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Im Hotel in Dresden kommen wir gegen 18:00 Uhr an. Wir checken ein und wol- len uns abends mit unserem Sohn Phi- lipp - der hier studiert - auf ein Bier, in der inneren Neustadt (Studentenviertel) treffen. Doch zuerst heißt es Nahrung aufnehmen. Da wir nicht noch groß he- rumfahren möchten, gehen wir in das Hoteleigene Restaurant mit dem gleich- namigen Namen der Örtlichkeit “Am We- ber Platz”. Wir essen gebratene Heringfi- lets - wusste gar nicht, dass man die auch braten kann - mit Bratkartoffeln und Salat und trinken dazu ein schönes kal- tes Blondes. Preis für Essen 10,50 €, Bier 0,4 l, 3,30 € pro Person. Das sind Preise, die wir lieben und das Essen hat super geschmeckt. Normal sind ja Herin- ge nur als eingelegte Heringe bei uns bekannt - ich kulinarischer Banause - aber für die Zukunft ist das eine schöne neue Idee für zu Hause auf dem Grill mal Grillheringe anzubieten. Im Anschluss daran und einem kleinen Verdauungs- schnäpschen, geht es in die Innenstadt auf der rechten Seite der Elbe - Blick- richtung stromab - “Innere Neustadt” wo wir uns mit Philipp treffen. Wir haben uns nach mehr als drei Monate viel zu erzäh- len. Und so kommt es, dass wir in einer typischen Studentenkneipe - die es in diesem Viertel zahlreiche gibt - landen und bei so 20 Grad ein, zwei Bierchen direkt an der Straße zischen. Philipp hat sich hier in Dresden einen richtigen Mi- krokosmos geschaffen und er scheint angesagt und in diesem Kosmos inte- griert zu sein, denn ständig läutet sein Handy, was denn geht und er wird stän- dig von der Straße her angesprochen, hey Philipp, was geht ab heute usw. usw. Wir sitzen noch ein wenig und gehen dann müde zurück ins Hotel, denn mor- gen wollen wir gemeinsam in die säch- sische Schweiz eine Tageswanderung unternehmen. Philipp - das hören wir später - und wie soll es anders sein, geht noch ein wenig Party in Dresden machen und kommt erst gegen 3 Uhr Nachts ins Bett. So ist Philipp. Dresden, die Landeshauptstadt des Frei- staates Sachsen mit ihren rund 500.000 EW. liegt inmitten des Elbtals, und auf Grund seiner barocken Architektur auch als Elbflorenz bekannt.. Eingebettet zwischen dem Osterzgebir- ge, der Lausitzer Granitplatten und dem Elbsandsteingebirge, liegt Dresden in einer facettenreichen Landschaft die in Europa einzigartig ist und wo es in Rich- tung Osten - Dresdener Heide - wohl mancherorts weitaus mehr Tiere als Menschen gibt, kann man die Natur in ihrer ursprünglichen Form erleben. In Dresden selbst gibt es zahlreiche Se- henswürdigkeiten wie, Frauenkirche, Semperoper, Dresdner Schloss, Hofkir- che, Zwinger und, und, und. Die Liste ist so lang, dass sie diesen Bericht spren- gen würde. Insofern ist ein Besuch auf der Internetseite von Dresden empfeh- lenswert. www.dresden.de Dresden ist keine Stadt, nein Dresden ist das Leben, und kein Besucher kann sich dem Zau- ber dieser Stadt entziehen. So machen wir uns - nach einer ruhigen Nacht und einem sehr guten Frühstück auf der Son- nenterrasse in unserem Hotel, hoch über der Stadt - auf, zu einer Wanderung in die sächsische Schweiz, elbaufwärts. Ich denke die Bilder sprechen für sich. Sollte Mann, Frau mal gewesen sein. Am Abend zurück gekehrt, gehen wir mitten in der Stadt im Bierhaus Hilten zwei halbe Hähnchen essen und trinken ein, zwei Helle. Kosten 26 Euronen. Ich wusste gar nicht, dass man ein Hähn- chen so versauen kann. Nicht zu verglei- chen mit unseren saarländischen Hähn- chen. Na ja, wie dem auch sei, am näch- sten Tag hat Philipp Vorlesung und wir machen die Stadt Dresden mit ihren Se- henswürdigkeiten alleine unsicher. Wir erlaufen lediglich die wichtigsten Stellen in der nahen Innenstadt, ohne sie von innen zu besichtigen, sondern nur von außen. Aber auch das schaffen wir nicht. Es gibt einfach zu viel zu sehen und mit 28 Grad und Sonne satt ist es auch zu heiß. Für Dresden muss man viel mehr Zeit einplanen, als ein paar Tage. Aben- ds geht es dann in die traditionsreiche Ab und Fort - Quer durch Deutschland nach Berlin, zur Mecklenburgischen Seenplatte und zurück (Teil 2)

