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01 Ackern schafft Wirkung WIRKUNGSBERICHT 2017

Ackern schafft Wirkung - gemueseackerdemie.de · dung von der Natur entgegen zu wirken. Dafür entwickeln wir soziale und nachhaltige Konzepte. ... für das Vertrauen in unseren jungen

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Ackern schafft Wirkung

WIRKUNGSBERICHT 2017

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Ganz hinten findet ihr ein Acker- Glossar, das euch mit unserem AckerVokabular vertraut macht und euch wichtige Begriffe erläutert.

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Der gemeinnützige Verein Ackerdemia ist ein Sozialunternehmen, das 2014 mit dem Ziel gegrün-det wurde, die Wertschätzung für Lebensmittel in der Gesellschaft zu steigern und einer Entfrem-dung von der Natur entgegen zu wirken. Dafür entwickeln wir soziale und nachhaltige Konzepte. Im Zentrum unserer Arbeit steht die GemüseAckerdemie, ein ganzjähriges Bildungsprogramm für Schulen und Kindertagesstätten (fortan: Kita). Der vorliegende Bericht bezieht sich auf das AckerJahr 2017 und konzentriert sich auf die Wirkung, also die Veränderung, die bei den Teilneh-mer*innen und deren Umfeld durch die Teilnahme am Bildungsprogramm erzielt wurde.

Kinder und Jugendliche haben sowohl zu Hause als auch in der Kita oder Schule immer weniger Kontakt zur Natur. Naturerfahrungsräume verschwinden aus dem Lebensumfeld und landwirt-schaftliche Prozesse werden zunehmend industrialisiert. Wo unsere Lebensmittel herkommen und wie sie entstehen, ist vielen Kindern und Jugendlichen nicht mehr verständlich.

Unsere Mission ist es, Erfahrungswelten zu entwickeln, die Wissen, Erleben und Handeln mit dem Fokus auf gesunde Ernährung und Konsumverhalten verbinden. Wir wollen, dass jede Bildungseinrichtung einen naturnahen Lernort hat, an dem Kinder und Jugendliche erleben, lernen und erfahren, wo unsere Lebensmittel herkommen und wie diese angebaut werden.

Unser Ziel ist es, eine Generation junger, ackerdemischer Changemaker auszubilden, die ein grundlegendes Verständnis der Lebensmittelproduktion und landwirtschaftlicher Zusammen-hänge besitzt sowie ein bewusstes und nachhaltiges Konsumverhalten zeigt.

Unsere Vision ist eine auf allen Ebenen nachhaltig konsumierende Gesellschaft, deren Handeln auf einem ganzheitlichen und wertschätzenden Verständnis der Natur und Lebensmittelproduktion beruht.

Gegenstand des Berichts

Mission und Vision

Liebe Freunde und Freundinnen, Unterstützer und Unterstützerinnen sowie Interessierte von Ackerdemia,

wir freuen uns ganz besonders euch den mittler-weile 4. Wirkungsbericht vorstellen zu dürfen. So wie die GemüseAckerdemie über die Jahre stark gewachsen ist, ist auch der Bericht mitgewach-sen, hat an Qualität gewonnen und wird jedes Jahr ein wenig schöner.

Entscheidend ist aber, dass wir uns methodisch weiterentwickeln. Die Einführung von Kontroll-gruppen (Kinder aus Schulen, die nicht an der GemüseAckerdemie teilnehmen) lassen nun viel robustere Schlüsse auf den Einfluss unseres Pro-gramms zu. Mit insgesamt 13 verschiedenen Er-hebungsmethoden bzw. Zielgruppen (siehe Seite 44) versuchen wir gemeinsam mit unseren wis-senschaftlichen Partnern aus den verschiedens-ten Blickwinkeln die Wirkung unseres Programms zu analysieren. Ziel ist es ein möglichst realisti-sches Bild der Wirkung abzugeben, ohne Übertrei-bung und mit genügend Reflexion. Deshalb freu-en wir uns neben positiven Rückmeldungen und Geschichten auch ganz besonders über kritische Punkte. Denn daran wachsen wir und können die GemüseAckerdemie weiter verbessern.

Neben der Wirkungsanalyse ist es uns wichtig, ei-nen Einblick hinter die Kulissen unseres jungen sozialen Start-Ups zu geben. Innerhalb von nur drei Jahren sind wir von vier auf über 30 Personen angewachsen. Eine bunte Mischung - angefan-gen von unseren FÖJler*innen und studentischen Mitarbeiter*innen, über unsere Profis in den Re-gionen bis zu unserem lebenden Lexikon „Dr. T.“. Gleiches gilt für unseren erweiterten Beirat, be-stehend aus Personen aus der Wissenschaft, Wirt-schaft und dem gemeinnützigen Sektor (Seite 15). Denn wie auch auf unseren Äckern gilt die Devise, je mehr Vielfalt desto besser das Wachstum.

Wir freuen uns besonders, dass wir uns als kleine Bottom-Up-Initative ein immer stärkeres Gehör in der Gesellschaft verschaffen. Dazu helfen uns unsere prominenten Unterstützer wie Christoph Biemann (Schirmherr, siehe Seite 15), Prof. Dr. Gerhard de Haan oder auch Günther Jauch als Fan

unseres neuen Kochbuchs. Das ist eine tolle Wert-schätzung unserer Arbeit!

Ohne die Unterstützung dieser, aber vor allem vie-ler weiterer einzelner Personen und Organisatio-nen könnten wir unsere Arbeit nicht so erfolgreich machen. Wir möchten uns hiermit ganz herzlich für das Vertrauen in unseren jungen Verein bedan-ken. Und trotz des Erreichten stehen wir erst am Anfang einer langen Reise. Denn wir hören nicht auf bevor nicht jedes Kind die Möglichkeit hat zu lernen, wie Lebensmittel entstehen und unsere Natur funktioniert. Unsere Währung mit der wir unseren Erfolg messen ist die Wirkung, auf die wir besonders stolz sind und die wir euch im Folgen-den vorstellen. Viel Spaß beim Lesen und wir freu-en uns über euer Feedback!

Mit herzlichen AckerGrüßen,

Euer Christoph und das gesamte Team der GemüseAckerdemie

Vorwort

Sehr geehrte Damen und Herren,

nachhaltige Entwicklung findet ohne unser Wol-len und Handeln nicht statt. Sie ist also zunächst einmal eine Sache des Kopfes – und damit des Lernens. Nachhaltigkeit lernen wiederum ist auch kein Selbstläufer – es muss initiiert werden. Mehr und mehr haben wir heute die Chance, von der Kita über die Schule bis in die informellen Bil-dungsangebote hinein mit den Ideen zur Nach-haltigkeit und den Analysen nicht-nachhaltiger Entwicklungen vertraut zu werden.

Dafür brauchen wir jedoch neue, innovative Lern-formen. Wir brauchen motivierende und partizi-pative Methoden des Lehrens und Lernens, die Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit geben, einen Sinn für die Gestaltung der Zukunft zu ent-wickeln. Wir müssen ihnen zukunftsfähiges Wis-sen und den nötigen Raum zugestehen, der es ihnen ermöglicht, teilhaben zu können, hand-lungsfähig zu sein und das Vertrauen in ihnen stärkt, selber Einfluss nehmen und etwas bewir-ken zu können.

Die Lern- und Handlungsfelder sind selbstver-ständlich sehr vielfältig – und spannend. Ob es um fairen Handel, den Klimawandel, die Biodi-versität, Ernährung oder andere zentrale The-men geht: Viele außerschulische Anbieter sind hier Treiber für eine nachhaltige Zukunft. So auch der gemeinnützige Verein Ackerdemia. Mit dem Bildungspro gramm GemüseAckerdemie er-schafft Ackerdemia genau solche Räume an Schu-len und frühkindli chen Bildungseinrichtungen, die sich auf Fragen der Ernährung in ganz hand-fester Form konzentrieren. Solide im Schulun-terricht oder im Alltag der Kindertagesstätte ver-ankert, wird ein ganzheitlicher, nachhaltiger und dauerhafter Lernort geschaffen, der in Form eines GemüseAckers ein Stück Wirklichkeit in die Le-benswelt holt. Die Kinder und Jugendlichen wer-den durch den selbständigen Gemüseanbau aktiv in das Lernen eingebunden, sie setzen sich kri-tisch mit realen Problemen auseinander und er-fahren ihre eigene Handlungsfähigkeit. Abgerun-det wird die praktische Erfahrung mit relevantem Wissen und Methoden über globale Auswirkungen

und Zusammenhänge von eigenen Produktions- und Konsummustern.

Für mich ist die GemüseAckerdemie ein sehr zukunftsfähiges und auch – wie sich auf den nächsten Seiten zeigt – sehr wirkungsvolles Bil-dungsprogramm, das die Bildungslandschaft Deutschlands aktiv mitgestaltet und das ich des-halb gerne unterstütze!

Prof. Dr. Gerhard de Haan

Professor für Zukunfts- und Bildungsforschung an der Freien Universität Berlin und Leiter des Insti-tuts Futur

Grußwort

Inhalt

Überblick und Ausgangslage

Wer ist Ackerdemia und was haben wir erreicht?

Wie kommt die GemüseAckerdemie an?

Wie wirkt die GemüseAckerdemie?

Hinter den Kulissen

Gegenstand des Berichts ................................................................................................ 01Mission und Vision ..................................................................................................................01Vorwort ...............................................................................................................................................02Grußwort ...........................................................................................................................................03

Die gesellschaftliche Herausforderung ............................................................08Der Lösungsansatz: Die GemüseAckerdemie ............................................11

Sozialprofil von Ackerdemia ........................................................................................14AckerBotschafter Christoph Biemann ...............................................................15Beirat von Ackerdemia .......................................................................................................15Was bisher geschah – Daten & Fakten ...............................................................16Unsere Lernorte .........................................................................................................................18Preise und Auszeichnungen .........................................................................................20

Evaluation der GemüseAckerdemie ....................................................................24Motivationskurve der AckerSchüler*innen ..................................................36

Wirkungsorientierung .........................................................................................................40Die Wirkungslogik der GemüseAckerdemie ................................................41Datenerhebung zur Wirkungsmessung ...........................................................44Wirkung bei den AckerSchüler*innen ................................................................46Im Gespräch mit AckerSchüler*innen ...............................................................54Wirkung bei den Kita-Kindern ....................................................................................58Wirkung in den Familien ...................................................................................................64Wirkung bei den AckerMentor*innen und

AckerHelfer*innen ...............................................................................66Wirkung bei den Lehrer*innen und Erzieher*innen ..................68

14 Fragen an das Ackerdemia Team ..............................................72Freund*innen, Partner*innen und Unterstützer*innen ...........76

Anhang: AckerGlossar (von A bis A) ................................................77Impressum ............................................................................................78

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Überblick und AusgangslageDie GemüseAckerdemie existiert nicht zum Selbstzweck, sondern verfolgt klare Ziele, um gesellschaftliche Probleme anzugehen. Dieses Kapitel verschafft einen Überblick über die gesellschaftliche Ausgangslage und erläutert im Anschluss die Funktion des Bildungsprogramms als Lösungsansatz.

ÜBERBLICK UND AUSGANGSLAGE

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Nur selten haben Kinder und Jugendliche die Möglichkeit, Natur und die natürliche Produktion von Lebensmitteln zu erkunden, zu erleben und vor allem zu entdecken. Naturerfahrungsräume fehlen und werden immer häufiger ersetzt. Be-dingt durch die Beschleunigung und Leistungs-orientierung des gesellschaftlichen Lebens sowie einer voranschreitenden Urbanisierung verlieren Kinder und Jugendliche zunehmend den Zugang zur Natur sowie der natürlichen Lebensmittel-produktion und deren Zusammenhängen. Fra-gen, bspw. wie Karotten eigentlich wachsen oder wie Kartoffeln geerntet werden, bleiben unbeant-wortet und nicht erlebbar. Es gibt immer weniger landwirtschaftliche Betriebe in der direkten Um-gebung, der Gemüsegarten hinterm Haus oder bei den Großeltern verschwindet zunehmend und auch in der Kita oder Schule fehlen die Veranke-rung von Naturerfahrungsräumen im Lehrplan oder ein eigener Garten. Der mangelnde Natur-kontakt hat fatale Auswirkungen: immer weniger Kinder wissen, wo Lebensmittel herkommen und wie diese angebaut werden. Nicht wenige Kinder sind beispielsweise der Meinung, dass Lebens-mittel wie Äpfel in unseren Wäldern wachsen.1 Erschwerend kommt hinzu, dass unsere Lebens-mittel durch die stark wachsende industrielle Ver-arbeitung sowohl räumlich und zeitlich als auch in ihrer Darbietung so stark von der Natur losgelöst sind, dass es schwierig ist, einen Bezug herzustel-len und ihren Ursprung zu erkennen. Deshalb sind Verbraucher*innen die Herstellungsprozesse von Lebensmitteln kaum noch bekannt.2 Die Entfrem-dung von Natur und Lebensmitteln wird durch ein fehlendes Abhängigkeitsgefühl, welches durch eine ständige Verfügbarkeit an Lebensmitteln im Überfluss bedingt ist, weiter verstärkt.

Dies alles äußert sich in mangelnder Wertschät-zung von Lebensmitteln. Die Kluft der Gesell-schaft zur Landwirtschaft ist so groß wie nie. Und wer von der Landwirtschaft derart entfremdet ist, hat wenig Hemmungen, Lebensmittel wegzuwer-fen. Täglich werden riesige Mengen an Lebens-mitteln leichtfertig weggeworfen, die eigentlich noch verzehrt werden könnten. Das Problem der Lebensmittelverschwendung ist in den letzten Jahren verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Nach einer Studie vom Bundesministe-rium für Landwirtschaft und Ernährung landen jährlich weltweit rund ein Drittel aller hergestell-ten Lebensmittel im Müll. Das entspricht ungefähr 1,3 Mrd. Tonnen. In Deutschland werden 30 - 40 % aller Lebensmittel weggeworfen, fast die Hälf-te davon sind Obst und Gemüse. Die meisten Le-bensmittelabfälle entstehen dabei in privaten Haushalten. Rund 58 % der Verbraucher*innen werfen regelmäßig Lebensmittel weg und ver-schwenden dadurch ca. 80 kg pro Person im Jahr.3 Die Lebensmittelverschwendung hat aus globaler Sicht gewaltige Auswirkungen auf den Klimawan-del. Nach einer Studie vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung führt die landwirtschaftli-che Überproduktion bis 2050 zu einem drei- bis vierfachen Anstieg der landwirtschaftlich verur-sachten CO2-Emmissionen. Der landwirtschaftli-che Einfluss auf das Klima macht rund 20 % aus. Durch eine verbesserte Nutzung und Verteilung von Nahrungsmitteln ließen sich 14 % davon ver-meiden.4 Eine entscheidende Antwort auf das gesellschaftliche Problem der Lebensmittelver-schwendung liegt in Bildungsprozessen:

• Die Studie des Bundesministeriums für Ernäh-rung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) kommt zu folgendem Schluss: „Um

Die gesellschaftliche Herausforderung

ÜBERBLICK UND AUSGANGSLAGE

1 Brämer, R., Koll, H., Schild, H.-J., (2016): 7. Jugendreport Natur 2016 - Natur Nebensache?: http://www.wanderforschung.de/files/jugendreport2016-web-final-160914-v3_1609212106.pdf 2 Frank Waskow, Antonia Blumenthal, Ulrike Eberle, Torsten von Borstel: Deutsche Bundesstiftung Umwelt Studie: Situations-analyse zu Lebensmittelverlusten im Einzelhandel, der Außer-Haus-Verpflegung sowie in privaten Haushalten und zum Ver-braucherverhalten (SAVE), Juni 2016.3 Studie des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) (2012): Lebensmittelabfälle in Deutschland durchgeführt von der Universität Stuttgart.4 Hic, C., Pradhan, P., Rybski, D., Kropp, J.P. (2016): Food Surplus and Its Climate Burden. Environ. Sci. Technol.

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langfristige Erfolge zu erzielen und eine höhere Wertschätzung für Lebensmittel zu erreichen, ist eine Integration der Thematik in die Lehr-pläne sämtlicher Bildungseinrichtungen not-wendig.“5

• Die UN fokussiert in einer Studie zur Lebens-mittelverschwendung, dass „Bildung […] ent-scheidend ist, um die Einstellung der Bürger zu verändern und die massiven Lebensmittelab-fälle einzuschränken.“6

• Nach dem BMELV Ernährungsreport 2017 se-hen 9 von 10 Deutschen einen klaren Auftrag an Ernährungsbildung in der Verantwortung von Schulen und sprechen sich für ein Schulfach im Stundenplan mit Ernährungsbezug aus.7

• Zur dringenden Handlungsempfehlung für mehr Wertschätzung von Lebensmitteln ge-hört laut der Studie SAVE (Situationsanaly-se zu Lebensmittelverlusten im Einzelhandel, der Außer-Haus-Verpflegung sowie in privaten Haushalten und zum Verbraucherverhalte) Ver-braucherbildung, die schon früh in Kitas und Schulen ansetzen soll. Durch Ernährungsbil-dung können Kinder und Jugendliche ein Be-wusstsein zur Wertschätzung von Lebensmit-teln entwickeln und Kenntnisse über den Weg eines Lebensmittels entlang der Wertschöp-fungskette erlangen.8

Mangelnde Wertschätzung und die daraus resultie-rende Ausbeutung der Natur sowie der nicht nach-haltige Umgang mit unseren Ressourcen, lässt den weltweiten Verlust an Arten, Lebensräumen und genetischer Vielfalt weiter voranschreiten und ge-fährdet damit weiterhin die Lebensgrundlage aller Menschen, Tiere und Pflanzen. Gesellschaftliche

Nachhaltigkeit, die sich in einem Bewusstsein für einen nachhaltigen Umgang mit Natur und Ressourcen äußert, fehlt nach wie vor.

Mit der Entfremdung von Lebensmitteln verschär-fen sich auch negative Auswirkungen auf Esskul-tur und Gesundheit.9 Die Anzahl der Kinder, die bereits in frühem Alter an Übergewicht leiden, steigt kontinuierlich und beträgt in Deutschland etwa 20 %.10 Die Hauptursache für die steigende Anzahl übergewichtiger Kinder wird in der Kom-bination aus Fehlernährung und mangelnder Be-wegung gesehen. Das fehlende oder falsche Wis-sen über Nahrungsmittel führt nachweislich zu ungesundem Ernährungsverhalten und Folgeer-krankungen wie Adipositas oder Herz-Kreislauf-störungen.11

Wir bei Ackerdemia haben es uns deshalb zur Aufga-be gemacht, das Bildungssystem zu revolutionie-ren. Dafür unterstützen wir Bildungseinrichtungen darin, dauerhaft und strukturell einen naturnahen Lernort auf dem eigenen Schulhof oder Kitagelän-de zu verankern und Bildung für nachhaltige Ent-wicklung in den Alltag zu integrieren.

