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Mineralwnsser der Grube Hymensgarten lei Kirchen. 139 Analyse des Mineralwassers der Grube Hymens- garten bei Birchen; von H. Kraemer, Apotheker zu Kirchen. In einem Seitenthalclien der Sieg, ungekhr eine halbe Wegstunde von Kirchen, entspringt aus dem ver- lassenen Stollen der Grube Hymensgarten eine nicht un- bedeutende Quelle, deren Wasser, an die Luft getreten, die in seiner Rinne lebenden Conferven mit einem leichten Ocher uberzogen bat, welcher, wie das Mikroskop zeigt, theilweise aus dern zarten, tlockigen Wesen der Gallionella ferrug anea Ehr. besteh t. Wenngleich dieses Wasser bis jetzt nur versuchsweise zu Heilzwecken angewandt worden ist, sein Gebrauch auch fur die Zukunh ein sehr beschrankter bleiben durfte, weil es in einigen Jahren durch einen schon begonnenen Tiefbau, vielleicht auch noch fruher durch Wiederauf- nahme des Stollens gelost werden wird, so wird doch seine Analyse nicht ohne Resultat sein, indem in letzterem Falle durch sie und durch die Analyse des in den Stollen tretenden Gebirgswassers ein nicht ganz unwichtiger Bei- trag zur I.ebre von der Entstehung der Mineralwasser wird gegeben werden konnen Denn es ist sehr wahrschein- lich, dass das Wasser als Mineralwasser seinen Ursprung erst einer ganz neuen Zeit verdankt, der Zeit namlich, wo nacb Verschuttung des Stollenmundloches die Verwesung des Grubenholzes unter Wasser ohne Zutritt des atmo- spharischen Sauerstoffs statt gefunden hat, und die da- durch entstandene in Wasser aufgeloste Kohlensaure bier auf die sich ihr darbietenden Mineralien einwirken konnte. Einstweilen aber mag die Analyse einfach als Ausdruck der chemischen Constitution des Wassers hier Platz finden. Die Gebirgsart, aus welcher die Quelle entspringt, ist Grauwacke und Grauwackescbiefer, welche nur sehr wenig Kalktheilchen enthalten. Doch kommen ganz in der Nahe

Analyse des Mineralwassers der Grube Hymensgarten bei Kirchen

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Page 1: Analyse des Mineralwassers der Grube Hymensgarten bei Kirchen

Mineralwnsser der Grube Hymensgarten lei Kirchen. 139

Analyse des Mineralwassers der Grube Hymens- garten bei Birchen;

von

H. Kraemer, Apotheker zu Kirchen.

In einem Seitenthalclien der Sieg, ungekhr eine halbe Wegstunde von Kirchen, entspringt aus dem ver- lassenen Stollen der Grube Hymensgarten eine nicht un- bedeutende Quelle, deren Wasser, an die Luft getreten, die in seiner Rinne lebenden Conferven mit einem leichten Ocher uberzogen bat, welcher, wie das Mikroskop zeigt, theilweise aus dern zarten, tlockigen Wesen der Gallionella ferrug anea Ehr. besteh t.

Wenngleich dieses Wasser bis jetzt nur versuchsweise zu Heilzwecken angewandt worden ist, sein Gebrauch auch fur die Zukunh ein sehr beschrankter bleiben durfte, weil es in einigen Jahren durch einen schon begonnenen Tiefbau, vielleicht auch noch fruher durch Wiederauf- nahme des Stollens gelost werden wird, so wird doch seine Analyse nicht ohne Resultat sein, indem in letzterem Falle durch sie und durch die Analyse des in den Stollen tretenden Gebirgswassers ein nicht ganz unwichtiger Bei- trag zur I.ebre von der Entstehung der Mineralwasser wird gegeben werden konnen Denn es ist sehr wahrschein- lich, dass das Wasser als Mineralwasser seinen Ursprung erst einer ganz neuen Zeit verdankt, der Zeit namlich, wo nacb Verschuttung des Stollenmundloches die Verwesung des Grubenholzes unter Wasser ohne Zutritt des atmo- spharischen Sauerstoffs statt gefunden hat, und die da- durch entstandene in Wasser aufgeloste Kohlensaure bier auf die sich ihr darbietenden Mineralien einwirken konnte. Einstweilen aber mag die Analyse einfach als Ausdruck der chemischen Constitution des Wassers hier Platz finden.

