58
1 Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit Sporteinsteigern: Das Zusammenwirken von Motiven und Sportanreizen als Determinante der Sportaufrechterhaltung und des Befindens“ Julia Schüler & Simone Schoch 1 24. Juni 2009 Dr. Julia Schüler Universität Zürich Psychologisches Institut Allgemeine Psychologie (Motivation) Binzmühlestrasse 14/6 CH-8050 Zürich [email protected] 1 Simone Schoch hat mit ihrer engagierten Arbeit im Rahmen ihrer Lizentiatsarbeit zu diesem Forschungsprojekt und zu diesem Abschlussbericht massgeblich beigetragen. Ich möchte mich an dieser Stelle herzlich bei ihr bedanken.

Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

  • Upload
    others

  • View
    4

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

1

Abschlussbericht zum Forschungsprojekt

„Feldstudie mit Sporteinsteigern:

Das Zusammenwirken von Motiven und Sportanreizen als Determinante

der Sportaufrechterhaltung und des Befindens“

Julia Schüler & Simone Schoch1

24. Juni 2009

Dr. Julia Schüler Universität Zürich Psychologisches Institut Allgemeine Psychologie (Motivation) Binzmühlestrasse 14/6 CH-8050 Zürich [email protected]

1 Simone Schoch hat mit ihrer engagierten Arbeit im Rahmen ihrer Lizentiatsarbeit zu diesem

Forschungsprojekt und zu diesem Abschlussbericht massgeblich beigetragen. Ich möchte mich an dieser Stelle

herzlich bei ihr bedanken.

Page 2: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

2

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis ..................................................................................................................... 2

Abbildungsverzeichnis ............................................................................................................. 4

Tabellenverzeichnis .................................................................................................................. 4

Zusammenfassung .................................................................................................................... 5

1 Theoretischer Hintergrund ............................................................................................... 6

1.1 Motive ...................................................................................................................... 8

1.1.1 Leistung, Macht und Anschluss ........................................................................... 9

1.2 Anreize ................................................................................................................... 12

1.2.1 Anreize und Affekte ........................................................................................... 13

1.3 Motiv und Anreiz ................................................................................................... 14

1.4 Hypothesen ............................................................................................................. 16

1.4.1 Hypothese 1 ........................................................................................................ 16

1.4.2 Hypothese 2 ........................................................................................................ 17

2 Methode und Vorgehen .................................................................................................. 17

2.1 Versuchspersonen ................................................................................................... 18

2.1.1 Rekrutierung der Versuchspersonen .................................................................. 18

2.1.2 Teilnehmerfragebogen ........................................................................................ 19

2.1.3 Trainingsleiterfragebogen .................................................................................. 19

2.2 Messinstrumente ..................................................................................................... 20

2.2.1 Messinstrumente im Teilnehmerfragebogen T1 und T2 .................................... 20

2.2.2 Messinstrumente im Trainingsleiterfragebogen ................................................. 23

3 Resultate ......................................................................................................................... 25

3.1 Vorabanalysen ........................................................................................................ 25

3.1.1 Teilnehmerfragebogen 1 ..................................................................................... 26

3.1.2 Teilnehmerfragebogen 2 ..................................................................................... 26

Page 3: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

3

3.1.3 Trainingsleiterfragebogen .................................................................................. 28

3.2 Deskriptive Statistik ............................................................................................... 29

3.2.1 Mittelwerte, Standardabweichungen und interne Konsistenzen ........................ 29

3.2.2 Korrelationen ...................................................................................................... 29

3.3 Testen der Hypothesen ........................................................................................... 33

3.3.1 A priori Tests ...................................................................................................... 33

3.3.2 Anreizprofile ...................................................................................................... 33

3.3.3 Hypothese 1: Passung und Persistenz ................................................................ 37

3.3.4 Hypothese 2: Passung und Befinden .................................................................. 43

4 Diskussion und Ausblick ................................................................................................ 47

4.1 Bewertung der Resultate ........................................................................................ 47

4.1.1 Auswirkung einer Passung auf die Persistenz .................................................... 48

4.1.2 Auswirkung einer Passung auf das Befinden ..................................................... 49

4.2 Stärken und Einschränkungen der Untersuchung .................................................. 50

4.2.1 Längsschnittdesign ............................................................................................. 50

4.2.2 Online-Erhebung ................................................................................................ 50

4.2.3 Berechnung der Passung zwischen Motiv und Anreiz ....................................... 51

4.3 Praktische Implikationen ........................................................................................ 52

Literaturverzeichnis ................................................................................................................ 53

Page 4: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

4

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Beispielhafte Darstellung einer Passung zwischen Motiv- und

Anreizprofil ..................................................................................................... 16

Abbildung 2: Überblick zum Untersuchungsablauf ............................................................. 18

Abbildung 3: Beispiel-Items der anschlussthematischen Anreize ........................................ 24

Abbildung 4: Ablauf und Messinstrumente der Untersuchung ............................................ 25

Abbildung 5: Anreizprofile ausgewählter Sportarten ........................................................... 36

Abbildung 6: Profilpassung bei Dabeibleibern und nicht-Dabeibleibern ............................. 41

Abbildung 7: Positiver Affekt zum Zeitpunkt T2 bei Personen mit und ohne

Profilpassung .................................................................................................. 45

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Reliabilitätsanalysen, deskriptive Statistik und Korrelationen aus den

Teilnehmerfragebogen 1(T1) und 2 (T2) ............................................................... 31

Tabelle 2: Reliabilitätsanalysen, deskriptive Statistik und Spearman-Korrelationen aus dem

Trainingsleiterfragebogen ...................................................................................... 32

Tabelle 3: Anreizprofile der Sportarten .................................................................................. 34

Tabelle 4: Binär logistische Regression auf Persistenz (Dabeibleiber vs. nicht-Dabeibleiber)

als Funktion aus Anschlussanreiz und Anschlussmotiv ........................................ 38

Tabelle 5: Kombinationsmöglichkeiten der Motiv- und Anreizprofile .................................. 40

Page 5: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

5

Zusammenfassung

Dieses Forschungsprojekt zielt darauf ab, den Einfluss einer thematischen Passung

zwischen den Motiven einer Person und dem Anreizgehalt, die eine Sportart bietet, auf die

Persistenz des Sporttreibens und das Befinden zu untersuchen. In Anlehnung an McClelland

(1985) wurden für die Motive und Anreize die drei Themen Leistung, Macht und Anschluss

gewählt. Anhand einer korrelativen Längsschnittstudie mittels eines zweiteiligen Web-

Fragebogens wurde untersucht, ob Personen2, deren Motivstruktur mit dem Anreizgehalt der

Sportart übereinstimmt, die motivpassende Sportart langfristiger ausüben (höhere Persistenz

zeigen) und ein besseres Befinden haben als Personen, die keine motivpassende Sportart

ausüben. Die Befunde bezüglich der Persistenz zeigen tendenziell signifikante Resultate:

Personen, deren Motivstruktur dem Anreizgehalt der Sportart entsprach, haben häufiger über

das ganze Semester dieselbe Sportart besucht als Personen ohne Motiv-Anreiz-Passung.

Weiter konnte gezeigt werden, dass Personen mit einer Kongruenz zwischen dem Motiv-

und Anreizprofil über einen statistisch signifikant höheren positiven Affekt berichteten als

Personen, bei denen keine Kongruenz auszumachen war.

2 1288 Sportlerinnen und Sportler, die das Sportangebot des Hochschulsports der Universität Zürich

(Akademischer Sportverband, ASVZ) nutzten.

Page 6: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

6

1 Theoretischer Hintergrund

Die vielen positiven Effekte von sportlicher Aktivität auf die Gesundheit und das

Wohlbefinden sind unbestritten (vgl. u.a. Slemenda, Miller, Hui, Reister, & Johnston, 1991;

Armstrong & Simons-Morton, 1994; Bailey, Faulkner, & McKay, 1996; Bühlmann, 1998).

Körperlich Aktive sind seltener übergewichtig, sind weniger krankheitsanfällig, haben eine

höhere Lebenserwartung und erfreuen sich einer höheren Lebensqualität als körperlich

inaktive Personen (Schwarzer, 2004). Obwohl diese Information weitreichend bekannt ist,

schlägt sie sich kaum in Form engagierten Sporttreibens nieder (Marti & Hättich, 1999).

Lamprecht und Stamm (2004) konnten in der Schweizer Gesundheitsbefragung von 2002

feststellen, dass 37 % der Schweizer Bevölkerung körperlich inaktiv ist. Vor allem im

Breitensport ist immer wieder beobachtbar, dass viele Sporteinsteiger zwar mit einer

sportlichen Aktivität beginnen, jedoch auch schon bald wieder damit aufhören. So fand

Pahmeier (1994) bei gesundheits- und freizeitorientierten Sportprogrammen eine Dropout-

Quote von 40 bis 60 %. Worin können die Ursachen für diese hohe Dropout-Quote liegen?

Oder anders gefragt: Warum bringen viele Sporteinsteiger zwar die Motivation auf, mit einer

sportlichen Aktivität zu beginnen, verlassen diese aber häufig schon nach kurzer Zeit

wieder?

Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die

anfangs gewählte Sportart nicht zu ihnen „gepasst“ hat (vgl. Gabler, 2002). Rückschliessend

auf diese Aussage ist anzunehmen, dass Personen häufig Sportarten wählen, die ihren

Bedürfnissen nicht wirklich entsprechen. Die Folge davon: Die anfängliche Freude und

Motivation sinkt sehr schnell, so dass die Sportart schon nach kurzer Zeit nicht mehr

ausgeübt wird. Diese unpassende Sportwahl könnte somit ein Grund für die hohe Dropout-

Quote sein.

Page 7: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

7

In der klassischen motivationspsychologischen Forschung gibt es ein theoretisches

Konzept, mit welchem dieses Phänomen der Passung zwischen den Bedürfnissen einer

Person und den von ihr ausgeübten Aktivitäten erklärt werden kann. Dieses Konzept

betrachtet die Anreize in der Umwelt als wichtige Determinanten menschlichen Verhaltens

(z.B. Hull, 1951; Heckhausen, 1989). Anreize werden als „Zugkräfte“ menschlichen

Verhaltens beschrieben (Bolles, 1975), die eine Person dann zu einem Verhalten bewegen,

wenn ein Anreiz der Situation auf ein entsprechendes „Gegenstück“ auf der Seite der Person

trifft (Atkinson, 1957). Dieses in der Person liegende Gegenstück sind Motive, wie das

Leistungs-, Macht- und Anschlussmotiv (vgl. McClelland, 1985). Erst wenn eine

thematische Passung zwischen den Motiven einer Person und dem Anreizgehalt der

Situation vorhanden ist, zeigt sich das erwünschte Verhalten (Schmalt, 2000).

Auch Psychologen aus der Arbeits- und Organisationspsychologie beschäftigen sich

mit der Passung einer Person und der berufsbedingten Situation, wobei dieser Ansatz nicht

auf der Motiv-Anreiz-Passung basiert. So wird in der Berufsberatung die Passung zwischen

den Eigenschaften und Interessen einer Person mit dem beruflichen Umfeld beurteilt und

abgeglichen, um eine passende Aufgabe innerhalb der Firma oder einen geeigneten Beruf zu

finden (vgl. McClelland & Boyatzis, 1982; Holland, 1985, 1997; Trapmann, 2006). Dass

aber auch die Motive in ihrem Zusammenwirken mit den Anreizen einen wichtigen Einfluss

auf die Motivation haben, konnten bereits French (1958) und Litwin (1970) in ihren

experimentellen Arbeiten bestätigen. Es konnte nachgewiesen werden, dass die

Übereinstimmung von Anreizbedingung und Motivstruktur zu optimalen betrieblichen

Ergebnissen führt (Litwin, 1970). Weiter konnten Pifczyk und Kleinbeck (2000) in ihrer

Untersuchung zeigen, dass sich in Berufen, die viele anschlussthematische Anreize bieten,

auch vermehrt Mitarbeiter mit einer höher ausgeprägten anschlussthematischen

Motivstruktur finden. Für solche Mitarbeiter konnte zudem eine hohe Arbeitsmotivation

nachgewiesen werden.

Page 8: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

8

Weiter beschäftigte sich Bruggemann (1975) mit der Passung zwischen der Person

und den Anreizen aus der Umwelt. Er stellte Arbeitszufriedenheit als das Ergebnis eines

inneren Vergleichs der erfahrenen Umwelt (Anreizen) mit den eigenen Ansprüchen

(Bedürfnissen, Motiven) dar. Die Übereinstimmung und Abweichung dieses Vergleichs

bedingen nach Bruggemann Arbeitszufriedenheit oder -unzufriedenheit.

Diese grundlagentheoretischen Erkenntnisse zeigen, dass sowohl die Motive einer

Person als auch die Anreize der Situation, in der sich die Person befindet, einen Einfluss auf

die Motivation und Zufriedenheit haben. Obwohl sich die oben beschriebenen Ansätze

mehrfach mit Motiven von Personen und Anreizen von Situationen auseinandergesetzt

haben, lassen die bisherigen Forschungsansätze theoretische Lücken offen. Bis anhin

beschränkten sich die Forschungsarbeiten meist auf die Untersuchung eines Motivs und

Anreizes. Die Auswirkung einer thematischen Passung zwischen dem Motivprofil einer

Person und dem Anreizgehalt der Situation wurde jedoch ausser Acht gelassen. Die

Untersuchung einer solchen Passung und deren Effekt auf die Persistenz einer sportlichen

Tätigkeit und das Befinden ist das Ziel der vorliegenden Arbeit. Bevor nun aber genauer auf

dieses Vorhaben eingegangen wird, werden die beiden Hauptkonstrukte dieser

Untersuchung, die Motive und Anreize, genauer beschrieben.

