8
(Aus der Universit~ts-Kinderklinik in Wien - - Vorstand: Prof. Dr. C1. Pirquet -- und der I. Universitats-Frauenklinik ~ Vorstand: Prof. Dr. H. Peham.) Acetonstudien beim Neugeborenen. ~V~on B. Schick und R. Wagner, Assistcnten der Kindcrklinik. Mit 4 Abbildungen im Text. (Eingega~gen am 2d. September 1923.) I~ Gelegentlieh yon Erni~hrungsstudien beim I~eugeborenen ist es uns aufgefallen, dab bei Zufuhr n~hrwertloser Fliissigkeit die Exspirations- luft auffallend intensiv nach Aeeton roeh, so dab dieses Symptom als eines der wiehtigsten und untriiglichsten Hungerzeichen erkannt wurde; dieses Zeichen hat sich uns seit dieser Zeit immer wieder ausgezeiehnet bew~hrt, wenn es sieh darum handelte, den Hungerzustand festzusteUen. Die ersten Beobaehtungen besehri~nkten sich auf den einfachen quali- tativen l~achweis des Eintritts der AcetonkSrperausscheidung; das Un- vollst~ndige an dieser Art der Beobachtung lag vor a]lem in der Tat- sache, dal~ nieht alle Menschen eine gleiehe Empfindliehkeit des Geruehs- organs fiir Aeetonk6rper besitzen, so z. B. sind wir beide i~uflerst empfind- lieh, riechen z. B. die Acetonausseheidung eines Diabetikers sehon auf gr5Bere Distanzen, wahrend andere Kollegen selbst bei speziell darauf geriehteter Aufmerksamkeit nieht in der Lage sind, auch in der naehsten N~he des Patienten den Aeetongeruch zu erkennen. Eine derartige Me- rhode ist aber zu subjektiv, um wissenschaftliehe Fragen der Aceton: k6rperbildu~g beim Neugeborenen zu studieren. Es kommt hier nicht auf den qualitativen Nachweis der AcetonkSrper an, sondern aueh auf den Zeitpunlct des Beginns und den quantitativen Ablau/ der Ausseheidung und aul3erdem auf die quantitativen Verh~ltnisse unter dem Einflul~ ver- schiedener Ern~hrung. Deshalb haben wir die Untersuchung des Urins auf AcetonkSrper herangezogen. Es wurden nur m~mfliche Neugeborene untersueht, die qualitative Untersuchung erfolgte mit der Legalschen Probe. Die quantitative Bestimmung wurde nach Embden und Schmitz ausgeffihrt, dort wo nieht genug UIqn fiir eine Makrobestimmung zur Ver- fiigung stand, mittels Mikrobestimmung in dem von Parnas fiir kleine Mengen Milchsi~ure angegebenen Apparat.

Acetonstudien beim Neugeborenen

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Acetonstudien beim Neugeborenen

(Aus der Universit~ts-Kinderklinik in Wien - - Vorstand: Prof. Dr. C1. Pirquet - - und der I. Universitats-Frauenklinik ~ Vorstand: Prof. Dr. H. Peham.)

Acetonstudien beim Neugeborenen. ~V~on

B. Schick und R. Wagner, Assistcnten der Kindcrklinik.

Mit 4 Abbi ldungen im Text.

(Eingega~gen am 2d. September 1923.)

