Manifesto Positio Fraternitatis Rosae Crucis AMORC German

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    Salutem Punctis Trianguli!

    In diesem ersten Jahr des dritten Jahrtausends und vor den Augendes Gottes aller Menschen und allen Lebens, haben wir, Abgeordnetedes Obersten Rates der Bruderschaft des Rosenkreuzes, es fr richtiggehalten, dass die Stunde gekommen sei, die vierte R+C-Fackel zuentznden, um unsere Position im Hinblick auf die derzeitige Lage derMenschheit offen zu legen und die Gefahren ans Licht zu bringen, dieauf ihr lasten, dann aber auch die Hoffnung, die wir in sie setzen.

    So mge es sein!

    Ad rosam per crucem Ad crucem per rosam

    M ANIFESTO

    R C

    P OSITIOF RATERNITATIS R OSAE C RUCIS

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    berreicht durch:A.M.O.R.C. Die Rosenkreuzer

    D-76527 Baden-Baden

    Tel. 07221-66041 * Fax. 07221-66044www.rosenkreuzer.de092001

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    MANIFESTO

    P OSITIO

    F RATERNITATIS R OSAE C RUCIS

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    PROLOG

    Liebe Leserin,liebe Leser!

    N achdem es uns nicht mglich ist, direkt mit Ihnenallen persnlich zu sprechen, tun wir es ber dieses Manifest.Wir hoffen, dass Sie von dessen Inhalt unvoreingenommenKenntnis nehmen werden und dass dies in Ihnen etwas

    auszulsen vermag, und sei es lediglich einen Impuls. Es liegtnicht in unserer Absicht, Sie von der Berechtigung dieser Positio zu berzeugen, wir wnschen vielmehr, dass Sie dieseungezwungen mitempfinden knnen. Natrlich hoffen wir,dass sie in Ihrer Seele ein wohlklingendes Echo finden wird.Andernfalls mchten wir Sie um Ihre Nachsicht ersuchen.

    I m Jahre 1623 schlugen Rosenkreuzer an die Hu-ser in Paris Plakate an, welche sowohl geheimnisvoll anmute-ten als auch die Neugierde weckten. Hier die Wiedergabe desTextes:

    Wir, Abgeordnete des obersten Kollegiums vom Rosen-kreuz, halten uns sichtbar und unsichtbar in dieser Stadt auf,und dies von Gnaden des Allmchtigen. Zu Ihm wendet sichdas Herz der Gerechten. Wir zeigen und unterrichten es, wieman ohne Bcher und Zeichen in allen mglichen Sprachenin den Lndern spricht, in denen wir uns zeigen wollen, umdie Menschen dort, die unsere Nchsten sind, vor Irrtum und Tod zu bewahren.

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    Sollte einer die Lust verspren, aus reiner Neugierde zuuns zu kommen, wird es ihm nie gelingen, mit uns in Verbin-dung zu treten. Wenn ihn aber der eigene Wille wahrhaftig veranlasst, sich im Register unserer Fraternitt einzutragen,werden wir ihn die Wahrheit unserer Versprechungen sehenlassen, denn wir verstehen es, die Gedanken der anderen zubeurteilen, sodass wir uns wahrhaftig nicht veranlasst sehen,Wohnsitz in dieser Stadt zu nehmen, weil die mit einem wirkli-chen Wollen verknpften Gedanken des Lesers schon die Kraft haben, uns ihm gegenber bekannt zu machen und auch die Kraft, ihn uns gegenber bekannt zu machen.

    Schon ein paar Jahre zuvor hatten die Rosenkreuzer vonsich Reden gemacht, als sie mit drei seither berhmten Mani-festen an die ffentlichkeit traten: der Fama Fraternitatis(1614), derConfessio Fraternitatis (1615) und derChymischen

    Hochzeit Christiani Rosencreutz(1616). Diese drei Schriftenriefen zur damaligen Zeit zahlreiche Reaktionen aus Kreisender Intellektuellen, aber auch aus den Reihen politischer undreligiser Autoritten hervor. Zwischen 1614 und 1620 wur-den rund 400 Pamphlete, Manuskripte und Bcher verffent-licht, einige in Form von Lobreden, andere als Schmhschrif-ten. Wie dem auch sei, das Erscheinen der Rosenkreuzer-Ma-

    nifeste stellt ein beachtliches historisches Ereignis dar, beson-ders in der Welt der Esoterik.

    Die Fama Fraternitatis richtet sich an die politischen undreligisen Hupter, Stnde und Gelehrten Europae. Sie zeich-net ein eher dsteres Bild von der allgemeinen Lage dieserEpoche. Sie enthllt die Existenz des Ordens vom Rosenkreuzunter Zuhilfenahme der allegorischen Geschichte des Christi-an Rosencreutz (1378 1484), ausgehend von seiner ereig-

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    nisreichen Reise durch die Welt, ber das Ins-Leben-Rufender Rosenkreuzer-Bruderschaft bis hin zur Entdeckung seinerGrabsttte. Dieses Manifest ruft zu einer allgemeinen Gene-ralreformation auf.

    DieConfessio Fraternitatis ergnzt einerseits das erste Ma-nifest darin, dass sie die Notwendigkeit fr den Menschen unddie Gesellschaft unterstreicht, eine Regeneration in die Wegezu leiten, und andererseits hervorhebt, dass die Fraternitt derRosenkreuzer im Besitz einer philosophischen Wissenschaftist, die es ermglicht, diese Regeneration durchzufhren. Da-mit richtet sich dieses zweite Manifest vor allem an bereitwil-lige Sucher, die vom Wunsch beseelt sind, an der Arbeit desOrdens teilzunehmen, um so zum Wohle der Menschheit bei-zutragen. Der prophetische Gesichtspunkt dieses Textes wecktevor allem die Neugier vieler Gelehrter jener Epoche.

    Die Chymische Hochzeit Christiani Rosencreutzist entge-

    gen den beiden ersten Manifesten in einem anderen Stil abge-fasst und berichtet ausfhrlich ber einen Einweihungswegauf der Suche nach Erleuchtung. Die Reise fhrt in siebenTagen groenteils durch ein geheimnisvolles Schloss, in wel-chem Hochzeitsfeierlichkeiten eines Knigs und einer Kni-gin zelebriert werden. Auf symbolische Art berichtet dieChy-mische Hochzeit ausfhrlich vom tastenden Voranschreiten,

    das jeden Initianten zur spirituellen Vereinigung seiner Seele(der Braut) mit Gott (dem Brutigam) fhrt.

    Wie zeitgenssische Historiker, Denker und Philosophenbetont haben, stellt die Verffentlichung dieser drei Manifestealles andere als harmlose und ungeeignete Publikationen dar.Sie erschienen in einer Zeit, in der Europa eine Existenzkrisedurchzustehen hatte. Politisch zerrttet, zerfleischte es sich inwirtschaftlichen Interessenkonflikten; Religionskriege streu-

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    ten Saat von Unheil und Trostlosigkeit bis zum heimischenHerd; die Wissenschaft schwang sich auf und gab sich einematerialistische Ausrichtung; die Lebensbedingungen warenfr die meisten Menschen erbrmlich. Die ganze Gesellschaftwar zu dieser Zeit im Umbruch, aber es mangelte ihr an An-haltspunkten, um sich im Sinne des allgemeinen Interesses zuentwickeln.

    Die Geschichte wiederholt sich und setzt immer wiedergleichartige Ereignisse in Szene, aber auf einer ausgedehnte-ren Ebene. Fast vier Jahrhunderte nach der Verffentlichungder drei ersten Manifeste stellen wir schon wieder fest, dassdie ganze Erde, nicht mehr nur Europa, mit einer noch nie da gewesenen Existenzkrise konfrontiert wird, und zwar auf al-len Gebieten wie Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Technolo-gie, Religion, Moral, Kunst usw. Und so ist unser Planet, dasheit unser Lebens- und Entwicklungsrahmen, schwer bedroht,

    was auch die wachsende Bedeutung einer relativ jungen Wis-senschaft unterstreicht, nmlich der kologie. Gewiss, der heu-tigen Menschheit geht es nicht gut. Aus diesem Grunde habenwir, die Rosenkreuzer der gegenwrtigen Zeit, es getreu unse-rer Tradition und unserem Ideal fr notwendig erachtet, auf dem Weg dieser Positio uns zu erkennen zu geben.

    Die Positio Fraternitatis Rosae Crucis ist keine Abhand-

    lung von den letzten Dingen. In keiner Weise ist sie apokalyp-tisch ausgerichtet. Wie schon erwhnt, ist es ihr Ziel, unsereEinstellung im Hinblick auf den Stand der gegenwrtigen Weltwiederzugeben und das hervorzuheben, was uns mit Besorg-nis erfllt im Hinblick auf ihre Zukunft. Wie schon unserenBrdern in der Vergangenheit, liegt es auch uns am Herzen, zuvermehrtem Humanismus und verstrkter Spiritualitt aufzu-rufen, denn davon sind wir berzeugt, dass der in der moder-

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    nen Gesellschaft zur Zeit vorherrschende Individualismus undMaterialismus nicht dazu angetan ist, den Menschen das Glckzu verschaffen, nach dem sie mit Recht streben. Diese Positiowird bei gewissen Lesern zweifellos eine beunruhigende Wir-kung hervorrufen, doch gibt es bekanntlichkeinen schlimme-ren Tauben, als den, der nicht hren will und auch keinenschlimmeren Blinden, als den, der nicht sehen will .

