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Anatomische Beiträge zur Ophthalmologie

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Anatomische BeitrAge zur Ophthalmologie. Yon

H e i n r i c h Mt l l le r .*)

(Fortseizung.)

3) Ueber e inen r i n g f S r m i g e n M u s k e l am Ciliar- KSrper des M e n s c h e n und fiber den Mechanis -

mus der A c c o m m o d a t i o n .

Seitdcm Brficke und Bowman die Entdeckung ge- macht haben, dass das sogenannte Ligamentum ciliate zum grSssten Theil aus glatten Muskelfasern besteht, wird dasselbe allgemein als eia Muskcl beschrieben, der an der hinteren Wand des Schlemm'schen Canals ent- springt, sich etwas s ausbreitet und an die Aussenseite des Ciliark~rpers yon dessen vorderem Rand aa big gegen die ore serrate hin ansetzt.

Es liegen jedoch nicht alle B[indel des Muskels auf solche Weise in Meridian-Ebeaen des Auges, sondern ein Theil d e r s e l b e n ha t einen r i n g f ~ r m i g e n , dem H o r n h a u t r a n d pa ra l Ie len V e r l a u s Diese k r e i s f ~ r m i g e n Bfindel b i lden die t i e f e re Schicht

*) Dieso Arbeit kam zu Anfang April d. J. in unsero Hiinde, w a s wit hier bemerken, d a d e r Gegenstaud inzwischen yon anderer

Seite her besprochen i s t Die R 6 d a k t i o n . Archly fiir Ophthalmolog~e. B& IlL l, |

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und l i e g e n v o r z u g s w e i s e in de r v o r d e r e n , in- n e r e n P a r t i e d e s M u s k e l s , n a h e a n d e r I n s e r t i o n d e r Iris. Einige derselben schliessen sich eng an die elastischen Netze an, welche sich yon der Descemetschen Membran gegen den Ciliarrand der Iris hinziehen, und liegen somit dicht an letzterem, vielleicht noch etwas vor demselben; andcre Biindel liegen etwas welter nach rfckw~irts und ausw~rts, zun~chst der vordern Partie der Ciliarfbrts~tze. Diese ringf~rmigen MuskelbSndel sind nicht als eine compacte Masse v~llig yon denjenigen geschieden, welche yon vorn nach rfickw~irts verlaufen, sondern theilweise mit denselhen verflochten, indem zwi- schen die ringfSrmigen Bfindel wieder einzelne ]ongi- tudinale eingeschoben vorkommen, welche den tiefsten und kfirzesten Bfindeln des Muskels, wie er gew~hnlich beschrieben und abgebildet wird, entspre(:hen.*) Ausser- dem aber geht ein Theil der kreisF6rmigen Biindel, und zwar der weiter nach rfickw~irts gelegenen, in longitu- dinale iiber, indem sie rascher oder langsamer in die bezeichnete Richtung umbiegen, um sich welter rfick- w~irts an die Aussenfl~iche des Ciliark~rpers anzuhef- ten, wobei sie jedoch fiberall yon den langen longitudi- nalen Bfindeln tier oberfl~chlichen Schicht bedeckt sin& Es entsteht dadurch yon der Fl~che gesehen eine arka- denartige Figur, ~ihnlich del~enigen, wie sie K ~ l l i k e r yon dem Uebergang des sphincter und dilatator pu- pillae beim Kaninchen gezeichnet hat. Nut ist das Ge- flecht im Ciliark~rper des Menschen viel st'~rker und mannigfaltiger, indem die einzelnen longitudinalen und

~) gin Theil der Fasern fibrigens, welohe in tier angegebenen Richtung verlaufen, sind nieht muskul~s, sondern die Fortsetzung tier elastischen Netze, welche sich an die Descemet'sche Membran ansehliessen. Sie entsprechen den Fasern, welehe bei Thieren, w e der canalis Fontanae stark entwickelt ist, wie bei V~geln, dutch die- sen an die Aussenseite des CiiiarkSrpers hingehn.

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circularen Bfindel unter sich wieder masehenarfig an-

geordnet sind. Es hat also nur ein Theil des Ciliarmuskels, und

zwar vorzugsweise der oberfl~ichliche, welcher mehr riickw~irts gegen die ora serrata an der Chorioidea an- sitztj seinen vordern Insertionspunkt direkt an den elasti- schen Netzen~ welche an dcr hinteren inneren Wand des Sehlemm'schen Canals liegen. In dem fieferen Theile des Muskels dagegen befinden sich viele Biindel, welche mit jenem yon der Descemet'schen Membran herkom- menden Streifen nicht in unmittelbarer Verbindung

stehen. Von &r beschriehenen Anordnung habe ich reich

zuerst dutch PrAparation yon der ~/usseren Fl~che des Muskels her, mit Hiilfe der Loupe, fiberzeugt, dann durch Schnitte getrockneter oder erh~rteter Pr/iparate, welche in logitudinaler und transversaler Richtung ge- f~ihrt wurden.

Die Verfo]gung der Faserzfige dutch direkte Pr~i- paratlon geschieht am beaten an Augen~ welche dutch Weingeist~ Chroms~ure, Sublimat u. dgl. etwas erh~rtet sind. Man st~sst nach Ahl~sung der Hornhaut und Sklerufika zuerst auf eine ziemlich starke Schicht, welche einen rein longitudinalen odor meridionalen Verlauf hat, sich nut in dieser Richtung spalten l~isst, und mikrosko- pisch fast ausschliesslich aus glatten Muskelfasern be- steht. Dicht am Schlemm'schen Canal entspringend, iiberragt ihr vorderes Ende ein wenig die fieferen Schich- ten. Ehenso deckt ihr hintere.s Ende~ welches sich, et- was f~eherFdrmig ausstrahlend~ an die ChoHoidea an- setzt, das der tieferen Bfindel v611ig. Diese oberfl~eh- liche Schieht langer, longitudinaler Fasern liisst sich leicht ablSsen, und es erscheint dann die fiefere als ein schmaler Ring, der an dem inneren (vordern) Rand ziemlieh click ist, naeh aussen (hinten) aber sich rasch

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verdiinnt. Die ~iussere Zone des Ringes ist ebenfalls vor- wiegend in longitudinaler Richtung faseNg, wenn man sie in einzelnen Bfindeln ablSst, die innere, dickere Zone dagegen zeigt bei dieser Manipulation unverkennbar eine vorwiegend circul~ire Anordnung, die an einzelnen Biindeln ganz exquisit ist.

Dass diese Ringe, welche man leicht fiber einen grossen Theil des Ciliark~rpers unfern der Irisinsertion continuirlich darstellen kann, wirklich aus Muskelfasern bestehen, kann natfirlich nur mit st~irkerer VergrSsse- rung nachgewiesen werden. Eine solche zeigt allerdings aueh andere Elemente als Muskelfasern in den ringf'dr- mig sich ablSsenden Str~ngen. Zunilchst der vorderen Augenkammer kann man, auch wenn der unmittelbar an die Descmet'sehe Membran sich anschliessende elastische Ring, yon welchem die oberflilchliche longi- tudinale Schicht des Ciliarmuskels entspringt, mit dieser bereits entfernt ist, elastische Netze bis ganz nahe an die Iris in circul/irer Richtung abtrennen. Ferner ver- laufen gd3ssere Nervenst~immchen h~utlg weithin ring- fSrmig, namentlich noch in der oberfliichlichen longitu- dinalen Schieht, jedoch yon dem grSssern Theile der. selben bedeckt. Auch Blutgefilsse ziehen in derselben Richtung dutch die Masse des Muskels. Endlich ist die tiefere Muskelschicht yon einer viel grSssern Menge yon Bindegewebe durchzogen als die oberflilehliche, und dieses ist ebenfalls vorwiegend cireul~ir angeordnet.

Ausserdem aber enthalten die ringf'drmigen Stdinge starke Zfige g l a t t e r M u s k e l f a s e r n , und zwar lassen sich dieselben nicht bloss an der Richtung der Kerne nach Zusatz yon Essigs~ure erkennen, sondern man kann die einzelnen Fasern in den Bfindeln unterscheiden, yon deren circul~irem Yer]auf man sich vorher fiberzeugt hat. Ich will bei dieser Ge]egenheit aueh anf~hren, dass an A u g e n , welche auf geeignete Weise in Salzl~sungen

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oder Siiuren macerirt sind, man die einzelnen Faser- zellen in ihrer charakteristischen, langgestreckten, an bei- den Enden zugespitztea Form sammt dem Kern darin in Menge vollkommen so darstellen kann, als dies im Darmkanal oder sonst wo der Fall ist. Es ist mir dies jedoch vorzugsweise bei Kindern gelungen. Diese ex- quisiten Faserzellen nun sind in den longitudinalen wie circulllren Bfindeln des Muskels in gleicher Weise zu finden.

S e n k r e e h t e L ~ i n g e n s c h n i t t e durch den Ciliar- muskel geben ebenfalls fiber den Verlauf der Fasern Auf- schluss. Man kann solche sehr leieht yon getrockneten Priiparaten anfertigen, yon denen mit dem Rasirmesser sehr feine Spilne gemacht und wieder aufgeweicht werden. Etwas schwierlger, aber in manehen Beziehungen vor- zuziehen, ist die Anfertigung analoger, dfinner Schnitte yon erh~rteten Augen. Nach einem solchen Prilparate ist die nachstehende Skizze gezeiclmei.

