wie im Klange der Waffen, Siegreich kömmt, und die offenen Arme der sehnende reichet.

Dennoch einsam dünkest du dir; in schweigender Nacht hört Deine Weheklage der Fels, und öfters entflieht dir 55 Zürnend von Sterblichen weg die geflügelte Wooge zum Himmel. Denn es leben mit dir die edlen Lieblinge nimmer. Die dich geehrt, die einst mit den schönen Tempeln und Städten Deine Gestade bekränzt,und immer suchen und missen, Iimner bedürfen ja, wie Heroen den Kranz, die geweihten 60 Elemente zum Ruhme das Herz der fühlenden Menschen.

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D E R A R C H I P E L A G U S

Sage, WO ist Athen? ist über den Urnen der Meister Deine Stadt, die geliebteste dir, an den heiligen Ufern, Trauernder Gott I dir ganz in Asche zusammengesunken,

65 Oder ist noch ein Zeichen von ihr, daß etwa der Schiffer, Wenn er vorüberkommt, sie nenn' und ihrer gedenke? Stiegen dort die Säulen empor und leuchteten dort nicht Sonst vom Dache der Burg herab die Göttergestalten? Rauschte dort die Stimme des Volks, die stürmischbewegte,

70 Aus der Agora nicht her, und eilten aus freudigen Pforten Dort die Gassen dir nicht zu geseegnetem Hafen herunter? Siehe I da löste sein Schiff der femhinsinnende Kaufmann, Froh, denn es wehet' auch ihm die beflügelnde Luft und die Götter Liebten so, wie den Dichter, auch ihn, dieweil er die guten

75 Gaaben der Erd' ausglich und Fernes Nahem vereinte. Fern nach Cypros ziehet er hin und ferne nach Tyros, Strebt nach Kolchis hinauf und hinab zum alten Aegyptos, Daß er Purpur und Wein und Kom und Vließe gewinne Für die eigene Stadt, und öfters über des kühnen

80 Herkules Säulen hinaus, zu neuen seeligen Inseln Tragen die Hoffhungen ihn und des Schiffes Flügel, indessen Anders bewegt, am Gestade der Stadt ein einsamer Jüngling Weilt und die Wooge belauscht, und Großes ahndet der Ernste, Wenn er zu Füßen so des erderschütternden Meisters

85 Lauschet luid sizt, und nicht umsonst erzog ihn der Meergott.

Denn des Genius Feind, der vielgebietende Perse, Jahrlang zählt' er sie schon, der Waffen Menge, der Knechte, Spottend des griechischen Lands und seiner wenigen Inseln, Und sie deuchten dem Herrscher ein Spiel, vmd noch, wie ein Traum, war

90 Ihm das innige Volk, vom Göttergeiste gerüstet. Leicht aus spricht er das Wort und schnell, wie der flammende Bergquell, Wenn er furchtbar umher vom gährenden Aetna gegossen, Städte begräbt in der purpurnen Fluth und blühende Gärten, Bis der brennende Strom im heiligen Meere sich kühlet.

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E I N Z E L N E F O R M E N

So mit dem Könige nun, versengend, städteverwüstend, 95 Stürzt von Ekbatana daher sein prächtig Getümmel; Wehl und Athene, die herrüche, fällt; wohl schauen vmd ringen Vom Gebirg, wo das Wild ihr Geschrei hört, fliehende Greise Nach den Wohnungen dort zurük und den rauchenden Tempeln; Aber es wekt der Söhne Gebet die heihge Asche loo Nim nicht mehr, im Thal ist der Tod, und die Wolke des Brandes Schwindet am Himmel deihin, vmd weiter im Lande zu emdten, Zieht, vom Frevel erhizt, mit der Beute der Perse vorüber.

Aber an Salamis Ufern, o Tag an Salamis Ufern! Harrend des Endes stehn die Athenerinnen, die Jungfraun, 105 Stehn die Mütter, wiegend im Arm das gerettete Söhnlein, Aber den Horchenden schallt von Tiefen die Stimme des Meergotts Heilweissagend herauf, es schauen die Götter des Himmels Wägend und richtend herab, denn dort an den bebenden Ufern Wankt seit Tagesbeginn, wie langsamwandelnd Gewitter, iio Dort auf schäumenden Wassern die Schlacht, und es glühet der Mittag, Unbemerket im Zorn, schon über dem Haupte den Kämpfern. Aber die Männer des Volks, die Heroenenkel, sie walten Helleren Auges jezt, die GötterüebUnge denken Des beschiedenen Glüks, es zähmen die Kinder Athenes ii5 Ihren Genius, ihn, den todverachtenden, jezt nicht. Denn wie aus rauchendem Blut das Wild der Wüste noch einmal Sich zulezt verwandelt erhebt, der edleren Kraft gleich. Und den Jäger erschrökt; kehrt jezt im Glänze der Waffen, Bei der Herrscher Gebot, furchtbargesammelt den Wilden, 120

Mitten im Untergang die ermattete Seele noch einmal. Und entbrandter beginnts; wie Paare ringender Männer Fassen die Schiffe sich an, in die Wooge taumelt das Steuer, Unter den Streitern bricht der Boden, und Schiffer und Schiff sinkt.

Aber in schwindelnden Traum vom Liede des Tages gesungen, 125 Rollt der König den Bhk; irrlächelnd über den Ausgang

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D E R A R C H I P E L A G U S

Droht er, und fleht, und frohlokt, und sendet, wie Blize, die Boten. Doch er sendet umsonst, es kehret keiner ihm wieder. Blutige Boten, Erschlagne des Heers,und berstende Schiffe,

130 Wirft die Rächerin ihm zahllos, die donnernde Wooge, Vor den Thron, wo er sizt am bebenden Ufer, der Arme, Schauend die Flucht, und fort in die fliehende Menge gerissen, Eilt er, ihn treibt der Gott, es treibt sein irrend Geschwader Über die Fluthen der Gott, der spottend sein eitel Geschmeid ihm

135 Endlich zerschlug und den Schwachen erreicht' in der drohenden Rüstung.

Aber liebend zurük zum einsamharrenden Strome Kommt der Athener Volk und von den Bergen der Heimath Woogen, freudig gemischt, die glänzenden Schaaren heninter Ins verlassene Thal, achI gleich der gealterten Mutter,

140 Wenn nach Jahren das Kind, das verlorengeachtete, wieder Lebend ihr an die Brüste kehrt, ein erwachsener Jüngling, Aber im Gram ist ihr die Seele gewelkt und die Freude Kommt der hoffnungsmüden zu spät und mühsam vernimmt sie. Was der hebende Sohn in seinem Danke geredet;

145 So erscheint den Kommenden dort der Boden der Heimath. Denn es fragen umsonst nach ihren Hainen die Frommen, Und die Sieger empfängt die freundliche Pforte nicht wieder, Wie den Wanderer sonst sie empfieng, wenn er froh von den Inseln Wiederkehrt' und die seelige Burg der Mutter Athene

150 Über sehnendem Haupt ihm fernherglänzend heraufgieng. Aber wohl sind ihnen bekannt die verödeten Gassen Und die trauernden Gärten umher und auf der Agora, Wo des Portikus Säulen gestürzt und die göttlichen Bilder Liegen, da reicht in der Seele bewegt, und der Treue sich freuend,

155 Jezt das liebende Volk zum Bunde die Hände sich wieder. Bald auch suchet tmd sieht den Ort des eigenen Haußes Unter dem Schutt der Mann; ihm weint am Halse, der trauten Schlummerstäte gedenk, sein Weib, es fragen die Kindlein Nach dem Tische, wo sonst in lieblicher Reihe sie saßen,

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E I N Z E L N E F O R M E N

Von den Vätern gesehn, den lächelnden Göttern des Haußes. 16C> Aber Gezelte bauet das Volk, es schließen die alten Nachbarn wieder sich an,und nach des Herzens Gewohnheit Ordnen die luftigen Wohnungen sich umher an den Hügeln. So indessen wohnen sie nun, wie die Freien, die Alten, Die, der Stärke gewiß und dem kommenden Tage vertrauend, 165. Wandernden Vögeln gleich, mit Gesänge von Berge zu Berg' einst Zogen, die Fürsten des Forsts und des weitumirrenden Stromes. Doch umfängt noch, wie sonst, die Muttererde, die treue. Wieder ihr edel Volk, und unter heiligem Himmel Ruhen sie sanft, wenn milde, wie sonst, die Lüfte der Jugend 170 Um die Schlafenden wehn, und aus Platanen IHssus Ihnen herüberrauscht, und neue Tage verkündend, Lokend zu neuen Thaten, bei Nacht die Wooge des Meergotts Fernher tönt imd fröhüche Träume den Lieblingen sendet. Schon auch sprossen imd blühn die Blumen mäüg, die goldnen, 175« Auf zertretenem Feld, von frommen Händen gewartet. Grünet der Ölbaum auf, und auf Kolonos Gefilden Nähren friedlich, wie sonst, die Athenischen Rosse sich wieder.

Aber der Muttererd' und dem Gott der Wooge zu Ehren Blühet die Stadt izt auf, ein herrlich Gebild, dem Gestirn gleich 180 Sichergegründet, des Genius Werk, denn Fesseln der Liebe Schafft er gerne sich so, so hält in großen Gestalten, Die er selbst sich erbaut, der immerrege sich bleibend. Sieh I und dem Schaffenden dienet der Wald, ihm reicht mit den andern Bergen nahe zur Hand der Pentele Marmor und Erze, 185 Aber lebend, wie er, und froh und herrlich entquillt es Seinen Händen,und leicht, wie der Sonne, gedeiht das Geschäfft ihm. Brunnen steigen empor und über die Hügel in reinen Bahnen gelenkt, ereilt der QueU das glänzende Beken; Und umher an ihnen erglänzt, gleich festhchen Helden 19(I Am gemeinsamen Kelch, die Reihe der Wohnungen, hoch ragt Der PrytEinen Gemach, es stehn Gymnasien offen.

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Göttertempel entstehn, ein heiligkühner Gedanke Steigt, Unsterblichen nah, das Olympion auf in den Aether

19S Aus dem seeligen Hain; noch manche der himmlischen Hallen! Mutter Athene, dir auch, dir wuchs dein herrlicher Hügel Stolzer aus der Trauer empor und blühte noch lange, Gott der Woogen und dir, und deine Lieblinge sangen Frohversammelt noch oft am Vorgebirge den Dank dir.

200 0 die Kinder des Glüks, die frommen I wandeln sie fern nun Bei den Vätern daheim, und der Schiksaalstage vergessen, Drüben am Lethestrom, und bringt kein Sehnen sie wieder? Sieht mein Auge sie nie? ach I findet über den tausend Pfaden der grünenden Erd',ihr göttergleichen Gestalten!

20ä Euch das Suchende nie, und vernahm ich darum die Sprache, Darum die Sage von euch, daß immertrauernd die Seele Vor der Zeit mir hinab zu euern Schatten entfliehe? Aber näher zu euch, wo eure Haine noch wachsen. Wo sein einsames Haupt in Wolken der heihge Berg hüllt,

210 Zum Parnasses vwll ich, imd wenn im Dunkel der Eiche Schimmernd, mir Irrenden dort Kastalias Quelle begegnet. Will ich, mit Thränen gemischt, aus blüthenumdufteter Schaale Dort, auf keimendes Grün, das Wasser gießen, damit doch, 0 ihr Schlafenden aUl ein Todtenopfer euch werde.

215 Dort im schweigenden Thal, an Tempes hangenden Felsen, Will ich wohnen mit euch, dort oft, ihr herrlichen Nahmen 1 Her euch rufen bei Nacht, und wenn ihr zürnend erscheinet, Weil der Pflug die Gräber entweiht, mit der Stimme des Herzens Will ich,mit frommem Gesang euch sühnen, heilige Schatten!

220 Bis zu leben mit euch, sich ganz die Seele gewöhnet. Fragen wird der Geweihtere dann euch manches, ihr Todten! Euch, ihr Lebenden auch,ihr hohen Kräfte des Himmels, Wenn ihr über dem Schutt mit euren Jahren vorbeigeht, Ihr in der sicheren Bahn I denn oft ergreiffet das Irrsaal

225 Unter den Sternen mir, wie schaurige Lüfte, den Busen,

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E I N Z E L N E F O R M E N

Daß ich spähe nach Rath, und lang schon reden sie nimmer Trost den Bedürftigen zu, die prophetischen Haine Dodonas, Stumm ist der delphische Gott, und einsam liegen imd öde Längst die Pfade, wo einst, von Hoffnungen leise geleitet. Fragend der Mann zur Stadt des redüchen Sehers heraufstieg. 230 Aber droben das Licht, es spricht noch heute zu Menschen, Schöner Deutungen voll und des großen Donnerers Stimme Ruft es: denket ihr mein? und die trauernde Wooge des Meergotts HaUt es wieder: gedenkt ihr nimmer meiner, wie vormals ? Denn es ruhn die Himmlischen gern am fühlenden Herzen; ' 235 Immer, wie sonst, geleiten sie noch, die begeisternden Kräfte, Gerne den strebenden Mann und über Bergen der Heimath Ruht und waltet und lebt allgegenwärtig der Aether, Daß ein liebendes Volk in des Vaters Armen gesammelt, MenschHch freudig, wie sonst, und Ein Geist allen gemein sei. 240 Aber weh! es wandelt in Nacht, es wohnt, wie im Orkus, Ohne Göttliches unser Geschlecht. Ans eigene Treiben Sind sie geschmiedet 8Jlein,und sich in der tosenden Werkstatt Höret jegUcher nur imd viel arbeiten die Wilden Mit gewaltigem Arm, rastlos, doch immer und immer 245 Unfruchtbar, wie die Furien, bleibt die Mühe der Armen. Bis, erwacht vom ängstigen Traum, die Seele den Menschen Aufgeht, jugendlich froh,und der Liebe seegnender Othem Wieder, wie vormals oft, bei Hellas blühenden Kindern, Wehet in neuer Zeit und über freierer Stirne 25» Uns der Geist der Natur, der fernherwandelnde, wieder Stilleweilend der Gott in goldnen Wolken erscheinet. Ach! tmd säumest du noch? und jene,die göttüchgebornen, Wohnen immer, o Tag! noch als in Tiefen der Erde Einsam unten,indeß ein immerlebender Frühling 255 Unbesungen über dem Haupt den Schlafenden dämmert? Aber länger nicht mehr! schon hör' ich ferne des Festtags Chorgesang auf grünem Gebirg' und das Echo der Haine, Wo der Jünglinge Brust sich hebt, wo die Seele des Volks sich

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D E R A R C H I P E L A G U S

260 Stillvereint im freieren Lied, zur Ehre des Gottes, Dem die Höhe gebührt, doch auch die Thale sind heilig; Denn, wo fröhhch der Strom in wachsender Jugend hinauseilt. Unter Blumen des Lands, und wo auf sonnigen Ebnen Edles Korn und der Obstwald reift, da kränzen am Feste

265 Gerne die Frommen sich auch, und auf dem Hügel der Stadt glänzt, Menschlicher Wohnung gleich, die himmhsche Halle der Freude. Denn voU göttlichen Sinns ist alles Leben geworden. Und vollendend, wie sonst, erscheinst du wieder den Kindern Überall, o Natur! und, wie vom Quellengebirg,rinnt

270 Seegen von da und dort in die keimende Seele dem Volke. Dann, dann, o ihr Freuden Athens I ihr Thaten in Spartal Kösthche Frühlingszeit im Griechenlande I wenn unser Herbst kömmt, wenn ihr gereift, ihr Geister alle der Vorwelt I Wiederkehret und siehe 1 des Jahrs Vollendung ist nahe l

275 Dann erhalte das Fest auch euch, vergangene Tage 1 Hin nach Hellas schaue das Volk, und weinend und dankend Sänftige sich in Erinnerungen der stolze Triumphtag!

Aber blühet indeß, bis imsre Früchte beginn^en, Blüht, ihr Gärten loniens! nur, und die an Athens Schutt

280 Grünen, ihr Holden! verbergt dem schauenden Tage die Trauer! Kränzt mit ewigem Laub, ihr Lorbeerwälder! die Hügel Eurer Todten umher, bei Marathon dort, wo die Knaben Siegend starben, ach 1 dort auf Chäroneas Gefilden, Wo mit den Waffen ins Blut die lezten Athener enteilten,

285 Fliehend vor dem Tage der Schmach, dort, dort von den Bergen Klagt ins Schlachtthal täglich herab, dort singet von Oetas Gipfeln das Schiksaalslied,ihr wandelnden Wasser, herunter 1 Aber du, unsterbhch, wenn auch der Griechengesang schon Dich nicht feiert, wie sonst, aus deinen Woogen, o Meer go tt!

290 Töne mir in die Seele noch oft, daß über den Wassern Furchtlosrege der Geist, dem Schwimmer gleich, in der Starken Frischem Glüke sich üb', und die Göttersprache, das Wechseln

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E I N Z E L N E F O R M E N

Und das Werden versteh', und wenn die reißende Zeit mir Zu gewaltig das Haupt ergreifft und die Noth und das Irrsaal Unter Sterblichen mir mein sterblich Leben erschüttert, 295 Laß der Stille mich dann in deiner Tiefe gedenken.

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E I N Z E L N E F O R M E N

D I E E N T S C H L A F E N E N

Einen vergänglichen Tag lebt' ich und wuchs mit den Meinen, Eins um's andere schon schläft mir und fliehet dahin.

Doch ihr Schlafenden wacht am Herzen mir, in verwandter Seele ruhet von euch mir das entfliehende Bild.

Und lebendiger lebt ihr dort, wo des göttlichen Geistes Freude die Alternden all, alle die Todten verjüngt.

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E I N Z E L N E F O R M E N

AN L A N D A U E R

Sei froh! Du hast das gute Loos erkoren, Denn tief und treu ward eine Seele dir; Der Freunde Freund zu seyn,bist du geboren, Diß zeugen dir am Feste wir.

Und seelig, wer im eignen Hauße Frieden, 5 Wie du, und Lieb' und Fülle sieht und Ruh; Manch Leben ist, wie Licht und Nacht, verschieden, In goldner Mitte wohnest du.

Dir glänzt die Sonn' in wohlgebauter Halle, Am Berge reift die Sonne dir den Wein, lo Und immer glüklich führt die Güter alle Der kluge Gott dir aus und ein.

Und Kind gedeiht, und Mutter um den Gatten, Und wie den Wald die goldne Wolke krönt. So seid auch ihr um ihn, geliebte Schatten! 15 Ihr Seeligen, an ihn gewöhnt!

0 seid mit ihm! denn Wölk' und Winde ziehen Unruhig öfters über Land und Haus, Doch ruht das Herz bei allen Lebensmühen Im heil'gen Angedenken aus. 20

Und sieh! aus Freude sagen wir von Sorgen; Wie dunkler Wein, erfreut auch ernster Sang; Das Fest verhallt, und jedes gehet morgen Auf schmaler Erde seinen Gang. .

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E I N Z E L N E F O R M E N

L E B E N S A L T E R

Ihr Städte des Euphrats 1 Ihr Gassen von Palmyra 1 Ihr Säulen Wälder in der Eb'ne der Wüste, Was seid ihr?

s Euch hat die Kronen, Dieweil ihr über die Gränze Der Othmenden seid gegangen, Von HimmUschen der Rauchdampf und Hinweg das Feuer genommen;

10 Jezt aber siz' ich unter Wolken (deren Ein jedes eine Ruh' hat eigen) unter Wohleingerichteten Eichen, auf Der Heide des Rehs,und fremd Erscheinen und gestorben mir

15 Der Seeligen Geister.

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E I N Z E L N E F O R M E N

D E R W I N K E L VON H A H R D T

Hinunter sinket der Wald, Und Knospen ähnlich, hängen Einwärts die Blätter, denen Blüht unten auf ein Grund, Nicht gar unmündig. Da nemlich ist Ulrich Gegangen; oft sinnt, über den Fußtritt, Ein groß Schiksaal Bereit, Ein übrigem Orte.

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E I N Z E L N E F O R M E N

H Ä L F T E D E S L E B E N S

Mit gelben Birnen hänget Und voll mit wilden Rosen Das Land in den See, Ihr holden Schwäne,

5 Und trunken von Küssen Tunkt ihr das Haupt Ins heilignüchterne Wasser.

Weh mir, wo nehm' ich, wenn Es Winter ist, die Blumen, und wo

10 Den Sonnenschein, Und Schatten der Erde? Die Mauern stehn Sprachlos und kalt, im Winde Klirren die Fahnen.

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E I N Z E L N E F O R M E N

W I E W E N N AM F E I E R T A G E . . .

Wie wenn am Feiertage, das Feld zu sehn Ein Landmann geht, des Morgens, wenn Aus heißer Nacht die kühlenden Bhze fielen Die ganze Zeit und fern noch tönet der Donner, In sein Gestade wieder tritt der Strom, 5 Und frisch der Boden grünt Und von des Himmels erfreuendem Reegen Der Weinstok trauft und glänzend In stiller Sonne stehn die Bäume des Haines:

So stehn sie unter günstiger Witterung lo Sie die kein Meister allein, die wunderbar Allgegenwärtig erzieht in leichtem Umfangen Die mächtige,die göttlichschöne Natur. Drum wenn zu schlafen sie scheint zu Zeiten des Jahrs Am Himmel oder unter den Pflanzen oder den Völkern 15 So trauert der Dichter Angesicht auch, Sie scheinen allein zu seyn, doch ahnen sie immer. Denn ahnend ruhet sie selbst auch.

Jezt aber tagts! Ich harrt und sah es kommen, Und was ich sah, das Heilige sei mein Wort. 20

Denn sie, sie selbst, die älter denn die Zeiten Und über die Götter des Abends und Orients ist, Die Natur ist jezt mit Waffenklang erwacht. Und hoch vom Aether bis zum Abgrund nieder Nach vestem Geseze, wie einst, aus heiligem Chaos gezeugt, 25 Fühlt neu die Begeisterung sich, Die Allerschaffende wieder.

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W I E W E N N A M F E I E R T A G E . . .

Und wie im Aug' ein Feuer dem Manne glänzt, Wenn hohes er entwarf; so ist

30 Von neuem an den Zeichen, den Thaten der Weh jezt Ein Feuer angezündet in Seelen der Dichter. Und was zuvor geschah,doch kaum gefühlt, Ist offenbar erst jezt. Und die uns lächelnd den Aker gebauet,

35 In Knechtsgestalt, sie sind erkannt. Die Allebendigen, die Kräfte der Götter.

Erfragst du sie? im Liede wehet ihr Geist Wenn es der Sonne des Tags und warmer Erd Entwächst, und Wettern, die in der Luft, und andern

•0 Die vorbereiteter in Tiefen der Zeit, Und deutungsvoller, und vernehmlicher uns Hinwandeln zwischen Himmel und Erd und unter den Völkern. Des gemeinsamen Geistes Gedanken sind. Still endend in der Seele des Dichters,

45 Daß schnellbetroffen sie, Unendhchem Bekannt seit langer Zeit, von Erinnerung Erbebt, und ihr, von heiigem Stral entzündet, Die Frucht in Liebe geboren, der Götter und Menschen Werk Der Gesang, damit er beiden zeuge, glükt.

50 So fiel, wie Dichter sagen, da sie sichtbar Den Gott zu sehen begehrte, sein Bliz auf Semeies Haus Und die göttüchgetroffne gebahr. Die Frucht des Gewitters, den heiligen Bacchus.

Und daher trinken himmhsches Feuer jezt 55 Die Erdensöhne ohne Gefahr.

Doch uns gebührt es, unter Gottes Gewittern, Ihr Dichter! mit entblößtem Haupte zu stehen Des Vaters Stral, ihn selbst, mit eigner Hand

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E I N Z E L N E F O R M E N

Zu fassen und dem Volt ins Lied Gehüllt die himmlische Gaabe zu reichen. 60 Denn sind nur reinen Herzens, Wie Kinder, wir, sind schuldlos unsere Hände,

Des Vaters Stral, der reine versengt es nicht Und tieferschüttert, die Leiden des Stärkeren Mitleidend, bleibt in den hochherstürzenden Stürmen 65 Des Gottes, wenn er nahet, das Herz doch fest. Doch weh mir I wenn von

Weh mirl

Und sag ich gleich.

Ich sei genaht, die Himmlischen zu schauen, 70 Sie selbst, sie werfen mich tief unter die Lebenden Den falschen Priester, ins Dunkel, daß ich Das warnende Lied den Gelehrigen singe. Dort

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DIE VATERLÄNDISCHEN GESÄNGE

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D I E V A T E R L Ä N D I S C H E N G E S Ä N G E

D E R M U T T E R E R D E

G E S A N G D E R B R Ü D E R

O T T M A R HOM T E L L O

O T T M A R

Statt offner Gemeine sing' ich Gesang. So spielt von erfreulichen Händen Wie zum Versuche berühret, eine Saite Von Anfang. Aber freudig ernster neigt

5 Bald über die Harfe Der Meister das Haupt und die Töne Bereiten sich ihm, und werden geflügelt So viele sie sind und zusammen tönt es unter dem Schlage Des Wekenden und voll, wie aus Meeren schwingt

10 Unendlich sich in die Lüfte die Wolke des Wohllauts.

Doch wird ein anderes noch Wie der Harfe Klang Der Gesang seyn Der Chor des Volks.

15 Denn wenn er schon der Zeichen genug Und Finthen in seiner Macht und Wetterflammen Wie Gedanken hat der heilige Vater,

unaussprechlich war er wohl Und nirgend fand er wahr sich unter den Lebenden wieder

20 Wenn zum Gesänge nicht hätt ein Herz die Gemeinde.

Noch aber

Doch wie der Fels erst ward.

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D I E V A T E R L Ä N D I S C H E N G E S Ä N G E

Und geschmiedet wurden in schattiger Werkstatt, die ehernen Vesten der Erde, 25

Noch ehe Bäche rauschten von den Bergen Und Hain'und Städte blüheten an den Strömen, So hat er donnernd schon Geschaffen ein reines Gesez,

Und reine Laute gegründet. so

H O M

Indessen schon', o Mächtiger deß Der einsam singt, und gieb uns Lieder genug. Bis ausgesprochen ist, wie wir Es meinen unserer Seele Geheinmiß. Denn öfters hört'ich 35 Des alten Priesters Gesänge

und so Zu danken bereite die Seele mir auch.

Doch wandeln im Waffensaale 40 Mit gebundener Hand in müßigen Zeiten Die Männer und schauen die Rüstungen an. Voll Ernstes stehen sie und einer erzählt. Wie die Väter sonst den Bogen gespannet Femhin des Zieles gewiß, 45 Und alle glauben es ihm Doch keiner darf es versuchen Wie ein Gott sinken die Arme Der Menschen, Auch ziemt ein Feiergewand an jedem Tage sich nicht. 50

Die Tempelsäulen stehn Verlassen in Tagen der Noth,

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D E R M U T T E R E R D E

Wohl tönet des Nordsturms Echo tief in den Hallen,

55 Und der Reegen machet sie rein, Und Moos wächst und es kehren die Schwalben, In Tagen des Frühlings, nahmlos aber ist In ihnen der Gott, und die Schaale des Danks Und Opfergefäß und alle Heiligtümer

60 Begraben dem Feind in verschwiegener Erde.

T E L L O

Wer will auch danken, eh' er empfängt, Und Antwort geben, eh' er gehört hat? Ni indeß ein Höherer spricht. Zu fallen in die tönende Rede.

65 Viel hat er zu sagen und anders Recht, Und Einer ist, der endet in Stunden nicht. Und die Zeiten des Schaffenden sind, Wie Gebirg, Das hochaufwoogend von Meer zu Meer

70 Hinziehet über die Erde,

Es sagen der Wanderer viele davon. Und das Wild irrt in den Klüften, Und die Horde schweifet über die Höhen, In heihgem Schatten aber,

75 Am grünen Abhang wohnet Der Hirt und schauet die Gipfel. So

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D I E V A T E R L Ä N D I S C H E N G E S Ä N G E

AM Q U E L L D E R D O N A U

Denn, wie wenn hoch von der herrlichgestimmten, der Orgel 25 Im heiligen Saal, Reinquillend aus den unerschöpflichen Röhren, Das Vorspiel, wekend, des Morgens beginnt Und weitumher, von HeJle zu Halle, Der erfrischende nun, der melodische Strom riant, 3» Bis in den kalten Schatten das Haus Von Begeisterungen erfüllt. Nun aber erwacht ist, nun, aufsteigend ihr, Der Sonne des Fests, antwortet Der Chor der Gemeinde; so kam 35 Das Wort aus Osten zu uns. Und an Parnassos Felsen und am Kithäron hör' ich 0 Asia, das Echo von dir und es bricht sich Am Kapitol und jählings herab von den Alpen

Kommt eine FremdUngin sie 40 Zu uns, die Erwekerin, Die menschenbildende Stimme.

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A M Q U E L L D E R D O N A U

Da faßt' ein Staunen die Seele Der Getroffenen all und Nacht

45 War über den Augen der Besten. Denn vieles vermag Und die Fluth und den Fels und Feuers gewalt auch Bezwinget mit Kunst der Mensch Und achtet, der Hochgesinnte, das Schwerdt

50 Nicht, aber es steht Vor Göttüchem der Starke niedergeschlagen,

Und gleichet dem Wild fast; das, Von süßer Jugend getrieben, Schweift rastlos über die Berg'

55 Und fühlet die eigene Kraft In der Mittagshizze. Wenn aber Herabgeführt,in spielenden Lüften, Das heilige Licht, und mit dem kühleren Stral Der freudige Geist kommt zu

60 Der seeligen Erde, dann erliegt es, ungewohnt Des Schönsten und schlummert wachenden Schlaf, Noch ehe Gestirn naht. So auch wir. Denn manchen erlosch Das Augenlicht schon vor den göttlichgesendeten Gaben,

Den freundlichen, die aus lonien uns, 65 Auch aus Arabia kamen, und froh ward

Der theuern Lehr' und auch der holden Gesänge Die Seele jener Entschlafenen nie. Doch einige wachten. Und sie wandelten oft Zufrieden unter euch, ihr Bürger schöner Städte,

70 Beim Kampfspiel, wo sonst unsichtbar der Heros Geheim bei Dichtern saß,die Ringer schaut und lächelnd Pries, der gepriesene, die müßigernsten Kinder. Ein unaufhörlich Lieben wars und ists. Und wohlgeschieden, aber darum denken

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D I E V A T E R L Ä N D I S C H E N G E S Ä N G E

Wir aneinander doch, ihr Fröhlichen am Isthmos, 75 Und am. Cephyß und Eim Taygetos, Auch eurer denken wir, ihr Thale des Kaukasos, So ah ihr seid, ihr Paradiese dort Und deiner Patriarchen und deiner Propheten,

O Asia,deiner Starken, o Mutter! 80 Die furchtlos vor den Zeichen der Welt, Und den Himmel auf Schultern und alles Schiksaal, Taglang auf Bergen gewurzelt, Zuerst es verstanden. Allein zu reden 85 Zu Gott. Die ruhn nun. Aber wenn ihr Und diß ist zu sagen, Ihr Alten all, nicht sagtet, woher? Wir nennen dich, heiliggenöthiget, nennen, Natur! dich wir, und neu, wie dem Bad entsteigt 90 Dir alles Götthchgeborne.

Xwax gehn wir fast, wie die Waisen; Wohl ists, wie sonst, nur jene Pflege nicht wieder; Doch Jünglinge, der Kindheit gedenk. Im Hauße sind auch diese nicht fremde. 95 Sie leben dreifach, eben wie auch Die ersten Söhne des Himmels. Und nicht umsonst ward uns In die Seele die Treue gegeben. Nicht uns, auch Eures bewahrt sie, loo Und bei den Heihgtümern, den Waffen des Worts Die scheidend ihr den Ungeschikteren uns Ihr Schiksaalssöhne, zurükgelassen

Ihr guten Geister, da seid ihr auch. Oftmals, wenn einen dann die heiüge Wölk umschwebt, i05

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A M Q U E L L D E R D O N A U

Da Staunen wir und vdssens nicht zu deuten. Ihr aber würzt mit Nectar uns den Othem Und dann frohloken wir oft oder es befällt uns Ein Sinnen, wenn ihr aber einen zu sehr liebt

110 Er ruht nicht, bis er euer einer geworden. Darum,ihr Gütigen! umgebet mich leicht, Damit ich bleiben möge, denn noch ist manches zu singen, Jezt aber endiget, seeligweiaend. Wie eine Sage der Liebe,

115 Mir der Gesang, und so auch ist er Mir, mit Erröthen, Erblassen, Von Ajifang her gegangen. Doch Alles geht so.

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D I E V A T E R L Ä N D I S C H E N G E S Ä N G E

V E R S Ö H N E N D E R D E R D U N I M M E R G E G L A U B T . . .

Erste Fassung

Versöhnender der du nimmergeglaubt Nun da bist, Freundesgestalt mir Annimmst Unsterblicher, aber wohl Erkenn ich das Hohe Das mir die Knie beugt, 5 Und fast wie ein Blinder muß ich Dich, himmlischer fragen wozu du mir, Woher du seiest, seeliger Friede! Diß eine weiß ich, sterbliches bist du nichts. Denn manches mag ein Weiser oder lo Der treuanblikenden Freunde einer erhellen, wenn aber Ein Gott erscheint, auf Himmel \md Erd und Meer Kömt allerneuende Klarheit.

Einst freueten wir uns auch. Zur Morgenstunde wo stille die Werkstatt war 15 Am Feiertag, imd die Blumen in der Stille, Wohl blühten schöner auch sie tmd helle quillten lebendige Brunnen. Fern rauschte der Gemeinde schauerlicher Gesang, Wo heiligem Wein gleich, die geheimeren Sprüche Gealtert aber gewaltiger einst, aus Gottes 20

Gewittern im Sommer gewachsen, Die Sorgen doch mir stillten Und die Zweifel aber nimmer wüßt ich, wie mir geschah. Denn kaum geboren, warum breitetet Ihr mir schon über die Augen eine Nacht, 25 Daß ich die Erde nicht sah und mühsam Euch athmen mußt, ihr himmlischen Lüfte.

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V E R S Ö H N E N D E R D E R D U N I M M E R G E G L A U B T . . .

Zuvorbestimmt wars. Und es lächelt Gott, Wenn unaufhaltsam aber von seinen Bergen gehemmt

30 Ihm zürnend in den ehernen Ufern brausen die Ströme, Tief wo kein Tag die begrabenen nennt. Und o, daß inmier allerhaltender, du auch mich So haltest, und leichtentfliehende Seele mir sparest. Drum hab ich heute das Fest, und abendlich in der Stille

35 Blüht rings der Geist und war auch silbergrau mir die Loke, Doch würd ich rathen, daß wir sorgten ihr Freunde Für Gastmahl und Gesang, und Kränze genug und Töne Bei solcher Zeit unsterblichen Jünglingen gleich.

Sei gegenwärtig Jüngling, jezt erst, denn noch ehe du ausgeredet 40 Rief es herab, imd schnell verhüUt war jenes Freudige, das

Du reichtest, und weit umschattend breitete sich über dir Und furchtbar ein Verhängniß, So ist schnellvergänglich alles Himmlische, aber umsonst nicht Des Maases allzeit kundig rührt mit schonender Hand

•5 Die Wohnungen der Menschen Ein Gott an, einen Augenbük nur Und sie wissen es nicht, doch lange Gedenken sie deß,und fragen, wer es gewesen. Wenn aber eine Zeit vorbei ist, kennen sie es.

50 Und menschlicher Wohlthat folget der Dank, Auf göttliche Gaabe aber jahrlang Die Mühn erst und das Irrsaal, Daß milder auf die folgende Zeit Der hohe Stral

55 Durch heilige Wildniß scheine. Darum,o Göttlicherl sei gegenwärtig. Und schöner, wie sonst, o sei Versöhnender nun versöhnt daß wir des Abends Mit den Freunden dich nennen, und singen

60 Von den Hohen, und neben dir noch andere sein.

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D I E V A T E R L Ä N D I S C H E N G E S Ä N G E

Denn versiegt fast, all in Opferflammen Wair ausgeathmet das heilige Feuer Da schikte schnellentzündend der Vater Das liebendste, was er hatte, herab Damit entbrennend, 65 Und wenn fortzehrend von Geschlecht zu Geschlecht, Die Menschen wären des Seegens zu voll, Daß jeder sich genügt und übermüthig vergäße des Himmels, Dann sprach er soll ein neues begimien, Und siehe! was du verschwiegest, 70 Der Zeiten Vollendung hat es gebracht. Wohl wußtest du es, aber nicht zu leben, zu sterben warst du gesandt, Und immer größer, denn sein Feld, wie der Götter Gott Er selbst, muß einer der anderen auch seyn.

