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Akademisierung frühpädagogischer Fachkrä6e
Zwischen Arbeitsplatznähe und Professionalisierung
23. Mai 2014 Köln, Zentralverwaltung des LVR
Elke Katharina Klaudy InsOtut Arbeit und QualifikaOon, Universität Duisburg Essen
Inhalt
• Ausgangslage
• Projektpräsenta2on
• Ausgewählte Forschungsergebnisse – Analyse der Studiengänge
– Analyse der Trägerbefragung
• Fazit/Zusammenfassung
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Ausgangslage und zentrale Forschungsfragen
Ausgangspunkt • Kontroverse Fachdiskussion um das Spannungsverhältnis zwischen WissenschaFs-‐
und Praxis-‐ bzw. Handlungsbezug kindheitspädagogischer Studiengänge. Hypothesen • Kindheitspädagogische Studiengänge: Spannungsverhältnis zwischen
Arbeitsplatznähe und Professionalisierung/‘VerwissenschaFlichung‘
• Träger: Ambivalenz und Unsicherheit
• Kita: Herausforderung für die Teamentwicklung
Fragestellungen • Wie gehen die untersch. Akteure mit dem potenziellen Spannungsverhältnis um?
• Wie gestaltet sich die fachliche und funk2onale Integra2on von akad. Personal?
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Kontext des Forschungsprojektes
• Förderung: BMBF im Rahmen der Ausweitung der
• Laufzeit: Okt. 2011 bis Juni 2014 • Verbundpartner:
• Ins2tut Arbeit und Qualifika2on (IAQ) E. Katharina Klaudy, Anika Schütz, PD Dr. Sybille Stöbe-‐Blossey
• Ins2tut für Soziale Arbeit e.V. (ISA) André Altermann, Marie Holmgaard
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Forschungsleitende Hypothesen
1. Bei der Konzipierung und Implemen2erung von Studiengängen in der frühpädagogischen Aus-‐ und Weiterbildung spielt das Spannungsverhältnis zwischen Arbeitsplatznähe und Professionalisierung eine wich2ge Rolle.
2. Die Haltung der Träger ist von Erwartungen und Ansprüchen sowie Befürchtungen gekennzeichnet. Das hängt mit Unsicherheiten über das Verhältnis von Arbeitsplatznähe und Professionalisierung, mit Kostenstrukturen und einem Mangel an Erfahrungen mit dem Einsatz von akademisch qualifizierten FachkräFen zusammen.
3. Der Einsatz von akademisch qualifizierten FachkräFen bedeutet eine Herausforderung für die Teamentwicklung der Kitas.
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Methodologische Anlage
I Fallanalysen Studiengänge
II Analyse der TrägerperspekOve
III Fallanalysen Kita-‐Teams
Forschungsebenen
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I -‐ zur Entwicklung der Studiengänge
• 2002: Ablehnung eines Antrags der Alice-‐Salomon-‐Hochschule (Berlin) auf Einrichtung eines kindheitspädagogischen B.A.-‐Studiengangs als Modellversuch durch die KMK, weil BeschäFigungsmöglichkeiten in Kitas angezweifelt wurden.
• 2003: Bewilligung durch den Berliner Senat als erster kindheitspädagogischer Studiengang.
• Aktuell (Datenbank der Weiterbildungsini2a2ve Frühpädagogische FachkräFe): 109 kindheitspädagogische Studiengänge (meistens B.A.; 92 Fälle); 61 als Vollzeit-‐ und 48 als Teilzeitstudiengänge.
• Teils grundständige Studiengänge, teils konseku2ve Studiengänge (aukauend auf Erzieherinnen-‐Ausbildung und mit Anerkennung von Leistungen aus der Ausbildung auf der Grundlage unterschiedlicher Anerkennungsverfahren).
