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DOI 10.1007/s00450-008-0048-2 REGULÄRE BEITRÄGE Informatik Forsch. Entw. (2008) 22: 217–225 AEG-Telefunken TR 440: Unternehmensstrategie, Markterfolg und Nachfolger Eike Jessen · Dieter Michel · Hans-J ¨ urgen Siegert · Heinz Voigt Eingegangen: 4 Februar 2008 / Angenommen: 20 Juni 2008 / Online ver¨ offentlicht: 27 August 2008 © Springer-Verlag 2008 Zusammenfassung AEG-Telefunken entwickelte seit 1957 Rechner. Neben den Prozessrechnern spielten die Großrech- ner TR 4 und TR 440 eine wichtige Rolle. Von 1969 bis 1976 wurden 46 TR 440 installiert, bei einem Gesamtumsatz von 730 Mio. DM (370 Mio. Euro) [2]. In der Produktpo- litik spielten die Rechner keine zentrale Rolle, obwohl eine ausgezeichnete technologische Ausgangsposition bestanden hatte und die Telefunkenrechner sp¨ ater nachdr ¨ uckliche tech- nologiepolitische Unterst¨ utzung erhielten. Die Entwicklung des Systems TR 440 hatte mit wesentlichen konzeptionellen und technologischen Schwierigkeiten zu k¨ ampfen, wozu der Mangel an qualifizierten Zulieferern und erfahrenen Mitabei- tern kam. Trotzdem gelang es, bis 1970 den bislang schnell- sten in Europa entwickelten Rechner [6] fertig zu stellen und Systemsoftware zu entwickeln [9], die den Produkten der Mitbewerber um Jahre voraus war. Von Anfang an hatte das Unternehmen nach geeigneten Kooperationspartnern ge- sucht. Mit dem Verkauf des Großrechnergesch¨ aftes an Sie- E. Jessen Institut f¨ ur Informatik, Technische Universit¨ at M¨ unchen, Boltzmannstr. 3, 85748 Garching, Germany e-mail: [email protected] D. Michel () Alter Torkelbergstr. 2a, 78465 Konstanz, Germany e-mail: [email protected] H.-J. Siegert Zugspitzstr. 9a, 82299 T¨ urkenfeld, Germany e-mail: [email protected] H. Voigt Schwaketenstr. 92, 78467 Konstanz, Germany mens gingen die bereits laufenden Planungen f¨ ur einen TR 440-Nachfolger zu Ende. Abstract AEG-Telefunken developed computers since 1957. Besides process control computers, the large scale comput- ers, TR 4 and TR 440, played an important role. 46 TR 440 computers were installed from 1969 to 1976, summing up to a sales volume of 730 Mio. DM (370 Mio. Euro) [2]. AEG-Telefunken did not consider computers as a strategic part of its product policy, though the company had had an excellent technological position for this business and the Telefunken computers got vigorous political support. The development of the TR 440 system had to defeat essential conceptual and technological difficulties, besides lack of qualified suppliers and experienced personnel. Nevertheless, the company could, by 1970, develop the fastest European computer so far [6], with system software ahead of competi- tors by years [9]. From the beginning, the company had been looking for business partners. With the sale of the large scale computer business to Siemens, all activities on a TR 440 successor were stopped. AEG-Telefunken computer busi- ness strategy is also subject of a paper to appear in the IEEE Annals of the History of Computing. 1 Unternehmensstrategie AEG-Telefunken entwickelte seit 1956 Großrechner (TR 4/ TR 440), mittlere Rechner (TR 10, TR 86) und Prozessrech- ner (TR 84, 80-20, 80-40, 80-60). Beginn der Großrech- nerlinie war TR 4 (Gudrun Beyer, Wolfgang H¨ andler, Otto Leilich, Kuno Radius, Egbert Ulbrich, Heinz Voigt), des- sen urspr¨ ungliches Motiv im Studium der Technologie von elektronischer Nachrichtenvermittlung lag; das Interesse der 13

AEG-Telefunken TR 440: Unternehmensstrategie, Markterfolg und Nachfolger

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Page 1: AEG-Telefunken TR 440: Unternehmensstrategie, Markterfolg und Nachfolger

DOI 10.1007/s00450-008-0048-2

R E G U L Ä R E B E I T R Ä G E

Informatik Forsch. Entw. (2008) 22: 217–225

AEG-Telefunken TR 440:Unternehmensstrategie, Markterfolg und Nachfolger

Eike Jessen · Dieter Michel · Hans-Jurgen Siegert · Heinz Voigt

Eingegangen: 4 Februar 2008 / Angenommen: 20 Juni 2008 / Online veroffentlicht: 27 August 2008© Springer-Verlag 2008