Ab und Fort - barbarella-92241.de

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Im Hotel in Dresden kommen wir gegen18:00 Uhr an. Wir checken ein und wol-len uns abends mit unserem Sohn Phi-lipp - der hier studiert - auf ein Bier, inder inneren Neustadt (Studentenviertel)treffen. Doch zuerst heißt es Nahrungaufnehmen. Da wir nicht noch groß he-rumfahren möchten, gehen wir in dasHoteleigene Restaurant mit dem gleich-namigen Namen der Örtlichkeit “Am We-ber Platz”. Wir essen gebratene Heringfi-lets - wusste gar nicht, dass man dieauch braten kann - mit Bratkartoffeln undSalat und trinken dazu ein schönes kal-tes Blondes. Preis für Essen 10,50 €,Bier 0,4 l, 3,30 € pro Person. Das sindPreise, die wir lieben und das Essen hatsuper geschmeckt. Normal sind ja Herin-ge nur als eingelegte Heringe bei unsbekannt - ich kulinarischer Banause -aber für die Zukunft ist das eine schöneneue Idee für zu Hause auf dem Grill malGrillheringe anzubieten. Im Anschlussdaran und einem kleinen Verdauungs-schnäpschen, geht es in die Innenstadtauf der rechten Seite der Elbe - Blick-richtung stromab - “Innere Neustadt” wowir uns mit Philipp treffen. Wir haben unsnach mehr als drei Monate viel zu erzäh-len. Und so kommt es, dass wir in einertypischen Studentenkneipe - die es indiesem Viertel zahlreiche gibt - landenund bei so 20 Grad ein, zwei Bierchendirekt an der Straße zischen. Philipp hatsich hier in Dresden einen richtigen Mi-krokosmos geschaffen und er scheintangesagt und in diesem Kosmos inte-griert zu sein, denn ständig läutet seinHandy, was denn geht und er wird stän-dig von der Straße her angesprochen,

hey Philipp, was geht ab heute usw. usw.Wir sitzen noch ein wenig und gehendann müde zurück ins Hotel, denn mor-gen wollen wir gemeinsam in die säch-sische Schweiz eine Tageswanderungunternehmen. Philipp - das hören wirspäter - und wie soll es anders sein, gehtnoch ein wenig Party in Dresden machenund kommt erst gegen 3 Uhr Nachts insBett. So ist Philipp.

Dresden, die Landeshauptstadt des Frei-staates Sachsen mit ihren rund 500.000EW. liegt inmitten des Elbtals, und aufGrund seiner barocken Architektur auchals Elbflorenz bekannt..

Eingebettet zwischen dem Osterzgebir-ge, der Lausitzer Granitplatten und demElbsandsteingebirge, liegt Dresden in

einer facettenreichen Landschaft die inEuropa einzigartig ist und wo es in Rich-tung Osten - Dresdener Heide - wohlmancherorts weitaus mehr Tiere alsMenschen gibt, kann man die Natur inihrer ursprünglichen Form erleben. InDresden selbst gibt es zahlreiche Se-henswürdigkeiten wie, Frauenkirche,Semperoper, Dresdner Schloss, Hofkir-che, Zwinger und, und, und. Die Liste istso lang, dass sie diesen Bericht spren-gen würde. Insofern ist ein Besuch aufder Internetseite von Dresden empfeh-lenswert. www.dresden.de Dresden istkeine Stadt, nein Dresden ist das Leben,und kein Besucher kann sich dem Zau-ber dieser Stadt entziehen. So machenwir uns - nach einer ruhigen Nacht undeinem sehr guten Frühstück auf der Son-nenterrasse in unserem Hotel, hoch überder Stadt - auf, zu einer Wanderung indie sächsische Schweiz, elbaufwärts. Ichdenke die Bilder sprechen für sich.Sollte Mann, Frau mal gewesen sein.

Am Abend zurück gekehrt, gehen wirmitten in der Stadt im Bierhaus Hiltenzwei halbe Hähnchen essen und trinkenein, zwei Helle. Kosten 26 Euronen. Ichwusste gar nicht, dass man ein Hähn-chen so versauen kann. Nicht zu verglei-chen mit unseren saarländischen Hähn-

chen. Na ja, wie dem auch sei, am näch-sten Tag hat Philipp Vorlesung und wirmachen die Stadt Dresden mit ihren Se-henswürdigkeiten alleine unsicher. Wirerlaufen lediglich die wichtigsten Stellenin der nahen Innenstadt, ohne sie voninnen zu besichtigen, sondern nur vonaußen. Aber auch das schaffen wir nicht.Es gibt einfach zu viel zu sehen und mit28 Grad und Sonne satt ist es auch zuheiß. Für Dresden muss man viel mehrZeit einplanen, als ein paar Tage. Aben-ds geht es dann in die traditionsreiche

Ab und Fort - Quer durch Deutschland nach Berlin, zur

Mecklenburgischen Seenplatte und zurück (Teil 2)

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Gaststätte “Kutscherschänke”. Auch die-ses Essen ist keiner Würdigung wert,aber der Hunger treibt es rein.

Es ist bereits Freitag und heute soll essehr heiß um die 30 Grad werden. DaPhilipp heute morgen bis 11 Uhr nochVorlesung hat, wollen wir die Frauenkir-che besichtigen. Danach wollen wir unsgegen 12 Uhr am “Blauen Wunder” inDresden treffen. Die Frauenkirche ist einMuss für jeden Dresdenbesucher, undmorgens steht sie ohne Führung undohne Eintritt - nur eine Spende - allenMenschen offen. Sie steht als Mahnmalgegen Krieg und Zerstörung. Ebenso

wurde sie - durch den Wiederaufbau -zum Symbol für Frieden und Versöh-nung, Gleichheit, Achtung und Wert-schätzung aller Menschen. So beteiligtensich Menschen aus aller Welt und unter-schiedlicher Glaubensrichtungen - mitSpendengelder - am Wiederaufbau.www.frauenkirche-dresden.de

Gegen 12 Uhr treffen wir uns wie verein-bart mit Philipp, etwas außerhalb vonDresden, am Blauen Wunder, der dorthinmit seinem Fahrrad gekommen ist. DasBlaue Wunder, ebenfalls einer der vielenSehenswürdigkeiten von Dresden, isteine Auslegerfachwerkbrücke aus Stahl,die nur mit Nietverbindungen zusammen-gehalten wird. Die gesamte Stahlkon-struktion, mit einem Gewicht von 3.500Tonnen überspannt als fünfte Elbque-rung, mit 280 m Länge und 12 m Breite,die Elbe. Sie wurde bereits 1893 errichtetund verbindet das Villenviertel von Lo-schwitz auf der rechten, mit Dresden aufder linken Elbseite mit Blick in Fließrich-tung. Im zweiten Weltkrieg wäre dieseBrücke beinahe von den Alliierten ge-sprengt worden. Aber Dresdener Bürgerstemmten sich mit Erfolg gegen diesesUnterfangen, indem sie die Spreng-schnüre durch schnitten.

