16
Gute Arbeit – Die Beschäftigten wissen am besten, was dazu gehört report biwifo Bildung, Wissenschaft und Forschung 02/2011

biwifoRep02 2011 RZ 2011-06-20 20.06.2011 09:36 Seite 1 … · Editorial biwiforeport 2/ 2011 Ackern auf drei Feldern Inhalt Impressum Der ver.di Report biwifo Nr. 02/2011· Juni

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

  • männlich

    B

    Angestellte/r

    DO-Angestellte/r

    freie/r Mitarbeiter/in

    A

    M M

    Gute Arbeit –Die Beschäftigten wissen am besten, was dazu gehört re

    port biw

    ifo

    Bi ldung, Wissenschaft und Forschung

    0 2 / 2 0 1 1

    biwifoRep02_2011_RZ_2011-06-20 20.06.2011 09:36 Seite 1

  • E d i t o r i a l b iwi f o repo r t 2 / 2011

    Ackern auf drei Feldern I n h a l t

    I m p r e s s u mDer ver.di Report biwifo Nr. 02/2011 · Juni 2011Herausgeber: Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di)Fachbereich Bildung, Wissenschaft und ForschungPaula-Thiede-Ufer 10 · 10179 BerlinV. i.S.d.P.: Petra GerstenkornRedaktion: Ulrich Kreutzberg, Holger Menze, Hannelore ReinerVerantwortliche Redakteurin: Annette JensenInternet: www.verdi.deLayout: einsatz, Wolfgang WohlersDruck: apm AG Darmstadt, Kleyerstraße 3, 64295 DarmstadtTitelbild: Werner BachmeierW-1728-40-0611

    Die Artikel stellen die Meinungsvielfalt unseres Fachbereiches dar und spiegeln nicht in jedem Fall die Meinung des Bundesfachbereichs vorstandes wider.

    S e r v i c eFachbereich Bildung, Wissenschaft und ForschungInternet: www.biwifo.verdi.deAnsprechpartner biwifo-Report:[email protected].: 0171/9 32 04 04 · Fax: 030/69 56-35 00

    PetraGerstenkornMitglied des ver.di-

    Bundes vorstandes

    und Leiterin

    des Fachbereichs

    Bildung,

    Wissen schaft und

    Forschung

    repo

    rt biwif

    oFo

    tos v.o.n.u.: W

    erne

    r Bac

    hmeier (3

    ), Jü

    rgen

    Seide

    l (1)

    Schwerpunkt: Gute Arbeit

    Weichenstellung auf demFachbereichskongress 3

    DGB-Index „Gute Arbeit“ 3

    Umfrage in Bibliotheken 4

    Wettlauf der Studentenwerker 5

    Tarifverträge für Studierende 5

    Hochschulen: Elf Faktoren zum Erfolg 6

    Forschungsinstitute: Mühsamer Kampf gegen Befristungen 7

    Impulse für die Branche Weiterbildung 8

    Interview zum Gesundheitsschutzan Hochschulen 9

    Bildung im grün-roten Ländle 10

    Neue Krise in der Weiterbildung 11

    Master für alle 12

    Tarifvertrag unter Dach und Fach 12

    Das gute Beispiel: Hausverbot für die Bundeswehr 13

    Service 14

    Museum als Lernort 15

    Zu guter Letzt 16

    2

    Eines der wichtigsten Vorhaben unseresFachbereichs für die nächsten vier Jahre ist dieEntwicklung der Jugendarbeit.

    Immerhin sieben Delegierte unsererBundesfachbereichskonferenz Anfang Maiwaren Jugendliche. Sie haben sich in dieDebatten eingebracht und Ergebnisse der im März abgehaltenen Jugendkonferenz vor -gestellt.

    Prekäre Beschäftigung breitet sich beiArbeitnehmerInnen unter 30 Jahren immerstärker aus. Mittlerweile haben mehr als die Hälfte in dieser Altersgruppe befristeteArbeitsverträge – ein unsicherer Start insErwerbsleben. Junge AkademikerInnen wer-den trotz guter Abschlüsse in so genanntenPraktika ganz schlecht oder überhaupt nichtbezahlt. Honorar- und Werkverträge sindwesentlich häufiger im Angebot als festeStellen. Prekäre Beschäftigung noch schärferzu bekämpfen, das wird ein zweiter Schwer -punkt unserer Arbeit in den kommenden vier Jahren sein.

    Und schließlich nehmen wir auch dieArbeitsbedingungen wieder verstärkt unterdie Lupe. Untersuchungen nach dem DGB-Index „Gute Arbeit“ haben wir gerade inBibliotheken durchgeführt. Das Gleichegeschieht bei einem großen Weiter bildungs -träger. Abgefragt wird die Zufriedenheit derBeschäftigten in puncto Arbeitsbelastung,Verhalten der Vorgesetzten, Aufstiegs- undQualifizierungsperspektiven. Und wir wollennoch mehr Projekte zum Thema „Gute Arbeit“anstoßen.

    Gewerkschaftliche Jugendarbeit, prekäreBeschäftigung, gute Arbeit. Drei wichtige,große Themen, die wir verstärkt „beackern“.Dafür brauchen wir viele engagierteKollegInnen und viele helfende Hände unserer Vertrauensleute, unserer Betriebs-und Personalräte, unserer Jugend- undAuszubildendenvertretungen.

    „Glück auf“ und „Ahoi“.Wir machen das. b

    biwifoRep02_2011_RZ_2011-06-20 20.06.2011 09:37 Seite 2

  • epo

    tb

    iwif

    oSchwe rpunk t : Gu te A rbe i t

    W Index Gute Arbeit Beschäftigte wissen am

    besten, ob ihre Arbeit sie zufrie-den macht und woran es liegt,wenn sie es nicht tut. Doch inder Regel fragt niemand danach.Der DGB-Index „Gute Arbeit“bricht genau mit diesem üb -lichen Umgehen. Seit 2007 erbit-tet der Gewerkschaftsbund voneinigen Tausend Be schäftigtenihre Einschätzungen zu Fragenwie: „Können Sie Ihre Arbeitselbstständig planen und eintei-len?“ oder „Kommt es vor, dassSie Abstriche bei der Quali tätIhrer Arbeit machen müssen, umIhr Pensum zu schaffen?“ Auchdie Bedeutung von Überstunden,das Gefühl der Sinn haf tigkeit dereigenen Tätigkeiten und Gesund -heitsschutz kommen zur Sprache.Ebenfalls unter subjektivemBlick winkel werden die klassi-schen Fragen nach Einkommenoder Arbeitszeiten gestellt:Ermöglicht der Lohn einen „an -ge messenen Lebens standard“?

    Der DGB befragt querbeetdurch alle Branchen, Einkom -mens gruppen, Regionen, Berufs -gruppen, Beschäftigungs -verhältnisse und Betriebsgrößen.Gewerkschaftsmitgliedern wer-den ebenso die 31 Fragen vor -gelegt wie Nichtorganisierten.Darüber hinaus findet das Instru -ment zunehmend auch in einzel-nen Branchen oder Betrie benAnwendung. Ohne großen Auf -wand kann jeder Fachbereichbranchenspezifische Aspekte hinzufügen.

    ver.di hat sich in einer Grund - satzerklärung als erste Gewerk -schaft zum „Recht auf guteArbeit“ bekannt. Gut ist eineArbeit, wenn sie die Be schäf tig -ten fordert, ausfüllt und sieWertschätzung erfahren lässt.Außerdem sollte sie eine vernünf-tige Lebensplanung und Teil habeermöglichen, die Gesund heiterhalten und so entlohnt werden,dass die Beschäf tigten sie als leistungsgerecht empfinden. b

    aje

    M E S S I N S T R U M E N T

    „Gute Bildung – gute Arbeit – gutesLeben!“ So lautete das Motto unserer 3. ordentlichen Bundesfachbereichs -konferenz. In rund 80 Anträgen wurdenPositionen besetzt und Weichen für die Politik der nächsten Jahre gestellt.

    VON KLAUS BÖHME

    Zum zehnjährigen Jubiläum von ver.di konnteder Fachbereich eine positive Bilanz ziehen:Die Mitgliederentwicklung ist stabil, die Eigen -ständigkeit des Fachbereichs gesichert, das The -ma Bildung in ver.di gestärkt. Wir haben einigesgeschafft und vieles auf den Weg gebracht: EinenBranchentarifvertrag Weiterbildung, das ProjektCampus der Zukunft und das Organizing -Projektwi.go. In Bibliotheken, Studie renden werken undder Weiterbildung nutzen wir den DGB-Index„Gute Arbeit“ als Grundlage für eine zielgerich-tete Arbeit. Und dass die Studien ge bühren invielen Ländern wieder abgeschafft werden, istent scheidend auch unserem Engage ment zu ver-danken.

    Chancengleichheit statt sozialer Spaltung istunsere Richtung. Der Fachbereich hat einstimmigeinen Leitantrag für den ver.di-Bundeskongressauf den Weg gebracht, der Bildung als Schlüsselfür die Teilhabe am gesellschaftlichen, sozialenund Erwerbsleben definiert. Deshalb soll lebens-begleitendes Lernen auch gerecht finanziert werden. Das geht von der gebührenfreien Kitaüber gemeinsames Lernen in Ganztagsschulen bis zu gesetzlich und tariflich gesicherten Weiter -bildungs ansprüchen. Der Fachbereich macht sichstark für die Durchlässigkeit von allgemeiner(Hochschul)Bildung und beruflicher Bildung, füreine ausreichende Finanzierung der Studie ren -den werke und ein leistungsfähiges, flächendeck -endes und wohnortnahes System öffentlicher undwissenschaftlicher Bibliotheken. Neben einer Ver -besserung der Arbeitsbedingungen von Be schäf -tigten und Studierenden sehen wir in diesen Fra -gen unsere wesentliche organisationspolitischeAufgabe.

    Wir wollen Fragen der Entlohnung, Weiter -bildung, Arbeitszeit und -gestaltung im Zu -sammen hang regeln und tariflich gestalten –ganz im Sinne von guter Arbeit, guter Bildung

    und gutem Leben. Dazu gehören auch klare Be -rufs perspektiven für wissenschaftliche Beschäf -tigte, Mindeststandards bei Befristung und Teil -zeitbeschäftigung, ein tariflicher oder gesetz licherMindestlohn und die Renaissance der Arbeits zeit -verkürzung.