Zusammenfassung AEG-Telefunken entwickelte seit 1957Rechner. Neben den Prozessrechnern spielten die Großrech-ner TR 4 und TR 440 eine wichtige Rolle. Von 1969 bis1976 wurden 46 TR 440 installiert, bei einem Gesamtumsatzvon 730 Mio. DM (370 Mio. Euro) [2]. In der Produktpo-litik spielten die Rechner keine zentrale Rolle, obwohl eineausgezeichnete technologische Ausgangsposition bestandenhatte und die Telefunkenrechner spater nachdruckliche tech-nologiepolitische Unterstutzung erhielten. Die Entwicklungdes Systems TR 440 hatte mit wesentlichen konzeptionellenund technologischen Schwierigkeiten zu kampfen, wozu derMangel an qualifizierten Zulieferern und erfahrenen Mitabei-tern kam. Trotzdem gelang es, bis 1970 den bislang schnell-sten in Europa entwickelten Rechner [6] fertig zu stellenund Systemsoftware zu entwickeln [9], die den Produktender Mitbewerber um Jahre voraus war. Von Anfang an hattedas Unternehmen nach geeigneten Kooperationspartnernge-sucht. Mit dem Verkauf des Großrechnergeschaftes an Sie-

E. JessenInstitut fur Informatik, Technische Universitat Munchen,Boltzmannstr. 3,85748 Garching, Germanye-mail: [email protected]

D. Michel (�)Alter Torkelbergstr. 2a,78465 Konstanz, Germanye-mail: [email protected]

H.-J. SiegertZugspitzstr. 9a,82299 Turkenfeld, Germanye-mail: [email protected]

H. VoigtSchwaketenstr. 92,78467 Konstanz, Germany

mens gingen die bereits laufenden Planungen fur einen TR440-Nachfolger zu Ende.

Abstract AEG-Telefunken developed computers since 1957.Besides process control computers, the large scale comput-ers, TR 4 and TR 440, played an important role. 46 TR 440computers were installed from 1969 to 1976, summing upto a sales volume of 730 Mio. DM (370 Mio. Euro) [2].AEG-Telefunken did not consider computers as a strategicpart of its product policy, though the company had had anexcellent technological position for this business and theTelefunken computers got vigorous political support. Thedevelopment of the TR 440 system had to defeat essentialconceptual and technological difficulties, besides lack ofqualified suppliers and experienced personnel. Nevertheless,the company could, by 1970, develop the fastest Europeancomputer so far [6], with system software ahead of competi-tors by years [9]. From the beginning, the company had beenlooking for business partners. With the sale of the large scalecomputer business to Siemens, all activities on a TR 440successor were stopped. AEG-Telefunken computer busi-ness strategy is also subject of a paper to appear in the IEEEAnnals of the History of Computing.

1 Unternehmensstrategie

AEG-Telefunken entwickelte seit 1956 Großrechner (TR 4/TR 440), mittlere Rechner (TR 10, TR 86) und Prozessrech-ner (TR 84, 80-20, 80-40, 80-60). Beginn der Großrech-nerlinie war TR 4 (Gudrun Beyer, Wolfgang Handler, OttoLeilich, Kuno Radius, Egbert Ulbrich, Heinz Voigt), des-sen ursprungliches Motiv im Studium der Technologie vonelektronischer Nachrichtenvermittlung lag; das Interesse der

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Entwickler und die von ihnen mit potentiellen Kunden auf-genommenen Kontakte fuhrten aber das Unternehmen indie Entwicklung eines marktfahigen Großrechners mit allenKonsequenzen [11]. Telefunken hatte eine fuhrende Rolleim Gebiet der transistorisierten Analogrechner erobert undhatte daruber bereits vielfaltige Kontakte mit technisch-wissenschaftlichen Kunden. Ferner bestanden (uber dieRadartechnik) gute Beziehungen zur Flugsicherung und zurVerteidigung, die ohne Beherrschung der Technik der di-gitalen Rechner nicht qualifiziert weiterentwickelt werdenkonnten. Technologisch war Telefunken als Erfinder derMagnetbandaufzeichnung und als Anbieter von analogenund digitalen Magnetbandgeraten hochster Qualitat und alsHersteller leistungsfahiger Halbleiter auf guter Ausgangs-position fur das Rechnergeschaft.

Vom TR 4 wurden 36 Stuck gebaut, installiert an in- undauslandischen Hochschulen, in der Finanzverwaltung undin technisch orientierten Behorden, wie Flugsicherung undFernmeldetechnisches Zentralamt. Weitere Rechner wurdenim Konzern eingesetzt. Der erste TR 4 wurde noch im Jahr1962 in der Universitat Hamburg installiert. Großrechner furwissenschaftliche Anwendungen waren damals noch ein gutabgegrenztes Marktsegment mit besonderen Maschinencha-rakteristiken, in dem die Kunden ihre Anwendungssoftwareweitgehend selbst entwickelten. Die wichtigsten Wettbe-werber bei Erscheinen des TR 4 waren IBM (7090), CDC(1604, 3200), Univac (1107). TR 4 gehorte nicht zu der

Abb. 1 Uberblick uber die TR 4/TR 10/TR 440/TR 86/TR 550 Aktivitaten von Telefunken und Nachfolge-Organisationen [2]

Klasse der Hochstleistungsrechner, die damals durch dieCDC 6600 besetzt wurde.

