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Abschlussbericht zum Forschungsprojekt
„Feldstudie mit Sporteinsteigern:
Das Zusammenwirken von Motiven und Sportanreizen als Determinante
der Sportaufrechterhaltung und des Befindens“
Julia Schüler & Simone Schoch1
24. Juni 2009
Dr. Julia Schüler Universität Zürich Psychologisches Institut Allgemeine Psychologie (Motivation) Binzmühlestrasse 14/6 CH-8050 Zürich [email protected]
1 Simone Schoch hat mit ihrer engagierten Arbeit im Rahmen ihrer Lizentiatsarbeit zu diesem
Forschungsprojekt und zu diesem Abschlussbericht massgeblich beigetragen. Ich möchte mich an dieser Stelle
herzlich bei ihr bedanken.
2
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis ..................................................................................................................... 2
Abbildungsverzeichnis ............................................................................................................. 4
Tabellenverzeichnis .................................................................................................................. 4
Zusammenfassung .................................................................................................................... 5
1 Theoretischer Hintergrund ............................................................................................... 6
1.1 Motive ...................................................................................................................... 8
1.1.1 Leistung, Macht und Anschluss ........................................................................... 9
1.2 Anreize ................................................................................................................... 12
1.2.1 Anreize und Affekte ........................................................................................... 13
1.3 Motiv und Anreiz ................................................................................................... 14
1.4 Hypothesen ............................................................................................................. 16
1.4.1 Hypothese 1 ........................................................................................................ 16
1.4.2 Hypothese 2 ........................................................................................................ 17
2 Methode und Vorgehen .................................................................................................. 17
2.1 Versuchspersonen ................................................................................................... 18
2.1.1 Rekrutierung der Versuchspersonen .................................................................. 18
2.1.2 Teilnehmerfragebogen ........................................................................................ 19
2.1.3 Trainingsleiterfragebogen .................................................................................. 19
2.2 Messinstrumente ..................................................................................................... 20
2.2.1 Messinstrumente im Teilnehmerfragebogen T1 und T2 .................................... 20
2.2.2 Messinstrumente im Trainingsleiterfragebogen ................................................. 23
3 Resultate ......................................................................................................................... 25
3.1 Vorabanalysen ........................................................................................................ 25
3.1.1 Teilnehmerfragebogen 1 ..................................................................................... 26
3.1.2 Teilnehmerfragebogen 2 ..................................................................................... 26
3
3.1.3 Trainingsleiterfragebogen .................................................................................. 28
3.2 Deskriptive Statistik ............................................................................................... 29
3.2.1 Mittelwerte, Standardabweichungen und interne Konsistenzen ........................ 29
3.2.2 Korrelationen ...................................................................................................... 29
3.3 Testen der Hypothesen ........................................................................................... 33
3.3.1 A priori Tests ...................................................................................................... 33
3.3.2 Anreizprofile ...................................................................................................... 33
3.3.3 Hypothese 1: Passung und Persistenz ................................................................ 37
3.3.4 Hypothese 2: Passung und Befinden .................................................................. 43
4 Diskussion und Ausblick ................................................................................................ 47
4.1 Bewertung der Resultate ........................................................................................ 47
4.1.1 Auswirkung einer Passung auf die Persistenz .................................................... 48
4.1.2 Auswirkung einer Passung auf das Befinden ..................................................... 49
4.2 Stärken und Einschränkungen der Untersuchung .................................................. 50
4.2.1 Längsschnittdesign ............................................................................................. 50
4.2.2 Online-Erhebung ................................................................................................ 50
4.2.3 Berechnung der Passung zwischen Motiv und Anreiz ....................................... 51
4.3 Praktische Implikationen ........................................................................................ 52
Literaturverzeichnis ................................................................................................................ 53
4
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Beispielhafte Darstellung einer Passung zwischen Motiv- und
Anreizprofil ..................................................................................................... 16
Abbildung 2: Überblick zum Untersuchungsablauf ............................................................. 18
Abbildung 3: Beispiel-Items der anschlussthematischen Anreize ........................................ 24
Abbildung 4: Ablauf und Messinstrumente der Untersuchung ............................................ 25
Abbildung 5: Anreizprofile ausgewählter Sportarten ........................................................... 36
Abbildung 6: Profilpassung bei Dabeibleibern und nicht-Dabeibleibern ............................. 41
Abbildung 7: Positiver Affekt zum Zeitpunkt T2 bei Personen mit und ohne
Profilpassung .................................................................................................. 45
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Reliabilitätsanalysen, deskriptive Statistik und Korrelationen aus den
Teilnehmerfragebogen 1(T1) und 2 (T2) ............................................................... 31
Tabelle 2: Reliabilitätsanalysen, deskriptive Statistik und Spearman-Korrelationen aus dem
Trainingsleiterfragebogen ...................................................................................... 32
Tabelle 3: Anreizprofile der Sportarten .................................................................................. 34
Tabelle 4: Binär logistische Regression auf Persistenz (Dabeibleiber vs. nicht-Dabeibleiber)
als Funktion aus Anschlussanreiz und Anschlussmotiv ........................................ 38
Tabelle 5: Kombinationsmöglichkeiten der Motiv- und Anreizprofile .................................. 40
5
Zusammenfassung
Dieses Forschungsprojekt zielt darauf ab, den Einfluss einer thematischen Passung
zwischen den Motiven einer Person und dem Anreizgehalt, die eine Sportart bietet, auf die
Persistenz des Sporttreibens und das Befinden zu untersuchen. In Anlehnung an McClelland
(1985) wurden für die Motive und Anreize die drei Themen Leistung, Macht und Anschluss
gewählt. Anhand einer korrelativen Längsschnittstudie mittels eines zweiteiligen Web-
Fragebogens wurde untersucht, ob Personen2, deren Motivstruktur mit dem Anreizgehalt der
Sportart übereinstimmt, die motivpassende Sportart langfristiger ausüben (höhere Persistenz
zeigen) und ein besseres Befinden haben als Personen, die keine motivpassende Sportart
ausüben. Die Befunde bezüglich der Persistenz zeigen tendenziell signifikante Resultate:
Personen, deren Motivstruktur dem Anreizgehalt der Sportart entsprach, haben häufiger über
das ganze Semester dieselbe Sportart besucht als Personen ohne Motiv-Anreiz-Passung.
Weiter konnte gezeigt werden, dass Personen mit einer Kongruenz zwischen dem Motiv-
und Anreizprofil über einen statistisch signifikant höheren positiven Affekt berichteten als
Personen, bei denen keine Kongruenz auszumachen war.
2 1288 Sportlerinnen und Sportler, die das Sportangebot des Hochschulsports der Universität Zürich
(Akademischer Sportverband, ASVZ) nutzten.
6
1 Theoretischer Hintergrund
Die vielen positiven Effekte von sportlicher Aktivität auf die Gesundheit und das
Wohlbefinden sind unbestritten (vgl. u.a. Slemenda, Miller, Hui, Reister, & Johnston, 1991;
Armstrong & Simons-Morton, 1994; Bailey, Faulkner, & McKay, 1996; Bühlmann, 1998).
Körperlich Aktive sind seltener übergewichtig, sind weniger krankheitsanfällig, haben eine
höhere Lebenserwartung und erfreuen sich einer höheren Lebensqualität als körperlich
inaktive Personen (Schwarzer, 2004). Obwohl diese Information weitreichend bekannt ist,
schlägt sie sich kaum in Form engagierten Sporttreibens nieder (Marti & Hättich, 1999).
Lamprecht und Stamm (2004) konnten in der Schweizer Gesundheitsbefragung von 2002
feststellen, dass 37 % der Schweizer Bevölkerung körperlich inaktiv ist. Vor allem im
Breitensport ist immer wieder beobachtbar, dass viele Sporteinsteiger zwar mit einer
sportlichen Aktivität beginnen, jedoch auch schon bald wieder damit aufhören. So fand
Pahmeier (1994) bei gesundheits- und freizeitorientierten Sportprogrammen eine Dropout-
Quote von 40 bis 60 %. Worin können die Ursachen für diese hohe Dropout-Quote liegen?
Oder anders gefragt: Warum bringen viele Sporteinsteiger zwar die Motivation auf, mit einer
sportlichen Aktivität zu beginnen, verlassen diese aber häufig schon nach kurzer Zeit
wieder?
Viele Sportler sehen den Grund für das Aussteigen aus der Sportart darin, dass die
anfangs gewählte Sportart nicht zu ihnen „gepasst“ hat (vgl. Gabler, 2002). Rückschliessend
auf diese Aussage ist anzunehmen, dass Personen häufig Sportarten wählen, die ihren
Bedürfnissen nicht wirklich entsprechen. Die Folge davon: Die anfängliche Freude und
Motivation sinkt sehr schnell, so dass die Sportart schon nach kurzer Zeit nicht mehr
ausgeübt wird. Diese unpassende Sportwahl könnte somit ein Grund für die hohe Dropout-
Quote sein.
7
In der klassischen motivationspsychologischen Forschung gibt es ein theoretisches
Konzept, mit welchem dieses Phänomen der Passung zwischen den Bedürfnissen einer
Person und den von ihr ausgeübten Aktivitäten erklärt werden kann. Dieses Konzept
betrachtet die Anreize in der Umwelt als wichtige Determinanten menschlichen Verhaltens
(z.B. Hull, 1951; Heckhausen, 1989). Anreize werden als „Zugkräfte“ menschlichen
Verhaltens beschrieben (Bolles, 1975), die eine Person dann zu einem Verhalten bewegen,
wenn ein Anreiz der Situation auf ein entsprechendes „Gegenstück“ auf der Seite der Person
trifft (Atkinson, 1957). Dieses in der Person liegende Gegenstück sind Motive, wie das
Leistungs-, Macht- und Anschlussmotiv (vgl. McClelland, 1985). Erst wenn eine
thematische Passung zwischen den Motiven einer Person und dem Anreizgehalt der
Situation vorhanden ist, zeigt sich das erwünschte Verhalten (Schmalt, 2000).
Auch Psychologen aus der Arbeits- und Organisationspsychologie beschäftigen sich
mit der Passung einer Person und der berufsbedingten Situation, wobei dieser Ansatz nicht
auf der Motiv-Anreiz-Passung basiert. So wird in der Berufsberatung die Passung zwischen
den Eigenschaften und Interessen einer Person mit dem beruflichen Umfeld beurteilt und
abgeglichen, um eine passende Aufgabe innerhalb der Firma oder einen geeigneten Beruf zu
finden (vgl. McClelland & Boyatzis, 1982; Holland, 1985, 1997; Trapmann, 2006). Dass
aber auch die Motive in ihrem Zusammenwirken mit den Anreizen einen wichtigen Einfluss
auf die Motivation haben, konnten bereits French (1958) und Litwin (1970) in ihren
experimentellen Arbeiten bestätigen. Es konnte nachgewiesen werden, dass die
Übereinstimmung von Anreizbedingung und Motivstruktur zu optimalen betrieblichen
Ergebnissen führt (Litwin, 1970). Weiter konnten Pifczyk und Kleinbeck (2000) in ihrer
Untersuchung zeigen, dass sich in Berufen, die viele anschlussthematische Anreize bieten,
auch vermehrt Mitarbeiter mit einer höher ausgeprägten anschlussthematischen
Motivstruktur finden. Für solche Mitarbeiter konnte zudem eine hohe Arbeitsmotivation
nachgewiesen werden.
8
Weiter beschäftigte sich Bruggemann (1975) mit der Passung zwischen der Person
und den Anreizen aus der Umwelt. Er stellte Arbeitszufriedenheit als das Ergebnis eines
inneren Vergleichs der erfahrenen Umwelt (Anreizen) mit den eigenen Ansprüchen
(Bedürfnissen, Motiven) dar. Die Übereinstimmung und Abweichung dieses Vergleichs
bedingen nach Bruggemann Arbeitszufriedenheit oder -unzufriedenheit.
Diese grundlagentheoretischen Erkenntnisse zeigen, dass sowohl die Motive einer
Person als auch die Anreize der Situation, in der sich die Person befindet, einen Einfluss auf
die Motivation und Zufriedenheit haben. Obwohl sich die oben beschriebenen Ansätze
mehrfach mit Motiven von Personen und Anreizen von Situationen auseinandergesetzt
haben, lassen die bisherigen Forschungsansätze theoretische Lücken offen. Bis anhin
beschränkten sich die Forschungsarbeiten meist auf die Untersuchung eines Motivs und
Anreizes. Die Auswirkung einer thematischen Passung zwischen dem Motivprofil einer
Person und dem Anreizgehalt der Situation wurde jedoch ausser Acht gelassen. Die
Untersuchung einer solchen Passung und deren Effekt auf die Persistenz einer sportlichen
Tätigkeit und das Befinden ist das Ziel der vorliegenden Arbeit. Bevor nun aber genauer auf
dieses Vorhaben eingegangen wird, werden die beiden Hauptkonstrukte dieser
Untersuchung, die Motive und Anreize, genauer beschrieben.