Die Gebirgsart, aus welcher die Quelle entspringt, ist Grauwacke und Grauwackescbiefer, welche nur sehr wenig Kalktheilchen enthalten. Doch kommen ganz in der Nahe

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4 b0 Kraemer.

Lager von Petrefacten, Spirifer, Terebralula und andern Brachiopoden vor, deren Steinkerne in der oberen Teufe mit Eisenoxydhydrat, in der unteren rnit Kalkspath erfullt sind. Der Stollen ist friiher auf einen jedenfalls arich jetzt noch anstehenden Spatheisensteingang betrieben worden, welcher wie gewohnlich Schwefel- und Kupferkies und Bleiglanz eingesprengt enthielt. I n Bezug auf die Zusam- mensetzung des Ochers mag nicht unerwahnt bleiben, dass fruher an demselben Gehange der seltene arsenika- lische Nickelantimonglanz gefunden worden isl.

Die Temperatur der Quelle betrug bei 5 O Lufttempe- ratur 10" C. Das frisch geschopfte Wasser i s t vollkomrnen Mar, hat einen hintennach eisenhaften Geschrnack, perlt, wenn es ausgegossen wird, nur wenig, rothet aber Lack- mustinctur deutlich. Die qualitative Prufung ergab die Gegenwart von Kohlensaure, Schwefelsaure, Chlor und von Kalkerde, Talkerde und Eisenoxydul. Durch Ver- dunsten des Wassers his ziir Trockne iind Wiederaufnahme in destillirtern Wasser wurde eine Flussigkeit erhahen, welche geriithete Lackmustinctur blaute und in welcher Schwefelsaure und Chlor, Talkerde und Eatron, aber keine Kalkerde aufgefunden wurden. Ihre alkalischc Reaction clarf nicht als Beweis fur die Gegenwart eines kohlen- sauren Alkalis gelten, sondern kann eben sowohl von aufgeloster kohlensaurer Talkerde herriihren, wie denn doppelt - kohlensaures Natron mit einem Ueberschuss von schwefelsaurer Magnesia i n Wasser aufgelost. im Wasser- bade bis zur Trockne verdampft, eine sehr deutlich alka- lisch reagirende filtrirte Auflijsung grben. Aus dern i n Wasser unloslichen braunen Ruckstantle nahm Salzsaure unter Aufbrausen Eisenoxyd und Kalkerile und nur Spuren von Talkerde auf; der in Salzsaure unlosliche Theil be- stand aus einer verkohlharen Substanz und aus Kieselsaure.

Die quantitative Analyse wurde nach derselben Me- thode unternommen, deren sich W a c k e n r o d e r und Rei- ch a r d t zur Untersuchung des Ilineralwassers von Schandau bedient haben (dies. Archiv, Bd.71 p . 3.1. 21. Rd. 75. p. 2781, auf deren Abhandlungen ich der Kurze wegen verweise.

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Mineralwasser der Grube Hyinensyarlen bci Kirchen. 144

I. B e s t i m m u n g d e r Koh1ensaure . - 4360 Grm. an der Quelle mit einer ammoniakalischen Chlorbaryum- losung versetzt gaben in einer wohlverkorkten Flasche einen grauweissen Niederschlag, welcher in dem von F r i t z s ch e zur Bestimmung der Kohlensaure angegebenen Apparate O,i5 Grm. verlor.