    Die Menschheit ist heutzutage verwirrt und fassungslos.Die immensen Fortschritte, die ihr auf materieller Ebene ge-lungen sind, haben sie nicht wirklich glcklich gemacht undgestatten es ihr nicht, heiter in die Zukunft zu blicken, dennsie vergegenwrtigt sich Kriege, Hungersnte, Epidemien, Naturkatastrophen, Gesellschaftskrisen, Beraubung elemen-tarster Freiheitsgebote, alles Geieln, welche der Hoffnungspotten, die der Mensch in seine Zukunft gesetzt hatte. Diesist der Grund, dass wir diese Botschaft an den geneigten Zu-

    hrer richten, der bereit ist, sie aufzunehmen. Sie entspringtdem gleichen Geist, dem auch die drei Manifeste der Rosen-kreuzer des 17. Jahrhunderts entstammen, doch um sie zu ver-stehen, ist man angehalten, mit Wirklichkeitssinn im groenBuch der Geschichte zu lesen und einen ungetrbten Blickauf die Menschheit zu werfen, dieses groartige Bauwerk, dasMnner und Frauen auf ihrem Entwicklungsweg geschaffen

    haben.

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    Positio R + C

    D er Mensch entwickelt sich im Laufe der Zeit, eben-so wie alles andere, was an seinem Leben Anteil hat, das Uni-versum selbst mit eingeschlossen. Hier handelt es sich um einCharakteristikum, das alles prgt, was in der manifest gewor-denen Welt existiert. Wir denken aber, dass sich die menschli-che Entwicklung nicht auf materielle Aspekte seiner Existenzbeschrnkt, denn wir sind davon berzeugt, dass der Menscheine Seele besitzt, mit anderen Worten: eine spirituelle Di-mension. Nach unserer Ansicht ist es die Seele, die aus demMenschen ein bewusstes Wesen macht, das fhig ist, zu ber-legen und ber seinen Ursprung und sein Schicksal nachzu-denken. Aus diesem Grund betrachten wir die Entwicklung

    der Menschheit als Absicht, die Spiritualitt als Mittel und dieZeit als Offenbarer.Geschichte wird nicht so sehr durch die Ereignisse verstnd-

    lich, die sie erzeugen oder welche sie selber hervorruft, alsvielmehr durch die Bande, welche diese Ereignisse miteinan-der verbinden. Dazu kommt, dass sie einen Sinn hat, was diemeisten Historiker heutzutage gerne einrumen. Um Geschich-

    te zu begreifen, sind deren Ereignisse gewiss als isolierte Ele-mente in Betracht zu ziehen, dann aber auch, und dies im Be-sonderen, als Teile eines Ganzen zu werten. Wir sind der An-sicht, dass einem einzelnen Geschehen nur dann geschichtli-cher Wert zukommt, wenn man es in Beziehung zum Gesam-ten setzt, dem es angehrt. Das Trennen der beiden, um einehistorische Moral aus ihrem Getrenntsein abzuleiten, heit,einen intellektuellen Schwindel begehen. Das Ganze aber lsst

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    erkennen, dass es eine Mitte gibt, ein Nebeneinander, eineGleichzeitigkeit und ein Zusammenwirken, und die hat mitZufall nichts gemein.

    Wie im Prolog bereits erwhnt, erkennen wir eine hn-lichkeit zwischen der derzeitigen Weltlage und der Lage imEuropa des 17. Jahrhunderts. Das, was man heute schon als Post-Moderne bezeichnet, hat in zahlreichen Bereichen ver-gleichbare Wirkungen ausgelst, die unglcklicherweise dazufhrten, eine gewisse Degeneration der Menschheit in die Wegezu leiten. Doch wir denken, dass diese um sich greifende Zer-fallserscheinung nur vorbergehend ist und schlielich zu ei-ner individuellen und kollektiven Regeneration fhren wird dies allerdings nur unter der Voraussetzung, dass sich dieMenschen dazu entschlieen, ihrer Zukunft eine humanisti-sche und spiritualistische Ausrichtung zu geben. Sollten siedies unterlassen, werden sie sich mit noch schwerwiegende-

    ren Problemen konfrontiert sehen, als das gegenwrtig schonder Fall ist.Gesttzt auf unsere Seinslehre, betrachten wir den Men-

    schen als das am weitesten entwickelte Geschpf unter allenLebewesen auf der Erde, ungeachtet seines zuweilen unwr-digen Verhaltens im Hinblick auf diesen Status. Wenn derMensch diese privilegierte Stellung einnimmt, so deshalb, weil

    er Selbstbewusstsein und freien Willen besitzt. Er besitzt alsodie Gabe, zu denken und seine Existenz nach eigenem Belie-ben auszurichten. Wir glauben auch, dass jeder einzelneMensch eine grundlegende Zelle ein und desselben Krpersist, nmlich desjenigen der gesamten Menschheit. Gesttzt auf dieses Prinzip, beruht unser Verstndnis vom Humanismus inder Ansicht, dass alle Menschen die gleichen Rechte habensollen, wozu auch das Anrecht auf Respekt und das Anrecht

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    auf gleiche Freiheiten gehren, und dies alles ungeachtet desLandes, in dem man geboren wurde und desjenigen, in demman lebt.

    Was unsere Anschauung ber die Spiritualitt anbelangt,grndet diese in der berzeugung, dass es Gott als absoluteIntelligenz gibt, die das Universum und alles darin erschaffenhat, und in der Gewissheit, dass der Mensch eine Seele be-sitzt, die von Gott kommt. Dazu vertreten wir die Ansicht,dass sich Gott in der ganzen Schpfung ber Gesetz und Ord-nung manifestiert, die der Mensch studieren soll, um sie zuseinem eigenen Wohlergehen zu verstehen und zu respektie-ren. Wir vertreten in der Tat den Standpunkt, dass die Mensch-heit zu einem Verstehen des gttlichen Planes hin wchst unddass ihr die Aufgabe obliegt, auf Erden eine ideale Gesell-schaft zu begrnden. Dieser spiritualisierte Humanismus kannutopisch erscheinen, doch verbinden wir uns hier mit Platon,

    der in seiner Republik sagt: Die Utopie ist die ideale Ge-sellschaftsform. Vielleicht ist sie auf Erden nicht realisierbar,trotzdem soll ein Weiser sein ganzes Hoffen in sie setzen.

    An diesem Wendepunkt der Geschichte scheint uns dieRegeneration der Menschheit mehr denn je mglich zu seinaufgrund der gegenseitigen Annherung der menschlichen Be-wusstseinsebenen, der Verallgemeinerung des internationalen

    Austausches, der Ausdehnung der kulturellen Vermischung,der weltberspannenden Informations-bermittlung und demheute stattfindenden interdisziplinren Austausch zwischen denverschiedenen Wissensgebieten. Wir sind aber davon ber-zeugt, dass diese Wiedergeburt, die sich sowohl auf individu-eller als auch auf kollektiver Ebene vollziehen muss, nur statt-finden kann, wenn man die kulturelle Vielfalt mit Hilfe derToleranz untersttzt. In der Tat ist keine politische Einrich-

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    tung, keine Religion, keine Philosophie, keine Wissenschaftim Besitz des Monopols der Wahrheit. Das heit, dass mannur zum Ziel gelangt, wenn man all das zusammenfgt, wasdiese Wissensgebiete dem Menschen an Edelstem zu bietenhaben. Das bedeutet das Erkennen der Einheit in der Vielheit.

    Frher oder spter werden die Schicksalsschlge im Lebenden Menschen dahin fhren, dass er sich die Frage nach demSinn seines Daseins auf Erden stellt. Dieses Nachforschen nacheiner Begrndung ist ganz natrlich, denn es ist Ausdruck ei-nes wesentlichen Verlangens der menschlichen Seele und bil-det die Grundlage seiner Entwicklung. Im brigen rechtferti-gen sich die Ereignisse im Verlauf der Geschichte nicht durchdie alleinige Tatsache, dass es sie gibt, vielmehr sind sie dieFolge einer Ursache, die auerhalb ihrer selbst liegt. Wir den-ken, dass diese Ursache in einen spirituellen Entwicklungs-prozess eingebettet ist, der den Menschen anregen will, in sich

    zu gehen, um zu erfahren, was denn das Mysterium des Le-bens ist. Daraus erwacht dann eines Tages in ihm das Interes-se an Mystik unddie Suche nach der Wahrheit . Dieses For-schen ist ganz natrlich und wir fgen dem noch hinzu, dassder Mensch von einem Hoffen und einem Optimismus befl-gelt wird, die von einem inneren Drngen seiner gttlichen Natur ausgehen, verbunden mit einem biologischen berle-

    bensinstinkt. So betrachtet, scheint das sehnende Streben nachgeistiger Transzendenz eine lebenswichtige Forderung derGattung Mensch zu sein.