    Längst gehört prekäre Arbeit in der gesamtenBildungsbranche zum Alltag. In einem gemein -samen Antrag mit unserem Kooperations fach -bereich „Besondere Dienstleistungen“ sagten dieDelegierten prekärer Arbeit entschieden denKampf an. Dazu bedarf es starker Gewerk schaf -ten – und die gibt es nur mit aktiven Mit gliedern,die sich für die Gestaltung ihrer Arbeits bedin -gungen einsetzen, dafür kämpfen, demonstrierenund auch streiken. Um Beschäf tigte noch stärkerzu mobilisieren und Mitglieder zu gewinnen, werden wir den DGB-Index „Gute Arbeit“ alsArbeits berichterstattung nutzen. Themen wie„Emo tionale Arbeits anforde run gen“, „Ein fluss-und Gestaltungs mög lich keiten im Arbeits pro -zess“, „Informations fluss“ und „Betriebs kultur“dürfen nicht länger tabuisiert werden, sondernsind regelmäßig und flächendeckend zu unter -suchen. Dabei gilt es, Miss stände, Ungerechtig -keiten und Fehl entwick lungen aufzudecken undsowohl betrieblich als auch öffentlich zu diskutie-ren. So werden Arbeits bedingungen zum unmit-telbaren Gegen stand gewerkschaftlicher Arbeit,über die traditionellen Inhalte von Tarifpolitik wieEntlohnung, Arbeits zeit und Urlaub hinaus. Wirsind sicher, dass das die Bindungen von Mit -gliedern und Organisation stärken wird. Und weilThemen, Sicht- und Herangehensweise von jun-gen Menschen dabei eine große Bereicherungsind, wollen wir auch die Jugendarbeit intensi -vieren. b

    Gute Arbeit – dieWeichen sind gestellt

    3

    Foto

    : Stefanie He

    rbst

    biwifoRep02_2011_RZ_2011-06-20 20.06.2011 09:37 Seite 3

  • 4

    Schwe rpunk t : Gu te A rbe i t

    VON DOROTHEA STEFFEN

    Eines hat uns alle besonders überrascht: DieIndexwerte für „Gute Arbeit“ sind schlechterausgefallen als im Durchschnitt anderer Dienst -leistungsbetriebe. Nur 6 Prozent der Bibliotheks -beschäftigten berichten über ressourcenreicheund belastungsarme Arbeitsbedingungen, beiden Gewerkschaftsmitgliedern sind es sogar nur 5Prozent. In anderen Dienstleistungsbetrieben liegtder Durchschnitt bei immerhin 13 Prozent.

    Die Umfrage ist für uns nicht nur wichtig umzu erfahren, ob wir uns wirklich mit den Themenbeschäftigen, die aus Sicht der Beschäftigten zen-tral sind. Weil es im Bibliotheksbereich bisherkeine vergleichbar umfassende Untersuchunggab, sind erstmals auch die Bibliotheksverbändedbv und BIB auf uns zugekommen. Sie interes -sieren sich nicht nur für die Ergebnisse, sondern wollen sie auch als Grundlage verwenden für einekooperative Zusammenarbeit mit uns.

    Ganz maßgeblich zur insgesamt recht schlech-ten Bewertung beigetragen hat die Einschätzungder Aufstiegsmöglichkeiten. Überrascht hat unsdas von der ver.di-Arbeitsgruppe nicht: Seit Jahren setzen wir uns für mehr Durchlässigkeit in den unterschiedlichen Berufsfeldern ein. DieUnter suchung unterstützt außerdem unsere Ein -schät zung, dass die Grundlagen im Eingruppie -rungsrecht ungerecht sind und viele KollegInnenunsere Sichtweise teilen, dass sie dringend über-arbeitet werden müssen.

    Parallel zur Umfrage haben uns viele Kolle -gInnen mails geschickt. Einige schildern, wie sie in

    Eingruppierungen festsitzen und keine Möglich -keit haben, für ihre interessante und verantwort -liche Tätigkeit eine gerechte Bezahlung zu erhal-ten. Noch bitterer sind die Berichte von Kollegin -nen, die sich seit Jahren in den Mühlen befristeterVerträge bewegen oder ganz berufsfremd arbei-ten, weil sie nie in den Beruf hineingekommensind.

    Mehrfach kam auch der Hinweis, dass dieAuf stiegschancen wohl auch deshalb so miserabelsind, weil es sich um einen typischen Frauenberufhandelt. Von den TeilnehmerInnen waren tatsäch-lich 83,8 Prozent weiblich und – wen wundert‘s:In den höheren Gehaltsgruppen gibt es trotzdemviel mehr Männer als Frauen.

    Sowohl für die Berufsverbände als auch füruns als Gewerkschaft geht es nun darum, dieDaten genau auszuwerten und daraus Schlüsse zu ziehen. Nicht nur die unterschiedlichen Dimen -sionen der „Guten Arbeit“ haben wir genauabgefragt. Wir können jetzt beispielsweise auchdifferenzieren zwischen der Situation in wissen-schaftlichen oder öffentlichen Bibliotheken undherausfinden, welchen Einfluss die Größe derStadt oder Einsparungen der letzten Jahre auf dieArbeitssituation haben. Wichtig für uns ist natür-lich auch die Auswertung nach den unterschiedli-chen Berufsabschlüssen und die Aussagen, unterwelchen Bedingungen Interesse an Weiter qualifi -zierungen besteht.

    Was wir nicht auswerten und durch Maß -nahmen des Datenschutzes auch unmöglichgemacht haben, sind Aussagen zu einzelnenBiblio theken. Wer Interesse an einer „Betriebs -studie“ hat, kann sich an die ver.di-Gruppe „GuteArbeit“ wenden, die solche Befragungen unter-stützt.

    An dieser Stelle möchten wir uns noch einmalbei allen Teilnehmenden bedanken, aber auch beiden KollegInnen, die durch die Weitergabe derInformationen dazu beigetragen haben, dass dieUmfrage ein solcher Erfolg geworden ist. Wer sichim Einzelnen für die Ergebnisse interessiert, kannsich zwei ausführliche Dokumente aus demInternet herunterladen. b

    www.verdi-gute-arbeit.de

    Bis vor kurzem wusste niemand genau: Wie geht

    es den Menschen, die inBibliotheken arbeiten?

    Zwar gab es hier und da Einzelberichte,

    insbesondere weil in vielen Bibliotheken massiv

    gespart wurde. Doch in der Gesamtheit war

    die Situation ein Buch mitvielen Siegeln.

    Das hat sich nun geändert:Die verdi-Bundes -

    arbeitsgruppe Archive,Bibliotheken undDokumentations -

    einrichtungen hat imFebruar eine Umfrage

    durchgeführt, die auf demDGB-Index „Gute Arbeit“

    fußt. Die Resonanz warüberwältigend: 1225

    Kolleginnen und Kollegenhaben sich beteiligt. Da

    ausdrücklich auch Nicht -mitglieder von Gewerk -schaften angesprochenwaren, haben wir zum

    ersten Mal auch vieleKollegInnen außerhalb von

    ver.di erreichen können.Die Ergebnisse liegen jetztvor und wurden anlässlich

    des 100. Bibliothekartags in Berlin im Juni 2011

    veröffentlicht.

    Innenleben der Bibliotheken entschlüsselt

    Foto

    : Werne

    r Bac

    hmeier

    Mangelnde Anerkennung

    trägt nicht zum Wohlfühlen bei

    Foto

    : Werne

    r Bac

    hmeier

    biwifoRep02_2011_RZ_2011-06-20 20.06.2011 09:37 Seite 4

  • 5

    Schwe rpunk t : Gu te A rbe i t

    Wettlauf derStudentenwerker

    Weißes Schaf ergraut

    58Studentenwerke gibt es in Deutschland – und sie alle habendas gleiche Kerngeschäft. Ein Vergleich ihrer Leistungenläge im Trend. Aber man könnte sie ja auch auf der Ebene derArbeitsbedingungen vergleichen – eine Art „soziales Bench -marking“, das anspornt, die Bedingungen der Beschäftigten zu ver-bessern. Diese Idee kam vor einer Weile in der AG Studentenwerkevon ver.di auf, berichtet Thomas Syring, Personalratsvorsitzendervom Studenten werk München.

    Noch aber gibt es das nicht – und der Personalratsvorsitzende inMünster, Markus Becker, glaubt auch nicht, dass eine simpleRangfolge wirklich Sinn macht. Schließlich sind Finanzierung undStruktur der Studentenwerke recht unterschiedlich. Ein Austauschüber gute Erfahrungen und Instrumente hält er dagegen für ausge-sprochen hilfreich – und der finde in der AG ja auch regelmäßigstatt. So betreibt das Studentenwerk Münster zwei Hotels undRestaurants als „Betriebe gewerblicher Art“, um Geld zu verdienen.Alle dort Beschäftigten werden nach Studentenwerktarif bezahlt,während ihre KollegInnen in Dresden, Dortmund oder Paderbornschlechter gestellt sind, berichtet Becker. Außerdem konnte derPersonalrat in Münster ein Programm zur Verein barkeit von Familieund Beruf durchsetzen.

    Beim Münchener Studentenwerk hat der Personalrat eineDienst vereinbarung herausgehandelt, dass in jeder Kita ein Platzfür das Kind eines Studentenwerkmitarbeiters reserviert ist und esHomeoffice-Arbeitsplätze gibt. In Aachen ist es sogar gelungen,

    zusammen mit der Geschäfts führung ein ambitioniertes, familien-freundliches Pro gramm zu verabschieden. Nicht nur gibt es dortKitaplätze für den Nachwuchs der MitarbeiterInnen. Auch Arbeits -zeit- und Urlaubs planungen wurden familienfreundlich geregeltund mehrere Telearbeitsplätze eingerichtet. Seit letztem Jahr gibt es auch Unter stützung für KollegInnen mit pflegebedürftigenAnge hörigen. Hinzu kommen Gesundheits vorsorge angebote wieRücken gym nastik und Nichtraucher-Seminare. „Die gesamte An -ge le genheit hat eine sehr gute Eigendynamik entwickelt“, freutsich der Ex-Personalrats vorsitzende Manfred Engelhardt. Es herr-sche eine vertrauensvolle Atmosphäre – und das Aachener Stu den -ten werk profitiere von einer hohen Mi tarbeiterInnen moti vation. b

    aje

    Berlin war über Jahre das weiße Schaf in einer schwarzen Herde:Denn nur hier haben die ca. 6.000 studentischen Beschäftigteneinen eigenen Tarifvertrag. Nach zehn Lohnnullrunden wird jetztneu verhandelt – und die Gute Arbeit ist in Gefahr.

    Der Tarifvertrag für die studentischen Beschäf tigten (TV-Stud-II)hat sich als ein Instrument der Studienförderung etabliert. Er bie -tet sinnvolle Arbeit bei gesichertem Lohn und das Recht aufArbeitsbefreiung vor Prüfungen. Außerdem gilt eine Mindest -arbeitszeit, die verhindert, dass bestehende Arbeitsverträge trockengelegt werden können. Nun aber nagt der Zahn der Zeit an derGuten Arbeit: Während das Einkommen aller anderen Hoch -schulbeschäftigten schrittweise an die Tarifentwicklung der Länderangepasst wird, soll an den studentischen „Hilfskräften“ weitergespart werden. Am 2. Mai teilte die Hochschule der studentischenTarifkommission mit, dass weder der seit zehn Jahren eingefroreneLohn von 10,98 Euro pro Stunde angehoben noch das vor siebenJahren abgeschaffte Weihnachtsgeld wiedereingeführt werde.