Wir überqueren die Elbe auf dieser se-henswerte Brücke, fahren mit der Stand-seilbahn hinauf in das Villenviertel vonLoschwitz und verbringen dort einenschönen Tag. Es wird nicht nur ein sehr

schöner Tag, sondern auch ein sehr hei-ßer dazu, mit über 30 Grad. Auf demWeg zur Standseilbahn passieren wireine Restaurant, direkt am Blauen Wun-der und am Ufer der Elbe. Im Hörnergar-ten - ein Restaurant unmittelbar am Elb-ufer und großem Biergarten und Außen-terrasse - reservieren wir für den Abendeinen Tisch. Aber so schön das Hausauch gelegen ist, so entpuppt sich dasEssen als absoluter Reinfall. Nur Kom-mers und nichts besonderes.

Es ist Samstag und das Wetter hat sichdrastisch verschlechtert. Die Eisheiligenlassen grüßen und am Tag ist es nurnoch 10 Grad warm - oder halt kalt, wieman es nimmt. Es ist unser letzter Tag inDresden. Wir treffen uns mit Philipp imgroßen Park mitten in Dresden und ge-hen trotz kaltem Wetter schön spazieren.Nachmittags fahren wir noch raus undgehen bei eisigen Temperaturen dieSchlossanlage Pillnitz besichtigen. DerAbschluss bildet am Abend ein veganesEssen mit Philipp im “Falschen Hasen”.Es ist sehr günstig und sehr lecker. Ichwusste gar nicht, dass man ohne Fleischso gut essen kann. Sollte man auf jedenFall mal besuchen, wenn man in Dres-den ist.

Am nächsten Tag geht es nach demFrühstück mit dem Auto zurück nachMagdeburg. Wir beschließen über Landan der Elbe entlang die rund 200 km zu-rück zu fahren. Es zeigt uns eindrucks-voll, wie die Leute in der ehemaligenDDR gelebt und gewirtschaftet haben.Also kein Wunder, dass das 1990 alles

zusammen gebrochen ist und nichtsmehr ging. Wir machen in Wittenberghalt und flanieren durch die schöne Alt-stadt. Martin Luther lässt grüßen.

Gegen 18:00 Uhr sind wir wieder an derBarbarella. An der Barbarella ist nichtsmehr so wie es war, als wir vor Tagenwegfuhren. Das Bordnetz ist zusammen-gebrochen. Es funktioniert nichts mehr.Was war passiert in der Zeit, wo wir nichtda waren. Nach kurzem suchen ist dieUrsache gefunden. Irgend jemand imHafen, hat das Wissen vom Hafenmeis-ter das Boot zurückgesetzt. Dabei hat erdas Innenleben der Kabeltrommel fürden Elektroanschluss so zerstört, dassunsere Barbarella keinen Landanschlussmehr hatte und so über die Tage wo wirnicht an Bord waren die Batterien geleertwurden. Auf Nachfrage bei der Hafen-meisterin entgegnete die nur forsch,dass dies der Anlieger vor uns war undPlatz benötigt hätte um raus zu fahren.Auf mein weiteres Nachhaken in dieserSache, sie hätte uns ja wohl den Platzzugewiesen, und das zurücksetzen auchkein Problem darstellen würde, wennman das ordentlich und behutsam ma-che und die Stromkabel entsprechendmit führe, so dass der Strom nicht ent-fernt würde, entgegnete sie nur besser-wisserisch, dass das nun halt mal so ist,wie es ist. Und unser Münzgeld, was wireingeworfen haben vor unserer Abwe-senheit ist auch futsch. Aber es kommtnoch dicker. Ich repariere das Verlänge-rungskabel und die Barbarella zieht mit 5Ampere Strom, was nicht gerade viel ist.Da aber noch andere Schiffe im HafenPlätze belegen, fliegt andauert der FI-Schalter. Das Netz ist hoffnungslos über-lastet. Auf wiederholtes Nachfragen mei-nerseits bei der Hafenmeisterin, wird dierichtig pampig, geht auf unsere Bedürf-nisse erst gar nicht ein und macht zumguten Schluss uns auch noch Vorwürfe,wegen des großen Schiffes. Nun hört derSpaß aber auf, wenn sie keine zahlendeGäste im Hafen haben möchten, dannsollen sie auch das nächste Mal keineLiegeplätze anbieten. “Sehr gut angeleg-te Marina, in ruhiger und schwellfreierLage”, so oder so ähnlich steht es in dennautischen Führern. Wir können nur sa-gen, alte Brachlandschaft, frühere Werft-anlage, ohne Service und ohne jeglichenAnspruch und Komfort. Selbst Wasser-holen stellt sich als Abenteuer heraus,denn es gibt keine Zapfstellen am Steg.Fazit für uns, absolut mangelhaft, mitdiesem Hafen lockt man niemanden hin-ter dem Ofen hervor. Sollte man meidenwenn es geht.

