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Als nächstes Projekt entwickelte er für die Universität Rostock eine Großmensa. Dabei ging es ihm darum, neben der Hauptfunktion der Esseneinnahme zur Mittagszeit ergänzende Funktionen hin- zuzufügen, die eine Ganztagsnutzung des Gebäudes ermöglichen: z.B. Cafete- ria, Bierstube und Mehrzweckräume. Bei einigen Projekten kombinierte Zimmer- mann diese wiederverwendungsfähige Grundsubstanz mit anderen vom Auftrag- geber gewünschten Funktionen wie Hör- saal oder Bibliothek und gab mit diesen Varianten jeder Mensa eine individuelle Gestalt. Bei all seinen Bauwerken war es ihm wichtig, die Innenräume individuell und variantenreich selbst zu entwerfen und mit der Einbeziehung von Werken der bildenden Kunst ein Gesamtkunst- werk zu erstreben. Die neue Mensa der TU Dresden an der Bergstraße wurde in den Rang eines Denkmals erhoben. Nun soll sie in den nächsten Jahren moderni- siert in alter Gestalt wieder zu neuem Leben erweckt werden. Von besonderer Faszination aufgrund ihrer Materialität, ihrer Grundriss- und Baukörpergestaltung sind die von Ulf Zimmermann noch in den letzten Jahren der DDR begonnenen Bauten: das Ev.-Luth. Gemeindezentrum in Dresden- Gorbitz und das Friedhofsgebäude auf dem Zentralfriedhof in Freiberg, das ebenfalls unter Denkmalschutz gestellt wurde. Als freischaffender Architekt konnte er sich ab 1990 völlig neuen und sehr inte- ressanten Bauaufgaben widmen. Viele dieser Planungsaufträge erwarb er durch 1. Preise bei Architekturwettbewerben. Auf dem Gebiet des Wohnungsbaues Das Friedhofsgebäude auf dem Zentralfriedhof in Freiberg Foto: privat Ulf Zimmermann Foto: privat doch einen Reiz auf Richard Gerstl in den zwei Jahren ausgeübt, in denen er sie im Malen unterrichtete. Übrigens tat er das auch mit ihrem Mann, der als verkannter Komponist kein Geld verdiente und sich mit Malen über Wasser halten wollte. Die von Schönberg entwickelten visionär- schemenhaften Köpfe verraten durchaus einige Begabung, wie schon eine Schirn- Ausstellung im Jahr 2002 bewies. Seine heute berühmte Zwölftontechnik hin- gegen entwickelte er erst 1921. Gerstl stand für einen schonungslos direkten Stil Doch Gerstl ist mehr als nur der Maler, der eine ohnehin unglückliche Ehe durcheinanderwirbelte. Er war ein begnadeter Alleskönner, der vieles unfer- tig stehen ließ. Richard Gerstl malte abwechselnd surrealistisch oder sachlich, pointillistisch oder provozierend, kitschig oder konventionell. So porträtierte er im Juli 1908 neben den Schönbergs auch Mathildes Bruder, den Komponisten Ale- xander von Zemlinsky, mit skizzenhaften weißen Pinselzügen vor einem weißen See im Hintergrund. Aus dem Musiker wird eine geisterhafte, fast durchsichtige oder teils sich auflösende Erscheinung. Aber das war Gerstl genug, die Hände am Spazierstock wurden nur noch grob aus- geführt. So zeigt die Schau einen virtuosen Koloristen, der sich von der Wiener Szene nach 1900 absetzte. Schöne oder allegori- sche Motive malte er nicht. Gerstl stand für einen schonungslos direkten Stil, eine Ästhetik des Hässlichen. Verständlich, dass der junge Wilde zu Lebzeiten keine Ausstellung hatte. Eine weitere Einla- dung lehnte er ab, da er nicht mit Gustav Klimt, dem Maler ornamental verzierter Bilder, ausstellen wollte. Noch heute lie- gen Welten zwischen ihnen. Schirn Kunsthalle, Frankfurt/Main, Römerberg. Bis 14. Mai, Di u. Fr-So 10-19, Mi/Do 10-22 Uhr. Katalog 32 Euro. Tel. 069/29 98 820 www.schirn.de Richard Gerstl, Die Familie Schönberg, Ende Juli 1908, Öl auf Leinwand, Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien Richard Gerstl, Selbstbildnis, lachend, Sommer/Herbst 1907, Öl auf Leinwand, Belvedere, Wien konnte er die Wohngebiete „Leubnitzer Höhe“ und „Sonnenhügel“ in Dresden- Leubnitz planen und realisieren, errichte- te mehrere Stadtvillen und Mehrfamilien- häuser und widmete sich in großem Umfang im Auftrag des Studentenwerkes der Sanierung, Modernisierung und Erweiterung vieler Studentenwohnhei- me, was zu einer wesentlich höheren Lebensqualität ihrer Bewohner führte. Auch auf dem Gebiet des Schulbaues hat er einige interessante Beispiele geschaf- fen; u.a. das Berufsschulzentrum in Rade- beul, die Grundschule in Cossebaude und die Sporthalle in Dresden-Neustadt. Von besonderer Bedeutung war die Planung des wiederum über einen inter- nationalen Wettbewerbserfolg errunge- nen Auftrages „Gebäude der Fakultät Informatik an der TU Dresden“, das in Zusammenarbeit mit dem Büro Code Uni- que unter der Projektleitung seines Soh- nes Norbert realisiert wurde. Sehr schöne Bauwerke schuf Ulf Zimmermann für die Wohnungsgenossenschaft Johannstadt, u.a. das betriebseigene Verwaltungsge- bäude in der Haydnstraße und den Kin- dergarten in der Paul-Gerhard-Straße. Beispielgebend für eine Modernisie- rung und Erweiterung eines historischen Bauwerkes war das Ev.-Luth. Landesamt an der Lukaskirche. Hier gelang es ihm in überzeugender Weise, das alte Gebäude mit modernen inneren Raumstrukturen zu gestalten und ein modernes Dachge- schoss in Stahl und Glas aufzusetzen. Wiederum durch einen Sieg im Wettbe- werb erhielt Ulf Zimmermann den Auf- trag, für die Forstwissenschaftliche Fakul- tät in Tharandt noch einmal eine Mensa mit Bibliothek im schönen Landschafts- raum der Wilden Weißeritz zu planen und in einer sehr gelungenen funktionellen Lösung und einer wundervollen architek- tonischen Gestaltung zu verwirklichen. Ulf Zimmermann wurden viele Aus- zeichnungen und Preise verliehen. Er ist Mitglied des BDA und Ehrenmitglied der Architektenkammer Sachsen, wo er wichtige Funktionen in ehrenamtlicher Tätigkeit ausübte, und er ist Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste. In Ausstellungen wurden seine Werke mehrfach der Öffentlichkeit vorgestellt. KURZ GEMELDET Alpenjazzfestival im Saxstall Pohrsdorf Eine der vielversprechendsten Formationen der Berliner Jazzszene gastiert am Sonn- abend, 17 Uhr im Saxstall Pohrsdorf: Field mit Uli Kempendorff (Tenor-Saxophon, Klarinette, Komposition), Florian Müller (Gitarre), Jonas Westergaard (Bass), Oliver Steidle (Schlagzeug). Am Sonntag, 17 Uhr ist an gleicher Stelle ein Doppelkonzert mit alpenländischen Jazzern zu erleben. Es spielen The Great Harry Hillman aus der Schweiz sowie Edi Nulz aus Österreich. Klaviermatinee