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rotica die oberfliichliche Liingsschicht als eine eom- pakte Masse, welehe, yon den elastischen Netzea dicht am Schlemm'schen Canal entsprtmgen, nach aussen und rfickw~rts zieht, um dort in einer ziemlichen Ausdeh- hung gegen die ora serrata hin sich anzuheften. Die ausschliessliche Liingem'ichttmg ist sowohl an den Fa-

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sera als an den Keraen sehr deutlich. Nut eiazelne Nervenst&irnmchen sind in dieser Schicht quer durch- schnitten. Tiefer hinein finder man dann n~ichst der vordern Augenkammer die Fasern, welche als soge- nanntes Ligamentum pectinatum atff die Iris fibertreten, dann weiter nach hiaten ganz zu innerst das Stroma des Ciliarkiirpers, welches sich in die Iris hineia s und ~-on dem Muskel in der Regel gut urlterschieden ist. Zwischen der ober~l&ichlichen L~ingsschicht des Mus- kels aber und den zuletzt genanntea Theilen liegen MuskelzSge, welche yon dem Schnitt nicht der L~inge nach, sondern que r oder schieF getroffen sind, was durch Vergleichung mit den ober~t~chlichea L~ingsmus- keln deutlich wird. Zun~chst dem Winke], an welchem die Irisinsertion liegt, kommen die reinsten Querdurch- schnitte vor~ und, wenn ich nicht irre, wechseln solche an der Gr~inze der oberfl~ichlichen und der fiefen Schicht des Muskels mit L~ingsschnitten bisweilen wenigstens ab, indem noch einzelne Lfingsbiindel zwischen die Querbiindel eingeschoben sin& Welter rlick- und aus- w$1rts werden dana die Durchschnitte mehr schief und schliesslich sind auch die Biindel, welche dem Stroma des CiliarkSrpers zun~ichst liegen, longitudinal getroffen. Zwischen diesen Muskelzfigen sieht man zahlreiche Durchschnitte yon Bindegewebsmassen, welche heller erscheinen. Nur ein Theil der Muskelbfindel erscheint auf dem Querschnitt als rundlich-|~ingliche, abgeg'r&inzte Massen~ sehr viele abet bildea um so mehr netzartig anastomosirende Ziige, als welter nach rfickw~irts Ion- gitudinale Bfindel sich an die quer und schief" durch- schnittenen zum Theft direkt anschliessen. Auf den er- sten Blick scheint es dabei, als ob in diesen Zfigen, deren Richtang auf dem Schnitt vorzugsweise eine lon- gitudinale ist, auch fiberall die einzelnen Fasern mit ihren Kernen diese Richtung h~itten, eine genauere Be-

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trachtung aber zeigt, dass in dem der Iris n~iher gele- genen Theile der Zilge dieselben quer und schief durch- schnitten sind.

Fast noch iiberzeugender sind senkrechte Schnitte, welche nahe dem Rande der Iris und parallel mitihm durch den vorderstcn Theil des Muskcls gefiihrt werden. Solche mfissen die oberfl~ichliche Schicht auf dem Querschnitt, die tiefen Ringi'asern abet auf dem L~ingsschnitt zei- gen. Dies ist denn auch der Fall, und man kann bier leichter als bei den meridio:~al gcFtlhrten Schnitten die Querschnitte der compacten obcrfl~chlichen Schicht als solche erkennen, wogegen dann die Lfingenrichtung, welche andere Faserzfige in demselben Schnitt haben, um so mehr hervortritt. N~chst der Sklerotika n~imlich erscheint die Muskelmasse imnktirt~ mit aui'recht stehen- den Kernen~ n~ichst dem Stroma des CiliarkSrpers abet l/ingsstreifig mit deutlich in derselben Richtung stehen- den Kcrnen, was nut bei circul~er Faserrichtung mSg- lich ist. An Schnitten. welche man n~iher an der ora serrata macht~ fehlt die der L~nge nach getroffene, also cir(.ul~ire Muskelschicht, w~ihrend sic in einem kleinen Bezirk nahe dem andern Eude des Muskels einen be- tr/ichtlichen Theil der H6he dcsselben einnimmt.

Die Unterseheidung einer oberfl~ichlichen und einer tieferen Schicht im Ciliarband des Menschen findet sich schon aufgefiihrt zu einer Zeit, als die muskuliise Natur desselben noch nieht bekannt war; ebcnso wird erw~ihnt~ dass ein Theil tier Fasern darin eine kreisF6rmige Rich- tung babe. Es wurden .]edoch unter den letzteren ohne Zwcifel vorzugsweise die elastischen Netze verstanden, welche sich am vorderen Ende des Muskels viel leichter in kreisf'6rmiger Richtung abliisen lassen, als dies bel den Muskeln der Fall ist. William Clay Wallace (The accommodation of the eye New-York i850) unterscheidet zwar einen fiusseren und einen inneren Ciliarmuskel

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yon welchen der erstere (die ]angen oberfl/ichlichen Bfin- del) sich mit der Hornhaut uad Sklerotika in Zusam- menhang abziehen ]~isst, wodurch dann der 2re, innere zum Vorschein kommt. Allein W a l l a c e schreibt auch dieser tiefen Muskelschicht einen ausschliesslich radialen Verlauf zu. Mayer enc]lich (Verhandl. des naturhist. Vereins d. Rheinlande |853 S. 52) gibt an, dass die contractilen Fasern des orbiculus ciliaris beim Menschen, den Affon, den reissenden Thieren eine L~ingenrichtung haben, w~hrend sie bei den Cetaceen, den meisten wie- derkliuenden Thieren, dcm Pferde und den fibrigen S/iugethieren kreisFdrmig seien. Es ist .iedoch bier keinesweges der Nachweis geliefert, dass die beobachte- ten Fasern wirklich Muskeln gewesen sind, und ist in dieser Beziehung zu erinnern, dass beim Menschen, wo die Cirkelfasern yon Mayer geleugnet werden, dieselben auf jeden Fall leichter nachzuweisen sind, als bei vielen anderen unter den angeFdhrten Thieren, sowie dass an- dererseits bci Wiedcrk~iuern bestimmt longitudinale Mus- keln vorkommen, w~thrend die cirkul~iren Bfindel zum gr~ssten Theil wenigstens bindcgewebig-elastischer Natur sind. Dagegen hat der neueste Autor fiber den Ciliar- muskel, van R e e k e n , welcher uater den Auspicien yon Donders eine ausFt]hrliche und mehrfach die s Ansichten berichtigende Darstcllung der bei der Accom- modation bctheiligten Partie des Auges gcgeben hat, (Onderzoekingen gedaan in bet physiologisch Labora- torium der Utrcchtsche Hoogcschool, JaarVH. S. 249) ohne Zweifcl eiaen Thcil dc r ringf'drmigen und i n longitudinale fibergehenden Bfindel des Ciliarmuskels unter den Augen gehabt, jedoch ohne ihre Aus- dehnung zu erkennen und ohne denselben weitere Auf- merksamkeit zu schenken, v a a R e c ken bildet n~imlich P]. 4. Fig. IX. Bi]ndel ab, welche nach Enth'rnung des grSssten Thcils des Ciliarmuskels an der Aussenfl~iche

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des Ciliark~rpers sitzen geblieben sind~ und zum guten Theil cireul~ir verlaufen~ wobei mir nut die gleiehF6rmige Breite aller Bfindel und die geringe Zahl dee Kerne darin etwas auff~ilh. In der Erkl~rung sind dieselben als B~ndel des museulus Brueekianus bezeiehnet, welehe in versehiedener Riehtung verlaufen und netzartig ver- bunden sind. Sonst aber ist in der ausf'fihrliehen Be- sehreibung des Muskels yon eireul~iren Bilndeln und ihrem Uebergang in longitudinale nieht die Retie, son- dern dee Verlauf des Muskels wird so dargestellt (Fig. i), dass alle Bfindel yon den e]astisehen Netzen entsprin- gen, welehe sieh an die Des~emet'sehe Membran an- sehliessen, und dass sie dann naeh rfiekw~irts an die Chorioidea gehen, indem die vordersten Bfindel am wei- testen naeh aussen und hinten laufen, wodureh sie zu- gleieh die l~ingsten sind, die am weitesten naeh rfiek- w~irts entsprungenen Bfindel dagegen einw~irts geriehtet und dabei am kfirzesten Mind, indem sie n~iehst dem Ciliarrand dee Iris sieh anheften. Hierbei wird bemerkt, dass die letzteren Biindel gefleehtartig verbunden sind, was bei den ~iussern, die sieh in Zusammenhang mit tier Deseemet'sehen Membran abziehen lassen, nieht dee Fall ist.

Diese fli~herfdrmige ~der hatbgefiederte Anordnung glaube ieh naeh dem Obigen bei aller Anerkennung der genannten Arbeit yon Reeken f~r die fiefe Sehieht des Ciliarmuskels nieht annehmen zu kSnnen. Ausser den Angaben~ welehe ieh oben sehon daf'dr beigebraeht habe, dass die tiefen B~ndel in tier N~ihe der Irisinsertion und an der Basis der Ciliarforts~itze Ringe bilden, an welehe erst welter naeh ri~ekw~rts L~ingsbfindel sieh ansehliessen, sprieht, wie mir seheint, das Verhalten yon senkreehten Sehuitten die parallel dem Ciliarrand der Iris nahe an diesem geFfihrt werden, speeiell gegen die gew~hr~liehe aueh dutch v an Re eken adoptirte Annahme, dass n~iehst

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dem sogenannten Lig. pectinatum die Riehtung tier Fa- sern yon vorn nach hinten gehe. Denn es wfirden in diesem Fall auf solchen Schnitten die tiefen, n~chst den Ciliarfortsiltzen verlaufenden Fascrn entweder wie die oberfliichlichen quer getroffen werden oder sie wfirden eine mehr oder weniger senkrechte, nicht aber eine ho- rizontale Streifung veranlassen, wie man sie an den ge- nannten Prilparaten sieht*).

Es ist einleuchtend, dass die hier beschriebene ana- tomische Anordnung des Ciliarmuskels auch ffir seine Funktion yon Wichtigkeit sein muss, u n d e s scheint mir, dass dieselbe die W i r k s a m k e i t des M u s k e l s f i i r die A c c o m m o d a t i o n des A u g e s befriedigender zu erkl~ren vermag, als der blsher angenommene f~cher- f'drmige Verlauf, indem gerade die bisher unbeachtet gebliebenen ringf'drmigen Muskelbfindel der haupts~ich- lichste Factor ffir die Formver~inderung der Linse sein dfifften.

DieVerilnderungen welche bei derAecommodationffir die N~ihe eintreten~ sind durch die ausgezeichneten Arbeiten yon C r a m e r und H e l m h o l t z (Archly f. Ophth. ]. Bd. 2. Heft) im Wesentlichen dahin festgestellt, dass die Vor- derfliiche der Linse sich stiirker wSlbt und sich nach vorn bewegt, w~ihrend die hintere Linsenfl~ehe wenig gew~itbter wird und ihren Platz nicht merklich ver~indert**). Hier- durch wird nothwendig bedingt, dass die queren Durch-

messer derLinse sich verkiirzen und dass die periphe-

*) Ich glaube erw~hncn zu dilrfen, dass ich bereits ehe die At- belt van Reeken's nach Wilrzburg gekommen war, in der Physika- llsch-Medieinischen Gesellschaft die hier besprochene Anordnung des Ciliarmuskels mltgetheilt hatte. (24. November 1855).