I~

Gelegentlieh yon Erni~hrungsstudien beim I~eugeborenen ist es uns aufgefallen, dab bei Zufuhr n~hrwertloser Fliissigkeit die Exspirations- luft auffallend intensiv nach Aeeton roeh, so dab dieses Symptom als eines der wiehtigsten und untriiglichsten Hungerzeichen erkannt wurde; dieses Zeichen hat sich uns seit dieser Zeit immer wieder ausgezeiehnet bew~hrt, wenn es sieh darum handelte, den Hungerzustand festzusteUen. Die ersten Beobaehtungen besehri~nkten sich auf den einfachen quali- tat iven l~achweis des Eintri t ts der AcetonkSrperausscheidung; das Un- vollst~ndige an dieser Art der Beobachtung lag vor a]lem in der Tat- sache, dal~ nieht alle Menschen eine gleiehe Empfindliehkeit des Geruehs- organs fiir Aeetonk6rper besitzen, so z. B. sind wir beide i~uflerst empfind- lieh, riechen z. B. die Acetonausseheidung eines Diabetikers sehon auf gr5Bere Distanzen, wahrend andere Kollegen selbst bei speziell darauf geriehteter Aufmerksamkeit nieht in der Lage sind, auch in der naehsten N~he des Patienten den Aeetongeruch z u erkennen. Eine derartige Me- rhode ist aber zu subjektiv, um wissenschaftliehe Fragen der Aceton: k6rperbildu~g beim Neugeborenen zu studieren. Es kommt hier nicht auf den qualitativen Nachweis der AcetonkSrper an, sondern aueh auf den Zeitpunlct des Beginns und den quantitativen Ablau/ der Ausseheidung und aul3erdem auf die quanti tat iven Verh~ltnisse unter dem Einflul~ ver- schiedener Ern~hrung. Deshalb haben wir die Untersuchung des Urins auf AcetonkSrper herangezogen. Es wurden nur m~mfliche Neugeborene untersueht, die qualitative Untersuchung erfolgte mit der Legalschen Probe. Die quanti tat ive Bestimmung wurde nach Embden und Schmitz ausgeffihrt, dort wo nieht genug UIqn fiir eine Makrobestimmung zur Ver- fiigung stand, mittels Mikrobestimmung in dem von Parnas fiir kleine Mengen Milchsi~ure angegebenen Appara t .

Page 2: Acetonstudien beim Neugeborenen

B. Schick und R. Wagner: Acetonstudien beim Neugeborenen. 337

Zum Studium der Frage der Acetonbereitschaft eignet sich der Neu- geborene in idealer Weise; sein Magendarmkanal hat so gut wie gar niehts an Nahrung aufgenommen. :Fast alle Autoren lassen bewul t den Neu- geborenen dureh einige Zeit hungern. Die anfangs gegebenen Nahrungs- mengen werden ebenso bewul~t sehr hiufig nut knapp bemessen, und es ist vielfach iiblieh, start Fiit terung in den ersten Tagen Tee mit Saccha- rin zu verabreichen, um wenigstens den Fliissigkeitsbedarfzu decken.

r r 2. 3, q. 5.

/ . 0 i ~ i I

# I ~. _1 . I . . . . I Z I '

o 1r 28 r 56 70 8~1 98 712 3/unde/~

Abb. 1. R , I .

Unsere FragesteIlung lautete" i. Wie vide Stunden vergehen beim Neugeborenen, bis bei Zufuhr

yon Tee und Saccharin Aeeton im H a m naehweisbar wird ? 2. Wie verh i l t sieh der 0rganismus des Neugeborenen bei wieder-

holber Nahrungsentziehung, also in einem spi teren Zeitpunkt, sobald die Nahrungsaufnahme sehon in Gang gekommen ist ~.

3. Welchen Einflufl rer Nahrung, Eiweil , Fet t , Kohlenhydrat und deren Gemische. e auf die GrSle der

~ Z

zustande gekomme- nenAcetonk6rperaus- o seheidung ?

Die Versuchsan- u o

ordnung zur Beant- wortung der ersten

haben die verschiedenen Energietr iger unse-

I . 1

_/ __1_ _. --i'~ 7 - I

~ 56 r

Abb. 2, F. Th.

I i /

8:/ Y8 ,S/'undm

Fragestellung bestand darin, dab die Kinder yon der Geburt an 3stfindlieh ad libitum Tee-Saccharin erhielten. Die Kinder be- kamen einen Harnrezipienten und nach MaBgabe der Urinentleerung wurde in verschiedenen Abst inden die Legalsche Probe ausgefihrt . Die gew0nnenen Resultate wurden in der Weise graphisch ver- merkt, dab Fehlen yon Aceton mit u, Spuren mit o, deutliche Re- aktion mit a nnd sehr starke Reaktion mit e bezeichnet wurde. Zwischens~ufen wurden zwisehen die Linien eingetragen (vgl. Abb. 1, 2, 3 und 4 und Tab. I).