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    W as nun die Politik anbelangt, so sind wir der An-sicht, dass diese sich entscheidend erneuern muss. Die groenSysteme des 20. Jahrhunderts, der Marxismus-Leninismus undder National-Sozialismus, die den Anspruch erhoben hatten,definitive soziale Postulate darzustellen, hatten die menschli-che Vernunft zurckgedrngt und zu Barbarei gefhrt. Der ent-sprechende Determinismus dieser beiden totalitren Systemehatte das natrliche Bedrfnis der Selbstbestimmung des Men-schen in fataler Weise verletzt und so sein Recht auf Freiheit

    verrterisch hintergangen, wodurch einige der schwrzestenSeiten der Geschichte geschrieben wurden. Die Geschichtehat das eine und das andere Modell ausgeschieden, hoffent-lich fr immer. Wie man darber auch denken mag, habenpolitische Systeme, die sich auf einen Monismus eines einzi-gen Gedanken festlegen, doch oft gemein, dass sie dem Men-schen eine Heilsdoktrin aufzwngen, und das mit der Ab-

    sicht, ihn aus seinem unvollkommenen Zustand zu erlsen undin einen so genannten paradiesischen Zustand zu heben.Dazu kommt, dass die meisten dieser Systeme den Brger nichtzum Nachdenken auffordern, sondern zum Glauben; er sollvielmehr an die Sache glauben, was diese Systeme dann mit

    religisen Laienstnden verwandt macht.Im Gegensatz dazu sind Gedankengnge wie die des Ro-

    senkreuzertums nicht monologisch, sondern dialogisch undpluralistisch. Dadurch stimulieren sie den Einzelnen, in Dia-log mit anderen zu treten, und untersttzen die Pflege mensch-licher Beziehungen. Sie erkennen die Vielseitigkeit der An-sichten und die Verschiedenartigkeit des Verhaltens an. Str-mungen dieser Art finden ihre Nahrung im Austausch, in derWechselwirkung und selbst im Widerspruch, etwas, was tota-litre Ideologien strikt verbieten. Dies ist brigens der Grund,

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    warum totalitre Systeme, welcher Art auch immer, rosenkreu-zerisches Denken stets bekmpft haben. Seit seinem Ursprungrhmt sich das Rosenkreuzertum des Rechts, sich seine An-sichten selbstndig zu bilden und seine Ideen frei zu uern.In dieser Beziehung sind die Rosenkreuzer keine Freidenker,sondern einfach freie Denker.

    Im gegenwrtigen Zustand der Welt scheint uns die Demo-kratie die geeignetste Staatsform zu sein, was natrlich ge-wisse Schwchen nicht ausschliet. Nachdem jegliche echteDemokratie auf der Freiheit der Meinungsbildung und ihresAusdrucks grndet, bilden sich im Allgemeinen eine Vielzahlvon Tendenzen bei den Regierenden und den Regierten her-aus. Diese Pluralitt kann immer wieder zu Spannungen mitall ihren Konfliktrisiken fhren. Daher sind die meisten de-mokratischen Staaten politisch gespalten, und deren Vertreterliegen sich kontinuierlich und fast systematisch in den Haa-

    ren. Diese politischen Spaltungserscheinungen kreisen mei-stens um eine Mehrheit und eine Opposition, was uns in einermodernen Gesellschaft nicht mehr zeitgem dnkt, weil esdie Regeneration der Menschheit aufhlt. Das fr jede Nationhier anzustrebende Ideal wre die Bildung einer Regierung, inder alle vorhandenen Tendenzen vereinigt wren und in derdie fhigsten Persnlichkeiten die Staatsgeschfte zu fhren

    htten. In Ausweitung dieses Gedankens wnschen wir uns,dass es eines Tages eine reprsentative Weltregierung aller Na-tionen geben wird, gegenber der die UNO lediglich ein Em-bryo wre.

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    Z um Wirtschaftssystem meinen wir, dass sich das-selbe immer mehr verzweigt. Jedermann kann feststellen, dasses die Aktivitten der Menschheit mehr und mehr beeinflusstund immer magebender wird. Gegenwrtig nimmt es struk-turierte Netzformen an und wird immer einflussreicher, alsodirigistischer, im Gegensatz zum ueren Schein. Andererseitsfunktioniert es mehr denn je unter Vorgabe messbarer, vorge-schriebener Werte, wie Produktionskosten, Rentabilitts-schwelle, Gewinnmaximierung, Arbeitszeit usw. Diese Wert-faktoren sind wesenseins mit dem derzeitigen Wirtschaftssy-stem und schreiben ihm die Vorgehensweise vor, um das anvi-sierte Ziel zu erreichen. Unglcklicherweise sind diese Vorga-ben ausschlielich materialistisch, weil sie einseitig auf Ren-tabilitt und uferloser Bereicherung fuen. Und so ist man dazugekommen, den Menschen in den Dienst der Wirtschaft zu stel-len, whrend es doch die Wirtschaft ist, die dem Menschen die-

    nen sollte.In unserer Zeit sind alle Nationen zu Tributpflichtigen ei-ner Weltwirtschaft geworden, die man als totalitr bezeich-nen kann. Dieser wirtschaftliche Totalitarismus vermag es nichtzu verhindern, dass 1,5 Milliarden Menschen unterernhrt sind,whrend die weltweit zirkulierenden Geldmassen noch nie soenorm waren. Dies zeigt, dass der von Menschen erzeugte

    Reichtum nur einer kleinen Minderheit zugute kommt, waswir beklagen.

    Tatschlich stellen wir fest, dass die Schere zwischen denreichsten Lndern und den rmsten Lndern immer weiter aus-einander klafft. Das gleiche Phnomen zwischen den rm-sten und den Wohlhabendsten kann in jedem Land festgestelltwerden. Wir denken, dass dies auch daran liegt, weil die Wirt-schaft zu spekulativ geworden ist und Mrkte und Interessen

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    versorgt, die eher virtuell als real vorhanden sind. Offensicht-lich wird die Wirtschaft erst dann ihre Rolle erfllen knnen,wenn sie in den Dienst aller Menschen gestellt wird. Dies setztvoraus, dass man darauf achtet, das Geld dafr zu verwenden,wofr es bestimmt ist, nmlich als Tauschmittel und Energiemit dem Zweck, dass sich jedermann das verschaffen kann,was er bentigt, um auf der materiellen Ebene glcklich zuleben. Wir sind davon berzeugt, dass es dem Menschen nichtbestimmt ist, arm zu leben, und noch weniger, unter Armut zuleiden, sondern ganz im Gegenteil, dass er ber das verfgenkann, was zu seinem Wohlsein beitrgt, damit er seine Seelein aller Ruhe zu hheren Bewusstseinsebenen erheben kann.Letztlich sollte die Wirtschaft dazu eingesetzt werden, dass eskeine Armut mehr gibt und jeder Mensch in guten materiellenVerhltnissen leben kann, denn dies ist die Grundlage frmenschliche Wrde. Die Armut ist kein Schicksal, sie ist auch

    keine Auswirkung gttlicher Bestimmung. Ganz allgemein istsie eine Folge des Egoismus der Menschen. So hoffen wir,dass die Wirtschaft eines Tages auf einer gerechten Teilungder Gter unter Bercksichtigung des Wohles aller basierenwird. Dessen ungeachtet sind die Bodenschtze nicht uner-schpflich und knnen nicht auf ewige Zeiten gefrdert, ver-arbeitet und aufgeteilt werden, so dass besonders in den ber-

    bevlkerten Lndern eine Geburtenregelung ins Auge gefasstwerden muss.

    W as die Wissenschaft anbelangt, denken wir, dasssie sich in einer besonders heiklen Lage befindet. Gewiss istes nicht zu verleugnen, dass sie sich stark entfaltet und der

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    Menschheit beachtliche Fortschritte ermglicht hat. Ohne Wis-senschaft befnden sich die Menschen immer noch in der Stein-zeit. Aber an dem Punkt, wo die griechische Zivilisation einequalitative Vorstellung der wissenschaftlichen Forschung ge-prgt hatte, lste das 17. Jahrhundert durch das Errichten derVorherrschaft des Quantitativen eine folgenschwere Erscht-terung aus, was nicht ohne Auswirkung auf die Entwicklungder Wirtschaft bleiben konnte. Der Mechanismus, der Ratio-nalismus, der Positivismus usw. haben aus Bewusstsein undMaterie zwei markante Domnen gemeielt, wobei sie allephnomenalen Erscheinungsformen zu messbaren Gebilden, jeglicher Subjektivitt entblt, entzaubert hatten. DasWiehatdas Warum verdrngt. Whrend die in den vergangenen Jahr-zehnten unternommenen Forschungen zu bedeutenden Ent-deckungen gefhrt haben, scheint es nun so zu sein, dass fi-nanzielles Gewinnstreben alles brige bestimmt. Mittlerweile

    haben wir die Spitze des wissenschaftlichen Materialismus er-klommen.Wir haben uns mehr zu Sklaven der Wissenschaft degra-

    diert, als dass wir sie unserem Willen untergeordnet htten.Das kleinste pltzlich auftretende technologische Versagen istheutzutage in der Lage, die fortschrittlichste Gesellschaft inLebensgefahr zu strzen. Dies beweist, dass der Mensch ein

    Ungleichgewicht zwischen Qualitt und Quantitt, aber auchzwischen sich selbst und dem, was er hervorbringt, geschaf-fen hat. Die materialistischen Ziele, die er heute ber die wis-senschaftliche Forschung anstrebt, haben dazu gefhrt, sei-nen Geist zu verwirren.