*~) Unter diesen Umst~nden wird wohl der Kern der Linse, welcher verm6ge seiner Form und Substanz am stiirksten liehtbreehend wirkt, im Ganzen etwas na~h vorn geschoben, wodurch tier op~/sche Effect der Ver~nderung erh~ht werden muss.

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rischen Theile dcr Iris um so viel zurficktreten, als durch das Vorrficken der Linse in der Mitte humor aqueus verdr~ingt wird.

Ueber den Mechanismus, dutch welchen die erw~ihn- ten Ver~inderungen hervorgebracht werden, sind dio neuestcn Autoren in soweit vSllig cinig, dass er wesent- lich in den Binnenmuskeln des Auges zu suchen ist. Unter diesen h/ilt C r a m e r die Iris f'dr das Organ~ wel- ches VorwSlbung der Linse erzeugt, indem ihr Sphincter und Dilatator gleichzeitig gespannt sind, wodurch, wie Stellwag yon Carion bemerkt hatte, ein Druck auf die yon der Iris bedeckten peripherischen Theile der Linse ausgefibt werden muss. Den Ciliarmuskel nimmt Cramer nur in soweit in Anspruch, dass er das Zurfickweichen tier Linse unter dem Drucke der iris verhindere und zugleich die Netzhaut vor scMidlichcr Einwirkung be- wahre. D o n d e r s*) hat das Verdienst, dem Ciliarmuskel such in der neueren Accommodationslehre eine wesent. lichere Rolle vindicirt zu haben, indem er angab, dass derselbe den featen Punkt ffir die Wirkung des Musc. dilatator pupillae biete, dadurch dass er den Faserring der Mb. Dcscemeti nach hinten zieht. Zugleich wfirden durch die Contraction des Ciliarmuskels die damit zusammen- h~ingenden Ciliar forts~it zc angespannt. H e 1 m h o 1 t z en dlich h~ilt wie Donders die Iris in Verbindung mit dem Br[lckc- schen Muskel fiir das Hauptorgan der Accommadation. Derselbe glaubt jedoch das Zurfickweichen der periphe- rischen Theile der Iris such dutch die Spammng des Dilatators erkl~iren zu k6nnen, indem dieser die Iris ge- rade strecke, die zuvor dutch die Wirkung der ela- stischen Fasern des Ligamentum pectinatum geknickt, und in der ganzen Breite des Schlemm'schen Kanals an dessen inhere Wand angelegt sei. Ausserdem nimmt

*) Onderzoekingon Jaar VI. S. ill.

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H e l m h o l t z noch an, .dass der Ciliarmuskel nicht nur den Ansatz der Iris nach hinten, sondern auch die hinteren Enden der Ciliarforts~tze nach vorn ziehe, ond hier- durch eine Erschlaffung der Zonula zu Wege bringe, welche ihrerseits wieder die Dickezunahme der Linse begfinstige.

Wenn man.nun betrachtet, was die Wirkung des Ciliarmuskels in seiner oben bcschriebenen Anordnung f'dr die accommodativen Ver~inderungcn sein muss, so scheint mir vorerst unzweifelhaft, dass die ringf'6rmigen Biindel, ffir sich genommen, bei ihrer Contraction einen D r u c k a u f die C i l i a r f o r t s ~ i t z e nebst dem Ciliar- rand der Iris, sowie auf die zwischen den Falten der Zonula befiudliehe (wenige) Fliissigkeit, mi t t e 1 b a r a u s den R a n d der L i n s e ausfiben*). Der Muskelring muss be i der Contraction kleiner werden, somit nach einw~irts treten~ wot'ern nicht andere Kr/ifte ihn zugleich vor- oder riickw~irts ziehen. Vermehrter Druck auf die Linse in den Querdurchmessern wird aber die Axe der- selben vergr~issern und die W~ilbung der vorderen und hinteren Fl~che vermehren, wenn nicht andere Verh~ilt- nisse modificirend eintreten.

Es ist kaum m~glieh abzusch~itzen, wie viel yon den Formver~inderungen der Linse auf diese Ringmus- keln gegenfiber den anderen mitwirkendcn Factoren zu schieben ist. Auf jeden Fall aber darf ihr Effect woh] h~her angeschlagen werden, als der, welchen eine blosse Dickenzunahme der L~ingsbiindel des Ciliarmuskels bei ihrcr Contraction erzcugen wlirde**), und ich miichte

*) Wenn der rlngfSrmige Theil des Ciliarmuskels sch~rfcr yon dem longitudinalen getrennt ware, so w~rde ich den Namen com- pressor lcniis daf'dr vorschlagen.

*') Dutch diese Dickenzunahme des Ciliarmuskcls wlrd nament- lich navh van Reeken ein Druck suf den Acqustor dot Linse her- vorgebracht.

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fiberdies glauben, dass es mit Rficksieht hierauf auch nicht nothwendig sei, der Iris be im M e n s c h e n eine so vorwiegende Einwirkung a.uf die Form der Linse zuzu- sehreiben, als dies namentlich yon C r a m e r geschah. Die Iris befindet sich oiTenbar, wenn ihr Ciliarrand nicht stark nach hinten gezogen ist, in einer ziemlich ungfin- stigen Lage, um die Linse convexer zu machen, und es scheint mir sehr zweifelhafl, ob dieselbe, auch wenn man die Krah ihrer beim Menschen nicht sehr mlleh- tigen Muskeln nieht gering anschl~igt, im Stande ist, durch einen Druck, der doch fast nur die vordere Fl~iche der Linse trifft, diese in einer gri}sseren Ausdehnung convexer zu machen*), und wenn bei enger Pupille aus den yon C r a m e r und D o n d e r s angef'dhrten Ursachen ohne Zweifel der I)ruck betrfichtlicher ist, so kann da.. Fdr eine Wiilbung der Vorderfl~iche in griisserer Aus- dehnung dann nur so zu Stande kommen, dass die ge- spannte Iris ihren eigenen Pupillarrand naeh vorn treibt, wodurch ein gewisser Verlust yon Kraft entstehen muss. Gegen die auch yon Don d e r s gestiitzte Ansicht yon C r a m e r aber, dass vorzugsweise der dutch die Pupille vorstehende Theil der Linsenfl~che als Convexitiit mit kleinerem Radius vorgetrieben werde, hat schon Helm- h o It z Einwendungen erhoben; auch wilrde es kaum m~ig- lich sein, dass dutch Lichtreiz die Pupille rasche und gr;Jssere Schwankungen erleidet, ohne gleichzeitige er- hebliche Aenderung der Accommodation, wenn die Weite

") Helmholtz bat bereits angegeben, dass der Druck der Iris die Ver/tnderungen an tier Linse nicht alloin erzeugen kann; a b e t e s

ist bezeichnend filr die Schwierigkeit des Gegensiandes, dass der- selbe angiebt, da.~ als Resultat des Drucks tier Irls eine Abflachung der hlnteren Linsenfl~tche eintrete, wAhrend Stellwag yon Carlon und Donders gegen Cramer geltend machten, dass die grSssere WSI- bung tier vorderen Linsenflgche durch den Druck tier Iris nicht ent- stehen k~nne, ohno dass auch die Hinterflliche convexer werde.

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der Pupille die Form der brechenden Vorderfl~iche we- sentlich beflingte. Eine solche Aenderung der Accom- modation aber durch Irisbewegung auf Lichtreiz ist vielleicht in minimo vorhanden, abet gewiss nut unbe- tr~ichtlich. Es scheint also die st/irkere W~ilbung des unbedeckten Theils der Linse, gegen die theoretisch offenbar nichts einzuwenden ist, sobald die Iris stark genug zu driicken vermag, factisch zu gering zu sein, um bedeutenden Einfluss auf die Accommodation zu haben. Die Versuche an Thieren, welche C r a m e r als Beweis daf'dr anFfihrt, dass die Iris den haupts~ichlichsten Accommodationsapparat enthalte, sind wohl filr den Menschen nicht viillig giiltig, da die Anordnung der Muskeln offenbar betr~ichtlichen Modificationen unterliegt. So macht cs gewiss cinch grossen Unterschied, dass die Iris bei VSgeln, bei welchen jene Versuche grSsstentheils angestellt wurden, eine viel gr~isscre Zahl yon Ring- muskeln, und zwar bis ganz an den Ciliarrand hin, be- sitzt, als dies beim Menschen der Fall ist. Ueber das Auge des Seehundes, welches Cramer ausserdem be- nutzte, ist in dieser Beziehung nichts bekannt. Wenn aber, nachdem die Iris weggenommen oder eingeschnit- ten war, keine Ver~inderung an der Linse mehr eintrat, so licgt ausserdem die Vermuthung nahe, dass dann auch der Ciliarmuskel nicht mchr agirte.

Durch das eben Gesagte soll iedoch keineswegs in Abrede gestellt werden, dass die Iris bei der Accommo- dation mitwirke, vielmehr glaube ich ebenfalls, dass die- selbc durch den Widerstand, welchcn sic dcm periphe- rischen Theil der vorderen Linsenfl~iche leistet, dazu bei- tr~igt, den mittlcren Theil derselben, und zwar mehr als die hintcre Fl~ichc, convex zu machen, da~ wie yon H e l m h o l t z und theilweise schon yon D o n d e r s und S t e l l w a g angegeben wurdc, eine auf denRand der Linse allein ausgellbte Krai~ die Wiilbung der vorderen und

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hinteren Fl~che ziemlieh gleichm]issig vermehren miisste. Die Wirkung der Iris mag dabei immerhin dadurch erh~Jht werden~ class Radial- und Ring-Fasern gleich- zcillg mehr gespannt werden, ohne Zweifel aber auch dadurch, dass die Lage dcr Iris bet Contraction des Ciliarmuskelv, wie Donders bemerkt hat, cine viel giin- stigore wird, um auf den peripherischen Theil der Vor- dertt~iche der Linse zu dr[icken, als dies sonst der Fall ist. Schon dadureh n~imlieh, dass die Linse (sofern sich das Obige best~itigt) bet Contraction der ringfBrmigen Partie des Ciliarmuskeis dicker wird, muss der Rand ihrer Vorderfl~iche st~irker wider die Iris gedrlingt wer- den. Es kommt aber hinzu, dass der Ciliarrand der Iris bei Vorw•lbung der Linse zuri]cktreten muss, und hierdm'eh wird wieder die R i c h t u n g des Iris-Drucks eine wirksamere, indem ihre Neigung gegcn die Aequa- torialebene etwas zunimmt.