1.1 Motive
Motive sind Bedürfnisse einer Person. Sie beschreiben eine dispositionelle Neigung
und Voreingenommenheit einer Person in der Bewertung bestimmter Klassen von
Handlungszielen (Schmalt & Sokolowski, 2006). Langens, Schmalt und Sokolowski (2005,
S. 1) definieren das Konstrukt des Motivs wie folgt: „Man spricht von Motiven […] und
meint damit die Bereitschaft auf bestimmte Klassen von Zielzuständen mit typischen
Affektmustern zu reagieren.“ Die Besonderheiten der jeweiligen Situation (Anreize der
9
Situation) regen die Motive einer Person an.3 Daraus resultiert Motivation, welche als
aktueller Zustand Verhalten aktiviert und in Gang setzt, ihm eine Richtung und ein Ziel gibt
und es steuert (Alfermann & Stoll, 2005). Menschen unterscheiden sich in der Ausprägung
ihrer Motive, was vielfältige Auswirkungen auf das Erleben und Verhalten hat (Langens et
al., 2005). So bestimmt beispielsweise die Stärke eines Motivs auch die zur Motivanregung
notwenige Anregungsschwelle. Ein stark ausgeprägtes Motiv braucht nur einen schwachen
Anreiz, damit Motivation entsteht; ein schwaches Motiv hingegen benötigt starke Anreize.
Zudem hat die Stärke des angeregten Motivs hat einen Einfluss auf die Intensität und die
Ausdauer des zielgerichteten Verhaltens (vgl. Higgins, 1997) und beeinflusst die
Verarbeitung motivrelevanter Informationen.
1.1.1 Leistung, Macht und Anschluss
1.1.1.1 Leistungsmotiv
Nach der wissenschaftlichen Definition geht es beim Leistungsmotiv um die
Auseinandersetzung mit einem Gütemassstab (McClelland, Atkinson, Clark, & Lowell,
1953). Der Handelnde möchte etwas möglichst gut oder besser (als bisher oder als andere)
machen. Murray (1938) umschrieb das Leistungsmotiv mit folgenden Merkmalen: Eine
schwierige Aufgabe meistern, etwas besser und schneller tun, Probleme überwinden, einen
hohen Standard erreichen, das eigene Talent beweisen, andere im Wettbewerb übertreffen.
Ein wichtiges Motiv für das Sporttreiben kann in der Kompetenzerfahrung und in der
Auseinandersetzung mit einem Gütesmassstab liegen. Im Leistungssport besteht ein Ansporn
gerade darin, herauszufinden wer die beste Leistung bringt und wie weit sich
Leistungsgrenzen verschieben lassen. Aber auch im Breitensport finden sich Sportarten, wie
3 Auf die Interaktion von Motiv und Anreiz wird in Kapitel 1.3 genauer eingegangen.
10
zum Beispiel ein Volkslauf oder Marathon, wo man die Leistung gut bewerten und sich
messen kann. Gütemassstäbe für das Gelingen oder Misslingen können nach Rheinberg
(2004) entweder in der Sache selbst liegen (einen ganzen Marathon laufen), sich an der
eigenen zurückliegenden Leistung orientieren (eine neue persönliche Bestzeit beim
Marathon laufen) oder auf dem Vergleich mit anderen basieren (den Marathon gewinnen).
Gütemassstäbe liegen dann vor, wenn Handlungsresultate bewertet werden können. Die
Bewertung von Handlungsresultaten führt zu leistungsbezogenen Affekten, deren Auftreten
das letztlich angestrebte Handlungsziel darstellt (stolz auf sich sein nach absolviertem
Marathon). Dieser Affekt kann antizipatorisch vorweggenommen werden, dann in Form
eines Anreizes das Motiv anregen und damit eine neue Verhaltensepisode motivieren
(McClelland et al., 1953). Solche antizipierte Affekte müssen nicht zwingend aus bereits
gemachten Erfahrungen entstehen. Sie ergeben sich auch aus dem Vergleich mit einer
ähnlichen Aufgabe oder der Vermutung, wie es sich wohl anfühlt, einen Marathon zu laufen.
1.1.1.2 Machtmotiv
Das Machtmotiv beschreibt das Bedürfnis, sich stark und einflussreich zu fühlen
(Winter, 1992). Von Murray (1938, S. 152; übersetzt von Schmalt & Heckhausen (2006))
wurde das Machtmotiv mit folgenden Merkmalen umschrieben: „[…] Die eigene Umgebung
zu kontrollieren; das Verhalten anderer durch Eingebung, Verführung, Überzeugung oder
Befehl zu beeinflussen und zu lenken… Handlungen: Beeinflussen, …überzeugen,
…organisieren, …führen, …überwachen, …kontrollieren, …vorschreiben, …Gesetze
erlassen, …Zuhörer gewinnen, …imitiert zu werden.“ Das Machtmotiv äussert sich nach
dieser Beschreibung in einem Bedürfnis nach Einfluss und Überlegenheit, nach Stärke und
Dominanz. Der angestrebte Zielzustand des Machtmotivs liegt darin, Einfluss zu haben, sich
stark zu fühlen, andere Menschen zu beeindrucken und deren Verhalten zu kontrollieren
(McClelland, 1975).
11
Das Bestreben, das Erleben und Verhalten anderer Personen zu beeinflussen, wird
durch die Höhe des Machtmotivs bestimmt. Facetten machtthematischen Verhaltens finden
sich auch im Sport an vielen Stellen wieder: So will man den „Gegner beherrschen“ oder das
„Feld unter Kontrolle haben“. Andere Beispiele für machtthematisches Verhalten im
Sportkontext sind folgende: Der Boxer möchten seinen Gegner dominieren. Auf dem
Spielfeld hat der Mannschaftskapitän die Verantwortung für sein Team.
Untersuchungen zum Machmotiv im Sportbereich sind rar (Beckmann, Fröhlich &
Elbe, in press). Ausserhalb des Sportkontextes konnte Winter (1973) zeigen, dass hoch
machtmotivierte Studenten mehr studentische Ämter innehaben, häufiger in Organisationen
aktiv sind, sich häufiger an öffentlichen Veranstaltungen und Diskussionen beteiligen und
sich auch erfolgreicher in verschiedenen Wettkampfsportarten betätigen. Es ist zu vermuten,
dass Trainer und Schiedsrichter über ein besonders hohes Machtmotiv verfügen. Auch
könnte das Machtmotiv bei extremen Ausdauersportarten eine wichtige Rolle spielen und
zwar im Sinne eines „Ich kontrolliere mich selbst, habe Macht über mich“ (Rheinberg, 1996,
S. 104).
1.1.1.3 Anschlussmotiv
Das Anschlussmotiv bezeichnet den Wunsch nach Herstellung oder
Aufrechterhaltung von positiven Beziehungen zu anderen Menschen (Atkinson, Heyens &
Veroff, 1954; Schmalt & Sokolowski, 2006). Sokolowski und Heckhausen (2006, S. 193)
beschreiben das Anschlussmotiv wie folgt: „Aus Fremden Bekannte und schliesslich
Vertraute und freundschaftlich Gesinnte zu machen, dass man dabei aber zurückgewiesen
werden kann, das ist das Thema des Anschlussmotivs“. Auch im Sportbereich hat die
12
zwischenmenschliche Beziehung eine wichtige Bedeutung. Sepp Herbergers4 viel zitierter
Ausspruch: „Elf Freunde sollt ihr sein“, gibt einen Hinweis darauf. Der Teamgeist und das
Verhältnis zum Trainer sind beispielhaft für die Vielzahl von Interaktionen im Sport, die in
den anschlussthematischen Bereich gehören.
Die Forschungsarbeit von French (1956) zeigt, wie sich hoch anschlussmotivierte
Personen von anderen hinsichtlich der Wahl von Arbeitspartnern unterscheiden. Er liess
seine Versuchspersonen wählen, ob sie eine Aufgabe lieber mit einem untüchtigen Freund
bearbeiten wollten oder mit einem Partner, der zwar tüchtig, ihnen aber unsympathisch war.
Es zeigte sich, dass Personen mit hohem Leistungs- und niedrigem Anschlussmotiv eher den
tüchtigen Partner wählten, wohingegen Versuchspersonen mit hohem Anschluss- und
niedrigem Leistungsmotiv sich für den Freund entschieden. Eine solche nicht
leistungsförderliche Orientierung lässt sich teilweise auch im Sport finden, je eher das
sportliche Handeln als Freizeitsport und nicht als Leistungssport verstanden wird. Janssen
und Strang (1982) konnten in ihrer Untersuchung mit 522 Schülerinnen zeigen, dass
sportliche Aktivitäten und Freizeitverhalten hauptsächlich vom Anschlussmotiv bestimmt
werden. Diese Tatsache kann insbesondere bei Mannschaftssportarten zu Konflikten führen,
wenn anschlussmotivierte Sportler auf leistungsmotivierte treffen und somit nicht dieselben
Ziele im Vordergrund stehen.
1.2 Anreize
Wie bereits erwähnt liegen die Dropout-Quoten bei Sportprogrammen - seien sie
freizeit- oder gesundheitsorientiert - mit 40 bis 60 % (Pahmeier, 1994) sehr hoch und
veranlassen zur Frage, warum viele Menschen mit sportlichen Aktivitäten beginnen, diese
4 Sepp Herberger war ein deutscher Fussballtrainer. Von 1936 bis 1942 und von 1950 bis 1964 war er für die
deutsche Fussballnationalmannschaft verantwortlich.
13
aber nach einiger Zeit wieder aufgeben. Warum verliert das Sporttreiben seinen Reiz? Oder
anders herum gefragt: Warum halten andere Menschen die sportliche Aktivität über lange
Zeit aufrecht? Was reizt zur Handlung? Die Fragen beinhalten schon die Antwort: Es sind
Anreize, die wichtige Bestimmungsstücke menschlichen Verhaltens darstellen. Anreize sind
die situativen Determinanten des Verhaltens und können einen Motivationszustand anregen
(Beckmann & Heckhausen, 2006). Schmalt (1996, S. 245) definiert Anreize als „antizipierte
Affekte“. Nach ihm werden Reize in der Umwelt erst dann zu Anreizen, wenn eine
Verknüpfung mit Affekten stattgefunden hat. Auch Heckhausen und Heckhausen (2006)
stellen den Bezug zu den Affekten in den Vordergrund. Sie bezeichnen all jene Situationen
als Anreize, die für ein Individuum einen positiven oder negativen Aufforderungscharakter
haben und so zu einer entsprechenden Handlung führen. Weiter erwähnen sie, dass Anreize
an die Handlung selbst, an das Ergebnis der Handlung und an verschiedene Arten von
Folgen des Ergebnisses geknüpft sein können.
1.2.1 Anreize und Affekte
Anreizthematische Theorien gehen von der Annahme aus, dass Personen ihr
Verhalten vorausblickend und an vorweggenommenen Zielzuständen orientieren (Rheinberg,
2004). Die mit den Zielzuständen verknüpften Affekte werden dann zeitlich
vorweggenommen (antizipiert) und aktivieren eine Verhaltenstendenz. Diese
Verhaltenstendenz kann darauf gerichtet sein einen positiven Affektzustand zu erreichen
oder einen negativen Affektzustand zu vermeiden. Anreize sind keine objektiven
Sachverhalte, sondern werden vom Individuum subjektiv wahrgenommen und affektiv
bewertet (Beckmann & Heckhausen, 2006). So kann ein und derselbe Reiz, z.B. eine
Skipiste, bei einer Person positive Affekte wie Freude auslösen, bei einer anderen Person
jedoch mit negativen Affekten, wie Angst oder Furcht in Verbindung gebracht werden.
Wiederum eine dritte Person mag sich überhaupt nicht für die Skiabfahrt interessieren.
14
Anreize sind somit von personseitigen Bedürfnissen abhängig: Motiv und Anreiz
interagieren. Damit Motive verhaltenswirksam werden können, bedarf es eines Anreizes von
„aussen“. Andersherum gilt auch, dass ein Reiz in der Situation erst dann Verhalten auslöst,
wenn er auf eine korrespondierende Motivdisposition im Individuum trifft (Schneider &
Schmalt, 2000). So gibt es leistungsthematische Anreize, die Freude und Stolz bei der
Auseinandersetzung mit einem Gütemassstab versprechen (z.B. herausfordernde Aufgaben,
anspruchsvolle Skipiste), auf die Personen mit einem hohen Leistungsmotiv ansprechen.