5 Studie des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) (2012:289): Lebensmittelab-fälle in Deutschland durchgeführt von der Universität Stuttgart.6 FAO, (2011): Global Food Losses and Food Waste - Extent, causes and prevention. Food and Agricultural Organization of the United Nations (FAO), Rom, Seite 4 (aus dem Englischen übersetzt).7 Deutschland, wie es isst: Der BMEL Ernährungsreport 2017 (BMEL).8 Frank Waskow, Antonia Blumenthal, Ulrike Eberle, Torsten von Borstel: Deutsche Bundesstiftung Umwelt Studie: Situations-analyse zu Lebensmittelverlusten im Einzelhandel, der Außer-Haus-Verpflegung sowie in privaten Haushalten und zum Ver-braucherverhalten (SAVE), Juni 2016.9 Eberle, U. und Hayn, D., (2007): Ernährungswende - Eine Herausforderung für Politik, Unternehmen und Gesellschaft. Öko-Institut, Freiburg/Darmstadt.; Claupein, E., Woltersdorf, U. und Walker, G., (2001): Zeit fürs Essen – deskriptive Auswertung der Zeitbudgeterhebung. Statistisches Bundesamt, Spektrum Bundesstatistik, Band 17/2001. 10 Alliance Health Care Deutschland AG, (2012): Übergewicht - jedes fünfte Kind in Deutschland ist zu dick. http://www.gesund-heit.de/ernaehrung/essstoerungen/hintergrund/uebergewicht-jedes-fuenfte-kind-in-deutschland-ist-zu-dick11 http://www.kiggs-studie.de/fileadmin/KiGGS-Dokumente/kiggs_tn_broschuere_web.pdf

ÜBERBLICK UND AUSGANGSLAGE

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• Fehlende Räume & Zugang• Kein Kontakt und Bezug zur

Lebensmittelproduktion

• Entfremdung• Fehlende Abhängigkeit• Überfluss

• Fehlendes Nachhaltigkeits- bewusstsein

• Verschwendung• Ungesunde Ernährung

Landwirtschaftliche Naturerfahrungsräume

GesellschaftlicheNachhaltigkeit

Wertschätzung

Ursachen-Problem-Folgeprozess zeigt Handlungsbedarf für die GemüseAckerdemie, eigene Darstellung (2017)

ÜBERBLICK UND AUSGANGSLAGE

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Mit dem Bildungsprogramm „GemüseAckerde-mie“ bieten wir mehr als nur eine kurzfristige Lösung und setzen ganzheitlich auf mehreren Ebenen tief an der Wurzel der gesellschaftlichen Probleme an. Das Jahresprogramm wird als fes-ter Lernort in Form eines GemüseAckers direkt auf dem Schul- oder Kitagelände installiert und in den Unterricht oder Kita-Alltag integriert. Weil theore-tisches Wissen alleine nicht ausreicht, bauen Kin-der und Jugendliche über eine AckerSaison hin-weg bis zu 25 Gemüsearten an und erfahren so auf praktische und anschauliche Art und Weise, wo unsere Lebensmittel herkommen, wieviel Arbeit im Gemüseanbau steckt und welche Bedeutung die Natur als Lebensgrundlage für uns hat. Dabei bewegen sie sich an der frischen Luft und kom-men mit Pflanzen und Tieren, aber auch mit sich selbst in Kontakt. Sie erfahren ihre Handlungsfä-higkeit und entdecken neue Kompetenzen und Interessen. In begleitenden Bildungsmaterialien,

die sich inhaltlich und methodisch an der BNE ori-entieren, erfahren die Kinder und Jugendlichen Grundlagen über Anbau und Pflege von Gemüse sowie über globale Zusammenhänge und Auswir-kungen von Produktion und Konsum. Durchge-führt wird der AckerUnterricht von Lehrer*innen und Erzieher*innen, die von Ackerdemia kontinu-ierlich geschult, organisatorisch unterstützt und fachlich betreut werden. Mit der GemüseAcker-demie etablieren wir ein Bildungsprogramm, das Kinder und Jugendliche für einen bewussten und nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln sensi-bilisiert. Die praktischen Erfahrungen an einem authentischen und natürlichen Lernort, gepaart mit einem fundierten Bildungskonzept, das auf den Gestaltungskompetenzen der BNE basiert, ermöglichen, dass Kinder und Jugendliche die nötige Wertschätzung und ein Verständnis für nachhaltige Lebensmittelproduktion sowie ein gesundes Ernährungsverhalten entwickeln.

Der Lösungsansatz: Die GemüseAckerdemie

ÜBERBLICK UND AUSGANGSLAGE

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Wer ist Ackerdemia und was haben wir erreicht?Die nachfolgenden Seiten geben einen Einblick darüber, wer hinter Ackerdemia steht und welche Grundsätze und Werte wir tagtäglich bei der Verwirklichung unserer Ziele leben. Wir berichten über die Zusammenarbeit mit unserem ersten AckerBotschafter Christoph Biemann sowie unserem Beirat und geben einen Überblick über wichtige Ereignisse, unsere Lernorte sowie Preise und Auszeichnungen.

ACKERDEMIA

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Ackerdemia ist ein gemeinnütziges Sozialunter-nehmen, das an der Schnittstelle von Bildung, Landwirtschaft, Wissenschaft und Ernährung ar-beitet. Unsere Kompetenzen und unser Handeln richten wir auf die Entwicklung von sozialen In-novationen, die Lösungen für gegenwärtige All-tagsprobleme bieten. Diese wollen wir langfristig und nachhaltig in bestehende Strukturen ver-ankern. Dafür setzen wir uns Tag für Tag mit viel Leidenschaft draußen auf dem Acker und drin-nen im Büro ein. Hinter Ackerdemia steht ein in-terdisziplinäres Team, das mit verschiedensten Hintergründen, Expertisen, Kompetenzen und je-der Menge Enthusiasmus gemeinsam an einem Strang zieht. Wir sind Landwirtschaftsexpert*in-nen, Bildungsenthusiast*innen, Kommunikati-onsheld*innen, Qualitätsbewahrer*innen, Orga-nisations- und Improvisationstalente und vieles, vieles mehr. Wir brennen für das, was wir tun und haben Spaß daran, Dinge zu verändern, die als unveränderbar gelten. Dabei verlieren wir nie den Acker unter den Füßen und bleiben stets unseren Wurzeln treu.

Unsere Arbeit basiert auf Grundsätzen, die wir ge-meinsam definiert haben:

Authentizität: Jeder von uns weiß, was es heißt, einen Spaten in die Hand zu nehmen und einen Acker umzugraben. Unseren Partner*innen be-gegnen wir vertrauensvoll und wertschätzend und entwickeln gemeinsam mit ihnen Lösungen.

Transparenz: Wir sind überzeugt davon, dass Transparenz und Ehrlichkeit die Grundpfeiler ge-meinnützigen Engagements und Wirkens sind. Wir arbeiten eng mit unseren Partner*innen zu-sammen und kommunizieren offen und lösungs-orientiert.

Fehlertoleranz: Wir sind eine lernende Organi-sation, die sich kontinuierlich weiterentwickelt. Wir sehen Fehler nicht als Schwäche, sondern als Stärke und Schlüssel zum Erfolg. Dabei nehmen wir wahr, reflektieren, analysieren, optimieren und handeln.

Zielorientierung: Wir verlieren nie unsere Visi-on aus den Augen. Bei der Verwirklichung unse-rer Ziele sind unsere Prozesse schlank und trans-parent, unsere Kommunikationswege kurz und direkt. Wir bevorzugen schnelle Entscheidungen und sind innovativ bei der Umsetzung neuer Ideen.

Leidenschaft: Wir sind begeisternde Changema-ker, glauben an unsere Vision und geben dafür je-den Tag unser Herzblut.

Sozialprofil von Ackerdemia

ACKERDEMIA

15AckerBotschafter Christoph Biemann

Beirat von Ackerdemia

Wir freuen uns, mit Christoph Biemann den ers-ten offiziellen AckerBotschafter als Schirmherren für unser Bildungsprogramm gewonnen zu ha-ben. Gemeinsam verfolgen wir das Ziel, Kindern neue Horizonte zu eröffnen und auf die Welt von morgen vorzubereiten. Christoph ist bekannt aus „Sendung mit der Maus“, wo er mit seinen Sach-

Der Beirat unterstützt, überwacht und berät den geschäftsführenden Vorstand von Ackerdemia bei operativen Herausforderungen, der strategi-schen Weiterentwicklung und finanziellen Nach-haltigkeit. Wie unser Team verfügt auch der Beirat über einen vielfältigen Hintergrund - angefangen von wissenschaftlicher Expertise in nachhaltiger Landwirtschaft, Ernährung und frühkindlicher Bildung bis hin zu operativen Themen der Unter-nehmensführung und Finanzierung. Die Mitglie-der sind auf drei Jahre gewählt und tagen in re-gelmäßigen Abschnitten. Der aktuelle Beirat setzt sich wie folgt zusammen:

ACKERDEMIA

geschichten seit 1983 Wissenswertes aus dem All-tag an Jung und Alt vermittelt. Als Autor, Regis-seur und Darsteller weiß Christoph Biemann, wie man Kinder erreicht. Als passionierten Gärtner überzeugte ihn das Konzept der GemüseAckerde-mie von Beginn an. Gemeinsam wird er mit uns von nun an die Botschaft des Ackers kommunizieren.

• Michaela Aurenz-Maldonado: Geschäftsfüh-rerin ASB Grünland Helmut Aurenz GmbH

• Anne K. Traub: Ernährungswissenschaftlerin und Vorsitzende der Vossloh Familiengemein-schaft

• Prof. Dr. Hermann Lotze-Campen: Ausge-bildeter Landwirt, Professor für Nachhaltige Landnutzung und Klimawandel an der HU Ber-lin und Leiter des Forschungsbereichs „Klima-wirkung und Vulnerabilität“ am Potsdam Insti-tut für Klimafolgenforschung

• Stefan Spieker: Vorstandsvorsitzender des FRÖBEL e.V. und Geschäftsführer der FRÖBEL Bildung und Erziehung gGmbH

• Fabian Suwanprateep: Senior Manager bei Beyond Philanthropy

16Was bisher geschah – Daten & Fakten

12 Bundesländer, Österreich und die Schweiz wurden beackert

1.768 Engerlinge wurden ausgegraben*

14 Pannen mit dem AckerMobil wurden bewältigt

495 Lehrer*innen und Erzieher*innen haben die GemüseAckerdemie durchlaufen

7.550 Kinder haben frisches Gemüse vom Acker gegessen

ACKERDEMIA

2.229 m2 Mulch wurde auf den Äckern verteilt*

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2 Spaten sind zerbrochen

148 GemüseÄcker wurden eingerichtet

273 verschiedene Gemüsesorten wurden auf den Äckern angebaut

11.145 m2

Ackerfläche wird aktuell beackert

5.015.250 Regenwürmer und Millarden andere Boden- organismen wurden mit Mulch gefüttert*

22.112 Tomaten wurden geerntet*

7 Mal ist Ackerdemia umgezogen

* Hochrechnung auf Basis von einzelnen Lernorten

ACKERDEMIA

18

Insgesamt 111 AckerSchulen und 37 AckerKi-tas haben 2017 mit uns in 12 Bundesländern Deutschlands sowie in der Schweiz und in Ös-terreich geackert. Die Konzentration auf Berlin, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen hängt da-mit zusammen, dass sich dort seit 2014 feste Bü-rostandorte von Ackerdemia befinden. Die ein-

Unsere Lernortezelnen Bundesländer und Regionen werden von neun Regionalmanager*innen betreut. Unsere erfolgreiche Skalierung des Bildungsprogramms schreitet weiter voran und für 2018 haben be-reits viele weitere Lernorte zugesagt. Weiterhin ist auch die Beackerung der restlichen Bundesländer Deutschlands geplant.

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38

6

10

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5

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1

1

2

2017: 148 Lernorte / 12 Bundesländer + A + CH5000 Kinder

2014: 6 Lernorte / 3 Bundesländer 120 Kinder

2015: 24 Lernorte / 5 Bundesländer 800 Kinder

2016: 51 Lernorte / 8 Bundesländer + A 1.600 Kinder

19Verteilung Klassenstufen An den Bildungsprogrammen AckerKita und AckerSchule nehmen Kinder und Jugendliche im Alter von 3 bis 16 Jahren teil. Bei unseren 111

Regionalmanager*innen der GemüseAckerdemie

ACKERDEMIA

1.

9 %

2.

10 %

3.

11 %

4.

12 %

5.

14 %

6.

12 %

7.

13 %

8.

8 %

9.7

%10.

3 %

11.

1 %

Klasse

AckerSchulen setzt sich die Verteilung der Klas-senstufen wie folgt zusammen:

20

Die GemüseAckerdemie erntet mit ihrer Verbreitung viele Früchte, auf die wir stolz sind. Wir freuen uns über die Anerkennung durch den öffentlichen wie

Preise und Auszeichnungen

ACKERDEMIA

2015

In Form – Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und Bewegung

(BMEL, BMG)

2017

Qualitätssiegel „PHINEO“

wirksames Projekt, leistungsstarkeOrganisation

11/2017

wirkt!geprüft & empfohlen

2016

Gewinner der Google Impact Challenge

Lernort des UNESCO-Weltaktionsprogramms „Bildung für nachhaltige

Entwicklung“

Auszeichnung von Gründer und Initiator Dr. Christoph Schmitz

als Ashoka-Fellow

Qualitätssiegel „Werkstatt N“

wirtschaftlichen Sektor – in Form von Preisen, Aus-zeichnungen und persönlichen Ehrungen.

Primus-Preis als ausgezeichnetes

Bildungsprogramm

2014

Bundespreisträger „start social“

Deutschland, Land der Ideen, Ausgezeichneter

Ort 2014/2015

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22

Wie kommt die Gemüse- Ackerdemie an?Die GemüseAckerdemie immer mehr an die Bedürfnisse „unserer Zielgruppe“ anzupassen ist eines unserer wichtigsten Anliegen. Nur so können wir die größte Wirkung erzielen. Deshalb bitten wir unsere Teilnehmer und Teilnehmerinnen kontinuierlich, Feedback zu geben, um das AckerJahr zu evaluieren. Nachfolgend werden die Leistungen der GemüseAckerdemie als Jahresprogramm erläutert sowie die Ergebnisse der Evaluation mit unseren Lehrern und Lehrerinnen zum Ende des AckerJahres 2017 präsentiert. Einen Eindruck, was bei den Schülerinnen und Schülern besonders gut ankommt, zeigt abschließend die Motivationskurve.

GEMÜSEACKERDEMIE - EVALUATION

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24Evaluation der GemüseAckerdemie

Gärtnerische Vorerfahrung

Damit unsere Lehrer*innen sowie die Erzieher*in-nen die GemüseAckerdemie erfolgreich mit ihrer Klasse oder Kita-Gruppen durchführen können, bietet Ackerdemia vielseitige Angebote und Un-terstützungsleistungen an. Dies umfasst zum ei-nen die Vermittlung von Fachwissen und zum an-deren die Bereitstellung von Materialien sowie Unterstützung bei Terminen vor Ort. Wir wollten von unseren Lehrer*innen wissen, wie sie die ein-

Um das Bildungsprogramm erfolgreich durchzu-führen, braucht es kein Fachwissen, sondern le-diglich Interesse am Thema. Wir haben unsere Lehrer*innen gefragt, ob sie vor der Teilnahme an der GemüseAckerdemie über gärtnerische Vorer-fahrung verfügten:

30 x„ja“

20 x „nein“

35 x „ein bisschen“

GEMÜSEACKERDEMIE - EVALUATION

zelnen Leistungen sowie den Service und die Be-treuung von Ackerdemia bewerten und welche Möglichkeiten sie sehen, das Programm zu opti-mieren. Nach der AckerSaison 2017 hatten unsere Lehrer*innen die Möglichkeit Feedback zu geben. Von den 111 AckerSchulen machten insgesamt 87 Lehrer*innen davon Gebrauch, an der standar-disierten und anonymen Online-Umfrage teilzu-nehmen.

Die Lehrer*innen starteten mit bunt gemischten Voraussetzungen an gärtnerischem Wissen zum ersten Mal oder erneut in die AckerSaison 2017. Wir wollten wissen, ob sich diese Unterschiede auch in der Praxis bemerkbar machen und haben darum gebeten, folgende Aussage zu bewerten: „Insge-samt habe ich mich durch den Input von Acker-demia befähigt gefühlt, die GemüseAckerdemie selbständig durchzuführen“.

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„Insgesamt habe ich mich durch den Input von Ackerdemia befähigt gefühlt die GemüseAckerdemie selbständig durchzuführen“.

93,8 %„Trifft eher zu“ bis „trifft voll zu“

6,2 %„Trifft eher nicht zu“ bis

„trifft nicht zu“

40,74 % (trifft voll zu), 53,09 % (trifft eher zu), 4,94 % (trifft eher nicht zu), 1,23 % (trifft nicht zu)

„Bitte bitte weiter so und nichts von alle dem streichen!“

„Man lernt sehr schnell durch die Unterstützung (und alle Schüler und Lehrer denken, ich hätte voll die Ahnung, haha).“

„Der Input war extrem hilfreich. Der Garten wurde mit eurer Hilfe zu einem großen Erfolg.“

GEMÜSEACKERDEMIE - EVALUATION

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Wie lässt sich das Bildungsprogramm im Schulall-tag verankern? Unsere Lehrer*innen handhaben dies an ihren Lernorten auf sehr unterschiedli-che Weise. Bei 49 Lehrer*innen wird die Gemü-seAckerdemie direkt in den Unterricht integriert, 39 Lehrer*innen geben an, das Programm als Ar-beitsgemeinschaft (AG) oder Wahlpflichtfach an-zubieten. Am häufigsten wird der AckerUnterricht in Sachkunde, Naturwissenschaften, Biologie oder in nahrungsverarbeitenden Fächern angebo-

Integration in den Schulalltag

Fortbildungen

Was halten die Lehrer*innen von den Fortbildungen?

Ackerdemia bietet über das Jahr verteilt drei Fort-bildungen an. Die Inhalte umfassen gartenbauli-ches und praktisches Wissen wie z. B. Pflanzen, Säen, Pflege der Kulturen, Umgang mit Geräten, Tipps rund ums Ackern sowie didaktische Metho-den um den Acker pädagogisch sinnvoll zu nutzen. Verschiedene Unterrichtseinheiten und Praxis-

87,5 %„gut“ bis „sehr gut“

12,5 %„in Ordnung“ bis

„nicht so gut“43,75 % (sehr gut), 43,75 % (gut),

10,00 % (in Ordnung), 2,50 % (nicht so gut)

„Viele brauchbare Tipps, nette Atmosphäre.“

„Sehr informativ, gute Möglichkeit zum Austausch mit den anderen Schulen, gute inhaltliche Struktur der Fortbildung!“

GEMÜSEACKERDEMIE - EVALUATION

ten. Aber auch im Fach Deutsch, BNE oder in Re-ligion wird die GemüseAckerdemie durchgeführt. Andere Lehrer*innen bieten den AckerUnterricht als Zusatzangebot im Ganztagesunterricht oder als offene Gartenstunde für alle an sowie als Pro-jekt, Werkstatt oder Freiarbeit. Die Möglichkeiten sind vielfältig und es findet sich immer ein Weg, den GemüseAcker sinnvoll im Schulalltag zu inte-grieren.

