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u neues deutschland | Montag, 8. Juli 2013 * Politik | 7 Nachrichten Massaker an Schülern in Nigeria Kano (AFP/nd). Mutmaßlich isla- mistische Extremisten haben in einer abgelegenen Schule in Nige- ria über Nacht ein Massaker an- gerichtet und 42 Menschen umge- bracht, die meisten davon Schüler. Laut Augenzeugen trieben die An- greifer ihre Opfer im Schlafgebäu- de zusammen, warfen Sprengsät- ze und eröffneten das Feuer, wie Krankenhausmitarbeiter am Samstag berichteten. Hinter der Attacke wird die islamistische Sekte Boko Haram vermutet. 16 afghanische Soldaten getötet Kabul/Islamabad (dpa/nd). Bei Bombenanschlägen sind in Af- ghanistan mindestens 16 einhei- mische Soldaten getötet worden, teilte das Verteidigungsministeri- um Samstag in Kabul mit. Die An- schläge ereigneten sich binnen 24 Stunden in den Provinzen Hel- mand, Kandahar, Paktika, Kunar, Kabul, Logar, Sabul und Baghlan. Mutmaßliche Extremisten griffen Sonntag in der südwestpakistani- schen Provinz Balochistan Nach- schubkonvois für die ausländi- schen Truppen in Afghanistan an. Orthodoxe Juden an die Waffen Jerusalem (dpa/nd). In Israel werden voraussichtlich bald auch ultraorthodoxe Juden Dienst an der Waffe leisten müssen. Das Ka- binett unter Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu billigte am Sonntag einen entsprechenden Gesetzentwurf. Er sieht vor, dass pro Jahr nur noch 1800 Studenten in jüdischen Religionsschulen von der Wehrpflicht ausgenommen werden. Die Knesset, das israeli- sche Parlament, muss dem Ent- wurf noch zustimmen. Ausnahmezustand in Mali aufgehoben Bamako (AFP/nd). Ein halbes Jahr nach seiner Verhängung ist der Ausnahmezustand in Mali aufge- hoben worden. Dies teilte das Si- cherheitsministerium in dem westafrikanischen Land am Samstag mit. Hintergrund ist der Wahlkampf für die Präsidenten- wahl am 28. Juli, der Sonntag be- gann. Seit dem 12. Januar, einen Tag nach Beginn einer französi- schen Militärintervention gegen Islamisten im Norden des Landes, waren unter anderem alle öffent- lichen Zusammenkünfte und Pro- teste verboten worden. Solarflugzeug überflog die USA New York (AFP/nd). Das sonnen- kraftbetriebene Flugzeug »Solar Impulse« hat seinen Überflug der USA erfolgreich vollendet: Die Ein- Mann-Maschine landete in der Nacht zu Sonntag auf dem Flug- hafen JFK in New York. Wegen ei- nes 2,50 Meter langen Risses an der Unterseite des linken Flügels landete der aus Washington kom- mende Flieger etwas früher als ge- plant. Der Luftraum zwischen Wa- shington und New York gehört zu den am dichtesten genutzten Flug- räumen der Welt, die »Solar Im- pulse« sollte keine Turbulenzen verursachen. Stierhatz in Pamplona unter Protest Pamplona, (AFP). Im spanischen Pamplona hat am Samstag das traditionelle San-Fermín-Fest mit seinen berühmt-berüchtigten Stierrennen begonnen. Sie wurden begleitet von Protesten der Tier- schutzorganisation PETA. Wäh- rend des neuntägigen Festes wer- den jeden Morgen vor allem Ju- gendliche durch die Gassen Pamplonas flitzen – verfolgt von schnaubenden Stieren. Das fest gibt es seit 1951. Helfer auf beiden Seiten der Front Der Syrische Rote Halbmond versucht, für alle Opfer des Bürgerkrieges da zu sein Was ist derzeit die größte He- rausforderung für SARC in Syri- en? Es hat sich herausgestellt, dass diese Krise länger andauert als ge- dacht und wir mehr Unterstützung brauchen. Bisher unterstützen wir 1,5 Millionen Menschen mit Nah- rungsmitteln und medizinischer Hilfe. Es gibt aber mehr als fünf Millionen Menschen, die Hilfe bräuchten. Und die Zahl derjeni- gen, die von der Krise betroffen sind, beträgt mehr als zwölf Milli- onen. Das schwierigste Problem ist, die Inlandsvertriebenen zu er- reichen. Manchmal