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REISEZEIT Sommer 2012 Reisebeilage der ADZ Samstag, 26. Mai 2012 INHALT REISEZEIT Winter 2011 Seite II: Öko & Natur Seite III: Aktivurlaub Seite IV: Wellness Seite V: Gourmetreisen Seiten VI & VII: Kultur & Events Seite VIII: Europa/ Städte & Regionen Rowmania – Rumänien mit dem Ruderboot erobern Olympiaweltmeister Ivan Patzaichin setzt sich für umweltfreundlichen Tourismus ein / Von Nina May Den Wunsch, dem Donaudelta etwas zurückzugeben, trägt der aus dem Dorf Mila 23 stammende Ruderweltmeister Ivan Patzaichin schon lange im Herzen. Vor zwei Jahren bot sich dem mehrfa- chen Olympiasieger, Rumäniens erfolg- reichstem männlichen Sportler, eine überraschende Gelegenheit. Auf einem Gastro-Fest im Delta traf er auf alte Freunde, Umweltaktivisten, die wie er erschüttert auf die Entwicklung dieses einzigartigen Naturparadieses blickten: Betonvillen statt schilfbedeckter Häu- ser, knatternde Motorboote statt der traditionellen Lotca der Fischer. Doch anstelle zu klagen, begannen sie, ge- meinsam Ideen zu wälzen... Ein neuer Trend Dass aus Träumen Wirklichkeit wer- den kann, hat der sympathische Sport- ler inzwischen bewiesen. Zusammen mit Andrei Blumer, dem Leiter der Ökotou- rismusvereinigung AER (Asocia]ia de Ecoturism din România), hat er ein nach- haltiges Konzept entwickelt, das Tou- rismus, Naturschutz, Bewahrung von Traditionen und Hilfe für die lokale Bevölkerung vereint. Rowmania nennt sich die Kampagne, die das Rudern nicht nur im Delta, sondern im ganzen Land zum neuen, gesunden und umwelt- freundlichen Volkssport avancieren las- sen soll. Hierfür erfand er ein bequem zu steuerndes Boot aus Holz, dessen Aussehen und Bauweise sich an der tra- ditionellen Lotca orientiert: das Canot- ca. Von elf Besucherzentren aus sollen Touristen mit diesem auf speziell er- schlossenen Routen und Naturlehrpfa- den aufbrechen, oder sich dort eine Route über die lokalen Sehenswürdig- keiten zusammenstellen – zum Beispiel mit dem Boot nach Letea oder Sulina, dann weiter mit gemieteten Fahrrädern oder Pferden zu Naturparks, Museen, Häfen, Sennhütten, historischen Stätten und anderen Sehenswürdigkeiten, etwa dem Kloster Sipoc oder dem weltweit einzigartigen multinationalen Friedhof von Sulina. Für traditionelle Unterkünf- te, Verpflegung mit lokalen Köstlich- keiten, Freizeitaktivitäten und gutem Service sorgen lokale Einwohner, die in speziellen EU-Projekten eingebunden werden. Ein wichtiger Teil des Pro- gramms besteht darin, lokaltypische Brands zu schaffen – zum Beispiel Käse aus Chilia, wo sich zahlreiche Sennhüt- ten befinden, die sich jedoch bisher mangels Infrastruktur kaum vermark- ten konnten – und die Versorgung der Gästehäuser mit Lebensmitteln aus ökologischer Produktion sicherzustel- len. Für die Umsetzung sorgt die Stif- tung „Asocia]ia Ivan Patzaichin – Mila 23“ in Kooperation mit AER über euro- päische Finanzierung. Erste Besucherzentren Bereits im Juni dieses Jahres soll ein Besucherzentrum in Cri{an als Aus- gangspunkt für Touren ins Delta entste- hen. Außerdem wird mit dem Bau eines Infozentrums in Bukarest begonnen, wo man sich über Ruder- und Ökotourismus informieren kann. Hierfür werden auf dem Dâmbovi]a-Abschnitt zwischen dem Unirea Platz und der Nationalbibli- othek elf mit dem Canotca anzusteu- ernde Inseln angelegt, von denen jede einen Teil des Landes repräsentiert. Für erneute Popularität des im Delta längst aus der Mode gekommenen Ruder- sports soll auch das von Patzaichin im letzten September ins Leben gerufene jährliche Ruderfestival in Tulcea sorgen. Ruderfestival in Tulcea Vom 31. August bis 2. Septem- ber findet zum zweiten Mal das in- ternationale Ruderfestival in Tulcea zur Promovierung von sanf- tem Rudertourismus statt. Als Gäs- te werden auch die zirka 200 Teilnehmer des jährlichen Donau- marathons erwartet, der im Schwarzwald beginnt und in Tulcea endet. Besondere Attraktion wird ein Ruderwettbewerb in speziellen Zehn- Mann-Canotcas sein, bei dem Mann- schaften aus lokalen Institutionen – Polizei, Bürgermeisteramt, Gefängnis oder Presse – gegeneinander antre- ten. Auch in den Städten auf der Strecke Wien, Bratislava und Buda- pest sind Ausstellungen und Ver- anstaltungen zum Thema Donau, Rudersport und Canotca geplant. Eine Gondel fürs Delta Aus dem sportlichen Kanu und der traditionellen Lotca wurde Ca- notca – ein schlankes, leicht manö- vrierbares Ruderboot aus Holz, hergestellt auf der Basis alter Tradi- tion im Delta in einem von der Stif- tung „Asocia]ia Ivan Patzaichin – Mila 23“ gegründeten Atelier. In der angegliederten Schule soll auch das verloren gegangene lokale Boots- bauhandwerk wieder gelehrt wer- den. Nur leichte Veränderungen wurden vorgenommen, um das Canotca den Anforderungen für den Tourismus anzupassen. So wird statt rückwärts in Fahrtrichtung ge- rudert und der Pechanstrich durch weniger entzündliche schwarze Far- be ersetzt. Das Canotca bietet be- quem für drei Personen Platz. Ivan Patzaichin promoviert Ökotou- rismus. Schützenswertes UNESCO-Weltnatur- erbe: Das Donaudelta Erstes Ruderfestival in Tulcea 2011: Startschuss für Sport, Spaß und Naturschutz in einem Atemzug Fotos: Asocia]ia Ivan Patzaichin - Mila 23 Ökotourismus – mit dem Canotca sanft durch Kanäle gleiten. Das größe Naturschutzgebiet Europas erstreckt sich über 5000 Kilometer, beherbergt über 4000 Tier- und mehr als 1000 Pflanzenarten. Das Donaudelta ist das gewaltigste Feuchtbiotop des Kontinents und das größte Schilfrohrgebiet der Erde.

ADZ / März 2011 Seite 1 REISEZEIT · le glitzern dann wie flüssiges Silber in Besichtigung des zukünftigen GEOPARK Buz²u Zentrum des zukünftigen Geo-parks und ein guter Startpunkt

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Seite 1ADZ / März 2011

REISEZEIT Sommer2012

Reisebeilage der ADZ Samstag, 26. Mai 2012

INHALT

REISEZEIT Winter2011

Seite II:Öko & Natur

Seite III:Aktivurlaub

Seite IV:Wellness

Seite V:Gourmetreisen

Seiten VI & VII:Kultur & Events

Seite VIII:Europa/

Städte & Regionen

Rowmania – Rumänien mit dem Ruderboot erobernOlympiaweltmeister Ivan Patzaichin setzt sich für umweltfreundlichen Tourismus ein / Von Nina May

Den Wunsch, dem Donaudelta etwaszurückzugeben, trägt der aus dem DorfMila 23 stammende RuderweltmeisterIvan Patzaichin schon lange im Herzen.Vor zwei Jahren bot sich dem mehrfa-chen Olympiasieger, Rumäniens erfolg-reichstem männlichen Sportler, eineüberraschende Gelegenheit. Auf einemGastro-Fest im Delta traf er auf alteFreunde, Umweltaktivisten, die wie ererschüttert auf die Entwicklung dieseseinzigartigen Naturparadieses blickten:Betonvillen statt schilfbedeckter Häu-ser, knatternde Motorboote statt dertraditionellen Lotca der Fischer. Dochanstelle zu klagen, begannen sie, ge-meinsam Ideen zu wälzen...

Ein neuer Trend

Dass aus Träumen Wirklichkeit wer-den kann, hat der sympathische Sport-ler inzwischen bewiesen. Zusammen mitAndrei Blumer, dem Leiter der Ökotou-rismusvereinigung AER (Asocia]ia deEcoturism din România), hat er ein nach-haltiges Konzept entwickelt, das Tou-rismus, Naturschutz, Bewahrung von

Traditionen und Hilfe für die lokaleBevölkerung vereint. Rowmania nenntsich die Kampagne, die das Rudern nichtnur im Delta, sondern im ganzen Landzum neuen, gesunden und umwelt-freundlichen Volkssport avancieren las-sen soll. Hierfür erfand er ein bequemzu steuerndes Boot aus Holz, dessenAussehen und Bauweise sich an der tra-ditionellen Lotca orientiert: das Canot-ca. Von elf Besucherzentren aus sollenTouristen mit diesem auf speziell er-schlossenen Routen und Naturlehrpfa-den aufbrechen, oder sich dort eineRoute über die lokalen Sehenswürdig-keiten zusammenstellen – zum Beispielmit dem Boot nach Letea oder Sulina,dann weiter mit gemieteten Fahrrädernoder Pferden zu Naturparks, Museen,Häfen, Sennhütten, historischen Stättenund anderen Sehenswürdigkeiten, etwadem Kloster Sipoc oder dem weltweiteinzigartigen multinationalen Friedhofvon Sulina. Für traditionelle Unterkünf-te, Verpflegung mit lokalen Köstlich-keiten, Freizeitaktivitäten und gutemService sorgen lokale Einwohner, die inspeziellen EU-Projekten eingebundenwerden. Ein wichtiger Teil des Pro-gramms besteht darin, lokaltypischeBrands zu schaffen – zum Beispiel Käseaus Chilia, wo sich zahlreiche Sennhüt-ten befinden, die sich jedoch bishermangels Infrastruktur kaum vermark-ten konnten – und die Versorgung derGästehäuser mit Lebensmitteln ausökologischer Produktion sicherzustel-len. Für die Umsetzung sorgt die Stif-tung „Asocia]ia Ivan Patzaichin – Mila23“ in Kooperation mit AER über euro-päische Finanzierung.

Erste Besucherzentren

Bereits im Juni dieses Jahres soll einBesucherzentrum in Cri{an als Aus-gangspunkt für Touren ins Delta entste-hen. Außerdem wird mit dem Bau einesInfozentrums in Bukarest begonnen, woman sich über Ruder- und Ökotourismusinformieren kann. Hierfür werden aufdem Dâmbovi]a-Abschnitt zwischendem Unirea Platz und der Nationalbibli-othek elf mit dem Canotca anzusteu-ernde Inseln angelegt, von denen jedeeinen Teil des Landes repräsentiert. Fürerneute Popularität des im Delta längstaus der Mode gekommenen Ruder-sports soll auch das von Patzaichin imletzten September ins Leben gerufenejährliche Ruderfestival in Tulcea sorgen.

Ruderfestival in TulceaVom 31. August bis 2. Septem-

ber findet zum zweiten Mal das in-ternationale Ruderfestival inTulcea zur Promovierung von sanf-tem Rudertourismus statt. Als Gäs-te werden auch die zirka 200Teilnehmer des jährlichen Donau-marathons erwartet, der imSchwarzwald beginnt und in Tulceaendet. Besondere Attraktion wird einRuderwettbewerb in speziellen Zehn-Mann-Canotcas sein, bei dem Mann-schaften aus lokalen Institutionen –Polizei, Bürgermeisteramt, Gefängnisoder Presse – gegeneinander antre-ten. Auch in den Städten auf derStrecke Wien, Bratislava und Buda-pest sind Ausstellungen und Ver-anstaltungen zum Thema Donau,Rudersport und Canotca geplant.

Eine Gondel fürs DeltaAus dem sportlichen Kanu und

der traditionellen Lotca wurde Ca-notca – ein schlankes, leicht manö-vrierbares Ruderboot aus Holz,hergestellt auf der Basis alter Tradi-tion im Delta in einem von der Stif-tung „Asocia]ia Ivan Patzaichin –Mila 23“ gegründeten Atelier. In derangegliederten Schule soll auch dasverloren gegangene lokale Boots-bauhandwerk wieder gelehrt wer-den. Nur leichte Veränderungenwurden vorgenommen, um dasCanotca den Anforderungen fürden Tourismus anzupassen. So wirdstatt rückwärts in Fahrtrichtung ge-rudert und der Pechanstrich durchweniger entzündliche schwarze Far-be ersetzt. Das Canotca bietet be-quem für drei Personen Platz.

