A Mind of Winter. Walter Martin & Paloma Muñoz...5020 Salzburg Austria T +43 662 842220-101 F +43 662 842220-700 [email protected] 1/5 Wandtexte A Mind of Winter. Walter Martin

Museum der Moderne – Rupertinum Betriebsgesellschaft mbH FN 2386452 Firmenbuchgericht Salzburg

1/4 Presseinformation A Mind of Winter. Walter Martin & Paloma Muñoz

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Das Museum der Moderne Salzburg präsentiert erstmals in Österreich eine monografische Ausstellung des Künstlerpaares Walter Martin & Paloma Muñoz. Salzburg, 29. November 2019. Surreale Landschaftsdioramen mit absurd-bizarren Szenen sind das Markenzeichen von Walter Martin (1953 Norfolk, VA, US – Milford, PA, US) und Paloma Muñoz (1965 Madrid, ES – Milford, PA, US). In den detailliert gefertigten Schneekugeln, Fotografien und Skulpturen erschaffen die beiden seit fast 30 Jahren einen dystopischen Kosmos. Dieser ist bevölkert von Figuren, die in einer eisigen, schaurig-schönen Wildnis aus Schneebergen, Eisblöcken, rätselhaften Gewässern und abgestorbenen Bäumen gestrandet sind und sich oft in ausweglosen Situationen befinden. Nostalgie und Sentimentalität ausnutzend – beides gemeinhin mit der Schneekugel assoziiert –, wird das kitschige Souvenir zur Bühne eines schwarzen Humors. Befremdliche Interaktionen zwischen den Figuren in den Schneekugeln und sich offenbar anbahnende oder bereits eingetretene Katastrophen verweisen auf die Unsicherheit und die Abgründe menschlicher Beziehungen und der Psyche. Parallel zu den Schneekugeln entstanden in den letzten Jahren zahlreiche weitere Werkgruppen, die kontemplativ wirkende Landschaften mit tagesaktuellen Themen und kunsthistorischen Zusammenhängen verknüpfen. „Mit ihren ‚lustigen Albträumen‘ unterwandern Martin & Muñoz die nostal-gische Anmutung von Schneekugeln und äußern gleichzeitig ihre Vorliebe für die künstlerische Verarbeitung von Wortspielen und ausweglosen Situationen. In seinen Arbeiten erschafft das Künstlerduo Mikrokosmen, deren Bewohner_innen sich in einem erzählerischen Schwebezustand befinden, bei dem vorerst – wie im richtigen Leben – offen bleibt, ob die Situationen positiv oder negativ ausgehen werden. Die Lage erscheint zumeist hoffnungslos, aber wiederum nicht wirklich ernst“, so Direktor Thorsten Sadowsky. Kuratorin Tina Teufel ergänzt: „Das Betrachten der Geschehnisse in den Schneekugeln und auf den Fotografien wird in gewisser Weise zu einem überwachenden und voyeuristischen Akt. Martin & Muñoz führen uns dadurch die rasant fortschreitenden Überwachungs-fantasien in der realen Welt vor Augen. Gleichzeitig laden sie uns zum Beispiel mit Blind House dazu ein, uns Gedanken über die Öffnung des intimen, privaten Raums – denken wir nur an den Einsatz von Social Media oder an intelligente internetbasierte Sprachassistenten – zu machen.“ Die seit 2012 entstandene Fotoserie Blind House zeigt Häuser, die weder Fenster noch Türen besitzen und also sowohl Zutritt als auch Einblick verwehren. Damit unterscheidet sich diese Serie markant von den übrigen in der Ausstellung präsentierten Arbeiten, die den Besucher_innen das abgebildete Geschehen uneingeschränkt zur Betrachtung und Überwachung anbieten.

Presseinformation A Mind of Winter Walter Martin & Paloma Muñoz 30. November 2019 – 26. April 2020 Rupertinum [1] & [2], Atrium