    Darüber hinaus solle die existenzsichernde Mindest arbeitszeitgekippt werden.

    Für ver.di und die GEW kommt es nun darauf an, genügend stu-dentische Beschäftigte gegen die Pläne zu organisieren. Dies solldurch „bedingungsgebundene Gewerkschaftsarbeit“ geschehen:Nur wenn sich eine ausreichende Zahl Be troffener gewerkschaftlichorganisiert, wird ein Arbeitskampf eingeleitet. Das würde dieVerhand lungsmacht deutlich stärken, denn bei einer kürzlichdurchgeführten Umfrage gaben sich noch viele indifferent. Dass esaber Potenzial gibt, zeigte sich bei den Protesten gegen das vonBildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) vorangetriebene neue Hoch -schul gesetz, das die zweijährige Mindest vertragslaufzeit für „Hilfs -kräfte“ schleifen sollte. Aus dem Stand gelang es dem studenti-schen Personalrat, 2.300 Unterschriften gegen das Vorhaben zusammeln. Schließlich gab Zöllner nach, um das Hochschulgesetz inGänze zu retten. b

    Michael Niedworok

    Bei mehreren Studentenwerken hat man

    auch den Nachwuchs der Beschäftigten im Blick

    Foto

    : Werne

    r Bac

    hmeier

    biwifoRep02_2011_RZ_2011-06-20 20.06.2011 09:37 Seite 5

  • 6

    Schwe rpunk t : Gu te A rbe i t

    VON JOHANNES HIPPE

    Früh wurde der Index auf einer Personal ver samm -lung vorgestellt. Erfolgsfaktor 1: Personalentwicklung und Per -sonal vertretung machen das gemeinsam.

    Sehr schnell war klar, nicht gleich alle der knapp5000 Beschäftigten zu befragen. Den Beginnmachte die Zentralverwaltung mit etwa 900 Men -schen. Erfolgsfaktor 2: Instrument in Stufen „hoch -fahren“.

    Die Befragung wurde in einer Projektgruppegründlich vorbereitet. Beteiligt waren Präsidium,Personalentwicklung, Personalrat, Abteilungs lei -terInnen, Schwerbehindertenvertretung, Gleich - stel lungs beauftragte ...Erfolgsfaktor 3: Alle Vertretungen und Füh -rungs kräfte einbeziehen.

    Für eine professionelle Befragung, die in anderenBereichen der Universität fortgesetzt und in eini-gen Jahren wiederholt werden soll, wurde einexterner Dienstleister gesucht. Erfolgsfaktor 4: Externe Anbieter von Mit -arbeiterbefragungen bieten Vergleichszahlen,professionelles Know-how, Nachhaltigkeit undDatenschutz.

    Vom Gesamtaufwand für eine Befragung entfal-len 25 Prozent auf Vorbereitung und Kommu -nikation, 25 Prozent auf Durchführung undAuswertung. Die Hälfte des Aufwands entfällt aufdie Dis kussion der Ergebnisse sowie die Verab -redung und Durchführung von konkreten Ver -besse rungs maßnahmen. Erfolgsfaktor 5: Vor der Befragung muss fest -stehen, dass es genügend „Manpower“ für dieDurchführung, aber auch die anschließendenMaßnahmen gibt und das Ganze finanzierbar ist.

    Mehrere überregionale Anbieter stellten ihreKonzepte vor. Der DGB-Index Gute Arbeit hat dieProjektgruppe am meisten überzeugt: Er passt ambesten zur Universität als Arbeitgeber. Der Bogenlässt sich in etwa 20 Minuten ausfüllen. Erfolgsfaktor 6: Kurze Befragungszeit erhöhtAkzeptanz und Zuverlässigkeit der Ergebnisse.

    Es wurde eine schriftliche Befragung festgelegt,da viele Beschäftigte in der Zentralverwaltungnicht mit PCs arbeiten. Außerdem ist der Daten -schutz für die Beschäftigten so nachvollziehbar.Erfolgsfaktor 7: Der Datenschutz muss sicher -gestellt und glaubhaft sein.

    Vor der Befragung wurden die Beschäftigten aufinsgesamt 16 Veranstaltungen informiert. In ei -nem Flyer verbürgten sich Universitätsleitung,Personalrat und Datenschutzbeauftragter für dieBefragung. Auf Plakaten warben Beschäftigte ausder Mitte der Belegschaft für die Teilnahme. Erfolgsfaktor 8: Ehrliche Information und beson-dere Werbung sind unverzichtbar.

    Etwa 73 Prozent haben sich an der Befragungbeteiligt – weit mehr als erwartet. Die Ergebnissesind durchaus nicht rosig, wurden aber vollständigim Internet veröffentlicht und auf Veranstal tun -gen vorgestellt. Erfolgsfaktor 9: Vollständige Transparenz er -möglicht erst den konstruktiven Umgang mit denErgebnissen.

    Zur Zeit läuft die Diskussion über die Ergebnisseund konkrete Maßnahmen. Das geschieht in klei-nen Kreisen und auf Delegiertenversammlungen,mit und ohne externe Moderation. Konkrete Ver -besserungen werden auch in das betriebliche Ge -sund heitsmanagement übernommen. Für die ausder Befragung ermittelten Bedürfnisse gibt es dortnun zum Großteil Angebote und die vorangegan-gene Befragung motiviert zur Inan spruch nahme. Erfolgsfaktor 10: Nach der Befragung muss derWille insbesondere der Führungskräfte erkennbarsein, die Ergebnisse offen zu diskutieren und dau-erhaft Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeits -bedingungen anzubieten.

    Das Organisationsteam bereitet sich jetzt auf dennächsten Befragungsdurchgang vor. MehrereFakultäten haben ihre Beteiligung zugesagt, dies-mal werden auch wissenschaftliche Mitarbeiterbefragt. Bis alle Bereiche der Universität durchsind, wird es noch Jahre dauern. Danach sollenWiederholungsbefragungen stattfinden, um zusehen, was sich verbessert hat.Erfolgsfaktor 11: MitarbeiterInnenbefragungenmüssen auf Dauer angelegt werden. b

    Mitarbeiterbefragungenrufen häufig Misstrauen

    hervor: Soll ich kontrolliertwerden? Anders als in

    Unternehmen sind sie inUniversitäten noch selten –

    und wenn dann häufig„selbstgestrickt“. Die

    StiftungsuniversitätGöttingen wendet den

    „DGB-Index Gute Arbeit“ an – mit Erfolg. Die erste Befragung ist

    dokumentiert unter: www.uni-goettingen.de/

    mitarbeiterbefragung

    Elf Faktoren zum Erfolg

    Foto

    : Werne

    r Bac

    hmeier

    Umfragen besser mit dem Stift als

    mit dem Computer durchführen

    biwifoRep02_2011_RZ_2011-06-20 20.06.2011 09:37 Seite 6

  • 7

    Schwe rpunk t : Gu te A rbe i t

    Mühsamer Kampfgegen BefristungenAus Sicht des Bundesforschungs ministe -riums haben sich die 2007 eingeführtenBefristungsvorschriften des Wissenschafts -zeitvertragsgesetzes bewährt: „Das Gesetzschafft Rechtssicherheit sowohl für dieHochschulen und Forschungsinstitute alsauch für die befristet beschäftigtenWissenschaftler.“ Die Rechtssicherheit fürdie Arbeitgeber ist in der Tat gut gelungen– nicht aber die Sicherheit für die Beschäf -tigten. Immer mehr arbeiten befristet.

    VON MANFRED SCHEIFELE

    Die Fraunhofer-Gesellschaft (FhG) ist in denletzten fünf Jahren erheblich gewachsen,aber fast ausschließlich über befristete Verträge.Der Anteil der Beschäftigten mit Zeitvertrag liegtjetzt bei 52 Prozent, bei den WissenschaftlerInnensogar bei 61 Prozent, häufig mit zu kurzen Ver -trags lauf zeiten. Vor allem in den neuen Bun des -ländern und in jungen Instituten sind die Quotenhoch. Dass die Lage im Drittmittel be reich derHochschulen noch extremer ist, rechtfertigt dieSituation nicht: Schließlich geht es in den For -schungsinstituten um Forschung als Beruf; eineweitere Formalqualifizierung durch die Arbeit istzwar erwünscht, steht aber nicht im Vorder grund.

    Gegenüber dem Gesamtbetriebrat rechtfertigtder Fraunhofer-Vorstand die Situation mit dreiStandardargumenten: „Wir tun nichts, was ge -gen ein Gesetz verstößt. Der Wissenstransfer überKöpfe gehört zu den Aufgaben der FhG, undFlexibilität auf der Aufwandsseite wird auch durchbefristete Arbeitsverträge erreicht“. Zudem sindmanche Institutsleiter einer simplen Grund ein -stellung verhaftet, dass sich Druck und fortlaufen-de Erprobung positiv auf die Arbeits leistung derBeschäftigten auswirke. Der mit dem Weg gangder Menschen verbundene Verlust an Know-how, Brüche im Projektverlauf und Quali täts -einbußen bei den Arbeits ergeb nissen wer den inKauf genommen.

    Was bleibt Betriebsräten angesichts dieserSituation zu tun? Mitbestimmungsrechte habensie nicht. Oft fehlt es an unbefristeten Stellen. Dieindividuelle Gegenwehr ist nur in Fällen der Dritt -mittelbefristung – wenn überhaupt – möglich.Klagen sind aber vergleichsweise selten.

    Der Fraunhofer-Gesamt -betriebrat fordert Ände -rungen der politischenRahmenbedingungen:

    • Mindeststandards hin-sichtlich Laufzeit oderAnzahl der Folgeverträge.

    • die Präzisierung, dass diesachgrundlose Befristungim Wissenschafts zeit -vertragsgesetz nur beiechter Gelegenheit zurAnfertigung der Disser -tation zulässig ist.

    • Klarstellung, dass es dauerhaft Beschäftigte fürDaueraufgaben gebenmuss – dazu gehört auchdie Auftrags forschung.

    • Der Einsatz von Dritt -mitteln rechtfertigt keineüber das Teilzeit- undBefristungsgesetz hinaus-gehende Befristung.

