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Aktuelle Aspekte der GentechnikAuswirkungen auf die
europäische Lebensmittelwirtschaft
24. Getreide-Tagung 04. März 2009
Marktgängige Produkte in Europa,hergestellt mit gentechnischen Verfahren
• Eurogeldscheine aus GV-Baumwolle• Textilien aus GV-Baumwolle• Futtermittel aus GV Soja- und Maispflanze• Honig aus Übersee mit Pollen von GV-Sojapflanzen• Fermentationsprodukte aus GV-Mikroorganismen:
Arzneimittel (z.B. Insulin) Vitamine, Aminosäuren, organische Säuren, Enzyme, Verdickungsmittel, Süßstoffe für die Herstellung von Lebens- und Futtermitteln
Die grüne Biotechnologie:Ein landwirtschaftlicher Entwicklungsschub
• Kommerzieller Anbau seit 1996• In 2008 wurden 125 Millionen Hektar
GV- Pflanzen angebaut:Soja, Mais, Baumwolle, Raps, Zuckerrüben
• Nach Schätzungen sind es bereits 8,8 % der weltweiten Ackerfläche.
Die grüne Biotechnologie:Wirtschaftliche Vorteile für Landwirte
Gestiegenes Nettoeinkommen der landwirtschaftlichen Betriebe:+ 44 Milliarden US$ (1996-2007) weltweit+ 10 Milliarden US$ (2007) weltweit; > 50% in Entwicklungsländern
davon aus Ertragssteigerungen: 44 %davon aus niedrigeren Anbaukosten: 65%pflugloser Anbau, reduzierter Arbeitsaufwand bei Unkraut- und Schädlingsbekämpfung, Einsparung bei Pflanzenschutzmitteln
Brookes, G., Barfoot, P: GM Crops 2009: Global Socio-economic and Environmental Impacts 1996 - 2007
Erfolg der grünen Biotechnologie:Zwickmühle für die europäische
Lebensmittelwirtschaft
• Geringe Akzeptanz der grünen Biotechnologie (Gentechnik) im Bereich Lebensmittel und zunehmend im Bereich Futtermittel in einigen großen EU-Staaten.
• Die europäische Lebensmittelwirtschaft hat nicht genügend Marktbedeutung, um den Entwicklungsschub „grüne Biotechnologie“aufzuhalten.
Erfolg der grünen Biotechnologie:Zwickmühle für die europäische
Lebensmittelwirtschaft
• Importabhängigkeit bei Rohstoffen:Import EU 27/Jahr: ca. 40 Mio t Sojabohnen und Sojaschrot (ex Brasilien, Argentinien, USA) Die wirtschaftlichen Vorteile beim Anbau von GV- Pflanzen werden durch die derzeit zu erzielenden höheren Preise für nicht-GV-Ware nicht aufgefangen.Weitere Preissteigerungen sind angekündigt.
Weltweiter Anteil GV-Pflanzen im Anbau & Handel in 2004
0%
20%
40%
60%
80%
100%
Soja Mais Baumw olle Raps
Produktion Handel
Quelle: Brookes, G; Craddock, N; Kniel, B.: Der globale Markt für GVO-Produkte, 2006
Erfolg der grünen Biotechnologie:Zwickmühle für die europäische
Lebensmittelwirtschaft
Vorhandene Vorteile für Europäer werden nur selten und zurückhaltend kommuniziert.
Maiszünsler, ein gefürchteter Schädling
Befall eines Maisfeldes mit Maiszünsler
Befall eines Maiskolbens mit Maiszünsler-Larve
Vergleich Bt-Mais mit konventionellem Mais
Einige praxisrelevante rechtliche Grundlagen in der EU
• Kennzeichnung bei Lebensmitteln in Zusammenhang mit gentechnisch veränderten Bestandteilen
• Kennzeichnungsschwellenwert• Nulltoleranz bei nicht in der EU zugelassenen
Pflanzen
Kennzeichnung bei Lebensmitteln in Zusammenhang mit gentechnisch veränderten
Bestandteilen
Die Kennzeichnung bei Einsatz von zugelassenen GV-Pflanzenbestandteilen und daraus hergestellten Produkten beruht auf dem Prinzip der
Herkunft (aus einer GV-Pflanze gewonnen)und nicht mehr wie früher auf dem Prinzip des
analytischen Nachweises der genetischen Veränderung (DNA/Protein)
Wichtige Ausnahmen von der Kennzeichnung:- Lebensmittel von Tieren, die mit GV-Futter gefüttert wurden- Fermentationsprodukte aus GV-Mikroorganismen
Kennzeichnungsschwellenwert
• Zufälliges oder technisch unvermeidbares Vorhandensein von zugelassenen GV-Pflanzen oder daraus hergestellten Lebensmitteln von weniger als 0,9% sind kennzeichnungsfrei – bezogen auf die einzelnen Lebensmittelzutaten oder auf das Lebensmittel, wenn es aus einer einzigen Zutat besteht.
• Der Nachweis für zufälliges oder technisch unvermeidbares Vorhandensein muss geführt werden können.
• Gehalte von unter 0,1% sind nach Auffassung der Behörden immer kennzeichnungsfrei.
Nicht zugelassene GV-Pflanzen
• Für nicht in der EU zugelassene GV-Pflanzen gibt es einen sog. Null-Toleranz. Absolutes Verkehrsverbot für Lebensmittel mit nicht zugelassenen Bestandteilen von GV-Pflanzen (z.B. GV-Reis).
• Nicht zugelassene GV-Pflanzen können in Massengütern aus Übersee vorkommen. Spuren davon können während Aussaat, Anbau (auch illegal!), Ernte, Transport, Lagerung und Weiterverarbeitung in konventionelle Lebensmittel geraten.
