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03/September 2013 Zeitung des Bremer Rates für Integration „Ist nackt schlimm? Ausgezeichnetes Museumsprojekt von BRI, Gerhard-Marcks-Haus und Gesamtschule Ost Das Bildhauermuseum Gerhard- Marcks-Haus, die Gesamtschule Ost in Tenever und der Bremer Rat für Integration (BRI) haben gemein- sam ein Projekt gestartet: „Ist nackt schlimm?“. Worum geht’s? Um Akte. Zusammen mit fünf ande- ren deutschen Projekten werden die Bremer im Rahmen des bun- desweiten Projekts „Alle Welt: Im Museum“ des Deutschen Museums- bundes gefördert. Nach den Ferien fanden die Schüler der Gesamtschule Ost im Eingangsbereich ihrer Schule leere Sockel mit Fragzeichen vor. Drei Wochen später, am 29. August, wurden hier unter großer Medienpräsenz zwei fastlebens- große Akte des Bildhauers Gerhard Marcks ent- hüllt: Adam und Eva in Bronze – beides Origi- nale. „Der Hintergrund des Projekts ist es, die Schülerinnen und Schüler, die oftmals noch nie in ihrem Leben in einem Museum waren, an die Kunst heranzuführen“, skizziert die Vorsitzende des BRI, Libuse Cerna, das Anliegen. Der Titel zielt dabei auf eine mögliche Streitfrage: Was in der Kunst „normal“ ist, wird vom Betrachter je nach Lebensalter, aber auch sozialer und kultu- reller Herkunft, unterschiedlich wahrgenom- men und bewertet. „Die Erfahrung zeigt, dass man beim Thema ‚Akte' oft auf Widerstand stößt“, beschreibt Dr. Arie Hartog, der Direktor des Gerhard-Marcks-Hauses, seine Erfahrung. Im Kunstunterricht kann die Stimmung beim dem Thema schon mal ganz plötzlich kippen: von spontaner Heiterkeit bis hin zu Arbeitsver- weigerung. Aber auch Erwachsene haben ihre Probleme. In Gröpelingen wurde dem Direktor in der Vergangenheit bereits eine Akt-Ausstel- lung verweigert. In diesem Kunst-Projekt geht es vor allem darum, dass Schüler der 7., 8., 10. und 11. Klas- se ihre Position zum Thema „Ist nackt schlimm?“ reflektieren und darüber mit ihrem Umfeld ins Gespräch kommen. Wie verhalten sich heutiges Wissen, Verbote und Emotionen zu bestimmten Figuren des Bildhauers Gerhard Marcks, die nicht immer dem gängigen Schön- heitsideal entsprechen? Dies wird im Unterricht diskutiert und auch praktisch erarbeitet. Den Jugendlichen sollen in der Auseinandersetzung traditionelle Sichtweisen deutlich werden. Dar- über hinaus kommen sie mit der modernen Kunstauffassung in Berührung. Das Ergebnis ist eine Ausstellung, die im Winter 2013 bis Januar 2014 im Gerhard- Marcks-Haus gezeigt wird. Mehr zum Projekt unter: www.bremer-rat-fuer-integration.de. Diskutieren Sie mit in unserem blog www.alle-welt-im-museum.de/w/ Nächste Termine Die nächste öffentliche Sitzung des Bremer Rates für Integration ist am MIttwoch, 23. Oktober 2013, um 17 Uhr, in der Volks- hochschule (VHS) Bremen, Faulenstraße 69, 28195 Bremen. www.bremer-rat-fuer-integration.de Büro: Am Markt 20, im Gebäude der Bürgerschaft (Eingang EuropaPunktBremen), 28195 Bremen Sprechzeiten: tägl. 14–15 Uhr Telefon: 0421 | 361-26 94 [email protected] www.bremer-rat-fuer-integration.de Die Klasse 7.5 der Gesamtschule Ost zum ersten Mal im Gerhard-Marcks-Haus. Hier: vor der Thüringer Venus von Gerhard Marcks. Schüler auf Entdeckungsreise im Museum