Mit dem TR 4 etablierte sich Telefunken als ein leis-tungsfahiger, europaischer Anbieter von Großrechnern.Eine abgeleitete Entwicklung, der TR 10, ein Rechner furkaufmannisch/administrative Datenverarbeitung, ahnlichder IBM 1410, aber mit wesentlich besserem Preisleistungs-verhaltnis, entstand am Rande der TR 4-Entwicklung. DieseMaschine wurde kein Erfolg, was an den zu schwachenVertriebskanalen in der kaufmannisch/administrativen Da-tenverarbeitung lag und an der unzureichenden Ausstattungmit Anwendungssoftware. Einen Uberblick uber die gesam-ten Aktivitaten bietet die Abb. 1 (aus [2]).

AEG-Telefunken grundete 1959 im Werk Konstanzeinen neuen Fachbereich Informationstechnik, It, spaterN3 genannt. Deshalb wurde ab 1963 die Entwicklungund Fertigung des TR 4 nach Konstanz verlegt. Leiterdes Fachgebietes Elektronische Rechenanlagen, ER, unddamit zustandig fur den TR 4 wurde 1963 Fritz-RudolfGuntsch. Dieser hatte in seiner Dissertation 1956 den vir-tuellen Speicher eingefuhrt, als einen auf der Ebene derMaschinensprache direkt adressierbaren Adressraum, dertechnisch durch die Speicherhierarchie aus Primar- und Se-kundarspeicher realisiert wird, mit bedarfsgesteuertem au-tomatischem Austausch von Blocken zwischen Primar- undSekundarspeicher (Paging) [1, 7]. Im Fruhjahr 1964 wurdedie Entwicklungsabteilung ER/E, in die auch die Program-

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mierung ER/P (Egbert Ulbrich) aufging, mit Eike Jessenbesetzt.

Einen Gesamtuberblick uber die Aktivitaten von AEG-Telefunken in Konstanz in den 60er Jahren gibt die Abb. 1.

Wichtig fur die Bewertung des Erfolges von AEG-Telefunken auf dem Rechnergebiet ist noch, dass Rechnernie als strategisches Kernarbeitsgebiet des Unternehmensangesehen wurden; wahrend Siemens sich fruh mit die-sem Gebiet identifizierte [3] und u.a. durchsetzte, dass imKonzern ausschließlich Siemens-Rechner eingesetzt wur-den, wo immer das technisch moglich war, womit Siemensuber lange Zeit wichtigster Nutzer der eigenen Maschinenwar, gab es bei AEG-Telefunken eine solche Politik nicht.Trotzdem verbreiteten sich TR 4 und spater auch TR 440 imKonzern, nicht nur fur technisch/wissenschaftliche sondernauch fur kommerziell/administrative Zwecke.

Realistischerweise hielt der Vorstand von AEG-Tele-funken es fur aussichtslos, das Computergeschaft auf dieDauer aus eigenen Kraften zu betreiben. Dagegen sprachendie generationsweise stark ansteigenden Entwicklungskos-ten, die laufenden Maintenance- und Service-Kosten unddas schmale Marktsegment, in dem das Unternehmen er-folgreich war.

In den sechziger Jahren gab es zahlreiche Kontakte u.a.mit Bull, Burroughs, CII (Compagnie Industrielle pourl’Informatique),Control Data, Hitachi, Fujitsu, ICL, PackardBell, Philco, RCA und Siemens, die jedoch alle eher demGedankenaustausch forderlich waren, als dass sie zu effek-tiven Kooperationen fuhrten.

Traditioneller Partner der AEG war General Electric,bis 1970 ein bedeutender Computerhersteller. Aber GeneralElectric verkaufte das Geschaft an Honeywell; dieses Unter-nehmen stellte spater das Universalrechnergeschaft ebensoein wie RCA und zuvor Westinghouse und andere Unterneh-men der traditionellen elektrotechnischen Industrie, was dasZutrauen des AEG-Vorstandes zum Computergeschaft starkminderte.

2 Der Weg zum TR 440

Mit der Ankundigung der IBM/360 im Jahre 1964 war ab-zusehen, dass das Sondersegment der wissenschaftlich/tech-nischen Rechner durch die IBM-Architektur sehr gefahrdetwar. Eine Fortsetzung des anfanglichen Geschaftserfolgesvon AEG-Telefunken mit dem TR 4 verlangte die Ankun-digung eines Nachfolgeproduktes. Hierfur bestanden durchdie gute Software des TR 4 und neues technologischesKnow-how, das bei AEG-Telefunken durch die Entwicklungkleiner militarischer Rechner (TR 84) unter Verwendungvon integrierten Schaltungen sehr hoher Leistung (Moto-rola MECL-I) gewonnen war, ab 1965 gunstige Voraus-setzungen. Ein bei Heinz Voigt entstehendes Konzept TR

