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STEHT DER EURO VOR DEM FALL? Liest man die Nachrichten aus Europa in den letzten Monaten, fragt man sich unwillkürlich, warum der Euro bisher so stabil geblieben ist. Zumindest zum US-Dollar und zu den daran gebundenen Devisen notiert die Gemeinschaftswährung weit höher als im Mai 2010. Damals wurde die Zahlungsunfähigkeit Griechenlands zum ersten Mal durch eine konzertierte Rettungsaktion der europäischen Länder und des IWF vermieden oder besser gesagt aufgeschoben. Danach folgten die „Rettungen“ Irlands und Portugals sowie die wachsenden Sorgen um Spanien und Italien. In den letzten Wochen litten auch noch die französischen Banken zunehmend unter ihren großen Engagements in den süd- europäischen Ländern. Die Befürchtun- gen um die Stabilität der Banken unseres Nachbarlandes gehen inzwischen so weit, dass chinesische Banken beginnen, Geschäfte mit französischen Großban- ken zurückzufahren. Alles Nachrichten, die den Euro eigentlich unter seine Kaufkraftparität zum US-Dollar, die bei zirka 1,20 liegt, hätten drücken können. Bei Redaktionsschluss notierte der Euro gegen den US-Dollar mit 1,33. Doch so einfach ist die Lage nicht: Bei allen Problemen im Euroraum darf man nicht übersehen, dass die meisten euro- päischen Länder zum einen wettbewerbs- fähig und zum anderen weniger hoch verschuldet sind als etwa die USA, Groß- britannien oder gar Japan. Die Verei- nigten Staaten haben mit der gerade noch rechtzeitig verhinderten Zah- lungsunfähigkeit Anfang August Zeit gewonnen, dafür aber ihr AAA-Rating eingebüßt. Bezüglich der wirtschaft- lichen Leistungsfähigkeit stehen die USA besser als die südeuropäischen Staaten da, doch wegen der hohen Privatverschuldung der Amerikaner bleibt die in den USA so wichtige Kon- sumgüternachfrage schwach und ver- hindert somit eine nachhaltige Erholung am Arbeitsmarkt. Bei Wohnhäusern herrscht wegen umfangreicher Zwangs- versteigerungen noch immer ein ge- drücktes Preisniveau. Regional sind so- gar weitere Rückgänge feststellbar. Solange der Überhang an unverkauften Häusern nicht abgebaut ist, dürfte von einer durchgreifenden Erholung keine Rede sein. Das Land befindet sich am Rande der Stagnation, wenn nicht so- gar einer Rezession. Das Gezerre um die Anhebung der Verschuldungsobergren- ze hat Berichten zufolge die chinesi- schen Geldgeber der USA sehr verstimmt und diese dazu motiviert, noch mehr Geld in Euro anzulegen. Die Politik der chinesischen Zentralbank, ihre Reserven stärker zu streuen, findet hierin ihren Ausdruck. Unsere Währung hat seit dem zweiten Quartal 2010 auch sehr von den Zinserhöhungen der EZB pro- AKTUELLE INFORMATIONEN AUS DEM KAPITALMARKT AUSGABE OKTOBER 2011 fitiert, die den Zinsvorteil gegenüber dem US-Dollar bis vor kurzem ständig ausgeweitet haben. Weiter hatte die US-Notenbank im Sommer 2010 ange- kündigt, in großem Umfang mit dem Kauf von amerikanischen Staatsanlei- hen beginnen zu wollen. Das Programm begann im November 2010 und lief Ende Juni 2011 aus. Diese Maßnahmen haben dem Dollar geldpolitisch gescha- det und weniger die Konjunktur als die Inflationserwartungen angeheizt. Nun wird mit der im August bis mindestens 2013 angekündigten Niedrigstzinspolitik versucht, gegen die Konjunkturschwäche vorzugehen. Auch eine Wiederaufnahme der Kaufprogramme für Anleihen wird vermehrt diskutiert und könnte dann dem Dollar zusetzen. Allerdings wandelt auch die EZB seit einiger Zeit immer deutlicher auf den Spuren der Fed. Die Entscheidung, im- mer wieder Staatsanleihen aufzukaufen – inzwischen über 155 Milliarden Euro –, führte nach der EZB-Ratssitzung An- fang September zum Rücktritt des deutschen Vertreters und Chefvolkswirtes der EZB, Jürgen Stark, und schockierte

Aktuelle Informationen aus dem Kapitalmarkt - Oktober 2011

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Wir möchten Ihnen Einblicke in die aktuelle Marktlage ermöglichen und Sie über zukunftsträchtige Anlageformen informieren.Unser Experte Arnim E. Kogge, Leiter des Bereiches "Private Banking" bei ELLWANGER & GEIGER PRIVATBANKIERS, und sein Team analysiert und kommentiert die Entwicklungen auf den Aktienmärkten.