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A Mind of Winter im Rupertinum vereint neben 16 Schneekugeln von etwa 20 cm Größe und rund 50 großformatigen Fotografien zusätzlich eine Auswahl von ortsspezifischen Installationen. Eigens für das Atrium wird die Videoinstallation Spheres geschaffen, die sich über drei Ausstellungsebenen erstreckt. Verschiedenste Figuren rieseln darin mit ihren Schneekugeln von der Decke herab – unbekümmert über die Außenwelt, aber gefangen in ihren Handlungen. Mit Utopia Work Station – einer begehbaren Glaskugel – halten Martin & Muñoz den Alltag in den Schneekugeln nicht nur fest, sondern bieten den Besucher_innen buchstäblich die Möglichkeit, diese zu betreten. Eine in der Installation vorhandene Schreibmaschine lädt dazu ein, eigene utopische Gedanken zu Papier zu bringen, nachfolgenden Besucher_innen zur Diskussion zu stellen und sich so mit der Flüchtigkeit und Unmöglichkeit von Utopien auseinanderzusetzen. Katalog zur Ausstellung: A Mind of Winter. Walter Martin & Paloma Muñoz Hg. von Thorsten Sadowsky für das Museum der Moderne Salzburg. Mit einem Vorwort von Thorsten Sadowsky und Texten von Dorit Ehlers, Ruth Mätzler und Tina Teufel Hardcover, 128 Seiten, 100 Abbildungen Verlag Bibliothek der Provinz, Weitra, 2020 ISBN 978-3-99028-899-3 (Deutsch) ISBN 978-3-99028-900-6 (Englisch) € 20 Edition: Utopia Work Station, 2019 (Utopia Arbeitsstation) Schneekugel in limitierter Auflage Durchmesser: 8 cm; Höhe: 12,5 cm Auflage: 50 + 5 AP Signiert Produziert von der Original Wiener Schneekugelmanufaktur im Auftrag des Museum der Moderne Salzburg € 350 Mit freundlicher Unterstützung von

Kurator_innen: Thorsten Sadowsky und Tina Teufel mit Stefanie Jones



Begleitprogramm: 30. November 2019, 15 Uhr Kitsch und Perversion. Was sich hinter der Fassade sentimentaler Inszenierungen verbirgt Buchpräsentation (Verlag Müry Salzmann, 2019) und Ausstellungsgespräch mit der Autorin Ruth Mätzler und Thorsten Sadowsky, Direktor, über Kunst, Kitsch und (schwarzen) Humor Museumsticket + € 2 1 Dezember 2019, 15 Uhr Ausstellungsgespräch mit Thorsten Sadowsky, Direktor, und Tina Teufel, Kuratorin, mit dem Künstlerpaar Walter Martin und Paloma Muñoz Museumsticket + € 2 12. Dezember 2019, 18 Uhr Lesung mit Peter Stamm aus seinem neuen Buch Marcia aus Vermont. Eine Weihnachtsgeschichte. In Kooperation mit dem Salzburger Literaturforum Leselampe und mit Unterstützung von Pro Helvetia Museumsticket + € 2 23. Dezember 2019, 15 Uhr English Tour: Nightmares before Christmas Museumsticket + € 2 24. Dezember 2019, 11 Uhr Themenführung: Eingeschneite Albträume Museumsticket + € 2 12. Februar 2020, 18.30 Uhr Katalogpräsentation A Mind of Winter. Walter Martin & Paloma Muñoz Teilnahme frei 15. April 2020, 18.30 Uhr Kuratorinnenführung mit Tina Teufel und Stefanie Jones Teilnahme frei mit Museumsticket



Pressekontakt Martin Moser T +43 662 842220-601 M +43 664 8549 983 [email protected] Besucher_innen-Information Museum der Moderne Salzburg Rupertinum Wiener-Philharmoniker-Gasse 9 5020 Salzburg, Austria T +43 662 842220 [email protected] www.museumdermoderne.at Öffnungszeiten Di bis So 10–18 Uhr Mi 10–20 Uhr Eintrittspreise Rupertinum Regulär € 6 Ermäßigt € 4 Familien € 8 Gruppen (10 pax) € 5


1/5 Pressebilder A Mind of Winter. Walter Martin & Paloma Muñoz


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Pressebilder A Mind of Winter Walter Martin & Paloma Muñoz 30. November 2019 – 26. April 2020 Rupertinum [1] & [2], Atrium

Walter Martin & Paloma Muñoz Cold Front, 2005 (Kaltfront) Aus der Serie Cold Front Chromogener Abzug auf Acrylglas montiert Courtesy Walter Martin & Paloma Muñoz © Bildrecht, Wien, 2019

Walter Martin & Paloma Muñoz Alone Together, 2006 (Gemeinsam allein) Aus der Serie Travelers Chromogener Abzug auf Acrylglas montiert Courtesy Walter Martin & Paloma Muñoz © Bildrecht, Wien, 2019