bei „Junge Kunst im Palais“ Die Matinee „Junge Kunst im Palais“ gestaltet am Sonntag, 11 Uhr im Festsaal des Coselpalais die Pianistin Marianna Storozhenko (Klasse Prof. Arkadi Zenzipér an der Hochschule für Musik Dresden). Bergsteigerchor singt in der Börse Coswig Der Sächsische Bergsteigerchor „Kurt Schlosser“ Dresden präsentiert sich auch im 90. Jahr seines Bestehens gesellig, sangesfreudig, humorvoll und den Bergen zugetan und lädt am Sonntag, 16 Uhr zum Konzert in die Börse Coswig ein. Ensemble Mediterrain auf Schloss Albrechtsberg Im Rahmen von „Philharmonie auf Schloss Albrechtsberg“ ist am Sonntag, 19 Uhr das Konzert „15 Jahre Ensemble Mediterrain“ zu erleben. Deborah Jungnickel (Violine), Matan Gilitchensky (Viola), Bruno Borral- hinho (Violoncello), Johannes Pfeiffer (Oboe) und Dunja Robotti (Klavier) spielen „Promenade sentimentale“ des französi- schen Spätromantikers Théodore Dubois und Mozarts Serenade Nr. 10 B-Dur „Gran Partita“ KV 361 in der Bearbeitung von Christian Friedrich Gottlieb Schwencke. Ensemble Bento beim 7. Kammerabend in der Oper Das Ensemble Bento gestaltet am Sonntag, 20 Uhr in der Semperoper den 7. Kammer- abend der Sächsischen Staatskapelle Dresden. Paul Rivinius (Klavier), Sabine Kittel (Flöte) und Anke Heyn (Violoncello) spielen Werke von Jean Francaix und Felix Mendelssohn Bartholdy sowie die Urauffüh- rung der Kleinen Suite für Flöte, Violoncello und Klavier von Petr Popelka. sf Gitarren-Konzert in der Stadtkirche Sebnitz Im ersten Konzert der Reihe „Musik in Peter-Paul“ 2017 ist am Sonntag, 17 Uhr in der Stadtkirche Sebnitz der Gitarrist Roger Tristao Adao zu Gast. Unter dem Motto „Landschaft mit Glocken“ bringt er Musik aus Kuba, Paraguay und Europa zu Gehör, darunter „Paisaje cubano con campanas“ von Leo Brouwer, das er in einen Dialog mit europäi- scher Musik des 16. Jahrhunderts, Werken von Bach und des paraguayischen Komponisten Agostin Barrios treten lässt. www.konzertreihe-sebnitz.de „Beethoven trifft Rosenberger“ im Glashaus Das nächste Kammerkonzert im Glashaus der Landesbühnen Sachsen am Sonnabend, 19.30 Uhr trägt den Titel „Beethoven trifft Rosenberger“ und verspricht die Begegnung mit einem ungewöhnlichen Tasteninstrument: einem Fortepiano nach Vorbild der Wiener Werkstatt des Michael Rosenberger von 1810 mit sechs Pedalen, die vom leisesten, durch Filzlagen gedämpften Pianissimo bis hin zum markerschütternden Getrommel der eingebauten türkischen „Janitscharenmusik“ einen großen Wechsel der Klangfarben ermöglichen. Susanne Goldmann (Violine), Norbert Schröder (Violoncello) und Jan Michael Horstmann (Hammerflügel) spielen Werke von Beethoven. Musikalische Lesung auf Schloss Großkmehlen Eine Musikalische Lesung gestalten der Schauspieler Thomas Stecher und die Cellistin Sabine Grüner am Sonnabend, 16.30 Uhr auf Schloss Großkmehlen. Im Mittelpunkt steht „Die Marquise von O...“, eine Novelle von Heinrich von Kleist. Der besondere Reiz besteht darin, dass eine solche Lesung in Großkmehlen, „wo Preußen Sachsen küsst“, bereits vor mehr als 200 Jahren hätte stattfinden können: Zwischen 1807 und 1809 lebte der Brandenburger Kleist in Dresden. 1808 veröffentlichte er seine Novelle. In dieser Zeit war der sächsische Hofkammerrat Christian Friedrich von Gregory Gutsherr auf Großkmehlen, wo im 19. Jahrhundert ein reges kulturelles Leben herrschte... Eintritt frei, Spenden erbeten. Vortrag zur Geschichte der Staatskapelle Die Gesellschaft der Freunde der Staatska- pelle Dresden e.V. lädt am Sonnabend, 19 Uhr, in die Aula des Landesgymnasiums für Musik Dresden, Kretschmerstr. 27, zu einem Vortrag ein. Tobias Teumer, Dramaturg am Kursächsi- schen Theater in Bad Elster, beleuchtet mit vielen Bildern die Geschichte der Sächsischen Staatskapelle und des kulturellen Umfeldes. RADIOPROGRAMM SONNABEND MDR KULTUR: 20.05 Leipziger Buchnacht 2017, live aus Bayerischen Bahnhof, u. a. mit Feridun Zaimoglu; 21.30 Best of Leipziger Buchmesse 2017 DEUTSCHLANDRADIO KULTUR: 19.05 B’Rock Baroque Orchestra, Solisten: Monteverdi „Il Ritorno d’Ulisse in Patria“, Oper in einem Prolog und drei Akten; 22.00 RSO Berlin, Erez Ofer (Violine): Werke von Kaminski, Gal; 23.05 Bücherfrühling DEUTSCHLANDFUNK: 20.05 Studio LCB: Hartmut Lange liest neue Novellen; 22.05 Drei syrische Gegenwartskomponisten in Deutschland; 22.50 Sport; 23.05 Die Lange Nacht vom Loslassen SONNTAG MDR KULTUR: 16.05 Kultur trifft: Claudia Sinnig (Übersetzerin, Autorin, Reitwein); 18.00 Wovon wir träumten, Hörspiel; 19.05 Chormagazin; 19.30 MDR Sinfonieorchester, Gautier Capucon (Cello): Stücke von Beethoven, Beffa, Tschaikowski; 22.00 Orgelmagazin: Die neue Orgel der Kirche im Sofienberg-Park in Oslo; 22.30 Nachtmusik DEUTSCHLANDRADIO KULTUR: 20.03 Deutsches Symphonie-Orchester und Rundfunkchor Berlin, Solisten: Werke von Delius, Ravel, Rachmaninow; 22.00 Zum 150. Geburtstag des Dirigenten Arturo Toscanini; 22.30 Studio 9 kompakt; 23.05 Fazit DEUTSCHLANDFUNK: 20.05 Wenn Dichter Werbung machen; 21.05 Orchestre de Chambre de Paris, Instrumentalisten (Harfe und Oboe): Werke von Lebrun, Boieldieu, Mozart; 23.05 Der Tag; 23.30 Sportgespräch Mathilde und der wilde Maler Erste große Retrospektive des Wiener Expressionisten Richard Gerstl „So malt man nicht seine Freunde“, meint Ingrid Pfeiffer. Zu Recht wundert sich die Kuratorin der Schirn-Kunsthalle in Frank- furt am Main über ein Gruppenbildnis, das ebenso fulminant wie ungewöhnlich ist. Es soll den Komponisten Arnold Schönberg und seine Frau Mathilde sowie vier weitere Freunde zeigen. Doch die Ölfarbe wurde zentimeterdick mit dem Spachtel aufgetragen und dann wild verschmiert, die Gesichter sind fast aus- gelöscht oder nur als groteske Fratzen dargestellt – im Jahr 1908, lange vor den abstrakten Expressionisten, die erst 40 Jahre später mit solch kühnen Pinseleien auftraten. Folglich war Richard Gerstl der erste Wiener Wilde, der erste österreichische Expressionist, nicht der ungleich bekann- tere Oskar Kokoschka. Nur wählte der 25- jährige Gerstl wenige Monate nach dem furiosen Gruppenporträt einen theatrali- schen Abgang: Er wurde tot im Atelier gefunden, vor dem Spiegel erhängt und erdolcht. Alle Dokumente hatte er ver- nichtet, seine Bilder aber nicht angetastet. Der Selbstmord wurde vertuscht, der Künstler damit