übungen vertiefen die Abläufe auf dem Acker und greifen Themen wie ökologische und gesellschaft-liche Zusammenhänge auf. Die Fortbildungen för-dern zudem die Vernetzung und den Austausch mit anderen Lehrer*innen und Erzieher*innen. Wir haben unsere Lehrer*innen gefragt, was sie von den Fortbildungen halten:

„Sehr interessant und lebensnah, vor allem auf dem Acker.“

27GEMÜSEACKERDEMIE

28 GEMÜSEACKERDEMIE - EVALUATION

Neu im Jahr 2017 waren die AckerClips, eine Rei-he von kurzen Videosequenzen, in denen Dr. T. (Dr. Thomas Gladis, Landwirtschaftlicher Lei-ter bei Ackerdemia) zusammen mit einer Grund-schulklasse aus Berlin Kreuzberg die wichtigsten Tätigkeiten auf dem Acker zeigt und erklärt. Wir wollten von unseren Lehrer*innen wissen, wie die Clips bei ihnen ankommen und haben sie gebe-

AckerClips mit Dr. T.

Pflanztermine vor OrtDie Mitarbeiter*innen von Ackerdemia bringen bis zu drei Mal im Jahr Saatgut und Jungpflanzen an die Schule oder Kita und bepflanzen mit den Kin-dern und Jugendlichen zusammen den Acker. Un-terstützt werden sie dabei von AckerHelfer*innen.Über 90 % der Lehrer*innen sind sehr zufrie-den mit dem Ablauf der Pflanzungen und be-

ten folgende Aussage zu bewerten: „Die Acker- Clips mit Dr. T. find ich klasse und sehr hilf-reich.“ Bei über 90 % unserer Lehrer*innen trifft dies „eher bis voll“ zu und sie finden diese „echt super“ sowie „wirklich sehr professionell und gelungen und auch für den privaten Garten sehr nützlich!“

werten diese mit gut bis sehr gut. Gelobt wer-den die Mitarbeiter*innen als „sehr engagierte Betreuer“, die „gut und sicher mit Kindern um-gehen und alles bestens im Griff haben“ und von denen „die Kinder und Kollegen alle sehr begeistert“ seien. „Also Hut ab!“

„Da ist endlich mal Zeit die Kinder zu beobachten, da sich die fleißigen Ackerhelfer um kleine Kindergruppen kümmern.“

„Wirklich sehr professionell und gelungen und auch für den privaten Garten sehr nützlich!“

„Dass „Schulfremde“ so gut und sicher mit Kindern umgehen und alles bestens im Griff haben, erlebt man nicht so häufig, auch wenn sie Erfahrung mit Schulklassen vorweisen können. Also Hut ab!“

„Sehr engagierte Betreuer! Die Kinder und meine Kollegen waren alle sehr begeistert!“

„Die sind echt super.“

29AckerInfosWährend der AckerZeit erhalten die Lehrer*innen und Erzieher*innen wöchentlich AckerInfos per E-Mail, in denen beschrieben wird, welche konkre-ten Aufgaben auf dem Acker anfallen. Die AckerIn-fos enthalten zusätzlich pädagogische Anregungen

zur Gestaltung der AckerStunden. In der Vor- und NachAckerzeit erscheinen die AckerInfos einmal pro Monat, mit Wissenswertem rund um Gemüse, Rezepte sowie Hinweise für die Pflege des Ackers.

Wie finden die Lehrer*innen die AckerInfos?

88,5 %„gut“ bis „sehr gut“

11,5 %„in Ordnung“ bis

„nicht so gut“65,52 % (sehr gut), 22,99 % (gut),

9,20 % (in Ordnung), 2,30 % (nicht so gut)

„Sehr übersichtlich, besonders mit den Fotos.“

„Die Emails sind Klasse. Da man sie bei Vertretung weiterleiten kann.“

„Sehr umfassend und auch für Nichtetxperten gut zu verstehen.“

GEMÜSEACKERDEMIE - EVALUATION

30 GEMÜSEACKERDEMIE - EVALUATION

„Dieses Jahr hatten wir eine sehr engagierte und kompetente Mentorin :)“

„Gut zur Vorbereitung auf die Praxis auf dem Acker.“

„In diesem Jahr erstmalig, sehr wichtige Unterstützung.“

„Die Schüler arbeiten gerne mit dem Heft.“

„Ohne Mentorin hätte vieles nicht geklappt.“

„Schön gestaltet, Kids haben Spaß.“

AckerMentor*innen (z. B. Eltern, Rentner*innen, Studierende) unterstützen die Lehrer*innen und Erzieher*innen bei der praktischen Durchführung der AckerStunde und stehen den Schüler*innen und Kita-Kindern beim Gemüseanbau zur Seite. Für manche unserer Lehrer*innen ist es eine Her-ausforderung, mit einer großen Klasse zu ackern. Ackerdemia unterstützt die AckerSchulen deshalb

Unterstützung durch Mentor*innendarin, AckerMentor*innen zu finden, die wöchent-lich bei der AckerStunde mit dabei sind. Für über 70 % der Lehrer*innen ist die Zusammenarbeit sehr wertvoll und sie empfinden die Mentor*in-nen als „engagiert und kompetent“ sowie als „sehr wichtige Unterstützung“ ohne die „vie-les nicht geklappt hätte“.

Bildungsmaterialien für Schüler*innenDie Bildungsmaterialien für Schüler*innen glie-dern sich in die beiden Themenbereiche „Acker-Wissen“ und „AckerGlobal“. Sie sind als Rät-sel- und Übungsheft aufbereitet. 60 % der Lehrer*innen bewerten das Heft als „gut bist sehr gut“ und empfinden es als „schön gestal-tet“ sowie als „gute Vorbereitung auf die Praxis auf dem Acker“. Bisher gibt es für alle Altersklas-

sen eine gemeinsame Variante. Für einige Klassen ist das Bildungsmaterial aufgrund der fehlenden Altersdifferenzierung zu leicht, oder zu schwer. Ackerdemia plant deshalb im Jahr 2018 eine Dif-ferenzierung der Materialien für verschiedene Klassenstufen. Diese werden ab dem Jahr 2019 zur Verfügung stehen.

31GEMÜSEACKERDEMIE

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Wie kamen die Bildungsmaterialien für Lehrer*innen an?

77,7 %„gut“ bis „sehr gut“

22,3 %„in Ordnung“ bis

„nicht so gut“40,00 % (sehr gut), 37,65 % (gut),

21,18 % (in Ordnung), 1,18 % (nicht so gut)

„Sehr interessant und gut geschrieben.“„Als Informationsquelle gut.“

„Sehr ansprechend aufbereitet und umfassend und gut verständlich erklärt.“

Bildungsmaterialien für Lehrer*innenZur Vor- und Nachbereitungszeit der AckerSaison stehen den Lehrer*innen und Erzieher*innen Bil-dungsmaterialien zur Verfügung. Die Lehrmateri-alien orientieren sich an den Themen, Methoden und Kompetenzen der BNE und können flexibel zur Unterrichtsgestaltung eingesetzt werden. Sie bestehen aus 20 Bildungsbausteinen und glie-dern sich in die beiden Themenbereiche „Acker-

Wissen“ und „AckerGlobal“. „AckerWissen“ be-inhaltet Basiswissen zum Gemüseanbau und vermittelt ein grundlegendes Verständnis für Na-turzusammenhänge. „AckerGlobal“ schärft den Blick über den AckerRand und beschäftigt sich mit den Zusammenhängen von globalen Produk-tions- und Konsumthemen.

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Wie gut fühlten sich unsere Lehrer*innen von uns im AckerJahr betreut?

91,9 %„gut“ bis „sehr gut“8,1 %

„in Ordnung“

61,63 % (sehr gut), 30,23 % (gut), 8,14 % (in Ordnung), 0,00 % (nicht so gut)

„Kompetente und verlässliche Hilfe.“

„Auch kurzfristige Beratung möglich.“

„Super netter Umgangston, flexibel, stimmiges Konzept.“

„Gute Erreichbarkeit, viele Informationen, großes Entgegenkommen.“

Betreuung während des AckerJahresDie Lehrer*innen und Erzieher*innen werden das ganze Jahr über persönlich von den Regionalmanager*innen betreut.

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34 GEMÜSEACKERDEMIE - EVALUATION

Verkauft

An Lehrer*innen/

An Unternehmen

/ Beim Bäcker

/Beim Sommerfest

Verwertet

Verschenkt

AckerStunden

Gemüseernte

Von unseren Lehrer*innen wollten wir wissen, wie die Durchführung der praktischen AckerStunden verlief. Auch wenn Lehrer*innen vereinzelt Schwie-rigkeiten haben, große Gruppen von Schüler*innen auf dem Acker zu betreuen und zu beschäftigen, fällt das Gesamturteil der AckerStunden sehr po-

sitiv aus. 77 % der Lehrer*innen bewerten die AckerStunden als „gut bis sehr gut“ und empfin-den den Garten als „Selbstläufer“, weil die Kinder „motiviert und begeistert“ sowie mit Feuer und Flamme dabei seien.

/An Eltern /

An Hofläden /

Zuhause mit den Eltern In der Schulküche/

Auf dem Schulhof

/

An Nachbarn*innen/

An Freunde

/

An Eltern /

Auf dem Acker gefuttert/

Im Unterricht/

Über das AckerJahr hinweg wird eine Menge Ge-müse geerntet. Wir wollten wissen, was mit dem Gemüse gemacht wurde.

35Herzen für die GemüseAckerdemieZuletzt hatten die Lehrer*innen die Möglichkeit, das gesamte Programm zu bewerten und bis zu sechs Herzen für die GemüseAckerdemie zu verge-

ben. Über das Ergebnis freut sich das ganze Team von Ackerdemia: von Insgesamt 432 möglichen Herzen haben wir 392 erreicht!

GEMÜSEACKERDEMIE - EVALUATION

36 GEMÜSEACKERDEMIE - EVALUATION

Motivationskurve der AckerSchüler*innenWir wollten wissen, wie das AckerJahr bei den Schüler*innen ankam und was ihnen am meisten Spaß gemacht hat. Aus Feedbackgesprächen mit unseren AckerSchüler*innen sowie Rückmeldun-gen von Lehrer*innen und Eltern wurden die meist-genannten Tätigkeiten aufgegriffen, in der folgen-

den Grafik dargestellt und nach ihrer Beliebtheit eingeordnet. Die Grafik verdeutlicht, dass die Mo-tivation, eigenes Gemüse anzubauen, mit zuneh-mender Teilnahmedauer immer stärker wird. Be-sonders beliebte Tätigkeiten fallen eher am Ende der AckerSaison an. Etwas erreicht und geschafft

Juhu. Heute ist AckerUnterricht

Ackern ist mega

Ackern ist super

Das macht doch Spaß

Besser als Unterricht

Kein Bock

Acke

rum

grab

en

Säen

&

Pfla

nzen

Tom

aten

ausg

eize

n

Kart

offel

nan

häuf

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Gieß

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Jäte

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Hac

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Budd

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Tier

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Anfang Ackerzeit

37Im

Tea

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Gem

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sgra

ben

Gem

eins

am

koch

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zu haben und stolz auf das erntereife Gemüse zu sein, steigert die Selbstwirksamkeit und Motivati-on der Kinder. Die Bedeutung, den gesamten Pro-grammzyklus zu durchlaufen, wird dadurch umso größer.

Ende Ackerzeit

regelmäßige Tätigkeiten

saisonale Tätigkeiten

GEMÜSEACKERDEMIE - EVALUATION

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Wie wirkt die Gemüse-Ackerdemie?Seit der Teilnahme der ersten AckerSchule im Jahr 2013 arbeitet Ackerdemia wirkungsorientiert. Das Kapitel behandelt Grundlagen der Wirkungsorientierung und zeigt die Wirkungslogik der GemüseAckerdemie nach der „iooi-Methode“(input - output - outcome - impact). Anschließend werden die wichtigsten Ergebnisse unseres Daseins und Handelns erläutert: Die Wirkung, also die Veränderungen bei unseren Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

GEMÜSEACKERDEMIE - WIRKUNG

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40 GEMÜSEACKERDEMIE - WIRKUNG

WirkungsorientierungEinen Acker einzurichten, erzielt allein noch keine Wirkung. Wird der Acker als pädagogischer Lernort genutzt, an dem Kinder und Jugendliche über eine Saison hinweg Gemüse anbauen, beschäftigen sie sich im Schnitt 80 bis 100 Stunden im Schuljahr mit dem Thema Gemüseanbau sowie weiterführenden Produktions- und Konsumthemen. Die Kinder und Jugendlichen erwerben neues Wissen, neue Fähig-keiten, ändern ihr Verhalten und bekommen neue Erkenntnisse, die sie mit in ihr Umfeld tragen. Da-mit beginnt die GemüseAckerdemie zu wirken.

Die Wirkung ist das Ergebnis einer erbrachten Leis-tung und meint die Veränderung, die unmittelbar bei den Zielgruppen, in deren Lebensumfeld oder der Gesellschaft insgesamt erreicht werden kann. Von Wirkung spricht man, wenn die Zielgruppe neues Wissen erwirbt, neue Handlungsweisen eta-bliert oder sich das Lebensumfeld (positiv) verän-dert. Bei unserer Wirkungsmessung orientieren wir uns an der Wirkungstreppe von Phineo und kon-zentrieren wir uns zunächst auf die Outcomes (sie-he Wirkungstreppe):

Die Wirkungsmessung führt Ackerdemia jährlich in enger Zusammenarbeit mit verschiedenen Hoch-schulen und außeruniversitären Forschungsein-richtungen durch. Die Kooperationen gewährleis-ten, dass wissenschaftliche Qualitätsstandards eingehalten werden und externe Expertise ein-fließt. Um die Wirkung aus verschiedenen Pers-pektiven zu erschließen, führen wir qualitative und quantitative Studien in den Fachbereichen Agrar- und Wirtschaftswissenschaft, Umwelt- und Ernäh-

rungswissenschaft sowie Pädagogik durch. Die Erkenntnisse dienen als Grundlage für politische Entscheidungsprozesse und der Verbesserung des Bildungsprogramms GemüseAckerdemie in Kitas und Schulen.

Im Jahr 2017 testeten wir für die Wirkungsmessung in Kitas verschiedene Erhebungsmethoden, um um dann im kommenden Jahr zielgruppenspezifi-sche Wirkungsmessung im frühkindlichen Bereich durchführen zu können. Aus der Test-Erhebungs-phase konnten erste Ergebnisse generiert werden, die punktuell in diesem Wirkungsbericht darge-stellt werden. Deshalb konzentriert sich dieser Wir-kungsbericht auf die Zielgruppe der Schüler*innen und greift nur exemplarisch und punktuell die Er-gebnisse der Zielgruppe der Kita-Kinder auf.

Ackerdemia ist sich bewusst, dass sensibel mit dem Thema Wirkung umgegangen werden muss. In diesem Bericht sollen keine generalisieren-den Aussagen über die Wirkung des Bildungspro-gramms verfasst werden. Das Angebot kann nicht alle Kita-Kinder, Schüler*innen, Lehrer*innen, Er-zieher*innen und Eltern erreichen. Außerdem darf die GemüseAckerdemie nicht als einziger Einfluss-faktor hinsichtlich dieser Thematik betrachtet wer-den. Das Anliegen von Ackerdemia ist es, einen Ein-blick zu verschaffen, wie das Bildungsprogramm bei den Zielgruppen ankommt und was es bewirkt.

Unseren Wirkungsbericht erstellen wir in Anleh-nung an den SRS (Social Reporting Standard).

Wirkungstreppe nach Phineo, Kursbuch Wirkung (2017)

Ab dieser Stufe spricht man von Wirkung

1. Aktivitäten finden wie geplant statt

2. Zielgruppen werden erreicht

3. Zielgruppen akzeptieren Angebote

4. Zielgruppen verändern Bewusstsein bzw. Fähigkeiten

5. Zielgruppen ändern ihr Handeln

6. Lebenslage der Zielgruppen ändert sich

7. Gesellschaft verändert sich

Output

Outcome

ImpactDie Wirkungstreppe

41

Verstehe auf einen Blick wie die GemüseAckerdemie wirkt!

Wirkung? Na logisch!

42

Gesellschaftliche ProblemeEntfremdung von Landwirtschaft und Lebensmitteln

30% der Lebensmittel werden weggeworfen

Mangelnder Naturkontakt Wissens-, Kompetenz- und Bezugsverlust

zu Natur und Lebensmittelproduktion

Ungesunde Ernährungsweise Zunahme an Krankheiten wie

Übergewicht und Diabetes

Impact – Was wir erreichen wollen

Schüler*innen & Kita-Kinder:• Erwerben Wissen & Erfahrung

zum Thema Gemüseanbau• Entwickeln Interesse &

Wertschätzung für Natur und Lebensmittel

• Handeln verantwortungs- bewusster & sozialer

• Bewegen sich regelmäßig in der Natur und Essen mehr Gemüse

Lehrer*innen, Erzieher*innen & Mentor*innen:• Erwerben Wissen & Erfahrung

zum Thema Gemüseanbau • Vertiefen Interesse &

Wertschätzung für Natur und Lebensmittel

• Erwerben Fertigkeiten und Methoden, Kindern Natur und Lebensmittel nahe zu bringen

Eltern & Familien:• Erfahren durch ihre Kinder

gartenbauliches Wissen• Setzen sich mit Gemüsearten und

deren Verarbeitung auseinander• Verankern gesundes Ernährungs-

verhalten in der Familie

Outcome – Was wir bewirken

• Eine auf allen Ebenen nachhaltig konsumierende und produzierende Gesellschaft

• Wertschätzung für Natur und Lebensmittel• Verankerung einer gesunden Lebensweise

Input – Was wir investieren• Interdisziplinäres Team• Expertise & Erfahrung• Netzwerke• Sach- & Finanzmittel• Spaß, Motivation &

Leidenschaft

Die Wirkungslogik der GemüseAckerdemie

43

Outcome – Was wir bewirken

Input – Was wir investieren• Interdisziplinäres Team• Expertise & Erfahrung• Netzwerke• Sach- & Finanzmittel• Spaß, Motivation &

Leidenschaft

Bildungsprogramm GemüseAckerdemie:

Schüler*innen und Kita-Kinder bauen über ein Jahr hinweg ihr eigenes Gemüse

an und erfahren Zusammenhänge der Natur und Lebensmittelproduktion

Unsere MissionWir wollen, dass jede Schule und jede Kita

einen Lernort in der Natur hat, an dem Kinder und Jugendliche erleben, lernen

und erfahren wo unsere Lebensmittel herkommen und wie diese angebaut

werden

Output – Was wir leisten

4444 GEMÜSEACKERDEMIE - WIRKUNG

Zielgruppe Anzahl Instrumente Erhebungs- methode Bundesland Interne Erhebung /

Externe Erhebung

Lehrer*innen 87 Lehrer*innen Schriftliche Online-Befragung

qualitativ und quantitativ Bundesweit Interne Erhebung

Lehrer*innen der 111 Lernorte

LeitfadengestützteFeedbackgespräche qualitativ Bundesweit Interne Erhebung

Acker-Schüler*innen

10 Schulklassen(157 Schüler*innen, Alter 8 bis 14) +2 Kon-trollklassen (ohne Berührungspunkte zum Programm)

Schriftliche Vorher-Nacher-Befragung mit-tels standardisiertem Fragebogen

quantitativ

Berlin, Brandenburg, Niedersachsen, Nordrhein-West-falen

Externe Erhebung: Drügemöller (2017)