ziehen sie zwei- oder dreimal in neue Unter- künfte, das macht es für uns schwer, sie zu versorgen. Kooperiert SARC mit anderen internationalen Organisationen in Syrien? Wir arbeiten mit dem Welternäh- rungsprogramm, mit dem UN- Hilfswerk für Flüchtlinge, mit dem Internationalen Komitee vom Ro- ten Kreuz (IKRK) und mit der Fö- deration der Rotkreuz-/Rothalb- mondgesellschaften zusammen und erhalten von dort auch Hilfe. Aber es reicht nicht. Wir können nur weniger als 40 Prozent dessen leisten, was mindestens nötig wä- re. Was behindert Ihre Arbeit be- sonders? Schwierig ist es, regelmäßig Hilfe zu leisten. Oft sind die Transport- wege nicht sicher. Dann haben wir Mühe, die Menschen, die Hilfe brauchen, überhaupt zu errei- chen. Beide Seiten der Front in Sy- rien machen uns das Leben schwer. Bei der Regierungsseite haben wir mit der Armee wenigs- tens eine gleichbleibende An- sprechpartnerin. Auf der anderen Seite ist das bedeutend schwieri- ger. Denn wir haben es da mit zehn, zwölf oder mehr Parteien zu tun. Über den Zugang zu den Hilfsbedürftigen zu verhandeln, sollte nicht unsere Sache als SARC sein. Das sollten das IKRK oder die Vereinten Nationen tun. Darum sind wir sehr auf sie angewiesen. Wir arbeiten hart. Es ist unsere Aufgabe, alle hilfsbedürftigen Menschen im ganzen Land zu ver- sorgen. SARC arbeitet ja vor allem mit Freiwilligen. Wir brauchen auf jeden Fall mehr Festangestellte. Vor allem in den Niederlassungen brauchen wir mehr Mitarbeiter. Die Freiwilligen sind jung, und manche von ihnen haben ihre Erwerbsarbeit verlo- ren. Sie sollten durch SARC eine Neuanstellung, einen finanziellen Ausgleich erhalten. Darüber sind wir mit unseren Partnern wie dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) oder dem Norwegischen Roten Kreuz im Gespräch. Lokal arbeiten wir mit mehr als 60, international mit zwölf Organisationen zusammen. Sie kommen aus Norwegen, aus Spanien, aus Amerika. Aus Deutschland sind es das DRK und HELP. Es gibt Anschuldigungen von der Opposition im Ausland, dass die humanitäre Hilfe nur dort verteilt wird, wo die syrische Regierung das Sagen hat. Das ist mir bekannt, aber ich wei- se diese Darstellung entschieden zurück. Wir bringen Hilfe in 90 Prozent der betroffenen Gebiete, und Syrien ist ein großes Land. Ein Konvoi von Damaskus nach Alep- po ist normalerweise etwa acht Stunden unterwegs. Heute dauert das drei Tage. Die vielen Kontroll- punkte machen es schwer, die Menschen zu erreichen. In man- chen Gebieten haben wir keinen Zugang, aber das liegt eben nicht an uns. Einige ausländische Orga- nisationen arbeiten grenzüber- greifend. Das ist formal ein Ver- stoß gegen die international ver- einbarten Prinzipien der Födera- tion. Es ist sogar schon vorge- kommen, dass Vertreter auslän- discher Organisationen unsere Freiwilligen bedroht und davor gewarnt haben, in die von ihnen kontrollierten Gebiete zu kommen. Es gibt Forderungen der Aus- landsopposition, keine Hilfsgelder mehr an Damaskus zu geben, son- dern ausschließlich an die Grup- pen, die – wie Sie sagen – grenz- überschreitend arbeiten. Ich bin im Vorstand der Föderati- on in Genf und seit mehr als 35 Jahren Präsident des SARC. Es gibt Prinzipien der Föderation, und die besagen, dass humanitäre Hilfe durch die nationale Gesellschaft, in diesem Fall also über uns, verteilt wird. SARC hat 14 Niederlassun- gen im ganzen Land, die wiede- rum haben 80 angeschlossene Zentren, mit allen arbeiten wir zu- sammen. Die Leute, die im Aus- land in irgendwelchen Hotels sit- zen, können nichts darüber sagen, wie die Freiwilligen hier vor Ort arbeiten. Wir haben 20 Mitarbeiter in dieser humanitären Mission ver- loren. Ihr Tod belegt auf tragische Weise ihre Unabhängigkeit und ihre Entschlossenheit, den