    • Tarifvertragliche Regelun -gen, die zur Mission undAufgabe der einzelnenForschungs einrichtungenpassen. b

    So steht die Personalplanung im Vorder grund.In jedem Monatsgespräch mit dem Ar beitgeberwerden die in den nächsten sieben Monaten aus-laufenden Verträge thematisiert. An meinem Insti -tut für Arbeitswirtschaft und Organi sation inStuttgart schätzt die Leitung die Erfah rung derBeschäftigten und ihr ist bewusst, wie wichtigPlanungssicherheit und die Verein barkeit vonFamilie und Beruf für die Be schäf tigten ist. Auchsind sich Betriebsrat und Instituts leitung einigüber Mindestlaufzeiten befristeter Verträge, unddass es in den nicht-wissenschaftlichen Be reichenkeinen echten Befristungs grund gibt. Jährlich fin-det eine Entfristungsrunde statt, bei der unsereVorschläge und die der Führungs kräfte diskutiertwerden. Dabei ist es uns immer wieder gelungen,eigene Vorschläge durchzusetzen.

    Damit es nicht bei einer Mangelverwaltungbleibt, wirkt der Betriebsrat auf die Institutsleitungein, beim Vorstand ein höheres Kontingent anunbefristeten Stellen fürs Folgejahr zu beantra-gen. Selbstverständlich haben die befristet Be -schäftigten die gleichen Chancen bei Per sonal -entwicklungsprogrammen. Der Betriebsrat achtetdarauf, dass sie diese Möglichkeiten tatsächlich inAnspruch nehmen können. An einem anderenInstitut ist es gelungen, mit der Leitung Vertrags -formen zu vereinbaren, die die für Fraunhoferkennzeichnende Projektarbeit mit dem Disserta -tions vorhaben so austarieren, dass die Doktor -arbeit in vier Jahren fertig gestellt werden kann.Der Gesamtbetriebsrat hat durchgesetzt, dass inder anstehenden Mitarbeiterbefragung die Ein -schätzungen der befristet Beschäftigten differen-ziert ausgewertet werden können.

    Foto

    : Werne

    r Bac

    hmeier

    Wer befristet arbeitet, vermisst

    oft das Gefühl von Sicherheit

    biwifoRep02_2011_RZ_2011-06-20 20.06.2011 09:37 Seite 7

  • 8

    Schwe rpunk t : Gu te A rbe i t

    VON JÜRGEN FRITZSCHE UND FRIEDER SCHWARZ

    Vor sieben Jahren wurde das Qualitäts manage -mentsystem der DAA mit all seinen Verein -barungen, Instrumenten und Gremien den neuenQualitätsanforderungen angepasst. Aus Sicht derBeschäftigten brachten die Neuerungen jedochkaum Verbesserungen, sondern oft im Gegenteileine Einschränkung ihrer Gestaltungs möglich -keiten, Bürokratisierung und Mehrarbeit. Für dieBetriebsräte wurde aufgrund dieser Erfahrungenklar: Die neue Belastung kann nur dann in Kaufgenommen werden, wenn neben der formellenZertifizierung auch die Mitarbeiter zufriedenheitzum gleichrangigen Unternehmens ziel wird.

    Inzwischen ist es dem Gesamtbetriebsrat ge -lungen, eine Mitarbeiterbefragung zum Thema„Gute Arbeit“ zu organisieren. Der DGB-Frage -bogen wurde auf die DAA zugeschnitten und umBereiche wie Führung und Zusammen arbeit,Work-Life-Balance und Themen der Weiter -bildungsbranche erweitert. Die DAA-KollegInnenwerden jetzt dazu beitragen, dass es bald erstma-lig solides Datenmaterial darüber gibt, was dieBeschäftigten der Branche über ihre Arbeits be -dingungen und die Qualität der von ihnen durch-geführten Maßnahmen denken.

    Noch liegen die Ergebnisse nicht vor. Aberbald wird es möglich sein, neben einer Gesamt -auswertung auch Informationen über einzelneStandorte zu bekommen. Ebenso können auch

    einzelne Gruppen oder spezielle Frage stellungenwie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf unter-sucht werden. Von alledem erwarten wir starkeImpulse für eine Diskussion über die Arbeits -bedingungen im Unternehmen. Neben den Hin -weisen auf Missstände hoffen wir auch auf positi-ve Beispiele, die als Vorbilder dienen können.

    Der DGB-Index Gute Arbeit ist hervorragendgeeignet, die konkrete Betriebsratsarbeit zu struk-turieren und Schwerpunkte zu setzen. Er spiegeltdie Meinung der KollegInnen wider und bietetden Betriebsräten damit Bodenhaftung. Allerdingsbildet die Befragung nur den Istzustand ab. ZuRecht erwarten die KollegInnen, dass daraus kon-krete Schlussfolgerungen gezogen werden, damitsich ihre Situation tatsächlich verbessert.

    Dafür gilt es zunächst herauszufinden, ob dieUrsachen für Missstände im Betrieb, im Unter -nehmen oder in der Branche liegen. Danach istmit den Beschäftigten zu diskutieren, ob sich dieProbleme im Konsens lösen lassen oder wo Kon -flikte zu erwarten sind. Nur wenn Verbesse rungender Arbeitsbedingungen spürbar sind, werden dieKollegInnen sich ernst genommen fühlen undweitere Befragungen unterstützen.

    Der DAA-Gesamtbetriebsrat bringt mit seinerInitiative die notwendige Debatte auf die Tages -ordnung, was Qualität in der Weiterbildung über-haupt ist. Wir als gewerkschaftlich organisierteBeschäftigte der DAA wollen Standards für dieBranche setzen. Dabei geht es zum einen um dieDefinition, was seriöse Anbieter auszeichnet. Zumzweiten wollen wir aber auch thematisieren, wel-che Anforderungen und Erwartungen die Bundes -agentur für Arbeit an ihre Auftragnehmer stellenkann. Gerade jetzt, wo uns wieder Mittel kür -zungen im Bereich der Arbeitsförderung treffenund wieder einmal über Sinn und Erfolg beruf -licher Bildungsprozesse diskutiert wird, sind wirmit dieser Initiative auf dem richtigen Weg.

    Unser Ziel ist ein umfassenderes Qualitäts -management, das die Beschäftigten ins Zentrumstellt. Wir werben sowohl im Konzern betriebsratals auch im Arbeitskreis der Betriebs räte für dieBeteiligung am Konzept Gute Arbeit. Wir wün-schen uns eine Konkurrenz zwischen den Besten –nicht zwischen den Billigsten! b

    Die Grundsatzdokumentezum Selbstverständnis der

    Deutschen Angestellten-Akademie (DAA) klingen

    gut. In Bezug auf die Arbeitsbedingungen

    wurden seit vielen JahrenLeitgedanken formuliert,

    die so auch in einemKonzept für Gute Arbeit

    stehen könnten. Doch seitebenso vielen Jahren

    beklagten Betriebsräte undBeschäftigte die Kluft

    zwischen Anspruch undWirklichkeit. Immer wiederhatte der Gesamtbetriebs -

    rat deshalb gefordert,Qualitätsmanagement -

    systeme im Unternehmeneinzuführen, um eine

    solidere Grundlage für eine tatsächliche Verbesserung

    der Arbeitsbedingungen zubekommen. Erst als die

    Bundesagentur für Arbeitmit der Anerkennungs- und

    ZulassungsverordnungWeiterbildung (AZWV)

    verlangte, dass für Weiter -bildungsträger und -maß-

    nahmen eine Qualitäts zerti -fizierung vorzulegen ist,

    kam Bewegung in die Sache.

    Impuls für die ganze Branche

    Foto

    : Werne

    r Bac

    hmeier

    Weiterbildnerinnen bei der Arbeit –

    wie sie die erleben, wissen wir nicht

    biwifoRep02_2011_RZ_2011-06-20 20.06.2011 09:37 Seite 8

  • biwifo: Im Prinzip kann nur eine gesunde Arbeit eine guteArbeit sein. Doch viele WissenschaftlerInnen sind so begeistertvon ihrem Forschungsgegenstand, dass sie sich selbst veraus -gaben. Sind solche Leute überhaupt offen für Gesundheits -förderungsmaßnahmen?

    Prof. Gudrun Faller: Sie sprechen damit in der Tat einProblem an, weil die Betroffenen in den ersten Jahren oftmalsgar nicht merken, dass etwas nicht stimmt. Oft zeigt sich erstnach Jahren, dass Kreativität und Leistungsfähigkeit nachlassen,das Privatleben ins Ungleichgewicht geraten ist oder sich Burn -out-Symptome bemerkbar machen. Oft entsteht ein Bewusst seinbei den Betroffenen erst, wenn diese Phänomene auftreten.

    Aber dann ist es ja eigentlich schon zu spät.

    Um wen man sich deshalb vor allem kümmern muss, sinddie abhängig Beschäftigten im Wissenschaftsbereich. VieleProfes soren haben ein enormes Arbeitspensum zu erledigen und delegieren die Arbeit an ihre Projektbeschäftigten. Diese habenwegen begrenzter Projektmittel meist nur befristete Arbeits -verträge – oft auch noch mit geringer Stundenzahl. Das Problemist, dass es sich dabei um starke Abhängigkeiten handelt, weil für die Betroffenen Karrierehoffnungen im Vordergrund stehen. Andererseits erlauben die Arbeitsbedingungen keineZukunftsplanungen. Das sind sehr kritische Arbeitsverhältnisse,die mit hohen psychischen Belastungen verbunden sind.

    Wie kann man denn daran etwas ändern?

    Es handelt sich dabei um strukturell verankerte Probleme,und es ist ein anspruchsvolles Vorhaben, hieran etwas ändern zuwollen. Die Gesundheitsförderung muss dabei auf verschiede-nen Ebenen ansetzen. Die unterste Ebene sind die einzelnenBeschäftigten. Man kann versuchen, sie zu stärken und ihnenKompetenzen vermitteln, damit sie sich von den Belastungennicht zu sehr vereinnahmen lassen und öfter „nein“ sagen. Aberdie Gesundheitsförderung möchte auch auf arbeitsorganisatori-scher und politischer Ebene ansetzen und Bewusstsein schaffen.

    Welche Erfahrungen machen Sie, wenn sie ProfessorInnenauf so etwas ansprechen?

    Das ist sehr unterschiedlich. Es gibt immer Kollegen, die von so etwas nichts wissen wollen. Aber vor allem in der jungenGeneration gibt es bei Professoren oft durchaus eine Auf -

    Gudrun Faller ist Professorin für betriebliche Gesundheitsförderung undOrganisationsentwicklung an der Hochschule Magdeburg-Stendal

    geschlossenheit – nicht zuletzt durch die eigene Betroffenheit.Ich habe den Eindruck, dass sich auf diesem Feld durchaus einiges tut.

    Gibt es gute Beispiele?