Ivan Patzaichin promoviert Ökotou-rismus.

Schützenswertes UNESCO-Weltnatur-erbe: Das Donaudelta

Erstes Ruderfestival in Tulcea 2011: Startschuss für Sport, Spaß und Naturschutzin einem Atemzug Fotos: Asocia]ia Ivan Patzaichin - Mila 23

Ökotourismus – mit dem Canotca sanftdurch Kanäle gleiten.

Das größe Naturschutzgebiet Europas erstreckt sich über 5000 Kilometer, beherbergt über 4000 Tier- und mehr als 1000Pflanzenarten. Das Donaudelta ist das gewaltigste Feuchtbiotop des Kontinents und das größte Schilfrohrgebiet der Erde.

ADZ / ReiseZeitSeite II ÖKO & NATUR

Die Mondlandschaft mit dem „Blubb“Ausflug zu den Schlammvulkanen von Berca (Buz²u) / Von Nina May

In Badelatschen und Gummistiefelnnähern wir uns der Kraterlandschaft,oder zumindest mit Plastiktüten umwi-ckelten Turnschuhen. Kein Halm, keinBlümchen weit und breit! Kein Surrenvon Insekten – in diese Wüstenland-schaft verirrt sich kaum Leben, nichteinmal Fliegen. Zu hören bekommt manstatt dessen ein leises Brodeln, Zischenund Sirren im Hintergrund, gelegent-lich unterbrochen von einem gewalti-gen Blubb aus dem Bauch der größerenKrater. Wenn eine der imposanterenGasblasen zerplatzt, schwappt einSchwall aus schiefergrauem Schlamman den Kraterrand, türmt sich dortlangsam, aber stetig einen Schlot auf,manchmal bis zu vier Meter hoch.Oder der Rand bricht auf und einzähflüssiges Rinnsal mäandert glit-zernd über den weichen Boden. Wirmüssen aufpassen, wo wir hintreten,denn unter unseren Füßen scheint eszu kochen. Große, kleine und winzigeKrater, die entstehen und wieder ver-gehen, formen dieses Plateau ständig um.Den Finger darf man gefahrlos in die

Soße stecken, denn der Schlamm ist kalt.Diapirismus nennt man das seltene

geologische Phänomen, das leichtes,tonreiches Sedimentgestein in Wasseraufgeschlämmt, zusammen mit Me-thangas an die Oberfläche steigen lässt.Manche Schlammvulkane brennen, diein Berca tun es nicht. Dafür gibt es in denLandkreisen Vrancea und Buz²u einverwandtes Phänomen, das man „le-bendes Feuer“ („focul viu“) nennt: beiAndreia{u de Jos und Lop²tari züngelnmitten auf der Wiese auf einmal Flam-men aus Löchern in der Erde. Im Ge-gensatz zu den Schlammvulkanen sindsie in Reiseführern kaum erwähnt undnur zu Fuß oder mit dem Geländewa-gen erreichbar – am besten fragt manEinheimische nach der Stelle.

Auf beide Phänomene trifft man inGebieten mit hohem tektonischemDruck, der die Entstehung von Erdgasund Erdöl fördert. Schon bei der An-fahrt zu den ab Buz²u – Ausfahrt Râm-nicu Sar²t gut ausgeschildertenSchlammvulkanen („Vulcanii noroio{i“)sieht man daher Bohrtürmchen, die

emsig das schwarze Gold aus dem Bauchder Erde pumpen. Auf asphaltierterLandstraße, die sich durch Dörfer mitschmucken Bauernhäuschen schlängelt,erreicht man Berca bequem. Biegt manvor den „kleinen“ Schlammvulkanenrechts ab, gelangt man in wenigen Mi-nuten zu den „großen“, wobei auf je-den Fall ein Besuch beider Plateaus lohnt,da ihre Krater oft unterschiedlich aktivsind. Manchmal kann man sich ihnenvor lauter Schlamm kaum nähern, dannwieder ist der Boden in abertausendetrockene Schollen zersprungen und esblubbert nur in wenigen Löchern zwi-schen den Erdrissen träge vor sich hin.

Die Gegend – sandige, grasbedeckteHügel, quirlige Bäche und Weinberge –eignet sich zum Herumstreifen. Surrealwirken die Schlammvulkanplateaus vorallem bei Sonnenuntergang, wenn derrote Feuerball langsam am Horizontversinkt und die Landschaft mit denbizarren grauen Schloten in ein zartro-sa Licht taucht. Der Schlamm in den fla-cheren Kratern und die frischen Rinnsa-le glitzern dann wie flüssiges Silber in

Besichtigung des zukünftigenGEOPARK Buz²u

Zentrum des zukünftigen Geo-parks und ein guter Startpunkt fürTouren ist die Gemeinde Berca (DN10 Buz²u - Kronstadt – 15 Kilome-ter von Buz²u entfernt). HanulMoara Veche und Casa Matei sindempfehlenswerte Pensionen imOrt. Der Tourismusverband der Re-gion Buz²u organisiert direkt vorOrt deutschsprachige Touren (Web-seite: www.travelbuzau. com; Te-lefon: 0729-835 569). Touren indeutscher und englischer Spracheab Bukarest werden von CityCom-pass (www.citycompass.ro) ange-boten. In der Gemeinde Berca, amEingang zu den Schlammvulka-nen, eröffnet im Juni 2012 der TOU-RISM INFOPOINT BUZ³U. DasZentrum bietet Karten, Touran-gebote sowie eine Zimmervermitt-lung.

Sehenswürdigkeiten imGEOPARK Buz²u

Neben den Hauptattraktionender Gegend, den Schlammvulka-nen von Berca und den „FocurileVii” (Lebende Feuer) in der Ge-meinde Lop²tari bei Berca, gibt esnoch viel mehr außergewöhnlicheSehenswürdigkeiten in einer derwildesten Zonen Rumäniens. Aufdem Weg dorthin ist der weißeSteinberg von M²nz²le{ti ein be-sonderes Landschaftsmerkmal.Wanderfreunde sind gut aufge-hoben auf dem Meledic-Plateauoder rund um den Lacul Mocearu.In der Gemeinde Col]i befindetsich das Bernsteinmuseum. Vondort können zu Fuß die einzigar-tigen Höhlenkirchen von Buz²ubesichtigt werden. IndividuelleErkundungen der GEOPARK-Zone sind möglich, es empfehlensich jedoch geführte Touren.

den letzten Sonnenstrahlen: Man fühltsich glatt in eine Szene aus einem Karl-May-Roman versetzt...

Blick ins weite Land vom Plateau der großen Schlammvulkane

Schlammvulkane bei Sonnenuntergang Fotos: die Verfasserin

UNESCO-Geopark in Buz²u geplantGeologische Schätze unweit von Bukarest / Von Thorsten Kirschner

Märchenbaum in der „}ara Luanei” Foto: www.travelbuzau.com

Schlemmen bei denSchlammvulkanen

Wer urig und zugleich stilvoll näch-tigen und speisen möchte, dem sei derKomplex „Crâ{m²ri]a din Buz²u“ (dieKneipenwirtin von Buz²u) empfoh-len, direkt an der Ausfahrt Buz²u inRichtung Râmnicu S²rat (siehe Webseitewww.crasmaritadinbuzau.ro). Dasdazugehörige Restaurant in Form ei-ner Mühle, die „Moara Dr²gaicilor“ -dr²gaica ist eine Heilpflanze sowie einemythische weibliche Figur - bietetlokale Köstlichkeiten in rustikalem Am-biente: Ple{coi-Bratwürste, Austern-pilzsalat, überbackenen Bultz. Von denWänden hängen Kürbisse, bäuerli-che Werkzeuge und Felle, währenddas Feuer in der zentralen Herdstelleprasselt.

Kein Dracula, keine Burgen, keinPrinz Charles – dennoch nennt es derbritische Guardian „eine Märchenland-schaft wie von den Gebrüdern Grimmgeschaffen”. Die Rede ist von denBuz²uer Bergen, nur knapp 130 Kilo-meter von Bukarest und 50 Kilometervon Kronstadt/Bra{ov entfernt. Pro-minente Stimmen wie Kevin Rushby,Chefredakteur der Reisebeilage desGuardian, gibt es nur selten. Die weni-

gen Touristen sind begeistert, dennochführt die Region Buz²u ein Schattenda-sein gegenüber den übermächtigen Sie-benbürgischen Nachbarn – vollkom-men zu Unrecht. Ein ambitiöses Projektwill dies nun nachhaltig ändern: Der Ge-opark „}inutul Buz²ului” soll Teil desUNESCO Geopark-Netzwerks werdenund damit ein weltweites Publikumerreichen. Touristische Vermarktungseitens des Landkreises Buz²u: bisher

Fehlanzeige. Dabei findetsich nirgendwo sonst in Ru-mänien eine derartige An-sammlung von geologi-schen Schätzen und Natur-phänomenen: die europa-weit einzigartige Mondland-schaft der Schlammvulkane,das ewige Feuer, Salz- undHeilwasserquellen, Rumä-niens einzige Bernsteinvor-kommen und vieles mehr.Daneben locken eine reich-haltige Flora und Fauna, Ru-mäniens wildeste Zone mitüber 3000 zivilisationsfreienQuadratkilometern und – mitden Höhlenkirchen vonBuz²u – die Wiege der Chris-tenheit in Südosteuropa, einarchäologischer und kulturel-ler Schatz inmitten atembe-raubender Landschaft.

Genügend Stoff zumin-dest für ein touristischesMärchen. Und ideal für ei-nen Geopark. Dem im Jahr2000 mit Hilfe der EU undUnterstützung der UNESCOgeschaffenen Geopark-

Netzwerk gehören inzwischen 48 Parksin ganz Europa an. Ziel des Netzwerksist es, das geologische Erbe zu bewah-ren, eine nachhaltige Regional- und Tou-rismusentwickung zu fördern und sichgegenseitig zu vermarkten.

Der zukünftige Geopark }inutulBuz²ului, „Buz²uer Land”, hat eine Flä-che von über 100.000 Hektar und um-fasst achtzehn Gemeinden mit knapp50.000 Einwohnern. Die Idee eines Geo-parks hier wurde schon vor einigenJahren von der Universität Bukarest ent-wickelt. Das Problem war, wie immer,die nachhaltige Finanzierung. Eine Ar-beitsgruppe aus Universität, Bezirksre-gierung, den zugehörigen Gemeindensowie den lokalen Tourismusverbän-den wollen nun die Anerkennung alsUNESCO-Geopark innerhalb der nächs-ten fünf Jahren erreichen.

Zum Geopark gehören ein Informa-tionszentrum, ein GEOPARK-Museum,markierte Touristenrouten, zertifizier-te Geoparkführer und ein touristischesAngebot rund um das Thema Natur.Und hier hat Buz²u alle Chancen: keinPommes-Frites Massentourismus, kei-ne grellleuchtenden Betonbunker-Pen-sionen. Stattdessen: hochwertiges Bio-essen vom Bauern und geführte Wand-ertouren auf den Spuren von Bären undWölfen. Unberührte und wilde Natursuchte Kevin Rushby, er fand gleichzei-tig eine Bergregion „voller Mystik undTraditionen”. Seit dem prominent plat-zierten Artikel im Guardian vom 30.März 2012 stehen die Telefone nichtmehr still in Buz²u. Weitere Informati-onen über den Geopark Buz²u findenSie unter: www.travelbuzau.com.

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Seite IIIADZ / ReiseZeit AKTIVURLAUB

Herculane Climbing Open

Der Sportclub Alternative ausTemeswar veranstaltet jedes Jahreinen Kletterwettbewerb bei Her-kulesbad/B²ileHerculane. Die elf-te Auflage fand zwischen dem 28.und 30. April statt. 140 Kletterer ausganz Rumänien nahmen an demWettbewerb teil. Zu den Veranstal-tern gehörten auch die Besitzer der„One Move“ Kletterhalle. Die Re-geln sind einfach: Rund 30 Mitglie-der von „One Move“ und„Alternative“ bereiteten fünf bissechs Wochen lang Kletterrouten fürden Wettbewerb vor. Insgesamtwurden in diesem Jahr 28 neue Rou-ten eingerichtet. Zehn wurden ausdem letzten Jahr übernommen.Außer dem Sicherungsseil dürfensich die Teilnehmer keiner weite-ren Hilfen bedienen. Von den 140Teilnehmern waren nur 37 Frauen.