400 wurde am 19.10.1964 zuruckgewiesen, und es wurdeein Entwicklungsstop angeordnet [4]. ER verfolgte damalsmit Schwerpunkt die Entwicklung eines hochmodularenfehlertoleranten Rechensystems, genannt BIENE; wahrenddie Entwicklung zunachst vom Verteidigungsministeriumfinanziert wurde, schien das Umsatzpotential (trotz AEG-Anlagengeschaft und Verteidigung) sehr unsicher. Es kamzu einer insgesamt sehr kritischen Einschatzung der ge-schaftlichen Entwicklung von ER. Der Vorstand wich abereiner Entscheidung aus. Das Jahr 1965 verbesserte die Aus-sichten: die Zuversicht in die Vorteile der neuen Rechner-technologie stieg mit der TR 84-Entwicklung, TR 4 stabili-sierte sich am Markt sehr gut, u.a. durch die innovativeSoftware, neues ,,Munchener“ Betriebssystem [12]; zu-gleich boten die ubrigen Geschaftsfelder von ER keine aus-reichenden Aussichten. Der Vorstand genehmigte endlicham 23.09.1965 das nunmehr ,,TR 440“ genannte Nachfol-geprojekt zu TR 4, im Wesentlichen mit der Funktionalitatdes TR 4, aber in dieser neuen Technologie, womit stattder TR 4-Taktfrequenz von 2 MHz (etwa 70 kOp/s) nun20 MHz erreichbar schienen (etwa 900 kOp/s, nach Gibson-Mix). Dazu wurden neue periphere Gerate kommen. DiesesKonzept stieß aber im Laufe des Winters 1965/66 bei wich-tigen potentiellen Kunden einer solchen Maschine nichtauf ausreichende Unterstutzung. Wichtige Kunden in derWissenschaft orientierten sich inzwischen an dem amerika-nischen Projekt CTSS (Compatible Time Sharing System)und Multics (Multiplexed Information and Computer Sys-tem) des MIT und wunschten ein Teilnehmersystem [13].AEG-Telefunken folgte diesem Bedarf und stattete denneuen Prozessor mit wichtigen zusatzlichen Funktionenaus, wie differenzierten Betriebsmodi fur Benutzer undBetriebssystem und mit Seitenadressierung; letztere warzwar bekannt, aber durchaus umstritten. Viel weiter rei-chende Folgen traten fur die Softwareentwicklung ein: DasTR 4-Betriebssystem war nicht langer verwendbar, uberden schon bewahrten Quellsprachendump hinaus mussteeine ausgefeilte Technik fur das interaktive Testen der er-zeugten Programme entwickelt werden. Die anfangs mit10 Millionen DM geschatzten Entwicklungskosten wurdennicht mehr zu halten sein; in der Folge erwies sich dieEntscheidung aber als sehr richtig (IBM fuhrte die Seite-nadressierung erst 1971 mit dem System /370 ein, wennman von dem nur eingeschrankt vertriebenen Modell 67 der/360 absieht). TR 440 war damit strukturell bis tief in diesiebziger Jahre hinein auf der Hohe der Zeit.

3 Schwierigkeiten

Die gewahlte Schaltungstechnologie MECL-I war fur einenRechner der TR 440-Klasse eine mutige Innovation. Diemeisten Hersteller von Großrechnern hielten diskrete elek-

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tronische Komponenten aus Grunden der Warmeabfuhrungfur notwendig, und auch die IBM/360 benutzte mit ih-ren auf Keramiktafelchen aufgebrachten diskreten Bauele-menten eine wesentlich konservativere Technologie. ImLaufe der TR 440-Entwicklung erwies sich die MECL-I-Technik allerdings als erhebliches Handicap. Die Signalebrauchten eine Leitungstechnik, die bis dahin nicht be-kannte hohe Storsicherheit und Echofreiheit besaß, was imLaufe der Entwicklung zu einem erheblichen Anstieg derEntwicklungs- und Fertigungskosten fuhrte und – schlim-mer noch – die Prototypentermine erheblich verzogerte.Weitere Schwierigkeiten bestanden in der geringen Qua-litat einiger OEM-Peripheriegerate. Im ganzen Projektfehlte es an erfahrenen Mitarbeitern und qualifiziertenZulieferern.

In der Entwicklung des Betriebssystems ging man denWeg uber ausgesprochen innovative Konzepte (Hans-Rudiger Wiehle). Etwa 1968/1969 wurde jedoch abseh-bar, dass der eingeschlagene Weg (so genanntes BS 1) [5]moglicherweise nicht zu einem betriebstuchtigen und wirt-schaftlichen System fuhren wurde. Ausgehend von ei-nem einfachen Grundkonzept, entwickelt als Basis furHardwaretests, wurde ein neuer Ansatz beschritten, derzum Erfolg fuhrte (BS 3) [9] (Wolfgang Frielinghaus).Es gelang damit nicht nur eine Losung mit geringe-rem Aufwand, wie sie fur kleine Konfigurationen ge-braucht wurde, womit sich schließlich ein dritter Weg,das so genannte BS 2, bestimmt fur kleinere Konfigu-rationen, erubrigte, sondern schrittweise konnten auchdie innovativen Funktionen des BS 1 im BS 3 reali-siert werden. Zusammen mit der vorzuglichen Compiler-technik sowie der komfortablen Kommandoschnittstellestellte das Teilnehmerbetriebssystem BS 3 in den siebzi-ger Jahren eine wesentliche Starke des Produktes TR 440dar.