Wenn aber die Stunde schlägt 75 Wie der Meister tritt er, aus der Werkstatt, Und ander Gewand nicht, denn Ein festliches ziehet er an Zum Zeichen, daß noch anderes auch Im Werk ihm übrig gewesen. 8o Geringer und größer erscheint er. Und so auch du Und gönnest uns, den Söhnen der liebenden Erde, Daß wir, so viel herangewachsen Der Feste sind, sie alle feiern und nicht 85 Die Götter zählen, Einer ist immer für alle. Mir gleich dem Sonnenlichte! göttlicher sei Am Abend deiner Tage gegrüßet. Und mögen bleiben wir nvm.

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V E R S Ö H N E N D E R D E R D U N I M M E R G E G L A U B T . . .

Zweite Fassung

Versöhnender der du nimmergeglaubt Nun da bist, Freundesgestalt mir Annimmst Unsterbliche!;, aber wohl Erkenn ich das Hohe

5 Das mir die Knie beugt. Und fast wie ein Blinder muß ich Dich, himmlischer fragen wozu du mir, Woher du seiest, seeliger Friede I Diß eine weiß ich, sterbliches bist du nichts,

10 Denn manches mag ein Weiser oder Der treuanbükenden Freunde einer erhellen, wenn aber Ein Gott erscheint, auf Himmel vmd Erd und Meer Kömt aHemeuende Klarheit.

Einst freueten wir vms auch, 15 Zur Morgenstunde wo stille die Werkstatt war

Am Feiertag, und die Blimien in der Stille, Wohl blühten schöner auch sie und helle quillten lebendige Brunnen. Fem rauschte der Gemeinde schauerlicher Gesang, Wo heiligem Wein gleich, die geheimeren Sprüche

20 Gealtert aber gewaltiger einst, aus Gottes Gewittern im Sommer gewachsen, Die Sorgen doch mir stillten Und die Zweifel aber nimmer wüßt ich, wie mir geschah, Denn kaum geboren, warum breitetet

25 Ihr mir schon über die Augen eine Nacht, Daß ich die Erde nicht sah und mühsam Euch athmen mußt, ihr himmlischen Lüfte.

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Zuvorbestiinint wars. Und es lächelt Gott, Wenn unaufhaltsam aber von seinen Bergen gehemmt Ihm zürnend in den ehernen Ufern brausen die Ströme, 30 Tief wo kein Tag die begrabenen nennt. Und o, daß immer allerhaltender, du auch mich So haltest, und leichtentfliehende Seele mir sparest. Drum hab ich heute das Fest, und abendlich in der Stille Blüht rings der Geist und wär auch silbergrau mir die Loke, 35 Doch würd ich rathen, daß wir sorgten ihr Freunde Für Gastmahl und Gesang, und Kränze genug und Töne Bei solcher Zeit unsterbhchen Jünglingen gleich.

Und manchen möcht' ich laden, aber o du. Der freundlich ernst den Menschen zugethan 40 Dort unter syrischer Pahne Wo nahe lag die Stadt am Brunnen gerne weiltest. Das Kornfeld rauschte rings stiU athmete die Kühlung Vom Dunkel des geweiheten Gebirgs, Und die lieben Freunde, das treue Gewölk 45 Umschatteten dich auch, damit der reine, kühne Durch Wildniß mild der Stral von oben kam o Jüngling! Ach! aber dunkler umschattete, mitten im Wort dich Furchtbar entscheidend ein tödtlich Vethängniß. So ist schnell Vergänglich alles Himmlische; aber umsonst nicht. 50

Denn schonend rührt, des Maases allzeit kundig Nur einen Augenblik die Wohnungen der Menschen Ein Gott Ein, unversehn, und keiner weiß es, wer? Und drüber hin darf alles Freche gehn. Und kommen muß zum heiigen Ort das Wilde 55 Von Enden fern, und blindbetastend übt den Weihn Am Göttlichen, und trift ein Schiksaal darin. Dank Folgt nimmer auf dem Fuße solchem Geschenke. Zu schwer ist jenes zu fassen.

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60 Denn wäre der es giebt, nicht sparsam Längst wäre vom Seegen des Heerds Uns Gipfel und Boden entzündet.

Und menschlicher Wohlthat folget der Dank, Auf göttliche Gaabe aber jahrlang

6S Die Mühn erst und das Irrsaal, Bis Eigentum geworden ist und verdient Und sein sie darf der Mensch dann auch Die menschlich göttliche nennen. So gewann erst empfangend

70 Ein räthselhaft Geschenk, Und ringend dann als er das Gefährliche des Siegs, das trunkenübermüthige mit göttlichem Verstand überwunden der Mensch, gewann er die Flamme und dieWooge des Meeres und den Boden der Erd und ihren Wald und das heiße Gebirg,

75 und den finstem Teich gewann das unscheinbare aber das nächste gewann er zulezt,

die liebste

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Dritte Fassung

Versöhnender der du nimmergeglaubt Nun da bist, Freundesgestalt mir Annimmst Unsterblicher, aber wohl Erkcim ich das Hohe Das mir die Knie beugt, 5 Und fast wie ein Blinder muß ich Dich, himmlischer fragen wozu du mir, Woher du seiest, seeliger Friede 1 Diß eine weiß ich, sterbliches bist du nichts. Denn manches mag ein Weiser oder lo Der treuanblikenden Freunde einer erhellen, wenn aber Ein Gott erscheint, auf Himmel und Erd und Meer Kömt aUemeuende Klarheit.

Drum hab ich heute das Fest, und abendlich in der Stille Blüht rings der Geist und war auch silbergrau mir die Loke, 15 Doch würd ich rathen, daß wir sorgten ihr Freunde Für Gastmahl und Gesang, und Kränze genug und Töne Bei solcher Zeit imsterblichen Jünglingen gleich.

Des Göttlichen aber empfiengen wir Doch viel. Es ward die Flamm uns 20

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In die Hände gegeben,und Boden und Meersfluth. Denn nur auf menschliche Weise, ninamermehr Sind jene mit uns, die fremden Kräfte vertraut Und es lehret das Gestirn dich, das

25 Vor Augen dir ist, denn nimmer kannst du ihm gleichen Dem AlUebendigen von dem Viel Freuden sind vmd Gesänge.

Ist einer ein Sohn, ein Ruhigmächtiger ist er. Denn mm erkennen wir ihn,

30 Jezt da wir kennen den Vater, Und Feiertage zu halten Der Hohe sich der Geist Froh zu den Menschen geneigt hat. Zur Herrschaft war der immer zu groß

35 Und geringer denn er, so weit es auch gereichet sein Feld. Es mag ein Gott auch. Sterblichen gleich Erwählen ein Tagewerk und theilen alles das Schiksaal Daß alle sich einander erfahren, und wenn Die StiUe wiederkehret, eine Sprache vmter Lebenden

40 sei. Wie der Meister tritt er dann, aus der Werkstatt, geringer und größer, und andres Gewand nicht denn ein fest-liches ziehet er an. Und aUe die wandelnden Menschen

Denn siehe es ist der Abend der Zeit

Die Geseze aber, die imter Liebenden gelten 45 Die schönausgleichenden sie sind dann allgeltend

Von der Erde bis hoch in den Himmel. Und der Vater thront nun nimmer oben allein. Und andere sind noch bei ihm. Viel hat erfahren der Mensch. Der Himmlischen viele genannt,

50 Seit ein Gespräch wir sind Und hören können voneinander.

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D I E W A N D E R U N G

Glükseelig Suevien, meine Mutter, Auch du, der glänzenderen, der Schwester Lombarda drüben gleich, Von hundert Bächen durchflössen 1 Und Bäume genug, weißblühend und röthhch, 5 Und dunklere, wild, tief grünenden Laubs voll Und Alpengebirg der Schweiz auch überschattet Benachbartes dich; denn nah dem Heerde des Haußes Wohnst du,tmd hörst, wie drinnen Aus silbernen Opferschaalen lo Der Quell rauscht, ausgeschüttet Von reinen Händen, werm berührt

Von warmen Stralen KrystaUenes Eis imd umgestürzt Vom leichtanregenden Lichte 15 Der schneeige Gipfel übergießt die Erde Mit reinestem Wasser. Darum ist Dir angeboren die Treue. Schwer verläßt, Was nahe dem Ursprting wohnet, den Ort. Und deine Kinder, die Städte, 20 Am weithindämmemden See, An Nekars Weiden, am Rheine, Sie aUe meinen, es wäre Sonst nirgend besser zu wohnen.

Ich aber wiU dem Kaukasos zu I 25 Denn sagen hört' ich Noch heut in den Lüften:

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D I E W A N D E R U N G

Frei sei'n.wie Schwalben,die Dichter. Auch hat mir ohnediß

30 In jüngeren Tagen Eines vertraut, Es seien vor alter Zeit Die Eltern einst, das deutsche Geschlecht, StiU fortgezogen von Wellen der Donau Am Sommertage, da diese

35 Sich Schatten suchten, zusammen Mit Kindern der Sonn' Am schwarzen Meere gekommen; Und nicht umsonst sei diß Das gastfreundhche genennet.

40 Denn, als sie erst sich angesehen, Da nahten die Anderen erst; dann sazten auch Die Unseren sich neugierig unter den Ölbaum. Doch als sich ihre Gewände berührt. Und keiner vernehmen konnte

45 Die eigene Rede des andern, wäre wohl Entstanden ein Zwist, wenn nicht aus Zweigen herunter Gekommen wäre die Kühlung, Die Lächeln über das Angesicht Der Streitenden öfters breitet, und eine Weile

50 Sahn stiU sie auf, dann reichten sie sich Die Hände liebend einander. Und bald

Vertauschten sie Waffen und aU Die Heben Güter des Haußes, Vertauschten das Wort auch imd es wünschten

55 Die freundlichen Väter umsonst nichts Beim Hochzeitjubel den Kindern. Denn aus den heiligvermählten Wuchs schöner, denn Alles, Was vor und näch

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D I E V A T E R L Ä N D I S C H E N G E S Ä N G E

Von Menschen sich nannt', ein Geschlecht auf. Wo, 60 Wo aber wohnt ihr, liebe Verwandten, Daß wir das Bündniß wiederbegehn Und der theuern Ahnen gedenken?

Dort an den Ufern,unter den Bäumen lonias, in Ebenen des Kaisters, 65 Wo Kraniche, des Aethers froh, Umschlossen sind von femhindämmemden Bergen; Dort wart auch ihr, ihr Schönsten I oder pflegtet Der Inseln, die mit Wein bekränzt. Voll tönten von Gesang; noch andere wohnten 70 Am Tay get, am vielgepriesnen Himettos, Die blühten zulezt; doch von Pamassos Quell bis zu des Tmolos Goldglänzenden Bächen erklang Ein ewiges Lied; so rauschten 75

Damals die Wälder und all Die Saitenspiele zusamt Von himmlischer Milde gerühret.

0 Land des Homer I Am purpurnen Kirschbaum oder wenn 80 Von dir gesandt im Weinberg mir Die jungen Pfirsiche grünen, Und die Schwalbe fernher kommt und vieles erzählend An meinen Wänden ihr Haus baut, in Den Tagen des Mais, auch Vinter den Sternen 85 Gedenk' ich, o lonia, dein! doch Menschen Ist Gegenwärtiges lieb. Drum bin ich Gekommen, euch, ihr Inseln, zu sehn,und euch, Ihr Mündungen der Ströme, o ihr Hallen der Thetis, Ihr Wälder, euch, und euch, ihr Wolken des Ida! 90

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D I E W A N D E R U N G

Doch nicht zu bleiben gedenk ich. Unfreundlich ist und schwer zu gewinnen Die Verschlossene, der ich entkommen, die Mutter. Von ihren Söhnen einer, der Rhein,

95 Mit Gewalt woUt' er ans Herz ihr stürzen und schwand Der Zurükgestoßene, niemand weiß, wohin, in die Ferne. Doch so nicht wünscht' ich gegangen zu seyn, Von ihr und nur, euch einzuladen, Bra ich zu euch,ihr Gratien Griechenlands,

100 Ihr Himmelstöchter, gegangen, Daß, wenn die Reise zu weit nicht ist. Zu uns ihr kommet, ihr Holden 1

Wenn milder athmen die Lüfte, Und liebende Pfeile der Morgen

105 Uns AUzugedultigen schikt, Und leichte Gewölke blühn Uns über den schüchternen Augen, Darm werden wir sagen, wie kommt Ihr, Charitinnen, zu Wilden ?

110 Die Dienerinnen des Himmels Sind aber wunderbar, Wie alles Göttlichgebome. Zum Traume wirds ihm, will es Einer Beschleichen und straft den, der

115 Ihm gleichen wiU mit Gewalt; Oft überraschet es einen, Der eben kaum es gedacht hat.

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D E R R H E I N

AN I S A A K V O N S I N C L A I R

Im dunkeln Epheu saß ich, an der Pforte Des Waldes, eben, da der goldene Mittag, Den Quell besuchend, herunterkam Von Treppen des Alpengebirgs, Das mir die göttlichgebaute, 5 Die Burg der Himmlischen heißt Nach alter Meinung, wo aber Geheim noch manches entschieden Zu Menschen gelanget; von da Vernahm ich ohne Vermuthen lO Ein Schiksaal, denn noch kaum War mir im warmen Schatten Sich manches beredend, die Seele Italia zu geschweift Und fernhin an die Küsten Moreas. 15

Jezt aber, drinn im Gebirg, Tief imter den silbernen Gipfeln Und imter fröhlichem Grün, Wo die Wälder schauernd zu ihm. Und der Felsen Häupter übereinander 20

Hinabschaun, taglang, dort Im kältesten Abgrund hört' Ich um Erlösung jammern Den Jüngling, es hörten ihn, wie er tobt'. Und die Mutter Erd' anklagt', 25 Und den Donnerer, der ihn gezeuget. Erbarmend die Eltern, doch Die Sterblichen flohn von dem Ort,

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D E R R H E I N

Denn furchtbar war, da lichtlos er 30 In den Fesseln sich wälzte,

Das Rasen des Halbgotts.

Die Stimme wars des edelsten der Ströme, Des freigeborenen Rheins, Und anderes hoffte der,als droben von den Brüdern,

35 Dem Tessin und dem Rhodanus, Er schied und wandern wollt', und ungeduldig ihn Nach Asia trieb die königüche Seele. Doch unverständig ist Das Wünschen vor dem Schiksaal.

40 Die Blindesten aber Sind Göttersöhne. Denn es kennet der Mensch Sein Haus und dem Thier ward, wo Es bauen solle, doch jenen ist Der Fehl, daß sie nicht wissen wohin?

45 In die tmerfahme Seele gegeben.

Ein Räthsel ist Reinentsprungenes. Auch Der Gesang kaum darf es enthüUen. Denn Wie du anfiengst, wirst du bleiben, So viel auch wirket die Noth,

50 Und die Zucht, das meiste nemlich Vermag die Geburt, Und der Lichtstral, der Dem Neugebomen begegnet. Wo aber ist einer,

55 Um frei zu bleiben Sein Leben lang, tuid des Herzens Wunsch Allein zu erfüllen, so Aus günstigen Höhn, wie der Rhein, Und so aus heiligem Schoose

60 Glüklich geboren, wie j ener ?

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D I E V A T E R L Ä N D I S C H E N G E S Ä N G E

Drum ist ein Jauchzen sein Wort. Nicht liebt er, wie andere Kinder, In Wikelbanden zu weinen; Denn wo die Ufer zuerst An die Seit ihm schleichen, die krummen, 65 Und durstig umwindend ihn. Den Unbedachten,zu ziehn Und wohl zu behüten begehren Im eigenen Zahne, lachend Zerreißt er die Schlangen und stürzt 70 Mit der Beut und wenn in der Eil' Ein Größerer ihn nicht zähmt, Ihn wachsen läßt, wie der Bliz, muß er Die Erde spalten, vmd wie Bezauberte fliehn Die Wälder ihm nach und zusammensinkend die Berge. 75

Ein Gott will aber sparen den Söhnen Das eilende Leben imd lächelt, Wenn unenthaltsam, aber gehemmt Von heiligen Alpen, ihm In der Tiefe, wie jener, zürnen die Ströme. so In solcher Esse wird dann Auch alles Lautre geschmiedet. Und schön ists.wie er drauf. Nachdem er die Berge verlassen, Stillwandehid sich im deutschen Lande 85 Begnüget tmd das Sehnen stillt Im guten Geschäffte, wenn er das Lemd baut Der Vater Rhein imd liebe Kinder nährt In Städten, die er gegründet.

Doch nimmer, nünmer vergißt ers. 90 Denn eher muß die Wohnung vergehn, Und die Sazung und zum Unbild werden

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D E R R H E I N

Der Tag der Menschen, ehe vergessen Ein solcher dürfte den Ursprung

95 Und die reine Stimme der Jugend. Wer War es,der zuerst Die Liebesbande verderbt Und Strike von ihnen gemacht hat? Dann haben des eigenen Rechts

100 Und gewiß des himmlischen Feuers Gespottet dieTrozigen,dann erst Die sterblichen Pfade verachtend Verwegnes erwählt Und den Göttern gleich zu werden getrachtet.

105 Es haben aber an eigner Unsterblichkeit die Götter genug, und bedürfen Die HimmUschen eines Dings, So sinds Heroen und Menschen Und SterbUche sonst. Denn weil

110 Die Seeligsten nichts fühlen von selbst, Muß wohl, wenn solches zu sagen Erlaubt ist, in der Götter Nahmen Theilnehmend fühlen ein Andrer, Den brauchen sie; jedoch ihr Gericht

115 Ist, daß sein eigenes Haus Zerbreche der und das Liebste Wie den Feind schelt' und sich Vater und Kind Begrabe unter den Trümmern, Wenn einer, wie sie, seyn wiU und nicht

120 Ungleiches dulden, der Schwärmer.

Drum wohl ihm, welcher fand Ein wohlbeschiedenes Schiksaal, Wo noch der Wanderungen Und süß der Leiden Erinnerung

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Aufrauscht am sichern Gestade, 125 Daß da und dorthin gern Er sehn mag bis an die Grenzen Die bei der Geburt ihm Gott Zum Aufenthalte gezeichnet. Dann ruht er, seeligbescheiden, iso Denn alles, was er gewollt, Das Himmlische, von selber umfängt Es unbezwungen, lächelnd Jezt, da er ruhet,den Kühnen.

Halbgötter denk' ich jezt 135 Und kennen muß ich die Theuern, Weil oft ihr Leben so Die sehnende Brust mir beweget. Wem aber, wie, Rousseau, dir, Unüberwindhch die Seele 1+0 Die starkausdauernde ward. Und sicherer Sinn Und süße Gaabe zu hören. Zu reden so, daß er aus heiliger Fülle Wie der Weingott, thörig göttlich 145 Und gesezlos sie die Sprache der Reinesten giebt Verständlich den Guten, aber mit Recht Die Achtungslosen mit Blindheit schlägt Die entweihenden Knechte, wie nenn ich den Fremden?

Die Söhne der Erde sind, wie die Mutter, 150 Allhebend, so empfangen sie auch Mühlos, die Glüküchen, Alles. Drum überraschet es auch Und schrökt den sterblichen Mann, Wenn er den Himmel, den 155 Er mit den hebenden Armen

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D E R R H E I N

Sich auf die Schultern gehäuift, Und die Last der Freude bedenket; Dann scheint ihm oft das Beste,

160 Fast ganz vergessen da, Wo der Stral nicht brennt. Im Schatten des Walds Am Bielersee in fiischer Grüne zu seyn, Und sorglosarm an Tönen,

165 Anfängern gleich,bei Nachtigallen zu lernen.

Und herrlich ists, aus heiligem Schlafe dann Erstehen und aus Waldes Kühle Erwachend, Abends ntm Dem milderen Licht entgegenzugehn,

170 Wenn, der die Berge gebaut Und den Pfad der Ströme gezeichnet. Nachdem er lächelnd auch Der Menschen geschäfftiges Leben Das othemarme, wie Seegel

175 Mit seinen Lüften gelenkt hat. Auch ruht imd zu der Schülerin jezt, Der Bildner, Gutes mehr Denn Böses findend. Zur heutigen Erde der Tag sich neiget. —

180 Dann feiern das Brautfest Menschen und Götter, Es feiern die Lebenden all. Und ausgeglichen Ist eine Weile das Schiksaal. Und die Flüchtlinge suchen die Heerberg,

185 Und süßen Schlummer die Tapfem, Die Liebenden aber Sind, was sie waren, sie sind Zu Hauße, wo die Blume sich freuet

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D I E V A T E R L Ä N D I S C H E N G E S Ä N G E

Unschädlicher Gluth und die finsteren Bäume' Der Geist umsäuselt, aber die Unversöhnten i90 Sind umgewandelt und eilen Die Hände sich ehe zu reichen, Bevor das freundüche Licht Hinuntergeht und die Nacht kommt.

Doch einigen eilt 195 Diß schnell vorüber, andere Behalten es länger. Die ewigen Götter sind Voll Lebens allzeit; bis in den Tod Kann aber ein Mensch auch 200 Im Gedächtniß doch das Beste behalten. Und dann erlebt er das Höchste. Nur hat ein jeder sein Maas. Denn schwer ist zu tragen Das Unglük, aber schwerer das Glük. 205 Ein Weiser aber vermocht es Vom Mittag bis in die Mitternacht, Und bis der Morgen erglänzte, Beim Gastmahl helle zu bleiben.

Dir mag auf heißem Pfade unter Tannen oder 210 Im Dunkel des Eichwalds gehüllt In Stahl,mein Sinklairl Gott erscheinen oder In Wolken, du kennst ihn, da du kennest, jugendlich. Des Guten Kraft, und nimmer ist dir Verborgen das Lächeln des Herrschers 215 Bei Tage, wenn Es fieberhaft tmd angekettet das Lebendige scheinet oder auch Bei Nacht, wenn alles gemischt Ist ordnungslos und wiederkehrt 220 Uralte Verwirrung.

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D I E V A T E R L Ä N D I S C H E N G E S Ä N G E

G E R M A N I E N

Nicht sie, die Seeligen,die erschienen sind. Die Götterbilder in dem alten Lande, Sie darf ich ja nicht rufen mehr, wenn aber Ihr heimatlichen Wasser! jezt mit euch

5 Des Herzens Liebe klagt, was will es anders, Das Heiligtrauernde? Denn voll Erwartung liegt Das Land und als in heißen Tagen Herabgesenkt, umschattet heut Ihr SehnendenI uns ahnungsvoll ein Himmel.

10 Voll ist er von Verheißungen und scheint Mir drohend auch, doch will ich bei ihm bleiben, Und rükwärts soU die Seele mir nicht fliehn Zu euch. Vergangene! die zu lieb mir sind. Denn euer schönes Angesicht zu sehn,

IS Als wars, wie sonst, ich fürcht' es, tödtlich ists. Und kaum erlaubt, Gestorbene zu weken.

Entflohene Götterl auch ihr, ihr gegenwärtigen, damals Wahrhaftiger, ihr hattet eure Zeiten I Nichts läugnen will ich hier und nichts erbitten.

20 Denn wenn es aus ist, und der Tag erloschen Wohl trifts den Priester erst, doch hebend folgt Der Tempel und das Bild ihm auch und seine Sitte Zum dunkeln Land und keines mag noch scheinen. Nur als von Grabesflammen, ziehet dann

2ä Ein goldner Rauch, die Sage drob hinüber. Und dämmert jezt uns Zweifelnden um das Haupt, Und keiner weiß, wie ihm geschieht. Er fühlt Die Schatten derer, so gewesen sind.

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D I E v a t e r l a n d i s c h e n G E S Ä N G E

Die Alten, so die Erde neubesuchen. Denn die da kommen sollen, drängen uns, 30 Und länger säumt von Göttermenschen Die heilige Schaar nicht mehr im blauen Himmel.

Schon grünet ja, im Vorspiel rauherer Zeit Für sie erzogen das Feld, bereitet ist die Gaabe Zum Opfermahl und Thal und Ströme sind 35 Weitoffen um prophetische Berge, Dfiß schauen mag bis in den Orient Der Mann imd ihn von dort der Wandlungen viele bewegen. Vom Aether aber fällt Das treue Bild und Göttersprüche reegnen *0 Unzählbare von ihm, und es tönt im iimersten Haine. Und der Adler, der vom Indus kömmt, Und über des Pamassos Beschneite Gipfel fliegt, hoch über den Opferhügeln Italias, und frohe Beute sucht +5 Dem Vater, nicht wie sonst, geübter im Fluge Der Alte, jauchzend überschwingt er Zulezt die Alpen und sieht die vielgearteten Länder.

Die Priesterin,die stiUste Tochter Gottes, Sie, die zu gern in tiefer Einfalt schweigt, 50 Sie suchet er, die of&ien Auges schaute, Als wüßte sie es nicht, jüngst, da ein Sturm Todtdrohend über ihrem Haupt ertönte; Es ahnete das Kind ein Besseres, Und endlich ward ein Staunen weit im Himmel 55 Weil Eines groß an Glauben, wie sie selbst. Die seegnende, die Macht der Höhe sei; Drum sandten sie den Boten, der, sie schnell erkennend. Denkt lächelnd so: Dich, unzerbrechliche, muß Ein ander Wort erprüfen und ruft es laut, 60

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G E R M A N I E N

Der Jugendliche, nach Germania schauend: »Du bist es, auserwählt, »AlUiebend und ein schweres Glük »Bist du zu tragen stark geworden,

65 Seit damals, da im Walde verstekt und blühendem Mohn Voll süßen Schlummers, trunkene,meiner du Nicht achtetest, lang, ehe noch auch geringere fühlten Der Jungfrau Stolz und staunten weß du wärst und woher, Doch du es selbst nicht wußtest. Ich miskannte dich nicht,

7 0 Und heimlich, da du träumtest, ließ ich Am Mittag scheidend dir ein Freundeszeichen, Die Blume des Mundes zurük und du redetest einsam. Doch Fülle der goldenen Worte sandtest du auch Glükseeligel mit den Strömen und sie quillen unerschöpflich

75 In die Gegenden all. Denn fast, wie der heiligen, Die Mutter ist von allem. Die Verborgene sonst genannt von Menschen, So ist von Lieben und Leiden Und voll von Ahnungen dir

80 Und voU von Frieden der Busen.

0 trinke Morgenlüfte, Biß daß du offen bist. Und nenne, was vor Augen dir ist. Nicht länger darf Geheimniß mehr

85 Das Ungesprochene bleiben, Nachdem es lange verhüllt ist; Denn Sterblichen geziemet die Schaam, Und so zu reden die meiste Zeit, Ist weise auch von Göttern.

90 Wo aber überflüssiger, denn lautere Quellen Das Gold und ernst geworden ist der Zorn an dem Himmel, Muß zwischen Tag imd Nacht

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D I E V A T E R L Ä N D I S C H E N G E S Ä N G E

Einsmals ein Wahres erscheinen. Dreifach umschreibe du es, Doch ungesprochen auch, wie es da ist, 95 Unschuldige,muß es bleiben.

O nenne Tochter du der heiligen Erd' Einmal die Mutter. Es rauschen die Wasser am Fels Und Wetter im Wald und bei dem Nahmen derselben Tönt auf aus alter Zeit Vergangengöttliches wieder. loo Wie cinders ists I und rechthin glänzt und spricht Zukünftiges auch erfreuhch aus den Fernen. Doch in der Mitte der Zeit Lebt ruhig mit geweihter Jungfräulicher Erde der Aether 105 Und gerne, zur Erinnerung, sind Die unbedürftigen sie Gastfreundlich bei den unbedürftgen Bei deinen Feiertagen Germania, wo du Priesterin bist HO Und wehrlos Rath giebst rings Den Königen und den Völkern.

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D I E V A T E R L Ä N D I S C H E N G E S Ä N G E

D E R E I N Z I G E

Erste Fassung

Was ist es, das An die alten seeligen Küsten Mich fesselt, daß ich mehr noch Sie liebe, als mein Vaterland?

5 Denn wie in himmlische Gefangenschaft verkaufft Dort bin ich, wo ApoUo gieng In Königsgestalt, Und zu unschuldigen Jünglingen sich

10 Herablies Zevs und Söhn' in heiliger Art Und Töchter zeugte Der Hohe \mter den Menschen?

Der hohen Gedanken Sind nemlich viel

15 Entspnmgen des Vaters Haupt Und große Seelen Von ihm zu Menschen gekommen. Gehöret hab' ich Von Elis und Olympia, bin

20 Gestanden oben auf dem Parnaß, Und über Bergen des Isthmus, Und drüben auch Bei Smyrna und hiüab Bei Ephesos bin ich gegangen;

25 Viel hab' ich schönes gesehn, Und gesungen Gottes Bild,

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D I E v a t e r l a n d i s c h e n G E S Ä N G E

Hab' ich, das lebet unter Den Menschen, aber dennoch Ihr alten Götter und all Ihr tapfem Söhne der Götter 30 Noch Einen such ich, den Ich liebe unter euch, Wo ihr den lezten eures Geschlechts Des Haußes Kleinod mir Dem fremden Gaste verberget. 35

Mein Meister und Herr! 0 du,mein Lehrer! Was bist du ferne Geblieben? imd da Ich fragte imter den Alten, 40 Die Helden und Die Götter, warum bliebest Du aus ? Und jezt ist voU Von Trauern meine Seele Als eifertet, ihr Himmlischen, selbst 4 5 Daß, dien' ich einem, mir Das andere fehlet.

Ich weiß es aber, eigene Schuld Ists! Denn zu sehr, 0 Christus! häng' ich an dir, 50 Wiewohl Herakles Bruder Und kühn bekenn' ich, du Bist Bruder auch des Eviers, der An den Wagen spannte Die Xyger und hinab 55 Bis an den Indus Gebietend freudigen Dienst Den Weinberg stiftet und Den Grimm bezähmte der Völker.

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D E R E I N Z I G E

60 Es hindert aber eine Schaam Mich dir zu vergleichen Die weltlichen Männer. Und freiUch weiß Ich, der dich zeugte, dein Vater^ Derselbe der.

71 Denn nimmer herrscht er allein.

83 Es hänget aber an Einem Die Liebe. Diesesmal

85 Ist nemlich vom eigenen Herzen Zu sehr gegangen der Gesang, Gut machen wiU ich den Fehl Wenn ich noch andere singe. Nie treff ich, wie ich wünsche,

90 Das Maas. Ein Gott weiß aber Wenn kommet, was ich wünsche das Beste.

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D I E V A T E R L Ä N D I S C H E N G E S Ä N G E

Denn wie der Meister Gewandelt auf Erden Ein gefangener Aar,

Und viele, die 95 Ihn sahen, fürchteten sich, Dieweil sein Äußerstes that Der Vater und sein Bestes unter Den Menschen wirkete wirklich. Und sehr betrübt war auch loo Der Sohn so lange, bis er Gen Himmel fuhr in den Lüften, Dem gleich ist gefangen die Seele der Helden. Die Dichter müssen auch Die geistigen weltlich seyn. 105

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D I E V A T E R L Ä N D I S C H E N G E S Ä N G E

D E R E I N Z I G E

Zweite Fassung

Was ist es, das An die alten seeligen Küsten Mich fesselt, daß ich mehr noch Sie liebe, als mein Vaterland?

5 Denn wie in himmlischer Gefangenschaft gebükt, in flammender Luft Dort bin ich, wo, wie Steine sagen Apollo gieng In Königsgestalt, Und zu unschuldigen Jünglingen sich

10 Herablies Zevs und Söhn in heiliger Art Und Töchter zeugte Der Hohe unter den Menschen?

Der hohen Gedanken Sind nemlich viel

15 Entsprungen des Vaters Haupt Und große Seelen Von ihm zu Menschen gekommen. Gehöret hab' ich Von Elis und Olympia, bin

20 Gestanden oben auf dem Parnaß, Und über Bergen des Isthmus, Und drüben auch Bei Smyrna und hinab Bei Ephesos bin ich gegangen;

25 Viel hab' ich schönes gesehn, Und gesungen Gottes Bild

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D I E V A T E R L Ä N D I S C H E N G E S Ä N G E

Hab' ich, das lebet unter Den Menschen, denn sehr dem Raum gleich ist Das Himmlische reichlich in Der Jugend zählbar, aber dennoch 50 0 du der Sterne Leben und all Ihr tapfern Söhne des Lebens Noch Einen such ich, den Ich liebe unter euch, Wo ihr den lezten eures Geschlechts 35 Des Haußes Kleinod mir Dem fremden Gaste verberget.

Mein Meister imd Herr! 0 du, mein Lehrer! Was bist du ferne 40 Geblieben? und da Ich fragte imter den Alten, Die Helden imd Die Götter, warum bliebest Du aus ? Und jezt ist voll *5 Von Trauern meine Seele Als eifertet, ihr Himmlischen, selbst Daß, dien' ich einem, mir Das andere fehlet.

Ich weiß es aber, eigene Schuld ists I Denn zu sehr 50 0 Christus 1 häng' ich an dir, wiewohl Herakles Bruder Und kühn bekenn' ich, du bist Bruder auch des Eviers, der Die Todeslust der Völker aufhält imd zerreißet den Fallstrik, Fein sehen die Menschen, daß sie Nicht gehn den Weg des Todes tmd hüten das Maas, daß einer 55 Etwas für sich ist, den Augenblik Das Geschik der großen Zeit auch Ihr Feuer fürchtend, treffen sie, und wo

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D E R E I N Z I G E

Des Wegs ein anderes geht, da sehen sie GO Auch, wo ein Geschik sei, machen aber

Das sicher, Menschen gleichend oder Gesezen.

Es entbrennet aber sein Zorn; daß nemhch Das Zeichen die Erde berührt, allmälich Aus Augen gekommen, als an einer Leiter.

65 Dißmal. Eigenwillig sonst, unmäßig Gränzlos, daß der Menschen Hand Anficht das Lebende, mehr auch, als sich schiket Für einen Halbgott, heiliggeseztes übergeht Der Entwurf. Seit nemlich böser Geist sich

70 Bemächtiget des glüklichen Altertums, unendhch, Langher währt Eines, gesangsfeind, klanglos, das In Maasen vergeht, des Sinnes gewaltsames. Ungebundenes aber Hasset Gott. Fürbittend aber

Hält ihn der Tag von dieser Zeit, stiUschaffend, 75 Des Weges gehend, die Blüthe der Jahre.

Und Kriegsgetön, imd Geschichte der Helden unterhält, hartnäkig Geschik,

Die Sonne Christi, Gärten der Büßenden, und Der Pilgrime Wandern und der Völker ihn, und des Wächters Gesang und die Schrift

80 Des Barden oder Afrikaners. Ruhmloser auch Geschik hält ihn, die an den Tag Jezt erst recht kommen, das sind väterHche Fürsten. Denn

viel ist der Stand Gottgleicher, denn sonst. Denn Männern mehr Gehöret das Licht. Nicht Jünglingen.

85 Das Vaterland auch. Nemlich frisch

Noch unerschöpfet vmd voll mit Loken. Der Vater der Erde freuet nemlich sich deß

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D I E V A T E R L Ä N D I S C H E N G E S Ä N G E

Auch, daß Kinder sind, so bleibet eine Gewißheit Des Guten. So auch freuet Das ihn, daß eines bleibet. 90 Auch einige sind, gerettet, als Auf schönen Inseln. Gelehrt sind die. Versuchungen sind nemlich Gränzlos an die gegangen. Zahllose gefallen. Also gieng es, als 95 Der Erde Vater bereitet ständiges In Stürmen der Zeit. Ist aber geendet.

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D I E V A T E R L Ä N D I S C H E N G E S Ä N G E

D E R E I N Z I G E

Dritte Fassung

Was ist es, das An die alten seeligen Küsten Mich fesselt, daß ich mehr noch Sie liebe, als mein Vaterland?