Page 3: Acetonstudien beim Neugeborenen

338 B. Schick und R. Wagner:

TabeZle I.

Erste Nachweis- HShepunkt der Deburts- Geburtsdatum und barkeit des Acetons Ausscheidung.

Name gewicht -Stunde nach Stunden S~unden

l~. 1~

R. 2.

F. Th.

J . H .

E . E .

2360

2310

2550

3540

4200

21. V. 1921 t 2 h 45 p. m. I 21. V. 1921

3h p. m. 21. V. 1921

6~ p. m. 23. V. 1921

2 h p. m. 23. V. 1921

4~ p. m . .

48

50

47

57

55

72

74

71

65

69

Aus Tabel le I und den K u r v e n (Abb. 1, 2, 3, 4) e rg ib t sich, dal~ die e r s t en S p u r e n y o n Ace ton nach r u n d 51 S t u n d e n im Mi t t e l a u i t r e t e n . Der H 6 h e p u n k t l iegt bei 70 S t u n d e n nach der Gebur t , also r u n d a m E n d e

-I- L I ~ ! ~r 25 q~ 56 fO 8r O8

~fund~ Abb. ~ J, H.

s

o

tz 0

des 3. Tages. Es war nun in t e re s san t zu sehen, wie rasch nach einer e inmal igen Dar - re ichung e iner n~hr- wer tha l t igen , kohlen- h y d r a t r e i c h e n Mahl- zei t die Aussche idung der Ace tonkSrpe r si-

yen is t ers icht l ich, wie schnell da s geschieht , es i s t im ] )u rohschn i t t nach 6 - - 8 S t u n d e n die A c e t o n r e a k t i o n k a u m nachweisbar . Die K i n d e r e rh ie l ten nu r eine Mahlzei t , u m das W i e d e r a u f t r e t e n der Ace tonkSrpe r

/ �9

I I n I

Abb. 4. E.E.

zu bes$immen. W i r sehen, d a b nu~mehr ein viel k iirze. fez Intervall bib zum Wieder. au/tri t t zu verzeichnen ist. Dieses betri~gt nur r u n d 4 S tunden . Diese zei t l iche Versch iedenhe i t des Ein- t r i t t e s de r Ace tonk6rpc r - b i ldung is t zweifellos da r in zu suchen, d a b der Neu-

geborene m i t K o h l e n h y d r a t r e s e r v e n zur W e l t k o m m t , d ie e r , wenn er nur ni~hrwertlose F l i i s s igke i t zugeff ihr t erhi~lt, i nne rha lb zweier bis dre ier Tage au fb rauch t . F f i h r t m a n d a n n e twas K o h l e n h y d r a t m i t e iner M a h l z e i t zu, so ve r schwinde t begreif l icherweise das Ace ton aus

s t ier t . Aus den K u r -

Page 4: Acetonstudien beim Neugeborenen

Acetonstudien beim Neugeborencn. 339

dem Urin; da aber nunmehr keine Reserven vorhanden sind, wird die AeetonkSrperbildung sofort wieder in Gang kommen. Nach Embden und Mitarbeitern entstehen die AcetonkSrper bei der Oxydation der Fetts/iuren mit gerader Anzahl von C-Atomen, daher auch bei der Oxydation der Fet ts iuren des Fettes. Der Neugeborene zehrt bei Hungerdii~t der ersten Tage zuerst seinen Kohlenhydratvorrat auf; her- nach greift er zu seinem Fettvorrat . Schon unsere klinischen Beob- achtungen haben den Iqachteil des Hungerns beim Neugeborenen er- wiesen; wir glauben auch, dab die eben erwahnten Tatsaehen geeignet sind, die Annahme der Sehadlichkeit eines solehen Hungerzustandes zu unterstreichen. Es kann wohl, vom physiologischen Gesichtspunkt aus betrachtet, nieht niitzlieh sein, das dem Neugeborenen yon der Mutter mitgegebeneKohlenhydratdepot zu verschwenden, so da$ bei neuerlichem Eintri t t des Entzuges yon Kohlenhydrat der Neugeborene ohne Reserven darsteht.