Men- schen zu helfen. Hat SARC wegen derartiger Forderungen weniger Hilfsgelder erhalten? Wir haben uns das Vertrauen der UNO erworben oder vielleicht auch zurückerworben mit unserer Ar- beit. Wir arbeiten mit all diesen Organisationen, die ich genannt habe. Sie wissen, wie sehr wir der Hilfe für die Menschen im ganzen Land verpflichtet sind. Die huma- nitäre Hilfe sollte von politischen Interessen getrennt werden. Eines muss ich allerdings sagen: Von keinem arabischen Staat haben wir bisher humanitäre Hilfe er- halten; mit einer Ausnahme: Irak. Abdul Rahman Attar ist Präsident des Syrischen Arabischen Roten Halbmondes (SARC). Die humanitäre Organisation wurde 1942 gegründet. Mit ihm sprach in Damaskus Karin Leukefeld. Foto: Karin Leukefeld Keine Einigung in der UNO Der UN-Sicherheitsrat hat sich nach tagelangen Verhandlungen erneut nicht auf eine Stellung- nahme zur Lage in Syrien eini- gen können. Russland stimmte gegen einen Textentwurf Aus- traliens und Luxemburgs, wie Diplomaten in New York sagten. Die beiden Länder hatten er- reichen wollen, dass der Sicher- heitsrat zur Hilfe für die Zivilis- ten in der heftig umkämpften Stadt Homs aufruft. UN-Men- schenrechtskommissarin Navi Pillay äußerte sich »extrem be- sorgt« über das Schicksal der Menschen angesichts der Ende Juni begonnenen Offensive der Regierungstruppen gegen die Rebellen in Homs. Ein Sprecher Russlands er- klärte, die Vorschläge Moskaus seien komplett ignoriert worden. In einem russischen Entwurf war die Forderung nach Zugang zu Homs sowie den Städten Nubul und Sahra erhoben worden. Zu- dem hieß es, allen Zivilisten müsse erlaubt werden, diese Städte zu verlassen. Der Spre- cher Russlands sagte weiter, die Zivilisten in Homs würden von »terroristischen Gruppen« fest- gehalten, die sie als menschliche Schutzschilde missbrauchten. Die syrische Oppositions- plattform Nationale Koalition bestimmte am Samstag den von Saudi-Arabien unterstützen Ju- risten und Geschäftsmann Ah- med Assi al-Dscharba zu ihrem Präsidenten. AFP/dpa Weißer Rauch und dunkle Wolken Politische Pirouetten beenden Regierungskrise in Portugal – vorerst Von Dominic Heilig, Porto Vier Tage hielt die Krise der rechts- konservativen Koalition in Portugal an. Samstagabend wurde sie vom Mi- nisterpräsidenten Pedro Passos Coel- ho (PSD) für beendet erklärt. Ihm zur Seite stand Ex-Außenminister Paulo Portas (CDS-PP) und sagte: Nichts! Am frühen Samstagabend ver- sammelten sich die Menschen in Portugal vor den Fernsehern. An- lass war die Pressekonferenz von Ministerpräsident Pedro Passos Coelho (PSD). Auf dieser, so war im Vorfeld zu hören, sollte über die Zukunft der rechtskonservati- ven Regierungskoalition infor- miert werden. Zuvor glaubte kaum einer in dem von der Wirtschafts- und Sozialkrise geschüttelten Land an einen Fortbestand, nachdem der Vorsitzende der rechtspopu- listischen Volkspartei (CDS-PP), Paulo Portas, dem Juniorpartner in der Koalition, als Außenminis- ter zurückgetreten war. Mit einiger Verzögerung trat um 19.39 Uhr der Passos Coelho mit ernster Miene vor die Mikro- fone der wartenden Journalisten. Die erste Überraschung an diesem Abend: Er wurde begleitet von sei- nem Ex-Minister und Noch-Koali- tionspartner Paulo Portas, der rechts von Passos Coelho Aufstel- lung nahm. Portas sollte in den et- wa 20 Minuten der Pressekonfe- renz kein einziges Wort verlieren. Er assistierte in regungsloser Hal- tung. »Verpflichtung der Regierung ist die Gewährleistung von Stabi- lität und daher die Lösung der Kri- se«, begann Passos Coelho und fuhr ohne Floskeln fort: »Ich habe vorgeschlagen, dass Paulo Portas fortan als Vizepremier und Wirt- schaftsminister in der Regierung tätig sein wird. Ich habe weiterhin vorgeschlagen, dass Maria Luis Albuquerque weiterhin Finanzmi- nisterin bleibt. Portugal hat eine stabile Regierung.