Machtthematische Anreize, die ein Gefühl von Stärke und Überlegenheit versprechen, wie
beispielsweise beim Führen oder Anleiten einer Gruppe oder die die Position des
Mannschaftsführers, regen Verhalten bei Personen mit einem hohen Machtmotiv aus.
Situationen, die ein harmonisches Miteinander mit anderen Personen versprechen, wie das
Zusammensein mit Freunden oder gemeinsame sportliche Aktivitäten, „reizen“ Personen mit
einem hohen Anschlussmotiv.
1.3 Motiv und Anreiz
Motive und Anreize sind die Bestimmungsstücke der Motivation (McClelland, 1985;
Schneider & Schmalt, 2000). Motivation entsteht dann, wenn die Motive als dispositionale,
organismusinterne Determinante und die Anreize als situationseigene Determinante
zusammenwirken. Oder anders gesagt: Wird durch eine bestimmte Situation ein Motiv
angesprochen, so führt dies zur Motivation, eine bestimmte Handlung auszuführen. Bereits
Lewin (1951) hat in seiner „Feldtheorie“ das Verhalten als eine Funktion von
Personenfaktoren und Umgebungsfaktoren bezeichnet. Die Feldtheorie berücksichtigt somit
die Wechselwirkungszusammenhänge zwischen Personen- und Situationsfaktoren. Auch
Murray (1938) hat sich mit den Konstrukten des Motivs und des Anreizes
auseinandergesetzt. Er hat das Zusammenwirken von Motiv („need“) und passendem Anreiz
15
(„press“) als „Thema“ benannt. Besteht eine solche Korrespondenz, so treten die
entsprechenden Merkmale der Situation in den Vordergrund der Aufmerksamkeit. Es
entsteht Motivation und die Situationsmerkmale bekommen einen
„Aufforderungscharakter“. Diese Motivationsentstehung kann im Sinne eines
Bewertungsvorgangs verstanden werden. Motiv und Anreiz müssen als zum gleichen
„Thema“ (z.B. Leistung, Anschluss, Macht) gehörend bewertet werden, damit Motivation
entsteht. Ein situativer Sachverhalt wird deshalb zu einem passenden Anreiz, weil durch ihn
ein Motiv oder Bedürfnis befriedigt werden kann.
Die Verfolgung eines Ziels gelingt demnach dann am besten, wenn die Motive einer
Person mit den Anreizen der Situation übereinstimmen (Langens et al., 2005). Diese
Tatsache ist vor allem dann wichtig, wenn eine Person eine Aktivität wie das Sporttreiben
oder eine berufliche Tätigkeit über einen langen Zeitraum mit Spass und Ausdauer verfolgen
soll. Eine optimale Abstimmung von Anreizen und Motiven fördert die nachhaltige
Ausübung einer Tätigkeit, also beispielsweise auch die Persistenz der Sportausübung:
Menschen sollen dann lange eine Sportart betreiben, wenn das Motivprofil der Person mit
dem Anreizprofil der Sportsituation übereinstimmt.
Fragestellung der vorliegenden Arbeit
Anlehnend an die oben beschriebenen positiven Auswirkungen des
Zusammenpassens von Anreizen und Motiven, ist das Ziel der vorliegenden
Forschungsarbeit, die Auswirkung einer Anreiz-Motiv-Passung auf das Sportverhalten zu
untersuchen. Neben der Passung einzelner Motiv-Anreizkonstellationen wird in dieser
Arbeit erstmalig in der motivationspsychologischen Forschung die Passung zwischen dem
Motivprofil einer Person, das sich aus dem Leistungs-, Macht- und Anschlussmotiv
zusammensetzt, und dem leistungs-, macht- und anschlussthematischen Anreizprofil der
Sportsituation analysiert. Es wird angenommen, dass eine Motiv-Anreiz-Passung die
16
Persistenz des Sporttreibens vorhersagt und dass Personen, die eine zu ihrem Motivprofil
passende Sportart ausüben, über besseres Befinden berichten als Personen, die eine nicht
passende Sportart betreiben. Diese Passungshypothese ist in Abbildung 1 illustriert.
Motivprofil der Person Anreizprofil der Sportart
Leistung Leistung
Anschluss Anschluss
Macht Macht
geringgering mittelmittel starkstark
Motivprofil der Person Anreizprofil der Sportart
Leistung Leistung
Anschluss Anschluss
Macht Macht
geringgering mittelmittel starkstark
Abbildung 1: Beispielhafte Darstellung einer Passung zwischen Motiv- und Anreizprofil
1.4 Hypothesen
Aus den im Theorieteil dargestellten Überlegungen leiten sich die folgenden
Hypothesen ab.
1.4.1 Hypothese 1
Personen, bei denen eine Passung zwischen dem Motivprofil der Person und dem
Profil des Anreizgehalts der Sportart vorhanden ist, führen diese Sportart langfristiger aus
als Personen, bei denen keine Passung vorhanden ist.
17
1.4.2 Hypothese 2
Personen, bei denen eine Passung zwischen dem Motivprofil der Person und dem
Profil des Anreizgehalts der Sportart vorhanden ist, berichten über ein besseres Befinden als
Personen, bei denen keine Passung vorhanden ist.
2 Methode und Vorgehen
Die Fragestellung dieser Arbeit wurde in einem realitätsnahen Umfeld, unter
Teilnahme von zwei Zielgruppen untersucht (vgl. Abbildung 2). Zum einen wurden
Teilnehmende einer universitären Sportorganisation (akademischer Sportverband Zürich,
ASVZ) befragt. Diese Teilnehmerdaten wurden mittels einer korrelativen Feldstudie zu zwei
Messzeitpunkten erhoben. Zu Beginn des Herbstsemesters 2007 (= erster Messzeitpunkt, T1)
füllten die Sportler den Teilnehmerfragebogen 1 aus. Die Daten für den
Teilnehmerfragebogen 2 wurden am Ende des Herbstsemesters 2007 erhoben (= zweiter
Messzeitpunkt, T2). Die Angaben aus dem Teilnehmerfragebogen 1 und dem
Teilnehmerfragebogen 2 dienten zur Erstellung der Motivprofile der Personen sowie zur
Erhebung der Daten zur Persistenz der sportlichen Aktivität und dem Befinden.
Als zweite Zielgruppe der Erhebung wurden Trainingsleiter des ASVZ befragt. Ziel
der Befragung der Trainingsleiter war, Anreizprofile der verschiedenen Sportarten zu
erstellen Die Trainingsleiterbefragung fand parallel zur ersten Teilnehmerbefragung statt.
Sowohl die Daten der Teilnehmer als auch jene der Trainingsleiter wurden über Web-
Fragebogen erhoben.
18
Erster Messzeitpunkt (T1) Zweiter Messzeitpunkt (T2)
Teilnehmerfragebogen 1 Teilnehmerfragebogen 2
Trainingsleiterfragebogen
Abbildung 2: Überblick zum Untersuchungsablauf
2.1 Versuchspersonen
Insgesamt haben 1288 (525 Männer, 763 Frauen; MAlter = 32.37, SDAlter = 10.06,
Range: 19 – 88) den Teilnehmerfragebogen 1 ausgefüllt. Am zweiten Teil der Erhebung
(Teilnehmerfragebogen 2) nahmen 714 Personen (294 Männer, 420 Frauen; MAlter = 32.04,
SDAlter = 9.89, Range: 19 – 67) teil. Die Rücklaufquote betrug somit 55 %. Die
ausgeschiedenen Versuchspersonen unterschieden sich in keiner der zu Beginn erfassten
Variablen von den noch in der Stichprobe verbliebenen Probanden.
2.1.1 Rekrutierung der Versuchspersonen
Die Versuchspersonen wurden über verschiedene Kanäle rekrutiert. Im Sportmagazin
„O2“ des ASVZ wurde ein Werbetext abgedruckt, Flyer wurden verteilt, auf der Homepage
des ASVZ wurde ein Link zum Fragebogen erstellt und Einladungsmails wurden an
potentielle Teilnehmer5 verschickt. In all diesen Kurzinformationen wurde mit einem kurzen
Werbetext für die Umfrage geworben. Dieser Text beinhaltete die wichtigsten Informationen
zu den Untersuchungsinitiatoren, zum Inhalt, Ablauf und Ziel der Untersuchung. Den
potentiellen Teilnehmern wurde mitgeteilt, dass es sich um eine Web-Umfrage zu den
5 Wenn nachfolgend die männliche Form von Teilnehmer o.ä. verwendet wird, so sind immer die weiblichen
und männlichen Teilnehmenden gemeint.
19
folgenden zwei Themen handle: 1) Wie beurteilst du den ASVZ? 2) Gibt es eine passende
Sportart für jede Person? Weiter wurde der Link, unter welchem der Fragebogen ausgefüllt
werden konnte, aufgeführt und das Datum zum Untersuchungsstart angegeben. Um den
Teilnehmenden einen weiteren Anreiz zur Teilnahme zu setzen, wurden sie auf die
attraktiven Verlosungspreise (z.B. iPod) nach Abschluss der Umfrage hingewiesen.
Zusätzlich wurden praktische Motivations-Tipps für eine regelmässige sportliche Aktivität
sowie allgemeine Rückmeldungen zu den Resultaten der Umfrage versprochen.
2.1.2 Teilnehmerfragebogen
Die Datenerhebung wurde mittels Web-Fragebogen (PHP-Surveyor) zu Beginn (T1,
Teilnehmerfragebogen 1) und am Ende (T2, Teilnehmerfragebogen 2) des Herbstsemesters
2007 an der Universität Zürich durchgeführt. Zwischen den beiden Erhebungszeitpunkten
lagen ungefähr 12 Wochen.6 Die Versuchspersonen füllten zu beiden Messzeitpunkten (T1
und T2) je einen Fragebogen über das Internet aus. Rekrutiert über die oben erläuterten
Schritte, wussten die Teilnehmer bereits, dass es im Fragebogen um die Beurteilung des
ASVZ7 sowie um die Frage, ob es für jede Person eine passende Sportart gibt, geht.
2.1.3 Trainingsleiterfragebogen
Parallel zur ersten Teilnehmerbefragung wurden die ASVZ-Trainingsleiter zu Beginn
des Herbstsemesters 2007 befragt. Sie erhielten einen Web-Fragebogen, mit welchem der
Anreizgehalt ihrer Sportart erfasst wurde. Insgesamt nahmen 177 Trainingsleiter mit einem
6 Der Zeitraum zwischen den beiden Erhebungen variiert unter den einzelnen Teilnehmern, da sowohl der
Teilnehmerfragebogen 1 als auch der Teilnehmerfragebogen 2 während vier Wochen ausgefüllt werden konnte.
7 Die Beurteilung des ASVZ ist für vorliegende Fragestellung nicht relevant.
20
mittleren Alter von 35.34 Jahren (SD = 9.53) an der Befragung teil. 57 % der befragten
Trainingsleiter waren männlich.
2.2 Messinstrumente
2.2.1 Messinstrumente im Teilnehmerfragebogen T1 und T2
2.2.1.1 Demographische Daten und allgemeine Merkmale zum
Sportverhalten
Zu Beginn des Fragebogens wurden die demographischen Daten der
Versuchspersonen erhoben (Alter, Geschlecht, Mitgliederstatus im ASVZ). Anschliessend
mussten die Versuchspersonen angeben, welche Sportart sie im kommenden Semester am
häufigsten besuchen möchten. Zur Auswahl standen 39 der im ASVZ angebotenen
Sportarten. Die weiteren sportspezifischen Daten beinhalteten Fragen zur geplanten und
tatsächlichen Häufigkeit der Ausübung der Sportart sowie der Erfahrung in der Sportart. Im
Gegensatz zu den demographischen Daten wurden diese sportspezifischen Daten zu beiden
Messzeitpunkten erhoben.
2.2.1.2 Befinden
Um das Befinden zu messen, wurden der positive und negative Affekt sowie das
körperliche Befinden erhoben. Die Messung der Befindensmasse wurde sowohl im
Teilnehmerfragebogen 1 als auch im Teilnehmerfragebogen 2 eingesetzt.
Positiver und negativer Affekt. Zur Messung der Stimmung wurde eine gekürzte
Version der Befindlichkeitsskala zur Messung aktueller Stimmung (BFS) von Abele-Brehm
und Brehm (1986) verwendet. Dieses Messverfahren wurde insbesondere für die Erfassung
aktueller Stimmung im Kontext körperlicher und sportlicher Aktivität entwickelt. Die BFS
21
liegt als Adjektivliste mit acht Skalen vor. Die Skalen erfassen die Stimmungsbereiche Ruhe,
Besinnlichkeit, Aktiviertheit, gute Laune, Energielosigkeit, Deprimiertheit, Ärger und
Erregtheit. Jeder Stimmungsbereich wird über fünf Items (= Adjektive) erhoben. Die
Instruktion für die aktuelle Stimmungsmessung lautet: „Wie hast du dich gefühlt, als du das
letzte Mal deine Sportart ausgeführt hast?“ Zur Auswertung werden die Stimmungsbereiche
gute Laune, Aktiviertheit und Ruhe zum positiven Affekt zusammengefasst. Der negative
Affekt beinhaltete die Stimmungsbereiche Ärger, Erregtheit, Energielosigkeit und
Deprimiertheit. Für sieben Stimmungsbereiche wurden je zwei Items (= Adjektive)
ausgewählt, welche den entsprechenden Stimmungsbereich am besten beschreiben.