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Walter Martin & Paloma Muñoz Traveler 208, 2007 (Reisende_r 208) Aus der Serie Travelers Chromogener Abzug auf Acrylglas montiert Courtesy Walter Martin & Paloma Muñoz © Bildrecht, Wien, 2019

Walter Martin & Paloma Muñoz Low Tide, 2009 (Ebbe) Aus der Serie Islands Chromogener Abzug auf Acrylglas montiert Courtesy Walter Martin & Paloma Muñoz und Galeria Isabel Hurley © Bildrecht, Wien, 2019

Walter Martin & Paloma Muñoz Traveler 262, 2009 (Reisende_r 262) Aus der Serie Snow Globes Schneekugel Courtesy Walter Martin & Paloma Muñoz © Bildrecht, Wien, 2019



Walter Martin & Paloma Muñoz Odd Couple, 2010 (Eigenartiges Paar) Aus der Serie Night Falls Chromogener Abzug auf Acrylglas montiert Courtesy Walter Martin & Paloma Muñoz und Galeria Isabel Hurley © Bildrecht, Wien, 2019

Walter Martin & Paloma Muñoz Sphere One, 2011 (Sphäre Eins) Aus der Serie Spheres Chromogener Abzug auf Acrylglas montiert Courtesy Walter Martin & Paloma Muñoz © Bildrecht, Wien, 2019

Walter Martin & Paloma Muñoz Traveler 293 at Night, 2013 (Reisende_r 293 bei Nacht) Aus der Serie Travelers Chromogener Abzug auf Acrylglas montiert Courtesy Walter Martin & Paloma Muñoz © Bildrecht, Wien, 2019



Walter Martin & Paloma Muñoz Blind House 6, Goshen, NY, 2014 (Blindes Haus 6, Goshen, NY) Aus der Serie Blind House Archivdruck, Inkjet Druck Courtesy Walter Martin & Paloma Muñoz © Bildrecht, Wien, 2019

Walter Martin & Paloma Muñoz Blind House 13, Milford, PA, 2014 (Blindes Haus 13, Milford, PA) Aus der Serie Blind House Archivdruck, Inkjet Druck Courtesy Walter Martin & Paloma Muñoz © Bildrecht, Wien, 2019

Walter Martin & Paloma Muñoz Travelers (After Martin J. Haede), 2015 [Reisende (Nach Martin J. Haede)] Aus der Serie Adrift Leuchtkasten Courtesy Walter Martin & Paloma Muñoz © Bildrecht, Wien, 2019



Walter Martin & Paloma Muñoz Traveler 338, 2018 (Reisende_r 338) Aus der Serie Snow Globes Schneekugel Courtesy Walter Martin & Paloma Muñoz © Bildrecht, Wien, 2019

Walter Martin & Paloma Muñoz Blood Colors the Clouds (After Frederic E. Church), 2019 [Blut färbt die Wolken (Nach Frederic E. Church)] Aus der Serie Trickster Leuchtkasten Courtesy Walter Martin & Paloma Muñoz © Bildrecht, Wien, 2019


1/4 Ausstellungsansichten A Mind of Winter. Walter Martin & Paloma Muñoz


Ausstellungsansichten A Mind of Winter Walter Martin & Paloma Muñoz 30. November 2019 – 26. April 2020 Rupertinum [1] & [2], Atrium

Alle: A Mind of Winter. Walter Martin & Paloma Muñoz Ausstellungsansicht, Museum der Moderne Salzburg, 2019 © Museum der Moderne Salzburg, Foto: Rainer Iglar Download: www.museumdermoderne.at/de/presse/detail/a-mind-of-winter/ Benutzer: presse Passwort: 123456

A Mind of Winter. Walter Martin & Paloma Muñoz Ausstellungsansicht Museum der Moderne Salzburg, 2019 © Museum der Moderne Salzburg, Foto: Rainer Iglar


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1/5 Wandtexte A Mind of Winter. Walter Martin & Paloma Muñoz

