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Tattva Viveka 55 Theologie | Zur Sektendebatte – Rosenkreuzer 75 Hetzjagd Über mehrere Jahre hatte im online-Lexi- kon Wikipedia ein Artikel über AMORC nahezu unverändert Bestand, der in kri- tisch distanzierter Weise aber sachlich richtig erste Informationen vermittelte. Soweit so gut, hat sich Wikipedia in Deutschland doch als erste schnell verfüg- bare Informationsquelle etabliert. Im Mai letzten Jahres begann dann eine gezielte Aktion; anonym wurden nachweislich fal- sche Behauptungen platziert, so u.a. diese Organisation sei von den französischen Behörden als Sekte eingestuft [1]. Rich- tigstellungen, die Mitarbeiter des Ordens vornahmen, wurden regelmäßig innerhalb kürzester Zeit entfernt [2]. So zum Bei- spiel, dass es sich bei der im Jahr 2007 in Frankreich vorgenommenen Einstufung um eine Verwechslung handelte, die ent- sprechend zurück genommen wurde. Tat- sächlich ist die Bezeichnung Rosenkreuzer Dr. Alexander Crocoll AMORC – zur aktuellen Sektenhetze AMORC ist das Akronym für »Der Alte und Mystische Orden vom Rosenkreuz«. Der Begriff der Rosenkreuzer ist gesetzlich nicht geschützt. Zahlreiche Organisatio- nen berufen sich auf die Rosenkreuzer, werden aber nur allzu häufig miteinander verwechselt. Dies führt dazu, dass der Orden in den Medien häufig diskreditiert und die Faktenlage völlig ignoriert wird. Eine in der Öffentlichkeit häufig diskreditierte Rosenkreuzer-Organisation bezieht Stellung Dieser Beitrag ist eine Ergänzung zur voran- gegangenen Ausgabe der Tattva Viveka, Nr. 54, die als Schwer- punkt das Thema »Sekten« hatte. In der Ausgabe ging es um die Diskriminierung von religiösen Minder- heiten, wobei wir die Sektendebatte als soziologisches und spirituelles Phänomen beleuchteten.

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Tattva Viveka 55 Theologie | Zur Sektendebatte – Rosenkreuzer 75

HetzjagdÜber mehrere Jahre hatte im online-Lexi-kon Wikipedia ein Artikel über AMORCnahezu unverändert Bestand, der in kri-tisch distanzierter Weise aber sachlichrichtig erste Informationen vermittelte.Soweit so gut, hat sich Wikipedia inDeutschland doch als erste schnell verfüg-bare Informationsquelle etabliert. Im Mailetzten Jahres begann dann eine gezielteAktion; anonym wurden nachweislich fal-

sche Behauptungen platziert, so u.a. dieseOrganisation sei von den französischenBehörden als Sekte eingestuft [1]. Rich-tigstellungen, die Mitarbeiter des Ordensvornahmen, wurden regelmäßig innerhalbkürzester Zeit entfernt [2]. So zum Bei-spiel, dass es sich bei der im Jahr 2007 inFrankreich vorgenommenen Einstufungum eine Verwechslung handelte, die ent-sprechend zurück genommen wurde. Tat-sächlich ist die Bezeichnung Rosenkreuzer

Dr. Alexander Crocoll

AMORC – zur aktuellen Sektenhetze

AMORC ist das Akronym für »Der Alte und Mystische Orden vom Rosenkreuz«.

Der Begriff der Rosenkreuzer ist gesetzlich nicht geschützt. Zahlreiche Organisatio-

nen berufen sich auf die Rosenkreuzer, werden aber nur allzu häufig miteinander

verwechselt. Dies führt dazu, dass der Orden in den Medien häufig diskreditiert und

die Faktenlage völlig ignoriert wird.

Eine in der Öffentlichkeit häufig diskreditierteRosenkreuzer-Organisation bezieht Stellung

Dieser Beitrag ist eineErgänzung zur voran-gegangenen Ausgabe

der Tattva Viveka,Nr. 54, die als Schwer-

punkt das Thema»Sekten« hatte. In derAusgabe ging es umdie Diskriminierung

von religiösen Minder-heiten, wobei wir

die Sektendebatte alssoziologisches und

spirituelles Phänomenbeleuchteten.