11. B e s t i m m u n g d e r f e s t e n B e s t a n d t h e i l e . - 7045 Grm. wurden im Wasserbade zur Trockne verdampft. Der wasserige Auszug lieferte 0,089 Chlorsilber, 0,205 schwefelsaure Baryterde, 0,431 gegluhte phosphorsaure Talkerde. Der Ruckstand ergab an in Yalzsaure loslichen Theilen 0,085 Eisenoxyd, 0,251 kohlensaure Kalkerde uiid eine unwagbare Menge Talkerde ; an darin unloslichen Theilen 0,036 organische Substanz und 0,075 Kieselsaure.

7015 Grm. direct zur Reslimmung der Alkalien ver- wandt lieferten 0,475 schwefelsai~res n’atron, i n welchem sich durch Platinchlorid und Kohlensticks~offsaure nur Spuren von Rali auffindcn liessen.

Dieser Analyse zufolge gaben 7015 Grm.: I. Kohlensaure.. ........... l ,?O( iOO

11. Feste Bestandiheile. a) In Wasser losliche Theile:

Chlor ......................... 0,02195 Schwefelslure . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,07046 Natron.. ....................... O,OG6i9 Talkerde.. ..................... 0,01759

Eisenoxyd.. .................... 0,08500 Halk .......................... 0,14129 Talkerde.. ..................... Spurrn

Organische Substanz.. ........... 0,03600 Kieselsaure.. ................... 0.07200

b) in Salzsaure losliche Theile:

c) unloslichen Ruckstand :

0,5 $308. Auf wasserfreie Salze berechnet ergeben sich : -

Chlornatrium ................... 0,03701 Schwefelsaures Natron. .......... 0,11065 Zweifach-kohlensaure Tallrerde ... 0,14002

,I ,I Kallcerde . . . 0,360iO II lrohlensaures Eisenoxydul 0,1i239

Organische Substanz.. ........... 0,03600 Kieselslure.. ................... 0,07200

0,92877 Freie Kohlensiiure.. ............. 0,79507.

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1 a2 Landerer,

In einem Preussischen Pfunde Handelsgewicht sind

Cblornatrium.. ...................... 0,00247 0,040 Schwefelsaures Natron.. ............. 0,00737 0,121 Zweifach-kohlensaure Tallrerde.. ...... 0,00934 0,153

II II Halkerde ........ 0,02404 0,395 R kohlensaures Eisenoxydul.. ... 0,01149 0,189

Organische Substanr.. ............... 0,00240 0,039

demnach enthalten : in Cranea

KieselsBure.. ....................... 0,00480 0,079 0,061 9 1 1,016

Freie Kohleasiiure.. ................. 0,05300 0,870.

Die qualitative Prufung des aus der Quelle sich ab- setzenden Ochers that die Gegenwart von Eisenoxyd, Eisenoxydul, Kalk - und Talkerde und Kohlensaure dar, und nachdem eine grossere Menge desselben angewandt worden, auch die der Phosphorsaure und des Mangan- oxyduls, und wenn auch in ausserst geringer Menge, doch unzweifelhaft erkennbar, die des Kupfers, Bleies, Arseniks, und insofern sich die im Marsh’schen Apparate erhaltenen Flecken in unterchlorigsaurem Natron nicht vollstandig auflosten, auch die des Antimons dar. Dime Substanzen sind, da sie ohne Zweifel aus dem Quellwasser hcrruhren, den oben aufgeluhrten als in unbestimmbarer Menge vor- handen hinzuzufugen, obgleich sie direct im Wasser nicht nachgewiesen werden konnten.

Ueber die Farben, deren sich die Zuckerbacker in Grieclienland beim Flrben der Zuckcr- waaren bedienen ;

von L a n d e r er. -

Leider wurde bis jetzt diesem so wichtigen Gegen- stande betreffs der Bestimmung von Farben, die als un- schadlich zum Farben von Zuckerwaaren angewendet werden diirfen, keine Aufmerksamkeit gewidmet, und ein