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aktuell Wie den Umbau gestalten: Das Energiekonzept 2050 Der Energieartikel in der Gemein- deordnung erteilt den Auftrag: Die Stadt St. Gallen fördert die Energieeffizienz und die Versor- gung mit erneuerbaren Energien. Sie verfolgt dabei das Ziel, unter Wahrung der Versorgungssicher- heit den Bezug von Kernenergie schrittweise zu reduzieren und spätestens im Jahr 2050 ganz darauf zu verzichten. Den Weg zu diesem Ziel be- schreibt das Energiekonzept 2050. Dieses betrachtet die drei Bereiche Wärme, Elektrizität und Mobilität ganzheitlich und bildet die Basis für die Entwicklung von Massnahmen, um den Energie- verbrauch zu senken und die ökologische Energieproduktion auszubauen. UMBAUEN FÜR DIE ZUKUNFT Die Stadtbevölkerung setzt auf St. Galler Strom und investiert damit in den Umbau der Energieversor- gung. Die ersten Projekte sind bereits umgesetzt. Mehr dazu erfahren Sie auf den kommenden Seiten. INFOS ZUM ST. GALLER STROM Fotovoltaik Solarleistung auf Stadtgebiet in vergangenen drei Jahren versechsfacht. Seite 4 Wasserkraft Beteiligung am Kraftwerk Doppelpower im Glarner Hinterland. Seite 6 Wärme-Kraft-Kopplung Produktion von Strom und Wärme im Alters- und Pflege- heim Lindenhof. Seite 7 Windkraft Energie für St. Gallen vom Mont Crosin, dem grössten Schweizer Windpark. Seite 8 E l e k t r i z i t ä t W ä r m e M o b i l i t ä t Energie- konzept 2050 DEZEMBER 2013

aktuell · 2 D ie Stadt St. Gallen hat sich im Energie - konzept 2050 dafür entschieden, nicht nur Herkunftsnachweise (garantieren die Herkunft des erzeugten Stroms) von beste -

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aktuellWie den Umbau gestalten:Das Energiekonzept 2050Der Energieartikel in der Gemein-deordnung erteilt den Auftrag:Die Stadt St. Gallen fördert dieEnergie effizienz und die Versor-gung mit erneuerbaren Energien. Sie verfolgt dabei das Ziel, unterWahrung der Versorgungssicher-heit den Bezug von Kernenergieschrittweise zu reduzieren undspätestens im Jahr 2050 ganz dar auf zu verzichten.

Den Weg zu diesem Ziel be-schreibt das Energiekonzept 2050. Dieses betrachtet die drei Bereiche Wärme, Elektrizität und Mobilität ganzheitlich und bildet die Basis für die Entwicklung von Massnahmen, um den Energie-verbrauch zu senken und die ökologische Energieproduktion auszubauen.

UMBAUEN FÜR DIE ZUKUNFTDie Stadtbevölkerung setzt auf St. Galler Strom und investiert damit in den Umbau der Energieversor-gung. Die ersten Projekte sind bereits umgesetzt. Mehr dazu erfahren Sie auf den kommenden Seiten.

INFOS ZUM ST. GALLER STROM

Fotovoltaik Solarleistung auf Stadtgebiet in vergangenen drei Jahren versechsfacht. Seite 4

WasserkraftBeteiligung am Kraftwerk Doppelpower im Glarner Hinterland. Seite 6

Wärme-Kraft-Kopplung Produktion von Strom und Wärme im Alters- und Pflege-heim Lindenhof. Seite 7

Windkraft Energie für St. Gallen vom Mont Crosin, dem grössten Schweizer Windpark. Seite 8

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Mobilität

Energie - konzept

2050

DEZEMBER 2013

2

Die Stadt St. Gallen hat sich im Energie-konzept 2050 dafür entschieden, nicht

nur Herkunftsnachweise (garantieren die Herkunft des erzeugten Stroms) von beste-henden Kraftwerken zuzukaufen, sondern auch neue Produktionsanlagen zu erstellen und damit Schritt für Schritt den ökologi-schen Umbau voranzubringen. Die Einfüh-rung von St. Galler Strom vor zwei Jahren war ein grosser Erfolg. Durch den gegen-über dem Produkt Kernstrom-Mix höheren Preis pro Kilowattstunde – 1 Rappen für St. Galler Strom Basis, 3 Rappen für St. Gal-ler Strom Öko und 5 Rappen für St. Galler Strom Öko Plus – werden Mehreinnahmen

von jährlich etwa 4 Millionen Franken er-wirtschaftet – Geld, das die Sankt Galler Stadtwerke auf drei Wegen in den Umbau der Energieversorgung investieren.