1.1 Motive

Motive sind Bedürfnisse einer Person. Sie beschreiben eine dispositionelle Neigung

und Voreingenommenheit einer Person in der Bewertung bestimmter Klassen von

Handlungszielen (Schmalt & Sokolowski, 2006). Langens, Schmalt und Sokolowski (2005,

S. 1) definieren das Konstrukt des Motivs wie folgt: „Man spricht von Motiven […] und

meint damit die Bereitschaft auf bestimmte Klassen von Zielzuständen mit typischen

Affektmustern zu reagieren.“ Die Besonderheiten der jeweiligen Situation (Anreize der

Page 9: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

9

Situation) regen die Motive einer Person an.3 Daraus resultiert Motivation, welche als

aktueller Zustand Verhalten aktiviert und in Gang setzt, ihm eine Richtung und ein Ziel gibt

und es steuert (Alfermann & Stoll, 2005). Menschen unterscheiden sich in der Ausprägung

ihrer Motive, was vielfältige Auswirkungen auf das Erleben und Verhalten hat (Langens et

al., 2005). So bestimmt beispielsweise die Stärke eines Motivs auch die zur Motivanregung

notwenige Anregungsschwelle. Ein stark ausgeprägtes Motiv braucht nur einen schwachen

Anreiz, damit Motivation entsteht; ein schwaches Motiv hingegen benötigt starke Anreize.

Zudem hat die Stärke des angeregten Motivs hat einen Einfluss auf die Intensität und die

Ausdauer des zielgerichteten Verhaltens (vgl. Higgins, 1997) und beeinflusst die

Verarbeitung motivrelevanter Informationen.

1.1.1 Leistung, Macht und Anschluss

1.1.1.1 Leistungsmotiv

Nach der wissenschaftlichen Definition geht es beim Leistungsmotiv um die

Auseinandersetzung mit einem Gütemassstab (McClelland, Atkinson, Clark, & Lowell,

1953). Der Handelnde möchte etwas möglichst gut oder besser (als bisher oder als andere)

machen. Murray (1938) umschrieb das Leistungsmotiv mit folgenden Merkmalen: Eine

schwierige Aufgabe meistern, etwas besser und schneller tun, Probleme überwinden, einen

hohen Standard erreichen, das eigene Talent beweisen, andere im Wettbewerb übertreffen.

Ein wichtiges Motiv für das Sporttreiben kann in der Kompetenzerfahrung und in der

Auseinandersetzung mit einem Gütesmassstab liegen. Im Leistungssport besteht ein Ansporn

gerade darin, herauszufinden wer die beste Leistung bringt und wie weit sich

Leistungsgrenzen verschieben lassen. Aber auch im Breitensport finden sich Sportarten, wie

3 Auf die Interaktion von Motiv und Anreiz wird in Kapitel 1.3 genauer eingegangen.

Page 10: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

10

zum Beispiel ein Volkslauf oder Marathon, wo man die Leistung gut bewerten und sich

messen kann. Gütemassstäbe für das Gelingen oder Misslingen können nach Rheinberg

(2004) entweder in der Sache selbst liegen (einen ganzen Marathon laufen), sich an der

eigenen zurückliegenden Leistung orientieren (eine neue persönliche Bestzeit beim

Marathon laufen) oder auf dem Vergleich mit anderen basieren (den Marathon gewinnen).

Gütemassstäbe liegen dann vor, wenn Handlungsresultate bewertet werden können. Die

Bewertung von Handlungsresultaten führt zu leistungsbezogenen Affekten, deren Auftreten

das letztlich angestrebte Handlungsziel darstellt (stolz auf sich sein nach absolviertem

Marathon). Dieser Affekt kann antizipatorisch vorweggenommen werden, dann in Form

eines Anreizes das Motiv anregen und damit eine neue Verhaltensepisode motivieren

(McClelland et al., 1953). Solche antizipierte Affekte müssen nicht zwingend aus bereits

gemachten Erfahrungen entstehen. Sie ergeben sich auch aus dem Vergleich mit einer

ähnlichen Aufgabe oder der Vermutung, wie es sich wohl anfühlt, einen Marathon zu laufen.

1.1.1.2 Machtmotiv

Das Machtmotiv beschreibt das Bedürfnis, sich stark und einflussreich zu fühlen

(Winter, 1992). Von Murray (1938, S. 152; übersetzt von Schmalt & Heckhausen (2006))

wurde das Machtmotiv mit folgenden Merkmalen umschrieben: „[…] Die eigene Umgebung

zu kontrollieren; das Verhalten anderer durch Eingebung, Verführung, Überzeugung oder

Befehl zu beeinflussen und zu lenken… Handlungen: Beeinflussen, …überzeugen,

…organisieren, …führen, …überwachen, …kontrollieren, …vorschreiben, …Gesetze

erlassen, …Zuhörer gewinnen, …imitiert zu werden.“ Das Machtmotiv äussert sich nach

dieser Beschreibung in einem Bedürfnis nach Einfluss und Überlegenheit, nach Stärke und

Dominanz. Der angestrebte Zielzustand des Machtmotivs liegt darin, Einfluss zu haben, sich

stark zu fühlen, andere Menschen zu beeindrucken und deren Verhalten zu kontrollieren

(McClelland, 1975).

Page 11: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

11

Das Bestreben, das Erleben und Verhalten anderer Personen zu beeinflussen, wird

durch die Höhe des Machtmotivs bestimmt. Facetten machtthematischen Verhaltens finden

sich auch im Sport an vielen Stellen wieder: So will man den „Gegner beherrschen“ oder das

„Feld unter Kontrolle haben“. Andere Beispiele für machtthematisches Verhalten im

Sportkontext sind folgende: Der Boxer möchten seinen Gegner dominieren. Auf dem

Spielfeld hat der Mannschaftskapitän die Verantwortung für sein Team.

Untersuchungen zum Machmotiv im Sportbereich sind rar (Beckmann, Fröhlich &

Elbe, in press). Ausserhalb des Sportkontextes konnte Winter (1973) zeigen, dass hoch

machtmotivierte Studenten mehr studentische Ämter innehaben, häufiger in Organisationen

aktiv sind, sich häufiger an öffentlichen Veranstaltungen und Diskussionen beteiligen und

sich auch erfolgreicher in verschiedenen Wettkampfsportarten betätigen. Es ist zu vermuten,

dass Trainer und Schiedsrichter über ein besonders hohes Machtmotiv verfügen. Auch

könnte das Machtmotiv bei extremen Ausdauersportarten eine wichtige Rolle spielen und

zwar im Sinne eines „Ich kontrolliere mich selbst, habe Macht über mich“ (Rheinberg, 1996,

S. 104).

1.1.1.3 Anschlussmotiv

Das Anschlussmotiv bezeichnet den Wunsch nach Herstellung oder

Aufrechterhaltung von positiven Beziehungen zu anderen Menschen (Atkinson, Heyens &

Veroff, 1954; Schmalt & Sokolowski, 2006). Sokolowski und Heckhausen (2006, S. 193)

beschreiben das Anschlussmotiv wie folgt: „Aus Fremden Bekannte und schliesslich

Vertraute und freundschaftlich Gesinnte zu machen, dass man dabei aber zurückgewiesen

werden kann, das ist das Thema des Anschlussmotivs“. Auch im Sportbereich hat die

Page 12: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

12

zwischenmenschliche Beziehung eine wichtige Bedeutung. Sepp Herbergers4 viel zitierter

Ausspruch: „Elf Freunde sollt ihr sein“, gibt einen Hinweis darauf. Der Teamgeist und das

Verhältnis zum Trainer sind beispielhaft für die Vielzahl von Interaktionen im Sport, die in

den anschlussthematischen Bereich gehören.

Die Forschungsarbeit von French (1956) zeigt, wie sich hoch anschlussmotivierte

Personen von anderen hinsichtlich der Wahl von Arbeitspartnern unterscheiden. Er liess

seine Versuchspersonen wählen, ob sie eine Aufgabe lieber mit einem untüchtigen Freund

bearbeiten wollten oder mit einem Partner, der zwar tüchtig, ihnen aber unsympathisch war.

Es zeigte sich, dass Personen mit hohem Leistungs- und niedrigem Anschlussmotiv eher den

tüchtigen Partner wählten, wohingegen Versuchspersonen mit hohem Anschluss- und

niedrigem Leistungsmotiv sich für den Freund entschieden. Eine solche nicht

leistungsförderliche Orientierung lässt sich teilweise auch im Sport finden, je eher das

sportliche Handeln als Freizeitsport und nicht als Leistungssport verstanden wird. Janssen

und Strang (1982) konnten in ihrer Untersuchung mit 522 Schülerinnen zeigen, dass

sportliche Aktivitäten und Freizeitverhalten hauptsächlich vom Anschlussmotiv bestimmt

werden. Diese Tatsache kann insbesondere bei Mannschaftssportarten zu Konflikten führen,

wenn anschlussmotivierte Sportler auf leistungsmotivierte treffen und somit nicht dieselben

Ziele im Vordergrund stehen.

1.2 Anreize

Wie bereits erwähnt liegen die Dropout-Quoten bei Sportprogrammen - seien sie

freizeit- oder gesundheitsorientiert - mit 40 bis 60 % (Pahmeier, 1994) sehr hoch und

veranlassen zur Frage, warum viele Menschen mit sportlichen Aktivitäten beginnen, diese

4 Sepp Herberger war ein deutscher Fussballtrainer. Von 1936 bis 1942 und von 1950 bis 1964 war er für die

deutsche Fussballnationalmannschaft verantwortlich.

Page 13: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

13

aber nach einiger Zeit wieder aufgeben. Warum verliert das Sporttreiben seinen Reiz? Oder

anders herum gefragt: Warum halten andere Menschen die sportliche Aktivität über lange

Zeit aufrecht? Was reizt zur Handlung? Die Fragen beinhalten schon die Antwort: Es sind

Anreize, die wichtige Bestimmungsstücke menschlichen Verhaltens darstellen. Anreize sind

die situativen Determinanten des Verhaltens und können einen Motivationszustand anregen

(Beckmann & Heckhausen, 2006). Schmalt (1996, S. 245) definiert Anreize als „antizipierte

Affekte“. Nach ihm werden Reize in der Umwelt erst dann zu Anreizen, wenn eine

Verknüpfung mit Affekten stattgefunden hat. Auch Heckhausen und Heckhausen (2006)

stellen den Bezug zu den Affekten in den Vordergrund. Sie bezeichnen all jene Situationen

als Anreize, die für ein Individuum einen positiven oder negativen Aufforderungscharakter

haben und so zu einer entsprechenden Handlung führen. Weiter erwähnen sie, dass Anreize

an die Handlung selbst, an das Ergebnis der Handlung und an verschiedene Arten von

Folgen des Ergebnisses geknüpft sein können.

1.2.1 Anreize und Affekte

Anreizthematische Theorien gehen von der Annahme aus, dass Personen ihr

Verhalten vorausblickend und an vorweggenommenen Zielzuständen orientieren (Rheinberg,

2004). Die mit den Zielzuständen verknüpften Affekte werden dann zeitlich

vorweggenommen (antizipiert) und aktivieren eine Verhaltenstendenz. Diese

Verhaltenstendenz kann darauf gerichtet sein einen positiven Affektzustand zu erreichen

oder einen negativen Affektzustand zu vermeiden. Anreize sind keine objektiven

Sachverhalte, sondern werden vom Individuum subjektiv wahrgenommen und affektiv

bewertet (Beckmann & Heckhausen, 2006). So kann ein und derselbe Reiz, z.B. eine

Skipiste, bei einer Person positive Affekte wie Freude auslösen, bei einer anderen Person

jedoch mit negativen Affekten, wie Angst oder Furcht in Verbindung gebracht werden.

Wiederum eine dritte Person mag sich überhaupt nicht für die Skiabfahrt interessieren.

Page 14: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

14

Anreize sind somit von personseitigen Bedürfnissen abhängig: Motiv und Anreiz

interagieren. Damit Motive verhaltenswirksam werden können, bedarf es eines Anreizes von

„aussen“. Andersherum gilt auch, dass ein Reiz in der Situation erst dann Verhalten auslöst,

wenn er auf eine korrespondierende Motivdisposition im Individuum trifft (Schneider &

Schmalt, 2000). So gibt es leistungsthematische Anreize, die Freude und Stolz bei der

Auseinandersetzung mit einem Gütemassstab versprechen (z.B. herausfordernde Aufgaben,

anspruchsvolle Skipiste), auf die Personen mit einem hohen Leistungsmotiv ansprechen.

Machtthematische Anreize, die ein Gefühl von Stärke und Überlegenheit versprechen, wie

beispielsweise beim Führen oder Anleiten einer Gruppe oder die die Position des

Mannschaftsführers, regen Verhalten bei Personen mit einem hohen Machtmotiv aus.

Situationen, die ein harmonisches Miteinander mit anderen Personen versprechen, wie das

Zusammensein mit Freunden oder gemeinsame sportliche Aktivitäten, „reizen“ Personen mit

einem hohen Anschlussmotiv.

1.3 Motiv und Anreiz

Motive und Anreize sind die Bestimmungsstücke der Motivation (McClelland, 1985;

Schneider & Schmalt, 2000). Motivation entsteht dann, wenn die Motive als dispositionale,

organismusinterne Determinante und die Anreize als situationseigene Determinante

zusammenwirken. Oder anders gesagt: Wird durch eine bestimmte Situation ein Motiv

angesprochen, so führt dies zur Motivation, eine bestimmte Handlung auszuführen. Bereits

Lewin (1951) hat in seiner „Feldtheorie“ das Verhalten als eine Funktion von

Personenfaktoren und Umgebungsfaktoren bezeichnet. Die Feldtheorie berücksichtigt somit

die Wechselwirkungszusammenhänge zwischen Personen- und Situationsfaktoren. Auch

Murray (1938) hat sich mit den Konstrukten des Motivs und des Anreizes

auseinandergesetzt. Er hat das Zusammenwirken von Motiv („need“) und passendem Anreiz

Page 15: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

15

(„press“) als „Thema“ benannt. Besteht eine solche Korrespondenz, so treten die

entsprechenden Merkmale der Situation in den Vordergrund der Aufmerksamkeit. Es

entsteht Motivation und die Situationsmerkmale bekommen einen

„Aufforderungscharakter“. Diese Motivationsentstehung kann im Sinne eines

Bewertungsvorgangs verstanden werden. Motiv und Anreiz müssen als zum gleichen

„Thema“ (z.B. Leistung, Anschluss, Macht) gehörend bewertet werden, damit Motivation

entsteht. Ein situativer Sachverhalt wird deshalb zu einem passenden Anreiz, weil durch ihn

ein Motiv oder Bedürfnis befriedigt werden kann.