Insgesamt wurden also vierzehn Items (betrübt, ärgerlich, angeregt, locker, nervös,
niedergeschlagen, energielos, angespannt, gereizt, entspannt, aktiv, gut gelaunt, freudig und
lahm) zur Messung der Stimmung eingesetzt.
Körperliches Befinden. Das körperliche Befinden wurde über ein Item erhoben,
welches nach dem allgemeinen körperlichen Befinden fragte: „Wie hast du dich das letzte
Mal körperlich gefühlt, als du deine Sportart ausgeführt hast?“ Diese Frage konnte auf einer
fünfstufigen Likert-Skala (1= sehr schlecht, 5= sehr gut) bewertet werden. Zusätzlich zur
Messung des körperlichen Befindens im Teilnehmerfragebogen 1 und 2 wurde ein
Unterschiedsmass aus der Differenz der Angabe zu T1 und T2 gebildet.
2.2.1.3 Implizite Motive
Die impliziten Motive wurden nur im Teilnehmerfragebogen 1 erhoben. Zur
Messung der impliziten Motive wurde das Multi-Motiv-Gitter (MMG; Schmalt, Sokolowski,
& Langens, 2000) benutzt. Das MMG ist ein semiprojektives Verfahren zur Messung der
impliziten Motive Leistung, Macht und Anschluss. Ein semiprojektives Verfahren
kombiniert die Vorteile projektiver Messtechniken und Fragebogenverfahren. Das Prinzip
22
der Motivanregung mit situativen Bildern, wie es beim Thematischen Apperzeptionstest
(TAT)8 angewendet wird, bleibt erhalten. Zu den Bildern werden aber keine Geschichten
erzählt, sondern aus einer Liste von Aussagen werden die zutreffenden angekreuzt. Der in
dieser Untersuchung verwendete Bildsatz besteht aus 14 Bildern mit einer unterschiedlich
grossen Auswahl aus 12 Statements. Die Bilder des Tests wurden so ausgewählt, dass sie ein
möglichst breites Spektrum an alltäglichen Situationen darstellen und für die drei zu
messenden Motive denselben Anregungsgehalt ergeben. Die Aussagen sind jeweils
eindeutig einem der drei Motive und jeweils einer Hoffnungs- beziehungsweise
Furchtkomponente zuzuordnen. In vorliegender Arbeit wurde zur Überprüfung der
Hypothesen die Hoffnungskomponente der Motive verwendet.
2.2.1.4 Persistenz
Das Persistenzmass wurde zum zweiten Messzeitpunkt erhoben. Die Teilnehmenden
wurden gefragt, wie häufig sie durchschnittlich eine Sportart während des Herbstsemesters
besucht haben. Zur Überprüfung der Hypothesen wurde zudem ein weiteres Persistenzmass
aus der Angabe der ausgeübten Sportart zu T1 und T2 gebildet. Versuchspersonen, die zum
Zeitpunkt T1 dieselbe Sportart ausgeübt haben wie zum Zeitpunkt T2 wurden als
„Dabeibleiber“ benannt. Personen, die zwischen T1 und T2 die Sportart gewechselt haben,
fielen in die Kategorie der „Wechsler“. Personen, die bei der zweiten Erhebung (T2) keiner
sportlichen Aktivität mehr nachgingen, wurden als „Aussteiger“ bezeichnet.
23
2.2.2 Messinstrumente im Trainingsleiterfragebogen
2.2.2.1 Demographische Daten und allgemeine Merkmale zu den
Sportarten
Auch im Trainingsleiterfragebogen wurden zu Beginn die demographischen Daten
der Trainingsleiter erhoben (Alter, Geschlecht, Bezug zum ASVZ). Anschliessend folgte die
sportspezifische Datenerhebung. Hierzu gehörten Fragen rund um die unterrichtete Sportart
am ASVZ (Unterrichtspensum, Dauer und Regelmässigkeit der Beschäftigung, unterrichtete
Hauptsportart). Bei der unterrichteten Hauptsportart mussten die Trainingsleiter jene
Sportart angeben, die sie am häufigsten unterrichten. Zur Auswahl standen alle im ASVZ
angebotenen Sportarten. Alle folgenden sportspezifischen Fragen bezogen sich auf diese
eine angegebene Sportart.
2.2.2.2 Anreize der Sportarten
Zur Messung der Anreize der verschiedenen Sportarten wurde in Anlehnung an die
Anreizmessung im Talent-Eye-Projekt (Projektgruppe Motivation, Gesundheit und Sport,
2006, Leitung Julia Schüler) ein neues Messverfahren entwickelt. Ziel dieses Messverfahren
war, die leistungs-, macht- und anschlussthematischen Anreize verschiedener Sportarten zu
erfassen. Dementsprechend bestand dieser Fragebogen aus drei Teilen; je einem für jede der
drei verschiedenen Anreizklassen. Nach einem einleitenden Text, in welchem der spezifische
Anreiz kurz beschrieben und anhand eines Beispiels erklärt wurde, wurden die
Trainingsleiter gebeten, ihre Sportart mit einer typisch leistungs-, macht-, beziehungsweise
anschlussthematischen Sportart zu vergleichen. Diese Prototypen wurden angeben, um
mögliche Verzerrungen zu vermeiden, die durch eine unterschiedliche Vergleichssportart
hätten entstehen können. Die Vergleichssportart für leistungsthematische Anreize war der
100m-Sprint. Anschlussthematische Anreize wurden mit dem Gesellschaftskegeln
24
umschrieben und als prototypische Sportart für machtthematische Anreize wurde der
Boxkampf im Ring gewählt. Die Instruktion lautete zum Beispiel bei den
leistungsthematischen Anreizen wie folgt: „Im Vergleich zum 100m-Sprint – Wie sehr
charakterisiert sich deine Sportart durch…“. Nach dieser Instruktion wurden jeweils 8
anreizspezifische Items aufgeführt (bei den leistungsthematischen Anreizen waren es 7
Items), anhand welcher die Trainingsleiter ihre Sportart charakterisieren mussten. Die
Einschätzung erfolgte über eine 5-stufige Likert-Skala (1= überhaupt nicht charakteristisch,
5= sehr charakteristisch). In Abbildung 3 sind beispielhaft die Items der
anschlussthematischen Anreize zu sehen.
„Im Vergleich zum Gesellschaftskegeln - Wie sehr charakterisiert sich deine Sportart durch …“
1= überhaupt nicht charakteristisch, 5= sehr charakteristisch 1 Zeit mit anderen geniessen 1 2 3 4 5 2 Teamplay, Zusammenarbeit 1 2 3 4 5 3 Freundschaft 1 2 3 4 5 4 Gefühl beliebt zu sein 1 2 3 4 5 5 Soziale Eingebundenheit 1 2 3 4 5 6 Gefühl dazuzugehören 1 2 3 4 5 7 Erleben von Zusammenarbeit 1 2 3 4 5 8 Gleichberechtigung 1 2 3 4 5
Abbildung 3: Beispiel-Items der anschlussthematischen Anreize
Zusätzlich folgte in jeder Anreizklasse eine Gesamtbeurteilung, in welcher die
leistungs-, macht- und anschlussthematischen Anreize der eigenen Sportart insgesamt mit
der prototypischen Sportart verglichen wurden (Beispiel: „Im Vergleich zum 100m-Sprint
stehen bei deiner Sportart leistungsthematische Anreize im Vordergrund“). Die
Einschätzung erfolgte erneut über eine 5-stufige Likert-Skala (Beispiel für
25
leistungsthematische Anreize: 1= sehr viel weniger als beim 100m-Sprint, 3= etwa gleichviel
wie beim 100m-Sprint, 5= sehr viel mehr als beim 100m-Sprint).
Die Abbildung 4 zeigt einen Überblick über alle verwendeten Messinstrumente,
integriert im Untersuchungsablauf.
Beginn Herbstsemester 07 Ende Herbstsemester 07
Erster Messzeitpunkt (T1) Zweiter Messzeitpunkt (T2)
Teilnehmerfragebogen 1 Teilnehmerfragebogen 2
Demographische Daten
Merkmale zum Sportverhalten Merkmale zum Sportverhalten
Persistenz Persistenz
Befinden (BFS, körperliches Befinden) Befinden (BFS, körperliches Befinden)
Implizite Motive (MMG)
Trainingsleiterfragebogen
Demographische Daten
Anreize der Sportart
Abbildung 4: Ablauf und Messinstrumente der Untersuchung
Die Resultate zu den einzelnen Analysen werden in folgendem Kapitel aufgeführt
und dargestellt.
3 Resultate
3.1 Vorabanalysen
In einem ersten Schritt wurden die Daten der beiden Teilnehmerfragebogen und des
Trainingsleiterfragebogens auf Normalverteilung geprüft. Der Test auf Normalverteilung
26
(Kolmogorov-Smirnov-Test) ergab, dass die Daten der beiden Teilnehmerfragebogen (T1
und T2) sowie die Daten aus dem Trainingsleiterfragebogen nicht normalverteilt waren.
Nach Bühl und Zöfel (2000) können für die weiteren Berechnungen trotzdem parametrische
Verfahren verwendet werden, sobald das Signifikanzniveau erhöht wird. Resultate, die ein
Signifikanzniveau von p > .05 aufweisen, sollten daher mit Vorsicht interpretiert werden.
3.1.1 Teilnehmerfragebogen 1
Die Daten wurden auf systematisch fehlende Werte hin untersucht. Es zeigte sich,
dass insgesamt drei Datensätze unvollständig ausgefüllt waren. Diese mussten deshalb
extrahiert werden. Zusätzlich wurden drei fehlende Altersangaben mit dem Mittelwert (M =
32.37, SD = 10.06) ersetzt. Nach der Datenkontrolle betrug die endgültige Stichprobengrösse
für die erste Befragung 1288 Teilnehmer. Die Mehrheit der Teilnehmer (801 Personen)
planten, die Sportart ein- bis zweimal pro Woche auszuüben und hatten eine durchschnittlich
fortgeschrittene Erfahrung (M = 2.94, SD = .58, wobei 1= keine Erfahrung, 4= Experte). Die
drei am häufigsten geplant zu besuchende Sportarten im ASVZ waren folgende:
Konditionstraining (50 %), individuelle Nutzung der Sportgeräte (36 %), Aerobic-Lektionen
(29 %). Zudem beabsichtigten 85 % der Teilnehmer auch ausserhalb des ASVZ Sport zu
treiben. Bezüglich des Commitments, den Plan des Sporttreibens umzusetzen, hatten die
Teilnehmenden einen mittleren Wert von M = 13.26 (SD = 3.09, wobei 1= kein
Commitment, 28= sehr hohes Commitment).
3.1.2 Teilnehmerfragebogen 2
Nach der zweiten Erhebung wurden dieselben Vorabanalysen durchgeführt. Bei der
zweiten Erhebung konnten systematisch fehlende Werte ausgeschlossen werden. Insgesamt
haben 554 Personen (78 %) während des Semesters das Sportangebot des ASVZ genutzt.
27
Dabei wurde das Konditionstraining (38 %) am häufigsten besucht. Unter die Top drei der
ASVZ-Sportarten fielen zudem die individuelle Nutzung der Sportgeräte (26 %) sowie die
Aerobic-Lektionen (17 %). 83 % der 714 Teilnehmer haben auch ausserhalb des ASVZ
Sport getrieben. 28 Personen (3.9 %) haben sich weder im ASVZ noch ausserhalb des ASVZ
sportlich betätigt. Total haben also 686 Personen während des Semesters regelmässig Sport
getrieben; durchschnittlich ein- bis zweimal wöchentlich (64 %) und auf einem
fortgeschrittenen Könnensstand (72 %). Die Mehrheit (67 %) der 686 sportlichen
Teilnehmer gab an, auch in Zukunft ein- bis zweimal wöchentlich zum Sport gehen zu
wollen. 1.3 % der Teilnehmer beabsichtigten, die gewählte Sportart in Zukunft nicht mehr
auszuüben. Im Gegenzug wollten 23 % zukünftig drei- bis viermal pro Woche Sport treiben.