In einem Versueh -- F. V., geboren 2. VI. 1921, Geburtsgewicht 3110 g -- haben wir die ersten 3 Tage mit Trockenmilch mit 17proz. Zuckerzusatz ernahrt und dann Tee-Saccharin gegeben. Die Acetonurie trat deutlich nach ca. 31 Stunden auf, also wohl etwas rascher als bei Nahrungskarenz yon der Geburt an, aber doch viel sparer als bei Kohlen- hydratentziehung nach ErsehSpfung der Reservekohlenhydrate. In einem weiteren Versuche (W. K., geboren 14. VI. 1921, Geburtsgewicht 2810 g), in dem das Kind 4 Tage hindurch Brustnahrung unter Zufiitterung von gezuckerter Sahne-Vollmilchmischung erhielt und gut frank, setzten wir nach viermal 24 Stunden die Nahrung aus, gaben 8i/2% Larosanwasser in der Menge yon 3/.i0 S[tzhShequadrat; noeh 50 Stunden naeh Beginn dieser Fiitterung war kein Aeeton naehweisbar, worauf wir das Kind wieder zur Brusternahrung zuriicldiihrten. In einem 3. Versuch (S. M., geboren 15. VI. 1921, Geburtsgewicht 3240 g) wurde nach 6tagiger Er- nahrung diese ausgesetzt und das Kind auf Tee-Saccharin gesetzt; auch in diesem Falle wurde erst nach 30 Stunden Aeeton nachweisbar.

Die zwei folgenden Versuche gestatten keine eindeutige Erklarung.

Verauch 10. E. I-I., geboren 25. VI. 6 Uhr 30 p. m, Geburtsgewicht 3160 g. Keine Acetonausscheidung bis zu 72 Stunden. iNach 76 Stunden erhMt das Kind eine Mahlzeit, bestchend aus 2 g Larosan, 7 g gewaschenem Butterfett auf 100 g Wasser, danach weiter Tee-Saccharin; 14 Stunden sp/~ter etwas Acetongeruch, im Urin aber nichts nachweislieh. Nach weiteren 10 Stunden erhielt das Kind drei- stiindliehe Ern/~hrung; im Urin kein Aceton nachweisbar.

�9 Versuch 11. W. K., geboren 28. VI. 6Uhr p. m, Geburtsgewicht 3660 g. In den el~tenTagen Tee-Saccharin bis vierma124 Stunden. Nach 64 Stunden Legalsehe Reaktion positiv, aber nicht sehr deutlieh. Nach 66 Stunden deutlicher Aeeton- geruch der Exspirationsluft. 4 Stundcn sp/iter erh/flt das Kind eine Larosan- fettmahlzeit, wieim Versueh 10. Zu dieser Zeit ist die Lega/sche Reaktion wieder negativ; vier Stunden sp~ter ist etwas Aceton im Harn naehweisbar, verschwindet aber in den naehsten Harnportionen wieder; darauf wird dcr Versuch abgebrochen

Page 5: Acetonstudien beim Neugeborenen

~40 B. Schick und R. Wagerer:

und das Kind 3 stiindlich ern~hrt. Wir k6nnen nicht mi~ Sicherhei~ aussclflieBen, dab die Kinder irrtlimlicherweise ein- oder das andere Mal gefiittert wurden, was die Uns~immigkeit leicht erkl~ren wiirde.