6 Schulklassen Leitfadengestützte Fo-kusgruppengespräche qualitativ Berlin,

Brandenburg Interne Erhebung

Erzieher*innen 5 Erzieher*innen Schriftliche Befragung mittels standardisier-tem Fragebogen

qualitativ und quantiativ

Berlin, Brandenburg Externe Erhebung: Oed (2018)

Erzieher*innen der 37 Lernorte

Leitfadengesetützte Feedbackgespräche qualitativ Bundesweit Interne Erhebung

AckerKinder (Kita)

36 Kinder (aus 4 Kitas)

Leitfadengestützte Vor-her-Nacher-Befragung mittels Einzelinter-views

quantitativ Berlin, Brandenburg Externe Erhebung: Oed (2018)

47 Kinder (aus 7 Kitas)

Leitfadengestützte Vorher-Nacher-Befra-gung mittels Einzelin-terviews

quantitativBerlin, Nordrhein-West-falen

Interne Erhebung

Eltern der Acker- Schüler*innen 17 Elternteile

Leitfadengestütztes Interview oder schriftli-che Online-Umfrage

qualitativ und quantitativ Bundesweit Interne Erhebung

Eltern der Acker- Kinder (Kita) 18 Elternteile

Schriftliche Befragung mittels standardisier-tem Fragebogen

qualitativ und quantitativ

Berlin, Brandenburg Externe Erhebung: Oed (2018)

40 ElternteileSchriftliche Befragung mittels standardisier-tem Fragebogen

qualitativ und quantitativ

Berlin, Brandenburg, Nordrhein-West-falen

Interne Erhebung

Mentor*innen

8 Mentor*innen der Programme AckerSchule und AckerKita

Leitfadengestützte In-terviews qualitativ Bundesweit Interne Erhebung

Acker- Helfer*innen

35 AckerHelfer*innen der Programme AckerSchule und AckerKita

Schriftliche Online-Befragung qualitativ Bundesweit Interne Erhebung

Datenerhebung zur Wirkungsmessung Um die Wirkung des Bildungsprogramms 2017 zu messen, wurden für die teilnehmenden Schüler* innen, Kita-Kinder, Lehrer*innen, Mentor*innen,

Ackerhelfer*innen, Erzieher*innen und Eltern unterschiedliche Methoden eingesetzt:

Datenerhebung Wirkungsmessung, eigene Darstellung (2017)

4545

2017 wurden zwei Studien zur Wirkungsmes-sung der GemüseAckerdemie durchgeführt. Im Programm AckerSchule nahmen zehn Schul-klassen aus Berlin, Brandenburg, Niedersach-sen und Nordrhein-Westfalen, mit insgesamt 157 Schüler*innen im Alter von acht bis 14 Jahren, an der Studie mit dem Titel: „Wissenszuwachs und Einstellungsveränderung von Kindern durch die Teilnahme am Bildungsprogramm ‚Gemüse-Ackerdemie‘“ teil. In der Studie wurde mit den Schüler*innen eine schriftliche Vorher-Nach-her-Befragung mittels eines standardisierten Fragebogens durchgeführt. Ziel war es, den Wis-senszuwachs und die Einstellungsveränderungen zu untersuchen. Die Befragung wurde zeitgleich mit zwei Kontrollklassen, davon eine in Nord-rhein-Westfalen und eine in Brandenburg durch-geführt. Die Kontrollklassen hatten mit dem Bil-dungsprogramm keine Berührungspunkte.

Die zweite Studie untersuchte die Wirkung im Programm AckerKita. Die Studie mit dem Ti-tel „Die Wirkung eines naturnahen Lernortes in Kindertagesstätten - Eine Analyse des Bildungs-programmes ‚GemüseAckerdemie - AckerKita‘“ wurde mit 36 Kita-Kindern aus vier Kindertages-

12 Drügemöller, N. (2017): Wissenszuwachs und Einstellungsveränderung von Kindern durch die Teilnahme am Bildungspro-gramm „GemüseAckerdemie“. Masterarbeit an der Universität Kassel13 Oed, J. (2018): Die Wirkung eines naturnahen Lernortes in Kindertagesstätten - Eine Analyse des Bildungsprogrammes „Ge-müseAckerdemie – AckerKita“. Masterarbeit an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde

stätten in Berlin und Brandenburg mittels einer Vorher-Nachher-Befragung durchgeführt. Die Ein-zelbefragung bestand aus einer Wissensabfrage in den Bereichen Gemüsesorten, Anbau und Ökolo-gie. Weiterhin wurden 18 Eltern der befragten Kin-der sowie fünf ihrer Erzieher*innen zu möglichen Veränderungen bei den AckerKindern durch die Programmteilnahme befragt.

Die nachfolgenden Ausführungen und Ergebnis-se zur Wirkung der aufgeführten Zielgruppen be-ziehen sich auf die Auswahl und Anzahl der hier beschriebenen Datenerhebung. Dabei wurden sowohl externe Ergebnisse der genannten Studi-en wie auch Ergebnisse der internen Erhebungen berücksichtigt. Wenn der nachfolgende Text nicht durch eine der beiden Studien entsprechend ge-kennzeichnet wird, beziehen sich die Ergebnisse auf interne Erhebungen.

GEMÜSEACKERDEMIE - WIRKUNG

46 GEMÜSEACKERDEMIE - WIRKUNG

Wirkung bei den AckerSchüler*innenDie 2017 durchgeführte Studie „Wissenszuwachs und Einstellungsveränderung von Kindern durch die Teilnahme am Bildungsprogramm „Gemüse-Ackerdemie“14 zeigt einen signifikanten Wissens-zuwachs der Kinder bezüglich Gemüseanbau sowie ein erhöhtes Selbstwertgefühl nach der Teilnahme. Damit wird bestätigt, dass die Gemü-seAckerdemie zu einem besseren Verständnis für die Lebensmittelproduktion als auch zur För-derung sozialer Kompetenzen beiträgt. Bei den Kontrollgruppen waren dagegen keine Verände-rungen zu beobachten. Die Ergebnisse der Stu-die werden nun im Folgenden dargestellt und mit den Ergebnissen der Befragung von Lehrer*innen und Eltern sowie den Schüler*innen ergänzt. Die prozentualen Aussagen, die nachfolgend thema-tisch in die verschiedenen Wirkungsbereiche ein-führen, sind Ergebnisse der Online-Umfrage, die mit den 87 Lehrer*innen erhoben wurden.

Motivation: 92% der Schüler*in-nen sind motiviert auf dem Acker ihr eigenes Gemüse anzubauen

Die Rückmeldungen der Lehrer*innen bezüglich der Motivation der Schüler*innen für den Gemü-seanbau sind sehr positiv. Jedoch können nicht alle Schüler*innen begeistert und motiviert wer-den und nicht für alle ist der Acker interessant: „Kein Bock“ wegen zu viel Arbeit oder „völlig in der Pubertät“ oder „zu anstrengend“ sind ge-nannte Gründe. Auch wenn die Motivation bei ei-nigen nicht sehr hoch ist, bekommen die Schü-ler*innen durch die Teilnahme trotzdem mit, wie aufwändig es ist, Lebensmittel zu produzieren. Vereinzelt gibt es Rückmeldung, dass routinier-te AckerTätigkeiten als „langweilig“ empfunden werden. Ackern im Regen ist auch nicht so schön. Die klare Mehrheit hat aber großen Gefallen am Ackern. Besonders beliebt und oft erwähnt von Lehrer*innen und Schüler*innen wird die Kartof-felernte. Von „euphorischem in der Erde wühlen“ über „Mäusenester finden“ bis hin zu „Erstaunen über die große Menge“ haben alle viel Freude da-

ran nach den Knollen zu buddeln. Neben unlieb-samen Aufgaben wie Unkraut jäten war das Pflan-zen und Säen sowie die Ernte und Verarbeitung des Gemüses meistens ein großes Highlight.

„Ich bin stolz darauf, was wir in nur wenigen Monaten geschafft haben.“ (Schüler*in)

Die Schüler*innen sind nahezu alle stolz auf „ih-ren Acker“, stolz „zur AckerGruppe zu gehören“, stolz auf „ihr Gemüse“. Stolz darauf, etwas er-schaffen und erreicht zu haben. Das stärkt das Selbstwertgefühl gleichermaßen wie das Ge-meinschaftsgefühl der Klasse, sowie die Motiva-tion Neues auszuprobieren. Die Gartenaktivitäten stärken die Kinder in ihrem Gefühl ganz selbstän-dig Gartengeräte benutzen und Gemüse anbauen zu können.14 Eltern bestätigen, wie gut es für ihre Kinder ist, etwas alleine zu machen und das Er-gebnis ihres Wirkens zu sehen. Sie halten ihre Kin-der für hoch motiviert am Programm teilzuneh-men und berichten, dass diese fast wöchentlich von ihren Ackererlebnissen erzählen.

„Wieso machen wir in der Schule eigentlich von den schönen Sachen (ackern) so wenig und von den blöden so viel?“ (Schüler*in)

Viele Lehrer*innen sind überrascht über die Be-geisterung ihrer Klasse zu ackern und darüber, dass die Bereitschaft zur Mitarbeit deutlich hö-her ist als im „normalen“ Unterricht: „Man er-lebt sie von einer ganz anderen Seite.“ Ein Jun-ge weint, als er mal nicht auf den Acker darf, ein Mädchen bangt darum, noch bei der Garten-AG teilzunehmen. Die Kinder sind motiviert, voll en-gagiert, sie buddeln, harken, gießen, ernten vol-ler Tatendrang und freuen sich darüber, „dass wir nicht normalen Unterricht hatten, nicht so in der Klasse sitzen und schreiben, sondern einfach mit Kräften und anderen Dingen arbeiten (…)“. Und außerdem: „Die AckerStunde ist immer zu kurz!“

14 Drügemöller, N. (2017): Wissenszuwachs und Einstellungsveränderung von Kindern durch die Teilnahme am Bildungspro-gramm „GemüseAckerdemie“. Masterarbeit an der Universität Kassel.

47zeigt sich auch in der durchgeführten Studie, denn die Schüler*innen erreichen bei der Frage, wie sie Gemüsepflanzen beim Wachsen helfen können, nach der Ackerzeit 13% mehr Punkte als vorher. Auch wesentlich mehr Schüler*innen wissen laut der Studie nach der AckerZeit was mulchen be-deutet, können AckerGeräte eindeutig benennen, kennen mehr Unkräuter und können Gemüse an-hand von Bildern erkennen. 15

„Man konnte dann einfach lernen wie man Kartoffeln einpflanzt, weil ich wusste das davor nicht und dann habe ich das auch selber in meinem Garten gemacht.“ (Schüler*in)

Mehr als die Hälfte der Schüler*innen ist nach der AckerZeit in der Lage selbständig Kartoffeln an-zubauen. Und nicht nur das, „sie wissen aus wel-chen Teilen eine Kartoffel besteht, dass es unter-schiedliche Kartoffelsorten gibt und dass alle ein wenig anders schmecken.“ Auch bei den Pflan-zungen werden Unterschiede deutlich: „Kinder wussten noch ganz genau wie man pflanzt: erst Loch, dann Wasser, dann Pflanze.“ Sie erkennen Jungpflanzen auf Anhieb und können erklären, warum man Kohlrabi nicht nach Kohlrabi pflanzt. Sie kapieren, dass sie Kartoffeln pflanzen müs-sen, wenn sie Kartoffelchips wollen. Lehrer*innen beschreiben den Wissenszuwachs wie ganz von selbst. Durch das Machen kommt das Interesse gefolgt von der Begeisterung und den Fragen.

Die Kinder wissen jetzt wo Gemüse herkommt, wie eine kleine Pflanze zu einer großen wird, sie lernen wie Gemüsepflanzen aussehen und heranwach-sen. Sie sind sich der Vielfalt bewusster, staunen über Größe, Formen und Farben. Sie wissen nun, wie man harkt und, dass „Brennesselsud gegen Blattläuse hilft“, „was Mulch ist“, und dass man „mit ganz feinem Sand Nacktschnecken vertreiben kann“. Und wie man Tomaten ausgeizt.

15 Drügemöller, N. (2017): Wissenszuwachs und Einstellungsveränderung von Kindern durch die Teilnahme am Bildungspro-gramm „GemüseAckerdemie“. Masterarbeit an der Universität Kassel.

Die Motivation zeigt sich bei vielen Schüler*innen auch beim spontanen Mitackern, Weiterackern in der Pause, Ackern außerhalb der AckerStunden oder Ackerbetreuung in den Ferien. Hauptsache Ackern!

„Obwohl hin und wieder gemeckert wurde, war meine Klasse etwas empört, dass im kommenden Schuljahr eine andere Klasse den Garten übernimmt.“ (Lehrer*in)

Den Acker nach dem Schuljahr an die nächste Klasse abzugeben macht einigen Schüler*innen zu schaffen. Es verbleiben z.B. traurige Sechst-klässler, weil „man nicht mehr draußen sein kann und keine frische Luft bekommt, zweitens muss man jetzt wieder den langweiligen Unterricht mit-bekommen“ und entrüstete Viertklässler, denn „man findet das besser, wenn man mal draußen ist und da was mitbekommt, weil wir sitzen jeden Tag da rum und kucken zu, wie der Lehrer was an die Tafel schreibt.“ Selbst Zehntklässler sind der Meinung: „Theologische Philosophie lässt sich beim Umgraben viel besser diskutieren“. Und au-ßerdem, wer es noch nicht wusste: „Wenn man draußen ist, strengt sich das Gehirn um 20 % mehr an.“

Wissen: 92% der Schüler*innen lernen mindestens drei neue Ge-müsearten oder -sorten kennen

Ob Mangold, Palmkohl, Schwarzwurzel oder eine der vielen anderen Arten und Sorten, die sich auf dem Acker tummeln - die Schüler*innen kennen Gemüse, das sie bisher nicht kannten, wissen dar-um, wie es gepflegt, geerntet und zubereitet wird. Wie es schmeckt. Sie erkennen Pflanzen, erken-nen Gemüse an den Blättern und Knollen, lernen neue Pflanzen kennen, sind neugierig auf Neues. Und generell lernen alle, „wie man so richtig Ge-müse anbaut, was man jetzt nicht so kennt.“ Das

GEMÜSEACKERDEMIE - WIRKUNG

48 GEMÜSEACKERDEMIE - WIRKUNG

Anfängliche Skepsis wandelt sich in Experimen-tierfreudigkeit, Mut und Lust Neues auszuprobie-ren und die „Schüler*innen „sind herumgelaufen und haben beobachtet, was sie naschen können und abgewogen, was wann reif sein wird.“ „Ge-müse schmeckt ja doch“ und selbst angebautes noch viel besser. „Salat schmeckt ja richtig nach Salat“ und überhaupt ist das Gemüse „soooo viel saftiger und leckerer als im Supermarkt!“ Oft wird der Geschmack viel intensiver empfunden als bei gekauftem Gemüse. Nur wenige Schüler*innen zeigen sich dem Gemüse gegenüber „ablehnend“, „festgefahren“ oder „zurückhaltend“.

„Ich habe festgestellt Fenchel hat voll nach Lakritze geschmeckt.“ (Schüler*in)

Gemüse statt Süßkram, „weniger Kioskfraß, mehr Möhre“, „heiß begehrt“, zumindest für manche Schüler*innen, denn „Gemüse kann auch sehr gut schmecken, also Gurke schmeckt z.B. gut mit Salz und Tomaten schmecken auch sehr gut, wie-so muss man dann noch Süßigkeiten essen.“ Auch Lehrer*innen berichten, dass in den Brotboxen mehr Gemüse zu finden ist und sich das Bewusst-sein für eine gesunde Ernährung verändert. Und: mehr als die Hälfte der teilnehmenden Acker-Schüler*innen essen jetzt Gemüse, das ihnen vor-her nicht geschmeckt hat.

„Sie haben endlich verstanden, dass sich aus der Blüte die Frucht entwickelt. Das hatten wir zwar schon mehrfach im Unterricht thematisiert. Aber erst auf dem Acker haben sie es wirklich verstanden.“ (Lehrer*in)

Der Wissenszuwachs ist enorm, sowohl „was den Anbau von Gemüse angeht, als auch den großen Zuwachs an handwerklich motorischen Fähigkei-ten.“ Zusammenhänge werden auf dem Acker er-lebt und verstanden. Auch fast alle Schüler*innen erkennen durch die Teilnahme an der Gemüse- Ackerdemie die positive Funktion des Regen-wurms beim Anbau von Gemüse.16 „Das gelernte Wissen ist eine essentielle Grundlage für weitere Diskussionen über Konsum, Essen und Wertschät-zung und öffnet die Augen für größere Kreisläufe.“

Ernährung: 79% der Schüler*in-nen werden zunehmend neu-gieriger neue Gemüsearten und -sorten zu probieren

Die Schüler*innen werden mit zunehmender AckerZeit offener gegenüber neuen Gemüsearten und -sorten sowie deren Geschmackserlebnissen.

16 Drügemöller, N. (2017): Wissenszuwachs und Einstellungsveränderung von Kindern durch die Teilnahme am Bildungspro-gramm „GemüseAckerdemie“. Masterarbeit an der Universität Kassel.

49„Eigentlich esse ich keine Radieschen, aber die vom Acker schmecken mir!“ (Schüler*in)

Und so verputzen „stolze und leckermäulige Kin-der“ unglaublich viele Radieschen und anderes Gemüse direkt auf dem Acker. „Der Rest wurde an die Mitschüler verfüttert, ebenfalls mit Stolz.“ Die Schüler*innen sind glücklich darüber Gemü-se mit nach Hause zu nehmen und noch glückli-cher, wenn es dort auch verarbeitet wird. Darauf wird den Eltern nach auch akribisch geachtet und wenn der Salat vom Acker doch mal welk wird, dann ist die Empörung groß. Die Erkenntnis, dass Gemüse auch lecker ist, wird durch die gemein-same Zubereitung von Mahlzeiten in der Schule oder zu Hause noch verstärkt.

Bewegung: 73% der Schüler*in-nen sind durch die körperliche Arbeit auf dem Acker ausgegli-chener

Acker umgraben, Löcher buddeln, Schubkar-re fahren, Gießkannen tragen, jäten, harken, ha-cken. Der Acker wird dem Bewegungs- und Entde-ckungsdrang von Schüler*innen gerecht und stellt einen Ausgleich zum kognitiven und routinierten Schulalltag dar. Durch die körperliche Verausga-

bung sind die Schüler*innen ausgeglichener und die Konzentrationsfähigkeit in nachfolgenden Un-terrichtsstunden verbessert sich tendenziell.