Die Verfolgung eines Ziels gelingt demnach dann am besten, wenn die Motive einer

Person mit den Anreizen der Situation übereinstimmen (Langens et al., 2005). Diese

Tatsache ist vor allem dann wichtig, wenn eine Person eine Aktivität wie das Sporttreiben

oder eine berufliche Tätigkeit über einen langen Zeitraum mit Spass und Ausdauer verfolgen

soll. Eine optimale Abstimmung von Anreizen und Motiven fördert die nachhaltige

Ausübung einer Tätigkeit, also beispielsweise auch die Persistenz der Sportausübung:

Menschen sollen dann lange eine Sportart betreiben, wenn das Motivprofil der Person mit

dem Anreizprofil der Sportsituation übereinstimmt.

Fragestellung der vorliegenden Arbeit

Anlehnend an die oben beschriebenen positiven Auswirkungen des

Zusammenpassens von Anreizen und Motiven, ist das Ziel der vorliegenden

Forschungsarbeit, die Auswirkung einer Anreiz-Motiv-Passung auf das Sportverhalten zu

untersuchen. Neben der Passung einzelner Motiv-Anreizkonstellationen wird in dieser

Arbeit erstmalig in der motivationspsychologischen Forschung die Passung zwischen dem

Motivprofil einer Person, das sich aus dem Leistungs-, Macht- und Anschlussmotiv

zusammensetzt, und dem leistungs-, macht- und anschlussthematischen Anreizprofil der

Sportsituation analysiert. Es wird angenommen, dass eine Motiv-Anreiz-Passung die

Page 16: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

16

Persistenz des Sporttreibens vorhersagt und dass Personen, die eine zu ihrem Motivprofil

passende Sportart ausüben, über besseres Befinden berichten als Personen, die eine nicht

passende Sportart betreiben. Diese Passungshypothese ist in Abbildung 1 illustriert.

Motivprofil der Person Anreizprofil der Sportart

Leistung Leistung

Anschluss Anschluss

Macht Macht

geringgering mittelmittel starkstark

Motivprofil der Person Anreizprofil der Sportart

Leistung Leistung

Anschluss Anschluss

Macht Macht

geringgering mittelmittel starkstark

Abbildung 1: Beispielhafte Darstellung einer Passung zwischen Motiv- und Anreizprofil

1.4 Hypothesen

Aus den im Theorieteil dargestellten Überlegungen leiten sich die folgenden

Hypothesen ab.

1.4.1 Hypothese 1

Personen, bei denen eine Passung zwischen dem Motivprofil der Person und dem

Profil des Anreizgehalts der Sportart vorhanden ist, führen diese Sportart langfristiger aus

als Personen, bei denen keine Passung vorhanden ist.

Page 17: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

17

1.4.2 Hypothese 2

Personen, bei denen eine Passung zwischen dem Motivprofil der Person und dem

Profil des Anreizgehalts der Sportart vorhanden ist, berichten über ein besseres Befinden als

Personen, bei denen keine Passung vorhanden ist.

2 Methode und Vorgehen

Die Fragestellung dieser Arbeit wurde in einem realitätsnahen Umfeld, unter

Teilnahme von zwei Zielgruppen untersucht (vgl. Abbildung 2). Zum einen wurden

Teilnehmende einer universitären Sportorganisation (akademischer Sportverband Zürich,

ASVZ) befragt. Diese Teilnehmerdaten wurden mittels einer korrelativen Feldstudie zu zwei

Messzeitpunkten erhoben. Zu Beginn des Herbstsemesters 2007 (= erster Messzeitpunkt, T1)

füllten die Sportler den Teilnehmerfragebogen 1 aus. Die Daten für den

Teilnehmerfragebogen 2 wurden am Ende des Herbstsemesters 2007 erhoben (= zweiter

Messzeitpunkt, T2). Die Angaben aus dem Teilnehmerfragebogen 1 und dem

Teilnehmerfragebogen 2 dienten zur Erstellung der Motivprofile der Personen sowie zur

Erhebung der Daten zur Persistenz der sportlichen Aktivität und dem Befinden.

Als zweite Zielgruppe der Erhebung wurden Trainingsleiter des ASVZ befragt. Ziel

der Befragung der Trainingsleiter war, Anreizprofile der verschiedenen Sportarten zu

erstellen Die Trainingsleiterbefragung fand parallel zur ersten Teilnehmerbefragung statt.

Sowohl die Daten der Teilnehmer als auch jene der Trainingsleiter wurden über Web-

Fragebogen erhoben.

Page 18: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

18

Erster Messzeitpunkt (T1) Zweiter Messzeitpunkt (T2)

Teilnehmerfragebogen 1 Teilnehmerfragebogen 2

Trainingsleiterfragebogen

Abbildung 2: Überblick zum Untersuchungsablauf

2.1 Versuchspersonen

Insgesamt haben 1288 (525 Männer, 763 Frauen; MAlter = 32.37, SDAlter = 10.06,

Range: 19 – 88) den Teilnehmerfragebogen 1 ausgefüllt. Am zweiten Teil der Erhebung

(Teilnehmerfragebogen 2) nahmen 714 Personen (294 Männer, 420 Frauen; MAlter = 32.04,

SDAlter = 9.89, Range: 19 – 67) teil. Die Rücklaufquote betrug somit 55 %. Die

ausgeschiedenen Versuchspersonen unterschieden sich in keiner der zu Beginn erfassten

Variablen von den noch in der Stichprobe verbliebenen Probanden.

2.1.1 Rekrutierung der Versuchspersonen

Die Versuchspersonen wurden über verschiedene Kanäle rekrutiert. Im Sportmagazin

„O2“ des ASVZ wurde ein Werbetext abgedruckt, Flyer wurden verteilt, auf der Homepage

des ASVZ wurde ein Link zum Fragebogen erstellt und Einladungsmails wurden an

potentielle Teilnehmer5 verschickt. In all diesen Kurzinformationen wurde mit einem kurzen

Werbetext für die Umfrage geworben. Dieser Text beinhaltete die wichtigsten Informationen

zu den Untersuchungsinitiatoren, zum Inhalt, Ablauf und Ziel der Untersuchung. Den

potentiellen Teilnehmern wurde mitgeteilt, dass es sich um eine Web-Umfrage zu den

5 Wenn nachfolgend die männliche Form von Teilnehmer o.ä. verwendet wird, so sind immer die weiblichen

und männlichen Teilnehmenden gemeint.

Page 19: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

19

folgenden zwei Themen handle: 1) Wie beurteilst du den ASVZ? 2) Gibt es eine passende

Sportart für jede Person? Weiter wurde der Link, unter welchem der Fragebogen ausgefüllt

werden konnte, aufgeführt und das Datum zum Untersuchungsstart angegeben. Um den

Teilnehmenden einen weiteren Anreiz zur Teilnahme zu setzen, wurden sie auf die

attraktiven Verlosungspreise (z.B. iPod) nach Abschluss der Umfrage hingewiesen.

Zusätzlich wurden praktische Motivations-Tipps für eine regelmässige sportliche Aktivität

sowie allgemeine Rückmeldungen zu den Resultaten der Umfrage versprochen.

2.1.2 Teilnehmerfragebogen

Die Datenerhebung wurde mittels Web-Fragebogen (PHP-Surveyor) zu Beginn (T1,

Teilnehmerfragebogen 1) und am Ende (T2, Teilnehmerfragebogen 2) des Herbstsemesters

2007 an der Universität Zürich durchgeführt. Zwischen den beiden Erhebungszeitpunkten

lagen ungefähr 12 Wochen.6 Die Versuchspersonen füllten zu beiden Messzeitpunkten (T1

und T2) je einen Fragebogen über das Internet aus. Rekrutiert über die oben erläuterten

Schritte, wussten die Teilnehmer bereits, dass es im Fragebogen um die Beurteilung des

ASVZ7 sowie um die Frage, ob es für jede Person eine passende Sportart gibt, geht.

2.1.3 Trainingsleiterfragebogen

Parallel zur ersten Teilnehmerbefragung wurden die ASVZ-Trainingsleiter zu Beginn

des Herbstsemesters 2007 befragt. Sie erhielten einen Web-Fragebogen, mit welchem der

Anreizgehalt ihrer Sportart erfasst wurde. Insgesamt nahmen 177 Trainingsleiter mit einem

6 Der Zeitraum zwischen den beiden Erhebungen variiert unter den einzelnen Teilnehmern, da sowohl der

Teilnehmerfragebogen 1 als auch der Teilnehmerfragebogen 2 während vier Wochen ausgefüllt werden konnte.

7 Die Beurteilung des ASVZ ist für vorliegende Fragestellung nicht relevant.

Page 20: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

20

mittleren Alter von 35.34 Jahren (SD = 9.53) an der Befragung teil. 57 % der befragten

Trainingsleiter waren männlich.

2.2 Messinstrumente

2.2.1 Messinstrumente im Teilnehmerfragebogen T1 und T2

2.2.1.1 Demographische Daten und allgemeine Merkmale zum

Sportverhalten

Zu Beginn des Fragebogens wurden die demographischen Daten der

Versuchspersonen erhoben (Alter, Geschlecht, Mitgliederstatus im ASVZ). Anschliessend

mussten die Versuchspersonen angeben, welche Sportart sie im kommenden Semester am

häufigsten besuchen möchten. Zur Auswahl standen 39 der im ASVZ angebotenen

Sportarten. Die weiteren sportspezifischen Daten beinhalteten Fragen zur geplanten und

tatsächlichen Häufigkeit der Ausübung der Sportart sowie der Erfahrung in der Sportart. Im

Gegensatz zu den demographischen Daten wurden diese sportspezifischen Daten zu beiden

Messzeitpunkten erhoben.

2.2.1.2 Befinden

Um das Befinden zu messen, wurden der positive und negative Affekt sowie das

körperliche Befinden erhoben. Die Messung der Befindensmasse wurde sowohl im

Teilnehmerfragebogen 1 als auch im Teilnehmerfragebogen 2 eingesetzt.

Positiver und negativer Affekt. Zur Messung der Stimmung wurde eine gekürzte

Version der Befindlichkeitsskala zur Messung aktueller Stimmung (BFS) von Abele-Brehm

und Brehm (1986) verwendet. Dieses Messverfahren wurde insbesondere für die Erfassung

aktueller Stimmung im Kontext körperlicher und sportlicher Aktivität entwickelt. Die BFS

Page 21: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

21

liegt als Adjektivliste mit acht Skalen vor. Die Skalen erfassen die Stimmungsbereiche Ruhe,

Besinnlichkeit, Aktiviertheit, gute Laune, Energielosigkeit, Deprimiertheit, Ärger und

Erregtheit. Jeder Stimmungsbereich wird über fünf Items (= Adjektive) erhoben. Die

Instruktion für die aktuelle Stimmungsmessung lautet: „Wie hast du dich gefühlt, als du das

letzte Mal deine Sportart ausgeführt hast?“ Zur Auswertung werden die Stimmungsbereiche

gute Laune, Aktiviertheit und Ruhe zum positiven Affekt zusammengefasst. Der negative

Affekt beinhaltete die Stimmungsbereiche Ärger, Erregtheit, Energielosigkeit und

Deprimiertheit. Für sieben Stimmungsbereiche wurden je zwei Items (= Adjektive)

ausgewählt, welche den entsprechenden Stimmungsbereich am besten beschreiben.

Insgesamt wurden also vierzehn Items (betrübt, ärgerlich, angeregt, locker, nervös,

niedergeschlagen, energielos, angespannt, gereizt, entspannt, aktiv, gut gelaunt, freudig und

lahm) zur Messung der Stimmung eingesetzt.

Körperliches Befinden. Das körperliche Befinden wurde über ein Item erhoben,

welches nach dem allgemeinen körperlichen Befinden fragte: „Wie hast du dich das letzte

Mal körperlich gefühlt, als du deine Sportart ausgeführt hast?“ Diese Frage konnte auf einer

fünfstufigen Likert-Skala (1= sehr schlecht, 5= sehr gut) bewertet werden. Zusätzlich zur

Messung des körperlichen Befindens im Teilnehmerfragebogen 1 und 2 wurde ein

Unterschiedsmass aus der Differenz der Angabe zu T1 und T2 gebildet.

2.2.1.3 Implizite Motive

Die impliziten Motive wurden nur im Teilnehmerfragebogen 1 erhoben. Zur

Messung der impliziten Motive wurde das Multi-Motiv-Gitter (MMG; Schmalt, Sokolowski,

& Langens, 2000) benutzt. Das MMG ist ein semiprojektives Verfahren zur Messung der

impliziten Motive Leistung, Macht und Anschluss. Ein semiprojektives Verfahren

kombiniert die Vorteile projektiver Messtechniken und Fragebogenverfahren. Das Prinzip

Page 22: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

22

der Motivanregung mit situativen Bildern, wie es beim Thematischen Apperzeptionstest

(TAT)8 angewendet wird, bleibt erhalten. Zu den Bildern werden aber keine Geschichten

erzählt, sondern aus einer Liste von Aussagen werden die zutreffenden angekreuzt. Der in

dieser Untersuchung verwendete Bildsatz besteht aus 14 Bildern mit einer unterschiedlich

grossen Auswahl aus 12 Statements. Die Bilder des Tests wurden so ausgewählt, dass sie ein

möglichst breites Spektrum an alltäglichen Situationen darstellen und für die drei zu

messenden Motive denselben Anregungsgehalt ergeben. Die Aussagen sind jeweils

eindeutig einem der drei Motive und jeweils einer Hoffnungs- beziehungsweise

Furchtkomponente zuzuordnen. In vorliegender Arbeit wurde zur Überprüfung der

Hypothesen die Hoffnungskomponente der Motive verwendet.

2.2.1.4 Persistenz

Das Persistenzmass wurde zum zweiten Messzeitpunkt erhoben. Die Teilnehmenden

wurden gefragt, wie häufig sie durchschnittlich eine Sportart während des Herbstsemesters

besucht haben. Zur Überprüfung der Hypothesen wurde zudem ein weiteres Persistenzmass

aus der Angabe der ausgeübten Sportart zu T1 und T2 gebildet. Versuchspersonen, die zum

Zeitpunkt T1 dieselbe Sportart ausgeübt haben wie zum Zeitpunkt T2 wurden als

„Dabeibleiber“ benannt. Personen, die zwischen T1 und T2 die Sportart gewechselt haben,

fielen in die Kategorie der „Wechsler“. Personen, die bei der zweiten Erhebung (T2) keiner

sportlichen Aktivität mehr nachgingen, wurden als „Aussteiger“ bezeichnet.