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Theologie | Zur Sektendebatte – Rosenkreuzer76 Tattva Viveka 55

che Passagen, die durch unzulässige Ver-kürzungen und suggestive Formulierun-gen versuchen, den Orden in einemungünstigen Licht erscheinen zu lassen.Der Artikel enthält nach wie vor grobeMängel, sowohl bei der formalen als auchbei der inhaltlichen Qualität, die auf diebeiden anonymen Hauptredakteure zu-rückzuführen sind. Dass dabei sogar soeinfach zu klärende Dinge wie der inter-nationale Sitz der Organisation falsch an-gegeben sind, fällt dem unbedarften Lesernaturgemäß kaum auf, spiegelt aber dieQualität dieses Artikels wider.

Wikipedia in der KritikZum Ende des vergangenen Jahres gab eseinigen Wirbel in der Presse um die eng-lische aber auch um die deutsche Ausgabe

von Wikipedia. Zahlreiche falsche Artikelsorgten dafür, dass die freie Enzyklopädiemit einem Experiment Konsequenzenzieht und es nicht mehr jedem ohne wei-teres erlaubt ist, neue Artikel in der eng-lischsprachigen Version einzustellen.Grundlage des Erfolgs von Wikipedia warbislang der Grundsatz, dass jeder Artikeleinstellen und bearbeiten konnte und dieNutzerscharen die Richtigkeit der Ein-träge überwachen würde. Doch diesesPrinzip der Selbstkontrolle der Nutzerscheint Grenzen des Funktionierens zuhaben. Immer wieder kam es zu Aufsehenerregenden Manipulationen und Wikipe-dia selbst listet eine ganze Reihe von Feh-lern auf, inklusive Angaben darüber, wielange falsche Artikel bestehen blieben.Nachweislich falsche Einträge, die übermehrere Jahre Bestand hatten, sind keineAusnahme. Für die deutsche Ausgabe sindbislang keine Änderungen der Benutzer-richtlinien vorgesehen. Nach wie vor ist esmöglich, anonym gezielt falsche Informa-tionen zu verbreiten, sei es durch Anlageneuer Artikel oder Änderung bestehenderEinträge.

UrsachensucheUnser gegenwärtiges Zeitalter scheint ge-prägt von einem scheinbaren Wider-spruch, dem starken Anwachsen meta-

physischer Bedürfnisse bei gleichzeitigerreligiöser Desorientierung [6]. Die klassi-schen großen Staatskirchen und aner-kannten Konfessionen verlieren an Bedeu-tung; sie werden nur allzu häufig aufbloße Ethik und Moral-Lehre reduziertund scheinen den spirituellen Bedürfnis-sen der Menschen kaum mehr gerecht zuwerden. Mit der ab Mitte der 70er Jahreeinsetzenden Abnahme religiöser Homo-genität ist keine Abnahme spiritueller Le-bens- und Sinnfindung zu verzeichnen,wie der nach wie vor boomende Markt derEsoterik und alternativer Glaubensformenzu bestätigen scheint [6].

UntersuchungenIm Jahr 1996 setzte der Deutsche Bun-destag eine Enquete-Kommission unterdem Arbeitstitel »Sekten und Psycho-gruppen« ein. Neben diversen anderenGruppierungen wurde AMORC als ein-zige Rosenkreuzer-Organisation zu einernichtöffentlichen Anhörung eingeladenund gab selbstverständlich bereitwilligAuskunft. Der Abschlussbericht verdeut-licht, dass von den Rosenkreuzern alsweltanschaulicher Gemeinschaft keine derGefahren ausgeht, die mit dem Begriff»Sekte« in Verbindung stehen [7].

Auch von kirchlicher Seite wie derEvangelischen Zentralstelle für Weltan-schauungsfragen (EZW) wurden derartigeUntersuchungen angestellt [8, 9, 10].Auch hier wurde stets bereitwillig Aus-kunft gegeben, so kam es z.B. im Jahr2012 im Rahmen der Jahrestagung derEvangelischen Zentralstelle für Weltan-schauung zu einer Einladung deren Dele-gation in die deutschsprachige Zentrale desOrdens. Der aktuellste Text der EZW dif-ferenziert am deutlichsten zwischen unter-schiedlichen Gruppierungen der Rosen-kreuzer. Anderen Organisationen be-scheinigt diese Untersuchung »platteKommerzialisierung« bzw. »sektenartigeStrukturen« in Verbindung mit einer ent-sprechenden »Ausstiegsproblematik« [10].AMORC wurde von derartigen und wei-teren Vorwürfen freigesprochen. Einzigeine angeblich mögliche Selbsterlösungscheint im Widerspruch zur christlichenLehre zu stehen, beruht in Wahrheit je-doch auf einem Missverständnis bzw. einerHineininterpretation, da nach der Lehreund Tradition der Rosenkreuzer dieseebenfalls das Prinzip der göttlichen Gnade