„Ist nackt schlimm? - Bremer Rat für Integration · Bremerhaven. Mit dem Mentoren-Projekt „MINTmi“ soll nun gezielt den naturwissenschaftlich und tech- nisch begabten unter

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03/September 2013Zeitung des Bremer Rates für Integration

„Ist nackt schlimm?Ausgezeichnetes Museumsprojekt von BRI, Gerhard-Marcks-Haus und Gesamtschule Ost

Das Bildhauermuseum Gerhard-Marcks-Haus, die GesamtschuleOst in Tenever und der Bremer Ratfür Integration (BRI) haben gemein-sam ein Projekt gestartet: „Istnackt schlimm?“. Worum geht’s?Um Akte. Zusammen mit fünf ande-ren deutschen Projekten werdendie Bremer im Rahmen des bun-desweiten Projekts „Alle Welt: ImMuseum“ des Deutschen Museums-bundes gefördert.

Nach den Ferien fanden die Schüler derGesamtschule Ost im Eingangsbereich ihrerSchule leere Sockel mit Fragzeichen vor. DreiWochen später, am 29. August, wurden hierunter großer Medienpräsenz zwei fastlebens-große Akte des Bildhauers Gerhard Marcks ent-hüllt: Adam und Eva in Bronze – beides Origi-nale.

„Der Hintergrund des Projekts ist es, dieSchülerinnen und Schüler, die oftmals noch niein ihrem Leben in einem Museum waren, an dieKunst heranzuführen“, skizziert die Vorsitzendedes BRI, Libuse Cerna, das Anliegen. Der Titelzielt dabei auf eine mögliche Streitfrage: Was inder Kunst „normal“ ist, wird vom Betrachter jenach Lebensalter, aber auch sozialer und kultu-reller Herkunft, unterschiedlich wahrgenom-men und bewertet. „Die Erfahrung zeigt, dassman beim Thema ‚Akte' oft auf Widerstandstößt“, beschreibt Dr. Arie Hartog, der Direktordes Gerhard-Marcks-Hauses, seine Erfahrung.Im Kunstunterricht kann die Stimmung beimdem Thema schon mal ganz plötzlich kippen:von spontaner Heiterkeit bis hin zu Arbeitsver-

weigerung. Aber auch Erwachsene haben ihreProbleme. In Gröpelingen wurde dem Direktorin der Vergangenheit bereits eine Akt-Ausstel-lung verweigert.

In diesem Kunst-Projekt geht es vor allemdarum, dass Schüler der 7., 8., 10. und 11. Klas-se ihre Position zum Thema „Ist nacktschlimm?“ reflektieren und darüber mit ihremUmfeld ins Gespräch kommen. Wie verhaltensich heutiges Wissen, Verbote und Emotionenzu bestimmten Figuren des Bildhauers GerhardMarcks, die nicht immer dem gängigen Schön-heitsideal entsprechen? Dies wird im Unterrichtdiskutiert und auch praktisch erarbeitet. DenJugendlichen sollen in der Auseinandersetzungtraditionelle Sichtweisen deutlich werden. Dar-über hinaus kommen sie mit der modernenKunstauffassung in Berührung.

Das Ergebnis ist eine Ausstellung, die imWinter 2013 bis Januar 2014 im Gerhard-Marcks-Haus gezeigt wird.

Mehr zum Projekt unter:www.bremer-rat-fuer-integration.de.Diskutieren Sie mit in unserem blogwww.alle-welt-im-museum.de/w/

Nächste Termine

Die nächste öffentliche Sitzungdes Bremer Rates für Integrationist am MIttwoch, 23. Oktober2013, um 17 Uhr, in der Volks-hochschule (VHS) Bremen, Faulenstraße 69, 28195 Bremen.www.bremer-rat-fuer-integration.de

Büro: Am Markt 20, im Gebäude der Bürgerschaft (Eingang EuropaPunktBremen),28195 Bremen

Sprechzeiten: tägl. 14–15 UhrTelefon: 0421 | 361-26 [email protected]

www.bremer-rat-fuer-integration.de

Die Klasse 7.5 der Gesamtschule Ost zum ersten Mal im Gerhard-Marcks-Haus. Hier: vor der Thüringer Venus von Gerhard Marcks.