Page 23: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

23

2.2.2 Messinstrumente im Trainingsleiterfragebogen

2.2.2.1 Demographische Daten und allgemeine Merkmale zu den

Sportarten

Auch im Trainingsleiterfragebogen wurden zu Beginn die demographischen Daten

der Trainingsleiter erhoben (Alter, Geschlecht, Bezug zum ASVZ). Anschliessend folgte die

sportspezifische Datenerhebung. Hierzu gehörten Fragen rund um die unterrichtete Sportart

am ASVZ (Unterrichtspensum, Dauer und Regelmässigkeit der Beschäftigung, unterrichtete

Hauptsportart). Bei der unterrichteten Hauptsportart mussten die Trainingsleiter jene

Sportart angeben, die sie am häufigsten unterrichten. Zur Auswahl standen alle im ASVZ

angebotenen Sportarten. Alle folgenden sportspezifischen Fragen bezogen sich auf diese

eine angegebene Sportart.

2.2.2.2 Anreize der Sportarten

Zur Messung der Anreize der verschiedenen Sportarten wurde in Anlehnung an die

Anreizmessung im Talent-Eye-Projekt (Projektgruppe Motivation, Gesundheit und Sport,

2006, Leitung Julia Schüler) ein neues Messverfahren entwickelt. Ziel dieses Messverfahren

war, die leistungs-, macht- und anschlussthematischen Anreize verschiedener Sportarten zu

erfassen. Dementsprechend bestand dieser Fragebogen aus drei Teilen; je einem für jede der

drei verschiedenen Anreizklassen. Nach einem einleitenden Text, in welchem der spezifische

Anreiz kurz beschrieben und anhand eines Beispiels erklärt wurde, wurden die

Trainingsleiter gebeten, ihre Sportart mit einer typisch leistungs-, macht-, beziehungsweise

anschlussthematischen Sportart zu vergleichen. Diese Prototypen wurden angeben, um

mögliche Verzerrungen zu vermeiden, die durch eine unterschiedliche Vergleichssportart

hätten entstehen können. Die Vergleichssportart für leistungsthematische Anreize war der

100m-Sprint. Anschlussthematische Anreize wurden mit dem Gesellschaftskegeln

Page 24: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

24

umschrieben und als prototypische Sportart für machtthematische Anreize wurde der

Boxkampf im Ring gewählt. Die Instruktion lautete zum Beispiel bei den

leistungsthematischen Anreizen wie folgt: „Im Vergleich zum 100m-Sprint – Wie sehr

charakterisiert sich deine Sportart durch…“. Nach dieser Instruktion wurden jeweils 8

anreizspezifische Items aufgeführt (bei den leistungsthematischen Anreizen waren es 7

Items), anhand welcher die Trainingsleiter ihre Sportart charakterisieren mussten. Die

Einschätzung erfolgte über eine 5-stufige Likert-Skala (1= überhaupt nicht charakteristisch,

5= sehr charakteristisch). In Abbildung 3 sind beispielhaft die Items der

anschlussthematischen Anreize zu sehen.

„Im Vergleich zum Gesellschaftskegeln - Wie sehr charakterisiert sich deine Sportart durch …“

1= überhaupt nicht charakteristisch, 5= sehr charakteristisch 1 Zeit mit anderen geniessen 1 2 3 4 5 2 Teamplay, Zusammenarbeit 1 2 3 4 5 3 Freundschaft 1 2 3 4 5 4 Gefühl beliebt zu sein 1 2 3 4 5 5 Soziale Eingebundenheit 1 2 3 4 5 6 Gefühl dazuzugehören 1 2 3 4 5 7 Erleben von Zusammenarbeit 1 2 3 4 5 8 Gleichberechtigung 1 2 3 4 5

Abbildung 3: Beispiel-Items der anschlussthematischen Anreize

Zusätzlich folgte in jeder Anreizklasse eine Gesamtbeurteilung, in welcher die

leistungs-, macht- und anschlussthematischen Anreize der eigenen Sportart insgesamt mit

der prototypischen Sportart verglichen wurden (Beispiel: „Im Vergleich zum 100m-Sprint

stehen bei deiner Sportart leistungsthematische Anreize im Vordergrund“). Die

Einschätzung erfolgte erneut über eine 5-stufige Likert-Skala (Beispiel für

Page 25: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

25

leistungsthematische Anreize: 1= sehr viel weniger als beim 100m-Sprint, 3= etwa gleichviel

wie beim 100m-Sprint, 5= sehr viel mehr als beim 100m-Sprint).

Die Abbildung 4 zeigt einen Überblick über alle verwendeten Messinstrumente,

integriert im Untersuchungsablauf.

Beginn Herbstsemester 07 Ende Herbstsemester 07

Erster Messzeitpunkt (T1) Zweiter Messzeitpunkt (T2)

Teilnehmerfragebogen 1 Teilnehmerfragebogen 2

Demographische Daten

Merkmale zum Sportverhalten Merkmale zum Sportverhalten

Persistenz Persistenz

Befinden (BFS, körperliches Befinden) Befinden (BFS, körperliches Befinden)

Implizite Motive (MMG)

Trainingsleiterfragebogen

Demographische Daten

Anreize der Sportart

Abbildung 4: Ablauf und Messinstrumente der Untersuchung

Die Resultate zu den einzelnen Analysen werden in folgendem Kapitel aufgeführt

und dargestellt.

3 Resultate

3.1 Vorabanalysen

In einem ersten Schritt wurden die Daten der beiden Teilnehmerfragebogen und des

Trainingsleiterfragebogens auf Normalverteilung geprüft. Der Test auf Normalverteilung

Page 26: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

26

(Kolmogorov-Smirnov-Test) ergab, dass die Daten der beiden Teilnehmerfragebogen (T1

und T2) sowie die Daten aus dem Trainingsleiterfragebogen nicht normalverteilt waren.

Nach Bühl und Zöfel (2000) können für die weiteren Berechnungen trotzdem parametrische

Verfahren verwendet werden, sobald das Signifikanzniveau erhöht wird. Resultate, die ein

Signifikanzniveau von p > .05 aufweisen, sollten daher mit Vorsicht interpretiert werden.

3.1.1 Teilnehmerfragebogen 1

Die Daten wurden auf systematisch fehlende Werte hin untersucht. Es zeigte sich,

dass insgesamt drei Datensätze unvollständig ausgefüllt waren. Diese mussten deshalb

extrahiert werden. Zusätzlich wurden drei fehlende Altersangaben mit dem Mittelwert (M =

32.37, SD = 10.06) ersetzt. Nach der Datenkontrolle betrug die endgültige Stichprobengrösse

für die erste Befragung 1288 Teilnehmer. Die Mehrheit der Teilnehmer (801 Personen)

planten, die Sportart ein- bis zweimal pro Woche auszuüben und hatten eine durchschnittlich

fortgeschrittene Erfahrung (M = 2.94, SD = .58, wobei 1= keine Erfahrung, 4= Experte). Die

drei am häufigsten geplant zu besuchende Sportarten im ASVZ waren folgende:

Konditionstraining (50 %), individuelle Nutzung der Sportgeräte (36 %), Aerobic-Lektionen

(29 %). Zudem beabsichtigten 85 % der Teilnehmer auch ausserhalb des ASVZ Sport zu

treiben. Bezüglich des Commitments, den Plan des Sporttreibens umzusetzen, hatten die

Teilnehmenden einen mittleren Wert von M = 13.26 (SD = 3.09, wobei 1= kein

Commitment, 28= sehr hohes Commitment).

3.1.2 Teilnehmerfragebogen 2

Nach der zweiten Erhebung wurden dieselben Vorabanalysen durchgeführt. Bei der

zweiten Erhebung konnten systematisch fehlende Werte ausgeschlossen werden. Insgesamt

haben 554 Personen (78 %) während des Semesters das Sportangebot des ASVZ genutzt.

Page 27: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

27

Dabei wurde das Konditionstraining (38 %) am häufigsten besucht. Unter die Top drei der

ASVZ-Sportarten fielen zudem die individuelle Nutzung der Sportgeräte (26 %) sowie die

Aerobic-Lektionen (17 %). 83 % der 714 Teilnehmer haben auch ausserhalb des ASVZ

Sport getrieben. 28 Personen (3.9 %) haben sich weder im ASVZ noch ausserhalb des ASVZ

sportlich betätigt. Total haben also 686 Personen während des Semesters regelmässig Sport

getrieben; durchschnittlich ein- bis zweimal wöchentlich (64 %) und auf einem

fortgeschrittenen Könnensstand (72 %). Die Mehrheit (67 %) der 686 sportlichen

Teilnehmer gab an, auch in Zukunft ein- bis zweimal wöchentlich zum Sport gehen zu

wollen. 1.3 % der Teilnehmer beabsichtigten, die gewählte Sportart in Zukunft nicht mehr

auszuüben. Im Gegenzug wollten 23 % zukünftig drei- bis viermal pro Woche Sport treiben.

Bezüglich der Persistenz in der Angabe der Hauptsportart zu T1 und T2 zeigte sich

folgendes Bild: Von den insgesamt 714 Personen, die an der zweiten Erhebung

teilgenommen haben, hat die Mehrheit immer noch dieselbe Sportart am häufigsten ausgeübt

wie bei der ersten Erhebung (NDabei = 408, 57 %). 230 Personen (32 %) haben die Sportart

gewechselt (= Wechsler) und 76 Personen (11 %) gaben zum zweiten Messzeitpunkt keine

Hauptsportart mehr an (= Aussteiger).

Weiter wurden die Daten der beiden Teilnehmerfragebogen 1 und 2 mit einer

multivariaten Varianzanalyse (MANOVA) für alle relevanten Studienvariabeln auf

Geschlechts- und Altersunterschiede getestet. Falls sich Geschlechts- und Altersunterschiede

zeigten, flossen diese als Kontrollvariabeln in die weiteren Analysen ein.

In den Daten waren keine Altersunterschiede auszumachen. Es zeigte sich jedoch,

dass Geschlechtsunterschiede in den erhobenen Variablen bestehen F(15, 698) = 2.18, p <

.05, Pillai’s Trace9 = .006. Wurden die Resultate für die abhängigen Variablen separat

9 Pillai’s Trace ist eine robuste Teststatistik zur Entscheidung, ob die Nullhypothese einer Varianzanalyse

abzulehnen ist (Tabachnick & Fidell, 2007).

Page 28: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

28

betrachtet und für das Signifikanzniveau die Korrektur nach Bonferroni angewendet (neues

Signifikanzniveau p = .003), ergaben sich signifikante Unterschiede in den Variablen

negativer Affekt zu T2 F(1, 712) = 9.45, p < .01, Pillai’s Trace = .002 und Erfahrung zu T1

F(1, 712) = 11.37, p < .01, Pillai’s Trace = .001. Die Prüfung der Mittelwerte zeigte, dass

Frauen über höheren negativen Affekt zu T2 (M = 1.62, SD = .04) und mehr Erfahrung zu

T1 (M = 3.03, SD = .03) in einer Sportart berichteten als Männer (Mnegativer Affekt T2 = 1.47,

SDnegativer Affekt T2 = .03; MErfahrung T1 = 2.89, SDErfahrung T1 = .03). Dabei sind folgende

Einschränkungen zu beachten: Die Voraussetzung für die Varianzgleicheit war für die

Variablen negativer Affekt T2 F(1, 712) = 4.27, p < .05 und Hoffnung auf Anschluss F(1,

712) = 4.39, p < .05 nicht gegeben. Tabachnick und Fidell (2001, S. 80) machen darauf

aufmerksam, dass der Box’s M-Test bei einer grossen Stichprobe dazu tendiert, zu streng zu

sein. Bei nicht gegebener Varianzhomogenität empfehlen zudem Bühl und Zöfel (2000, S.

378), die Signifikanzschranke nicht bei p = .05, sondern bei p = .01 anzusetzen. Resultate,

die ein Signifikanzniveau von p < .05 aufweisen, müssen daher mit Vorsicht interpretiert

werden.

3.1.3 Trainingsleiterfragebogen

Aus folgenden drei Sportarten nahmen die meisten Trainingsleiter an der Befragung

teil: Konditionstrainingsleiter (N = 24) sowie Cycling- und Ruder-Instruktoren mit jeweils

17 Trainingsleitern. Von folgenden Sportarten nahmen keine Trainingsleiter an der

Untersuchung teil: Aquafit, Badminton, Fussball, Handball, Squash, Wakeboard und

Windsurfen. Für diese Sportarten konnten daher keine Anreizprofile erstellt werden.

Die Trainingsleiter unterrichteten durchschnittlich 2.56 Lektionen (SD = 4.51, Range:

0-47) pro Woche und waren im Mittel seit 8.11 Jahren (SD = 7.51, Range: 0-34) beim ASVZ

angestellt. 68 % der Befragten waren regelmässig beim ASVZ im Einsatz. Mit 18 Personen

Page 29: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

29

waren die Konditionstraining-Trainingsleiter am besten vertreten, gefolgt von den Ruder- (N

= 15) und Budo-Trainingsleitern (N = 12).10

Eine multivariate Varianzanalyse (MANOVA) ergab, dass sich männliche und

weibliche Trainingsleiter in der Einschätzung des Machtanreizes signifikant unterschieden

(MMänner = 2.94, SDMänner = .10; MFrauen = 2.29, SDFrauen = .13; F(3, 133) = 6.82, p < .01,

Pillai’s Trace = .000). Aufgrund der sonst zu geringen Stichprobengrösse wurden die

Berechnungen zur Erstellung der Anreizprofile aber nicht nach Geschlecht der

Trainingsleiter getrennt.

3.2 Deskriptive Statistik

3.2.1 Mittelwerte, Standardabweichungen und interne Konsistenzen

Tabelle 1 und Tabelle 2 zeigen die interne Konsistenz (Cronbachs Alpha) für alle

relevanten Variablen. Die Reliabilitäten der im Teilnehmerfragebogen verwendeten Skalen,

lagen mit Werten zwischen α = .92 und α = .63 in einem guten bis befriedigenden Bereich.

Für die im Trainingsleiterfragebogen erhobenen Anreizskalen zeigten sich die Reliabilitäten

vom Leistungsanreiz (α = .64), Anschlussanreiz (α = .87) und dem Machtanreiz (α = .85)

ebenfalls in einem guten bis befriedigenden Bereich.