Weg 1: Abnahme von Strom von privaten ProduktionsanlagenPrivate Anlagen für nachhaltige Energie-produktion unterstützen die Sankt Galler Stadtwerke in Form einer garantierten Einspeisevergütung pro produzierter Kilo-wattstunde Strom. Diese Garantie stellt einen wichtigen Anreiz für Investitionen dar. Die meisten dieser Anlagen sind zwar für die kostendeckende Einspeisevergütung

WAS GESCHIEHT MIT DEM GELD?Die aus St. Galler Strom resultierenden Mehrein-nahmen investieren die Sankt Galler Stadtwerke im Sinne des Energiekonzepts 2050. Mittel, die nicht sofort in neue Projekte investiert werden können, bleiben dafür reserviert.

Schritt für Schritt – mit dem Energiekonzept 2050 hat die Stadt St. Gallen die Vision einer sicheren, wirtschaftlichen und nachhaltigen Energieversorgung formuliert. Eine wichtige und bereits umgesetzte Massnahme ist der St. Galler Strom. Fast 90% der Kundinnen und Kun-den haben sich für eines der drei Produkte entschieden – und leisten damit einen wichtigen Beitrag für den Umbau der Energieversorgung. Einige Pro-jekte – abgeschlossene und ge-plante – wollen wir Ihnen hier vorstellen.

Ich wünsche eine spannende Lektüre und bedanke mich für Ihr Engagement.

Fredy BrunnerStadtratDirektion Technische Betriebe

EDITORIAL

Das von der Entsorgung St. Gallen betriebene

Kehricht-Heizkraftwerk ist ein unverzicht-

bares Element der städtischen Energie-

versorgung. In der grössten Wärme-Kraft-

Kopplungsanlage der Stadt werden derzeit

jährlich rund 35 000 MWh Strom (7% des

städtischen Gesamtbedarfs) und 65 000 MWh

Wärme (5% des städtischen Gesamtbedarfs)

produziert. Mit der geplanten Moderni-

sierung wird die gesamte Anlage wieder auf

den neusten Stand gebracht.

Kehricht-Heizkraftwerk: Energie aus Abfall

3MITTELEINSATZ

(KEV) des Bundes vorgesehen. Da die Nachfrage nach der KEV jedoch um ein Viel faches grösser ist als die zur Verfügung stehenden Fördermittel, gelangen Neuan-meldungen derzeit alle auf eine Warteliste. Mit der Abnahmegarantie der Sankt Galler Stadtwerke werden diese Anlagen nicht nur geplant, sondern trotz Warteliste auch ge-baut – und tragen somit zum schrittweisen Umbau der Energieversorgung bei. Weg 2: Eigeninvestitionen in ProduktionsanlagenBeim mittelfristigen Ausbau der eigenen Produktionskapazität werden Fotovoltaik, Wärme-Kraft-Kopplung, Geothermie, Klein-wasserkraft sowie die geplante Optimie-rung des Kehricht-Heizkraftwerks zentrale

Rollen spielen. Bei Projekten ausserhalb des Stadtgebiets sind es Wasserkraft, Wind-kraft, Biomasse und Abwasserkraft.

Weg 3: Deckung der Nachfrage über Zukauf von HerkunftsnachweisenMit dem Zukauf von Herkunftsnachweisen allein ist der nachhaltige Umbau der Energie produktion nicht realisierbar. Um die Nachfrage nach Ökostrom decken zu können, sind zum jetzigen Zeitpunkt aber auch die Sankt Galler Stadtwerke darauf angewiesen, Herkunftsnachweise zuzukau-fen. Mit jeder neu erstellten Produktions-anlage für ökologisch sinnvoll produzierte Energie müssen weniger Zertifikate beschafft werden.

Eine Stadt, ein Strom: St. Gallen baut um.