So machen wir uns am Montag, den14.05.2012 morgens um 10:00 Uhr - beischönem sonnigen warmen Wetter -vom Acker und verlassen den YH Mag-deburg elbabwärts in Richtung Berlin. Mit

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gerade mal 1500 U/min geht es mit 15km/h talwärts. In der Engstelle schiebenwir mit 18 km/h durch die Stromschnel-len. Ein Höllenritt und ich bin heilfroh alswir wieder im MLK sind. Wir überquerengegen 13:00 Uhr, am Wasserstraßen-kreuz Magdeburg, auf Europa´s größterTrogbrücke die Elbe. Was für ein impo-santes Bauwerk deutscher Ingenieurs-kunst. So gelangen wir in den Elbe-Havel-Kanal (EHK). Dieser ist sehr natur-nah und ich bin der Auffassung, dass dieTierwelt links und rechts vom Kanal vonKilometer zu Kilometer zunimmt. Gegen18:00 Uhr laufen wir nach 56 km Tages-distanz den Stadthafen Genthin an. Die-ser ist sehr eng und ich muss auf derStelle drehen und rückwärts einparken,was mit Ruhe und Bedacht keine Pro-blem darstellt. Morgen kommen wir end-lich in die Havel Seenlandschaft. Amnächsten Morgen, nachdem wir eine ru-hige Nacht hinter uns haben, die Sonnelacht und es ist schön warm, gehen wirnoch ein wenig einkaufen. Das Zentrumist relativ nah. Wir lassen uns Zeit, dennheute kommen wir bereits nach zweiStunden Fahrtzeit in die Havelseenland-schaft und wir wollen lediglich den Was-serwanderrastplatz (WwRpl) Plaue - einalter Fischerort - am Plauer See anlau-fen. Uns begleitet die Sonne bei ange-nehmen 20 bis 22 Grad. Gegen 14:00Uhr kommen wir so ganz entspannt undohne Hast, nachdem wir den Wendseeüberquert haben an besagtem Platz an.Der Wendsee ist ein vorgelagerter Seevon etwa 2 km Länge. Bereits auf demSee bekommen wir ein Vorgeschmackwas der Wind so alles anstellen kann. Eswird sehr kappelig, aber unsere Barba-rella liegt brav im Wasser und muckt sichnicht. Nun zeigt sich dass ein 25 TonnenSchiff gut im Wasser liegt und Längeläuft. Ich muss kaum den Kurz korrigie-ren und es ist ein total entspanntes fah-ren auf dem Wasser. Es macht richtigSpaß. Am WwRpl. angekommen, ver-sorge ich zuerst das Schiff und dann ma-chen wir ein kleines Mittagsschläfen. An-schließend gehen wir den Ort Plaue er-

kunden. Es gibt zahlreiche örtliche Fi-scher, die ihre Reusen im See habenund ihre Fische frisch aus dem See pri-vat von zu Hause aus verkaufen. Wirmachen es uns auf der Barbarella ge-

mütlich, denn es soll Gewitter geben.Direkt an uns fahren zahlreiche Charter-schiffe vorbei. Insbesondere Flösse undanderes Gefährt, die für uns wie Bauwa-gen aussehen.

Ich habe Zeit, mich um mein Navi-Pro-gramm Opencpn zu kümmern. Auch mitden digitalen Karten von n.v. digital vomDelius Verlag funktioniert alles wunder-bar.

Wir bleiben noch einen Tag in Plaue lie-gen, denn hier ist es sehr schön direktam Park vom Schloss Plaue.

Plaue ist ein schöner kleiner Fischerortmit wenigen Bewohnern. Hier scheint dieZeit stehen geblieben zu sein. Westlichund südlich des Schlosses liegt derSchlosspark, der im frühen 18. Jahrhun-dert zunächst als barocke Anlage ent-standen ist. Ab 1860 wurde er durch dieadlige Herrschaft zu einem ausgedehn-ten Landschaftspark umgestaltet, dersich weiträumig am Westufer des PlauerSees entlang zieht. Zum Teil durch denSchlosspark führt der „Plauer Fontane-weg“. Viele Häuser, auch Teile desSchlosses, sind noch immer sehr sanie-rungswürdig und es wird noch Jahredauern, bis alles nochmal so ist wie es inden Anfängen war.

Unser Fäkalientank ist wieder voll unddie männlichen Pflichten rufen. Wir müs-sen abpumpen, aber die Pumpe streiktnach Wolfsburg schon wieder. Nun gehich der Sache auf den Grund. Ich lösedie Kabel und hänge meinen mobilenBatteriepack mit 700 Ampere dran undsiehe da die Pumpe läuft, so dass wirden Tank leeren können. Dabei stelle ichfest, dass ein Wackler an einer Klemmedie Ursache für den Ausfall ist. Irgend einMonteur hat die Klemme überdreht, sodass das Kabel nicht fest saß. Nun diesist kein Problem, Ersatzklemme draufund fertig. Der Abend klingt bei einemGläschen Wein - und einem wun-derschönen Sonnenuntergang über demSee - an Deck aus. Morgen geht es wei-ter.