Der Befund bei Fall E. E. (Tab. I u n d Abb. 4), der trotz dargereichter ]~inzelmahlzeit keinen Abfall der AcetonkSrperausscheidung aufweist, diirfte wohl damit zusammenh~ngen, dab das Kind einen grb•eren Teil der Mahlzeit oder vielleicht die ganze erbrochen hat. Wie wenig Kohlen- hydra t geniigt, um die Acetonausscheidung zu verhindsrn, war uns schon aus unseren ldinischen Ernahrungsstudien bekannt. Bei Fii t terung mi t einer 3,4 proz. RiibenzuskerlSsung war kein Acetongeruch wahrnshmbar ; wir fiberprfiften diese klinisehe Beobashtung durch Harnuntersuchung auf Aceton bei 2 Neugeborenen, die durch 72 Stunden bei ca. 40 g Zueker pro die bei wiederholten Untersuehungen niemals Aceton aus- schieden.

I I .

Wir gehen nunmehr auf die drit te Fragestellung ein; Haben die Energietr~ger einen Einflul3 auf den Ausl6sungsmechanismus der Aceton- k6rperbi ldung nnd beeinflussen sie dieselbe in quant i ta t iv verschiedener Weiss ? Zur Beantwortung dieser Frage geniigt es nieht, nur den Ein- t r i t t der Acetonurie bei Tee- und Saccharinffitterung festzustellen, son- dern auch quanti ta t ive Best immungen des Acetons im 24-Stundenharn des Versuchstages vorzunehmen. Die Versuche wurden so geleitet, da~ Tee-Saccharindi~t bis zur 60. bzw. 72. Stunde gegeben wurde, naeh weleher Zeit auf Grund unserer Effahrungen mi t Sieherheit die Aeeton- ausscheidung auf der H6he war. Wit iiberzeugten uns iiberdies jedesmal dureh qualitative Untersuchung vor dem Versueh davon, dab die Aceton- kSrperausscheidung in vollem Gange war, ])ann wurde gewShnlich in der Menge yon s/10 SitzhShequadrat die Versuehsnahrung dursh 24 Stun- den verabreichg, der Urin in dieser Zeit gesammelt und das Aeeton darin quant i ta t iv best immt.

Die beiden Versuchsdi~ten waren:

1. 8x]~ proz. Larosanwasser bzw. Nutrosewasser. 2. 2 g Larosan bzw. Nutrose + 7 g gewaschenes Butterfetg auf 100 g Wasser,

d. h. also ] -~ reine Eiwei~di~t, bzw. 2 ~ EiweiB-, vorwiegend Fettdi~t.

Tab. I I und I I I enthalten die Versuche. Aus den Tabellen ergibt sich, dab bei allen Kindern die AcetonkSrper-

ausscheidung fortbestand. Die Durchsehnittswerte der in 24 Stunden ausgesehiedencn Acetonmenge betrug bei der Gruppe der reinen Eiwei~- fii t terung 19 rag, bei der Fe t tgruppe 13 rag. Es ist also bei der Fet t - gruppe eine geringffigigere Ausseheidung zu Verzeichnen, doch legen wit auf diese geringe Differenz keinen zu grol~en Weft , insonderheit als die Kinder in beiden Gruppen nieht aquikalorisehe Nahrungsmengen erhielten,

Page 6: Acetonstudien beim Neugeborenen

Acetonstudien beim Neugeboronen. 34I

Diese Unabhi~ngigkeit der �9 GrSBe der Aeetonaussehei-

dung yon der Qualifier der :Nahrungsstoffe, abgesehen vom KohIenhydrat, is~ auch schon yon anderer Seite, z .B. L . F . MeyerZ): festgestellt worden, der gefunden hat, dab Fe~tzufuhr die Aeeton- kiirperausseheidung nicht be- einfLu~t.