Im Jahr 2013 erhält die Stadt St. Gallen

zum zweiten Mal die Auszeichnung

«Energiestadt Gold». Mit 81,3 % der

erreichbaren Punkte (4,4 % mehr als

im Jahr 2009) zählt St. Gallen zu den

Top Ten der mehr als 300 Schweizer

Energiestädte. Bestätigung für den

energiepolitischen Weg gab es auch

vom Bundesamt für Energie, das

der Stadt St. Gallen Anfang 2012 den

nationalen Energiepreis «Watt d’Or»

überreichte.

4

D ie Sonne liefert zehntausendfach mehr Energie zur Erde, als die gesamte

Menschheit verbraucht. In der Schweiz könnten, so eine Studie der Internationalen Energieagentur IEA, rund 35% des jährli-chen Strombedarfs mit Solarzellen erzeugt werden. Was es braucht, um dieses Poten-zial zu realisieren, sind Taten. Die Stadt St. Gallen und die Sankt Galler Stadtwerke fördern den Ausbau der Infrastruktur mehrfach. Zum einen, indem Förderbeiträ-ge aus dem städtischen Energiefonds verge-ben werden, zum anderen durch die Über-nahme des produzierten Solarstroms durch die Sankt Galler Stadtwerke.

Grösste Anlage der StadtWeitere Unterstützung für den Ausbau der Fotovoltaik gibt es von der 2012 gegründe-ten «Genossenschaft Solar St. Gallen», die es Privatpersonen und Unternehmen er-möglicht, sich durch den Kauf von Anteil-scheinen am Ausbau der Energieprodukti-on mit Fotovoltaik zu beteiligen. Erstes grosses Projekt in St. Gallen war die Monta-ge von 1532 Solarmodulen auf den Olma-Hallen 2 und 3. Die maximale Leistung von 398 kW macht die Anlage zur derzeit gröss-ten in der Stadt.

Dass ein Projekt dieser Grössenord-nung trotz KEV-Warteliste und derzeitiger

Ungewissheit auf Ebene des Bundes reali-siert werden konnte, führt Genossen-schaftspräsidentin Sonja Lüthi auch auf die garantierte Einspeisevergütung durch die Sankt Galler Stadtwerke zurück: «Sie er-höht die Investitionssicherheit, und diese ist das A und O für eine erfolgreiche Finan-zierung.» Was es von der Politik langfristig brauche, sei Klarheit. «Unklare Regelungen

sind ein grosses Hindernis für den weiteren Umbau der Energieversorgung.»

Neun Dächer Ein Gemeinschaftsprojekt ist auch die So-laranlage Remishueb im Osten der Stadt. Vier Wohnbaugenossenschaften sind daran beteiligt: G91, Habilon, Remishueb-Imbo-den und Remishueb STWEG. Von der Idee bis zur Verwirklichung dauerte es gerade einmal ein Jahr, installiert wurden die auf neun Dächern verteilten Solarmodule in drei Monaten. Die Inbetriebnahme erfolgte im Juni 2013.

IMMER DERSONNE NACHDie Massnahmen der Sankt Galler Stadtwerke im Bereich der Fotovoltaik zahlen sich aus: Seit 2010 konnte die installierte Leistung mehr als versechs-facht werden. Seit der Einführung von St. Galler Strom wurde diese Entwicklung noch beschleunigt.

Solaranlage Emil Egger AG: 79 000 kWh Jahresproduktion.

Die Genossenschaft Solar St. Gallen ermöglicht,

gemeinsam zu handeln.

5FOTOVOLTAIK

Logistikzentrum Emil Egger AGMit einer Dachfläche von 4500 m2 zeigten sich die Hallen 1 und 2 des neuen Logistik-zentrums der Emil Egger AG von Beginn an für Fotovoltaik wie geschaffen. Nach techni-schen Abklärungen bezüglich der durch die Anlage entstehenden zusätzlichen Last konnten die Sankt Galler Stadtwerke und die Emil Egger AG rasch mit der Realisie-rung beginnen. Mit einer Leistung von 82 kW produzieren die 328 Solarmodule seit Oktober 2012 Strom, der in das städtische Verteilnetz eingespeist wird. Mit der Jahres-produktion von etwa 79 000 kWh können rund 20 Haushalte versorgt werden.

