40
Vermischtes AKZENTE 3/2014 1 Akzente Das Magazin der Pädagogischen Hochschule Zürich 3/ 14 blog.phzh.ch/akzente Schule und Eltern – wie die Zusammenarbeit optimal gelingt Seite 10 Naturwissenschaften: eine Schulklasse macht an der PH Zürich erste Erfahrun- gen im Experimentieren Seite 18 Masterarbeit: wie James Bond Schülerin- nen und Schüler in die Irre führt Seite 25

Akzente 3/2014

Embed Size (px)

DESCRIPTION

3/2014: Schwerpunkt «Zusammenarbeit mit Eltern». Eltern sind auch Teil der Schule. Interview: Gabriela Kohler, Präsidentin der Kantonalen Elternmitwirkungsorganisation KEO. Stimmen und Meinungen aus dem Schulfeld.

Citation preview

Page 1: Akzente 3/2014

Vermischtes

A K Z E N T E 3 / 2 0 1 41

AkzenteDas Magazin der Pädagogischen Hochschule Zürich

3/ 14

blog.phzh.ch/akzente

Schule und Eltern – wie die Zusammenarbeit optimal gelingt

Seite 10

Naturwissenschaften: eine Schulklasse macht an der PH Zürich erste Erfahrun-gen im Experimentieren

Seite 18

Masterarbeit: wie James Bond Schülerin-nen und Schüler in die Irre führt

Seite 25

Page 2: Akzente 3/2014

AusstellungFASHION TALKSMode und Kommunikation12. Juli 2014 bis 8. März 2015

Chinos oder Trainerhose, High Heels oder Flip Flops? Mit der Überlegung «Was ziehe ich an?» stellen wir uns Tag für Tag zu-gleich die Frage «Wer möchte ich sein?» Denn noch bevor wir etwas sagen, hat unsere Kleidung schon über uns gesprochen. Die Ausstellung «Fashion Talks» zeigt, wie die Botschaften durch Stile und Codierungen übermittelt und entschlüsselt werden und durchleuchtet gleichzeitig das raffinierte System «Mode». Angeregt durch die Ausstellungsteile «DIY – Do it yourself!», «Lass dich inspirieren!» und «Sei du selbst!» reflek-tieren die Schülerinnen und Schüler im Atelier ihren individuel-len Style oder designen ihre eigene DIY-Mode.

Angebote für Schulen ab September 2014Was Kleider erzählenDialogische Führung für Sekundarstufe I & II

Styles à gogoWorkshop für Sekundarstufe I & IIVergünstigtes Angebot für Klassen der Kantone Zürich und Aargau

DIY – Do it yourself!Workshop für die Primarschule

Fashion Talks – Begleithefte und LehrerInnenführungen Begleithefte zur Ausstellung für die Sekundarstufe I & II für den selbstständigen Besuch mit der Klasse, kostenlos

LehrerInnenführung für die Mittelstufe und Sekundarstufe I & IIMittwoch, 3. September 2014, 17–20 Uhr

ÖffnungszeitenDi bis So 10 – 17 Uhr, Do 10 – 20 Uhr, Mo geschlossenÖffnungszeiten Feiertage siehe www.gewerbemuseum.ch

Anmeldung und InformationenGewerbemuseum WinterthurKirchplatz 14, 8400 WinterthurTelefon 052 267 51 [email protected]

Gewerbemuseum Winterthur

© E

va G

eise

r

Fotos: Niklaus Spoerri, Laura Müller

Inserate

Page 3: Akzente 3/2014

A K Z E N T E 3 / 2 0 1 4 3 3

Inhaltsverzeichnis

Die Thematik «Eltern und Schule» ist in jüngster Zeit zunehmend in den Fo-kus der Öffentlichkeit geraten. Die Bericht- erstattung in den Medien wird dabei überwiegend von Problemfällen dominiert: Eltern möchten ihr Kind verset-zen, Eltern sind mit der Beurteilung ihres Kindes nicht einverstan-den usw. Gemeinsam ist den Anliegen der Väter und Mütter, dass sie mehr Mitbestimmungsrecht wünschen. Unter diesen Voraus-setzungen sind Konflikte mit der Schule vorpro-grammiert. Ein Patent-rezept für den Umgang mit solchen Situationen gibt es nicht. Eine of-fene Kommunikation vom ersten Schultag an er-leichtert jedoch vieles und es lohnt sich, die Eltern als Mitspieler eines Teams zu betrach-ten, in dem alle dassel-be Ziel vor Augen haben: das Kind bestmöglich in seiner Entwicklung zu fördern. Oft geht vergessen, dass die Zusammenarbeit zwischen Schule und Eltern im Normalfall kooperativ und konstruk-tiv verläuft. Einen wichtigen Beitrag leis- ten dabei auch die Elterngremien. Die institutionelle Eltern-mitwirkung ist jedoch noch nicht überall gleich stark verankert. «Vielerorts läuft es gut, aber noch ohne grosse Berührungspunkte zum Schulalltag», sagt Gabriela Kohler, Präsi- dentin der Kantonalen Elternmitwirkungsorga-nisation (KEO). Sie äussert sich im Inter-view über die Bedingun-gen für ein erfolgrei-ches Miteinander zwischen Lehrpersonen und Eltern.– Christoph Hotz

Inhalt 3/2014

4 Vermischtes Symposium zum Thema

«Führen von Teams»

7 Eine Frage, drei Antworten Wie gehen Sie mit Belastung

um?

9 Seitenblick Jetzt, wo’s um meine Kinder

geht

10 Schwerpunkt Zusammenarbeit mit Eltern

Eltern sind auch Teil der Schule

Interview: Gabriela Kohler, Präsidentin der Kantonalen Elternmitwirkungsorganisation KEO

Stimmen und Meinungen aus dem Schulfeld

18 Reportage

Eine Schulklasse am Aktionstag «Wasser» an der PH Zürich

24 Studierendenseite Porträt, Masterarbeit, Kolumne

27 PH Zürich Stiftung Pestalozzianum: Podium «Schule und Krieg»

Forschung: Geschichtsunter-richt im Wandel

IPE: Wissenstransfer zwischen Ghana und der Schweiz

Zentrum für Beratung: Was bewegt die Lehrerinnen und Lehrer?

32 Blick in eine andere Berufswelt

DaZ-Lehrerin Susanne Burnand in der Gärtnerei Stiftung Brunegg

34 Medientipps

37 Aus dem Leben eines Lehrers

Leben im Büchergestell

38 Fundstück

38 Impressum

10 Eltern: eine klare Kommunika- tion kann Konflikte verhindern

18 Aktionstag Wasser: eine Schule zu Gast an der PH Zürich

30 Projekt: Wissenstransfer zwi-schen Ghana und der Schweiz

Das gemein- same Ziel vor Augen

Fotos: Niklaus Spoerri, Laura Müller

Page 4: Akzente 3/2014

Vermischtes

A K Z E N T E 3 / 2 0 1 44

Symposium zum Thema «Führen von Teams»

Über 300 Führungspersonen aus dem Bildungsbereich besuchten im Campus der PH Zürich das Symposium Personalmanage-ment, das in diesem Jahr in seiner 8. Austra-gung stattfand. Rund um das Thema «Führen von Teams» kamen die Teilnehmenden in den Genuss von drei anregenden Referaten, und sie konnten ihr Wissen in elf Foren vertiefen.

Nach einer Begrüssungsrede von Karl Mäder, dem Leiter des Zentrums für Beratung der PH Zürich, war die Bühne frei für die drei Keynotes des Tages. Wolfgang Jenewein von der Universität St. Gallen machte den Auftakt und referierte zum Thema «Wandel der Füh-rung». Abgestützt auf neue empirische Studien sowie auf seine Erfahrungen als Berater von Hochleistungsteams aus der Fussball-Bundes-liga erläuterte er die veränderten Erwartun-gen, die heute an Führungspersonen herange-tragen werden. «Nicht mehr dem Führungstyp Trainer, der Aufgaben verteilt und sich mehr-heitlich mit Managementaufgaben beschäftigt, gehört die Zukunft, sondern dem emotional kompetenten Leader und Coach, der die Wil-lenskraft seiner Mitarbeitenden und Teams weckt und stärkt», erläuerte Wolfgang Jenewein in seinem Vortrag.

Simone Kauffeld von der TU Braun-schweig nahm sich in ihrem Vortrag dem zen-tralen Begegnungs- und Austauschgefäss von Teams an: dem Meeting. Damit knüpfte sie

beim Publikum an Vertrautes an. Sie war-tete mit überraschenden Erkenntnissen aus ihrer ausgedehnten Forschung auf und be-reicherte das bisherige Verständnis von Sit-zungen der Zuhörenden. Indem sie die Er-folgsbedingungen guter Meetings aufzeigte und auf die weitreichenden Folgen unbe-friedigender Arbeitszusammenkünfte hin-wies, bot sie den anwesenden Führungs-kräften Anregungen für die Ausgestaltung und Steuerungsmöglichkeiten zukünftiger Sitzungen.

Der Transfer von der Idee zur In-novation stand im Zentrum des Schluss- referenten, Oliver Heckmann von Google Schweiz. Im Gegensatz zur einfachen Idee beinhaltet Innovation auch deren Umset-zung, und genau hier sieht der Vertreter der Spitzentechnologie die wichtigste Heraus-forderung und Aufgabe der Führungs- person. Anhand von zehn Regeln erläuterte Oliver Heckmann, wie Google-Manager ein innovationsfreundliches Klima schaffen, das Mitarbeitende und Teams zu Höchst-leistungen animiert. – Christian Wagner

Weitere Informationen und Bilder zum Symposium: tiny.phzh.ch/fuehrung

Christian Wagner ist Leiter der Geschäftsstelle des Zentrums für Bera-tung (ZfB) an der PH Zürich.

Sprach zum Thema «Wandel der Führung»: der ehemalige Bundesliga-Be-rater Wolfgang Jenewein.

Kommende Ver-anstaltungen:

25. Oktober«Unterrichten mit neuen Medien»Im Zentrum der Tagung steht das Thema «Kreativi-tät, Kooperation und Kompetenzen». Campus PH Zürich

13./14. NovemberSchulforum 2014Schulen berichten unter dem Titel «Vielfalt, Dyna-mik, gsellschaft-licher Wandel – was Schulentwicklung antreibt» über ihre Erfahrungen. Vaduzer-Saal, Vaduz (FL)

27. NovemberPodium «Schule und Krieg» Vor 100 Jahren brach der 1. Welt- krieg aus. Dieses Ereignis ist An- lass für das Podium der Stiftung Pesta-lozzianum.Campus PH Zürich

Foto: Christine Bärlocher

Foto: Christine Bärlocher

Page 5: Akzente 3/2014

A K Z E N T E 3 / 2 0 1 4

Vermischtes

5 5

Foto: Christine Bärlocher

PHZH in Zahlen Aktuelles

Schreibwettbewerb der PH Zürich Zum vierten Mal haben das Schreib- zentrum der PH Zürich, das Schreib- Lese-Zentrum der KME und die EB Zürich einen Schreibwettbewerb veranstaltet, diesmal zum Thema «Rauschen». Aus den 35 Texten hat die Jury die drei Gewinnerinnen Barbara Rindisbacher, Katharina Neves und Barbara Jenni Acker-mann ausgewählt. Die Texte sind online publi-

ziert: blog.phzh.ch/akzente

Worlddidac Award 2014: doppelte EhreTolle Auszeichnung für die beteilig- ten Mitarbeitenden: Die beiden Lehrmittel «Mathematik 1–3 Primar- stufe» und «Blickpunkt 1–3» der

150 Sängerinnen und Sänger im «Tatort PH Zürich» Musikalischer und tänzerischer Abend im Campus: Unter dem Motto «Tatort PH Zürich» zeigten Hochschulchor und -band sowie Tänzerinnen und Tänzer der PH Zürich Arrangements aus der Welt des Krimis. Organisiert wurde der Anlass vom Fachbereich «Musik und Performance». Die Plätze im grossen Hörsaal für die zwei Kon- zerte waren innert kürzester Zeit ausverkauft, weshalb kurzerhand ein dritter Auftritt organisiert

Studentin Samira Meier als Christine in «Phantom of the Opera».

PH Zürich haben den Worlddidac Award 2014 erhalten. Dieser wird alle zwei Jahre anlässlich der inter- nationalen Bildungsmesse World-didac/Didacta Schweiz Basel verliehen.

EDK-Anerkennung für CAS PICTSDie Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) anerkennt den CAS «Päda- gogischer ICT-Support» (PICTS) der PH Zürich. Absolventinnen und Absolventen erhalten neu ein schweiz- weit anerkanntes Zertifikat. In dem Lehrgang werden die Teilnehmen-den zu Expertinnen und Experten für ICT und Medienbildung ausgebildet.

wurde. Die Konzerte unter der Leitung von Elsbeth Thürig-Hof- stetter waren nicht nur akustisch ein Highlight: die Damen kleideten sich in Schwarz-Weiss, die Herren traten entsprechend den James-Bond-Songs mit Fliege und weissem Hemd auf. Zu den vorgetragenen Songs wurden passende Filmaus-schnitte gezeigt mit fliessenden Über- gängen vom Original-Filmton zum Chor und von der live gespielten Musik zum Film. Mehr Bilder: tiny.phzh.ch/

tatort_phzuerichFoto: Christine Bärlocher

Affoltern

Andelfingen

Bülach

Dielsdorf

Dietikon

Hinwil

Horgen

Meilen

Pfäffikon

Uster

Winterthur

Zürich

Anzahl Praxislehrpersonen im Verhältnis zur Gesamt-zahl Lehrpersonen in den Bezirken im Kanton Zürich.

Anzahl Praxislehrpersonen

Lehrpersonen insgesammt

Anteil Praxislehrpersonen in Prozent

Quelle: VSA/PH Zürich

11,7%554

65

35

140

89

107

80

113

137

96

112

170

256

343

1311

781

744

887

963

986

644

1267

1687

3161

10,2%

10,7%

11,4%

14,4%

9,0%

11,7%

13,9%

14,9%

8,8%

10,1%

8,1%

Page 6: Akzente 3/2014

A K Z E N T E 3 / 2 0 1 46

MasterstudiengangSonderpädagogikmit den Vertiefungsrichtungen— Schulische Heilpädagogik— Heilpädagogische Früherziehung

Mi, 5. November 201415.00–17.30 UhrKeine Anmeldung erforderlich

Mehr Infos unter www.hfh.ch/agenda, über Tel. 044 317 11 41 / 42 oder [email protected].

Informations-veranstaltung

sprach aufenthalteweltweit

BOA LINGUA ZÜRICH, TELEFON 044 211 12 32 PROSPEKTE UND INFORMATIONEN: WWW.BOALINGUA.CH

TIEFPREIS- GARANTIE

100 %

So lernen wir.

Bei uns herrscht ein Klima der Wärme, in dem wir leistungsorientiert arbeiten, lehren und lernen. Möchten Sie als Lehrperson bei uns Ihre Ideen einbringen und selbstverantwortliches Lernen in den neuen Lernland-schaften gestalten? Bewerben Sie sich spontan oder auf unsere Ausschreibungen: www.fesz.ch/fes/offene-stellen Wir freuen uns darauf, Sie kennen zu lernen. Freie Evangelische SchuleWaldmannstrasse 9, 8024 Zürichwww.fesz.ch, Telefon 043 268 84 84Kontakt: [email protected]

Stif

tun

g

Mit

tels

chu

le

Dr.

Bu

chm

an

n

Dein Weg zur MaturaIn unserer privaten Mittelschule bieten wir den Schülerinnen und Schülern eine angstfreie Lernumgebung. Wir bereiten sie auf die Schweizerische Matura und ein anschliessendes Studium vor.

Informationen erhältlich bei: Stiftung Mittelschule Dr. BuchmannKeltenstrasse 11 . 8044 Zürich 7 . T 044 252 65 64 . F 044 262 34 [email protected] . www.buchmannschule.ch

Inserat Stiftung Mittelschule Dr. Buchmann«ph akzente», Fachzeitschrift, Pädagogische Hochschule Zürich90x117 mm

Inserate

Page 7: Akzente 3/2014

A K Z E N T E 3 / 2 0 1 4 7 7

Meinungen

Eine Frage, drei Antworten: Wie gehen Sie mit Belastung um?