A Mind of Winter Walter Martin & Paloma Muñoz 30. November 2019 – 26. April 2020 Rupertinum [1] & [2] Wandtexte Introtext Das Künstlerpaar Walter Martin (1953 Norfolk, VA, US) und Paloma Muñoz (1965 Madrid, ES) arbeitet seit 1993 zusammen und wurde durch seine Fotografien und Skulpturen bekannt, die surreale Landschaftsdioramen mit absurd-bizarren Szenen zeigen. In Schneekugeln als kleinster Form eines Dioramas entstehen mit großer Sorgfalt und viel Liebe zum Detail Liliputwelten: eine eisige, schaurig-schöne Wildnis aus Schneebergen, Eis-blöcken, rätselhaften Gewässern und abgestorbenen Bäumen, in der Figuren in oft ausweglosen Situationen gestrandet sind. Die befremdlichen Interaktionen und sich offenbar anbahnende oder bereits eingetretene Katastrophen verweisen auf die Unsicherheit menschlicher Beziehungen und die Abgründe der Psyche. Nostalgie und Sentimentalität ausnutzend – beides gemeinhin mit der Schneekugel assoziiert –, wird das kitschige Souvenir zur Bühne eines schwarzen Humors. Parallel zu den Schneekugeln entstanden zahlreiche weitere Werkgruppen, deren Gemeinsamkeit die Verknüpfung von kontemplativ wirkenden Landschaften mit tagesaktuellen Themen und kunsthistorischen Zusammenhängen ist. Eine Auswahl von Skulpturen, Fotografien und Installationen eröffnet einen facettenreichen Einblick in den dystopischen Kosmos von Martin und Muñoz. Die vermeintlichen Idyllen laden zum genauen Hinsehen ein. Begleitet wird die Ausstellung von der eigens für das Atrium geschaffenen Videoinstallation Spheres, die sich über drei Ausstellungsebenen erstreckt. Verschiedenste Figuren rieseln mit ihren Schneekugeln von der Decke herab – unbekümmert um die Außenwelt, aber gefangen in ihren Handlungen. Mit Utopia Work Station bieten Martin und Muñoz den Besucher_innen darüber hinaus die Möglichkeit, selbst eine überdimensionale Schneekugel zu betreten und dort am Schreibtisch eine eigene Utopie zu verfassen. Zur Ausstellung erscheint im Februar 2020 ein Katalog im Verlag Bibliothek der Provinz mit einem Vorwort von Thorsten Sadowsky und Beiträgen von Dorit Ehlers, Ruth Mätzler und Tina Teufel.


Saaltexte Ebene [1] Spheres Die Landschaft der Fotoserie Spheres verortet das Künstlerpaar Walter Martin und Paloma Muñoz auf dem Mond Als Inspirationsquelle dienten zum einen Science-Fiction-Filme und Illustrationen der fünfziger Jahre und zum anderen das 1911 posthum erschienene Werk Gestes et Opinions du Docteur Faustroll Pataphysicien (Heldentaten und Ansichten des Doktor Faustroll, Pataphysiker) des französischen Schriftstellers Alfred Jarry, eine Art absurdes Science-Fiction-Abenteuer. Laut Definition umfasst die Pataphysik solcherart „imaginäre Phänomene, die in einer Welt jenseits der Metaphysik existieren“; sie gilt als die „Wissenschaft der imaginären Lösungen“. Martin und Muñoz entwickeln eine sogenannte pata-physikalische Landschaft, in der die Gesetze der Physik außer Kraft gesetzt sind und in der sich reale, metaphysische und surreale Elemente zu etwas Neuem verbinden. Menschen durchstreifen den unwirtlichen Erdtrabanten auf der Suche nach flüchtigen Kugeln, den ‚Spheres‘. Die konkave Form besonderer Krater ist der perfekt geeignete Negativraum, in dem die Kugeln manifeste Gestalt annehmen können. Der eigentliche Prozess ihrer Entstehung bleibt mysteriös, hängt jedoch auf eine nicht näher bestimmte Art von der Entschlusskraft der Suchenden ab, sich selbst zu entdecken, dem Willen des Einzelnen, sich selbst ungeachtet aller Schwerfälligkeit der gegebenen Realität weiterzuentwickeln. Ihre Wirkung ist die kugelförmiger Spiegel; in ihrem parallelen Universum begegnen uns Doppelgänger der Betrachtenden, die sie krümmen und dehnen. Dr. Faustrolls Pataphysik zufolge repräsentieren die Kugeln die vorletzte Einkapselung – eine, die alle geringeren Realitäten umschließt. Wie viele andere Arbeiten des Künstlerpaares thematisiert auch die Serie Spheres den Prozess des Suchens an sich. Utopia Work Station Seinen Ursprung hat der Begriff der Utopie – die griechische Wortherkunft ou topos bezeichnet einen „Nicht-Ort“ – im Roman De optimo rei publicae statu deque nova insula Utopia (1516) von Thomas Morus, wo eine Insel diesen Namen trägt. Später wurde daraus nicht nur eine Bezeichnung für ein literarisches Genre, sondern ein vieldeutiges Schlagwort. Gemeinhin versteht man unter einem „utopischen“ Unterfangen, dass dieses unrealistisch, übertrieben oder verträumt und damit zum Scheitern verurteilt ist. In der Literatur jedoch steht die Utopie für eine unmittelbare Sozialkritik und für einen durchaus positiven Gegenentwurf zur gesellschaftlichen Realität.