4 TR 440 fur das Deutsche Rechenzentrumin Darmstadt

Im Sommer 1967 hatte die Deutsche Forschungsgemein-schaft beschlossen, fur das Deutsche Rechenzentrum (DRZ)in Darmstadt einen TR 440 zu beschaffen. Darmstadt verlorzugleich seine Rolle als nationales Hochleistungsrechenzen-trum zugunsten einer neuen Strategie regionaler Großre-chenzentren. Damit lag der erste Auftrag fur einen TR 440vor. Die Inbetriebnahme wurde auf Februar 1968 festgelegt.Die Deutsche Forschungsgemeinschaft stellte eine Abnah-megruppe unter der Leitung des Leiters des Rechenzen-trums der RWTH, Prof. Dr. Dieter Haupt, zusammen, die dieEntwicklung und Inbetriebnahme der Maschine begleitete,um eine problemlose Installation beim DRZ sicherzustel-len, denn es gab beim DRZ erhebliche interne Widerstande

gegen die Beschaffung eines TR440. Das DRZ hatte dieBeschaffung einer IBM/360 Mod. 70 beantragt. Durch diebeschriebenen Schwierigkeiten bedingt, verzogerte sich dieInbetriebnahme um neun Monate. Geliefert wurde zunachstein TR 440 mit nur 12 MHz Taktfrequenz, auf dem –dank des TR 4-Modus der Maschine – zwei virtuelle TR4 mit jeweils eigener Peripherie simuliert wurden. Das Sy-stem erwies sich als betrieblich robust. Es wurde spatergegen ein TR 440-System endgultiger Funktionalitat undLeistung ausgetauscht. Bei AEG-Telefunken hatte der Auf-trag der Deutschen Forschungsgemeinschaft eine wichtigeinnere Auswirkung: TR 440 war ein Prestigeprojekt ge-worden, hinter das sich der bislang nur zogernd engagierteUnternehmensvorstand stellte; in Konstanz wurden drin-gend erforderliche interne Entscheidungen zur Sicherungdes Projektes TR 440 getroffen.

5 Organisation

1967 wurde die Unternehmensorganisation dem inzwischenstark angewachsenen Geschaftsfeld angepasst. Aus ER wur-den die TR 84-Aktivitaten und das Systemgeschaft heraus-gezogen und in das neue Fachgebiet MR (Mittlere Rech-ner) uberfuhrt. Leiter von MR wurde Kurt Scheidhauer, derzuvor den Vertrieb ER/V geleitet hatte. ER hieß nun GR,Großrechner, und Leiter wurde Fritz-Rudolf Guntsch. DieLeitung des Vertriebs, GR/V, wurde von Helmut Kohlerubernommen, der im Sommer 1967 von IBM zu AEG-Telefunken uberwechselte. Er wollte und sollte den Umsatzdes TR 440 steigern, insbesondere auch durch Erschließungdes kommerziellen Marktes. Herr Kohler erreichte Anfang1968, dass die Software-Entwicklung von der Hardware-Entwicklung wieder getrennt wurde.

Dies war eine wichtige und innovative Maßnahme, dadie Bedurfnisse und Kulturen in der Hard- und Software-Entwicklung sehr unterschiedlich waren und auch heutenoch sind. Ab da gab es die Abteilung GR/E, die jetzt nurnoch fur die Hardware zustandig war, und die AbteilungGR/P, in der die Software-Entwicklung (Programmierung)zusammengefasst wurde. Die Leitung von GR/E hatte wei-terhin Eike Jessen. Die Leitung GR/P ubernahm in Personal-union Helmut Kohler, spater Hans-Jurgen Siegert.

Anfang 1969 ubernahm Fritz-Rudolf Guntsch die Abtei-lung Wehrforschung des Bundesverteidigungsministeriums,spater die Abteilung Datenverarbeitung und Humanisie-rung der Arbeitswelt im Bundesministerium fur Forschungund Technologie. Sein Nachfolger als Fachgebietsleiter GRwurde Helmut Kohler.

Kurt Scheidhauer wurde Mitte 1969 Leiter der Entwick-lung bei AEG-Telefunken N3/E. AEG-Telefunken hatte eineMatrixorganisation. Dementsprechend hatte Kurt Scheid-hauer Zugriff auf alle Entwicklungsgruppen bei N3, also

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auch auf die Hard- und Software-Entwicklung bei denGroßrechnern (N3/GR/E, N3/GR/P). Mitte 1972 wechselteEike Jessen an die Universitat Hamburg. Sein Nachfolgerals GR/E wurde Dieter Michel.

Abb. 2 Eigenschaften desProduktes TR 440: Ubersicht

6 Forderung durch die Bundesregierung

Im Rahmen des 1. bis 3. DV-Programms der Bundesregie-rung wurden von 1966 bis 1976 die Entwicklungskosten

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des TR 440 zu 50% gefordert. Das Engagement des Bundeshatte weit reichende Folgen:

• Die Wirtschaftlichkeit des Gesamtprojektes verbessertesich fur AEG-Telefunken entscheidend.

• AEG-Telefunken war verpflichtet, das Projekt zu einemerfolgreichen Ende zu fuhren, sollte es nicht einen großenGesichtsverlust und verschlechterte Chancen bei denKunden und bei Entwicklungsvertragen und Entwick-lungsforderung der offentlichen Hand hinnehmen.