Unter blauem Himmel legen wir amnächsten Morgen in Richtung Branden-burg ab. Es ist Christi Himmelfahrt - Va-

tertag - und das sollen wir noch zu hörenbekommen. Ein Zwischenhoch beschertuns sonniges und warmes Wetter, beiangenehmen 22-23 Grad. Wir fahrenüber den kappeligen Breitling See undbiegen dann in die Niederhavel ein. Dortwird es ruhiger, aber dafür lauter. Unzäh-lige Boote, Flösse und Ungetüme mitjungen und alten Männern sind heutemorgen auf dem Wasser und machenmit umgebauten Kompressorhupen ei-nen Höllenlärm. So wird hier wohl Vater-tag - hier nennt man ihn Herrentag - ge-feiert. Brandenburg hat eine sehr schöneHavelpromenade. Die Nacht kostet 5Euronen. Wir beschließen spontan hierzu übernachten. Kaum angelegt werd ichvon einem Mirower angesprochen, ob wirdenn wirklich aus Saarbrücken kommen.Ich korrigiere, dass die Barbarella alsSeeschiff in Saarbrücken registriert,aber der Liegeplatz in ND ist. Nach kur-zem Gespräch zwischen Skippern emp-fiehlt er uns einen Liegeplatz in Mirow.

Am nächsten Tag machen wir uns frühweiter auf den Weg Richtung Hauptstadt.Nachdem wir die Schleuse Vorstadt inBrandenburg mit ein paar anderen Boo-ten passiert haben, fahren wir mit gemüt-lichen 10 Sachen die Niederhavel hoch.Die Havel entfaltet hier zwischen Bran-denburg und Potsdam, ihren ganz be-sonderen Reiz, wo Wald und Wiesen bisans Ufer der Havel reichen und zum an-kern und baden einladen. ZahlreicheVerzweigungen, idyllische kleine Buchtenoder nicht einsehbare ruhigere Anker-plätze laden zum Verweilen kurz oderauch länger ein. Das Wasser ist klar undsauber, so dass auch einem Bad im küh-len Nass nichts im Wege steht. Es ist soschön, dass wir “nur” bis Ketzin kom-men. Hier liegen wir nahe dem Stadtzen-trum direkt in einer größeren Bucht, ab-seits des Havelfahrwassers.

Die Stadt Ketzin ist eingebettet in eineLandschaft mit zahlreichen Seen, ausge-dehnten Wäldern, Feuchtwiesen undAuen.

Ketzin wurde in den Schriften schon1197 erwähnt. Es entwickelte sich zueinem typischen Fischerort. Bereits 1738wurde die Fischergilde in Ketzin gegrün-det, der etwa 30 Einwohner angehörten.

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Der Fischfang war und ist auch heutenoch ein wichtiger Teil Ketziner Ge-schichte. So wird jedes Jahr im Augustdas große Fischerfest gefeiert.

Wappen von Ketzin.

Nachdem 1860 Ton in Ketzin gefundenwurde, erlebte die Stadt einen großenwirtschaftlichen Aufschwung, da auch ab1882 zahlreiche Ziegeleinen errichtetwurden. Pro Jahr wurden etwa 100 Mil-lionen Ziegelsteine hergestellt. WeitereSehenswürdigkeiten die das Stadtbildprägen sind, die St.-Petri-Kirche, dasKönigs-Wassersportheim oder das klei-ne „Buddenhaus“ aus dem 18. Jahrhun-dert.

Abends macht neben uns ein Charter-schiff mit einer Männer Crew fest. Eszeigt sich, dass es Studenten aus Berlinsind. Laute Musik, Bier und die Mädelsim Kopf. Waren wir früher anders ???

Trotz Partyboot wird es ein ruhige Nacht.Da das Wetter schön bleiben soll be-schließen wir das ganze Wochenendehier zu bleiben und erst Montags daraufweiter zu fahren. Wir machen es uns anDeck bei Sonnenschein und wolkenlo-sem Himmel gemütlich. Ich beobachte,wie immer die Schiffe, die ein- und aus-laufen. Eine Sealine mit Herr und Fraukommen an den Steg gefahren. Der Herrsitzt - wie üblich - auf der Fly und Fraukann alles machen. Doppelmaschinenund Bugstrahlruder, dazu absolut ruhigesWetter und kein Wind. Die Frau fälltbeim seitlichen Anlegen - durch ruckarti-ges vor und zurück durch Herr - zuersteinmal in die Pflicht. Mann bekommt da-von natürlich nichts mit. Gott sei Dankfällt Sie ins Boot und nicht über Bord.Dann das Kommando “Herbert bin von

Bord”. Als dann dieses Kommando aufFly ankommt, Maschinen vorwärts, rück-wärts, Bugstrahl. Naja irgendwann wardie Yacht dann endlich festgemacht. Vondem Leiden der Frau keine Spur. Dasnenn ich typisch Seemännisch. Die armeFrau, was muss die für Ängste ausste-hen.

An der Steganlage in unmittelbarer Nähezum Stadtzentrum lässt es sich abernicht nur gut feiern und übernachten.Hier kann der Wasserwanderer auch dieunberührte Natur erleben und viele Tier-arten hautnah erleben. Hierzu bietet Ket-zin dem Besucher ein ausgedehntesWanderer- und Radlernetz an. UnserTipp für eine Tagestour mit dem Rad istder Otto-Liliental-Radweg, der durch wei-te Felder, sanfte Hügel und ausgedehnteMischwälder, vorbei an der reizvollenHavellandschaft, führt. Ebenso sind vonhier Ausflüge nach Potsdam und Berlingut durchzuführen, da dort wenige LIe-gestellen vorhanden sind.

Am nächsten Tag liegt weiter Nordkurs,Richtung Berlin, an. Von Osten weht einlaues Lüftchen und die Sonne bringt esmorgens um 11 Uhr bereits auf stattliche25 Grad. So fahren wir von der Fly mitgemütlichen 1.400 U/min. Und rund 11km/h weiter die Havel hoch, lassen denGöltinsee links liegen und gelangen soüber den Großen Zernsee nach etwa 2Stunden nach Werder an der Havel, eineInselstadt mit kleinen Pflasterstraßenund einem Fischerviertel. Sehenswertsind hier das Obstbaumuseum, die Spät-romansiche Heilig-Geist-Kirche, dieBockwindmühle und einiges mehr. Grundgenug also die Inselstadt zu Fuß zu er-kunden.