Bei einer klassischen Schneekugel ist nur der Blick von außen nach innen möglich. In Utopia Work Station von Walter Martin und Paloma Muñoz ist das anders: Hier sitzen die Besucher_innen in einer aufgeblasenen Sphäre und sind aufgefordert, ihre eigene Utopie zu Papier zu bringen. Sie lesen den zuletzt verfassten Text und müssen diesen entsorgen, wenn sie selbst eine Utopie schreiben wollen. Wie in allen anderen Schneekugeln wiederholt sich die Handlung, doch bringt sie in diesem Fall jedes Mal etwas Neues hervor. Eine Miniaturversion der Utopia Work Station ist im Eingangsbereich des Museums ausgestellt und als signierte und limitierte Edition um € 350 erhältlich. Travelers und Snow Globes Ausgangsmaterial für einen Großteil der hier präsentierten Werke von Walter Martin und Paloma Muñoz sind ganz normale gläserne Schneekugeln, die die Künstler_innen als kleine Dioramen mit Modellfiguren beleben. Eine Schneekugel ist für uns üblicherweise ein Souvenir, das sich in vielen unserer Wohnungen als Erinnerungsstück mit harmlosem, oft kitschigem Inhalt wiederfindet. Auch bei Martin und Muñoz hat man zunächst den Eindruck, eine zauberhafte Schneelandschaft vor sich zu haben, doch auf den zweiten Blick entpuppen sich viele Szenarien als durchaus abgründige und gruselige Idyllen, in denen ein sehr schwarzer und spitzbübischer Humor Regie geführt hat. Die Figuren in der Serie Travelers sind in vielerlei Hinsicht unterwegs. Das Bild der Reise bezieht sich dabei nicht nur auf einen schlichten Ortswechsel, der im Leben des Künstlerpaares eine große Rolle spielt, sondern auch auf das Wechseln zwischen Wahrnehmungsebenen, sozialen Schichten und menschlichen Befindlichkeiten. Die Fragilität, die eine Schneekugel als mit Wasser gefülltes, dünnes gläsernes Objekt besitzt, findet sich in allen Aspekten wieder, mit denen sich Martin und Muñoz künstlerisch auseinandersetzen. Die Figuren in einigen der dystopischen Dioramen handeln auf eine Art und Weise, die uns unsere Moral und Kultur eigentlich verbietet. In anderen ist Ihnen etwas Schlimmes widerfahren und sie befinden sich in einer ausweglosen Situation. Vielen Szenen ist eine gewisse Absurdität eigen, die die Tragikomik menschlicher Verhältnisse veranschaulicht.