« Die beiden Vorschläge seien sowohl von Por- tas als auch von Präsident Aníbal Cavaco Silva (PSD) akzeptiert wor- den. Pikant an dieser Personalro- chade ist, neben dem Wechsel von Portas vom Außen- in das Wirt- schaftsministerium, dass auch Al- buquerque bleiben darf. Die Er- nennung der umstrittenen Politi- kerin Anfang vergangener Woche war als offizieller Grund für Por- tas' Demission genannt worden. Wer dachte, dass in diesem Moment alles gesagt sei, rieb sich wenig später Augen und Ohren. Denn der Ministerpräsident ging trotz der massiven Rücktrittsfor- derungen der Opposition sogar in die Offensive. »Jetzt wird ein neu- es Kapitel in der Geschichte Por- tugals aufgeschlagen. 2014 wird das Land seine finanzielle Souve- ränität wiedererlangen. Dafür werden Paulo Portas und ich«, so Passos Coelho, »ein politisches Programm vorlegen, das Wachs- tum fördert und Arbeitslosigkeit beseitigt.« Was dieses Programm bein- halten soll, ließ er offen. Klar ist, dass es für beide Parteien die in- haltliche Grundlage in den bevor- stehenden Europawahlen sein wird. Eben noch zerstritten und in Auflösung begriffen, wollen nun beide Partner gemeinsam in den Wahlkampf ziehen. Weißer Rauch also, doch so recht glauben möch- te niemand den selig machenden Versprechungen des Regierungs- chefs. So hinterlässt diese Woche mit zwei Ministerrücktritten, Neu- wahlgerüchten sowie –forderun- gen und der Flucht des Regie- rungschefs nach vorne ratlose Bürger zurück. Marisa Matias, Europa-Abge- ordnete des Linksblocks (Bloco do Esquerda) kommentierte: »Diese drei Herren, Portas, Passos Coelho und Staatspräsident Cavaco Silva, haben offensichtlich die Realität verloren und vergessen, wer in diesem Land wirklich entscheidet. Es sind die Menschen und nicht drei Männer über Nacht hinter verschlossenen Türen.« Die Pirouetten der Rechtskoa- lition zeigen aber vor allem eines: Der Druck der Banken und der Troika, diese Koalition auf Teufel komm raus am Leben zu erhalten, ist groß. So bleibt der Himmel wolkenverhangen dunkel über Portugal. Kundgebung mit den Zeichen der Revolution in Belem Foto: dpa/Pedro Punes Zwei Tote bei Bruchlandung 305 Überlebende nach Flug Seoul - San Francisco San Francisco (dpa/nd). Bei der Bruchlandung eines südkoreani- schen Verkehrsflugzeugs in San Francisco sind zwei junge Chine- sinnen ums Leben gekommen. Al- le 305 anderen Menschen an Bord überlebten nach US-Angaben das Unglück vom Samstag. Die Un- glücksursache war am Sonntag noch unbekannt. Das Flugzeug war nach einem zehnstündigen Direkt-Flug von Seoul auf der Lan- debahn in San Francisco aufge- schlagen. Die beiden Toten seien nach dem Unglück außerhalb des Flug- zeugs auf der Landebahn gefun- den worden, sagte Feuerwehr- chefin Joanne Hayes-White laut CNN. Nach Angaben des Präsi- denten der Asiana Airlines, Yoon Young-doo, handelte es sich um zwei Chinesinnen im Teenager- Alter. Die Bilder von der Unglücks- stelle waren erschreckend. Die Maschine lag mit aufgerissener und verbrannter Kabinendecke auf dem Rollfeld, das Heck des Flug- zeugs war abgebrochen. Trüm- merteile lagen weit über die Lan- debahn verstreut. Auf der linken Seite waren zwei Notrutschen zu sehen, über die sich die meisten Passagiere aus dem brennenden Wrack retten konnten. Nach dem Unglück wurden laut CNN 182 Menschen in Kranken- häuser gebracht, einige wegen schwerer Verletzungen, andere nur zur Untersuchung. Insgesamt seien 291 Passagiere und 16 Be- satzungsmitglieder an Bord ge- wesen, niemand werde mehr ver- misst. Unter den Passagieren der Boeing 777-200 seien 61 US-Ame- rikaner, 77 Südkoreaner, 141 Chi- nesen und ein Japaner, teilte die Fluggesellschaft mit.