Dazu kommt mir ein Ver-gleich mit meiner liebsten Freizeitbeschäftigung in den Sinn: dem Wandern und Bergsteigen. In diesen Momenten kann ich ab- schalten, mich von belastenden Situationen distanzieren und erho- len. Eine Tour gelingt nur dann, wenn ich meine zeitlichen Möglich-keiten und Ressourcen entspre-chend wähle: kleine Wanderungen am Feierabend oder am Wochenen-de; hin und wieder dürfen es auch mehrtägige Trekking-Touren sein, die mich in eisige und luftige Höhen auf einen Vier- oder Fünftausender führen. Ähnlich versuche ich mit beruflichen Belastungen umzugehen, ich bemühe mich, meinen berufli-chen Alltag realistisch einzuschätzen und dementsprechend zu gestalten. Für den Berg organisiere ich meine Route umsichtig, in den Rucksack gehört nur das Wesentliche. Dann fokussiere ich mich beim Aufstieg auf Atem und Geh-Tempo. Im Alltag dasselbe! Die verschiedenen Aufga- ben – lehren, coachen, anleiten, ge- stalten und kreieren – erfordern von mir ein klares Fokussieren, eine Kon- zentration auf das, was momentan zentral ist, und das in einem ange- messenen Tempo. Auf dem Gipfel angekommen, geniesse ich den Weit- blick, bin stolz und erfreue mich an meiner Leistung. Im Alltag dasselbe!

Wenn die Arbeit mit den Studieren-den bei einem Unterrichtsbesuch Früchte trägt, wenn eine Modul-gruppe in meiner Veranstaltung in die Musik geradezu eintaucht oder ein Chor-Arrangement nach langer und vielleicht auch mühseliger Aus- einandersetzung vollendet ist, fühlt sich das an wie ein Gipfelerlebnis! Manchmal ist es eine «Gratwande-rung», eine ambitionierte und her- ausfordernde Tour mit passendem Gepäck und idealer Route richtig einzuschätzen und regelmässig zu meistern. Im Alltag dasselbe!

Glücklicherweise ver- spüre ich als Lehrer einer 4. Klasse selten irgendeine Art von Belastung. Ich arbeite 100 Prozent und daneben bin ich fast jeden Abend und am Wochenende als Per- sonal-Fitness-Trainer indoor und outdoor tätig. Das gibt mir einen sehr angenehmen Ausgleich. Um während der Unterrichtswochen zeitlich belastende Stresssituationen zu vermeiden, plane ich die jeweils bevorstehenden Themen, Projekte sowie alles andere so genau wie mög- lich und bereite so viel wie möglich vor. Die Feinplanungen mache ich jeweils ein bis zwei Wochen im Vor- aus, damit ich zeitliche Engpässe unter der Woche vermeiden kann. Dieser Rhythmus, den ich seit Ab-

Elsbeth Thürig-Hofstetter, 38, Musik-Dozentin an der PH Zürich.

Urs Kamm, 41, Quereinstieg- Student Primarstufe.

Micha Demsar, 28, Primarlehrer, Schule Scherr in Zürich.

schluss meines Studiums an der PH Zürich vor viereinhalb Jahren verbessert und effizienter gestaltet habe, bewährt sich für mich im Schulalltag in hohem Masse. Die gute Verteilung unserer dreizehn unterrichtsfreien Wochen kommt mir dabei natürlich auch sehr entgegen.

Belastung pur: 85 Prozent Pensum als Klassenlehrer, Aus- bildung an der PH Zürich, Über- trittsverfahren, Elterngespräche, Fachcoaching- und Mentorbesuche, Lerngruppentreffen, Leistungs-nachweise, Projektwoche, Sporttag, Klassenlager, Schultheater und Diplomprüfungen bestimmten im letzten Studienjahr meinen Tages- ablauf. Das Privatleben mit Familie und Partnerschaft darf auch nicht vergessen gehen. Wie ich solche Einflüsse von aussen überhaupt be- wältigen kann? Dafür habe ich kein Rezept. Mir hilft aber eine effiziente Taktik: Ruhe bewahren – Prioritäten setzen – immer nur eine Arbeit auf einmal erledigen und zwar so, dass ich sie nicht noch einmal in die Hand nehmen muss – schnelle Entschei-dungen treffen – pragmatisch vor- gehen. Das Wichtigste ist aber die Freude am Beruf. Wer nämlich das, was er tut, gerne macht, empfindet das Ganze nicht mehr so sehr als Belastung.

Page 8: Akzente 3/2014

A K Z E N T E 3 / 2 0 1 48

Intensiv DaZ-Kurse für Kinder & JugendlicheVon der Bildungsdirektion des Kt. Zürich anerkannt & bewilligt

www.allegra-sprachenzentrum.ch

DaZ-Kurse: Stettbachstrasse 7 | 8600 Dübendorf | T +41 (0)44 888 58 58Sprachkurse: T +41 (0)43 888 70 70 | [email protected]

20% Rabatt auf alle Sprachgruppenkurse für• Lehrpersonen• Personen von Schulsekretariaten• Behördenvertreter öffentlicher Schulen• Eltern unserer Intensiv DaZ-Kurs SchülerInnenSchulungsräume an der Löwenstrasse 51, 8001 Zürich

• Rasche und nachhaltige Integration in die Regelklasse• Ganz- und Halbtagesvariante möglich• 26/20 Lektionen pro Woche in Kleingruppen • Mittagstisch

130122_Allegra_AZ_Schulblatt_86x126mm_v01.indd 1 22.01.13 10:55

hep verlag ag

Gutenbergstrasse 31Postfach 66073001 Bern

Tel. +41 (0)31 310 29 29Fax +41 (0)31 318 31 35

[email protected]

Catherine Walter-Laager, Manfred Pfi ner, Karin Fasseing Heim (Hrsg.)

Vorsprung für alle!Erhöhung der Chancengerechtigkeit durch Projekte der Frühpädagogik

1. Aufl age 2014232 Seiten, BroschurCHF 34.–ISBN 978-3-0355-0078-3 Auch als E-Book erhältlich

Die neue Buchreihe zur Bildung, Betreuung und Erzie-hung von Kindern im Kindergarten und in den ersten Schuljahren

Illustration: Raffinerie AG

Bewährte Unterrichtshilfenfür die Sekundarstufe I

www.shop-SekZH.ch

Inserate

Page 9: Akzente 3/2014

A K Z E N T E 3 / 2 0 1 4 9 9

Kolumne – S

eitenblick

Wenn ich Schulen besuche und Lektionen von angehenden Lehrerinnen und Lehrern beobach-te, interessiert mich immer auch der Kontext, in dem diese Schulstunden stattfinden. Was für eine Stimmung spürt man im Schulhaus? Wie gehen die Lehrpersonen miteinander um, wie verhalten sich die Jugendlichen in den Pausen? In Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen wird vieles klar. Sie erzählen mir präzis, was an ihrer Schule funktioniert und worauf sie stolz sind, aber auch, was schwierig ist und wo sie anstehen.

Bei einem meiner letzten Besuche war ich in einer Zürcher Vorortsgemeinde mit einem Touch von Banlieue. Auf jeden Fall war es für mich zwar nicht selbstverständ-lich, aber doch auch nicht überra-schend, dass die jungen Leute der 2. Sek B eher in den Bänken hingen als sassen und dass sie nicht so wirkten, als wollten sie etwas lernen. Jeder von uns hat schon Kinder gesehen, die sich mit totaler Hingabe über ein Buch beugen oder die sich durch nichts ablenken lassen, wenn sie ein Geschicklichkeitsspiel machen. Dazu war die Klasse das Kontrastprogramm. Begriffe wie «Migrationshintergrund» und

«bildungsfern» sind mir beim An- blick der Klasse kurz durch den Kopf gegangen, aber sie helfen wenig, weil sie sich in undifferen-zierte Schlagworte verwandelt haben, die nur scheinbar etwas erklären und die keine Assoziatio-nen für Lösungen freisetzen.

Der Klassenlehrer schilderte den schwierigen Background ver- schiedener Knaben und Mädchen differenziert und ohne Rückgriff auf obige Klischees. Die Lebenslage der jungen Leute erhielt Konturen, ihre Biographien nahmen Gestalt an, der individuelle Aspekt ihrer Demo-tivation wurde nachvollziehbar und ihre Verhaltensoriginalität erschien schon fast folgerichtig.

Irgendwann kam er dann auf seine eigene Familie zu spre- chen und darauf, dass seine Kinder demnächst eingeschult werden. «Jetzt, wo’s um meine eigenen Kin- der geht», meinte er, «jetzt überlege ich mir tatsächlich, ob wir umziehen sollen.» Eigentlich habe er sich ja immer für eine gesunde Durchmi-schung in den Gemeinden ausge-sprochen. Als Lehrer und linkslibe-ral eingestellter Bürger sei es ihm wichtig, dass die Schule eine Basis- erfahrung für das Zusammenleben

von verschiedenen sozialen Schich-ten in unserer Gesellschaft garantiere.

Das Dilemma findet in der Person des Lehrers statt – und in seiner Familie. Eine innere Unruhe und leichte Selbstvorwürfe wird er kaum vermeiden können. Entweder weil er die eigenen Kinder in seiner Gemeinde in eine schulische Um- gebung gibt, deren lernförderliche Qualität er bezweifelt, oder weil er wegzieht und seine eigenen Ideale nicht gerade verrät, aber doch deut- lich ankratzt. Die Frage wird zwi- schen ihm und seiner Frau disku-tiert werden, auch mit den Kindern, was meint ihr, wollen wir mal wo- anders wohnen, vielleicht in der Stadt, in Höngg vielleicht? Mögli-cherweise vergeht die Zeit und das Problem löst sich von selbst. Es ist nicht so einfach, eine ideale neue Wohnung zu finden. Am Ende bleibt man, wo man ist.

Vor noch nicht allzu langer Zeit hätte ich zur vorliegenden Frage ein eindeutiges Urteil gehabt, heute schrecke ich davor etwas zurück. Was meinen Sie? Rückmeldungen bitte unter blog.phzh.ch/akzente

Rudolf Isler ist Professor für Pädagogik an der PH Zürich.

Illustration: Raffinerie AG

Rudolf Isler – Seitenblick

Jetzt, wo’s um meine Kinder geht

Page 10: Akzente 3/2014

Vermischtes

A K Z E N T E 3 / 2 0 1 410

Eltern sind auch Teil der Schule

Heute läuft die Zusammenarbeit mit Eltern nicht nur nebenbei. Sie braucht zwar Zeit, bringt aber zahl-reiche Vorteile. Denn wo offen und klar kommuniziert wird, haben Missverständnisse und Konflikte einen schweren Stand.

Text: Melanie Keim, Fotos: Niklaus Spoerri

Schwerpunkt Zusammenarbeit m

it Eltern

Page 11: Akzente 3/2014

A K Z E N T E 3 / 2 0 1 4

Vermischtes

11 11

Schwerpunkt Zusammenarbeit m

it Eltern

Die Mithilfe am Sporttag (links) oder ein kurzes Gespräch zwischen Tür und Angel mit der Kindergärtnerin sind zwei von zahlreichen Formen der Zusammenarbeit.

Page 12: Akzente 3/2014

A K Z E N T E 3 / 2 0 1 412

Eltern sind heute genauso Teil der Schule wie die Lehrpersonen und die Schülerinnen und Schüler. Denn obwohl sie physisch nur punktuell in der Schule anwe-send sind, so sind sie es im Grunde doch tagtäglich durch ihre Vorstellungen von Bildung, ihre Erwartungen an Lernerfolge und die grundsätzlichen Werte, die sie ihren Kindern vermitteln. Zudem ist die Schule nicht der ein-zige Lernort. Das Zuhause nimmt ebenfalls eine wichtige Bedeutung ein. Es lohnt sich also, das Augenmerk auf diese Ansprechgruppe zu richten. Vor allem lohnt es sich, die Eltern als Mitspieler eines Teams zu betrachten, in dem alle dasselbe Ziel vor Augen haben: das Kind best-möglich in seiner Entwicklung zu fördern.

Keine Problemarbeit«Die Zusammenarbeit mit Eltern war schon immer ein Thema, das Lehrpersonen und besonders auch angehen-de Lehrpersonen beschäftigte», sagt Susanna Larcher, Dozentin im Weiterbildungsbereich Schule und Entwick-lung an der PH Zürich. Die Arbeit wird oft nicht nur wegen des Mehraufwandes als Belastung wahrgenom-men. Und doch wäre ein Fokus auf mühsame Eltern, heftige Auseinandersetzungen und wüste Vorwürfe falsch. Denn der Normalfall ist die kooperative und konstrukti-ve Zusammenarbeit.

In der Ausbildung von Lehrpersonen wird daher auch klar kommuniziert, dass die Zusammenarbeit mit Eltern nicht per se Problemarbeit ist. Eine gute Bezie-hung zu den Eltern bildet vielmehr die Basis für ein pro-duktives Lernklima im Schulzimmer wie zuhause. So

dient auch das Elterngespräch in erster Linie einem ge-genseitigen Informationsaustausch, um das Kind mit seinen individuellen Bedürfnissen optimal zu fördern. «Auch wenn scheinbar alles bestens läuft, kann immer ein Problem auftauchen», sagt Susanna Larcher zur Bedeu-tung eines regelmässigen Austauschs. Schliesslich dringt eine Scheidung oder eine schwere Krankheit eines El-ternteils, die ein Kind im Schulalltag belasten könnte, nicht automatisch zur Lehrperson durch. «Zudem ist es schwierig, mit Eltern, die einem als Lehrperson fremd sind, über Probleme des Kindes zu sprechen», fügt sie an. Lernen sich Eltern und Lehrperson in guten Zeiten auf einer persönlichen Ebene kennen, so fällt das Gespräch später im Konfliktfall sicher leichter.

Offenheit als BedingungWährend die Eltern die Lehrperson früher einmal zu Schulbeginn und später kaum mehr zu Gesicht bekamen, ist der Kontakt heute durch regelmässig stattfindende Zeugnisgespräche und Elternabende gewährleistet. Da-mit trägt die Schule auch einer gesellschaftlichen Ent-wicklung Rechnung. «Die gesteigerten Anforderungen des Arbeitsmarkts erhöhen den Druck auf die Eltern, ihre Kinder möglichst gut ausgebildet zu wissen», erklärt Su-sanna Larcher. Und mit den Erwartungen an die Leistung der Kinder wächst nicht nur das Interesse für den Unter-richt und die Lehrperson, sondern ein Stück weit auch das Konfliktpotenzial. Was also sind die Bedingungen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Eltern?

Die Grundlage einer konstruktiven Kommunika-tionskultur mit den Eltern bilden die gängigen Kommu- nikationsregeln wie etwa das Verwenden von Ich-Bot-schaften und das Betonen positiver Aspekte. «Gesprächs- führungstechniken sind das eine, das andere ist eine grundsätzlich offene Haltung den Eltern gegenüber», sagt Susanna Larcher. Nur selten sind die Wertvorstel-lungen und Lebensentwürfe von Lehrperson und Eltern deckungsgleich. Daher ist es wichtig, dass die Lehrper-son Distanz zu ihren persönlichen Ansichten einer «idealen Erziehung» einnimmt und ein echtes Interesse für die Anliegen und auch die möglichen Lösungsvor-schläge der Eltern zeigt. «Die Lehrperson sollte die El-tern als Partner und Experten für Fragen im Zusammen-hang mit ihrem Kind betrachten und sie dafür schätzen», erklärt Susanna Larcher. «Wenn man in der Rolle der Erziehungsberechtigten ist, merkt man auch plötzlich, wie empfindlich man ist», erzählt sie aus eigener Erfah-rung. Sie bezeichnet diesen Perspektivenwechsel zwar als spannende Erfahrung, eine Bedingung für eine gute Zu-sammenarbeit mit den Eltern ist sie aber auf keinen Fall.