Ebene [2] Adrift und Trickster In diesen beiden Serien eignet sich das Künstlerpaar ausgewählte Gemälde von Künstlern der amerikanischen Hudson River School an. Die Hudson River School war um die Mitte des 19. Jahrhunderts aktiv und stand der deutschen Romantik sowie der französischen Schule von Barbizon nahe. Zunächst entfernen Martin and Muñoz alle Bildelemente, die auf diese Zeit verweisen, wie Schiffe, Konstruktionen oder Menschen, aber auch Pinselstriche und andere stilistische Merkmale. Was bleibt sind die typischen nordamerikanischen Landschaften, die nun als Ausgangspunkt für ihre künstlerischen Interventionen und imaginativen Aktualisierungen dieser Schauplätze dienen: Die Flüsse und Meere, die im 19. Jahrhundert abgebildet worden waren, bleiben erhalten, aber ihre Farben wirken seltsam. Der Hudson River, das Thema so vieler Gemälde dieser Epoche, war durch die Entsorgung polychlorierter Biphenyle durch die Firma General Electric über einen Zeitraum von dreißig Jahren dauerhaft verunreinigt. Leuchtende chemische Cocktails aus Blutrot und Giftgrün haben die ursprünglichen Blautöne verdrängt. Die idyllischen Motive wie Fischer, Boote und rustikale Hütten, die einst die Landschaft bevölkerten, sind verschwunden, ersetzt durch ihrer Heimat Beraubte. Umherziehende durchstreifen die Landschaft wie eine ziellose Karawane, währen ein übervolles Boot auf dem Weg ins Nirgendwo zu kentern droht. Alles in der Serie ist an der Kippe zur Veränderung: Die Protagonist_innen trotten unaufhaltsam weit über ihren Rubikon hinaus, jeder Schritt führt sie weiter ins Ungewisse. Sogar das Licht ist verunsichert. Was folgt als nächstes, Tag oder Nacht? Die Landschaften sind die gleichen, allerdings so unterschiedlich, als würde man sie durch einen Filter menschlichen Missbrauchs wahrnehmen. Und dennoch, scheint es den Protagonist_innen nicht bewusst zu sein oder sie haben sich bereits an die Methanblasen und chemisch gefärbten Gewässer gewöhnt. Im Gegensatz zu den Clowns der Serie Trickster nehmen sie ihre Umgebung nicht einmal wahr. Der Clown hingegen spielt für den brennenden Wald auf seiner Violine zweifelsohne eine passende improvisierte Melodie, die den Feuersturm begleitet. Das Werk Niagara Falls (After John Trumbull) befindet sich auf Ebene 3 in der Franz-West-Lounge. Blind House Walter Martin und Paloma Muñoz verstehen ihre Serie Blind House als „dystopischen Sprössling eines utopischen Samens“, der Ende der 1940er-Jahre mit der Erfindung von Glashäusern als Wohnräume das Licht der Welt erblickte. Das Künstlerpaar zeigt hermetisch abgeriegelte US-amerikanische Vorstadthäuser, deren Türen und Fenster durch Retuschen digital versiegelt wurden. Jedes Blind House basiert auf einem realen Haus, dessen Bewohner_innen die Aussicht auf Platz, Ruhe und frische Luft bewogen hat, an den Stadtrand oder aufs Land zu ziehen – auch Martin und Muñoz selbst


gehören dazu. Veranschaulicht wird das direkte Gegenteil eines Glashauses: ein schützender Raum, in dem das Leben, das sich in seinem Inneren abspielt, im Verborgenen bleibt. Die Serie basiert auf der persönlichen Erfahrung des Künstlerpaares mit ihrem eigenen Haus in einer der Vorstädte von New York City. Diese Gegend, in der sich die gegensätzlichen Welten von Hinterwäldlern und Hipstern vermischen, ist oft das für den Ausgang von Präsidentschaftswahlen ausschlaggebende Schlachtfeld. Ihr Haus mit seinen fünfundvierzig Fenstern ermöglicht nicht nur eine großzügige Aussicht in die Natur, sondern – zu ihrem Unbehagen – ebenso ungehindert Einblicke in ihre Privatsphäre. Zusätzlich bezeichnen Martin und Muñoz technische Geräte wie Mobiltelefone, Tablets und Sprachassistenten als Fenster. Insgesamt hat ihr Haus neun „digitale Fenster“, die mit einem System aus Kabeln und drahtlosen Netzwerken weitere Informationen über ihre Besitzer_innen preisgeben. Die Wahrung der Privatsphäre erscheint aus dieser Perspektive als ein hoffnungsloses Unterfangen.

1/8 Werkliste A Mind of Winter. Walter Martin & Paloma Muñoz

A Mind of Winter Walter Martin & Paloma Muñoz 30. November 2019 – 26. April 2020 Rupertinum [1] & [2], Atrium

Werkliste Die Werke sind nach Serie chronologisch und innerhalb des gleichen Jahres alphabethisch gereiht. Maße sind in Zentimeter in Höhe mal Breite mal Tiefe angegeben. Wenn keine Auflage angegeben ist, handelt es sich um ein Unikat. Alle Werke, außer anders vermerkt, stammen aus der Sammlung des Künstlerpaars: Courtesy of the artists. Walter Martin & Paloma Muñoz 1953 Norfolk, VA, US – Milford, PA, US | 1965 Madrid, ES – Milford, PA, US Aus der Serie Snow Globes Traveler 221, 2007 Schneekugel 20,3 x Ø 15,2 cm Traveler 224, 2007 Schneekugel 20,3 x Ø 15,2 cm Traveler 225, 2007 Schneekugel 20,3 x Ø 15,2 cm Traveler 252, 2008 Schneekugel 20,3 x Ø 15,2 cm Traveler 262, 2009 Schneekugel 20,3 x Ø 15,2 cm Traveler 311, 2016 Schneekugel 20,3 x Ø 15,2 cm Traveler 312, 2016 Schneekugel 20,3 x Ø 15,2 cm Traveler 314, 2016 Schneekugel 20,3 x Ø 15,2 cm Traveler 318, 2016 Schneekugel 20,3 x Ø 15,2 cm