3.2.2 Korrelationen

Vor der Überprüfung der Hypothesen wurde anhand von Pearson- bzw. Spearman-

Korrelationsanalysen untersucht, wie die Variablen untereinander korrelieren.

10 Die ausführliche Auflistung der Anzahl der Trainingsleiter pro Sportart ist in der Tabelle 3 in Kapitel 3.3.2

zu finden.

Page 30: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

30

3.2.2.1 Teilnehmerfragebogen T1 und T2

Informationen, wie die Variabeln untereinander korrelieren, finden sich in der

Tabelle 1. Im Allgemeinen zeigten sich geringe bis moderate Korrelationen zwischen den

Variablen. Im Folgenden werden die Korrelationen mit den Variablen „Dabei“ (= Personen,

die zu T1 und T2 dieselbe Sportart ausgeübt haben), „Ausstieg“ (= Personen, die zu T2

keinen Sport mehr treiben) und „Wechsel“ (= Personen, die zu T2 eine andere Sportart

ausüben als zu T1) genauer betrachtet. Personen, die bei der gewählten Sportart geblieben

sind (Dabei) zeigten signifikant positive Korrelationen mit der Erfahrung im Sport T1 (r =

.13, p < .01) und T2 (r = .23, p < .01), der Häufigkeit des Sporttreibens T2 (r = .18, p < .01),

dem körperlichen Befinden T2 (r = .08, p < .05) und dem Commitment (r = .17, p < .01).

Signifikant negativ korreliert sind hingegen die Variablen „Dabei“ und negativer Affekt T2

(r = -.11, p < .01). Bezüglich der Variable „Ausstieg“ zeigten sich signifikant negative

Korrelationen mit den oben erwähnten Variablen (rErfahrung im Sport T1 = -.11, p < .01; rErfahrung im

Sport T2 = -.32, p < .01; rHäufigkeit des Sporttreibens T2 = -.24, p < .01, rkörperliches Befinden T2 = -.22 p < .01;

rCommitment = -.12, p < .01). Zusätzlich korrelierte die Variable „Ausstieg“ signifikant negativ

mit dem positiven Affekt T1 (r = -.11, p < .01), dem positiven Affekt T2 (r = -.23, p < .01)

sowie dem negativen Affekt T2 (r = -.21, p < .01). Diese Korrelationen weisen darauf hin,

dass Personen, die keinen Sport mehr treiben, über tiefe Werte im positiven Affekt zu T1

und T2 berichtet haben. Zum Zeitpunkt der zweiten Erhebung berichteten Personen, die

keinen Sport mehr treiben, zusätzlich über hohe Werte im negativen Affekt. Personen, die

während des Semesters die Sportart gewechselt haben (Wechsel), zeigten signifikant

negative Korrelationen mit dem Commitment (r = -.10, p < .01) sowie eine signifikant

positive Korrelation mit der Variable positiver Affekt T2 (r = .11, p < .01). Keine der

Variablen korrelierte signifikant mit den Motiven (Hoffnung auf Anschluss, Hoffnung auf

Kontrolle, Hoffnung auf Erfolg).

Page 31: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

31

Tabelle 1: Reliabilitätsanalysen, deskriptive Statistik und Korrelationen aus den Teilnehmerfragebogen 1(T1) und 2 (T2)

Variable α M SD 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

1 Geschlecht - - - -

2 Alter - 32.37 10.12 -.15** -

3 Dabei1 - - - -.02 .02 -

4 Erfahrung im Sport T1

- 2.94 .58 -.13** .09** .13** -

5 Häufigkeit des Sporttreibens T2

- 2.04 .79 -.03 .00 .18** .22** -

6 positiver Affekt T2 .92 3.90 .58 .07 .08** .05 .22** .16** -

7 negativer Affekt T2 .88 1.60 .59 -.14** .20** -.11** .06 .17** -.32** -

8 körperliches Befinden T2

- 4.19 .67 .03 .05 .08* .27** .29** .54** -.21** -

9 Hoffnung auf Anschluss (HA)2

.63 6.17 2.29 -.04 -.00 -.04 .02 .02 .07 .03 .04 -

10 Hoffnung auf Kontrolle (HK)2

.77 7.24 2.99 -.04 -.02 .02 .03 -.00 -.01 .06 .02 .48** -

11 Hoffnung auf Erfolg (HE)2

.74 7.18 2.71 -.03 -.01 -.07 .03 .05 .04 .05 .06 .49** .60** -

Anmerkung. * p < .05, ** p < .01, T1 = Erhebungszeitpunkt 1 mit N = 1288, T2 = Erhebungszeitpunkt 2 mit N = 686. 1 Dabei = Personen, die dieselbe Sportart ausüben wie zu Beginn des Semesters. 2 für diese Variablen wurden Pearson-Korrelationen berechnet.

Page 32: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

32

3.2.2.2 Trainingsleiterfragebogen

In der Tabelle 2 sind die Resultate der deskriptiven Statistik, Reliabilitäten und

Korrelationen für die Variablen aus dem Trainingsleiterfragebogen zu finden. Zwischen den

drei Anreizen Leistung, Macht und Anschluss zeigten sich signifikant positive

Korrelationen. Signifikant negativ korrelierte der Machtanreiz mit dem Geschlecht (r = -.32,

p < .01) sowie das Alter mit das Geschlecht (r = -.17, p < .05). Aufgrund der Codierung des

Geschlechts (1 = männlich, 2 = weiblich) bedeuten diese Korrelationen, dass die männlichen

Trainingsleiter mehr Machtanreize in den Sportarten sahen als die weiblichen. Zudem waren

die Männer durchschnittlich älter als die Frauen.

Tabelle 2: Reliabilitätsanalysen, deskriptive Statistik und Spearman-Korrelationen aus dem Trainingsleiterfragebogen

Variable α M SD 1 2 3 4 5

1 Geschlecht - - - -

2 Alter - 35.34 9.53 -.17* -

3 Leistungsanreiz .64 3.70 .64 -.10 -.08 -

4 Anschlussanreiz .87 3.24 .87 -.07 -.10 .22** -

5 Machtanreiz .85 2.72 .91 -.32** -.12 .44** .19** -

Anmerkung. * p < .05, ** p < .01

Page 33: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

33

3.3 Testen der Hypothesen

3.3.1 A priori Tests

In einem ersten Schritt wurden die Daten auf geschlechts- und altersspezifische

Unterschiede untersucht. Eine ONEWAY Varianzanalyse der Daten aus den

Teilnehmerfragebogen ergab, dass sich Männer und Frauen in den Bereichen positiver

Affekt T1 (MMänner = 3.79, MFrauen = 3.92, F(1, 713) = 6.97, p < .01), negativer Affekt T1

(MMänner = 1.49, MFrauen = 1.40, F(1, 713) = 4.70, p < .05) sowie negativer Affekt T2 (MMänner

= 1.62, MFrauen = 1.47, F(1, 713) = 9.45, p < .01) signifikant unterscheiden. Um den Einfluss

dieser Unterschiede im positiven und negativen Affekt zu kontrollieren, wurde die Variable

„Geschlecht“ in den folgenden Analysen, in denen positiver und negativer Affekt die

abhängigen Variablen sind, als Kovariate kontrolliert. In der Variable „Alter“ zeigten sich

keine Unterschiede in den relevanten Studienvariablen.

3.3.2 Anreizprofile

Die Analyse der Angaben der Trainingsleiter ergab, dass von den ursprünglich 39

Sportarten 31 bezüglich ihres Anreizes bewertet wurden. Zusätzlich wurden drei weitere

Sportarten (Krafttraining, Unihockey, Yoga/Pilates/Stretch & Tone) aufgenommen. Grund

dafür war, dass diese Sportarten häufig bewertet wurden, bei der ursprünglichen Auswahl

jedoch nicht zur Verfügung standen. Der Tabelle 3 kann entnommen werden, wie viele

Trainingsleiter die jeweilige Sportart bewertet haben und welche Mittelwerte die Sportarten

in den einzelnen Anreizthemen erzielt haben.

Page 34: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

34

Tabelle 3: Anreizprofile der Sportarten

Sportart N MLeistung MAnschluss MMacht

Aerobic 7 4.02 3.09 2.54

Aquafit 0 - - -

Badminton 0 - - -

Basketball 3 4.24 4.17 3.63

Bergsteigen 1 3.71 4.00 2.50

Bogensport 2 4.36 3.56 2.31

Budo 12 3.42 3.08 3.02

Bike/Velo 4 3.57 3.56 3.34

Cycling 10 3.36 2.69 2.40

Fechten 2 3.86 2.44 4.06

Fitbox/Fitkick 1 4.29 3.62 4.89

Fussball 0 - - -

Golf 2 3.93 3.38 2.88

Haltungsgymnastik 2 3.43 2.88 1.19

Handball 0 - - -

Kanu/Kajak 7 3.76 3.71 2.96

Konditionstraining 18 3.31 2.69 1.91

Langlauf 5 4.20 3.25 2.75

Laufen/Orientierungslauf 7 3.84 3.30 3.02

Geräteturnen 7 4.02 2.96 2.95

Rudern 15 4.09 3.57 2.64

Schwimmen 2 3.71 2.19 1.81

Segeln 4 3.79 3.56 2.91

Ski/Snowboard/Telemark 2 4.21 2.69 2.75

Ski-/Schneeschuhtouren 2 3.50 3.06 2.43

Klettern 1 3.14 4.00 3.00

Squash 0 - - -

Tanz 5 3.63 2.88 3.30

Page 35: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

35

Sportart N MLeistung MAnschluss MMacht

Tauchen 10 3.19 4.19 2.00

T-Bow 2 3.29 2.06 2.25

Tennis 7 3.98 3.38 3.36

Tischtennis 1 4.29 3.88 4.25

Triathlon 1 3.57 2.25 2.88

Volleyball/Beachvolleyball 8 4.04 4.09 3.41

Wakeboard/Wasserski 0 - - -

Wellenreiten 1 4.29 3.00 2.63

Wellness 3 3.52 3.04 1.97

Windsurfen/Kitesurfen 0 - - -

Krafttraining1 6 3.71 2.48 4.08

Unihockey1 1 3.43 3.25 2.87

Yoga/Pilates/Stretch & Tone1 5 3.66 2.65 1.95

Teamsportarten2 16 3.89 3.91 3.21

Einzelsportarten3 150 3.70 3.14 2.68

Fitnesssportarten4 66 3.65 2.91 2.45

Spielsportarten Einzel5 10 4.00 3.43 3.35

Spielsportarten Team6 12 4.04 4.04 3.42

Anmerkung. Range = 1 (überhaupt nicht charakteristisch) – 5 (sehr charakteristisch)

_ _

1 neu aufgenommene Sportart 2 setzt sich zusammen aus: Basketball, Bergsteigen, Skitouren, Klettern, Volleyball, Unihockey 3 aus: Aerobic, Bogensport, Budo, Bike/Velo, Cycling, Fechten, Fitbox/Fitkick, Golf, Haltungsgymnastik, Kanu/Kajak, Konditionstraining, Langlauf, Laufen/Orientierungslauf, Geräteturnen, Rudern, Schwimmen, Segeln, Ski/Snowboard/Telemark, Tanz, Tauchen, T-Bow, Tennis, Tischtennis, Triathlon, Wellenreiten, Wellness, Krafttraining, Yoga/Pilates/Stretch & Tone 4 aus: Aerobic, Cycling, Fitbox/Fitkick, Haltungsgymnastik, Konditionstraining, Rudern, T-Bow, Krafttraining, Yoga/Pilates/Stretch & Tone 5 aus: Golf, Tennis, Tischtennis 6 aus: Basketball, Volleyball, Unihockey

Page 36: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

36

Aus den Daten des Trainingsleiterfragebogens wurden Anreizprofile für alle

erhobenen Sportarten erstellt. Die Abbildung 5 zeigt exemplarisch einige dieser Profile. Die

vier dargestellten Sportarten (Krafttraining, Volleyball, Klettern, Konditionstraining) zeigen

Unterschiede in ihrem jeweiligen Anreizprofil. Das dominierende Motiv im Krafttraining ist

das Machtmotiv, im Volleyball und Klettern steht der Anschlussanreiz im Vordergrund. Im

Konditionstraining schliesslich steht der Leistungsanreiz an erster Stelle.

Anreizprofile

1 1.5 2 2.5 3 3.5 4 4.5

Konditionstraining

Klettern

Volleyball

Krafttraining

Spo

rtar

ten

Ausprägung

Macht

Anschluss

Leistung

Abbildung 5: Anreizprofile ausgewählter Sportarten Anmerkung. Range = 1 (überhaupt nicht charakteristisch) – 5 (sehr charakteristisch)

Zur Überprüfung der Hypothesen wurden die Anreizprofile der einzelnen Sportarten

benutzt. Im Folgenden werden die Befunde, getrennt für jede Hypothese, vorgestellt.

Page 37: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

37

3.3.3 Hypothese 1: Passung und Persistenz

3.3.3.1 Einfluss der Passung in einem Thema auf die Persistenz

In den ersten Analysen wurden binär logistische Regressionsanalysen gerechnet, um

einen möglichen Interaktionseffekt zwischen einem Motivthema (z.B. Machtmotiv) und dem

entsprechenden Anreiz (z.B. Machtanreiz) auf die abhängige Variable (Persistenz) zu finden.

In diesem Verfahren wurde jeweils nur das dominierende Thema (Leistung, Macht oder

Anschluss) des Motivs beziehungsweise des Anreizes berücksichtigt.

Um den Einfluss der Motiv-Anreiz-Passung auf die Persistenz zu testen, wurden drei

separate binär logistische Regressionsanalysen für die Passung in den dominierenden

Themen Leistung, Macht und Anschluss berechnet. Als Persistenzmass wurde eine neue

Variable „Dabeibleiber“ gebildet. Dabeibleiber wurden all jene Personen genannt, welche zu

beiden Erhebungszeitpunkten (T1 und T2) dieselbe Sportart ausgeübt haben. Personen,

welche nicht in diese Gruppe der Dabeibleiber gefallen sind, wurden als „nicht-

Dabeibleiber“ bezeichnet. Mit der Bildung dieses Persistenzmasses (Dabeibleiber vs. nicht-

Dabeibleiber) kann der binäre Charakter dieser Analysen begründet werden.