N~iehst dem Druck auf den Rand der Linse scheint der Ciliarmuskel ferner vermSge seiner Anordnung das Z u r f i c k w e i c h e n des p e r i p h e r i s e h e n The t i s de r I r i s bewirken zu k6nnen. Diese Ver~inderung wiirde yon selbst erfolgen, wenn die Mitts der Linse mit hin- reichender Gewalt naeh vorn gedriingt wird, da das Volum der w~issrigen Feuchtigkeit und, nach iiberein- stimmenden Angaben a]le,' neueren Experimentatoren, die Form der Hornhaut uuver~nderlich sin& Indess muss auch umgekeh,'t das Zuriickweichen des I,'isran- des das Vortreten der Linsenmitte begiinstigen, und D o n d e r s hat bereits friiher angegeben, dass tier Ci- liarmuskel den Ciliarrand der Iris nach hinten ziehe, da sein hinterer Anheftungspunkt (die Chorioidea) weir we- niger beweglich set als tier vordere, nllmlich die Fasern tier Membrana Descemeti, yon welchen zugleieh die Iris entspringe. Die Riickw~rtsbewegung der Iris wiirde abet, wie mir wenigstens vorkommt, bet der bisher an-

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genommenen flieherf'drm]gen Anordnung des Ciliarmus- kels nut sehr unbedeutend sein kSnnen. Denn es wet- den zwar die ~usseren, liingeren Bfindel des Muskels den fibrSs-elastischen Ring am Ende der Descemet- schen Membran etwas nach rfickwllrts ziehen kSnnen, abet schwerlich einigermaassen beh'/ichtlich, und es w[ir- den daf'fir die innersten, kfirzesten Bfindel des Muskels den Ciliarrand der Iris eher naeh vorn ziehen. Aueh v a n R e e k e n giebt ausdrficklieh an~ dass der Meeha- nismus des Zurficktretens der Irisperipherie dutch die anatomische Untersuchung nut unvollkommen erlilutert werde (a. a. S. 28|). H e l m h o l t z sucht, ohne dieMit- wirkung des Ciliarmuskels ganz auszuschliessen, den Hauptfactor der fragliehen Bewegung in der Iris selbst. Er nimmt niimlich an, d ass das Ligamentum pectins- turn die Iris in der ganzen Breite des Schlemm'sehen Canals an diesen anlegt, bis durch die Slaannung des Dilatator beim Nahesehen die Knickung der Iris geho- ben und dadurch der peripherische Theil der vorderen Augenkammer erweitert wird. Bei RaubvSgeln liegt an der betreffenden Stelle allerdings ein eminent elastisches Oewebe, des bei Contraction der Iris stark gedehnt wird, und sich dann wieder retrahirt, und bei Katzen ist das Verhiiltniss ein ~ihnliches. Auch beim Menschen l~isst sich eine Wirkung des Ligamentum pectinatum in der Weise mit Sicherheit constatiren, dass dasselbe den Ciliarrand der Iris nach vorn zieht, und es wird somit jedenfalls seine Elastieit~t in Antagonismus mit der Ac- eommodationsbewegung der Iris und des OiliarkSrlaers stehen. Doch muss ich sagen, dass ich his jetzt nieht fiberzeugt bin, dass die Elasticit~it desselben gross ge- aug ist, um in ruhendem Zustande die Iris an die ganze Breite des Schlemm'schen Canals anzulegen, um so mehr, als such der Iris eine gewisse Spannung dutch contractile wie elastisehe Elemente (Gcf/isse) w~hrend

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des Lebens nicht abzusprechen ist. Hingegen schoint mir ein guter Thcil der Retraction des Ciliarrandes der Iris auf Rechnung der tiefen B[indel des Ciliarmuskels geschrieben werden zu kSnncn, yon welchen die lon- gitudiualen, wie ich glaube, theils etwas welter ein-und rfickw~irts (veto Schlemm'sehen Kanal aus gerechne 0 entspringen, als man gewShnlich annimmt~ theils sich an die ringFdrmigen Bfindel anschliessen, die nahe an dem inneren Winkel des Dreieeks liegen, welches tier Ciliarmuskel auf einem senkrechten L~ingenschnitt bildet. Je weiter abet veto Schlemm'schen Kanal enffernt sich solche L';ingsbfindel ansetzen, um so grSsser wird die Beweglichkeit ihres vorderen Anheftungspunktes seia, also auch ihr VermSgen, den in tier N~ihe befindlichen Theil der Iris rfickw~i~'ts zu ziehen. Hierbei mag immer- bin eine Mitwirkung des Dilatator statuirt werden, inso- fern derselbe, mit den tiefen L~ingsbfindeln des Ciliar- muskels einen Winkel in tier N~he der Irisinsertion bildend, bei gleiehzeitiger Wirkung die Riehtung, in wen chef die letztere bewegt wird, modifieiren, n~imlich zu einer diagonalen machen wird. Was das Verh~iltniss der tiefen L~ingsbfindel im Ciliarmuskel zu den ringf'Sr- migen betrifft~ in welche sie zum Theil fibergehen, so wfirden dieselben bei alternirender Zusammenziehung ohne Zweifel eine, wenn auch nicht diametral, anta- gonistisehe Wirkung haben. Wenn man aber, was we- nigstens nicht unwahrscheinlieh ist, annimmt, dass die verschiedenen Bfindel des Ciliarmuskels sich gleichzeitig zusammenziehen, so wird auch hier die resultirende Bewegung eine aus beiden Factoren gemischte sein. Es wird also wohl die Pattie, w e vorderster Theil des CiliarkSrpers, Ciliarrand tier Iris und innerer Winkel des Ciliarmuskels benaehbart sind, unter dem gleich- zeitigen Einfluss der tiefen L~ings- und Ring-Bfindel des Ciliarmuskels uad des Dilatator pupillae e in- u n d

~,chiv ffir Ophthalmologie, Bd. IIL 1.

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r f i c k w S r t s gezogen werden mfissen*). Hierdurch er- kl~irt sich auch vollkommen die Beobachtung, welche

H u e c k an sich und Anderen gemacht hat , n~imlich dass beim Nahesehn die fiusseren Theile der Iris gegen

die Mitte rficken, was bei Pupil lenverengerung durch Lichtreiz nicht der Fall ist.

Am schwierigsten ist die Wirkungsweise der be-

tr~ichtlichen iiussern, ausschliessend longitudinalen Schicht

des Ciliarmuskels zu beurtheilen, da vermuthlich der

ElYect kein ein~acher ist. Ffir diesen Theil des Muskels

wird dutch meine Angaben fiber die fiefe Schicht niehts

ge~indert, und da derselbe den Betrachtungen der bis-

heHgen Autoren fiber dan Ciliarmuskel tast allein zu

Grtmde gelegt war, so sind dieselben vorzugsweise hier- her zu beziehen. Der Cardinalpunkt ist nat[irlich: wie

gross die Beweglichkeit tier beiden Inserfionsstellen des Muskels verh~ltnissm~issig zu einander anzuschlagen sei.

Ffir absolut unbeweglich h~ilt wohl Niemand die beiden Punkte , tim welche es sich handelt, den hinterea Theil

der Iunenwand des Schlemm'schen Kanals einerseits,

die Chorioidea yon der ora serrata ab nach abw~irts

andererseits. Die meisten Autoren abet sehen den vor- derea Punkt als den mehr fixirten an, und suchen dem- nach den Effect des Muskels haups~ichlich an der hin-

teren Insertionsstelle. Hingegen legt D o n d er s vorzugs-

weise Gewicht auf die Beweglichkeit des vorderen An-

") Es kann aUerdings, wie ich glaube, nlcht als erws anga- sehen werden, dass die s~mmtlichen Bfindel des Cfllarmuskels sich gleicbzeitlg contrr, hiren, wie es denn auch nicht ganz sicher ist, ob w~rk!ich die Eim~chtung des kuges ffir die Ferne bloss durch das AufhSren einer muskulSsen Action herbclgeffihrt wird. Die Irls ze~gt, dass ahnlich angeordnete Muskeln einmal als Antagonisten alternirencl wirken und dann doch wieder gleichzeitig in vermehrte Action ge- rathen k~nnen, wenigstens naeh der dutch Cramer, Donders, Helm- holtz vorgetragenen Ansicht. Doch ist fiber den Ciliarmuskel in die- set Richtung wenigstens nichs bekaant.

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heftungspunktes, indem der hintere, die Chorioidca, viel weniger beweglich und ausdehnbar sei. Ich habe aber schon Bedenken darfiber ausgesproehen, ob die, wenn auch elastische, doeh straffe und kurze Masse am hin- tern Rand des Schlemm'schen Kanals im Stande sei, durch eine einigermassen ausgiebige Bewegung den yon D o n d e r s gesuchten Zweck, Retraction der Irisinsertion, zu erf'dllen, und glaube die vordere Insertion des Muskels wie Br i icke , B o w m a n , C r a m e r und H e l m h o l t z als vorzugsweise fixirt ansehen zu mfissen, was, wie He lm- h o 1 t z bereits angegeben hat, eine geringe Verschiebung auch dieses Punktes nicht gerade ausschliesst.

Es wird nun aber auch yon den.jenigen, welche den Muskel di~ Chorioidea nach vorn ziehen lassen, der Effect dieses Zuges nicht auf gleiehe Weise beur- theilt. Die fr[lher verbreitete Ansicht, dass durch den Muskel die Linse naeh vorn gezogen werde, stimmt nicht mit den neueren optischen Erfahrungen yon Helm- h o l t z , und wfirde auch mit der hier beschriebenen ana- tomischen Anordnung des Muskels nicht wohl vereinbar sein. Auch die anf/ingliehe Meinung yon Cramer , dass das Anspannen der Ciliarforts~itze das Zurfickweichen der Linse unter dem Druck der Iris, sowie die Fort- pflanzung dieses Druekes auf die Retina verhindere, hat D o n d e r s bereits widerlegt. H e l m h o l t z dagegen legt besonders Werth darauf, dass die mit dem CiliarkSrper eng zusammenh~ingende Zonula durch die Th~ifigkeit des tensor chorioideae erschlaffen m[isse, wie dies B r [ i cke (Anat. Besehreibung d. Augapf'els S. t8) ange- geben hatte. /J_ierdureh werde der Zug der Zonula, weleher im ruhenden Zustande des Auges beim Fern- sehen der Linse eine abgeplattetere Form gebe, ver- ringert. Dass dureh dieses Moment eine Verdickung der Linse begfinstigt wird, seheint auch mir zweifellos, und es dfirfte namentlieh die Elastieit/it der Zonula mit-

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wirken, gemeinschafil ich mit andern elastischen Theilen

nach AufhSren der Muskelwirkung den fernsehenden

Zustand des Auges wieder herbeizuFdhren. Hingegen

w~iren vielleicht dari~ber, ob wirklich der Zug der Zo-

nula in ruhendem Zustande des Auges so stark ist, dass

er der Linse eiae abgeplattetere Form gibt, als sie sich

selbst iiberlassen zeigen wfirde, noch weitere Untersuchun-

gen wiinschenswerth, da die Dickezunahme der Linse

nach dem Tode wohl a u c h andere Deutungen zul~isst*).

