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Abonnement B, 6. Konzert Freitag 15.06.2018 Sonnabend 16.06.2018 20.00 Uhr · Großer Saal KONZERTHAUSORCHESTER BERLIN JURAJ VALČ UHA Dirigent VILDE FRANG Violine NICOLAS ALTSTAEDT Violoncello „Webern gab der Musik die Freude an der Stille zurück, die der Expressio- nismus vergessen hatte. RODION SCHTSCHEDRIN, 1981

Abonnement B, 6. Konzert Freitag 15.06.2018 Sonnabend 16 ...€¦ · mit äußerster Formenstrenge modernste Harmonik mit al-len ihren möglichen Verfeinerungen und Übergängen verbin-den

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Abonnement B, 6. Konzert Freitag 15.06.2018Sonnabend 16.06.201820.00 Uhr · Großer SaalKONZERTHAUSORCHESTER BERLIN JURAJ VALČUHA DirigentVILDE FRANG ViolineNICOLAS ALTSTAEDT Violoncello

„Webern gab der Musik die Freude an der Stille

zurück, die der Expressio-nismus vergessen hatte.“

RODION SCHTSCHEDRIN, 1981

PROGRAMM

Anton Webern (1883 – 1945)Passacaglia op. 1

Johannes Brahms (1833 – 1897)Konzert für Violine, Violoncello und Orchester a-Moll op. 102

ALLEGROANDANTEVIVACE NON TROPPO

PAUSE

Richard Strauss (1864 – 1949)„Tod und Verklärung“ – Sinfonische Dichtung op. 24

Mobiltelefon ausgeschaltet? Vielen Dank! Cell phone turned off? Thank you!Wir machen darauf aufmerksam, dass Ton- und / oder Bildaufnahmen unserer Auf-führungen durch jede Art elektronischer Geräte strikt untersagt sind. Zuwiderhand-lungen sind nach dem Urheberrechtsgesetz strafbar.

PREMIUMPARTNER

Die Passacaglia op. 1 ist gleichsam das „Gesellenstück“ eines nun 25-jährigen Komponisten, denn es entstand noch unter der Aufsicht sei-nes gestrengen Lehrers Arnold Schönberg. In einigen Details sind die großen Vorbilder Gustav Mahler und Johannes Brahms noch hörbar, doch gelang dem „Berufsanfänger“ ein höchst originelles Meisterwerk, das sich zwar noch im Rahmen der traditionellen Tonalität bewegt (denn man könnte auch d-Moll als Tonart angeben …), aber immer wieder an zu eng gefassten Grenzen des herr-schenden Tonsystems rüttelt.

Gesellenstück oder schon Meisterwerk: Anton Weberns Passacaglia op. 1

ENTSTEHUNG 1908 · URAUFFÜHRUNG 8.11.1908 Wien (unter Leitung des Komponisten)BESETZUNG Piccolo, 2 Flöten, 2 Oboen, Englischhorn, 2 Klarinetten, Bassklarinette, 2 Fagotte, Kontrafagott, 4 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Pauken, Schlagzeug (Große Trommel, Becken, Triangel, Tamtam), Harfe, Streicher · DAUER ca. 12 Minuten

DER JUNGE ANTON WEBERN

Passacaglia ist eine Ostinatoform, die sich vor allem in der Or-gel- und Claviermusik des 17. Jahrhunderts großer Beliebtheit erfreute. Über einem sich immer wiederholenden Bass entwi-ckelt sich das musikalische Geschehen. Der Bass bestimmt gleichzeitig das harmonische Gerüst, welches dann von den Oberstimmen ausfiguriert wird. Die Erinnerung an diese barocke Musikpraxis wurde vor allem durch Bachs alles überragende Passacaglia für Orgel bestimmt, die ihrerseits das Vorbild für die Passacaglien etwa von Max Reger war.AU