a Helfer auf beiden Seiten der Front - leukefeld.net · schutzorganisation PETA. Wäh-renddesneuntägigenFesteswer-denjedenMorgenvorallemJu- ... Mit ihm sprach in Damaskus Karin …

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Page 1: a Helfer auf beiden Seiten der Front - leukefeld.net · schutzorganisation PETA. Wäh-renddesneuntägigenFesteswer-denjedenMorgenvorallemJu- ... Mit ihm sprach in Damaskus Karin …

u neues deutschland | Montag, 8. Juli 2013

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Politik | 7

Nachrichten

Massaker anSchülern in Nigeria

Kano (AFP/nd). Mutmaßlich isla-mistische Extremisten haben ineiner abgelegenen Schule in Nige-ria über Nacht ein Massaker an-gerichtet und 42 Menschen umge-bracht, die meisten davon Schüler.Laut Augenzeugen trieben die An-greifer ihre Opfer im Schlafgebäu-de zusammen, warfen Sprengsät-ze und eröffneten das Feuer, wieKrankenhausmitarbeiter amSamstag berichteten. Hinter derAttacke wird die islamistischeSekte Boko Haram vermutet.

16 afghanischeSoldaten getötet

Kabul/Islamabad (dpa/nd). BeiBombenanschlägen sind in Af-ghanistan mindestens 16 einhei-mische Soldaten getötet worden,teilte das Verteidigungsministeri-um Samstag in Kabul mit. Die An-schläge ereigneten sich binnen 24Stunden in den Provinzen Hel-mand, Kandahar, Paktika, Kunar,Kabul, Logar, Sabul und Baghlan.Mutmaßliche Extremisten griffenSonntag in der südwestpakistani-schen Provinz Balochistan Nach-schubkonvois für die ausländi-schen Truppen in Afghanistan an.

Orthodoxe Judenan die Waffen

Jerusalem (dpa/nd). In Israelwerden voraussichtlich bald auchultraorthodoxe Juden Dienst ander Waffe leisten müssen. Das Ka-binett unter MinisterpräsidentenBenjamin Netanjahu billigte amSonntag einen entsprechendenGesetzentwurf. Er sieht vor, dasspro Jahr nur noch 1800 Studentenin jüdischen Religionsschulen vonder Wehrpflicht ausgenommenwerden. Die Knesset, das israeli-sche Parlament, muss dem Ent-wurf noch zustimmen.

Ausnahmezustand inMali aufgehoben

Bamako (AFP/nd). Ein halbes Jahrnach seiner Verhängung ist derAusnahmezustand in Mali aufge-hoben worden. Dies teilte das Si-cherheitsministerium in demwestafrikanischen Land amSamstag mit. Hintergrund ist derWahlkampf für die Präsidenten-wahl am 28. Juli, der Sonntag be-gann. Seit dem 12. Januar, einenTag nach Beginn einer französi-schen Militärintervention gegenIslamisten im Norden des Landes,waren unter anderem alle öffent-lichen Zusammenkünfte und Pro-teste verboten worden.

Solarflugzeugüberflog die USA

New York (AFP/nd). Das sonnen-kraftbetriebene Flugzeug »SolarImpulse« hat seinen Überflug derUSA erfolgreich vollendet: Die Ein-Mann-Maschine landete in derNacht zu Sonntag auf dem Flug-hafen JFK in New York. Wegen ei-nes 2,50 Meter langen Risses ander Unterseite des linken Flügelslandete der aus Washington kom-mende Flieger etwas früher als ge-plant. Der Luftraum zwischen Wa-shington und New York gehört zuden am dichtesten genutzten Flug-räumen der Welt, die »Solar Im-pulse« sollte keine Turbulenzenverursachen.

Stierhatz in Pamplonaunter Protest

Pamplona, (AFP). Im spanischenPamplona hat am Samstag dastraditionelle San-Fermín-Fest mitseinen berühmt-berüchtigtenStierrennen begonnen. Sie wurdenbegleitet von Protesten der Tier-schutzorganisation PETA. Wäh-rend des neuntägigen Festes wer-den jeden Morgen vor allem Ju-gendliche durch die GassenPamplonas flitzen – verfolgt vonschnaubenden Stieren. Das festgibt es seit 1951.

Helfer auf beiden Seiten der FrontDer Syrische Rote Halbmond versucht, für alle Opfer des Bürgerkrieges da zu sein

● Was ist derzeit die größte He-rausforderung für SARC in Syri-en?

Es hat sich herausgestellt, dassdiese Krise länger andauert als ge-dacht und wir mehr Unterstützungbrauchen. Bisher unterstützen wir1,5 Millionen Menschen mit Nah-rungsmitteln und medizinischerHilfe. Es gibt aber mehr als fünfMillionen Menschen, die Hilfebräuchten. Und die Zahl derjeni-gen, die von der Krise betroffensind, beträgt mehr als zwölf Milli-onen. Das schwierigste Problemist, die Inlandsvertriebenen zu er-reichen. Manchmal ziehen siezwei- oder dreimal in neue Unter-künfte, das macht es für unsschwer, sie zu versorgen.