freilich erst nach 1931 all- mählich bekannt. In seiner Heimatstadt Wien ist er heute eine feste Größe neben dem Dreigestirn Gustav Klimt, Egon Schiele und Oskar Kokoschka. In Deutschland ist Gerstl fast unbekannt. Dabei hat er nur ein schmales Werk von 80 Gemälden und Zeichnungen hinterlassen, in der kurzen Zeit zwischen 1902 und 1908 entstanden. Von den rund 60 erhaltenen Werken versammelt die Schirn jetzt 53 zur ersten großen Retros- pektive in Europa. Ein begnadeter Alleskönner, der vieles unfertig stehen ließ Die Schau stellt gleich eingangs einen selbstbewussten wie (ver)zweifelnden Künstler vor. Trotzig schaut er als Halbakt von 1902/04 den Betrachter an, den schmächtigen Körper vor himmel- blauem Hintergrund, den Kopf von einer lichtblauen Aura umgeben, als sei er der auferstandene Christus – der Künstler als Prophet. Daneben hängt das letzte Selbstbildnis von 1908, ein Akt mit zer- furchtem Körper, der Blick weicht dem Betrachter aus, geht zur Seite. Gerstl war ratlos, von keinem verstanden und vom Schönberg-Kreis ausgeschlossen. Letzte- res hatte er sich selbst zuzuschreiben, freilich nicht wegen des frechen Bildes mit den ausgelöschten Gesichtern. Doch Gerstl hatte ein Verhältnis mit Mathilde Schönberg begonnen, die aber nach kur- zer Zeit wieder zu ihrem Mann zurück- kehrte. Offensichtlich hatte die unscheinbar und unnahbar wirkende, auch mütterlich erscheinende, aber sehr kluge Mathilde VON CHRISTIAN HUTHER Das angestrebte Gesamtkunstwerk Der Dresdner Architekt Ulf Zimmermann wird 80 Jahre alt In Dresden feiert am 25. März einer der erfolgreichsten Architekten der Stadt sei- nen 80. Geburtstag. Der Jubilar Ulf Zim- mermann kann an diesem denkwürdigen Tage zurückblicken auf ein erstaunlich umfangreiches und imposantes Werk, das er zusammen mit seinen Mitarbeitern in 55 Jahren geschaffen hat. Mit Gelassen- heit und auch mit etwas Stolz kann er heute die Früchte einer reichen Ernte genießen und die guten Wünsche für sein weiteres Leben entgegennehmen. Gesamtkunstwerk durch Einbeziehung von Werken der bildenden Kunst Ulf Zimmermann hat seine berufliche Tätigkeit in zwei politisch und wirtschaft- lich völlig unterschiedlichen Gesell- schaftssystemen ausgeübt: Von 1955 bis 1989, in der Zeit der DDR, als leitender angestellter Architekt in einem Entwurfs- institut sowie im TU Projekt der Techni- schen Universität Dresden und danach in dem von ihm sehnsüchtig erwartet wie- dervereinten Deutschland als freischaf- fender Architekt in seinem privaten Büro, dem er den Namen „Architektengemein- schaft Ulf Zimmermann“ gab. Geboren in der Stadt Freiberg, wo er auch seine Schulausbildung bis zum Abi- tur absolvierte, ließ Ulf Zimmermann sich nach einer Maurerlehre 1957 für das Stu- dium der Architektur an der Technischen Universität in Dresden immatrikulieren. Seine Lehrer hatten schon die besondere Begabung des Schülers für das Zeichnen wahrgenommen. Als Student erregte er auf Grund seiner hervorragender Leistun- gen Aufmerksamkeit bei seinem Lehrer Prof. Rolf Göpfert. Gleich nach dem Dip- lom holte ihn dieser in sein Entwurfsinsti- tut, fasste nach kurzer Einarbeitungszeit Vertrauen zu ihm und übertrug ihm die Aufgabe, eigenverantwortlich die Pla- nung einer Mensa in Wildau bei Berlin zu übernehmen. Wer konnte ahnen, dass dies der Startschuss war für weitere zwölf Mensen in anderen Bezirken der DDR. Für diesen gelungenen Einstieg in sein berufliches Schaffen ist Ulf Zimmermann seinem verehrten Professor Göpfert noch heute sehr dankbar. VON MANFRED ZUMPE Kunstauktion mit Madame Rosa in Pulsnitz Eine Kunstauktion durchzuführen, diesen Wunsch hatte Uta Davids schon lange. Aber keine ganz normale, sondern eine mit Augenmerk auf Kunst und Kinder. Es sind zwei Punkte, die sie dabei beabsichtigt. „Kinder haben oft ein ausgezeichnetes Gespür für Farbe und Form. Unterstützend wirken Kunstwerke, die dem jungen Men- schen Ansporn sind – geschenkt oder gemeinsam mit dem Kind oder Enkelkind ausgesucht“, beschreibt sie eine Intention. Die andere ist, den Kindern etwas von blei- bendem Wert zu schenken. „Den 27. Ted- dy haben sie schon und vieles vieles ande- re auch. Das Interesse daran erlischt. Aber ein Bild, das kann sehr lange bleiben und immer neu und anders wirken“, sagt Davids. Die Bilder der neun Künstler, die aus Dresden und der Region kommen, sind sehr geeignet, Kinder und Jugendliche anzusprechen und deren Phantasie anzu- regen. Und vielleicht auch dazu bestimmt, den eigenen künstlerischen Gestaltungs- willen zu wecken oder wieder anzuregen. Die Auktion findet am Sonnabend in der historischen Sternwarte Pulsnitz statt, da wo sonst Uta Davids ihre Puppen spie- len lässt. Die Künstlerin wird in ihre Rolle als Madame Rosa schlüpfen und den Auk- tionshammer schwingen sowie die Auk- tion mit kleinen Beiträgen umrahmen und so für Unterhaltung sorgen. Im Anschluss kann noch die Sternwarte bei einem geführten Rundgang besichtigt werden. Durch ihre eigene künstlerische Arbeit kennt Uta Davids viele Künstler. Bei Besu- chen auf Kunstfesten konnte sie weitere Kontakte knüpfen. So war es kein Problem, die neun Maler für die Auktion zu gewin- nen. Und am 9. September soll es noch eine weitere Versteigerung geben. Frank Sühnel Für die 42 Bilder liegen die Startpreise zwischen 25 und 680 Euro. Die Auktion Kunst und Kind beginnt am heutigen Sonnabend, 15 Uhr in der historischen Sternwarte Pulsnitz, Großröhrsdorfer Str. 27, Tel. 035955 73410 www.madame-rosa.de Paul-Lincke-Ring für Wolfgang Niedecken Wolfgang Niedecken nimmt am Sonntag in Hahnenklee den Paul-Lincke-Ring der Stadt Goslar entgegen. Mit seiner legendä- ren Kölschrock-Band BAP habe Niedecken seit den 70er Jahren die deutsche Rockmu- sik geprägt, begründete die Jury ihre Wahl. Der 65 Jahre alte Niedecken, der auch als Texter, Komponist, Grafiker und Maler tätig ist, sei ein „unabhängiger, hochkreati- ver Freigeist mit Haltung und Virtuosität“. Die Laudatio bei dem Festakt hält Bundes- außenminister Sigmar Gabriel (SPD). Tickets im DNN-Onlineshop Mit einem Klick zum Event! Saalplan- und Echtzeitbuchung Fan-Tickets Mit ticketdirect Karten einfach Zuhause ausdrucken Rund um die Uhr und deutschlandweit bestellen Direkt zum Ticket über: www.dnn-ticket.de © istock KULTUR 10 | SONNABEND / SONNTAG, 25./26. MÄRZ 2017 | NR. 72