    Parallel dazu haben sie ihn von seiner Seele entfernt undvon dem, was an Gttlichstem in ihm ist. Die malose Ratio-nalisierung der Wissenschaft ist zu einer wirklichen Gefahr

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    geworden, welche die ganze Menschheit mittel- bis kurzfri-stig immer mehr bedroht. Tatschlich beginnt jede Gesellschaft,in welcher die Materie das Bewusstsein beherrscht, das amwenigsten Edle in der menschlichen Natur zu entwickeln. Nimmt dies berhand, whlt sie den Untergang, und das unteruerst tragischen Umstnden.

    Die Wissenschaft ist gewissermaen zur Religion gewor-den, jedoch einer materialistischen Religion, was ja widersin-nig ist. Sich auf eine mechanistische Annherung an das Uni-versum, die Natur und den Menschen sttzend, hat sie ihr ei-genes Credo ( nur glauben, was sie sieht ) und ihr eigenesDogma ( keine Wahrheit auer die ihre ). Dann aber merkenwir nichtsdestoweniger, dass die Forschungsarbeit, die sie berdas Wie der Dinge durchfhrt, sie mehr und mehr dazu bringt,sich ber das Warum zu hinterfragen, so dass sie sich langsamimmer mehr ihrer eigenen Grenzen bewusst wird und beginnt,

    sich hier der Mystik zu nhern. Einige wenige Wissenschaft-ler sind sogar so weit gegangen, die Existenz Gottes als Thesezu postulieren. Hier ist festzuhalten, dass sich Wissenschaftund Mystik in der Antike sehr nahe standen, indem nmlichWissenschaftler Mystiker waren und umgekehrt. Es geht nunheute genau darum, diese beiden Erkenntniswege in den kom-menden Jahrzehnten wieder zu vereinen.

    Es ist notwendig geworden, die Frage des Wissens neu zuberdenken. Worin liegt zum Beispiel der wirkliche Sinn derWiederholbarkeit eines Experimentes? Ist eine Behauptung,die sich in keiner Weise beweisen lsst, notgedrungen falsch?Es scheint uns vordringlich, den rationalen Dualismus zu ber-winden, der im 17. Jahrhundert eingefhrt wurde. Denn in die-ser berwindung liegt gerade die wahre Erkenntnis verbor-gen. Und so reicht es nicht aus festzustellen, dass man die

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    Existenz Gottes nicht beweisen knne, um zu behaupten, dasses Ihn nicht gbe. Die Wahrheit kann nun einmal verschiede-ne Gesichter haben. Nur ein einziges davon im Namen derRationalitt festzuhalten, heit, die Vernunft zu beleidigen. Undkann man berhaupt allen Ernstes von rational oder irra-tional sprechen? Ist die Wissenschaft selber rational, wennsie an den Zufall glaubt? Es scheint uns in der Tat viel irratio-naler, an ihn zu glauben als nicht an ihn zu glauben. Darauf angesprochen halten wir fest, dass sich unsere Fraternitt im-mer gegen die allgemeine Vorstellung des Zufalls zur Wehrgesetzt hat, die sie als den Weg des leichtesten Widerstandsbetrachtet und als einen Verzicht, sich der Wirklichkeit zu stel-len. In dem, was als Zufall bezeichnet wird, sehen wir dassel-be, was Albert Einstein wie folgt ausgedrckt hat:Es ist der Pfad, den Gott einschlgt, wenn Er anonym bleiben will.

    Die Entwicklung der Wissenschaft verursacht auch neue

    Probleme in ethischer und metaphysischer Hinsicht. Wenn-gleich die genetische Forschung zweifellos groe Fortschrittein der Behandlung zuvor unheilbarer Krankheiten erzielte, hatdieses neue Wissen gleichzeitig die Tr geffnet, hinter derdie Manipulation zum Klonen menschlicher Wesen mglichgeworden ist. Diese Art von Zeugung kann nur zur geneti-schen Verarmung bis hin zur Entartung der Menschheit fh-

    ren. Sie lsst darber hinaus vermuten, dass unweigerlich vonSubjektivitt geprgte Auswahlkriterien zum Zug kommenwerden, was dann zu schwerwiegenden Risiken fhrt. Dar-ber hinaus kommen bei der Zeugung durch Klonen der Spezi-es Mensch nur physische und materielle Gesichtspunkte zumTragen, ohne Geist und Seele dabei zu bercksichtigen. Des-halb betrachten wir die genetische Manipulation zu Zeugungs-zwecken als Verletzung der menschlichen Wrde sowie als

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    Versto gegen die geistige, psychische und spirituelle Unver-sehrtheit des Menschen. In dieser Hinsicht unterschreiben wirdas Sprichwort: Wissenschaft ohne Vernunft fhrt nur zum Ruin der Seele. Das Sich-zu-Eigen-Machen des Menschendurch den Menschen hinterlsst in der Geschichte nur trauri-ge Erinnerungen. Wir erachten es also als gefhrlich, den Ex-perimenten des reproduktiven Klonens des menschlichenWesens im Besonderen und der Lebewesen im Allgemeinenfreien Lauf zu lassen. Wir hegen dieselben Befrchtungen hin-sichtlich Manipulationen, die das Erbgut der Tiere und derPflanzen berhren.

    W enn wir uns der Technologie zuwenden, stellenwir fest, dass auch sie sich in vollem Umbruch befindet. Seit

    Urzeiten haben die Menschen sich bemht, Werkzeuge undspter auch Maschinen herzustellen, um ihre Lebensbedingun-gen zu verbessern und ihre Ttigkeiten wirkungsvoller zu ge-stalten.Auf seiner positiven Seite verfolgte dieses Streben ursprng-lich drei Ziele: 1. Dinge zu verwirklichen, die beim alleinigenEinsatz der Hnde nicht gelangen, 2. Aufwand und Mhe zu

    reduzieren, 3. Zeit zu gewinnen. Viele Jahrtausende lang wur-de die Technik nur zur Untersttzung des Menschen in seinenmanuellen und physischen Anstrengungen eingesetzt, whrendin der gegenwrtigen Zeit die Technologie den Menschen auchintellektuell entlastet. Am Anfang war Technologie lange Zeitdarauf beschrnkt, funktionell rein mechanische Untersttzungzu gewhren. Und diese erforderte stndig den unmittelbarenEingriff des Menschen und hatte somit keinen sehr bedeuten-

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    den Einfluss auf die Umwelt. Heutzutage ist Technologie all-gegenwrtig geworden und bildet das Herzstck der moder-nen Gesellschaft. Sie ist quasi unentbehrlich geworden. IhreAnwendungsgebiete sind vielseitig und umspannen nun kom-plexe Ablufe auf den Gebieten der Mechanik, der Elektrizi-tt, der Elektronik, der Informatik usw. Unglcklicherweisehat jede Medaille ihre Kehrseite und Maschinen sind jetzt zurGefahr fr den Menschen selbst geworden. Nachdem sie ur-sprnglich dazu geschaffen worden waren, ihn zu unterstt-zen und zu entlasten, sind sie jetzt in der Lage, ihn zu erset-zen. Man kann auch nicht abstreiten, dass die sukzessive Ent-faltung der Mechanisierung eine markante Entfremdungmenschlicher Beziehungen in der Gesellschaft mit sich ge-bracht hat. Zwischenmenschliche Kontakte sind eindeutig ver-loren gegangen. Dazu kommen alle Arten von Umweltver-schmutzung, welche die Industrialisierung auf zahlreichen

    Gebieten hervorgebracht hat.Das von der Technologie verursachte Problem entstand, weilsie sich schneller entwickelt hat als das menschliche Bewusst-sein dazu Schritt halten konnte. Wir denken, dass es dringendnotwendig ist, dass die Technologie endlich mit dem derzeiti-gen Modernismus bricht, um zu einem Agenten fr den Hu-manismus zu werden. Dazu gehrt in erster Linie, dass der

    Mensch wieder in die Mitte des sozialen Lebens gestellt wird,was einschliet, dass die Maschine wieder zu seinen Diensteneingesetzt wird. Diese Forderung steht in Einklang mit dem,was wir bereits im Zusammenhang mit der Wirtschaft gesagthaben. Eine derartige Perspektive macht es notwendig, die ma-terielle Wertschtzung, welche die gegenwrtige Gesellschaftprgt, komplett zu hinterfragen. Und das bedingt konsequen-terweise, dass alle Menschen wieder zu ihrer eigenen Mitte

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    finden, damit sie verstehen lernen, dass man der Lebensquali-tt Vorrang einrumen und mit dem entfesselten hektischenLauf gegen die Zeit endlich aufhren muss. Nun ist so etwasaber nur mglich, wenn die Menschen wieder lernen, nichtnur mit der Natur, sondern auch mit sich selber in Harmoniezu leben. Das anzustrebende Ideal wre, dass sich die Techno-logie dahingehend entwickelt, dass sie den Menschen von denmhseligsten Verrichtungen befreit, damit er Gelegenheit fin-det, sich im Kontakt mit anderen Menschen harmonisch zuentfalten.