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1883 in Wien geboren, wuchs Anton Webern in bürgerlichen Verhältnissen auf, ersten Klavierunterricht erhielt er von der Mutter. Seinen Wunsch, die Musik zum Beruf zu machen, musste er gegen den Widerstand des Vaters durchsetzen, man einigte sich schließlich auf Musikwissenschaft als Stu-dienfach, das Webern 1906 mit der Promotion abschloss. In Wien war Guido Adler der wichtigste Hochschullehrer We-berns, daneben nahm er in den Jahren 1904-08 Komposi-tionsstunden bei Arnold Schönberg. Danach verdiente er vor allem als Kapellmeister kleiner und kleinster Theater seinen Lebensunterhalt: Bad Ischl und Teplitz, Berlin und Stettin, Prag und Wien sind Stationen seiner diesbezüglichen Karrie-re. Mit seinen Kompositionen erregte er zunehmend Auf-merksamkeit und Interesse, und die Wiener Universal-Edi-tion nahm seine Werke in ihr Verlagsprogramm auf. Webern leitete ab 1922 die Wiener Arbeiter-Sinfonie-Konzerte, unter-richtete am Wiener Jüdischen Blindeninstitut und war ab 1930 Fachberater und Lektor beim Österreichischen Rund-funk. Das Verbot der Sozialdemokratischen Partei nach dem Dollfuß-Putsch 1934 und der „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich 1938 beraubten ihn seiner wichtigsten Ein-nahmequellen. Am 15.9.1945 wurde Anton Webern in Mitter-sill, wohin er mit seiner Familie in den letzten Kriegswochen geflohen war, von einem Soldaten der amerikanischen Besat-zungsmacht irrtümlich erschossen.

Die Passacaglia eröffnete selbstbewusst die Reihe der von Webern mit Opuszahlen für die Veröffentlichung bestimm-ten Werke, bis Opus 31 sollte er schließlich kommen. Sein Schaffen umfasst somit gleichsam handverlesene Werke, meist von prägnanter Kürze und dichtester Konzentration. (Unter den Jüngern der Avantgarde wird Webern nach dem 2. Weltkrieg geradezu Kultstatus erringen!)

ANTON WEBERN

ANTON WEBERN

Diese enorme Konzentration ist bereits in der Passacaglia spürbar, auch wenn deren 10 Minuten Spieldauer durchaus noch nicht aphoristisch ist. Die Aufführung des Werkes auf dem Deutschen Tonkünstlerfest 1911 in Düsseldorf veran-lasste den Kritiker der Zeitschrift „Musikwelt“ zu einer hell-sichtigen Analyse, dass hier „ein Problem gestellt und auf das glücklichste gelöst ist, das Problem nämlich, wie man mit äußerster Formenstrenge modernste Harmonik mit al-len ihren möglichen Verfeinerungen und Übergängen verbin-den kann, und wie man auch bei Verwendung eines großen Orchesters nicht den Verlockungen neudeutscher Koloristik zu verfallen braucht und sich peinlichste musikalische Sauberkeit bewahrt. Diese Aufgabe hat Anton von Webern ausgezeichnet gelöst, und man wird in Zukunft der Arbeit dieses Schönberg-Schülers zweifellos stets große Aufmerk-samkeit zuwenden.“

„Von Webern gibt es eine Passacaglia in der U. E. [Universal-Edition], welche wiederholt mit Er-folg ohne Widerspruch aufgeführt wurde und noch nicht so ‚gefährlich‘ ist.“ARNOLD SCHÖNBERG AM 23.8.1922 AN JOSEF STRANSKY, DIRIGENT DER NEW YORKER PHILHARMONIKER

Auf leichte Durchhörbarkeit der Strukturen legte Webern indes keinen Wert: Das „Thema“ erklingt zunächst im Streicher-Pizzi-cato und ist auch später nur selten mit der Deutlichkeit eines „Cantus firmus“ zu vernehmen. Deutlich ist jedoch die periodi-sche Gliederung in Achttaktgruppen, die stets spürbar bleibt. Der Gattungstradition der Passacaglia tut der Komponist auch damit Genüge, dass er die Grundtonart d-Moll in einem Mittelteil nach D-Dur wendet.AU