Schüler auf Entdeckungsreise im Museum

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Seite 2 03/2013 MITeinander

Aktuell

Hilfe beim Start ins Studium Hochschule Bremerhaven möchte mit „MINTmi“ mehr Migranten in die Hörsäle locken

„Nur wenige Zugewanderte neh-men, trotz guter Noten, nach ihrerSchulzeit ein Studium auf“, weißNadine Metzler von der HochschuleBremerhaven. Mit dem Mentoren-Projekt „MINTmi“ soll nun gezieltden naturwissenschaftlich und tech-nisch begabten unter ihnen der Stu-dieneinstieg erleichtert werden.

Esma Öztürk ist auf ganzer Linie eine Vor-zeigestudentin: Die Stipendiatin studiert Mariti-me Technologien an der Hochschule Bremerha-ven und arbeitet dort auch als studentischeHilfskraft. Die gebürtige Türkin ist eine derMentorinnen, die Projektleiterin Nadine Metz-ler bei der Umsetzung des Programms „MINT-mi“ unterstützt, das seit diesem Wintersemester2013/14 läuft.

„Wir bieten mit diesem Programm Schüle-rinnen und Schülern die Möglichkeit, in dasStudentenleben reinzuschnuppern“, erklärtNadine Metzler. „Dabei werden sie von einemStudierenden betreut, können sich über ein vonihnen gewähltes Fach informieren und bereitsstudienrelevante Kenntnisse erwerben.“

Das im Übrigen kostenlose Programm wen-det sich an Schülerinnen und Schüler der 11.Klassen. Sie können im Rahmen des Frühstudi-ums parallel zur Schule, zwei Stunden proWoche, an Uni-Veranstaltungen teilnehmen,zum Beispiel an einer Mathe-Vorlesung. Werdie abschließende Klausur mitschreibt und

besteht, erwirbt sogar noch einen Schein, derim späteren Studium angerechnet wird. Darü-berhinaus erhalten die Mentees ein Semester-ticket. Das brauchen sie, um zur Hochschule zukommen und zu den im Rahmen des Pro-gramms vorgesehenen Firmenbesichtigungen.„Die Hochschule hat Kontakte zu ganz unter-schiedlichen Unternehmen, die den angehen-den Studenten einen Einblick in die Arbeits-welt gewähren“, so Metzler. Außerdem erhal-ten Interessierte auf Wunsch auch noch einenSprachkurs und sie können E-Learning-Ange-bote nutzen.

Knapp ein halbes Jahr dauert das Programm,das nachmittags nach der Schule stattfindet.„Das Programm ist kostenlos und freiwillig.Wichtig ist uns nur, dass regelmäßige Treffenzwischen Mentor und Mentee stattfinden“, sagtNadine Metzler. Da hat sie ein Auge drauf.

Ansprechpartnerin: Nadine MetzlerTelefon: 0471/48 23 - 499 [email protected]

Hochschule Bremerhaven An der Karlstadt 8, 27568 Brhv.

Der Bremer Rat für Integration (BRI) setztsich seit Jahren für die Einrichtung einer Anti-diskriminierungsstelle in Bremen ein. Ein ent-sprechender Antrag wurde vom Senat aller-dings abgewiesen. Die Begründung: Zu teuer.Stattdessen gab es im vergangenen Jahr einenSenatsbeschluss, ein „Netzwerk gegen Diskri-minierung“ ins Leben zu rufen. Es bezieht sichauf alle in Bremen existierende Fachberatungs-stellen, die zum Abbau gesellschaftlicherBenachteiligung beitragen und Betroffeneunterstützen. Zur Auftaktveranstaltung im Mai dieses Jahresluden die Senatorin für Finanzen und die Sena-torin für Soziales alle Mitarbeiterinnen undMitarbeiter der Beratungsstellen ein. Darunterdie Seniorenvertretung, die Aidsberatung, dieBremische Zentralstelle für die Verwirklichungder Gleichberechtigung der Frau (ZGF), dasAmt für Versorgung und Integration Bremenund viele mehr. Das nächste Treffen findet imSeptember statt. Der BRI begrüßt dieses Vor-haben und verfolgt es mit Interesse, weist abergleichzeitig darauf hin, dass einzelne Fachbe-ratungen eine qualifizierte Antidiskriminie-rungsberatung nicht ersetzen können.