● Kooperiert SARC mit andereninternationalen Organisationen inSyrien?

Wir arbeiten mit dem Welternäh-rungsprogramm, mit dem UN-Hilfswerk für Flüchtlinge, mit demInternationalen Komitee vom Ro-ten Kreuz (IKRK) und mit der Fö-deration der Rotkreuz-/Rothalb-mondgesellschaften zusammenund erhalten von dort auch Hilfe.Aber es reicht nicht. Wir könnennur weniger als 40 Prozent dessenleisten, was mindestens nötig wä-re.

● Was behindert Ihre Arbeit be-sonders?

Schwierig ist es, regelmäßig Hilfezu leisten. Oft sind die Transport-wege nicht sicher. Dann haben wirMühe, die Menschen, die Hilfebrauchen, überhaupt zu errei-chen. Beide Seiten der Front in Sy-rien machen uns das Lebenschwer. Bei der Regierungsseitehaben wir mit der Armee wenigs-tens eine gleichbleibende An-sprechpartnerin. Auf der anderen

Seite ist das bedeutend schwieri-ger. Denn wir haben es da mitzehn, zwölf oder mehr Parteien zutun. Über den Zugang zu denHilfsbedürftigen zu verhandeln,sollte nicht unsere Sache als SARCsein. Das sollten das IKRK oder dieVereinten Nationen tun. Darumsind wir sehr auf sie angewiesen.Wir arbeiten hart. Es ist unsereAufgabe, alle hilfsbedürftigenMenschen im ganzen Land zu ver-sorgen.

● SARC arbeitet ja vor allem mitFreiwilligen.

Wir brauchen auf jeden Fall mehrFestangestellte. Vor allem in denNiederlassungen brauchen wirmehr Mitarbeiter. Die Freiwilligensind jung, und manche von ihnenhaben ihre Erwerbsarbeit verlo-ren. Sie sollten durch SARC eineNeuanstellung, einen finanziellenAusgleich erhalten. Darüber sindwir mit unseren Partnern wie demDeutschen Roten Kreuz (DRK) oderdem Norwegischen Roten Kreuzim Gespräch. Lokal arbeiten wirmit mehr als 60, international mitzwölf Organisationen zusammen.Sie kommen aus Norwegen, ausSpanien, aus Amerika. AusDeutschland sind es das DRK undHELP.

● Es gibt Anschuldigungen von derOpposition im Ausland, dass diehumanitäre Hilfe nur dort verteiltwird, wo die syrische Regierungdas Sagen hat.

Das ist mir bekannt, aber ich wei-se diese Darstellung entschiedenzurück. Wir bringen Hilfe in 90Prozent der betroffenen Gebiete,und Syrien ist ein großes Land. EinKonvoi von Damaskus nach Alep-po ist normalerweise etwa achtStunden unterwegs. Heute dauertdas drei Tage. Die vielen Kontroll-

punkte machen es schwer, dieMenschen zu erreichen. In man-chen Gebieten haben wir keinenZugang, aber das liegt eben nichtan uns. Einige ausländische Orga-nisationen arbeiten grenzüber-greifend. Das ist formal ein Ver-stoß gegen die international ver-einbarten Prinzipien der Födera-tion. Es ist sogar schon vorge-kommen, dass Vertreter auslän-discher Organisationen unsereFreiwilligen bedroht und davorgewarnt haben, in die von ihnenkontrollierten Gebiete zu kommen.

● Es gibt Forderungen der Aus-landsopposition, keine Hilfsgeldermehr an Damaskus zu geben, son-dern ausschließlich an die Grup-pen, die – wie Sie sagen – grenz-überschreitend arbeiten.

Ich bin im Vorstand der Föderati-on in Genf und seit mehr als 35Jahren Präsident des SARC. Es gibtPrinzipien der Föderation, und diebesagen, dass humanitäre Hilfedurch die nationale Gesellschaft, indiesem Fall also über uns, verteiltwird. SARC hat 14 Niederlassun-gen im ganzen Land, die wiede-

rum haben 80 angeschlosseneZentren, mit allen arbeiten wir zu-sammen. Die Leute, die im Aus-land in irgendwelchen Hotels sit-zen, können nichts darüber sagen,wie die Freiwilligen hier vor Ortarbeiten.

Wir haben 20 Mitarbeiter indieser humanitären Mission ver-loren. Ihr Tod belegt auf tragischeWeise ihre Unabhängigkeit undihre Entschlossenheit, den Men-schen zu helfen.