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Page 1: Aktuelle Informationen aus dem Kapitalmarkt - Oktober 2011

STEHT DER EURO VOR DEM FALL?

Liest man die Nachrichten aus Europa in den letzten Monaten, fragt man sich unwillkürlich, warum der Euro bisher so stabil geblieben ist. Zumindest zum US-Dollar und zu den daran gebundenen Devisen notiert die Gemeinschaftswährung weit höher als im Mai 2010. Damals wurde die Zahlungsunfähigkeit Griechenlands zum ersten Mal durch eine konzertierte Rettungsaktion der europäischen Länder und des IWF vermieden oder besser gesagt aufgeschoben.

Danach folgten die „Rettungen“ Irlands

und Portugals sowie die wachsenden

Sorgen um Spanien und Italien. In den

letzten Wochen litten auch noch die

französischen Banken zunehmend unter

ihren großen Engagements in den süd-

europäischen Ländern. Die Befürchtun-

gen um die Stabilität der Banken unseres

Nachbarlandes gehen inzwischen so

weit, dass chinesische Banken beginnen,

Geschäfte mit französischen Großban-

ken zurückzufahren. Alles Nachrichten,

die den Euro eigentlich unter seine

Kaufkraftparität zum US-Dollar, die bei

zirka 1,20 liegt, hätten drücken können.

Bei Redaktionsschluss notierte der Euro

gegen den US-Dollar mit 1,33.

Doch so einfach ist die Lage nicht: Bei

allen Problemen im Euroraum darf man

nicht übersehen, dass die meisten euro-

päischen Länder zum einen wettbewerbs-

fähig und zum anderen weniger hoch

verschuldet sind als etwa die USA, Groß-

britannien oder gar Japan. Die Verei-

nigten Staaten haben mit der gerade

noch rechtzeitig verhinderten Zah-

lungsunfähigkeit Anfang August Zeit

gewonnen, dafür aber ihr AAA-Rating

eingebüßt. Bezüglich der wirtschaft-

lichen Leistungsfähigkeit stehen die

USA besser als die südeuropäischen

Staaten da, doch wegen der hohen

Privatverschuldung der Amerikaner

bleibt die in den USA so wichtige Kon-

sumgüternachfrage schwach und ver-

hindert somit eine nachhaltige Erholung

am Arbeitsmarkt. Bei Wohnhäusern

herrscht wegen umfangreicher Zwangs-

versteigerungen noch immer ein ge-

drücktes Preisniveau. Regional sind so-

gar weitere Rückgänge feststellbar.

Solange der Überhang an unverkauften

Häusern nicht abgebaut ist, dürfte von

einer durchgreifenden Erholung keine

Rede sein. Das Land befi ndet sich am

Rande der Stagnation, wenn nicht so-

gar einer Rezession. Das Gezerre um die

Anhebung der Verschuldungsobergren-

ze hat Berichten zufolge die chinesi-

schen Geldgeber der USA sehr verstimmt

und diese dazu motiviert, noch mehr

Geld in Euro anzulegen. Die Politik der

chinesischen Zentralbank, ihre Reserven

stärker zu streuen, fi ndet hierin ihren

Ausdruck. Unsere Währung hat seit

dem zweiten Quartal 2010 auch sehr

von den Zinserhöhungen der EZB pro-

AKTUELLE INFORMATIONEN AUS DEM KAPITALMARKT

AUSGABE OKTOBER 2011

fi tiert, die den Zinsvorteil gegenüber

dem US-Dollar bis vor kurzem ständig

ausgeweitet haben. Weiter hatte die

US-Notenbank im Sommer 2010 ange-

kündigt, in großem Umfang mit dem

Kauf von amerikanischen Staatsanlei-

hen beginnen zu wollen. Das Programm

begann im November 2010 und lief

Ende Juni 2011 aus. Diese Maßnahmen

haben dem Dollar geldpolitisch gescha-

det und weniger die Konjunktur als die

Infl ationserwartungen angeheizt. Nun

wird mit der im August bis mindestens

2013 angekündigten Niedrigstzinspolitik

versucht, gegen die Konjunkturschwäche

vorzugehen. Auch eine Wiederaufnahme

der Kaufprogramme für Anleihen wird

vermehrt diskutiert und könnte dann

dem Dollar zusetzen.