Die binär logistische Regression startete mit der Einführung der Kontrollvariablen.

Diese und alle weiteren Variabeln wurden nach Empfehlung von Aiken und West (1991) z-

transformiert. Aufgrund der Vorabanalysen wurden in einem ersten Schritt folgende

Kontrollvariablen eingeführt: Erfahrung im Sport T1, Häufigkeit des Sporttreibens T2,

körperliches Befinden T2. In einem zweiten Schritt wurden ein Thema des Motivs der

Person (z.B. Anschussmotiv) sowie das entsprechende Thema des Anreizes (z.B.

Anschlussanreiz), den die Sportart bietet, einzeln als Prädiktoren eingeführt. Als dritter

Schritt wurde der Interaktionsterm, gebildet aus der multiplikativen Verknüpfung der beiden

Prädiktoren, in die Analyse einbezogen. Mit diesem Vorgehen sollte aufgeklärt werden, ob

die Interaktion zwischen einem Motivthema (z.B. Anschlussmotiv (HA)) und dem Thema

Page 38: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

38

des Anreizes (z.B. Anschlussanreiz (A)) zusätzliche Varianz in der Persistenz (Dabeibleiber

vs. nicht-Dabeibleiber) aufklären kann.

Das gesamte Modell der binär logistischen Regression für das Anschlussthema,

welches alle Kontrollvariablen und Prädiktoren enthält, war statistisch signifikant, χ2 (6, N =

714) = 19.94, p < .01 (vgl. Tabelle 4). Dies bedeutet, dass mit diesem Prädiktoren-Modell

zwischen den Dabeibleibern und nicht-Dabeibleibern unterschieden werden konnte.

Insgesamt konnte dieses Modell 4.5 % (Nagelkerke R2) der Varianz im Persistenzmass

erklären. Total klassifizierte das Modell 63.2 % der Fälle korrekt. Wie die Tabelle 4 zeigt,

leisteten zwei Variablen (Häufigkeit des Sporttreibens T2, Interaktion Anschlussanreiz x

Anschlussmotiv (A x HA)) einen signifikanten Beitrag zur Erklärung der Variation im

Persistenzmass (Dabeibleiber vs. nicht-Dabeibleiber). Die Häufigkeit des Sportreibens zu T2

war mit einer odds ratio von 1.33 der stärkere Prädiktor zur Unterscheidung zwischen

Dabeibleibern und nicht-Dabeibleibern. Der odds ratio Wert bedeutet, dass die Dabeibleiber

knapp eineinhalbmal häufiger Sport trieben als Personen, die nicht bei der vormals

gewählten Sportart geblieben sind. Der Interaktionseffekt A x HA ergab folgenden Wert: B

= -.184, Se = .09, p = .05. Der negative Betawert für die Interaktion (A x HA) besagt, dass

höhere Interaktionswerte zwischen dem Anschlussanreiz und -motiv zu einer geringeren

Persistenz führen. Dieses Resultat entspricht somit nicht der Hypothese 1.

Tabelle 4: Binär logistische Regression auf Persistenz (Dabeibleiber vs. nicht-Dabeibleiber) als Funktion aus Anschlussanreiz und Anschlussmotiv Variable Chi2 R2

(Nagel-kerke)

% Klassifi-kationen

Wald df (1)

B Se Odds Ratio

Erfahrung T1 3.82 .18 .09 1.20

Häufigkeit Sporttreiben T2 7.08 .29** .11 1.33

Körperliches Befinden T2 .40 -.09 .14 .92

Anschlussanreiz (A) .50 -.06 .09 .94

Page 39: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

39

Anschlussmotiv (HA) .02 -.01 .09 .99

A x HA 4.03 -.18* .09 .83

Gesamtmodell 19.94** .05 63.2

Anmerkung. *p < .05, **p < .01, ***p < .001.

Die binär logistischen Regressionen für die anderen beiden Themen (Leistung und

Macht) zeigten keine statistisch signifikanten Interaktionseffekte zwischen dem Motivthema

und dem entsprechenden Thema im Anreiz.

Die drei separaten binär logistischen Regressionen für die Themen Macht, Leistung

und Anschluss zeigten somit keine eindeutig signifikanten Resultate bezüglich des

Persistenzmasses. Die Interaktion zwischen nur einem Thema des Motivs und dem

entsprechenden Thema im Anreiz liefert demnach keinen Beitrag zur Erklärung der

Unterschiede in der Aufrechterhaltung einer sportlichen Aktivität. Aus diesem Grund wurde

in einem nächsten Schritt ein Verfahren gewählt, mit welchem das gesamte Profil der

Motive und Anreize berücksichtigt wurde.

3.3.3.2 Einfluss der Profilpassung auf die Persistenz

Um ein Mass der Passung zwischen dem Motivprofil einer Person und dem

Anreizprofil der ausgeübten Sportart zu erhalten, wurde zunächst für jede Person ein

Motivprofil erstellt. Ein solches Motivprofil entstand aus der Rangfolge aus den

Mittelwerten im Leistungs-, Macht- und Anschlussmotiv. In derselben Weise wurden auch

die Anreizprofile für jede einzelne Sportart erstellt. In einem nächsten Schritt wurden die

Motiv- und Anreizprofile bezüglich ihrer Rangfolge in den drei Themen (Leistung, Macht,

Anschluss) miteinander verglichen. Dabei ergaben sich sechs Kombinationsmöglichkeiten

(vgl. Tabelle 5). Entsprach die Rangfolge der Motive der Person (z.B. Leistung – Macht –

Anschluss) jener der Anreize der ausgeübten Sportart (z.B. Leistung – Macht – Anschluss),

Page 40: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

40

so war eine Passung zwischen Motiv- und Anreizprofil vorhanden. Konnte in der Rangfolge

keine Übereinstimmung gefunden werden (z.B. Motivprofil: Leistung – Macht – Anschluss;

Anreizprofil: Anschluss – Macht – Leistung), so war keine Passung vorhanden.

Tabelle 5: Kombinationsmöglichkeiten der Motiv- und Anreizprofile

Stärkstes Thema Mittleres Thema Schwächstes Thema Code

Anschluss (A) Leistung (L) Macht (M) 1

A M L 2

L A M 3

L M A 4

M A L 5

M L A 6

Um nun den Einfluss der Motiv-Anreiz-Profilpassung auf die Persistenz

(Dabeibleiber) zu testen, wurden Chi-Quadrat Tests gerechnet. Der Chi-Quadrat Test (mit

Yates Kontinuitätskorrektur) zeigte keine signifikante Beziehung zwischen der Passung von

Motiv- und Anreizprofil und dem Weiterführen derselben Sportart wie zum Zeitpunkt T1, χ2

(1, n = 714) = .70, p = .40, phi = .04. Obwohl das Ergebnis statistisch nicht signifikant ist,

unterstützt dieses Resultat auf deskriptiver Ebene die Aussage der Hypothese 1, welche

besagt, dass Personen mit einer Profilpassung länger bei einer gewählten Sportart bleiben,

als Personen ohne Profilpassung. Denn bei über 60 % der Personen, die zu T1 und T2

dieselbe Sportart ausgeübt haben (Dabeibleiber), konnte eine Profilpassung gefunden

werden (vgl. Abbildung 6).

Page 41: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

41

Profilpassung

0 10 20 30 40 50 60 70

Dabeibleiber

nicht-Dabeibleiber

Anzahl in %

Abbildung 6: Profilpassung bei Dabeibleibern und nicht-Dabeibleibern

Insgesamt zeigte sich jedoch, dass die Mehrheit aller Untersuchungsteilnehmer eine

Sportart ausübte, deren Anreizmuster keine Kongruenz zur ihrem eigenen Motivmuster

aufweist. Eine Passung zwischen dem Anreiz- und Motivprofil konnte bei knapp 15 % aller

Untersuchungsteilnehmer gefunden werden. Jene Personen, die zu T2 keinen Sport mehr

getrieben haben (Aussteiger), hatten zu 100 % keine Passung zwischen dem Motiv- und

Anreizprofil.

3.3.3.3 Kovarianzanalyse zur Kontrolle der Stärke der

Profilausprägung auf die Persistenz

Zusätzlich zu den oben beschriebenen Berechnungen wurde anhand von

Kovarianzanalysen, abgesehen vom Einfluss der Profilpassung, die Passung zwischen der

Stärke des Motiv- und Anreizprofils berücksichtigt. Mit diesem Analyseverfahren sollte der

Einfluss der Passung der Stärke der beiden Profilausprägungen kontrolliert werden. Als

Beispiel ist anzunehmen, dass die Bedürfnisse von Personen mit einem insgesamt stark

ausgeprägten Motivprofil bei profilpassenden Sportarten, die ebenfalls starke Ausprägungen

zeigen, eher befriedigt werden als bei profilpassenden Sportarten mit geringen

Page 42: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

42

Ausprägungen. Dieser mögliche Einfluss auf die abhängige Variable sollte mit diesem

Verfahren statistisch kontrolliert werden (Bortz, 2005).

Um die Passung zwischen der Motiv- und Anreizstärke zu berechnen, wurden

zunächst die Anreizwerte in den drei Themen Leistung, Macht und Anschluss summiert.

Anschliessend wurden die Anreizprofile der Sportarten über einen Mediansplit in eine

Gruppe mit starker Anreizausprägung und eine Gruppe mit schwacher Anreizausprägung

aufgeteilt. Auch die Motivwerte der Personen wurden summiert und anschliessend mittels

eines Mediansplits in eine Gruppe mit starken und schwachen Motivwerten unterteilt. Eine

Passung in der Motiv- und Anreizstärke war dann vorhanden, wenn beispielsweise eine

Person mit stark ausgeprägtem Motivprofil eine Sportart ausübte, deren Anreizprofil

ebenfalls stark ausgeprägt war. Konnte keine Kongruenz zwischen der Motiv- und

Anreizstärke gefunden werden, so gab es keine Passung. Diese Passung zwischen der Motiv-

und Anreizstärke wurde dann als Kovariate in die Berechnung aufgenommen.

Vorauslaufende Analysen zeigten, dass die Voraussetzung für Varianzhomogenität

nicht gegeben war. Deshalb wurde die Signifikanzschranke nach Empfehlung von Bühl und

Zöfel (2000) nicht bei p = .05, sondern bei p = .01 angesetzt.

Die zwei Gruppen der Personen mit Profilpassung versus Personen ohne

Profilpassung (= nicht-Profilpassung) unterschieden sich signifikant in ihrer Ausprägung der

Variable „Ausstieg“, wenn gleichzeitig die Stärke der Passung kontrolliert wurde, F(1, 711)

= 8.02 p < .01, eta2 = .01 (MProfilpassung = .00, SDProfilpassung = .00; Mnicht-Profilpassung = .13,

SDnicht-Profilpassung = .33). Die Kovariate „Passung der Motiv- und Anreizstärke“ nahm

ebenfalls signifikanten Einfluss, F(1, 711) = 54.36 p < .001, eta2 = .07. Bezüglich der

Variable „Dabeibleiber“ konnte kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden

Gruppen gefunden werden, F(1, 711) = .24, p = .62, eta2 = .00 (MProfilpassung = .61,

SDProfilpassung = .49; Mnicht-Profilpassung = .56, SDnicht-Profilpassung = .50). Es zeigte sich jedoch, dass

Page 43: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

43

die Kovariate „Passung der Motiv- und Anreizstärke“ signifikant Einfluss nahm, F(1, 711) =

8.01 p < .01, eta2 = .01. Auch für die Variable „Wechsler“ konnte kein signifikanter

Unterschied zwischen Personen mit und ohne Profilpassung gefunden werden, F(1, 711) =

1.61, p = .21, eta2 = .00 (MProfilpassung = .39, SDProfilpassung = .49; Mnicht-Profilpassung = .31, SDnicht-

Profilpassung = .46).

3.3.4 Hypothese 2: Passung und Befinden

3.3.4.1 Einfluss der Passung in einem Thema auf das Befinden

Um den Einfluss der Motiv-Anreiz-Passung auf das Befinden zu testen, wurden

analog zur Überprüfung der Hypothese 1, in einem ersten Schritt jeweils das dominierende

Thema des Motivs und das dominierende Thema des Anreizes betrachtet. Es wurden drei

separate hierarchische Regressionsanalysen für die Passung im Thema Leistung, Macht und

Anschluss berechnet. Die Analysen starteten jeweils mit der Einführung der

Kontrollvariablen. Diese und alle weiteren Variablen wurden nach Empfehlung von Aiken

und West (1991) z-transformiert. In einem zweiten Schritt wurden ein Thema des Motivs der

Person sowie das entsprechende Thema des Anreizes, den die Sportart bietet, einzeln als

Prädiktoren eingeführt. Als dritter Schritt wurde der Interaktionsterm, gebildet aus der

multiplikativen Verknüpfung der beiden Prädiktoren, in die Analyse einbezogen. Mit diesem

Vorgehen sollte aufgeklärt werden, ob die Interaktion zwischen einem Motivthema (z.B.

Leistungsmotiv (HE)) und dem Thema des Anreizes (z.B. Leistungsanreiz (L)) zusätzliche

Varianz im positiven Affekt aufklären kann.

Das Befinden als abhängiges Mass wurde auf verschiedene Arten operationalisiert:

einerseits über den positiven beziehungsweise negativen Affekt, zum anderen über das

körperliche Befinden. Zur Überprüfung der Hypothese 2 wurden der positive Affekt, der

Page 44: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

44

negative Affekt sowie das körperliche Befinden als abhängige Variablen untersucht und die

Analysen getrennt für jede Variable berechnet.

3.3.4.1.1 Hierarchische Regression auf den positiven Affekt

Für die abhängige Variable „positiver Affekt“ wurden aufgrund der Vorabanalysen in

einem ersten Schritt folgende Kontrollvariablen eingeführt: Geschlecht, Alter, Erfahrung im

Sport T1, Häufigkeit des Sporttreibens T2, körperliches Befinden T2. Die Resultate der drei

hierarchischen Regressionen auf die abhängige Variable positiver Affekt für Leistung-,

Macht- und Anschlussthemen zeigten keine signifikanten Interaktionseffekte.