Es scheint der alimen- tare l~aktor keinen wesent- lichen EinfluB auf die Gr6i]e der Aeetonk6rperbildung bei Kohlenhydratmangel zu be- sitzen, eine Ansieht, die wie- derholt yon anderer Se i t e schon ausgesprochen worden ist. Im Falle yon Kohlen- hydratmangelgreift der Orga- nismus bei alleiniger EiweiB- zufuhr seinen Fe t tvor ra t an und erzeugt dann ebensoviel AeetonkSrper beim Abbau derselben als bei einer Er- ni~hrung, die neben EiweiB noeh Fet t dem Organismus zufiihrt. Es wird dann wohl ebensoviel Fe t t abgebaut werden wie im Falle der rei-

n e n EiweiBern/~hrung.

Schlu flsgtze :

Die vorliegende Unter- suchung befal~t sich mit der Bestimmung des Zeitpunktes der Acetonausscheidung beim hungernden Neugeborenen: Die AcetonkSrper erscheinen

1) Jahrb. f. Kinderheilk. 61, 438. 1905.

Z e i t s c h r i l t ffir Kinderheilkunde, X X X V I I .

!

c~ ~ o ~ c:~ ~aa ean~

t~0~

c~ s~

c~ C~ 0 ~ 0

ov ~" ~o oo

s ~

23

O

rl ~q

v~

e~

s ~

o

p.

Page 7: Acetonstudien beim Neugeborenen

342 ]3. Sehiek und R. Wa~ne~:

L"q

~ o o o ~ o o o o o 0 0 0 0 0 0 0 0 0

0 ~ o o o o o o o

0 0 0 0 0

II [I

�9 ~

0 00

0 II

o g

g

"4

o o o o o ~ 0 0 0

~ 1 eeo

#

Page 8: Acetonstudien beim Neugeborenen

Acetonstudien beim Neugeborenen. 343

im Urin nach rund 50 Stunden; ihre Menge wird nach 72 Stunden sehr reiehlich.

Schon ganz geringe Zuekermengen (Zufuhr yon 3,4proz. Zucker- 15sung) verhindern das Ents tehen von AcetonkSrpern. EiweiI~- oder Fet t- zufuhr beeinflussen den quanti tat iven Ablauf nicht. Einmalige Kohlen- hydratgabe nach bereits im Gange befindlieher Aeetonurie bringt die Acetonk6rperausseheidung naeh ca. 6--8 Stunden zum Versehwinden; sehon nach 4 Stunden ist aber wieder die ffiihere HShe erreicht. Es be- stehen also zur Zeit der Geburt Kohlenhydratreserven (s. a. Benedict und Talbot), die bei Mangel von Nahrungszufuhr innerhalb dreier Tage verbraucht werden. Sind sie aufgezehrt, so t r i t t bei neuerlicher Ent- ziehung der Kohlenhydrate die Acetonausscheidung sehr raseh wieder

zutage. Auch diese Tatsaehe spricht dafiir, dab man den Neugeborenen nicht hungern lassen soll; denn. nur dann kann er seine Kohlenhydrat- reserven schonen. Die rasche Entwicklung neuerlicher Acetonaussehei- dung bei Ausschaltung der I~ohlenhydratzufuhr steht in Analogie mit der bekannten, yon Porges und Nowak 1) studierten Acetonbereitschaft der Sehwangeren. Auch diese Neigung der Sehwangeren, namentlich in der zw~iten Hi~lfte der Gravidit~t, m6chten wir nieht so sehr mit einer pathologisehen Funktion der Leber.als damit erklaren, dab auch hier die Kohlenhydratreserven infolge der starken Inanspruchnahme so knapp bemessen sind, da6 sehon geringer Mangel der Kohlenhydratzufuhr -genfig~, um zur Acetonk6rperbildung zu fiihren.

Wie die Verh~ltnisse be i der Friihgeburt liegen, wissen wit nieht. W i t haben begreiflieherweise Friihgeburten nicht zur Untersuehung herangezogen. Es ist wahrscheinlich, dab in Analogie zu anderen Re- servestoffen (Fett, Eisen) auch in bezug auf Glyeogenreserven die Friih- geburt schlechter daran ist als das reife Kind.

/1) Berl. klin. Wochenschr. 39, 1757. 1911.

23*