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CD-TIPP Wiener Philharmoniker / Claudio Abbado, Dirigent / Aufnahme 1990 (Label: Deutsche Grammophon)

Anfang August 1887 hatte Johan-nes Brahms seinem Freund Franz Wüllner, dem Dirigenten und Lei-ter der Kölner Gürzenich-Konzerte, für Oktober dieses Jahres ein neues Konzert zur Uraufführung angebo-ten, für das er den Geiger Joseph Joachim und den Cellisten Robert Hausmann als durchaus promi-nente Solisten vorgesehen hatte. Der „Deal“ hatte allerdings einen Haken: Brahms wünschte vorher eine Gelegenheit, das neue Werk mit dem Kölner Orchester zu pro-bieren, um ggf. Korrekturen in der Partitur anbringen zu können. Und für den Fall, dass ihm das Werk

überhaupt nicht gefallen wollte, würde einer der beiden Her-ren (oder vielleicht sogar alle beide …) schon bereit sein, mit einem anderen Werk einzuspringen!Trotz dieses Risikos sagte Wüllner sofort zu, so dass die Ur-aufführung des neuen Doppelkonzerts schließlich auf den 18. Oktober 1887 festgesetzt werden konnte.In die Entstehungsgeschichte dieses Werkes war auch Clara Schumann als alte Freundin und Vertraute von Brahms ein-

Ein Versöhnungswerk: Brahms‘ Doppelkonzert a-Moll op. 102

ENTSTEHUNG 1887 · URAUFFÜHRUNG 18.10.1887 Köln (unter Leitung des Komponisten)BESETZUNG Solo-Violine und Solo-Violoncello, 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, Pauken, Streicher · DAUER ca. 35 Minuten

JOHANNES BRAHMS, UM 1885

gebunden. Brahms hatte sie über die Werkidee brieflich in-formiert, und im September konnte sie in Baden-Baden die Klavierproben der drei miterleben und eine erste Orchester-probe mit dem dortigen Kurorchester. Die Eindrücke der ers-ten Proben hatte sie ihrem Tagebuch anvertraut:

Die Freundschaft von Johannes Brahms und Joseph Joachim war in den Jahren zuvor auf eine harte Belastungsprobe ge-stellt, da Brahms in der Ehekrise seines Freundes zunächst relativ arglos für die nach seinem Eindruck unschuldige Amalie (übrigens eine begnadete Sängerin!) Partei ergriffen hatte, was bis in den Scheidungsprozess des Ehepaares Fol-gen zeitigen sollte. Zwischen Joachim und Brahms herrschte dann von 1881 bis 1883 völlige „Funkstille“. Erst das gegen-seitige künstlerische Interesse am anderen ließen Brahms und Joachim ihre Krise überwinden. Nachdem sich Joseph Joachim 1885 beim Komponisten bereits Rat zu einigen Stel-len in der 4. Sinfonie geholt hatte, lockte Brahms den Freund 1887 mit der Aussicht auf ein neues größeres Werk. Eigent-lich hatte Brahms auch Robert Hausmann ein neues Werk für Violoncello versprochen, das mindestens ein orchester-begleitetes Konzert oder Konzertstück werden sollte, aber angesichts der besonderen Situation entschied sich Brahms

JOHANNES BRAHMS

„Es ist dieses Concert gewissermaßen ein Ver-söhnungswerk – Joachim und Brahms haben sich seit Jahren das erste Mal wieder gesprochen (…) Es ist ein frisches Werk voller interessanter Motive und Durcharbeitung. Am liebsten ist mir der erste Satz, dann der letzte, das Adagio schön klingend wohl, aber nicht so recht zu Her-zen gehend …“CLARA SCHUMANN IN IHREM TAGEBUCH, SEPTEMBER 1887

für ein Doppelkonzert, in dem er durch die Stimme des Vio-loncellos sprechend dem immer noch verstimmten Freunde, verkörpert durch den Violinpart, gegenüberzutreten wagt.