Wir erwandern die Insel und trinken imZentrum direkt am Markt unser erstesBerliner Weiße, begleitet von einem wun-derschönen Sonnenuntergang am Hori-zont. Später am Abend genießen wir imPetrolumschein auf unserer Terrasseam See die wundervolle Atmosphäre vonder schön beleuchteten Inselstadt Wer-den.

Tags darauf legen wir gegen 12 Uhr ab.Wir wollen heute Potsdam anlaufen. DasWetter zeigt sich von seiner besten Sei-te, wolkenloser Himmel und Temperatu-ren um die 30 Grad. So kommen wir erstgar nicht weit. Wir fahren ein kurzesStück um die Insel Werder und nach 3km biegen wir steuerbords ab in denGlindowsee. Hierzu müssen wir untereiner Straßenbrücke durch und über Un-tiefen. Aber - mit Ruhe und Geduld -alles kein Problem. Wir ankern in einerkleinen Bucht etwa 50 m vom Schilfgürtelentfernt bei etwa 6 m Tiefe und mit Bug-und Heckanker. Es ist hier absolut ruhig,weit und breit kein Störenfried. Das Was-

ser ist super sauber und sehr klar. Sicht-weite unter Wasser gut und gern 4-5 m.Wir hängen bei einem sehr schönen undheißen Tag einfach nur ab. Ab und zuspringe ich - wie Gott mich schuf - insWasser und kühle mich ab. So schönund einfach kann das Leben sein.

Am Abend fahren wir weiter nach Pots-dam. In Potsdam City kann man von Os-ten her in “die alte Fahrt” einfahren. Je-doch gibt es da ein Hindernis zu bewälti-gen. Die zu passierende Brücke hat le-diglich eine Durchfahrtshöhe bei MW von3,00 m. Also viel zu wenig für unsereBarbarella, die über Wasser 3,50 m hat.Trotzdem treibt mich meine Frau an, eszu probieren. So fahren wir ganz lang-sam und mit 10 cm Luft unter der Brückehindurch und liegen dann direkt in City-nähe von Potsdam. Doch leider kannman hier nur von morgens 6 bis 22 Uhrliegen und so müssen wir uns für dieNacht einen anderen Liegeplatz suchen.Im YH Tiefensee werden wir fündig undmüssen 35 Euronen für eine Nacht lat-zen. So bekommt Potsdam sicherlichkeine Wasserwanderer in die Stadt unddies hat mit Tourismus überhaupt nichtsmehr zu tun. Entsprechend bescheidenverläuft der Abend. Einfach nur ärgerlich.

Da Potsdam wohl keine Bootstouristenmöchte, legen wir bei Zeiten ab und fah-ren weiter. In Potsdam wird aus Protestkeine Besichtigung durchgeführt. UnserGeld bringen wir wo anders hin.

Bei heißen Temperaturen laufen wir inden großen Wannsee ein und gehengleich in einer der zahlreichen Buchtenvor Anker. Wir lassen es uns ein paarStunden gut gehen und essen Eis voneiner vorbei fahrenden und schwimmen-den Imbissbude, die hier wohl die Buch-ten und vor Anker liegende Schiffe an-fährt. Gegen Nachmittag lichten wir denAnker und fahren weiter zu unserem re-servierten Liegeplatz in der Marina Lan-ke Berlin.

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Impressionen aus

Berlin

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Havelimpressionen

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Diverse

schwimmende

Untersätze

auf der Havel und

Umgebung

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Auf dem Wannsee ist die Hölle los undder Wind bläst mit 3-4 Bft. Es ist sehrungemütlich aber unsere Barbarellastampft durch die kappelige See, wie einWahlroß. Wir fahren im Fahrwasser ei-nes Frachters in der Fahrrinne der mar-kierten Havel. Von rechts kommt einSegler der die markierte Fahrrinne derHavel kreuzen wird und direkt vor mei-nen Bug fährt. Es kommt beinahe zu ei-ner Kollision, da die Segelyacht nichtausweichen will und direkt in mein Fahr-wasser fährt. Ich bin der Meinung, dasssie ausweichen muss, da ich ja auf einerBinnenstraße bin und er von außen (vonSee kommend) in diese einfährt. Aberdas schert den Skipper von der Segel-yacht einen Teufel und er fährt - ohnezusätzlicher Signalgebung - mit vollerFahrt unter Vollbesegelung - in dieBinnenschifffahrtsstraße vor meinen Bugein. Mit dem Manöver des letztenAugenblicks versuche ich eine möglicheKollision zu verhindern. Ich mache denGang raus, warte kurz um die Maschinennicht überzubelasten und dann voll Fahrtrückwärts. Gleichzeitig fahre ich einenharten Backbordkurs - die Segelyachtkommt ja von Steuerbord in die Fahr-rinne eingefahren - und versuche so zurSegelyacht einen Parallelkurs zu fahren.Es gelingt mit einem gefühlten zwei Me-ter Abstand von der Segelyacht. Quasiauf Augenhöhe beschimpfe ich den Skip-per der Segelyacht aufs übelste. Mussallerdings im Nachhinein mein Unrechtwohl eingestehen und ärgere mich übermich selbst, dass ich so unvorsichtig warund eine Möglichkeit einer Kollision über-haupt zugelassen habe.