    Die Freie Universität Berlin hat ein sehr umfassendes Gesund -heitsmanagement etabliert und dafür auch Koordina torenbeschäftigt. Diese koordinieren dann entsprechende Arbeits -kreise für Gesundheit, in denen Vorgehensweisen zur Verbesse -rung der Gesundheitsbedingungen an der Hochschule vereinbartwerden. An der FU Berlin waren das zum Beispiel Workshopsmit Be schäftigten in Bibliotheken, den Mitarbeitern im botani-schen Garten oder für Sekretärinnen der unterschiedlichenInstitute. Und sie bemühen sich auch, Professoren zu sensibili -sieren für die Arbeitsbelastungen ihrer Mitarbeiter und ihnengesundheitsförderndes Führungsverhalten zu vermitteln. Das alles wird auch evaluiert. Weiter zu nennen sind die UnisBielefeld und Hannover, wo ebenfalls sehr gute Konzepte realisiert wurden.

    Sind Effekte feststellbar?

    Was ich bei vielen Gesprächen und Forschungsprojekten fest-gestellt habe ist, dass sich das Arbeitsklima und die Arbeitskulturan diesen Hochschulen verändert haben. Durch eine bessere, oftauch informelle Kooperation laufen Arbeitsprozesse häufig leich-ter und offener. Und es gibt ein Bewusstsein über die Gesund -heitsgefährdungen.

    Wie sieht es aus mit den Kosten für Prävention, aber auchmit möglichen Einsparungen?

    So etwas genau zu messen ist schwierig. Natürlich ist da dieArbeitszeit in den Gremien, und man kann auch die Kosten fürQualifizierungsmaßnahmen benennen. Aber die Gewinne, wennein Professor besser mit seinen Mitarbeitern umgeht – wie sollman das berechnen? Es gibt aber eine große Studie des BKK-Bundesverbands, die viele internationale Untersuchungen aus -gewertet hat. Demnach gibt es einen „return on invest“ vonzwei bis zehn Euro. Übersetzt heißt das: Jeder Euro, den ich inGesundheitsförderung investiere, kommt später doppelt biszehnfach zurück. b

    Interview: Annette Jensen

    S chwe rpunk t : Gu te A rbe i t

    Gesundheitsschutz zahlt sich aus

    9

    Foto

    : priv

    at

    biwifoRep02_2011_RZ_2011-06-20 20.06.2011 09:37 Seite 9

  • Protest hatte Erfolg

    Der Wechsel beginnt – unter diesem Mottoist die neue grün-rote Landesregierung inBaden-Württemberg angetreten. Auch dieausgetrampelten Pfade in der allgemeinenBildung und in der Hochschullandschaftwill sie verlassen und den dort tätigenMenschen neue Perspektive eröffnen.

    VON WALTRAUD AL-KARGHULI UND GUNTER FELLMANN

    Ein Vergleich mit dem Koalitionsvertrag derabgewählten schwarz-gelben Regierung zeigt,dass es am Startpunkt der alten und neuenRegierung gravierende Unterschiede gibt. Vor vier Jahren lautete das Motto: „WachstumslandBaden-Württemberg, Leistungskraft der Wirt -schaft stärken, Innovationen anstoßen“. Dagegentritt die grün-rote Koalition an mit der Schwer -punktüberschrift: „Bessere Bildung für alle.“ Da -runter spannt sie den Bogen von der Förderungfrühkindlicher Bildung und Erziehung über dieKinderbetreuung, die schulische und beruflicheBildung bis hin zur wissenschaftlichen Aus- undWeiterbildung. Ein Wermutstropfen ist das Ein -geständnis, dass für eine kostenlose Kinder be -treuung momentan die Mittel fehlen.

    An den Hochschulen will die neue Landes -regierung eine Kultur des Miteinander etablieren.Alle Statusgruppen sollen an Entscheidungen be -teiligt werden – also mehr Demokratie in denDienststellen und Einrichtungen Einzug halten.Auch die Studierenden bekommen eine demokra-tisch legitimierte, autonom handelnde und miteigener Finanzhoheit ausgestattete VerfassteStudierendenschaft. Dagegen ist beabsichtigt, diebetriebswirtschaftliche Orientierung der Hoch -schu len rückgängig zu machen. Anstelle von Auf -sichtsräten sollen jetzt externe Beiräte die Hoch -schulen beratend begleiten.

    Die Studiengebühren will die neue Landes -regierung spätestens zum Sommer semester 2012abschaffen und das Finanzloch anderweitig auf-füllen. Bei der Verteilung der Mittel können dieStudierenden künftig gleichberechtigt mitreden.

    „Die Beschäftigung in sachgrundlos befriste-ten Arbeitsverhältnissen und die Leiharbeit im

    öffentlichen Dienst lehnen wir ab – zum Wohl derBe schäftigten und als Vorbild für private Arbeit -geber.“ Das steht unter der Überschrift „Ein starker öffentlicher Dienst“ im Koalitionsvertrag.Außerdem will die neue Regierung innerhalb dernächsten fünf Jahre die Zahl der unbefristetenMittelbaustellen an den baden-württembergi-schen Hochschulen erhöhen. Keine Erwähnungfindet dagegen die ausufernde Zeit vertragspraxisim nichtwissenschaftlichen Bereich. ver.di wirddafür kämpfen, dass der Ausschluss sachgrund -loser Befristungen auch auf Stu den tenwerke undalle nichtwissenschaftlichen Be reiche der Hoch -schulen übertragen wird.

    Darüber hinaus proklamiert die Landes regie -rung lebenslanges Lernen und Weite r bil dung.Endlich wird es auch in Baden-Württem berg einebezahlte Bildungsfreistellung von 5 Tagen im Jahrgeben. Wir setzen außerdem darauf, dass dieserSchwerpunkt auch gute Arbeit bei den Weiter -bildungsträgern schafft.

    Und schließlich hat die neue Regierung auchverlauten lassen, dass sie Einschränkungen fürPer sonalräte im Personalvertretungsgesetz zu -rück führen und den Interessen vertretungen mehrRechte zugestehen will.

    Vielversprechend klingt schließlich auch dieAnkündigung: „Für uns ist die Einmischung derBürgerinnen und Bürger eine Bereicherung. Wirwollen mit ihnen im Dialog regieren und eineneue Politik des Gehörtwerdens praktizieren.“ Obdaraus tatsächlich gute Ergebnisse erwachsen,muss sich zeigen. Eine gesunde Portion Skepsis ist angebracht – schließlich ist die Mehrheit derneuen Koalition hauchdünn und sämtliche Ver -einbarungen stehen unter Finanzierungs vor be -halt; durch das Bekenntnis zur Schulden bremsehat sich die Koalition selbst die Hände gebunden.b

    Bildung imgrün-roten Ländle

    Baden -Wür t t embe rg

    10

    W Verbeamtete Lehr -kräfte dürfen streiken

    Sowohl in Schleswig-Holsteinals auch in Berlin kam es in diesem Frühjahr aus unterschied-lichen Gründen zu Warnstreiksvon Lehrern. Der Kultusministerin Kiel drohte daraufhin ebensowie der Berliner Bildungssenatormit Disziplinarstrafen. Allerdingshat das Düsseldorfer Verwal -tungs gericht Ende vergangenenJahres ein Urteil gesprochen, dasauch verbeamteten Lehrkräftenerlaubt, an Streikaktionen teilzu-nehmen. Das Gericht hob damalseine gegen eine Lehrerin ver-hängte Disziplinarmaßnahmeauf, weil es darin einen Verstoßgegen Artikel 11 der Euro päi -schen Menschenrechts konven tionund gegen die jüngere Recht -sprechung des Europäi schenGerichtshofs für Menschen rechtesah. Allerdings ist das Düssel -dorfer Urteil noch nicht rechts-kräftig. Da es von grundsätzlicherBedeutung ist, hat das Gerichtdie Berufung vor dem Ober -verwal tungsgericht zugelassen.

    W Erste System -akkreditierung

    Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz hat als erstedeutsche Hochschule das Siegelfür die Systemakkreditierungerhalten. Das als „MainzerModell“ bekannte Qualitäts -management umfasst dabei nichtnur Studium und Lehre, sondernschließt auch Forschung undVerwaltung mit ein. Mit diesemSiegel gelten alle an dieserUniversität angebotenenStudiengänge als akkreditiert.Die Systemakkreditierung istneben der Programmakkre ditie -rung seit 2008 möglich. Gegen -stand einer Systemakkredi tie rungist das hochschulinterneQualitäts sicherungssystem fürStudium und Lehre.

    A U S D E N L Ä N D E R N

    Foto

    : Jür

    gen Se

    idel

    biwifoRep02_2011_RZ_2011-06-20 20.06.2011 09:37 Seite 10

  • Nur hin und wieder finden sich in derPresse einzelne Informationen zu an -stehenden Veränderungen in der Arbeits -marktpolitik - hier eine Kürzung, dort dieNeuordnung der Instrumente. Doch alleszusammen ergibt ein neues Krisenszenario,das an die Jahre 2003 bis 2006 erinnert.

    VON ROLAND KOHSIEK

    Statistisch sinkt die Zahl der Arbeitslosen unddie der sozialversicherungspflichtigen Beschäf -tigungsverhältnisse steigt. Leider ist dieses positivgezeichnete Bild nicht tragfähig. Was nämlich vor allem zunimmt ist die prekäre Beschäftigungwie (Zwangs-)Teilzeit und Minijobs. Das heutigeArbeits volumen entspricht in etwa dem vor derFinanz- und Wirtschaftskrise – verteilt auf mehrMenschen. Selbst die Bundesagentur für Arbeitgibt mittlerweile in jeder Monatsstatistik einenWert für Unterbeschäftigung an und weiß, dassdie offizielle Zahl der Arbeitslosen nicht besondersviel aussagt.

    Die dramatische Entwicklung vollzieht sich indrei sich gegenseitig verstärkenden Schritten: – Im Juni 2010 verkündete die Bundesregierung

    Sparmaßnahmen: Der Haushaltstopf für Hartz-IV-Empfänger wurde für die Jahre 2011 bis2014 um über 8 Milliarden Euro gekürzt.

    – Im Frühjahr 2011 kam der mühsame Kom pro -miss zu Hartz IV zu Stande. Neben der skanda-lösen Erhöhung des Hartz-IV-Regelsatzes umnur fünf Euro wurde das „Bildungspaket“ ver-abschiedet. Die dafür benötigten 4 MilliardenEuro werden dem Haushalt der Arbeits losen -ver siche rung durch eine Finanzrochade defacto ent zogen.

    – Die Bundesregierung hat eine so genannteInstrumentenreform vorgelegt. Zwar liegendie konkreten Ausführungsbestimmungennoch nicht vor und einzelne Regelungenmögen so gar akzeptabel sein. Doch insge-samt geht es darum, Pflichtleistungen zustreichen und Standardisierungen durchzu-setzen. Die Leid tragen den sind vor allemLangzeitarbeits lose und Hartz-IV-Empänger.