Noch stärker als die beiden Klavierkonzerte und das Violin-konzert von Brahms ist dieses Doppelkonzert ein „sympho-nisches Concert“, in dem die beiden Protagonisten ihre solistischen Ambitionen in einen Ablauf intensiver moti-visch-thematischer Arbeit einzuordnen haben. Das Doppel-konzert war Brahms‘ letzte Komposition mit Orchester – in den letzten zehn Jahren seines Lebens komponierte Brahms, der sich zwischenzeitlich sogar gänzlich zur Ruhe setzen wollte, nur noch Klavierwerke und Kammermusik, ergänzt durch die Weltlichen Gesänge op. 104, einige hochbedeuten-de Lieder und die Choralbearbeitungen für Orgel op. 122 als sein „Schwanengesang“.

JOHANNES BRAHMS

Brahms‘ Doppelkonzert ist ein autobiographisches Werk, das viele Erinnerungen an die gemeinsame Vergangenheit ein-schließt – so zitiert Brahms Joachims Lebensmotto F-A-E („frei, aber einsam“) und lässt eine Reminiszenz an Viottis Violinkon-zert a-Moll anklingen, ein gemeinsames Lieblingswerk der bei-den Freunde.AU

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CD-TIPPS David Oistrach, Violine, und Mstislaw Rostropo-witsch, Violoncello / Cleveland Orchestra unter Leitung von George Szell / Aufnahme 1969 (Label: EMI); Gidon Kremer, Vio-line, und Misha Maisky, Violoncello / Wiener Philharmoniker unter Leitung von Leonard Bernstein / Aufnahme 1982 (Label: Deutsche Grammophon); Julia Fischer, Violine, und Daniel Mül-ler-Schott, Violoncello / Konzerthausorchester Berlin unter Lei-tung von Iván Fischer / Konzertmitschnitt 2012

Die Tondichtung „Tod und Verklärung“ begleitete Richard Strauss bis in seine letzten Lebensjahre. So existieren noch Tondokumente des greisen Komponisten als Dirigent, z. B. eine Schallplattenaufnahme mit den Wiener Philharmoni-kern aus dem Jahre 1944, entstanden ein halbes Jahr vor der über die Donaumetropole hereinbrechenden Katastrophe der letzten Kriegswochen. Man kann diese Aufnahme des 80-jährigen Komponisten wohl nicht ohne Bewegung hören. Dazu das typische Bild des Dirigenten Strauss: die linke Hand in der Hosentasche, die rechte Hand führt den Takt-

Von c-Moll nach C-Dur: Richard Strauss‘ Tondichtung „Tod und Verklärung“

ENTSTEHUNG 1888-89 · URAUFFÜHRUNG 21.6.1890 Eisenach (unter Leitung des Komponisten)BESETZUNG 3 Flöten, 2 Oboen, Englischhorn, 2 Klarinetten, Bassklarinette, 2 Fagotte, Kon-trafagott, 4 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Pauken, Tamtam, 2 Harfen, Strei-cher · DAUER ca. 25 Minuten