3.3.4.1.2 Hierarchische Regression auf den negativen Affekt

Die Analysen für die abhängige Variable „negativer Affekt“ gestalteten sich

identisch wie jene für den positiven Affekt. In diesen Analysen zeigte sich für das

Anschlussthema ein signifikanter Interaktionseffekt B = -.093, t = 2.36, p < .05. Der negative

Betawert (B = -.093) besagt, dass ein höherer Interaktionswert zwischen dem

Anschlussanreiz und -motiv (HA x A) zu einem höheren Wert im negativen Affekt führt. Für

die beiden anderen Motivthemen (Leistung und Macht) zeigten sich keine signifikanten

Interaktionseffekte. Diese Resultate widersprechen der Hypothese 2.

3.3.4.1.3 Hierarchische Regression auf das körperliche Befinden

Für das körperliche Befinden wurden ebenfalls drei separate hierarchische

Regressionsanalysen für die Themen Macht, Leistung und Anschluss durchgeführt. Für die

abhängige Variable „körperliches Befinden“ wurden folgende Kontrollvariablen eingeführt:

Erfahrung im Sport T1, Häufigkeit des Sporttreibens T2, positiver Affekt T2, Dabeibleiber.

Auch die Resultate der drei hierarchischen Regressionen für die abhängige Variable

körperliches Befinden zeigten keine signifikanten Interaktionseffekte.

Page 45: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

45

3.3.4.2 Einfluss der Profilpassung auf das Befinden

In einem nächsten Schritt wurde das gesamte Motiv- beziehungsweise Anreizprofil in

die Berechnung miteinbezogen. Anhand von T-Tests wurden die Mittelwerte in den

Befindensmassen zwischen Personen mit und ohne Profilpassung miteinander verglichen.

Wie die Abbildung 7 zeigt, hatten Personen mit einer Profilpassung statistisch signifikant

höhere Mittelwerte im positiven Affekt T2 (M = 3.93, SD = .57) als Personen ohne

Profilpassung (M = 3.72, SD = .99; t(234) = -.308, p < .005 (two tailed)).

positiver Affekt T2

3.6 3.65 3.7 3.75 3.8 3.85 3.9 3.95

Passung

keine Passung

Pro

fil

Ausprägung

Abbildung 7: Positiver Affekt zum Zeitpunkt T2 bei Personen mit und ohne Profilpassung

Tendenziell signifikante Mittelwertsunterschiede konnten im Unterschiedsmass des

Befindens (gebildet aus der Differenz zwischen dem körperlichen Befinden zu T1 und T2)

zwischen Personen mit Profilpassung (M = .01, SD = .75) und ohne Profilpassung gefunden

werden (M = -.15, SD = 1.14; t(201) = -.186, p = .06 (two tailed)). Ebenfalls tendenziell

signifikant war der Unterschied im Befinden zu T2. Personen mit Profilpassung hatten ein

leicht besseres Befinden (M = 4.18, SD = .63) als Personen ohne Passung (M = 4.00, SD =

1.10; t(712) = -1.66, p = .10 (two tailed)).

Page 46: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

46

3.3.4.3 Kovarianzanalyse zur Kontrolle der Stärke der

Profilausprägung auf das Befinden

In einem nächsten Schritt wurde auch hier zusätzlich zur Profilpassung die Passung

der Motiv- und Anreizstärke in die Analysen miteinbezogen. Mittels einer Kovarianzanalyse

wurde der Zusammenhang zwischen Befinden und Profilpassung analysiert, währenddessen

die Passung zwischen Motiv- und Anreizstärke als Kovariate kontrolliert wurde.

Bezüglich der unterschiedlichen Befindensmasse konnten keine signifikanten

Resultate gefunden werden. So unterscheidet sich die Gruppe der Personen mit

beziehungsweise ohne Profilpassung nicht signifikant in ihrer Ausprägung der Variable

positiver Affekt T2, F(1, 711) = 2.47, p = .12, eta2 = .00, (MProfilpassung = 3.93, SDProfilpassung =

.57; Mnicht-Profilpassung = 3.72, SDnicht-Profilpassung = .99). Auch bezüglich der Ausprägung der

Variable negativer Affekt T2 war kein Unterschied zwischen der Personengruppe mit und

ohne Profilpassung auszumachen, F(1, 711) = .03, p = .87, eta2 = .00, (MProfilpassung = 1.56,

SDProfilpassung = .55; Mnicht-Profilpassung = 1.52, SDnicht-Profilpassung = .68). Ebenfalls keine

signifikanten Unterschiede konnten bezüglich der Ausprägung der Variable körperliches

Befinden T2 (F(1, 711) = 1.12, p = .29, eta2 = .00, (MProfilpassung = 4.18, SDProfilpassung = .63;

Mnicht-Profilpassung = 4.00, SDnicht-Profilpassung = 1.10)) und dem Unterschiedsmass des Befindens

gefunden werden, F(1, 711) = .71, p = .40, eta2 = .00, (MProfilpassung = .01, SDProfilpassung = .75;

Mnicht-Profilpassung = -.15, SDnicht-Profilpassung = 1.14).

Page 47: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

47

4 Diskussion und Ausblick

4.1 Bewertung der Resultate

Ziel dieser Studie war einerseits, die grundlagentheoretischen Erkenntnisse früherer

Forschungsarbeiten über den Einfluss der Motive und Anreize auf ein erwünschtes Verhalten

(vgl. Litwin, 1970, Bruggemann, 1975, Schmalt, 2000) auf den Anwendungsbereich des

Sports zu übertragen. Zusätzlich wurde die Fragestellung erweitert und die Auswirkung

einer thematischen Passung zwischen den Motiven einer Person und dem Anreizgehalt der

Sportart untersucht. Konkret wurde überprüft, ob eine thematische Passung zwischen den

Motiven (oder komplexen Motivprofilen) einer Person und den Anreizen (oder komplexen

Anreizprofilen) einer Sportart einen positiven Effekt auf die Aufrechterhaltung einer

sportlichen Aktivität und auf das Befinden hat.

Die Analysen zeigten in der Tendenz, dass bei Personen, die über ein ganzes

Semester dieselbe Sportart besucht hatten, häufiger eine Passung zwischen Motiv und

Anreiz zu finden ist als bei Personen, die nicht mehr dieselbe Sportart ausüben. Signifikante

Effekte auf das abhängige Mass Persistenz fanden sich jedoch keine. Die Hypothese 1 kann

somit nur mit Einschränkungen bestätigt werden. Die Analysen zur Hypothese 2, die den

Zusammenhang zwischen einer Motiv-Anreiz-Passung auf das Befinden untersuchten,

lieferten signifikante Ergebnisse. Personen mit einer Kongruenz zwischen dem Motiv- und

Anreizprofil berichten über einen höheren positiven Affekt als Personen, bei denen keine

Kongruenz auszumachen ist.

Die Untersuchung hat zudem gezeigt, dass sich signifikante Resultate erst dann

fanden, wenn das komplexe Motivprofil mit dem komplexen Anreizprofil anstelle der

Betrachtung der einzelnen Motiv-Anreiz-Verbindungen analysiert wurde. Alle drei

Motivthemen (Anschluss, Macht und Leistung) müssen also in den Berechnungen

Page 48: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

48

berücksichtigt werden und tragen zur Passung bei. Wird nur das dominierende Motivthema

mit dem dominierenden Anreizthema verglichen, um eine Passung festzustellen, so gehen

wichtige Informationen der anderen beiden Themen verloren. Dies hat zur Folge, dass die

Hypothesen auf diese Weise nicht bestätigt werden können. Eine zusätzliche

Berücksichtigung und Kontrolle der Passung zwischen der Motiv- und Anreizstärke liefert

jedoch keinen weiteren Erklärungsbeitrag.

4.1.1 Auswirkung einer Passung auf die Persistenz

Es konnte für Personen, die über das ganze Semester hinweg dieselbe Sportart

ausgeübt hatten, häufiger eine Passung zwischen dem Motiv- und Anreizprofil gefunden

werden als bei Personen ohne Motiv-Anreiz-Passung. Jene Personen mit einer Passung

blieben nicht signifikant länger in einer Sportart als Personen ohne eine Passung. Ein

möglicher Grund für diesen Befund liegt in der Tatsache, dass alle Untersuchungsteilnehmer

die Möglichkeit hatten, im Rahmen des ASVZ ein sehr breites und vielfältiges Sportangebot

zu nutzen. Viele ASVZ-Teilnehmer nahmen an mehreren, z.T. recht verschiedenen

Sportangeboten teil. In vorliegender Untersuchung musste jeweils die am häufigsten

ausgeübte Sportart angegeben werden. Nun kann es sein, dass die betreffenden Personen zu

Semesterbeginn eine andere Sportart als Hauptsportart angegeben haben als zum

Semesterende. Dies heisst aber nicht zwingend, dass sie ihre Hauptsportart der ersten

Erhebung nicht mehr ausüben. Möglich wäre, dass sie zum zweiten Erhebungszeitpunkt

mehrere Sportarten ausübten, also auch noch jene wie zum ersten Erhebungszeitpunkt. In der

Zwischenzeit hat sich aber eine Verschiebung der Häufigkeit ergeben, wodurch eine andere

Hauptsportart angegeben wurde und die Person somit nicht mehr in die Kategorie der

Dabeibleiber fällt. Dies obwohl die ursprünglich angegebene Sportart noch weiter ausgeübt

wurde.

Page 49: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

49

Weiter kann die Person zwar die Sportart gewechselt haben, doch kann die „neue“

Sportart ebenfalls ihrem Motivprofil entsprechen. Dies würde den vorliegenden Befund

ebenfalls erklären. Person mit Motiv-Anreiz-Passung haben ihre Sportart zwar teilweise

auch gewechselt, üben aber zum zweiten Erhebungszeitpunkt ebenfalls eine zu ihrem

Motivprofil passende Sportart aus.

4.1.2 Auswirkung einer Passung auf das Befinden

In Übereinstimmung mit der Hypothese zum Befinden konnte gezeigt werden, dass

Personen mit einer Motiv-Anreiz-Passung über einen höheren positiven Affekt zum

Zeitpunkt T2 berichteten als Personen ohne Passung. Dieser Befund legt nahe, dass eine

Passung zwischen dem Motivprofil einer Person und dem Anreizprofil der Sportart das

positive Befinden fördert. Somit ist die Passung zwischen Motiv und Anreiz ein wichtiger

Faktor zur Steigerung des Wohlbefindens. In früheren Untersuchungen konnte bislang

gezeigt werden, dass eine Kongruenz von Zielen und Motiven eine wichtige Grösse für das

Wohlbefinden und die Lebenszufriedenheit darstellt (Brunstein, Lautenschlager, Nawroth,

Pöhlmann, & Schultheiss, 1995; Brunstein, Schultheiss, & Graessmann, 1998). Vorliegende

Untersuchung liefert hierzu neue Erkenntnisse: Neben der Kongruenz von Zielen und

Motiven spielt die Kongruenz zwischen Anreizen und Motiven ebenfalls eine wichtige

Rolle. Die Passung zwischen dem Motivprofil einer Person und dem Anreizprofil der

ausgeübten Sportart ist eine wichtige Kenngrösse zur Verbesserung von Befinden und

Emotionen. Die positiven Emotionen, die bei einer Motiv-Anreiz-Passung zwischen der

Person und der gewählten Sportart entstehen können, führen zu weiteren positiven Effekten.

So konnten Scanlan und Simons (1992) zeigen, dass positive Emotionen einen

motivierenden Einfluss auf das Sporttreiben haben. Auch Abele-Brehm und Brehm (1985,

1990) und weitere Autoren (vgl. Signer, Eberspächer, Bös, & Rehs, 1980) erwähnen die

motivierende Wirkung des Wohlbefindens für sportliche Freizeitaktivitäten. Das

Page 50: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

50

Wohlbefinden und insbesondere das Erleben von Spass fördern wiederum die intrinsische

Motivation (Deci & Ryan, 1991, 2000). Auf den Sportbereich übertragen bedeutet dies, dass

sich beim Erleben von Spass das Sporttreiben von selbst trägt. Der Anreiz liegt dann in der

sportlichen Aktivität selbst und gipfelt bestenfalls im Flowerleben. Rheinberg (2004, S. 34)

definiert das Flowerleben als „den Zustand des selbstreflexionsfreien, gänzlichen Aufgehens

in einer glattlaufenden Tätigkeit […]“. Das Flow-Erleben kann somit als optimaler Zustand

bezeichnet werden.

4.2 Stärken und Einschränkungen der Untersuchung

4.2.1 Längsschnittdesign

Um die Persistenz der sportlichen Aktivität zu erheben, wurde ein längsschnittliches

Untersuchungsdesign mit zwei Messzeitpunkten gewählt. Der Vorteil dieser Methode

besteht darin, dass interindividuelle Unterschiede in intraindividuellen Veränderungen über

die Zeit hinweg genau erfasst werden können. Zudem ergibt sich eine hohe

Prognosefähigkeit, da die Veränderung eines dynamischen Prozesses im zeitlichen Verlauf

sichtbar wird.

4.2.2 Online-Erhebung

Die Untersuchung wurde als (schriftliche) Online-Erhebung durchgeführt. Das

Online-Verfahren ist relativ kostengünstig und ermöglicht eine hohe Anonymität. Durch das

standardisierte Erhebungsverfahren können Verzerrungen minimiert werden. Zudem können

in kurzer Zeit sehr viele Leute erreicht werden. Es ist jedoch zu erwähnen, dass bei einer

Online-Erhebung aufgrund der inhomogenen Verbreitung der Internetnutzung in der

Bevölkerung keine allgemein repräsentative Stichprobe erreicht werden kann. Dies deshalb,

weil nicht alle Personen Zugang zum Internet haben und somit ein abdeckungsbezogener

Page 51: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

51

Fehler entsteht. Weiter besteht bei Befragungen immer das Problem der Selbstselektion. In

der Regel nimmt nur der aktivere Teil der Bevölkerung oder Personen, die eine spezielle

Motivation zur Teilnahme haben (z.B. Interesse am Thema), an Befragungen teil.