Ausser den erw~ihnten Effecten schrieb bekanntlich

bereits der Entdecker des Ciliarmuskels beim Menschen

demselben haupts~ichlich die W i r k u n g zu, dass er d ie

C h o r i o i d e a m i t d e r R e t i n a u m d e n G l a s k ~ i r p e r

a n s p a n n t , indem er eine geschlossene Oberfl~iche ver-

kleinert. D i e s e V e r m e h r u n g d e s D r u c k s a u f d e n

G l a s k i i r p e r nun darf , wenn ich nicht irre, als eine der Haut)tursachen angesehen werden, dass die hintere Fliiche der Linse viel geringere Ver~inderungen erleidet

als die vordere, d. h. ihren Oft nicht merklich ~indert und

nur wenig gewiilbt wird, wie dies auch Donders theil-

weise angenommen hat. Leg t man die Krystalllinse

auf eine wenig nachgiebige, genau anschliessende Un-

terlage und eomt)rimirt sie yore Rand her, so wird sich

") Da die Anheftungsweiso der Zonula an die Linsonkapsel nioht ganz gleichgiiltig sein mag, so will ich hier erw~hnen, dass ich reich tier Ansehauungsweise v. Reckons, wonach die vordere Wand des Petit'schcn Kanals bless vet dem Aequator der Linse an die Kapsel tritt~ nieht anzuschliessen vermag. Meinen Untersuchungen zu Folgo glaube ich, dass wenn auch vielleicht die DarsteUm~g, welche Brficke (Augapfel S. 330 gegeben hat, etwas zu weit geht, doch in der That Jene Platte sich theilS vor theils hinter dem Acquator an die Kapsel anheftet, nur mlt etwas schwiicheren Excursionen der Fatten. Ich sehe dieselben sich bis nahe an den Anheflungspunkt des hinteren Blatts erstrecken, welches man jedoch fiber die ganze teUerf'drmige Grube hin yon der Kapsel ablSsen kann, wie Arlt riehtig angiebt. Bel Katzen setzt sich die vordere Wand des Petit'schen Kanals fast nur in einer Linie am Aequator der Linse an.

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der Effect dieser Compression um so ausschliesslicher an der vorderen Linsenfi~iche zeigen, je geringer die Nachgiebigkeit der Unterlagen ist, immer unter Vor- aussetzung keines erheblichen Widerstaades ml der Vorderfl~iche. Wenn man die Wirkung des Muskels*) hierbei im Einzeinen zu verfolgen sucht, so muss bei einer wirksamen Vorw~irtsbewegung des Ciliark~rpers entweder die Chorioidea gedehnt werden, wie dies H elm- h o]tz annimmt, oder es muss, wenn dies nicht geschehen ond keine Verschiebung dcr Chorioidea gegen die un- vedindert bleibende Sklerotika stattfinden soll, die Form des hinteren Segments des Auges mit der Sklerotika der Kuge]gestalt gen~ihert werden. Das Letztere ist allerdings nicht nachgewiesen, doch dlirs bei der Diinn- heit der Sklerotika in der Aecluatorialgegend die M~g- lichkeit einer geringen Formver//nderung nicht geradezu zu leugnen sein. Gering aber braucht wohl im einen wie im andern Fall die Ver~inderung nut zu sein, denn es kann sicherlich bei Contraction des Ciliarmuskels die V e r m e h r u n g des D r u c k e s auf den Glask6rper eine hinreichende und relativ nicht unbetdichtliche sein, wenn auch die s i c h t b a r e V e r / i n d e r u n g (in der Lage der ora serrata oder in der Form des Bulbus) nur sehr klein ist, wegen des dabei zu fiberwindenden Widerstandes. Wenn demnach jene Vermehrung des Druckes auf den GlaskSrper und mittelbar auf die Hin- terfl/iche der Linse wirklic:h als Haupteffect des tensor chorioideae angesehen werden daK', so ist es nicht nSthig auf die Schwierigkeiten einzugehen, welehe sich erheben wfirden, wenn man den langen ~iusseren Bfin-

*} Es ist kaum zweifelha~ dass an der ~rermehrung des Drucks im Glask~rper ausser den langen oberfl~chlichen Biindeln des Ciliar- muskels auch die longltudinalon B~ndel dsr tiefen Schicht, und in ge- wisser Art selbst die ringf'drmigen BSndel Antheil haben k~nnen.' Vorwiegend aber scheint jene Function den ersteren anzugehSren.

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deln des Ciliarmuskels eine auch nur ann~Lhernd starke Verklirzung zuschreiben wollte, als sic an den Muskeln der Iris heobachtet wird. Auch Fdr die Relaxation der Zonula erseheint eine ausgiebige Verschiebung der era serrata nicht niithig, um so mehr, als die vordere ge- faltete Wand des Petit'schen Kanals, atti" welche es vorzliglieh ankommen muss, auch dadurch erschlaffen wird, dass die Ciliarfortsiitze dutch den Druck der ring- Fdrmigen Muskeln etwas nach einw~irts r[icken.

Bei den mit der Accommodation wahrscheinlich wechselnden Druekverhiiltnissen im Glask~rper und in der vorderen Augenkammer ist vermuthlieh auch der Gef~issapparat dutch u des Blurs in den ein- zelnen Provinzeu und, bet l~ingerer Dauerp dutch Wech- selwirkung mit den Augenflfissigkeiten betheiligt, doeh mSehte ich glauben, dass diese Betheiligung nur eine passive, ausgleichende ist, nicht abet, dass die normalen Accommodafionsbeweguogen yon dieser Seite irgend aetiv vermittelt werden, wogegen namentlieh C r am e r ' s Versuche an geffidteten Thiere spreehen.

Dutch die Contraction der L~ingsbfindel des Ciliarmus- kels muss auch die Dicke desselben zunehmen, wie v a n R e e k e n besonders herVorgehoben hat, aber nut wenn die era serrata wirklich erheblich nach vorn oder der vordere Insertionspunkt nach riickw~irts bewegt wfirde, kSnnte diese Verdickung betr~ichtlich sein, und wiirde dann auf die friiher bemerkte Weise den Druek auf den Rand der Linse vermehren. Endlieh miisste, theo- retisch genommen, durch eine Spannung der ~iusseren l~ingsten Biindel des Muskels auch eine Geradestreckung derselben eintreten r ~'mlich wie dies fftir den Dilatator in der Iris gilt und es miisste auch hierdureh der Druck auf die CiliartCors~itze vermehrt werden. Es w~irde da- durch zwischen der Aussenfl~iche des Muskels und der Sklerotika, insofern diese ihre Gestalt beh~ilt, ein freier

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Raum entstehen. Wirklich liist sich bekanntlich gerade dort die Chorioidea zicmlich leicht yon der Sklerotika ab, u n d e s w/ire denkbar~ dass auch hier eine Ausgleichung durch eine geringe Menge yon Flilssigkeit bewirkt wiirde. Doch miichte ich nicht behaupten, dass diese Ver~in- derung in der That eintrete, noch weniger, dass sie yon Bcdeutung sei.

Was eine etwaige Contractilit~it der Ciliart'ortsfitze selbst betrifft, so habe ich mich hie yon der Anwesenheit yon Muskelfasern in denselbcn iiberzeugt, und glaube eine irgend erhcbliche Menge dcrselben darin bcstimmt in Abrede stellen zu diirfen.

Die Wirksamkeit des muskuliisen Apparatcs bei der Accommodation des Auges fiir die N~ihe m~ichte so- nach wesentlich in folgendcn Punkten bestehen:

t) Die ringF6rmigcn Biindel des Ciliarmuskels fiben einen Druck auf den Rand tier Linse aus, wodurch diese dicker wird.

2) Die longitudinalen Bilndel des Muskels bewirken eine Erhiihung des Druckes im Glaskiirper. Dadurch wird die hintere Fl~iche der Linse verhindert auszuwei- chert und die Wirkung des vom Rande her ausge- iibten Druckes vorzugsweise auf die Vorderfl~iche be- schr~inkt.

3) Der Druck der gespannten Iris auf den periphe- rischen Theil der vorderea Linsenfl/iche tr~gt dazu bei, die Wiilbung derselben zu vermehren, die tier hinteren Fl~che dagegen zu verhindern.

4) Das Vortreten der Mitte der vorderen Linsen- fl/iche wird erm~iglicht und beg[instigt dureh das Zu- riicktreten des peripherischen Theiles der Iris, welches die Contraction der tiefen Schicht des Ciliarmuskels und der Iris mit sich bringt.

5) Endlieh bewirkt die Zusammenziehung des Ciliarmuskels eine Erschlaffung des vorderen Theiles

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der Zonula, wodurch wieder die Dickezunahme der Linse begfinstigt wird.

Bei einer Verfolgung der Vorg~nge im Einzelnen werden vorl~iufig kaum zwei Beobachter zu einer ganz fibereinstimmenden Meinung kommen, aber gerade in Erw~gung dieser Schwierigkeit und Vieldeutigkeit habe ich keinen Anstand genommen, gest~tzt auf die anato- mische Untersuchung im Vorstehenden auch Ansichten zu ~ussern. welche mit denen der au{' diesem Gebiete hervorragendsten Physiologen nicht v~llig fibereinstim- men. Weitere Aufkl~rungen werden yon physiologisch- experimenteUer wie yon anatomischer Seite kommen mfissen, und in der letzteren Richtung halte ich wie D onde r s nnd van R e e k e n vergleichend-anatomische Untersuchungen t'fir besonders lohnend. Bei einer Un- tersuehung der Mechanismen, durch welche bei ver- schiedenen Thieren die Accommodation geschieht, wird man zwar nicht bloss die yon einem ber~ihmten Phy- siologen solchen morphologischen ErSrterungen zuge- schriebene ,,Gem~]thlichkeit", sondern auch betr~chtliche Schwierigkeiten finden. Daf'fir wird diesclbe, wie mir scheiat, nicht nut ihren wissenschaftlichen Werth an sich, sondern auch ihren Nutzen fiir die mcnschliche Ophthalmologie haben, indem sie die Einsicht in die Be- dingungen der accommodativen Funktion fiberhaupt vermehrt, und zwar wird dies gelten, m/Sgen nun die Verh;~itnisse bei verschiedenen Thieren analog denen beim Menschen oder abweichend sein, welches letztere im Einzelnen sieherlich der Fall ist. Im Folgenden will ich cinige Notizcn fiber die anatomischen Verh~iltnisse der f'dr die Accommodation wichtigen Theile des Vogelauges geben, welche, obschon sic auf Vollst~ndigkeit keinen Anspruch machen, doeh beim Vergleich mit den Resul- t a t ende r Untersuchungen am menschlichen Auge in einigen Beziehungen yon Interesse sein dfrfien.