„Boah Löcher buddeln macht so viel Spaß!“ (Schüler*in)

Die Schüler*innen sehen es als Zugewinn auf dem Acker zu sein, denn „draußen kann man rennen und sich bewegen und reden.“ Neben den routi-nierten AckerTätigkeiten gab es noch andere be-liebte Disziplinen: „Wir haben einen Wettbewerb gemacht, wer den größten Laubturm bauen kann. Das hat richtig Spaß gemacht. Wir haben gewon-nen, aber es war ganz knapp, der eine war nur 2cm höher, der eine war 90cm, der andere 92cm hoch.“ Schüler*innen graben begeistert mit ihren Händen in matschiger Erde und formen Matsch-kugeln. Andere finden es eklig, im „Dreck zu wüh-len“ und müssen sich erst wieder daran gewöh-nen. Der Acker bietet die Möglichkeit, sich der Natur (wieder) zu nähern und so verwandeln sich die Angst und Skepsis vor „Dreck“ in „Motivation“ und „Wertschätzung“ gegenüber „der Erde und den Würmern“. Vereinzelte Schüler*innen bleiben aber auch bis zum Ende konsequent „missmutig“.

GEMÜSEACKERDEMIE - WIRKUNG

„Jetzt macht Gartenunterricht endlich Spaß!“

50 GEMÜSEACKERDEMIE - WIRKUNG

Interesse: 89% der Schüler*in-nen vertiefen ihr Interesse am Gemüseanbau durch die prakti-sche Erfahrung

„Kind beobachtet aufmerksam das Wasser, wel-ches in einem Pflanzloch versickert: Das ist bes-ser als Fernseher!“ Die Schüler*innen werden mit zunehmender AckerZeit interessierter an Gemü-se, an Erde, an Tieren und Pflanzen. Daran, wie die Pflanzen wachsen, die sie eigenhändig in die Erde gesetzt haben und daran, wieviele Kartoffeln von einer Pflanze geerntet werden können. Man-che Schüler*innen werden zu Expert*innen für bestimmte Gemüsearten, andere besorgen sich zusätzlich ein Buch „zum Ackern und über Gemü-se“. Was auf dem Acker passiert, ist für viele sehr spannend. Eltern berichten von dem Wunsch ih-rer Kinder auch zu Hause Gemüse anzubauen und ein Beet anzulegen.

„Die Regenwürmer sind unsere besten Freunde!“ (Schüler*in)

Manche Schüler*innen ekeln sich vor den tieri-schen Bewohnern. Rennen schreiend vom Acker aus Angst vor Insekten. Einige überwinden ihre Angst, trauen sich doch eine Nacktschnecke zu berühren oder ziehen Handschuhe an, damit sie sich sicherer fühlen. Für viele Schüler*innen sind die tierischen Bewohner auf dem Acker besonders interessant. Ein Regenwurm ist ein „MAPA“ (Mama und Papa), denn sie haben beide Geschlechter. Mädchen finden Regenwürmer plötzlich toll. Ein Mädchen wird zur „Regenwurmbeauftragten“. Tigerschnegel werden ebenso aufgeregt beobach-tet wie Drahtwürmer, Tausendfüßler, Engerlinge und Läuse am Fenchel. Wie verhalten sich letzte-re beim „Besuch“ von Marienkäfern? „Feuerkäfer sind tolle Wesen“ und werden unter der Becherlu-pe untersucht. Mäuse knabbern am Mais. Ihr Nest wird bei der Kartoffelernte entdeckt. Das Thema Schnecken „entsorgen“ führt zu einer emotiona-len Diskussion; am Ende werden die Tiere kilome-terweit weg wieder ausgesetzt. Ein in der Regen-tonne ertrunkenes Eichhörnchen bekommt eine

17 Drügemöller, N. (2017): Wissenszuwachs und Einstellungsveränderung von Kindern durch die Teilnahme am Bildungspro-gramm „GemüseAckerdemie“. Masterarbeit an der Universität Kassel.18 Drügemöller, N. (2017): Wissenszuwachs und Einstellungsveränderung von Kindern durch die Teilnahme am Bildungspro-gramm „GemüseAckerdemie“. Masterarbeit an der Universität Kassel.

Beerdigung. Für die Tonne werden Sicherheits-maßnahmen eingeleitet. Manchmal wird jeder Stein umgedreht und die Wissbegierde scheint auf dem Acker so grenzenlos wie die Tiere, die dort leben.

Wertschätzung: 88% der Schü-ler*innen entwickeln mehr Wert-schätzung für Gemüse und Le-bensmittel

Die Studie untersucht, ob bei den Schüler*innen eine „gesteigerte Wertschätzung“ gegenüber Le-bensmitteln durch die Teilnahme am Bildungs-programm erkennbar ist. Eine „höhere Wert-schätzung“ kann im Rahmen der Studie nur in Tendenzen nachgewiesen werden. Die Thematik Lebensmittelwertschätzung wird bei der Gemü-seAckerdmie didaktisch erst im Winterhalbjahr behandelt. Die Erhebungen der Studie beschrän-ken sich allerdings auf eine Teilnahmedauer von vier Monaten, im Frühjahr bis Sommer. Da kei-ne ganzjährige Teilnahme der Schüler*innen am Programm stattfand, schränkt dies die Aussage-kraft der quantitativen Ergebnisse ein.17 In den qualitativen Erhebungen mit Lehrer*innen, El-tern und Schüler*innen zeigt sich dagegen recht deutlich, dass sich Wertschätzung für Gemü-se und Lebensmittel entwickelt hat. Wertschät-zung erkennt man in Umgangsformen, im Han-deln und in der Grundeinstellung zu den Dingen und der Welt. Die Schüler*innen entwickeln ih-rem Gemüse gegenüber, das sie über Monate gepflegt und begleitet haben, eine besondere Wertschätzung. Die Wertschätzung äußert sich im Stolz von „ihrem Anbau“, ihrem neu entdeck-ten Lieblingsgemüse, dem sorgsamen Umgang mit den Pflanzen oder der liebevollen Namens-gebung derer. So wird achtsam auf den Kohlkopf Kevin Schröder, den Kohl Ernie oder die tanzende Tomate aufgepasst. Wertschätzung steckt auch im Frust, wenn dann doch mal Tomaten einge-hen, „weil ich habe selber welche gepflanzt.“ Durch die Teilnahme an der GemüseAckerde-mie steigt auch die Anzahl der Kinder von 82 % auf 94 %, die Pflanzen als Lebewesen ansehen.18

51„Ich hätte nicht gedacht, dass es so viel Mühe kostet, Gemüse anzubauen.“ (Schüler*in)

Fast alle Schüler*innen erkennen, dass Gemüse an-bauen auch Arbeit bedeutet, die anstrengend sein kann und wissen jetzt, welche Schritte vom Anbau bis zur Ernte zu bewältigen sind. Der erkannte Wert drückt sich in diversen Tauschgeschäften aus: „Die Schüler handeln mit Gemüse, als wäre es Geld. Zwei Radieschen gegen eine Handvoll Pflücksalat.“ Auch viele Eltern sind der Meinung, dass ihre Kin-der seit der Teilnahme an der GemüseAckerdemie mehr Wertschätzung für Gemüse und Lebensmittel entwickelt haben. Wenn die Schüler*innen Gemü-se mit nach Hause bringen, wird es auch verwertet. Und generell „wurde von dem Salat weniger weg-geschmissen. Auch wenn er noch so sandig war, wurde er gewaschen bis zum Umfallen und dann wirklich auch verwertet!“

Verantwortungsbewusstsein: 83% der Schüler*innen arbeiten mit zunehmender Zeit immer selbständiger auf dem Acker

Verantwortung bedeutet, „dass wenn man etwas einpflanzt, dass man sich darum auch kümmern muss.“ Zu Beginn der AckerZeit sind viele Schü-ler*innen skeptisch gegenüber dem neuen Auf-gabenfeld, doch dann wird es recht schnell „ihr“ Garten. Sie fühlen sich verantwortlich und ge-hen immer selbstverständlicher auf den Acker. Sie wissen und sehen „was noch zu machen ist“, helfen mit, führen Arbeiten ganz eigenständig aus und fühlen sich dabei wohl. Die Pflege der Pflan-zen wird leidenschaftlicher, das Verantwortungs-bewusstsein steigt gleichsam mit der Freude da-rüber, dass die Pflanzen wachsen und gedeihen. Ein Mädchen arbeitet jetzt nach dem Motto: „Bo-den ist wertvoll!“

„Von Anfang an bestand bei den meisten Schülern eine große Identifikation mit ihrer Arbeit und ihrem Acker.“ (Lehrer*in)

Die Schüler*innen entwickeln nicht nur eine Be-ziehung zum Gemüse, sondern auch zu ihrem Acker. So wird dieser auch in den Pausen besucht, untersucht und bearbeitet. Die Identifikation zeigt sich bei vielen Klassen darin, dass ihr Acker zu ei-nem schützenswerten Gut wird. Zur anerkannten „Tabuzone“. Die Schüler*innen sind böse über unachtsame Ballspiele in dessen Nähe oder wenn Müll auf dem Acker liegt. „Wir haben einfach die ganze Zeit gebettelt, dass da ein Zaun hinkommt für den Acker.“ Müll wird gemeinsam beseitigt und andere Klassen gebeten, diesen doch in die vorhergesehenen Mülleimer zu werfen. Durch die eigene Betroffenheit können Schüler*innen ihr Anliegen besser transportieren. Es werden Acker- Aufsichten eingeführt, denn „es war große Verant-wortung auf den Acker aufzupassen, weil die Leute durchgerannt sind und Bälle auf den Acker ge-schmissen haben.“

„Ich bin rumgelaufen und habe gekuckt was noch zu machen ist und habe überall mitgeholfen.“(Schüler*in)

Begeistert führen die Kinder ihre Eltern über den Acker. Geben AckerTouren bei Schulfesten, zeigen wie man Gemüse anbaut, harkt, pflanzt, wie man erntet. Nehmen die Harke in die Hand und ma-chen es vor. Sind stolz darauf, über den Acker zu führen und erzählen, dass wir ohne Pflanzen nicht leben können. „Die Pflanzen machen, dass wir besser atmen können, denn sie nehmen die Luft, die wir ausatmen und machen daraus neue Luft.“ Und sie nehmen zur Kenntnis, dass die Eltern be-eindruckt davon sind, „was wir alles so schnell geschafft haben!“ Dass ihre Kinder so eigenver-antwortlich arbeiten, macht auch die Eltern stolz. Regelmäßig Verantwortung übernehmen, auch in den Ferien, ist eine wertvolle Grundlage.

Sozialverhalten: 58% der Schü-ler*innen arbeiten auf dem Acker besser zusammen als im Klassen-zimmerGemeinsam zu ackern und Erfahrungen zu sam-meln, stärkt den Zusammenhalt der Klasse und den Erwerb von Sozialkompetenzen. Auch die Erhebungen der Studie zeigen, dass die Teilnah-

GEMÜSEACKERDEMIE - WIRKUNG

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19 Drügemöller, N. (2017): Wissenszuwachs und Einstellungsveränderung von Kindern durch die Teilnahme am Bildungspro-gramm „GemüseAckerdemie“. Masterarbeit an der Universität Kassel.

me an der GemüseAckerdemie zur Förderung von sozialen Kompetenzen beiträgt.19 Es stellen zwar nicht alle Lehrer*innen Veränderungen be-züglich des Sozialverhaltens fest, bestätigt wird aber von vielen Lehrer*innen, dass sich bei den Schüler*innen „neue Formen der Zusammenar-beit“ entwickeln. Sie „ackerten in Teams“, „hör-ten sich besser zu“, „motivierten und unterstütz-ten sich gegenseitig“, schätzten es, „dass man dann auch reden durfte, man durfte sozusagen auch richtig Spaß haben“. Sie überlegen sich selb-storganisiert neue Taktiken, um das Ackern zu vereinfachen, wie zum Beispiel „effizientere Un-kraut-Entfern-Methoden“. Auch bei der Kartoffe-lernte kamen alle zum Zug: „Die stärksten Schüler arbeiteten mit der Grabegabel und kleinere Schü-ler sammelten drumherum die Kartoffeln ein.“ Unterschiedliche Stärken werden gebraucht, to-leriert und wertgeschätzt. Die Kooperationsfähig-keit verbessert sich.

„Mein schönstes Erlebnis war, dass ein recht problematischer Schüler seine Erfüllung in der GemüseAckerdemie gefunden hat und die ganzen Sommerferien zur Verfügung stand.“ (Lehrer*in)

Lehrer*innen bemerken, dass die Zusammenar-beit bei Schüler*innen mit auffälligem Sozialver-halten auf dem Acker sehr viel besser ist, dass sich autistische Kinder gut entspannen können. Sie entdecken neue Seiten an „leistungsschwa-chen Schüler*innen“, „schwierige Kinder blühen auf“. Im Unterricht „problematische“ Schüler*in-nen „waren auf dem Acker unproblematisch und

kooperativ“ und handwerklich geschickte Kinder „haben einen Raum gefunden sich neben den Denkern kompetent zu fühlen und es auch zu sein“. Die Schüler*innen unterstützen sich beim Schubkarre schieben, sind offen für neue Grup-pierungen in verschiedenen Altersstufen und Ge-schlechtern, wechseln sich mit den Werkzeugen ab. Das Miteinander bekommt Raum und das Ge-meinschaftsgefühl wächst. Sie wachsen über sich hinaus, jeder wird gebraucht. Und: „Ein Schüler hat nun immer seinen Akkuschrauber dabei!“

53GEMÜSEACKERDEMIEGEMÜSEACKERDEMIE

„Wir sind die GemüseGeneration. Ich kenn keine Kinder, die in Deutschland Gemüse ackern.“

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Im Gespräch mit AckerSchüler*innenWir haben sechs unserer AckerSchulen besucht und wollten in kleinen Fokusgruppen von unse-ren AckerSchüler*innen wissen, wie ihnen die AckerZeit gefallen hat. Das folgende Interview ist ein Zusammenschnitt der befragten AckerKlas-sen zwischen Klassenstufe zwei und sechs und gibt einen Einblick in das AckerJahr aus Sicht der Schüler*innen.

Intro: „Wir sind Mitarbeiterinnen bei der Ge-müseAckerdemie und besuchen Schulen nach der AckerZeit, um mit den AckerSchüler*innen ins Gespräch zu kommen. Wir haben ein paar Fragen an euch, weil uns interessiert, wie euch die AckerZeit mit der GemüseAckerdemie ge-fallen hat.“

Was wir als Erstes wissen wollen: Habt ihr durch das Ackern neue Gemüsearten und/ oder -sorten kennengelernt?„Ja! Palmkohl. Schalotten. Schwarzwurzeln.“ „Gold-man! Äh Mangold.“ „Verschiedene Kohlarten, es gibt ja hellen und dunklen Kohlrabi.“ „Pastinaken, diese komischen Rüben, die aussehen wie Möhren und so gräulich sind.“

Was ist denn eure Lieblingsgeschichte, die ihr auf dem Acker erlebt habt?„Wir haben so eine große Zucchini geerntet. Also auch, wenn die vielleicht nicht so gut schmeckt, sieht sie super aus. Also die Zucchini war wirklich riesig und wir haben auch zwei ganz gut gewach-

sene Kürbisse geerntet.“ „Einmal haben wir uns ge-genseitig im Laubhaufen, im Mulch-Laubhaufen, vergraben und dann kam unsere Lehrerin und sie musste uns wieder ausgraben und hat uns gesucht.“

Was hat euch am meisten Spaß gemacht auf dem Acker?„Das Ernten, das war immer so ein tolles Gefühl, wenn man so große Zucchinis oder so etwas ern-tet und dann weiß man, die hat man selbst ange-pflanzt.“ „(…) und dieser Acker, der war ja viel grö-ßer als ein Klassenraum und dass man dann auch reden durfte, man durfte sozusagen auch richtig Spaß haben.“

Hattet ihr Schwierigkeiten beim Gemüseanbau?„Wenn man zu viel gegossen hat, dann wurde aus diesem Samen halt nichts und wenn man zu we-nig gegossen hat, halt auch nicht und das war halt schwer, dann genau die Menge zu finden, die dann sehr gut ist.“

Was hat euch nicht so viel Spaß gemacht auf dem Acker? „Wir mussten den Acker immer beschützen. Die an-deren Kinder haben da immer Bälle draufgewor-fen. Wenn du auf die Pflanze trittst, ist das so als ob jemand auf dich drauftritt.“

Habt ihr Anderen vom Acker erzählt?„Ja, und meine Oma erzählt das in der ganzen Welt herum.“

55Was habt ihr durch das Ackern bei der Gemüse-Ackerdemie dazugelernt? „Wir haben gelernt, wie man Gemüse anbaut und abbaut.“ „Oder in welcher Zeit, also, dass es auch Spätkartoffeln gibt und Frühkartoffeln, also die un-terschiedliche Zeit vom Ernten oder wo man auch aufpassen sollte, was man erntet.“ „Ich wusste noch gar nicht, was Mulch ist, ich kannte nur den Kompost.“

Warum habt ihr das gemacht? (mulchen)„Damit die Regenwürmer nicht erfrieren.“

Was passiert denn mit den Blättern? „Die fressen die Regenwürmer und machen daraus neue Erde für nächstes Jahr.“

Was würdet ihr machen, wenn ihr euer Gemüse an den Supermarkt verkaufen wolltet?„Ich schätze, unser Gemüse wäre da eines der Top-Gemüsen, weil es regionales Gemüse, frisches, schön von Kindern angebaut, ok Kinderarbeit soll-te man da nicht dazuschreiben, sonst kaufen das weniger Leute. Mit viel Liebe von Kindern.“ „Aber Supermärkte verkaufen nur perfektes Gemüse, das heißt was schön und nicht krumm und schief ist, die denken dann halt, dass es niemand kauft, wenn es krumm und schief ist, weil die anderen denken, dass es eklig schmeckt.“

Wusstet ihr manchmal schon selbst, was auf dem Acker zu tun ist?„Ja. Jäten und so. Am Ende umso mehr, weil man ja mehr Erfahrung hat, und so.“

Habt ihr auf dem Acker in Teams zusammenge-arbeitet?„Am Anfang ja, aber es wurde am Ende nicht mehr eingeteilt (…) weil jeder macht das, was er auf dem Acker sieht, was er machen muss.“

Wie hat euch das Gemüse vom Acker ge-schmeckt?„Wir haben einen Vergleich mit den Kartoffeln ge-macht, wir haben welche gekauft, und dann haben wir die vom Acker genommen (…). Dann haben wir probiert und auch meine Brüder haben gesagt, dass die vom Acker viel leckerer sind. Jetzt fällt ei-nem, wenn man in den Supermarkt geht, mehr auf, was man kaufen sollte und was nicht an Gemüse. Man achtet mehr darauf, selbst wenn es Bio ist, wo-her es kommt, also es darf auf keinen Fall aus Spa-nien kommen, weil das ja auch schlecht für die Um-welt, wegen des Transportes und dem Ausstoß ist.“

Was habt ihr in den Bildungsmaterialien ge-lernt?„Wir haben sehr viel Verbraucherwissen gemacht, auch etwas mit den Tomaten, die in Spanien ganz billig angebaut werden. Das haben wir in dem Heft gemacht.“

Was hat denn eure Lehrerin von der Gemüse-Ackerdemie oder von euch gelernt?„Sie ist schon sehr schlau, sie ist wirklich schlau, Leute.“

GEMÜSEACKERDEMIE - WIRKUNG

56 GEMÜSEACKERDEMIE - WIRKUNG

Haben eure Eltern etwas von euch gelernt?„Als erstes haben sie gelernt, dass man auch Bio kaufen sollte, als zweites haben sie gelernt, dass es auch Palmkohl auf der Welt gibt.“ „Nur Sachen vom Acker zu kaufen.“ „Dass man niemals an einem AckerTag sein Kind mit neuen Sachen in die Schule schickt.“