5 Denn wie in himmlischer Gefangenschaft gebükt, dem Tag nach sprechend Dort bin ich, wo, wie Steine sagen, Apollo gieng, In Königsgestalt, Und zu unschuldigen JüngHngen sich

10 Herablies Zevs, und Söhn in heiliger Art Und Töchter zeugte Stumm weilend unter den Menschen ?

Der hohen Gedanken aber Sind dennoch viele

11 Gekommen aus des Vaters Haupt Und große Seelen Von ihm zu Menschen gekommen. Und gehöret hab ich Von Elis und Olympia, bin

20 Gestanden immerdar, an Quellen, auf dem Parnaß Und über Bergen des Isthmus Und drüben auch Bei Smyrna und hinab Bei Ephesos bin ich gegangen.

25 Viel hab' ich schönes gesehn Und gesungen Gottes Bild

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D I E V A T E R L Ä N D I S C H E N G E S Ä N G E

Hab ich, das lebet unter

Den Menschen. Denn sehr, dem Raum gleich, ist Das Himmlische reichlich in Der Jugend zählbar aber dennoch 50 Ihr alten Götter und all Ihr tapfern Söhne der Götter Noch einen such ich, den Ich liebe unter euch Wo ihr den lezten eures Geschlechts 55 Des Haußes Kleinod mir Dem fremden Gaste bewahret.

Mein Meister und Herr! O du, mein Lehrer! Was bist du ferne +o Geblieben? und da Ich sähe, mitten, unter den Geistern, den Alten Die Helden und Die Götter, warum bliebest Du aus ? Und jezt ist voll 45 Von Trauern meine Seele Als eifertet,ihr Himmlischen, selbst, Daß dien ich einem, mir Das andere fehlet.

Ich weiß es aber, eigene Schuld 50 Ists, denn zu sehr O Christus 1 häng ich ein dir; Wiewohl Herakles Bruder Und kühn bekenn ich, du Bist Bruder auch des Eviers, der einsichtlich, vor Alters 55 Die verdrossene Irre gerichtet Der Erde Gott, und beschieden Die Seele dem Thier, das lebend

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D E R E I N Z I G E

Vom eigenen Hunger schweift und der Erde nach gieng CO Aber rechte Wege gebot er mit Einem mal und Orte

Die Sachen auch bestellt er von jedem.

Es hindert aber eine Schaam Mich dir zu vergleichen Die weltlichen Männer. Und freilich weiß

65 Ich der dich zeugte, dein Vater ist Derselbe. Nemlich Christus ist ja auch allein Gestanden unter sichtbarem Himmel \ind Gestirn, sichtbar Freiwaltendem über das Eingesezte, mit Erlaubniß von Gott, Und die Sünden der Welt, die Unverständlichkeit

70 Der Kenntnisse nemlich, wenn Beständiges das Geschäffdge überwächst Der Menschen und der Muth des Gestirns war ob ihm. Nemlich immer

jauchzet die Welt Hinweg von dieser Erde, daß sie die Entblößet; wo das Menschliche sie nicht hält. Es bleibet aber eine Spur Doch eines Wortes; die ein Mann erhaschet. Der Ort war aber

75 Die Wüste. So sind jene sich gleich. Voll Freuden, reichlich. Herrlich grünet

Ein Kleeblatt. Ungestalt war, um des Geistes wiUen, dieses, dürfte von solchen

Nicht sagen, gelehrt im Wissen einer schlechten Gebets, daß sie Wie Feldherm mir, Heroen sind. Deß dürfen die Sterblichen wegen

dem, weil Ohne Halt verstandlos Gott ist. Aber wie auf Wagen

80 Demüthige mit Gewalt Des Tages oder Mit Stimmen erscheinet Gott als Natur von außen. Mittelbar In heiligen Schriften. Himmlische sind

85 Und Menschen auf Erden beieinander die ganze Zeit. Ein großer Mann und ähnlich eine große Seele

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D I E V A T E R L Ä N D I S C H E N G E S Ä N G E

Wenn gleich im Himmel

Begehrt zu einem auf Erden. Immerdax Bleibt diß,daß immergekettet alltag ganz ist Die Welt. Oft aber scheint Ein Großer nicht zusammenzutaugen 90 Zu Großem. Alle Tage stehn die aber, als an einem Abgrund einer Neben dem andern. Jene drei sind aber Das, daß sie unter der Sonne Wie Jäger der Jagd sind oder Ein Akersmann, der athmend von der Arbeit 95 Sein Haupt entblößet oder Bettler. Schön Und Üeblich ist es zu vergleichen. Wohl thut Die Erde. Zu kühlen Immer aber

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D I E v a t e r l ä n d i s c h e n G E S Ä N G E

P A T M O S

D E M L A N D G R A F E N VON H O M B U R G

Nah ist

Und schwer zu fassen der Gott. Wo aber Gefahr ist, wächst Das Rettende auch.

5 Im Finstern wohnen Die Adler und furchtlos gehn Die Söhne der Alpen über den Abgrund weg Auf leichtgebaueten Brüken. Drum, da gehäuft sind rings

10 Die Gipfel der Zeit, und die Liebsten Nah wohnen, ermattend auf Getrenntesten Bergen, So gieb unschuldig Wasser, 0 Fittige gieb ims, treuesten Sinns

15 Hinüberzugehn und wiederzukehren.

So sprach ich, da entführte Mich schneller, denn ich vermuthet Und weit, wohin ich nimmer Zu kommen gedacht, ein Genius mich

20 Vom eigenen Hauß'. Es dämmerten Im Zwielicht, da ich gieng Der schattige Wald Und die sehnsüchtigen Bäche Der Heimath; nimmer kaimt' ich die Länder;

2S Doch bald, in frischem Glänze, Geheimnißvoll Im goldenen Rauche, blühte

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D I E V A T E R L Ä N D I S C H E N G E S Ä N G E

Schnellaufgewachsen, Mit Schritten der Sonne, Mit tausend Gipfeln duftend, so

Mir Asia auf, und geblendet sucht' Ich eines, das ich kennete,denn ungewohnt War ich der breiten Gassen, wo herab Vom Tmolus fährt Der goldgeschmükte Pactol 35 Und Taurus stehet und Messogis, Und voll von Blumen der Garten, Ein stilles Feuer; aber im Lichte Blüht hoch der silberne Schnee; Und Zeug unsterblichen Lebens 40 An unzugangbaren Wänden Uralt der Epheu wächst und getragen sind Von lebenden Säulen, Gedern und Lorbeern Die feierlichen. Die göttlichgebauten Palläste. +5

Es rauschen aber um Asias Thore Hinziehend da und dort In ungewisser Meeresebene Der schattenlosen Straßen genug, Doch kennt die Inseln der Schiffer. 50 Und da ich hörte Der nahegelegenen eine Sei Patmos, Verlangte mich sehr, Dort einziikehren und dort 55 Der dunkeln Grotte zu nahn. Denn nicht, wie Cypros, Die quellenreiche,oder Der anderen eine Wohnt herrlich Patmos, 60

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P A T H O S

Gastfreundlich aber ist Im ärmeren Hauße Sie dennoch Und wenn vom Schiffbruch oder klagend

65 Um die Heimath oder Den abgeschiedenen Freund Ihr nahet einer Der Fremden, hört sie es gern, und ihre Kinder Die Stimmen des heißen Hains,

70 Und wo der Sand fällt, und sich spaltet Des Feldes Fläche, die Laute Sie hören ihn und liebend tönt Es wieder von den Klagen des Manns. So pflegte Sie einst des gottgeliebten,

75 Des Sehers, der in seeUger Jugend war

Gegangen mit Dem Sohne des Höchsten, unzertrennHch, denn Es liebte der Gewittertragende die Einfalt Des Jüngers und es sähe der achtsame Mann

80 Das Angesicht des Gottes genau, Da, beim Geheimnisse des Weinstoks, sie Zusammensaßen, zu der Stunde des Gastmals, Und in der großen Seele, ruhigahnend den Tod Aussprach der Herr und die lezte Liebe, denn nie genug

85 Hatt' er von Güte zu sagen Der Worte, damals, und zu erheitern, da Ers sähe, das Zürnen der Welt. Denn alles ist gut. Drauf starb er. Vieles wäre Zu sagen davon. Und es sahn ihn, wie er siegend blikte

90 Den Freudigsten die Freunde noch zulezt,

Doch trauerten sie, da nun Es Abend worden, erstaunt,

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D I E V A T E R L Ä N D I S C H E N G E S Ä N G E

Denn Großentschiedenes hatten in der Seele Die Männer, aber sie liebten unter der Sonne Das Leben und lassen wollten sie nicht 95 Vom Angesichte des Herrn Und der Heimath. Eingetrieben war, Wie Feuer im Eisen, das, und ihnen gieng Zur Seite der Schatte des Lieben. Drum sandt' er ihnen loo Den Geist, und freihch bebte Das Haus und die Wetter Gottes roUten Ferndonnernd über Die ahnenden Häupter, da, schwersinnend Versammelt waren die Todeshelden, 105

Izt, da er scheidend Noch einmal ihnen erschien. Denn izt erlosch der Sonne Tag Der Könighche und zerbrach Den geradestralenden, 110 Den Zepter, göttlichleidend, von selbst, Denn wiederkommen sollt es Zu rechter Zeit. Nicht war es gut Gewesen, später,und schroffabbrechend,untreu, Der Menschen Werk, und Freude war es ii5 Von nun an, Zu wohnen in hebender Nacht, und bewahren In einfältigen Augen, unverwandt Abgründe der Weisheit. Und es grünen Tief an den Bergen auch lebendige Bilder, 120

Doch furchtbar ist, wie da und dort Unendhch hin zerstreut das Lebende Gott. Denn schon das Angesicht Der theuern Freunde zu lassen

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P A T M OS

125 Und fernhin über die Berge zu gehn Allein, wo zweifach Erkannt, einstimmig War himmlischer Geist; und nicht geweissagt war es, sondern Die Loken ergriff es, gegenwärtig,

150 Wenn ihnen plözlich Ferneilend zurük blikte Der Gott und schwörend. Damit er halte, wie an Seilen golden Gebunden hinfort

35 Das Böse nennend, sie die Hände sich reichten —

Wenn aber stirbt alsdenn An dem am meisten Die Schönheit hieng, daß an der Gestalt Ein Wunder war vmd die Himmlischen gedeutet

140 Auf ihn, und wenn, ein Räthsel ewig füreinander Sie sich nicht fassen können Einander, die zusammenlebten Im Gedächtniß, und nicht den Sand nur oder Die Weiden es hinwegnimmt und die Tempel

145 Ergreifft, wenn die Ehre Des Halbgotts vind der Seinen Verweht und selber sein Angesicht Der Höchste wendet Darob, daß nirgend ein

150 Unsterbliches mehr am Himmel zu sehn ist oder Auf grüner Erde, was ist diß ?

Es ist der Wurf des Säemanns, wenn er faßt Mit der Schaufel den Waizen, Und wirft, dem Klaren zu, ihn schwingend über die Tenne.

155 Ihm fäUt die Schaale vor den Füßen, aber Ans Ende kommet das Korn,

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D I E V A T E R L Ä N D I S C H E N G E S Ä N G E

Und nicht ein Übel ists, wenn einiges Verloren gehet und von der Rede Verhallet der lebendige Laut, Denn göttliches Werk auch gleichet dem unsern, 160 Nicht alles wiU der Höchste zumal. Zwar Eisen traget der Schacht, Und glühende Harze der Aetna, So hätt' ich Reichtum, Ein Bild zu bilden, und ähnhch 165 Zu schaun,wie er gewesen, den Christ,

Wenn aber einer spornte sich selbst. Und traurig redend, unterweges, da ich wehrlos wäre Mich überfiele, daß ich staunt' und von dem Gotte Das Bild nachahmen möcht' ein Knecht— 170 Im Zorne sichtbar sah' ich einmal Des Himmels Herrn, nicht, daß ich seyn soUt etwas, sondern Zu lernen. Gütig sind sie, ihr Verhaßtestes aber ist, So lange sie herrschen, das Falsche, imd es gilt Dann Menschliches unter Menschen nicht mehr. 175 Denn sie nicht walten, es waltet aber UnsterbUcher Schiksaal und es wandelt ihr Werk Von selbst,und eilend geht es zu Ende. Wenn nemhch höher gehet hinmilischer Triumphgang, wird genennet, der Sonne gleich 180 Von Starken der frohlokende Sohn des Höchsten,

Ein Loosungszeichen,imd hier ist der Stab Des Gesanges,niederwinkend. Denn nichts ist gemein. Die Todten weket Er auf, die noch gefangen nicht 185 Vom Rohen sind. Es warten aber Der scheuen Augen viele Zu schauen das Licht. Nicht wollen

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P A T M O S

Am scharfen Stxale sie blühn, 190 Wiewohl den Muth der goldene Zaum hält.

Wenn aber, als Von schwellenden Augenbraunen Der Welt vergessen Stillleuchtende Kraft aus heiliger Schrift fällt, mögen

195 Der Gnade sich freuend, sie Am stillenBllke sich üben.

Und wenn die Himmlischen jezt So, wie ich glaube, mich lieben Wie viel mehr Dich,

200 Denn Eines weiß ich. Daß nemHch der WiUe Des ewigen Vaters viel Dir gilt. Still ist sein Zeichen Am donnernden Himmel. Und Einer stehet darunter

205 Sein Leben lang. Denn noch lebt Christus. Es sind aber die Helden, seine Söhne Gekommen all und heilige Schriften Von ihm imd den Bliz erklären Die Thaten der Erde bis izt,

210 Ein Wettlauf imaufhaltsam. Er ist aber dabei. Denn seine Werke sind

Ihm alle bewußt von jeher.

Zu lang, zu lang schon ist Die Ehre der Himmhschen unsichtbar. Denn fast die Finger müssen sie

215 Uns führen und schmähHch Entreißt das Herz uns eine Gewalt. Denn Opfer wiU der Himmlischen jedes, Wenn aber eines versäumt ward, Nie hat es Gutes gebracht.

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D I E V A T E R L Ä N D I S C H E N G E S Ä N G E

Wir haben gedienet der Mutter Erd' 220

Und haben jüngst dem Sonnenlichte gedient, Unwissend, der Vater aber liebt. Der über allen waltet. Am meisten, daß gepfleget werde Der veste Buchstab, und bestehendes gut 225 Gedeutet. Dem folgt deutscher Gesang.

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D I E V A T E R L Ä N D I S C H E N G E S Ä N G E

P A T M OS

D E M L A N D G R A F E N VON H O M B U R G

Vorstufe einer späteren Fassung

Voll Gilt' ist. Keiner aber fasset Allein Gott. Wo aber Gefahr ist, wächst Das Rettende auch.

5 Im Finstern wohnen Die Adler und furchtlos gehn Die Söhne der Alpen über den Abgrund weg Auf leichtgebaueten Brüken. Drum,da gehäuft sind rings, um Klarheit,

10 Die Gipfel der Zeit, Und die Liebsten nahe wohnen, ermattend auf Getrenntesten Bergen, So gieb unschuldig Wasser, 0 Fittige gieb vms, treuesten Siims

15 Hinüberzugehn und wiederzukehren.

So sprach ich, da entführte Mich unermeßlicher, denn ich vermuthet Und weit, wohin ich nimmer Zu kommen gedacht, ein Genius mich

20 Vom eigenen Hauß'. Es kleideten sich Im Zwielicht Menschen ähnlich, da ich gieng Der schattige Wald Und die sehnsüchtigen Bäche Der Heimath; nimmer kannt' ich die Länder;

25 Doch bald, in frischem Glänze, GeheimnißvoU

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D I E V A T E R L Ä N D I S C H E N G E S Ä N G E

Im goldenen Rauche blühte Schnellaufgewachs en Mit Schritten der Sonne Von tausend Tischen duftend 30

Mir Asia auf, und geblendet ganz Sucht' eins ich, das ich kennete, denn ungewohnt War ich der breiten Gassen, wo herab Vom Tmolus fährt Der goldgeschmükte Pactol 35 Und Taurus stehet und Messogis, Und schläfrig fast von Blumen der Garten, Ein stilles Feuer; aber im Lichte Hoch blüht der silberne Schnee; Und Zeug imsterblichen Lebens 40 An imzugangbaren Wänden Uralt der Epheu wächst und von lebenden Säulen Getragen sind, von Gedern und Lorbeem Die felsenharten. Die göttlichgebauten Palläste.

Es rauschen aber um Asias Thore Hinziehend da und dort In ungewisser Meeresebene Der schattenlosen Straßen genug. Doch kennt die Inseln der Schiffer. so Und da ich hörte Der nahegelegenen eine Sei Patmos, Verlangte mich sehr Dort einzukehren imd dort 55 Der dunkeln Grotte zu nahn. Denn nicht, wie Gypros, Die quellenreiche, oder

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P A T M 0 S

Der anderen eine 60 Wohnt herrlich Patmos

Gastfreundlich aber ist Im menschenlosen Hauße Sie dennoch, Und wenn vom Schiffbruch oder klagend

65 Um die Hemath oder Den abgeschiedenen Freund Ihr nahet eiaer Der Fremden, höret sie gern das; und die Kinder Die Stimmen des heißen Hains,

70 Und wo der Sand fällt und sich spaltet Des Feldes Fläche, die Laute Sie hören ihn, und lieblich widertönt Es von d^n Klagen des Manns. Eins Tages diente Patmos, thiergleich, dem Seher, denn dem war es ein Übel

75 Dem menschenliebenden, der im Sausen des Rohrs, war, in der Jugend,

Gegangen mit Dem Sohne des Höchsten,unzertrennlich, denn Nicht gar allein seyn mochte, des Geistes wegen Der Sohn des Höchsten, doch sähe der Jünger

80 Wohl, wer er wäre, Damals da,beim Geheimnisse des Weinstoks, sie Zusammensaßen,zu der Stunde des Gastmals Und in der großen Seele, ruhigahnend den Tod Aussprach der Herr, imd die lezte Liebe, denn nie genug

85 Hatt' er, von Güte, zu sagen Der Worte, damals, und zu Schwaigen, da Ers sähe, das Zürnen der Welt. Denn alles ist gut. Drauf starb er. Vieles wäre liebes Zu sagen. Und es sahn ihn, wie er siegend blikte

90 Den Freudigsten die Freimde noch zulezt

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D I E V A T E R L Ä N D I S C H E N G E S Ä N G E

Doch trauerten sie,dieweil Es Abend worden, erstaunt Denn Großentschiedenes hatten in der Seele Die Männer, aber sie liebten unter der Sonne Das Leben und lassen wollten sie nicht 95 Vom Angesichte des Herrn Und der Heimath. Eingeboren war. Wie Feuer im Eisen, das, und ihnen gieng Zur Seite der Schatte des Lieben. Darum auch sandt' er ihnen loo Den Geist, imd freilich bebte Das Haus und die Wetter Gottes rollten Ferndonnernd über Die ahnenden Häupter, da, schwersinnend Versammelt waren die Todeshelden, 105

Izt, da er scheidend Noch einmal ihnen erschien. Das heißet es erlosch der Sonne Tag Der KönigHche und zerbrach Den geradestralenden iio Den Zepter, göttlichleidend, von selbst. Denn wiederkommen sollt es, Zu rechter Zeit. Nicht wär' es gut Gewesen, später,und schroffabbrechend,untreu. Der Menschen Werk, und Freude war es 115 Von nun an, Zu wohnen in liebender Nacht imd bewahren In einfältigen Augen unverwandt Abgründe der Weisheit. Manchem ward Sein Vaterland ein kleiner Raum 120

Doch furchtbar wahrhaft ists, wie da und dort Unendlich hin zerstört das Lebende Gott.

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P A T M O S

Denn schon das Angesicht Der theuern Freunde zu lassen

123 Und fernhin über die Berge zu gehn Allein, wo zweifach Besorget, übereins War himmlischer Geist. Bei jenen aber wars Ein Zerfall, und das Heiligtum das Spiel des Moria

130 Und der Zomhügel zerbrach, damals, wenn ihnen plözlich Ferneilend zurük blikte Der Gott und schwörend Damit er halte, wie an Seilen golden zusammengenomnieu, Gebunden hinfort

135 Das Böse nennend, sie die Hände sich reichten, —

Wenn aber stirbt alsdenn An dem am meisten Die Schönheit hieng, daß an der Gestalt war Ein Wunder und die Himmlischen gedeutet

1+0 Auf ihn, und wenn, ein Räthsel ewig füreinander Sie sich nicht fassen können Einander, die zusammenlebten Im Gedächtnis,nicht das nur und wenn es den Sand Wegnimmt und die Weiden vind die Tempel

145 Ergreifft, wenn aber die Ehre Des Halbgotts und der Seinen Verweht und unerkenntHch, bei ihm selber, Im Himmel der genannt war Ergrimmt, weil nirgend ein

150 Unsterbliches mehr am Himmel ist zu sehen oder Auf grüner Erde, was ist diß?

Es ist der Wurf das eines Sinns, der mit Der Schaufel fasset den Waizen, Und wirft schwingend dem Klaren zu ihn über die Tenne.

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D I E V A T E R L Ä N D I S C H E N G E S Ä N G E

Ein furchtbar Ding, Staub fällt. 155 Kom aber kommet ans Ende. Nicht gar ein Übel ists, wenn einiges Verloren gehet manchmal von Reden Verhallet der lebendige Laut. Denn göttliches Werk auch gleichet dem unsem. 160 Alles will nicht der Höchste zumal. Nun Eisen träget der Schacht Und glühend Harz der Ätna, So hätt' ich auch Reichtum, Zu bilden ein Bild und ähnlich 165 Den Christ zu schaim, wie er gewesen.

Wenn aber einer spornet sich selbst,

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D I E V A T E R L Ä N D I S C H E N G E S Ä N G E

P A T M O S

D E M L A N D G R A F E N VON HOMBURG

Bruchstücke der späteren Fassung

Voll Güt'ist; keiner aber fasset Allein Gott. Wo aber Gefahr ist, wächst Das Rettende auch.

5 Im Finstem wohnen Die Adler, vind furchtlos gehn Die Söhne der Alpen über den Abgrund weg Auf leichtgebaueten Brüken. Drum, da gehäuft sind rings, um Klarheit,

10 Die Gipfel der Zeit, Und die Liebsten nahe wohnen, ermattend auf Getrenntesten Bergen, So gieb unschuldig Wasser, O Fittige gieb \ms, treuesten Sinns

15 Hinüberzugehn und wiederzukehren.

So sprach ich, da entführte Mich küasthcher, denn ich vermuthet Und weit, wohin ich nimmer Zu kommen gedacht, ein Genius mich

20 Vom eigenen Hauß'. Es kleideten sich Im Zwielicht, Menschen ähnhch, da ich gieng Der schattige Wald Und die sehnsüchtigen Bäche Der Heimath; nimmer kannt' ich die Länder.

25 Viel aber mitgelitten haben wir, viel Maale. So In fnschem Glänze, geheimnißvoU,

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D I E V A T E R L Ä N D I S C H E N G E S Ä N G E

In goldenem Rauche blühte Schnellaufgewachsen, Mit Schritten der Sonne, Von tausend Tischen duftend, jezt, 30

Mir Asia auf und geblendet ganz Sucht' eins ich, das ich kennece, denn ungewohnt War ich der breiten Gassen, wo herab Vom Tmolus fährt Der goldgeschmükte Pactol 35 Und Taurus stehet und Messogis, Und schläfrig fast von Blumen der Garten,

0 Insel des Lichts! 6i Denn wenn erloschen ist der Ruhm die Augenlust und gehalten nicht mehr Von Menschen, schattenlos, die Pfade zweifeln und die Bäume, Und Reiche, das Jugendland der Augen sind vergangen Athletischer, 65 Im Ruin, und Unschuld angeborne Zerrissen ist. Von Gott aus nemlich kommt gediegen Und gehet das Gewissen, Offenbarung, die Hand des Herrn Reich winkt aus richtendem Himmel, dann und eine Zeit ist Untheilbar Gesez, und Amt, und die Hände 70 Zu erheben, das, und das Niederfallen Böser Gedanken, los, zu ordnen. Grausam nemlich hasset Allwissende Stirnen Gott. Rein aber bestand

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P A T M O S

Auf ungebundnem Boden Johannes. Wenn einer 75 Für irrdisches prophetisches Wort erklärt

136 Vom Jordan und von Nazareth Und fern vom See, an Capernaum, Und Galiläa die Lüfte, und von Cana. Eine Weile bleib ich, sprach er. Also mit Tropfen

1+0 Stillt er das Seufzen des Lichts, das durstigem Wild War ähnlich in den Tagen, als um Syrien Jammert der getödteten Kindlein heimatliche Anmuth im Sterben, und das Haupt Des Täuffers gepflükt,war unverwelkUcher Schrift gleich

1+5 Sichtbar auf weilender Schüssel. Wie Feuer Sind Stimmen Gottes. Schwer ists aber Im Großen zu behalten das Große. Nicht eine Waide. Daß einer Bleibet im Anfang. Jezt aber

150 Geht dieses wieder, wie sonst.

Johannes. Christus. Diesen möcht' Ich singen, gleich dem Herkules,oder Der Insel, welche vestgehalten und gerettet, erfrischend Die benachbarte mit kühlen Meereswassem aus der Wüste

155 Der Fluth, der weiten,Peleus. Das geht aber Nicht. Anders ists ein Schiksaal. Wundervoller. Reicher, zu singen. Unabsehlich Seit jenem die Fabel. Und jezt

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D I E V A T E R L A N D I S C H E N G E S A N G E

Möcht' ich die Fahrt der Edelleute nach Jerusalem, und das Leiden irrend in Canossa, 160 Und den Heinrich singen. Daß aber Der Muth nicht selber mich aussezze. Begreiffen müssen Diß wir zuvor. Wie Morgenluft sind nemlich die Nahmen Seit Christus. Werden Träume. Fallen, wie Irrtum Auf das Herz vmd tödtend, wenn nicht einer 165

Erwäget, was sie sind und begreift. Es sah aber der achtsame Mann Das Angesicht des Gottes, Damals, da, beim Geheinmisse des Weinstoks sie Zusammensaßen, zu der Stunde des Gastmals, 170 Und in der großen Seele, wohlauswählend, den Tod Aussprach der Herr, und die lezte Liebe, denn nie genug Hatt er, von Güte, zu sagen Der Worte, damals, und zu bejahn bejahendes. Aber sein Licht war Tod. Denn karg ist das Zürnen der Welt. 175 Das aber erkannt' er. Alles ist gut. Drauf starb er. Es sahen aber, gebükt, deß ungeachtet, vor Gott die Gestalt Des Verläugnenden, wie wenn Ein Jahrhundert sich biegt, nachdenklich, in der Freude der Wahrheit Noch zulezt die Freunde, 180

Doch trauerten sie,da nun Es Abend worden. Nemlich rein Zu seyn, ist Geschik, ein Leben, das ein Herz hat, Vor solchem Angesicht', und dauert über die Hälfte. Zu meiden aber ist viel. Zu viel aber 185 Der Liebe, wo Anbetung ist, Ist gefahrreich, triffet am meisten. Jene wollten aber Vom Angesichte des Herrn Nicht lassen und der Heimath. Eingeboren Wie Feuer war in dem Eisen das, imd ihnen 190

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P A T M O S

Zur Seite gieng, wie eine Seuche, der Schatte des Lieben. Drum sandt er ihnen Den Geist, und freilich bebte Das Haus und die Wetter Gottes rollten

195 Ferndonnemd, Männer schaffend, wie wenn Drachenzähne, prächtigen Schiksaals,

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D I E V A T E R L Ä N D I S C H E N G E S Ä N G E

P A T M O S

D E M L A N D G R A F E N VON HOMBURG

Ansätze zur letzten Fassung

Voll Güt' ist; keiner aber fasset Allein Gott. Wo aber Gefahr ist, wächst Das Rettende auch. Im Finstern wohnen 5 Die Adler, und furchtlos gehn Im Tagewerk die Söhne der Alpen über den Abgrund weg Auf leichtgebaueten Brüken. Drum, da gehäuft sind rings,um Klarheit, Die Gipfel der Zeit, lo Und die Liebsten nahe wohnen sehnsuchtsvoll, ermattend auf Getrenntesten Bergen, So gieb unschuldig Wasser, O Fittige gieb uns,treuesten Sinns IJinüberzugehn und wiederzukehren. 15

So sprach ich, da entführte Mich künstlicher, denn ich vermuthet Und weit, wohin ich nimmer Zu kommen gedacht, ein Genius mich Vom eigenen Hauß'. Es kleideten sich 20

Im Zwielicht, Menschen ähnHch, da ich gieng Der schattige Wald Und die sehnsüchtigen Bäche Der Heimath; nimmer kannt' ich die Länder. Viel aber mitgelitten erfahren haben wir, Merkzeichen viel. So 25

In frischem Glänze, geheimnißvoU,

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P A T M O S

In goldenem Rauche blühte Schnellaufgewachsen, Herzlich erkannt, mit Schritten der Sonne,

30 Von tausend Tischen duftend, jezt,

Mir Asia auf und geblendet ganz Sucht' eins ich, das ich kennete, denn nie gewöhnt hatt Ich mich solch breiter Gassen, wo herab Vom Tmolus aus fahrt

35 Ein imzerbrechlich Zeug, der goldgeschmükte Pactol Und Taurus stehet und Messogis, und von Gewürzen Fast schläfrig der Garten,

136 Vom Jordan fern und Nazareth Und fern vom See, an Capernaum, wo sie ihn Gesucht und Galiläa die Lüfte, imd von Cana. Eine Weile bleib ich, sprach er. Also wie mit Tropfen heiügen

1+0 Stillte er das Seufzen des Lichts, das durstigem Thier war oder Dem Schreien des Huhns ähnlich, jenes Tages, als um Syrien, verblüht Gewimmert der getödteten Kindlein heimatliche Anmuth wohlredend im Verschwinden, imd des Täuffers Sein Haupt stürzt und das goldene, lag uneßbarer und unverwelklicher

Schrift gleich 145 Sichtbar auf trokener Schüssel. Wie Feuer, in Städten, tödtlichliebend

Sind Gottes Stimmen. Brennend ist aber, gewißlich

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D I E V A T E R L Ä N D I S C H E N G E S Ä N G E

Das gleich behalten im Großen das Große. Nie eine Waide. Daß einer Bleibet im Anfang. Jezt aber Geht dieses wieder, wie sonst. i50

Johannes. Christus. Diesen, ein Lastträger möcht ich singen, gleich dem Herkules, oder Der Insel, welche gebannet, und angeblümt, sinnreich, erfrischend Die benachbarte mit kalten Meereswassern aus der Wüste Der Fluth,der.weiten,Peleus. Aber nicht 155 Genug. Anders ist es ein Schiksaal. Wundervoller. Reicher, zu singen. Unabsehlich Seit dem die Fabel. Und auch möcht Ich die Fahrt der EdeUeute nach Jerusalem, und wie Schwanen der Schiffe Gang und das Leiden irrend

in Canossa, brennendheiß 160 Und den Heinrich singen. Aber daß Uranfangs

Der Muth nicht selber mich aussezze. Schauen, müssen wir mit Schlüssen, Der Erfindvuig vorher. Denn theuer ists Das Angesicht des Theuersten. Nemlich Leiden färbt Die Reinheit dieses, die rein 165

Ist wie ein Schwerdt. Damals sah aber Der achtsame Mann Das Angesicht des Gottes, Da, beim Geheimnisse des Weinstoks sie Zusammensaßen,zu der Stunde des Gastmals, 170 Als in der großen Seele, wohlauswählend, den Tod Aussprach der Herr, und die lezte Liebe, denn nie genug Hatt er, von Güte, zu sagen Der Worte, damals, \md zu bejahn schneeweiß. Aber nachher Sein Licht war Tod. Denn begrifflos ist das Zürnen der Welt, nahmlos. 175 Das aber erkannt' er. Alles ist gut. Drauf starb er. Es sahen aber, gebükt, deß unerachtet, vor Gott die Gestalt

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P A T M O S

Des Verläugnenden,wie wenn Ein Jahrhundert sich biegt, nachdenklich, in der Freude der Wahrheit

180 Noch zulezt die Freunde,

Doch aber mußten sie trauern, nun, da Es Abend worden. Nemlich meistens ist rein Zu seyn ein Geschik, ein Leben, das ein Herz hat. Vor solchem Angesicht', imd dauert über die Hälfte.

185 Zu meiden aber ist viel. Zu viel aber Der Liebe, wo Anbetung ist, Ist gefahrreich, triffet am meisten. Aber jene nicht Von Thränen und Schläfen des Herrn wollten Lassen und der Heimath. Eingeboren, glühend

190 Wie Feuer roth war im Eisen das. Und schadend das Angesicht des Gottes \virkhch

Wie eine Seuche gieng zur Seite der Schatte des Lieben. Dnmi sandt er ihnen Den Geist, und freilich bebte Das Haus und die Wetter Gottes rollten

195 Femdonnemd, Männer schaffend, zornige wie wenn Drachenzähne, prächtigen Schiksaals,

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D I E V A T E R L Ä N D I S C H E N G E S Ä N G E

A N D E N K E N

Der Nordost wehet, Der liebste unter den Winden Mir, weil er feurigen Geist Und gute Fahrt verheißet den Schiffern. Geh aber nun und grüße 5

Die schöne Garonne, Und die Gärten von Bourdeaux Dort, wo am scharfen Ufer Hingehet der Steg und in den Strom Tief fällt der Bach, darüber aber lo Hinschauet ein edel Paar Von Eichen und Silberpappeln;

Noch denket das mir wohl und wie Die breiten Gipfel neiget Der Uhnwald, über die Mühl', 15 Im Hofe aber wächset ein Feigenbaum. An Feiertagen gehn Die braunen Frauen daselbst Auf seidnen Boden, Zur Märzenzeit, 20 Wenn gleich ist Nacht und Tag, Und über langsamen Stegen, Von goldenen Träumen schwer. Einwiegende Lüfte ziehen.

Es reiche aber, 25 Des dunkeln Lichtes voll, Mir einer den duftenden Becher,

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A N D E N K E N

Damit ich rahen möge; denn süß War' unter Schatten der Schlummer.

30 Nicht ist es gut, Seellos von sterblichen Gedanken zu seyii. Doch gut Ist ein Gespräch und zu sagen Des Herzens Meinung, zu hören viel

35 Von Tagen der Lieb', Und Thaten, welche geschehen.

Wo aber sind die Freunde? Bellarmiu Mit dem Gefährten? Mancher Trägt Scheue, an die Quelle zu gehn;

40 Es beginnet nemlich der Reichtum Im Meere. Sie, Wie Mahler, brmgen zusammen Das Schöne der Erd' und verschmähn Den geflügelten Krieg nicht, und

45 Zu wohnen einsam, jahrlang,unter Dem entlaubten Mast, wo nicht die Nacht durchglänzen Die Feiertage der Stadt, Und Saitenspiel und eingeborener Tanz nicht.

Nun aber sind zu Indiern 50 Die Männer gegangen.

Dort an der luftigen Spiz' An Traubenbergen, wo herab Die Dordogne kommt. Und zusammen mit der prächt'gen

55 Garonne meerbreit Ausgehet der Strom. Es nehmet aber Und giebt Gedächtniß die See, Und die Lieb' auch heftet fleißig die Augen, Was bleibet aber, stiften die Dichter.

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D I E V A T E R L Ä N D I S C H E N G E S Ä N G E

D E R I S T E R

Jezt komme, Feuer I Begierig sind wir Zu schauen den Tag, Und wenn die Prüfung Ist durch die Knie gegangen, 5 Mag einer spüren das Waldgeschrei. Wir singen aber vom Indus her Fernangekommen und Vom Alpheus, lange haben Das Schikliche wir gesucht, lo Nicht ohne Schwingen mag Zum Nächsten einer greifen Geradezu Und kommen auf die andere Seite. Hier aber wollen wir bauen. 15 Denn Ströme machen urbar Das Land. Werm nemlich Kräuter wachsen Und an denselben gehn Im Sommer zu trinken die Thiere, So gehn auch Menschen daran. 20

Man nennet aber diesen den Ister. Schön wohnt er. Es brennet der Säulen Laub, Und reget sich. Wild stehn Sie aufgerichtet,untereinander; darob Ein zweites Maas, springt vor 25 Von Felsen deis Dach. So wundert Mich nicht, daß er Den Herkules zu Gaste geladen.