Aktuell - Start - Mathilde und der wilde Maler...2017/03/25  · in die Aula des Landesgymnasiums fr Musik Dresden, Kretschmerstr. 27, zu einem Vortrag ein. Tobias Teumer, Dramaturg

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Page 1: Aktuell - Start - Mathilde und der wilde Maler...2017/03/25  · in die Aula des Landesgymnasiums fr Musik Dresden, Kretschmerstr. 27, zu einem Vortrag ein. Tobias Teumer, Dramaturg

Als nächstes Projekt entwickelte er fürdie Universität Rostock eine Großmensa.Dabei ging es ihm darum, neben derHauptfunktion der Esseneinnahme zurMittagszeit ergänzende Funktionen hin-zuzufügen, die eine Ganztagsnutzungdes Gebäudes ermöglichen: z.B. Cafete-ria, Bierstube und Mehrzweckräume. Beieinigen Projekten kombinierte Zimmer-mann diese wiederverwendungsfähigeGrundsubstanz mit anderen vom Auftrag-geber gewünschten Funktionen wie Hör-saal oder Bibliothek und gab mit diesenVarianten jeder Mensa eine individuelleGestalt. Bei all seinen Bauwerken war esihm wichtig, die Innenräume individuellund variantenreich selbst zu entwerfenund mit der Einbeziehung von Werkender bildenden Kunst ein Gesamtkunst-werk zu erstreben. Die neue Mensa derTU Dresden an der Bergstraße wurde inden Rang eines Denkmals erhoben. Nunsoll sie in den nächsten Jahren moderni-siert in alter Gestalt wieder zu neuemLeben erweckt werden.