nicht gesetzlich geschützt und es existie-ren zahlreiche Vereinigungen, die sich aufdas Rosenkreuzertum berufen, so dass esimmer wieder zu Verwechslungen kommt.Beweise für die Verwechslung, dieAMORC als authentische Nachfolgeorga-nisation der historischen Rosenkreuzervorlegte, und zahlreiche Schreiben franzö-sischer Regierungshäupter sowie der Sek-tenkommission an den französischen Di-rektor der Organisation wurden nicht nurignoriert, mehr noch, die Autoren warfenAMORC auf der Diskussionsseite zumArtikel Manipulation und Fälschung vor,offensichtlich ohne dabei zu bemerken,dass Sie dadurch ihre eigene Geisteshal-tung offenbarten. In den notariell beglau-bigten Schreiben heißt es, dass die Ein-stufung als Sekte durch nichts gerechtfer-tigt sei und man die Schwierigkeiten be-dauere, die durch die fälschliche Ein-stufung hervorgerufen seien [3, 4].

Erst nach mehreren Monaten und nachAndrohung einer gerichtlichen Vorge-hensweise wurde der Sektenvorwurf zu-rückgenommen [5]. Allerdings geht dieHetzjagd weiter, denn mittlerweile wird inbesagtem Artikel suggeriert, AMORC ge-höre zu einer Gruppe von Hauptakteurenin Bezug auf ihren (dunklen?) finanziellenEinfluss. Nach wie vor ist der Artikel ten-denziös geschrieben und enthält zahlrei-

InWikipedia ist es möglich, anonym gezielt falsche Informationenzu verbreiten, sei es durch Anlage neuer

Artikel oder Änderung bestehender Einträge.

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verfährt. So ist in der Fama Fraternitatiseine Darstellung des traditionellen Ein-weihungsweges der Rosenkreuzer weiter-gegeben. Man erkennt dies aber erst durcheine gute Einführung. Allerdings zeigt diesschon, dass es neben der offiziellen Reli-gion auch im Westen eine überlieferte spi-rituelle Tradition gibt. Wie dies histo-rischer Forschung eigentümlich ist, sagendatierbare Funde und Quellen lediglichetwas über das Alter eben eines solchenFundes aus, nichts aber über die Entste-hung oder das Alter der Gedanken. DieRosenkreuzer sprechen daher von einerÜberlieferung, wohl wissend, dass eine lü-ckenlose historische Dokumentation fürimmer ein Wunschtraum bleiben wird.Die Überlieferung sieht die Ursprünge derRosenkreuzer in den Mysterienschulen imantiken Ägypten und noch weiter zurück.

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Aus einer ursprünglichen Quelle habensich unterschiedliche Traditionen ausge-bildet, die in die Entstehung der Religio-nen einmünden. Aber bereits in Ägyptenwurde der Grundstein für den späterenMonotheismus der drei abrahamitischenReligionen gelegt. AMORC unterscheidetzwischen einer horizontalen Überliefe-rung, d.h. Wissensvermittlung, und einervertikalen Überlieferung, durch persönli-che Offenbarung der kosmischen Ord-nung. Das Erlernen der sog. mystischenSprache ermöglicht die persönliche Erfah-rung, den Zugang zum Inneren Selbst.Auf diese Weise ergänzen sich die hori-zontale und vertikale Überlieferung. Dasernsthafte Studium der Lehren der Ro-senkreuzer kann den Menschen zu dieserErkenntnis führen.