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D E R I S T E R

Fern glänzend, am Olympos drunten, 30 Da der, sich Schatten zu suchen

Vom heißen Isthmos kam. Denn voll des Muthes waren Daselbst sie, es bedarf aber, der Geister wegen. Der Kühlung auch. Darvim zog jener lieber

3S An die Wasserquellen hieher vmd gelben Ufer, Hoch duftend oben, und schwarz Vom Fichtenwald, wo in den Tiefen Ein Jäger gern lustwandelt Mittags, und Wachstum hörbar ist

40 An harzigen Bäumen des Isters,

Der scheinet aber fast Rükwärts zu gehen und Ich mein, er müsse kommen Von Osten.

•5 Vieles wäre Zu sagen davon. Und warum hängt er An den Bergen gerad? Der andre Der Rhein ist seitwärts Hinweggegangen. Umsonst nicht gehn

50 Im Troknen die Ströme. Aber wie ? Ein Zeichen braucht es Nichts anderes, schlecht und recht, damit es Sonn Und Mond trag' im Gemüth', untrennbar. Und fortgeh, Tag imd Nacht auch, und Die Himmlischen warm sich fühlen aneinander.

55 Darum sind jene auch Die Freude des Höchsten. Denn wie käm er Herunter? Und wie Hertha grün, Sind sie die Kinder des Himmels. Aber allzugedultig Scheint der mir, nicht

60 Freier, und fast zu spotten. Nemlich wenn

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D I E V A T E R L Ä N D I S C H E N G E S Ä N G E

Angehen soll der Tag In der Jugend, wo er zu wachsen Anfängt, es treibet ein anderer da Hoch schon die Pracht, und Füllen gleich In den Zaum knirscht er, und weithin hören 65 Das Treiben die Lüfte, Ist der zufrieden; Es brauchet aber Stiche der Fels Und Furchen die Erd', Unwirthbar wär es, ohne Weile; 70 Was aber jener thuet der Strom, Weis niemand.

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D I E V A T E R L Ä N D I S C H E N G E S Ä N G E

M N E M O S Y N E

Erste Fassung

aber es haben Zu singen

Blumen auch Wasser und fühlen Ob noch ist der Gott. Denn schön ist

5 Der Brauttag, bange sind wir aber Der Ehre wegen. Denn furchtbar gehet Es ungestalt, wenn Eines uns Zu gierig genommen. Zweifellos Ist aber der Höchste. Der kann täglich

10 Es ändern. Kaum bedarf er Gesez,wie nemUch es Bei Menschen bleiben soll. Viel Männer möchten da Seyn, wahrer Sache. Nicht vermögen Die Himmlischen alles. Nemlich es reichen

15 Die Sterblichen eh' an den Abgrund. Also wendet es sich Mit diesen. Lang ist Die Zeit, es ereignet sich aber Das Wahre.

Wie aber liebes? Sonnenschein 20 Am Boden sehen wir und trokenen Staub

Und tief mit Schatten die Wälder und es blühet An Dächern der Rauch, bei alter Krone Der Thürme, friedsam; und es girren ^ Verloren in der Luft die Lerchen und unter dem Tage waiden

25 Wohlangeführt die Schaafe des Himmels. Und Schnee, wie Majenblumen

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D I E V A T E R L Ä N D I S C H E N G E S Ä N G E

Das Edelmüthige.wo Es seie, bedeutend, glänzet mit Der grünen Wiese Der Alpen, hälftig, da gieng 30

Vom Kreuze redend, das Gesezt ist unterwegs einmal Gestorbenen, auf der schroffen Straß Ein WandersmEinn mit Dem andern, aber was ist diß ? 35

Am Feigenbaum ist mein Achilles mir gestorben. Und Ajax liegt An den Grotten,nahe der See, An Bächen, benachbart dem Skamandros. 40 Vom Genius kühn ist bei Windessausen, nach Der heimatlichen Salamis süßer Gewohnheit, in der Fremd' Ajax gestorben Patroklos aber in des Königes Harnisch. Und es starben +5 Noch andere viel. Mit eigener Hand Viel traurige, wilden Muths, doch göttlich Gezwungen, zulezt, die anderen aber Im Geschike stehend, im Feld. Unwillig nemlich Sind HimmHsche, wenn einer nicht die Seele schonend sich 50 Zusammengenommen, aber er muß doch; dem Gleich fehlet die Trauer.

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D I E V A T E R L Ä N D I S C H E N G E S Ä N G E

M N E M O S Y N E

Zweite Fassung

Ein Zeichen sind wir, deutungslos Schmerzlos sind wir und haben fast Die Sprache in der Fremde verloren. Wenn nemlich über Menschen

5 Ein Streit ist an dem Himmel und gewaltig Die Monde gehn, so redet Das Meer auch und Ströme müssen Den Pfad sich suchen. Zweifellos Ist aber Einer. Der

10 Kann täglich es ändern. Kaum bedarf er Gesez. Und es tönet das Blatt und Eichbäume wehn dann neben Den Firnen. Denn nicht vermögen Die Himmlischen alles. Nemlich es reichen Die Sterblichen eh' an den Abgrund. Also wendet es sich, das Echo

15 Mit diesen. Lang ist Die Zeit, es ereignet sich aber Das Wahre.

Wie aber liebes ? Sonnenschein Am Boden sehen wir und trokenen Staub

20 Und tief mit Schatten die Wälder und es blühet An Dächern der Rauch, bei alter Krone Der Thürme,friedsam; und es girren Verloren in der Luft die Lerchen und unter dem Tage waiden Wohlangeführt die Schaafe des Himmels.

2 5 Und Schnee, wie Maj enblumen Das Edelmüthige, wo Es seie, bedeutend, glänzet mit

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D I E V A T E R L Ä N D I S C H E N G E S Ä N G E

Der grünen Wiese Der Alpen, hälftig, da gieng Vom Kreuze redend, das 30 Gesezt ist unterwegs einmal Gestorbenen, auf der schroffen Straß Ein Wandersmann mit Dem andern, aber was ist diß?

Am Feigenbaum ist mein 35 Achilles mir gestorben, Und Ajax liegt An den Grotten, nahe der See, An Bächen, benachbart dem Skamandros. Vom Genius kühn ist bei Windessausen, nach 40 Der heimatlichen Salamis süßer Gewohnheit, in der Fremd' Ajax gestorben Patroklos aber in des Königes Heimisch. Und es starben Noch andere viel. Mit eigener Hand 45 Viel traurige, wilden Muths, doch göttüch Gezwungen, zulezt, die anderen aber Im Geschike stehend, im Feld. UnwiUig nemUch Sind Himmhsche, wenn einer nicht die Seele schonend sich Zusammengenommen, aber er muß doch; dem 50 Gleich fehlet die Trauer.

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DI E V A T E R L Ä N D I S C H E N G E S Ä N G E

M N E M O S Y N E

Dritte Fassung

Reif sind, in Feuer getaucht, gekochet Die Frücht und auf der Erde geprüfet und ein Gesez ist Daß alles hineingeht, Schlangen gleich. Prophetisch, träumend auf

5 Den Hügeln des Himmels. Und vieles Wie auf den Schultern eine Last von Scheitern ist Zu behalten. Aber bös sind Die Pfade. Nemlich unrecht,

10 Wie Rosse, gehn die gefangenen Element' und alten Geseze der Erd. Und immer Ins Ungebundene gehet eine Sehnsucht. Vieles aber ist Zu behalten. Und Noth die Treue.

15 Vorwärts aber und rükwärts wollen wir Nicht sehn.Uns wiegen lassen, wie Auf schwankem Kahne der See.

Wie aber Uebes? Sonnenschein Am Boden sehen wir und trokenen Staub

20 Und heimatlich die Schatten der Wälder und es blühet An Dächern der Rauch,bei alter Krone Der Thürme, friedsam; gut sind nemüch Hat gegenredend die Seele Ein Himmlisches verwundet, die Tageszeichen.

25 Denn Schnee, wie Majenblumen Das Edelmüthige,wo Es seie,bedeutend, glänzet auf

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D I E V A T E R L Ä N D I S C H E N G E S Ä N G E

Der grünen Wiese Der Alpen, hälftig, da, vom Kreuze redend, das Gesezt ist unterwegs einmal 30 Gestorbenen, auf hoher Straß Ein Wandersmann geht zornig. Fern ahnend mit Dem andern, aber was ist diß?

Am Feigenbaum ist mein 35 Achilles mir gestorben. Und Ajax Hegt An den Grotten der See, An Bächen,benachbart dem Skamandros. An Schläfen Sausen einst, nach 40 Der unbewegten Salamis steter Gewohnheit, in der Fremd', ist groß Ajax gestorben Patroklos aber in des Königes Harnisch. Und es starben Noch andere viel. Am Kithäron aber lag 45 Elevtherä, der Mnemosyne Stadt. Der auch als Ablegte den Mantel Gott, das abendliche nachher löste Die Loken. Himmlische nemlich sind Unwillig, wenn einer nicht die Seele schonend sich Zusammengenommen, aber er muß doch; dem 50 Gleich fehlet die Trauer.

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HYMNISCHE E N T W Ü R F E

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H Y M N I S C H E E N T W Ü R F E

D E M A L L B E K A N N T E N

Frei wie die Schwalben, ist der Gesang, sie fliegen und wandern Fröhlich von Land zu Land, und ferne suchet den Sommer Sich das heiige Geschlecht, denn heilig war es den Vätern Und nun sing ich den Fremdling,ihn,

5 Diß neide mir keiner der andern, gleichst du dem Ernsten Oder gleichst du ihm nicht, laß jezt in Ruhe mich sprechen Denn der Herrliche selbst er gönnet gerne mein Spiel mir. Fragen möcht' ich, woher er ist? am Rheine der Deutschen Wuchs er nicht auf wenn schon nicht arm an Männern das Land ist,

10 Das bescheidene, imd EUQ aUemährender Sonne Schön auch da der Genius reift.

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H Y M N I S C H E E N T W Ü R F E

D E U T S C H E R G E S A N G

Wenn der Morgen trunken begeisternd heraufgeht Und der Vogel sein Lied beginnt, Und Stralen der Strom wirft, und rascher hinab Die rauhe Bahn geht über den Fels,

Weil ihn die Sonne gewärmet. 5

Und der

Verlangend in anders Land Die Jünglinge Und das Thor erwacht und der Marktpläz, Und von heiligen Flammen des Heerds lO Der röthliche Duft steigt,dann schweigt er allein, Dann hält er still im Busen das Herz, Und sinnt in einsamer Halle.

Doch wenn

dann sizt im tiefen Schatten, 15 Wenn über dem Haupt die Uhne säuselt, Am kühlathmenden Bache der deutsche Dichter Und singt, wenn er des heihgen nüchternen Wassers Genug getrunken, fernhin lauschend in die Stille, Den Seelengesang. 20 Und noch, noch ist er des Geistes zu voll. Und die reine Seele

Bis zürnend er

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D E U T S C H E R G E S A N G

Und es glühet ihm die Wange vor Schaam, 25 Unheilig jeder Laut des Gesangs.

Doch lächeln über des Mannes Einfalt Die Gestirne, wenn vom Orient her Weissagend über den Bergen unseres Volks Sie verweilen

30 Und wie des Vaters Hand ihm über den Loken geruht, In Tagen der Kindheit, So krönet, daß er schaudernd es fühlt Ein Seegen das Haupt des Sängers, Wenn dich, der du

35 Um deiner Schöne willen, bis heute, Nahmlos geblieben o göttlichster! 0 guter Geist des Vaterlands Sein Wort im Liede dich neimet.

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W I E V Ö G E L L A N G S A M Z I E H N . . .

Wie Vögel langsam ziehn Es büket voraus Der Fürst und kühl wehn An die Brust ihm die Begegnisse wenn Es um ihn schweiget, hoch 5 In der Luft, reich glänzend aber hinab Das Gut ihm liegt der Länder, imd mit ihm sind Das erstemal siegforschend die Jungen. Er aber mäßiget mit Der Fittige Schlag. lo

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W I E M E E R E S K Ü S T E N . . .

Wie Meeresküsten, wenn zu baun Anfangen die Himmlischen und herein Schifft vuiaufhaltsam, eine Pracht, das Werk Der Woogen, eins ums andere, und die Erde

5 Sich rüstet aus, darauf vom Freudigsten eines Mit guter Stimmimg, zu recht es legend also schlägt es Dem Gesang, mit dem Weingott, vielverheißend dem bedeutenden Und der Lieblingin Des Griechenlandes

10 Der meergeborenen, schiklich blikenden Das gewaltige Gut ans Ufer.

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H Y M N I S C H E E N T W Ü R F E

H E I M A T H

Und niemand weiß

Indessen laß mich wandeln Und wilde Beeren pflüken Zu löschen die Liebe zu dir An deinen Pfaden, o Erd' 5

Hier wo und Rosendomen

Und süße Linden duften neben Den Buchen, des Mittags, wenn im falben Kornfeld Das Wachstum rauscht, an geradem Halm, lo Und den Naken die Ähre seitwärts beugt Dem Herbste gleich, jezt aber unter hohem Gewölbe der Eichen, da ich sinn Und aufwärts frage, der Glokenschlag Mir wohlbekannt 15 Femher tönt, goldenklingend, um die Stunde, wenn Der Vogel wieder wacht. So gehet es wohl.

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H Y M N I S C H E E N T W Ü R F E

W E N N N E M L I C H D E R R E B E SAFT,

Wenn nemlich der Rebe Saft, Das milde Gewächs suchet Schatten Und die Traube wachset unter dem kühlen Gewölbe der Blätter,

s Den Männern eine Stärke, Wohl aber duftend den Jungfraun, Und Bienen, Wenn sie, vom Wohlgeruche Des Frühlings trunken, der Geist

10 Der Sonne rühret, irren ihr nach I

Die Getriebenen, wenn aber Ein Stral brennt, kehren sie Mit Gesumm, vielahnend

darob 15 die Eiche rauschet.

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H Y M N I S C H E E N T W Ü R F E

AUF F A L B E M L A U B E . . .

Auf falbem Laube ruhet

Die Traube, des Weines Hoffnung, also ruhet auf der Wange Der Schatten von dem goldenen Schmuk, der hängt Am Ohre der Jungfrau.

Und ledig soll ich bleiben Leicht fanget aber sich In der Kette, die Es abgerissen,das Kälblein.

Fleißig

Es liebet aber der Sämann lo Zu sehen eine, Des Tages schlafend über Dem Strikstrumpf.

Nicht wiU Wohllauten Der deutsche Mund 15 Aber lieblich Am stechenden Bart rauschen Die Küsse.

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H Y M N I S C H E E N T W Ü R F E

WAS I S T D E R M E N S C H E N L E B E N . . .

Was ist der Menschen Leben ein Bild der Gottheit. Wie unter dem Himmel wandeln die Irrdischen alle, sehen Sie diesen. Lesend aber gleichsam, wie In einer Schrift, die Unendlichkeit nachahmen und den Reichtum

5 Menschen. Ist der einfältige Himmel Denn reich? Wie Blüthen sind ja Silberne Wolken. Es regnet aber von daher Der Thau und das Feuchte. Wenn aber Das Blau ist ausgelöschet, das Einfältige, scheint

10 Das Matte, das dem Marmelstein gleichet, wie Erz, Anzeige des Reichtums.

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WAS I S T G O T T ? . . .

Was ist Gott? unbekannt, dennoch Voll Eigenschaften ist das Angesicht Des Himmels von ihm. Die BHze nemlich Der Zorn sind eines Gottes. Jemehr ist eins Unsichtbar, schiket es sich in Fremdes. Aber der Donner Der Ruhm ist Gottes. Die Liebe zur Unsterblichkeit Das Eigentum auch, wie das unsere, Ist eines Gottes.

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H Y M N I S C H E E N T W Ü R F E

AN D I E M A D O N N A

Viel hab' ich dein Und deines Sohnes wegen Gelitten, 0 Madonna, Seit ich gehöret von ihm

5 In süßer Jugend; Denn nicht der Seher allein. Es stehen unter einem Schiksaal Die Dienenden auch. Denn weil ich

Und manchen Gesang, den ich 10 Dem höchsten zu singen, dem Vater

Gesonnen war, den hat Mir weggezehret die Schwermuth.

Doch Himmlische, doch will ich Dich feiern und nicht soll einer

IJ Der Rede Schönheit mir Die heimatliche, vorwerfen, Dieweil ich allein Zum Felde gehe, wo wild Die Lilie wächst, furchtlos,

20 Zum unzugänglichen, Uralten Gewölbe Des Waldes,

das Abendland,

und gewaltet über 25 Den Menschen hat, statt anderer Gottheit sie

Die allvergessende Liebe.

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H Y M N I S C H E E N T W Ü R F E

Denn damals sollt es beginnen Als

Geboren dir im Schoose Der göttliche Knabe und um ihn 30 Der Freundin Sohn, Johannes genannt Vom stummen Vater, der kühne Dem war gegeben Der Zunge Gewalt, Zu deuten 35

Und die Furcht der Völker und Die Donner und

Die stürzenden Wasser des Herrn.

Denn gut sind Sazungen, aber

Wie Drachenzähne, schneiden sie 40 Und tödten das Leben, wenn im Zorne sie schärft Ein Geringer oder ein König. Gleichmuth ist aber gegeben Den Liebsten Gottes. So dann starben jene. Die Beiden, so auch sahst 45 Du göttlichtrauemd in der starken Seele sie sterben. Und wohnst deswegen

und wenn in heiliger Nacht Der Zukunft einer gedenkt und Sorge für Die sorglosschlafenden trägt 50 Die frischaufblühenden Kinder Kömmst lächelnd du, und fragst, was er, wo du Die Königin seiest, befürchte.

Denn nimmer vermagst du es

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A N D I E M A D O N N A

55 Die keimenden Tage zu neiden, Denn lieb ist dirs, von je, Wenn größer die Söhne sind. Denn ihre Mutter. Und nimmer gefällt es dir Wenn rükwärtsblikend

60 Ein Älteres spottet des Jüngern. Wer denkt der theuem Väter Nicht gern und erzählet Von ihren Thaten,

wenn aber Verwegnes geschah, 65 Und Undankbare haben

Das Ärgerniß gegeben Zu gerne blikt Dann zum Und thatenscheu

70 Unendliche Reue und es haßt das Alte die Kinder.

Darum beschüze Du Himmlische sie Die jungen Pflanzen und wenn Der Nord kömmt oder giftiger Thau weht oder

75 Zu lange dauert die Dürre Und wenn sie üppigblühend Versinken unter der Sense Der allzuscharfen, gieb erneuertes Wachstum. Und daß nur niemals nicht

80 Vielfältig, in schwachem Gezweige Die Kraft mir vielversuchend Zerstreue das frische Geschlecht, stark aber sei Zu wählen aus Vielem das beste.

Nichts ists, das Böse. Das soll 85 Wie der Adler den Raub

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H Y M N I S C H E E N T W Ü R F E

Mir Eines begreifen. Die Andern dabei. Damit sie nicht Die Amme, die Den Tag gebieret Verwirren, falsch anklebend 90 Der Heimath mid der Schwere spottend Der Mutter ewig sizen Im Schoose. Denn groß ist Von dem sie erben den Reichtum. Der 95

Vor aUem, daß man schone DerWildniß götthchgebaut Im reinen Geseze, woher Es haben die Kinder Des Gotts, lustwandelnd imter lOO Den Felsen und Haiden purpurn blühn Und dunkle Quellen Dir, o Madonna und Dem Sohne, aber den anderen auch Damit nicht, als von Knechten, 105 Mit Gewalt das ihre nehmen Die Götter.

An den Gränzen aber, wo stehet Der Knochenberg, so nennet man ihn Heut, aber in alter Sprache heißet no Er Ossa, Teutoburg ist Daselbst auch und voll geistigen Wassers Umher das Land, da Die Himmlischen all Sich Tempel ii5

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AN D I E M A D O N N A

Ein Handwerksmann.

Uns aber die wir Daß

Und zu sehr zu fürchten die Furcht nicht! 120 Denn du nicht, holde

aber es giebt Ein finster Geschlecht, das weder einen Halbgott Gern hört, oder wenn mit Menschen ein HimmUsches oder In Woogen erscheint, gestaltlos, oder das Angesicht

125 Des reinen ehrt, des nahen Allgegenwärtigen Gottes.

Doch wenn unheilige schon in Menge

und frech

150 Was kümmern sie dich 0 Gesang den Reinen, ich zwar Ich sterbe, doch du Gehest andere Bahn, umsonst Mag dich ein Neidisches hindern.

135 Wenn dann in kommender Zeit Du einem Guten begegnest So grüß ihn, und er denkt, Wie unsere Tage wohl

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H Y M N I S C H E E N T W Ü R F E

Voll Glüks, voll Leidens gewesen. Von einem gehet zum andern 140

Noch Eins ist aber Zu sagen. Denn es wäre Mir fast zu plözlich Das Glük gekommen, Das Einsame, daß ich imverständig 145 Im Eigentum Mich an die Schatten gewandt. Denn weil du gabst Den Sterblichen Versuchend Göttergestalt, 150 Wofür ein Wort? so meint' ich, denn es hasset die Rede, wer Das LebensHcht das herzemährende sparet. Es deuteten vor Alters Die Himmlischen sich, von selbst, wie sie

Die Kraft der Götter hiaweggenommen. 155

Wir aber zwingen

Dem Unglük ab und hängen die Fahnen Dem Siegsgott, dem befreienden auf, darum auch Hast du Räthsel gesendet. Heilig sind sie Die Glänzenden, wenn aber alltäghch I60 Die Himmhschen und gemein Das Wunder scheinen will, wenn nemlich Wie Raub Titanenfürsten die Gaaben Der Mutter greifen, hilft ein Höherer ihr.

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H Y M N I S C H E E N T W Ü R F E

D I E T I T A N E N

Nicht ist es aber Die Zeit. Noch sind sie Unangebunden. Göttliches trift untheilnehmende nicht. Dann mögen sie rechnen

5 Mit Delphi. Indessen, gieb in Feierstunden Und daß ich ruhen möge, der Todten Zu denken. Viele sind gestorben Feldherrn in alter Zeit Und schöne Frauen und Dichter

10 Und in neuer Der Männer viel Ich aber bin allein.

und in den Ocean schiffend Die duftenden Inseln fragen

15 Wohin sie sind.

Denn manches von ihnen ist In treuen Schriften überbheben Und manches in Sagen der Zeit. Viel offenbaret der Gott.

20 Denn lang schon wirken Die Wolken hinab Und es wurzelt vielesbereitend heihge Wildniß. Heiß ist der Reichtum. Denn es fehlet An Gesang, der löset den Geist.

25 Verzehren würd' er Und wäre gegen sich selbst

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H Y M N I S C H E E N T W Ü R F E

Denn nimmer duldet Die Gefangenschaft das himmlische Feuer.

Es erfreuet aber Das Gastmahl oder wenn am Feste 30 Das Auge glänzet und von Perlen Der Jungfrau Hals. Auch Kriegesspiel

und durch die G^ge Der Gärten schmettert 35 Das Gedächtniß der Schlacht und besänftiget An schlanker Brust Die tönenden Wehre ruhn Von Heldenvätem den Kindern. Mich aber umsummet 40 Die Bien und wo der Akersmann Die Furchen machet singen gegen Dem Lichte die Vögel. Manche helfen Dem Himmel. Diese siehet Der Dichter. Gut ist es, an andern sich 45 Zu halten. Denn keiner trägt das Leben allein.

Wenn aber ist entzündet Der geschäfftige Tag Und an der Kette, die Den Bliz ableitet 50 Von der Stunde des Aufgangs Himmlischer Thau glänzt, Muß imter Sterbhchen auch Das Hohe sich fühlen. Drum bauen sie Häußer 55 Und die Werkstatt gehet Und über Strömen das Schiff.

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D I E T I T A N E N

Und es bieten tauschend die Menschen Die Händ' einander, sinnig ist es

60 Auf Erden und es sind nicht umsonst Die Augen an den Boden geheftet.

Ihr fühlet aber Auch andere Art. Denn unter dem Maaße

65 Des Rohen brauchet es auch Damit das Reine sich kenne. Wenn aber

Und in die Tiefe greifet Daß es lebendig werde

70 Der AUerschütterer, meinen die Es komme der Himmlische Zu Todten herab und gewaltig dämmerts Im ungebundenen Abgrund Im allesmerkenden auf.

75 Nicht möcht ich aber sagen Es werden die Himmlischen schwach Wenn schon es aufgährt. Weim aber

und es gehet

80 An die Scheitel dem Vater, daß

und der Vogel des Himmels ihm Es anzeigt. Wunderbar Im Zorne kommet er drauf.

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H Y M N I S C H E E N T W Ü R F E

E I N S T HAB I C H D I E M U S E G E F R A G T . . .

Einst hab ich die Muse gefragt, und sie Antwortete mir Am Ende wirst du es finden. Kein Sterblicher kann es fassen. Vom Höchsten will ich schweigen. Verbotene Frucht, wie der Lorbeer, aber ist Am meisten das Vaterland. Die aber kost' Ein jeder zulezt,

Viel täuschet Anfang Und Ende. 10 Das lezte aber ist Das Himmelszeichen, das reißt

und Menschen Hinweg. Wohl hat Herkules das Gefürchtet. Aber da wir träge 15 Geboren sind, bedarf es des Falken, dem Befolgt' ein Reuter, wenn Er jaget, den Flug.

Im wenn Und der Fürst 20

und Feuer und Rauchdampf blüht Auf dürrem Rasen Doch ungemischet darunter Aus guter Brust, das Labsaal

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E I N S T H A B I C H D I E M U S E G E F R A G T .

25 Der Schlacht, die Stimme quillet des Fürsten.

Gefäße machet ein Künstler. Und es kauffet

wenn es aber Zum Urteil kommt

30 Und keusch hat es die Lippe Von einem Halbgott berührt

Und schenket das Liebste Den Unfruchtbaren Denn nimmer, von nun an

35 Taugt zum Gebrauche das Heiige.

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H Y M N I S C H E E N T W Ü R F E

W E N N A B E R D I E H I M M L I S C H E N . . .

Wenn aber die Himmlischen haben Gebaut, still ist es Auf Erden, und Wohlgestalt stehn Die betroffenen Berge. Gezeichnet Sind ihre Stirnen. Denn es traf 5 Sie, da den Donnerer hielt Unzärthch die gerade Tochter Des Gottes bebender Stral Und wohl duftet gelöscht Von oben der Aufruhr. lo Wo inne stehet, beruhiget, da Und dort, das Feuer. Denn Freude schüttet Der Donnerer aus und hätte fast Des Himmels vergessen 15 Damals im Zorne, hätt ihn nicht Das Weise gewarnet. Jezt aber blüht es Am armen Ort. Und wunderbar groß will 20 Es stehen. Gebirg hänget See, Warme Tiefe es kühlen aber die Lüfte Inseln und Halbinseln, Grotten zu beten, 25

Ein glänzender Schild Und schnell, wie Rosen,

oder es schafft

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W E N N A B E R D I E H I M M L I S C H E N . . .

Auch andere Art, 30 Es sprosset aber

viel üppig neidiges Unkraut, das blendet, schneller schießet Es auf, das ungelenke, denn es scherzet Der Schöpferische, sie aber

35 Verstehen es nicht. Zu zornig greifft Es und wächst. Und dem Brande gleich, Der Häußer verzehret, schlägt Empor, achtlos, und schonet Den Raum nicht, und die Pfade bedeket,

40 Weitgährend, ein dampfend Gewölk die unbeholfene Wildniß.

So will es göttlich scheinen. Aber Furchtbar ungastUch windet Sich durch den Garten die Irre,

45 Die augenlose, da den Ausgang Mit reinen Händen kaum Erfindet ein Mensch. Der gehet, gesandt, Und suchet, dem Thier gleich, das Nothwendige. Zwar mit Armen,

50 Der Ahnung voll, mag einer treffen Das Ziel. Wo nemlich Die HimmHschen eines Zaunes oder Merkmals, Das ihren Weg Anzeige, oder eines Bades

55 Bedürfen, reget es wie Feuer In der Brust der Männer sich.

Noch aber hat andre Bei sich der Vater. Denn über den Alpen

60 Weil an den Adler

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H Y M N I S C H E E N T W Ü R F E

Sich halten müssen, dsimit sie nicht Mit eigenem Sinne zornig deuten Die Dichter, wohnen über dem Fluge Des Vogels, um den Thron Des Gottes der Freude 65 Und deken den Abgrund Ihm zu, die gelbem Feuer gleich, in reißender Zeit Sind über Stirnen der Männer, Die Prophetischen, denen möchten Es neiden, weil die Furcht 70 Sie Heben, Schatten der Hölle,

Sie aber trieb. Ein rein Schiksaal Eröffnend von Der Erde heiligen Tischen 75 Der Reiniger Herkules, Der bleibet immer lauter, jezt noch. Mit dem Herrscher, und othembringend steigen Die Dioskuren ab und auf. An unzugängUchen Treppen, wenn von himmlischer Burg 80 Die Berge fernhinziehen Bei Nacht, und hin Die Zeiten Pythagoras

Im Gedächtniß aber lebet Philoktetes, 85

Die helfen dem Vater.

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W E N N A B E R . D I E H I M M L I S C H E N . . .

Denn ruhen mögen sie. Wenn aber Sie reizet unnüz Treiben Der Erd' und es nehmen

90 Den Himmlischen die Sinne, brennend kommen

Sie dann,

Die othemlosen

Denn es hasset 95 Der sinnende Gott

Unzeitiges Wachstum.

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H Y M N I S C H E E N T W Ü R F E

S O N S T N E M L I C H , V A T E R ZEVS . . .

Sonst nemlich, Vater Zevs

Denn

Jezt aber hast du Gefunden anderen Rath

Darum geht schröklich über 5 Der Erde Diana Die Jägerin und zornig erhebt UnendUcher Deutung voll Sein Antliz über uns Der Herr. Indeß das Meer seufzt, wenn lo Er kommt

0 war es möglich Zu schonen mein Vaterland

Doch allzuscheu nicht;

Es würde lieber sei 15 Unschiklich und gehe, mit der Erinnys,fort Mein Leben. Denn über der Erde wandeln

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S O N S T N E M L I C H , V A T E R Z E V S . . .

Gewaltige Mächte, 20 Und es ergreiffet ihr Schiksaal

Den der es leidet und zusieht, Und ergreifft den Völkern das Herz.

Denn alles fassen muß Ein Halbgott oder ein Mensch, dem Leiden nach,

25 Indem er höret, allein, oder selber Verwandelt wird, femahnend die Rosse des Herrn,

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H Y M N I S C H E E N T W Ü R F E

M E I N E S T D U ES S O L L E G E H E N . . .

meinest du Es solle gehen, Wie damals? Nemlich sie woUten stiften Ein Reich der Kunst. Dabei ward aber Das Vaterländische von ihnen 5 Versäumet und erbärmlich gieng Das Griechenland, das schönste, zu Grunde. Wohl hat es andere Bewandtniß jezt.

Es sollten nemlich die Frommen lo

und alle Tage wäre Das Fest. Also darf nicht

Ein ehrlich Meister

und wie mit Diamanten 15 In die Fenster machte, des Müßiggangs wegen Mit meinen Fingern, hindert

so hat mir Das Kloster etwas genüzet.

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H Y M N I S C H E E N T W Ü R F E

D E R A D L E R

Mein Vater ist gewandert, auf dem Gotthard, Da wo die Flüsse, hinab, Wohl nach Hetniria seitwärts, Und des geraden Weges

5 Auch über den Schnee, Zu dem Olympos und Hämos Wo den Schatten der Athos wirft, Nach Höhlen in Lemnos. Anfänglich aber sind

10 Aus Wäldern des Indus Starkduftenden Die Eltern gekommen. Der Urahn aber Ist geflogen über der See

15 Scharfsinnend,und es wunderte sich Des Königes goldnes Haupt Ob dem Geheimniß der Wasser, Als roth die Wolken dampften Über dem Schiff und die Thiere stumm

20 Einander schauend Der Speise gedachten, aber Es stehen die Berge doch still. Wo wollen wir bleiben ?

Der Fels ist zu Waide gut, 25 Das Trokne zu Trank.

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H Y M N I S C H E E N T W Ü R F E

Das Nasse aber zu Speise. Will einer wohnen, So sei es an Treppen, Und wo ein Häuslein hinabhängt Am Wasser halte dich auf. 30 Und was du hast, ist Athem zu hohlen. Hat einer ihn nemlich hinauf Am Tage gebracht, Er findet im Schlaf ihn wieder. 35 Denn wo die Augen zugedekt. Und gebvinden die Füße sind. Da wirst du es finden. Denn wo erkennest.

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H Y M N I S C H E E N T W Ü R F E

I H R S I C H E R G E B A U E T E N A L P E N

Ihr sichergebaueten Alpen! Die

Und ihr sanftblikenden Berge, Wo über buschigem Abhang

5 Der Schwarzwald saußt, Und Wohlgerüche die Loke Der Tannen herabgießt, Und der Nekar

und die Donau! 10 Im Sommer liebend Fieber

Umherwehet der Garten Und Linden des Dorfs,und wo Die Pappelweide blühet Und der Seidenbaum

15 Auf heiliger Waide,

Und

Ihr guten Städte I Nicht imgestalt.mit dem Feinde Gemischet unmächtig

20 Was Auf einmal gehet es weg Und siehet den Tod nicht.

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H Y M N I S C H E E N T W Ü R F E

Wann aber

Und Stutgard,wo ich Ein Augenbliklicher begraben 25 Liegen dürfte, dort, Wo sich die Straße Bieget, und

um die Weinstaig, Und der Stadt Klang wieder so Sich findet drunten auf ebenem Grün Stilltönend unter den Apfelbäumen

Des Tübingens wo und Blize fallen Am hellen Tage 35 Und Römisches tönend ausbeuget der Spizberg Und Wohlgeruch

Und TiUs Thal, das

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h y m n i s c h e e n t w ü r f e

DAS N Ä C H S T E B E S T E

Erste Fassung

8 Viel thuet die gute Stunde. Drum wie die Staaren

10 Mit Freudengeschrei, Wenn im Olivenland

12 In liebenswürdiger Fremde 15 Die Sonne sticht,

Und das Herz der Erde thuet Sich auf

20 und wo 22 Gastfreundlich die Schwellen siad,

An blüthenbekränzter Straß', Sie spüren nemlich die Heimath, Wenn

28 Auf feuchter Wiese der Charente,

31 Und ihnen machet waker Scharfwehend die Augen der Nordost, fliegen sie auf,

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h y m n i s c h e e n t w ü r f e

DAS N Ä C H S T E B E S T E

Zweite Fassung

offen die Fenster des Himmels Und freigelassen der Nachtgeist Der himmelstürmende, der hat unser Land Beschwäzet, mit Sprachen viel, mibändigen, und Den Schutt gewälzet 5 Bis diese Stimde. Doch kommt das, was ich will. Wenn Drum wie die Staaren Mit Freudengeschrei, 10 Wenn im Olivenland In liebenswürdiger Fremde 12 Die Sonne sticht, 15 Und das Herz der Erde thuet Sich auf

und wo 20

Gastfreundlich die Schwellen sind, 22

An blüthenbekränzter Straß', Sie spüren nemlich die Heimath, Wenn

Auf feuchter Wiese der Charente, 28

Und ihnen machet waker 31

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D A S N Ä C H S T E B E S T E

Scharfwehend die Augen der Nordost, fliegen sie auf,

40 der Katten Land Und des Wirtemberges Komebene,

46 Und wo berühmt wird

47 ihr ewigen Besänftigungen

48 wo dich, und der Winkel,

49 und wo die Knaben gespielt

53 Viel sind in Deutschland

5S Wohnsize sind da freundlicher Geister, die Zusammengehören, so die Keuschen Unterscheidet ein gleiches Gesez.