Von besonderer Faszination aufgrundihrer Materialität, ihrer Grundriss- undBaukörpergestaltung sind die von UlfZimmermann noch in den letzten Jahrender DDR begonnenen Bauten: das

Ev.-Luth. Gemeindezentrum in Dresden-Gorbitz und das Friedhofsgebäude aufdem Zentralfriedhof in Freiberg, dasebenfalls unter Denkmalschutz gestelltwurde.

Als freischaffender Architekt konnte ersich ab 1990 völlig neuen und sehr inte-ressanten Bauaufgaben widmen. Vieledieser Planungsaufträge erwarb er durch1. Preise bei Architekturwettbewerben.Auf dem Gebiet des Wohnungsbaues

Das Friedhofsgebäude auf dem Zentralfriedhof in Freiberg Foto: privat

Ulf Zimmermann Foto: privat

doch einen Reiz auf Richard Gerstl in denzwei Jahren ausgeübt, in denen er sie imMalen unterrichtete. Übrigens tat er dasauch mit ihrem Mann, der als verkannterKomponist kein Geld verdiente und sichmit Malen über Wasser halten wollte. Dievon Schönberg entwickelten visionär-schemenhaften Köpfe verraten durchauseinige Begabung, wie schon eine Schirn-Ausstellung im Jahr 2002 bewies. Seineheute berühmte Zwölftontechnik hin-gegen entwickelte er erst 1921.

Gerstl stand für einen schonungslos direkten Stil

Doch Gerstl ist mehr als nur der Maler,der eine ohnehin unglückliche Ehedurcheinanderwirbelte. Er war einbegnadeter Alleskönner, der vieles unfer-tig stehen ließ. Richard Gerstl malteabwechselnd surrealistisch oder sachlich,pointillistisch oder provozierend, kitschigoder konventionell. So porträtierte er imJuli 1908 neben den Schönbergs auchMathildes Bruder, den Komponisten Ale-

xander von Zemlinsky, mit skizzenhaftenweißen Pinselzügen vor einem weißenSee im Hintergrund. Aus dem Musikerwird eine geisterhafte, fast durchsichtigeoder teils sich auflösende Erscheinung.Aber das war Gerstl genug, die Hände amSpazierstock wurden nur noch grob aus-geführt.

So zeigt die Schau einen virtuosenKoloristen, der sich von der Wiener Szenenach 1900 absetzte. Schöne oder allegori-sche Motive malte er nicht. Gerstl standfür einen schonungslos direkten Stil, eineÄsthetik des Hässlichen. Verständlich,dass der junge Wilde zu Lebzeiten keineAusstellung hatte. Eine weitere Einla-dung lehnte er ab, da er nicht mit GustavKlimt, dem Maler ornamental verzierterBilder, ausstellen wollte. Noch heute lie-gen Welten zwischen ihnen.Schirn Kunsthalle, Frankfurt/Main,

Römerberg. Bis 14. Mai, Di u. Fr-So 10-19, Mi/Do 10-22 Uhr. Katalog 32 Euro. Tel. 069/29 98 820

➦ www.schirn.de

Richard Gerstl, Die Familie Schönberg, Ende Juli 1908, Öl auf Leinwand, Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien

Richard Gerstl, Selbstbildnis, lachend, Sommer/Herbst 1907, Öl auf Leinwand, Belvedere, Wien

konnte er die Wohngebiete „LeubnitzerHöhe“ und „Sonnenhügel“ in Dresden-Leubnitz planen und realisieren, errichte-te mehrere Stadtvillen und Mehrfamilien-häuser und widmete sich in großemUmfang im Auftrag des Studentenwerkesder Sanierung, Modernisierung undErweiterung vieler Studentenwohnhei-me, was zu einer wesentlich höherenLebensqualität ihrer Bewohner führte.Auch auf dem Gebiet des Schulbaues hater einige interessante Beispiele geschaf-fen; u.a. das Berufsschulzentrum in Rade-beul, die Grundschule in Cossebaude unddie Sporthalle in Dresden-Neustadt.

Von besonderer Bedeutung war diePlanung des wiederum über einen inter-nationalen Wettbewerbserfolg errunge-nen Auftrages „Gebäude der FakultätInformatik an der TU Dresden“, das inZusammenarbeit mit dem Büro Code Uni-que unter der Projektleitung seines Soh-nes Norbert realisiert wurde. Sehr schöneBauwerke schuf Ulf Zimmermann für dieWohnungsgenossenschaft Johannstadt,u.a. das betriebseigene Verwaltungsge-bäude in der Haydnstraße und den Kin-dergarten in der Paul-Gerhard-Straße.