BouldernBouldern ist eine Kletterdisziplin,

die in Frankreich bei den Felsen umFontainebleau ihre Anfänge nahm.Die vorgeschriebe Höhe darf nichtmehr als sieben Meter überschrei-ten. Es wird sowohl auf das Kletter-seil als auch auf den Gurt verzichtet.Im Falle eines Sturzes werden dieKletterer von Sturzpolstern abge-fangen. Wichtigste Vertreter die-ser Klettersportart sind derAmerikaner John Gill und der Deut-sche Wolfgang Fietz. Sie haben denBouldersport maßgeblich geprägt.Beim Bouldern muss der Klettererbesonders schwierige Bewegungs-abläufe in wenigen Zügen durch-führen. Diese werden oft als„Boulder-Probleme“ bezeichnet.

Tauchen ist nichtganz billig

Ein Kurs zum „Open Water Di-ver“ ist bei diversen Tauchschulenin Konstanza oder Eforie Nordbereits ab 250 Euro zu haben. Dieinternational anerkannte Ausbil-dung beinhaltet Praxiseinheiten imBecken, Theoriestunden sowie vierTauchgänge im offenen Wasser. Mitdem Zertifikat kann man dannTauchausrüstung leihen und eigen-ständig Tauchgänge unternehmen.Wer nicht ganz soviel Zeit und Geldhat, bekommt für etwa 180 Euroden „Scuba Diver“. Nach diesemKurs sind Tauchgänge nur in Beglei-tung mit einem ausgebildeten Tauch-lehrer erlaubt. Leihen kann man sichdie komplette Ausrüstung mit Neo-prenanzug bei verschiedenen Tauch-schulen in Bukarest oder Konstanzazwischen 25 und 35 Euro pro Tag.Nähere Informationen findet manunter: www.aquarius-diving.ro.

One Move: Klettersport im BanatWichtigste Station bleibt Herkulesbad / Von Robert Tari

Der Mensch und der Berg in Opposi-tion, so malen sich viele das romanti-sche Bild aus. Stets mit der Gefahr imNacken, während man versucht derSchwerkraft zu trotzen und auf denAbgrund, der hinter einem lauert, nichtzu achten. Klettern hat wegen den ver-wegenen Expeditionen vieler Abenteu-erer den ungünstigen Ruf erhalten, le-bensgefährlich zu sein. Statistiken undlangjährige Betreiber dieser Randsport-art widersprechen.

Wer im Banat klettern möchte, mussins Herkulesbad/Herculane. Weder dasCerna- noch das Mehedin]i-Gebirge ge-nießen den Ruf eines Mount Everest.Hier schaut die Sache gleich wieder nüch-terner aus: In der Regel wird um denKurort risikofreies Sportklettern betrie-ben. Wer es einen Tick sicherer habenmöchte, kann sich in Temeswar an diekünstlichen Kletterwände im „OneMove Climbing Gym“ heranwagen. Re-ges Interesse an der Sportart bestehtzuhauf. Besonders im Frühjahr suchenviele die Kletterhalle auf. „Die meistentun es aus Neugier. Viele kommen einzweites Mal nicht wieder“, meint IulianPopa. Der 27-Jährige betreibt zusam-men mit Adi Margea die einzige Klet-terhalle aus Temeswar. Es ist Treffpunktder örtlichen Klettererszene und An-laufstelle für Neulinge und Touristen.„One Move“ gehört zu den Hauptver-anstaltern wichtiger Kletterturniere, diebeim Herkulesbad in der Regel veran-staltet werden. Ende April, Anfang Maifand die elfte Auflage des HerculaneClimbing Opens statt. Je nach Schwie-rigkeitsgrad teilt sich der HCO-Wettbe-werb in zwei Kategorien: Open und Mas-ters. „Unser Sieger in der Masters-Kate-

gorie hat nur sechs der insgesamt neunRouten durchklettert“, meint Popa überden Schwierigkeitsgrad der Kletterrou-ten für die fortgeschrittenen Sportler.

Der 22-jährige Francisc Szász beleg-te in der Open-Kategorie Platz 16. „Wasmich am Klettern reizt, ist der persön-liche Überwindungskampf. Man musssich seiner Angst stellen und Ruhe be-wahren, selbst wenn es haarig wird“, soSzasz. Er klettert seit seinem 16. Lebens-jahr. „Ich habe aus Neugier damit ange-fangen. Hatte mich zuerst an der künst-lichen Kletterwand vor dem Iulius Mall-Einkaufszentrum versucht und bin dann

zu One Move.“ Auf den 16. Platz ist erstolz. Dafür hatte er 14 der 29 Routenerfolgreich durchklettert. „Sie waren indiesem Jahr wesentlich länger, als inanderen Jahren“, erklärt Szász. „Sie ha-ben bedeutend mehr Ausdauer abver-langt.“

Die nächste Großveranstaltung von„One Move“ folgt im Juni: „Die OneMove Challenge“, kündigt der 22-Jäh-rige begeistert an. Die Hallenveranstal-tung wird ausschließlich in Temeswarstattfinden und sich über eine Zeitspan-ne von zwei Monaten erstrecken. „Je-der Teilnehmer hat im Juni und Juli Zeit,

Klettern ohne Altersbeschränkung – Bei „One Move Climbing Gym“ werdenKindern die Grundlagen beigebracht. Foto: Zoltán Pázmány

die Kletterrouten zu meistern“, meintPopa. „Diese haben es in sich. Ich glaubekaum, dass jemand alle durchkletternwird“, ergänzt Szász.

Für Teilnehmer an Wettbewerbenwie Herculane Climbing Open ist es einkostspieliges Hobby. Reise- und Über-nachtungskosten muss jeder selbst über-nehmen und auch eine Teilnahmege-bühr zahlen. Mit dem Geld kaufen dieVeranstalter die notwendigen Klemm-keilen, Haken, Friends und Bandschlin-gen. „Das Equipment ist nicht billig,“meint Szász. „Schließlich geht es um dieeigene Sicherheit.“

Sponsoren findet man schwer. Diewenigen die man hat, zahlen wenig.„Dafür ist Klettern als Sportart nichtpopulär genug“, erklärt Popa.

„One Move Climbing Gym“ kannsich allerdings über Kundenmangelnicht beschweren. Der Spanier AlfredoHuerta (53) arbeitet in Temeswar fürein multinationales Unternehmen. Erpraktiziert seit sechs Jahren das Alpin-klettern. „Ich war in Spanien, Marokkound den Alpen unterwegs“, zählt Huer-ta seine bisherigen Kletterstationen auf.Die Banater Berge hat er noch nichtbestiegen. „Ich bin One Move beigetre-ten, um neue Menschen kennenzuler-nen und mehr über den technischenAspekt bestimmter Kletterdisziplinenzu erfahren“, so Huerta. Szász besuchtdie Kletterhalle zweimal in der Woche.Wenn Wetter und Zeit es erlauben, fährter an den Wochenenden in das BanaterBergland. „Klettern ist wie jeder andereSport auch“, erklärt Iulian Popa. „Weres wirklich durchziehen möchte, mussan sich arbeiten. Talent allein reicht nicht,auch wenn es den Einstieg erleichtert.“

Kurz vor dem Abtauchen: Vali (ganz rechts) gibt noch letzte Anweisungen.Foto: der Verfasser

Muschelnsammeln am MeeresgrundEin Tauchgang vor der Felsküste des Schwarzen Meeres / Von Johann Wolfschwenger

Beim Schwimmen brennt das kalteWasser auf der Haut. Es hat nicht mehrals 14 Grad. Junge Männer zwängensich in der steinigen Bucht in die engen,klebrigen Neoprenanzüge. Ohne denKälteschutz wäre an einen Tauchgangim Schwarzen Meer nicht zu denken.Zu Beginn der Saison im Mai ist dasWasser zwar kalt, die Sicht ist aber bes-ser als im Hochsommer. Diesen Vor-zug wollen drei Rumänen und ein Deut-scher bei ihrem ersten Tauchgang derSaison auskosten.

Der Ort, den sie sich für dieses Wag-nis ausgesucht haben, heißt Tyuleno-vo. Er liegt einige Kilometer hinter derGrenze bei Vama Veche auf bulgari-scher Seite direkt am Schwarzen Meer.Die Küste ist felsig, die Klippen ragen

bis zu 20 Meter aus dem Meer. Abschnit-te mit Sandstränden gibt es hier nicht,dafür kleine Pfade, die zu einsamenBuchten zwischen den Klippen führen.„Für das Tauchen ist das viel interessan-ter“, erklärt Vali, als er sich die 15 Kiloschwere Tauchweste, samt Flasche aufdie Schulter schmeißt und über die Stei-ne Richtung Wasser torkelt, „an flachenSandstränden absolviert man höchstensden Anfängerkurs.“ Vali taucht seit dreiJahren. Er ist der Erfahrenste der Grup-pe und kümmert sich um den AnfängerNico. Der deutsche Vermessungsinge-nieur war zuvor erst einmal tauchen,dementsprechend tollpatschig stellt ersich beim Umgang mit den Instrumen-ten an. Wie einen Gürtel legen sich dieTaucher Bleigewichte um die Hüfte. Ihre

Körper sind nun vollständig mit Neo-pren bedeckt. Alle vier stehen bis zumBauchnabel im Wasser und schnallensich ihre Tauchflaschen an. Vali gibt nocheinige kurze Instruktionen, dann gehtes hinein ins kalte Nass.

Die Taucher gleiten entlang der mu-schelüberwucherten Felsen in Richtungoffenes Meer. Die Unterwasserland-schaft ist abwechslungsreich. Kein Ver-gleich mit Südseeregionen oder demRoten Meer, ließ Vali auf der Fahrthierher wissen, aber das Interessan-teste, was man hier in der Gegend fin-det. In den dunklen Höhlen zwischenden Felsen kann man allerhand Scha-lentiere flüchten sehen. Auch Schwär-me kleinerer Fische nehmen vor denEindringlingen Reißaus. Die grünenund braunen Algen sind durch diehochstehende Mittagssonne in Lichtgetaucht und wanken mit dem Rhyth-mus der Wellen. Aus einigen Spaltenim Meeresboden steigen Bläschen auf.Alex, auch ein erfahrener Taucher,erklärt später, dass es sich um Erdgashandelt, das an manchen Stellen an dieOberfläche tritt.

Wenn man sich erst einmal im Was-ser befindet, fühlt man sich trotz derschweren Ausrüstung federleicht. DieBleigewichte wirken dem Auftrieb vonLuftflasche, Körper und Neoprenanzugentgegen. Die Tauchweste, an der auchdie Instrumente befestigt sind, kannman mit Luft aus der Flasche aufblasen.Dann schwebt man langsam in Rich-tung Oberfläche. Um zu sinken, lässtman die Luft einfach wieder aus. Soreguliert man die Tauchtiefe. An die-sem Tag geht es zwölf Meter tief. Etwaso weit reicht die Felsklippe ins Meer.Danach beginnt ein steiniger, leichtabfallender Meeresboden. Vali hat aucherzählt, dass es wenige hundert Metervor der Küste einige Schiffswracks zu

entdecken gibt. Nur dazu müsste manmit einem Boot hinausfahren.

Der erste Tauchgang im SchwarzenMeer ist für Anfänger Nico bereits nacheiner halben Stunde vorbei. Die Nervo-sität und ungewohnte Kälte beschleu-nigen die Atmung, und beim Regulie-ren der Tauchtiefe fehlt ihm noch einwenig die Übung. Erfahrene Taucherkönnen mit einer 200-bar-Füllung derPressluftflasche über eine Stunde unterWasser bleiben. So kommen die ande-ren drei erst nach über einer Stundewieder an die Oberfläche. Als sie anLand klettern, hieven sie zum Erstau-nen aller noch einen großen Eimer Mu-scheln aus dem Wasser. Daraus werdensie in Bukarest ein leckeres Abendessenzaubern.