Bezüglich der Persistenz in der Angabe der Hauptsportart zu T1 und T2 zeigte sich
folgendes Bild: Von den insgesamt 714 Personen, die an der zweiten Erhebung
teilgenommen haben, hat die Mehrheit immer noch dieselbe Sportart am häufigsten ausgeübt
wie bei der ersten Erhebung (NDabei = 408, 57 %). 230 Personen (32 %) haben die Sportart
gewechselt (= Wechsler) und 76 Personen (11 %) gaben zum zweiten Messzeitpunkt keine
Hauptsportart mehr an (= Aussteiger).
Weiter wurden die Daten der beiden Teilnehmerfragebogen 1 und 2 mit einer
multivariaten Varianzanalyse (MANOVA) für alle relevanten Studienvariabeln auf
Geschlechts- und Altersunterschiede getestet. Falls sich Geschlechts- und Altersunterschiede
zeigten, flossen diese als Kontrollvariabeln in die weiteren Analysen ein.
In den Daten waren keine Altersunterschiede auszumachen. Es zeigte sich jedoch,
dass Geschlechtsunterschiede in den erhobenen Variablen bestehen F(15, 698) = 2.18, p <
.05, Pillai’s Trace9 = .006. Wurden die Resultate für die abhängigen Variablen separat
9 Pillai’s Trace ist eine robuste Teststatistik zur Entscheidung, ob die Nullhypothese einer Varianzanalyse
abzulehnen ist (Tabachnick & Fidell, 2007).
28
betrachtet und für das Signifikanzniveau die Korrektur nach Bonferroni angewendet (neues
Signifikanzniveau p = .003), ergaben sich signifikante Unterschiede in den Variablen
negativer Affekt zu T2 F(1, 712) = 9.45, p < .01, Pillai’s Trace = .002 und Erfahrung zu T1
F(1, 712) = 11.37, p < .01, Pillai’s Trace = .001. Die Prüfung der Mittelwerte zeigte, dass
Frauen über höheren negativen Affekt zu T2 (M = 1.62, SD = .04) und mehr Erfahrung zu
T1 (M = 3.03, SD = .03) in einer Sportart berichteten als Männer (Mnegativer Affekt T2 = 1.47,
SDnegativer Affekt T2 = .03; MErfahrung T1 = 2.89, SDErfahrung T1 = .03). Dabei sind folgende
Einschränkungen zu beachten: Die Voraussetzung für die Varianzgleicheit war für die
Variablen negativer Affekt T2 F(1, 712) = 4.27, p < .05 und Hoffnung auf Anschluss F(1,
712) = 4.39, p < .05 nicht gegeben. Tabachnick und Fidell (2001, S. 80) machen darauf
aufmerksam, dass der Box’s M-Test bei einer grossen Stichprobe dazu tendiert, zu streng zu
sein. Bei nicht gegebener Varianzhomogenität empfehlen zudem Bühl und Zöfel (2000, S.
378), die Signifikanzschranke nicht bei p = .05, sondern bei p = .01 anzusetzen. Resultate,
die ein Signifikanzniveau von p < .05 aufweisen, müssen daher mit Vorsicht interpretiert
werden.
3.1.3 Trainingsleiterfragebogen
Aus folgenden drei Sportarten nahmen die meisten Trainingsleiter an der Befragung
teil: Konditionstrainingsleiter (N = 24) sowie Cycling- und Ruder-Instruktoren mit jeweils
17 Trainingsleitern. Von folgenden Sportarten nahmen keine Trainingsleiter an der
Untersuchung teil: Aquafit, Badminton, Fussball, Handball, Squash, Wakeboard und
Windsurfen. Für diese Sportarten konnten daher keine Anreizprofile erstellt werden.
Die Trainingsleiter unterrichteten durchschnittlich 2.56 Lektionen (SD = 4.51, Range:
0-47) pro Woche und waren im Mittel seit 8.11 Jahren (SD = 7.51, Range: 0-34) beim ASVZ
angestellt. 68 % der Befragten waren regelmässig beim ASVZ im Einsatz. Mit 18 Personen
29
waren die Konditionstraining-Trainingsleiter am besten vertreten, gefolgt von den Ruder- (N
= 15) und Budo-Trainingsleitern (N = 12).10
Eine multivariate Varianzanalyse (MANOVA) ergab, dass sich männliche und
weibliche Trainingsleiter in der Einschätzung des Machtanreizes signifikant unterschieden
(MMänner = 2.94, SDMänner = .10; MFrauen = 2.29, SDFrauen = .13; F(3, 133) = 6.82, p < .01,
Pillai’s Trace = .000). Aufgrund der sonst zu geringen Stichprobengrösse wurden die
Berechnungen zur Erstellung der Anreizprofile aber nicht nach Geschlecht der
Trainingsleiter getrennt.
3.2 Deskriptive Statistik
3.2.1 Mittelwerte, Standardabweichungen und interne Konsistenzen
Tabelle 1 und Tabelle 2 zeigen die interne Konsistenz (Cronbachs Alpha) für alle
relevanten Variablen. Die Reliabilitäten der im Teilnehmerfragebogen verwendeten Skalen,
lagen mit Werten zwischen α = .92 und α = .63 in einem guten bis befriedigenden Bereich.
Für die im Trainingsleiterfragebogen erhobenen Anreizskalen zeigten sich die Reliabilitäten
vom Leistungsanreiz (α = .64), Anschlussanreiz (α = .87) und dem Machtanreiz (α = .85)
ebenfalls in einem guten bis befriedigenden Bereich.
3.2.2 Korrelationen
Vor der Überprüfung der Hypothesen wurde anhand von Pearson- bzw. Spearman-
Korrelationsanalysen untersucht, wie die Variablen untereinander korrelieren.
10 Die ausführliche Auflistung der Anzahl der Trainingsleiter pro Sportart ist in der Tabelle 3 in Kapitel 3.3.2
zu finden.
30
3.2.2.1 Teilnehmerfragebogen T1 und T2
Informationen, wie die Variabeln untereinander korrelieren, finden sich in der
Tabelle 1. Im Allgemeinen zeigten sich geringe bis moderate Korrelationen zwischen den
Variablen. Im Folgenden werden die Korrelationen mit den Variablen „Dabei“ (= Personen,
die zu T1 und T2 dieselbe Sportart ausgeübt haben), „Ausstieg“ (= Personen, die zu T2
keinen Sport mehr treiben) und „Wechsel“ (= Personen, die zu T2 eine andere Sportart
ausüben als zu T1) genauer betrachtet. Personen, die bei der gewählten Sportart geblieben
sind (Dabei) zeigten signifikant positive Korrelationen mit der Erfahrung im Sport T1 (r =
.13, p < .01) und T2 (r = .23, p < .01), der Häufigkeit des Sporttreibens T2 (r = .18, p < .01),
dem körperlichen Befinden T2 (r = .08, p < .05) und dem Commitment (r = .17, p < .01).
Signifikant negativ korreliert sind hingegen die Variablen „Dabei“ und negativer Affekt T2
(r = -.11, p < .01). Bezüglich der Variable „Ausstieg“ zeigten sich signifikant negative
Korrelationen mit den oben erwähnten Variablen (rErfahrung im Sport T1 = -.11, p < .01; rErfahrung im
Sport T2 = -.32, p < .01; rHäufigkeit des Sporttreibens T2 = -.24, p < .01, rkörperliches Befinden T2 = -.22 p < .01;
rCommitment = -.12, p < .01). Zusätzlich korrelierte die Variable „Ausstieg“ signifikant negativ
mit dem positiven Affekt T1 (r = -.11, p < .01), dem positiven Affekt T2 (r = -.23, p < .01)
sowie dem negativen Affekt T2 (r = -.21, p < .01). Diese Korrelationen weisen darauf hin,
dass Personen, die keinen Sport mehr treiben, über tiefe Werte im positiven Affekt zu T1
und T2 berichtet haben. Zum Zeitpunkt der zweiten Erhebung berichteten Personen, die
keinen Sport mehr treiben, zusätzlich über hohe Werte im negativen Affekt. Personen, die
während des Semesters die Sportart gewechselt haben (Wechsel), zeigten signifikant
negative Korrelationen mit dem Commitment (r = -.10, p < .01) sowie eine signifikant
positive Korrelation mit der Variable positiver Affekt T2 (r = .11, p < .01). Keine der
Variablen korrelierte signifikant mit den Motiven (Hoffnung auf Anschluss, Hoffnung auf
Kontrolle, Hoffnung auf Erfolg).
31
Tabelle 1: Reliabilitätsanalysen, deskriptive Statistik und Korrelationen aus den Teilnehmerfragebogen 1(T1) und 2 (T2)
Variable α M SD 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
1 Geschlecht - - - -
2 Alter - 32.37 10.12 -.15** -
3 Dabei1 - - - -.02 .02 -
4 Erfahrung im Sport T1
- 2.94 .58 -.13** .09** .13** -
5 Häufigkeit des Sporttreibens T2
- 2.04 .79 -.03 .00 .18** .22** -
6 positiver Affekt T2 .92 3.90 .58 .07 .08** .05 .22** .16** -
7 negativer Affekt T2 .88 1.60 .59 -.14** .20** -.11** .06 .17** -.32** -
8 körperliches Befinden T2
- 4.19 .67 .03 .05 .08* .27** .29** .54** -.21** -
9 Hoffnung auf Anschluss (HA)2
.63 6.17 2.29 -.04 -.00 -.04 .02 .02 .07 .03 .04 -
10 Hoffnung auf Kontrolle (HK)2
.77 7.24 2.99 -.04 -.02 .02 .03 -.00 -.01 .06 .02 .48** -
11 Hoffnung auf Erfolg (HE)2
.74 7.18 2.71 -.03 -.01 -.07 .03 .05 .04 .05 .06 .49** .60** -
Anmerkung. * p < .05, ** p < .01, T1 = Erhebungszeitpunkt 1 mit N = 1288, T2 = Erhebungszeitpunkt 2 mit N = 686. 1 Dabei = Personen, die dieselbe Sportart ausüben wie zu Beginn des Semesters. 2 für diese Variablen wurden Pearson-Korrelationen berechnet.
32
3.2.2.2 Trainingsleiterfragebogen
In der Tabelle 2 sind die Resultate der deskriptiven Statistik, Reliabilitäten und
Korrelationen für die Variablen aus dem Trainingsleiterfragebogen zu finden. Zwischen den
drei Anreizen Leistung, Macht und Anschluss zeigten sich signifikant positive
Korrelationen. Signifikant negativ korrelierte der Machtanreiz mit dem Geschlecht (r = -.32,
p < .01) sowie das Alter mit das Geschlecht (r = -.17, p < .05). Aufgrund der Codierung des
Geschlechts (1 = männlich, 2 = weiblich) bedeuten diese Korrelationen, dass die männlichen
Trainingsleiter mehr Machtanreize in den Sportarten sahen als die weiblichen. Zudem waren
die Männer durchschnittlich älter als die Frauen.
Tabelle 2: Reliabilitätsanalysen, deskriptive Statistik und Spearman-Korrelationen aus dem Trainingsleiterfragebogen
Variable α M SD 1 2 3 4 5
1 Geschlecht - - - -
2 Alter - 35.34 9.53 -.17* -
3 Leistungsanreiz .64 3.70 .64 -.10 -.08 -
4 Anschlussanreiz .87 3.24 .87 -.07 -.10 .22** -
5 Machtanreiz .85 2.72 .91 -.32** -.12 .44** .19** -
Anmerkung. * p < .05, ** p < .01
33
3.3 Testen der Hypothesen
3.3.1 A priori Tests
In einem ersten Schritt wurden die Daten auf geschlechts- und altersspezifische
Unterschiede untersucht. Eine ONEWAY Varianzanalyse der Daten aus den
Teilnehmerfragebogen ergab, dass sich Männer und Frauen in den Bereichen positiver
Affekt T1 (MMänner = 3.79, MFrauen = 3.92, F(1, 713) = 6.97, p < .01), negativer Affekt T1
(MMänner = 1.49, MFrauen = 1.40, F(1, 713) = 4.70, p < .05) sowie negativer Affekt T2 (MMänner
= 1.62, MFrauen = 1.47, F(1, 713) = 9.45, p < .01) signifikant unterscheiden. Um den Einfluss
dieser Unterschiede im positiven und negativen Affekt zu kontrollieren, wurde die Variable
„Geschlecht“ in den folgenden Analysen, in denen positiver und negativer Affekt die
abhängigen Variablen sind, als Kovariate kontrolliert. In der Variable „Alter“ zeigten sich
keine Unterschiede in den relevanten Studienvariablen.