Wert der ErfahrungIn der Ausbildung zur Lehrperson kann die Zusammen-arbeit mit den Eltern allerdings nur teilweise geübt wer-

Eine gute Beziehung zu den Eltern bildet die Basis für ein produktives Lernklima – in der Schule und zuhause.

Schwerpunkt Zusammenarbeit m

it Eltern

Page 13: Akzente 3/2014

A K Z E N T E 3 / 2 0 1 4 13 13

den. Im letzten Studienjahr sind die künftigen informel-len Kontakte, Elterngespräche und Elternabende Thema. So wird beispielsweise ein Elternabend geplant, damit die Eltern bei der ersten Begegnung nicht auf niedrigen Kindergartenhockern Platz nehmen müssen oder beim Apero das Gesprächsthema fehlt. Eine Frage, die es sich ebenfalls im Voraus zu klären lohnt, ist, wie viel man als Lehrperson von sich selbst preisgeben möchte. Will ich den Eltern erzählen, dass ich klettere und in einer WG wohne? Im Rahmen verschiedener Trainings üben die Studierenden der PH Zürich in Rollenspielen ihr Verhal-ten in Elterngesprächssituationen. Wie man tatsächlich mit allfälligen schwierigen Situationen und Konflikten umgeht, zeigt sich allerdings erst im Berufsleben.

«Ein bestimmter Teil gehört in die Weiterbildung», sagt Susanna Larcher. Denn an gewisse Themen lässt sich erst über ganz persönliche Erfahrungen anknüpfen. Die Weiterbildungstrainings der PH Zürich finden nicht nur bei Berufseinsteigenden, sondern auch bei erfahrenen Lehrpersonen Anklang. Hier zeigt sich, dass gerade einige Lehrpersonen mit langer Berufserfahrung dieselbe irritie-rende Erfahrung berichten: Nach etlichen Unterrichts-jahren und hunderten von Elterngesprächen will das Ge-spräch mit den Eltern plötzlich nicht mehr gelingen. Zu weit auseinander liegen die Lebens- und Erziehungsvor-stellungen der 23-jährigen alleinerziehenden Mutter und

des 60-jährigen Lehrers, auch eine gemeinsame Sprache lässt sich teilweise schwerer finden. Gerade hier zeigt sich die offene Haltung gegenüber den Vorstellungen und Le-bensentwürfen der Eltern als zentraler Punkt, um den Zugang zu jungen Eltern wieder zu finden.

Respekt und AnerkennungWährend sich solche Verständnisprobleme relativ leicht überwinden lassen, stellen reale Sprachbarrieren eine grössere Hürde dar. Ist die Zusammenarbeit mit Eltern mit Migrationshintergrund tatsächlich eine besondere Herausforderung? Zeliha Aktas, Dozentin im Weiterbil-dungsbereich Schule und Entwicklung an der PH Zürich, ortet in dieser Fragestellung bereits einen Teil der Proble-matik. «Die Schule ist heute teilweise stark auf die Mittelschicht ausgerichtet. Dabei dominiert noch immer

das Idealbild der bildungsnahen Eltern», sagt die Dozen-tin, die an der PH Zürich unter anderem Kurse zu inter-kultureller Kommunikation und Kompetenz in der Schule gibt. Die Schule sei daher gefordert, sich noch verstärkt für die Einbindung aller Eltern einzusetzen und innovative Lösungen zu schaffen, etwa für Schichtarbei-ter, die an einem Elternabend nicht teilnehmen können.

Interkulturelle Vermittlerinnen oder Sprachgrup-pen an Elternabenden stellen nach Aktas mögliche Wege dar, um Sprachbarrieren und Informationsdefizite zu überwinden. Notwendige Bedingungen sind dabei immer das Interesse und der Respekt von Seiten der Lehrper-son. «Wo ich keinen Respekt und keine Anerkennung er-fahre, da gehe ich nicht hin», sagt Zeliha Aktas. Es mache überhaupt nichts aus, wenn die Lehrperson nichts über die Kultur einer Familie wisse. Schliesslich könne man das meiste im Gespräch klären, etwa ob ein Besuch zu-hause erwünscht sei. «Problematisch ist nur die Vorstel-lung einer einheitlichen, fixen Kultur, die es so nicht gibt», führt Aktas als Grund für mögliche Missverständnisse an. Die heutigen Studierenden erlebt sie anderen Kulturen gegenüber als sehr offen. Man merke, dass heute viele Auslanderfahrungen gemacht werden und viele Lehrper-sonen selbst einen Migrationshintergrund mitbringen.

Bedürfnis nach Mitsprache Die Elternschaft als Ganzes stärker einzubinden, ist das Ziel der institutionellen Elternmitwirkung, die 2005 im Volksschulgesetz des Kantons Zürich verankert wurde. Laut Gesetz muss heute jede Schule im Kanton Zürich ein Gefäss einrichten, wo sich Eltern untereinander und mit der Schule über ihre Anliegen, Fragen und Bedürf-nisse austauschen und sich über Veranstaltungen einbrin-gen können.

Während es in Deutschland gang und gäbe ist, dass Eltern aktiv im Schulalltag mitwirken, und auch in der Westschweiz und im Tessin alltägliche Bindeglieder zwischen Eltern und Schule, wie etwa ein «Pedibus», die Begleitung mehrerer Kinder durch ein Elternteil, als selbstverständlich betrachtet werden, muss die institutio-nelle Elternmitwirkung in der Deutschschweiz erst noch zur Tradition werden. Denn gerade wo eine Schule grosse Veränderungen durchmacht, beispielsweise altersüber-greifendes Lernen einführt, ist dieser Einbezug und die Information der Eltern über Elternforen und -räte sehr hilfreich. Eltern können nur würdigen und unterstützen, was sie auch kennen.

«Diese Öffnung der Schule ist sehr wichtig. Schliesslich gibt es nicht nur Lehrpersonen und Schüle-rinnen und Schüler», sagt Iris Hochschorner, Schulleite-rin der Sekundarschule Birmensdorf-Aesch. Die Zusam-menarbeit mit dem Elternteam liegt ihr sehr am Herzen, da diese eine Art Sensorium für die Anliegen der Eltern, aber auch diejenigen der Schülerinnen und Schüler dar-

Schwerpunkt Zusammenarbeit m

it Eltern

Mit dem zunehmenden Interesse der Eltern am Unterricht und der Lehrperson wächst auch das Konfliktpotenzial.

Page 14: Akzente 3/2014

A K Z E N T E 3 / 2 0 1 414

stellt. An den ungezwungenen Anlässen des Elternteams, beispielsweise bei einem Apero oder einem Social-Me-dia-Workshop mit Eltern und Jugendlichen, kommen oft auch Themen zur Sprache, die die Schulleiterin sonst nicht zu hören bekäme.

Was durch das Elternteam gefördert wird, ist in Birmensdorf-Aesch generell ein Stück Schulkultur: eine offene, klare und transparente Kommunikation, inner-halb der Schule wie gegen aussen. Die Schulleitung for-dert vom Lehrpersonenteam eine grosse Kommunikati-onsbereitschaft, im Gegenzug wird das Team bei der Zusammenarbeit mit Eltern durch klare Richtlinien un-terstützt. «Zu viele Regeln sind bestimmt nicht förderlich, doch gewisse Grundsätze können den Lehrpersonen Si-cherheit geben», sagt Iris Hochschorner zu der Bedeu-tung einer klaren Regelung. So werden Problemfälle an der Sekundarschule Birmensdorf-Aesch etwa nie schrift-lich, sondern immer von Angesicht zu Angesicht geklärt. Um Missverständnisse zu verhindern, sind die Kommu-nikationswege klar geregelt und abgestuft. Konflikte wer-den stets auf einer niederschwelligen Ebene ausgetragen, und erst wo Fachlehrperson und Eltern gemeinsam keine Lösung finden, wird die Klassenlehrperson oder falls nö-tig die Schulleitung beigezogen.

Termingerecht kommunizierenAuf der Sekundarstufe ist eine klare Kommunikation be-sonders wichtig, weil das Thema Berufswahl bei den El-tern gerne für Nervosität sorgt. «Die Lehrverträge werden

heute sehr früh abgeschlossen. Deshalb haben viele Eltern Angst, dass ihr Kind mit den Bewerbungen hintenan-steht», sagt Hannes Schaad, Dozent für Berufswahlvorbe-reitung an der PH Zürich. «Eine klare Auftragsklärung und ein termingerechter Fahrplan, der rechtzeitig kom-muniziert wird, fördern hier das Vertrauen.» Trotz verfrüh-ter Lehrvertragsabschlüssen ist die Zusammenarbeit mit den Eltern in der Berufswahlphase heute kaum schwieri-ger geworden. Im Gegenteil: Mit dem Stellwerk-Test wur-de den Lehrpersonen ein Instrument in die Hand gege-ben, das diese eher erleichtert. Mit dem standardisierten Test kann heute auf einer neutralen Grundlage über die Zukunft der Jugendlichen diskutiert werden. «Von den Eltern als objektive Ausseninstanz werden die Testresul- tate eher akzeptiert als die ‹subjektiven› Noten der Lehr-person», sagt Hannes Schaad. Diskrepanzen zwischen den Leistungen und den Erwartungen aufzuzeigen, den Eltern oder der Schülerin klarzumachen, dass die Erfolgschan-cen bei der Gymiprüfung vielleicht doch nicht so hoch sind, bleibt auch mit dem Test schwierig. «Es ist aber nie-mandem geholfen, wenn man mit dem Schüler oder der Schülerin und den Eltern nicht ehrlich ist», sagt Schaad. Das Standortgespräch der 8. Klasse in seiner heutigen Form bedeutet für die Lehrpersonen einen grossen zeitli-chen Mehraufwand. Doch Schaad ist überzeugt, dass es gut investierte Zeit ist. Schliesslich bezahlt sich Bezie-hungsarbeit früher oder später immer aus.

Informationen zu Weiterbildungsangeboten: phzh.ch/weiterbildung, Suchbegriff «Eltern»

Eltern und Lehrpersonen haben beide dasselbe Ziel vor Augen: das Kind bestmög-lich in seiner Entwicklung zu fördern.

Schwerpunkt Zusammenarbeit m

it Eltern

Page 15: Akzente 3/2014

A K Z E N T E 3 / 2 0 1 4 15 15

Einbezug von Kindern in Elterngespräche«Ich habe in einer Vertiefungsarbeit im Rahmen meiner Ausbildung an der PH Zürich den Fokus auf die Frage nach dem Einbezug von Kindern in Elterngespräche ge-legt. Ein Teil der Arbeit bestand aus verschiedenen Ge-sprächen mit Lehrpersonen über ihre Praxis in diesem Zusammenhang. Es zeigte sich, dass sie dies je nach Stu-fe und Inhalten der Gespräche sehr unterschiedlich hand-haben. Ich persönlich sehe einige Vorteile darin, wenn das Kind dabei ist. So zeigen die Lehrperson und die Eltern, dass sie ihm etwas zutrauen und es ernst nehmen. Seine Perspektive kann auch wichtig sein zur Beurteilung einer spezifischen Situation.

Wichtig ist, dass man das Kind gut vorbereitet und ihm im Gespräch gleich am Anfang die Gelegenheit gibt zu erzählen. Eine vertrauensvolle Atmosphäre ist da-bei entscheidend. Gerade Konflikte sollten jedoch nicht im Beisein der Kinder besprochen werden. Der Ge-sprächsverlauf ist nicht immer bis ins Detail planbar. In unvorhergesehenen Situationen ist wohl die Erfahrung einer Lehrperson zentral, beispielsweise wenn eine Kon-fliktsituation plötzlich zu eskalieren droht.»

Vera Lichtenstein, Studentin Studiengang Kinder-garten-Unterstufe an der PH Zürich.

Elterngespräch als zentrales Element«Die Zusammenarbeit mit den Vätern und Müttern be-ginnt mit dem ersten Kontakt. Es ist mir wichtig, mög-lichst rasch ihr Vertrauen zu gewinnen. Für viele Kinder ist der Kindergartenstart der erste grosse Schritt weg von zu Hause. Diese Situation ist für viele Eltern nicht ganz einfach. Eine wichtige Funktion bei meiner Arbeit hat das Elterngespräch. Die Eltern sind dabei teilweise nervös, darum beginne ich das Gespräch immer mit einer positi-ven Bemerkung und zeige ihnen, dass ich für alle ihre Anliegen ein offenes Ohr habe.

Eine besondere Herausforderung sind Gespräche mit fremdsprachigen Eltern. Oft weiss ich vor dem Treffen nicht genau, ob und wie gut diese Deutsch können. Mit der Zeit lernt man die Eltern besser kennen, das verein-facht die Zusammenarbeit. Teilweise nehme ich auch die Funktion einer Beraterin ein. Tipps sind häufig willkom-men, jedoch nicht immer. Sie dürfen nicht als Eingriff in die Privatsphäre gewertet werden können. Als Lehrper-son überlege ich sehr genau, wie ich meine Anliegen an-bringe.»

Norina Allemann, Kindergärtnerin in Zürich-Oerlikon.

Schwerpunkt beim Berufswahlprozess «Wir unterstützen mit unserer Arbeit die Kinder und gleichzeitig die Lehrpersonen – an Anlässen wie dem Sporttag oder bei der Organisation von Veranstaltungen. Der Schwerpunkt in der Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern liegt beim Berufswahlprozess. Beispiels-weise erhalten alle die Gelegenheit, in der 2. Sek in einem Rollenspiel mit Vertreterinnen und Vertretern von Unter-nehmen aus der Umgebung ein Vorstellungsgespräch zu üben. Anschliessend erhalten sie von uns ein ausführli-ches Feedback.

Weiter bieten wir in Zusammenarbeit mit der Schulsozialarbeit Kurse für Eltern an, beispielsweise zum Thema Social Media. Diese Angebote werden sehr ge-schätzt. Zudem sind wir auch an Elternabenden präsent – um unser Angebot vorzustellen und neue Mitglieder zu suchen. Eltern, die mithelfen wollen, können sich in einer Liste eintragen. Im Elternteam sind zwei Lehrpersonen vertreten. Dieser Kontakt ist wichtig. Unser Engagement ist mit einigem Aufwand verbunden, der sich jedoch lohnt. Wir erhalten Einblick in den Schulalltag und ler-nen die Lehrpersonen besser kennen.»

Marianne Hofstetter, Präsidentin des Elternteams an der Sekundarschule Birmensdorf.

«Die Zusammenarbeit beginnt mit dem ersten Kontakt»

Worauf legen Lehrerinnen und Lehrer Wert bei der Zusammenarbeit? Welche Erwartungen haben Studierende? Und wie setzen sich Elterngremien ein? Eine Kindergärtnerin, eine Studentin und die Präsidentin eines Elternteams schil-dern ihre Erfahrungen.

Aufgezeichnet von Christoph Hotz

Schwerpunkt Zusammenarbeit m

it Eltern

Page 16: Akzente 3/2014

A K Z E N T E 3 / 2 0 1 416

«Die Schule kann vom Know-how der Eltern enorm profitieren»

Gabriela Kohler setzt sich als Präsidentin der Kantonalen Elternmitwirkungsor- ganisation (KEO) für eine institutionelle Elternmitwirkung ein, von der alle Be-teiligten profitieren. Auf sie und ihr Team wartet noch eine Menge Arbeit.

Text: Melanie Keim, Foto: Nelly Rodriguez

Schwerpunkt Zusammenarbeit m

it Eltern

Page 17: Akzente 3/2014

A K Z E N T E 3 / 2 0 1 4 17 17

Akzente: Wer ist die Kantonale Eltern-mitwirkungsorganisation (KEO) und was sind ihre Aufgaben? Kohler: Die KEO ist der Verband der Eltern- gremien im Kanton Zürich. Sie fördert den Austausch und die Vernetzung der Eltern- räte oder -foren, die meist erst nach der Ver- ankerung der institutionellen Elternmitwir-kung im neuen Volksschulgesetz von 2005 entstanden und damit noch sehr jung sind. Es soll nicht jeder Elternrat das Rad neu erfinden müssen. Zudem ist die KEO An- sprechstelle für die Bildungsdirektion, in der Vernehmlassung vertritt sie die Anliegen der Eltern.