RICHARD STRAUSS ALS JUNGER DIRIGENT

stock mit präzisen, schnörkellosen Bewegungen, den Rest der Interpretation und Führungsarbeit leisten die Augen (und Strauss‘ Blicke vermochten in dieser Hinsicht mehr als manch anderes großfiguriges Dirigat!) – welch ein eigentüm-licher Kontrast zu dem Überschwang der musikalischen Ge-stalten und der glänzenden Orchestrierung! Auch als Kom-ponist konnte Strauss von diesem Werk nicht ablassen, denn in späteren Kompositionen kam er auf das Motiv des „Ideals“ zurück und zitierte es – von der Selbstparodie der „Krämer-spiegel“-Lieder bis zur Katastrophenmusik der Metamorpho-sen für 23 Solostreicher. Das Werk ließ ihn auch über den Tod hinaus nicht los, denn es erklang zu Strauss’ Gedächt-nisfeier im September 1949 (der Komponist war am 8.9.1949 85-jährig in Garmisch gestorben) in München … Der Erfolg beim Publikum war zunächst lang und anhaltend, erst die Erfahrungen des II. Weltkriegs ließen die Begeisterung für diese Art des Todes für eine gewisse Zeit erkalten.Die programmatische Idee zu „Tod und Verklärung“ stamm-te von Strauss selbst, der sie in einem Brief an Friedrich von Hausegger wie folgt darlegte: „Es war vor zehn Jahren, als mir der Gedanke kam, die Todesstunde eines Menschen, der nach den höchsten idealen Zielen gestrebt hatte, also eines Künstlers, in einer Tondichtung darzustellen.“ Alexander Ritter formulierte dieses Programm in einem Gedicht, das Strauss dann auch der gedruckten Partitur voranstellte, spä-ter allerdings immer wieder betonte, dass diese Verse erst nach Vollendung der Komposition geschrieben wurden: Auf die Vorstellung von Tod und Verklärung komponierte Strauss eine sinnlich-verführerische Partitur mit allem Raf-finement eines großen Orchesters. Trotz aller Schopenhau-er-Kenntnis muss man sich die Konzeption von „Tod und Verklärung“ wohl eher tonmalerisch-naiv als philoso-phisch-metaphysisch belastet vorstellen.

RICHARD STRAUSS

RICHARD STRAUSS

Viele Details des formulierten Programmes findet man in der Musik abgebildet: etwa den stockenden Herzschlag zu Beginn, der auch in anderen Abschnitten wiederkehrt und dem Hörer so-mit eine gewisse Grundorientierung über den Verlauf gibt, die Wandlungen mancher Motive zwischen Vereinzelung und Einbet-tung in die Masse, schließlich den endgültigen Zusammenbruch und Tod (markiert durch die Schläge des Tamtam) und der an-schließenden Verklärungs-Apotheose. Doch hat Strauss in der Musik eine eigene Logik des Formaufbaus und der Motivent-wicklung verwirklicht, so dass es außer der Überschrift „Tod und Verklärung“ eigentlich keines verbalen Hinweises mehr bedarf, um die Fantasie des Hörers auf die Reise in den unendlichen Raum zu schicken. AU

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„Der Kranke liegt im Schlummer, schwer und unregelmäßig atmend, zu Bette; freundliche Träume zaubern ein Lächeln auf das Antlitz des schwer Leidenden; der Schlaf wird leichter, er erwacht, grässliche Schmerzen beginnen ihn wieder zu foltern, das Fieber schüttelt seine Glieder – als der Anfall zu Ende geht und die Schmerzen nachlassen, gedenkt er seines ver-gangenen Lebens: seine Kindheit zieht an ihm vorüber, seine Jünglingsjahre mit seinem Stre-ben, seinen Leidenschaften u. dann, während schon wieder Schmerzen sich einstellen, erscheint ihm die Leuchte eines Lebenspfades, die Idee, das Ideal, das er zu verwirklichen, künstlerisch darzustellen versucht hat, das er aber nicht vollenden konnte, weil es von einem Menschen nicht zu vollenden war, die Todesstunde naht, die Seele verlässt den Körper, um im ewigen Weltraum das vollendet, in herrlicher Gestalt zu finden, was es hienieden nicht erfüllen konnte.“ RICHARD STRAUSS AN FRIEDRICH VON HAUSEGGER, 1894

Später hatte Strauss selbst den programmatischen Hinter-grund des Werkes absichtsvoll heruntergespielt, wenn er 1931 gegenüber Wilhelm Bopp bemerkte, „wahrscheinlich [war es] letzten Endes das Bedürfnis, ein Stück zu schreiben, das in c-moll anfängt und in C-dur aufhört.“