Hat sich bei euch zu Hause durch den Acker ir-gendetwas verändert?„Wir essen gesünder, wir kochen jetzt irgendwie auch andere Sachen.“ „Wir kaufen viel regionaler ein.“

Was hat sich bei Euch durch den Acker verändert?„Ich helfe immer meiner Mutter im Garten.“

Was denkt ihr über Lebensmittelverschwen-dung?„Wenn eine Gurke krumm ist, oder so einen Knub-bel hat, dann mein Gott, dann schneid ich den halt ab. Oder genauso Bananen, wenn da irgendwel-che eingedrückten Stellen sind, dann schneide ich die mit dem Messer raus und esse sie einfach. Aber manche Supermärkte verkaufen das gar nicht.“ „Oder z.B. Knubbelgemüse sieht zwar, auf gut Deutsch gesagt, blöd aus, aber es macht eigentlich keinen Unterschied.“

Was habt ihr über Knubbelgemüse gelernt? (krumm gewachsenes Gemüse oder Gemüse mit kleinen Stellen)„Da wusste man am Anfang auch gar nicht, ob das jetzt wirklich gut ist oder nicht, weil, wenn das noch so komisch aussieht, dann weiß man ja nicht ge-nau, ob das jetzt so gut schmeckt oder nicht und dann haben wir dadurch auch gelernt, dass es genau gleich schmeckt, bloß, dass es halt wegge-schmissen wird, weil die Leute das ja nicht kaufen, weil das halt anders aussieht als sonst. Und nor-malerweise sind ja Gurken nicht gerade, sondern eher so krumm.“

Habt ihr das Thema Lebensmittelverschwen-dung schon vorher behandelt?„Nein, das kam alles mit dem Acker.“

So ein Acker macht ja ganz schön viel Arbeit, seid ihr jetzt froh, wenn das vorbei ist?„Nein, wir würden echt gern weitermachen, ich meine nicht, weil wir dann keinen Unterricht ha-ben, sondern weil’s einfach Spaß macht und, ja es hilft einem einfach weiter im Leben. Wenn man dann später selbst einen Garten hat, weiß man schon ein bisschen mehr.“ „Es ist besser als im Un-terricht zu sitzen, denn man kann auch mal frische Luft schnappen beim Ackern. Man lernt dort ein bisschen schneller, weil wenn man da an der Tafel sitzt und sie das alles anzeichnet und wir abschrei-ben müssen, dann weiß man ja nicht genau, wie man’s selbst macht und wo wir jetzt selbst draußen waren und dass alles gemacht haben, haben wir viel mehr gelernt dadurch.“

Glaubt ihr, ihr würdet es schaffen euch nach dem AckerJahr selbst durch einen Acker zu er-nähren?„(…) Wenn man eine größere Familie hat, würde glaube ich ein Chinakohl jetzt nicht reichen, und es muss halt am Ende auch gerecht aufgeteilt wer-den. Wir haben nicht mehr so viel eingekauft wie vorher, z.B. Kartoffeln brauchten wir ja glaube ich nicht wirklich viele, aber es ist auf jeden Fall so, dass man jetzt nicht mehr täglich oder alle zwei Tage direkt einkaufen gehen muss.“

Wollt ihr einen Acker haben, wenn ihr groß seid?„Es kommt drauf an, wie sich die Welt später ent-wickelt, vielleicht haben wir ja Roboter, die dann gießen.“

Was meinst du damit?„Es gibt jetzt schon so automatische Äcker, die da übereinandergestapelt sind, so hinter Glas.“

Vielen Dank für das Gespräch!

57GEMÜSEACKERDEMIEGEMÜSEACKERDEMIEGEMÜSEACKERDEMIE„Wieso machen wir in der Schule eigentlich von den schönen Sachen so wenig und von den blöden so viel?“

58 GEMÜSEACKERDEMIE - WIRKUNG

Wirkung bei den Kita-KindernDie 2017 durchgeführte Studie im Programm AckerKita mit dem Titel „Die Wirkung eines na-turnahen Lernortes in Kindertagesstätten - Eine Analyse des Bildungsprogrammes ‚GemüseA-ckerdemie - AckerKita‘“20 zeigt einen deutlichen Wissenszuwachs der Kinder im Erkennen von Ge-müse sowie ein erweitertes Verständnis für spezi-fische AckerAufgaben nach der Teilnahme am Bil-dungsprogramm. Auch ein gesteigertes Interesse an Gemüse, Gemüseanbau und Änderungen im Ernährungsverhalten der Kinder wird ersichtlich. Die Ergebnisse der Studie werden im Folgenden dargestellt und mit internen Erhebungen ergänzt.

Begeisterung und Neugierde

Die Kita-Kinder geben nahezu alle an, dass ihnen die Arbeit auf dem Acker Spaß gemacht hat. Das bestätigen auch die Eltern. Zu Hause berichten die Kinder begeistert von der AckerZeit, erzäh-len vor allem von Pflanzungen und von der Ern-te sowie gemeinsamen Aktivitäten beim Gemü-seanbau. Viele Kinder haben das Gemüse schon als festen Bestandteil der Kita verzeichnet. Die Er-zieher*innen befinden den Acker als wertvollen Raum, der in den Kindern „Neugier weckt“ und an dem sie „großen Spaß am Tun“ haben. Auf dem Acker können die Kinder ihrem Erfah-rungs- und Entdeckungsdrang gerecht werden: „Warum hacken wir die Beete?“, „Warum legen wir die Blätter auf das Beet?“, „Was macht denn die Ameise da?“ oder „Können Kartoffeln roh sein?“ sind nur wenige von vielen Fragen, mit denen die Neugier und der Wissensdurst gestillt wird. Mehr als die Hälfte der Kinder äußert gegenüber ihren Eltern, dass sie auch gerne zu Hause Gemüse an-bauen würden.

„Ich hab noch nie in meinem Leben Kartoffeln geerntet. Das macht richtig Spaß!“ (Kita-Kind)

Kartoffeln ausgraben ist für viele Kinder ein High-light. Am liebsten mit den Händen, denn „so kann

man besser fühlen!“ Scheu vor Erde und Dreck gibt es nicht. „Das ist wie Ostern. Wir suchen Osterei-er!“ Die „Ostereier“ werden ebenso begeistert ge-sammelt wie Unkraut. Die Erzieher*innen müssen da „gar keine Methoden anwenden“, denn „wenn es hieß: ‚heute gehen wir auf den Acker‘ war die Begeisterung groß!“ Die Kinder sind nicht nur vom Acker, sondern auch von sich selbst begeis-tert und legen beim Hacken, Jäten und Ernten die Grundlagen für ein gesundes Selbstbewusstsein: „Ich kann gut graben!“, „Ich kann schon alleine Wasser holen!“ Und auch der Sinn für gemein-schaftliche Erfolge ist bereits vorhanden, wenn alle Kinder am Ende der AckerStunde jubeln und meinen: „So, haben wir gut geackert, oder!?“

Wissen und Erfahrung

Während der durchgeführten Einzelbefragungen von 36 Kindern aus vier Kitas, vor und nach der AckerZeit, bekommen die Kinder Bildkarten von Gemüse vorgelegt und werden nach deren Be-zeichnung gefragt. Bereits bekanntes Gemüse wie Gurke und Möhre können die Kinder relativ ein-deutig sowohl vorher als auch nachher benennen. Unterschiede machen sich vor allem bei Kohlrabi, Mangold, Radieschen und Fenchel bemerkbar. Diese werden von den Kindern vor der Teilnahme am Bildungsprogramm kaum, jedoch nach der AckerZeit viel häufiger erkannt. Insgesamt wer-den alle Gemüsearten nach der AckerZeit besser identifiziert, was auf einen Wissenszuwachs der Kinder im Bereich Gemüsearten schließen lässt (siehe Grafik rechts: „Gemüsearten erkennen“). Und weil die Kinder das Gemüse nicht nur sehen, sondern auch mit allen Sinnen anbauen, beim Wachsen begleiten, ernten und probieren, kann das Gemüse ganzheitlich erfasst werden und wird demnach auch besser in Erinnerung bleiben.

Die Kinder werden auch gefragt, was sie selber tun können, damit es den Pflanzen auf dem Acker gut geht und diese wachsen können: (s. Grafik rechts: „Aufgaben auf dem Acker“) Nach der AckerZeit werden im Vergleich zur Vorher-Befragung fünf

20 Oed, J. (2018): Die Wirkung eines naturnahen Lernortes in Kindertagesstätten - Eine Analyse des Bildungsprogrammes „Ge-müseAckerdemie – AckerKita“. Masterarbeit an der Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald.

59

weitere AckerTätigkeiten genannt. Diese sind mit z.B. „Mulchen“ und „Kartoffeln häufeln“ we-sentlich spezifischer und zeigen, dass die Kinder durch die AckerZeit ihr Verständnis für anfallende Aufgaben auf dem Acker erweitern können. Auch in der Summe nennen die Kinder insgesamt mehr Tätigkeiten als vorher.

Kind 1: „Oh, eine ganz dicke Kartoffel“ Kind 2 erklärt: „Das ist eine Setzkartoffel!“ (Kita-Kinder)

Die Kinder werden auch aufgefordert, die Kartof-felernte zu beschreiben. Vor der AckerZeit konnten lediglich vier von 29 AckerKindern den Vorgang erklären und nutzten dafür überwiegend wortkar-

Gemüsearten erkennen, nach Oed (2018)

Fenchel

Mangold

Kohlrabi

Radieschen

Gurke

Karotte

nachher13,9 %8,3 %

16,7 %2,8 %

44,4 %16,7 %

80,6 %55,6 %

100 %86,1 %

100 %86,1 %

vorher

Gemüsearten erkennen - das sagen die Kinder

vor der Ackerzeit nach der Ackerzeit

Aufgaben auf dem Acker - das sagen die Kinder

Wasser/ gießenSonneErdeEinpflanzen

Wasser/gießenSonneErdeEinpflanzenMulchen Boden lockernUnkraut entfernenKartoffeln anhäufelnErnten

Aufgaben auf dem Acker, nach Oed (2018)

GEMÜSEACKERDEMIE - WIRKUNG

60 GEMÜSEACKERDEMIE - WIRKUNG

ge Erläuterungen wie „mit Schippe ausbuddeln“ oder „rausziehen und waschen“. Nach der Acker-Zeit können fast alle Kinder von der Kartoffelernte berichten und sind dabei wesentlich detaillierter: „Wenn Kartoffeln in der Erde sind muss man die Erde weggraben mit Werkzeug und so graben mit den Schippen, dann sieht man die Kartoffel oder eine Kleinere. Kleine kann man liegen lassen, gro-ße kann man ernten.“ Die Kinder kennen nach der AckerZeit die wichtigsten AckerAufgaben und wis-sen, wie diese durchgeführt werden. Dabei schu-len sie ihre motorischen Fähigkeiten und können die dafür notwendigen AckerGeräte benennen.

„Wir haben mit der Jätekralle das Unkraut weggemacht. Das war ganz schön anstrengend.“ (Kita-Kind)

Die Kinder lernen in der AckerZeit noch jede Men-ge Anderes und sammeln wertvolle Erfahrungen. „Schau mal wie rot meine Hände sind. Die duften! Hmmm“, sagt ein Mädchen bei der Begegnung mit einer Roten Bete. Gerochen und Gefühlt werden „pieksige Zucchinipflanzen“, „weicher Fenchel“, Koriander, Kartoffeln und Palmkohl. Die Kinder beobachten das Wachstum und die Reifung der Pflanzen, bekommen ein Gespür für den Ernte-zeitpunkt und machen Erfahrungen beim Arbei-ten und Pflegen. Gemeinsam beobachten sie die Veränderungen, stellen fest „unser kleines Ge-müse ist gewachsen“, „die Blätter verändern ihre

Farbe“ oder „jetzt blühen auch die Blumen“, ma-chen „Matschepampe“ und „graben nach Regen-würmern“, wissen genau, was in welchem Beet wächst und wundern sich auch mal nach verpass-ter Ernte erstaunt: „Wo sind die Kartoffeln!?“

Interesse

Die Kinder zeigen großes Interesse am Acker und ganz besonders an dessen Tierwelt, die oft bis ins kleinste Detail untersucht wird. Eine wichtige Er-kenntnis während der Ackersaison ist, dass auch das Gemüsebeet vor der Kita ein kleines Ökosys-tem ist. Die Kita-Kinder lernen während ihrer Zeit mit der GemüseAckerdemie direkt auf dem Acker und/oder mit Hilfe der Bildungsmaterialien einige Tiere genauer kennen. Darunter sind neben den Nützlingen, auch einige Schädlinge wie der Kar-toffelkäfer. Zwar können die Kinder bereits vor der AckerZeit zahlreiche Tiere benennen (18 Kinder konnten auf die Frage nach Tierarten antworten und nannten u.a. Schnecken, Würmer und Käfer), jedoch haben sich die Antworten in der Nach-her-Befragung spezifiziert: Aus Würmern wurden Regenwürmer, aus Käfern wurden Kartoffelkäfer. Die Kinder (bei der zweiten Befragung konnten 27 Kinder auf die Frage antworten) nennen vorwie-gend Tiere, die einen Effekt für den Acker hatten und konnten selbstständig die Funktionen einzel-ner Tiere aufzeigen (Regenwurm lockert den Bo-den, Nacktschnecken schaden den Pflanzen). Zu-dem nennen die Kinder vorwiegend Tiere, die sie

61regelmäßig auf dem Acker angetroffen haben. Vor allem Regenwürmer, Ameisen und Spinnen sowie Bienen und Schmetterlinge gehören zu den treuen Begleitern während der AckerZeit. 21

„Guck mal, da ist eine Spinne. Die Spinne hat 7 Beine.“ (Kita-Kind)

Die Aufmerksamkeit der Kita-Kinder gegenüber Tieren ist sehr groß und sie „sehen kleinste Tiere und das oft in einer Entfernung, aus der man sie nie entdecken würde.“ Ohne Hemmungen werden Insekten auf die Hand genommen und betrachtet. Manchmal hält sich die Freude gegenüber den tie-rischen Bewohnern aber auch in Grenzen: „Schau, hier sind Raupen! Die fressen alles auf!“ Eine Dis-kussion über Raupen, deren Werdegang und ob man die denn „kaputt machen“ darf, entsteht. Die Kinder einigen sich darauf, dass es den Rau-pen „gut gehen soll“, weil aus diesen doch auch „Schmetterlinge werden“. Auf dem Acker schau-en die Kinder in Mäuselöcher, sorgen sich darum, dass Raupen ihre Tomaten fressen oder dass Spin-

nen Baby-Regenwürmer verspeisen. Sie untersu-chen Ameisen, Marienkäfer und Kellerasseln. Sie setzen Tigerschnegel auf den Fenchel, damit er die Blattläuse frisst. Sie entdecken Bienen in Zucchi-niblüten, Ameisenhaufen und Schnecken mit und ohne Gehäuse, Fraßspuren am Palmkohl, einen „Stinkekäfer“ und weiße Fliegeneier. Und weil Re-genwürmer wichtige Tiere sind, „da wir ohne sie nichts zu essen hätten“, werden sie bewusst auf den Acker gebracht und manchmal liebevoll „Willi“ genannt. Erstaunt werden dabei Willi`s verdickte Segmente bemerkt: „Vielleicht ist das ne Frau und die bekommt ein Baby!?“ Das Verschwinden in der Erde kommentieren die Kinder mit „Tschüss“ und „Schau, da ist sein zu Hause.“

Die Elternbefragung zeigt die vielfältigen Themen, die von den Kindern nach Hause gebracht werden. Die folgende Grafik erläutert die Ergebnisse:

21 Oed, J. (2018): Die Wirkung eines naturnahen Lernortes in Kindertagesstätten - Eine Analyse des Bildungsprogrammes „GemüseAckerdemie – AckerKita“. Masterarbeit an der Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald.

Themen vom Acker, nach Oed (2018)

Ernte 26 %

Pflege 22 %

Gemüse gegessen 10 %

Pflanzungen 13 %

Tiere 6 %

Gemüsesarten 23 %

Davon erzählen die Kinder zu Hause

GEMÜSEACKERDEMIE - WIRKUNG

62 GEMÜSEACKERDEMIE - WIRKUNG

Ernährung und Bewegung

Fast alle Eltern geben an, dass sich ihre Kinder durch die GemüseAckerdemie für das Thema Ge-müse interessieren. Dafür, wie es gepflanzt und gesät wird, wie es wächst und gepflegt wird und letztendlich, wie es schmeckt und wie man es zu-bereitet. Nach Einschätzung der Eltern steigert sich der Gemüsekonsum und die Kinder essen Ge-müse, das sie bisher nicht mochten. Die Kinder kosten Gemüse direkt vom Acker, beißen in gel-be Tomaten, vergleichen roten mit grünem Salat, diskutieren darüber, ob Radieschen sauer oder scharf schmecken und probieren Kohlrabi – auch wenn sie ihn eigentlich gar nicht mögen. „Darf ich das kosten?“ „Können wir den geernteten Salat probieren?“ „Die Gurken schmecken lecker!“ Und auch die Tomaten werden direkt nach der Ernte genascht. Der Acker bietet eine gute Basis, um über Geschmacksunterschiede zu sprechen und mit der Zeit kennen sich die Kinder immer besser aus, was ihnen schmeckt und was sie gerne essen.

Interessiert sind die Kinder auch daran, was da-nach mit dem Gemüse passiert. Sie nehmen es stolz mit nach Hause oder tragen ihre Ernte an die Kita-Küche um es dort für den Verzehr vorzube-reiten. Sie haben Spaß daran den Salat zu putzen oder die Kartoffeln zu waschen. Zum Mittag gibt es dann Kartoffeln mit Quark. Manchmal verkau-fen sie das Gemüse auch an ihre Eltern, überlegen sich selber die Preise für Tomaten und Zucchini und spüren durch den Verkauf die Wertschätzung für das, was sie eigens gemacht haben.

„Ich mag Tomaten, Gurken und Mais am liebsten.“ (Kita-Kind)

Auf dem Acker können die Kinder ihrem Bewe-gungsdrang gerecht werden. Sie können „über die Wege hopsen“, „über Mulch trampeln“, kön-nen Löcher buddeln und Unkraut jäten, hacken, rennen, graben, krabbeln und springen. Sie ver-wandeln sich in „Wildschweine“ und „können al-les umgraben“. Sie werden zu „Rasenmähern“ und „Rasensprengern“, ziehen an Unkrautwurzeln, tra-gen Gießkannen und schieben Schubkarren.