ADZ / ReiseZeitSeite IV WELLNESS

Anreise nach Bad Felix

Es muss nicht unbedingt dasAuto sein, um nach Bad Felix zureisen. Eine private Eisenbahn fährtdie wenigen Kilometer von demHauptbahnhof in Großwardein/Oradea nach Bad Felix in etwa zwan-zig Minuten. Das geringe Tempodes Zuges in Stadtnähe bietet reich-lich Gelegenheit, die Natur zu be-wundern. In einem stillen Bahnhofmit viel Grün hält der Zug und fünf-zig Meter weiter steht bereits daserste Hotel von Bad Felix. NachGroßwardein, aber auch in das Ge-meindezentrum Sanktmartin/Sântmartin verkehren Busse allezwanzig Minuten. Gut erkennbareHaltestellen lassen keinen Zweifeldarüber, wo die gelben Reisebussehalten.

Baden in Bad FelixZwei Freibäder unterhält das

Kurunternehmen Turism Felix. Ei-nes davon, Apollo, ist das ganzeJahr über geöffnet. DieTatsache,dass das Kurunternehmen nichtzerstückelt wurde, sieht der Ge-schäftsführer Florian Serac alsbesonders wichtig. So kann Frei-zeitgestaltung, aber auch Kur undVerpflegung unter gleicher Regievorgenommen werden. Selbst imWinter sei das Bad gut besucht:„Übermütige kommen aus demheißen Wasser und legen sich inden Schnee daneben“, erzählt er.Gleich neben den Bädern ist eineSportanlage eingerichtet, die dasAngebot vervollständigt.

Infos für KronstädterWasser-Fans

Die Anschrift des Wasserpara-dieses (www.paradisulacvatic.ro),mit dem Bus 40 bei der HaltestelleBaumax erreichbar, lautet Bd.Grivi]ei 2F-2G. Öffnungszeiten imJuni, Juli und August: montags 14-22 Uhr, dienstags bis freitags 10-22Uhr, am Wochenende 9 bis 22 Uhr.Preise: zwei Stunden 30 Lei, dreiStunden 40 Lei, ganztägig 55 Lei,Abos ab 450 Lei (15 Eintritte). FürFitness, Massage, Kosmetik oderKangoo Jumps zahlt man extra. Der„Complex Agrement“ ist täglichvon 10 bis 21.30 Uhr geöffnet undbefindet sich auf der Burgprome-nade/Aleea T.Brediceanu. Empfeh-lenswert ist ein Spaziergang unterder Zinne – die nächste Bushalte-stelle liegt am Waisenhausgässer-tor/Poarta Schei. Preise: eine Stun-de 12 Lei, zwei Stunden 20 Lei, dreiStunden 25 Lei, ganztägig 40 Lei,Abos ab 110 Lei (10 Eintritte). „AroPalace“ (www.aro-palace.ro) liegtam Rudolfsring/Bd. Eroilor 27-29,unweit von der Haltestelle Postwie-se/Livada Po{tei, und ist von 8 bis22 Uhr außer montags geöffnet. Füreinen ganzen Tag zahlt man 49 Lei,ein Abo kostet 400 Lei (10 Eintritte).

Nicht immer nur Wasser!Im „Paradisul acvatic“ besteht

die Möglichkeit, auch auf festemBoden ordentlich zu trainieren: Fit-ness-Geräte, Sportstunden, Kan-goo-Jumps-Kurse stehen im Ange-bot. Letzteres, eine Art Gymnastikauf gelenkschonenden Spring-Stie-feln, wurde auch in Kronstadt zurMode. Ferner kann man den be-deckten Fußballspielplatz anmie-ten. Auch der „Complex Agre-ment“ organisiert Aerobic-, Tae-Bo,Kampfsport- und Pilates-Kurse.Zudem gibt es in nächster Nähedrei Tennis-Spielplätze. Im AroPalace sind die Fitness-Räume et-was eleganter, außerdem kannman Massage sowie Reflexthera-pie genießen.

Ab ins Wasser!Plantschen, Tauchen, Saunieren in Kronstadt / Von Christine Chiriac

Ein kleiner Test: Wie viele Sportartenfallen Ihnen ein, die man im Sommerwie im Winter, bei Sonne wie bei Sturmam Fuße der Zinne praktizieren kann?Wer denkt schon dabei ans Schwim-

men? Wohl kaum jemand. Und trotz-dem, die drei Badehallen in Kronstadt/Bra{ov stellen ein attraktives Freizeit-und Trainingsangebot dar.

Bei der Einfahrt aus Richtung Schäß-burg/Sighi{oara liegt das „Wasserpa-radies“ („Paradisul acvatic“), zurzeit dergrößte Schwimmkomplex der Stadt.Auch wenn der Publikumsandrangmanchmal zu groß ist und die Damenan der Rezeption entsprechend selbst-sicher auftreten, bleibt es ein Paradies!Für sportlich eingestellte Besucher steht

Draußen regnet es, drinnen plantscht es – schon am Vormittag mitten in derWoche ist das Kronstädter „Wasserparadies“ gut besucht. Foto: die Verfasserin

das große Schwimmbecken (Wasser-temperatur etwa 28 Grad, Fläche 720Quadratmeter, Tiefe 2-4 Meter) zurVerfügung. Wer sich hingegen nur ent-spannen möchte, kann nebenan im klei-

neren Pool (etwa 30 Grad, Tiefe 1,35Meter) Nackenduschen und Unterwas-sermassage genießen oder im Sprudel-becken liegen. Dazu ein Tipp: Im Was-serparadies können sogar Geburtsta-ge, Familien- oder Firmenpartys orga-nisiert werden.

Besonders im Winter ist der Pool in-teressant, der nur zur Hälfte bedeckt ist.Bei etwa 37-38 Grad im Wasser ist auchbei seriösen Minustemperaturen unterfreiem Himmel der Blick auf die ver-schneite Zinne eine Freude.

In den Sommermonaten kann manselbstverständlich auch draußenschwimmen: Der große Außenpool so-wie ein 0,5 Meter tiefes Becken für Kin-der stehen von Juni bis August bereit.Zum Wasserparadies gehört natürlichauch... die Schwitzstube: das finnischeHeißluftbad (85-100 Grad), die Bio-Sau-na und das Dampfbad (50–60 Grad) „tra-gen zur Entgiftung des Körpers bei,reinigen Haut und Atemwege, stärkendas Immunsystem.“ Exotisch ist die „Ent-spannungs-Grotte“, ein kleiner Raum,wo man Musik hören und Farben ge-nießen kann indem man in warmemWasser liegt – in Fachsprache heißt das„Chromo- und Musiktherapie“.

Wer aber die Naturfarben der Zinnebevorzugt, sollte im „Complexul Agre-ment“ direkt am Fuße des Bergs schwim-men gehen. Die Fläche ist kleiner, dieAusstattung ein wenig ausgedienter,dafür aber die Stimmung ruhig und dasPersonal entgegenkommend. Auch diePreise sind bei weitem die günstigstenin Kronstadt. Das Café mit wunderschö-nem Blick auf die innere Stadt eignetsich für mehr als nur eine Erfrischungnach dem Baden. Bei gutem Licht übensich dort Fotografen und Kunstschülerin ihrem Metier. Beim Baden selbst kannman die Weberbastei, die SchwarzeKirche, den Turm des alten Rathausesim Auge behalten. Der Pool ist 300 Qua-dratmeter groß und bis 2,5 Meter tief.Das Sprichwort „Wer nicht schwimmenkann, gehe nicht ins Wasser“ gilt jedochauch hier nicht, denn man kann einenSchwimmkurs besuchen oder in derSauna verweilen. Sogar wenn man eseilig hat: Als einzige der drei Schwimm-anlagen bietet „Complex Agrement“die Möglichkeit, nur eine Stunde zubezahlen.

Auf einer höheren Luxusstufe ran-giert das „Wellness & SPA“ des Hotels

Bad Felix – der Kurort für alle Altersgruppen

Heimisch. So darf man getrost BadFelix/B²ile Felix in der Nähe der west-rumänischen Großstadt Großwardein/Oradea nennen. „B²ile Felix“ hebt sichdurch vieles vom Rest der rumänischenLuftkurorte ab. Gastronomie, Umfeldund Service sind Argumente, für diesich ein Aufenthalt, ein Kurzaufenthaltoder zumindest ein Abstecher durchauslohnen. Und weil es eben hier so hei-misch aussieht, scheint der Kurort mitseinen Thermalquellen von internatio-nalem Ruf im westrumänischen Ver-waltungskreis Bihor ein Kurort für Fa-milien. Das Kurbad liegt neun Kilome-ter von Großwardein entfernt, in einerHöhe von 150 Metern über dem Mee-resspiegel und hat ein mildes Klima. DieHeilquellen werden seit etwa tausendJahren genutzt. Die Wassertemperaturbeträgt zwischen 20 und 49°C. Postope-ratorische und posttraumatische Be-handlungen sind in Bad Felix daheim.Gleich neben Bad Felix liegt das Kurbad„B²ile 1 Mai“ – beide gehören zu denacht Dörfern der Gemeinde Sanktmar-tin/Sânmartin.

Bei Tisch sind sie noch trotzige Kin-der, wenige Minuten später stehen siemit leuchtenden Augen vor dem rei-chen Angebot an Spielzeug, das meistim Freien in einer Mischung zwischenSpielwaren- und Ramschladen angebo-ten wird. Daneben Kleider, Schuhe,Batterien, Uhren und Souvenirs, „Fe-lix“ auf Kannen und Anhänger aufge-druckt, festgehalten in Bildern. Vertre-ten ist in Bad Felix die gesamte westru-mänische Küche, und manchmal eini-ges darüber hinaus. Im rustikalen Som-mergarten mutet die Gulaschsuppe mitviel Kartoffeln und Fleisch fast schonwie ein zweiter Gang an, das kühle Bier

dazu – alles in allem 11 Lei. Die Mischungzwischen Dorf – was Felix im Grundegenommen ja auch ist – und Kurortverfolgt den Gast auf Schritt und Tritt.Der kleine Marktplatz mit seinen Früch-ten und dem Gemüse wird von einereinzigen Straße, der Hauptstraße,durchquert. Daneben findet man zweiDorfrestaurants, die jedoch sechs-sie-ben Hauptgerichte als Tagesmenü an-bieten, ebenfalls für 11 Lei. Gegenüber,am Ufer des kleinen Bachs, der den Ortdurchzieht, reihen sich die Restaurantsmit ihren Sommergärten. Anspruchs-vollere Gäste sind hier die Kunden –solche, die sich auch Steaks und Jäger-schnitzel leisten. Und Jägermeister alsDigestif. Aber auch hier steht bereits amfrühen Morgen das Tagesmenü auf demStraßenschild – 11 Lei: Die Wirtschafts-krise lässt grüßen.

Die Unterkunftsmöglichkeiten inBad Felix bieten fast die gesamte Band-breite an Sternen: Da gibt es die großenund massiven Betonklötze aus demKommunismus, einige davon bereitsauf drei Sterne aufgewertet, ein Vier-Sterne-Hotel und Pensionen, für denTouristen, der es wohl etwas lockerermag. Der Vorteil der großen Hotels ist,dass diese zum Kurunternehmen „Tu-rism Felix AG“ gehören und somit Be-handlung und Entspannung anbietenmit neuer Apparatur aus dem Ausland.Der Geschäftsführer des Kurunterneh-mens Florian Serac preist das Angebotan: „Wichtig war, dass das Unterneh-men nicht zersplittert wurde“. Der Ser-vice ist im gesamten Kurort längst aufDrei-Sterne-Niveau gestiegen. DerHoteldirektor Marcel Stokker legt inseiner Einrichtung „Poeni]a“ noch ei-nen Tick drauf. Er empfängt, immer

und Kartenspiele. Manchmal darf sichder Gast in Bad Felix auch in Karaokeversuchen. Als Alternative steht im Zen-trum des Ortes seit Kurzem auch einNachtclub.

Es mag sein, dass noch reichlich vieleüber das Arbeitsministerium anreisen.Um allen Kunden gerecht zu werden,haben die meisten Hotels das festgeleg-te Menü für Kunden mit staatlich sub-

Summe lohnt es sich auf jeden Fall: Großist die Auswahl des Frühstücksbüffetsin den Zwei-Sterne-Hotels zwar nicht,aber es ist eine gute Idee, jedes einzelneGericht zu verkosten – schmecken tunsie alle. Und lange habe ich beim Früh-stück in einem Hotel keinen Kaffeegetrunken, der so gut geschmeckt hat.Und das mag bei einem Kaffeetrinker,der viel rumkommt, was heißen...