Allerdings wandelt auch die EZB seit

einiger Zeit immer deutlicher auf den

Spuren der Fed. Die Entscheidung, im-

mer wieder Staatsanleihen aufzukaufen

– inzwischen über 155 Milliarden Euro –,

führte nach der EZB-Ratssitzung An-

fang September zum Rücktritt des

deutschen Vertreters und Chefvolkswirtes

der EZB, Jürgen Stark, und schockierte

Page 2: Aktuelle Informationen aus dem Kapitalmarkt - Oktober 2011

die Anleger. Auf dieser Sitzung wurde

auch beschlossen, von weiteren Zinser-

höhungen abzusehen. Die durch die

Überschuldung einiger europäischer

Staaten hervorgerufene Gefährdung

von Teilen des europäischen Banken-

systems und der schlechtere Wachs-

tumsausblick, vor allem für Deutsch-

land, waren die Gründe für die Abkehr

der EZB von ihrer Brems politik. Diese

war unnötigerweise noch im Sommer

verschärft worden. Das deutsche Wachs-

tum war bereits im zweiten Quartal

überraschend schwach und die OECD

erwartet gerade hierzulande eine beson-

ders harte Abschwächung des Wachs-

tums in 2012. Der mit dem Rücktritt des

deutschen Ratsmitgliedes Stark ent-

schiedene Machtkampf um die Strate-

gie der europäischen Zentralbank dürf-

te ein Indiz dafür sein, dass die bisher

vorgenommene Sterilisierung der An-

leihenkäufe durch die EZB abge-

schwächt werden könnte. Sein Nach-

folger Asmussen ist ein Politiker und

kein Ökonom. Diese Anleihenkäufe und

die als Pfand von Banken für deren Re-

fi nanzierung von der europäischen Zen-

tralbank akzeptierten Papiere dürften

inzwischen dort zu enormen Verlusten

geführt haben, sodass bald eine erneute

Kapitalerhöhung der EZB erfolgen muss.

Diese geballte Ladung an negativen

Meldungen für den Euro führte inzwi-

schen zum Bruch des Euro-Aufwärts-

trends und zum Verlust der 1,40er-Marke

gegen den US-Dollar. Angesichts der

ungelösten Probleme in Europa wird

der Euro unter Druck bleiben. Auch die

geschilderten chinesischen Käufe wer-

den diesen Prozess nur abschwächen.

Im „Wettlauf“ der großen Weltwährun-

gen wird der Euro seinen Spitzenplatz

in der Wertentwicklung verlieren. Zur

Beimischung können Investoren des-

halb weiterhin in US-Dollar investieren.

Die stark am US-Dollar orientierten asia-

tischen Devisen sind jedoch vor allem

langfristig gesehen noch attraktiver und

zu Recht zunehmend gefragt. Trotz der

starken Entwicklung ist etwa der Singa-

pur-Dollar gegen den US-Dollar erst we-

nige Prozent überbewertet. Hier bieten

sich für Anleger Rentenfonds in diesen

Währungen an. Die asiatischen Staaten

sind auch bonitätsmäßig besser einzu-

schätzen als viele westliche Schuldner.

Der Schweizer Franken wurde nach dem

Kursexzess bis fast zur Parität zum Euro

von der Schweizer Nationalbank an die

Leine genommen. Ob dies wegen der

Fluchtgelder aus der Eurozone langfris-

tig gelingen wird, ist fraglich, dürfte

aber wegen seiner Überbewertung zu-

nächst glücken. Die Schäden in der

schweizerischen Wirtschaft werden im-

mer deutlicher. Damit ist der Schweizer

Franken als „sicherer Hafen“ vorläufi g

ungeeignet. Bei Fremdwährungskredi-

ten kann er aufgenommen werden,

solange der Kurs des Euros unter 1,25

bleibt. Ebenfalls ist risikobewussten Kre-

ditnehmern weiter zu Krediten in Yen zu

raten. Wie die Schweiz gegen den festen

Franken, so wird auch Japan mehr gegen

den festen Yen unternehmen müssen.

Bei den skandinavischen Valuten lohnen

sich Neuanlagen in der Norwegischen

und der Schwedischen Krone. Beide

Länder haben wesentlich solidere Staats-

fi nanzen und eine dynamische Wirt-

schaft. Auch die Dänische Krone, die seit

langem an die DM und nun an den

Euro gebunden ist, kann als Ergänzung

nützlich sein. Im Extremfall könnte

Dänemark, das über hohe Währungs-

reserven verfügt, trotz Problemen im

Bankensektor die Bindung lösen.

In Großbritannien sind zwar die von der

Bank von England für später erwarteten

Zinserhöhungen bis auf weiteres vom

Tisch, das Britische Pfund profi tierte

aber dennoch von der jüngsten Eurokrise.