4.2.3 Berechnung der Passung zwischen Motiv und Anreiz

Die methodische Stärke der vorliegenden Arbeit liegt darin, dass verschiedene Arten

der Passung zwischen Motiv und Anreiz untersucht wurden. Es wurde geprüft, welchen

Einfluss die Passung zwischen dem dominierenden Motiv- und Anreizthema hat. Die

Befundlage zeigt, dass diese Art der Passung keinen wesentlichen Beitrag zur Unterstützung

der Persistenz- und Befindenshypothese leisten kann. Eine weitere Form der Passung wurde

über den Vergleich des gesamten Motiv- beziehungsweise Anreizprofils definiert. Die

Passung zwischen den beiden Profilen leistet einen wesentlichen Beitrag zur Erklärung der

Persistenz- und Befindenshypothese. Diese Befundlage unterstützt die Vermutung, dass die

Betrachtung des gesamten Motiv- beziehungsweise Anreizprofils einen Mehrwert bezüglich

der Hypothesenunterstützung leisten kann. Zusätzlich zur Passung im gesamten Profil wurde

die Passung der Motiv- und Anreizstärke als Kovariate kontrolliert. Die Kontrolle der

Passung der Stärke lieferte jedoch keinen zusätzlichen Erklärungsbeitrag.

Obwohl die Berechnung der Passung zwischen Motiv der Person und Anreiz der

Situation auf verschiedene Arten operationalisiert wurde, könnte die Berechnung der

Passung optimiert werden. Wie bereits erwähnt könnten über eine differenziertere Erhebung

der Sportanreize und der ausgeübten Sportarten der Teilnehmer genauere Anreiz- und

Motivprofile erstellt werden, was eine genauere Passung zwischen den Anreiz- und

Motivprofilen ermöglichen würde.

Page 52: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

52

4.3 Praktische Implikationen

Aus den Ergebnissen der Untersuchung lassen sich Empfehlungen zur Bekämpfung

der Dropout-Problematik ableiten. Kennt man die Motivstruktur einer Person, so kann

daraus gefolgert werden, welche Anreize eine Sportart bieten muss, damit positive

Emotionen und Befindensweisen hervorgerufen werden und die Person zur Verfolgung eines

Ziels antrieben wird. Um eine zum Motivprofil passende Sportart zu finden, muss das

Anreizprofil der Sportart bekannt sein. Kann eine Person dahingehend beraten werden, dass

sie eine Sportart ausübt, deren Anreizprofil auf ihr Motivprofil passt, so erlebt die Person

mehr positive Emotionen und bleibt langfristig motiviert. Angelehnt an die Berufsberatung

könnte auf der Basis der hier gemachten Befunde eine Sportberatung stattfinden. In einer

solchen Beratung würde das Motivprofil der Person ermittelt werden, so dass dazu passende

Sportarten aufgezeigt werden können. Optimalerweise würden die dann zur Auswahl

stehenden Sportarten noch mit weiteren, individuellen Wünschen der Person abgeglichen

werden. Das Ziel der hier beschriebenen „Sportberatung“ wäre, den Personen den Weg zur

regelmässigen, langfristigen sportlichen Aktivität zu erleichtern.

Page 53: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

53

Literaturverzeichnis

Abele-Brehm, A. & Brehm, W. (1985). Einstellungen zum Sport, Präferenzen für das eigene

Sporttreiben und Befindlichkeitsveränderung nach sportlicher Aktivität. Psychologie

in Erziehung und Unterricht, 4, 263-270.

Abele-Brehm, A. & Brehm, W. (1986). Zur Konzeptualisierung und Messung von

Befindlichkeit. Die Entwicklung der "Befindlichkeitsskalen" (BFS). Diagnostica, 32,

209-228.

Abele-Brehm, A. & Brehm, W. (1990). Wer ist der „typische“ Fitness Sportler? Ein Beitrag

zur Sportpartizipation im Erwachsenenalter. Spektrum der Sportwissenschaft, 2, 4-

32.

Aiken, L. S. & West, S. G. (1991). Multiple regression: Testing and interpreting

interactions. Newbury Park, CA: Sage.

Alfermann, D. & Stoll, O. (2005). Sportpsychologie: Ein Lehrbuch in 12 Lektionen. Aachen

u.a.: Meyer & Meyer.

Armstrong, S. J. & Simons-Morton B. (1994). Physical activity and blood lipids in

adolescents. Pediatric Exercise Science, 6, 381-405.

Atkinson, J. W. (1957). Motivational determinants of risk-taking behavior. Psychological

Review, 64, 359-372.

Atkinson, J. W., Heyens, R. W., & Veroff, J. (1954). The effect of experimental arousal of

the affiliation motive on thematic apperception. Journal of Abnormal and Social

Psychology, 49, 405-410.

Bailey, D. A., Faulkner R. A., & McKay H. A. (1996). Growth physical activity and bone

mineral acquisition. Exercise Sport Science Review, 24, 233-266.

Page 54: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

54

Beckmann, J., Fröhlich, S. M., & Elbe, A. M. (in press). Motivation und Volition. In W.

Schlicht & B. Strauss (Eds.) Enzyklopädie der Psychologie: Sportpsychologie Band I

– Grundlagen der Sportpsychologie. Göttingen: Hogrefe.

Beckmann, J. & Heckhausen, H. (2006). Motivation durch Erwartung und Anreiz. In J.

Heckhausen & H. Heckhausen (Eds.). Motivation und Handeln (3. Auflage, pp. 105-

142). Berlin: Springer.

Bolles, R. C. (1975). Theory of motivation (2. Auflage). New York: Harper and Row.

Bortz, J. (2005). Statistik für Sozialwissenschaftler (6. Auflage). Berlin: Springer.

Bruggemann, A. (1975). Zur Unterscheidung verschiedener Formen von

Arbeitszufriedenheit. In A. Bruggemann, P. Groskurth & E. Ulrich. Arbeit und

Leistung (p. 281). Bern: Huber Verlag.

Brunstein, J. C., Lautenschlager, U., Nawroth, B., Pöhlmann, K., & Schultheiss, O. (1995).

Persönliches Anliegen, soziale Motive und emotionales Wohlbefinden. Zeitschrift für

Differentielle und Diagnostische Psychologie, 16, 1-10.

Brunstein, J. C., Schultheiss, O. C., & Graessmann, R. (1998). Personal goals and emotional

well-being: The moderating role of motive dispositions. Journal of Personality and

Social Psychology, 75, 494-508.

Bühl, A & Zöfel, P. (2000). SPSS – Version 9. Einführung in die moderne Datenanalyse

unter Windows. München: Addison-Wesley.

Bühlmann, U. (1998). Biomedizinische Konsequenzen von Hochleistungssport im Kindes-

und Jugendlichenalter. Schweizerische Zeitschrift für Sportmedizin und

Sporttraumatologie, 46, 71-78 sowie 113-118.

Deci, E. L. & Ryan, R. M. (1991). A motivational approach to self: Integration in

personality. In R. A. Dienstbier (Ed.), Nebraska Symposium on Motivation (pp. 237-

288). Lincoln: University of Nebraska Press.

Page 55: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

55

Deci, E. L. & Ryan, R. M. (2000). The “what” and “why” of goal pursuits: Human needs

and selfdetermination of behaviour. Psychological Inquiry, 11, 227-268.

French, E. G. (1956). Motivation as a variable in work-partner selection. In Journal of

abnormal psychology, 53(1), 96-99.

French, E. G. (1958). Effects of the interaction of motivation and feedback on task

performance. In J. W. Atkinson (Ed.), Motives in fantasy, action and society (pp.

400-408). Princeton: Van Nostrand.

Gabler, H. (2002). Motive im Sport. Schorndorf: Verlag Karl Hofmann.

Heckhausen, H. (1989). Motivation und Handeln. Berlin: Springer.

Heckhausen, J. & Heckhausen, H. (2006). Motivation und Handeln. Berlin: Springer.

Higgins, E. T. (1997). Beyond pleasure and pain. American Psychologist, 52, 1280-1300.

Holland, J. L. (1985). The Self-Directed Search. Professional Manual. Odessa, Florida:

Psychological Assessment Resources.

Holland, J. L. (1997). Making vocational choices. A theory of vocational personalities and

work environments (3rd ed.). Odessa, Florida: Psychological Assessment Resources.

Hull, C. L. (1951). Essentials of behavior. New Haven: Yale University Press.

Janssen, J. P. & Strang, H. (1982). Sport. Anschlussmotiv, Belohnungsaufgabe,

Leistungsmotiv und internaler - externaler Kontrollstil bei Jugendlichen. In

Berichte aus dem Arbeitsbereich Sportpsychologie des Institutes für Sport und

Sportwissenschaften der Universität Kiel (pp. 90-109). Kiel: Institut für Sport und

Sportwissenschaften.

Lamprecht, M. & Stamm, H. P. (2004). Bewegungsverhalten in der Gesundheitsbefragung

2002. Observatorium „Sport und Bewegung Schweiz“. Zürich: L&S

Sozialforschung und Beratung AG.

Page 56: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

56

Langens, T. A., Schmalt, H. D., & Sokolowski, K (2005). Motivmessung: Grundlagen und

Anwendungen (pp. 1-22). In R. Vollmeyer & J. Brunstein. Motivationspsychologie

und ihre Anwendung. Stuttgart: Kohlhammer.

Lewin, K. (1951). Field theory in social sciences. Chicago: University of Chicago Press.

Litwin, G. H. (1970). Climate and motivation: An experimental study. In D. A. Kolb, I. M.

Rubin & J. M. Intyre (Eds.), Organizational psychology (pp. 109-122). Englewood:

Cliffs.

Marti, B. & Hättich, A. (1999). Bewegung – Sport – Gesundheit: Epidemiologisches

Kompendium. Bern, Stuttgart, Wien: Haupt.

McClelland, D. C. (1975). Power: The inner experience. New York: Irvington.

McClelland, D. C. (1985). Human motivation. Glenview, III: Scott, Foresman and Co.

McClelland, D. C., Atkinson, J. W., Clark, R. A., & Lowell, E. L. (1953). The achievement

motive. New York: Appelton-Century-Crofts.

McClelland, D. C. & Boyatzis, R. E. (1982). Leadership motive pattern and long-term

success in management. Journal of Applied Psychology, 67, 737-743.

Murray, H. A. (1938). Explorations in personality. New York: Oxford University Press.

Pahmeier, I. (1994). Drop-Out und Bindung im Breiten- und Gesundheitssport – Günstige

und ungünstige Bedingungen für eine Sportpartizipation. Sportwissenschaft, 2, 117-

150.

Projektgruppe Motivation, Gesundheit und Sport, Allgemeine Psychologie (Motivation)

(2006). Motivation im Sport: Ein Leitfaden für Trainer und Trainerinnen.

Unveröffentlichtes Manuskript. Universität Zürich.

Pifczyk, A. & Kleinbeck, U. (2000). Zum Einfluss leistungs- und anschlussthematischer

Variablen auf die Arbeitsmotivation und die Arbeitszufriedenheit in einem

Page 57: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

57

anschlussthematisch geprägten Arbeitsfeld. Zeitschrift für Arbeits- und

Organisationspsychologie, 44, 57-68.

Rheinberg, F. (1996). Flow-Erleben, Freude am riskantem Sport und andere „unvernünftige“

Motivationen. In J. Kuhl & H. Heckhausen (Hrsg.), Motivation, Volition und

Handlung. Enzyklopädie der Psychologie C/IV/4 (pp. 101-118). Göttingen: Hogrefe.

Rheinberg, F. (2004). Motivation (5. Auflage). Stuttgart: Kohlhammer.

Scanlan, T. K. & Simons, J. P. (1992). The Construct of Sport Enjoyment. In G. C. Roberts

(Ed.), Motivation in Sport and Exercise (pp. 199-216). Champaign, II: Human

Kinetics.

Schmalt, H. D. (1996). Zur Kohärenz von Motivation und Kognition. In J. Kuhl & H.

Heckhausen (Eds.), Enzyklopädie der Psychologie. Motivation, Volition und Handeln

(pp. 241-273). Göttingen: Hogrefe.

Schmalt, H. D. (2000). Motivation. Stuttgart: Kohlhammer.

Schmalt, H. D. & Heckhausen, H. (2006). Machtmotivation. In J. Heckhausen & H.

Heckhausen (2006). Motivation und Handeln. Berlin: Springer.

Schmalt, H. D. & Sokolowski, K. (2006). Motivation. In H. Spada (Eds.), Allgemeine

Psychologie (3. Auflage, pp. 501-552). Bern: Huber.

Schmalt, H. D., Sokolowski, K. & Langens, T. A. (2000). Das Multi-Motiv-Gitter zur

Erfassung von Anschluss, Leistung und Macht – MMG. Frankfurt: Swets.

Schneider, K. & Schmalt, H. D. (2000). Motivation (3. Auflage). Suttgart: Kohlhammer.

Schwarzer, R. (2004). Psychologie des Gesundheitsverhaltens (3. Auflage, Kapitel 3:

Körperliche Aktivität, pp. 203-233). Göttingen: Hogrefe.

Signer, R., Eberspächer, H., Bös, K. & Rehs, H. J. (1980). Die „Attitude Towards Physical

Activity Deutschland“ (ATPA-D) – Skalen. Bad Homburg: Limpert.

Page 58: Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Feldstudie mit ...00000000-0... · Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die anfangs gewählte

58

Slemenda, C. W., Miller, J. Z., Hui, S. I., Reister, T. K., & Johnston, C. C. (1991). Role of

physical activity in the development of skeletal mass in children. Journal of bone and

mineral research, 6, pp. 1227-33.

Sokolowski, K. & Heckhausen, H. (2006). Soziale Bindung: Anschlussmotivation und

Intimitätsmotivation. In J. Heckhausen & H. Heckhausen (Eds.) Motivation und

Handeln (3. Auflage, pp. 193-210). Berlin: Springer.

Tabachnick, B. G. & Fidell, L. S. (2001). Using multivariate statistics (4th ed.). New York:

Harper Collins.

Tabachnick, B. G. & Fidell, L. S. (2007). Using multivariate statistics (5th ed.). Boston:

Pearson Education.

Trapmann, S. (2006). Allgemeiner Interessen-Struktur-Test mit Umwelt-Struktur-Test

(AIST-R/ UST-R). Zeitschrift für Personalpsychologie, 5 (3), 131-134. Göttingen,

Hogrefe.

Winter, D. G. (1973). The power motive. New York: The Free Press.

Winter, D. G. (1992). Power motivation revisited. In C. P. Smith (Ed.) Motivation and

Personality: Handbook of thematic content analysis (pp. 301-310). Cambridge:

Cambridge University Press.