Die KEO ist also eine Art kantonale Elternlobby? Man kann das durchaus so sehen. Wir stär- ken die Eltern aber auf keinen Fall gegen die Schule, sondern mit ihr und für sie. Zwischen Schule und Eltern herrscht heute ein Kräfteungleichgewicht. Früher war die Lehrperson auch für die Eltern eine Person, zu der man hinaufschaute. Da hat ein Um- denken stattgefunden. Die Eltern wünschen sich heute einen Dialog auf Augenhöhe, doch dafür ist ein tieferes Verständnis für die Zusammenhänge und Strukturen der Schule nötig. Die Elternmitwirkung ermöglicht einen Blick auf die Schule aus einer anderen Perspektive.

Besteht nicht die Gefahr, dass sich übereifrige Eltern zu stark in die Ange-legenheiten der Schule einmischen? Diese Bedenken waren auch der Grund, weshalb die Lehrpersonen dem neuen Gesetz anfangs sehr misstrauisch begegne-ten. Eltern mischen sich aber genau dann in Dinge ein, die sie nichts angehen, wenn sie sich nicht abgeholt fühlen. Die stärkere Einbindung und der informelle Austausch haben also auch präventiven Charakter. Zudem ist gesetzlich klar geregelt, wo die Grenzen der Mitwirkung liegen. So haben Eltern beispielsweise kein Mitspracherecht bei Personalentscheiden und bei Unter- richtsinhalten und Lehrmitteln.

Was ist denn überhaupt möglich? Das hingegen ist nicht geregelt, und nach wie vor spricht man vor allem über Grenzen, statt das weite Feld der Möglichkeiten krea-

tiv zu erforschen. Häufig trauen sich Eltern-vertretungen in Räten oder Foren auch nicht, ihre Ideen einzubringen, weil sie sich nicht zu stark exponieren möchten und von Schu- len zum Teil eher abwehrende Signale kom- men. Es gibt aber äusserst originelle Projekte wie eine Brieffreundschaft mit einer Klasse in New York, die von einer englischsprachi-gen Mutter initiiert wurde.

Kann die Schule wirklich von der Elternmitwirkung profitieren, oder wurde ihr damit nur zusätzliche Arbeit aufgehalst?Die Schule kann enorm vom Know-how und den Kontakten der Eltern profitieren, etwa wenn es um die Berufswahl geht. Da kann ein Elternrat der Schule auch Arbeit abnehmen. Zudem können die Meinungen der Eltern der Schule wichtige Inputs liefern. Da die Schule ein relativ geschlosse-nes System ist, kann sich da und dort eine Betriebsblindheit entwickeln. Der informelle Austausch wirkt sich positiv auf die indivi-duelle Zusammenarbeit aus und damit auf das Wohl des Kindes, um das es letztendlich geht. Wo steht die Elternmitwirkung heute? Knapp zehn Jahre nach der Einführung des Gesetzesartikels läuft die Elternmitwir-kung vielerorts gut, aber noch ohne grosse Berührungspunkte zum Schulalltag. Elternmitwirkung soll nicht einfach stattfin-den, weil es das Gesetz vorschreibt. Nun muss auch eine Diskussion über die Qualität und das Nachwuchsproblem vieler Organi-sationen stattfinden. Nach wie vor haben viele Elternräte Mühe, genügend Freiwillige zu finden. Damit eine Kontinuität entsteht, sollten die Eltern länger als ein Jahr im Vorstand bleiben.

Wie kann die Elternmitwirkung einen Schritt weiterkommen?Damit interessante Projekte auch tatsäch- lich umgesetzt werden und möglichst viele Eltern ihre Meinung einbringen können, ist ein Wissen über Rahmenbedingungen und Partizipationsmöglichkeiten nötig. Die KEO organisiert daher Workshops und Bezirkselternabende mit Referaten, etwa zur Partizipation bei einem Vernehmlassungs- prozess.

Über Gabriela Kohler

Gabriela Kohler, 1966, ist seit zwei Jahren Präsidentin der Kantonalen Elternmitwirkungs-organisation (KEO) und arbeitet als Kauffrau in einem Holzbaubetrieb. Die Mutter von drei Kindern und ein- fache Grossmutter wohnt in Winter- thur, wo sie 2005 mithalf, einen der ersten Elternräte im Kanton Zürich aufzubauen. Gabriela Kohler war als Mutter dabei Teil einer Gruppe aus Eltern und Schulleitung, die ein Organisa- tionsstatut für den Elternrat der Sekundarschule Hohfurri ausarbei-tete.

Als äusserst neu- gierige Person möchte sie ein Leben lang lernen. Bisher führte sie ihr Wissenstrieb von der Zahnmedizin über verschiedens-te Sprachen, die Naturheilpraxis bis zur Kaufmänni-schen Lehre, die sie 2009 abschloss. Für diese zweite Lehre hat Gabriela Kohler eine Arbeit mit dem Titel «Elternräte sind mehr als Kuchen-backvereine» verfasst.

Schwerpunkt Zusammenarbeit m

it Eltern

Page 18: Akzente 3/2014

Vermischtes

A K Z E N T E 3 / 2 0 1 418

Die Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich am Aktionstag «Wasser» mit Themen wie Wetter, Schifffahrt oder Klimaerwärmung.

Page 19: Akzente 3/2014

A K Z E N T E 3 / 2 0 1 4 19 19

Reportage

Eine lange Wasserspur zieht sich durch den Gang und verschwindet hinter einer Zimmertür. Mit jedem Schritt entlang der Wasserspur werden Stimmen und La-chen lauter, bis man schliesslich vor einer feucht-fröh- lichen Bande Kinder steht, die in zwei grosse gläserne Wasserbecken verschiedene Gegenstände sinken oder schwimmen lassen. Zwei Studentinnen versuchen, die überschwappende Experimentierfreude der Kinder zu kanalisieren.

Der Aktionstag ist in vollem Gang. Er ist Teil des Wahlmoduls «Naturwissenschaften im gesellschaftlichen Kontext», das einige Primarschul-Studierende der PH Zürich im 6. Semester besuchen. Ihre Aufgabe: Eine Un-terrichtsreihe zum Thema Wasser entwerfen und mit ei-ner Schulklasse durchführen. Und zwar mit den 4.-Kläss-lerinnen und 4.-Klässlern aus dem Schulhaus Ilgen in Zürich-Hottingen. Der Unterricht findet für sie an die-sem Freitag nicht wie gewohnt im Klassenzimmer statt, sondern an der PH Zürich. In Kleingruppen eingeteilt, begleitet von zwei bis drei Studierenden, befassen sich die Schülerinnen und Schüler mit verschiedenen Aspek-ten von Wasser im Zusammenhang mit Umwelt, Technik und Gesellschaft. Die Themen sind: Wetter und Wasser-kreislauf, Schifffahrt, Wasserverschmutzung und -reini-gung, Trinkwasser, Gletscher und Klimaerwärmung.

Trinkhalm wird Thermometer Was für die Kinder eine aufregende Abwechslung ist, be-deutet für die Studierenden viel Arbeit. «Es gibt jede Menge Unterrichtsmaterial für naturwissenschaftliche

Experimente», weiss Franziska Detken, Co-Modulver-antwortliche und Dozentin im Bereich «Mensch und Umwelt, Religion und Kultur» an der PH Zürich. Die Kunst sei, das Richtige auszuwählen und die Experimen-te so vorzubereiten, dass sie funktionieren. Da sind manchmal auch Bastelkünste und etwas Fantasie gefor-dert. Aus einer Glasflasche mit Trinkhalm hat Student Benjamin Stutz ein Thermometer gebaut, während seine Gruppenpartnerin Stefanie Bigler mit Hilfe von zwei Zahnstochern, etwas Papier und einer alten Milch-packung ein Windmessgerät fertigt.

Wettergrössen lassen sich mit diesen simplen Konstruktionen zwar gut veranschaulichen. Die kom-plexen Prozesse, die dahinterstecken, verständlich zu er-klären, sei jedoch alles andere als einfach, meint Stutz. Was die Angelegenheit zusätzlich erschwert: «Wir kennen die Schülerinnen und Schüler noch nicht und arbeiten heute das erste Mal mit ihnen», sagt er, während er eine Wärmelampe auf eine mit Wasser gefüllte Schale richtet. «Wir haben keine Ahnung, was die Kinder über das The-ma Wetter und Wasserkreislauf schon wissen.» Über die Schale spannt er eine Klarsichtfolie. Sobald er die Lampe anmacht, wird das Wasser verdampfen und an der Folie kondensieren. Regen im Wasserglas. «Das Vorwissen zu erheben ist eine wichtige und nicht ganz einfache Auf-gabe», sagt Franziska Detken. Fragen zu stellen sei dabei nicht immer zielführend, weil dies die Kinder oft hemme. «Wir fordern die Studierenden deshalb auch auf, andere Wege zu finden, um die vorhandenen Vorstellungen sicht-bar zu machen.»

Benjamin Stutz und Stefanie Bigler wählen eine künstlerische Herangehensweise. «Zeichnet einmal auf, was euch zu Wasser im Zusammenhang mit Wetter in den Sinn kommt», fordern sie die Gruppe auf. Die Kinder überlegen nicht lange. Kurz darauf sind erste Wolken, Regentropfen und Flüsse auf den Papierbögen zu erken-nen. «Und, was habt ihr gezeichnet?», unterbricht Stutz die fröhliche Malrunde ein paar Minuten später. «Ich habe einen Kreislauf gezeichnet», antwortet eine Schüle-rin. «Kannst du mir das genauer erklären?» – «Also das ist das Meer. Aus dem Meer verdunstet Wasser – das sind diese blauen Punkte hier – und bilden dann Wolken. Und wenn es regnet, kommt das Wasser wieder zurück auf die Erde und ins Meer.» Alles richtig erklärt. «Was bedeutet denn Kreislauf?», hakt Bigler nach. Die Schülerin über-legt kurz. «Es hört nie auf und geht immer weiter.»

Die Kinder wissen zum Teil schon sehr viel. «Aber vieles ist nur Halbwissen», gibt Dozentin Franziska Det-ken zu bedenken. «Die Studierenden müssen deshalb erst einmal herausfinden, ob die Kinder das, was sie sagen, wirklich verstehen.» Stutz macht die Probe aufs Exempel. «Wisst ihr, was Niederschlag ist?», fragt er in die Runde. Die Kinder nicken. «Regen», sagt eine Schülerin. «Ja, das ist richtig. Und was für Formen von Niederschlag kennt

52 Murmeln bis zum Untergang

Naturwissenschaften haben in der Schule keinen einfachen Stand. Dabei können sie viel Spass machen, wenn sie mit Expe-rimenten statt trockenen Formeln unter-richtet werden. Im Rahmen eines Aktions-tags zum Thema «Wasser» an der PH Zürich hatten Studierende Gelegenheit, solche Experimente mit einer Schulklasse aus-zuprobieren.

Text: Isabel Plana, Fotos: Niklaus Spoerri

Page 20: Akzente 3/2014

A K Z E N T E 3 / 2 0 1 420

Gehört auch dazu: Drei Schüler machen sich Notizen zu ihren Beobachtungen und den erhaltenen Resultaten.

Spannendes Experiment: Wie viele Murmeln trägt die Schale, bis sie untergeht? Bei 52 Murmeln ist Schluss.

Page 21: Akzente 3/2014

Kreativ: Student Benjamin Stutz hat aus einer Glas-flasche und einem Trinkhalm ein Thermometer gebaut.

Staunen: «Die Kinder sind sehr neugierig und wollen alles ausprobieren», sagt Studentin Rebecca Marti.

Page 22: Akzente 3/2014

A K Z E N T E 3 / 2 0 1 422

Reportage

ihr sonst noch?» – «Wenn jemand nach einem Schlag zu Boden fällt», antwortet ein Schüler nichtsahnend.

Sprung ins nicht ganz so kalte WasserWie viel Wissen die Kinder mitbringen, ist heute nicht ausschlaggebend. Das Ziel des Aktionstages lautet: Ex- perimentieren. Die Schülerinnen und Schüler sollen sich die Hände nass machen und das Phänomen Wasser spielerisch erfassen. Auch den Studierenden eröffnet sich damit ein Versuchslabor. «In den meisten Modulen pla-nen wir Unterrichtsreihen gezwungenermassen nur auf dem Papier», sagt Studentin Marina Spühler, die sich mit ihrer Gruppe dem Thema Wasserverschmutzung und -reinigung widmet. «Der Aktionstag bietet uns die einma-lige Gelegenheit, die entworfenen Schulstunden tatsäch-lich durchzuführen.»

Dafür nehmen die Modulverantwortlichen den grossen organisatorischen Aufwand gerne in Kauf. Die PH Zürich setzt sich stark für die Förderung der Natur-wissenschaften in der Schule ein. Das sei auch nötig, fin-det Franziska Detken. «Nicht wenige Primarlehrperso-nen haben Vorbehalte gegenüber Naturwissenschaften», weiss sie und hat auch eine Vermutung, warum das so ist. «Im Gymnasium werden Naturwissenschaften oft sehr theoretisch-mathematisch und abstrakt vermittelt. Viele Schülerinnen und Schüler können keinen Bezug mehr dazu aufbauen, sie verlieren das Interesse daran und ver-stehen die Themen am Ende nicht. Und was man selber nicht versteht, unterrichtet man später nur ungern.» Mit Modulen wie «Naturwissenschaften im gesellschaftlichen Kontext» und dem Aktionstag sollen die Studierenden diese Berührungsängste überwinden.

«Es ist eine hilfreiche Erfahrung, die Experimente in einem geschützten Rahmen und mit Kleingruppen ausprobieren zu können», findet Marina Spühler. Nicht nur, um mehr Sicherheit zu gewinnen, sondern auch, um neue Ideen zu sammeln. «Die Kinder sind auf Lösungen gekommen, an die ich und meine Kollegin überhaupt nicht gedacht haben», meint die Studentin, während sie die Schülerinnen und Schüler beobachtet. Mit Gabeln, Sieben, Schwämmen und anderen Hilfsmitteln versu-chen sie fieberhaft, das Wasser im Glasbottich zu reini-gen, nachdem sie es zuvor ebenso eifrig mit Öl, Shampoo, Klopapier und Sand verschmutzt haben. «Mit einer gan-zen Klasse Experimente zu machen ist sehr aufwändig», weiss Spühler. Aber es lohne sich, ist sie überzeugt. «Die Kinder profitieren mehr, wenn sie selber entwickeln und erleben können. Das schult ganz andere Denkprozesse als immer nur Zuhören und Abschreiben.»

Erlebnis steht im VordergrundDass scheinbar in jedem Kind ein Forscher steckt, zeigt sich im Raum nebenan. Die Gruppe mit dem Thema Schifffahrt hat eine Strategie entwickelt, um herauszufin-

den, wie schwer ein Gegenstand sein muss, bis er in Süss- wasser beziehungsweise in Salzwasser untergeht. «Wir haben diese Schale aus Aluminium ins Süsswasserbecken gelegt und ich fülle nun Murmeln rein. So viele, bis die Schale gerade noch knapp über der Wasseroberfläche schwimmt», kommentiert eine Schülerin, während die Gruppe im Chor zählt. 45, 46, 47. Die Schale schaukelt schon ganz schön, hält sich aber noch über Wasser. 49, 50. Gespannt starren die Kinder auf das Schiffchen. Stu-dentin Rebecca Marti fiebert mit. Mit der 52. Murmel neigt sich die Schale langsam zur Seite und geht unter freudigen Anfeuerungsrufen unter. «Jetzt wiederholen wir das Ganze im Salzwasserbecken», sagt die Schülerin, «dort müssten es eigentlich mehr Murmeln sein, weil man im Meer ja besser schwimmt.» Das Spiel beginnt von vorn.