• Der Bund – unter seinem Einfluss auch die Bundeslander– fasste das Projekt TR 440 als ein technologiepolitischesSchlusselprojekt auf und forderte TR 440-Installationen,insbesondere mit der Einfuhrung des Programms der re-gionalen Rechenzentren, wo der Bund 70% der Investi-tionskosten trug und entsprechendes Mitspracherecht beider Rechnerauswahl ausubte.

7 Suche nach Nachfolgesystem

Zwar konnte mit der Installation eines ersten TR 440 mitvoller Leistung (vgl. Abb. 2, 3) an der Universitat Bochumder Erfolg der TR 440-Entwicklung demonstriert werden,aber fur ein erfolgreiches Großrechnergeschaft mit dem TR440 war es unbedingt notwendig, den Kunden auch dieWege in die Zukunft aufzuzeigen. AEG-Telefunken bildetealso bereits 1969/1970 eine Projektgruppe, die sich mit ei-nem Nachfolgerechner zum TR 440 (Arbeitstitel TR 550)beschaftigte. Organisatorisch war dazu eine kleine Matrix-struktur vorgesehen: Die fachliche Verantwortung lag bei

Abb. 3 Großes TR440-Rechenzentrum(Finanzverwaltung Dusseldorf,mit freundlicher GenehmigungRZF-NRW)

den Laborgruppen, also beispielsweise fur alle Betriebssy-steme bei der Laborgruppe Betriebssysteme. Quer dazu gabes projektbezogene Koordinationen durch die Projektma-nager fur TR 440 und TR 550 in der Hardware- und inder Software-Abteilung, sowie durch Bildung von ad-hoc-Arbeitsgruppen fur ein bestimmtes Thema.

Grundsatzlich wurden drei Varianten diskutiert:

• ein TR 440-kompatibler Rechner• ein IBM/360-kompatibler Rechner• ein weder TR 440- noch IBM-kompatibler Rechner

Eine grundsatzliche Absicht war, uber eine Kooperation dieLast zu verteilen und Synergien auszunutzen. So ware esmoglich gewesen, Hardware- oder Software-Komponentenzu ubernehmen oder gemeinsam zu entwickeln. Wie weiterunten ausgefuhrt, war dieser Weg nicht erfolgreich.

Ein nicht TR 440- oder nicht IBM-kompatibler Rech-ner hatte eine umfangreiche Nach- bzw. Neuentwicklungder Software bedeutet. Da AEG-Telefunken und spater auchTelefunken Computer nicht uber das notwendige Kapitalverfugten, wurde dieser Weg zwar verfolgt, aber es wurdeauch intensiv nach Alternativen gesucht. Zu dem Problemder Finanzierung kam noch die lange Zeit bis zu einer Erst-auslieferung. Außerdem war es zweifelhaft, ob die Kun-den eine Umstellung auf eine neue Software, die wiedernicht kompatibel zu anderen Herstellern ware, mitmachenwurden.

Die Hardware-Entwicklung hielt einen TR 440-kompa-tiblen Rechner mit der notwendigen Leistungssteigerung(etwa Faktor 10) fur technisch nicht realisierbar. Es warallerdings moglich, (kleinere) TR 440-Versionen mit moder-

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nerer Technologie zu bauen und so das Angebotsspektrumnach unten auszudehnen.

Damit blieb als zweite Alternative nur die Entwicklungeiner IBM-kompatiblen Maschine. Da IBM 1969 unter demDruck der Antitrust-Verfahren in den USA begann seineSoftware getrennt von der Hardware und mit eigener Preis-liste anzubieten, schien dieser Weg gangbar. Auch inter-national gab es einige Firmen, die sich anschickten, die-sen Weg zu gehen, beispielsweise Gene Amdahl in denUSA, mit dem ebenfalls Gesprache gefuhrt wurden. AlsTest wurde beispielsweise IBM-Software fur den TR 440angemietet. Da Kenntnisse uber IBM-Interna bei der Groß-rechnerentwicklung in Konstanz weitgehend fehlten, wur-den etwa 1973 Beratungsvertrage und Kooperationen mitPartnern aus den USA abgeschlossen. Zu nennen sind hierinsbesondere M.J. Flynn, M.O. Paley, B. McClure und ihregemeinsame Firma PALYN. M.J. Flynn hatte die Prozes-sorentwicklung der IBM 7090, 7094-II und des Modells 91der /360 geleitet und wurde spater Professor an der Stan-ford University. Paley war fur das Engineering des Systems/360 verantwortlich gewesen. In dieser Rolle uberwachteer die Implementation aller anfanglichen Modelle der /360.1965 wurde er Direktor des IBM Advanced Computer Sy-stems Laboratory in Menlo Park. Diese Kooperation fuhrtezu keinen Produkten, da vorher die Ubernahme der FirmaTelefunken Computer durch Siemens erfolgte.