Der Urauff ührung von „Tod und Verklärung“ am 21.6.1890 im Eisenacher Stadttheater im Rahmen des 27. Tonkünstlerfestes war ein großer Erfolg beschieden – sicherlich nicht nur auf-grund der musikalischen Qualitäten, sondern weil Strauss in diesem Werk wohl den Zeitgeist dieser Jahrzehnte getroff en hatte. Gustav Mahler hatte seinen Kapellmeister- und Kom-ponistenkollegen einmal den „großen Zeitgemäßen“ genannt, und dies war sicherlich nicht nur als Kompliment gemeint. Von Mahler existiert aber auch das freimütige Geständnis, dass er „als Monstrum dastehen würde, wenn nicht die Straussischen Erfolge mir die Bahn geöff net hätten …“

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Zum AusklangNach Ihrem Konzert-Erlebnis können Sie den Abend mit einem gepflegten Wein und einer französischen Käseplatte in unserem Café ausklingen lassen.

CD-TIPPS Wiener Philharmoniker / Richard Strauss, Dirigent / Aufnahme 1944 (auf verschiedenen Labels veröffentlicht); Staatskapelle Dresden / Rudolf Kempe, Dirigent / Aufnahme 1970 (Label: EMI bzw. ETERNA)

Zum AusklangNach Ihrem Konzert-Erlebnis können Sie den Abend mit einem gepflegten Wein und einer französischen Käseplatte in unserem Café ausklingen lassen.

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KONZERTHAUSORCHESTER BERLINDas Konzerthausorchester Berlin kann auf eine mittlerweile 66-jährige Tradition zurückblicken. 1952 als Berliner Sinfo-nie-Orchester (BSO) gegründet, erfuhr es unter Kurt Sander-ling als Chefdirigenten (1960-1977) seine entscheidende Pro-filierung und internationale Anerkennung. Heute gehört das Konzerthausorchester Berlin mit seinen über 12.000 Abon-nenten zu den Klangkörpern mit der größten Stammhörer-schaft in Europa. Das Konzerthausorchester ist nicht nur in über 100 Konzerten pro Saison im Konzerthaus Berlin zu er-leben, sondern war bereits mehrmals auf Konzertreise in Europa, den USA und Asien eingeladen. Ein besonderes An-liegen ist die Nachwuchsförderung. So wurde 2010 die Or-chesterakademie am Konzerthaus Berlin gegründet, in der junge Künstler über den Zeitraum von mindestens einem Jahr eine praxisorientierte Förderung durch die Orchester-musiker erhalten. Mit neuen Konzertformaten sowie außer-gewöhnlichen und spannenden Projekten wie der mehrfach preisgekrönten Web-Serie #klangberlins begeistern Chefdiri-gent Iván Fischer und das Konzerthausorchester regelmäßig das Publikum. Zu Überraschungskonzerten, spontanen Wunschkonzerten, öffentlichen Proben und szenischen Kon-zerten kam in der Saison 2014/15 die Konzertreihe „Mitten-drin“ hinzu. Dabei rücken die Orchestermusiker ein wenig auseinander, sodass zwischen ihnen Platz für das Publikum entsteht, das auf diese Weise der Musik so nah wie nie ist. Seit der Saison 2017/18 ist Juraj Valčuha Erster Gastdirigent.

Im Porträt

IM PORTRÄT

JURAJ VALČUHA Juraj Valčuha ist seit Oktober 2016 Music Director des Teatro di San Carlo Neapel. Von 2009 bis 2016 war er Chefdirigent des Orchestra Nazionale della RAI. Er studierte Dirigieren und Komposition in Bratislava, in St. Petersburg bei Ilya Musin und in Paris und debütierte 2005 beim Orchestre National de France. Es folgten Einladungen vom Philharmonia Orchestra, vom Rotterdam Philharmonic, vom Ge-wandhausorchester Leipzig, vom Swedish Radio Orchestra, der Staatskapelle Dresden, den Münch-ner und den Berliner Philharmoni-