Die Kinder würden zwar von sich aus sehr viel Neugier mitbringen und sofort alles ausprobieren, stellt Marti fest. «Im Vordergrund steht aber ganz klar das Er-leben und nicht das wissenschaftliche Ergründen.» So würden die Schülerinnen und Schüler beispielsweise oft vergessen, ihre Beobachtungen und Resultate aufzu-schreiben. Oder ihnen fehlten die treffenden Begriffe, um das, was sie sehen, zu benennen. «Darauf werde ich si-cherlich mehr achten, wenn ich später als Lehrerin mit einer Klasse Experimente durchführe.» Denn, so viel Spass das Schiffeversenken auch macht, die Kinder sol-len auch die theoretischen Zusammenhänge verstehen und lernen, vernetzt zu denken.

Die Schiffe sind ein gutes Vehikel, um ein anderes Thema anzuschneiden: den Warentransport über die Weltmeere. Am Beispiel einer Banane zeichnen Rebecca Marti und ihre Gruppe den langen Weg nach, den viele Lebensmittel von der Produktion bis zum Verkauf hinter sich bringen. «Unsere Banane wurde also nach der Ernte per Lastwagen zu einer Sammelstelle transportiert, von dort aus mit Lastwagen zum Hafen, mit dem Schiff über das Meer nach Europa, wieder auf Lastwagen in ein Ver-teilzentrum und dann schliesslich in den Laden», fasst Marti zusammen. «Ich habe für diese Banane 1 Franken bezahlt. Was haltet ihr von diesem Preis?» Die Kinder überlegen nicht lange. «Die Banane müsste eigentlich viel mehr kosten», meint eine Schülerin. Warum, will Marti wissen. «Weil viele Leute arbeiten müssen, damit wir die Banane bei uns kaufen können. Und weil die Banane ja viel Wasser braucht.»

Wasser ist also weit mehr als ein Durstlöscher oder Schwimmbadinhalt. Das haben die 4.-Klässlerin-nen und 4.-Klässler am Aktionstag in vielfältiger Weise erfahren. Während sich die Studierenden zum abschlies-senden Erfahrungsaustausch mit ihren Dozentinnen zu-sammensetzen, machen sich die Kinder mit den gebas-telten Thermometern, selbstgemachtem Joghurt-Eis und der viel zu billigen Banane auf den Heimweg. Die Was-serspur im Gang ist mittlerweile eingetrocknet.

Page 23: Akzente 3/2014

A K Z E N T E 3 / 2 0 1 4 23 23

+ Mehr als 1300 Medien zu den fünf grossen Weltreligionen, über 20 000 verfügbare Ver-leihmedien, zahlreiche Materialkoffer zu den Weltreligionen.

+ Gratisausleihe und Gratisdownload von Büchern und DVDs für alle Zürcher Lehrpersonen.

+ Fachkundige Beratung durch pädagogisch und religionspädagogisch geschulte sowie erfah-rene Lehrkräfte.

+ Wir lassen Sie nicht im Katalog verhungern – wir kennen unsere Medien!

www.relimedia.ch

Religion und Kultur Gratismedien für die Schule

«Du kannst Kinder nicht erziehen, sie machen Dir sowieso alles nach.»

Elterncoaching mit psychisch beeinträchtigten Eltern Unterstützung von Eltern beim Umgang mit Krankheit und AlltagsbewältigungSeminar mit Sonja Ott Seifert, Supervisorin / Coach BSO Mo./Di. 17.–18. November 2014

Systemisches ElterncoachingDie unterschiedlichen Ansätze für die tägliche Arbeit nutzen können: Eine bewährte Fortbildung für Fachleute, die Eltern in Erziehungs- und Konfliktsituationen beraten und unterstützen.Leitung: Anna Flury Sorgo, lic.phil. Fachpsychologin FSPElftägige Fortbildung, nächster Beginn 12. Januar 2015

Behinderte Kinder: Zusammenarbeit zwischen Fachpersonen und Eltern als Herausforderung Analysen und Impulse zur Zusammenarbeit zwischen Familien mit behinderten Kindern und Fachpersonen Seminar mit Barbara Jeltsch-Schudel, Prof. tit. Dr. Mo./Di. 19.–20. Januar 2015

Gewaltloser Widerstand und Neue Autorität in Familie, Schule und GemeindeErstes Zertifikatstraining in der Schweiz zur umfassenden Befähigung von Fachkräften: Wirkungsvoll intervenieren bei hochkomplexen Problemstellungen. Leitung: Dr. Peter JakobZehntägiger Lehrgang, nächster Beginn 18. März 2015

IEF, Institut für systemische Entwicklung und Fortbildung, Voltastrasse 27, 8044 Zürich, T: 044 362 84 84, [email protected], www.ief-zh.ch

INTERDISZIPLINÄRE SYSTEMISCHE WEITERBILDUNGEN

Inserate

Page 24: Akzente 3/2014

A K Z E N T E 3 / 2 0 1 424

Studierendenseite

Studierendenporträt

«Ich habe vier jüngere Schwestern. Lehrerin zu werden war für mich deshalb nach der Sekundarschule kein Thema. Ich hatte zuhause genug Kinder um mich herum», sagt Seraina Caflisch. So entschied sie sich gegen das Gymi und für eine Berufsausbil-dung. Sie hatte damals auch genug von der Schule und begann daher eine Lehre als Hotelfachfrau, wobei sie diese Wahl eher zufällig traf. Heute, fünf Jahre später, steht sie kurz vor dem Beginn ihres Studiums zur Lehrperson. Mitte September startet die Meilemerin an der PH Zürich den Studiengang Kindergar-ten-Unterstufe. An ihrer Lehre in einem Tagungshotel gefiel ihr ins- besondere der Kontakt mit den Menschen, ganz glücklich war sie in ihrem Job aber nicht: «Ich möchte Menschen helfen, aber nicht in

einer reinen Service-Tätigkeit wie im Restaurant oder an der Rezep- tion.» Sie freute sich deshalb nach der Lehre darauf, für ein Jahr wieder die Schulbank zu drücken, um die Berufsmaturität zu erlangen. Mit dem Zeugnis in der Tasche ergab eine anschliessende Laufbahnbera-tung, dass die Ausbildung zur Lehrerin ein logischer Schritt sei: «Mir wurde klar, dass ich die Schule schon immer mochte. Ich hatte in meiner Kindheit nur positive Er- fahrungen mit meinen Lehrperso-nen gemacht. Zudem arbeite ich sehr gerne mit kleinen Kindern.»

Seraina Caflisch spricht ruhig und überlegt, ihr korrektes Auftreten ist augenfällig. Die Aus- bildung im Hotel ist nicht spurlos an ihr vorbeigegangen. Im Rück- blick möchte sie die Lehre auch

auf keinen Fall missen. Die di- versen Stationen im Hotel lehrten sie viel über den Umgang mit Menschen und über die Wichtigkeit eines positiven ersten Eindrucks. Um an der PH Zürich zugelassen zu werden, musste sie mit ihrer gewerblichen Berufsmatur eine Auf- nahmeprüfung absolvieren. Diese bestand sie problemlos. Nun freut sie sich auf das Studium, und zwar auf den praktischen wie auf den theoretischen Teil. Schliesslich war sie immer schon hin- und herge- rissen zwischen Schule und Arbeit. Auch ihre Schwestern freuen sich, dass Seraina Lehrerin wird. Der Beruf passe ausgezeichnet zu ihr, meinen sie. – Cécile Oberholzer

Cécile Oberholzer ist Redaktorin in der Kommunikationsabteilung an der PH Zürich.

Seraina Caflisch, 21, startet im Herbst ihr Stu-dium an der PH Zürich.

Foto: Nelly Rodriguez

Page 25: Akzente 3/2014

A K Z E N T E 3 / 2 0 1 4 25 25

Foto: Nelly Rodriguez

Studierendenseite

Die Masterarbeit

Dass Autos explodieren können, weiss ja fast schon jedes Kind. Woher es das aber weiss, nämlich aus den Hollywood-Block-bustern und aus dem Fernsehen, wirft ein eher schräges Licht auf die Filmbranche: In Tat und Wahrheit können Autos gar nicht explodieren. Und genau um dieses wissenschaft- liche Halbwissen geht es Kai Kessler und Samuel Schäfer in ihrer Master- arbeit «James Bond als Vermittler naturwissenschaftlicher Konzepte? Wie gehen Jugendliche mit natur- wissenschaftlichen Fehldarstellungen im Genre Actionfilm um?». Es gibt aber auch weitere Szenen, gerade in James-Bond-Filmen, die nichts mit der Wirklichkeit zu tun haben. Auf der Suche nach Antworten stiessen die Studierenden auf den Physikpro-fessor Metin Tolan der technischen Universität Dortmund. Er unter-sucht die physikalische Machbarkeit der James-Bond-Filme und erklärt unrealistisch wirkende Szenen mit naturwissenschaftlichen Gesetzen in einer verständlichen Alltagssprache. Kai Kessler und Samuel Schäfer sind bekennende Filmliebhaber und die Naturwissenschaften haben es ihnen angetan. Kai Kessler: «Diese Kombi- nation aus Spielfilm und Naturwis-senschaften hat uns so gut gefallen, dass wir unsere Masterarbeit darauf aufgebaut haben.» Mit ihrer Master- arbeit wollen sie einen Beitrag zur Vernetzung von naturwissenschaftli-chen Gesetzen und Theorien mit medialen Informationen aus Kino und Fernsehen leisten. Die Ver- knüpfung dieser beiden Themen und deren Einfluss auf Schülerinnen und Schüler ist ein weitgehend uner- forschtes Gebiet. Denn gerade Schülerinnen und Schüler nehmen ihr bewusst oder unbewusst wahr- genommenes Wissen aus Film und Fernsehen mit in die Schule, und es beeinflusst den Lernprozess. «Wir

untersuchen in unserer Arbeit, welche Szenen aus Spielfilmen für Schülerinnen und Schüler glaub- haft sind und welche Informationen und Schlüsse sie daraus ziehen», erklärt Samuel Schäfer. Dies unter Einbezug der Tatsache, dass Filme immer ein Mix aus Fiktion und Wirklichkeit sind und nicht alles für bare Münze genommen werden kann. Beide Studierenden sind davon überzeugt, dass das Medium Spiel- film im Unterricht eingesetzt werden muss, und sie zeigen auf, wie es sich mit den Naturwissenschaften kombi- nieren lässt.

Der erste Teil der Master- arbeit beinhaltet den literaturbasier-ten theoretischen Teil. Im empiri-schen zweiten Teil folgt die Analyse der qualitativen Untersuchung von Meinungen und Ansichten, die Schülerinnen und Schüler anhand ausgewählter Spielfilmszenen ent- wickelten. Diese Untersuchung fand in zwei Gruppen, bestehend aus je sechs Probandinnen und Probanden aus der 7.–9. Klasse, statt. Im drit- ten Teil folgen die Diskussion und die Interpretation der Ergebnisse. Die beiden Studierenden zeigen in ihrer Masterarbeit auf, dass der Einfluss von Spielfilmen auf die Bildung von Konzepten und Vor- stellungen bei Jugendlichen stark ist. Alltagserfahrungen sind dabei prägend. Kai Kessler und Samuel Schäfer ziehen daraus den Schluss, dass Schülerinnen und Schüler die einzelnen Szenen vor allem anhand alltagstauglicher Erfahrungen ein- schätzen. Falls eine Szene keine All- tagsbezüge zulässt, kann die Spiel- filmszene neues Wissen vermitteln. – Vera Honegger

Die Masterarbeit von Kai Kessler und Samuel Schäfer ist online pu-bliziert: blog.phzh.ch/akzente

Vorsätze zu fassen ist etwas Wun- derbares! Die meisten Menschen beginnen jedes neue Jahr damit. Man kann mit den Gedanken in die Zukunft schweifen und sich das Leben ausmalen, wie man es gerne hätte. Vorsätze verleihen ein gutes Gefühl. Man sitzt mit einem guten Glas Wein und einer Zigarette auf einem Balkon und spricht darüber (also nicht in Form eines Selbst-gespräches, andere Menschen wären natürlich auch anwesend), das Rauchen aufzugeben. Wunderbar! Oder man beisst gerade in einen Double-Chocolate-Chip-Cookie und spricht von der nächsten Diät. Das fällt einem leicht und verleiht ein doppelt gutes Gefühl. Erstens hat man, was man haben möchte (bzw. was einem der innere Schwei-nehund aufgezwungen hat). Zwei-tens ist man in Gedanken bereits an dem Punkt angelangt, an dem das sogenannt «Lasterhafte» – ob das nun Zigaretten, Süssigkeiten, zu wenig Sport, zu viel Alkohol, zu wenig Lernen etc. ist – nicht mehr zum eigenen Leben gehört. Wenn man dann den Plan jedoch nicht umsetzt und einen zudem das schlechte Gewissen vom zu vielen Rauchen, zu vielen Ausgang, zu viel (und zu viel, wie mir mein Seklehrer einmal ausführlich er- klärt hat, ist immer schlecht, da es sonst ja nicht ZU viel wäre) von was auch immer, einholt, dann fällt man in ein tiefes Loch. Das wäre wieder der Zeitpunkt für neue Vorsätze! In diesem Sinne, frohen Start ins neue Semester. Wir wissen ja, dieses Mal wird alles anders!

Carmen Luzi, Studentin auf der Sekundarstufe I und Tutorin im Schreibzentrum der PH Zürich

Und nächstes Mal ...wird alles anders!

Ausstudiert – die Studierenden-kolumne

Page 26: Akzente 3/2014

A K Z E N T E 3 / 2 0 1 426

IHR SCHULFOTO-SPEZIALISTSeit mehr als 40 Jahren zeichnen wir uns aus durch hochwertige Qualität und zuverlässigen Service.

Setzen auch Sie auf Qualität und Zuverlässigkeit und engagieren Sie uns als Schulfoto-Partner. Sie erreichen uns telefonisch, per E-Mail oder über unsere Webseite.

Mülacher 12 6024 Hildisrieden Tel 041 288 85 10 [email protected] www.creative-foto.ch

SanArenaRettungsS c h u l e

bei Notfällen mit Kindernund Jugendlichen

auch in Ihrem Schulhaus

SanArena Rettungsschule, Zentralstrasse 12, 8003 Zürich Telefon 044 461 61 61, www.sanarena.ch

Nur eine Ahnung genügt nicht . . .Erste Hilfe für Lehr- undBetreuungspersonen

Lassen Sie sich von unserem einzigartigen Parcours überraschen!

EB ZürichKantonale Berufsschule für Weiterbildung wRiesbachstrasse 11, 8008 ZürichTelefon 0842 843 844, www.eb-zuerich.ch

SVEB-Modul 3PLUSDIK I und DIK IISVEB-ZertifikatFachdidaktik Grundkompetenzen

WeiterbildungAusbilder/inE-Portfolio für AusbildendeCoaching für Bildungsfachleute

LerncoachingBlended LearningInformationsanlassMontag, 1. September 2014, 18.00 Uhr

Inserate

Page 27: Akzente 3/2014

A K Z E N T E 3 / 2 0 1 4 27

PH Zürich – Stiftung Pestalozzianum

Die Erinnerungen an den Ausbruch des ersten Weltkriegs vor 100 Jahren sind Anlass, um über Auswir-kungen von Kriegen auf Schule nachzudenken: Wie wir-ken sich Kriege auf Schule aus – sei es in Kriegsregionen selbst oder in Friedensgebieten, wo Kinder und Jugend-liche als Kriegsflüchtlinge aufgenommen werden? Und: Wie und wo sind vergangene und aktuelle Kriege Thema im Unterricht? Welche Rolle kommt der Schule als Ver-mittlungsinstanz zu? Solche Fragen sind im Zusammen-hang mit den gegenwärtigen Konflikten in Syrien, der Ukraine oder Zentralafrika hochaktuell.