Im Zeichen von Kreuz und RoseBei den Rosenkreuzern denkt man un-mittelbar an die Begriffe Kreuz und Rose.Das Kreuz ist ein uraltes Symbol, das auchzeitlich weit über das Christentum hi-nausgeht und das Zusammenwirken dermateriellen und der geistigen Ebene sym-bolisiert. Wenn dieses Zusammenwirkenin harmonischer Weise geschieht, entstehteine dritte Kraft, die sich in der Seelen-persönlichkeit darstellt, so wie sie imMenschen zum Ausdruck kommt. Fürdiese erwachende Seelenpersönlichkeitsteht die aufgehende Rosenknospe imSchnittpunkt des Kreuzes. Diese Rosen-knospe ist eine jahrhundertealte symboli-sche Darstellung für das Höchste undEdelste im Menschen und steht in enger

anerkennen. AMORC hat ein Lehrsystemaufzuweisen und leitet seine Mitgliederzum Studium und entsprechenden Übun-gen an, doch hat dies nichts mit einer un-zulässig auf eine angebliche Selbsterlösungreduzierten Praxis zu tun.

FazitSämtliche bislang durchgeführten Unter-suchungen sprechen AMORC von jegli-cher Sektiererei frei; wie kann es auchanders sein, handelt es sich doch wederum eine Religion noch eine Sekte nochexistieren irgendwelche Dogmen. DasProblem scheint eher darin zu liegen, dasssobald eine Organisation, die keiner staat-lich anerkannten Religion oder Konfes-sion zuzuordnen ist, sich auf Gott bezieht,eine Sekte sein muss.

Da keine der üblicherweise vorgebrach-ten Vorwürfe greifen, was läge also näher alszunächst einmal zu sehen, wie AMORCsich selbst beschreibt. Eine derartige Selbst-darstellung von vorneherein in Frage zu stel-len würde jedenfalls mehr über die be-wussten und unbewussten Persönlichkeits-merkmale des In-Frage-Stellers aussagen alsdie vermeintliche Bedrohung.

RosenkreuzerDer Begriff der Rosenkreuzer taucht his-torisch Anfang des 17. Jahrhunderts auf,in einer Schrift, der sog. Fama Fraternita-tis, mit der erstmals eine breite Öffent-lichkeit von den Rosenkreuzern erfahrenhat. Diese und auch nachfolgende histori-sche Schriften wurden leider viel zu wört-lich genommen, wie man im Allgemeinenauch mit anderen allegorischen Texten

Wenn materielle und geistige Ebene in harmonischerWeise zusammenwir-ken, entsteht eine dritte Kraft, die sich in der Seelenpersönlichkeit

darstellt, so wie sie im Menschen zum Ausdruck kommt.

Johann Valentin Andreä (1586-1654), deutscher lutherischerTheologe, Abt und Schriftsteller,Gründer der Rosenkreuzer

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Beziehung zum Christusbewusstsein. Be-reits im antiken Ägypten wurde diese»edle Blume« im Schnittpunkt des Kreu-zes angebracht, um so das Streben desMenschen nach höherem Bewusstseindarzustellen, auch wenn das Rosenkreuzals Symbol im Abendland erst ca. 400Jahre alt ist. Der Begriff Rosenkreuzwurde ab dem 16. Jahrhundert gebraucht,als die Mystiker der Renaissance die Lehr-modelle der Rosenkreuzer in eine Formbrachten, wie diese auch heute noch alsGrundlage dienen. Nach dieser Überliefe-rung fand im 15. und 16. Jahrhundert eingroßer Wertewandel statt, ähnlich wieman auch die heutige Zeit als einen Auf-bruch in ein neues Zeitalter verstehen undbegreifen kann. In diese Epoche fiel auchdas Bekanntwerden dieser uralten undzeitlosen geistigen Strömung unter der Be-zeichnung Rosenkreuzer.

Auf dem Weg zu höherenLebenserfahrungenDer Weg der spirituellen Entfaltung isthistorisch, kollektiv und persönlich einlanger Weg, der keine Abkürzungenkennt, der allerdings bis zur Erleuchtungund spirituellen Meisterschaft führenkann. Der Einweihungsweg im Zeichendes Rosenkreuzes führt zu der unvergäng-lichen Lehre über die Gesetze der Schöp-fung und des Menschen, die vor allemgeistiger Natur sind und in einer prakti-schen Lebensphilosophie münden. DieAntwort der Rosenkreuzer auf die Fragenach dem Sinn des Lebens führt zum »Er-kenne dich selbst!«; denn der Menschträgt alles in sich, was er benötigt, um sich