Im Bremer Gewerkschaftshaus gibt es die Antidiskriminierungsstelle ADA. Die dreigroßen Buchstaben stehen für „Antidiskrimi-nierung in der Arbeitswelt“. ADA bietet zumeinen Beratung für Betroffene an und organi-siert zum anderen Veranstaltungen zum ThemaDiskriminierungsschutz, um die breite Öffent-lichkeit dafür zu sensibilisieren. Seit 1. März 2013 ist ADA im Rahmen desBundesprogramms IQ („Integration durchQualifizierung“) Bestandteil des IQ-Landes-netzwerks. „Von der damit einhergehendenEinbindung in die bundesweite IQ-Vernet-zung erhoffen wir uns Impulse für die Wei-terentwicklung des Diskriminierungs-schutzes in Bremen“, so Fuat Kamcili.

Bei einer Veranstaltung am 1. Oktober willADA anonyme Bewerbungen auf den Prüf-stand stellen.

Anonyme Bewerbungen: Allheilmittel gegen Diskriminie-rung!?

Dienstag, 1. Oktober, 17.00 bis 19.30 Uhr,

DGB-Haus Bremen

Gäste sind: Bülent Uzuner, Vorstand des IT-Consulting-Unternehmen BTC-AG(Oldenburg), Ursel Gerdes, Mitarbeiterin der Arbeitsstelle gegen Diskriminierung undGewalt (ADE) an der Uni Bremen, EsmahanBelhadj-Kouider, Wissenschaftliche Mitar-beiterin am Zentrum für Klinische Psycholo-gie und Rehabilitation (ZKPR), Uni Bremen,Jochen Kriesten, Verantwortlicher für dieKampagne „Du bist der Schlüssel!“ desöffentlichen Dienstes in Bremen.

Unabhängige & kostenlose Antidiskri-minierungsberatung persönlich, per Tele-fon, per E-Mail oder Online-Chat zu einemvorher vereinbarten Termin (30 oder 60 Min).

ADA Antidiskriminierung in der ArbeitsweltArbeit und Leben (DGB/VHS) e.V. Bahnhofsplatz 22–28 28195 Bremen

Sprechzeiten: Di. bis Fr. von 9 bis 13 UhrTel.: 04 21/ 696 28 640E-Mail: [email protected] www.ada-bremen.de

MINTmi-Projektkoordinatorin Nadine Metzler

Netzwerk gegen Diskriminierung

Anonyme Bewerbungen als Allheilmittel?Veranstaltungen und Beratung bei Diskriminierung im Gewerkschaftshaus

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Wissenswert

Begegnungen – Austausch – MiteinanderAm 4. September lud der Bremer Senat zum „Tag der Integration“ ins Rathaus ein

Neu ist, dass es in diesem Jahr statt eines„Integrationsgipfels“ am 4. September einen„Tag der Integration“ gab. Die Idee: Das gesell-schaftlich und politisch so wichtige Thema soll-te nicht abgeschottet diskutiert werden, sonderngemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgerndieser Stadt.

Am Vormittag lud Bürgermeister JensBöhrnsen deshalb zum „IntegrationspolitischenRatschlag“ in den Kaminsaal des Rathauses ein.Mit zahlreichen Akteuren der Integrationspolitik

diskutierte er den derzeitigen Stand der Integra-tionsarbeit. Um 16 Uhr bat Integrationsstaats-rätin Ulrike Hiller (da der Bürgermeister inzwi-schen erkrankt war) zur Kaffeetafel in die ObereRathaushalle. Dazu waren im Vorfeld 150 Men-schen – von stadtbekannten Multiplikatoren bishin zu „Otto“ bzw. „Ayse-Normal“ – aus ganzunterschiedlichen Stadtteilen und mit unter-schiedlichen Sichtweisen eingeladen worden.