3.3.2 Anreizprofile
Die Analyse der Angaben der Trainingsleiter ergab, dass von den ursprünglich 39
Sportarten 31 bezüglich ihres Anreizes bewertet wurden. Zusätzlich wurden drei weitere
Sportarten (Krafttraining, Unihockey, Yoga/Pilates/Stretch & Tone) aufgenommen. Grund
dafür war, dass diese Sportarten häufig bewertet wurden, bei der ursprünglichen Auswahl
jedoch nicht zur Verfügung standen. Der Tabelle 3 kann entnommen werden, wie viele
Trainingsleiter die jeweilige Sportart bewertet haben und welche Mittelwerte die Sportarten
in den einzelnen Anreizthemen erzielt haben.
34
Tabelle 3: Anreizprofile der Sportarten
Sportart N MLeistung MAnschluss MMacht
Aerobic 7 4.02 3.09 2.54
Aquafit 0 - - -
Badminton 0 - - -
Basketball 3 4.24 4.17 3.63
Bergsteigen 1 3.71 4.00 2.50
Bogensport 2 4.36 3.56 2.31
Budo 12 3.42 3.08 3.02
Bike/Velo 4 3.57 3.56 3.34
Cycling 10 3.36 2.69 2.40
Fechten 2 3.86 2.44 4.06
Fitbox/Fitkick 1 4.29 3.62 4.89
Fussball 0 - - -
Golf 2 3.93 3.38 2.88
Haltungsgymnastik 2 3.43 2.88 1.19
Handball 0 - - -
Kanu/Kajak 7 3.76 3.71 2.96
Konditionstraining 18 3.31 2.69 1.91
Langlauf 5 4.20 3.25 2.75
Laufen/Orientierungslauf 7 3.84 3.30 3.02
Geräteturnen 7 4.02 2.96 2.95
Rudern 15 4.09 3.57 2.64
Schwimmen 2 3.71 2.19 1.81
Segeln 4 3.79 3.56 2.91
Ski/Snowboard/Telemark 2 4.21 2.69 2.75
Ski-/Schneeschuhtouren 2 3.50 3.06 2.43
Klettern 1 3.14 4.00 3.00
Squash 0 - - -
Tanz 5 3.63 2.88 3.30
35
Sportart N MLeistung MAnschluss MMacht
Tauchen 10 3.19 4.19 2.00
T-Bow 2 3.29 2.06 2.25
Tennis 7 3.98 3.38 3.36
Tischtennis 1 4.29 3.88 4.25
Triathlon 1 3.57 2.25 2.88
Volleyball/Beachvolleyball 8 4.04 4.09 3.41
Wakeboard/Wasserski 0 - - -
Wellenreiten 1 4.29 3.00 2.63
Wellness 3 3.52 3.04 1.97
Windsurfen/Kitesurfen 0 - - -
Krafttraining1 6 3.71 2.48 4.08
Unihockey1 1 3.43 3.25 2.87
Yoga/Pilates/Stretch & Tone1 5 3.66 2.65 1.95
Teamsportarten2 16 3.89 3.91 3.21
Einzelsportarten3 150 3.70 3.14 2.68
Fitnesssportarten4 66 3.65 2.91 2.45
Spielsportarten Einzel5 10 4.00 3.43 3.35
Spielsportarten Team6 12 4.04 4.04 3.42
Anmerkung. Range = 1 (überhaupt nicht charakteristisch) – 5 (sehr charakteristisch)
_ _
1 neu aufgenommene Sportart 2 setzt sich zusammen aus: Basketball, Bergsteigen, Skitouren, Klettern, Volleyball, Unihockey 3 aus: Aerobic, Bogensport, Budo, Bike/Velo, Cycling, Fechten, Fitbox/Fitkick, Golf, Haltungsgymnastik, Kanu/Kajak, Konditionstraining, Langlauf, Laufen/Orientierungslauf, Geräteturnen, Rudern, Schwimmen, Segeln, Ski/Snowboard/Telemark, Tanz, Tauchen, T-Bow, Tennis, Tischtennis, Triathlon, Wellenreiten, Wellness, Krafttraining, Yoga/Pilates/Stretch & Tone 4 aus: Aerobic, Cycling, Fitbox/Fitkick, Haltungsgymnastik, Konditionstraining, Rudern, T-Bow, Krafttraining, Yoga/Pilates/Stretch & Tone 5 aus: Golf, Tennis, Tischtennis 6 aus: Basketball, Volleyball, Unihockey
36
Aus den Daten des Trainingsleiterfragebogens wurden Anreizprofile für alle
erhobenen Sportarten erstellt. Die Abbildung 5 zeigt exemplarisch einige dieser Profile. Die
vier dargestellten Sportarten (Krafttraining, Volleyball, Klettern, Konditionstraining) zeigen
Unterschiede in ihrem jeweiligen Anreizprofil. Das dominierende Motiv im Krafttraining ist
das Machtmotiv, im Volleyball und Klettern steht der Anschlussanreiz im Vordergrund. Im
Konditionstraining schliesslich steht der Leistungsanreiz an erster Stelle.
Anreizprofile
1 1.5 2 2.5 3 3.5 4 4.5
Konditionstraining
Klettern
Volleyball
Krafttraining
Spo
rtar
ten
Ausprägung
Macht
Anschluss
Leistung
Abbildung 5: Anreizprofile ausgewählter Sportarten Anmerkung. Range = 1 (überhaupt nicht charakteristisch) – 5 (sehr charakteristisch)
Zur Überprüfung der Hypothesen wurden die Anreizprofile der einzelnen Sportarten
benutzt. Im Folgenden werden die Befunde, getrennt für jede Hypothese, vorgestellt.
37
3.3.3 Hypothese 1: Passung und Persistenz
3.3.3.1 Einfluss der Passung in einem Thema auf die Persistenz
In den ersten Analysen wurden binär logistische Regressionsanalysen gerechnet, um
einen möglichen Interaktionseffekt zwischen einem Motivthema (z.B. Machtmotiv) und dem
entsprechenden Anreiz (z.B. Machtanreiz) auf die abhängige Variable (Persistenz) zu finden.
In diesem Verfahren wurde jeweils nur das dominierende Thema (Leistung, Macht oder
Anschluss) des Motivs beziehungsweise des Anreizes berücksichtigt.
Um den Einfluss der Motiv-Anreiz-Passung auf die Persistenz zu testen, wurden drei
separate binär logistische Regressionsanalysen für die Passung in den dominierenden
Themen Leistung, Macht und Anschluss berechnet. Als Persistenzmass wurde eine neue
Variable „Dabeibleiber“ gebildet. Dabeibleiber wurden all jene Personen genannt, welche zu
beiden Erhebungszeitpunkten (T1 und T2) dieselbe Sportart ausgeübt haben. Personen,
welche nicht in diese Gruppe der Dabeibleiber gefallen sind, wurden als „nicht-
Dabeibleiber“ bezeichnet. Mit der Bildung dieses Persistenzmasses (Dabeibleiber vs. nicht-
Dabeibleiber) kann der binäre Charakter dieser Analysen begründet werden.
Die binär logistische Regression startete mit der Einführung der Kontrollvariablen.
Diese und alle weiteren Variabeln wurden nach Empfehlung von Aiken und West (1991) z-
transformiert. Aufgrund der Vorabanalysen wurden in einem ersten Schritt folgende
Kontrollvariablen eingeführt: Erfahrung im Sport T1, Häufigkeit des Sporttreibens T2,
körperliches Befinden T2. In einem zweiten Schritt wurden ein Thema des Motivs der
Person (z.B. Anschussmotiv) sowie das entsprechende Thema des Anreizes (z.B.
Anschlussanreiz), den die Sportart bietet, einzeln als Prädiktoren eingeführt. Als dritter
Schritt wurde der Interaktionsterm, gebildet aus der multiplikativen Verknüpfung der beiden
Prädiktoren, in die Analyse einbezogen. Mit diesem Vorgehen sollte aufgeklärt werden, ob
die Interaktion zwischen einem Motivthema (z.B. Anschlussmotiv (HA)) und dem Thema
38
des Anreizes (z.B. Anschlussanreiz (A)) zusätzliche Varianz in der Persistenz (Dabeibleiber
vs. nicht-Dabeibleiber) aufklären kann.
Das gesamte Modell der binär logistischen Regression für das Anschlussthema,
welches alle Kontrollvariablen und Prädiktoren enthält, war statistisch signifikant, χ2 (6, N =
714) = 19.94, p < .01 (vgl. Tabelle 4). Dies bedeutet, dass mit diesem Prädiktoren-Modell
zwischen den Dabeibleibern und nicht-Dabeibleibern unterschieden werden konnte.
Insgesamt konnte dieses Modell 4.5 % (Nagelkerke R2) der Varianz im Persistenzmass
erklären. Total klassifizierte das Modell 63.2 % der Fälle korrekt. Wie die Tabelle 4 zeigt,
leisteten zwei Variablen (Häufigkeit des Sporttreibens T2, Interaktion Anschlussanreiz x
Anschlussmotiv (A x HA)) einen signifikanten Beitrag zur Erklärung der Variation im
Persistenzmass (Dabeibleiber vs. nicht-Dabeibleiber). Die Häufigkeit des Sportreibens zu T2
war mit einer odds ratio von 1.33 der stärkere Prädiktor zur Unterscheidung zwischen
Dabeibleibern und nicht-Dabeibleibern. Der odds ratio Wert bedeutet, dass die Dabeibleiber
knapp eineinhalbmal häufiger Sport trieben als Personen, die nicht bei der vormals
gewählten Sportart geblieben sind. Der Interaktionseffekt A x HA ergab folgenden Wert: B
= -.184, Se = .09, p = .05. Der negative Betawert für die Interaktion (A x HA) besagt, dass
höhere Interaktionswerte zwischen dem Anschlussanreiz und -motiv zu einer geringeren
Persistenz führen. Dieses Resultat entspricht somit nicht der Hypothese 1.
Tabelle 4: Binär logistische Regression auf Persistenz (Dabeibleiber vs. nicht-Dabeibleiber) als Funktion aus Anschlussanreiz und Anschlussmotiv Variable Chi2 R2
(Nagel-kerke)
% Klassifi-kationen
Wald df (1)
B Se Odds Ratio
Erfahrung T1 3.82 .18 .09 1.20
Häufigkeit Sporttreiben T2 7.08 .29** .11 1.33
Körperliches Befinden T2 .40 -.09 .14 .92
Anschlussanreiz (A) .50 -.06 .09 .94
39
Anschlussmotiv (HA) .02 -.01 .09 .99
A x HA 4.03 -.18* .09 .83
Gesamtmodell 19.94** .05 63.2
Anmerkung. *p < .05, **p < .01, ***p < .001.
Die binär logistischen Regressionen für die anderen beiden Themen (Leistung und
Macht) zeigten keine statistisch signifikanten Interaktionseffekte zwischen dem Motivthema
und dem entsprechenden Thema im Anreiz.
Die drei separaten binär logistischen Regressionen für die Themen Macht, Leistung
und Anschluss zeigten somit keine eindeutig signifikanten Resultate bezüglich des
Persistenzmasses. Die Interaktion zwischen nur einem Thema des Motivs und dem
entsprechenden Thema im Anreiz liefert demnach keinen Beitrag zur Erklärung der
Unterschiede in der Aufrechterhaltung einer sportlichen Aktivität. Aus diesem Grund wurde
in einem nächsten Schritt ein Verfahren gewählt, mit welchem das gesamte Profil der
Motive und Anreize berücksichtigt wurde.
3.3.3.2 Einfluss der Profilpassung auf die Persistenz
Um ein Mass der Passung zwischen dem Motivprofil einer Person und dem
Anreizprofil der ausgeübten Sportart zu erhalten, wurde zunächst für jede Person ein
Motivprofil erstellt. Ein solches Motivprofil entstand aus der Rangfolge aus den
Mittelwerten im Leistungs-, Macht- und Anschlussmotiv. In derselben Weise wurden auch
die Anreizprofile für jede einzelne Sportart erstellt. In einem nächsten Schritt wurden die
Motiv- und Anreizprofile bezüglich ihrer Rangfolge in den drei Themen (Leistung, Macht,
Anschluss) miteinander verglichen. Dabei ergaben sich sechs Kombinationsmöglichkeiten
(vgl. Tabelle 5). Entsprach die Rangfolge der Motive der Person (z.B. Leistung – Macht –
Anschluss) jener der Anreize der ausgeübten Sportart (z.B. Leistung – Macht – Anschluss),
40
so war eine Passung zwischen Motiv- und Anreizprofil vorhanden. Konnte in der Rangfolge
keine Übereinstimmung gefunden werden (z.B. Motivprofil: Leistung – Macht – Anschluss;
Anreizprofil: Anschluss – Macht – Leistung), so war keine Passung vorhanden.