Wir kommen zur Marina Lanke Werft inSpandau. Hier haben wir einen Platz re-serviert. Unter Starkwind fahren wir mitgroßen Mühen in unsere Box. Nach einersehr kappeligen, unruhigen Nacht, indem Yachthafen, die von Starkwind be-stimmt war, steht am Donnerstag, den24.05.2013, ein weiteres Highlight unse-rer Reise gegen Norden an. Eine Fahrtüber die Spree im Regierungsviertel, amSchloss Belvue und Kanzleramt vorbei,über Reichstag bis hin zur Museumsinselund wieder zurück. So stehen wir frühum 6:30 Uhr auf. Der Wind aus Ost mit3-4 bft. hat sich gelegt und es soll einschöner Tag mit bis zu 30 Grad werden.Nach einem ausgiebigen Spaziergangmit Leo im nahen Wald, balanciere ichmit 25 kg Hund auf dem Arm über einegerade mal 30 cm breite und 4 m langesStegblech, wo Hund nicht drüber geht.Ein Fehltritt und Mann mit Hund liegenbeide im 4 m tiefen Wasser. So einensch.... Hafen hab ich noch nicht gesehenund es erschließt sich mir nicht, wasMensch in diesen Hafen zieht. Der Hafenist nämlich sehr bescheiden und mit 25Euronen für eine Nacht das Geld nichtwert. Um 7:35 Uhr legen wir ab und fah-

ren hinter dem Frachter “Da Capo” dieHavel weiter aufwärts, der uns auch dieSchleuse Charlottenburg frei macht. Ge-gen 9:30 Uhr fahren wir in die Spree-Ber-lin Mitte ein. Die Spree darf in diesemBereich in der Zeit von 9:00 bis 19:00Uhr nur mit Schiffen mit Funk an Bordbefahren werden. Es gibt über 30 Brü-cken im Regierungsviertel und unzähligePersonenausflugsschiffe, die alle ab10:00 Uhr auf dem Wasser sind. OhneFunk an den Brücken kommt das einemHimmelfahrtskommando gleich. Manmuss ständig Funkkontakt mit den restli-chen Schiffen halten, da fast jede Brü-ckendurchfahrt sehr eng und vor allenDingen nicht einsehbar ist. Somit siehtman nicht, wer oder was da kommt undausweichen völlig unmöglich ist. Ab12:00 Uhr ist die “Badewanne” Spree,mit lauter Ausflugsschiffen und dazwi-schen die Barbarella, voll. Ich bin heil-froh, als wir gegen 13:00 Uhr wieder zu-rück sind und am Wasserwanderrast-platz Tiergarten direkt gegenüber demSchloss Belvue festmachen können. Hierwerden wir die Nacht verbringen.

Wir fahren mit dem Bus in die Stadt undbesuchen das Brandenburger Tor. FürBärbel was es das erste mal nach demKrieg und Wiedervereinigung. Die Stadtist komplett voll mit Touristen. ÜberallPolizisten und Ordnungshüter. Es istsehr heiß und Leo will keinen Schrittmehr gehen. Also ab in ein schattigesPlätzchen, nächste Kneipe und ein Berli-ner Weiße trinken. Am Abend gehen wirim Tiergartenviertel, wo auch viele Stu-denten wohnen, im Wallhala gut undgünstig essen. Danach lassen wir denAbend bei lauen Temperaturen undPetroleumschein ausklingen. Am Uferder Spree versammeln sich Studenten,die grillen und mit Gitarren das eine oderandere Lied wiedergeben. Das Lebenkann so einfach und schön sein.

Am nächsten Tag verlassen wir Berlinund fahren die Havel über Henningsdorfund Oranienburg über den Lehnitzseebis zum Abzweig Malzerkanal. Dort bie-gen wir links ab Richtung Müritz und fah-ren den Yachthafen Liebenwalde an.Philipp wird uns ab dort über Pfingstenbesuchen. Gegen 19:00 Uhr kommen wirin Liebenwalde an. Philipp wartet schonungeduldig. Die Marina Liebenwalde liegtdirekt am Ort im Altarm des “Langen Trö-del”, der zukünftig wieder befahrbar ge-macht werden soll. Wir haben vorreser-viert und bekommen einen schönen Lie-geplatz zugewiesen.

Etwa 50 km nördlich von Berlin hat die-ser Landstrich einen ganz besonderenCharme. Durch die dünne Besiedelungist es hier absolut ruhig, so dass Reheohne Hektik aus dem Wald auf Lichtun-gen kommen und Füchse auf dem ge-

mähten Feld völlig ungestört nach Mäu-sen stöbern. Fern ab des täglichenLärms ist nur Vogelgezwitscher zu hö-ren. Das scheinen die Tiere hier oben zuwissen und zu spüren, denn alle bewe-gen sich ohne Angst und Hektik. Wiedem auch sei, wir müssen weiter und sofahren wir die Havel immer weiter inRichtung Norden. Obwohl die Havel aus-gebaut ist, wird sie immer heimeliger undbeschaulicher, da die Natur Zug um Zugsich ihr verlorenes Land zurück nimmt.Es wechseln sich Wochendhausidylle mitkleinen Marinas und Campingplätzen ab.So gelangen wir nach Zehdenick, um1800 einst größtes Tongewinnungsge-biet Europas und Ziegelrevier.

Wer etwas Zeit mitbringt, sollte unbe-dingt die historische Altstadt von Zehde-nick mit seinem Kloster besichtigen.