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4) U e b e r den A c c o m m o d a t i o n s - A p p a r a t im A u g e der Vi ige l , b e s o n d e r s d e r F a l k e n .

Wenn man den Bau des Auges verschiedener Thiere~ wie er sich namentlich auf einem L~ingsdurch- sehnitt fiberblicken l~isst, mit dem des menschlichen Auges vergleieht, so fiillt zun~ichst im hl lgemeinen ein sehr betr/ichtlicher Wechsel ia der relativen Ausdehnung der Region zwischen Ciliar-Rand dcr Iris und ora serrata auf. Bci manchen S~iugethieren ist dieselbe auf einen kleineren Raum zusammengeschoben (z.B. beim Rind) bei andern betr/ichdich ausgedehnter~ wie z. B. bei vie- len Raubthieren. Bei V6geln bildet diese Gegend im Allgemeinen einen ziemlich breiten Ring, vorzugsweise abet bei den Raubviigeln, deren Gesichts-Sch~irfe*) auf verschiedene Entfernungen spriichw~irtlich geworden ist, und fast carricaturartig erscheint die Form des Eulen- Auges, an welehem CiliarkSrper und Hornhaut einen hohen Aufsatz fiber der Retina bilden, welche ein ver- h~ltnissm~issig kleines Kugelsegment darstellt. Der eben- falls auffallende Wechsel in der N e i g u n g der Ciliar- gegend gegen die Augenaxe verh/ilt sich zu der A u s - d e h n u n g h~ufig wenigstens so, dass jene, wo sie breit ist, zugleich steil, wo sie aber schmal ist, zugleich flach gestelh erscheint.

Von besonderer Wichtigkeit Fdr die den meisten Viigeln insgemein zugeschriebene bedeutende Accom- modationsfiihigkeit ist ferner der hohe Grad yon Aus- bildung, welchen die einzelnen nach vorn yon der ora serrata gelegenen Theile zeigen.

Beriicksichtigt man zun~ichst den a c t i v e n Bewe-

~ Die Retina dieser Thiere ist ebenfalls sehr ausgezeichuet durch ihrr Dicke, durch den Reiehihum an Nerven und Zellen, wel- che letztern an bestimmten SteIlen in mehrfachen Schlchten tiegem sowie durch die Feinheit der Elemente in der St~lbchensehicht.

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g u n g s a p p a r a t im Ianern des Auges, so ist ohne Zweifel yon Bedeutung, dass q u e r g e s t r e i F t e Muskel- fasern, so viel bekannt ist, bei allen Viigeln, wenn auch nicht bei ihnen allein~ vorkommen.

Von den einzelnen Muskeln ist zuerst die I r i s zu beachten, fiber welche K r o h n vor l~ingerer Zeit bereits (Mfill. hrehiv i837 S. 357.) sehr sch~tzbare Mittheilungen gemacht hat. Derselbe hebt mit Rech t hervor, dass die r ing f i i r m i g e n Mu s k elb fin del fiber die ganze Fl~che der Iris vom Ciliarrande an bis zum Pupillarrande aus- gebreitet sind, wobei naeh ihm yore Ciliarrande ab so- woht die Dieke der einzelnen Muskelfasern als die Masse, in weleher sie fiber einander liegen, abnimmt. Bei den Eulen jedoch lassen die Ringmuskeln die ~iussere, dem Ciliarrand n~ihere Zone der Iris i~ei, und K r o h n rechnet die letztere desswegen nicht mehr zur Iris, wovon ich den Grund nicht einsehe, v. W i t t i c h andererseits, wen cher das zuletzt angegebene Verhalten des inneren und ~iusseren Irisringes beim Seead~er land, (Archly s Ophth. II. Bd. i. S. i29) gibt an, dass dasselbe bei den meisten Vogelaugen in derselben Art mehr oder weniger deut- lich ausgesproehen sei. Diesen Angaben gegeniiber muss ich sagen, dass ich den ~iusseren Ring der Iris, welcher meist schon dutch seine F~irbung, bisweilen auch durch den schon yon Krohn beschriebenen Gef~issverlauf (indem die St~imme an der Vorderfl~iche ganz frei liegea) ausgezeichnet ist, mit Ausnahme der Eulen bei den his- her untersuchten Vogelarten (Huhn, Taube, Rabe, Distel- rink, mehrere Fa!kenarten) nicht frei yon Ringmuskeln fand, und ich glaube Werth darauf legen zu mfissen, dass dieselben bis an den ~iussersten Ciliarrand gehen, also bis an die Basis der vorderen Zacken der Ciliar- s welche noch hinter den Muskelringen der Iris zu liegen kommen. Allerdings aber scheint auch mir die Dicke der Muskelmasse h~iufig wenigstens erst in

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einiger Entfernung veto Ciliarrand am gr~ssten su sein, um dann gegen den Pupillarrand hin abzunehmen, und bisweilen ist die Menge der Muskeln im ~iussern Irisring iiberhaupt eine geringe. Es ist jedoch auch in dem innern, racist heller ge?.irbten Irisring das Verh~iltniss der Ringmuskeln zu den fibrigen Schichten der Iris nicht fiberall gleich. W~ihrend n~imlich diese]ben in der grSsseren Ausdehnung so an der vorderen Seite lie- gen, dass man sic durch sorgt~iltige Preparation yon einer hinteren, aus Bindegewebe, Nerven, Gef~issen und Radialmuskcln bestehenden dfinnen Platte fast voll- st~indig abheben kann, Jst dies gegen den dSnnen Pupillarrand hin nicht mehr m~glich. Dort ist der Sphincter an der hintcren SeJte nicht mehr yon einer besonderen, trennbaren Lage gedeckt, und es n~hert sich daher dieser Theil des Ringmuskels dem Verhal- ten des Sphincters beim Menschen, w~ihrend die weiter- hin an der vorderen Seite der Iris liegenden Bfindel wohl eher den yon mir beschriebenen ringf'6rmigen Biin- deln analog sind, welehe helm Menschen am Ciliar- kSrper liegen.

Es zeigt sigh auch bei aut'merksamer Betrachtung der Irisbewegung an einem lebenden Falken~ dass die Contraction der ~iusseren und inneren Muskelringe kei- nesweges irnmer gleiehf'drmig vor sigh geht. Vielmehr ist bei der auch sonst schon beobaehteten undulirenden Bewegung der Iris, welehe man namentlieh bemerkt, wenn man starke Aecommodationshewegungen veran- lasst, h~iufig einige Zeit hindurch eine starke Contraction der ~iusseren Partie zu erkennen, w';ihrend die Weite der Pupille sich dabei sehr wenig ~indert, und kS erhebt sich dabei in einiger Entfernung vom Pupillarrande ein Wulst, welcher bei seitlieher Beleuchtung einen starken Sehatten wirft, ja es seheinen bisweilen die ~iusseren Muskelringe iiber die inneren sich etwas wegzuschieben.

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Andere Male erleidet die Weite der Pupille sehr be- tr~ichtliche Aenderungen, ohne dass die ~iusseren Ringe

der Iris daran entsprechenden Antheil nehmen. Es hat dies dea Anschein, als wenn die ~ussere Partie der Iris

vorwiegend den accommodativen Bewegungen diente,

die innerste abet der Pupil lenverengerung, doch will

ich hiermit nicht eine v~llige Trennung der beiden mehr

oder weniger associirten Bewegungea beanspruchen, so

wie ich auch aaatomisch eine scharfe Grilnze der beiden

Muskel-Regionen nicht bemerkt habe, wiewohl mir am

lebendea Auge eine Linie den Pupillarring der Iris ab-

zugr~inzen schien*).

Ausser den ringf'~rmigen Muskeln besitzen wenig-

stens sehr viele VSgel zuverl~ssig einen q u e r g e s t r e i f - t e n D i l a t a t o r , der aufl'alleaderweise yon fast allen

Beobachtern in Abrede gestellt wird. Kroha sagt a. a.

O. S. 36i , dass Radialbfindel der hinteren Fl~che der Iris fehlen, und Ffihrt an, dass auch M u c k nie eine Spur

v0n solchen Fasern gef'unden habe. Cramer glaubte,

dass die Longitudina]b~indel nicht aus quergestreiften,

sondern aus g l a t t e n M u s k e l f a s e r n best~iaden, deren ]angsame Reactionsweise er bei Reizung der regio

eiliosphmlis yon Tauben zu erkennen meinte. Hiergegeu

~) Hueck (Bewegung der Krystallinse 1839. S. 100 u. 108) hatie bereits beim Papagei bemerkt, dass beim Nahesehen der Aussere, rothe Ring der Iris sich unabh~ingig yon der Verengerung der Pu- piUe, der Mitte n~ihert~ hatte dies jedoeh auf Contraction des CiliarkSrpers bozogen. Wenn sich einerseits die vorzugsweise Be- deutung der Ringmuskeln an der Vorderfl~ehe der Iris f'dr die Accom- modation, andererseits die Analogie derselben mit dem Muskelring am Ciliarkerper des Menschen weiierhin best~tigt, so ergibt sieh hieraus auch ein werthvolles Argument dardr, dass der zulctzt ge- nannte Ring eine haupts~chliche Rolle bei jener spielt. Es wfirde daraus aber auch weiter folgen, dass die Versuche, welche die vorzugsweise Abh~.ngigkeit der Accommodation yon der Iris f'dr Thiere, insbesondero Vegel, darthun {Cramer) fllr das menschliche Auge in dieser Beziehung nicht beweisend sind.