8 Erneute Suche nach Kooperationspartnern

Mit den Planungen fur einen TR 440-Nachfolger wurdenzugleich die Bemuhungen um einen geeigneten Koope-rationspartner immer wichtiger und entsprechend inten-siviert. Ein fur einen außeren Betrachter nahe liegenderPartner war naturlich Siemens. Von der AEG wurde al-lerdings Siemens als traditioneller Konkurrent angesehen.Eher von den Entwicklungsabteilungen als vom Gesamt-vorstand war die Idee einer gemeinsamen Großrechnervor-entwicklung und dann einer Großrechnerunion mit staat-licher Forderung vorangebracht worden, aber ohne Erfolgin den sechziger Jahren. Andererseits drangte der Bundauf eine wirtschaftliche Stabilisierung des Großrechner-geschaftes, in dem er sich mit so großen Mitteln engagierthatte, bevorzugt durch Kooperation mit einem europaischenPartner.

9 Nixdorf und TC

Am 1.1.1972 kam eine Kooperation mit der Nixdorf AGzustande. AEG-Telefunken und Nixdorf grundeten eine ge-meinsame Tochter ,,Telefunken Computer“ (TC), in die dasGroßrechnergeschaft eingebracht wurde. Vorstandvorsitzen-

der war Heinz Nixdorf, Vertriebschef Klaus Luft und Ent-wicklungsleiter Kurt Scheidhauer.

Beide, Heinz Nixdorf und Klaus Luft, gingen die neueAufgabe mit viel Engagement und vielen Visionen an.Leider stellte sich heraus, dass das neue Vertriebskonzeptim kommerziellen Markt nicht die erhofften Stuckzahlenbrachte. Auch bei der Software-Entwicklung waren, trotzguten Willens auf beiden Seiten, die erwarteten großen Syn-ergien zwischen Telefunken Computer und Nixdorf AG soschnell nicht zu erreichen, da die Firmenkulturen und dieMarktbedurfnisse zu unterschiedlich waren.

So lag es nahe, dass sich Heinz Nixdorf von diesem En-gagement nach zwei Jahren wieder trennte, insbesondere dainzwischen auch die Nixdorf AG selbst in große Problemekam.

10 Siemens und CGK

Auf Drangen der Bundesregierung wurde Telefunken Com-puter am 18.7.1974 von Siemens ubernommen und fir-mierte unter ,,Computer Gesellschaft Konstanz“ (CGK). Vorder Ubernahme wurde das Personal auf eine von Siemensgewunschte Anzahl reduziert.

Siemens hatte 1973 eine Kooperation (Unidata) mit C II(Compagnie Industrielle pour l’Informatique) und Philipsbegonnen. In dieser Partnerschaft hatte CII das Großrech-nersegment ubernommen. Fur die Großrechnerentwicklungvon TC war also kein Platz mehr. Folgerichtig wurden alleArbeiten an einem TR 440-Nachfolgesystem eingestellt.Die Entwicklung reduzierte sich auf Auftragsarbeiten furSiemens und die unbedingt notwendige Pflege fur den TR440, um die verkauften TR 440-Systeme moglichst langebeim Kunden halten und noch vorhandene Restbestandeverkaufen zu konnen.

Dazu aus Janisch: ,,30 Jahre Siemens-Datenverarbei-tung“ [3]:

,,Am 18.7.1974 ubernahm Siemens durch Kauf – ohnegroße Begeisterung – die Telefunken Computer GmbH,Konstanz, zu 100% mit einem Kapital von 20 000 DM undfirmierte sie um in Computer Gesellschaft Konstanz mbH(CGK). Zum Geschaftsfuhrer wurde Helmfried Fulling be-stellt. . . . Fur Siemens bedeutete die Ubernahme dieser Ge-sellschaft in der schwierigen Zeit der Unidata-Kooperationeine zusatzliche Aufgabe mit zusatzlichem Investment, mitweiteren Verlusten und weiterer Arbeitsbelastung. Die An-lagen waren nicht kompatibel zu unserem [Siemens]System,es war praktisch ein neues Geschaftsfeld, und die ein-zige Chance lag darin, die Gesellschaft in ihren Aufgabenund Zielen umzustrukturieren, neben den Verpflichtungenaus den Kundenvertragen, von der Wartung angefangenbis zu Erweiterungen der bestehenden Systeme und derVerwertung der vorhandenen Bestande. Und in der Unidata-

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Abb. 4 Installationsliste TR 440:In einigen der aufgefuhrtenEinrichtungen (insbesondere beiAEG/Telefunken bzw. TC/CGK inKonstanz, FinanzverwaltungDusseldorf) standen mehrereAnlagen

Kooperation war diese Ubernahme der Telefunkentochterhochst umstritten.“

Gesprache uber zukunftige Beschaftigungen fur die Ent-wickler fanden auf allen Ebenen statt, auch auf Abteilungs-,Laborgruppen- und Laborebene. Die Entwicklungsgrup-pen bei Siemens in Munchen waren jedoch nicht bereit,die Verantwortung fur großere Entwicklungsbereiche oder-pakete abzugeben. Stattdessen gab es fur die Entwick-ler in Konstanz Auftragsarbeiten. Daneben wurden vieleEntwickler von Siemens in Munchen als Einzelpersoneneingestellt. Sie transferierten Know-How und Erfahrungaus der TR 440-Entwicklung zu Siemens. Viele machten

Karriere und erlangten entscheidenden Einfluss. Die gutePosition, die TR 440 errungen hatte, und der Ausbau desGeschafts mit Produkten der Zeichenerkennung wie DINA6-Hochleistungsbeleglesern fur Banken und Lotto, machtedie CGK zu einem profitablen Unternehmen.