Tabelle 5: Kombinationsmöglichkeiten der Motiv- und Anreizprofile
Stärkstes Thema Mittleres Thema Schwächstes Thema Code
Anschluss (A) Leistung (L) Macht (M) 1
A M L 2
L A M 3
L M A 4
M A L 5
M L A 6
Um nun den Einfluss der Motiv-Anreiz-Profilpassung auf die Persistenz
(Dabeibleiber) zu testen, wurden Chi-Quadrat Tests gerechnet. Der Chi-Quadrat Test (mit
Yates Kontinuitätskorrektur) zeigte keine signifikante Beziehung zwischen der Passung von
Motiv- und Anreizprofil und dem Weiterführen derselben Sportart wie zum Zeitpunkt T1, χ2
(1, n = 714) = .70, p = .40, phi = .04. Obwohl das Ergebnis statistisch nicht signifikant ist,
unterstützt dieses Resultat auf deskriptiver Ebene die Aussage der Hypothese 1, welche
besagt, dass Personen mit einer Profilpassung länger bei einer gewählten Sportart bleiben,
als Personen ohne Profilpassung. Denn bei über 60 % der Personen, die zu T1 und T2
dieselbe Sportart ausgeübt haben (Dabeibleiber), konnte eine Profilpassung gefunden
werden (vgl. Abbildung 6).
41
Profilpassung
0 10 20 30 40 50 60 70
Dabeibleiber
nicht-Dabeibleiber
Anzahl in %
Abbildung 6: Profilpassung bei Dabeibleibern und nicht-Dabeibleibern
Insgesamt zeigte sich jedoch, dass die Mehrheit aller Untersuchungsteilnehmer eine
Sportart ausübte, deren Anreizmuster keine Kongruenz zur ihrem eigenen Motivmuster
aufweist. Eine Passung zwischen dem Anreiz- und Motivprofil konnte bei knapp 15 % aller
Untersuchungsteilnehmer gefunden werden. Jene Personen, die zu T2 keinen Sport mehr
getrieben haben (Aussteiger), hatten zu 100 % keine Passung zwischen dem Motiv- und
Anreizprofil.
3.3.3.3 Kovarianzanalyse zur Kontrolle der Stärke der
Profilausprägung auf die Persistenz
Zusätzlich zu den oben beschriebenen Berechnungen wurde anhand von
Kovarianzanalysen, abgesehen vom Einfluss der Profilpassung, die Passung zwischen der
Stärke des Motiv- und Anreizprofils berücksichtigt. Mit diesem Analyseverfahren sollte der
Einfluss der Passung der Stärke der beiden Profilausprägungen kontrolliert werden. Als
Beispiel ist anzunehmen, dass die Bedürfnisse von Personen mit einem insgesamt stark
ausgeprägten Motivprofil bei profilpassenden Sportarten, die ebenfalls starke Ausprägungen
zeigen, eher befriedigt werden als bei profilpassenden Sportarten mit geringen
42
Ausprägungen. Dieser mögliche Einfluss auf die abhängige Variable sollte mit diesem
Verfahren statistisch kontrolliert werden (Bortz, 2005).
Um die Passung zwischen der Motiv- und Anreizstärke zu berechnen, wurden
zunächst die Anreizwerte in den drei Themen Leistung, Macht und Anschluss summiert.
Anschliessend wurden die Anreizprofile der Sportarten über einen Mediansplit in eine
Gruppe mit starker Anreizausprägung und eine Gruppe mit schwacher Anreizausprägung
aufgeteilt. Auch die Motivwerte der Personen wurden summiert und anschliessend mittels
eines Mediansplits in eine Gruppe mit starken und schwachen Motivwerten unterteilt. Eine
Passung in der Motiv- und Anreizstärke war dann vorhanden, wenn beispielsweise eine
Person mit stark ausgeprägtem Motivprofil eine Sportart ausübte, deren Anreizprofil
ebenfalls stark ausgeprägt war. Konnte keine Kongruenz zwischen der Motiv- und
Anreizstärke gefunden werden, so gab es keine Passung. Diese Passung zwischen der Motiv-
und Anreizstärke wurde dann als Kovariate in die Berechnung aufgenommen.
Vorauslaufende Analysen zeigten, dass die Voraussetzung für Varianzhomogenität
nicht gegeben war. Deshalb wurde die Signifikanzschranke nach Empfehlung von Bühl und
Zöfel (2000) nicht bei p = .05, sondern bei p = .01 angesetzt.
Die zwei Gruppen der Personen mit Profilpassung versus Personen ohne
Profilpassung (= nicht-Profilpassung) unterschieden sich signifikant in ihrer Ausprägung der
Variable „Ausstieg“, wenn gleichzeitig die Stärke der Passung kontrolliert wurde, F(1, 711)
= 8.02 p < .01, eta2 = .01 (MProfilpassung = .00, SDProfilpassung = .00; Mnicht-Profilpassung = .13,
SDnicht-Profilpassung = .33). Die Kovariate „Passung der Motiv- und Anreizstärke“ nahm
ebenfalls signifikanten Einfluss, F(1, 711) = 54.36 p < .001, eta2 = .07. Bezüglich der
Variable „Dabeibleiber“ konnte kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden
Gruppen gefunden werden, F(1, 711) = .24, p = .62, eta2 = .00 (MProfilpassung = .61,
SDProfilpassung = .49; Mnicht-Profilpassung = .56, SDnicht-Profilpassung = .50). Es zeigte sich jedoch, dass
43
die Kovariate „Passung der Motiv- und Anreizstärke“ signifikant Einfluss nahm, F(1, 711) =
8.01 p < .01, eta2 = .01. Auch für die Variable „Wechsler“ konnte kein signifikanter
Unterschied zwischen Personen mit und ohne Profilpassung gefunden werden, F(1, 711) =
1.61, p = .21, eta2 = .00 (MProfilpassung = .39, SDProfilpassung = .49; Mnicht-Profilpassung = .31, SDnicht-
Profilpassung = .46).
3.3.4 Hypothese 2: Passung und Befinden
3.3.4.1 Einfluss der Passung in einem Thema auf das Befinden
Um den Einfluss der Motiv-Anreiz-Passung auf das Befinden zu testen, wurden
analog zur Überprüfung der Hypothese 1, in einem ersten Schritt jeweils das dominierende
Thema des Motivs und das dominierende Thema des Anreizes betrachtet. Es wurden drei
separate hierarchische Regressionsanalysen für die Passung im Thema Leistung, Macht und
Anschluss berechnet. Die Analysen starteten jeweils mit der Einführung der
Kontrollvariablen. Diese und alle weiteren Variablen wurden nach Empfehlung von Aiken
und West (1991) z-transformiert. In einem zweiten Schritt wurden ein Thema des Motivs der
Person sowie das entsprechende Thema des Anreizes, den die Sportart bietet, einzeln als
Prädiktoren eingeführt. Als dritter Schritt wurde der Interaktionsterm, gebildet aus der
multiplikativen Verknüpfung der beiden Prädiktoren, in die Analyse einbezogen. Mit diesem
Vorgehen sollte aufgeklärt werden, ob die Interaktion zwischen einem Motivthema (z.B.
Leistungsmotiv (HE)) und dem Thema des Anreizes (z.B. Leistungsanreiz (L)) zusätzliche
Varianz im positiven Affekt aufklären kann.
Das Befinden als abhängiges Mass wurde auf verschiedene Arten operationalisiert:
einerseits über den positiven beziehungsweise negativen Affekt, zum anderen über das
körperliche Befinden. Zur Überprüfung der Hypothese 2 wurden der positive Affekt, der
44
negative Affekt sowie das körperliche Befinden als abhängige Variablen untersucht und die
Analysen getrennt für jede Variable berechnet.
3.3.4.1.1 Hierarchische Regression auf den positiven Affekt
Für die abhängige Variable „positiver Affekt“ wurden aufgrund der Vorabanalysen in
einem ersten Schritt folgende Kontrollvariablen eingeführt: Geschlecht, Alter, Erfahrung im
Sport T1, Häufigkeit des Sporttreibens T2, körperliches Befinden T2. Die Resultate der drei
hierarchischen Regressionen auf die abhängige Variable positiver Affekt für Leistung-,
Macht- und Anschlussthemen zeigten keine signifikanten Interaktionseffekte.
3.3.4.1.2 Hierarchische Regression auf den negativen Affekt
Die Analysen für die abhängige Variable „negativer Affekt“ gestalteten sich
identisch wie jene für den positiven Affekt. In diesen Analysen zeigte sich für das
Anschlussthema ein signifikanter Interaktionseffekt B = -.093, t = 2.36, p < .05. Der negative
Betawert (B = -.093) besagt, dass ein höherer Interaktionswert zwischen dem
Anschlussanreiz und -motiv (HA x A) zu einem höheren Wert im negativen Affekt führt. Für
die beiden anderen Motivthemen (Leistung und Macht) zeigten sich keine signifikanten
Interaktionseffekte. Diese Resultate widersprechen der Hypothese 2.
3.3.4.1.3 Hierarchische Regression auf das körperliche Befinden
Für das körperliche Befinden wurden ebenfalls drei separate hierarchische
Regressionsanalysen für die Themen Macht, Leistung und Anschluss durchgeführt. Für die
abhängige Variable „körperliches Befinden“ wurden folgende Kontrollvariablen eingeführt:
Erfahrung im Sport T1, Häufigkeit des Sporttreibens T2, positiver Affekt T2, Dabeibleiber.
Auch die Resultate der drei hierarchischen Regressionen für die abhängige Variable
körperliches Befinden zeigten keine signifikanten Interaktionseffekte.
45
3.3.4.2 Einfluss der Profilpassung auf das Befinden
In einem nächsten Schritt wurde das gesamte Motiv- beziehungsweise Anreizprofil in
die Berechnung miteinbezogen. Anhand von T-Tests wurden die Mittelwerte in den
Befindensmassen zwischen Personen mit und ohne Profilpassung miteinander verglichen.
Wie die Abbildung 7 zeigt, hatten Personen mit einer Profilpassung statistisch signifikant
höhere Mittelwerte im positiven Affekt T2 (M = 3.93, SD = .57) als Personen ohne
Profilpassung (M = 3.72, SD = .99; t(234) = -.308, p < .005 (two tailed)).
positiver Affekt T2
3.6 3.65 3.7 3.75 3.8 3.85 3.9 3.95
Passung
keine Passung
Pro
fil
Ausprägung
Abbildung 7: Positiver Affekt zum Zeitpunkt T2 bei Personen mit und ohne Profilpassung
Tendenziell signifikante Mittelwertsunterschiede konnten im Unterschiedsmass des
Befindens (gebildet aus der Differenz zwischen dem körperlichen Befinden zu T1 und T2)
zwischen Personen mit Profilpassung (M = .01, SD = .75) und ohne Profilpassung gefunden
werden (M = -.15, SD = 1.14; t(201) = -.186, p = .06 (two tailed)). Ebenfalls tendenziell
signifikant war der Unterschied im Befinden zu T2. Personen mit Profilpassung hatten ein
leicht besseres Befinden (M = 4.18, SD = .63) als Personen ohne Passung (M = 4.00, SD =
1.10; t(712) = -1.66, p = .10 (two tailed)).
46
3.3.4.3 Kovarianzanalyse zur Kontrolle der Stärke der
Profilausprägung auf das Befinden
In einem nächsten Schritt wurde auch hier zusätzlich zur Profilpassung die Passung
der Motiv- und Anreizstärke in die Analysen miteinbezogen. Mittels einer Kovarianzanalyse
wurde der Zusammenhang zwischen Befinden und Profilpassung analysiert, währenddessen
die Passung zwischen Motiv- und Anreizstärke als Kovariate kontrolliert wurde.
Bezüglich der unterschiedlichen Befindensmasse konnten keine signifikanten
Resultate gefunden werden. So unterscheidet sich die Gruppe der Personen mit
beziehungsweise ohne Profilpassung nicht signifikant in ihrer Ausprägung der Variable
positiver Affekt T2, F(1, 711) = 2.47, p = .12, eta2 = .00, (MProfilpassung = 3.93, SDProfilpassung =
.57; Mnicht-Profilpassung = 3.72, SDnicht-Profilpassung = .99). Auch bezüglich der Ausprägung der
Variable negativer Affekt T2 war kein Unterschied zwischen der Personengruppe mit und
ohne Profilpassung auszumachen, F(1, 711) = .03, p = .87, eta2 = .00, (MProfilpassung = 1.56,
SDProfilpassung = .55; Mnicht-Profilpassung = 1.52, SDnicht-Profilpassung = .68). Ebenfalls keine
signifikanten Unterschiede konnten bezüglich der Ausprägung der Variable körperliches
Befinden T2 (F(1, 711) = 1.12, p = .29, eta2 = .00, (MProfilpassung = 4.18, SDProfilpassung = .63;
Mnicht-Profilpassung = 4.00, SDnicht-Profilpassung = 1.10)) und dem Unterschiedsmass des Befindens
gefunden werden, F(1, 711) = .71, p = .40, eta2 = .00, (MProfilpassung = .01, SDProfilpassung = .75;
Mnicht-Profilpassung = -.15, SDnicht-Profilpassung = 1.14).