Zahlreiche Seen links und rechts derHavel zeugen aus der Zeit des Tonab-baus. Teils mit dem Schiff oder auch oftnur mit dem Kanu befahrbar, ist dies einEldorado für Freizeitkapitäne. Nach ca.25 km erreichen wir gegen 16:00 UhrBurgwall. Jetzt am späten Nachmittagsind schon viele Liegeplätze belegt, aberwir ergattern direkt vorm Fährhaus nocheinen Liegeplatz. Wir erhalten noch Be-such von einer Studienkollegin von Phi-lipp. Beide wollen über Pfingsten eineKanutour unternehmen. Naja, dann malviel Vergnügen.

Das Pfingstwochenende beschert unsTemperaturen weit über 30 Grad. Aufder Havel nimmt die Freizeitschifffahrt zuund wir begegnen einem neuen Haus-boottyp. Ein Katamaranchassis woWohnwagen oder Wohnmobil aufgefah-ren wird und dann von vorne oder ach-tern oben die Wasserstraßen und Seenbefahren werden.

Wir machen es uns bei gemütlichen war-men Temperaturen und herrlichem Wet-ter auf der Barbarella gemütlich und ge-nießen die Zeit hier in der absoluten Ab-geschiedenheit.

Nachdem uns Philipp nach Pfingstenwieder verlassen hat, liegt weiterhinNordkurs an. So verlassen wir unserenLiegeplatz in Burgwall, am Gasthaus“Zur Fähre” und fahren die Havel weiterin Richtung Müritz. Nachdem wir die Ort-schaft Bredereiche und deren Schleusepassiert haben, gelangen wir über denStolpsee und Schwedtsee nach Fürsten-berg. Das Wetter wird zunehmend schle-chter. Ein Tief über Skandinavien be-stimmt unser Wetter. Kalter NW-Windmit Stärken bis zu 5 bft. und Temperatu-ren um die 15 Grad lassen uns raschweiterfahren. So gelangen wir über denRöblinsee, Menowsee und Ziernsee, anden Ortschaften Priepert und Strasen

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vorbei nach Canow. Von hier geht esweiter über Labus- und Vilzsee nach Mi-row. In Mirow machen wir zuerst an derSchlossinsel halt, bevor wir für 3 Monatedie Barbarella im Yachthafen Rick & Rickfestmachen. Im September geht es dannin einem dreiwöchigen Törn wieder zu-rück an die Mosel, der ohne besondereVorkommnisse verläuft.

Wir haben für die gesamte Strecke 2.297Kilometer zurück gelegt, sind 248 Stun-den gefahren, hatten eine Durchschnitts-geschwindigkeit von rund 10 km/std.,inkl. aller Standzeiten vor Schleusen undSchleusenzeiten. Insgesamt haben wir1.855 Liter Diesel verbraucht. Davonwurden rund 500 Liter für Heizung undWarmwasser benötigt, so dass insge-samt 1.355 Liter auf die reine Fahrtstre-cke entfallen. Dadurch errechnet sich einDurchschnittsverbrauch inkl. Rhein Berg-fahrt von 5,45 Liter/h, ohne RheinBergfahrt von . Ø 4,19 Liter/h, nur Hin-fahrt Rhein zu Tal von . Ø 2,81 Liter/h.Dadurch ergibt sich ein Durchschnitts-verbrauch pro gefahrenen Kilometer vonetwa 0,30 bis 0,45 Liter/km, je nachFahrweise und Fahrtgebiet.

Schlussakkord:Wir haben in unserer kurzen und über-schaubaren Auszeit von 7 Wochen vielerleben dürfen. Wir haben neue Be-kanntschaften erfahren und Leute ken-nen lernen dürfen, die unseren Horizontbereicherten.

Natürlich gehört auch ein wenig Mut da-zu, sich eine kleine oder größere Auszeitzu nehmen, auf Dinge zu verzichten undsich den Herausforderungen zu stellen,die mit solch einer Reise einhergehen.Aber man muss kein Träumer bleiben.Nein man muss es einfach nur wollenund wo ein Wille, da ist auch ein Weg.

Jeder kann sich eine Auszeit nehmen, obGroß ob Klein, ob Jung ob Alt, mit dem Fahrrad, zu Fuß, Wohnwagen, Wohnmo-bil oder halt wie wir mit dem Schiff.

Dazu ist nicht viel notwendig. Man musssich selbst lediglich nicht so für wichtignehmen und für unersetzlich halten.Dann noch ein zwei Gänge zurück schal-ten und schon kann es los gehen.

Als Belohnung darf Mann/Frau dann Din-ge erleben, die wir sonst im normalenLeben niemals erlebt hätten, uns aber fürdie nachfolgende Zeit bereichert und unsfür die alltäglichen Probleme und Pro-blemchen stark machen. Man wird ruhi-ger und gelassener für die Dinge, die dakommen.

Wenn man nur will geht alles, frei nachdem Motto

“Wenn nicht jetzt, wann dann”.

Denn wenn der letzt Vorhang fällt ist eszu spät und man hat nichts zu erzählen.

In diesem Sinne, viel Vergnügen beimLesen und Träumen.

Stand Dez.. 2013M. Marx

www.barbarella-92241.de

Törnetappen km/Schleusen

Neumagen-Mirow 1.168/27.................................................................

Mirow-Neumagen 1.129/27.................................................................

Summe 2.297/54

Törnführer und Gewässerkarten

÷ Manfred Fenzl - Die Mosel mit Saar -Edition Maritim Verlag, Hamburg -ISBN 3-89225-319-6÷ Manfred Fenzl - Vom Rhein zur Nord- undOstsee - Edition Maritim Verlag, Hamburg -ISBN 978-3-89225-446-1÷ NV. Sportschifffahrtskarten Binnen -Berlin und Mecklenburgische Seenplatte -Band 1 bis 4