Kraftwerk EinfamilienhausEin gelungenes Beispiel für eine umfassen-de energetische Sanierung im Sinne des Energiekonzepts 2050 ist auch dieses Ein-familienhaus. Vor drei Jahren wurden die Ölheizung durch eine Erdwärmesonde und Sonnenkollektoren ersetzt und alle Fenster erneuert. Zudem liess der Besitzer rund 70 m2 Solarmodule auf dem Dach installie-ren. Im Januar 2012 nahm die Fotovoltaik-anlage mit einer Spitzenleistung von 13,3 kW den Betrieb auf. Der mittlere Jahresertrag liegt bei 13 300 kWh. Damit ist dieses Haus zu einem Plusenergiehaus geworden. Das heisst, es produziert mehr Energie, als darin verbraucht wird.

Ein herzliches DankeDie hier vorgestellten vier Projekte stehen stellvertretend für die vielen Initiativen auf Stadtgebiet. Die Sankt Galler Stadtwerke bedanken sich bei allen St. Gallerinnen und St. Gallern, die zum Ausbau der Fotovoltaik beitragen.

Solaranlage Remishueb: 200 000 kWh Jahresproduktion.

Solaranlage Olma-Hallen 2 und 3: 398 000 kWh Jahresproduktion.

Solaranlage auf Einfamilienhaus: 13 300 kWh Jahresproduktion.

Stand per Ende Jahr (Prognose

für 2013. Die Leistung per Ende

August beträgt 2811 kWp).

Fotovoltaik auf Stadtgebiet Installierte Leistung in kWp

Hier wird auf Stadtgebiet Ökostrom produziert

1292

2010 20132011 2012

3345509 2166

6

Dr. Ivo Schillig, Unternehmensleiter sgsw.

Wenn es um das Energiekonzept 2050 der

Stadt St. Gallen geht, ist für Ivo Schillig

klar: «Eine Umsetzung dieses Vorhabens

kann nur gemeinsam gelingen.» Und umso

wichtiger ist für den Unternehmensleiter,

dass die Sankt Galler Stadtwerke dank

ihrer Beteiligungen, insbesondere an der

SN Energie AG, bei Produktion und Be-

schaffung von Strom auf starke Partner

zählen können.

Die Sankt Galler Stadtwerke verfolgen im Bereich der Elektrizitätsversorgung eine Strategie, die viele Gemeinschaftsprojekte mit einschliesst.

«Wir brauchen starke Energiepartnerschaften.»

WASSERKRAFT

ENERGIE IM FLUSSDank idealer Topografie und beträchtlicher Niederschlagsmengen stammt in der Schweiz mehr als die Hälfte der Stromproduktion aus Wasserkraft. Verschiedene Um- und Neubauten sollen das Restpotenzial weiter ausschöpfen.

Baubeginn für Wasserkraft-

werk Doppelpower, SN

Energie AG, Schwanden GL.

Ein spannendes Projekt ist das von der SN Energie AG initiierte Kraftwerk

Doppelpower im Glarnerland. Die Idee die-ses Vorhabens steckt schon im Namen: Das im Kraftwerk Sernf in Schwanden bereits für die Stromproduktion genutzte Wasser, das seit rund 80 Jahren in den Fluss zurück-geleitet wird, soll durch einen 1,7 Kilometer

langen und drei Meter breiten Stollen ge-führt werden und an dessen Ende erneut Strom produ zieren. Durch das zusätzliche Gefälle von 36 Metern können zu den 130 GWh des bestehenden Kraftwerks weitere 21 GWh jährlich gewonnen werden. Dies reicht aus, um etwa 6000 Haushalte mit Strom zu versorgen.

Ökologische AufwertungErzeugt wird aber nicht nur zusätzliche Energie. Durch den Umbau wird auch die Restwasserstrecke ökologisch aufgewertet, also jener Streckenabschnitt des Flusses, der durch die extremen künstlichen Wasser-standsschwankungen beeinträchtigt wird. Das neue Kraftwerk wird den Wechsel von

Schwall (Ansteigen) und Sunk (Absinken) fast gänzlich aufheben. Geplant sind auch eine natürlichere Flussgestaltung, Fisch-treppen und Fischrückzugsbereiche, die dem Unterlauf des Sernf ein neues und wieder natürlicheres Gesicht geben. Wert auf eine bedachte Umsetzung wird auch bei der Pro-duktion der rund 450 Betonrohre mit einer Wandstärke von 40 Zentimetern gelegt. Diese werden in der eigens dafür installier-ten Feldfabrik in Hätzingen GL hergestellt. Dadurch kann der Anlieferungsweg der 40 Tonnen schweren Einzelstücke massiv verkürzt werden. Das Potenzial der Idee hat auch das «Netzwerk Wasser im Berggebiet» überzeugt, das das Projekt mit dem Swiss Mountain Water Award 2007 auszeichnete.