GV-Pflanzen ohne Zulassung
• Die Zulassungsverfahren der EU halten oft nicht mit der Anbaupraxis Schritt.
• Der durch die Null-Toleranz verursachte wirtschaftliche Schaden ist groß:5 Mrd. € in der Futtermittelbranche und Nutztierzucht bis November 2008
• Gefordert wird ein praxisnaher Schwellenwert für nicht zugelassene GV-Pflanzen nach dem Vorbild der Schweiz (0,5%).
Umsetzung in Europa
• Futtermittel werden gekennzeichnet, sofern sie GV-Pflanzen oder daraus hergestellte Zutaten enthalten.
• Bei Lebensmitteln ist der europäische Markt zweigeteilt:
1. Märkte mit „GVO-Vermeidungsstrategie“(BRD, Österreich, Dänemark, Italien, Frankreich)Keine Verwendung von kennzeichnungspflichtigen GV-Zutaten: keine Kennzeichnung
2. Märkte mit „GVO-Lebensmittel“(Tschechien, Estland, Polen, Spanien, Holland, UK)Verwendung von kennzeichnungspflichtigenGV-Zutaten: Kennzeichnung
Und wer passt in Deutschland auf?
GVO-Vermeidungsstrategie der deutschen Lebensmittelwirtschaft
(Hersteller und Einzelhandel)
Befürchtung: Mangelnde Verbraucherakzeptanz
• Kennzeichnungsfreiheit bezüglich Gentechnik bei konventionellen Lebensmitteln
• Zunehmende Kennzeichnung mit „gentechnik-frei“ bei Lebensmitteln tierischen Ursprungs und Bio-Lebensmitteln
Gentechnik in Lebensmitteln?
Es gibt eine Fülle von Zutaten /Rohstoffen, bei denen die Gentechnik eine Rolle spielen kann:
• Soja und daraus gewonnene Erzeugnisse*• Mais und daraus gewonnene Erzeugnisse*• Raps und daraus gewonnene Erzeugnisse*• Baumwolle und daraus gewonnene Erzeugnisse*• Zuckerrübe und daraus gewonnene Erzeugnisse* • Lebensmittel tierischer Herkunft von GV-gefütterten
Tieren**• Fermentationsprodukte aus GV-Mikroorganismen**
* zu kennzeichnen, sofern aus GV-Pflanzen gewonnen** nicht zu kennzeichnen
Sojabohnen
EntölungVermahlung
Sojamehlvollfett
Sojaschrotvollfett Sojakleie
SojaschrotentfettetRohöl
Margarine
EmulgatorenLecithin SojaproteinIsolat
SojaproteinKonzentrat
Sojamehlentfettet
Gewinnung von Sojaerzeugnissen für die Lebensmittelherstellung
Sojaölraffiniert
MAISKÖRNER
Öl Stärke ProteinFutter
Fasern Keime Mehle Quellmehle
FlockenSchrote/Grieß
Dextrine Verkleisterte Stärken
GlucosesirupDextrose MaltodextrineGlucose-Fructose-Sirup
Polyole Kulöre
Vitamine Prebiotika HVP
Fermentation and Chemische Prozesse (z.B. Ascorbinsäure)
Mod.Stärken
Die neue „ohne Gentechnik-Kennzeichnung“Ein bisschen Gentechnik ist
seit Mai 2008 erlaubt
• Keine Verfütterung von GV-Pflanzenrohstoffen:Legehennen 6 Wochen vor der SchlachtungSchweine 4 Monate vor der SchlachtungKühe 3 Monate vor der Schlachtung
• Zufälliges oder technisch unvermeidbares Vorhandensein von zugelassenen GV-Pflanzen im Futtermittel mit max. 0,9% erlaubt.
• Futtermittelzusätze wie Vitamine, Enzyme, Aminosäuren (mit Hilfe von GVM gewonnen) erlaubt.
• Verwendung gentechnisch hergestellter Arzneimittel und Impfstoffe erlaubt.
„ohne-Gentechnik-Kennzeichnung“Lebensmittel tierischen Ursprungs
„ohne-Gentechnik-Kennzeichnung“Übrige Lebensmittel (z.B. Backwaren)
• Keine Verwendung von Zutaten aus GV-Pflanzen• Keine Verwendung von Zusatzstoffen, Enzymen,
Aromastoffen (mit Hilfe GVM gewonnen).• Ausnahme davon: Stoffe, die nach der Öko-
Verordnung zugelassen sind und bei denen Alternativen „ohne Gentechnik“ nicht erhältlich sind.
• Auslobung „ohne-Gentechnik“ wird nur bei bestimmten Bio-Backwaren (Bio-Brot) gehen.
Erfahrungen mit der neuen „ohne Gentechnik-Kennzeichnung“
• Prognose: große Nachfrage bei Milch und anderen Lebensmitteln tierischen Ursprungs:„85 % der Verbraucher wollen, dass Milchkühe kein gentechnisch verändertes Futtermittel erhalten“ (GfK-Umfrage im Auftrag von Greenpeace)
• Erste Beispiele auf dem Markt:Teigwaren von Albgold Milch „Landliebe“ von Campina
Wie sieht die Zukunft aus?
Ausführung & Aufrechterhaltung einer GVO-Vermeidungsstrategie wird in den nächsten Jahren komplizierter:
• Transgene Anbauflächen dehnen sich weiterhin aus, auch in Europa.
• Weltweite Verknappung an konventionellen Rohstoffen und steigende Preise (insbesondere bei nicht gentechnisch veränderten Rohwaren wie Soja)
• Internationale Verflechtung bei Agrargütern: Weltweite Handelströme sind immer schwerer beherrschbar und kontrollierbar.