● Hat SARC wegen derartigerForderungen weniger Hilfsgeldererhalten?

Wir haben uns das Vertrauen derUNO erworben oder vielleicht auchzurückerworben mit unserer Ar-beit. Wir arbeiten mit all diesenOrganisationen, die ich genannthabe. Sie wissen, wie sehr wir derHilfe für die Menschen im ganzenLand verpflichtet sind. Die huma-nitäre Hilfe sollte von politischenInteressen getrennt werden. Einesmuss ich allerdings sagen: Vonkeinem arabischen Staat habenwir bisher humanitäre Hilfe er-halten; mit einer Ausnahme: Irak.

Abdul Rahman Attar ist Präsidentdes Syrischen Arabischen RotenHalbmondes (SARC). Die humanitäreOrganisation wurde 1942 gegründet.Mit ihm sprach in Damaskus KarinLeukefeld.

Foto: Karin Leukefeld

Keine Einigung in der UNODer UN-Sicherheitsrat hat sichnach tagelangen Verhandlungenerneut nicht auf eine Stellung-nahme zur Lage in Syrien eini-gen können. Russland stimmtegegen einen Textentwurf Aus-traliens und Luxemburgs, wieDiplomaten in New York sagten.

Die beiden Länder hatten er-reichen wollen, dass der Sicher-heitsrat zur Hilfe für die Zivilis-ten in der heftig umkämpftenStadt Homs aufruft. UN-Men-schenrechtskommissarin Navi

Pillay äußerte sich »extrem be-sorgt« über das Schicksal derMenschen angesichts der EndeJuni begonnenen Offensive derRegierungstruppen gegen dieRebellen in Homs.

Ein Sprecher Russlands er-klärte, die Vorschläge Moskausseien komplett ignoriert worden.In einem russischen Entwurf wardie Forderung nach Zugang zuHoms sowie den Städten Nubulund Sahra erhoben worden. Zu-dem hieß es, allen Zivilisten

müsse erlaubt werden, dieseStädte zu verlassen. Der Spre-cher Russlands sagte weiter, dieZivilisten in Homs würden von»terroristischen Gruppen« fest-gehalten, die sie als menschlicheSchutzschilde missbrauchten.

Die syrische Oppositions-plattform Nationale Koalitionbestimmte am Samstag den vonSaudi-Arabien unterstützen Ju-risten und Geschäftsmann Ah-med Assi al-Dscharba zu ihremPräsidenten. AFP/dpa

Weißer Rauch und dunkle WolkenPolitische Pirouetten beenden Regierungskrise in Portugal – vorerst

Von Dominic Heilig, Porto

Vier Tage hielt die Krise der rechts-konservativen Koalition in Portugalan. Samstagabend wurde sie vom Mi-nisterpräsidenten Pedro Passos Coel-ho (PSD) für beendet erklärt. Ihm zurSeite stand Ex-Außenminister PauloPortas (CDS-PP) und sagte: Nichts!

Am frühen Samstagabend ver-sammelten sich die Menschen inPortugal vor den Fernsehern. An-lass war die Pressekonferenz vonMinisterpräsident Pedro PassosCoelho (PSD). Auf dieser, so warim Vorfeld zu hören, sollte überdie Zukunft der rechtskonservati-ven Regierungskoalition infor-miert werden. Zuvor glaubte kaumeiner in dem von der Wirtschafts-und Sozialkrise geschüttelten Landan einen Fortbestand, nachdemder Vorsitzende der rechtspopu-listischen Volkspartei (CDS-PP),Paulo Portas, dem Juniorpartnerin der Koalition, als Außenminis-ter zurückgetreten war.

Mit einiger Verzögerung tratum 19.39 Uhr der Passos Coelhomit ernster Miene vor die Mikro-fone der wartenden Journalisten.Die erste Überraschung an diesemAbend: Er wurde begleitet von sei-nem Ex-Minister und Noch-Koali-tionspartner Paulo Portas, derrechts von Passos Coelho Aufstel-lung nahm. Portas sollte in den et-wa 20 Minuten der Pressekonfe-renz kein einziges Wort verlieren.Er assistierte in regungsloser Hal-tung.