    Von den massiven Kürzungen der aktivenArbeitsmarktpolitik betroffen sind neben denArbeitslosen auch die Beschäftigten bei den

    Bildungsträgern. Absehbar ist eine Verschärfungder Lage auf dem eh schon ruppigen Markt fürArbeitsmarktdienstleistungen. Bereits jetzt zeich-net sich ein deutlicher Stellenabbau ab, der auf-grund der extrem hohen Befristungsquote in derBranche zunächst noch still und leise durch ein -faches Auslaufen der Verträge vonstatten gehenwird. Auch Insolvenzen sind zu erwarten.

    Dabei existiert im Prinzip ein gutes Instrument,um den Druck auf die ohnehin schon stark ge -drückten Gehälter zu reduzieren: ein allgemein-verbindlicher Mindestlohntarifvertrag. Der liegtauch schon vor und die Branche Weiterbildung istin das Entsendegesetz aufgenommen worden.Allein – es fehlt der politische Wille. Dabei wurdedieser Tarifvertrag im Rahmen des Hartz IV-Kompromisses im vergangenen Früh jahr mit ver-handelt – doch herausgekommen ist nur eine„wohlwollende Prüfung.“

    Für ver.di steht viel auf dem Spiel:• Es gilt, endlich den allgemeinverbindlichen

    Min destlohntarifvertrag durchzusetzen.• Die Kürzungen müssen zurückgenommen

    werden. Die aktive Arbeitsmarktpolitik mussausreichend, dauerhaft und verlässlich finan-ziert werden.

    • Sinnvolle Maßnahmen der Arbeitsmarktpolitikmüssen allen Erwerbslosen als Pflichtleistungzustehen.

    Gelingt das nicht, wird ein weiteres Stück Sozial -staat endgültig zerbrechen – von den Perspek -tiven der betroffenen Menschen ganz zu schwei-gen. b

    Arbeitsmarktpolitikrutscht in eine neue Krise

    Wei t e rb i l dung

    W Kommunikation aufneuen Kanälen

    (Fach)Hochschulen undUniversitäten haben einen„Bundesverband Hochschul -kommunikation“ gegründet.Neue Medien und eine europa-weite Bildungs- und Forschungs -landschaft haben die Erwartun -gen an eine professionelleKommunikation stark verändert.Eine traditionelle Presse- undÖffentlichkeitsarbeit werde demnicht mehr gerecht, so die Be -gründung. Der Verband versorgtseine Mitglieder mit aktuellenInformationen, organisiertWeiter bildungsangebote und bil-det Nachwuchs aus. Zu seinenPartnern zählen Hochschul -rektorenkonferenz (HRK), idwInfor mationsdienst Wissenschaftsowie die Hochschul presse -stellen in Österreich und derSchweiz.

    W ZVS noch nicht onlineEntgegen den Ankündi -

    gungen wird das zentraleHochschul-ZulassungssystemZVS die Studienplätze in begehr-ten Numerus-Clausus-Fächerndoch noch nicht zum Herbst -semester online vergeben.Länder und Hochschulen habenden Start des geplanten Systemswegen technischer Schwierig -keiten auf unbestimmte Zeit ver-schoben, wollen aber daran wei-terarbeiten. Das neue Systemsoll Mehrfachzulas sun gen anunterschiedlichen Studien -standorten verhindern. SeitJahren herrscht Einschreibe -chaos, weil sich Studienbewer -ber in den meisten Fächerndirekt bei den Hochschulenbewerben müssen und dies inder Regel an mehreren Ortenparallel tun. Das hat zuletzt dazugeführt, dass auch nach Ab -schluss aller Nachrück verfahrenfast 17.000 Studienplätze in NC-Fächern unbesetzt blieben. Dasgeht aus einem internen Papierder Kultusministerkonferenz her-vor, über das die Nachrichten -agentur dpa berichtete.

    H O C H S C H U L E N

    11

    Foto

    : Werne

    r Bac

    hmeier

    biwifoRep02_2011_RZ_2011-06-20 20.06.2011 09:37 Seite 11

  • Ta r i f v e r t r ag

    Der Bologna-Prozess hat eine neue Hürde fürdie Studierenden in Deutschland geschaffen:Der Übergang vom Bachelor zum Masterstudiumwurde durch Übergangsquoten und neue Aus -wahlverfahren eingeschränkt. Nur ein gewisserProzentsatz der Bachelor-AbsolventInnen sollauch einen Master-Abschluss machen. Obwohldie meisten Studierenden einen Masterabschlussanstreben, stehen nur für einen Bruchteil vonihnen Studienplätze zur Verfügung.

    Dieses neuerliche Aussieben hat viele negativeFolgen. Empirischen Studien zufolge glaubenviele Studierende, dass ein Bachelor-Abschlussnicht ausreicht, um ihren Berufswunsch zu ver-wirklichen. Dadurch verändert sich auch ihrStudierverhalten. Aus Sorge, nach dem Bachelor-Abschluss keinen Master-Studienplatz zu erhal-ten, bekommen viele einen Tunnelblick: SozialesEngagement unterbleibt jetzt ebenso wie dersprichwörtliche Blick über den Tellerrand. Eine sol-che Entwicklung ist aus gewerkschaftlicher Sichtfatal. Zudem verzeichnet das Deutsche Studen -

    ten werk einen besorgniserregenden Nachfrage -anstieg nach psychosozialer Beratung.

    Um diesen Problemen zu begegnen, habenmehrere studentische Verbände eine Kampagnemit dem Titel „Studierende haben ein Recht aufeinen freien Zugang zum Masterstudium“ gestar-tet. Von Bund, Ländern und Hochschulen fordernsie, dass der Bachelor inhaltlich und strukturellaufgewertet wird. Außerdem ist AbsolventInneneines Bachelor-Studienganges ein freier Zugangzu einem Masterstudium zu ermöglichen. Undschließlich sollen Bund und Länder eine Bedarfs -analyse vorlegen, wie viele Masterstudienplätzewo gebraucht werden, und anschließend mitHilfe eines Bund-Länder-Programms entsprechen-de Kapazitäten aufbauen.

    Die ver.di Bundesfachbereichskonferenz hatebenfalls die Forderung nach einem freienMaster-Zugang für alle Bachelor-AbsolventInnenbekräftigt. Die komplette Erklärung kann unterwww.freier-masterzugang.org nachgelesenund unterzeichnet werden. b

    Florian Hillebrand

    Master für alle

    Proteste und Warnstreiks hatten Erfolg: Derneue Tarifvertrag für die Beschäftigten derLän der konnte ohne langen Arbeitskampf unterDach und Fach gebracht werden. Kurz nach unse-rem letzten biwifo-Redaktionsschluss war allesklar.

    Nicht nur die erreichten Einkommensver bes -serungen können sich sehen lassen. Viele Be -schäftigte werden auch von der neuen Ent gelt -ordnung profitieren, die nach zwei Ver hand -lungsjahren endlich vereinbart werden konnte.Neben einer Einmalzahlung in Höhe von 360 Europro Nase sind die Gehälter seit April auch um 1,5Prozent gestiegen. Aufs Jahr bezogen bedeutetdas ein Plus von 2,3 Prozent. Im kommenden Jahrsetzen sich Sockelbetrag und prozentuale Erhö -hung anders zusammen – im Durchschnitt bedeu-ten sie eine Gehaltserhöhung von 2,55 Prozent.

    Im Jahr 2009 hatten die Arbeitgeber verbind-lich zusagen müssen, dass die Eingruppierung

    neu geregelt wird. Die Tätigkeitsmerkmale solltenneu beschrieben und in einer Entgeltordnung zu -sammengefasst werden. Lange sträubten sie sich,am letzten Tag setzte ver.di dann die Entgelt -ordnung zum TV-L durch. Sie tritt Anfang kom-menden Jahres in Kraft und wird dafür sorgen,dass mehr als 60 Prozent der neu eingestelltenBeschäftigten endlich den schon länger Beschäf -tigten gleich gestellt werden. Damit gilt endlichwieder der Grundsatz „Gleiches Geld für gleicheArbeit“.

    Leider ist es uns nicht gelungen, Befris tungs -möglichkeiten einzuschränken. Auch Musik- undKunstschullehrerInnen konnten noch nicht in denTarifvertrag einbezogen werden. Durch gesetzthaben wir dagegen eine angemessene Ein grup -pierung von Bachelor- und Master ab schlüs sensowie die Eingruppierung von Berufsab schlüssennach dem Berufsbildungs gesetz in die Entgelt -gruppe 5. b

    Entgeltordnungendlich durchgesetzt

    12

    W Mehr Studierendekom men zu Gewerk -schaften

    Im vergangenen Jahr ist dieZahl der studierenden Gewerk -schaftsmitglieder um drei Prozentgewachsen. 33.300 Studierendesind damit inzwischen in denDGB-Gewerk schaf ten organisiert.Allerdings gibt es angesichts vonmehr als 2,5 Millionen Studieren -den noch ein weites Feld zubeackern. Da rund zwei Drittelder Immatrikulierten nicht nurlernen, sondern auch für ihrenLebensunterhalt arbeiten müs-sen, soll vor allem durch arbeits-und sozialrechtliche Beratung umweitere Mitglieder geworbenwerden. Für dahin gehende Akti -vi täten gibt es eine Toolbox, diebeim DGB bestellt werden kann.www.dgb-jugend.de/studium/mehr_infos.

    W Elfter Studierenden-Survey erschienen

    Vielfältige Informationen zurStudiensituation enthält der elfteStudierenden-Survey. Dabei han-delt es sich um eine Langzeit -studie, deren Daten erstmals imWintersemester 1982/83 erhobenwurden und die seither alle zweibis drei Jahre von Studierendenvon Universitäten und Fachhoch -schulen erneut eingesammeltwerden. Der aktuelle Berichtbasiert auf Daten aus demWinter semester 2009/10, die vonder Arbeitsgruppe Hochschul -forschung an der UniversitätKonstanz im Auftrag des Bundes -ministeriums für Bildung undForschung erhoben und ausge-wertet wurden.www.bmbf.de/de/15967.php

    W NRW schafft Studien -gebühren ab

    Ab dem kommenden Winter -semester sind Studiengebührenin NRW wieder abgeschafft. So -mit verbleiben noch Bayern undNiedersachsen, die allgemeineStudiengebühren erheben. EinigeBundesländer verlangen Ge büh -ren von Langzeitstudierenden.