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h y m n i s c h e e n t w ü r f e

Wenn das Tagwerk aber bleibt, 62 Der Erde Vergessenheit, Wahrheit schenkt aber dazu Den Athmenden der ewige Vater. 65

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h y m n i s c h e e n t w ü r f e

DAS N Ä C H S T E B E S T E

Dritte Fassung

offen die Fenster des Himmels Und freigelassen der Nachtgeist Der himmelstürmende, der hat unser Land Beschwäzet.mit Sprachen viel,.unbändigen, und

5 Den Schutt gewälzet Bis diese Stunde. Doch kommt das, was ich will. Wenn Drum wie die Staaren

10 Mit Freudengeschrei, wenn auf Gasgogne, Orten, wo viel Gärten sind, Wenn im Olivenland, und In liebenswürdiger Fremde, Springbrunnen an grasbewachsnen Wegen Die Bäum unwissend in der Wüste

15 Die Sonne sticht. Und das Herz der Erde thuet Sich auf, wo um Den Hügel von Eichen Aus brennendem Lande

20 Die Ströme und wo Des Sonntags unter Tänzen Gastfreundlich die Schwellen sind. An blüthenbekränzten Straßen, stillegehend. Sie spüren nemlich die Heimath,

25 Wenn grad aus falbem Stein, Die Wasser silbern rieseln Und heilig Grün sich zeigt

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H Y M N I S C H E E N T W Ü R F E

Auf feuchter Wiese der Charente,

Die klugen Sinne pflegend. wenn aber Die Luft sich bahnt, 30 Und ihnen machet waker Scharfwehend die Augen der Nordost, fliegen sie auf. Und Ek um Eke Das Liebere gewahrend Denn immer halten die sich genau an das Nächste, 35 Sehn sie die heiligen Wälder und die Flamme, blühendduftend Des Wachstums und die Wolken des Gesanges fern und athmen Othem Der Gesänge. Menschlich ist Das Erkentniß. Aber die Himmlischen Auch haben solches mit sich, und des Morgens beobachten 40 Die Stunden und des Abends die Vögel. Himmlischen auch Gehöret also solches. Wolan nun. Sonst in Zeiten Des Geheimnisses hätt ich, als von Natur, gesagt, Sie kommen, in Deutschland. Jezt aber, weil, wie die See Die Erd ist und die Länder, Männern gleich, die nicht 45 Vorüber gehen können, einander, untereinander Sich schelten fast, so sag ich. Abendlich wohlgeschmiedet Vom Oberlande biegt sich das Gebirg, wo auf hoher Wiese die Wälder

sind wohl an Der bairischen Ebne. Nemlich Gebirg Geht weit vmd streket, hinter Amberg sich und 50 Fränkischen Hügeln. Berühmt ist dieses. Umsonst nicht hat Seitwärts gebogen Einer von Bergen der Jugend Das Gebirg, und gerichtet das Gebirg Heimatlich. Wildniß nemlich sind ihm die Alpen und Das Gebirg, das theilet die Tale und die Länge lang 55 Geht über die Erd. Dort aber

Gehn mags nun. Fast, unrein, hatt sehn lassen und das Eingeweid

238

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d a s n ä c h s t e b e s t e

Der Erde. Bei Ilion aber War auch das Licht der Adler. Aber in der Mitte

60 Der Himmel der Gesänge. Neben aber Am Ufer zornige Greise, der Entscheidung nemlich, die alle Drei unser sind.

239

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h y m n i s c h e e n t w ü r f e

T I N I A N

Süß ists.zu irren In heiliger Wildniß,

Und an der Wölfin Euter, o guter Geist, Der Wasser, die 5 Durchs heimatliche Land Mir irren,

, wilder sonst. Und jezt gewöhnt, zu trinken, Findlingen gleich; Des Frühlings, wenn im warmen Grunde 10

Des Haines wiederkehrend fremde Fittige

ausruhend in Einsamkeit, Und an Palmtagsstauden Wohlduftend Mit Sommervögeln 15 Zusammenkommen die Bienen, Und deinen Alpen

Von Gott getheilet

DerWelttheil,

zwar sie stehen 20

240

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t i n i a n

Gewapnet,

Und lustzuwandeln, zeitlos

denn es haben WieWagenlauff uns falkenglänzend, oder

25 Dem Thierskampf gleich, als Muttermaal Weß Geistes Kind = Die Abendländischen sein, die Himmlischen Uns diese Zierde geordnet;

Die Blumen giebt es, 30 Nicht von der Erde gezeugt, von selber

Aus lokerem Boden sprossen die. Ein Widerstral des Tages, nicht ist Es ziemend, diese zu pflüken, Denn golden stehen,

35 Unzubereitet, Ja schon die unbelaubten Gedanken gleich.

241

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h y m n i s c h e e n t w ü r f e

K O L O M B

Wünscht' ich der Helden einer zu seyn Und dürfte frei es bekennen So war' es ein Seeheld.

und es ist noth, lo Den Himmel zu fragen.

Wenn du sie aber nennest Anson und Gama 15

Gewaltig ist die Zahl 22 Gewaltiger aber sind sie selbst Und machen stumm

die Männer. 26 Dennoch 27

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k o l o m b

30 Und hin nach Genua will ich Zu erfragen Kolombos Haus Wo er

35 In süßer Jugend gewohnet.

38 meinest du

So du 45 Mich aber fragest

•7 So weit das Herz Mir reichet, wird es gehen.

60 Ein Murren war es, ungedultig

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h y m n i s c h e e n t w ü r f e

Doch da hinaus, damit 66 Vom Plaze Wir kommen, also rief Gewaltig richtend Die Gesellen die Stimme des Meergotts, 70 Die reine, daran Heroen erkennen,ob sie recht Gerathen oder nicht. 73

Sie sahn nun,

Es waren nemlich viele.

Der schönen Inseln, 120

damit

Mit Lissabon 123

Und Genua theilten; 125

Denn einsam kann

Von Himmlischen den Reichtum tragen Nicht eins; wohl nemlich mag Den Harnisch dehnen 30

244

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k o l o m b

ein Halbgott, dem Höchsten aber Ist fast zu wenig Das Wirken wo das Tagslicht scheinet, Und der Mond,

135 Darum auch

138 so

1+1 Nemlich öfters, wenn Den Himmlischen zu einsam Es wird, daß sie Allein zusammenhalten

146 oder die Erde; denn allzurein ist Entweder

151 Dann aber

155 die Spuren der alten Zucht,

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h y m n i s c h e e n t w ü r f e

D E M F Ü R S T E N

Erste Fassung

Laß in der Wahrheit immerdar Mich bleiben

Niemals im Unglük,

aber zu singen

Ihr Wohnungen des Himmels

zu singen den Helden

10

wo sie den Tempel gebaut Und Dreifuß und Altar

aber 15

herab von den Gipfeln

20

Deutsche Jugend — Zorn der alten Staaten — 25

hat ein Bürger 36

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h y m n i s c h e e n t w ü r f e

D E M F Ü R S T E N

Zweite Fassung

Laß in der Wahrheit immerdar Mich bleiben

5 Niemals im Unglük, jenes wegen Sagen etwas

Vaterseegen aber bauet Den Kindern Häußer aber zu singen

10

Ihr Wohnungen des Himmels, deren freundlich Gespräche Von Geheimnisse voll Heiliger Schule, wo sie den Tempel gebaut Und Dreifuß und Altar

15 aber

herab von den Gipfeln denn es haben Wenn einer der Sonne nicht traut

und von der Vaterlandserde 20 Das Rauschen nicht liebt

Unheimisch diesen die Todesgötter zu singen den Helden

Was kann man aber von Fürsten denken Wenn man vom Nachtmahl

25 So wenig hält Daß man Sünden Fünf Jahre oder sieben

247

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h y m n i s c h e e n t w ü r f e

Nachträgt

hat ein Bürger 36

fast hatte

Licht meines Tags tieffurchend Der Tag von deinem Herzen 40 Mein Churfürstl mich Hinweggeschwazt und auch die süße Heimath wo Viel Blumen blühen gesehn Als im Geseze deiner Gärten, in der Gestalt Des Erdballs 45

König Zu Jerusalem

der müde Sohn der Erde so

Der Meister aber In der Weinstadt bleibet Im hohen Styl Viel öfter, als der Mode.

Thuest braun oder 55 blau,

248

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h y m n i s c h e e n t w ü r f e

U N D M I T Z U F Ü H L E N DAS L E B E N . . .

Und mitzufühlen das Leben Der Halbgötter oder Patriarchen, sizend Zu Gericht. Nicht aber überall ists Ihnen gleich um diese, sondern Leben, summendheißes auch von

Schatten Echo 5 Als in einen Brennpunct

Versammelt. Goldne Wüste. Oder wohlunterhalten dem Feuerstahl des lebenswarmen

Heerds gleich schlägt dann die Nacht Fvmken, aus geschliffnem Gestein Des Tages, und um die Dämmerung noch Ein Saitenspiel tönt. Gegen das Meer zischt

10 Der Knall der Jagd. Die Aegypterin aber, of&ien Busens sizt Immer singend wegen Mühe gichtisch das Gelenk Im Wald, am Feuer. Recht Gewissen bedeutend Der Wolken und der Seen des Gestirns Rauscht in Schottland wie an dem See

15 Lombardas dann ein Bach vorüber. Knaben spielen Perlfrischen Lebens gewohnt so um Gestalten Der Meister, oder der Leichen, oder es rauscht so um der Thürme Kronen Sanfter Schwalben Geschrei.

Nein wahrhaftig der Tag 20 Bildet keine

Menschenformen. Aber erstlich Ein alter Gedanke, Wissenschaft Elysium.

und verlorne Liebe 25 Der Turniere Rosse, scheu und feucht

249

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h y m n i s c h e e n t w ü r f e

V O M A B G R U N D N E M L I C H . . .

Vom Abgrund nemlich haben Wir angefangen und gegangen Dem Leuen gleich,in Zweifel und Argerniß, Denn sinnlicher sind Menschen In dem Brand 5 Der Wüste Lichttrunken und der Thiergeist ruhet Mit ihnen. Bald aber wird, wie ein Hund, umgehn In der Hizze meine Stimme auf den Gassen der Gärten In denen wohnen Menschen lo In Frankreich Der Schöpfer Frankfurt aber, nach der Gestalt, die Abdruk ist der Natur zu reden Des Menschen nemlich, ist der Nabel 15 Dieser Erde, diese Zeit auch Ist Zeit, und deutschen Schmelzes. Ein wilder Hügel aber stehet über dem Abhang Meiner Gärten. Kirschenbäume. Scharfer Othem aber wehet Um die Löcher des Felses. AUda bin ich 20 Alles miteinander. Wunderbar Aber über Quellen beuget schlank Ein Nußbaum und sich. Beere, wie Korall Hängen an dem Strauche über Röhren von Holz, Aus denen 25 Ursprünglich aus Korn, nun aber zu gestehen, bevestigter Gesang von

Blumen als Neue Bildung aus der Stadt, wo Bis zu Schmerzen aber der Nase steigt

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v o m a b g r u n d n e m l i c h . . .

Citronengemch auf iind das öl , aus der Provence, und es haben diese 30 Dankbarkeit mir die Gasgognischen Lande

Gegeben. Gezähmet aber,noch zu sehen,und genährt hat mich Die Rappierlust und des Festtags gebraten Fleisch Der Tisch und braune Trauben, braune

und mich leset o 33 Ihr Blüthen von Deutschland, o mein Herz wird

Untrügbarer Krystall an dem Das Licht sich prüfet wenn Deutschland

251

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h y m n i s c h e e n t w ü r f e

. . D E R V A T I K A N . . .

der Vatitan,

Hier sind wir in der Einsamkeit Und drunten gehet der Bruder, ein Esel auch dem braunen Schleier nach Wenn aber der Tag , allbejahend von wegen des Spotts Schiksaale macht, denn aus Zorn der Natur- 5 Göttin, wie ein Ritter gesagt von Rom, in derlei Pallästen, gehet izt viel Irrsaal, und alle Schlüssel des Geheimnisses

wissend Fragt bös Gewissen Und Julius Geist um derweil, welcher Calender Gemachet, und dort drüben, in Westphalen, i o Mein ehrlich Meister. Gott rein und mit Unterscheidung Bewahren, das ist uns vertrauet. Damit nicht, weil an diesem Viel hängt, über der Büßung, über einem Fehler 15 Des Zeichens Gottes Gericht entstehet. Ach! keimet ihr den nicht mehr Den Meister des Forsts, und den Jüngling in der Wüste, der von Honig Und Heuschreken sich nährt. StiU Geists ists. Fraun 20

Oben wohl Auf Monte , wohl auch seitwärts, Irr ich herabgekommen Über Tyrol, Lombarda,Loretto, wo des Pilgrims Heimath

auf dem Gotthard, gezäunt, nachlässig, unter Gletschern 25 Karg wohnt jener, wo der Vogel Mit Eiderdünnen, eine Perle des Meers Und der Adler den Accent rufet, vor Gott, wo das Feuer läuft der

Menschen wegen

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. . d e r v a t i k a n . . .

Des Wächters Horn tönt aber über den Garden 30 Der Kranich häh die Gestalt aufrecht

Die Majestätische, keusche, drüben In Patmos, Morea,in der Pestluft. Türkisch, und die Eule, wohlbekannt der Schriften Spricht,heischern Fraun gleich in zerstörten Städten. Aber

35 Die erhalten den Sinn. Oft aber wie ein Brand Entstehet Sprachverwirrung. Aber wie ein Schiff, Das heget im Hafen, des Abends, wenn die Gloke lautet Des Kirchthurms,und es nachhallt unten Im Eingewaid des Tempels und der Mönch

40 Und Schäfer Abschied nehmet, vom Spaziergang Und ApoUon, ebenfalls Aus Roma, derlei Pallästen, sagt Ade I unreinhch bitter, darum I Dann kommt das BrautUed des Himmels.

•5 VoUendruhe. Goldroth. Und die Rippe tönet Des sandigen Erdballs in Gottes Werk , Ausdrükhcher Bauart, grüner Nacht Und Geist, der Säulenordnung, wirkhch Ganzem Verhälmiß, samt der Mitt,

50 Und glänzenden

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h y m n i s c h e e n t w ü r f e

G R I E C H E N L A N D

Erste Fassung

Wege des Wanderers I Denn Schatten der Bäume Und Hügel, sonnig, wo Der Weg geht Zur Kirche, 5

Reegen,wie Pfeilenregen Und Bäume stehen, schlummernd, doch Eintreffen Schritte der Sonne, Denn eben so, wie sie heißer Brennt über der Städte Dampf So gehet über des Reegens Behangene Mauren die Sonne

Wie Epheu nemlich hänget Astlos der Reagan herunter. Schöner aber Blühn Reisenden die Wege

im Freien wechselt wie Kom. Avignon waldig über den Gotthardt Tastet das Roß,Lorbeem Rauschen um Virgihus und daß Die Sonne nicht 20

Unmänlich suchet, das Grab. Moosrosen Wachsen Auf den Alpen. Blumen fangen Vor Thoren der Stadt an, auf geebneten Wegen imbegünstiget Gleich Krystallen in der Wüste wachsend des Meers. 25

Gärten wachsen um Windsor. Hoch Ziehet, aus London,

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g r i e c h e n l a n d

Der Wagen des Königs. Schöne Gärten sparen die Jahrzeit.

30 Am Canal. Tief aber liegt Das ebene Weltmeer, glühend.

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h y m n i s c h e e n t w ü r f e

G R I E C H E N L A N D

Zweite Fassung

0 ihr Stimmen des Geschiks, ihr Wege des Wanderers Denn an dem Himmel Tönt wie der Amsel Gesang Der Wolken sichere Stimmung gut Gestimmt vom Daseyn Gottes, dem Gewitter. 5

Und Rufe, wie hinausschauen, zur Unsterblichkeit und Helden; Viel sind Erinnerungen. Und wo die Erde, von Verwüstmigen her, Versuchungen der Heiligen Großen Gesezen nachgeht, die Einigkeit lo Und Zärtlichkeit imd den ganzen Himmel nachher Erscheinend singen Gesangeswolken. Denn immer lebt Die Natur. Wo aber allzusehr sich Das Ungebundene zum Tode sehnet 15 Himmlisches einschläft, und die Treue Gottes, Das Verständige fehlt. Aber wie der Reigen Zur Hochzeit, Zu Geringem auch kann kommen 20

Großer Anfang. Alltag aber wunderbar Gott an hat ein Gewand. Und Erkentnissen verberget sich sein Angesicht Und deket die Lüfte mit Kunst. 25

Und Luft und Zeit dekt Den Schröklichen,wenn zu sehr ihn Eins hebet mit Gebeten oder Die Seele.

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h y m n i s c h e e n t w ü r f e

G R I E C H E N L A N D

Dritte Fassung

0 ihr Stimmen des Geschiks, ihr Wege des Wanderers Denn an der Schule Blau, Femher, ara Tosen des Himmels Tönt wie der Amsel Gesang

5 Der Wolken heitere Stimmung gut

Gestimmt vom Daseyn Gottes, dem Gewitter. Und Rufe, wie hinausschauen, zur Unsterblichkeit imd Helden; Viel sind Erinnerungen. Wo darauf

10 Tönend, wie des Kalbs Haut Die Erde, von Verwüstungen her, Versuchungen der Heiligen Denn anfangs bildet das Werk sich Großen Gesezen nachgehet, die Wissenschaft Und Zärtlichkeit und den Himmel breit lauter Hülle nachher

15 Erscheinend singen Gesanges wölken. Denn fest ist der Erde Nabel. Gefangen nemlich in Ufern von Gras sind Die Flammen und die allgemeinen Elemente. Lauter Besiimvmg aber oben lebt der Aether. Aber silbern

20 An reinen Tagen Ist das Licht. Als Zeichen der Liebe Veilchenblau die Erde. Zu Geringem auch kann kommen Großer Anfang.

25 Alltag aber wunderbar zu lieb den Menschen Gott an hat ein Gewand. Und Erkentnissen verberget sich sein Angesicht Und deket die Lüfte mit Kunst.

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H Y M N I S C H E E N T W Ü R F E

Und Luft und Zeit dekt Den Schröklichen, daß zu sehr nicht eins 30 Ihn liebet mit Gebeten oder Die Seele. Denn lange schon steht offen Wie Blätter, zu lernen, oder Linien und Winkel Die Natur Und gelber die Sonnen und die Monde, 35 Zu Zeiten aber Wenn ausgehn will die alte Bildung Der Erde, bei Geschichten nemlich Gewordnen, muthig fechtenden, wie auf Höhen führet Die Erde Gott. Ungemessene Schritte 40 Begränzt er aber, aber wie Blüthen golden thun Der Seele Kräfte dann der Seele Verwandtschaften sich zusammen, Daß lieber auf Erden Die Schönheit wohnt und irgend ein Geist Gemeinschaftlicher sich zu Menschen gesellet. 45

Süß ists, dann unter hohen Schatten von Bäumen Und Hügeln zu wohnen, sonnig, wo der Weg ist Gepflastert zur Kirche. Reisenden aber, wem. Aus Lebensliebe, messend immerhin. Die Füße gehorchen, blühn 50 Schöner die Wege, wo das Land

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SPÄTESTE GEDICHTE

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s p a t e s t e g e d i c h t e

F R E U N D S C H A F T , L I E B E . . .

Freundschaft,Liebe, Kirch und Heiige, ICreuze, Bilder, Altar und Kanzel und Musik. Es tönet ihm die Predigt. Die Kinderlehre scheint nach Tisch ein schlummernd müßig Gespräch für Mann und Kind und Jungfraun, fromme Frauen; Hernach geht er, der Herr, der Bürgersmann und Künstler Auf Feldern froh umher und heimatlichen Auen, Die Jugend geht betrachtend auch.

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s p a t e s t e g e d i c h t e

W E N N AUS D E R F E R N E . . .

Wenn aus der Ferne, da wir geschieden sind, Ich dir noch kennbar bin, die Vergangenheit

0 du Theilhaber meiner Leiden! Einiges Gute bezeichnen dir kann,

So sage, wie erwartet die Freundin dich? 5 In jenen Gärten, da nach entsezlicher

Und dunkler Zeit wir uns gefunden? Hier an den Strömen der heiigen Urwelt.

Das muß ich sagen, einiges Gutes war In deinen Bliken, als in den Femen du lo

Dich einmal fröhlich umgesehen Immer verschlossener Mensch, mit finstrem

Aussehn. Wie flössen Stimden dahin, wie still War meine Seele über der Wahrheit daß

Ich so getrennt gewesen wäre? 15 Jal ich gestand es, ich war die deine.

Wahrhafftig! wie du alles Bekannte mir In mein Gedächtniß bringen und schreiben willst,

Mit Briefen, so ergeht es mir auch Daß ich Vergangenes alles sage. 20

Wars Frühling? war es Sommer? die Nachtigall Mit süßem Liede lebte mit Vögeln, die

Nicht ferne waren im Gebüsche Und mit Gerüchen umgaben Bäum' uns.

262

/ /

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w e n n a . u s d e r f e r n e . . .

25 Die klaren Gänge, niedres Gesträuch und Sand Auf dem wir traten, machten erfreulicher

Und lieblicher die Hyacinthe Oder die Tulpe, Viole, Nelke.

Um Wand und Mauern grünte der Epheu, grünt' 30 Ein seelig Dunkel hoher Alleeen. Offt

Des Abends, Morgens waren dort wir Redeten manches und sahn uns froh an.

In meinen Armen lebte der Jüngling auf, Der, noch verlassen, aus den Gefilden kam,

35 Die er mir wies, mit einer Schwermuth, Aber die Nahmen der seltnen Orte

Und alles Schöne hatt' er behalten, das An seeligen Gestaden, auch mir sehr werth

Im heimatlichen Lande blühet •0 Oder verborgen, aus hoher Aussich t,

Allwo das Meer luch einer beschauen kann, Doch keiner seyh will. Nehme vorüeb, und denk

An die, die noch vergnügt ist, darum. Weil der entzükende Tag uns anschien,

•5 Der mit Geständniß oder der Hände Druk Anhüb, der uns vereinet. Ach! wehe mir!

Es waren schöne Tage. Aber Traurige Dämmerung folgte nachher.

Du seiest so allein in der schönen Welt 50 Behauptest du mir immer, Geliebter! das

Weist aber du nicht,

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s p ä t e s t e g e d i c h t e

AUF D E N T O D E I N E S K I N D E S

Die Schönheit ist den Kindern eigen, Ist Gottes Ebenbild vieleicht, — Ihr Eigentum ist Ruh und Schweigen, Das Engeln auch zum Lob gereicht.

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s p ä t e s t e g e d i c h t e

D E R R U H M

Es knüpft an Gott der Wohllaut, der geleitet Ein sehr berühmtes Ohr, denn wunderbar Ist ein berühmtes Leben groß und klar. Es geht der Mensch zu Fuße oder reitet.

5 Der Erde Freuden, Freundlichkeit vmd Güter, Der Garten, Baum, der Weinberg mit dem Hüter, Sie scheinen mir ein Wiederglanz des Himmels, Gewähret von dem Geist den Söhnen des Gewimmels.

Wenn Einer ist mit Gütern reich beglüket, 10 Wenn Obst den Garten ihm, imd Gold ausschmüket

Die Wohnung \md das Haus, was mag er haben Noch mehr in dieser Welt, sein Herz zu laben?

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s p ä t e s t e g e d i c h t e

A U F D I E G E B U R T E I N E S K I N D E S

Wie wird des Himmels Vater schauen Mit Freude das erwachs'ne Kind, Gehend auf blumenreichen Auen, Mit andern, welche lieb ihm sind.

Indessen freue dich des Lebens, Aus einer guten Seele kommt Die Schönheit herrlichen Bestrebens, Göttlicher Grund dir mehr noch frommt.

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s p ä t e s t e g e d i c h t e

DAS A N G E N E H M E D I E S E R W E L T . . .

Das Angenehme dieser Welt hab' ich genossen, Die Jugendstunden sind, wie lang! wie lang! verflossen, April vmd Mai und Julius sind ferne. Ich bin nichts mehr, ich lebe nicht mehr gerne I

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s p a t e s t e g e d i c h t e

AN Z I M M E R N

Die Linien des Lebens sind verschieden Wie Wege sind, und wie der Berge Gränzen. Was hier wir sind, kan dort ein Gott ergänzen Mit Harmonien und ewigem Lohn und Frieden.

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s p ä t e s t e g e d i c h t e

W E N N AUS D E M H I M M E L . . .

Wenn aus dem Himmel hellere Wonne sich Herabgießt, eine Freude den Menschen kommt.

Daß sie sich wimdem über manches Sichtbares, Höheres, Angenehmes:

5 Wie tönet lieblich heiiger Gesang dazu! Wie lacht das Herz in Liedern die Wahrheit an,

Daß Freudigkeit an einem Bildniß — Über dem Stege beginnen Schaafe

Den Zug, der fast in dämmernde Wälder geht. 10 Die Wiesen aber, welche mit lautrem Grün

Bedekt sind, sind wie jene Haide, Welche gewöhnlicher Weise nah ist

Dem dunkeln Walde. Da, auf den Wiesen auch Verweilen diese Schaafe. Die Gipfel, die

13 Umher sind, nakte Höhen sind mit Eichen bedeket tmd seltnen Taimen.

Da, wo des Stromes regsame Wellen sind, Daß einer, der vorüber des Weges kommt,

Froh hinschaut, da erhebt der Berge 20 Sanfte Gestalt imd der Weinberg hoch sich.

Zwar gehn die Treppen imter den Reben hoch Herunter, wo der Obstbaum blühend darüber steht

Und Duft an wilden Heken weilet. Wo die verborgenen Veilchen sprossen;

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s p ä t e s t e g e d i c h t e

Gewässer aber rieseln herab, und sanft 25 Ist hörbar dort ein Rauschen den ganzen Tag;

Die Orte aber in der Gegend Ruhen und schweigen den Nachmittag durch.

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s p ä t e s t e g e d i c h t e

AN Z I M M E R N

Von einem Menschen sag ich, wenn der ist gut Und weise, was bedarf er? Ist irgend eins

Das einer Seele gnüget? ist ein Halm, ist Eine gereifteste Reb' auf Erden

Gewachsen,die ihn nähre? Der Sinn ist deß Also. Ein Freimd ist oft die Geliebte, viel

Die K\mst. 0 Theurer, dir sag ich die Wahrheit. Dädalus Geist und des Walds ist deiner.

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s p ä t e s t e g e d i c h t e

D E R F R Ü H L I N G

Wenn auf Gefilden neues Entzüken keimt Und sich die Ansicht wieder verschönt und sich

An Bergen, wo die Bäume grünen, Hellere Lüfte,Gewölke zeigen,

Ol welche Freude haben die Menschen! froh Gehn an Gestaden Einsame, Ruh imd Lust

Und Wonne der Gesundheit blühet, Freundliches Lachen ist auch nicht ferne.

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s p ä t e s t e g e d i c h t e

D E R M E N S C H

Wer Gutes ehrt, er macht sich keinen Schaden, Er hält sich hoch, er lebt den Menschen nicht vergebens. Er kennt den Werth, den Nuzzen solchen Lebens, Er traut dem Bessern sich, er geht auf Seegenspfaden.

Hölderün.

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s p ä t e s t e g e d i c h t e

D A S F R Ö H L I C H E L E B E N

Wenn ich auf die Wiese komme, Wenn ich auf dem Felde jezt, Bin ich noch der Zahme,Fromme Wie von Dornen imverlezt. Mein Gewand in Winden wehet, 5 Wie der Geist mir lustig fragt, Worinn Inneres bestehet. Bis Auflösung diesem tagt.

O vor diesem sanften Bilde, Wo die grünen Bäume stehn, lo Wie vor einer Schenke Schilde Kann ich kaum Vorübergehn. Denn die Ruh an stiUen Tagen Dünkt entschieden treflich mir, Dieses mußt du gar nicht fragen, 15 Wenn ich soll antworten dir.

Aber zu dem schönen Bache Such' ich einen Lustweg wohl, Der, als wie in dem Gemache, Schleicht durch's Ufer wild und hohl, 20 Wo der Steg darüber gehet, Geht's den schönen Wald hinauf. Wo der Wind den Steg umwehet. Sieht das Auge fröhlich auf.

Droben auf des Hügels Gipfel 25 Siz' ich manchen Nachmittag,

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d a s f r ö h l i c h e l e b e n

Wenn der Wind umsaust die Wipfel, Bei des Thurmes Glokenschlag, Und Betrachtung giebt dem Herzen

30 Frieden, wie das Bild auch ist, Und Beruhigung den Schmerzen, Welche reimt Verstand und List.

Holde Landschaft 1 wo die Straße Mitten durch sehr eben geht,

3S Wo der Mond aufsteigt, der blasse. Wenn der Abendwind entsteht. Wo die Natur sehr einfältig. Wo die Berg' erhaben stehn. Geh' ich heim zulezt,haushältig,

40 Dort nach goldnem Wein zu sehn.

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s p ä t e s t e g e d i c h t e

D E R S P A Z I E R G A N G

Ihr Wälder schön an der Seite, Am grünen Abhang gemahlt, Wo ich umher mich leite. Durch süße Ruhe bezahlt Für jeden Stachel im Herzen, 5 Wenn dunkel mir ist der Sinn, Den Kunst und Sinnen hat Schmerzen Gekostet von Anbeginn. Ihr lieblichen Bilder im Thale, Zum Beispiel Gärten imd Baum, lo Und dann der Steg der schmale. Der Bach zu sehen kaum, Wie schön aus heiterer Feme Glänzt Einem das herrliche Bild Der Landschaft, die ich gerne is Besuch' in Witterung mild. Die Gottheit freimdlich geleitet Uns erstlich mit Blau, Hernach mit Wolken bereitet, Gebildet wölbig und grau, 20 Mit sengenden Blizen und Rollen Des Donners,mit Reiz des Gefilds, Mit Schönheit, die gequollen Vom Quell ursprünglichen Bilds.

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s p ä t e s t e g e d i c h t e

D E R K I R C H H O F

Du stiller Ort, der grünt mit jungem Grase, Da liegen Mann und Frau, und Kreuze stehn, Wohin hinaus geleitet Freunde gehn, Wo Fenster sind glänzend mit hellem Glase.

5 Wenn glänzt an dir des Himmels hohe Leuchte Des Mittags.wann der Frühling dort oft weilt, Wenn geistige Wolke dort, die graue, feuchte Wenn sanft der Tag vorbei mit Schönheit eilti

Wie still ist's nicht an jener grauen Mauer, 10 Wo drüber her ein Baum mit Früchten hängt;

Mit schwarzen thauigen, und Laub voll Trauer, Die Früchte aber sind sehr schön gedrängt.

Dort in der Kirch' ist eine dunkle Stille Und der Altar ist auch in dieser Nacht geringe,

15 Noch sind darin einige schöne Dinge, Im Sommer aber singt auf Feldern manche Grille.

Wenn Einer dort Reden des Pfarrherm hört, Indeß die Schaar der Freimde steht daneben, Die mit dem Todten sind, welch eignes Leben

20 Und welcher Geist, und fromm seyn ungestört.

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s p ä t e s t e g e d i c h t e

D I E Z U F R I E D E N H E I T

Wenn aus dem Leben kann ein Mensch sich finden, Und das begreifen, wie das Leben sich empfindet. So ist es gut; wer aus Gefahr sich windet, Ist wie ein Mensch, der kommt aus Sturm' und Winden.

Doch besser ists, die Schönheit auch zu kennen, 5 Einrichtung, die Erhabenheit des ganzen Lebens, Wenn Freude kommt aus Mühe des Bestrebens, Und wie die Güter all' in dieser Zeit sich nennen.

Der Baum, der grünt, die Gipfel von Gezweigen, Die Blumen, die des Stammes Rind' umgeben, lo Sind aus der göttlichen Natur, sie sind ein Leben, Weil über dieses sich des Himmels Lüfte neigen.

Wenn aber mich neugier'ge Menschen fragen. Was dieses sei, sich für Empfindung wagen, Was die Bestimmimg sei, das Höchste, das Gewinnen, 15 So sag' ich, das ist es, das Leben, wie das Sinnen.

Wen die Natur gewöhnlich, ruhig machet, Er mahnet mich, den Menschen froh zu leben. Warum? die Klarheit ist's, vor der auch Weise beben. Die Freudigkeit ist schön, wenn alles scherzt und lachet. 20

Der Männer Emst, der Sieg und die Gefahren, Sie kommen aus Gebildetheit, und aus Gewahren, Es geb' ein Ziel; das Hohe von den Besten Erkennt sich an dem Seyn, und schönen Überresten.

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d i e z u f r i e d e n h e i t

25 Sie selber aber sind, wie Auserwählte, Von ihnen ist das Neue, das Erzählte, Die Wirklichkeit der Thaten geht nicht unter. Wie Sterne glänzen, giebts em Leben groß und munter.

Das Leben ist aus Thaten luid verwegen, 30 Ein hohes Ziel, gehaltener's Bewegen,

Der Gang und Schritt, doch Seehgkeit aus Tugend Und großer Ernst, und dennoch lautre Jugend.

Die Reu, und die Vergangenheit in diesem Leben Sind ein verschiednes Seyn, die Eine glüket

35 Zu Ruhm und Ruh', und allem, was entrüket. Zu hohen Regionen,die gegeben;

Die Andre führt zu Quaal, und bittern Schmerzen Wenn Menschen untergehn.die mit dem Leben scherzen. Und das Gebild' und Antliz sich verwandelt

•0 Von Einem, der nicht gut und schön gehandelt.

Die Sichtbarkeit lebendiger Gestalt, das Währen In dieser Zeit, wie Menschen sich ernähren, Ist fast ein Zwist, der lebet der Empfindung, Der andre strebt nach Mühen und Erfindung.

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s p ä t e s t e g e d i c h t e

N I C H T A L L E T A G E . . .

Nicht alle Tage nennet die schönsten der, Der sich zurüksehnt unter die Freuden wo

Ihn Freunde liebten wo die Menschen Über dem Jüngling mit Gunst verweilten.

280

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s p ä t e s t e g e d i c h t e

A U S S I C H T

Wenn Menschen fröhlich sind, ist dieses vom Gemüthe, Und aus demWohlergehn, doch aus dem Felde kommet, Zu schaun der Bäume Wuchs, die angenehme Blüthe, Da Frucht der Emdte noch den Menschen wächst und frommet.

s Gebirg umgiebt das Feld, vom Himmel hoch entstehet Die Dämmerung und Luft, der Ebnen sanfte Wege Sind in den Feldern fern, und über Wasser gehet Der Mensch zu örtern dort die kühn erhöhten Stege.

Eriimerung ist auch dem Menschen in den Worten, 10 Und der Zusammenhcing der Menschen gilt die Tage

Des Lebens durch zum Guten in den Orten, Doch zu sich selber macht der Mensch des Wissens Frage.

Die Aussicht scheint Ermuntenmg, der Mensch erfreuet Am Nuzen sich, mit Tagen dann erneuet

15 Sich sein Geschäft, und um das Gute waltet Die Vorsicht gut, zu Dank, der nicht veraltet.

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s p ä t e s t e g e d i c h t e

D E M G N Ä D I G S T E N H E R R N VON L E B R E T

Sie, Edler! sind der Mensch, von dem das Beste sagen Nicht fälschlich ist, da jeder Mensch es kennet, Doch die VoUkommenheit enthält verschiedne Fragen, Wenn schon der Mensch es leicht bezeuget nennet.

Sie aber haben diß in recht gewohntem Leben, 5 In der Gewogenheit, von der sich Menschen ehren, Das ist den Würdigem als wie ein Gut gegeben. Da viele sich in Noth und Gram verzehren.

So unverherbar diß,so geht es, hoch zu gelten. Aus der Gewogenheit; die Menschen leben nimmer 10 Allein und schlechterdings von ihrem Schein vuid Schimmer, Der Mensch bezeuget diß und Weisheit geht in Welten.

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s p a t e s t e g e d i c h t e

D E R F R Ü H L I N G

Wie seelig ists, zu sehn, wenn Stunden wieder tagen, Wo sich vergnügt der Mensch umsieht in den Gefilden, Wenn Menschen sich um das Befinden fragen. Wenn Menschen sich zum frohen Leben bilden.

5 Wie sich der Himmel wölbt, und außeinander dehnet, So ist die Freude dann an Ebnen und im Freien, Wenn sich das Herz nach neuem Leben sehnet. Die Vögel singen, zum Gesänge schreien.

Der Mensch, der offt sein Inneres gefraget, 10 Spricht von dem Leben dann, aus dem die Rede gehet,

Wenn nicht der Gram an einer Seele naget, Und froh der Mann vor seinen Gütern stehet.