The Last Red Wood II (Traveler 322), 2017 Schneekugel 20,3 x Ø 15,2 cm Traveler 330, 2018 Schneekugel 20,3 x Ø 15,2 cm Traveler 335, 2018 Schneekugel 20,3 x Ø 15,2 cm Traveler 338, 2018 Schneekugel 20,3 x Ø 15,2 cm Traveler 340, 2018 Schneekugel 20,3 x Ø 15,2 cm Traveler 346, 2018 Schneekugel 20,3 x Ø 15,2 cm Traveler 351, 2019 Schneekugel 20,3 x Ø 15,2 cm Aus der Serie Travelers Traveler 62, 2003 Chromogener Abzug 102 x 84 cm Auflage von 5 + 2 AP Traveler 208, 2007 Chromogener Abzug 102 x 84 cm Auflage 5 + 2 AP Traveler 290, 2012 Chromogener Abzug 102 x 84 cm Ausstellungskopie Traveler 46 at Night, 2003 Chromogener Abzug 102 x 84 cm Auflage von 5 + 2 AP


Between Too Much and Me, 2003 Chromogener Abzug 102 x 84 cm Auflage von 5 + 2 AP The Well, 2004 Chromogener Abzug 102 x 84 cm Auflage von 5 + 2 AP Alone Together, 2006 Chromogener Abzug 102 x 84 cm Auflage von 5 + 2 AP Traveler 218 at Night, 2007 Chromogener Abzug 102 x 84 cm Auflage von 5 + 2 AP Traveler 274 at Night, 2011 Chromogener Abzug 102 x 84 cm Auflage von 5 + 2 AP Traveler 293 at Night, 2013 Chromogener Abzug 102 x 84 cm Auflage von 5 + 2 AP Aus der Serie Islands The Cliff, 2006 Chromogener Abzug 99 x 170 cm Auflage 1 AP / 6 + 2 AP Meanwhile further South, 2007 Chromogener Abzug 89 x 170 cm Auflage 2 / 6 + 2 AP Courtesy of the artists and Isabel Hurley Gallery The Mail Boat, 2007 Chromogener Abzug 96 x 254 cm Auflage 3 / 6 + 2 AP The Swimmers at Night, 2008 Chromogener Abzug 89 x 180,5 cm Auflage von 6 + 2 AP


Low Tide, 2009 Chromogener Abzug 127 x 102 cm Auflage 2 / 6 + 2 AP Courtesy of the artists and Isabel Hurley Gallery Aus der Serie Night Falls Odd Couple, 2010 Chromogener Abzug 102 x 127 cm Auflage 2 / 6 + 2 AP Courtesy of the artists and Isabel Hurley Gallery Aus der Serie Cold Front Cold Front, 2005 Chromogener Abzug 80 x 184 cm Auflage 1 AP / 5 + 2 AP The Great Frozen Lake, 2005 Chromogener Abzug 89 x 170 cm Auflage 3 / 6 + 2 AP Courtesy of the artists and Isabel Hurley Gallery The Orchards at Night, 2005 Chromogener Abzug 89 x 183 cm Auflage von 6 + 2 AP Blindness, 2007 Chromogener Abzug 89 x 180,5 cm Auflage von 6 + 2 AP A March Sky, 2009 Chromogener Abzug 89 x 160 cm Auflage von 5 + 2 AP Aus der Serie Spheres Sphere One, 2011 Leuchtkasten 66 x 100 x 15,2 cm Birds and Sphere, 2017 Druck 66 x 100 cm