Beispielgebend für eine Modernisie-rung und Erweiterung eines historischenBauwerkes war das Ev.-Luth. Landesamtan der Lukaskirche. Hier gelang es ihm inüberzeugender Weise, das alte Gebäudemit modernen inneren Raumstrukturenzu gestalten und ein modernes Dachge-schoss in Stahl und Glas aufzusetzen.Wiederum durch einen Sieg im Wettbe-werb erhielt Ulf Zimmermann den Auf-trag, für die Forstwissenschaftliche Fakul-tät in Tharandt noch einmal eine Mensamit Bibliothek im schönen Landschafts-raum der Wilden Weißeritz zu planen undin einer sehr gelungenen funktionellenLösung und einer wundervollen architek-tonischen Gestaltung zu verwirklichen.

Ulf Zimmermann wurden viele Aus-zeichnungen und Preise verliehen. Er istMitglied des BDA und Ehrenmitglied derArchitektenkammer Sachsen, wo erwichtige Funktionen in ehrenamtlicherTätigkeit ausübte, und er ist Mitglied derSächsischen Akademie der Künste. InAusstellungen wurden seine Werkemehrfach der Öffentlichkeit vorgestellt.

KURZ GEMELDET

Alpenjazzfestival im Saxstall PohrsdorfEine der vielversprechendsten Formationen der Berliner Jazzszene gastiert am Sonn-abend, 17 Uhr im Saxstall Pohrsdorf: Field mit Uli Kempendorff (Tenor-Saxophon, Klarinette, Komposition), Florian Müller (Gitarre), Jonas Westergaard (Bass), Oliver Steidle (Schlagzeug). Am Sonntag, 17 Uhr ist an gleicher Stelle ein Doppelkonzert mit alpenländischen Jazzern zu erleben. Es spielen The Great Harry Hillman aus der Schweiz sowie Edi Nulz aus Österreich.

Klaviermatinee bei „Junge Kunst im Palais“Die Matinee „Junge Kunst im Palais“ gestaltet am Sonntag, 11 Uhr im Festsaal des Coselpalais die Pianistin Marianna Storozhenko (Klasse Prof. Arkadi Zenzipér an der Hochschule für Musik Dresden).

Bergsteigerchor singt in der Börse CoswigDer Sächsische Bergsteigerchor „Kurt Schlosser“ Dresden präsentiert sich auch im 90. Jahr seines Bestehens gesellig, sangesfreudig, humorvoll und den Bergen zugetan und lädt am Sonntag, 16 Uhr zum Konzert in die Börse Coswig ein.

Ensemble Mediterrain auf Schloss AlbrechtsbergIm Rahmen von „Philharmonie auf Schloss Albrechtsberg“ ist am Sonntag, 19 Uhr das Konzert „15 Jahre Ensemble Mediterrain“ zuerleben. Deborah Jungnickel (Violine), Matan Gilitchensky (Viola), Bruno Borral-hinho (Violoncello), Johannes Pfeiffer (Oboe) und Dunja Robotti (Klavier) spielen „Promenade sentimentale“ des französi-schen Spätromantikers Théodore Dubois und Mozarts Serenade Nr. 10 B-Dur „Gran Partita“ KV 361 in der Bearbeitung von Christian Friedrich Gottlieb Schwencke.

Ensemble Bento beim 7. Kammerabend in der OperDas Ensemble Bento gestaltet am Sonntag, 20 Uhr in der Semperoper den 7. Kammer-abend der Sächsischen Staatskapelle Dresden. Paul Rivinius (Klavier), Sabine Kittel (Flöte) und Anke Heyn (Violoncello) spielen Werke von Jean Francaix und Felix Mendelssohn Bartholdy sowie die Urauffüh-rung der Kleinen Suite für Flöte, Violoncello und Klavier von Petr Popelka. sf

Gitarren-Konzert in der Stadtkirche SebnitzIm ersten Konzert der Reihe „Musik in Peter-Paul“ 2017 ist am Sonntag, 17 Uhr in der Stadtkirche Sebnitz der Gitarrist Roger Tristao Adao zu Gast. Unter dem Motto „Landschaft mit Glocken“ bringt er Musik aus Kuba, Paraguay und Europa zu Gehör, darunter „Paisaje cubano con campanas“ von Leo Brouwer, das er in einen Dialog mit europäi-scher Musik des 16. Jahrhunderts, Werken von Bach und des paraguayischen Komponisten Agostin Barrios treten lässt.➦www.konzertreihe-sebnitz.de

„Beethoven trifft Rosenberger“ im GlashausDas nächste Kammerkonzert im Glashaus der Landesbühnen Sachsen am Sonnabend, 19.30 Uhr trägt den Titel „Beethoven trifft Rosenberger“ und verspricht die Begegnung mit einem ungewöhnlichen Tasteninstrument: einem Fortepiano nach Vorbild der Wiener Werkstatt des Michael Rosenberger von 1810 mit sechs Pedalen, die vom leisesten, durch Filzlagen gedämpften Pianissimo bis hin zum markerschütternden Getrommel der eingebauten türkischen „Janitscharenmusik“ einen großen Wechsel der Klangfarben ermöglichen. Susanne Goldmann (Violine), Norbert Schröder (Violoncello) und Jan Michael Horstmann (Hammerflügel) spielen Werke von Beethoven.