    W as die groen Religionen betrifft, denken wir,dass diese zur Zeit von zwei gegenstzlichen Bewegungen ge-kennzeichnet sind, nmlich einer zentripetalen und einer zen-

    trifugalen. Die erste Bewegung drckt sich in radikalen Prak-tiken aus, die man aufgrund einer starren Haltung im Kernvon Christentum, Judaismus, Islam und Hinduismus beobach-ten kann. Die zweite Bewegung drckt sich in einem Im-Stich-Lassen ihres Credos ganz allgemein und ihrer Dogmen imSpeziellen aus. Das Individuum ist nicht mehr damit einver-standen, am Rande eines Glaubenssystems, wie dem einer Of-

    fenbarungsreligion, gehalten zu werden. Knftig will es in derMitte eines Denksystems stehen, das es in Verbindung zu sei-nen eigenen Erfahrungen setzt.Daraus ergibt sich, dass die Bereitschaft, religise Dogmenanzunehmen, nicht mehr als selbstverstndlich gilt. Glubigehaben einen gewissen kritischen Sinn fr Religionsfragen ent-wickelt, und ihre berzeugungskraft entspringt je lnger, de-sto mehr einer Bewertung aus eigenem Antrieb. Dort wo das

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    Verlangen nach Spiritualitt frher einige Religionen hervor-gebracht hat, die sich in ihrem soziokulturellen Boden durchein krftiges baumartiges und ihre Erde bereicherndes Wur-zelwerk charakterisiert hatten, lsst dieses geistige Verlangenheute die Struktur eher wurzelstockartiger Stauden und Stru-cher ohne Form und Zahl entstehen. Doch weht der Geist nicht,wo er will?

    Und so erscheinen heutzutage am Rande oder an Stelle gro-er Religionen Gruppierungen mit spiritueller Ausrichtung,Gemeinschaften mit gleichen Ideen oder Bewegungen mit ei-genen Gedanken, in deren Innern Doktrinen mehr vorgeschla-gen als aufgezwungen und so durch freie Wahl grundstzlichauch leichter annehmbar werden. Unabhngig von der spezi-fischen Natur dieser Gemeinschaften, Gruppierungen undBewegungen spiegelt ihre Vielzahl eine schillernde Aufge-lockertheit auf dem Pfad der spirituellen Suche wider. Im All-

    gemeinen ist diese Vielfalt darauf zurckzufhren, dass diegroen Religionen, die wir als solche respektieren, nicht mehrdas Glaubens-Monopol besitzen. Wenn sie dieses verlorenhaben, so deshalb, weil diese Religionen je lnger, je wenigerauf Fragestellungen, die den Menschen beschftigen, einge-hen und ihn innerlich nicht mehr erfllen. Vielleicht aber auch,weil sich diese Religionen von der Spiritualitt entfernt ha-

    ben. Nun sucht die in ihrer Essenz unvernderliche Spirituali-tt aber stndig Mglichkeiten, um sich gegenber der in Ent-wicklung stehenden Menschheit Ausdruck zu verschaffen, undzwar ber immer besser angepasste und dafr geeignete Werk-zeuge. Das berleben der groen Religionen hngt wie niezuvor davon ab, wie es ihnen gelingt, sich von den allzu stren-gen doktrinren Glaubensstzen und unverrckbaren Positio-nen zu lsen, die sie sich im Lauf der Jahrhunderte zugeeignet

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    haben, und zwar sowohl in moralischer wie auch in lehrmi-ger Hinsicht. Um zu berdauern, mssen sie sich notwendi-gerweise der Gesellschaft anpassen. Denn wenn sie weder derVernderung des Bewusstseins der Menschen noch dem Standder heutigen Wissenschaft Rechnung tragen, was einer Absa-ge an die fortschreitende Entwicklung gleichkme, wrden siesich selber dazu verurteilen, frher oder spter zu verschwin-den, nicht ohne zuvor noch vermehrt fr Zndstoff auf ethno-sozio-religiser Ebene zu sorgen. Wir nehmen jedenfalls an,dass ihr Verschwinden einmal unausweichlich sein wird, dannnmlich, wenn unter der Wirkung einer weltweiten Vereini-gung des menschlichen Bewusstseins die Geburtsstunde einerWeltreligion eingelutet wird. Und diese wird dann das Bestealler bisherigen Religionen in sich aufnehmen, um dem Men-schen seine Regeneration zu ermglichen. Wir denken auch,dass das Verlangen, die Gesetze Gottes zu kennen, das heit

    die Gesetze der Natur, des Universums und des Geistes, fr-her oder spter an oberster Stelle stehen und allein schon ge-ngen wird, um an Gott zu glauben. In diesem Zusammen-hang vertreten wir den Standpunkt, dass der Glaube eines Ta-ges der Erkenntnis weichen wird.

    U m auf die Moral sprechen zu kommen in dem Sin-ne, den wir mit diesem zweideutig gewordenen Begriff ver-binden, denken wir, dass diese zunehmend verunglimpft wird.Fr uns bezeichnet Moral nicht blinden Gehorsam gegenberbestimmten vorgegebenen Regeln oder gar Dogmen sozialen,religisen, politischen oder anderen Geprges. Heutzutage al-lerdings begreifen zahlreiche Mitbrger die Moral entspre-

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    chend dieser Vorgabe, weshalb dieser Ausdruck heute verstnd-licherweise abgelehnt wird. Wir betrachten Moral vielmehrals etwas, das sich auf den Respekt bezieht, den jedes Indivi-duum gegenber sich selbst, gegenber anderen und gegen-ber der Umwelt bezeugen sollte. Der Respekt vor sich selbstbedeutet, in Abstimmung mit seinen Ideen zu leben und sichnicht zu gestatten, einem Verhalten zu frnen, das man beianderen ablehnt. Der Respekt anderen gegenber beruht le-diglich darin, dem Nchsten nicht das anzutun, was man nichtmchte, dass man es uns antue. Dies haben alle Weisen derVergangenheit gelehrt. Was den Respekt der Umwelt gegen-ber angeht, sagen wir nicht leichtfertig, dies sei etwas Selbst-verstndliches, denn hier geht es schlicht darum, die Natur zuschtzen und sie fr zuknftige Generationen zu erhalten. Unterdiesem Gesichtspunkt betrachtet, fordert Moral eine Ausge-glichenheit zwischen Recht und Pflicht eines jeden Einzel-

    nen. Und solches verleiht dem Begriff Moral eine humaneDimension, die nichts Moralisierendes enthlt.Die Moral imSinne unserer Erklrung macht das schwierige Problem derErziehung deutlich, die in Not geraten scheint.Die meisten Eltern haben hier das Handtuch geworfen, auchweil ihnen die Leitschnur fehlt, um ihre Kinder richtig zu er-ziehen. Unter den Eltern gibt es viele, die diese Verantwor-

    tung aufgrund ihres eigenen Versagens auf die Lehrer ihrerKinder bertragen. Aber ist die Aufgabe eines Lehrenden nichtvor allem zu unterrichten, das heit, seine eigenen Kenntnisseweiterzugeben? Was andererseits die Erziehung anbelangt,besteht diese doch hauptschlich darin, den Zglingen ethi-sche Werte und staatsbrgerliche Verantwortung einzuflen.Hierin teilen wir die Idee von Sokrates, der in der Erziehung

    die Kunst, die Tugenden der Seele zu erwecken sah, wieR C

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    Demut, Herzensgre, Ehrlichkeit, Toleranz, Wohlwollen usw.Unabhngig von jeglicher berlegung spiritueller Art denkenwir, dass dies im Allgemeinen die Tugenden sind, welche dieErwachsenen den Kindern einprgen sollten. Dies setzt natr-lich voraus, dass die Eltern selber im Besitz dieser Tugendensind oder wenigstens das Verlangen empfinden, sich diese zuerarbeiten. Sicher ist Ihnen bekannt, dass gesagt wurde, dieRosenkreuzer der Vergangenheit htten die materielle Alche-mie praktiziert, die darin bestand, weniger edle Metalle wieZinn und Blei in Gold zu verwandeln.Hierbei wird oft nicht bercksichtigt, dass die wahren Rosen-kreuzer sich in Wirklichkeit der geistigenAlchemie zuwende-ten, wenn sie selber von Alchemie sprachen. Auch wir Rosen-kreuzer der Gegenwart geben dieser Form von Alchemie denalleinigen Vorrang, denn sie ist es, welche die Welt mehr denn je bentigt. Geistige Alchemie besteht fr das Menschenwe-

    sen darin, jeden einzelnen seiner Fehler ins Gegenteil umzu-wandeln, um letztlich diejenigen Tugenden zu erlangen, auf die wir uns vorhin bezogen haben. Diese Tugenden sind esauch, welche die eigentliche Wrde des Menschen ausmachen,denn der Mensch ist seiner Stellung nur wrdig, wenn es ihmgelingt, diese Tugenden durch sein Denken, Sprechen undHandeln auszudrcken. Wenn alle Menschen, ungeachtet ih-

    res religisen Glaubens, ihrer politischen Einstellung usw. sichanstrengen wrden, diese Tugenden zu erlangen, wre die Weltzweifellos in einem besseren Zustand. Aus diesem Grund kannund soll sich die Menschheit regenerieren. Dies setzt aber vor-aus, dass sich jeder Mensch selbstndig wiedererneuert, unddies auch auf der moralischen Ebene.