Allein schon der Seerosenteich ist einen Besuch von Bad Felix wert. Gegen Abendist das Wasser von Schaulustigen umgeben, die vor allem die Schildkrötenbeobachten. Foto: Siegfried Thiel

wenn es geht, seine Gäste persönlich.„Es ist schon ein Wettbewerb unter denHotels, auch wenn sie zur selben Gesell-schaft gehören“, sagt der Mann, dessenGroßvater Deutscher ist. Und weil er indiesem Wettbewerb nicht als Letzterstehen möchte, macht er Unterhaltungs-abende mit Musik und Tanz, Schach-

ventioniertem Aufenthalt, aber auchCatering-Service für Frühstücker, dieeinen höheren Standard suchen. Über-raschend, dass hier niemand einem dasFrühstück aufdrängt: „Es steht Ihnenfrei, um zusätzliche 14 Lei bei uns zufrühstücken, oder auch nicht“, heißt esbei der Empfangsdame. Doch für die

Angebot im größten Kurbad Rumäniens wird immer diverser / Von Siegfried Thiel

Aro Palace. Mitten in der KronstädterStadthektik taucht man unter der Glas-pyramide links vom Haupteingang desHotels in die vollkommene Ruhe. Ne-ben dem Pool gibt es zwei Sprudelbe-cken, mehrere Sauna-Anlagen, Beckenfür Kaltbäder, Ruheräume sowie ge-räumige Umkleide- und Duschkabinen(das Handtuch bekommt man vorOrt!). Ganztagsangebote oder Abossind nicht viel teurer als im Wasserpara-dies. Bald kommt auch noch ein Kon-kurrent hinzu: die Schwimmhalle amBahnhof.

Seite VADZ / ReiseZeit GOURMETREISEN

Wie kocht Temeswar?

Ob Wochenendreise oder ein länge-rer Aufenthalt: Die Ziele für Feinschme-cker sind abwechslungsreiche Küchenund leckere Desserts – einfach zumGenießen. Auch Temeswar/Timi{oarahat sich inzwischen zu einem kulinari-schen Entdeckungsziel entwickelt. Dareicht das Angebot von der traditionel-len rumänischen Küche, bis hin zumfeinen Kaffee aus Äthiopien und demleckeren italienischen Eis. Das zergehteinfach auf der Zunge! Die frische Schlag-sahne mit feiner Zitronennote und dieleckere Erdbeersoße verbinden sich zueinem einzigartigen Geschmack. Diesüße Erdbeer-Verführung zählt zu denLieblingssortimenten der Stammkun-den: Die „Zanoni“-Konditorei in derCiprian-Porumbescu-Straße ist eine derbeliebtesten Locations in der Stadt ander Bega und besonders für jene Fein-schmecker geeignet, die etwas Süßesprobieren wollen. Vor allem das Eis gilthier als besonders lecker, aber auchWaffeln mit verschiedenen Füllungenwerden angeboten – all das kann manbei schönem Wetter gemütlich auf derTerrasse genießen.

Wer aber vorher eine richtige Mahl-zeit essen will, kann im Restaurant „CasaBunicii“ vorbeischauen, unweit von derZanoni-Konditorei. Ruhig gelegen in derZoe-Straße Nr. 1, bietet das Restaurantein Vielfach an rumänischen Spezialitä-ten. Zugleich kann man sich hier für dasTagesmenü entscheiden, das zu mode-raten Preisen (20 Lei für zwei Gerichte,einen Nachtisch und ein Glas Wasser)angeboten wird. Das Menü ist dabei sehrabwechslungsreich und es gibt für je-den Feinschmecker etwas: Schweine-

braten mit Blaubeerensoße, feine Erb-sensuppe, moldauischer Borschtsch, Po-lenta, Reis mit Mais und Krautsalat undvieles mehr. Auch bei den Desserts reichtdie Palette weit: Banater Pfannkuchen,Schokoladenmousse, Donuts oderQuarkkuchen.

Wer abends gemütlich ein Bier trin-ken und etwas dabei essen will, demstehen vor allem zwei Locations zurVerfügung, die eine besondere Lagehaben: „Porto Arte“, in unmittelbarerNähe der orthodoxen Kathedrale, amBega-Ufer gelegen, und „Curtea Bera-rilor“, gegenüber dem Continental-Hotel in der Innenstadt. „Curtea Bera-rilor“ wurde in diesem Jahr in einemfrisch sanierten Innenhof in einem Alt-bau eröffnet und hat sich schnell als Lieb-lingslocation vieler Temeswarer etab-liert.

Kaffeegenießer haben auch ihr eige-nes Stammlokal. Wer Kaffee liebt, mussunbedingt in das Mokum-Café am Te-meswarer Domplatz. Zahlreiche Kaf-feesorten aus allen Ecken der Welt ste-hen einem zur Verfügung. Und wernicht weiß, ob er einen speziellen „Mo-kum-Kaffee“ nehmen soll oder docheinen Columbia-Kaffee mit intensive-rem Geschmack, der wird von denVerkäufern beraten, die einem Infos zujedem einzelnen Sortiment, das sie ha-ben, bieten können.

Den Touristen, die keine Zeit verlie-ren wollen und ständig unterwegs sind,stehen die Prospero-Cáfes zur Verfü-gung. Hier kann man Kaffee zum Mit-nehmen kaufen (3,5 Lei) und leckereBackwaren, aber auch hausgemachtenfrischen Joghurt. Terrassenlandschaft in der Innenstadt Foto: Zoltán Pázmány

Genuss auf vegetarischin Temeswar

In Temeswar/Timi{oara, unmit-telbar am Domplatz, wurde vorKurzem ein vegetarisches Restau-rant eröffnet: „BioFresh“. Von Er-frischungsdrinks wie Fruchtsäften,Tees und Kaffees, über Suppen undSalate bis hin zu leckeren Dessertswird im „Bio Fresh“ ein facetten-reiches Menü angeboten. Das Re-staurant verfügt über vierzig Plät-ze. Und damit die Kunden am bes-ten über die Produkte informiertwerden, bietet ihnen die Restau-rantinhaberin nicht nur frischeund organische Gerichte, sondernauch Informationen über derenZubereitung. Diesbezüglich hältsie jede zweite Woche, Dienstag-abend, einen Vortrag. Kontaktda-ten, Menü und Preise findet manauf der Webseite http://bio-fresh.blogspot.com/.

Gottlober Melonenfest –Geheimtipp im SommerSaftig, rot und duftreich – die

Gottlober Melonen sind seit Jahr-zehnten ein Brand auf dem rumäni-schen Markt. Wer Wassermelonenaus Gottlob (auf Rumänischebenfalls Gottlob) kauft, der weiß,er geht auf Nummer sicher, dennsie haben eine gehobene Qualität.Die Banater freuen sich umsomehr, wenn im Sommer – ge-wöhnlich Mitte August – wiederZeit fürs „Melonenfest“ in der Te-mescher Gemeinde ist. Blickfang-ende Melonen werden ausgestellt,Besucher des Festes können vorOrt das leckerste Obst kostenlosverkosten und es zu Sonderprei-sen mit nach Hause nehmen. Etwazwanzig Prozent stellen jährlichihre Ware aus. Das Fest bestehtjedoch nicht nur aus Verkostun-gen, sondern auch aus Wettbe-werben und Melonenskulpturen.Gottlob ist knapp fünzig Kilometernordwestlich von Temeswar ent-fernt. Man kann die Gemeinde mitdem Auto von Temeswar/Timi{oara durch Alexanderhau-sen/[andra und Lowrin/Lovrinerreichen.

Rezept für SiebenbürgischeBohnensuppe

Zutaten:

- 500 g frische grüne Bohnen- viel Bohnenkraut- 100 g geräucherter, durch-

wachsener Trockenschinken- 1 mittelgroße Zwiebel- ca. 3 Esslöffel Mehl- Essig und saurer Rahm- in Scheiben geschnittenes

Graubrot- Milch- Ei

Zubereitung:

Die grünen Bohnen waschen,putzen, in Stücke schneiden und inSalzwasser mit viel Bohnenkrautweichkochen. Den Schinken in Stü-cke schneiden und in etwas Öl braunanbraten. Etwa 3 Esslöffel Mehldazugeben. Wenn die Einbrennebraun ist, die gehackte Zwiebel hi-neingeben und sie eine Weile in derEinbrenne schmoren lassen. DieEinbrenne mit kaltem Wasser lö-schen und das Bohnenwasser mitden Bohnen dazugießen. Mit einemSchuss Essig abschmecken. BeimAnrichten kommt ein Löffel saurerRahm in den Teller. Dazu reicht maneine Scheibe Brot, die in Milch undEi gelegt und in Butter ausgebratenwurde.

Slow-Food aus der siebenbürgischen Küche„Wer ein Land kennenlernen will,

der soll erstmals die einheimische Kü-che probieren“ ist ein Spruch der ir-gendwann, bei irgendeiner Reise, ineiner Gaststätte auf der Speiseliste alsZitat prangte. Wann und wo ist an die-ser Stelle nicht von Bedeutung, denn esgeht um die Frage: Kennen wir eigent-lich unsere eigene Küche gut genug?Ihre Spezialitäten, Leckereien und Be-sonderheiten?

Der monatliche Frischprodukte–

Markt „Slow-Food“, eine Veranstal-tung der mittelständischen Lebensmit-telerzeuger aus der Umgebung Kron-stadts oder, besser gesagt, des Burzen-landes, ist eine hervorragende Gelegen-heit um sich mit einigen der Besonder-heiten der siebenbürgischen Küchevertraut zu machen. Als Region geprie-sen, in welcher die Zubereitung desSchweinefleischs zu einer Wissenschaftund einer Kunst entwickelt wurde, istSiebenbürgen in zahlreichen Kochbü-

chern mit einem eigenen Kapitel ver-treten. Einfach und bodenständig, mitviel Gemüse, entsprechen die Rezeptedem Modetrend der „leichten Gerich-te“, aber auch den anspruchsvollstenGourmetwünschen, egal ob es um süßeSuppen wie Weinbeerensuppe oderPflaumensuppe oder deftige Wurst- undSchinkengerichte mit Beilagen geht.

Eine althergebrachte Aufbereitungs-weise für Speck, Schinken und Würsteist die Lufttrocknung mit oder ohne

Würste, Speck und Schinken, alles was früher im „Speckturm“ der Kirchenburgen im Kühlen hing, kann heute der Kunde,nach traditionellen Rezepten zubereitet, bei den Slow-Food Märkten finden. Foto: Hans Butmaloiu

Rauchbehandlung, ein Verfahren wel-ches sich nur noch Kleinerzeuger leis-ten, solche, deren Produktion in Traditi-onslokalen, von anspruchsvollen Kun-den oder Delikatessenläden gefordertwird. Die Erzeugungskette ist über-schaubar, da der Landwirt die Schwei-ne selber züchtet und schlachtet und ersich für Würzen, Räuchern und Trock-nen nur auf Tradition verlässt. Die vonErzeugern gebotenen Trocken- undFrischwürste decken die gesamte Ge-schmackspalette ab, von dünnen, unbe-handelten, fettarmen bis hin zu würzi-gen oder sehr pikanten Trockenwürs-ten mit höherem Fettgehalt. Gewürztwird mit Kräutern, Knoblauch und schar-fem Paprika.

Dieselben Geschmacksrichtungenfinden wir auch bei den Schinkenartenwieder, wo es noch die Steigerung dergepökelten Batzen gibt. Eine aus derungarischen Küche übernommene Spe-zialität ist die Schinkenroulade mit Kräu-terfüllung in welcher der Knoblauchdominiert. Beim Speck, ein Produktwelches vor allem bei Besuchern undUrlaubern des Marktes sehr gefragt ist,findet der anspruchsvolle Kunde denzarten und sehr dicken Bauchspeck (her-vorragend für Spezialitäten wie der„evangelische Speck“) oder den dünnen,besonders würzigen Räucherspeck, derim Schnitt auch mit Fleischschichtendurchzogen ist.

Einige der Gerichte, für die dieseZutaten benutzt werden können, sind:Meerrettichsuppe mit Knödeln undRäucherschinken, Lammkeulenbratenmit Lorbeersoße, Sauerkraut mit Räu-cherwurst und Speck, kalte Platte mitSchinkenscheiben und grünen Zwie-beln. Als Nachtisch passen am besten:Maultaschen mit Pflaumenmarmelade,Hanklich mit Äpfeln oder Szekler Ku-chen.