Wegen der wirtschaftlichen Schwäche

des Landes ist das Britische Pfund aber

keine echte Alternative zum Euro. Die

konjunkturelle Abkühlung beginnt die

oft ebenfalls als „sichere Häfen“ gelten-

den Rohstoffwährungen, wie zum Bei-

spiel den Australischen, Neuseelän-

dischen und Kanadischen Dollar, zu be-

lasten. Vor allem der Kanadische Dollar

ist langfristig interessant, sollte aber

wegen der ausgeprägten Volatilität nur

bei Schwäche erworben werden.

Helmut Kurz

EURO VS. US-DOLLAR UND EURO VS. SINGAPUR-DOLLAR

1,6 2,6

1,5 2,4

1,4 2,2

1,3 2,0

1,2 1,8

1,1 1,6

1,0 1,4

0,9 1,2

0,8 1,0

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

--- Euro vs. US-Dollar--- Euro vs. Singapur-Dollar

Quelle: Thomson Reuters

Page 3: Aktuelle Informationen aus dem Kapitalmarkt - Oktober 2011

Die Vegetationsperiode ist dieses Jahr

in der Natur 3 bis 4 Wochen voraus. Der

statistisch schlechteste Monat Septem-

ber nahm sich ein Beispiel daran und

schlug ebenfalls 4 Wochen früher zu.

Der „schwarze“ August 2011 nimmt mit

deutlich zweistelligen Kursabschlägen

in der Börsenhistorie einen unrühm-

lichen negativen Spitzenplatz ein. Zu

der Angst vor einer Staatspleite Grie-

chenlands gesellte sich jene vor einer

weltweit um sich greifenden Rezession.

Flankiert wurde dieses Szenario von

Refi nanzierungsschwierigkeiten einiger

europäischer Banken, insbesondere im

USD-Bereich, weil wichtige US-Adressen

infolge der EU-Schuldenkrise nicht mehr

bereit waren, sich am Geldmarkt zu

engagieren. Schlussendlich sorgte Mitte

September ein gemeinsames Statement

der führenden Zentralbanken, genü-

gend USD-Refinanzierungslinien bereit-

zustellen, für Erleichterung und für eine

gewisse Beruhigung an den internati-

onalen Finanzmärkten. Insgesamt wird

sich die Konjunktur weltweit verlang-

samen jedoch nicht in dem Ausmaß wie

in der Lehman-Krise 2008/2009. Gewinn-

revisionen werden für weiteren Druck

an den Aktienmärkten sorgen, aber die

Chancen für eine Beruhigung der Lage

im vierten Quartal sind aufgrund eines

relativ stabilen Weltwirtschaftswachstums

gegeben. Eine überzeugende Lösung des

Griechen land themas ist dafür allerdings

Voraussetzung.

Einen verheerenden Effekt hatte der

Sommercrash auf die Anleiherenditen.

Die Rendite der 10-jährigen Bundesan-

leihe fi el zum ersten Mal in der Ge-

schichte der Bundesanleihe unter 2 Pro-

zent. In der Spitze fi el die Rendite sogar

auf 1,77 Prozent, die ein Ausdruck ist

für eine eminente Flucht in Qualität.

Viele Investoren akzeptieren damit eine

langfristige Rendite, die unter der Infl a-

tionsrate liegt, wobei ein Kapitalverzehr

einkalkuliert und akzeptiert ist. Befeuert

wurde diese Bewegung durch die um-

strittene Entscheidung der EZB, Staats-

anleihen von südeuropäischen Ländern

direkt anzukaufen, um die Zinsen für

diese Schuldner auf ein erträgliches Ni-

veau herunterzuschrauben. Diese wa-

ren auch bei den großen Staaten, wie

Italien und Spanien, zeitweise über

6 Prozent gestiegen, was eine dauer-

hafte Refi nanzierung an den Kapital-

märkten kaum zulässt.

Die Folge war ein rasanter, künstlich

verursachter Anstieg des Renten-Index

„iBoxx Sovereign All Maturities“, der die

Wertentwicklung europäischer Staats-

anleihen misst. Untenstehende Grafi k

verdeutlicht diese Entwicklung. Auf-

grund der Eintrübung des konjunktu-

rellen Umfeldes rückte die EZB von ihrer

geplanten Leitzinsanhebung ab. Diese

dürften somit für den Rest des Jahres

auf gleichem Niveau verharren, wenn

nicht sogar sinken. Die mittel- und

langfristigen Renditen dürften sich et-

was erholen, aber nicht so schnell das

Niveau vom Jahresbeginn erreichen.

Michael Beck

VORGEZOGENE HERBST-TRISTESSE.