Verantwortung und soziales Handeln

Die Kinder identifizieren sich schnell mit ihrem Acker und ihren Pflanzen. Sie schärfen sich ge-genseitig ein, vorsichtig zu sein, nicht auf die Bee-te zu treten. „Man! Du trittst auf den Acker!“, oder „Nicht darauf! Da wächst Essen!“ und „Mach die Pflanzen nicht kaputt!“ ermahnen sie sich re-gelmäßig. Sie passen auf, dass ihr gepflanztes Gemüse nicht zertreten wird, sprechen mit den Pflanzen, bewegen sich teilweise langsam und achtsam zwischen den Beeten. Sie pflanzen lie-bevoll Unkraut um, um es zu retten. Wenn doch versehentlich eine Jungpflanze umgerannt wird, dann entschuldigen sich die Kinder auch mal. Über die schmalen Wege zu kommen ohne die Beete in Mitleidenschaft zu ziehen, ist ein Balan-ceakt, der gelernt werden will. Viele Kinder blei-ben auf den Wegen, reißen keine Blätter ab und zeigen Verantwortungsbewusstsein wenn sie sich schützend vor den Acker stellen und den anderen Kindern erklären, „dass im Beet nicht gebuddelt werden soll.“ Und wo was rausgezogen wird, „da müssen wir wieder Erde drübermachen.“

„Guck, die Schippe legst du so hin und da machst du das nächste Loch.“ (Kita-Kind)

Verantwortungsvoll sind auch viele Kinder im Umgang miteinander. Sie helfen sich gegensei-tig bei den Aufgaben und besonders ältere Kin-der unterstützen die Kleineren. Sie bringen sich bei, mit der Hacke den Boden aufzulockern, ho-len gemeinsam das Werkzeug aus dem Schuppen oder tragen die riesige Zucchini in die Küche. Wer noch Platz an ihr findet, packt mit an. „Komm, wir machen das zusammen.“ „Ziehen, jetzt ziehen, Leute!“, wird gemeinsam eine Tomatenpflanze aus der Erde gezogen. Sie arrangieren sich unter-einander: „Wir wechseln uns ab, erst pflanzt du, dann ich, dann wieder du.“ Die Kinder lernen auf dem Acker, was Teamwork bedeutet, bilden eine Ameisenkette, um Mulch von der einen Ecke des Geländes bis zum Acker zu transportieren.

63GEMÜSEACKERDEMIEGEMÜSEACKERDEMIE

„Ich bekomm Hunger bei so viel Gemüse.“

64 GEMÜSEACKERDEMIE - WIRKUNG

Wirkung in den Familien Auch in den Familien zeigt die GemüseAckerde-mie Wirkung: Kürbissuppe, Schmorgurken, Back-kartoffeln, Bohneneintopf, Mangoldbolognese oder Palmkohlminestrone. Ein paar Beispiele, was aus dem Gemüse gezaubert wird, das die Kin-der stolz nach Hause bringen. Für viele Eltern ist die Ernte ein Zugewinn, von der sie „profitieren“, in einigen Familien ist sogar der Gemüsekonsum gestiegen. Dass die Eltern es gut finden und Mahl-zeiten aus Kartoffeln und Co. kochen, motiviert die Kinder und verdeutlicht ihnen den Wert ihres eigenen Handelns.

„Seit der GemüseAckerdemie besteht mein Kind auf Gemüse in den Mahlzeiten und wünscht sich auch mal andere Gemüsearten, als die, die wir sonst kochen, beispielsweise Rote Bete im Salat.“ (Elternteil)

Die Eltern berichten von der Akzeptanz ihrer Kin-der, zu Hause mehr (neues) Gemüse zu essen und begründen dies mit dem Spaß und der Arbeit am eigenen Anbau. Begeistert erzählen Eltern, dass ihr Kind eigentlich keinen Salat mag. „Den selbst geernteten hat er probiert und fand ihn gar nicht so schlecht.“ Und auch die Eltern freuen sich über Gemüse, dass sie vorher noch nie gegessen ha-ben, bestätigen, durch ihre Kinder auf neue Ge-müsearten gestoßen zu sein. Darunter hoch im Kurs – Mangold und Palmkohl. Die Kinder werden auch zunehmend neugieriger ihr Gemüse selber zu verarbeiten und mit zu kochen, sie schauen nach Rezepten, tauschen sich in der Klasse aus und überlegen, was mit Gemüse passieren kann das schnell aufgebraucht werden muss. Tatsäch-lich würden die Kinder viel mehr darauf achten, dass das Gemüse auch verwertet wird!

„Wir haben im Sommer den Acker mit betreut. Das hat allen Spaß gemacht und Anregungen für den eigenen Garten gebracht.“ (Elternteil)

Einige Eltern kümmern sich in Schließzeiten und Ferien zusammen mit ihren Kindern um den Acker. Da können die Eltern auch noch was lernen und so manches, wie z.B. der Brennesselsud wird „für den eigenen Garten im Elternhaus übernom-men“. Kinder werden zu kleinen Experten, wollen eigene Beete zu Hause etablieren, helfen mehr im Garten mit und belehren die Eltern darüber, „was wir falsch machen im Garten: ‚Das ist zu dicht an dem gepflanzt, das darf nicht so nass sein, dort muss mehr Heu drum herum sein (…)‘“. Das Wis-sen über Anbauweisen und Gemüsesorten wird bei einigen Eltern auch ausgiebig im Bekannten-kreis besprochen und zu Hause noch um kritische Konsumthemen ergänzt. Die Kinder lernen in der GemüseAckerdemie auch die Wertschöpfungsket-te und ihre Zusammenhänge kennen und legen Wert darauf, den Eltern überlegtes Handeln nahe-zubringen. Sie werden kritischer beim Einkaufen und erklären, dass Mangos, die mit dem Flugzeug kommen, nicht auf den Einkaufszettel gehören, dass sie mehr Bio-Produkte einkaufen sollen, we-niger Fleisch essen oder Gemüse vom Bauern in der Umgebung kaufen.

„Manchmal muss es sehr schnell gehen oder frische Zutaten sind nicht ausreichend vorhanden – dann gibt’s was nicht so Gesundes…“ (Elternteil)

Für viele Eltern ist es eine Herausforderung in der Familie weniger Zucker und mehr Grünzeug um-zusetzen. Zum einen kostet es Überzeugungsar-beit und wird als kostspielig betrachtet. Zum an-deren ist es der Zeitmangel, den viele Eltern als Hindernis nennen, um zu Hause ein gesundes Ernährungsverhalten zu etablieren. Oft muss es schnell gehen und dazu kommt dann noch Un-kenntnis, was man auf die Schnelle machen kann:

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„Meine Mutter kennt sich aber gar nicht aus, sie kann nicht mal einen Kuchen backen. Das muss ich immer für sie machen.“(Schüler*in)

Um den Familien den Zugang zu gesunder Ernäh-rung zu erleichtern, hat Ackerdemia das Koch-

buch – Die AckerKüche – entwickelt. Die Rezepte richten sich zeitlich nach den Gemüsearten und -sorten, die unsere Kitas und Schulen auf dem Acker anbauen. Die Rezepte sind überwiegend simpel, kindgerecht und sehr lecker!

Die Einnahmen kommen komplett dem Bildungs-programm zugute.

GEMÜSEACKERDEMIE - WIRKUNG

Die AckerKüche bekommt ihr unter www.ackerladen.de

66 GEMÜSEACKERDEMIE - WIRKUNG

Wirkung bei den AckerMentor*innen und AckerHelfer*innenEhrenamtliche Mentor*innen begleiten einen Lernort der GemüseAckerdemie und die Kinder wöchentlich während der AckerZeit. Sie unter-stützen die Lehrer*innen oder Erzieher*innen vor Ort, erklären, zeigen, schauen zu, packen mit an und stehen den Kindern mit Rat und Tat zur Seite. Mentor*innen kommen aus dem sozialen Umfeld der Kinder (Eltern, Großeltern, Verwandte) oder wohnen in der Umgebung (Nachbarn, Student*in-nen). Sie können an Fortbildungen teilnehmen und haben Zugriff auf relevantes AckerWissen.

AckerHelfer*innen werden eingesetzt, um punk-tuell Kinder pädagogisch und praktisch bei Pflan-zungen an unseren Lernorten zu unterstützen und anzuleiten. Vor Beginn der Einsätze werden die AckerHelfer*innen geschult und während der AckerSaison mit Informationen versorgt.

Die Mentor*innen, die in Schulen und Kitas un-terstützen, schätzen vor allem die pädagogische Arbeit mit den Kindern als wertvolle Erfahrung. Daneben erstreckt sich die Motivation an einem Lernort tätig zu sein von „Interesse an Gemü-se und Ernährung“, der „Liebe zu Pflanzen“ über „draußen an der frischen Luft zu sein“ und „Bezug zur Natur“, bis hin zu dem „Wunsch etwas Sinn-volles zu tun“ und „der Freude am Gärtnern“. Die Motivation der Mentor*innen hält sich über die AckerZeit hinweg. Sie haben Spaß daran mit „Kin-dern und Gruppen umzugehen“, die „Reaktionen der Schüler*innen zu sehen“, empfinden die Ack-erStunden als „interessante Gesellschaftsstudie“ und schätzen besonders einzelne Momente mit den Kindern, wie z.B.:

„In der Autostadt hat mir ein kleiner Junge mit einem Strauß Mangold einen Heiratsantrag gemacht.“ (AckerMentor*in)

Für die meisten Mentor*innen ist die AckerZeit auch inhaltlich eine Bereicherung, denn „durch die Kinder lernt man immer etwas dazu.“ Und daneben kann das Wissen über Gemüse, Anbau und gesunde Ernährung vertieft werden. Erwähnt

werden neue Gemüsekulturen wie Palmkohl, Pas-tinake, Stoppelrübe oder Sojabohne sowie das Wissen um Fruchtfolgen und Schädlinge. Begeis-tert nehmen alle Mentor*innen Gemüse mit nach Hause – und bei so manchen steigt auch der Ge-müsekonsum:

„Ich habe in meinen Leben noch nie so viel Mangold und Fenchel gegessen wie in dieser Saison!“ (AckerMentor*in)

Die AckerHelfer*innen sehen einen großen Mehr-wert in ihrer Tätigkeit. Die pädagogische Arbeit bringt ihnen viel Freude, Erfahrung und Selbstsi-cherheit. Sie finden es toll, „zu merken, dass es ganz gut klappt mit so vielen Kindern zu arbeiten und es Spaß macht“ und geniessen es, Zeit mit ih-nen zu verbringen, denn „Kinder schaffen es den Dingen in meinem Leben die Ernsthaftigkeit und den Stress zu nehmen.“ Die AckerZeit bestärkt bei einigen AckerHelfer*innen den Wunsch, auch wei-terhin pädagogisch und/ oder im Gartenbau tätig zu sein.

„Ich habe einiges an Gartenwissen mitgenommen, habe zu Hause mehr Gemüse angebaut und alle damit neidisch gemacht :)“ (AckerHelfer*in)

Mindestens genauso bedeutend wie die pädago-gische Arbeit ist für die AckerHelfer*innen, ihre Kompetenzen und ihr Wissen im praktischen Gemüseanbau zu stärken. Sie erfahren Neues über Gemüse, bekommen Selbstsicherheit beim Ackern, lernen neue Anbaumethoden kennen und sind nach den Pflanzungen „jedes Mal richtig er-füllt nach Hause gefahren!“

67GEMÜSEACKERDEMIE

„Einige sind auf das Beet gestürmt und konnten es gar nicht erwarten anzufangen!“

68 GEMÜSEACKERDEMIE - WIRKUNG

Wirkung bei den Lehrer*innen und Erzieher*innen

„Gesteigertes Interesse am Thema.“

„Ich hatte selber eine unglaubliche Lernkurve im letzten Jahr!“

„Ich gehe gerne zur Arbeit und empfinde mein Engagement im Garten als sehr sinnvoll.“

„Mein Herz für ‚krummes Gemüse‘ hat sich erweitert!“

„Wissen und Selbstvertrauen gesammelt.“

„Ich möchte unbedingt irgendwann meinen eigenen Gemüsegarten haben.“

„Ich stehe kurz vor der Pensio-nierung. Irgendwann kam der Gedanke: Mensch, wenn du nicht mehr Lehrer bist, wirst du Mentor.“

„Freude an echtem Gemüse.“

„Ich habe selber enorm viel dazu gelernt.“

Wir wollten von unseren AckerLehrer*innen und –Erzieher*innen wissen, wie die GemüseAckerdemie auf sie gewirkt hat. Über die Be-geisterung waren wir sehr erfreut:

69GEMÜSEACKERDEMIE - WIRKUNG

„Ich bin auch stolz auf das eigene Gemüse.“

„Neugier; Lust, dazuzulernen, mich weiterzubilden, trotz vorheriger Unlust.“

„Habe wieder mal gesehen, dass es sich lohnt, etwas auszuprobie-ren. Macht großen Spaß.“

„Trotz meines Gartens habe ich bei euch eine Menge dazugelernt... in vielerlei Hinsicht.“

„Der Blick auf das Gemüse - nicht so viel weg-schmeißen.“

„Es ist immer eine gute Zeit mit den Kindern draußen im Garten zu sein.“

„Mir war auch nicht klar, welche Arbeit dahintersteckt, hatte aber Spaß an der Sache - liebend gerne habe ich zuhause auch mal anderes Gemüse probiert.“

„Ich habe selber Ge-müse auf dem Balkon angepflanzt und zu schätzen gelernt, was Biogemüse ausmacht.“

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Hinter den Kulissen14 Fragen an die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Ackerdemia gewähren einen Einblick in die vielseitigen Aufgaben und Funktionen und stellen einen Teil der Menschen vor, die mit Herz und Spaten hinter der GemüseAckerdemie stehen. Im AckerGlossar werden anschließend die gängigen Ackerbegriffe erläutert.

HINTER DEN KULISSEN

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7214 Fragen an das Team

Hannah: Du bist eine der dienstältesten Mitar-beiter*innen bei uns. Was sagst du zu der Ent-wicklung von Ackerdemia und worin siehst du bezüglich des Wachstums die größten Heraus-forderungen?Die Entwicklung von Ackerdemia ist unglaublich! Mein Lieblingsbeispiel ist unser Büro. Angefangen hat alles in einem Coworking Space. Dann hatten wir plötzlich unser erstes eigenes Büro, ein Klassen-zimmer, als Untermieter in einer Schule. Und nur vier Jahre später vermieten wir jetzt selbst Räume an andere Start Ups. Genauso verlief es mit den teil-nehmenden Schulen und Kitas und mit den neuen Kolleg*innen. Wir wurden mehr und mehr. Hier sehe ich auch die größte Herausforderung: Die wachsen-de Anzahl der Lernorte auch weiterhin so eng und intensiv zu betreuen. Es ist daher sehr wichtig, dass wir die Qualität des Bildungsprogramms trotz des Wachstums immer überprüfen und verbessern. Zum Beispiel mithilfe des Wirkungsberichts. ;-)

Julia: Du bist Mitgründerin von Ackerdemia und hältst die Fäden zusammen. Was sind dei-ne drei Hauptzutaten für ein Erfolgsrezept da-mit der Laden läuft?Als wir 2013 aus Christophs Idee, die damals noch SchoolFarm hieß, die GemüseAckerdemie mach-ten, waren wir genau drei Hauptzutaten – Drei Per-sonen, mit komplett unterschiedlichen Hintergrün-den und Motivationen. Diese Heterogenität haben wir immer zu schätzen gewusst und uns bis heute erhalten, bzw. vielmehr erweitert. Wir alle, so un-terschiedlich wir auch sind, sind stolz darauf Acker-demiker*innen zu sein und zeigen jeden Tag – und wenn es sein muss auch in der Nacht – eine Leiden-schaft, die ich selten so gesehen habe. Darauf trin-ke ich immer wieder gerne ein Bier – am liebsten gemeinsam, denn so macht es am meisten Spaß!

Hannah OhmerKommunikation & Newsletter

Julia KrebsMitgründerin & Leiterin Kommunikation

Julian: Du hast die GemüseAckerdemie auf eine weitere Stufe von Professionalität geho-ben. Was gilt es deiner Meinung nach in Zu-kunft noch besonders zu optimieren?• Zunehmender Wandel von einem zentralen

Push- zu einem dezentralen Pull-Steuerungs-prinzip in der operativen Umsetzung

• Absicherung unseres hohen qualitativen An-spruchs in der operativen Vor-Ort-Betreuung bei gleichzeitiger Skalierbarkeit

• Erweiterung und Differenzierung unseres Leis-tungsangebots für eine optimale Erfüllung der individuellen Lernortanforderungen, sowohl online als auch offline

Dr. Julian SiegmannLeiter Operatives & Skalierung

Thomas: Du bist landwirtschaftlicher Berater bei Ackerdemia und unter dem Titel „Dr. T.“ als wandelndes Lexikon unterwegs. Warum ist dir eine hohe Arten- und sortenvielfalt auf dem Acker sehr wichtig?Was den Menschen am dienlichsten ist, das wollen wir ihnen von Kindesbeinen an mitgeben, sie die Vielfalt kennen und schätzen lehren und kulturelle Hintergründe vermitteln. Verfügbarkeit, Konsistenz und Geschmack von Gemüse prägen die Nahrungs-wahl ebenso wie die Erziehung, das familiäre Vor-bild und das gesellschaftliche Umfeld. Doch auch Selbstbeobachtung gehört dazu: Wie ist das Kör-pergefühl nach dem Genuß? Bestimmen Freude und Leichtigkeit den weiteren Tagesverlauf oder behalten Völlegefühl mit Müdigkeit, Blähungen und Unwohlsein die Oberhand? Dann wären da noch Regionalität und Saisonalität, individuelle Vorlie-ben und Unverträglichkeiten. Mit unseren rund 30 Gemüsearten und -sorten je Acker stehen wir noch ganz am Anfang eines sich abzeichnenden globalen Wertewandels, der Suche nach Authentizität und menschlichen Dimensionen des Wirtschaftens ...

Dr. Thomas GladisLandwirtschaft & Beratung

HINTER DEN KULISSEN

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Doreen: Du bist Wissenschaftlerin und Netz-werkmeisterin und begeisterst Menschen da-für den Weg mit uns zu gehen. Was sind die drei besten Argumente mit denen du von uns über-zeugst?1. Durch unseren Hintergrund aus Wissenschaft

und Praxis sind wir ein tolles Team mit dem Hauptziel der Wirkung! Diese überprüfen wir mit qualitativen und quantitativen Studien in Kooperationen mit Hochschulen und außeruni-versitären Forschungseinrichtungen.

2. Übung macht den Meister! Unser einzigartiges

Konzept befähigt Schulen und Kitas, einen na-turnahen Lernort strukturell umzusetzen. Nur so können sich Kinder und Jugendliche dauer-haft und alltagsintegriert theoretisch und prak-tisch mit gesunder Ernährung, Wertschätzung von Lebensmitteln und Natur beschäftigen.

3. Wir setzen langfristig auf Eigenständigkeit der Bildungseinrichtungen, damit sie das Bildungs-programm irgendwann ohne uns umsetzen können und dieses von möglichst vielen Jahr-gängen durchlaufen werden kann.

Dr. Doreen BurdackWissenschaft & Projektentwicklung

Nina: Deine Kolleg*innen bringen dich oft zum Lachen. Was schätzt du besonders an der Zu-sammenarbeit im Ackerdemia-Team?Ich schätze die Offenheit im Team. Wir arbeiten sehr professionell und fokussiert. Und dennoch ist jede*r von uns jederzeit ansprechbar und inte-ressiert daran, was den oder die andere umtreibt. Das halte ich nicht für selbstverständlich, sondern für sehr besonders und wertvoll! Und mir persön-lich ist Humor tatsächlich sehr wichtig - im Alltag und beim Arbeiten! Daher bin ich total dankbar und froh, dass Humor eine feste Größe bei uns ist!