Eine Gourmetreise für Feinschmecker / Von Ana S²li{te

Ein Frischprodukte-Markt mit Überraschungen / Von Hans Butmaloiu

ADZ / ReiseZeitSeite VI KULTUR & EVENTS

Faszination FliegenMittelalter als Sonderangebot

www.citycompass.ro

Rumänien entdecken - Services für Expatriates,

internationale Unternehmen und Touristen.

Das Fliegen übte von jehereinen besonderen Reiz auf dieMenschen aus. Wenn Flugzeugeabheben oder landen, werden sievon den wartenden Fluggästenmit großen Augen bestaunt.Meistens geschieht das durch diegroßen Glasscheiben, die dieGates von der Landepiste tren-nen. Am Internationalen „Trai-an Vuia“-Flughafen in Temes-war/Timi{oara gibt es seit ver-gangenem Herbst die Möglich-keit, an bestimmten Tagen mitder Fotokamera Jagd auf Flug-zeuge zu machen. Planespot-ting nennt sich der neue Trend,der es Profi- und Amateurfoto-grafen ermöglicht, ganz nahzum Geschehen auf der Piste zutreten und die verschiedenstenFlugmanöver zu fotografieren.

Der Begriff „Spotting“stammt aus dem Englischen undbedeutet „beobachten“, „erken-nen“. Bereits während des Zwei-ten Weltkriegs gab es sogenann-te „Spotter“. Diese trafen sich amBerliner Flughafen Tempelhofund beobachten den regen Flug-betrieb während der BerlinerLuftbrücke. Sie notierten sich dieKennzeichen der landenden undabfliegenden Flugzeuge. Mit derEntwicklung der Fotografie be-gannen die Menschen, Flugzeu-ge zu fotografieren. Zunächstwar es eine nicht organisierte Be-schäftigung. Die Spotter trafensich an den Flughafenzäunen undtauschten sich über den Flugbe-trieb aus. Sie schlossen sich zuCommunities zusammen undreisten zu anderen Flughäfenoder internationalen Airshows,wo neue Kontakte geschlossenwurden.

Auch in Rumänien gibt es einePlanespotting-Gemeinschaft.Diese zählt etwa eintausend Mit-

glieder, die sich auf dem Online-Forum „Romanian Spotters“treffen und Ideen austauschen.Zu den Spotters zählen auch ei-nige aus Temeswar, die zwarihrer Leidenschaft schon längernachgehen, sie aber in organi-siertem Rahmen erst seit Okto-ber 2011 ausüben können. DieIdee, Spotting-Bedingungen amTemeswarer Flughafen zu schaf-fen, gehört dem Flughafendirek-tor Cornel S²m²rtinean. „In zweibis drei Wochen soll es eine neuePlanespotting-Aktion geben“,sagte Pressesprecherin NicoletaTrifan gegenüber der ADZ. Esgab zwei solche Planespotting-Aktionen, im Oktober und No-vember 2011. Je zehn Fotogra-fen versammelten sich am dafürbestimmten Ort, 50 Meter vonder Flugpiste entfernt. Dorthinwurden sie mit speziellen Bus-sen befördert. „Wir bekommengewöhnlich drei bis vier Mal mehrAnfragen, bei den Aktionen teil-zunehmen. Die ersten, die sichmelden, können einen Platz er-gattern“, sagt Nicoleta Trifan. Imvergangenen Jahr waren Spot-

ter aus ganz Westrumäniendabei. Der jüngste von ihnen warnur sieben Jahre alt – die Flugha-fenleitung verlieh ihm dafür aucheinen Preis.

Fotografen aus Temeswarmüssen regelmäßig die Websei-te des „Traian Vuia“-Flughafens,www.aerotim.ro, checken. Hierwerden die Planespotting-Ak-tionen veröffentlicht. Wer dabeisein möchte, der muss eine Ko-pie seines Personalauswei-ses mindestens zwei Tage vorder Aktion an die [email protected] schi-cken. Maximal zehn Fotografenkönnen gleichzeitig an einer sol-chen Aktion teilnehmen. Bisherwurden am Internationalen„Traian Vuia“-Flughafen zweiPlanespotting-Treffen veranstal-tet. Bei dem ersten durften dieSpotter die Maschinen bei Tagfotografieren, während das zwei-te bei Nacht stattfand. Den Spott-ern ist es nicht erlaubt, die Sicher-heitskontrollen, den Gepäck-raum und die Fluggäste ohnederen direktes Einverständnis zufotografieren.

Wer als Tourist Kronstadt/Bra{ov oder die BurzenländerGroßgemeinden besucht, wird,ohne viel suchen zu müssen, aufdie Spuren des Mittelalters sto-ßen. Dafür muss man nicht insMuseum gehen oder in einemArchiv nach alten Urkundennachfragen. Im historischenStadtzentrum am Alten Markt-platz hat man die Schwarze Kir-che und das alte Rathaus vorAugen – die bekanntesten Kron-städter Wahrzeichen der vonseinen sächsischen Einwohnerngeprägten Geschichte. In histo-rischen Uniformen macht eineWachtruppe täglich ihren Rund-gang am Marktplatz; zu Mittagist vor dem Glockenschlag einsächsich-ungarisch-rumänischesMusiksignal vom Rathausturmzu hören, dargeboten von Turm-bläsern, die ebenfalls mittelal-terlich gekleidet sind. Unter derZinne kann man entlang der inden letzten Jahren renoviertenStadtmauer spazieren und nunauch die eine oder andere Basteibesichtigen, wo es Souvenirs zu

kaufen gibt, aber auch Sonder-ausstellungen besichtigt werdenkönnen. Entlang des Graft-Ba-ches und der alten Stadtmauernkann man im Schatten des Rau-penbergs schlendern und dabeiauf breiten Wanderwegen einenAbstecher zum Schwarzen undzum Weißen Turm machen. Daslohnt sich, denn von dort eröff-nen sich einmalige Aussichtenauf die Kronstädter Innere Stadt.Hinzu kommt als Touristenat-traktion auch die Festung amSchlossberg – heute ein Gast-stättenkomplex, der sich nunnicht mehr hinter Bäumen ver-stecken muss.

In den Sommermonaten kannman in Kronstadt, aber auch inFogarasch/F²g²ra{, Rosenau/Râ{nov, Törzburg/Bran sowiein Marienburg/Feldioara undseit diesem Jahr auch in Reps/Rupea das Mittelalter auch inForm von Festspielen, Ritterdu-ellen, szenischen Darstellungen,begleitet von dazu passendenMusikklängen, erleben. Beson-ders beliebt sind die Ritter auf

schön geschmückten Pferden,die ihre Reitkünste vorzeigen,Schaukämpfe veranstalten undin verschiedenen Geschicklich-keitsproben gegeneinander an-treten. Zu diesem Anlass legt dereine oder andere Bürgermeisterein adliges Festgewand an,schwingt sich ein Schwert um undsteigt sogar aufs Ross.

Das „Turnier der Burgen“ –eine Initiative, die vom Deut-schen Wirtschaftsklub Kronstadtausgegangen ist und die nunvom Verband zur Förderungund Entwicklung des Tourismusim Kreis Kronstadt (APDT) inseinen Veranstaltungskalenderaufgenommen wurde – kamsehr gut an. Das bewiesen die anden Ritterfestspiel-Wochenen-den höhere Zahl von Besuchernund Übernachtungen. Bei diesenFestspielen, die in Kronstadt aufder }iriac-Arena (ehemaligesStadion der Sportschule) undneuerdings auf dem Schlossbergabgehalten werden, gibt es nichtnur vieles zu sehen, sondernauch zu kaufen und selbstver-ständlich zu essen und zu trin-ken. Handwerker stellen ihreWare aus, Volkskünstler tretenauf, Bier, Würstchen, aber auchBio-Produkte und gastronomi-sche Spezialitäten (von Kürtös-kalács bis geräucherter Käse)können da verkostet werden.

Neben dem Junii-Stadtfestund dem seit einigen Jahren auf-gegebenen Goldener Hirsch-Schlagerfestival sind diemittelalterlichen Festspiele ein An-gebot, das in Kronstadt und ver-stärkt auch in anderen Ortschaftendes Kreises den Touristen undOrtsbewohnern Unterhaltungverspricht, ergänzt von dem akti-ven Mitmachen bei Spielen, Wett-bewerben oder Workshops.

Ritterduell in der Rosenauer Burg im August des Vorjahres. Foto: Ralf Sudrigian

Fotografen haben in Temeswar die einmalige Chance, aus nur 50Metern Entfernung die abhebenden und landenden Flugzeugeabzuknipsen. Foto: aerotim.ro

Festspiele mit Rittern und Hofdamen sind im Trend / Von Ralf Sudrigian Planespotting am Temeswarer Flughafen / Von Raluca Nelepcu

Seite VIIADZ / ReiseZeit KULTUR & EVENTS

69 Millionen Euroin Karlsburg investiertDie Arbeiten an der Festung

Kalrsburg/Alba Iulia begannen voretwa fünfzehn Jahren und sollen imkommenden Jahr abgeschlossensein. Der Gesamtwert der Investiti-onen in die touristische Infrastruk-tur beläuft sich nach Medienanga-ben auf 69 Millionen Euro. Bislangwurden historische Gebäude re-stauriert, Straßen und Fußwegewurden neu gepflastert sowie dieMauern der Festungsanlage aus-gebessert. Im Schanzgraben wur-de ein fast sechs Kilometer lan-ger Rundgang angelegt; in denzwischen den Bastionen und Vor-werken versteckten Zwischenräu-men befinden sich Erholungsortemit Blumenbeeten und Spring-brunnen.

Das Banat aus derVogelperspektive

Die Welt von oben erleben istein Traum, der nun in Erfüllunggehen kann. Abenteuerlustige ha-ben in Temeswar/Timi{oara dieMöglichkeit, eine Fahrt im Heiß-luftballon zu buchen. Diese kostet124 Euro/Person während derWoche und rund 178 Euro/Personam Wochenende. Die Fahrt startetsehr früh am Morgen, noch vorSonnenaufgang also, oder zirka dreiStunden vor Sonnenuntergang.Angetrieben von der Kraft desWindes, gleiten die Fluggäste übersBanat. Die erste Ballonfahrt wurdeam 21. November 1783 in Paris un-ternommen. Auf der Webseitewww.balloony.ro sind Einzelheitenzur Ballonfahrt abrufbar.

Fotografen haben in Temeswar die einmalige Chance, aus nur 50 Metern Ent-fernung die abhebenden und landenden Flugzeuge abzuknipsen. Foto: aerotim.ro

Siebtes PLAI-FestivalWeltmusik inTemeswar / Von Andreea Oance

Spaziergang durch siebenbürgische GeschichteFestung Karlsburg erstrahlt nach Abschluss der Sanierung in neuem Glanz / Von Holger Wermke

Wie ein monumentales Wappen-schild wirkt die Festung aus der Luftbetrachtet, ein siebenzackiger Stern,genau im Mittelpunkt der Stadt. DieFestung von Karlsburg/Alba Iulia istdie größte Wehranlage Siebenbürgensund nach einem Jahrzehnt voller Re-staurierungs- und Sanierungsarbeitenkann der Besucher hier auf engstemRaum einen Streifzug durch die sie-benbürgische und rumänische Ge-schichte machen.

Die Festung umschließt den histori-schen Stadtkern von Karlsburg oderWeißenburg (beziehungsweise rum.B²lgrad, ung. Gyulafehérvár) wie dieStadt jahrhundertelang hieß. Schon dieRömer stationierten hier nach ihremSieg über die Daker eine Legion imCastrum Apulum. Das kurze Inter-mezzo der Römer hinterließ in Karls-burg wenige Spuren. Erst im Laufe derjüngsten Sanierungsarbeiten entdeck-ten Archäologen am Westtor die Über-reste eines römischen Tempels, der derGöttin Nemesis geweiht war. Von hierbetreten auch wir die Anlage, die indiesem Teil von der orthodoxen Krö-nungskathedrale mit ihrem 58 Meterhohen Glockenturm dominiert wird,und in der 1922 Ferdinand I. und Mariazu Königen Großrumäniens gekröntwurden.

Auf der anderen Seite der Hauptal-lee, die durch die Festung führt, stehtdie geschichtsträchtigere römisch-ka-tholische St. Michaelskathedrale ausdem 13. Jahrhundert, die zu den be-deutendsten mittelalterlichen Bau-denkmälern in Siebenbürgen zählt. Seit1009 war in Karlsburg der Sitz des ka-tholischen Erzbistums Siebenbürgenangesiedelt, die Kirche selbst wurdeauf den Fundamenten zweier ältererGotteshäuser errichtet.