kern, dem WDR Sinfonieorchester Köln, vom Royal Concert-gebouw Orchestra, vom Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia in Rom und der Filarmonica della Scala Mi-lano. Einladungen nach Nordamerika führten ihn zum Pitts-burgh Symphony, Boston Symphony, Cincinnati Symphony und San Francisco Symphony, zum Los Angeles Philharmo-nic, dem National Symphony Washington sowie zum New York Philharmonic.Zu den künstlerischen Höhepunkten der letzten Jahre gehör-ten Valčuhas Tournee mit dem Orchestra Sinfonica Naziona-le della RAI nach München, Köln, Düsseldorf, Wien, Zürich und Basel, Konzerte in Pittsburgh, Cincinnati, Montreal, Washington, Los Angeles, mit dem Philharmonia Orchestra, dem Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia und dem NDR Sinfonieorchester. Er debütierte bei den Wie-ner Symphonikern, dem hr-Sinfonieorchester Frankfurt und

dem Konzerthausorchester Berlin. Er dirigierte wiederholt das New York Philharmonic, das Minnesota Orchestra, die Münchner Philharmoniker und das Swedish Radio Orches- tra und ging auf Tourneen mit den Bamberger Symphoni-kern und dem NDR Sinfonieorchester. Außerdem dirigierte er „Parsifal“ an der Oper Budapest.In der letzten Saison debütierte Juraj Valčuha beim Chicago Symphony und beim Cleveland Orchestra und kehrte zurück nach San Francisco, Pittsburgh, Washington, Montréal und Minneapolis. In Europa führten ihn Einladungen zum NDR Elbphilharmonie Orchester, zum Orchestre de Paris, zum Orchestre National de France und zum Orchestra dell’Acca-demia Nazionale di Santa Cecilia. In der Oper war er mit „Faust“ (Florenz), „Elektra“ und „Carmen“ (Neapel) sowie „Peter Grimes“ (Bologna) zu erleben. Juraj Valčuha ist mit Beginn dieser Saison Erster Gastdirigent des Konzerthausor-chesters Berlin.

VILDE FRANGVilde Frang hat sich durch ihr fun-diertes musikalisches Können und den außergewöhnlich lyrischen Klang ihres Spiels zu einer der füh-renden und individuellsten unter den jungen Geigerinnen etabliert. 2012 wurde sie mit dem Young Artists Award des Credit Suisse ausgezeichnet, woraufhin sie ihr Debüt mit den Wiener Philharmo-nikern unter Bernard Haitink beim Lucerne Festival gab.2016 folgte ihr gefeiertes Debüt mit den Berliner Philharmonikern

IM PORTRÄT

IM PORTRÄT

unter Sir Simon Rattle im Rahmen des Europakonzerts des Orchesters. Mit ihren ersten Abonnement-Konzerten in der Philharmonie Berlin und Konzerten bei den Osterfestspielen Baden-Baden unter der Leitung von Iván Fischer kehrt sie in der Saison 2017/2018 zu den Berliner Philharmonikern zu-rück.Regelmäßig spielt sie mit den führenden Orchestern der Welt zusammen. Herauszuheben sind Aufführungen mit dem Philharmonia Orchestra, dem Leipziger Gewandhausorches-ter, der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, dem Sym-phonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Dallas Sym-phony, Oslo Philharmonic, den Wiener Symphonikern, dem Mahler Chamber Orchestra, den Münchner Philharmoni-kern und dem Orchestre de Paris.Die Spielzeit 2017/18 beinhaltet Debüt-Konzerte mit dem Concertgebouw Orchestra unter Trevor Pinnock, dem Los Angeles Philharmonic unter Esa-Pekka Salonen, dem Pitts-burgh Symphony unter Osmo Vanska und dem Orchestra Mozart unter Bernard Haitink. Mit dem City of Birmingham Symphony und dem BBC Symphony Orchestra geht sie auf Deutschland- und Schweiz-Tournee. Weitere Engagements führen sie zurück zum NDR Elbphilharmonie Orchester, zum Orchestre Philharmonique de Radio France, Royal Stockholm Philharmonic und zum Philharmonia Orchestra im Londoner Southbank Centre.