»Verpflichtung der Regierungist die Gewährleistung von Stabi-lität und daher die Lösung der Kri-se«, begann Passos Coelho undfuhr ohne Floskeln fort: »Ich habevorgeschlagen, dass Paulo Portasfortan als Vizepremier und Wirt-schaftsminister in der Regierungtätig sein wird. Ich habe weiterhin

vorgeschlagen, dass Maria LuisAlbuquerque weiterhin Finanzmi-nisterin bleibt. Portugal hat einestabile Regierung.« Die beidenVorschläge seien sowohl von Por-tas als auch von Präsident AníbalCavaco Silva (PSD) akzeptiert wor-den. Pikant an dieser Personalro-chade ist, neben dem Wechsel vonPortas vom Außen- in das Wirt-schaftsministerium, dass auch Al-buquerque bleiben darf. Die Er-nennung der umstrittenen Politi-kerin Anfang vergangener Wochewar als offizieller Grund für Por-tas' Demission genannt worden.

Wer dachte, dass in diesemMoment alles gesagt sei, rieb sichwenig später Augen und Ohren.Denn der Ministerpräsident gingtrotz der massiven Rücktrittsfor-derungen der Opposition sogar indie Offensive. »Jetzt wird ein neu-

es Kapitel in der Geschichte Por-tugals aufgeschlagen. 2014 wirddas Land seine finanzielle Souve-ränität wiedererlangen. Dafürwerden Paulo Portas und ich«, soPassos Coelho, »ein politischesProgramm vorlegen, das Wachs-tum fördert und Arbeitslosigkeitbeseitigt.«

Was dieses Programm bein-halten soll, ließ er offen. Klar ist,dass es für beide Parteien die in-haltliche Grundlage in den bevor-stehenden Europawahlen seinwird. Eben noch zerstritten und inAuflösung begriffen, wollen nunbeide Partner gemeinsam in denWahlkampf ziehen. Weißer Rauchalso, doch so recht glauben möch-te niemand den selig machendenVersprechungen des Regierungs-chefs. So hinterlässt diese Wochemit zwei Ministerrücktritten, Neu-

wahlgerüchten sowie –forderun-gen und der Flucht des Regie-rungschefs nach vorne ratloseBürger zurück.

Marisa Matias, Europa-Abge-ordnete des Linksblocks (Bloco doEsquerda) kommentierte: »Diesedrei Herren, Portas, Passos Coelhound Staatspräsident Cavaco Silva,haben offensichtlich die Realitätverloren und vergessen, wer indiesem Land wirklich entscheidet.Es sind die Menschen und nichtdrei Männer über Nacht hinterverschlossenen Türen.«

Die Pirouetten der Rechtskoa-lition zeigen aber vor allem eines:Der Druck der Banken und derTroika, diese Koalition auf Teufelkomm raus am Leben zu erhalten,ist groß. So bleibt der Himmelwolkenverhangen dunkel überPortugal.

Kundgebung mit den Zeichen der Revolution in Belem Foto: dpa/Pedro Punes

Zwei Tote beiBruchlandung

305 Überlebende nachFlug Seoul - San Francisco

San Francisco (dpa/nd). Bei derBruchlandung eines südkoreani-schen Verkehrsflugzeugs in SanFrancisco sind zwei junge Chine-sinnen ums Leben gekommen. Al-le 305 anderen Menschen an Bordüberlebten nach US-Angaben dasUnglück vom Samstag. Die Un-glücksursache war am Sonntagnoch unbekannt. Das Flugzeugwar nach einem zehnstündigenDirekt-Flug von Seoul auf der Lan-debahn in San Francisco aufge-schlagen.

Die beiden Toten seien nachdem Unglück außerhalb des Flug-zeugs auf der Landebahn gefun-den worden, sagte Feuerwehr-chefin Joanne Hayes-White lautCNN. Nach Angaben des Präsi-denten der Asiana Airlines, YoonYoung-doo, handelte es sich umzwei Chinesinnen im Teenager-Alter.

Die Bilder von der Unglücks-stelle waren erschreckend. DieMaschine lag mit aufgerissenerund verbrannter Kabinendecke aufdem Rollfeld, das Heck des Flug-zeugs war abgebrochen. Trüm-merteile lagen weit über die Lan-debahn verstreut. Auf der linkenSeite waren zwei Notrutschen zusehen, über die sich die meistenPassagiere aus dem brennendenWrack retten konnten.

Nach dem Unglück wurden lautCNN 182 Menschen in Kranken-häuser gebracht, einige wegenschwerer Verletzungen, anderenur zur Untersuchung. Insgesamtseien 291 Passagiere und 16 Be-satzungsmitglieder an Bord ge-wesen, niemand werde mehr ver-misst. Unter den Passagieren derBoeing 777-200 seien 61 US-Ame-rikaner, 77 Südkoreaner, 141 Chi-nesen und ein Japaner, teilte dieFluggesellschaft mit.