Musikalische Lesung auf Schloss GroßkmehlenEine Musikalische Lesung gestalten der Schauspieler Thomas Stecher und die Cellistin Sabine Grüner am Sonnabend, 16.30 Uhr auf Schloss Großkmehlen. Im Mittelpunkt steht „Die Marquise von O...“, eine Novelle von Heinrich von Kleist. Der besondere Reiz besteht darin, dass eine solche Lesung in Großkmehlen, „wo Preußen Sachsen küsst“, bereits vor mehr als 200 Jahren hätte stattfinden können: Zwischen 1807 und 1809 lebte der Brandenburger Kleist in Dresden. 1808 veröffentlichte er seine Novelle. In dieser Zeit war der sächsische Hofkammerrat Christian Friedrich von Gregory Gutsherr auf Großkmehlen, wo im 19. Jahrhundert ein reges kulturelles Leben herrschte... Eintritt frei, Spenden erbeten.

Vortrag zur Geschichte der StaatskapelleDie Gesellschaft der Freunde der Staatska-pelle Dresden e.V. lädt am Sonnabend, 19 Uhr, in die Aula des Landesgymnasiums für Musik Dresden, Kretschmerstr. 27, zu einem Vortrag ein. Tobias Teumer, Dramaturg am Kursächsi-schen Theater in Bad Elster, beleuchtet mit vielen Bildern die Geschichte der SächsischenStaatskapelle und des kulturellen Umfeldes.

RADIOPROGRAMM

SONNABEND

MDR KULTUR: 20.05 Leipziger Buchnacht 2017, live aus Bayerischen Bahnhof, u. a. mit Feridun Zaimoglu; 21.30 Best of Leipziger Buchmesse 2017

DEUTSCHLANDRADIO KULTUR: 19.05 B’Rock Baroque Orchestra, Solisten: Monteverdi „Il Ritorno d’Ulisse in Patria“, Oper in einem Prolog und drei Akten; 22.00 RSO Berlin, Erez Ofer (Violine): Werke von Kaminski, Gal; 23.05 Bücherfrühling

DEUTSCHLANDFUNK: 20.05 Studio LCB: Hartmut Lange liest neue Novellen; 22.05 Drei syrische Gegenwartskomponisten in Deutschland; 22.50 Sport; 23.05 Die Lange Nacht vom Loslassen

SONNTAG

MDR KULTUR: 16.05 Kultur trifft: Claudia Sinnig (Übersetzerin, Autorin, Reitwein); 18.00 Wovon wir träumten, Hörspiel; 19.05 Chormagazin; 19.30 MDR Sinfonieorchester, Gautier Capucon (Cello): Stücke von Beethoven, Beffa, Tschaikowski; 22.00 Orgelmagazin: Die neue Orgel der Kirche im Sofienberg-Park in Oslo; 22.30 Nachtmusik

DEUTSCHLANDRADIO KULTUR: 20.03 Deutsches Symphonie-Orchester und Rundfunkchor Berlin, Solisten: Werke von Delius, Ravel, Rachmaninow; 22.00 Zum 150. Geburtstag des Dirigenten Arturo Toscanini; 22.30 Studio 9 kompakt; 23.05 Fazit

DEUTSCHLANDFUNK: 20.05 Wenn Dichter Werbung machen; 21.05 Orchestre de Chambre de Paris, Instrumentalisten (Harfe und Oboe): Werke von Lebrun, Boieldieu, Mozart; 23.05 Der Tag; 23.30 Sportgespräch

Mathilde und der wilde MalerErste große Retrospektive des Wiener Expressionisten Richard Gerstl

„So malt man nicht seine Freunde“, meintIngrid Pfeiffer. Zu Recht wundert sich dieKuratorin der Schirn-Kunsthalle in Frank-furt am Main über ein Gruppenbildnis,das ebenso fulminant wie ungewöhnlichist. Es soll den Komponisten ArnoldSchönberg und seine Frau Mathildesowie vier weitere Freunde zeigen. Dochdie Ölfarbe wurde zentimeterdick mitdem Spachtel aufgetragen und dann wildverschmiert, die Gesichter sind fast aus-gelöscht oder nur als groteske Fratzendargestellt – im Jahr 1908, lange vor denabstrakten Expressionisten, die erst 40Jahre später mit solch kühnen Pinseleienauftraten.

Folglich war Richard Gerstl der ersteWiener Wilde, der erste österreichischeExpressionist, nicht der ungleich bekann-tere Oskar Kokoschka. Nur wählte der 25-jährige Gerstl wenige Monate nach demfuriosen Gruppenporträt einen theatrali-schen Abgang: Er wurde tot im Ateliergefunden, vor dem Spiegel erhängt underdolcht. Alle Dokumente hatte er ver-nichtet, seine Bilder aber nicht angetastet.Der Selbstmord wurde vertuscht, derKünstler damit freilich erst nach 1931 all-mählich bekannt.

In seiner Heimatstadt Wien ist er heuteeine feste Größe neben dem DreigestirnGustav Klimt, Egon Schiele und OskarKokoschka. In Deutschland ist Gerstl fastunbekannt. Dabei hat er nur ein schmalesWerk von 80 Gemälden und Zeichnungenhinterlassen, in der kurzen Zeit zwischen1902 und 1908 entstanden. Von den rund60 erhaltenen Werken versammelt dieSchirn jetzt 53 zur ersten großen Retros-pektive in Europa.

Ein begnadeter Alleskönner,der vieles unfertig stehen ließ

Die Schau stellt gleich eingangs einenselbstbewussten wie (ver)zweifelndenKünstler vor. Trotzig schaut er als Halbaktvon 1902/04 den Betrachter an,den schmächtigen Körper vor himmel-blauem Hintergrund, den Kopf von einerlichtblauen Aura umgeben, als sei erder auferstandene Christus – der Künstlerals Prophet. Daneben hängt das letzteSelbstbildnis von 1908, ein Akt mit zer-furchtem Körper, der Blick weicht demBetrachter aus, geht zur Seite. Gerstl warratlos, von keinem verstanden und vomSchönberg-Kreis ausgeschlossen. Letzte-res hatte er sich selbst zuzuschreiben,freilich nicht wegen des frechen Bildesmit den ausgelöschten Gesichtern. DochGerstl hatte ein Verhältnis mit MathildeSchönberg begonnen, die aber nach kur-zer Zeit wieder zu ihrem Mann zurück-kehrte.