NICOLAS ALTSTAEDTDer deutsch-französische Cellist ist einer der gefragtesten Musiker sei-ner Generation, dessen künstleri-scher Bogen sich von der histori-schen Aufführungspraxis bis zur Musik unserer Zeit spannt.Zu Beginn dieser Saison spielte er die finnische Erstaufführung des neuen Cellokonzertes von Esa-Pek-ka Salonen unter der Leitung des Dirigenten beim Helsinki Festival. Es folgten weitere Aufführungen mit dem Philharmonia Orchestra auf Tour als auch Debüts beim Or-chestre de Paris, Detroit und India-

napolis Symphony Orchestra, Yomiuri Nippon Symphony Or-chestra, Helsinki Philharmonic, als Dirigent beim Scottish und English Chamber und beim Zürcher Kammerorchester. 17/18 ist er Artist in Residence im Concertgebouw Amster-dam, 18/19 bei der NDR Elbphilharmonie. In Recitals führt er alle Beethoven-Sonaten mit Alexander Lonquich in London, Warschau, Zürich und Bonn auf, mit Fazil Say tritt er diese Saison im Théâtre des Champs-Ely-sées, Bozar Brussels, Toronto und in der Carnegie Hall auf.2010 wurde mit dem Credit Suisse Young Artist Award 2010 ausgezeichnet, welcher mit seinem Debüt mit den Wiener Philharmonikern unter Gustavo Dudamel beim Lucerne Fes-tival verbunden war. Seitdem konzertierte er weltweit mit den namhaftesten Orchestern.2012 wurde er auf Vorschlag von Gidon Kremer Künstleri-scher Leiter des Kammermusikfestes Lockenhaus, 2015 folg-te er Ádám Fischer in dieser Position an der Österrei-

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chisch-Ungarischen Haydn-Philharmonie. Zu seinen regelmäßigen Kammermusikpartern gehören Janine Jansen, Vilde Frang, Pekka Kuusisto, Jonathan Cohen, Antoine Ta-mestit, Lawrence Power und das Quatuor Ébène.Die Neue Musik ist ihm ein Herzensanliegen, so konzertiert er mit Thomas Adès, Jörg Widmann, Matthias Pintscher, Bryce Dessner, Nico Muhly und Fazil Say. Die Komponisten Sebastian Fagerlund, Bryce Dessner und Helena Winkelman schreiben momentan Cellokonzerte für ihn.Von 2010-2012 war Nicolas Altstaedt BCC New Generation Artist und erhielt 2009 das „Borletti Buitoni Trust Fellow-ship“. Er spielt ein Violoncello von Giulio Cesare Gigli aus Rom (ca. 1760). Das heutige Konzert ist sein Debüt beim Kon-zerthausorchester Berlin.

DIE BLUMEN WURDEN ÜBERREICHT VON ZUKUNFT KONZERTHAUS E. V.

IMPRESSUM

HERAUSGEBER Konzerthaus Berlin, Intendant Prof. Dr. Sebastian Nordmann · TEXT Dr. Dietmar Hiller · REDAKTION Dr. Dietmar Hiller, Tanja-Maria Martens · ABBILDUNGEN Marco Borggreve (J. Valčuha, V. Frang, N. Altstaedt), Archiv Konzerthaus Berlin · SATZ UND REINZEICHNUNG www.graphiccenter.de · HERSTELLUNG Reiher Grafikdesign & Druck · Gedruckt auf Recyclingpapier · PREIS 2,30 ¤

Freitag 22.06.2018 · 20.00 UhrSonnabend 23.06.2018 · 20.00 UhrSonntag 24.06.2018 · 16.00 UhrGroßer SaalKONZERTHAUSORCHESTER BERLINCHRISTOPH ESCHENBACH DirigentCAMERON CARPENTER International Touring Organ (Artist in Residence)Antonín Dvořák „Karneval“ – Konzertouvertüre A-Dur op. 92Sergej Rachmaninow Rhapsodie über ein Thema von Paganini, für Orgel und Orchester bearbeitet von Cameron CarpenterAntonín Dvořák Sinfonie Nr. 8 G-Dur op. 88

Vorankündigung