Erhaben reckt sich die dreischiffi-ge Kirche in die Höhe, ihr romani-scher Ursprung ist im Eingangspor-tal zu sehen, ansonsten imponiert dieim gotischen Stil umgebaute Kirche

durch ihren hochaufragenden Kir-chenraum. Ihre Bedeutung für die sie-benbürgische Geschichte kann manBlick beim Blick auf die Grabplattenbekannter ungarischer Fürsten wieJohann Hunyadi, Andreas Báthory,Michael Apafi oder Gabriel Bethlen er-ahnen.

Zwischen beiden Kirchen führt derMihai Viteazu/Boulevard durch dieetwa 100 Hektar große Anlage. Derwalachische Fürst nahm 1599 die Stadtein. Durch die anschließende zweijäh-rige Vereinigung Siebenbürgens mitder Moldau und der Walachei kamKarlsburg erstmals auch außerhalbdes Karpatenbogens zu Bekanntheit.

In der Folgezeit wurde die Stadt mehr-fach erobert und zerstört, weshalb dieGebäude innerhalb der Festungsmauernvergleichsweise jung sind.

Die Festung selbst wurde zwischen1714 und 1738 im Vauban-Stil errichtet,nachdem der habsburgische Kaiser KarlIV. Siebenbürgen seinem Reich einver-leibt hatte. Der Aufwand war enorm:20.000 leibeigene Bauern wurden für den24 Jahre dauernden Bau herangezogen,10 Kilometer messen die Außenmauernmit ihren sieben Bastionen, sechs Tore– zum Teil mit reichem Barockschmuckversehen – führen in die Festung.

Ungefähr in der Mitte der Hauptal-lee liegt ein Park, an dessen linker Seite

sich der Saal der Einheit befindet, je-ner Ort, an dem 1918 der AnschlussSiebenbürgens an Rumänien prokla-miert wurde- faktisch die Geburts-stunde des heutigen Rumäniens.Gleich nebenan befindet sich das Ver-einigungsmuseum. Ein Abstecher indie weniger belebten Seitenstraßenbietet ebenfalls interessante Einblicke.In der nordwestlichen Ecke befindetsich die 1798 gegründete Bibliothek„Batthyaneum“, direkt neben demApor Palast, einem barocken Gebäu-de aus der zweiten Hälfte des 17. Jahr-hunderts, das einst dem Festungs-kommandanten als Wohn- und Ar-beitssitz diente.

G²râna-FestivalDas Jazz-Fest zum 16. Mal in Wolfsberg / Von Andreea Oance

Vom 14. bis 16. September wird imTemeswarer Dorfmuseum erneut Welt-musik zu hören sein. Ob Reggae,Dubstep, Jazz, Funk oder Balkanbeats –das PLAI-Festival lässt bereits zum sieb-ten Mal die unterschiedlichsten Musik-genres der Welt erklingen.

Die erste Headline des Festivalswurde Mitte März angesagt und sorgtefür Enthusiasmus unter den Musik-freaks: Der deutsche Reggae-SängerPatrice hat seine Teilnahme am PLAIbestätigt. Der Künstler wird am erstenFestivalabend – am 14. September –zusammen mit seiner Band The Supo-wers auf der Bühne des Festivals imBanater Dorfmuseum performen. Pat-rice Bart-Williams macht Reggae-Mu-sik, die auch Jazz-, Soul-, Funk- undHip-Hop-Elemente enthält. Diese viel-fältige Mischung aus der Kölner Hip-Hop-Szene bot dem Künstler die Mög-lichkeit, sich in den verschiedenstenKunstformen auszuprobieren. Als In-spiration für seine Musik galt für dendeutschen Sänger und Komponist dieMusik von Bob Marley und JimiHendrix. Somit werden die Besucher –laut Veranstalter des PLAI-Festivals –die perfekte Aufwärmung für den Restdes Festivals bekommen.

Eine andere Teilnahmebestätigungkommt seitens der rumänischen BandSubcarpa]i, die an allen drei Abendenauftreten wird. Die Gruppe mischt Folk-lore mit Drum’n’Bass und lässt so dietraditionelle rumänische Musik unter

einer neuen Form ans Licht kommen.Die Veranstalter versprechen, auch an-dere Musikrichtungen von der Bühnedes Festivals erklingen zu lassen. NeueKünstler sollen demnächst angesagtwerden. Das Ereignis bringt Jahr fürJahr bekannte Namen der Weltmusik-szene. Im Laufe der Jahre traten auf dieBühne des PLAI-Festivals unter ande-ren die Gitarristen Al Di Meola undPaco de Lucia, die Fado-SängerinnenMariza und Mísia, die peruanische Sän-gerin und Kulturministerin Susana Baca,Idan Raichel mit orientalischem Klangoder die rumänische Fanfare Ciocârlia.

Eintrittskarten oder Dauerkarten füralle drei Festivaltage können im Even-tim-Netzwerk unter www.eventim.ro,in den C²rture{ti- und Humanitas-Buch-handlungen bis am ersten Tag des Fes-tivals, am 14. September um 16 Uhr,bestellt und gekauft werden. In diesenNetzwerken sind die Eintrittskarten undAbos zu ermäßigten Preisen erhältlich.So kostet eine einzelne Karte 35 Lei,wobei am Eingang die gleiche Karte 45Lei kostet. Das dreitägige Abo kostet 70Lei – am Eingang 90 Lei. Die Besucherdes Festivals außerhalb von Temeswarkönnen auf dem Gelände des Temes-warer Dorfmuseums campen. Die Plät-ze sind jedoch auf hundert beschränkt.

Das PLAI-Festival ist das größteWorldmusic-Festival in Europa, dashundertprozentig von Ehrenamtlichenveranstaltet wird. Details unter:www.plai.ro.

Es ist bereits ein alljährliches Eventin der Welt des Jazz geworden. Schonseit 1997 geht die Tradition des G²rânaJazz-Festes weiter. Was am Anfangbloß als ein kleines Treffen unterFreunden in der Wolfsberger Gast-stätte „La R²scruce“ ins Leben geru-fen wurde, ist mittlerweile zu einemder größten Events im Bereich derJazzmusik schlechthin geworden.Ganz Rumänien hat vom Jazzfestivalin Wolfsberg/G²râna gehört und dasEvent bringt Jahr für Jahr TausendeBesucher ins Banater Bergland. In die-sem Jahr findet das Jazzfestival zwi-schen dem 12. und dem 15. Juli auf derWolfswiese statt.

Jazz-Liebhaber können vier Tagelang Jazzmusik aus allen Ecken derWelt hören und dabei in der Naturentspannen. Das Fest wird von demAdrian Gaspar Trio eröffnet. Die Bandkommt aus Österreich und ist aus demRumänen Adrian C. Ga{par (Klavier),Benjamin Labschütz (Kontrabass) undMoritz Labschütz (Schlagzeug) gebil-det. Später, am selben Abend, wirddie amerikanische John Scofield’s Hol-lowbody Band auftreten. Am zwei-ten Konzertabend wird die rumäni-sche Band Mario & The Teachers per-formen. Darauf folgen das britischePortico Quartet, das deutsche EdgarKnecht Quartet und die schweizer-norwegische Band Brink Man Shipfeat. Nils Petter Molvaer. Der dritteTag bringt auf die Wolfswiese die

meist erwarteten Künstler des Ereig-nisses: Tord Gustavsen Quartet (Nor-wegen), Dave Holland Prism (USA),Markku Ounasckari Quartet (Finnland)und Emil Dr²goi & Jazz Hot Club deRoumanie. Das Festival geht erst zuEnde, wenn am Sonntag noch bis amspäten Abend die letzten Künstler per-formt haben. Die Musiker, die am letz-ten Festivalabend in der Ranch auf derWolfswiese auftreten werden, sind:Eugen Gondi Trio (Holland), BuggeWesseltoft & Friends (Norwegen,Frankreich, Deutschland), Carlos Bica(Portugal), Marc Ribot y Los Cuba-nos Postizos (USA, Kuba).

Das vorläufige Programm kann vonder Internetseite www.garana-jazz.rooder von der Facebookseite www.facebook.com/GaranaJazzFest abgeru-fen werden. Die Veranstalter können nochÄnderungen vornehmen. Moderiert wirddas Event, wie jedes Jahr, von JazzmannFlorian Lungu. Das Festival beherbergtnicht nur Konzerte, sondern auch Foto-und Gemäldeausstellungen sowie CD-und Buchvorstellungen. Unter ande-rem wird auch der Band „G²râna Jazz– Die Geschichte eines Festivals, desOrtes und dessen Publikum“, vonTinu Pârvulescu geschrieben, präsen-tiert.

Die Eintrittskarten zum Festivalkönnen nur vor Ort gekauft werden.Eine Tageskarte kostet 60 Lei und eineAll-Pass-Karte für alle Konzertaben-de des Festivals kostet 200 Lei.

Ursprünglich sollte die katholische Michaelskathedrale zwei Türme bekommen. Foto: Holger Wermke

Traian Vuia -Luftfahrtpionieraus dem Banat

Ein Museum, das dem rumäni-schen Luftfahrtpionier Traian Vuia(1872–1950) gewidmet ist, wurdevor Kurzem in der gleichnamigenTemescher Gemeinde eröffnet.Dokumente, Skizzen und Flugma-schinen-Modelle sind darin zu se-hen. Traian Vuia baute und flog am18. März 1906 das erste Eigenan-triebs-Luftfahrzeug schwerer alsLuft in Europa. Einen Nachbau die-ser Maschine können die Besucherdes Museums unter die Lupe neh-men. In einer der Räumlichkeitenwird das Leben und Schaffen desBanater Erfinders vorgestellt. DieGemeinde Traian Vuia befindet sichetwa 80 Kilometer von Temeswarentfernt, unweit des Surduc-Stau-sees.

Ein Ritterorden imBurzenland

Der „Burzenländer Ritterorden“(„Ordinul Cavalerilor Cet²]ilor Bâr-sei“) wurde 2003 von Andrei Priangegründet. Wie auch ähnliche Ver-eine in Mediasch/Media{, Her-mannstadt/Sibiu oder Schäßburg/Sighi{oara verbindet der „Burzen-länder Ritterorden“ das Interessefür das (romantische) Mittelalter mitdem Wunsch, für den Tourismusdas historische Potenzial im Bur-zenland besser zur Geltung zu brin-gen. Der Verein besteht aus Rit-tern, Knappen, aber auch aus Hof-damen. Ritter Bogdan, alias Com-puterfachmann Bogdan B²l²{c²u,hat das Mittelalter-Hobby weiter-geführt: In der Schmiede seinesGroßvaters in Rosenau fertigt erfür Demozwecke Schwerte an. DieWebseite www.ordoccb.org bietetviel mehr Informationen zu demOrden.

ADZ / ReiseZeitSeite VIII EUROPA/ STÄDTE UND REGIONEN

Deutsche Enklave zwischen Natur und KulturEin Ausflug in das Südtiroler Etschtal / Von Lucia Schöpfer

Der Mann aus dem Eis

Noch bis Januar 2013 ist im Süd-tiroler Archäeologiemuseum inBozen die Sonderschau „20 JahreWissenschaft, Medien und Kurio-ses rund um den Mann aus demEis“ über das Phänomen Ötzi zusehen. Der berühmte Ötzi ist dermumifizierte Körper eines Men-schen aus der Kupferzeit, der 1991in den Südtiroler Gletschern gefun-den wurde. Die offizielle Webseitedes Museums bietet ganz viele De-tails zu seiner Geschichte und denArtefakten, die man vor Ort anse-hen kann: www.iceman.it/de.

Buntes in MeranZum sechsten Mal treffen sich in

Meran am Wochenende vom 15.bis zum 17. Juni wieder Artisten,Clowns und Akrobaten zum „span-nenden und magischen“ Straßen-künstlerfestival „Asfaltart”. Drei-ßig Gruppen und Solisten führenüber hundert Pantomimespiele,Jonglier-, Akrobatikshows undTricks auf, die vor allem die vielenKinder begeistern. An diesen zweiTagen verwandeln sich Straßen undPlätze der Innenstadt in eine riesigeBühne unter freiem Himmel. Hin-fahren lohnt sich.