Wenn eine Wohnung prangt, in hoher Luft gebauet. So hat der Mensch das Feld geräumiger vmd Wege

15 Sind weit hinaus,daß Einer um sich schauet, Und über einen Bach gehen wohlgebaute Stege.

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s p ä t e s t e g e d i c h t e

D E R H E R B S T

Die Sagen,die der Erde sich entfernen, Vom Geiste, der gewesen ist und wiederkehret, Sie kehren zu der Menschheit sich, und vieles lernen Wir aus der Zeit, die eilends sich verzehret.

Die Bilder der Vergangenheit sind nicht verlassen 5 Von der Natur, als wie die Tag' verblassen Im hohen Sommer, kehrt der Herbst zur Erde nieder. Der Geist der Schauer findet sich am Himmel wieder.

In kurzer Zeit hat vieles sich geendet. Der Landmann, der am Pfluge sich gezeiget, 10 Er siehet, wie das Jahr sich frohem Ende neiget. In solchen Bildern ist des Menschen Tag vollendet.

Der Erde R\md mit Felsen ausgezieret Ist wie die Wolke nicht, die Abends sich verlieret, Es zeiget sich mit einem goldnen Tage, 15 Und die Vollkommenheit ist ohne Klage.

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s p a t e s t e g e d i c h t e

D E R S O M M E R

Das Erndtefeld erscheint, auf Höhen schimmert Der hellen Wolke Pracht, indeß am weiten Himmel In stiller Nacht die Zahl der Sterne flimmert, Groß ist und weit von Wolken das Gewimmel.

5 Die Pfade gehn entfernter hin, der Menschen Leben Es zeiget sich auf Meeren unverborgen. Der Soime Tag ist zu der Menschen Streben Ein hohes Bild, xmd golden glänzt der Morgen.

Mit neuen Farben ist geschmükt der Gärten Breite, 10 Der Mensch verwundert sich, daß sein Bemühn gelinget.

Was er mit Tugend scheifft, imd was er hoch vollbringet. Es steht mit der Vergangenheit in prächtigem Geleite.

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s p ä t e s t e g e d i c h t e

D E R F R Ü H L I N G

Es kommt der neue Tag aus fernen Höhn herunter, Der Morgen der erwacht ist aus den Dämmenmgen, Er lacht die Menschheit an, geschmükt und munter, Von Freuden ist die Menschheit sanft durchdrungen.

Ein neues Leben will der Zukunft sich enthüllen. Mit Blüthen scheint, dem Zeichen froher Tage, Das große Thal, die Erde sich zu füllen. Entfernt dagegen ist zur Frühlingszeit die Klage.

,-f Mit Unterthänigkeit d: 3t™ März 1648. Scardanelli. 10

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s p ä t e s t e g e d i c h t e

A U S S I C H T

Der offne Tag ist Menschen hell mit Bildern, Wenn sich das Grün aus ebner Feme zeiget, Noch eh' des Abends Licht zur Dämmerung sich neiget, Und Schimmer sanft den Klang des Tages mildem.

5 Oft scheint die Innerheit der Welt umwölkt, verschlossen, Des Menschen Sinn von Zweifeln voll, verdrossen. Die prächtige Natur erheitert seine Tage Und feme steht des Zweifels dunkle Frage.

Mit Unterthänigkeit 10 Den 24..März 1671 Scardanelli.

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s p ä t e s t e g e d i c h t e

D E R F R Ü H L I N G

Die Sonne glänzt, es blühen die Gefilde, Die Tage kommen blüthenreich imd milde. Der Abend blüht hinzu, und helle Tage gehen Vom Himmel abwärts, wo die Tag' entstehen.

Das Jahr erscheint mit seinen Zeiten 5 Wie eine Pracht, wo Feste sich verbreiten. Der Menschen Thätigkeit beginnt mit neuem Ziele, So sind die Zeichen in der Welt, der Wunder viele.

mit Unterthänigkeit d. 24 April Scardanelli. lo

1839.

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s p ä t e s t e g e d i c h t e

H Ö H E R E S L E B E N

Der Mensch erwählt sein Leben,sein BeschUeßen, Von Irrtum frei kennt Weisheit er, Gedanken, Erirmrungen.die in der Weh versanken. Und nichts kann ihm der innern Werth verdrießen.

5 Die prächtige Natur verschönet seine Tage, Der Geist in ihm gewährt ihm neues Trachten In seinem Innern offt, und das, die Wahrheit achten, Und höhern Sinn, und manche seltne Frage.

Dann kann der Mensch des Lebens Sinn auch kennen, 10 Das Höchste seinem Zwek, das Herrlichste benennen,

Gemäß der Menschheit so des Lebens Welt betrachten, Und hohen Sinn als höhres Leben achten.

Scardanelli.

289

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s p ä t e s t e g e d i c h t e

H Ö H E R E M E N S C H H E I T .

Den Menschen ist der Sinn ins Innere gegeben, Daß sie als anerkannt das Beßre wählen, Es gilt als Ziel,es ist das wahre Leben, Von dem sich geistiger des Lebens Jahre zählen.

Scardanelli.

290

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s p ä t e s t e g e d i c h t e

D E S G E I S T E S W E R D E N . . .

Des Geistes Werden ist den Menschen nicht verborgen, Und wie das Leben ist, das Menschen sich gefunden. Es ist des Lebens Tag, es ist des Lebens Morgen, Wie Reichtum sind des Geistes hohe Stunden.

Wie die Natur sich dazu herrlich findet, Ist, daß der Mensch nach solcher Freude schauet. Wie er dem Tage sich, dem Leben sich vertrauet. Wie er mit sich den Bund des Geistes bindet.

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s p ä t e s t e g e d i c h t e

D E R F R Ü H L I N G

Der Mensch vergißt die Sorgen aus dem Geiste, Der Frühling aber blüh't, und prächtig ist das Meiste, Das grüne Feld ist herrlich ausgebreitet Da glänzend schön der Bach hinunter gleitet.

Die Berge stehn bedeket mit den Bäumen, 5 Und herrlich ist die Luft in offnen Räumen, Das weite Thal ist in der Welt gedehnet Und Thurm und Haus an Hügeln angelehnet.

Mit Unterthänigkeit Scardanelli lo

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s p ä t e s t e g e d i c h t e

D E R S O M M E R

Wenn dann vorbei des Frühlings Blüthe schwindet, So ist der Sommer da, der um das Jahr sich windet. Und wie der Bach das Thal hinunter gleitet. So ist der Berge Pracht darum verbreitet.

5 Daß sich das Feld mit Pracht am meisten zeiget, Ist, wie der Tag, der sich zum Abend neiget; Wie so das Jahr verweilt, so sind des Sommers Stunden Und Bilder der Natur dem Menschen oft verschwunden.

d. 24 Mai 10 1778. Scardanelli.

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S P A T E S T E G E D I C H T E

D E R W I N T E R

Wenn blaicher Sclmee verschönert die Gefilde, Und hoher Glanz auf weiter Ebne blinkt, So reizt der Sommer fem, imd milde Naht sich der Frühling oft,indeß die Stunde sinkt.

Die prächtige Erscheinung ist, die Luft ist feiner, 5 Der Wald ist heU, es geht der Menschen keiner Auf Straßen, die zu sehr entlegen sind, die Stille machet Erhabenheit, wie dennoch alles lachet.

Der Frühling scheint nicht mit der Blüthen Schimmer Dem Menschen so gefallend, aber Sterne lo Sind an dem Hinunel hell, man siehet gerne Den Himmel fem, der ändert fast sich nimmer.

Die Ströme sind, wie Ebnen, die Gebilde Sind, auch zerstreut, erscheinender, die Milde Des Lebens dauert fort, der Städte Breite 15 Erscheint besonders gut auf ungemeßner Weite.

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s p ä t e s t e g e d i c h t e

W I N T E R

Wenn sich das Laub auf Ebnen weit verloren, So fällt das Weiß herunter auf die Thale, Doch glänzend ist der Tag vom hohen Sonnenstrale, Es glänzt das Fest den Städten aus den Thoren.

Es ist die Ruhe der Natur, des Feldes Schweigen Ist wie des Menschen Geistigkeit, und höher zeigen Die Unterschiede sich, daß sich zu hohem Bilde Sich zeiget die Natur, statt mit des Frühlings Milde.

d. 25 Dezember 10 1841.

Dero unterthänigster

Scardanelli.

295

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s p ä t e s t e g e d i c h t e

D E R W I N T E R

Das Feld ist kahl, auf femer Höhe glänzet Der blaue Himmel nur, und wie die Pfade gehen Erscheinet die Natur, als Einerlei, das Wehen Ist frisch, und die Natur von Helle nur umkränzet.

Der Erde Stund ist sichtbar von dem Himmel Den ganzen Tag, in heller Nacht umgeben Wenn hoch erscheint von Sternen das Gewimmel, Und geistiger das weit gedehnte Leben.

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s p ä t e s t e g e d i c h t e

D E R S O M M E R

Noch ist die Zeit des Jahrs zu sehn, und die Gefilde Des Sommers stehn in ihrem Glanz,in ihrer Milde; Des t'eldes Grün ist prächtig ausgebreitet, Allwo der Bach hinab mit Wellen gleitet.

5 So zieht der Tag hinaus durch Berg und Thale, Mit seiner Unaufhaltsamkeit und seinem Strale, Und Wolken ziehn in Ruh', in hohen Räumen, Es scheint das Jahr mit Herrlichkeit zu säumen.

Mit Unterthänigkeit 10 d.9'en Merz Scardanelli

1940.

297

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S P A T E S T E G E D I C H T E

D E R F R Ü H L I N G

Wenn neu das Licht der Erde sich gezeiget, Von Frühlingsreegen glänzt das grüne Thal und munter Der Blüthen Weiß am hellen Strom hinunter, Nachdem ein heitrer Tag zu Menschen sich geneiget.

Die Sichtbarkeit gewinnt von hellen Unterschieden, 5 Der Frühlingshimmel weilt mit seinem Frieden, Dciß ungestört der Mensch des Jahres Reiz betrachtet. Und auf Vollkommenheit des Lebens achtet.

Mit Unterthänigkeit LO

d. 15 Merz ScardaneUi. 1842

298

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s p ä t e s t e g e d i c h t e

D E R H E R B S T

Das Glänzen der Natxir ist höheres Erscheinen, Wo sich der Tag mit vielen Freuden endet, Es ist das Jahr, das sich mit Pracht vollendet. Wo Früchte sich mit frohem Glanz vereinen.

5 Das Erdennind ist so geschmükt, imd selten lärmet Der Schall durchs offne Feld, die Sonne wärmet Den Tag des Herbstes mild, die Felder stehen Als eine Aussicht weit, die Lüffte wehen

Die Zweig' imd Äste durch mit frohem Rauschen 10 Wenn schon mit Leere sich die Felder dann vertauschen.

Der ganze Sinn des hellen Bildes lebet Als wie ein Bild, das goldne Pracht umschwebet,

d. 1 5 ^ Nov. 1759.

299

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s p ä t e s t e g e d i c h t e

D E R S O M M E R

ImThale rinnt der Bach, die Berg' an hoher Seite, Sie grünen weit umher an dieses Thaies Breite, Und Bäume mit dem Laube stehn gebreitet, Daß fast verborgen dort der Bach hinimter gleitet.

So glänzt darob des schönen Sommers Sonne, 5 Daß fast zu eilen scheint des hellen Tages Wonne, Der Abend mit der Frische kommt zu Ende, Und trachtet, wie er das dem Menschen noch vollende.

mit Unterthänigkeit d. 24 Mai ScardanelH. lO

1758.

500

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s p ä t e s t e g e d i c h t e

D E R S O M M E R

Die Tage gehn vorbei mit sanffter Lüffte Rauschen, Wenn mit der Wolke sie der Felder Pracht vertauschen, Des Thaies Ende trifft der Berge Dämmerungen, Dort, wo des Stromes Wellen sich hinabgeschlungen.

5 Der Wälder Schatten sieht umhergebreitet, Wo auch der Bach entfernt hinuntergleitet, Und sichtbar ist der Ferne Bild in Stunden, Wenn sich der Mensch zu diesem Sinn gefunden.

d. 24 Mai Scardanelh. 10 1758.

301

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S P A T E S T E G E D I C H T E

D E R M E N S C H

Wenn aus sich lebt der Mensch und wenn sein Rest sich zeiget, So ist's, als wenn ein Tag sich Tagen unterscheidet. Daß ausgezeichnet sich der Mensch zum Reste neiget. Von der Natur getrennt und unbeneidet.

Als wie allein ist er im andern weiten Leben, 5 Wo rings der Frühling grünt, der Sommer freundlich weilet Bis daß das Jahr im Herbst hinunter eilet. Und immerdar die Wolken uns umschweben.

d. 28 = Juli mit Unterthänigkeit 1842. Scardanelli. lo

302

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s p ä t e s t e g e d i c h t e

D E R W I N T E R

Wenn ungesehn und nun vorüber sind die Bilder Der Jahreszeit, so kommt des Winters Dauer, Das Feld ist leer, die Ansicht scheinet milder. Und Stürme wehn umher und Reegenschauer.

5 Als wie ein Ruhetag, so ist des Jahres Ende, Wie einer Frage Ton, daß dieser sich vollende. Alsdann erscheint des Frühlings neues Werden, So glänzet die Natur mit ihrer Pracht auf Erden.

Mit Unterthänigkeit 10 d. 24 April Scardanelli.

1849

303

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s p ä t e s t e g e d i c h t e

D E R W I N T E R

Wenn sich das Jahr geändert, xind der Schimmer Der prächtigen Natur vorüber, blühet nimmer Der Glanz der Jahreszeit, und schneller eilen Die Tage dann vorbei, die langsam auch verweilen.

Der Geist des Lebens ist verschieden in den Zeiten 5 Der lebenden Natur, verschiedne Tage breiten Das Glänzen aus, und immerneues Wesen Erscheint den Menschen recht, vorzügUch und erlesen.

Mit Unterthänigkeit Scardanelli. lO

d. 24 Januar 1676.

304

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s p ä t e s t e g e d i c h t e

D E R W I N T E R

Wenn sich der Tag des Jahrs hinabgeneiget Und rings das Feld mit den Gebirgen schweiget, So glänzt das Blau des Himmels an den Tagen, Die wie Gestirn in heitrer Höhe ragen.

5 Der Wechsel und die Pracht ist minder umgebreitet. Dort, wo ein Strom hinab mit Eile gleitet, Der Ruhe Geist ist aber in den Stunden Der prächtigen Natur mit Tiefigkeit verbunden.

Mit Unterthänigkeit 10 d.24 Scardanelli.

Januar 1743.

305

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s p ä t e s t e g e d i c h t e

G R I E C H E N L A N D

Wie Menschen sind, so ist das Leben prächtig, Die Menschen sind der Natur öfters mächtig, Das prächt'ge Land ist Menschen nicht verborgen Mit Reiz erscheint der Abend und der Morgen. Die offnen Felder sind als in der Emdte Tage 5 Mit Geistigkeit ist weit umher die alte Sage, Und neues Leben kommt aus Menschheit wieder So sinkt das Jahr mit einer Stille nieder.

Mit Unterthänigkeit Den 24t. Mai 1748 Scardanelh. lo

306

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s p ä t e s t e g e d i c h t e

D E R F R Ü H L I N G

Der Tag erwacht, und prächtig ist der Himmel, Entschwunden ist von Sternen das Gewimmel, Der Mensch empfindet sich, wie er betrachtet, Der Anbeginn des Jahrs wird hoch geachtet.

5 Erhaben sind die Beirge, wo die Ströme glänzen, Die Blüthenbäume sind, als wie mit Kränzen, Das jvmge Jahr beginnt, als wie mit Festen, Die Menschen bilden mit Höchsten sich imd Besten.

mit Unterthänigkeit 10 d. 24 Mai Scardanelli.

1748.

307

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s p ä t e s t e g e d i c h t e

D E R F R Ü H L I N G

Die Sonne kehrt zu neuen Freuden wieder, Der Tag erscheint mit Stralen, wie die Blüthe, Die Zierde der Natur erscheint sich dem Gemüthe, Als wie entstanden sind Gesang und Lieder.

Die neue Welt ist aus der Thale Grunde, 5 Und heiter ist des Frühlings Morgenstunde, Aus Höhen glänzt der Tag, des Abends Leben Ist der Betrachtung auch des innern Sinns gegeben.

d. 20 Mit Unterthänigkeit Jan. 10

1758. ScardanelH.

308

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s p ä t e s t e g e d i c h t e

D E R F R Ü H L I N G

Wenn aus der Tiefe kommt der Frühling in das Leben, Es wiindert sich der Mensch, und neue Worte streben Aus Geistigkeit, die Freude kehret wieder Und festlich machen sich Gesang und Lieder.

5 Das Leben findet sich aus Harmonie der Zeiten, Daß immerdar den Sinn Natur und Geist geleiten, Und die Vollkommenheit ist Eines in dem Geiste, So findet vieles sich, und aus Natur das Meiste.

Mit Unterthänigkeit 10 d. 24 Mai Scardanelli.

1758.

309

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S P A T E S T E G E D I C H T E

D E R Z E I T G E I S T

Die Menschen finden sich in dieser Welt zum Leben, Wie Jahre sind, wie Zeiten höher streben, So wie der Wechsel ist, ist übrig vieles Wahre, Daß Dauer kommt in die verschied'nen Jahre; Vollkommenheit vereint sich so in diesem Leben, Daß diesem sich bequemt der Menschen edles Streben.

Mit Unterthänigkeit 24. Mai 1748. Scardanelli.

310

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s p ä t e s t e g e d i c h t e

F R E U N D S C H A F F T

Wenn Menschen sich aus innrem Warthe kennen, So können sie sich freudig Freunde nennen, Das Leben ist den Menschen so bekannter, Sie finden es im Geist interessanter.

5 Der hohe Geist ist nicht der Freundscheifft ferne, Die Menschen sind den Harmonien gerne Und der Vertrautheit hold, daß sie der Bildung leben, Auch dieses ist der Menschheit so gegeben.

Mit Unterthänigkeit 10 d. 20 Mai Scardanelli.

1758.

311

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s p ä t e s t e g e d i c h t e

D I E A U S S I C H T

Wenn in die Ferne geht der Menschen wohnend Leben, Wo in die Ferne sich erglänzt die Zeit der Reben, Ist auch dabei des Sommers leer Gefilde, Der Wald erscheint mit seinem dunklen Bilde.

Daß die Natur ergänzt das Bild der Zeiten, 5 Daß die verweilt, sie schnell vorüber gleiten, Ist aus Vollkommenheit, des Himmels Höhe glänzet Den Menschen dann, wie Bäume Blüth' umkränzet.

Mit Unterthänigkeit d. 24 Mai Scardanelli. lO

1748.

312

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PLÄNE UND BRUCHSTÜCKE

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p l ä n e u n d b r u c h s t ü c ' k e

D E R W I N K E L VON H A H R D T

2 Der Empfindsame — der grausame Stoiker, — die Vorzüge des Knaben, Jünglings, Mannes, xmd hohen Alters.

3 Allmacht des Schaffenden Sohn der Nacht

4 L I E D D E S S C H W E D E N

Aber ich will nimmer leben

Schlafenden

brüllen spielen

Mord mid Tod I

K O L O M B

S H A K E S P E A R

315

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p l ä n e u n d b r u c h s t ü c ' k e

7 An der . . . stehn, Wildharrend in der furchtbaren Rüstung, Jahrtausende.

8 Wandeh ewig freigegeben Frei in stiller Selbstgewalt Unter euch ein

D I O T I M A

Die Helden könnt' ich nennen Und schweigen von der schönsten der Heldinnen,

10 D I E V E R J Ü N G U N G

Das Sonnenlicht wekt vergangne Freuden mir auf,

11 S C H I L L E R

Götter zogen dich auf, Jüngling,

316

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p l ä n e u n d b r u c h s t ü c ' k e

12 P A L I N G E N E S I E

Mit der Sonne sehn' ich mich oft vom Aufgang bis zum Niedergang den weiten Bogen schnell hineilend zu wandeln, oft, mit Gesang zu folgen dem großen dem Vollendungsgange der alten Natur, Und, wie der Feldherr auf dem Helme den Adler trägt in Kampf mid

5 Triumph, so möcht ich daß sie mich trüge Mächtig das Sehnen der Sterblichen. Aber es wohnet auch ein Gott in dem Menschen daß er Vergangenes \md Zukünftiges sieht und wie vom Strom ins Gebirg hinauf an die Quelle lustwandelt er durch Zeiten

10 Aus ihrer Thaten stillem Buch ist Vergangenem bekannt er durch die goldenes beut

13 Geist der Natur.

14 Aber nun ruhet er eine Weile,

15 G E S A N G D E R M Ü S E N AM M I T T A G

Katastrophe Phaeton.

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p l ä n e u n d b r u c h s t ü c ' k e

16 Z U S O K R A T E S Z E I T E N

Vormals richtete Gott.

Könige.

Weise.

wer richtet denn izt?

Richtet das einige 5 Volk? die heiige Gemeinde? NeinI o neini wer richtet denn izt?

ein Nattemgeschlecht 1 feig mid falsch das edlere Wort nicht mehr

Über die Lippe 10 0 im Nahmen

ruf ich

Alter Dämon I dich herab

Oder sende Einen Helden 15

Oder die Weisheit.

318

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p l ä n e u n d b r u c h s t ü c ' k e

17 E M P E D O K L E S A U F D E M Ä T N A

18 AN

Elysium

Dort find ich Ja

Zu euch ihr Todesgötter

DortDiotima Heroen.

5 Singen möcht ich von dir

Aber nur Thränen.

Und in der Nacht in der ich wandle erlöscht mir dein

Klares Auge I

himmlischer Geist.

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p l ä n e u n d b r u c h s t ü c ' k e

19 AN M E I N E S C H W E S T E R

Übernacht' ich im Dorf

Albluft

Straße hinunter

Haus Wiedersehn. Sonne der Heimath

Kahnfahrt,

Freunde Männer und Mutter. Schlummer.

20 D E R C Y P R I E R

21 O V I D S R Ü K K E H R N A C H R O M

Klima id. n. her. id. n. h. id. Heimath Scythen Rom Tyber Völker Heroen Götter

320

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22 G E S T A L T U N D G E I S T

Alles ist innig

Das scheidet

So birgt der Dichter

Verwegner 1 möchtest von Angesicht zu Angesicht 5 Die Seele sehn

Du gehest in Flammen unter.

23 S Y B I L L E

Der Sturm

Aber sie schmähn Schütteln gewaltig den Baum doch auch die thörigen Kind

werfen mit Steinen 5 die Äste beugt

Und der Rabe singt So wandert das Wetter Gottes über

Aber du heiiger Gesang.

Und suchst armer Schiffer den gewohnten

10 Zu den Sternen siehe.

321

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24 D E R B A U M

Da ich ein Kind, zag pflanzt ich dich

Schöne Pflanze 1 wie sehn wir nun verändert uns Herrlich stehest und

wie ein Kind vor.

25 Ode an Buonaparte

26 Aber die Sprache — Im Gewitter spricht der Gott. öfters hab'ich die Sprache sie sagte der Zorn sei genug und gelte für den Apollo — 5 Hast du Liebe genug so zürn aus Liebe nur immer, öfters hab ich Gesang versucht, aber sie hörten dich nicht. Denn so wollte die heiUge Natur. Du sangest du für sie in deiner Jugend nicht singend Du sprachest zur Gottheit, lo aber diß habt ihr all vergessen, daß immer die Erstlinge Sterbüchen nicht, daß sie den Göttern gehören, gemeiner muß alltäglicher muß die Frucht erst werden, dann wird sie den Sterblichen eigen. 15

322

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27 am Stürzenden Strom,

Die Städte.

28 D E R G O T T H A R D

29 Und wenig Wissen, aber der Freude viel Ist Sterblichen gegeben,

Warum,o schöne Sonne, genügst du mir Du Blüthe meiner Blüthen! am Maitag nicht?

Was weiß ich höhers denn?

O daß ich lieber wäre, wie Kinder sind! Daß ich, wie Nachtigallen, ein sorglos Lied

Von meiner Wonne sänge!

323

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30 F R Ü H L I N G S A N F A N G

Schon Und anders will es werden, wo ich es nicht

Gedacht', versagte.

Ach! immer immer ziehest du doch uns nach 5 An deinem Siegeswagen, du freundüch Jahr 1-

Es hilft die Weisheit nicht, und Ruhig und liebend und wirkend wandeln

Von einer Zeit zu anderen wir mit dir, Doch wenn es gält' und Einer das Herz uns schmäht lo

Nicht Ruh und Lieb und Ehr' ihm Gönnet, dann ruhet, dann üebts auch nimmer I

31 T A S S O AN L E O N O R E N

Abschied von ihr.

32 AN S I E G F R I E D S C H M I D T

33 W I L L K O M N A C H D E M K R I E G E

324

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34 K L E I S T S T O D

35 V O M E R S L A N D G U T

36 Oceaniden.

37 IM W A L D E

Du edles Wild.

Aber in Hütten wohnet der Mensch, und hüllet sich ein ins ver-schämte Gewand, denn inniger ist achtsamer auch tmd daß er bewahre den Geist, wie die Priesterin die himmlische Flamme, diß ist sein

5 Verstand. Und darum ist die Willkür ihm und höhere Macht zu fehlen und zu vollbringen dem Götterähnlichen, der Güter Gefähr-lichstes, die Sprache dem Menschen gegeben, damit er schaffend, zerstörend, und untergehend, und wiederkehrend zur ewiglebenden, zur Meisterin und Mutter, damit er zeuge, was er sei geerbet zu

10 haben, gelernt von ihr, ihr Göttlichstes, die allerhaltende Liebe.

38 Denn nirgend bleibt er. Es fesselt Kein Zeichen. Nicht immer

Ein Gefäß ihn zu fassen.

325

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39 Von Gott aus gehet mein Werk.

40 L U T H E R

41 Denn gute Dinge sind drei.

Nicht will ich Die Bilder dir stürmen.

und das Sakrament Heilig behalten, das hält imsre Seele Zusammen, die uns gönnet Gott, das Lebenslicht Das gesellige Bis an unser End

42 C A C I L I A

43 D I E E N T S C H E I D U N G

326

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44 Ein anderes freilich ists,

Unterschiedenes ist • gut.Ein jeder

und es hat Ein jeder das Seine.

45 Die Instincte der Menschen zur Musenzeit.

46 wir aber singen Den Schiksaalshügel.nemlich

die Berge Des Frankenlandes,

und die Wartburg Schon blühen daselbst

heiligen Nahmen, o Gesang, aber Den Bußort Von Deutschland nennest du ihn;

327

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47 dem dunklen Blatte, Und es war

Das Wachstum vernehmlich und der syrische Boden,

zerschmettert, und Flammen gleich unter den Sohlen 5

Es stach Und der Ekel mich Ankörnt vom wütenden Hunger Friedrich mit der gebißnen Wange Eisenach lo Die ruhmvoUen

Barbarossa Der Conradin

Ugolino —

Eugen 15 Himmelsleiter

Der Abschied der Zeit und es scheiden im Frieden voneinander

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48 So Mahomed j-, Rinald, Barbarossa, als freier Geist,

Kaiser Heinrich. Wir bringen aber die Zeiten

5 vmtereinander Demetrius Poliorcetes

Peter der Große Heinrichs

Alpenübergang vmd daß 10 die Leute mit eigner Hand er gespeiset

und getränket und sein Sohn Konrad an Gift starb Muster eines Zeitveränderers Reformators G)nradra u. s. w.

15 alle, als Verhältnisse bezeichnend.

j. Höret das Horn des Wächters bei Nacht Nach Mittemacht ists imi die fünfte Stunde

49 Ursprung der Loyot6 Ewo/tia, xaaiYvrfcat je, ßa^QOv no^ojv, aaqxjXrjg öoca

xai oftoreojioe eißava, ra/uai avSgaai nXovrov, xßvoeai

naidee evßovXov @e/iiTog.

329

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50 Wenn über dem Weinberg es flammt Und schwarz wie Kohlen Aussiebet um die Zeit Des Herbstes der Weinberg, weil Die Röhren des Lebens feuriger athmen In den Schatten des Weinstoks. Aber Schön ists.die Seele Zu entfalten und das kurze Leben

51 Bei Thebe und Tiresias 1 Mir will der Boden zu kahl seyn.

52 Wie aber jezt? Nicht ist ein Feldherr daß, wenn einer käme, oder Ein Mann uns vorgegeben, daß wir

Dennoch damit uns nicht Die giengen haben, die Todesgötter

das Saitenspiel Das hochgestimmte, silbertönende zwar.

330

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53 Und der Himmel wird wie eines Mahlers Haus Wenn seine Gemähide sind aufgestellet.

54 Süß ists, und genährt zu seyn vom Schönen

Der Welt, Denn

Gotts Lohn

So schlägt die Leier Apoll.

Und zu schauen Die Länder

Ist dir gegeben.

55 Joseph Weltlauf und Gelehrtensentimentalität

Im Vorurteil des Moralisten gegen Friedrich Im Gegenteil Rabener

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56 Viel Unbefangenheit Der großen Zeit, und Bündnisse, durch Kleinigkeiten bewerkstelliget, Gott in Anmuth aber nicht Nachdenklich oder gereizt, empfindlich gemacht, in einer

Geschichte, 5 Oder zweifelhaft.

57 Ähnlich dem Manne, der Menschen frisset Ist einer, der lebt ohne (Liebe)

mid Schatten beschreibend hätt er Der Augen Zorn

58 D E R T O D T E N G R Ä B E R

332

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59 Es hat aber

Klopstok gestorben am Jahrtausend. Also heißet um die Ahen Die Trauer.

5 Furchtbar scheint mir das und als ein

Oft hab ich

Denn den hat göttlichbüßend der Eltern Sonne getödtet Mit den Genossen Er hätte Flammen vom Altare

10 war er auch Prometheus Ob aber mannigfaltig kommet das Licht,

aber ist es das unschuldigste. Nicht ist vorauszusagen.

•wie Gott hinwegnimmt auf dem Wagen 15 In der Erde Gesezen einen Heiligen oder Seher. Aber es sind

Im Griechenland auch solche gewesen, sieben Weise. Jezt aber geschiehet

60 Schlechthin diesesmal.oft aber

Geschiehet etwas um die Schläfe, nicht ist Es zu verstehen, wenn aber eines Weges Ein Freier herausgeht, findet Daselbst es bereitet.

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61 Zu Rossen, ewige Lust Zu Leben, wie wenn Nachtigallen Süßen Ton der Heimath oder die Schneegans Den Ton anstimmet über Dem Erdkreis, sehnend,

62 Seines jedem vmd ein Ende der Wanderschaft Einen Orden oder Feierlichkeit geben oder Geseze Die Geister des Gemeingeists Die Geister Jesu Christi

63 und wie der Rathsherr Saktuch

64 Immer, Liebes! gehet Die Erd und der Himmel hält.

65 Streifen blauer Lilien Kennest du der Arbeit Von Künstlern allein oder gleich Dem Hirsch, der schweifet in der Hizze. Nicht Ohn' Einschränkvmg.

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66 Eine beständige Vision ist aber nach der Himmelsleiter das Elysium

67 Narcyssen Ranunklen und Siringen aus Persien Blumen Nelken, gezogen perlenfarb Und schwarz und Hyacinthen,

5 Wie wenn es riechet, statt Musik Des Eingangs, dort, wo böse Gedanken, Liebende mein Sohn vergessen sollen einzugehen Verhältnisse und diß Leben Christophori der Drache vergleicht der Natur

10 Gang und Geist und Gestalt.

68 Da soll er alles Hinausführen Außer den Langen An eine reine Stätte Da man die Asche Hinschüttet, und soUs Verbrennen auf dem Holz mit Feuer.

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69 Bauen möcht

und neu errichten des Theseus Tempel und die Stadien und wo Perikles gewohnet

Es fehlet aber das Geld, denn zu viel ist ausgegeben heute. Zu Gaste nemlich hatt ich geladen und wir saßen beieinander

70 Carrieres de greve Sagen für Künstler

Krone auf dem Capitol

Tasse politisch Sorgen herzungewisse

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P L A N E U N D B R U C H S T Ü C K E

71 Heidnisches Jo Bacche,daß sie lernen der Hände Geschik Samt selbigem, Gerächet oder vorwärts. Die Rache gehe

5 Nemlich zurük. Und daß uns nicht Dieweil wir roh sind, Mit Wasserwellen Gott

schlage. Nemhch Gottlosen auch

10 Wir aber sind Gemeinen gleich, Die, gleich Edeln Gott versuchet, ein Verbot Ist aber, deß sich rühmen. Ein Herz sieht aber

15 Helden. Mein ist Die Rede vom Vaterland. Das neide Mir keiner. Auch so machet Das Recht des Zimmermannes Das Kreuz.

72 Arm und Bein

denn schlank steht mit getreuem Rüken

der Deutschen Geschlecht.

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73 Und gehet beim Hochzeit-reigen und Wan-derstraus

74 Schwerdt und heimlich Messer, wenn einer

geschhffen mittebnäßig Gut,

Daß aber uns das Vaterlaind nicht werde Zum kleinen Raum. Schwer ist der Zu liegen, mit Füßen, den Händen auch. Nur Luft.

75 Es will uns aber geschehen, um Die warme Scheue Abzulegen, an der Leber Ein linkisches.

76 Wohl muß Umsonst nicht ehren der Geist Das Schiksaai. Das wiU heißen Der Sonne Peitsch und Zügel. Des Menschen Herz betrübhch.

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77 D I E S C H L A N G E

und an der Den Besten ziehen die Vögel

78 spizbübisch schnakisch Lächeln, wenn dem Menschen

seine kühnsten Hofnungen erfüllt werden

79 und kehr' in Hahnenschrei der Augenblik des Triumphs

Werberl

80 keine Polaken sind wir Der Gelehrten halb

81 Die apriorität des Individuellen über das Ganze

82 Jaunerloch gebildeter Herren zu reden.

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83 Zwei Bretter und zwei Brettchen apoll envers terre

84 doch am meisten dem Pöbel exponirt,

85 Tende Strömfeld Simonetta. Teufen Amyklä Aveiro am Flusse Fouga die Familie Alencastro den Nahmen davon Amalasuntha Antegon Anathem Ardinghellus Sorbonne Cölestin 5 und Inozentius haben die Rede unter-brochen und sie genannt den Pflanz-, garten der Französischen Bischöffe — Aloisia Sigea differentia vitae urbanae et rusücae Thermodon lo ein Fluß in Cappadocien Val-telino Schönberg Scotus Schönberg Teneriffa

Sulaco Venafro Gegend

desOlympos. Weißbrun in Nieder- i5 ungam. Zamora Jacca Baccho Imperiali. Genua Larissa in Syrien

86 Nun versteh' ich den Menschen erst, da ich fem von ihm und in der Einsamkeit lebe I

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p l ä n e u n d b r u c h s t ü c ' k e

87 D E R F R Ü H L I N G

88 D E R H E R B S T

89 B L E I B E N D E R W E R T H

90 DAS L E B E N

91 H Ö H E D E S M E N S C H E N

92 wie Wolken um die Zeiten legt

341

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STAMMBUCHBLÄTTER

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s t a m m b u c h b l ä t t e r

F Ü R J O H A N N C H R I S T I A N B E N J A M I N R Ü M E L I N

Schiller.

Wir interessiren uns um etwas nur darum — Wir gewinnen nur darum — um es mit Schmer-zen wieder zu verlieren.

Maulbronn. d. 18. Dec. 86. Denke hier an Deinen Freund Hölderlin.

F Ü R J O H A N N F R I E D R I C H B L U M

Wie schnell ists ausgeronnen Dis karge Tröpfchen Zeit Dann — mischt in unsre Wonnen Sich nimmer Harm und Leid.

Diß von

Gröningen Ihrem d. 18 Merz. 88

ergebensten Freund u. Diener Hölderlin.

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s t a m m b u c h b l ä t t e r

F Ü R C H R I S T I A N F R I E D R I C H H I L L E R

Wie bald ists aus geronnen Diß karge Tröpfchen Zeit Dann mischt in unsre Wonnen Sich nimmer Harm u. Leid.

von Deinem Hölderlin.

F Ü R F R I E D R I C H O E F F I N G E R

Für wahre Freundschaft giebt es keine Trennung.

Tübingen. d.l5.Feir.89.

Audaces fortuna juvat.

von Deinem Freund

Hölderlin.