11 Erfolg

Am Ende der TR 440-Auslieferungen konnte das Projektmit Stolz auf 46 produzierte Anlagen verweisen, die in 31Einrichtungen in Deutschland aufgestellt waren, vgl. Instal-

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Page 9: AEG-Telefunken TR 440: Unternehmensstrategie, Markterfolg und Nachfolger

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lationsliste (Abb. 4), und einen Umsatz von 730 Mio. DM(ca. 370 Mio.) reprasentierten. Dieser Erfolg muss auchvor dem Hintergrund der insgesamt fur das Großrechner-geschaft schwierigen 70er Jahre gesehen werden; man ver-gleiche etwa die Probleme, die Burroughs, Honeywell, ICL,RCA und Univac hatten; sogar IBM stellte Ende der 70ersein Future System Project ein.

Fur Deutschland hatte das bei der TR 440-Entwicklungangesammelte Wissen und die Weitergabe in Universitaten,Fachhochschulen und Industrie fur den Aufbau der Informa-tik und der Informationstechnik große Bedeutung. So stehtbereits im Schlussbericht der TC zur Forderung der TR 440-Entwicklung im Rahmen des 2. DV-Programms der Bun-desregierung [8]: ,,Fur das Projekt TR 440 standen anfangsnur wenige erfahrene Mitarbeiter zur Verfugung. Dies lagvor allem daran, dass der Entwicklungszweig EDV, insbe-sondere in Europa, noch sehr jung war, und dass es damalsso gut wie keine Ausbildung auf dem Gebiet der Informa-tik gab“ und weiter: ,,Neben diesem primaren Ergebnis derAufgabenstellung, dem Großrechensystem TNS 440, ist alsindirektes Ergebnis das technische und wissenschaftlicheWissen zu nennen, das auf dem komplexen Gebiet der elek-tronischen Datenverarbeitung und des Managements großerProjekte erworben wurde. Dieses Wissen ist uber intensivbetriebene Ausbildung weitergegeben worden.“

Literatur

1. Guntsch FR (1957) Logischer Entwurf eines digitalen Rechen-gerats mit mehreren asynchron laufenden Trommeln und automa-tischem Speicherbetrieb. Dissertation, TU Berlin

2. Guntsch FR (1993) Konstanz 1964–1972, Festvortrag, 26.11.1993,TU Munchen

3. Janisch H (1988) 30 Jahre Siemens-Datenverarbeitung – Ge-schichte des Bereiches Datenverarbeitung (1954–1984).Siemens

4. Jessen E, Voigt H (1964) Stellungnahme zum Entwicklungs-vorhaben TR 400 Interne Korrespondenz, AEG-Telefunken,04.11.1964

5. Jessen E (1968) Das Betriebssystem des Rechners TR 440,in Handler W (ed) Teilnehmerrechensysteme. Oldenbourg,Munchen

6. Jessen E, Michel D, Voigt H (2008) AEG-Telefunken TR 440:Struktur und Technologie. Informatik Forsch Entw 22(4)

7. Jessen E (2004) Origin of the Virtual Memory Concept. IEEEAnn Hist Comput 26:71–72

8. Mark K (Koord.) (1973) Vielfachzugriffssystem TR 440, Schluss-bericht II. DV-Programm der Bundesregierung

9. Siegert HJ (2008) AEG-Telefunken TR 440: Software undSoftware-Entwicklung. Informatik Forsch Entw 22(4)

10. Thiele E (2003) Telefunken nach 100 Jahren – Das Erbe einerdeutschen Weltfirma. Berlin

11. Ulbrich E (1963) Struktur und Arbeitsweise der Telefunken-Digitalrechenanlage TR 4. IEEE Trans Electron Comput 12:613–618

12. Wiehle HR, Seegmuller G, Urich W, Peischl F (1964) Ein Be-triebssystem fur schnelle Rechenautomaten. Elektron Rechenanl6:119–125

13. Wiehle HR (2008) Rechnerbetrieb aus Benutzersicht: Auf demWege zu großen dialogfahigen Time-Sharing-Systemen. Informa-tik Forsch Entw 22(4)

14. Jessen E, Michel D, Voigt H, Structure, Technology and Develop-ment of the AEG-Telefunken TR 440 Computer. to be publishedin IEEE Ann Hist Comput

15. Jessen E, Michel D, Siegert HJ, Voigt H, The AEG-TelefunkenTR 440 Computer: Company and Large Scale Computer Strategy.to be published in IEEE Ann Hist Comput

16. Siegert HJ, The German TR 440 Computer: Software and its De-velopment. to be published in IEEE Ann Hist Comput

Eine umfassende technische Dokumentation einschließlichder vorstehenden Dokumente ist im Deutschen Museum ar-chiviert und dort zuganglich.

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