    S T U D I E R E N D E

    biwifoRep02_2011_RZ_2011-06-20 21.06.2011 08:05 Seite 12

  • Hausverbotfür die Bundeswehr

    Das gu t e Be i s p i e l

    Mehrere Schulen wollen die Bundeswehrnicht mehr reinlassen. Das Robert-Blum-Gymnasium in Berlin erklärte sich Ende Mai zur „Schule ohne Militär“, schon zweiMonate zuvor hatte die Käthe-Kollwitz-Schule in Offenbach einen ähnlichenBeschluss gefasst. Auch am Hilde-Coppi-Gymnasium in Karlshorst dürfen seit kurzem keine Jugendoffiziere mehr auf -tauchen. Die Bundeswehr gibt sich ver -schnupft und verwundert: Sie sei dochschließlich nicht irgendwer, sondern eineInstitution mit Verfassungsrang.

    VON ANNETTE JENSEN

    Seit klar ist, dass die Wehrpflicht zum Juli abge-schafft wird, hat das Verteidigungsministeriumden Werbeetat deutlich aufgestockt. ZehnMillionen Euro stehen jetzt zur Verfügung, um vorallem „freiwillige Wehrdienstleistende“ für 12 bis23 Monate anzulocken. Nicht nur bei Messen undAusstellungen macht das Militär mit Netto-Ein -stiegsgehältern von 1500 Euro für sich Reklame.Auch viele Anzeigen in Publikationen desSpringer-Konzerns wurden geschaltet. Im Fern -sehen und in der „Bravo“ ist die Bundeswehrebenfalls präsent, und schon seit einigen Jahrenbesuchen Jugendoffiziere höhere Klassen, umüber die Bundeswehr und ihre Rolle zu „informie-ren“. Solche Veranstaltungen gehören zum nor-malen Unterricht, sodass alle SchülerInnen daranteilnehmen müssen. Freiwillig sind dagegen dieebenfalls häufig in Schulen abgehaltenen Treffenmit Wehrdienstberatern, die direkt über die Be -

    schäftigungs- und Studienmöglichkeiten bei derBundeswehr informieren sollen.

    In Offenbach beschloss die Schulkonferenzein stimmig: „Die Bundeswehr ist keine Verteidi -gungsarmee mehr. Sie ist eine Armee im Einsatzund dient den Interessen der Wirtschaft, wie derSicherung der Rohstoff- und Warenströme, derTransportwege und vielem mehr – so als offizielleRegierungspolitik festgeschrieben im Weißbuchder Bundesregierung im Jahr 2006. Wir wollennicht, dass unsere Schülerinnen und Schüler füreinen Krieg gegen andere Völker rekrutiert wer-den. Und wir wollen nicht, dass sich die Bundes -wehr als friedenschaffende Kraft anpreisenkann. Deshalb lehnen wir es ab, dass Jugend -offiziere an die Käthe-Kollwitz-Schule kommen.“

    In mehreren Bundesländern existieren Koope -rations abkommen zwischen Bundeswehr undKultusministerium – darunter Bayern, Hessen,Rheinland-Pfalz, Mecklenburg-Vorpommern undSaarland. Die rot-grüne Regierung in Nordrhein-Westfalen hat den Vertrag von ihrer Vorgängerinübernommen und flankierte ihn vor kurzem mit30.000 Euro, damit auch Friedensorganisationenan die Schulen eingeladen werden können.Kritiker sind dennoch skeptisch: Schließlichschickt die Bundeswehr intensiv geschultes Per -sonal, während die AktivistInnen ehrenamtlicharbeiten und außerdem oft gar nicht kommenkönnen, weil sie während der Unterrichtszeitenan derweitig beschäftigt sind.

    Vor einigen Monaten hat sich in NRW dasNetzwerk „Schule ohne Bundeswehr“ gegründet,

    an dem sich die Landes schülerIn nen -vertretung, die DGB Jugend, Frie -dens gruppen, antifaschistische Initia -tiven und die Junge GEW beteiligen.Auch der ver.di Fach bereich Bildung,Wissen schaft, Forschung hat auf sei-nem Kongress im Mai beschlossen:Alle Bildung soll sich auf „ausschließ-lich friedliche und zivile Zweckebeschränken“. Der ver.di-Bundes -kon gress wird aufgefordert zu verab-schieden: „An den Schulen wendetsich ver.di besonders gegen die An -werbung von SchülerInnen für dieBun des wehr durch so genannte Ju -gend offiziere.“ b

    W Forschungsministerinwünscht Wettbewerb

    Die Betriebs- und Personal -räte der Helmholtz-Gemeinschafthaben sich kritisch zu der Ent -scheidung von Bundesbildungs-und ForschungsministerinAnnette Schavan geäußert, ab2012 alle Projektträgerauf gabeneuropaweit auszuschreiben.„Vor ca. 35 Jahren hat dasBMBF begonnen, originäreAufgaben des Bundesministe -riums an die Großforschungsein -rich tungen auszulagern. Ziel war es, den Ausbau der Behördezu begrenzen und flexibel dieAufgaben in fachkundige Händezu übergeben.“, schreiben dieMitarbeiterInnenvertreter. Etwa1800 Menschen seien dort heutebeschäftigt – und sie seiengleichsam ein riesiges „Gedächt -nis“. Längst nicht alle ihre kom-plexen Leistungen könnten beiAusschreibungen detailliertbeschrieben und entsprechendbei der Vergabe beachtet wer-den. Die Betriebsräte warnendavor, dass das Ergebnis desgeplanten Wettbewerbs keines-wegs mehr Effizienz sein werde.

    W Bildungsministerin will Bundesunis

    BundesbildungsministerinAnnette Schavan hat insGespräch ge bracht, leistungs-starke Universi täten mit hohemFinanzbedarf mittelfristig in dieZuständigkeit des Bundes zuüberführen. Nach dem Auslaufender Exzellenz initiative werdeeine neue Finanzdebatte an -stehen, so ihre Prognose.

    W Studienplatzklagenerfolglos

    Rund 450 Studienplatzbe -wer ber sind mit dem Versuchgescheitert, einen Studienplatzin Human- oder Zahnmedizin ander Uni Göttingen einzuklagen.Die Antragsteller hatten geltendgemacht, die Uni schöpfe ihreAusbildungskapazität nicht aus.Das Göttinger Verwal tungs -gericht lehnte die Anträge ab.

    M E L D U N G E N

    13

    Foto

    : Werne

    r Bac

    hmeier

    So hat sich die Bundeswehr

    das wohl nicht vorgestellt

    biwifoRep02_2011_RZ_2011-06-20 20.06.2011 09:37 Seite 13

  • Ehrenamtlichen Mitglieder des Bundesfachbereichsvorstandes

    Name Landesbezirk Mitgliedergruppe

    Klaus Hertel Baden-Württemberg Forschung

    Gabriele Klinger Baden-Württemberg Studentenwerke

    Mareile Müller Bayern Weiterbildung

    Ines Tietz Bayern Archive-Bibliotheken-Dokumentationseinrichtungen

    Bernd Bibra Berlin/Brandenburg Forschung

    Sara Hillnhüter Berlin/Brandenburg Studierende

    Birthe Haak Hamburg Hochschulen

    Peter Huckebrink Hamburg Weiterbildung

    Michael Fütterer Hessen Studierende

    Sabine Leib Hessen Hochschulen

    Sonja Buchterkirchen SAT* Studentenwerke

    Karola Güth SAT* Hochschulen

    Rainer Herter SAT* Hochschulen

    Burckhard Doemen Niedersachsen/Bremen Weiterbildung

    Maren Kaltschmidt Niedersachsen/Bremen Weiterbildung

    Marika Fleischer Nord Hochschulen

    Rainer Lübke Nord Weiterbildung

    Klaus Böhme Nordrhein-Westfalen Hochschulen

    Cornelia Jebsen Nordrhein-Westfalen Forschung

    Reinhard Dudzik Nordrhein-Westfalen Studentenwerke

    Wiebke Koerlin Rheinland-Pfalz Hochschulen

    Anke Schmeier Rheinland-Pfalz Archive-Bibliotheken-Dokumentationseinrichtungen

    Karsten Peters Saar Hochschulen

    Aldiana Zejnilagic Baden-Württemberg Jugend

    Florian Hillebrand Nordrhein-Westfalen Jugend

    Yvonne Baumann SAT* Frauen

    Fritz Schirach Berlin-Brandenburg Senioren

    Ordentliche Delegierte zum Bundeskongress 2011 in Leipzig

    Name Landesbezirk Mitgliedergruppe

    Arnold Arpaci SAT* Studierende

    Yvonne Baumann SAT* Hochschulen

    Klaus Böhme Nordrhein-Westfalen Hochschulen

    Cornelia Jebsen Nordrhein-Westfalen Forschung

    Sabine Leib Hessen Hochschulen

    Julia Müller Berlin / Brandenburg Hochschulen

    Peter Petersen Hamburg Weiterbildung

    Axel Schiller Nord Hochschulen

    Luise Schneider Rheinland-Pfalz Archive-Bibliotheken-Dokumentationseinrichtungen

    Dorothea Steffen Niedersachsen/Bremen Archive-Bibliotheken-Dokumentationseinrichtungen

    Ines Tietz Bayern Archive-Bibliotheken-Dokumentationseinrichtungen

    Magnus Wuggazzer Baden-Württemberg Hochschulen

    Yvonne Baumann SAT* Frauen

    Fritz Schirach Berlin/Brandenburg Senioren

    Se r v i c e

    14

    Das ehrenamtlichePräsidium:

    • Klaus Böhme(Vorsitzender)

    • Birthe Haak(StellvertretendeVorsitzende)

    • Peter Huckebrink(StellvertretenderVorsitzender)

    Karola Güth ist als Mitgliedin den Gewerkschaftsratgewählt worden.

    Foto

    : Stefanie He

    rbst

    * SAT heißt der ver.di Landesbezirk Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, der aus Platzgründen abgekürzt wird

    biwifoRep02_2011_RZ_2011-06-20 20.06.2011 09:37 Seite 14

  • 15

    Spätestens gegen Ende des Studiums taucht dieFrage auf, in welche Richtung der weitereWeg führen soll. Aufgrund von Praktika undProjekten war mir klar: Ich möchte ins Museum.Hat man nicht Museologie, sondern wie ichGeschichte studiert, führt der Weg zu diesem Zielüblicherweise über ein Volontariat.

    Also bewarb ich mich während der Prüfungs -phase auf mehrere Stellen. Ausge schriebenwaren damals nur eine Handvoll Museums -volontariate – bundesweit! Doch ich hatte Glück.Gleich nach Studienabschluss konnte ich in die-sem Januar im Bauernhaus-Museum Wolfegganfangen. Ich zog von der Ostsee ins Allgäu undfreute mich auf viele neue Erfahrungen. UnserTeam ist klein, ich konnte gleich voll einsteigenund fühle mich nach einem kleinen „Kultur -schock“ inzwischen sehr wohl im Schwaben -ländle.