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hat D o n d e rs eingewendet, dass solche glatte Radialmus- keln nicht anatomisch naehzuweisen seien, dass abet die Erweiterung der Pupille dutch den Crampton'schen Mus- kel erkl~rt werden kSnne. Diese letzte Ansieht hatte naeh K r o h n auch M a u n o i r aufgestellt, abet K r o h n bemerkte bereits dagegen, dass zwisehen jenen Muskel und die Iris die obere Wand des canalis Fontanae als Scheidendes trete. Ich m~ehte den letzten Einwurf.jetzt dahin ausdrficken, dass die yon tier inneren Lamelle der Hornhaut herkommende Platte, an welcher naeh aussen .iener Muskel ansitzt, nach innen mit tier Iris und tier Basis der Ciliarforts/itze nut dureh loekeres, sehr dehnbares elastisches Gewebe verbunden ist. (Ca- halls Fontanae anterior et medius nach Hueck). Dieses Gewebe wird allerdings schon Fdr sich eine Retraction auf die ~iussere Zone tier Iris ausfiben, sobald deren Muskelringe aufgehSrt haben, sich zu eontrahiren, und es w~ire mSglich, dass die Retraction .jener Platte dutch den Crampton'sehen Muskel mittelbar aueh auf die Iris etwas einwirkte, abet diese Bewegung wfirde, soweit sie yore Crampton'sehen Muskel abh~ngig sein kann, jedenfalls nut sehr wenig extensiv sein und sehwerlieh auf den PupiUarring wirken. Es wird diese Erkl/irung abet auch unnSthig, sobald ein Dilatator in der Iris seibst da ist. Ich weiss nicht ob ein solcher vor K 5 l l i k e r beschrieben worden ist, weleher (Mikr. Anat. II. 643) ganz kurz meldet, class er den Dilatator beim Truthahn /iusserst entwiekelt sah. Dieser Angabe gegen{iber glaubt nun wieder ganz neuerdings v. W i t t i c h (Arehiv f. Ophthalm. II. Bd. t. S. t29 u. t30) entschieden das Vorhandensein eines Dilatator pupillae in den Augen anderer V~3gel in Abrede stellen zu mfissen. Die B~in- del, welehe man fast in allen Vogelaugen yore ~iusseren Iris-Rande aus sich naeh Innen erstreeken sieht, sind nach ibm nut Ner,censt~mmchen.

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Bei dem vielfachen Interesse, welches die Bewegung der Iris darbietet, muss es sehr wfinschenswerth sein, gerade bei Thieren, deren Iris-Muskeln dutch die Quer- streifuag weniger eine Verwechselung mit anderen Ele- menten zulassen, fiber den Dilatator ins Reine zu kern- men. Ffir mehrere Vagel nun kann ich mit aller Ent- sehiedenheit die Beobachtung yon K ~ lli k e r best~itigen. Der Dilatator liegt als hinterste Schicht der Iris dicht unter dem Pigment, und erstreckt sich vom Giliarrande aus nicht ganz bis zum Pupillarrande, indem sich die Fasern verlieren, we die Iris dfinn wird und die Ring- lasers die ganze Dicke derselben einnehmen. Es ver- halten sich dieser ianere Muskelring (als eigentlicher Sphincter pupillae) und der Dilatator also ~ihnlich zu einander, wie im menschlichen Auge. Um den Dilatator zur Anschauung zu bringen, land ich nach der Methode v. W i t t i c h ' s mit Ghlor gebleichte Pr~iparate in so fern weniger geeignet, als dadurch die Querstreif'ung der Fasern, wie er selbst angibt, sehr undeutlich wird. Da- gegen gelingt es bei einiger Vorsicht, nachdem das hintere Uveapigment vermittelst eines Pinsels entf'ernt ist, yon der vorderen Fl~iehe tier Iris die undurchsich- tigen Massen nebst den grasseren, bisweilen sehr reich gewundenen GeFdssen, und die ringf'6rmigen Muskeln so mit der Pincette oder mit Nadeln zu entfernen, dass man nur ein ganz dfinnes durchscheinendes Pl~ittchen fibrig beh~ilt , an welchem jedoch der innerste Muskel- ring noch haftet. An etwas erh~irtetea Augen, we fiber- dies die Querstreifimg der Muskeln deuflicher hervor- tritt, kann man grSssere Strecken der Iris in der ganzen Breite so behandeln, und wenn man solche Pr~iparate mit Glycerin untersucht, so kann in vielen F~illen die Anwesenheit des Dilatator kein Gegenstand des Streites sein. Man hat denselben entweder fast alleia in einer dfinnen membranSsen Grundlage vor sich, oder wenn

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man weniger an tier vorderen Irisfl~iche weggenommen hat, sieht man das herrliche Geflecht der Nerven dar- fiber ausgebreitet, welches zum grSssten Theile zwischen Ring- und Radialmuskeln liegt, oder endlich in manchen F~llen wird die ganze Iris sammt den Ringmuskeln durchsichtig genug, sobald man nut das Pigment weg- genommen hat.

Im Einzelnen zeigt nun der Dilatator betr~ichtliche Verschiedenheiten nach den Gattungen. Beim Raben fand ich ihn sehr stark entwickelt; er besteht hier aus ziemlich dicht nebeneinander verlaufeaden radialen Fa- sern. Viel schw~icher, aher noch sehr leicht darzustellen ist derselbe beim Hahn, doch liegen die einzelnen Fa- sern bier schon zicmlich lose zerstreut und sind zum Theil sehr rein, wodurch i]berhaupt h~ufig die Fasern des Dilatator vor der Mehrzahl der Ringfasern sich aus- zeichnen. Dagegen erkennt man an den mehr isolirten Fasern um so deutlicher, dass dieselben sich theilen und anastomosiren, welche netzartige Anordnung zum Theil mit Veranlassung wird, dass die Fasern nicht genau radial, sondern in verschiedenen Richtungen ver- laufen. Es sind fibrigens Theilungen auch an den ring- F6rmigen Muskeln nicht sclten ganz h[~bsch zu sehen. Einen nicht sehr starken, abet hinreichend deutlichen Dilatator sah ich auch bei Fringilla carduelis. Bci eiaem Falken (buteo?) war die Anordnung eine eigenthfimlich zierliche. Es verliefen die Fasern nicht radial, sondern betr~ichtlich schr'~g vom Ciliar- gegen den Pupillarrand, in zwei sich kreuzenden Richtungen. Am fJiliarrand schienen diese schr~igen Fasern in ringF6rmige fiberzu- gehen und dasselbe war vielleicht an dem vorderen Ende der Fall. Der gemeinsame Effect der zwei sich kreu- zenden Zfige ist offenbar tier eines Dilatator. Bei einem andern Falken (F. palurabarius) war die Anordnung wieder etwas abweichend, mehr nctzfSrmig: so class

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ein Theil der Fasern mehr oder weniger transversal verlies

Wenn nun schon bei den genannten VSgeln die Masse des Dilatator gegen die Ringmuskeln verh$ilt- nissm~ssig klein istj so trig sie bei anderen noch mehr in den Hintergrund. So habe ich bei der Taube nur sparsame, sehr zarte und diinne Fasern gefunden, wel- che schwer wahrzunehmen sind. Endlich glaube ich mich an den Augen einer Eule fiberzeugt zu haben, dass auch hier tier ~iussere Ring der Iris nicht ganz entblSsst yon Muskeln ist, indem ich ein weitl~iufiges Netz quergestreifier Fasern daselbst auffand. Hiernach scheint es fast, dass die Anwesenheit eines quergestreif- ten Dilatators eine allgemeine Regel bei VSgeln ist, auf jeden Fall abet ist die betr~iehtliche Versehiedenheit in der Ausbildung desselben einer weiteren Verfolgung werth*). Ich will bier nut noeh bemerken, dass alas oben erw~ihnte Vers den Dilatator als ganz dihme Schicht dutch Preparation yon vorn her zu isoliren, am'h beim Menschen bisweilen in grilsserer Ausdehnung gelingt, wodarch man die fiberzeugendsten Pr~iparate erh~ilt.

N~iehst tier Iris kommen die M u s k e l n am Cil iar- thei l des A u g e s in Betracht. D o n d e r s (Onderzoekin- gen, Jaar VI. S. 54) hat yon denselben mit Recht ge- sagt, dass sie ein ungliickliches Loos haben, iadem auch nachdem der Streit fiber ihre muskul(ise Natur be- jahend entschieden war, ihre Anordnung yon jedem Be- obachter verschieden beschrieben wurde. C r a m p t o n liess den sp~iter nach ibm benannten Maskel yon dem Knochenring entspringen und sich vermittelst eines schr~igen Ringes an die Innenfl~iche der Hornhaut an-

~) Den Seeadler und aen Kanarienvogel, welche v. Wittich na- mcntlich anFdhrt, habe ich noch nicht untersucht~ bei nahestehen- den Arton ist jedoch dora Obigen zufolgo ein Dilatator vorhanden.

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setzen, wobei er zugleich anFdhrte, dass die Muskel- fasern auch der Chorioidea anhaften. Nachdem nun T r e v i r a n u s (Beitr~ge zur Anat. u. Phys. d. Sinneswerk- zeuge S. 83) an dam Ring, den er ungeachtet der yon ihm an den Fasern gesehenen Querstreifen nicht Fdt: muskul~s hielt, eine vordere und hintere Abtheilung unterschieden, und K r o h n (a. a. O. S. 376) bemerkt hatte, dass die beiden Partieen bei Eulen und zumTheil auch beim Fischadler dutch scheinbar freie Zwisehenr~iume geschieden sind, bei kleineren VSgeln abet sich das Gebilde als einige, nirgends unterbrochene Masse dar- stellt, so besehrieb Brficke (Miill. Archly t846 S. 370) zwei dutch Ansatz und Wirkung als verschieden cha- rakterisirte Muskeln, welche in ~hnlicher Weise bei allen VSgeln vorhanden sind. Der Crampton'sche Mus- kel entspringt nach Bri] cke veto Knochenring und setzt sich nach vorn an die inhere Lamelle der Hornhaut an. Der yon Br[lcke als Tensor chorioideae bezeichnete Muskel dagegen entspringt nach ihm ebenfalls veto Knochenring und heftet sich mit rilckw~irts gehenden Fasern an die Chorioidea. G r a m e r fand den letzten Muskel so wie ihn Brficke beschreibt, den Crampton'schen Muskel aber liess er, abweichend yon Crampton und Brficke, yon der Chorioidea entspringen und sich an die Innenfl~iche des Knochenringes und an die Descemet'sche Membran ansetzen. D o n d e r s endlich (Onderzoekingen Jaar VI. S. 56) gibt als Resultat seiner Untersuchungen, dass nut ein einziger Muskel vorhanden ist*), welcherin halbgefiederter Anordnung yon der ~usseren Wand des Schlemm'schen Kanals und yon der Aussenseite eines faserigen Stranges entspringt, der yon ,jener Wand aus sich ziemlich welt nach hinten fortsetzt. Die vordersten

") Auch Mayer (Verhandl. d. naturhist. Ver. d. Rhalnlande X.