47
4 Diskussion und Ausblick
4.1 Bewertung der Resultate
Ziel dieser Studie war einerseits, die grundlagentheoretischen Erkenntnisse früherer
Forschungsarbeiten über den Einfluss der Motive und Anreize auf ein erwünschtes Verhalten
(vgl. Litwin, 1970, Bruggemann, 1975, Schmalt, 2000) auf den Anwendungsbereich des
Sports zu übertragen. Zusätzlich wurde die Fragestellung erweitert und die Auswirkung
einer thematischen Passung zwischen den Motiven einer Person und dem Anreizgehalt der
Sportart untersucht. Konkret wurde überprüft, ob eine thematische Passung zwischen den
Motiven (oder komplexen Motivprofilen) einer Person und den Anreizen (oder komplexen
Anreizprofilen) einer Sportart einen positiven Effekt auf die Aufrechterhaltung einer
sportlichen Aktivität und auf das Befinden hat.
Die Analysen zeigten in der Tendenz, dass bei Personen, die über ein ganzes
Semester dieselbe Sportart besucht hatten, häufiger eine Passung zwischen Motiv und
Anreiz zu finden ist als bei Personen, die nicht mehr dieselbe Sportart ausüben. Signifikante
Effekte auf das abhängige Mass Persistenz fanden sich jedoch keine. Die Hypothese 1 kann
somit nur mit Einschränkungen bestätigt werden. Die Analysen zur Hypothese 2, die den
Zusammenhang zwischen einer Motiv-Anreiz-Passung auf das Befinden untersuchten,
lieferten signifikante Ergebnisse. Personen mit einer Kongruenz zwischen dem Motiv- und
Anreizprofil berichten über einen höheren positiven Affekt als Personen, bei denen keine
Kongruenz auszumachen ist.
Die Untersuchung hat zudem gezeigt, dass sich signifikante Resultate erst dann
fanden, wenn das komplexe Motivprofil mit dem komplexen Anreizprofil anstelle der
Betrachtung der einzelnen Motiv-Anreiz-Verbindungen analysiert wurde. Alle drei
Motivthemen (Anschluss, Macht und Leistung) müssen also in den Berechnungen
48
berücksichtigt werden und tragen zur Passung bei. Wird nur das dominierende Motivthema
mit dem dominierenden Anreizthema verglichen, um eine Passung festzustellen, so gehen
wichtige Informationen der anderen beiden Themen verloren. Dies hat zur Folge, dass die
Hypothesen auf diese Weise nicht bestätigt werden können. Eine zusätzliche
Berücksichtigung und Kontrolle der Passung zwischen der Motiv- und Anreizstärke liefert
jedoch keinen weiteren Erklärungsbeitrag.
4.1.1 Auswirkung einer Passung auf die Persistenz
Es konnte für Personen, die über das ganze Semester hinweg dieselbe Sportart
ausgeübt hatten, häufiger eine Passung zwischen dem Motiv- und Anreizprofil gefunden
werden als bei Personen ohne Motiv-Anreiz-Passung. Jene Personen mit einer Passung
blieben nicht signifikant länger in einer Sportart als Personen ohne eine Passung. Ein
möglicher Grund für diesen Befund liegt in der Tatsache, dass alle Untersuchungsteilnehmer
die Möglichkeit hatten, im Rahmen des ASVZ ein sehr breites und vielfältiges Sportangebot
zu nutzen. Viele ASVZ-Teilnehmer nahmen an mehreren, z.T. recht verschiedenen
Sportangeboten teil. In vorliegender Untersuchung musste jeweils die am häufigsten
ausgeübte Sportart angegeben werden. Nun kann es sein, dass die betreffenden Personen zu
Semesterbeginn eine andere Sportart als Hauptsportart angegeben haben als zum
Semesterende. Dies heisst aber nicht zwingend, dass sie ihre Hauptsportart der ersten
Erhebung nicht mehr ausüben. Möglich wäre, dass sie zum zweiten Erhebungszeitpunkt
mehrere Sportarten ausübten, also auch noch jene wie zum ersten Erhebungszeitpunkt. In der
Zwischenzeit hat sich aber eine Verschiebung der Häufigkeit ergeben, wodurch eine andere
Hauptsportart angegeben wurde und die Person somit nicht mehr in die Kategorie der
Dabeibleiber fällt. Dies obwohl die ursprünglich angegebene Sportart noch weiter ausgeübt
wurde.
49
Weiter kann die Person zwar die Sportart gewechselt haben, doch kann die „neue“
Sportart ebenfalls ihrem Motivprofil entsprechen. Dies würde den vorliegenden Befund
ebenfalls erklären. Person mit Motiv-Anreiz-Passung haben ihre Sportart zwar teilweise
auch gewechselt, üben aber zum zweiten Erhebungszeitpunkt ebenfalls eine zu ihrem
Motivprofil passende Sportart aus.
4.1.2 Auswirkung einer Passung auf das Befinden
In Übereinstimmung mit der Hypothese zum Befinden konnte gezeigt werden, dass
Personen mit einer Motiv-Anreiz-Passung über einen höheren positiven Affekt zum
Zeitpunkt T2 berichteten als Personen ohne Passung. Dieser Befund legt nahe, dass eine
Passung zwischen dem Motivprofil einer Person und dem Anreizprofil der Sportart das
positive Befinden fördert. Somit ist die Passung zwischen Motiv und Anreiz ein wichtiger
Faktor zur Steigerung des Wohlbefindens. In früheren Untersuchungen konnte bislang
gezeigt werden, dass eine Kongruenz von Zielen und Motiven eine wichtige Grösse für das
Wohlbefinden und die Lebenszufriedenheit darstellt (Brunstein, Lautenschlager, Nawroth,
Pöhlmann, & Schultheiss, 1995; Brunstein, Schultheiss, & Graessmann, 1998). Vorliegende
Untersuchung liefert hierzu neue Erkenntnisse: Neben der Kongruenz von Zielen und
Motiven spielt die Kongruenz zwischen Anreizen und Motiven ebenfalls eine wichtige
Rolle. Die Passung zwischen dem Motivprofil einer Person und dem Anreizprofil der
ausgeübten Sportart ist eine wichtige Kenngrösse zur Verbesserung von Befinden und
Emotionen. Die positiven Emotionen, die bei einer Motiv-Anreiz-Passung zwischen der
Person und der gewählten Sportart entstehen können, führen zu weiteren positiven Effekten.
So konnten Scanlan und Simons (1992) zeigen, dass positive Emotionen einen
motivierenden Einfluss auf das Sporttreiben haben. Auch Abele-Brehm und Brehm (1985,
1990) und weitere Autoren (vgl. Signer, Eberspächer, Bös, & Rehs, 1980) erwähnen die
motivierende Wirkung des Wohlbefindens für sportliche Freizeitaktivitäten. Das
50
Wohlbefinden und insbesondere das Erleben von Spass fördern wiederum die intrinsische
Motivation (Deci & Ryan, 1991, 2000). Auf den Sportbereich übertragen bedeutet dies, dass
sich beim Erleben von Spass das Sporttreiben von selbst trägt. Der Anreiz liegt dann in der
sportlichen Aktivität selbst und gipfelt bestenfalls im Flowerleben. Rheinberg (2004, S. 34)
definiert das Flowerleben als „den Zustand des selbstreflexionsfreien, gänzlichen Aufgehens
in einer glattlaufenden Tätigkeit […]“. Das Flow-Erleben kann somit als optimaler Zustand
bezeichnet werden.
4.2 Stärken und Einschränkungen der Untersuchung
4.2.1 Längsschnittdesign
Um die Persistenz der sportlichen Aktivität zu erheben, wurde ein längsschnittliches
Untersuchungsdesign mit zwei Messzeitpunkten gewählt. Der Vorteil dieser Methode
besteht darin, dass interindividuelle Unterschiede in intraindividuellen Veränderungen über
die Zeit hinweg genau erfasst werden können. Zudem ergibt sich eine hohe
Prognosefähigkeit, da die Veränderung eines dynamischen Prozesses im zeitlichen Verlauf
sichtbar wird.
4.2.2 Online-Erhebung
Die Untersuchung wurde als (schriftliche) Online-Erhebung durchgeführt. Das
Online-Verfahren ist relativ kostengünstig und ermöglicht eine hohe Anonymität. Durch das
standardisierte Erhebungsverfahren können Verzerrungen minimiert werden. Zudem können
in kurzer Zeit sehr viele Leute erreicht werden. Es ist jedoch zu erwähnen, dass bei einer
Online-Erhebung aufgrund der inhomogenen Verbreitung der Internetnutzung in der
Bevölkerung keine allgemein repräsentative Stichprobe erreicht werden kann. Dies deshalb,
weil nicht alle Personen Zugang zum Internet haben und somit ein abdeckungsbezogener
51
Fehler entsteht. Weiter besteht bei Befragungen immer das Problem der Selbstselektion. In
der Regel nimmt nur der aktivere Teil der Bevölkerung oder Personen, die eine spezielle
Motivation zur Teilnahme haben (z.B. Interesse am Thema), an Befragungen teil.
4.2.3 Berechnung der Passung zwischen Motiv und Anreiz
Die methodische Stärke der vorliegenden Arbeit liegt darin, dass verschiedene Arten
der Passung zwischen Motiv und Anreiz untersucht wurden. Es wurde geprüft, welchen
Einfluss die Passung zwischen dem dominierenden Motiv- und Anreizthema hat. Die
Befundlage zeigt, dass diese Art der Passung keinen wesentlichen Beitrag zur Unterstützung
der Persistenz- und Befindenshypothese leisten kann. Eine weitere Form der Passung wurde
über den Vergleich des gesamten Motiv- beziehungsweise Anreizprofils definiert. Die
Passung zwischen den beiden Profilen leistet einen wesentlichen Beitrag zur Erklärung der
Persistenz- und Befindenshypothese. Diese Befundlage unterstützt die Vermutung, dass die
Betrachtung des gesamten Motiv- beziehungsweise Anreizprofils einen Mehrwert bezüglich
der Hypothesenunterstützung leisten kann. Zusätzlich zur Passung im gesamten Profil wurde
die Passung der Motiv- und Anreizstärke als Kovariate kontrolliert. Die Kontrolle der
Passung der Stärke lieferte jedoch keinen zusätzlichen Erklärungsbeitrag.
Obwohl die Berechnung der Passung zwischen Motiv der Person und Anreiz der
Situation auf verschiedene Arten operationalisiert wurde, könnte die Berechnung der
Passung optimiert werden. Wie bereits erwähnt könnten über eine differenziertere Erhebung
der Sportanreize und der ausgeübten Sportarten der Teilnehmer genauere Anreiz- und
Motivprofile erstellt werden, was eine genauere Passung zwischen den Anreiz- und
Motivprofilen ermöglichen würde.
52
4.3 Praktische Implikationen
Aus den Ergebnissen der Untersuchung lassen sich Empfehlungen zur Bekämpfung
der Dropout-Problematik ableiten. Kennt man die Motivstruktur einer Person, so kann
daraus gefolgert werden, welche Anreize eine Sportart bieten muss, damit positive
Emotionen und Befindensweisen hervorgerufen werden und die Person zur Verfolgung eines
Ziels antrieben wird. Um eine zum Motivprofil passende Sportart zu finden, muss das
Anreizprofil der Sportart bekannt sein. Kann eine Person dahingehend beraten werden, dass
sie eine Sportart ausübt, deren Anreizprofil auf ihr Motivprofil passt, so erlebt die Person
mehr positive Emotionen und bleibt langfristig motiviert. Angelehnt an die Berufsberatung
könnte auf der Basis der hier gemachten Befunde eine Sportberatung stattfinden. In einer
solchen Beratung würde das Motivprofil der Person ermittelt werden, so dass dazu passende
Sportarten aufgezeigt werden können. Optimalerweise würden die dann zur Auswahl
stehenden Sportarten noch mit weiteren, individuellen Wünschen der Person abgeglichen
werden. Das Ziel der hier beschriebenen „Sportberatung“ wäre, den Personen den Weg zur
regelmässigen, langfristigen sportlichen Aktivität zu erleichtern.
53
Literaturverzeichnis
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Sporttreiben und Befindlichkeitsveränderung nach sportlicher Aktivität. Psychologie
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Befindlichkeit. Die Entwicklung der "Befindlichkeitsskalen" (BFS). Diagnostica, 32,
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