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I -‐ Auswahlkriterien
• Alte und neue Bundesländer • Hochschulen:
• Staatliche Fachhochschulen
• Private Fachhochschulen • Kath. / Ev. Fachhochschulen
• Pädagogische Hochschulen
• Studiengangsstruktur: konseku2v / grundständig • Modell: Vollzeit / Teilzeit / Dual
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I -‐ Fallanalysen Studiengänge
8 Fallstudien in BW, HB, NW, TH
• Dokumentenanalyse • 40 Experteninterviews:
• Studiengangsverantwortliche (Dekan/in, Lehrende)
• Z.T. kooperierende Fachschulen/Berufskollegs
• Z.T. kooperierende Träger von Kindertageseinrichtungen • Online-‐Befragung Studierende
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Ausgewählte Ergebnisse /1
• Der Aukau der Studiengänge erfolgt in der Regel auf Grundlage vorhandener Angebote der Hochschulen (oF Soziale Arbeit / Sozialpädagogik; Grundschulpädagogik bspw. an den Pädagogischen Hochschulen in Baden-‐Würoemberg) -‐> einerseits strukturelle Anlehnung, andererseits teilweise Ressourcenkonkurrenz.
• Einbindung von Trägervertreter/innen teilweise über Beiräte und/oder als LehrbeauFragte, jedoch nicht systema2sch in der Entwicklung von Curricula.
• Für eine erfolgreiche Gestaltung der Studiengänge ist eine enge Koopera2on zwischen Hochschulen und Trägerorganisa2onen von hoher Bedeutung, bspw. durch Einbindung von Praxiskompetenz in die Studiengänge, Integra2on von Prak2ka und Förderung der Berufseinmündung von Absolvent/inn/en. Hochschulische Weiterbildungsangebote können dazu beitragen, akademisch fundierte Kompetenzen in die Kitas zu bringen und somit die Integra2on von Absolvent/inn/en erleichtern. 10
Ausgewählte Ergebnisse /2
• Die Anrechnung von Elementen der Fachschulausbildung auf ein Studium gestaltet sich häufig schwierig. Generalisierte Verfahren (Koopera2on mit Fachschulen über anrechenbare Module) sind aufwändig und konflikoräch2g; individuelle Verfahren sind mit Aufwand und Unsicherheiten für die (künFigen) Studierenden behaFet.
• Bei einem sechssemestrigen BA-‐Studiengang bleibt wenig Zeit für die „hochschulische Sozialisa2on“ und den Erwerb akademischer Arbeits-‐ und Methodenkompetenz, wenn ein Teil der Semester angerechnet wird.
• Die Bedeutung konseku2ver Studiengänge nimmt ab, grundständige Studiengänge werden hingegen von Bewerber/inne/n stark nachgefragt.
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Ausgewählte Ergebnisse /3
• Nur ein Teil der Absolvent/inn/en arbeitet nach dem Studium tatsächlich in der Kita. Es gibt Diskrepanzen zwischen Anstellungsbedingungen und Erwartungen. Für viele Absolvent/inn/en scheint die Arbeit in der Kita nur eine Zwischensta2on zu sein.
• Wenn auch das Studium aus der Sicht aller Beteiligten vielfach mit der Perspek2ve „Kita-‐Leitung“ verbunden wird, so besteht doch Einigkeit darüber, dass die unmioelbare Übernahme von Leitungstä2gkeiten nach Abschluss des Studiums nicht sinnvoll ist, sondern dass Leitungstä2gkeit Praxiserfahrung erfordert.
• Trägervertreter/innen wünschen sich teilweise eine größere Praxisnähe der Ausbildung; Hochschulvertreter/innen verweisen darauf, dass auch in anderen Studienbereichen Einarbeitungsphasen (bspw. Trainee-‐Programme) erforderlich sind und die Spezifika der akademischen Kompetenz („Reflexionsfähigkeit“) berücksich2gt werden muss.