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    W as die Kunst betrifft, so denken wir, dass sie imVerlauf des letzten Jahrhunderts begann, einen Weg der Intel-lektualisierung einzuschlagen, der sie zu immer strkerer Ab-strahierung getrieben hat. Dieser Prozess hat die Kunst in zweigegenstzliche Strmungen geteilt, in eine elitre Kunst undin eine volkstmliche Kunst. Dabei ist es die elitre Kunst,die sich durch das Abstrakte ausdrckt, dessen schwierigesVerstndnis meistens auf diejenigen beschrnkt bleibt, die sichals Eingeweihte bezeichnen oder als solche betitelt werden.Als natrliche Reaktion widersetzt sich die populre moderneKunst dieser Strmung und untermauert ihre Anstrengungen,in der Kunst das Konkrete, Krperliche zu bersetzen, zuwei-len bermig bildhaft. So widersprchlich es auch erscheint,gleiten aber beide Kunstrichtungen immer strker ins Materi-elle ab, was der Tatsache entspricht, dass sich Extreme berh-ren. Und so gibt sich die Kunst in der inneren Gliederung und

    von der Idee her betont materialistisch und gleicht darin denmeisten Bereichen menschlicher Aktivitt. In unserer Zeit gibtdie Kunst mehr den Pulsschlag des Ego wieder als das Sehnender Seele, was wir bedauern.

    Wir glauben, dass wahrhaft inspirierte Kunst darin besteht,das Schne und die Reinheit der gttlichen Ebene auf dermenschlichen Ebene widerzuspiegeln. Bei diesem Verstnd-

    nis kann Krach nicht Musik, Kleckserei nicht Malerei, Zer-trmmern nicht Skulptur und Abreagieren nicht Tanz bedeu-ten. Falls es sich dabei nicht um Modeeffekte handelt, stehenAusdrucksmittel soziologischer Natur dahinter, und man ttefalsch daran, diese auer Acht zu lassen. Man kann solcheAusdrucksformen natrlich schtzen mgen, doch scheint esuns unpassend, sie alsknstlerischzu qualifizieren. Damit dieKnste ihre Aufgabe wahrnehmen knnen, an der Regenerati-

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    on der Menschheit mitzuwirken, mssen sie ihre Inspirationaus den Archetypen der Natur, des Universums und des Spiri-tuellen schpfen. Dies bedingt, dass die Kunstschaffenden sichzu den Archetypen hin erheben und sich nicht in die ge-whnlichen Stereotypen versteigen sollten. Parallel dazu istes unbedingt erforderlich, dass sich die Kunst eine sthetischeZweckbestimmung auferlegt. Dies sind fr uns die beidenHauptbedingungen, die es in der Ausbung der Kunst zu ver-einen gilt, damit es derselben gelingt, zur Erhebung des Be-wusstseins beizutragen und so zum menschlichen Ausdruckder kosmischen Harmonie zu werden.

    W as nun die Beziehungen des Menschen zu sei-nesgleichen anbelangt, so denken wir, dass diese immer str-

    ker zweckgebunden werden und die Selbstlosigkeit immermehr an die Wand drngen. Bestimmt gibt es Zeichen von So-lidaritt. Doch kommt diesen meist nur Gelegenheitscharak-ter zu, wie bei Katastrophen in Form von berschwemmun-gen, Unwettern, Erdbeben usw. Im Alltag berwiegt sonst dasVerhalten eines Jeder fr sich . Nach unserem Dafrhaltenist die Zunahme von Individualismus eine weitere Konsequenz

    des bertriebenen Materialismus, der gegenwrtig in der mo-dernen Gesellschaft um sich greift. Nichtsdestoweniger wirddie dadurch entstandene Vereinsamung mit der Zeit einer Sehn-sucht und einem Bedrfnis Platz machen, zwischenmenschli-che Beziehungen wieder zu pflegen. Bis es soweit ist, wre zuwnschen, die Isolation knnte dazu beitragen, dass sich dieMenschen vermehrt ihrem eigenen Innern zuwenden, um sichso letztendlich der Geistigkeit zu ffnen.

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    Die Ausdehnung der Gewalt scheint uns auch sehr Sorgenerregend. Gewiss hat es sie immer gegeben, doch macht siesich jetzt immer strker im individuellen Verhalten bemerk-bar. Schlimmer noch tritt sie bei immer jngeren Menschenauf. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts ttet ein Kind ein ande-res, anscheinend ohne seelische Regung. Dieser Gewaltttig-keit steht eine fiktive Gewalt gegenber, welche ohne Unter-lass ber die Leinwnde der Kinos und Bildschirme von Fern-sehern flimmert. Die eine inspiriert die andere, und die anderegibt der einen Nahrung, was zu einem Teufelskreis fhrt, demes endlich einmal Einhalt zu gebieten gilt. Es ist nicht abzu-streiten, dass Gewalt verschiedene Ursachen haben kann (so-ziale Armut, Zerfall der Familie, Rachegelste, Herrschafts-anspruch, ungerechte Behandlung). Der erste Beweggrund zurAuslsung von Gewaltanwendung ist aber nichts anderes alsGewaltttigkeit um der Gewalt willen. Es liegt auf der Hand,

    dass die Herstellung knstlicher Gewaltmittel mit Bsartig-keit gepaart ist und allem Aufbauenden hhnt, zumal erstmalsin der uns bekannten Geschichte die Menschheit dazu fhigist, sich auf der irdischen Ebene selbst zu vernichten.

    Im Widerspruch zu modernen Tendenzen stellen wir im Zeit-alter der Kommunikation fest, dass die Individuen unterein-ander kaum noch Umgang pflegen. Die Mitglieder einer Fa-

    milie fhren kaum noch persnliche Gesprche miteinander.Alle sind damit beschftigt, Radio zu hren, Fernsehen undVideo zu schauen oder im Internet zu surfen. Das Gleiche giltgenerell fr die Telekommunikation, die ber die eigentlicheKommunikation hinauswchst. Sie drngt das Individuum ineine groe Einsamkeit und verstrkt damit den Individualis-mus, von dem wir bereits gesprochen haben. Man versteheuns richtig: der Individualismus als natrliches Recht, auto-

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    nom und eigenverantwortlich zu leben, sei nicht in Frage ge-stellt, ganz im Gegenteil. Wenn der Individualismus aber zueiner Lebensform verkommt, die auf der Ablehnung des an-deren beruht, erscheint uns dies bedenklich, denn eine solcheEinstellung trgt dazu bei, Familienbande sowie das sozialeGeflecht aufzulsen.

    Wir denken, dass der derzeitige Mangel an Kontakt unterden Mitmenschen teilweise auf den berfluss an Informatio-nen zurckgeht, so widersprchlich dies auch klingen mag.Das will natrlich nicht heien, dass die Verpflichtung zu in-formieren und das Recht informiert zu werden, in Frage ge-stellt werden sollen, denn das eine wie das andere sind Pfeiler jeglicher wirklichen Demokratie. Wir meinen aber, dass In-formation jetzt bertrieben und berbordend gehandhabt wird,so dass sie nun ihr Gegenteil erzeugt, die Desinformation. Auchbedauern wir, dass sie sich dabei vor allem auf Widersprch-

    lichkeiten menschlicher Eigenart konzentriert und mit ber-gewicht gezielt negative Aspekte menschlichen Verhaltens anden Pranger stellt. Damit nhrt sie Pessimismus, Traurigkeitund Verzweiflung, im schlimmsten Fall Argwohn, Zwist undGroll. Wenn es auch rechtens ist aufzudecken, was in dieserWelt Anteil am Hsslichen hat, so ist es doch legitim und imInteresse aller, das zu enthllen, was in dieser Welt das Sch-

    ne ausmacht. Die Welt braucht mehr denn je Optimismus, Hoff-nung und Einigkeit.

    Das gegenseitige Verstndnis von Mensch zu Mensch wr-de einen namhaften Fortschritt bedeuten, bedeutsamer nochals aller Aufschwung auf wissenschaftlicher und technologi-scher Ebene, den das 20. Jahrhundert gekannt hat. Daher muss jede Gesellschaft das direkte Zusammentreffen all ihrer Glie-der frdern und sich gleichzeitig gegenber der Welt ffnen.

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    In dieser Hinsicht untersttzen wir die Bildung einer mensch-lichen Bruderschaft, in der jedes Individuum zu einem Welt-brger wird. Das wird dazu fhren, dass Benachteiligung oderDiskriminierung auf rassistischer, ethnischer, sozialer, religi-ser, politischer Ebene und anderen verschwinden werden.Letztlich wird es darum gehen, dahingehend zu wirken, dasseine Kultur des Friedens entstehen kann. Diese wird dann ganzauf Integrierung und Zusammenwirken ausgerichtet sein. Da-fr haben sich die Rosenkreuzer seit jeher eingesetzt. Da dieMenschheit in ihrer Essenz einheitlich ist, kann sie auch nurglcklich werden, wenn sie das Glck wirklich aller Menschenohne Ausnahme frdert.