346

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s t a m m b u c h b l ä t t e r

F Ü R E I N E N U N B E K A N N T E N

Es erschrekt uns Unser Retter, der Todt. Sanft kommt er

Leis' im Gewölke des Schlafs,

Aber er bleibt fürchterlich, und wir sehn nur Nieder ins Grab ob er gleich ims zur Vollendung

Führt aus Hüllen der Nacht hinüber Nach der Erkentnisse Land.

Ihr gehorsamster D. Hoelderlin.

F Ü R J O H A N N C H R I S T I A N B E N J A M I N R Ü M E L I N

Reizvoll klinget des Ruhms lokender Silberton In das schlagende Herz, u. die Unsterblichkeit

Ist ein großer Gedanke Ist des Schweißes der Edlen werth.

Aber süßer noch ists, schöner u. reizender. In dem Arme des Freunds wissen ein Freund zu sein

So das Leben genießen, Nicht unwürdig der Ewigkeit.

Nürt. Diß zum Andenken d. 20 Apr. von Deinem Freund

1789. Hölderlin.

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s t a m m b u c h b l ä t t e r

F Ü R E I N E N U N B E K A N N T E N

Es kommen Stunden, wo das erschütterte Gepreßte Herz umsonst in der Hofnung Land

Sich flüchtet, wo umsonst die erznen Wehre die Weisheit entgegenstemmet.

Stutg. d. 5 ten Octbr. 5 1789. Daß Sie doch ewig mit diesen

unbekannt blieben I Ihr

ergebenster Fr. u. Dien. Hölderlin. lo

F Ü R C A R L G O C K

Leb' als Christ, tmd duld' als Mann, Und blik' ins beßre Leben!

Tüb.d. l^w^ 90. aus brüderlichem Herzen

geschrieben von Deinem Friz.

348

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s t a m m b u c h b l ä t t e r

F Ü R G E O R G C H R I S T O P H F R I E D R I C H R U E F F

Ein barmherziger Mann thut seinem Leibe gutes aber ein Unbarmherziger betrübet auch sein Fleisch und Blut.

Spriichwörter Salomonis. K.l l . v.7.

Schriebs zum An-denken Dein Freund

C. Hölderlin.

F Ü R G E O R G W I L H E L M F R I E D R I C H H E G E L .

Göthe. Lust und Liebe sind Die Fittige zu großen Thaten.

Tüb. d. 12 Fehr.

1791. Schriebs zum Andenk. Dein Freund

M. Hölderlin.

349

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s t a m m b u c h b l ä t t e r

F Ü R H E I N R I K E H Ö L D E R L I N

Warheit, Freiheit, Schönheit I Wer dieser genießt, bedarf der andern Güter keines.

Nürt. im Februar 92. zum Andenken

von Deinem Bruder Hölderlin.

F Ü R L E O V O N S E C K E N D O R F

Es wölbt zu reinerem Genüsse Dem Dichter sich der Schönheit Heihgtum, Er kostet oft, von ihrem Mutterkusse Geläutert und gestärkt, Elysium; Des Schaffens süße Lust, wie sie, zu fülen, 5 Belauscht sie kün der zartgewebte Sinn, Und magisch tönt von unsem Saitenspielen Die Melodie der ernsten Meisterin.

Tüb. im Sept. 1792. zum Andenken von lo

Ihrem Freunde M. Hölderlin.

350

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s t a m m b u c h b l ä t t e r

F Ü R R U D O L P H H A G E N A U

Ma Tovs ev Magadcovi neffovra;

soll bestehen der Bund zwischen mir und Dirl

F Ü R D A N I E L A N D R E A S M A N S K O P F

Vortrefliche Menschen müssen auch wissen, daß sie es sind, und sich wohl unterscheiden von allen, die unter ihnen sind. Eine zu große Bescheidenheit hat oft die edelsten Naturen zu Grun-de gerichtet, wenn sie ihrer großem oder feinern Gesinnungen

5 sich schämten und meinten, sie müssen der ungezogenen Men-ge sich gleich stellen. Freilich wird man auf der andern Sei-te leicht zu stolz und hart und hält zu viel von sich und gar zu wenig von den andern. Aber wir haben in uns ein Urbild alles Schönen, dem kein

10 Einzelner gleicht. Vor diesem wird der ächtvortrefliche Mensch sich beugen und die Demuth lernen, die er in der Welt ver-lernt. — Leben Sie wohl. Sie haben mich überzeugt, daß der erste Blik, der uns so oft täuscht, vorzügliche Menschen selten falsch beurtheilt; denn wie ich gleich zu Anfang von Ihnen dachte,

15 denk'ich noch genau von Ihnen.

Prankfurt, im Junius. 98. Friedrich Hölderlin.

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s t a m m b u c h b l ä t t e r

F Ü R W I L H E L M W A I B L I N G E R

Wenn Menschen fröhlich sind, wie ist es eine Frage? Die, ob sie auch gut sei'n, ob sie der Tugend leben; Dann ist die Seele leicht, und seltner ist die Klage Und Glauben ist demselben zugegeben.

Dero unterthänigster

Hölderlin.

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s t a m m b u c h b l ä t t e r

F Ü R C A R L K Ü N Z E L

Wenn die Menschen sich fragen, worinn das Gute bestehe, so ist die Antwort, der Mensch müsse der Tugend ihre Ehre erweisen, und das im Leben ausüben, wozu die Menschen sich verpflichten. Das Le-ben ist nicht, wie die Tugend, da die Tugend den Menschen angehet, und das Leben entfernter von dem Menschen ist. Das Gute beste-het auch allgemeiner aus der Innerlichkeit des Menschen. Dem gnädigen Herrn empfiehlt sich Tübingen den 7ten unterthänigst April. 1837. Buonarotti.

F Ü R E I N E N U N B E K A N N T E N

Von der Realität des Lebens. Wenn die Menschen das bemerken, daß Kentnisse im Leben sind, die den Menschen interessiren, so kann man davon sprechen, daß ein Zwek im Leben, und daß die Nüzlichkeit im Leben nicht ohne Inter-

5 esse wäre. Die höchsten Behauptungen des Menschen sind nicht ohne solche Allgemeinheit. Das Innere des Menschen ist von mehre-ren Bestimmungen; diese Art von Behauptenheiten ist davon nicht ausgeschlossen. Die Menschen sind in solchen Rüksichten höhere Menschen, die in der menschlichen Gesellschafft existiren.

10 Dero

d. 25 Januar 1729. unterthänigster

Buarotti.

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W I D M U N G E N

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w i d m u n g e n

AN D I E M U T T E R

IN S T Ä U D L I N S M U S E N A L M A N A C H FÜRS JAHR 1792

Lassen Sie mich, liebste Mutter! das Wenige, das Sie hier von mir finden werden, Ihnen weihen. Es sind Jünglingsversuche. Sie wür-den, wenn auch die Art von Gedichten unserm Zeitalter angemessener wäre, wenig Glük machen bei unsern Lesern, und Leserinnen. Aber vieleicht einmal etwas besseres! Dann werd' ich stolz und dankbar sagen: diß dank' ich meiner Mutter — Ihrer Erziehung, Ihrer fort-daurenden Mutterliebe, Ihrer Freundschaft zu mir.

M. Hölderlin.

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w i d m u n g e n

AN D I E N Ü R T I N G E R S T A D T B E H Ö R D E N

IN JOHANN F R I E D R I C H LE BRETS D I S S E R T A T I O N

DE ECCLESIAE W I R T E M B E RG IC AE R E N A S C E N T I S CAL AM ITATI B U S

INCLUT/E C I V I T A T I S NÜRTINGENSIS

V I R I S MVNERVM DIGNITATE CLARISSIMIS,

CONSyLTISSlMO ATQIVE DOCTISSIMO

P R I M A R I O P R ^ F E C T O , SFMME REVERENDO AT^VE DOCTISSIMO

SPECI ALI- SVPERINTENDENTI, C O N S V L l ß V S

PRVDENTISSIMIS; AMPLISSIMIS,

A R C H I G R A M M A T E O PRMNOBILISSIMO A T q r E DOCTISSIMO,

XENODOCHII PR^FECTO MERITISSIMO,

RELIQVISQVE

S E N A T V S A S S E S S 0 R I B V S, PATRONIS AC F A V T O R I B V S

O M N I P I E T A T I S C V L T V P R O S E Q V E N D I S

PRO INSIGNIBVS IN IPSVM COLLATIS BENEFICIIS

BISSERTATIONEM HANG THEOLOGICAM

D. D. D.

R E S P O N D E N S .

558

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w i d m u n g e n

AN D I O T I M A

IN D E N E R S T E N BAND DES H Y P E R I O N

»Der Einfluß edler Naturen ist dem Künstler so nothwendig, wie das Tagslicht der Pflanze, und so wie das Tagslicht in der Pflanze sich wieder findet, nicht wie es selbst ist, sondern nur im bunten irr-dischen Spiele der Farben, so finden edle Naturen nicht sich selbst, aber zerstreute Spuren ihrer Vortreflichkeit in den mannigfaltigen Gestalten und Spielen des Künstlers.«

Der Verfasser.

IN DEN Z W E I T E N BAND

Wem sonst ab

Dir

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w i d m u n g e n

AN C H R I S T O P H S C H W A B

IN D I E A U S G A B E D E R G E D I C H T E VON 1826

Es ist eine Behauptung der Menschen, daß Vortrefflichkeit des innem Menschen eine interessante Behauptung wäre. Es ist der Überzeugung gemäß, daß Geistigkeit menschlicher Innerheit der Einrichtung der Welt tauglich wäre.

ScartaneUi. 5

Überzeugung. Als wie der Tag die Menschen hell umscheinet, Und mit dem Lichte, das den Höh'n entspringet, Die dämmernden Erscheinungen vereinet, Ist Wissen, welches tief der Geistigkeit gelinget. 10

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ZWEIFELHAFTES

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z w e i f e l h a f t e s

WO? w o SEYD I H R ? . . .

wo? wo seyd ihr? seyd ihr ganz verschwunden, Euch, euch sucht mein Thränenvoller Blik Süße, unaussprechlich süße Stunden Kehrt, o kehret doch zu mir zurük

363

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z w e i f e l h a f t e s

H Y M N E

AUF C H R I S T O P H H E R Z O G ZU W Ü R T E N B E R G

Auf Fürstensohn 1 Erflehter! Verherrlichter, auf! Zu beglüken dein Volk, die Söhne von Teck!

Doch wie die Königin des Tages, ruhigschnell, Wenn die dräuende Wolke vor ihren Pfeilen verschwand, So flog er vorüber den schimmernden Prunk, 5 In die einsame Halle, zu beginnen da, Was er schwur im goldenen Knabengelok. Noch schütterten des Fürsten Diadem Die Donnerworte des hadernden Drängers. Noch reißen ungereift die Hofnung des Pflanzers lo Die Miethlinge des Tyrannen vom Apfelbaum; Doch Christoph sann die Mittemächt' in der einsamen Halle. Wie nikte so linde der Zepter des Drängers! Wie eilten die Miethlinge so leise davon!

Mit Lykurgus Griffel zeichnet' er izt 15 Dem schlichten Volke die lichtere Bahn. Das Gesez bot lächelnd die Hand der grauen Sitte. Der Saaten Fülle theilte sein Vatersinn Mit den Kindern darbender Folgezeit; Jahrhunderten baut' er Vorrats Kammern. 20

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z w e i f e l h a f t e s

Aus den Vätern des Volks berief er sie, Die gerecht wie Teil ergrimmten über den Feind Des Vaterlands: — auf euch gestüzt sei Suevias Recht! Und eisern Gebiß, so sprach er, sei dieß Band

25 Dem Enkel Christophs, welcher Menschenrecht entweiht. Und wehe! wehe, wenn sein Zahn es malmt.

Mit Bruderarmen umschlang er der Jugend Gespiel, Denn Christophs Herz verwelkt' auf Thronen nicht, Im Labyrinth der Entwürfe leuchtete Lieb' ihm vor,

30 Und auf des Kaiserthrones Stuffe Stand Maximilian. Auf scharfer Wage wog er deutsche Freiheit. An Manas Thronen war entscheidend Schwerd Des weisen Rede. Friede gebot sein Mund,

35 Wo des Haders Giftwind Diademe pakte.

Stürmet empor, höher empor! ihr gewaltgen Geister des Sangs; überhohlet die Gestirne,

In dem Jubel von ihm, dem lezten Heisesten Jubel von ihm!

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z w e i f e l h a f t e s

S T A M M B U C H B L A T T F Ü R E I N E N U N B E K A N N T E N

Das Feenland. Mit Rosen umwehen Der Sterblichen Leben Die gütigen Feen; Sie wandeln und walten 5 In tausend Gestalten Bald häßlich,bald schön.

Da, wo sie gebieten, Lacht alles, mit Blüten Und Grün emaillirt; 10 Ihr Schloß von Topasen Ist herrlich mit Vasen Von Demant geziert.

Von Zeilons Gedüfte Sind ewig die Lüfte i5 Der Gärten durchweht. Die Gänge, statt Sandes, Nach Weise des Landes Mit Perlen besät.

Seit Salomo nahte 20

Dem luftigen Staate Kein Aeronaut, Dies hat mir, nach Schriften In Mumiengrüften, Ein Silfe vertraut. 25

Zum Andenken von

Friedrich Hölderlin.

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z w e i f e l h a f t e s

D E R A R I S T O K R A T

Mein Herz hat tausendmal geschwriegen, Wo es ein bittres Leid erfuhr, Wo es in langen, herben Zügen Austrank die Hefe der Natur,

5 Wo es der Schmerz so heiß umwallte, Der Zorn so mächtig es durchschoß, Daß jede Klage drin verhallte Und schwere Nacht es nur durchfloß.

Der Schmerz will keine Töne haben, 10 Ihm ist die alte Heimath lieb.

Das Chaos, wo der Ton begraben In ehmer Todtenstille blieb, Die Freude muß hinaus in's Leben, Sie schüfe kühn sich eine Welt,

15 Um ihre Laute drein zu weben, Wenn sie den heiigen Festtag hält.

Laß einmal in der guten Stunde, 0 Herz den zorngen Taumel los, O laß zum jubeltrunknen Munde

20 Die Freude aus dem dunkeln Schooß

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z w e i f e l h a f t e s

. . W A S H I L F T M I C H ' S . . .

was hilft mich's, Daß einmal schöne Menschen waren ?

Und einsam, einsam in die Harfe schlagen, Der stummen Welt sein Leid zu klagen?

Der Strom der Tugend rann durch die Geschichte 5 In tausend Werken und Gedanken fort. Doch dieser Strom, er ward zu nichte, Er ward zum eckein Sumpf, zum Wort.

Doch meine Seele schien dazu verdammt. Daß jeder Fluch, der draußen zünden könnte, lo Und wenigstens den Kriegertod erwärbe. Noch eh' er sich von seiner Schwelle trennte. Zu früh' im weichen Bett der Thränen sterbe.

So ist's dem Genius wohl in Todesschatten, Wenn ihn der Lebenshauch der That umfliegt, i5 Er haßt allein den Schlummertag, den matten. Wo er nicht unterliegt, noch siegt. Graut's einem Kühnen vor des Meeres Schooß, Wenn über ihm die Donnerwogen steigen? Wahrhch, ihm dünkt's ein einzig bittres Loos, 20 Wenn um ihn her die Winde schweigen.

Doch wenn er einsam vor den Sternen steht. Ein bleicher Geist durch kalte Dämmrung geht,

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. . w a s h i l f t m i c h ' s . . .

Wenn seine Trauer in das Weite dringt 25 Und mit der Heimath sich, der Nacht, verschlingt

So trägt vielleicht der zärtliche Gespiele Des Harfenklangs, der fromme Wiederhall, Die überwallenden Gefühle

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z w e i f e l h a f t e s

E P I S T E L

Soll ich mein Urtheil über Einen sprechen, So rieht' ich gern in heilig stiller Nacht, Ich stell' ihn vor den Odem der Gestirne Und lausche, ob sein Bild sich schicken will In diese große Sphärenharmonie, 5 So hab' ich's längst mit Deinem Bild gethan, Nun will ein andres rasch zu ihm sich drängen, Da nimmt der Dichter seine Probe vor, Läßt die Erinnrung euer beider Schatten Hinzeichnen in das nächtüche Revier lo Und, wenn der Weltgeist seinen Segen spricht, Tönt Jenes Seele ihm, ein Echo, nach.

Da schwebst Du wieder! Wie ein Stern der Nacht, Entsteigt Dein Bildniß der Vergangenheit, Licht ist Dein Daseyn, der bekannte Strahl 15 Weckt Hunderte entschlummerter Gedanken Empor zur neuverklärten Gegenwart Und seelenvolle Bilder wiegen sich. Wie goldne Abendwolken, um Dich her. Weißt du es noch, wie wir zusammensaßen 20 Vom weichen Meer der Phantasie'n getragen. Als in's Gedächtniß sich des Alterthums Die eignen frohen Jugendträume mischten Und viel Geheimnisse von Lust und Schmerz Sich in den reinen Tag der Freundschaft wagten? 25

Und wenn der Tag hinimter sank, ein Held, Vom kalten Hauch tödtlicher Nacht bezwungen

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e p i s t e l

So weideten wir unser Auge noch Am lichten Götterblut des Sterbenden,

30 Bis uns der Mittler zwischen Nacht imd Tag, Der um der Erde Zwiespalt unbekümmert Im holden Dämmerlicht die beiden eint, Der schöne Mond, in hoher Jugend glänzte.

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z w e i f e l h a f t e s

IN L I E B L I C H E R B L Ä U E . . .

In lieblicher Bläue blühet mit dem metallenen Dache der Kirchthurm. Den umschwebet Geschrei der Schwalben, den umgiebt die rührend-ste Bläue. Die Sonne gehet hoch darüber und färbet das Blech, im Winde aber oben stille krähet die Fahne. Wenn einer unter der Gloke dann herabgeht, jene Treppen, ein stilles Leben ist es, weil, wenn 5 abgesondert so sehr die Gestalt ist, die Bildsamkeit herauskommt dann des Menschen. Die Fenster, daraus die Gloken tönen, sind wie Thore an Schönheit. Nemlich, weil noch der Natur nach sind die Thore, haben diese die Ähnlichkeit von Bäumen des Walds. Reinheit aber ist auch Schönheit. Innen aus Verschiedenem entsteht ein ernster lo Geist. So sehr einfältig aber die Bilder, so sehr heilig sind die, daß man wirklich oft fürchtet, die zu beschreiben. Die Himmhschen aber, die immer gut sind, alles zumal, wie Reiche, haben diese, Tugend und Freude. Der Mensch darf das nachahmen. Darf, wenn lauter Mühe das Leben, ein Mensch aufschauen und sagen: so will ich auch seyn? 15 Ja. So lange die Freundlichkeit noch am Herzen, die Reine, dauert, misset nicht unglüklich der Mensch sich mit der Gottheit. Ist unbe-kcinnt Gott? Ist er offenbcir wie der Himmel? dieses glaub' ich eher. Des Menschen Maaß ist's. Voll Verdienst, doch dichterisch, wohnet der Mensch auf dieser Erde. Doch reiner ist nicht der Schatten der 20 Nacht mit den Sternen, wenn ich so sagen könnte, als der Mensch, der heißet eii Bild der Gottheit.

Giebt es auf Erden ein Maaß? Es giebt keines. Nemüch es hemmen den Donnergang nie die Welten des Schöpfers. Auch eine Blume ist schön, weil sie blühet unter der Sonne. Es findet das Aug' oft im Leben 25 Wesen, die viel schöner noch zu nennen wären als die Blumen. 0 ! ich weiß das wohl! Denn zu bluten an Gestalt und Herz, und ganz

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i n l i e b l i c h e r b l ä u e . . .

nicht mehr zu seyn, gefäUt das Gott? Die Seele aber, wie ich glaube, muß rein bleiben, sonst reicht an das Mächtige auf Fittigen der Adler mit lobendem Gesänge und der Stimme so vieler Vögel. Es ist die Wesenheit, die Gestalt ist's. Du schönes Bächlein, du scheinest

5 rührend, indem du rollest so klar, wie das Auge der Gottheit, durch die Milchstraße. Ich kenne dich wohl, aber Thränen quiUen aus dem Auge. Ein heiteres Leben seh' ich in den Gestalten mich umblühen der Schöpfung, weil ich es nicht unbillig vergleiche den einsamen Tauben auf dem Kirchhof. Das Lachen aber scheint mich zu grämen

10 der Menschen, nemlich ich hab' ein Herz. Möcht' ich ein Komet seyn ? Ich glaube. Denn sie haben die Schnelhgkeit der Vögel; sie blühen an Feuer, und sind wie Kinder an Reinheit. Größeres zu wünschen, kann nicht des Menschen Natur sich vermessen. Der Tugend Heiterkeit ver-dient auch gelobt zu werden vom ernsten Geiste, der zwischen den drei

15 Säulen wehet des Gartens. Eine schöne Jungfrau muß das Haupt um-kränzen mit Myrthenblumen, weil sie einfach ist ihrem Wesen nach und ihrem Gefühl. Myrthen aber giebt es in Griechenland.

Wenn einer in den Spiegel siehet, ein Mann, und siehet darinn sein Bild, vne abgemahlt; es gleicht dem Manne. Augen hat des Menschen

20 Bild, hingegen Licht der Mond. Der König Oedipus hat ein Auge zuviel vieleicht. Diese Leiden dieses Mannes, sie scheinen unbe-schreiblich, unaussprechlich, unausdrüklich. Wenn das Schauspiel ein solches darstellt, kommt's daher. Wie ist mir's aber, gedenk' ich deiner jezt? Wie Bäche reißt das Ende von Etwas mich dahin, welches

25 sich wie Asien ausdehnet. Natürlich dieses Leiden, das hat Oedipus. Natürlich ist's darum. Hat auch Herkules gelitten? Wohl. Die Dios-kuren in ihrer Freundschaft haben die nicht Leiden auch getragen? Nemlich wie Herkules mit Gott zu streiten, das ist Leiden. Und die Unsterblichkeit im Neide dieses Lebens, diese zu theilen,

30 ist ein Leiden auch. Doch das ist auch ein Leiden, wenn mit Som-merfleken ist bedekt ein Mensch, mit manchen Fleken gana überdekt zu seyn I Das thut die schöne Sonne: nemhch die ziehet alles auf. Die

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z w e i f e l h a f t e s

Jünglinge führt die Bahn sie mit Reizen ihrer Stralen wie mit Rosen. Die Leiden scheinen so, die Oedipus getragen, als wie ein armer Mann klagt, daß ihm etwas fehle. Sohn Laios, armer Fremd-ling in Griechenland! Leben ist Tod, imd Tod ist auch ein Leben.

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INHALTSVERZEICHNISSE

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I N H A L T DES Z W E I T E N BANDES

O D E N

Gesang des Deutschen 3 38} Der Frieden 6 390 An die Deutschen 9 396 Rousseau 12 403 Heidelberg Ii' 407 Die Götter 16 DerNekar 17 414 Die Heimath 19 416 Die Liebe . . . 20 419 Lebenslauf 22 424 Ihre Genesung 25 42& Der Abschied. Erste Fassung 24 431

Der Abschied. Zwäte Fassung 26 431

Diotima 28 437 Rükkehr in die Heimath 29 439 Das Ahnenbild 30 441 An eine Verlobte 32 447 Ermunterung. Erste Fassung 33 4S0

Ermunterung. Zweite Fassung 35 4S0

Natur und Kunst oder Saturn und Jupiter 37 4S6 An Eduard. Erste Fassung 39 461

An Eduard. Zweite Fassung 461

Die Dioskuren ''•3 461 Unter den Alpen gesungeh 470 Dichterberuf 46 476

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Inhalt des zweiten Bandes

Stimme des Volks. Erste Fassung 49 486

Stimme des Volks. Zweite Fassung 51 486

Der blinde Sänger 54 499 Chiron 56 499 Thränen 58 fl4 An die Hofnung 59 f20 Vulkan 60 S2) Dichtermuth. Erste Fassung 62 S27

Dichtermuth. Zweite Fassung 64 S27

Blödigkeit 66 S27 Der gefesselte Strom 67 SJ9 Ganymed 68

E L E G I E N

Elegie 71 S4S Menons Klagen um Diotima 75 S48 Der Wanderer 80 f64 Der Gang aufs Land. An Landauer 84 S74 Stutgard. An Siegfried Schmidt 86 S84 Brod und Wein. An Heinze 90 S91 Heimkunft. An die Verwandten 96 621

E I N Z E L N E F O R M E N

Der Archipelagus 103 6)2 Die Entschlafenen 113 6f3 An Landauer 114 6S4 Lebensalter 115 6S9 Der Winkel von Hahrdt 116 661 Hälfte des Lebens 117 66^ Wie wenn am Feiertage 118 667

D I E V A T E R L Ä N D I S C H E N G E S Ä N G E

Der Mutter Erde. Gesang der Brüder Ottmar Hom TeUo . 123 681 Am Quell der Donau 126 686 Versöhnender der du nimmergeglaubt . . . Erste Fassung. . 130 698

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Inhalt des zweiten Bandes

Versöhnender der du nimmergeglaubt. . . ^Zweite Fassung . 133 698

Versöhnender der du nimmergeglaubt.. . Dritte Fassung . 136 698

Die Wsinderung 138 712 Der Rhein. An Isaak von Sinclair l'l'Z 721 Germanien 738 Der Einzige. Erste Fassung 153 743

Der Einzige. Zweite Fassung 157 743

Der Einzige. Dritte Fassung 161 743

Patmos. Dem Landgrafen von Homburg 165 764 Patmos. Forstufe eirur späteren Fassung 173 764

Patmos. Bruchstücke der späteren Fassung 179 764

Patmos. Ansätze zur letzten Fassung 184 764

Andenken 188 800 Der Ister 190 S07 Mnemosyne. Erste Fassung 193 816

Mnemosyne. Zweite Fassung 195 816

M n e m o s y n e . Dritte Fassung 197 816

H Y M N I S C H E E N T W Ü R F E

Dem AUbekannten 201 831 Deutscher Gesang 202 833 Wie Vögel langsam ziehn 204 836 Wie Meeresküsten 205 837 Heimath 206 838 Wenn nemhch der Rebe Saft 207 840 Auf falbem Laube 208 841 Was ist der Menschen Leben 209 841 Was ist Gott? 210 842 An die Madonna 211 843 Die Titanen 217 8S0 Einst hab ich die Muse gefragt 220 8S2 Wenn aber die Himmlischen 222 8Sf Sonst nemlich, Vater Zevs 226 860 . . meinest du I Es solle gehen 228 861 Der Adler 229 862

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Inhalt des zweiten Bandes

Ihr sichergebaueten Alpen 251 &6S Das Nächste Beste. Erste Fassung 253 867

Das Nächste Beste. Zweite Fassung 254 867

Das Nächste Beste. Dritte Fassung 257 867

Tinian 240 873 Kolomb 242 876 Dem Fürsten. Erste Fassung 246 882

Dem Fürsten. ZweiteFassung 247 882

Und mitzufühlen das Leben 249 883 Vom Abgrund nemlich 250 88S . .der Vatikan 252 889

Griechenland. EriteFasiimir 254 891 Griechenland. Zweite Fassung 256 891

Griechenland. Dritte Fassimg 257 891

S P Ä T E S T E G E D I C H T E

Freundschaft, Liebe 261 897 Wenn aus der Ferne 262 897 Auf den Tod eines Kindes 264 899 Der Ruhm 265 899 Auf die Geburt eines Kindes 266 899 Das Angenehme dieser Welt 267 899 An Zimmern (Die Linien des Lebens . . .) 268 900 Wenn aus dem Himmel 269 900 An Zimmern (Von einem Menschen sag ich . . . ) 271 903 Der Frühhng (Wenn auf Gefilden . . .) 272 904 Der Mensch (Wer Gutes ehrt . . . ) 275 90f Das fröhUche Leben 274 90f Der Spaziergang 276 906 Der Kirchhof 277 906 Die Zufriedenheit 278 907 Nicht aUe Tage 280 907 Aussicht (Wenn Menschen fröhlich sind . . .) 281 908 Dem gnädigsten Herrn von LeBret 282 909 Der Frühling (Wie seelig ists . . . ) 283 909

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Inhalt des zweiten Bandes

Der Herbst (Die Sagen, die der Erde sich entfernen . . .) 284 910 Der Sommer (Das Erndtefeld erscheint.. .) 285 910 Der Frühling (Es kommt der neue Tag . . .) 286 911 Aussicht (Der offne Tag ist Menschen hell. . .) 287 911 Der Frühling (Die Sonne glänzt . . .) 288 911 Höheres Leben 289 912 Höhere Menschheit 290 91} Des Geistes Werden 291 91} Der Frühling (Der Mensch vergißt die Sorgen . . .) 292 914 Der Sommer (Wenn dann vorbei des Frühlings Blüthe

schwindet...) 293 914 Der Winter (Wenn blaicher Schnee . . .) 294 91S Winter (Wenn sich das Laub . . .) 295 916 Der Winter (Das Feld ist kahl.. .) 296 917 Der Sommer (Noch ist die Zeit des Jahrs . . .) 297 917 Der Frühling (Wenn neu das Licht . . .) 298 918 Der Herbst (Das Glänzen der Natur. . . ) 299 918 Der Sommer (Im Thale rinnt der Bach . . .) 300 919 Der Sommer (Die Tage gehn vorbei . . .) 501 920 Der Mensch (Wenn aus sich lebt . . .) 302 920 Der Winter (Wenn ungesehn . . .) 503 921 Der Winter (Wenn sich das Jahr geändert . . .) 304 921 Der Winter (Wenn sich der Tag des Jahrs.. .) 505 922 Griechenland (Wie Menschen sind . . . ) 306 922 Der FrühUng( Der Tag erwacht...) 307 92) Der Frühling (Die Sonne kehrt.. .) 308 92} Der Frühling (Wenn aus der Tiefe kommt.. .) 309 924 Der Zeitgeist 510 92S Freundschafft 511 92S Die Aussicht (Wenn in die Ferne geht. . .) 512 926

P L Ä N E U N D B R U C H S T Ü C K E

1-92 515 927

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Inhalt des zweiten Bandes

S T A M M B U C H B L Ä T T E R

Für Johann Christian Benjamin Rümelin (18.12.1786) . 345 9S8 Für Johann Friedrich Blum 345 9S8 Für Christian Friedrich Hiller 346 9S9 Für Friedrich Oeffinger 346 961 Für einen Unbekannten (Es erschrekt uns . . .) 347 961 Für Johann Christian Benjamin Rümelin (20.4.1789) . . 347 962 Für einen Unbekannten (Es kommen Stunden . . . ) . . . . 348 96) Für Carl Gock ' 348 96} Für Georg Christoph Friedrich Rueff 349 964 Für Georg Wilhehn Friedrich Hegel 349 96f Für Heinrike Hölderlin 350 966 Für Leo von Seckendorf 350 966 Für Rudolph Magenau 351 967 Für Daniel Andreas Manskopf 351 968 Für Wilhelm Waiblinger 352 969 Für Carl Künzel 353 970 Für einen Unbekannten (Von der Realität des Lebens) . 353 970

W I D M U N G E N

An die Mutter in Stäudlins Musenalmanach fürs Jahr 1792 357 972 An die Nürtinger Stadtbehörden in Johann Friedrich Le

Brets Dissertation De ecclesiae Wirtembergicae renascentis calamitatibus 358 97}

An Diotima in den Hyperion 359 975 An Christoph Schwab in die Ausgabe der Gedichte von

1826 360 976

Z W E I F E L H A F T E S

wo? wo seyd ihr? 363 979 Hymne auf Christoph Herzog zu Würtenberg 364 981 Stammbuchblatt für einen Unbekannten 366 98} Der Aristokrat 367 984 . .was hilft mich's . 368 98S Epistel 370 988

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Inhalt des zweiten Bandes

In Ueblicher Bläue 572 991

Das Schicksal. Ode von F.J. Emerich, von Hölderlin für Neuffers Taschenbuch bearbeitet 99}

N A C H T R Ä G E Z U M E R S T E N B A N D

M.G 999

Kanton Schweiz 999 An die Natur 1000 Diotima. Mittlere Fassung 1000

An die Deutschen. Die scheinheiligen Dichter 1002

Mein Eigentum lOOJ

Die schrägen Ziffern beziehen sich auf die zweite Hälfte des zweiten Bandes, die die

Lesarten und Erläuterungen enthält.

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A L P H A B E T I S C H E S V E R Z E I C H N I S

D E R G E D I C H T E IN B A N D 1 U N D 2 N A C H Ü B E R S C H R I F T E N

• U N D A N F Ä N G E N

Abbitte 1 ,244 Abendphantasie 1 ,301

Aber die Sprache - 2, 322 . . aber es haben / Zu singen. . . 2 ,193 Aber ich will nimmer leben . . 2, 315

Aber nun ruhet er 2 ,317

Abschied 1 ,276

Achill 1 ,271 Adramelech 1 , 9 Adramelechs Grim

erwachte 1 , 9 Advocatus diaboli 1, 229 Ähnlich dem Manne 2, 332 Ah ! so hab ' i ch noch 1 ,55 Alexanders Rede an seine

Soldaten bei Issus 1 ,10

Alles ist innig 2, 321 Allmacht des Schaffenden . . . 2, 315 Als von des Friedens

heil'gen Thalen 1 ,184 Als wie der Tag die

Menschen 2 ,360 Alter Vater ! Du bükst 2, 50

Am Quell der Donau 2 ,126 . . am stürzenden Strom . . . 2, 323

Am Tage der Freund-schaftsfeier 1 ,58

An 2 ,319 An den Aether 1 ,204 AndenFrül ing 1 ,202

Andenken 2 ,188 An der. . . stehn 2, 316

An die Deutschen 1 ,256 (2 Strophen) 2 ,1002

An die Deutschen 2, 9

An die Ehre 1 ,94 An die Hofnung 2, 59

An die jungen Dichter 1 ,255 An die klugen Rathgeber . . 1, 223

An die Madonna 2, 211

An die Nachtigall 1 ,22 An die Natur 1 ,191

2,1000 An die Parzen 1,241 An die Ruhe 1 , 9 2 An die Stille 1 ,114 An die Unerkannte 1 ,197 An die Vollendung 1, 75 An Diotima

(Komm und siehe . . . ) . . 1 ,210 An Diotima

(Schönes Leben! . . , ) . . . 1, 230 An Eduard 2, 39

An eine Fürstin von Dessau . 1 ,309 An einen Baum 1 ,209 An eine Rose 1 ,172 An eine Verlobte 2, 32 An Herkules 1, 199 An Hiller 1 ,173 An Ihren Genius 1 ,243

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Alphabetisches Verzeichnis

An Landauer 3 , 1 1 +

An Louise Nast 1 , 6 4

A n L y d a 1 , 1 2 8

An M . B 1 , 5

An meine Freundinnen . . . . 1 , 2 7

An meinen B 1 , 2 3

An meine Schwester 2, 520

An Neuffer

(Brüderlich H e r l ! . . . ) . . 1 , 2 3 5

An Neuffer. I m Mer i . 1794 . 1, 183

An Siegfried Schmidt 2, 324

An Stella 1 , 2 1

An Thills Grab 1 , 8 3

An unsre großen Dichter . . 1, 261

An Z immern (D ie Linien

des Lebens . . . ) 2, 268

An Zimmern (Von einem

Menschen sag ich . . .) . . . 2, 271

. .Arm imd Bein 2, 337

Auf den Tod eines Kindes . . 2, 264

Auf die Geburt eines Kindes 2, 266

Auf einer Haide geschrieben 1 , 2 9

Auf falbem Laube 2 , 2 0 8

Auf Fürstensohn!