Politische Börsen haben kurze Beine, sagt man. Die Beine der jüngsten Börsen-Krise dürften leider etwas länger geraten sein. Die aktuellen politischen Störmanöver, die mit der leidigen Kontroverse zwischen den US-Kongress-parteien hinsichtlich der Erhöhung der US-amerikanischen Schuldengrenze ihren vorläufi gen Höhepunkt er-reichten, werden zurzeit von der unprofessionellen Leistung wichtiger führender deutscher und europäischer Politiker erreicht beziehungsweise übertroffen. Die Unfähigkeit, eine rasche Lösung oder auch nur die Skizzie-rung einer annähernd erfolgversprechenden Vorgehensweise in Sachen EU-Schuldenkrise zu formulieren, sorgte für einen der schnellsten und stärksten Aktienkursabschwünge der letzten Jahre an den Weltbörsen.

STAATSANLEIHEN EUROPA

174

173

172

171

170

169

168

167

166

165

164

Dez 10 Jan 11 Feb 11 Mrz 11 Apr 11 Mai 11 Jun 11 Juli 11 Aug 11 Sep 11

--- iBoxx Sovereign All Index Overal (Total Return)

Quelle: Bloomberg

Beginn EZB-Anleihenkauf

Rentenindex

Page 4: Aktuelle Informationen aus dem Kapitalmarkt - Oktober 2011

Eine deutlich preiswertere Alternative zur

Investition in ein breites Marktsegment

über einen Investmentfonds bieten seit

einigen Jahren ETFs. Auch diese verbrie-

fen wie klassische Investmentfonds einen

anteiligen Besitz an einem klar defi nierten

Sondervermögen, welches getrennt vom

Vermögen der emittierenden Investment-

gesellschaft geführt wird und dadurch

kein Emittentenrisiko besteht. Die Anla-

gestrategie der ETFs ist passiv, das heißt:

Das Fondsmanagement investiert nicht

auf Basis einer eigenen Markteinschät-

zung, sondern bildet die Wertentwick-

lung eines ausgewählten Marktindexes

ab. Der Handel dieser ETFs erfolgt über

die Börse, sodass anstelle eines Ausgabe-

aufschlags nur die üblichen Transaktions-

kosten wie bei Aktien oder festverzins-

lichen Wertpapieren entstehen. Auch die

jährlichen Managementgebühren fallen

im Bereich von 0,25 Prozent bis 0,65 Pro-

zent deutlich geringer aus als bei klas-

sischen Investmentfonds, bei denen

zirka 0,8 Prozent bis 2,5 Prozent p.a.

berechnet werden.

Ein weiterer Vorteil besteht in der höhe-

ren Flexibilität für die Anleger. Bei klassi-

schen Investmentfonds wird meist nur

einmal täglich ein Rücknahmepreis ermit-

telt, zu dem alle gültigen Orders in dieser

Gattung abgerechnet werden. ETFs wer-

den an den Börsen permanent mit Kauf-

und Verkaufskursen versehen, die vom

jeweiligen Emittenten in enger Anleh-

nung an den abgebildeten Index zur

Verfügung gestellt werden. Der Anleger

kann somit seine Kauf- oder Verkaufsent-

scheidung sehr exakt an den täglichen

ETF: EXCHANGE-TRADED FUND –

ZU DEUTSCH: BÖRSENGEHANDELTER FONDS.

Seit Jahrzehnten stellen sich Anleger immer wieder die Frage, ob sie bei ihrer Geldanlage eher auf Einzel-entscheidungen im Bereich Aktien und Renten vertrauen sollen oder ob eine breitere Diversifikation über einen Investmentfonds zu bevorzugen ist. Häufiger Grund für eine Entscheidung gegen Investmentfonds sind die hohen Einmalkosten bei Erwerb sowie die jährlichen Verwaltungsgebühren des Fondsmanagements.

Kursverlauf anpassen. Zusätzlich ist eine

Orderaufgabe mit Limit möglich, die

eine Ausführung erst zum gewünschten

Kurs erfolgen lässt. Die Kursspanne zwi-

schen angebotenem Kauf- und Ver-

kaufskurs bewegt sich normalerweise in

Größenordnungen unter 1 Prozent.

Allerdings kann durch die passive In-

dexabbildung in der Regel auch keine

Outperformance des zugrunde liegen-

den Indexes erreicht werden. Norma-

lerweise fällt die Performance des ETFs

etwas schlechter aus als die des Inde-

xes, da die Managementkosten von der

erzielten Marktperformance abgezogen

werden müssen.

Die ersten ETFs wurden in Deutschland

im Jahr 2000 aufgelegt. Hier standen

zwei Fonds mit einem Volumen von

zirka 0,4 Milliarden Euro zur Auswahl.