Bevor der Tag mit einem großen Kulturfestin Osterholz-Tenever mit Musik, Kabarett und

Tanz im OTe-Saal in Osterholz-Tenever aus-klang, gab es einen kleinen Senatsempfang fürden scheidenden Bremer Rat für Integration.Alle vier Jahre konstituiert sich das Gremiumneu. Staatsrätin Ulrike Hiller und die Integrati-onsbeauftragte Silke Harth dankten dem „alten“Rat für die engagierte ehrenamtliche Arbeit indieser Legislaturperiode.

Mehr zum Integrationstag unter: www.bremer-rat-fuer-integration.de

Neue Amtsperiode, neue Zusammensetzung

Bremer Rat neu konstituiert

Für den Bremer Rat für Integration (BRI)beginnt eine neue, vierjährige Amtsperiode.Die konstituierende Sitzung fand am 11. Sep-tember, im Haus der Bürgerschaft statt.

Insgesamt hat der Bremer Rat für Integrati-on 29 ordentliche Mitglieder und genau soviele stellvertretende Mitglieder. Acht Mitglie-der zusammen mit ihren Stellvertretern werdenvom Ausschuss für „Integration, Bundes- undEuropaangelegenheiten, internationale Kontak-

te und Entwicklungszusammenarbeit“ der Bre-mischen Bürgerschaft (Landtag) ausgewähltund benannt. Es handelt sich dabei um Perso-nen, die in der Integrationsarbeit besonderserfahren sind.

34 ordentliche und stellvertretende Mitglie-der werden für diese Aufgabe von zahlreichenInstitutionen und Gruppen delegiert. Acht Mit-glieder werden vom Magistrat Bremerhavenernannt.

Der neu gewählte Vorstand setzt sich wiefolgt zusammen: Libuse Cerna (Vorsitzende),Lucyna Bogacki (stellv. Vorsitzende), IbrahimBagarkasi (Beisitzer), Halime Cengiz (Beisit-zerin), Florence Samkange-Zeeb (Beisitze-rin), Recai Aytes (Beisitzer).

Der für Bremerhaven reservierte Beisitzer-platz blieb erstmal vakant. Verhandlungen mitden vom Magistrat delegierten Mitgliedernwurden bereits aufgenommen.

Oben: „Integrationspolitischer Ratschlag“ mitBürgermeister. Unten: 150 Bürgerinnen undBürger waren zum „Café der Begegnungen“in die Obere Rathaushalle geladen.Verabschiedung und Ehrung für den alten Bremer Rat für Integration (2009 bis 2013)

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ImpressumHerausgeber: Bremer Rat für Integrationin Verbindung mit dem Referat Integrations-politik, Ansgaritorstr. 22, 28195 Bremenbei der Senatskanzleiwww.bremer-rat-fuer-integration.de

Redaktion: Silke Düker (v.i.S.d.P.)Druckvorbereitung: Silke DükerE-Mail: [email protected]: 2.500 Exemplare

Wir stellen vor

Anstoß für die FlüchtlingskinderFußball-Projekt von Werder und Refugio für Kinder aus dem ÜWH Ludwig-Quidde-Straße

Das CSR-Management (Sozialma-nagement) von Werder Bremen hatgemeinsam mit Refugio ein Fußball-Projekt für Flüchtlingskinder ausHastedt ins Leben gerufen. Unter-stützt wird das Training von Kadri, derselbst noch im Übergangswohnheimwohnt.

Die Jungs hängen an ihm. Kadri ist großerBruder, Sozialarbeiter und Trainer in einem. Erhilft ihnen, die deutsche Sprache zu lernen undbei den Hausaufgaben. Er begleitet sie zumTraining und zeigt ihnen, wie man nach allenRegeln der Fairness Fußball spielt. Tag undNacht ist er für sie da. „Meine Tür in der Unter-kunft Ludwig-Quidde-Straße steht ständigoffen“, sagt der 28-Jährige.