Sphere Two, 2018 Druck 66 x 100 cm Sphere Three, 2018 Druck 66 x 100 cm Sphere Four, 2018 Druck 66 x 100 cm Sphere Six, 2018 Druck 66 x 100 cm Sphere Seven, 2018 Druck 66 x 100 cm Sphere Eight, 2018 Druck 66 x 100 cm Sphere Nine, 2018 Druck 66 x 100 cm Sphere Eleven, 2018 Druck 66 x 100 cm Sphere Twelve, 2018 Druck 66 x 100 cm Aus der Serie Adrift In the Doldrums, 2010–11 Leuchtkasten 121 x 152 x 9 cm Auflage von 3 + 2 AP Night Flight, 2014 Leuchtkasten 100 x 158 x 9 cm Auflage von 3 + 2 AP Hudson River School on Fire, 2015 Leuchtkasten 100 x 150 x 9 cm Auflage von 3 + 2 AP


Niagara Falls (After John Trumbull), 2015 Leuchtkasten 60 x 260 x 9 cm Auflage von 3 + 2 AP Travelers (After Martin J. Haede), 2015 Leuchtkasten 80 x 161 x 9 cm Auflage von 3 + 2 AP Aus der Serie Trickster Blood Colors the Clouds (After Frederic E. Church), 2019 Leuchtkasten 100 x 150 x 9 cm Auflage von 3 + 2 AP Aus der Serie Blind House Blind House 3, Culvert Lake, PA, 2012 Archivdruck, Inkjet Druck 64 x 83,8 cm Auflage von 5 + 2 AP Blind House 2, Slate Hill, NY, 2014 Archivdruck, Inkjet Druck 64 x 83,8 cm Auflage von 5 + 2 AP Blind House 5, Goshen, NY, 2014 Archivdruck, Inkjet Druck 64 x 83,8 cm Auflage von 5 + 2 AP Blind House 6, Goshen, NY, 2014 Archivdruck, Inkjet Druck 64 x 83,8 cm Auflage von 5 + 2 AP Blind House 13, Milford, PA, 2014 Archivdruck, Inkjet Druck 64 x 83,8 cm Auflage von 5 + 2 AP Blind House 23, Middleton, NY, 2014 Archivdruck, Inkjet Druck 64 x 83,8 cm Auflage von 5 + 2 AP


Blind House 24, Middleton, NY, 2014 Archivdruck, Inkjet Druck 64 x 83,8 cm Auflage von 5 + 2 AP Blind House 10, Goshen, NY, 2015 Archivdruck, Inkjet Druck 64 x 83,8 cm Auflage von 5 + 2 AP Blind House 11, Milford, PA, 2015 Archivdruck, Inkjet Druck 94 x 127 cm Auflage von 5 + 2 AP Blind House 15, Port Jervis, NY, 2015 Archivdruck, Inkjet Druck 94 x 127 cm Auflage von 5 + 2 AP Blind House 16, Milford, PA, 2015 Archivdruck, Inkjet Druck 64 x 83,8 cm Auflage von 5 + 2 AP Blind House 26, Middleton, NY, 2016 Archivdruck, Inkjet Druck 64 x 83,8 cm Auflage von 5 + 2 AP Blind House 30, Newburg, NY, 2018 Archivdruck, Inkjet Druck 94 x 127 cm Auflage von 5 + 2 AP Blind House 35, Newburgh, NY, 2018 Archivdruck, Inkjet Druck 94 x 127 cm Auflage von 5 + 2 AP Installationen Can Not Tell the Keepers from the Kept, 1998 Holztüre, Latten, Nägel, Licht (hinter Wand) Gesamtdimension variabel, Türe 80 x 40,6 x 5 cm, Latten je max. 60 x 6,5 x 1 cm Utopia Work Station, 1998–2019 Spezialangefertigter lebensgroße Schneekugel, PVC Tisch mit Stuhl, Schreibmaschine, Stapel weißes Papier, Papiermistkübel Ø 350 cm, Eingang 200 cm


Spheres, 2019 Videoinstallation Produziert vom Museum der Moderne Salzburg, AT 6 Min. (Loop) Utopia Work Station Limited Edition Snow Globe, 2019 Spezialangefertigte Preiser-Figur in Schneekugel von Schneekugelmanufaktur Wien, AT Produziert vom Museum der Moderne Salzburg, AT 12,5 x Ø 8 cm Auflage von 50 + 5 AP

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03_Ausstellungsansichten_A Mind of Winter04_Wandtexte_A Mind of Winter05_Werkliste_A Mind of WinterA Mind of Winter Walter Martin & Paloma Muñoz 30. November 2019 – 26. April 2020 Rupertinum [1] & [2], Atrium

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