Zwischenzeitlich bieten 19 unterschied-

liche Emittenten über 800 ETFs mit

einem Volumen von zirka 170 Milliar-

den Euro an. Diese gliedern sich in die

Bereiche Aktien, Renten, Rohstoffe,

Währungen, Geldmarkt und Strategie.

Hierbei kann im Segment „Strategie“

über sogenannte „Short-ETFs“ auch auf

fallende Aktienmärkte gesetzt werden.

Innerhalb der ETFs unterscheidet man

die Fonds zusätzlich nach der Art und

Weise, wie der jeweilige Index technisch

abgebildet wird. Hier fi ndet man so-

wohl replizierende Fonds (der Fonds

kauft die im Index enthaltenen Wert-

papiere in ihrer jeweiligen Indexge-

wichtung) und swap-basierte Fonds

(hier kauft die Investmentgesellschaft

einen beliebigen Anlagemix – häufi g

Gold oder Staatsanleihen – und tauscht

deren Ertrag mit einem Geschäftspartner

durch komplexe Termingeschäfte in den

Ertrag, der mit dem abzubildenden Index

erzielt worden wäre). Beiden Fondstypen

gelingt in der Regel eine sehr exakte

Performance-Abbildung der zugrunde

liegenden Indizes. Bei den swap-basier-

ten Fonds besteht aber zusätzlich zum

reinen Marktrisiko ein Ausfallrisiko des

jeweiligen Geschäftspartners aus dem

Ertragstausch. Dieses Risiko wird zwar

gesetzlich auf maximal 10 Prozent des

Fondsvolumens begrenzt, kann aber

durch die enge Verzahnung innerhalb

der Bankenwelt trotzdem zu gefährlichen

Kumulierungen führen, wie erst kürzlich

am Beispiel der UBS zu erkennen war.

Deshalb empfehlen wir Anlegern, bei der

Auswahl der ETFs darauf zu achten, dass

die anvertrauten Gelder auch tatsächlich

über die Indexbestandteile in die ge-

wünschten Zielmärkte investiert werden.

In der Praxis lassen sich ETFs hervor-

ragend dazu verwenden, schnell und

fl exibel an Veränderungen ganzer Märk-

te oder exakt präzisierter Teilmärkte zu

partizipieren. Hierbei kann auch mit ge-

ringen Anlagebeträgen eine breite Diver-

sifi kation bei akzeptablen Kostenbelas-

tungen erreicht werden. Eine nachhaltige

Outperformance der Märkte oder eine

opportunistische Anpassung der Inves-

titionsquote innerhalb des ausgewählten

Fonds ist allerdings nur in klassischen

aktiv gemanagten Fonds möglich.

Kai von Benthen

Page 5: Aktuelle Informationen aus dem Kapitalmarkt - Oktober 2011

Der Begriff der Nachhaltigkeit hat sei-

nen Ursprung in der Forstwirtschaft.

Nachhaltig kann nur derjenige seinen

Wald bewirtschaften, der in Generatio-

nen denkt. Auch unsere Kunden denken

langfristig – oftmals eben auch in Ge-

nerationen. Entsprechend spielt der

Nachhaltigkeitsgedanke bei der Inves-

titionsentscheidung eine wichtige Rolle.

Da die Vorstellungen des Nachhaltig-

keitsaspektes sehr heterogen sind, birgt

das Thema auch Platz für Enttäuschun-

gen. So besaßen beispielsweise viele

global investierende Nachhaltigkeits-

fonds Aktien von BP – ein Umstand der

sich mit dem Untergang der Ölplatt-

form Deepwater Horizon rächen sollte.

Wir möchten daher unseren Kunden nur

klar fokussierte Investmentlösungen an-

bieten. Es ist für uns entscheidend, dass

nachhaltiges Wirtschaften einer erfolg-

reichen und gewinnorientierten Unter-

nehmenspolitik nicht widerspricht, son-

dern diese sogar fördert. Entsprechend

haben wir den E&G Blue-Utility-Index

entwickelt. Dieser setzt sich aus zehn

führenden regenerativen Stromerzeu-

gungsunternehmen zusammen.

Wir sehen drei wichtige Trends in

diesem Sektor:

❚ 1. Die Endlichkeit/Verknappung

fossiler Brennstoffe, die mittel- bis

langfristig zu einer Verteuerung

dieser führen wird.

❚ 2. Ein immer größerer Anteil am

gesamten Energieverbrauch (Stich-

wort: Elektroauto) entfällt zukünftig

auf den Stromsektor.

❚ 3. Durch den politisch beschlossenen

Atomausstieg nehmen effiziente re-

generative Energieträger einen im-

mer wichtigeren Stellenwert ein.

Das sind alles Faktoren, die zu steigen-

den Strompreisen führen sollten.