Immer mittwochs treffen sich die Neun- bis16-Jährigen zum Fußballspielen auf einemBolzplatz nahe dem Weserstadion. Das Projektheißt „Spielraum“. „Gelder dafür kommenhauptsächlich von Nike, die das Projekt inDeutschland ins Leben gerufen haben und inBremen gemeinsam mit Werder auf Bolzplät-zen aktiv sind“, so Michael Arends, Mitarbeiterim CSR-Management. Werder sprach dafürRefugio, das psychosoziale und therapeutischeBehandlungszentrum für Flüchtlinge und Fol-terüberlebende in Bremen, als Kooperations-partner an. Im Mai vergangenen Jahres konntedas Projekt starten.

Trainiert und betreut werden die Kinder vonhauptamtlichen Trainern und ehrenamtlichenHelfern. Immer mit dabei: Kadri und ein Mitar-beiter von Refugio. „Für die Kinder ist es wich-tig, einen psychologisch geschulten Ansprech-partner über den Fußball hinaus zu haben“,erklärt Arends.

Kadri kennt viele der Unsicherheiten undÄngste seiner Schützlinge aus eigener Erfah-

rung. „Das Training ist ein Segen für die Kin-der“, sagt er. „Es lenkt sie von ihrer Situationab.“ Auch weiß er aus eigener Erfahrung, wie„öde“ es in der Unterbringung ist.

Denn genau wie heute, lebte er auch schonals Kind in einem Übergangswohnheim. 1990kam er mit seinen Eltern aus Mazedonien nachTrier. Nach acht Jahren, Kadri besuchte geradedie 6. Klasse, kam die Polizei und schob dieFamilie ab. „Für mich brach eine Welt zusam-men“, erinnert er sich. Heute, nachdem er inMazedonien im siebenten Semester Sozialar-beit und Sozialpolitik studiert und geheiratethat, möchte er wieder nach Deutschland zurück.„Ich habe Deutschland nie vergessen können.Ich habe in Mazedonien deutsche Sender gese-hen und in einem deutschsprachigen Call-Cen-ter gearbeitet. Deutschland hat mich starkgeprägt, es ist meine Heimat.“ In seinemGeburtsland Mazedonien dagegen sah sich derJugendliche mit gnadenloser Korruption undvielen unlösbaren politischen Problemen kon-frontiert, so dass er nun mit 28 Jahren erneutAsyl beantragte. Seit zehn Monaten lebt er wie-der in Deutschland. Diesmal in Bremen.

„Kadri ist für uns ein Glücksgriff“, sagtMichael Arends. Insgesamt elf Festangestelltebemühen sich hier im Sozialmanagement vonWerder um soziale Projekte. „Unser Anliegen

ist es, aus den Projekten heraus Leute zu gewin-nen, die sich engagieren. Wir wollen sozusagen‚Hilfe zur Selbsthilfe' leisten.“ Deshalb freuteer sich, als Kadri, der selbst im Wohnheim Lud-wig-Quidde-Straße wohnt, anbot, die Kindermittwochs zu begleiten und das Training mitanzuleiten.

Inzwischen hat Kadri bei Werder einen halb-jährigen Praktikumsvertrag. „Das ist so toll“,schwärmt er. „Mein Traum ist es, hier im Clubbleiben zu dürfen und meine Liebe zur Sozial-arbeit und meine Liebe zum Fußball miteinan-der vereinen zu können.“

Werder und Refugio bieten den Jungs mit dem Projekt „Spielraum“, die Möglichkeit, sich einmal die Woche so richtig auszutoben. Ganz rechts: Kadri.

Fußballprojekt für UMF

In diesem Sommer wandte sich der Bre-mer Rat für Integration an Werder, ob esmöglich wäre, ein solches Projekt auch fürdie rund vierzig unbegleiteten minderjähri-gen Flüchtlinge, die teilweise über ein hal-bes Jahr in der Steinsetzer Straße, in derzentralen Flüchtlingsunterkunft ZAST inHabenhausen leben, umzusetzen. „Wir fin-den das eine tolle Idee und sind derzeitauch schon in Gesprächen. Nur leider brau-chen diese Projekte auch immer etwas Vor-lauf, wenn sie keine Eintagsfliege werdensollen“, so Michael Arends.