Das diesjährige Podium Pestalozzianum «Schule und Krieg» vom 27. November 2014 geht solchen Fragen aus historischer und aktueller Perspektive nach. Unter der Leitung von Michael Pfister diskutieren unter ande-rem Christian Schwarz-Schilling, ehemaliger deutscher Bundesminister und Hoher Repräsentant der Internatio-nalen Gemeinschaft in Bosnien-Herzegowina. Als Politi-ker und internationaler Streitschlichter hat er die Kriegs-gebiete auf dem Balkan ausführlich bereist und sich ein umfassendes Bild von der Situation vor Ort gemacht. Neben zwei zum Redaktionsschluss noch nicht bestätig-ten Teilnehmerinnen aus den Bereichen Medien und Schule wird Andreas Hoffmann-Ocon, Leiter des Zen-trums für Schulgeschichte (ZSG) an der PH Zürich, als Gast am Podium teilnehmen.

Ausstellung zu Schule und Erstem Weltkrieg Das ZSG realisiert parallel zum Podium eine Ausstellung zum Thema «Schule und Erster Weltkrieg». Die Ausstel-lung findet im November und Dezember am Campus der PH Zürich statt. Neben dem historischen Kontext der

Schweiz von 1914 bis 1918 werden Aspekte ausgeleuch-tet wie der eidgenössische Mythos von Neutralität und Barmherzigkeit; die international geführte Debatte über das Verhältnis von Jugend-Schule-Nationalstaat-Volk; die Lehrperson im Kriegskontext und das Verhältnis von Krieg und Erziehung bzw. von Kaserne und Schule. Grundlage für die Ausstellung sind die umfangreichen

Bestände der Forschungsbibliothek Pestalozzianum aus der Zeit von 1914 bis 1918 – Texte von Erziehungswis-senschaftlern, Psychologen, Lehrpersonen und Schul-aufsicht zum Thema Erster Weltkrieg und Schule sowie zahlreiche Bilder und alte Lehrmittel aus der Kriegszeit. Die Stiftung Pestalozzianum ermöglicht diese Ausstel-lung mit einem finanziellen Beitrag.

Agenda Stiftung Pestalozzianum29.–31. Oktober 2014: Worlddidac Die Stiftung Pestalozzianum an der Worlddidac 2014 in Basel, zusammen mit der Publikationsstelle der PH Zürich, die das Programm des Verlags Pestaloz-zianum weiterführt.

27. November 2014: Podium Pestalozzianum PH Zürich, Hörsaal LAD 120, Sihlhof, Lagerstrasse 5, Zürich. 18.30–20.30 Uhr. Thema: «Schule und Krieg». Moderation: Michael Pfister.

November / Dezember 2014: Ausstellung zu «Schule und Erster Weltkrieg»PH Zürich, Gebäude LAB. Organisation: Zentrum für Schulgeschichte der PH Zürich in Zusammenarbeit mit der Stiftung Pestalozzianum.

Thomas Hermann ist Geschäftsführer der Stiftung Pestalozzianum.

Wie gehen Schulen mit dem Thema Krieg um? Diese Frage steht im Zentrum einer Podiumsdiskussion Ende November an der PH Zürich. Organisiert wird der Anlass von der Stiftung Pestalozzianum. Pa-rallel dazu wird die Thematik in einer Ausstellung aufgegriffen.

Text: Thomas Hermann, Foto: zVg

Prominenter Podiumsgast: Christian Schwarz-Schilling, ehemaliger Bundesminister und Hoher Kommissär in Bosnien-Herzegowina.

Podium zu «Schule und Krieg»

Page 28: Akzente 3/2014

A K Z E N T E 3 / 2 0 1 428

Medienkurse für Ihrezukünftigen Schulklassen.

Digitale Medienkompetentnutzen.

Digitale Medien sind allgegenwärtig. Nebstden vielen positiven Eigenschaften bergen sie aber auch Gefahren. Als angehende Lehrperson sind auch Sie zukünftig gefordert, Jugendlicheim richtigen Umgang mit den digitalen Medien zu begleiten. Unsere erfahrenen Medienexperten unterstützen Sie dabei. Cybermobbing, Sexting, Privatsphäre und weitere Themen werdenmit Ihnen und Ihren Schülern im Unterrichtthematisiert. Erfahren Sie mehr zu unseren Kursen unterswisscom.ch/medienkurse

Inserat

Page 29: Akzente 3/2014

A K Z E N T E 3 / 2 0 1 4 29

PH Zürich – Forschung

«Besitzen unsere Schulgeschichtsbücher noch den Charakter eines Geschichtsbuches, oder haben sie ihn bereits verloren?» fragte der deutsche Historiker Hans-Jürgen Pandel 2011 in einer Standortbestimmung ge-schichtsdidaktischer Forschung provokativ. Der streit-bare Doyen der Geschichtsdidaktik vermisst in aktuellen Lehrmitteln die spezifisch historische Perspektive. Mit den heutigen Schulbüchern könne zwar «ganz gut ge-lernt» werden, doch es bestünden Zweifel, dass «es sich dabei tatsächlich um Geschichte» handle.

Nachdenken über Vergangenheit Ausgangspunkt des Forschungsprojektes «Historisch-po-litische Bildung in Deutschschweizer Lehrmitteln seit 1830» der PH Zürich ist die mit den Stichworten «Lehr-plan 21» und «Kompetenzorientierung» umrissene Um-bruchphase: In welche Richtung entwickelt sich der Ge-schichtsunterricht? Welche Konzepte sollen den künftigen Lehrmitteln zu Grunde liegen? Die Analyse historischer Problemlösungen hilft, den heutigen Handlungsspiel-raum zu umreissen und mögliche Antworten auf diese Fragen zu finden. Die breite Palette der im Untersu-chungszeitraum erschienenen Geschichtslehrmittel zeigt modellhaft mögliche Varianten auf, in welchem Verhältnis Lehrmittel zur wissenschaftlichen Disziplin stehen kön-nen oder wie junge Menschen zum Nachdenken über die Vergangenheit angeregt und zu verantwortungsvollem Handeln erzogen werden. Eingebunden ist das Projekt der PH Zürich in ein vom Schweizerischen National-fonds gefördertes Forschungsprojekt zum Thema «Trans-formation schulischen Wissens seit der Einführung der Volksschule».

Glühende Herzen – nüchterner VerstandDie Erwartungen an die Fächer wandeln sich: Ge-schichtslernen wurde seit 1830 abwechselnd als Gesin-nungs-, Pauk- oder Denkfach definiert und sollte glühen-de Patrioten oder verantwortungsbewusste Republikaner, objektive Geschichtsforscher oder kritische Zeitgenossen

heranbilden. In Umrissen lässt sich dieser Wandel zum jetzigen Zeitpunkt des Forschungsprojekts bereits skiz-zieren: 1833 wird den «geliebten Söhnen und Töchtern des Vaterlandes» im Schulbuch von Helden- und Schand-taten der Vorfahren erzählt, damit sie dereinst die «Irr- thümer der Väter» meiden und nach deren Weisheit trach-ten (Mütter bleiben unerwähnt). Für Religion und Sitt-lichkeit, Recht, Freiheit und Vaterland sollten sie sich «glühend, muthig» stürzen «selbst in den Tod». Bereits im 19. Jahrhundert wird das ungebrochen moralisierende Lehrmittel von einer nüchternen Gattung kontrastiert: Prominente Universitätsprofessoren streben wissen-schaftliche Objektivität an und verfassen geradezu er-schlagend umfangreiche Lehrmittel für die Volksschule. Die Schulbücher pendeln zwischen wissenschaftlicher und populärer Ausrichtung.

Besonders eingehend werden Phasen des Auf- und Umbruchs analysiert: Etwa die 1930er Jahre, als dem Geschichtsunterricht eine zentrale Rolle in der «Geistigen Landesverteidigung» zukam. Die wissenschaftsorientierte «geschichtliche Objektivität» geriet unter Beschuss, weil sie nicht ans Gewissen appelliere. Die Generation nach 1968 lehnte hingegen Moralkeule und Indoktrination prinzipiell ab und wollte durch Quellenanalyse an die wissenschaftliche Arbeitsweise heranführen. Es entstan-den Arbeitsbücher, die den Autorentext auf eine «eiserne Ration Fakten» reduzierten und Auszüge aus Quellen (Bildern, Karten und Grafiken) zusammenstellten, die von Schülerinnen und Schülern selbst zu entschlüsseln waren. (Die Anleitung zur Analyse wurde bald zum sys-tematischen Methodenlernen ausgebaut.) In der Gegen-wart ist nun eine erneute Hinwendung zur Urform des Fachs zu erkennen, dem historischen Erzählen. Wie ist Geschichte zu erzählen, von und für junge Menschen? Erste Ergebnisse sind 2015, im dritten Projektjahr, zu erwarten.

Sabina Brändli ist Fachbereichsleiterin für Geschichte/politische Bildung an der PH Zürich.

Geschichtsunterricht im WandelEin fachdidaktisches Forschungsprojekt der PH Zürich untersucht Geschichts-lehrmittel seit 1830: Wie verändern sich die Vorstellungen vom erstrebenswerten schulischen Wissen und Können?

Text: Sabina Brändli

Page 30: Akzente 3/2014

A K Z E N T E 3 / 2 0 1 430

PH Zürich – Zentrum IPE

Die Geschichten von Ama, Kojo und Josef aus Ghana sind sich in einem Punkt ähnlich: Die Kinder leb-ten im Slum von Ghanas Hauptstadt Accra und wurden alle von Daniela Rüdisüli Sodjah respektive ihrer NGO «Chance for Children» (CfC) unterstützt. Ama ist jetzt Coiffeuse, Kojo lernt Sanitärinstallateur und Josef lebt im Heim von CfC. Für ihre Arbeit mit Strassenkindern hat Daniela Rüdisüli Sodjah 2009 den Bildungspreis der PH Zürich erhalten. Diese unterstützt die schweize-risch-ghanaische Nichtregierungsorganisation seit zwei Jahren mit Weiterbildungen im Bereich Fachdidaktik, so-ziale Kompetenz und in der Entwicklung von Life Skills. Das Projekt wird vom Zentrum International Projects in Education (IPE) der PH Zürich koordiniert.

Erfahrung im Umgang mit GewaltDer Austausch von Wissen ist eines der wichtigsten Ele-mente für eine erfolgreiche, nachhaltige Entwicklungszu-sammenarbeit. Jede Organisation oder Institution arbei-tet mit verschiedenen Methoden und weiss, welche Praxis vor Ort funktioniert und welche nicht. Für das IPE war es wichtig, dass das Projekt mit «Chance for Children» einen Bildungsaustausch beinhaltet, das heisst, dass auch Dozierende in der Schweiz von der Expertise der Lehrpersonen in Ghana profitieren können. Die Ex-pertise der Sozialarbeitenden von «Chance for Children», die ehemalige Strassenkinder unterrichten, zeigte sich nach zwei Projekteinsätzen des IPE in Ghana deutlich: Sie haben grosse Erfahrung im Umgang mit Gewalt und

der Integration von traumatisierten Kindern in die Ge-sellschaft und in die Schule. Um Kinder betreuen zu können, die jahrelang im Slum lebten, braucht es ein funktionierendes Team. Ein Team, das die Kompetenzen eines jeden zu jeder Zeit abrufen kann und miteinander genau so menschlich und tolerant umgeht, wie es für die diffizile Arbeit mit traumatisierten Kindern nötig ist.

Dieses Wissen teilte die fünfköpfige Delegation von CfC anlässlich ihres Besuches im vergangenen Mai in Zürich mit den Dozentinnen und Dozenten der PH Zürich. Die Sozialarbeitenden Rose Tegayi, Seth Torto und Osman Adam sowie Awuley Nartey, der Manager des Knabenheimes von «Chance for Children», sprachen über die Anforderungen an ihre Arbeit und präsentierten einzelne Fallstudien. Wie etwa von Akua (Name geän-dert): Ihr Vater verliess die achtköpfige Familie, die Mut-ter hatte kein Geld mehr und schickte Akua zu einer Frau nach Ghana. Diese misshandelte sie und schickte sie als Wasser-Verkäuferin auf die Strasse. Akua lief weg und trieb sich im Slum von Accra herum. Dort sahen sie die Strassenarbeiter von CfC, klärten lange ab, ob das Mäd-chen doch nicht zur Mutter zurückkehren konnte, und nahmen es schliesslich in das Mädchenheim von CfC auf. Akua geht von dort aus zur Schule. Sie musste ler-nen, wieder Vertrauen in sich und Erwachsene zu fassen. Die Unterstützung bei der Entwicklung des Selbstwertes von Kindern ist eine grosse Kompetenz der Sozialarbei-tenden von CfC. Sie erreichen das durch ihre grosse Prä-senz und durch das ständige Erinnern der Kinder an ihre Stärken. Das IPE hat die Sozialarbeitenden dabei mit seinem neu entwickelten Lehrmittel «ME» – «Discover your strengths, develop your self-esteem» unterstützt. Das Lehrmittel bietet praktische Übungen und fokussiert da-

rauf, dass es in vielen Situationen weder richtig noch falsch gibt und dass nicht jede Fähigkeit gemessen, son-dern manchmal einfach nur erlebt werden kann.

Während der Projektwoche von CfC in Zürich be-suchte die Delegation auch eine QUIMS-Schule in Aus-sersihl und die Schule Schauenberg zum Thema integra-tive Förderung. Die CfC-Mitarbeitenden waren von den

In Ghana lehren, von Ghana lernen

Die Kooperation Ghana – Schweiz des Zentrums IPE der PH Zürich generiert neues Wissen auf beiden Seiten. Im Mai besuchte eine Delegation aus Accra die PH Zürich.

Text: Franziska Agosti, Foto: Reto Klink

Der Austausch von Wissen ist eines der wich-tigsten Elemente für eine erfolgreiche Entwick-lungszusammenarbeit.

Page 31: Akzente 3/2014

A K Z E N T E 3 / 2 0 1 4 31

PH Zürich – Zentrum f

ür B

eratung

Akzente: Viele Schulen beschäftigt zurzeit der kompetenzorientierte Unterricht. Welche Unterstützung bietet dabei das Zentrum für Beratung? Mäder: Wir haben drei neue Angebote dazu ent- wickelt. Diese richten sich an interessierte Schulleitende und Lehrpersonen. Dabei geht es unter anderem darum, wie Kompetenzorientie-rung in der Schule verankert und eine erfolg-reiche Zusammenarbeit in Kollegien und Teams gestaltet werden kann.

Akzente: Abgesehen von der Kompetenzorientie-rung: Welches sind die dringendsten Anliegen, mit denen Lehrpersonen an Sie gelangen?Mäder: Am häufigsten geht es um Fragen zur beruflichen Weiterentwicklung und zur Gesund-heit, wobei die zwei Themen oft in einem Zu- sammenhang stehen.

Akzente: Wo sehen Sie die Gründe für die Wichtigkeit des Themas Gesundheit?Mäder: Unterrichten ist komplexer und an-spruchsvoller als vor 20 Jahren. Der gesell-schaftliche Status der Lehrperson hat sich auch verändert. Diese Faktoren wirken sich teilweise belastend auf die Berufstätigkeit aus. Ausgangspunkt sind oft schwierige Be- ziehungen – beispielsweise mit einer Schüle-rin oder einem Vater. Wir unterstützen Lehrpersonen, Schulleitende und Teams bei der Gestaltung dieser vielfältigen Bezie- hungen.

Akzente: Wenden sich Lehrpersonen ausschliess- lich in einer problembehafteten Situation an Sie?Mäder: Nein, Beratung hat immer auch das Ziel, prophylaktisch zu wirken. Lehrpersonen melden sich beispielsweise auch bei uns, wenn sie eine Laufbahnplanung wünschen. Oder Schulen wollen ihr Schulprofil oder ihre Zusammenar-beitskultur weiterentwickeln. Häufig ist die Belastung zum Zeitpunkt der Kontaktaufnahme allerdings tatsächlich bereits sehr gross. Wir wünschen uns, dass Beratung noch stärker entwicklungsorientiert wahrgenommen wird und sich Ratsuchende früher melden.