Die Unternehmen, in die wir deshalb in -

vestieren, verfügen schwerpunktmäßig

über Erzeugungskapazitäten im Bereich

Wasserkraft. Die Kostenbasis ist im Ver-

gleich zu konventionellen Versorgungs-

unternehmen günstig, da bei der Strom-

produktion größtenteils auf fossile

Energieträger, wie zum Beispiel Öl und

Kohle, verzichtet werden kann und die

Unternehmen weitestgehend CO2-neu-

tral produzieren.

Gegenüber den „neuen Erneuerbaren

Energien“ verfügt die Wasserkraft über

hohe Wirkungsgrade und eine hohe

Flexibilität. Weltweit ist sie mit einem

Anteil von zirka 16 Prozent an der

Elektrizitätserzeugung die regenerative

Stromquelle Nr. 1. In Europa sind die

skandinavischen Länder Spitzenreiter.

Beispielsweise deckt Norwegen in etwa

99 Prozent seines Strombedarfs über

Wasserkraft ab. Auch Länder aus den

Emerging Markets investieren stark in

den Ausbau dieser Technologie. So

kommt Brasilien auf einen Anteil von

zirka 74 Prozent – dieser soll nach dem

Willen der dortigen Regierung weiter

ausgebaut werden und das Land unab-

hängig von Stromimporten machen.

Wasserkraft hat eine lange Tradition.

Die ersten Werke wurden schon Ende

des 19. Jahrhunderts gebaut. Die Ge-

sellschaften, in die wir investieren, sind

gesunde Unternehmen mit stabilen

Dividendenausschüttungen und einer

interessanten Rentabilität. Unser Index

konnte in der historischen Betrach-

tungsweise den globalen Aktienmarkt

übertreffen. Auch in diesem Jahr liegen

wir mit unserem Index deutlich besser

als der Gesamtmarkt. Einige der im In-

dex enthaltenen Aktien kann man zu

den mittleren bis kleinen börsennotier-

ten Gesellschaften zählen – größten-

teils mit einem Großaktionär an der

Seite. Daher ist die Börsenliquidität

oftmals limitiert. Für den Anlageerfolg

sind daher neben der sorgfältigen Se-

lektion auch fundierte Marktkenntnisse

erforderlich.

Franz Kaim

NACHHALTIGKEIT ALS INVESTITIONSCHANCE.

Die Entfaltung sozialer, ökologischer und ethischer Investments zu einem breiten Trend bei Kapitalanle-gern halten wir als Privatbankiers für positiv – die Abgrenzung, was nachhaltig ist und was nicht, lässt sich jedoch selten klar beantworten.

MSCI WORLD VS. E&G BLUE UTILITY IN %

110

100

90

80

70

Feb 11 Mrz 11 Apr 11 Mai 11 Juni 11 Juli 11 Aug 11

--- MSCI World--- E&G Blue Utility

Quelle: Bloomberg

Page 6: Aktuelle Informationen aus dem Kapitalmarkt - Oktober 2011

Die Anzahl Pfl egebedürftiger steigt in

Deutschland seit Jahren rasant an und

Prognosen zufolge wird sich die Anzahl

bis zum Jahr 2050 verdoppelt haben.

Dies führt zu stark steigenden Pfl ege-

kosten, vor allem für die gesetzliche

Pfl egeversicherung.

Für eine angemessene Versorgung im

Pfl egefall genügen die Leistungen der

gesetzlichen Pfl egeversicherung von

derzeit EUR 1.510 in der Pfl egestufe III

nicht. Dies gilt vor allem dann, wenn

auch im Alter ein gehobener Lebens-

standard und eine Pfl ege durch Fach-

kräfte gewünscht wird. Je nach Dauer

der Pfl egebedürftigkeit kann ein erheb-

licher Betrag nötig werden, der dann

aus dem Vermögen entnommen wer-

den muss.

Durch eine private Pfl egerentenversi-

cherung besteht die Möglichkeit, das

fi nanzielle Risiko einer Pfl egebedürftig-

keit abzusichern. Im Pfl egefall wird hier

zusätzlich zur gesetzlichen Pfl egeleis-

tung eine weitere monatliche Rente,

gestaffelt nach Pfl egebedürftigkeit,

ausbezahlt. Dadurch kann vermieden

werden, dass diese Beträge, die in der

Regel im Laufe der Jahre eine beträcht-

liche Summe ergeben, dem Vermögen

entnommen werden müssen.

Die Versicherungswelt bietet eine Viel-

falt an Produkten. Diese unterscheiden

sich beispielsweise in der Defi nition der

Pfl egebedürftigkeit, welche entweder

an den Pfl egestufen der gesetzlichen

Pfl egeversicherung (nach Sozialgesetz-

buch, SGB) oder sechs defi nierten Ak-

tivitäten des täglichen Lebens (ADL –

activities of daily living) festgemacht

wird.