selbst zu erkennen. Alles Weitere bedarftatsächlich der göttlichen Gnade, der sichder Mensch allerdings auch würdig erwei-sen muss. Diesen spirituellen Weg, derden Menschen zu seiner Suche anregt, dashöhere Selbst zu erfahren, bewahrtAMORC und gibt ihm an alle aufrechtsuchenden Menschen weiter. So steht derOrden in der Tradition der ursprünglichs-ten spirituellen Überlieferungen derMenschheit. Die über Jahrhunderte über-lieferten Lehren der Rosen- kreuzer sind

ein besonders wirksamer Führer für diespirituelle Suche, denn die Lehren sindvollständig und enthalten alle notwendi-gen Elemente für die innere Entwicklungund für eine harmonische Entfaltung derPersönlichkeit. So kommt der Studierendenicht umhin, eine Verbesserung in seinemLeben festzustellen und sich glücklicherzu fühlen.

Befreit von jeglichem DogmaNaturgemäß ist die Hauptaufgabe, die es zubewältigen gilt, die praktische Anwendungdes Gelernten im Alltag des persönlichenLebens. Ein Wissen, das nicht umgesetztwird, erscheint wertlos. Dabei kenntAMORC keinerlei Dogmatismus, im Ge-genteil der Studierende bleibt stets angehal-ten, sämtliche angebotenen Lehren undÜbungen selbst auszuprobieren und zu hin-terfragen. Daher bezeichnen sich die Ro-senkreuzer auch als lebendige Fragezeichen.

Die persönliche Erfahrung des Göttli-chen spielt in den Rosenkreuzerlehreneine zentrale Rolle, denn nach ihrer Auf-

fassung ist es die Sehnsucht nach demGöttlichen im Menschen, die ihn auf sei-ner Entwicklung vorantreibt.

Zeitlose WeisheitDiese Weisheitslehren sind nicht vom Him-mel gefallen. Die alten Eingeweihten, diegroßen Avatare der Menschheit standen allevoll im Wissen ihrer Zeit, hatten aber zu-gleich Kontakt zur geistigen Welt. Aus der-artigen Kontakten zur geistigen Weltentspringen auch die Religionen, die aller-

dings stets von Menschen interpretiert wur-den und entsprechende kulturelle Prägun-gen erfahren haben. Dem modernenMenschen derartige Erfahrungen zu er-möglichen und ihn an seinem kosmischenErbe teilhaben zu lassen, dafür stehtAMORC als die heutige Organisation, diedas Erbe der historischen Rosenkreuzer be-wahrt und stets bemüht ist, diese zeitloseWeisheit in die Sprache des modernenMenschen zu übersetzen. Dies hat nichtsmit dem oftmals erhobenen Vorwurf desSynkretismus zu tun, lernt man doch klarzwischen den unterschiedlichen Denkmo-dellen und Traditionen zu unterscheiden.Auf was es tatsächlich ankommt ist die ei-gene persönliche Erfahrung, wohl wissend,dass es sich dabei um innere Erfahrungenhandelt, die stets einer Übersetzung bzw. In-terpretation für den äußeren Menschen be-dürfen.

Ziel ist es letztendlich, die Menschheitund die gesamte Schöpfung als Einheit zuerfahren und die Bruderschaft der Mensch-heit zu leben. Schließlich kommt demMenschen im Kosmos eine besondere Auf-gabe und Stellung zu und es wird Zeit, dassdie Menschheit ihrer kosmischen Verant-wortung gerecht wird!

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DerWeg der spirituellen Entfaltung ist ein langerWeg,der keine Abkürzungen kennt, der allerdings bis zur Erleuchtung und

spirituellen Meisterschaft führen kann.

Es ist die Sehnsucht nach dem Göttlichen im Menschen,die ihn auf seiner Entwicklung vorantreibt.

Zum Autor

Dr. rer. nat. AlexanderCrocoll, geb. 1966. Wäh-rend seiner wissenschaft-lichen Tätigkeit Publika-tion von Arbeiten zur Genetik molekularerEmbryologie. Er beschäftigt sich seit frühes-ter Jugend mit spirituellen Fragen, ist seit dreiJahrzehnten AMORC-Mitglied und arbeitetheute in der deutschen AMORC-Zentrale.

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