Baustart erfolgtNach jahrelanger Planung und der Erteilung der Bewilligung im September 2013 konnten die Bauarbeiten für das Kraftwerk Doppel-power kürzlich beginnen. Läuft alles nach den Vorstellungen der Verantwortlichen, soll zum Jahresende 2015 die erste Kilowattstun-de ins Netz eingespeist werden. Die Investi-tionskosten für das Projekt, bei dem neben der SN Energie AG unter anderem auch die Stadt St. Gallen beteiligt ist, betragen 36 Mil-lionen Franken.

Kraftwerk Doppelpower: Ökologisch produzierter Strom

für 6000 Haushalte.

7WÄRME-KRAFT-KOPPLUNG

WÄRMENDE KRAFTDas Prinzip der Wärme-Kraft-Kopplung leistet aufgrund des hohen Wirkungsgrades einen wichtigen Beitrag zur Effizienzsteigerung im Sinne des Energiekonzepts 2050. Die Sankt Galler Stadtwerke for cieren mit Wärme-Contracting den Ausbau der Infrastruktur.

Wärme-netz

StromnetzKühlwasser-Wärmetauscher

Abgas

Abgas-Wärmetauscher

Brennsto�

Motor

Generator

Maximale Energieeffizienz: So funktioniert Wärme-Kraft-Kopplung.

Der Einsatz von Wärme-Kraft-Kopplung ist eine von vielen wichtigen Massnah-

men, um die Ziele des Energiekonzepts 2050 zu erreichen. Liegt ein Gebäude nicht im Fern wärmegebiet bzw. steht der Ausbau noch in weiter Ferne, kann durch die Wärme-Kraft-Kopplung dennoch jeder von einer effizienten Wärmeversorgung profi-tieren – unabhängig von der Lage des Ge-bäudes. Ein erstes Projekt wurde mit dem Nahwärmeverbund Birnbäumen bereits rea-lisiert. Zwei Blockheizkraftwerke (BHKW) produzieren dort gleichzeitig und höchst effizient Strom und Wärme. Die Spitzen-abdeckung stellt ein zusätzlich installierter Gaskessel sicher.

Alternative: Mini-BHKWFür bereits bebaute Gebiete ist die Umset-zung eines grösseren Nahwärmeverbundes kostspielig. Besonders, wenn Investitionen

für das Wärmenetz und den Bau einer neu-en Heizzentrale erforderlich sind. Eine sinnvolle Alternative für diese Gebiete ist der Einsatz von Mini-BHKW. Der Vorteil: Mini-BHKW und Gaskessel werden in be-reits bestehende Heizzentralen eingebaut – es braucht keine zusätzliche Heizzentrale.

Alters- und Pflegeheim LindenhofIm Alters- und Pflegeheim Lindenhof pro-duzieren neu zwei Mini-BHKW mit je 30 kW elektrischer und je 60 kW thermi-scher Leistung für die Abdeckung der Grundlast sowie ein Gaskessel mit 380 kW Wärmeleistung für die Spitzenlast effizient Wärme und Strom. Das Wärme-Contrac-ting mit den Sankt Galler Stadtwerken um-fasst die Erstellung, den Betrieb und den Unterhalt der Anlage.

Mini-BHKW sind eine sinnvolle Lösung in bebauten Gebieten.

Nach jahrzehntelanger Entwicklung gibt

es heute Brennstoffzellenmodule auf dem

Markt – eine Variante der Wärme-Kraft-

Kopplung für Ein- und Mehrfamilienhäuser.

Im Rahmen eines Forschungsprojektes

der Schweizer Gasindustrie installieren die

Sankt Galler Stadtwerke ein solches in ei-

nem Mehrfamilienhaus an der Klusstrasse.

Der Praxiseinsatz und die messtechnische

Überwachung ermöglichen, frühzeitig

Erfahrungen über die Zukunftsfähigkeit der

Technologie und die Einbindung in die

Energieversorgung zu sammeln.

