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Gedichte zum Verlieben
Nichts ist schöner, als zu lieben und geliebt zu werden – undfür dieses unfassliche Glück dann die Zauberworte zu finden,die diese Liebe für immer leuchten lassen.Wenn in den magischen Momenten der Liebe Herzklopfen derTaktgeber der Poesie ist, können Gedichte entstehen, die einenspüren lassen,was lieben heißt: verwundert-zaghafte Gedich-te für das überwältigende Gefühl der allerersten Liebe; jubilie-rendeüberein erwidertesLächeln; zarte, zärtlicheder Sehnsucht;atemberaubende Gedichte von brennender Leidenschaft; betö-rende Gedichte über Verlockung und Hingabe.Mit Gedichten von Anna Achmatowa, W.H. Auden, RoseAusländer, Thomas Brasch, Bertolt Brecht, Raymond Carver,Emily Dickinson, Hilde Domin, Joseph von Eichendorff, Jo-hannWolfgangGoethe,UllaHahn,HeinrichHeine, Ernst Jandl,Mascha Kaléko, Angela Krauß, Else Lasker-Schüler, FriederikeMayröcker, Rainer Maria Rilke, Peter Rühmkorf, Eva Strittmat-ter,Wisława Szymborska,William Carlos Williams und vielenanderen.
insel taschenbuch
Gedichte zum Verlieben
Gedichtezum Verlieben
Herausgegeben von Clara Paul
Insel Verlag
Umschlagabbildung: Hans Traxler
Erste Auflage insel taschenbuch
Originalausgabe© Insel Verlag Berlin
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung
durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form
(durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren)ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert
oder unter Verwendung elektronischer Systemeverarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Quellennachweise zu dieser Ausgabe am Schluss des BandesVertrieb durch den Suhrkamp Taschenbuch VerlagSatz: Satz-Offizin Hümmer GmbH,Waldbüttelbrunn
Druck: CPI – Ebner & Spiegel, UlmPrinted in Germany
ISBN ----
Inhalt
Erstes Lächeln, unser Lächeln
Dirk von Petersdorff, Fang auf
Anna Achmatowa, Mein Lächeln
Rainer Maria Rilke, Liebesanfang
Ludwig Uhland, Hans und Grete
Annette von Droste-Hülshoff,Verliebt
Wisława Szymborska, Liebe auf den ersten Blick
Alfred Andersch, Paris, . Mai
Es schlug mein Herz
Annette von Droste-Hülshoff,Verliebt
Heinrich Heine, Die Nacht im Postwagen
Johann Wolfgang Goethe,Willkomm und Abschied
Joseph von Eichendorff, Neue Liebe
Angela Krauß, Ich muß mein Herz üben!
Hans Leip, Muschemusch
Ulla Hahn, Fast
Thomas Brasch, Ist denn kein Wort in meiner Sprache
Sarah Kirsch, Besänftigung
Christine Lavant, Seit heute, aber für immer
Rainer Maria Rilke, Liebes-Lied
Meine Ruh’ ist hin
Mascha Kaléko, Ich schreib dir einen Liebesbrief
Heinrich Heine, Im wunderschönen Monat Mai