Nina BlankensteinWissen & Training

Marie: Du widmest dich der Bildung bei Acker-demia. Welche Botschaft, die du transportie-ren möchtest, liegt die besonders am Herzen?Im Bildungsteam möchten wir vor allem Herzen für Gemüse höherschlagen lassen: Kinder und Ju-gendliche - und ganz nebenbei natürlich auch die Pädagog*innen - sollen stolz auf ihr selbst gesätes, gepflegtes und geerntetes Gemüse sein und Faszi-nation für die Kräfte der Natur entwickeln. Genauso wichtig ist uns der Blick über den AckerRand: Dafür machen wir die komplexen globalen Produktions- und Konsumthemen spielerisch zugänglich, mögli-che Auswirkungen transparent und regen die Kin-der gleichzeitig an, ihr Handeln zu reflektieren und sich Alternativen zu überlegen.

Marie GauerkeBildung & Design

Christiana: Du betreust unsere Lehrer und Leh-rerinnen in Berlin und Brandenburg mit Gefühl und Verstand. Was ist das Geheimrezept für eine gute Kooperation?Unsere AckerSchulen unterscheiden sich in vieler-lei Hinsicht – im Schultyp, der Einbindungsform der GemüseAckerdemie, in Größe und Lage der Acker-Flächen und auch die Lehrer*innen bringen un-terschiedliche Erfahrungen im Anbau von Gemüse mit. Das Geheimrezept liegt darin, die teilnehmen-den Lehrer*innen individuell in der Intensität zu begleiten, die sie benötigen, für alle Anliegen ein offenes Ohr zu haben und bei akuten Herausforde-rungen schnell mit Ratschlägen zur Seite zu stehen. Die Kooperation ist gelungen, wenn die Lehrer*in-nen Freude bei der Gestaltung ihres AckerUnter-richts empfinden, sofern sie nicht von selbst schon große AckerFans sind.

Christiana HennRegionalmanagerin Berlin- Brandenburg (Schule)

HINTER DEN KULISSEN

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Antonia: Du bist Regionalmanagerin in Bayern. Welche unserer Werte sind dir besonders wich-tig, die du in deine Region transportierst?Für mich zählt besonders die Leidenschaft. Weil das ganze Ackerdemia Team in Berlin und bundesweit diese lebt, ist es mir besonders wichtig, die Begeis-terung fürs Ackern auch in meiner Region an erste Stelle zu setzen. Ackern ist Ausprobieren, Lernen, Planen, Arbeiten, Warten, Genießen, gern auch mal etwas falsch machen und ganz viel Hinterfra-gen. Das passt bestens zu unseren Grundsätzen. Wir möchten Veränderungen in den Köpfen und vor al-lem beim Handeln bewirken - nicht nur in Auseinan-dersetzung mit Ernährung und Landwirtschaft, son-dern auch in der sozialen Interaktion. Auf dem Acker wachsen die Kinder und Jugendlichen als Team zu-sammen und übernehmen gemeinsam Verantwor-tung. Zusammen entdecken wir alte und regionale Gemüsesorten, freuen uns über dreibeinige Karot-ten, genießen den Geschmack der frisch geernteten Gurke und lassen uns vom Tomaten-Experten das Ausgeizen erklären, dabei ist klar: Ackern schafft nicht nur Wissen, sondern auch viel Freude.

Elke: Du bist Schatzmeisterin, rockst die Ver-waltung und Buchführung und bringst Ord-nung in den Laden. Wie schaffst du das nur?Wir sind ein klasse Team und wachsen mit jeder neuen Herausforderung. Dabei sind für uns Trans-parenz und klare Ziele das A und O. Und wer von Beginn an gute Strukturen geschaffen hat, der kann auch prima Ordnung halten.

Jenny: Du managest den Kita-Bereich in Berlin und Brandenburg. Was kann Ackerdemia noch von den ganz Kleinen lernen?Der Acker ist in Wirklichkeit eine Entdeckerinsel! Wir können den Pflanzen beim Wachsen zu sehen. Neben dem ganzen Grün leben auch viele Tiere auf dem Acker, die mindestens genauso spannend sind wie Gemüse. Kartoffelkäfer von Blättern ab-sammeln, unter einer Lupe bestaunen und ihnen danach als neues Kita-Haustier ein zu Hause im Johannesbeerstrauch zu bereiten, macht einfach Spaß. Auch Unkraut blüht in den schönsten Farben. Wir pflanzen es, wenn es dem Gemüse Wasser und Platz nimmt, einfach auf den nächsten Hügel um. Wusstest ihr eigentlich, dass wir zweimal Ostern feiern können? Unser zweites Ostern ist die Kartof-felernte! Wie viele Kartoffeln an so einer Pflanze hängen ist einfach rekordverdächtig.

Maike: Du betreust und koordinierst die Acker-Familien. Warum sollen die Kinder jetzt auch zu Hause ackern? Kinder sollen das Gelernte auch zu Hause umsetzen können und auf ein fruchtbares Umfeld treffen - sei es auf dem Balkon, im Garten oder einfach auf der Fensterbank. Dabei helfen wir ihnen und werden alle AckerFamilien von Beginn an beim Gemüsean-bau begleiten und unterstützen. Jeden Monat ver-schicken wir wertvolle Tipps und Anregungen rund um den Anbau, Pflege, Ernte sowie Weiterverwen-dung verschiedener Gemüsesorten. Dabei legen wir den Fokus auf Aktivitäten mit Kindern, um den Gemüseanbau und gesunde Ernährung zu gemein-samen Erlebnissen zu machen. Und wie immer hilft und berät Dr. T. bei allen Fragen, die einem beim Ackern so begegnen.

Dr. Antonia MehnertRegionalmanagerin Bayern

Elke HenningFinanzen & Verwaltung

Jennifer UsadelRegionalmanagerin Berlin-Brandenburg (Kita)

Maike SiedentopfDigitales & Projektmanagement

HINTER DEN KULISSEN

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Franziska Lutz Bildung & Wirkung

Die Fragen stellte:

Christoph: Du bist Gründer von Ackerdemia und Visionär mit positivem Weitblick. Wenn du drei Wünsche zum Wohle der GemüseAckerde-mie frei hättest, welche wären es?1. Dass die GemüseAckerdemie weitere Partner

gewinnt, die bei der Verbreitung helfen. Denn um wirklich eine ganze Generation zu prägen und verändern, müssen möglichst viele Akteu-re aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft mit an Bord sein.

2. Dass die GemüseAckerdemie weiterhin so wir-kungsvoll bleibt!

3. Dass wir irgendwann die ersten Großeltern ha-ben, die ihren Enkelkindern erzählen, dass sie auch schon in der GemüseAckerdemie waren.

Dr. Christoph SchmitzGründer & Geschäftsführer

Jan: Du verwaltest die E-Mail Adresse [email protected]. Ist das eine Kontaktbör-se?Damit mehr Kinder an der GemüseAckerdemie teil-nehmen können, benötigt es vielfältige und nach-haltige Partnerschaften. Gemeinsam mit Partnern, Spendern und Freunden skalieren wir das innova-tive Bildungsprogramm und steigern unsere Wir-kung. Die E-Mail-Adresse bietet dafür eine Kontakt-möglichkeit, ist also das Tinder für Social Impact. Und ich freue mich immer auf Post!

Jan HindrichsFundraising & Netzwerk

HINTER DEN KULISSEN

76 HINTER DEN KULISSEN

Freund*innen, Partner*innen und Unterstützer*innenWir danken allen, die uns im AckerJahr 2017 gefördert, unterstützt und begleitet haben für das große Vertrauen und die produktive Zusammenarbeit.

Hauptpartner AckerSchuleAOK - Die Gesundheitskasse

Hauptpartner AckerKitaAuridis gGmbH

FörderpartnerAKB StiftungBingo! Die Umweltlotterie Schleswig-HolsteinBundesministerium für Ernäh- rung und LandwirtschaftDeutsche Bank Stiftung Deutsche PostcodelotterieKlosterkammer HannoverMinisterium für Umwelt, Land- wirtschaft und Energie Sachsen-AnhaltPwC-Stiftung im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft e. V.Software AG Stiftung

Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-WestfalenUmweltbundesamt

SponsorenALDI SÜD Dienstleistungs-GmbH & Co. oHGASB Grünland Helmut Aurenz GmbHBIO COMPANY GmbHHans-Willi BÖHMER Verpackung und Vertrieb GmbH & Co. KG

Spender, Schul- & KitafördererActimonda KrankenkasseAutostadt WolfsburgBeiselen GmbHBrandenburger LandwarenKWS Saat SEMeininger Hotels Mobauplus Cremer

Kooperationspartner & FreundeBAG Schulgarten e. V.Biogärtnerei WatzkendorfBioland Hof JeebelFröbel e. V.Hasso-Plattner-InstitutIGG Malzfabrik mbHi.m.a. e. V.MarktschwärmerSamenfestSarah Wiener StiftungSerlo e. V.Slow Food Deutschland e. V.Social Impact LabStadtbienen e. V.Teach First Deutschland gGmbH

77AckerGlossar (von A bis A)AckerAufgaben: Sämtliche praktische Tätigkeiten, die auf dem GemüseAcker anfallen. Dazu gehört beispielsweise hacken, jäten, gießen, usw.

AckerClips: Kurze Videoclips in denen AckerTätigkeiten, spezielle Pflegemaßnahmen oder Erntetechniken gezeigt und erklärt wer-den. Dazu gehört z. B. Kartoffeln anhäufeln, hacken oder Tomaten ausgeizen.

Ackerdemia e.V.: Das Sozialunternehmen hinter der Gemüse-Ackerdemie. Ackerdemia ist als gemeinnütziger Verein organisiert und setzt sich auf wissenschaftlicher und praxisorientierter Ebene durch Bildungsprogramme sowie Forschung und Beratung für die Wertschätzung von Lebensmitteln und einen nachhaltigen Um-gang mit diesen ein.

Ackerdemiker*innen: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Ackerdemia.

Ackerdemische Changemaker: Kinder oder Jugendliche, die die GemüseAckerdemie erfolgreich durchlaufen haben sowie Lehrer*innen der GemüseAckerdemie und Mitarbeiter*innen von Ackerdemia. Ackerdemische Changemaker besitzen im Idealfall ein grundlegendes Verständnis der Nahrungsmittelproduktion, landwirtschaftlicher Zusammenhänge sowie ein bewusstes und nachhaltiges Konsumverhalten.

AckerEinrichtung: Das gemeinschaftliche Anlegen des Ackers ide-alerweise zusammen mit Eltern. Die AckerEinrichtung schafft von Beginn an ein Identifikations- und Gemeinschaftsgefühl und fun-giert als optimales Initialevent zu Beginn des AckerJahres.

AckerFamilie: Angebot von Ackerdemia speziell für Familien, die beim Ackern zu Hause unterstützt werden.

AckerFläche: Befindet sich idealerweise auf dem Gelände des Ler-nortes (oder in der Nähe). In AckerTeams pflegen die Kinder wäh-rend der AckerZeit bis zu 25 Gemüsearten und sind für ein Stück der AckerFläche verantwortlich.

AckerFortbildung: Dreimal jährlich gibt Ackerdemia für die teilneh-menden Lehrer*innen und Erzieher*innen eine Fortbildung, welche sie befähigt, das Bildungsprogramm umfassend durchzuführen und die dazugehörigen praktischen Ackertätigkeiten anzuleiten.

AckerGeschichten: Geschichten zu AckerWissen und AckerGlobal, die AckerKindern vorgelesen werden. RudiRadieschen und die Ge-müseFreunde berichten mit Bildern und Postkarten von ihren Er-lebnissen auf dem Acker und in der Welt und motivieren die Kinder zum Mitackern.

AckerGlobal: Zweiter Teil der Bildungsmaterialien, welcher in der NachAckerzeit eingesetzt wird, um globale Zusammenhänge zu verdeutlichen und den Blick über den AckerRand zu werfen.

AckerGlossar: Nachschlageverzeichnis für AckerBegriffe.

AckerHelfer*innen: Werden eingesetzt um punktuell die Pflan-zungen an Lernorten zu unterstützen und die Kinder pädago-gisch und praktisch anzuleiten. Für ihre Tätigkeit bekommen AckerHelfer*innen eine angemessene Entlohnung.

AckerInfos: Werden während der AckerZeit wöchentlich per E-Mail an die Lehrer*innen verschickt und beschreiben die neusten Entwicklungen und anstehenden Tätigkeiten auf dem Acker. In der Vor- und NachAckerzeit werden die AckerInfos monatlich versandt.

AckerJahr: Das AckerJahr gliedert sich in VorAckerzeit, AckerZeit und NachAckerzeit und entspricht in voller Länge einem Kalenderjahr.

AckerKinder: Kita-Kinder, die an der GemüseAckerdemie teilnehmen.

AckerKita: Kindertagesstätte, die am Bildungsprogramm der Ge-müseAckerdemie teilnimmt.

AckerKlasse: Klasse, die an der GemüseAckerdemie teilnimmt und einen Acker betreut.

AckerKüche: Erstes Kochbuch der GemüseAckerdemie.

AckerLehrer*in: Lehrer*in, welche*r die GemüseAckerdemie um-setzt.

AckerMentor*in: Begleitet die AckerTeams während der AckerZeit ehrenamtlich für ca. zwei Wochenstunden und unterstützt Leh-rer*innen oder Erzieher*innen bei der pädagogischen Durchfüh-rung sowie bei der Pflege des Gemüseackers.

AckerMobil: Treues Gefährt und langjähriger Begleiter der Gemü-seAckerdemie, welcher Mitarbeiter*innen fast immer zuverlässig zu ihren Pflanzeinsätzen und Terminen bringt.

AckerPraxis: Umfasst sämtliches Wissen sowie die Arbeitsschrit-te und Tätigkeiten rund um eine erfolgreiche Pflege des Gemüse-ackers. Die AckerPraxis wird durch Fortbildungen, AckerInfos so-wie Bildungsmaterialien vermittelt.

AckerRand: Wird vor allem im Rahmen der Bildungsmaterialien AckerGlobal überschritten, steht sinnbildlich für die AckerGren-ze. Mit Überschreitung erweitern Teilnehmer*innen ihren Horizont und nehmen neue globale Perspektiven ein.

AckerRezepte: Von Ackerdemia zur Verfügung gestellte Rezepte mit Gemüsearten und -sorten, die bei der GemüseAckerdemie an-gebaut werden.

AckerSaison: Die Zeit im AckerJahr, in der geackert wird, also Sy-nonym für AckerZeit.

AckerSchule: Schule, die am Bildungsprogramm GemüseAckerde-mie teilnimmt.

AckerSchüler*innen: Schüler*innen, die am Bildungsprogramm GemüseAckerdemie teilnehmen.

AckerStunde: Die wöchentlichen zwei Schulstunden im Unter-richt, in denen das Bildungsprogramm mit der AckerKlasse durch-gefüht wird. Die AckerStunde kann sowohl praktisch auf dem Acker, als auch theoretisch im Klassenzimmer mit den Bildungs-materialien stattfinden.

AckerTag: Schultag, an dem AckerUnterricht stattfindet.

AckerTätigkeiten: Praktische Arbeiten, die auf dem GemüseAcker anfallen wie z. B. Pflanzen, Jäten, Hacken, Mulchen.

AckerTeams: Team aus 4-6 Kindern, welches während der Acker-Zeit ein Ackerstück betreut und pflegt. Das AckerTeam besteht ide-alerweise aus Kindern verschiedener Altersklassen, die gemein-sam an einem Ziel arbeiten und sich gegenseitig unterstützen.

AckerUnterricht: Alle AckerStunden über ein Schuljahr. Der Acker- Unterricht kann sowohl praktisch auf dem Acker, als auch theore-tisch im Klassenzimmer mit den Bildungsmaterialien von Ackerde-mia stattfinden.

AckerWissen: Erster Teil der Bildungsmaterialien, welcher in der Vorackerzeit eingesetzt wird, um Basiswissen zum Gemüseanbau zu vermitteln.

78ImpressumHerausgeberAckerdemia e. V.

Vereinssitz Großbeerenstr. 17 14482 Potsdam

Büro Berlin Bessemerstr. 2 – 14 12103 Berlin

Webwww.ackerdemia.dewww.gemüseackerdemie.de

[email protected]

Vertreten durchDr. Christoph Schmitz, Julia Krebs, Ulrike Päffgen

AutorinFranziska Lutz

Wissenschaftliche RedaktionFranziska Lutz, Dr. Doreen Burdack, Dr. Christoph Schmitz

SpendenkontoGLS BankIBAN: DE03 4306 0967 1165 9396 00BIC: GENODEM1GLS

GrafikLayout: 6grad51Gemüsecharaktere: Jennifer Daniel

BildnachweiseAlle Bilder in dieser Broschüre stammen von Ackerdemia e. V. bis auf folgende Außnahmen: Titelbild: Katharina Kühnel, S. 02: Marius Claßen, S. 03: Institut Futur, S. 07: Katharina Kühnel, S. 11: Katharina Kühnel, S. 13: Gordon Welters, S. 21: Oben rechts: Thomas Effinger, S. 21: Mitte links: Dietrich Monstadt (MdB), S. 21: Mitte rechts: Ashoka, S. 21: Unten: Bernd Brundert, S. 23: Michael Englert, S. 31: Mitte rechts: Andreas Schäfer, S. 31: Rechts oben: Isabel Bonora, S. 39: Katharina Kühnel, S. 45: Katharina Kühnel, S. 48: Unten rechts: Michael Englert, S. 53: Oben rechts: Markus Heinle, S. 53: Mitte links: Michael Englert, S. 53: Mitte rechts: Andreas Schäfer, S. 55: Emile Montessori-Schulverein München Südost e.V., S. 57: Oben links: Michael Englert, S. 57: Mitte links: Michael Englert, S. 57: Unten: Katharina Kühnel, S. 63: Alle Bilder: Katharina Kühnel, S. 67: Alle Bilder: Katharina Kühnel, S. 71: Michael Englert, S. 76: Katharina Kühnel

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Dieses Druckerzeugnis wurde mit dem Blauen Engel ausgezeichnet.

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Aus Verantwortung: Druck durch DBM Druckhaus Berlin Mitte GmbH auf Recyclingpapier, ausgezeichnet mit dem Umweltzeichen Blauer Engel, Druckfarben auf Basis nachwachsender Rohstoffe.

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Partner und Auszeichnungen

Die GemüseAckerdemie ist ein Bildungsprogramm von Ackerdemia e. V.

Ackern schafft Wirkung – das zeigt der Wirkungsbericht 2017 der GemüseAckerdemie. Der Bericht erläutert die Ergebnisse externer und interner Erhebungen zur

Wirkungsmessung der Programme AckerSchule und AckerKita. Ergänzt werden diese mit Informationen rund um den Verein Ackerdemia. Knapp 150 Lernorte haben 2017 geackert,

Wissen und Erfahrung gesammelt, Gemüse gegessen, Fertigkeiten erworben, Verantwortung übernommen sowie Wertschätzung und Interesse für Gemüse entwickelt.

Wir von Ackerdemia sind stolz darauf, dass unser tägliches Handeln Wirkung zeigt!