Weitere Informationen und ausführliches Interview: blog.phzh.ch/akzente

Fördermassnahmen für die Schülerinnen und Schüler, zum Beispiel den kleinen Klassen sowie den sonder-pädagogischen Lehrerinnen und Lehrern sehr beein-druckt. Die Delegation beobachtete aber auch, dass sich trotz aller Fördermassnahmen für die Kinder mit einer anderen Erstsprache als Deutsch die Schweizer Kinder am meisten meldeten und am besten sprechen konnten.

Inspiration durch partizipative MethodenEin anderer Unterschied zeigt sich in der Kultur des Ler-nens. Daniela Rüdisüli Sodjah, die ihr Lehrerpatent in der Schweiz gemacht hat, wünschte sich vom IPE bereits zu Beginn des Projektes eine Weiterbildung für die Lehr-personen ihrer NGO zum Thema Fachdidaktik. Denn sie

weiss, wie wichtig es ist, die Schülerinnen und Schüler mit aktivierenden und partizipativen Methoden zu inspi-rieren und nicht nur auf den Frontalunterricht und das Nachsprechen von Wörtern zu fokussieren.

Im Heim «Fennergut» in Küsnacht, das die CfC- Delegation ebenfalls besuchte, zeigte sich ein anderer Unterschied zu Ghana. Elsbeth Ball, die Leiterin des Kindergutes, erklärte, dass viele Eltern ihre Kinder nicht in einem Heim platzieren wollen, obwohl laut Ermittlun-gen der Behörden der Sohn oder die Tochter von der familiären Situation stark überfordert ist. In Ghana, so sagten Osman Adam und Awuley Nartey, seien viele Eltern froh, wenn das Kind in einem Heim lebt, da sie ihm vieles davon nicht bieten können, was ein funktionie-rendes Heim hat.

Das gemeinsame Projekt mit «Chance for Child-ren» wird noch zwei Jahre weitergeführt. Demnächst reisen Dozentinnen und Dozenten der PH Zürich für Seminare in Fachdidaktik Englisch und Psychologie nach Ghana.

Franziska Agosti ist Projektleiterin im IPE der PH Zürich.

«Beratung soll auch prophylaktisch wirken»

Karl Mäder, Leiter Zentrum für Beratung (ZfB) an der PH Zürich.

Wissenstransfer: Die ghanaische Dele-gation mit Vertreterinnen und Vertre-tern der PH Zürich.

Page 32: Akzente 3/2014

A K Z E N T E 3 / 2 0 1 432

Serie – Blick i

n eine a

ndere B

erufswelt

Es herrscht eine gemächliche, aber dennoch emsi-ge Arbeitsatmosphäre in der Gärtnerei der Stiftung Bru-negg. Susanne Burnand ist mit dem Umtopfen von Haus-wurzen beschäftigt. «Wichtig ist, dass die Pflänzchen genug tief eingegraben sind. Das habe ich bereits gelernt», sagt sie und lacht. Sie ist jetzt seit drei Wochen hier, wei-tere vier stehen ihr noch bevor. Am Ende des Praktikums wird sie in allen Abteilungen gewesen sein. In der ersten Woche hat sie die Floristik-Abteilung kennengelernt, jetzt ist sie in der Staudengärtnerei mit den mehrjährigen Pflanzen, kommende Woche geht’s dann weiter zu den Zierpflanzen. Unterstützung erhält die DaZ-Lehrerin an diesem Morgen von ihrem Kollegen Andreas. Dieser freut sich, dass er «mit einer Lady» zusammenarbeiten kann, wie er selber sagt.

Susanne Burnand schätzt den Kontakt zu den Mitarbeitenden der Stiftung Brunegg. Diese bietet rund 38 Wohn- und 70 Arbeitsplätze für Erwachsene mit intel-lektuellen und körperlichen Beeinträchtigungen. «Ich wurde sehr gut aufgenommen. Die Kolleginnen und Kol-

Eine DaZ- Lehrerin im Praktikum als Gärtnerin

Ursprünglich wollte Susanne Burnand ihr Praktikum im Rahmen ihrer Intensiv- weiterbildung (IWB) an der PH Zürich in einer SAC-Hütte machen. Da sich die Jahreszeit dazu nicht eignete, wich die DaZ-Lehrerin auf eine Gärtnerei aus. «Im Rückblick war dies ein Glücksfall», sagt sie.

Text: Christoph Hotz, Fotos: Reto Klink

Page 33: Akzente 3/2014

A K Z E N T E 3 / 2 0 1 4 33 33

legen sind hilfsbereit und man geht äusserst re-spektvoll miteinander um.» Die Beziehungsarbeit habe eine wichtige Bedeutung. In der Schule komme diese teilweise etwas zu kurz. «Dort steht meistens die Leistung im Vordergrund. Der Per-spektivenwechsel im Praktikum ermöglicht mir, verstärkt auf solche Dinge zu achten.»

Zwischen der DaZ-Lehrerin und ihrem Kollegen hat sich inzwischen ein munteres Ge-spräch entwickelt. Auch der Fotograf der PH Zürich wird miteinbezogen. Andreas verfügt über ein grosses fotografisches Wissen, welches er gerne mit anderen teilt. Derweil topft Susanne Burnand in aller Ruhe einen Wurz nach dem anderen um. «Ausnahmsweise einmal ohne Zeitdruck zu arbeiten tut gut», sagt sie. Auch die geregelten Arbeitszeiten von 8 Uhr bis 17.30 Uhr wertet sie als eine willkom-mene Abwechslung zu ihrem häufig turbulenten und zeitlich unregelmässigen Alltag im Schulhaus Eich-berg in Hombrechtikon. Die Arbeit in der Gärtnerei sei jedoch keineswegs leicht. «Die körperliche Belas-tung ist teilweise gross. Am Abend weiss ich immer sehr genau, was ich gemacht habe.»

Ohne Murren Efeu schneiden Später steht das Schneiden der Rosenstöcke auf dem Programm. Bereits am Vortag hat Susanne Burnand viel Zeit damit verbracht. Die Arbeit im Freien und mit Pflanzen liegt ihr am Herzen. Es macht ihr nichts aus, wenn die Tätigkeiten teilweise etwas eintönig ausfallen, und sie zeigt sich beeindruckt, dass die Mitarbeitenden der Gärtnerei manchmal ganze Tage ohne Murren bei-spielsweise Efeu schneiden. «Das wäre in der Schule nicht möglich. Die Kinder sind es gewohnt, dauernd mit sich abwechselnden Arbeiten beschäftigt zu werden.»

Die Teilnehmenden der Intensivweiterbildung an der PH Zürich sind für die Organisation ihres Praktikums selber verantwortlich. Als passionierte Berggängerin hätte Susanne Burnand dieses am liebsten in einer SAC-Hütte absolviert. Jetzt, im Frühling, sei dies aber nicht möglich. Also fragte sie bei der Stiftung Brunegg an, welche sie seit längerem kennt und schätzt. Hier sei man vom ersten Mo-ment an sehr offen gewesen gegenüber ihrer Anfrage. «Der Leiter der Gärtnerei zeigte mir den Betrieb und mir war sofort klar, dass es mir hier gut gefallen wird», sagt sie und fügt lachend an: «Ich trauere der SAC-Hütte überhaupt nicht nach.» Dass sie das Praktikum hier machen kann, sei ein regelrechter Glücksfall.

Während ihrer Abwesenheit wird die DaZ-Lehre-rin von einem Vikar vertreten. Dieser hat sie einmal in der Gärtnerei besucht und ihr gesagt, dass alles rund laufe mit ihren Schülerinnen und Schülern. Sonst denkt Susanne Burnand jedoch nicht oft an die Schule. «Mir gelingt es gut, Abstand von der Arbeit zu nehmen.»

Vor dem Engagement der Stiftung Brunegg hat Susanne Burnand grossen Respekt. Sie habe in ihrem Be-ruf als DaZ-Lehrerin teilweise auch mit lernschwachen Schülerinnen und Schülern zu tun. «Deshalb ist es mir ein besonderes Anliegen, dass auch diese Jugendlichen eine Ausbildung abschliessen und einen Beruf ausüben kön-nen.»

Verstärkt auf Umgangsformen achtenUm 10 Uhr macht die ganze Belegschaft gemeinsam Pau-se. Susanne Burnand kennt die meisten Mitarbeitenden mit Namen. Sofort wird sie in die Tischgespräche mitein-bezogen. «Diese Spontaneität und dass alle so respektvoll miteinander umgehen, ist bewundernswert», sagt sie. In Zukunft werde sie in ihrem Unterricht wieder vermehrt auf die Umgangsformen achten. «Von der Höflichkeit die-ser Menschen hier können sich viele von uns eine Scheibe abschneiden.»

Intensivweiterbildung (IWB) für Lehrpersonen

Lehrpersonen der Volksschule im Kanton Zürich haben nach mindestens zehn vollendeten Dienstjah-ren Anrecht auf eine Auszeit in ihrem beruflichen Alltag in Form einer so genannten Intensivweiter-bildung (IWB) an der PH Zürich. Im Profil «Ausser-schulisches Lernen» beinhaltet diese u.a. ein siebenwöchiges Praktikum in einem Betrieb. In der kommenden Ausgabe «Akzente» folgt der vierte und letzte Teil der Serie «Blick in eine andere Berufs-welt».

Weitere Informationen zur IWB: www.phzh.ch/intensivweiterbildung

Serie – Blick i

n eine a

ndere B

erufswelt

Page 34: Akzente 3/2014

A K Z E N T E 3 / 2 0 1 434

KEINE FAL-SCHE SCHAM

Scham hat viele Gesichter. Wir kennen sie als Verle-genheit, Gehemmtsein oder peinliche Empfin-dung. Welche Situationen Scham hervorrufen, wie intensiv sie erlebt wird und wie Einzelne darauf reagieren, ist hingegen ganz unterschiedlich und hängt stark von kulturel-len Werten ab. Bei persön-lichen Demütigungen, kollektiver Verachtung, Mobbing oder gewaltsa-men Übergriffen kann Scham die Betroffenen krank machen und wird nicht selten an die folgen-den Generationen weiter-gegeben. Der Sozial- wissenschaftler Stephan Marks zeichnet die ver- hängnisvolle Wechselwir-kung von Scham und Schamabwehr nach. Anhand von Nationalso-zialismus, Nahostkonflikt, Armutsgefälle oder dem Zusammenprall westlicher und islamischer Traditio-nen zeigt er auf, welche Auswirkungen die tabui-sierte Emotion auf Gesell-schaft, Politik, Wirtschaft und Erziehung ausübt. Das Buch mündet in ein Plädoyer für einen konst-ruktiven Umgang mit Scham und gibt Empfeh-lungen für die pädago-gische und soziale Arbeit. – Daniel Ammann

S. Marks. Scham – die tabuisierte Emotion.

Düsseldorf: Patmos, 2013. 227 Seiten.

DIGITALE DIVIDENDE

Ausgehend von einer Lust am Lernen und der Forderung nach Rückbe-sinnung auf die Förderung individueller Begabungen übt der Autor Kritik am bestehenden Bildungssys-tem und an der aktuellen Praxis von Unterricht. Als zentrale Grundlage stellt er ein pädagogisches Modell vor, das 3 × 3 einfache Prinzipien für Lehrpersonen, Lernende

sowie Schulentwicklung umfasst. Die «Digitale Dividende» folgt nach Burow historisch auf die «Bildung nach Logik der Massenproduktion» und gründet sich in den jüngsten Entwicklungen digitaler Technologien, ökonomischer Umbrüche und gesellschaftlicher Fragmentierung. Sie besteht im Grunde aus der Freisetzung neuer Ressourcen durch die kreative Nutzung digitaler

Technologien. Als Päda- gogik 3.0 beschreibt er abschliessend verschiede-ne Szenarien und Thesen, die für Lernprozesse insbesondere in der Schule nutzbar sind. Das Buch richtet sich an Eltern und Lehrpersonen. – Klaus Rummler

O. Burow. Digitale Dividende: Ein pädago-gisches Update für mehr Lernfreude und Krea-tivität in der Schule.

Weinheim: Beltz, 2014. 280 Seiten.

1

2

1

2 3 4

5

Foto: Raffinerie AG

Medientipps

4

1

2

3

Medientipps

5

Page 35: Akzente 3/2014

A K Z E N T E 3 / 2 0 1 4 35 35

LEKTÜRE UND FREMDSPRACHE

In ihrem didaktischen Plädoyer an Fremdspra-chenlehrpersonen strei- chen Emer O’Sullivan und Dietmar Rösler die doppelte Brückenfunktion von Kinder- und Jugend-literatur als Annäherung an die Zielsprache und an deren Literatur heraus. Die mehrsprachige Orien- tierung in ihrem Vorgehen ist sowohl eine Stärke als auch eine Schwäche des Buchs, da es sich auf exemplarische Beispiele beschränken muss, die über die Fremdsprachen hinweg anwendbar sind. Die Autoren sind sich dieser Tatsache durchaus bewusst. Beide engagie-ren sich schon seit gerau- mer Zeit für den Einsatz von Kinder- und Jugend-literatur im Fremdspra-chenunterricht. Die Argumente überzeugen: Lehrpersonen und Lernende, die sich mit den Texten für junge Lesende auseinanderset-zen, schulen aktiv ihre interkulturelle kommuni-kative Kompetenz. Dieses zentrale Anliegen des Fremdsprachenunter-richts wird mit Hilfe dieses Buch zum ver-ständlichen und erreich-baren Ziel. – Michael Prusse

E. O’Sullivan, D. Rösler. Kinder- und Jugendliteratur im Fremdsprachenunter-richt.

Stauffenburg, 2013. 229 Seiten.

ANDERSWO DAHEIM

Die Neugier auf das Fremde, die Offenheit für andere Sichtweisen und die Fähigkeit zur Pers- pektivenübernahme: Das sind zunehmend wichtige Voraussetzungen für ein gelingendes Zusammen-leben in unserer globa- lisierten Gesellschaft. Die DVD «anderswo daheim» möchte bereits in der Schule für Interkulturali-tät sensibilisieren. Neun 10- bis 20-minütige Kurzfilme ermöglichen vielfältige Zugänge zu Themen wie Solidarität und Freundschaft, Angst vor dem Fremden und kulturelle Alltagsbräuche, die auf den ersten Blick irritieren, bei genauerer Betrachtung bereichern können. Die teilweise emotional berührenden Filme bieten eine Chance für Schüler/innen vom Kindergarten bis zur Sek I, eigene Sichtweisen zu hinterfragen und Vorur- teile abzubauen. Die DVD mit praxistaugli-chem didaktischem Be- gleitmaterial für die Vor- und Nachbereitung ist ein gelungener Beitrag zur interkulturellen Bil- dung und zum Abbau von Alltagsrassismus. – Björn Maurer anderswo daheim:

Chancen und Herausfor-derungen der multikul-turellen Gesellschaft.

Bern: éducation21, 2013. DVD-ROM und Begleitheft.

Foto: Raffinerie AG

3 4 5Man braucht nicht wie Indiana Jones oder eine Agentin der TV-Serie «Warehouse 13» nach magischen Artefakten zu jagen ... Für Abenteuer und Unterhaltung reicht eine Entdeckungsreise durch die eigenen vier Wände, ein Warenhaus oder das örtliche Museum mit seinen historischen und völkerkundlichen Exponaten. Alltagsob-jekte und Kunstgegen-stände bergen einen Schatz an Geschichten. In seiner kurzweiligen «Geschichte der Welt in 100 Objekten» (C. H. Beck 2013) illustriert der Kunsthistoriker Neil MacGregor zwei Millionen Jahre Menschheit anhand ausgewählter Ausstel-lungsstücke aus dem Britischen Museum – von urzeitlichen Steinwerk-zeugen und frühen Schrifttafeln bis zur Solarlampe aus China.

Der Kultursoziologe und Stadtforscher Manfred Russo spürt in «Tupper-ware & Nadelstreif» (Böhlau 2000) ebenfalls der Geschichte und den Geschichten von Alltags-objekten nach. In kurzen Betrachtungen über Jeans, Kreditkarte, Walkman oder Mikrowelle verknüpft er Herkunft und Mythos mit banalem Gebrauchswert und ent- lockt den Dingen kultu-relle Botschaften.