François Villon, Eine verliebte Ballade für ein Mädchennamens Yssabeau
Reiner Kunze, Du weißt zur stunde ihn an fernem ort
Ulla Hahn, Nie mehr
Paula Ludwig, Liebeswunsch
Johann Wolfgang Goethe, Meine Ruh’ ist hin
Meine Lippen schenk ich dir
Heinrich Heine, Ich halte ihr die Augen zu
Lioba Happel, sie wird aufstehen
Leigh Hunt, Jenny hat mich heut’ geküßt
Heinrich Heine, Die Welt ist dumm
Kurt Schwitters, Schnuppe
Christian Morgenstern, Hier im Wald mit dir zu liegen
Max Dauthendey, Die Herzensfrau
Lily Brett,Wenn wir bleiben könnten
Friedrich Schiller, Nicht ihres Lächelns holder Zauberwars
H.C. Artmann,wie der saft einer sehr süßen frucht
Selma Meerbaum-Eisinger, Schlaflied für dich
Theodor Storm, Abends
Heinrich Heine, Hast du die Lippen mir wund geküßt
Komm, mein Geliebter
Anne Sexton, Aus dem Garten
William Carlos Williams, Liebeslied
Rafael Alberti, Aufforderung
Paul Celan, Komm
William Carlos Williams, Sanfte Entgegnung
Pablo Neruda, Deine Füße
Eva Strittmatter, Mondrose
Anonym, Im Bad
Heimlich zur Nacht
Emily Dickinson,Wilde Nächte
Hermann Hesse,Weil ich dich liebe
Else Lasker-Schüler, Ein Liebeslied
Eva Strittmatter, Atem
Hilde Domin, Zärtliche Nacht
Eva Strittmatter, Große Nächte
Valžyna Mort, dein körper
Else Lasker-Schüler, Heimlich zur Nacht
Klabund, Die Luft ist voll von deinem Duft
Ricarda Huch,Wo hast du all die Schönheit hergenommen
Else Lasker-Schüler,Von weit
Anonym, Kumm du um Middernacht
Bittersüßes, entmachtendes Ungetier
Sappho, Eros löst meine Glieder
Eduard Mörike, Erstes Liebeslied eines Mädchens
Thomas Brasch, Liebeslied
Hans-Ulrich Treichel, Stummes Liebeslied
Hilde Domin, Mein Geschlecht zittert
Ulla Hahn, Anständiges Sonett
Peter Rühmkorf,Wollte nur mal fragen
Heinrich Heine, Himmlisch wars, wenn ich bezwang
Friedrich von Logau, Die gute Diät
Kate Tempest, Scheiß auf das Gedicht
Durs Grünbein,Unverschämtheit
Sarah Kirsch, Ruf- und Fluchformel
Als ich nachher von dir ging
Bertolt Brecht, Als ich nachher von dir ging
Steinmar, Bettspiel im Heu
Eduard Mörike, Begegnung
Friederike Mayröcker, mein Auge geht auf eine stilleReise
Ernst Jandl, liegen, bei dir
Ulla Hahn, So
Idea Vilariño,Weißt du
William Carlos Williams, Nur damit du Bescheid weißt
Wir träumten voneinander
Rainer Malkowski, Traumkorrespondenz
Rainer Maria Rilke, Das war der Tag
Ono No Komachi, Als ich an ihn dachte
Friedrich Hebbel, Ich und Du
Heinrich Heine, Ich hab im Traum geweinet
Kurt Tucholsky, Sie schläft
Wolf Biermann, Einschlaf- und Aufwachelied
Denn ich liebe dich durch dünn und dick
Elizabeth Barret-Browning,Wie ich dich liebe?