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II – Analyse der TrägerperspekOve
• 13 Experteninterviews mit Trägervertreter/inne/n aus BW, NW, TH
• Postalische Trägerbefragung: Zielgruppe: Personalverantwortliche
- „Paper-‐Pencil-‐Befragung“ mit einer Nachfassak2on; Herbst/Winter 2012
- Untersuchungsraum: BW, NW, TH
- S2chprobengröße: 3000 Träger
- Rücklauf: N=1246 (ca. 42%) 13
Rücklauf
Bundesland Versand Rücklauf Prozent
BW 1280 530 41,4
NW 1464 618 42,2
TH 205 95 46,3
Ohne Angabe 3
Rücklauf Gesamt 2949 1246 42,3
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Trägerverteilung: BW, NW, TH
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II -‐ FragebogenkonstrukOon – 18 Fragenkomplexe/ 142 Items – Abfrage ZusOmmung zu Aussagesätzen / 4 stufige Skala
Inhalt: Teil A: Allgemeine Angaben zum Träger/zur Trägerstruktur Teil B: Fragen zum Personalmanagement/-‐rekruOerung & -‐bindung Teil C: Berufliche Anforderungen an Fachkrä6e Teil D: Erwartungen an Inhalte kindheitspädagogischer Studiengänge Teil E: Erfahrungen mit Akademiker/innen in der Praxis Teil F: Bewertung des Prozesses der Akademisierung
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Ausgewählte Ergebnisse /1
Bewertung des Akademisierungsprozesses durch Träger von Kindertageseinrichtungen
17
Notwendigkeit einer Akademisierung aus TrägerperspekOve
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Nachfrage akad. Personal
trifft trifft trifft trifft überhaupt nicht zu eher nicht zu überwiegend zu voll zu
Wir möchten Leitungsposi2onen künFig möglichst weitestgehend mit akademisch qualifiziertem Personal in besetzen
Wir sind bemüht, verstärkt akademisch ausgebildetes Personal einzustellen
(n=1204/MW=0,77/SW=0,83)
n = 1196/1246, n = 1204/1246
Obgleich eine Mehrzahl der interviewten Trägervertreter/innen den Einsatz von Kindheitspädagog/inn/en auf Leitungsposi2onen für fachlich geboten hält, äußerten sich die schriFlich befragten Träger bezüglich einer gezielten Akquise von Akademiker/innen zurückhaltend.
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Probleme aus Sicht der Träger
Problem: Anerkennung von akad. Abschlüsse
Intransparenz der Abschlüsse
Einsatz von akad. Personal nicht finanzierbar
Trifft überhaupt nicht zu
Trifft über-wiegend zu
Trifft eher nicht zu
Trifft voll zu
n = 1199/1246, n = 1108/1246, n = 932/1246
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Ausgewählte Ergebnisse /2
Erwartungen an frühpädagogische Studiengänge aus Sicht der Träger von Kindertageseinrichtungen
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Gewünschte inhaltliche Ausrichtung
• Die Mehrzahl der Träger wünscht sich möglichst praxisorientierte, auf die unmittelbar pädagogische Arbeit hin ausgerichtete. Studiengänge. (Allgemein hoher Zuspruch der Items des Faktors „Ausrichtung der Studiengänge auf die primäre pädagogische Tätigkeit“).
• Von hoher Bedeutung ist hierbei vor allem die Vermittlung von aktuellem und praxisrelevantem wiss. Wissen aus dem Feld der Kindheitspädagogik und ‚benachbarten‘ Disziplinen sowie die Förderung von Beratungs-, Führungs- und Organisations-kompetenzen der Absolvent/inn/en.
• Einer berufspraktischne Ausrichtung für die unmittelbar pädagogische Arbeit mit Kindern im Vergleich zur Ausrichtung von ‚Forschung/Lehre oder ausschließlicher Leitungskompetenz‘
wird der Vorrang gegeben.