Eine Reise durchs Südtirol ist eine Reiseentlang der schönsten Bergpanoramenund durch duftende Weinberge, zwi-schen Österreich und Italien, zwischenalpenländischer und italienischer Kul-tur. Denn die nördlichste Region desStiefelstaates entlang der Täler vonEtsch, Eisack und Rienz ist erst seit demErsten Weltkrieg italienisch und nichtmehr österreichisch. Allerdings bildetSütdtirol seit 1972 zusammen mit dersüdlicheren Provinz Trient eine autono-me Region und ist weitestgehend unab-hängig von Mutterstaat.

Die italienische Bezeichnung für Süd-tirol, Alto Adige, heißt auf DeutschHochetsch und beschreibt nur ein Talder gesamten Region. Weil aber geradedieses eines der schönsten ist und weil essich besonders für einen Besuch im Som-mer anbietet, soll die anschließende Lie-beserklärung an Weinberge und Berg-bauern sich vor allem entlang der Etschabspielen.

Begonnen wird die Reise in der Lan-deshauptstadt Bozen. Wer von hier ausdie Etsch entlang nach Norden fährt,lernt bald, was das Südtirol zu diesembesonderen Fleckchen Erde macht: DieHänge sind bewachsen mit Weinrebenund Obstbäumen, dahinter erstreckensich hohe Gebirgsfronten. An den stei-len Hängen können keine großen land-wirtschaftlichen Maschinen eingesetztwerden, weshalb man alle paar Meterauf einen urigen Bergbauern trifft, dereinem mit freundlich verwittertem Ge-sicht gerne den Weg erklärt. Die Südti-roler sind nicht nur ein gastfreundliches

Völkchen, sie haben es auch geschafftsich ihre Traditionen und den Schatzihrer Landschaft gegen Massentouris-mus zu bewahren.

Ein paar Kilometer nördlich vonBozen liegt das Städchen Terlan, ein Ort,an dem sich die Weinberge des Etschta-les nicht nur mit den Augen genießenlassen, sondern wo auch das Ergebnisvon Klima und Kelterkunst geschmack-lich erleben lässt. In der Traditionskelle-rei Terlan haben sich 24 Winzer desWeindorfes zu einem gemeinsamenVerbund zusammengeschlossen undbilden so die älteste Kellereigenossen-

schaft Südtirols. Nach einer Wanderungdurch die Weinberge können hier dieverschiedenen edlen Tropfen gekostetund direkt gekauft werden.

In Meran, wiederum nur einige Kilo-meter hinter Terlan kann das Span-nungsfeld zwischen Italien und Öster-reich besonders deutlich erlebt werden.Oft fühlt man sich trotz dem Deutsch,das hier gesprochen wird, schon wie imrichtigen Italien. Beim Schlendernentlang der Etschpromenaden kannmediterrane Luft genossen werden undanschließend im Café Central ein Es-presso oder ein Aperol Sprizz getrun-

ken werden. Allein ist man hier nie,denn beim schnellen Kaffee oder kur-zen Aperitif trifft sich die Stadt.

Ein Geheimtipp in Meran ist definitivdas „Theater in der Altstadt“. Unschein-bar getarnt mit einer kleinen Tür, ver-birgt sich dahinter im Keller ein deutsch-sprachiges Theater, das mit sehr vielLiebe und Engagement überraschendrespektable Bühnenkunst zeigt. „Hierzeigen sie sehr nette Stücke und dieSchauspieler, fast alle aus Meran, brin-gen einfach den Charme der Stadt aufdie Bühne“, versprechen Insider.

Nach Kultur- und Städteurlaub inMeran führt die Reise durchs Etschtalweiter vorbei an Naturns bis zum Re-schenpass, einer Passstraße, die das ita-lienische Südtirol mit dem Österreich-ischen Tirol verbindet. 1500 Meter hochgelegen, findet man den Reschenstau-see. Auf zahlreichen Wander- und Fahr-radwegen kommen hier alle Aktivur-lauber auf ihre Kosten. Besonders se-henswert ist der Kirchturm von Alt-Graun. Bei der Stauung des Sees 1950wurden die Dörfer Graun und Reschenumgesiedelt und die alten Gebäudeversenkt. Der Kirchturm im See wurdeso berühmtes und oft fotografiertesWahrzeichen des Passes.

Südtirol ist ein Landschaftsparadiessondergleichen, dessen Städte trotzdemein charmantes Kulturprogramm bie-ten. Aber nicht nur deshalb ist die Regi-on einen Besuch wert, erst der Südtiro-ler und sein gastfreundliches Gemütmachen einen Urlaub so unvergesslich.Mehr unter: www.suedtirol.com.

Sie prägen das Bild von Südtirol – die Weinberge. Foto: Dieter Müller

Anatolische KöstlichkeitenWenn man hungrig ist, dann hat

man in Istanbul das kleinste Pro-blem. An jeder Straßenecke gibt esein größeres oder kleineres Restau-rant oder einen Imbiss. Zumeist istes jedoch die in ganz Europa be-kannte Döner- und Kebapküche.Wer mal etwas ganz Besonderesausprobieren möchte, der solltesich nach Asien aufmachen. Klingtweit, ist aber mit der Bosporusfäh-re für wenig Geld in einer halbenStunde zu erreichen. Dort im Stadt-teil Kadiköy ist das Restaurant Ciyazu finden.Das Ciya ist auf antato-lische Küche spezialisiert; der Chefhat über viele Jahre die dortigenRezepte gesammelt und sich vorOrt kundig gemacht. Allesschmeckt traumhaft, von Suppenund Salaten bis zu den Desserts.Die Preise sind allerdings sehr mo-derat. Zum Ciya fährt man mitder Fähre vom Eminönü-Anlegerneben der Galatabrücke. Auf derasiatischen Seite kommt erst derHaydarpa{a-Bahnhof und dannKadiköy. Vom Anleger geht mannach rechts um ein gelbes Hausherum, nach der Moschee nachlinks und dann die zweite Straßerechts. Das Restaurant ist aberauch allgemein bekannt und dieWebseite mit allen Infos zu demMenü, den Preisen und Kontaktda-ten gibt es auch auf Englisch:www.ciya.com.tr. (Klaus-RüdigerMüller)

Baklava am BosporusSieben Tage Istanbul / Von Ioana Moldovan

Zwei Kontinente in einer Woche: Manmuss sich viel vornehmen, um am Endedoch nur ein Bruchstück dieser pulsie-renden Metropole erlebt zu haben. Be-unruhigend ist das allerdings nicht, weildafür viel mehr beim nächsten Besuchzu entdecken ist. Das ist nämlich Istan-buls unendlicher Charme: Wer hiereinmal war, kommt sicher wieder.

Konkret heißt das auch, dass Istan-buls Hot Spots von März bis Dezemberüberlaufen sind. Für den Erstbesucherheißt es noch konkreter, dass sich anden Eingängen der Museen beeindru-ckende Schlangen bilden. Wenn manGlück hat, kann man morgens bis elfUhr den lauten, fotoschießenden Grup-pen entkommen. Die imposante HagiaSophia (Aya Sofya), die Blaue Moschee(Sultam Ahmed Camnii), der Topkapi-Palast (Topkapi Sarayi), die Süleiman-Moschee (Süleymaniye Camii) und derWasserspeicher (Yerabatan Saray), allepraktischerweise im Stadtteil Sultanah-met gelegen, sind, wie von Reisefüh-rern empfohlen, mindestens einen Be-such wert. Als Pause vom Trubel kannman die weiter liegende Chora-Kirche(Karyie Camii) im Edirnekapi-Viertel be-suchen und die byzantinischen Freskenbewundern. Ein spannendes Alterna-tivprogramm wäre noch das Museumfür Moderne Kunst, Istanbul Modern,dessen Café-Terrasse am Bosporusgenauso besuchenswert wie die Aus-stellung ist.

Was man in sieben Tagen hervorra-gend machen kann, ist stundenlangdurch die Straßen spazieren und dieAtmosphäre der brodelnden Stadt ein-atmen, wie in Galata im europäischenStadtteil Beyoglu. Die alten verwinkel-ten Gassen beherbergen traditionelleLokale und stilvolle Jazz- und Kunstca-fés im neuesten urbanen Design. Fürdas Straßenfeeling kann man mit einemEfes-Bier am Platz beim Galata-Turmsitzen und die spontanen Live-Konzer-te mithören. Wenn man für den Aus-blick vom Turm nicht eine StundeSchlange stehen möchte, kann man ge-

trost auf die atemberaubende Terrassedes Konak Galata Café gehen, nur fünfMinuten vom Turmplatz entfernt. AlsBonus gibt es hier exzellenten hausge-machten Kuchen.

Und weil man sonst nicht so schnellKontinente wechseln kann, sollte manunbedingt mit dem Schiff zur asiatischenSeite fahren. Die Fähren docken an ver-schiedenen Stationen der europäischenSeite, eine Fahrt kostet zwei Lira(ungefähr ein Euro), dauert ungefährzwanzig Minuten und die Aussicht istbilderbuchreif. Für noch mehr Meeres-luft kann man eine der Bosporus-Tou-ren buchen, die vom Eminönü starten.Die fahren entlang des Goldenen Hornsbis zu der Bosporus-Brücke, dauern zwi-schen anderthalb und zwei Stunden undkosten zwischen zwölf und fünfzehnLira. Im Sommer ist der Besuch der Prin-zeninseln ideal, mit ihrer kolonialenArchitektur, den byzantinischen Klös-tern und den ruhigen Stränden. Die In-selgruppe liegt im Marmarameer undist das beste Antidot zu dem Trubel aufdem Kontinent. Die erste größere Insel,Büyükada, ist eher touritisch; ab derzweiten, Heybeliada, wird es ruhiger.Hier fahren keine Autos und man kannwunderbar wandern, Fahrradfahren,oder die Luxusvariante wählen und einePferdekutsche buchen. Der Strand istzwar nicht besonders eingerichtet für Tou-risten, aber deshalb umso entspannen-der für einen Tag am Meer. Die Fährekann man zum Beispiel in Karaköy neh-men, die Fahrt dauert anderthalb Stunden.

Kein Istanbulbesuch ohne einen Ba-sarbesuch: Einkaufen kann man hierausgezeichnet, sowohl am Großen Ba-sar (Kapali Çar{i) als auch am Gewürz-basar (Misir Çar{isi) in der Nähe derGalatabrücke in Eminönü. Allerdingssind die Preise da natürlich höher als inder Umgebung der Märkte. Verkauftwird alles Mögliche, von Paschmina-schals bis zu singenden Stofftieren. Feil-schen muss man unbedingt, aber eswird schnell gelernt und man verlässtkeinen Laden mit leeren Händen. Zum

Genuss der Stadt gehört auch ihr Spei-senangebot: Von kleinen Imbissbudenbis schicken Restaurants findet man hierüberall etwas Leckeres. Das Span-nendste spielt sich aber auf den Gassenab: Hier kriegt man Fischbrötchen amUfer (mit Petersilie und Zwiebeln), dasleckere Blätterteiggebäck Baklava, dasunglaublich süße Käsedessert Künefeund zur Erfrischung eine Gurke mitSalz auf die Hand. Für Experimen-tierfreudige gibt es auch gesalzene

Äpfel „to go“ und Erfrischungsgeträn-ke mit eingelegten Cornichons.

Alles rund um die Stadt, inklusiveVeranstaltungskalender, liefert die offi-zielle Touristenplattform http://english.istanbul.com. Insidertipps gibt esauf www.istanbulextralarge.com. Als li-terarische Nachlektüre ist Orhan PamuksRoman „Istanbul: Erinnerungen an eineStadt” eine liebevoll-melancholische Er-gänzung zu den eigenen Stadtimpres-sionen.

Stadtbild mit Minaretten in Sultanahmet Foto: Katharina Haberkorn

Anreisetipps

Von Bukarest kann man am bil-ligsten mit der türkischen LiniePegasus (www.flygs.com) fliegen:Ein Hin- und Rückflug kostet beimFrühbuchen zwischen 100 und150 Euro. Angeflogen wird derFlughafen Sabiha Gözçen, der au-ßerhalb Istanbuls liegt. Von hierfahren regelmäßig Busse der Fir-ma Havata{ (www.havatas.com)bis in die Altstadt im europäischenViertel Beyoglu/Taksim für 12Lira (ungefähr 6 Euro). Wenn manmit einer anderen Airline an demHauptflughafen Atatürk an-kommt, dann kann man von hieraus sehr gut mit der Tram und derMetro fahren. Dafür muss man anden Automaten in den Stationeneinen Jeton für 2 Lira kaufen. (im)