Die activities of daily living sind

folgende:

❚ Fortbewegen im Zimmer

❚ Aufstehen und Zubettgehen

❚ An- und Auskleiden

❚ Einnehmen von Mahlzeiten und

Getränken

❚ Waschen

❚ Toilettengang

Es gibt auch Produkte, die eine hohe

Todesfallleistung enthalten, die den Er-

ben das Kapital meist vollständig und

mit Verzinsung auszahlt und Kapitalent-

nahmen während der Laufzeit ermög-

licht. Andere Produkte sind hingegen

an eine Fondsanlage gekoppelt und

garantieren im Todesfall die eingezahl-

ten Beiträge. Bei entsprechend geringer

Wertentwicklung der Fonds kann es

jedoch zu einer Nachschusspfl icht kom-

men. In unserem Beispiel haben wir die

Absicherung einer Frau dargestellt. Die

Beiträge für Männer sind meist deutlich

geringer.

Wir haben den Versicherungsmarkt für

Sie sondiert und fi nden für Sie sicher

das geeignete Produkt. Gerne beraten

wir Sie.

Carmen Bandt

Annika Peters

FINANZIELLE VORSORGE FÜR DEN PFLEGEFALL –

PFLEGERENTENVERSICHERUNGEN GEGEN EINMALBEITRAG.

WEITERE INFORMATIONEN

BANKHAUS ELLWANGER & GEIGER KGBörsenplatz 1, 70174 Stuttgart

Arnim E. KoggeMitglied des DirektoriumsTelefon 0711/2148-232Telefax 0711/[email protected]

Dieser Bericht wurde erstellt vom BANKHAUS ELLWANGER & GEIGER KG

Verantwortlich: Dr. Volker Gerstenmaier,Mario CaroliRedaktion: Carmen Bandt, Michael Beck, Franz Kaim, Helmut Kurz, Annika Peters, Kai von Benthen

Stand: Oktober 2011Die vorliegenden Informationen dienen ausschließlich der allgemeinen Information. Es handelt sich nicht um eine Anlageberatung oder Empfehlung oder eine Finanz-analyse. Für eine individuelle Anlageempfehlung oder Beratung stehen unsere Berater gerne zur Verfügung. Eventuelle Angaben zur steuerlichen Situation können nur allgemeiner Art sein. Abhängig von der individuellen Situation des Steuerpfl ichtigen kann sich eine abwei-chende steuerliche Beurteilung ergeben. Bei Performance-darstellung handelt es sich um Betrachtungen von früheren Wertentwicklungen. Die Angaben, Vergleiche und Betrachtungen der Vergangenheit sind keine Garantie und kein verlässlicher Indikator für zukünftige Entwick-lungen. Wertentwicklungen oder Renditen einzelner Produkte werden durch diverse Faktoren wie z.B. Markt-, Kurs-, Währungsschwankungen und Transaktionskosten beeinfl usst und können zu Verlusten oder Gewinnen führen. Die vorliegenden Informationen basieren auf vertrauenswürdigen Angaben aus verlässlichen Quellen, erheben jedoch keinen Anspruch auf Genauigkeit und Vollständigkeit hinsichtlich der im Dokument erwähnten Wertpapiere, Märkte und Entwicklungen. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht in jedem Fall die Meinung des Herausgebers wieder. Die Urheberrechte für die gesamte inhaltliche und graphische Gestaltung liegen beim Herausgeber und dürfen gerne, jedoch nur mit schriftlicher Genehmigung, verwendet werden.

Beispiel: Frau, 55 Jahre, EUR 3.000 Pfl egerente bei höchster Pfl egebedürftigkeit

Produktvariante I Produktvariante II Produktvariante III

Pfl egedefi nition SGB/ADL SGB/ADL ADL

Einmalbeitrag EUR 57.306,40 EUR 90.474,00 EUR 45.821,91

Leistungsstaffel in %

I: keine / II: 83 % / III: 100 % incl. Überschussbeteili-gungen, die nicht garan-tiert werden können

I: 30 % / II: 60 % / III: 100 % 100 % ab 4 von 6 ADL-Punkten

Demenz 83 % der Pfl egerente 30 % der Pfl egerente 100 % der Pfl egerente

Todesfallleistungmind. garantierte Pfl ege-rente

hohe Todesfallleistung, i.d.R. deutlich über dem Einmalbeitrag

101 % des Fondsvermö-gens, mind. die einge-zahlten Beiträge

BesonderheitenKapitalentnahmen möglich

evtl. Nachschusspfl icht