22
Erwartungen I – Allgemeine Ausbildungsziele
Angaben in % (n=1209; 1212; 1206)
23
Erwartungen II – OrganisaOon d. Studiengänge
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100 Eignun
gsprüfun
g du
rchfüh
ren
Verpflichtend
e Prak2ka
Gem
. Grund
stud
. Prim.-‐ u.
Elem
entarp.
nur als
Weiterbildun
gsstud
iengang
Koop
. Berufskollegs,
Fachakad., Fachschu
len
S2mme voll oder überwiegend zu
S2mme eher nicht oder überhaupt nicht zu
k.A.
Angaben in % (n=1191; 1212; 1198; 1288; 1212)
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Ausgewählte Ergebnisse /3
Erfahrungen mit Akademiker/inne/n in der Praxis aus der Perspek2ve der Träger
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• 427 der 1246 Befragungsteilnehmer/innen haben Erfahrungen mit dem Einsatz von akademisch qualifiziertem Personal.
• Besonders hervorgehoben wird das Reflexionsvermögen und das breite Fachwissen akademischer Fachkräfte:
– „Ich denke, dass die ein anderes Reflexionsvermögen ihrer Arbeit haben. Dass die sehr viel stärker ihre Arbeit reflektieren“ (BW, gGmbH, Leitungsebene).
– „Ich kriege mit, wie in der Praxis immer wieder auch zusätzlich Diplom-Pädagogen eingesetzt werden, weil die Anforderung an dass, was man heute reflektiert mit Kindern arbeitet, oft nicht ausrechend in der Ausbildung vermittelt wird“ (NW, DPWV, Fachgruppenleitung).
• Ein Teil der Befragten stimmte der Aussage „Akademiker/innen sind theoretisch gut geschult aber praxisfern“ zu. Annähernd ebenso viele haben positive Erfahrungen gemacht.
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Fazit/Zusammenfassung
• Begrenzter Kenntnisstand über konkrete Studieninhalte auf Seiten der Träger. Überblick über Vielzahl der neu entstandenen Studiengänge und deren konkrete inhaltliche Ausrichtung fällt schwer (empfundene Intransparenz) und ebenso eine fachliche Bewertung.
• Träger stehen den neuen Studiengängen zwar grundsätzlich positiv gegenüber, eine (Fach-)Hochschulausbildung wird aber eher als ‚Komplementärmodell‘ zur traditionellen Fachschulausbildung gesehen.
• Viele Träger wünschen sich eine Qualifizierung der Erzieher/innen-Ausbildung. Aus Sicht der Träger aber nicht notwendigerweise durch Akademisierung.
> Fort- und Weiterbildung der Praxis hat hohe Priorität 28
• Hinsichtlich der inhaltlichen Gestaltung von frühpädagogischen Studiengängen wünscht sich eine Mehrheit der befragten Träger ein „verpflichtendes Praktikum“ als integralen Bestandteil der hochschulischen Ausbildung sowie eine inhaltliche Ausrichtung auf landesspezifischen Bildungsvereinbarungen.
• Obgleich die konkreten Inhalte der frühpädagogischen Studiengänge nur partiell bekannt sind, befürchten viele Träger eine Theorielastigkeit der hochschulischen Ausbildung.
• Zur Verzahnung von Theorie und Praxis wünschen sich viele Träger eine verstärkte Kooperation von Fachschulen und Hochschulen.
• Problem: Unzureichende Rahmenbedingungen hinsichtlich der Beschäftigung von akademischen Fachkräften.
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III – Fallanalysen Kita-‐Teams
• 15 Fallstudien in BW, HB, NW, TH • 3 bis 6 Interviews pro Kita
insgesamt 72 Interviews:
- Trägervertreter/in - Einrichtungsleitung
- akademisch ausgebildete pädagogische FachkräFe - weitere pädagogische FachkräFe
Die inhaltsanalyOsche Bearbeitung ist noch nicht abgeschlossen.
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! www.akipaed.de