Offensichtlich hatte die unscheinbarund unnahbar wirkende, auch mütterlicherscheinende, aber sehr kluge Mathilde

VON CHRISTIAN HUTHER

Das angestrebte GesamtkunstwerkDer Dresdner Architekt Ulf Zimmermann wird 80 Jahre alt

In Dresden feiert am 25. März einer dererfolgreichsten Architekten der Stadt sei-nen 80. Geburtstag. Der Jubilar Ulf Zim-mermann kann an diesem denkwürdigenTage zurückblicken auf ein erstaunlichumfangreiches und imposantes Werk, daser zusammen mit seinen Mitarbeitern in55 Jahren geschaffen hat. Mit Gelassen-heit und auch mit etwas Stolz kann erheute die Früchte einer reichen Erntegenießen und die guten Wünsche für seinweiteres Leben entgegennehmen.

Gesamtkunstwerk durch Einbeziehung von Werken der bildenden Kunst

Ulf Zimmermann hat seine beruflicheTätigkeit in zwei politisch und wirtschaft-lich völlig unterschiedlichen Gesell-schaftssystemen ausgeübt: Von 1955 bis1989, in der Zeit der DDR, als leitenderangestellter Architekt in einem Entwurfs-institut sowie im TU Projekt der Techni-schen Universität Dresden und danach indem von ihm sehnsüchtig erwartet wie-dervereinten Deutschland als freischaf-fender Architekt in seinem privaten Büro,dem er den Namen „Architektengemein-schaft Ulf Zimmermann“ gab.

Geboren in der Stadt Freiberg, wo erauch seine Schulausbildung bis zum Abi-tur absolvierte, ließ Ulf Zimmermann sichnach einer Maurerlehre 1957 für das Stu-dium der Architektur an der TechnischenUniversität in Dresden immatrikulieren.Seine Lehrer hatten schon die besondereBegabung des Schülers für das Zeichnenwahrgenommen. Als Student erregte erauf Grund seiner hervorragender Leistun-gen Aufmerksamkeit bei seinem LehrerProf. Rolf Göpfert. Gleich nach dem Dip-lom holte ihn dieser in sein Entwurfsinsti-tut, fasste nach kurzer EinarbeitungszeitVertrauen zu ihm und übertrug ihm dieAufgabe, eigenverantwortlich die Pla-nung einer Mensa in Wildau bei Berlin zuübernehmen. Wer konnte ahnen, dassdies der Startschuss war für weitere zwölfMensen in anderen Bezirken der DDR.Für diesen gelungenen Einstieg in seinberufliches Schaffen ist Ulf Zimmermannseinem verehrten Professor Göpfert nochheute sehr dankbar.

VON MANFRED ZUMPE

Kunstauktion mit Madame Rosa

in PulsnitzEine Kunstauktion durchzuführen, diesen Wunsch hatte Uta Davids schon lange. Aber keine ganz normale, sondern eine mitAugenmerk auf Kunst und Kinder. Es sind zwei Punkte, die sie dabei beabsichtigt. „Kinder haben oft ein ausgezeichnetes Gespür für Farbe und Form. Unterstützend wirken Kunstwerke, die dem jungen Men-schen Ansporn sind – geschenkt oder gemeinsam mit dem Kind oder Enkelkind ausgesucht“, beschreibt sie eine Intention. Die andere ist, den Kindern etwas von blei-bendem Wert zu schenken. „Den 27. Ted-dy haben sie schon und vieles vieles ande-re auch. Das Interesse daran erlischt. Aber ein Bild, das kann sehr lange bleiben und immer neu und anders wirken“, sagt Davids.

Die Bilder der neun Künstler, die ausDresden und der Region kommen, sind sehr geeignet, Kinder und Jugendliche anzusprechen und deren Phantasie anzu-regen. Und vielleicht auch dazu bestimmt, den eigenen künstlerischen Gestaltungs-willen zu wecken oder wieder anzuregen.

Die Auktion findet am Sonnabend inder historischen Sternwarte Pulsnitz statt, da wo sonst Uta Davids ihre Puppen spie-len lässt. Die Künstlerin wird in ihre Rolle als Madame Rosa schlüpfen und den Auk-tionshammer schwingen sowie die Auk-tion mit kleinen Beiträgen umrahmen und so für Unterhaltung sorgen. Im Anschluss kann noch die Sternwarte bei einem geführten Rundgang besichtigt werden.

Durch ihre eigene künstlerische Arbeitkennt Uta Davids viele Künstler. Bei Besu-chen auf Kunstfesten konnte sie weitere Kontakte knüpfen. So war es kein Problem,die neun Maler für die Auktion zu gewin-nen. Und am 9. September soll es noch eineweitere Versteigerung geben.

Frank SühnelFür die 42 Bilder liegen die Startpreise

zwischen 25 und 680 Euro. Die Auktion Kunstund Kind beginnt am heutigen Sonnabend, 15Uhr in der historischen Sternwarte Pulsnitz, Großröhrsdorfer Str. 27, Tel. 035955 73410

➦www.madame-rosa.de

Paul­Lincke­Ring für Wolfgang Niedecken

Wolfgang Niedecken nimmt am Sonntag in Hahnenklee den Paul-Lincke-Ring der Stadt Goslar entgegen. Mit seiner legendä-ren Kölschrock-Band BAP habe Niedecken seit den 70er Jahren die deutsche Rockmu-sik geprägt, begründete die Jury ihre Wahl. Der 65 Jahre alte Niedecken, der auch als Texter, Komponist, Grafiker und Maler tätig ist, sei ein „unabhängiger, hochkreati-ver Freigeist mit Haltung und Virtuosität“. Die Laudatio bei dem Festakt hält Bundes-außenminister Sigmar Gabriel (SPD).

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KULTUR10 | SONNABEND / SONNTAG, 25./26. MÄRZ 2017 | NR. 72