    W enn wir nun auf das Verhltnis des Menschenzur Natur zu sprechen kommen, denken wir, dass dieses ins-gesamt noch nie so schlecht war wie heute. Wer will, kannbeobachten, wie menschliche Aktivitt immer schlimmere undzerstrerische Folgen fr die Umwelt verursacht. Dabei ist esdoch offensichtlich, dass das berleben der menschlichenGattung von ihrem respektvollen Umgang mit der Natur hin-sichtlich der Erhaltung ihres Gleichgewichts abhngt. Die ber-

    wltigende zivilisatorische Entfaltung hat aufgrund der biolo-gischen Manipulation von Nahrungsquellen, des Einsatzes vonEinrichtungen und Techniken mit nachhaltiger Umweltver-schmutzung auf breiter Basis sowie der unbefriedigend gel-sten Lagerung von Atommll, um nur ein paar bedeutendeRisiken zu erwhnen, unberechenbare Gefahren hervorge-bracht. Der Schutz der Natur, Gewhrleistung fr das Fortbe-stehen der Menschheit, ist zum Thema aller Brger gewor-

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    den, nachdem sich zuvor nur die dafr verantwortlichen Spe-zialisten damit beschftigt hatten. Umweltschutz ist jetzt einThema fr die gesamte Erde. Das alles nimmt an Brisanz nochzu, whrend sich die Vorstellung, was Natur berhaupt ist, mitt-lerweile gewandelt hat. Der Mensch steht nun in einem Ver-hltnis des Nehmens zu ihr: Man kann heute nicht mehr vonder Natur als solcher sprechen. In Zukunft wird die Natur dassein, was der Mensch will, was sie sein soll.

    Eines der typischen Kennzeichen der Gegenwart stelltder starke Energieverbrauch dar. Dieses Phnomen an sich wrenicht furchterregend, wenn man hier berlegt vorgehen wr-de. Doch stellen wir fest, dass die natrlichen Bodenschtzebermig ausgebeutet werden. Kohle-, Erdgas- und Erdl-Reserven gehen langsam, aber sicher zur Neige. Andererseitsbergen neuere Energiequellen wie Atomreaktoren ein Gefah-renpotential, dem man bei einer Katastrophe noch kaum rich-

    tig zu begegnen wei. Auch beobachten wir, dass trotz bereitserfolgter Anstrengungen noch keine durchgreifenden Manah-men in gegenseitiger bereinstimmung beschlossen werdenkonnten, und dies in Bereichen wie dem Treibhauseffekt durchbertriebenen Aussto von Kohlendioxid, der Waldrodung, derWstenausbreitung, der Meeresverschmutzung usw. DerGrund hierfr liegt in mangelhaftem Willen. Nebst den Attak-

    ken gegen die Umwelt, durch welche die Menschheit schwer-wiegenden Gefahren ausgesetzt wird, widerspiegelt diesesVerhalten ein erhebliches Ma an Unreife, sei es nun kollek-tiv oder individuell. Wie dem auch sei, wir denken, dass die-ses Aus-den-Fugen-Geraten des Klimas mit seinen Unwettern,berschwemmungen usw. eine Folge zu langer, belastenderbergriffe des Menschen auf unsere eigene Erde sein kann.

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    E ine andere schwerwiegende Aufgabe wird sich unsin Zukunft immer mehr stellen: das Problem mit dem Wasser.Hier geht es um ein unentbehrliches Element, um Leben zuerhalten und zu entwickeln. In der einen oder anderen Formsind smtliche Lebewesen darauf angewiesen. Auch derMensch ist davon nicht ausgeschlossen, besteht doch sein Kr-per zu 70 % aus Wasser. Vom Zugang zu Swasser ist heuteweltweit ein Erdbewohner von sechs ausgegrenzt. Im nchs-ten halben Jahrhundert droht sich das Verhltnis auf eine Per-son von vier zu verschlechtern. Der Grund liegt am stndigenWachstum der Weltbevlkerung sowie an der laufenden Zu-nahme der Verschmutzung von Flssen und Strmen. Die Fach-leute sind sich hier einig in der Aussage, dass das weie Gold mehr noch als das schwarze Gold zum Zankapfel diesesJahrhunderts werden wird, mit all seinen Konfliktrisiken, dieso etwas mit einschliet. Eine globale Bewusstwerdung die-

    ses Problems ist auch hier vonnten.Die Luftverschmutzung birgt sodann ebenfalls wichtigeGefahren fr das Leben im Allgemeinen sowie fr die Men-schen im Besonderen. Die Industrie, das Heizen und der Ver-kehr tragen alle zur allgemeinen Verschlechterung der Luft-qualitt bei, indem sie die Atmosphre mit Schadstoffen an-reichern, was die Gesundheit der Bevlkerung belastet. Gera-

    de stdtische Gebiete sind von diesem Phnomen am strk-sten betroffen und mssen in Kauf nehmen, dass diese Gefahrim Verhltnis zur kontinuierlichen Ausweitung ihrer Randzo-nen noch wchst. Die ununterbrochene Ausdehnung von Gro-stdten stellt eine nicht zu unterschtzende Gefhrdung frdas Gleichgewicht der Gesellschaft dar. Dazu machen wir unsdie Ansicht von Platon zu Eigen, auf den wir uns bereits bezo-gen haben: Bis hin zum Punkt, wo sie, vergrert, ihre Ein-

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    heit bewahrt, kann sich die Stadt weiter ausdehnen, aber nicht darber hinaus. Der Hang zum Kolossalen ist nicht in derLage, den Humanismus in dem Sinne zu frdern, wie wirHumanismus beschrieben haben. Gigantismus fhrt im Innernvon Grostdten unweigerlich zu Zerrttung und schrt dasUnwohlsein sowie das Gefhl von Unsicherheit.

    Das Verhalten des Menschen gegenber Tieren gehrt mitzu den Beziehungen, die der Mensch zur Natur unterhlt. Esist seine Pflicht, Tiere zu lieben und zu respektieren. Alle Le-bewesen sind Teil der Lebenskette, so wie sich diese auf Er-den ergibt, und alle sind sie Agenten der Entwicklung. Auf allen ihren Ebenen sind Tiere ebenfalls Trger der gttlichenSeele und haben Anteil am Schpferplan.

    Wir gehen so weit zu erwgen, dass unter allen Lebewesendie Menschen in der Entfaltung die hchst Entwickelten sind.Aus all diesen berlegungen finden wir es niedertrchtig, un-

    ter welchen Bedingungen zahllose Tiere gezchtet und ge-schlachtet werden. Operative Eingriffe am lebenden Tier zuwissenschaftlichen Zwecken betrachten wir als Barbarei. Ganzallgemein sind wir der Ansicht, dass die Fraternitt alle We-sen einschlieen muss, die das Leben zur Welt gebracht hat.

    In diesem Geist teilen wir die folgende Ansicht, welche Py-thagoras zugeschrieben wird: Solange die Menschen fortfah-

    ren, die Lebewesen geringerer Reiche ohne Reue zu vernich-ten, werden sie weder Gesundheit noch Frieden kennen. So-lange sie Tiere niedermetzeln, werden sie sich untereinandertten. In Wirklichkeit wird der, welcher Mord und Leid st,nicht Freude und Liebe ernten.

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    W as die Beziehungen des Menschen zum Univer-sum betrifft, denken wir, dass diese auf gegenseitiger Abhn-gigkeit beruhen. Da der Mensch ein Kind der Erde ist und dieErde ihrerseits ein Kind des Universums, ist der Mensch alsoein Kind des Universums. Und dergestalt stammen die Ato-me, aus denen der menschliche Krper besteht, von der Naturund finden sich auch am Ende des Weltalls wieder, was Astro-physiker zur Aussage veranlasst, dass der Mensch ein Kind der Sterne sei. Wenn nun aber der Mensch dem Universumgegenber zu Dank verpflichtet ist, dann verdankt das Uni-versum dem Menschen ebenfalls viel, bestimmt nicht seineExistenz, aber den Grund seiner Existenz. Denn was wre dasUniversum schon, wenn es die Augen des Menschen nicht be-wundern knnten, wenn es sein Bewusstsein nicht erfassenknnte, wenn sich seine Seele nicht in ihm widerspiegeln knn-te? In Wirklichkeit brauchen Universum und Mensch einan-

    der, um sich zu erkennen und sogar, um sich wieder zu erken-nen. Dies fhrt unweigerlich zu dem geflgelten Wort: Er-kenne dich selbst und du wirst das Universum und Gott er-kennen.