Rose Ausländer,Wort an Wort
Bertolt Brecht, Morgens und abends zu lesen
Joachim Ringelnatz, Ich habe dich so lieb
Wisława Szymborska, Glückliche Liebe
Mascha Kaléko, Ich und Du
Else Lasker-Schüler, Ein alter Tibetteppich
Joachim Ringelnatz, Privat-Telegramm
Mascha Kaléko, Quasi ein Mahnbrief
Friederike Mayröcker,wie ich dich nenne wenn ich an dichdenke und du nicht da bist:
Helga M. Novak, seitdem du da bist
Mascha Kaléko, Zärtliche Epistel Rainer Maria Rilke, Die Liebenden
Bertolt Brecht, Ich will mit dem gehen, den ich liebe
Was es ist
Erich Fried,Was es ist
Matthias Claudius, Die Liebe
Theodor Storm, Ich bin mir meiner Seele
Gotthold Ephraim Lessing, Lied aus dem Spanischen
Johann Wolfgang Goethe, Freudvoll und leidvoll Bertolt Brecht, Terzinen über die Liebe
Ulla Hahn, Irrtum
Hans Magnus Enzensberger,Unpolitische Vorlieben
Mascha Kaléko, Sonett in Dur
Mache deine Sache gut
Peter Handke, Mag sein
Christine Busta,Vom Altern
Hilde Domin, Spätsommer
Wilhelm Busch,Wenn ich dereinst
Robert Gernhardt, Zwei Tische weiter
Joachim Ringelnatz, Ich habe gebangt um dich
Reiner Kunze, Bittgedanke, dir zu Füßen
Michael Krüger, Das elfte Gebot
W.H. Auden, Haltet die Uhren an, durchschneidet die Kabelder Telefone
Joachim Ringelnatz, An M. Raymond Carver, Spätes Fragment
Quellennachweise
Alphabetisches Verzeichnis der Gedichtanfänge undÜberschriften
Erstes Lächeln, unser Lächeln
Dirk von Petersdorff
Fang auf
Unter dem Nieselgrau, dem Kapuzenpulloverund unter der feuchten Stirnwirft ihr Lächeln ein Seil dir zu.
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Anna Achmatowa
Mein Lächeln
Mein Lächeln ist das, was ich hab:eine Zuckung der Lippen zart,einzig für dich bewahrt,weil es die Liebe gab.
Auch wenn du ein frecher Filou,auch wenn du andre gewollt:Mit samtigem Blick stehst duvor mir am Altar von Gold.
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Rainer Maria Rilke
Liebesanfang
OLächeln, erstes Lächeln, unser Lächeln.Wie war das Eines: Duft der Linden atmen,Parkstille hören –, plötzlich in einanderaufschaun und staunen bis heran ans Lächeln.
In diesem Lächeln war Erinnerungan einen Hasen, der da eben drübenim Rasen spielte; dieses war die Kindheitdes Lächelns. Ernster schon war ihm des SchwanesBewegung eingegeben, den wir späterden Weiher teilen sahen in zwei Hälftenlautlosen Abends. – Und der Wipfel Rändergegen den reinen, freien, ganz schon künftignächtigen Himmel hatten diesem LächelnRänder gezogen gegen die entzückteZukunft im Antlitz.
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Ludwig Uhland
Hans und Grete
Sie
Guckst du mir denn immer nach,Wo du nur mich findest?Nimm die Äuglein doch in acht!Daß du nicht erblindest.
Er
Gucktest du nicht stets herum,Würdest mich nicht sehen;Nimm dein Hälschen doch in acht!Wirst es noch verdrehen.
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Annette von Droste-Hülshoff
Verliebt
Schilt mich nicht, du strenger Meister,Daß im Diwan ich geträumetUnd bei des Muezzins Rufen,Ach, nach Mittag stand gewendet.Wisse, als ich kam vom Bade,Als ich heimging aus den Gärten,Schlüpfte Zillah mir vorüber,Und den Schleier hob sie schalkhaft.
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Wisława Szymborska
Liebe auf den ersten Blick
Beide sind überzeugt,sie habe ein plötzliches Gefühl vereint.Schön ist diese Gewißheit,durch Ungewißheit schöner.
Sie meinen, weil sie sich früher nicht kannten,sei zwischen ihnen nie etwas geschehn.Was sagen die Straßen dazu, die Treppen, Korridore,wo sie aneinander seit langem hätten vorbeigehen können?
Gern würde ich sie fragen,ob sie sich erinnern –in der Drehtür vielleicht irgendwannAug in Aug?Ein »Pardon« im Gedränge?Die Stimme im Hörer »Falsch verbunden«?– doch ich kenne die Antwort.Nein, sie erinnern sich nicht.
Es würde sie wundern zu hören,der Zufall habe schon längermit ihnen gespielt.
Noch nicht bereit,ihnen Schicksal zu werden,stellte er sie mal näher, mal ferner,versperrte den Weg,sprang zur Seite,verstohlen kichernd.
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