Mit Wundern der Technik – von Wolkenkratzern und erdbebensicheren Brü cken bis zu Spiegeln, Neoleuchtreklamen und Münzen – befasst sich die Discovery-Wissens-reihe «Technikwelten» auf SRF mySchool. Ausge-wählte Folgen stehen noch bis 31.8.2015 online zur Verfügung und wer- den durch didaktisches Material ergänzt.Hintergrundinformatio-nen, Lektions skizzen und Arbeitsblätter regen zur vertieften Ausein- andersetzung in «Natur, Mensch, Gesellschaft» an und bieten Tipps für den Unterricht auf den Stufen Sek I und II. – Daniel Ammann

Artefakte des Alltags

750 JAHRE WINTERTHUR

Winterthur feiert das 750-jährige Bestehen seines Stadtrechts. Das gibt Anlass zur Herausga-be der ersten Stadtge-schichte seit fast 40 Jahren. Erstmals wurde ein solch umfangreiches Geschichts-werk von mehreren Auto- ren gemeinsam verfasst. Dies eröffnet ein viel breiteres Spektrum an Perspektiven, was das zweibändige Werk thema- tisch sehr vielseitig macht. Es ist nicht nur Platz für die «grossen» Ereignisse wie die Verpfändung Winterthurs an die Stadt Zürich durch die Habs- burger, sondern auch für unbekanntere Geschich- ten. So wird etwa mit dem Aufstieg der Winterthurer Anglo-Swiss Biscuit Company zur schweizweit grössten Guetzli-Fabrik ein unbekannteres Kapitel der Wirtschaftsgeschichte beschrieben. Die durch viele Bilder und Info-Käst-chen angereicherten Bände sind verständlich geschrieben, sodass der angestrebte Kompromiss zwischen Wissenschaftlich-keit und Zugänglichkeit für eine breitere Leser-schaft meistens gut gelingt. – Nicolas Hermann

E. Eugster (Hrsg.). Winterthurer Stadtge-schichte. Bd.1: Von den Anfängen bis 1850. Bd.2: Von 1850 bis zur Gegenwart.

Zürich: Chronos Verlag, 2014. 818 Seiten.

Medientipps

Page 36: Akzente 3/2014

A K Z E N T E 3 / 2 0 1 436

Illustration: Raffinerie AG

Privatumzüge Schweiz

Zügelshop

Möbellager und Selfstorage

Umzüge Weltweit

Mobility Service

GeschäftsumzügeLagerlogistik und Archivlagerung

Der Umzugsspezialist.

Welti-Furrer AG, Zürich – Aargau – Bern – ZugTel.: 058 332 22 22, www.welti-furrer.ch, [email protected]

Weltweit in guten Händen.

BeratungstelefonKompetent nahe am Anliegen

043 305 50 50 Mo–Fr 15–18 Uhr

Pädagogische Hochschule Zürich ⋅ ZfB – Zentrum für Beratungtiny.phzh.ch/bit

Ins_InfoTel_Akzente_81x116.5mm_14-6.indd 1 10.07.14 10:23

Alle Kurse online: www.zal.ch

r S

ch

ul

e b

eg

eiS

te

rn

Zürcher Arbeitsgemeinschaftfür Weiterbildung der Lehrpersonen

Bildungszentrum für Erwachsene BiZERiesbachstrasse 11, 8090 ZürichTelefon 044 385 83 94

Inserate

Page 37: Akzente 3/2014

A K Z E N T E 3 / 2 0 1 4 37 37

Kolumne – a

us d

em L

eben eines L

ehrers Ein Büchergestell ist das

Gegenteil einer Schulklasse, fällt mir beim Umzug meines Büros vom Keller in die Wohnung ein. Ich will die Gelegenheit wahrnehmen und mich von altem Ballast befreien. Vor zwanzig Jahren wäre dieses Unter-fangen überblickbar gewesen, nun gerät es zu einem zähen Ringen mit verflossenen Zeiten: Wohin mit Dokumenten von Reisen in Länder, deren Namen inzwischen geändert haben? Wohin mit jenen Briefen, deren Lektüre einst meine Knie zit- tern liess? Wohin mit dem Zeitungs-artikel zu Beat Breus Triumph auf der Alpe d’Huez im Jahre 1982? Bei allem Respekt vor früheren Tagen: Die Zeit des Abschieds ist gekommen.

In meinen Händen liegen die Notizen aus einem Seminar zur Ideengeschichte der Pädagogik. Schon beim letzten Umzug, und der liegt inzwischen 15 Jahre zurück, hat mich meine Frau ihretwegen verspottet. Also knöpfe ich mir die vergilbten Papiere einzeln vor – und lese elektrisiert: «Bernhard von Chartres sagte, wir seien gleichsam Zwerge, die auf den Schultern von Riesen sitzen, um mehr und Ent-fernteres als diese sehen zu können.» Schon damals hat mir das Bild in seiner Bescheidenheit und Zuver-

sicht imponiert: Ich weiss mehr über Philosophie als der Riese Sokrates, mehr über Weltreligionen als das Monument Thomas von Aquin, mehr über Flugzeuge als das Genie Leonardo da Vinci! Und ich anerkenne gleichzeitig, was für ein beschränkter Wirrkopf ich bin im Vergleich zu diesen Grössen der Geistesgeschichte. Wenn wir Geschichte so sehen können, den Gang von Generation zu Generation – was für ein aussichtsreicher Blick auf Erziehung und Unterricht, die immer ein Sprungbrett zum Fortschritt sind!

Ich blättere weiter. Schon bald bleibe ich wieder an einem Text hängen, wie er in der Sozialwissen-schaft von heute nicht mehr formu- liert wird: Ergriffen betrachtet der Verfasser eine weidende Herde und beneidet die Tiere um ihr lustvolles Auskosten des Augenblicks, ohne Erinnerung an gestern und ohne Bangen um die Zukunft. Der Autor – kein geringerer als Friedrich Nietzsche – macht aus dieser Beob- achtung eine tiefgründige Metapher. Das Bild gelte nämlich auch beim Menschen: «Es ergreift ihn, das Kind zu sehen, das noch nichts Vergange-nes zu verleugnen hat und zwischen den Zäunen der Vergangenheit und der Zukunft in überseliger Blindheit

spielt.» Wie bei Bernhard von Chartres ist vom Verhältnis der Generationen die Rede, doch diesmal ist der Befund ernster. Das Bild mit den Riesen und den Zwergen strotzte vor Opti- mismus – die Jugend mag noch so beschränkt sein, sie weiss mehr als die alte Generation. Nun stellt sich eine grundlegende Frage der Pädagogik: Inwieweit dürfen die Erwachsenen die Idylle des kindlichen Spiels stören, sie in Kultur und Geschichte einweihen? Nietzsche hakt nach: «Entfesselt die Jugend und ihr werdet mit ihr das Leben befreit haben.»

Dieser Satz hat mich vor über zwanzig Jahren begeistert. In- zwischen liegen viele Schulzimmer-jahre hinter mir. In dieser Zeit trat das mit dem «Entfesseln der Jugend» etwas in den Hintergrund, um es gelinde zu formulieren. Aber drei Dinge sind gewiss: Erstens steckt in meinem Büchergestell mehr Leben als vermutet. Zweitens danke ich dem Dozenten, der mir damals solche Texte vorgesetzt hat. Und drittens verspreche ich, beim nächsten Mal an dieser Stelle wieder vom echten Leben zu berichten.

Mario Bernet ist Primarlehrer im Schulhaus Sihlfeld und Praxis-dozent an der PH Zürich.I

llustration: Raffinerie AG

Mario Bernet – aus dem Leben eines Lehrers

Leben im Büchergestell

Page 38: Akzente 3/2014

A K Z E N T E 3 / 2 0 1 438

Fundstück

Fundstück

Fotos erzählen Geschich-ten, im vorliegenden Fall zum Beispiel diese: Ein grosser weisser Schwan ging mit seinen grauen Schwanenkindern an Land, um Menschen anzusehen. Da trafen sie auf einen grossen schwarzen Mann mit vielen kleinen Menschlein. «Da schaut her», sagte der Schwan, «das sind Männedorfer. Sie leben in Häusern. Im Sommer kommen sie auf den See. Die Menschenkinder machen viel Lärm und spritzen wild um sich. Menschen schwimmen nicht so ruhig wie wir Schwäne.»

Der Lehrer seinerseits dürfte seinen Schülerinnen und Schülern auf dem naturkundlichen Streifzug zum Seeufer analoge Informationen über die Schwäne mit auf den Weg gegeben haben. Er überragt die Kinderschar, und seine Körperhal-tung steht im Kontrast zur Ehr- furcht, der Neugierde und der Be- lustigung, die seine Schülerinnen und Schüler ausstrahlen. Er doziert und ist im Element.

Das Bild hat der Fotograf Hans-Peter Klauser 1936 in Männedorf aus der Schwanenper-

spektive aufgenommen. Es über- rascht durch die Gegenüberstel- lung von Schwan und Lehrer, die sich auf Augenhöhe zu begegnen scheinen. Die Kinder und die jungen Schwäne mustern einander und bilden zwei konzentrische Halb-kreise. Der Junge mit dem Fahr- rad ist wie der Fotograf ein Aussen- stehender. Er scheint vom Landgang der Schwäne fasziniert zu sein. Der Fotograf erkennt den Charme der Szene, bannt sie auf Film und erzählt uns so seine eigene kleine Geschichte. – Thomas Hermann

«Akzente» (vormals ph | akzente) erscheint viermal jährlich, 21. Jahrgang, Nr. 3, August 2014, ISSN 2296-7281 (Print), 2296-732X (Online). Herausgeberin: Pädago-gische Hochschule Zürich. Redaktion: Christoph Hotz (Redaktionsleitung), Redaktor Kommunikation; Daniel Ammann, Dozent für Medienbildung; Bettina Diet- helm, wissenschaftliche Mitarbeiterin; Thomas Hermann, Dozent für Medienbildung; Vera Honegger, Redaktorin Kommunikation; Rudolf Isler, Dozent für Päda- gogik; Reto Klink, Leiter Kommunikation; Michael Prusse, Abteilungsleiter Sek II Berufsbildung. Redaktionelle Mitarbeit: Melanie Keim, Isabel Plana. Adresse: Pädagogische Hochschule Zürich, Redaktion «Akzente», Christoph Hotz, Lagerstrasse 2, 8090 Zürich, [email protected], www.phzh.ch/akzente. Grafisches Konzept: Raffinerie AG für Gestaltung, Zürich. Layout: Regi Müller, Typografische Gestalterin PH Zürich. Druck: FO-Fotorotar, Egg ZH. Inserate: IEB AG, Industriestrasse 6, 8627 Grüningen, Tel. 043 833 80 40, Fax 043 833 80 44, [email protected], www.ieb.ch. Abonnemente: Jahresabonnement CHF 20.- inkl. Porto, Pädagogische Hochschule Zürich, Vera Honegger, Lagerstrasse 2, 8090 Zürich, [email protected]. Gedruckt auf FSC-zertifiziertem Papier.

Impressum

Foto: © Hans-Peter Klauser / Fotostiftung Schweiz

Page 39: Akzente 3/2014

Foto: © Hans-Peter Klauser / Fotostiftung Schweiz

Berufsbegleitende, anerkannte Weiterbildungen

mit Diplomabschluss:

«Ihr Aus- und Weiterbildungsinstitut IKP: wissenschaftlich – praxisbezogen – anerkannt»

Dr. med. Y. Maurer

Ausbildungsinstitut IKP, Zürich und Bern

Seit 30 Jahren anerkannt

Dipl. Körperzentrierte(r) Psychologische(r) Berater(in) IKP

Info-Abend: 20. Okt.

Info-Abend: 23. Okt.

Dipl. Ernährungs- Psychologische(r) Berater(in IKP

Studien und Praxiserfahrungen zeigen, dass viele psychische Probleme und Störungen raschere Besserungstendenzen zeigen, wenn im Gesprächsprozess der Körper in passiver und/oder aktiver Form miteinbe-zogen wird. Der IKP-Ansatz beinhaltet neben dem psychosozial-berate-rischen Gespräch auch das Erleben und Erfahren über den Körper sowie den Einbezug kreativer Medien.Dauer: 3 Jahre, SGfB-anerkannt. Option: via HF zum eidg. Diplomabschl.

Humanistische Psychologie: Sie lernen, Menschen mit Ernährungs-problemen ganzheitlich in ihrer aktuellen Lebenssituation zu beraten und eignen sich fundiertes Ernährungsfachwissen an.Dauer: 2 bzw. 4 Jahre, ASCA- und SGfB-anerkannt. Option: via HF zum eidg. Diplomabschluss.

Berufsbegleitende, anerkannte Weiterbildungen mit Diplomabschluss:

CAS International

hochschuldidaktik.phzh.ch/cas-int

ZHE – Zentrum für Hochschuldidaktik und Erwachsenenbildung · Pädagogische Hochschule ZürichLagerstrasse 2 · 8090 Zürich · Telefon +41 (0)43 305 64 54 ∙ [email protected]

Dieses modulare Weiterbildungsangebot hilft Dozierenden und Verant-wortlichen an Hochschulen, sich den ständig wachsenden Herausfor-derungen bezüglich Internationalität an Hochschulen zu stellen. Der CAS International umfasst folgende Themenschwerpunkte:

— Teaching in English

— Interkulturelle Kommunikation

— Internationalisierung der Lehre

— Fit für den globalen Arbeitsmarkt

Kontaktieren Sie uns für weitere Auskünfte.

Ins_ZHE CAS_Intern_akzente 81x116.5mm_4-14.indd 1 26.06.14 18:32

Geräteturnen: einfach und sicher7. bis 9. Schuljahr

– 326 Unterrichtskarten fürs Geräteturnen– Einfache und sichere Übungen für Boden, Sprungfolge, Barren, Stufenbarren, Reck und Schaukelringe

www.lehrmittelverlag-zuerich.ch

INHALT TurnkartenAbschnitt

KartenBoden ................................................................................................ 2 – 33

Sprungfolge ................................................................... 34 – 83Barren ...................................................................................... 84 –118

Stufenbarren ...................................................... 119 – 206Reck ....................................................................................... 207– 252

Schaukelringe .................................................. 253 – 326© Lehrmittelverlag Zürich

001 Gesamtinhalt.indd 1

30.06.14 09:31

G e r ä t e t u r n e n

Karten zum Sport-Test für die Sekundarstufe I

einfach und sicher

000 Titelblatt Geräteturnen 100%.indd 1

30.06.14 09:21

Inserate

Page 40: Akzente 3/2014

für junge Erwachseneund Studenten

Sprachkurseim Ausland

The faster way to learn a language!

Garantierter LernerfolgExamenskurse, wie beispielsweise für Cambridge ESOL, DELF/ DALF oder CELI/CILS, führt EF jedes Jahr mit der vergleichsweise höchsten Erfolgsquote durch.

Flexible KurslängeBestimmen Sie selbst den passenden Zeitpunkt fürIhren Sprachaufenthalt. Bei EF können Sie jeden Montag in einen Kurs einsteigen und beliebig lange bleiben.

Fliessende SprachkenntnisseFalls Sie ganz in eine fremde Kultur eintauchen und Ihre Sprachkenntisse perfektionieren wollen, informieren Sie sich über unsere 6-, 9- und 11-monatigen Sprachaufenthalte.

Bestellen Sie eine unverbindliche Offerte unterwww.ef.com

Testen Sie kostenlos Ihre Sprachkenntnisse in nur 20 Minuten unter www.ef.com/Test

KONTAKTIEREN SIE UNS EF Education AG, Bärengasse 25, 8001 Zürich - Tel 043 430 40 01 - Fax 043 430 41 00 [email protected] www.ef.com

GRATISFLÜGE

Für Examens- und Intensivkurse ab

12 Wochen

14LS_AD_210x270_JAN_CHD.indd 1 1/21/14 4:08 PM