    Man darf hier nicht zur Schlussfolgerung neigen, dass un-sere Anschauung dessen, was Schpfung ist, den Menschenin deren Mittelpunkt stellen will. Es ist nicht unsere Absicht,

    aus dem Menschen das Zentrum des gttlichen Plans zu ma-chen. Vielmehr ist es unser Ziel, aus der Menschheit das Zent-rum unserer geistigen Inanspruchnahme zu bilden. Nach un-serem Dafrhalten ist die Gegenwart des Menschen auf Erdennicht das Resultat eines zuflligen Zusammentreffens bestimm-ter Gegebenheiten und Umstnde. Die Existenz des Menschenist das gezielte Ergebnis einer Absicht, die ihren Ursprung indieser universalen Intelligenz findet, die man allgemein mit

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    Gott bezeichnet. Wenn auch Gott in seiner unermesslichenberlegenheit nicht mehr begreifbar und intellektuell unver-stndlich ist, gilt dies doch keineswegs in Bezug auf die Ge-setze, mittels derer Er sich in der Schpfung manifestiert. Wieschon erwhnt, hat der Mensch das Vermgen und die Pflicht,diese Gesetze zu studieren und sie zu seinem eigenen materi-ellen und geistigen Wohle anzuwenden. Wir denken sogar, dassin diesem Studium und dessen Anwendung nicht nur der Sinnseines Daseins beruht, sondern auch sein Glck.

    Das Verhltnis des Menschen zum Universum wirft nundie Frage auf, ob denn Leben auch auerhalb der Erde existie-re. Davon sind wir berzeugt. Wenn wir davon ausgehen, dassdas Universum ungefhr hundert Milliarden Galaxien zhltund dass eine einzelne Galaxie im Durchschnitt etwa hundertMilliarden Sterne aufweist, gibt es Millionen von Sonnensy-stemen, die sich mit unserem vergleichen lassen. Wenn nun

    jemand daraus die Konsequenz zieht, dass im ganzen Weltalleinzig unser Planet bewohnt sei, dann scheint uns dies absurdund egozentrisch zu sein. Unter den Erscheinungsformen desLebens auf anderen Planeten gibt es mglicherweise solche,die weiter entwickelt sind als jene auf unserer Erde, anderehingegen sind es weniger. Doch bilden sie alle einen Teil des-selben gttlichen Schpferplans und sind in der kosmischen

    Entwicklung eingebunden. Was die Frage angeht, ob Auerir-dische in der Lage wren, mit unserer Menschheit in Kontaktzu treten, denken wir, dass dies mglich ist, doch setzen wirdarauf keine Erwartungen. Wir haben andere Prioritten. DerTag jedenfalls, an dem ein solcher Kontakt zustande kommt,wird ein Ereignis ohnegleichen sein. Dann wird die Geschich-te der Menschheit mit derjenigen des universalen Lebens ver-schmelzen ...

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    EPILOG

    Liebe Leserin,lieber Leser!

    D ies ist es nun, was wir Ihnen durch dieses Mani-fest bekannt zu geben wnschten. Ist es Ihnen vielleicht beun-ruhigend vorgekommen? Seien Sie in diesem Falle dennoch

    versichert, dass wir, gesttzt auf unsere Philosophie, durchIdealismus und Optimismus geprgt sind. Und so setzen wirunser ganzes Vertrauen in den Menschen und sein Schicksal.Wenn man in Betracht zieht, was der Mensch alles an Ntzli-chem und Schnem geschaffen hat auf den Gebieten der Wis-senschaft, Technologie, Architektur, Kunst, Literatur sowie inweiteren Bereichen, und wenn man ber die noblen Gefhle

    nachdenkt, die er empfinden und zum Ausdruck bringen kann,wie Mitgefhl und Liebe, dann kann man nicht daran zwei-feln, dass der Mensch in seinem Innern etwas Gttliches be-sitzt und dass es ihm so gelingt, ber sich hinauszuwachsenund Gutes zu vollbringen. Dabei denken wir, selbst auf dasRisiko hin, utopisch ausgerichtet zu erscheinen, dass derMensch die Macht besitzt, aus der Erde einen Ort des Frie-dens, der Harmonie und der Brderlichkeit zu gestalten. Dieshngt ganz alleine nur von ihm selbst ab.

    Die gegenwrtige Weltsituation ist nicht verzweifelt, abersie ist bestimmt beunruhigend. Was uns am meisten beschf-tigt, ist nicht der Zustand der Menschheit, sondern vielmehrderjenige unseres Planeten. Wir denken in der Tat, dass dieZeit fr die geistige Entfaltung des Menschen keineswegsschon abgelaufen ist, denn weil seine Seele unsterblich ist,

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    gibt es eine Art Ewigkeit, um die menschliche Entwicklungzu einem guten Ende zu bringen. Andererseits aber ist die Erdemittelfristig wirklich bedroht, zumindest was den Lebensrah-men fr die menschliche Spezies anbelangt. Die Zeit neigt sichfr sie ihrem Ende zu, und wir denken, dass die Erhaltung derErde die zentrale Aufforderung fr den Menschen des 21. Jahr-hunderts sein wird. Dieser Aufforderung werden sich Politik,Wirtschaft, Wissenschaft, Technologie und ganz allgemeinsmtliche Gebiete menschlicher Aktivitt stellen mssen. Istes denn so schwierig einzusehen, dass die ganze Menschheitihr Glck nur finden kann, wenn sie in Einklang mit den Ge-setzen der Natur lebt und darber hinaus in Einklang mit dengttlichen Gesetzen? Und ist es denn andererseits so vernunft-widrig, sich einzugestehen, dass sie die Mittel hat, im eigenenInteresse ber sich selbst hinauszuwachsen? Wie dem auchsei, falls sich die Menschen weiterhin auf ihren derzeitigen

    Materialismus versteifen, werden sich die schwrzesten Un-tergangsprophezeiungen erfllen, und niemand wird davor ver-schont bleiben.

    Lassen wir die politischen Ideen beiseite und auch die reli-gisen Glaubensbekenntnisse sowie die philosophischenStandpunkte eines jeden Einzelnen. Die Zeiten stehen nichtmehr auf Teilung, welcher Art auch immer, sondern auf Zu-

    sammenschluss, Zusammenfhren von Unterschieden imDienste des Gemeinwohls. Hierin vereinigt unsere Fraternittin ihren Rngen Christen, Juden, Muselmanen, Buddhisten,Hinduisten, Animisten und sogar Agnostiker. Sie vereinigt aberauch Personen, die allen sozialen Klassen angehren und alleklassischen politischen Strmungen vertreten. Mnner undFrauen besitzen hier den Status totaler Gleichstellung, und je-des Mitglied hat Anspruch auf dieselben Vorrechte. Diese Ein-

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    heit in der Verschiedenartigkeit ist es gerade, welche die Kraftunseres Ideals und unseres Egregors ausmacht. Wenn dem soist, dann deshalb, weil die von uns am meisten gepflegte Tu-gend Toleranz heit, die eben das Recht auf Verschiedenartig-keit bedeutet. Dies allein macht aus uns noch keine Weisen,weil die Weisheit noch weit mehr Tugenden als diese eineumspannt. Wir betrachten uns eher als Philosophen, was wrt-lich dieWeisheitsliebendenbedeutet.

    B evor wir diese Positio versiegeln, was ihr das Er-kennungsmerkmal unserer Bruderschaft verleihen wird, mch-ten wir sie mit einer Anrufung abschlieen, die das zum Aus-druck bringt, was wir mit Rosenkreuzer-Utopie bezeichnenmchten, im platonischen Sinn dieser Bezeichnung. Dabei ap-

    pellieren wir an den guten Willen aller und jedes Einzelnen,damit diese Utopie eines Tages zum grten Wohl fr dieMenschheit zur Wirklichkeit werde. Vielleicht wird dieser Tagnie kommen, doch wenn sich alle Menschen guten Willensanstrengen, daran zu glauben und entsprechend zu handeln,dann kann die Welt nur besser werden ...

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    Rosenkreuzer-Utopie

    Gott aller Menschen,Gott allen Lebens, In der Menschheit, von der wir trumen,Sind die Politiker zutiefst humanistisch und wirken im Dienst des Allgemeinwohls,Verwalten die Verantwortlichen fr Wirtschaft und Finanzendie Staatsvermgen mit Umsicht und im Interesse aller,Sind die Wissenschaftler vergeistigt und schpfen ihre Einge-bungen aus dem Buch der Natur,Sind die Knstler inspiriert und drcken in ihren Werken dieSchnheit und Reinheit des Schpferplanes aus,Sind die rzte von der Liebe zum Nchsten durchdrungen und pflegen ebenso sehr die Seelen wie die Krper,Wird es weder Elend noch Armut geben, denn jeder bekommt,dessen er bedarf, um glcklich zu leben,Wird die Arbeit nicht mehr als Zwang erduldet, sondern viel-mehr als Quell zur Entfaltung und des Wohlseins empfunden,Wird die Natur als der schnste Tempel berhaupt erkannt und die Tiere als unsere Geschwister auf dem Weg ihrer Ent-wicklung,Gibt es eine Weltregierung, die sich aus den Regierenden al-

    ler Nationen zusammensetzt und im Interesse der ganzen Menschheit walten wird, Ist die Spiritualitt ein Ideal und eine Lebensform, die auseiner Weltreligion schpft, welche mehr auf der Kenntnis gtt-licher Gesetze aufbaut als auf Gottesglauben,Sind die menschlichen Beziehungen in der Liebe, Freundschaft und Brderlichkeit begrndet, so dass die Welt in Frieden und

    Harmonie lebt.So mge es sein!

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    Versiegelt am 20. Mrz 2001

    RC-Jahr 3354

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