Erflehter 2 , 3 6 4

Aus den Gärten komm' i ch . . . 1, 201

Aussicht (Der o f f n e Tag ist

Menschen he l l . . . ) 2, 287

Aussicht (Wenn Menschen

fröhlich sind . . . ) 2 , 281

Aus stillem Hauße 1 , 3 0 9

Bauen möcht 2, 336

Bei Thebe und Tiresias . . . . 2 , 330

Bleibender Werth 2 , 3 4 1

Blödigkeit 2, 66

Brod und Wein 2, 90

Brüderlich Herz! ich

k o m m e 1 , 2 3 5

Buonaparte 1 , 2 3 9

Burg Tübingen 1 ,101

Cacilia 2 , 3 2 6

Carrieres de greve 2 , 3 3 6

Chiron 2 , 5 6

Da ich ein Kind 2 , 3 2 2

Da ich ein Knabe war 1 , 2 6 6

Da ich noch um deinen

Schleier 1 ,191

Dank dir ! aus dem schna-

dernden Gedränge 1, 36

Dankgedicht an die Lehrer . 1 , 1

Das Ahnenbild 2, 30

Das Angenehme dieser

W e l t 2 , 2 6 7

Das Erinnern 1 , 8

Das Erndtefeld e r s c h e i n t . . . 2, 285

Das Feenland 2 , 3 6 6

Das Feld ist kahl 2 , 2 9 6

Das fröhliche Leben 2 , 2 7 4

Das Glänzen der Natur . . . . 2 , 299

Das Leben 2 ,341

Das Leben suchst du 1, 240

Das menschliche Leben . . . 1 , 1 3

Das Nächste Beste 2 , 2 3 3

Da soll er alles 2, 335

Das Schicksal

(von F. J. Emer i ch ) 2, 993

DasSchiksaal 1 , 1 8 4

Das Sonnenlicht wekt 2 , 3 1 6

Da steh ' i ch auf dem Hügel . . 1 ,31

Das Unverzeihliche 1 , 2 5 4

Deine Freundin, Natur!

leidet 1 , 2 5 3

Dein Morgen, Bruder, gieng

so schön hervor, / Ein

heitres 1 , 2 5 3

Dein Morgen, Bruder, gieng

so schön hervor, / So

herrlich 1 , 2 5 2

Dem Allbekannten 2, 201

.dem dunklen Blatte 2 , 3 2 8

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Alphabetisches Verzeichnis

D e m Fürsten 2 , 2 4 6

D e m Genius der Kühnheit . 1 , 1 7 6

D e m gnädigsten Herrn

vonLeBret 2 , 2 8 2

D e m Sonnengott 1 , 2 5 8

Den Gottverächter schalten

sie 1 , 2 6 2

D e n M e n s c h e n i s t d e r S i n n . . . 2, 290

Denn gute Dinge 2, 526

Denn nirgend bleibt er . . . . 2 , 325

Denn, wie wenn hoch 2 , 1 2 6

Der Abschied 2, 24

Der Adler 2 , 2 2 9

Der Archipelagus 2 , 1 0 5

Der Aristokrat 2 , 3 6 7

Der Baum 2, 322

Der blinde Sänger 2, 54

DerCypr ier 2 , 3 2 0

» Der Einfluß edler

Naturen 2 , 3 5 9

Der Einzige 2 , 1 5 5

Der Empfindsame 2 , 5 1 5

Der Frieden 2, 6

Der Frühling (Bruchstück) . . 2 , 541

Der Frühling ( D e r Mensch

vergißt die Sorgen . . . ) . . 2 , 292

Der Frühling

(Der Tag erwacht . . . ) . . 2 , 507

Der Frühling

(Die Sonne glänzt. . . ) . . 2 , 2 8 8

Der Frühling

(Die Sonne kehrt . . . ) . . . 2 , 308

Der Frühling (Es k o m m t

der neue Tag . . .) 2, 286

Der Frühling

(Wenn auf Gef i lden. . . ) . 2 , 272

Der Frühling (Wenn atis der

Tie fe k o m m t . . .) 2, 509

Der Frühling

(Wenn neu das L i c h t . . .) 2, 298

Der Frühling

( W i e seelig ists . . .) 2, 283

Der Gang aufs Land 2, 84

Der gefesselte Strom 2, 67

Der Gott der Jugend 1 , 1 8 9

Der Gotthard 2, 523

Der gute Glaube 1 , 2 5 2

Der Herbst (Bruchstück) 2 , 341

Der Herbst (Das Glänzen

der Natur . . .) 2, 299

Der Herbst (D ie Sagen, die

der Erde sich entfernen. . . ) 2, 284

D e r Ister 2 , 1 9 0

Der Jüngling an die klugen

Kathgeber 1 , 2 2 5

Der Kampf der Leidenschaft 1 , 4 9

Der Kirchhof 2 , 2 7 7

Der Leichenreihen wandelte . 1 , 8 3

Der Lorbeer 1 , 3 6

Der Main . 1 , 3 0 3

Der Mensch

(Kaum sproßten. . .) 1, 263

Der Mensch

(Wenn aus sich l e b t . . .) . 2 , 302

Der Mensch

( W e r Gutes ehr t . . . ) . . . 2, 273

Der Mensch erwählt sein

Leben 2 , 2 8 9

Der Mensch vergißt die

Sorgen 2 , 2 9 2

Der Mutter Erde 2 , 1 2 3

Der nächtliche Wanderer . . 1 , 7

D e r N e k a r 2 , 1 7

Der Nordost wehet 2 , 1 8 8

Der o f f n e Tag ist Menschen

hell 2 , 2 8 7

Der Prinzessin Auguste von

Homburg 1 , 3 1 1

Der Rhein 2 , 1 4 2

Der R u h m 2 , 2 6 5

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Alphabetisches Verzeichnis

Der Sommer (Das Emdtefe ld

ersche int . . .) 2, 285

Der Sommer

( D i e T a g e gehn vorbei . . .) 2, 301

Der Sommer ( I m Thale

rimit der Bach . . .) 2, 500

Der Sommer (Noch ist die

Zeit des Jahrs . . .) 2 , 2 9 7

Der Sommer (Weim dann

vorbei des Frühlings Blüthe

schwindet. . .) 2, 293

Der Spaziergang 2 , 2 7 6

Der Sturm 2 , 3 2 1

Der Tag erwacht : 2, 307

Der T o d fürs Vaterland 1 , 2 9 9

Der Todtengräber 2 , 3 3 2

Der Uniufriedne 1 , 6

. . der Vatikan 2 , 2 5 2

Der Wanderer 1 , 2 0 6

Der Wanderer 2, 80

Der Winkel von Hahrdt . . . 2 , 1 1 6

Der Winkel von Hahrdt

(Bruchstück) 2 , 3 1 5

Der Winter

(Das Feld ist k a h l . . . ) . . 2 , 2 9 6

Der Winter (Wenn blaicher

S c h n e e . . . ) 2 , 2 9 4

Der Winter (Wenn sich das

Jahr geänder t . . .) 2, 304

Der Winter (Wenn sich der

Tag des Jahrs. . .) 2 , 3 0 5

Der Winter

(Wenn ungesehn. . . ) . . . 2 , 303

Der Zeitgeist (Die Menschen

finden sich . . .) 2 , 3 1 0

Der Zeitgeist

(Zu lang schon. . .) 1 , 3 0 0

Der lümende Dichter 1 , 3 0 5

Des Ganges Ufer 1 ,261

Des Ganges Ufer 2, 46

Des Geistes Werden 2, 291

Des Morgens 1 , 3 0 2

Des Wiedersehens Thränen . . 2 , 32

Deutscher Gesang 2 , 2 0 2

Dichterberuf 2 , 4 6

Dichtermuth 2 , 6 2

Die apriorität des Indi-

viduellen 2 , 3 3 9

Die Aussicht (Wenn in die

F e m e g e h t . . .) 2, 312

Die beschreibende Poesie . . 1, 229

Die Bücher der Zeiten 1 , 6 9

D i e D e m u t h 1 , 4 0

Die Dioskuren 2, 43

Die du schon mein

Knabenherz 1 , 4 2

Die Ehrsucht 1 , 3 8

Die Eichbäume 1 ,201

Die Entscheidung 2, 326

Die Entschlafenen 2 , 1 1 3

Die ernste Stunde hat

geschlagen 1 , 1 4 6

Die Götter 2 , 1 6

Die heilige Bahn 1 , 7 9

Die Heimath (2 Strophen; . . 1 , 251

Die Heimath 2 , 1 9

Die Helden könnt' ich

nennen 2 , 3 1 6

Die Instincte der

Menschen 2, 327

Die Kürze 1 , 2 4 8

Die Launischen 1 , 2 9 8

Die Liebe 2, 20

Die Liebenden 1 , 2 4 9

Die Linien des Lebens . . . . 2 , 268

Die Meinige 1 , 1 5

Die Menschen finden

sich 2 , 3 1 0

Die Muße 1 , 2 3 6

Die Nacht 1 , 3

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Alphabetisches Verzeichnis

Die Sagen, die der Erde sich Du schweigst und duldest. . . 2 , 2 8

entfernen 2 , 2 8 4 Du seiest Gottes Stimme. . . 1 , 2 4 5

Die scheinheiligen Dichter , , 1 , 2 5 7 Du seiest Gottes St imme . . . 2, 49

2 , 1 0 0 2 Du stiller Aether! . i m m e r . . . 2 , 1 6

Die Scherzhaften , 1 , 3 0 5 Du stiller Ort , der grünt . . . 2, 277

Die Schlange 2 , 3 3 9 Du waltest hoch am T a g ' . . . 2 , 3 7

Die Schönheit ist den Echo des Himmels ! 2, 33

Kindern 2, 264 Ehmals und jezt 1 , 2 4 6

Die Sonne glänzt . 2 , 2 8 8 Eil, 0 zaudernde Zeit 1 , 2 2 8

Die Sonne kehrt , 2 , 3 0 8 Ein anderes freilich ists . . . . 2 , 327

Die Stille . 1 , 4 2 Ein barmherziger Mann , . . 2 , 3 4 9

Die Tage gehn vorbei , 2 , 3 0 1 Eine beständige Vision . . . . 2 , 3 3 4

D i e T e k 1 , 5 5 Einen vergänglichen Tag . . . 2 , 1 1 3

Die Titanen , 2 , 2 1 7 Einig zu seyn, ist göttlich . . . 1 , 3 0 5

Die Unsterblichkeit der Seele 1, 31 Einladung an Neuffer 1 , 2 3 2

Die Verjüngung 2 , 3 1 6 Einladung. Seinem Preimd

Die Völker schwiegen, Neuffer 1 , 2 3 3

9 pVi liiin m prtpti 1 238 Einsam stand ich 1 , 2 0 6

2, 80 Ojp Vrtrtrefliphpn 1 229 Einsam stand i ch

1 , 2 0 6

2, 80

Die Wanderung 2 , 1 3 8 Einst hab ich die Muse

1 , 2 0 6

2, 80

Die Weisheit des Traurers . 1 , 9 7 gefragt 2 , 2 2 0

Die Zufriedenheit 2, 278 Einst, tränend Auge !

Diotima (Die Helden sahst du 1 , 9 5

Icönnf' loh 2 316 Einst und Jezt 1, 95

Diot ima ( D u schweigst . . .) . 1 , 2 4 2 Einst war ich ruhig 1 , 9 4

Diot ima ( D u schweigst . . .) . 2 , 2 8 Ein Tag vergöttert 2, 996

Diot ima ( K o m m und Ein wildes Mädchen 2, 993

besänftige . . .) . 1 , 231 Ein Zeichen sind wir 2 , 1 9 5

Diot ima (Lange todt . . .) . . 1,212 Elegie 2, 71

2 , 1 0 0 0 2, 319

Dir flüstert's leise . 1 , 2 2 Emil ie vor ihrem Brauttag . 1 , 2 7 7

. . doch am meisten . 2 , 3 4 0 Empedokles 1 , 2 4 0

Dort i m waldumkränzten Empedokles auf dem Ätna . 2 , 3 1 9

Schattentale , 1 , 1 1 4 Ende einer Gedichtfolge auf

Drinn in den Alpen . 2 , 9 6 Gustav Adolf 1 , 8 8

Du edles W i l d . 2 , 3 2 5 Engelfreuden ahndend

Du gute Stella! . 1 , 2 1 wallen 1 , 1 1 0

Du kömmst , o Schlacht! . . . 1 , 2 9 9 Epistel 2, 370

Du lebtest, Freund ! - . . . . . 1 , 1 7 3 Erhaben glänzend s i e h t . . . . 1,10

Du schweigst und duldest. . . , 1, 242 Ermunterung 2 , 3 3

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Alphabetisches Verzeidmis

Erscholl von jeder Haide . . . 1, 88

Es crschrekt uns 2, 547

Es hat aber 2, 333

Es ist eine Behauptimg . . . . 2 , 360

Es knüpft an Gott 2, 265

Es kommen Stunden 2, 348

Es k o m m t der neue T a g . . . 2, 286

Es will uns aber geschehen . . 2, 338

Es wölbt zu reincrem

Genüsse 2 , 3 5 0

Euch alten Freunde droben . . 2 , 3 9

Ewig trägt im

Mutterschoose 1 , 1 7 2

Falsche Popularität 1 , 2 2 9

Frei wie die Schwalben . . . . 2, 201

Frei, wie Götter an dem

Mahle 1 , 1 0 4

Freunde ! Freunde ! wenn er

heute käme 1 , 4 6

Freundeswunsch 1, 187

Freundschafft 2 , 3 1 1

Freundschaft, Liebe 2 , 2 6 1

Freund! wo über das T h a l . . . 1, 23

Froh, als könnt' ich Schöp-

fungen beglüken, / Kün . . . 1, 130

Froh, als könnt' ich Schöp-

fungen beglüken, / Stolz . . . 1 , 1 1 6

Froh der süßen Augen-

waide 1 , 1 6 6

Froh kehrt der Schiffer

he im 1 , 2 5 1

Froh kehrt der Schiffer

heim 2, 19

Frühlingsanfang 2, 324

Fürchtet den Dichter n i c h t . . . 1, 305

Für wahre F r e u n d s c h a f t . . . 2 , 346

Ganymed 2 , 6 8

Gebet für die Unheilbaren . 1 , 2 2 8

Gedicht an die Herzogin

Franzisca 1 , 2 4

Gehn dir im D ä m m e r -

lichte 1 , 1 8 9

Geh unter, schöne Sonne . . . 1, 314

Geist der Natur 2 , 3 1 7

Germanien 2 , 1 4 9

Gerne durchschaun sie . . . . 1 , 227

Gesang der Musen am

Mittag 2 , 3 1 7

Gesang des Deutschen . . . . 2, 3

Gestalt und Geist 2, 321

Glükseelig Suevien 2 , 1 3 8

Götter wandelten einst 1, 274

Götter zogen dich auf 2 , 3 1 6

Griechenland 2 , 2 5 4

Griechenland. An St 1 , 1 7 9

Griechenland (Wie Men-

schen sind. . .) 2, 306

GröDers wolltest audi du . . . 2, 22

Groser Nähme ! - 1 , 3 8

Gustav Adolf 1 , 8 5

Guter Rath 1 , 2 2 9

Hab ich vor der Götter

Ohren 1 , 1 4 9

Hälfte des Lebens 2 , 1 1 7

Hätt' ich dich im Schatten

der Platanen 1 , 1 7 9

Hast du Verstand und ein

Herz 1 , 2 2 9

Hat vor aller Götter

Ohren 1 , 1 5 2

Heidelberg 2 , 1 4

Heidnisches 2 , 3 3 7

Hei l ! das schlummernde

Gefieder 1 , 1 6 8

Heilige Gefäße 1 , 2 3 9

Heilige Unschuld 2, 44

Heilig Wesen ! gestört 1 , 2 4 4

Heimath 2 , 2 0 6

Heimkunft 2 , 9 6

Hero 1 , 5 1

Page 407: 88023218 Holderlin Band 2nn

Alphabetisches Verzeichnis

Herr der We l t en ! 1 , 1 5

Herr ! Herr ! / Unterwunden

hab* ich mich 1 , 6 9

Herrlicher Göttersohn! . . . . 1, 271

Herr ! was bist du 1 , 2

Hier, in ermüdender Ruh' . . . 1 , 1 4 3

Himmlische Liebe ! 2, 58

Hinunter sinket der Wald . . . 2 , 1 1 6

Hinweg, ihr Wünsche ! . . . . 1, 97

Hoch auf strebte mein

Geist 1 , 2 4 7

Höhe des Menschen 2, 341

Höhere Menschheit 2 , 2 9 0

Höheres Leben 2 , 2 8 9

H ö r ' i c h ferne nur her 1 , 2 9 8

Hört, größre, edlere der

Schwabensöhne! 1, 40

Hört ' ich die Warnenden

izt 1 , 2 7 5

H u ! der Kauz! 1 , 7

Hymne an den Genius der

Jugend 1 , 1 6 8

Hymne an den Genius

Griechenlands 1 , 1 2 5

Hymne an die Freiheit

{1792) 1 , 1 3 9

Hymne an die Freiheit

C1793; 1 , 1 5 7

Hymne an die Freundschaft . 1 , 1 6 2

Hymne an die Göttin der

Harmonie 1 , 1 3 0

Hymne an die Liebe 1 , 1 6 6

Hymne an die Menschheit . 1 , 1 4 6

Hymne an die Muse 1 , 1 3 5

Hymne an die Schönheit . . . 1 , 1 4 9

Hymne an die Unsterblich-

keit 1 , 1 1 6

Hymne auf Christoph

Herzog zu Würtenberg . . 2 , 3 6 4

Hyperions Schiksaalslied . . . 1, 265

I ch bin i m Walde mit dem

Vater 1 , 2 7 7

Ich duld' es n i m m e r ! 1, 90

I ch hasse mich ! 1 , 1 0 0

I ch sollte nicht i m

Lebensfelde 1 , 2 2 3

I ch sollte ruhn? 1 , 2 2 5

Ihr edeln Brüder d r o b e n . . . 2, 43

Ihre Genesung 1 , 2 5 3

Ihre Genesimg 2 , 2 3

Ihr Freunde! mein Wunsch

ist 1 , 5 8

Ihr kalten H e u c h l e r . . . . . . 1, 257

Ihr milden Lüf te ! 2, 29

Ihr sichergebaueten

Alpen 2 , 2 3 1

Ihr Städte des Euphrats . . . 2 , 1 1 5

Ihr Wälder schön 2 , 2 7 6

Ihr wandelt droben 1 , 2 6 5

I m dunkehl Epheu 2 , 1 4 2

I m m e r , Liebes ! gehet 2, 334

I m m e r spielt ihr 1 , 3 0 5

I m Thale rinnt der Bach . . . 2, 300

I m Walde 2 , 3 2 5

Inclutae civitatis 2 , 358

In deinen T h ä l e m wachte . . . 2 , 1 7

In der Kindheit S c h l a f . . . . 1 , 1 9 9

In jüngem Tagen 1, 246

In lieblicher Bläue 2, 372

In seiner Fülle ruhet 1 , 3 0 6

Ist also diß die heilige

Bahn? 1 , 7 9

Ist nicht heilig mein Herz . . . 1, 250

Jaunerloch 2 , 3 3 9

Jede Blüthe war gefallen . . . 1 , 1 2 0

Jezt komme , Feuer ! 2 , 1 9 0

Jezt k o m m imd hülle 2, 60

Joseph / Weltlauf 2 , 3 3 1

Jubel! Jubel / Dir auf der

W o l k e ! 1 , 1 2 5

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Alphabetisches Verzeichnis

Kanton Schweiz 1 , 1 4 3

2, 999

Kaum sproßten aus den

Wassern 1 , 2 6 3

Kehren die Kraniche

wieder 2 , 1 0 3

. . keine Polaken sind w i r . . . 2, 359

Kennst du sie, die seelig . . . . 1 , 1 9 7

Keppler 1 , 8 1

Klagen. An Stella 1 , 2 6

Kleists T o d 2 , 3 2 5

Kolomb 2 , 2 4 2

Kolomb (Plan) 2, 315

K o m m ! ins Offene 2, 84

Kommt , ihr Kinder von

T e u t ! 1 , 8 5

K o m m und besänftige 1 ,231

K o m m und siehe die Freude . . 1 , 2 1 0

Longe l i eb ' i ch dich s c h o n . . . 2 , 1 4

Lange schlummern ruhig . . . 1, 51

Lange todt und tief-

verschlossen 1 , 2 1 2

Lang wars der heiße 1 , 2 4

Lassen Sie mich , liebste

Mutter 2 , 3 5 7

Laß in der Wahrhei t

immerdar 2, 246

Laß sie drohen 1, 64

Leb 'a l s Christ 2 , 3 4 8

Lebensalter 2 , 1 1 5

Lebenslauf f i StropM 1 , 2 4 7

Lebenslauf 2 , 2 2

Lern i m Leben die K u n s t . . . 1, 305

Leuchtest du wie vormals

wieder 1 , 2 2 0

Lieben Brüder ! es r e i f t . . . 1, 255

Lieben Brüder! versucht es

nur nicht 1 , 2 2 9

Lied der Freundschaft 1 , 1 0 4

Lied der Liebe 1 , 1 1 0

Lied des Schweden 2, 315

Lust und Liebe 2 , 3 4 9

Luther 2 , 3 2 6

Lyda, siehe ! zauberisch . . . . 1 , 1 2 2

Mädchen ! die ihr mein

Herz 1 , 2 7

Männerjubel 1 , 6 7

Ma Tovi ev Maga^con... . 2 , 3 5 1

Meine Genesung. An Lyda . 1 , 1 2 0

Mein Eigentum 1 , 3 0 6

2 , 1 0 0 3

Meiner verehrungswürdigen

Grosmutter 1 , 2 7 2

. . meinest du / Es solle

gehen 2 , 2 2 8

Mein Herz hat tausendmal . . . 2, 367

MeinVater. ist gewandert . . . 2 , 2 2 9

MeinVorsaz 1 , 2 8

Melodie. An Lyda 1 , 1 2 2

Menons Klagen u m Diotima 2, 75

Menschenbeifall 1 , 2 5 0

Menschen, Menschen!

was ist euer Leben 1 , 1 3

M . G 1 , 2

2, 999

Mit der Sonne sehn' ich

mich 2 , 3 1 7

Mit gelben Birnen 2 , 1 1 7

Mit Rosen umweben 2, 366

Mnemosyne 2 , 1 9 3

Nah ist / Und schwer zu

fassen 2 , 1 6 5

Narcyssen Ranunklen 2, 335

Natur und Kirnst oder

Saturn und Jupiter 2, 37

Nicht alle Tage 2 , 2 8 0

Nicht ist es a b e r / D i e Ze i t . . . 2 , 2 1 7

Nicht sie, die Seeligen 2 , 1 4 9

Noch freundlichzögemd

scheidet 1 ,311

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Alphabetisches Verzeichnis

Noch ist die Zeit des Jahrs . . . 2 , 297

Noch kehrt in mich 1 , 1 8 3

Nun versteh' ich den

Menschen. 2 , 3 4 0

Nur Einen Sommer gönnt . . . 1, 241

Oceaniden 2, 325

Ode an Buonaparte 2, 322

0 der Menschenkenner! . . . 1, 229

. . offen die Fenster des

Himmels 2 , 2 3 4

O Freunde ! Freunde !

die ihr so treu 1 , 2 8

O Gustav! Gustav ! hast du

dein Ohr geneigt 1 , 8 9

O heilig Herz der Völker . . . 2, 3

O Hofnung! holde ! 2 , 5 9

O ihr Stimmen des

Geschiks 2 , 2 5 6

O lächle fröhlich 1 , 5

Ovids Rükkehr nach R o m . . 2, 320

Palingenesie 2, 317

Palinodie 1 , 3 0 8

Patmos 2 , 1 6 5

77^0? eavTov 1, 305

R a s ' i c h ewig? 1 , 4 9

Reifsind, inFeuer getaucht . . 2 , 1 9 7

Reizvoll klinget 2, 347

Rings in schwesterlicher

Stille 1 , 1 6 2

Rings u m ruhet die S t a d t . . . 2, 90

Rousseau 2, 12

Rükkehr in die Heimath . . . 2 , 2 9

» Schiksaal! ungliiksvolle

Leiden 1,6 Schiller 2 , 3 1 6

. . Schlechthin / . . . dieses-

mal 2 , 3 3 3

Schönes Leben! du l e b s t . . . 1, 230

Schönes Leben ! du liegst

krank 1 , 2 5 2

Schon . . . / Und anders will

es werden 2, 324

Schwabens Mägdelein 1 , 7 7

Schwach zu königlichem

Feierliede 1 , 1 3 5

Schwärmerei 1 , 4 6

. . Schwerdt und heimlich

Messer 2 , 3 3 8

Sei f r o h ! Du hast 2, 114

Seines jedem und ein Ende . . 2 , 334

Selbstquälerei 1 , 1 0 0

Send ' ihr Blumen 1 , 2 4 3

Seyd gegrüßt, ihr zufluchts-

volle Schatten 1 , 3

Sliakespear 2, 315

Sie, Edler ! sind der

Mensch 2 , 2 8 2

Sieh I dein Liebstes, Natur . . . 2 , 23

Sind denn dir nicht bekannt. . 2 , 6 6

Sind denn dir nicht

verwandt 2, 62

Sömmerings Seelenorgan

und das Publikum 1, 227

Sömmerings Seelenorgan

und die Deutschen 1, 227

Sokrates und Alcibiades . . . 1, 260

So lieb, wie Schwabens

Mägdelein 1 , 7 7

Soll ich mein ürthei l 2, 370

So Mahomed 2 , 3 2 9

Sonnenuntergang 1 , 2 5 9

Sonst nemlich, Vater Zevs . . . 2, 226

Sophokles 1 , 3 0 5

Sorglos schlummert die

Brust 1 , 2 3 6

. .spizbübisch schnakisch . . . 2 , 339

Spottet ja nicht des

Kinds 1 , 2 5 6

Spottet n immer des

Kinds 2, 9

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Alphabetisches Verzeichnis

Stammbuchblätter

für Blum 2 , 3 4 5

für Gock 2, S+S

für Hegel 2 , 3 4 9

fürHi l l er 2 , 3 4 6

für Heinrike Hölderlin . . . 2, 350

fürKünzel 2 , 3 5 3

fürMagenau 2 , 3 5 1

fürManskopf 2 , 3 5 1

für Oeffinger 2, 346

fürRue f f 2 , 3 4 9

für Rümelin 2, 345

2, 347

für Seckendorf 2 , 3 5 0

für Unbekannte 2 , 3 4 7

2, 348

2, 353

2, 366

für Waiblinger ; 2, 352

Statt offner Gemeine 2 , 1 2 3

Stella ! ach ! wir leiden

v ie l ! 1 , 2 6

Still und öde steht 1 ,101

Stimme des Volks

(2 Strophen) 1 , 2 4 5

Stimme des Volks 2, 49

. . Streifen blauer Lilien . . . 2 , 3 3 4

Stutgard 2 , 8 6

Süß i s t s , . . . / . . .und genährt

zu seyn 2, 331

Süß ists, zu irren 2 , 2 4 0

Sybille 2 , 3 2 1

Täglich geh ' ich heraus . . . . 2, 71

2, 75

Tasso an Leonoren 2, 324

Tende Strömfeld 2 , 3 4 0

Thränen 2 , 5 8

Tie f im Herzen haß ich . . . 1, 229

Tinian 2 , 2 4 0

Trennen wollten wir uns . . . 1 , 2 4 9

Trennen wollten wir uns ? . . . 2, 24

Treu und freundlich 1 , 2 0 4

Trunken, wie im hellen

Morgenstrale 1 , 1 2 8

Übemacht ' ich im D o r f . . . . 2 , 320

Überzeugung 2, 360

. . und an der / Den Besten . . 2, 339

Und der Himmel wird 2, 331

. . und die ewigen Bahnen . . . 1, 209

. . U n d gehet 2 , 3 3 8

. . und kehr' in Hahnen-

schrei 2, 339

Und mitzufühlen das Leben . . 2, 249

Und niemand weiß 2, 206

. . und Schatten

beschreibend 2, 332

Und wenig Wissen 2, 323

. . und wie der Rathsherr . . . 2, 334

Uns würdigte einst 1 , 1

Unter den Alpen gesungen 2, 44

Unter den Sternen ergehet

sich 1 , 8 1

Ursprung der LoyotÄ 2, 329

Vanini 1 , 2 6 2

Versöhnender der du

nimmergeglaubt 2 , 1 3 0

Viele gesellten sich ihm . . . 1, 227

Vieles hast du erlebt 1, 272

Viele versuchten u m s o n s t . . . 1, 305

Viel h a b ' i c h dein 2 , 2 1 1

Viel thuet die gute Stunde . . 2 , 233

Viel Unbefangenheit 2, 332

Viel, viel sind meiner Tage . . 1 , 8

Vollendung! Vollendung! - . 1, 75

Voll Güt ' ist. Keiner aber

fasset 2 , 1 7 3

V o m Abgrund nemlich . . . . 2 , 250

Vomers Landgut 2, 325

V o m Gruß des Hahns 1 , 9 2

VomThaueglänztderRasen. . 1 , 3 0 2

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Alphabetisches Verzeichnis

Von der Realität des

Lebens 2 , 3 5 5

Von einem Menschen sag

ich 2 , 2 7 1

Von Gott aus 2 , 3 2 6

Vormals richtete Gott 2, 318

Vor seiner Hütte ruhig . . . . 1 ,301

Vortrefliche Menschen . . . . 2 , 351

Vulkan 2, 60

Wandelt ewig freigegeben . . . 2, 316

Wangen sah' i ch

verblühn 1 , 2 0 2

Warhei t , Freiheit,

Schönheit 2 , 3 5 0

» W a r u m bist du so kurz? . . . 1 , 2 4 8

» W a r u m huldigest du 1 , 2 6 0

Was dämmert u m mich . . . 1, 308

. . was hilft mich 's 2, 368

Was ist der Menschen

Leben 2 , 2 0 9

Was ist es, d a s / A n die alten . . 2 , 1 5 3

Was ist Got t ? 2 , 2 1 0

Was schläfst du, Bergsohn . . . 2 , 68

Was schläfst und träumst

du 2, 67

. . W e g e des Wanderers . . . . 2 , 2 5 4

W e m sonst 2 , 3 5 9

W e n n aber die

Himmlischen 2 , 2 2 2

W e n n auf Gefilden 2 , 2 7 2

W e n n aus dem H i m m e l . . . . 2 , 269

W e n n aus dem Leben 2 , 2 7 8

W e n n aus dpr F e m e 2, 262

W e n n aus der Tie fe k o m m t . . 2, 309

W e n n aus sich lebt 2 , 3 0 2

W e n n blaicher Schnee . . . . 2, 294

W e n n dann vorbei des Früh-

lings Blüthe s c h w i n d e t . . . 2, 293

W e n n der Morgen trunken

begeisternd 2 , 2 0 2

W e n n die Menschen das

bemerken 2, 353

W e n n die Menschen sich

fragen 2 , 3 5 3

W e n n ich auf die Wiese

k o m m e 2 , 2 7 4

W e n n i ch sterbe mit

Schmach 1 , 2 7 6

W e n n ihr Freunde

vergeßt 1 , 2 5 4

W e n n ihr Freunde

vergeßt 2, 20

W e n n in die F e m e g e h t . . . . 2 , 3 1 2

W e n n Menschen fröhlich

sind, ist dieses 2 , 2 8 1

W e n n Menschen fröhlich

sind, wie ist es 2, 352

W e n n Menschen sich aus

innrem W e r t h e 2 , 3 1 1

W e n n nemUch der Rebe

Saft 2 , 2 0 7

W e n n neu das Licht 2 , 2 9 8

W e n n sich das Jahr

geändert 2 , 3 0 4

W e n n sich das Laub 2 , 2 9 5

W e n n sich der Tag des

Jahrs 2 , 3 0 5

W e n n über dem W e i n b e r g . . 2, 330

Wennungesehn 2 , 3 0 3

W e n n vom Früling rund

umschlungen 1 , 1 8 7

W e r bist du? wie zur Beute . . 1 , 1 7 6

W e r Gutes ehrt 2 , 2 7 3

Widmungen

anDio t ima 2 , 3 5 9

an die Mutter 2 , 3 5 7

an die Nürtinger

Stadtbehörden 2 , 3 5 8

an Chr. Schwab 2 , 3 6 0

W i e aber j e i t ? 2 , 3 3 0

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Alphabetisches Verzeichnis

W i e bald ists ausgeronnen. . 2, 546

W i e den Aar im grauen

Pelsenhange 1 , 1 3 9

Wieder ein Glük ist

erlebt 2, 86

W i e der Held am

Siegesmahle 1 , 1 0 7

W i e eng begränzt 2 , 1 2

W i e Meeresküsten 2 , 2 0 5

W i e Menschen sind 2, 306

W i e schnell ists

ausgeronnen 2, 345

W i e seelig ists 2 , 2 8 3

W i e Vögel langsam z i e h n . . . 2 , 2 0 4

W i e wenn am Feiertage . . . 2 , 1 1 7

W i e wenn die alten Wasser . . . 2, 6

W i e wird des Himmels

Vater 2 , 2 6 6

. . w i e Wolken 2 , 3 4 1

Wi l lkom nach dem Kriege . 2 , 3 2 4

Winter (Wenn sich das

Laub . . . ) 2, 295

. . wir ober singen 2, 327

Wir interessiren uns 2, 345

W i ß t ! Apoll ist der G o t t . . . 1, 229

W o bist du, Jugendliches! . . . 2, 54

W o bist du.

Nachdenkliches ! 2, 56

W o bist du? trunken

dämmert 1 , 2 5 8

1 , 2 5 9

W o h l geh ' ich täglich 1, 313

W o h l manches Land 1 , 3 0 3

W o h l mir ! daß ich den

Schwärm 1 , 2 9

W o h l muß 2 , 3 3 8

Wonne säng' ich an des

Orkus Thoren 1 , 1 5 7

wo? w o s e y d i h r ? 2 , 3 6 3

Wünscht ' ich der H e l d e n . . . 2, 242

Wurzel alles Übels 1 , 3 0 5

Zornige Sehnsucht 1 , 9 0

Zu lang schon waltest 1, 300

Zu Rossen, ewige Lust 2, 334

Zu Sokrates Zeiten 2 , 3 1 8

Zwei Bretter 2 , 3 4 0

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B E I L A G E N

Ermunterung nach S. 32

Marbach. Schiller-Nationalmuseum.

Reinschrift der zweiten Fassung { H ^ ) , v. 1 — 12.

Heimkunft nach S. 96

Homburg vor der Höhe. Stadtarchiv.

Reinschrift der endgültigen Fassung ( H ^ ) , v. 2 6 - 5 2 .

Der Rhein nach S. 144 Homburg vor der Höhe. Stadtarchiv.

Reinschrift ( iJ^) , v. 3 2 - 5 4 .

Germeoiien nach S. 153

Homburg vor der Höhe. Stadtarchiv.

Reinschrift ( H ' ) , v. 1 - 2 5 .

Der Frieden nach S.- }92 Stuttgart. Württembergische Landesbibliothek.

Entwurf und Ausführung, v. 1 - 2 4 , 4 1 - 4 4 .

Brod und Wein nach S. S92 Stuttgart. Württembergische Landesbibliothek.

Erster Entwurf: Der Weingott ( H ^ ) , v. 1 - 2 6 .

Der Einzige nach S. 746 Homburg vor der Höhe. Stadtarchiv.

Reinschrift der ersten Fassung ( H ^ ) , v. 44—64, mit Ände-

rungen zur zweiten ( H ^ ) und zur dritten Fassung { H ^ ) .

Die Zufriedenheit nach S. 906 Marbach. Schiller-Nationalmuseum.

Schluß des Gedichtes, v. 3 3 - 4 4 .

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Satzgestaltung und Druck der Großen Stuttgarter Hölderlin-Ausgabe liegen

in den Händen der Buchdruckerei Chr. Scheufeie, Stuttgart. Das Papier

stammt aus der Papierfabrik Scheufeien, Oberlenningen; den Lichtdruck

der Beilagen haben die Graphischen Kunstanstalten E. Schreiber, Stuttgart,

durchgeführt; den Einband hatdieBuchbindereiderUnion-Druckerei G.m.b.H.

Stuttgart nach Entwurf der graphischen Abteilung der Staatlichen Akademie

der bildenden Künste in Stuttgart gefertigt. Dieser Band der Großen

Stuttgarter Hölderlin-Ausgabe ist im Jahr 1951 in der

Walbaum-Antiqua gedruckt.

Unveränderter reprographischer Nachdruck 1970 der 1. Auflage 1951

Alle Rechte vorbehalten. © 1951 Verlag W . Kohlhammer G m b H Stuttgart

Berlin Köln Mainz. Verlagsort: Stuttgart.

Gesamtherstellung: W . Kohlhammer GmbH. Graph. Großbetrieb Stuttgart.

Printed in Germany. 77043