    Ein Volontariat soll Universitätsabsolventen zureigenständigen Tätigkeit in einem Museum aus-bilden. Ein Ausbildungsplan gewährleistet, dassalle wichtigen Säulen der Museumsarbeit vermit-telt werden. Als Orientierung haben der Arbeits -kreis (AK) Volontariat, der Deutscher Museums -bund (DMB) und der Internationaler Museumsrateinen „Leitfaden für das wissen schaft liche Volon -tariat am Museum“ herausgegeben.

    Den Mitarbeitern des Bauernhaus-MuseumsWolfegg ist dieser Leitfaden bekannt und er wirdauch in die Praxis umgesetzt. Dass dies jedochlängst nicht überall der Fall ist, wurde mir späte-stens bei der jährlich stattfindenden Bundes -volontärstagung klar. Auf dieser Tagung wird derAK Volontariat des Deutschen Museumsbundesjedes Jahr neu gewählt. Seit April bin ich selbstMitglied. Wir sind ein Team von acht Volontärenaus den unterschiedlichsten Häusern und jedervon uns hat einen bestimmten Aufgabenbereich.

    Um ein möglichst umfassendes Bild über dieSituation zu bekommen, wird jährlich eine Um -frage durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Erhe -bung bilden auch die Grundlage für das nächstegroße Projekt des AK: die Erarbeitung des Prädi -kats „Faires Volontariat“, basierend auf dem Leit -faden des DMB.

    Denn leider zeigen die Umfragen der letztenJahre deutlich, dass noch immer viele MuseenVolontäre als gut ausgebildete Arbeitskräfte fürwenig Gehalt ansehen. So gab mehr als dieHälfte der Befragten an, dass ihrem Volontariatkein Ausbildungsplan zugrunde liege. Etwa 20Prozent bemängelten, dass sie in die Bereichedes Sammelns und Archivierens – neben derVer mittlungsarbeit eine der Hauptaufgaben vonMuseen – keinerlei Einblicke bekämen. Ebensoviele führten an, dass die Stellenausschreibungnicht der Realität ihres Volontariats entspräche.Über ein Drittel hat keinen Aus bildungs be -treuer, bei einigen existiert dieser nur auf demPapier. So wird aus selbstständiger Arbeit nichtselten „learning-by-doing“.

    Eigentlicher Zweck eines Volontariats sollteein Win-win-Prinzip sein: Die Museen erhaltenVerstärkung durch Studienabsolventen mit fun-dierter theoretischer Ausbildung – diese bekom-men im Gegenzug eine umfassende Ausbildungin der Praxis.

    Wie bereits erwähnt: Ich habe Glück. Nichtzuletzt aufgrund des Ausbildungsplans istmeine Tätigkeit äußerst abwechslungsreich. Ichhabe in der kurzen Zeit bereits reichliche Er -fahrungen in Veranstaltungsorganisation, Aus -stel lungskonzeption und -umsetzung, Inven tari -sierung und auch Verwaltungstätigkeit sammelnkönnen. Zudem ermöglicht mir der Umstand,dass wir ein Freilichtmuseum sind, viel Zeit aufdem Gelände zu verbringen: So kommt auchder handfeste Umgang mit Objekten und Tierennicht zu kurz. Dass alle Volontäre bundesweit inden Genuss eines interessanten, vielfältigen –also fairen – Volontariats kommen, dafür setzensich alle Mitglieder des AK Volontariat ein. b

    Janine Uhlemann

    W Matthias Neis – Kollegemit Doppelerfahrung

    „Ich habe prekäre Arbeits -bedingungen in der Wissenschaftjahrelang erforscht und erlebt.Jetzt ist die Zeit für den Versuch,etwas zu ändern.“ So fasstMatthias Neis seine Moti va tionzusammen, mit dem Organizing-Projekt „Fairspektive mit ver.di“zu starten. Seit dem Frühjahr2010 ist er unterwegs, um aktiveWissenschaftlerInnen dabei zuunterstützen, ihre Interessenbesser durchzusetzen.

    Nach dem Ende seinesStudiums hat der Soziologe sieben Jahr lang selbst als Lehr -beauftragter und wissenschaft -licher Mitarbeiter gearbeitet. Die Auswirkungen eben solcherArbeit war zugleich der Inhaltseiner Forschung. Aus dieserDoppelperspektive heraus weißer bestens, wie dringendWissenschaftlerInnen mehrSicherheit und klare Zukunfts -perspektiven brauchen. MatthiasNeis ist überzeugt: „Wissen -schaft ist nicht nur die hehreSuche nach der Wahrheit. Sie isteben auch Arbeit, und die findetmit einer ziemlich einseitigenMacht verteilung statt. Das einzigwirksame Gegengewicht ist und bleibt eine starke Gewerk -schaft.“ Weil er sich schon wäh-rend seines Studiums im AStAder Uni Münster mit dem politi-schen Virus infiziert hatte, istsein Engagement bei ver.di dielogische Konsequenz. b

    Iris Todtenberg

    Matthias Neis

    P O R T R Ä T

    B l i c k von außen und nach i nnen

    Janine Uhlemann

    Foto

    : priv

    at

    LernortMuseum

    Foto

    : priv

    at

    biwifoRep02_2011_RZ_2011-06-20 20.06.2011 09:37 Seite 15

  • Ich möchte Mitglied werden ab:

    Monat/Jahr

    Persönliche Daten:

    Name

    Vorname/Titel

    Straße/Hausnummer

    PLZ Wohnort

    Geburtsdatum

    Telefon

    E-Mail

    Staatsangehörigkeit

    Geschlecht weiblich männlich

    Beschäftigungsdaten

    Arbeiter/in Angestellte/r

    Beamter/in DO-Angestellte/r

    Selbstständige/r freie/r Mitarbeiter/in

    Erwerbslos

    Azubi-Volontär/in-

    Bin/war beschäftigt bei (Betrieb/Dienststelle/Firma/Filiale)

    Straße/Hausnummer im Betrieb

    PLZ Ort

    Branche

    ausgeübte Tätigkeit

    ich bin Meister/in-Techniker/in-Ingenieur/in

    Tarifvertrag

    Tarifl. Lohn- oder Gehaltsgruppe bzw. Besoldungsgruppe

    Tätigkeits-/Berufsjahr, Lebensalterstufe

    regelmäßiger monatlicher Bruttoverdienst

    Euro

    Einzugsermächtigung:

    Ich bevollmächtige die ver.di, den satzungs-gemäßen Bei trag bis auf Widerruf im Last-schrift ein zugs verfahren

    zur Monatsmitte zum Monatsende

    monatlich halbjährlich

    vierteljährlich jährlich

    Name des Geldinstituts/Filiale (Ort)

    Bankleitzahl Kontonummer

    Name Kontoinhaber/in (Bitte in Druckbuchstaben)

    Datum/Unterschrift Kontoinhaber/in

    oder im Lohn-/Gehaltsabzugsverfahren* monatlich bei meinem Arbeitgeber einzu-ziehen. *(nur möglich in ausgewählten Unternehmen)

    Personalnummer (nur für Lohn-/Gehaltsabzugsverfahren

    Ich war Mitglied der Gewerkschaft:

    von: bis: Monat/Jahr Monat/Jahr

    Monatsbeitrag: Euro

    Der Mitgliedsbeitrag beträgt nach § 14 der ver.di-Sat-zung pro Monat 1% des regelmäßigen monatli chen Bruttoverdienstes. Für Rentner/innen, Pensionär/innen, Vorruheständler/innen, Krankengeldbezieher/innen und Erwerbslose beträgt der Monatsbeitrag 0,5% des regelmäßigen Bruttoeinkommens. Der Mindest-beitrag beträgt € 2,50 monatlich. Für Hausfrauen/Hausmänner, Schüler/innen, Studierende, Wehr-, Zivil-dienstleistende, Erziehungsgeldempfänger/innen und Sozialhilfeempfänger/innen be trägt der Beitrag € 2,50 monatlich. Jedem Mitglied steht es frei, höhere Beiträge zu zahlen.

    DatenschutzIch erkläre mich gemäß § 4a Abs. 1 und 3 BDSG ein-verstanden, dass meine mein Beschäftigungs- und Mitgliedschaftsverhältnis betreffenden Da ten, deren Änderungen und Ergänzungen, im Rahmen der Zweckbestimmung meiner Gewerkschaftsmitglied-schaft und der Wahrnehmung gewerkschafts-politischer Aufgaben elektronisch verarbeitet und genutzt werden.Ergänzend gelten die Regelungen des Bundes-datenschutzgesetzes in der jeweiligen Fassung.

    Datum/Unterschrift

    Datum/Unterschrift

    Werber/in:

    Name

    Vorname

    Telefon

    Mitgliedsnummer W-2

    982-

    02-0

    610

    Vollzeit

    BE

    ITR

    ITT

    SE

    RK

    RU

    NG

    Coupon bitte abtrennen und im Briefumschlag schicken an: Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft . Fachbereich 5 . Bildung, Wissenschaft und Forschung . Paula-Thiede-Ufer 10 . 10179 Berlin

    biwifoRep02_2011_RZ_2011-06-20 20.06.2011 09:36 Seite 16

    biwifo 02/2011: Gute Arbeit – Die Beschäftigten wissen am besten, was dazu gehörtEditorialInhaltSchwerpunkt: Gute ArbeitGute Arbeit – die Weichen sind gestelltIndex Gute ArbeitInnenleben der Bibliotheken entschlüsseltWettlauf der StudentenwerkerWeißes Schaf ergrautElf Faktoren zum ErfolgMühsamer Kampf gegen BefristungenImpuls für die ganze BrancheGesundheitsschutz zahlt sich aus

    Baden-Württemberg: Bildung im grün-rotenLändleAus den LändernVerbeamtete Lehrkräfte dürfen streikenErste Systemakkreditierung

    Weiterbildung: Arbeitsmarktpolitik rutscht in eine neue KriseHochschulenKommunikation auf neuen KanälenZVS noch nicht online

    Master für alleEntgeltordnung endlich durchgesetztStudierendeMehr Studierende kommen zu GewerkschaftenElfter Studierenden-Survey erschienenNRW schafft Studien -gebühren ab

    Das gute Beispiel: Hausverbot für die BundeswehrMeldungenForschungsministerin wünscht WettbewerbBildungsministerin will BundesunisStudienplatzklagen erfolglos

    ServiceEhrenamtlichen Mitglieder des BundesfachbereichsvorstandesOrdentliche Delegierte zum Bundeskongress 2011 in LeipzigDas ehrenamtliche Präsidium

    Blick von außen und nach innen: Lernort MuseumPorträt: Matthias NeisZu guter Letzt: Karikatur Alff