Energie aus Erdgas ohne Verbrennung in Strom und Wärme umwandeln: Die Sankt Galler Stadtwerke testen ein Brennstoffzellenmodul.

Brennstoffzellenmodule: Die Zukunft der Wärme-Kraft-Kopplung?

8 WINDKRAFT

WO DERWIND BLÄSTDie Voraussetzungen für die Nutzung von Windkraft sind in St. Gallen nicht ideal. Der technische Fort-schritt könnte dies ändern. Die SN Energie AG betei-ligt sich jedoch an grossen Windkraftanlagen in der Schweiz und in Europa.

Das Energiegesetz des Bundes sieht vor, dass im Jahr 2030 in der Schweiz rund

600 GWh Strom mit Windkraft produziert werden. Doch in der dicht besiedelten Schweiz sind geeignete Standorte nicht leicht zu finden. Das Bundesamt für Ener-gie (BFE) hat 2004 mögliche Standorte für Windturbinen evaluiert. 2010 wurden die identifizierten Gebiete überarbeitet und ak-tualisiert.

Windstrom aus dem JuraEines der vielversprechenden Gebiete ist der Jura vom Genferseegebiet bis zum Rhein. Hier befindet sich auch der Wind-park Mont Crosin BE. Rund 40 GWh Strom werden im grössten Windpark der Schweiz jährlich produziert. Dies entspricht einem durchschnittlichen Verbrauch von rund 12 000 Haushalten. Um die Leistung zu steigern, werden die Anlagen derzeit mo-dernisiert. Die ältesten vier der 16 Windtur-binen werden durch wesentlich leistungs-stärkere Maschinen ersetzt. Der Wind auf dem Mont Crosin bläst auch für St. Gallen: Im Jahr 2011 konnte die SN Energie AG einen Vertrag für ein Bezugsrecht an einem der modernen Windräder abschliessen. Die Turbine bringt 2 MW Leistung und produ-ziert jährlich 4 GWh Strom.

Gemeinsam investierenEin attraktiver Zugang zum europäischen Windenergiemarkt hat sich für die SN Ener-gie AG über die Beteiligungsgesellschaft Terravent AG geöffnet. Diese wurde im Juli 2011 von sechs Schweizer Energieunterneh-men gegründet. Ihr Ziel ist, mit gebündel-ten finanziellen Mitteln in europäischen Ländern mit optimalen Windbedingungen und einer weit entwickelten Windkraftin-

dustrie Anlagen zu erwerben. Im Mai 2012 konnte der auf einem windreichen Hügel-zug in den Midi-Pyrénées stehende Wind-park Castelnau-Pégayrols gekauft werden, der jährlich rund 40 GWh Strom produ-ziert. Im Januar 2013 folgte der Windpark Fèréole im Nordosten Frankreichs mit einer jährlichen Stromproduktion von 58 GWh.

Windstrom aus EuropaAnfang 2012 gründete die SN Energie AG die SN Erneuerbare Energie AG (SNEE), die je 10,9 % an der HelveticWind Deutschland GmbH (fünf Windparks mit gesamthaft 85 MW Leistung) und an der HelveticWind Italia S.r.l. (derzeit ein Windpark mit 36 MW Leistung) hält. Die Windparks produzieren pro Jahr rund 230 GWh Strom. Der SNEE-Anteil beträgt 25 GWh. Insgesamt investiert die SN Energie AG über 35 Millionen Fran-ken in Windenergie.

Sie haben Fragen oderwünschen einen Wechsel auf ein ökologischeres Stromprodukt?

Im Kundenzentrum der Sankt Galler Stadtwerke informieren und beraten wir Sie gerne.

Sankt Galler StadtwerkeKundenzentrumVadianstrasse 89001 St. GallenTelefon 0848 747 [email protected]

ÖffnungszeitenMo–Mi 08.30–17.00 UhrDo 08.30–18.00 UhrFr 08.30–16.30 Uhr

Weitere Informationen zum St. Galler Strom finden Sie auf www.meinstrom.sgsw.ch

Impressum

Auflage

45 000 Exemplare

Herausgeber

Sankt Galler Stadtwerke

St. Leonhard-Strasse 15

9001 St. GallenLeistungssteigerung: Windpark Mont Crosin.