1853) nimrnt nur Einen, in zwei Portionen getheilten Muskel an. Archly f[Ir Ophthalmologie. Bd. III. I. 3

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Fasern gehen nach aussen und hinten und heRen sich an die Sklerotika, .ie welter sie nach riickw~rts yon jenem faserigen Strang entspringen, um so mehr neh- men sie die Richtung nach hinten an, so dass die letzten sich an die Chorioidea ansetzen.

Ich bedauere, die Zahl der in Etwas abweichenden Angaben noch um eine vermehren zu m~issen, indem ich reich nach meinen Untersuchungen an keine der friiheren viillig ansehliessen kann. Zu denselben wur- den vorzilglieh die Augen yon Falken, (F. buteo, palum- barius, milvus) benutzt, doeh land ieh auch bei anderen V~igeln der Hauptsache nach dasselbe. In Befi'eff der vorderen Muskelpartie, des yon Briicke so genannten M. Cramptonianus, habe ich der Beschreibung yon D o n- de r s nichts Wesen'.liches beizurdgen. Es geht aus der inneren Lamelle der Hornhaut am Rande derselben eine i'ascrige Platte hervor, welche frliher als die/iussere (obere) Wand des canalis Fontanae bezeichnet wurde. Dieselbe ist vorn ziemlich stark, sch'~rR sich aber nach rilckw~irts allm/ihlig zu, so dass sie oit noch vor der H/ilRe des Knochenringcs sich verliert. Nach einw/irts wird diese Platte dutch lockeres elastisches Gewebe mit der Aussenfl/iche des Ciliarkiirpers verbunden. Nach aus- w~irts dagegen entspringt daran in ziemlicher Ausdeh- hung der Crampton'sche Muskel, dessen anderer In- sertionspunkt die dicke faserige Schicht der Sklerotika ist, welche den Knochenring innen bekleidet (g in der Abbildung). Die vordersten Fasern des Muskcls, welche hiiufig noch etwas vor dem Knochenring liegen, sind kurz und wenigcr nach hinten geriehtet. Je weiter naeh r(ickw~rts die Fasern yon jener Platte abgehen, um so l~inger werden sic, indem sic sich immer wcitcr nach riickw~irts an die Sklerotika anheRen. Sie gehen da- dutch nach und nach fast gerade nach hinten, und nur sehr wenig nach aussen.

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.,F

b e

I ~ . ~ i - ~

Horilontaldurch~hnitt den Auges von Falco polumbariua. 4 M~I vergr6Mert.

S. Schl~fenseite. zN'. Nasenseite. a. Hornhaut. b. Uebergang derselben in die Sklerotika. c. Ringgefiiss in einer dem Schlsmm'schen Kanal entsprechenden

SpaRe. d. Conjunc.tiva mit dem auf die Hornhaut iibergehenden Epithel. e - - e Knochenring. f . Musculus Cramptonianus. 9. FibrSse Sklerotika, welche den Knochenring innen bekleldet. h. Durchschnittener Nerv. i. Inhere, t~ingere Pin, ion des M. tensor chorioideae. k. Aeusere, kfirzere Portion deaseLben Muskels.

3"

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I. Freier Raum, welsher dadurch enistanden ist, class der Citiar- kSrper dort nach einwllr~s gezogsn ist, um die Anordsung der Thefts deuilicher zu aachen. (Hueck's canalis Fontanae posterior). Wean der CiliarkSrper der Sklerotika dicht anliegt, wird auf beiden Seiten die Richtung des M. tensor chorioideae eine etwas andere.

m. Elastischer Kranz, welcher yon der Inaenfl~che des Sklerotikal- knorpels {lamina fusee) zum CiliarkSrper geht und sieh disht hinter dern Spannmuskel ansetzt. Zwlschen ihm und dem hlntersten Theil des CiliarkSrpers ist auf der Schl[ifenseite ein dutch kSnstliche Abl~sung erzeugter freier Raum.

n. Vorderes Ende der Retina, welche naeh rllekwRrts betr~iehtlieh an Dicke zunimmt.

o. Aeussere flbr~se Platte der Sklerofika. p, (pnnktirt) Knorpelplatte. q. (dunkle Linie) Chorioidea. r . Retina. s. Canalis Fontanae, yon elastischen Balken durehsetzt, welehe die

Fortsetzung des Ligamentum pectinatum iridis hilden. t. Vorderste Spitze eines Ciliarfortsatzes, an der Linsenkapsel

flxirt, yon welsher nut die vordere Wand dutch eine doppelte IAnie bezeicimet ist.

u. Iris. v. Stelle, wo die Fasern dcr Consen~riseh gssehichteten Linsen-

pattie in die senkrechten Fasern des peripherischen Rings fibergehn. Die Lags der Kerne ist in beiden Sehichten dutch eine punktirte Linie angezeigt.

w. FRcher. x. Sehnerv.

Die beiden letzten Theile sind die einzigen in der Skizze, welehe nieht im Niveau des Schnittes, sondern tiefer ge- legen sind.

Es kommen fibrigens .is naeh den Gattungen und Arten Verschiedenheiten vor, die z.B. bet den Eulen ziemlich betr~ichtlich sind. Bet Falco buteo sind die vordersten Bfindel des Muskels etwas mehr nach aus- w~irts geneigt, ale bet F. palumbarius, wo such diese sehr stefl stehen, wens die Platte, an welche sir sich inseriren, aicht nach einw~irts abgezogen wird.

Was nun die andere, nach rfickw~irts an die Chorioi- den geheftete Muskelpartie (tensor chorioideae B r fi c k e )

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betrifft, so finde ich, dass sie nach vorn einen zwei- fachen Ursprung hat, indem die ~ussere Portion yon der am Knochering anliegenden Sklerofika, die innere abet yon derselben faserigen Platte herkomrat, welche weiter vorn den inneren Insertionspunkt des Crampton'- schen Muskels bildete. Diese letztere Portion (i) ver- h~ilt sich fo]gendermasscn: Nachdem die letzten zum Knochenring r(iekw~irts ziehenden Fasern des genannten Muskels entsprungen sind, geht das Ende jener Platte in einen Muskelkranz iiber, der sieh an die Chorioidea heftet. Dieser ist somit an seiner inneren Seite nicht mehr yon einer fibrSsen Platte bedeckt*), und man fin- det, wean man den Ciliartheil tier Chorioidea mit der Iris yon vorn her bis zu der Insertion des Muskels an der Chorioidea ablSst, diesen als hinteren Theil der Aussenwand des canalis Fontanae blossliegen, w~ihrend der Crampton'sche Muskel yon innen her noch durch jene Platte verdeckt ist. Das Verhalten der letzten zum Knochenring gehenden und der zur Chorioidea verlau- fenden Fasern wechselt am Urspruag aus der fibrSsen Platte in tier Art, dass bisweilen ein Stliekchen tier letzteren frei yon Muskelurspriingen is t , welches dann als Zwischenraum zwischen den Urspriingen der beiden Muskeln erscheint. In anderen F~illen dagegen sind die Urspr(inge so dicht aneinander gelagert, dass die Mus- kelmasse als eine einzige erscheint, um so mehr, als die Fasern noch eine Streeke welt in ihrem Verlauf ganz

benachbart sind, bis sich die einen nach aussen an die Sklerotika heften, w~ihrend die andern zur Chorioidea weitergehen. Dies verschiedene Verhalten h~ingt davon ab, ob der Ciliarkiirper eine gr~issere oder geringere

'~) Eine schwache Fortsetzung der Platte ist bisweilen eine Strecke welt noch an der Innenfliiche tier zur Chorioidea gehenden Bilndel sichtbar.

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Llinge yon vorn naeh hinten einnimmt, und es zeigt sieh dasselbe nicht nut bet verschiedenen Y6geln, son- dern auch bet demselben Auge ist zwischen der Schl/ifen- und der Nasen-Seite ein betr/ichtlicher Unterschied, wenn die letztere, wie z. B. an den stark unsymmetrischen Augen yon Falco palumbarius, viel enger zusammenge- schobea ist, als.iene. Bei diesem Vogel steht die Liinge des Knochenringes auf einem Horizontaldurchschnitt an der Schl~fen- und Nasenseite nahezu in dem Verh~iltniss yon 5 : 3 , und entsprechend verhalten sich die Weich- theile. In der beigegebenen Figur ist die Verschieden- heir tier Muskeln auf beiden Seiten zu ersehen. Wo ein etwas gr/Jsserer Zwischenraum zwischen den letzten zur Sklerotika und den zur Chorioidea gehenden BSn- deln bleibt, legt sich die zum Ursprung derselben die- nende Platte mit ihrem Ende an die Sklerotika an, und es hat dana den Anschein, als wenn die zur Chorioidea gehenden Bfindel alle yon der Sklerotika entspr//ngen wie Br f i cke angegeben hatte. Wo aber die Urspri]nge der beiden Muskeln dicht zusammengedr/ingt sind, sieht man, dass dies nicht der Fall ist.

Hingegen hat die zweite liussere Portion der an die Chorioidea geheReten Bfndel (k) in der That den yon Brf ick e i~r den tensor chorioideae angegebenen Ur- sprung. Sie entspringt n~mlich yon der Sklerotika, hin- ter der Insertion der letzten BSndel des Crampton'schen Muskels, und setzt sich dicht hinter der vorhin beschrie- benen inneren Portion des Spannmuskels an die Cho- rioidea. Diese /iussere Pordon ist allerdings in der Re- gel kfirzer und sehwiicher als dic innere, man 5berzeugt sich aber yon ihrer Anwesenheit sowohl auf senkrech- ten Durchsc~nitten, als auch durch Pr~iparation yon innen her. Wenn man die Chorioidea mit Sehonung des Mus- kels dicht vor der Insertion des letztern abschneidet und wegnimmt, und dann die innerePortion desselben voro

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sichtig entfernt, so bekommt mall die ~iussere Portion yon der inneren Fl~iche her zu Gesicht.

Da der gegebenen Darstellung zu Folge die In- sertion der einzelnen Muskelportionen eine ziemlich ab- weichende ist, und ebenso ihre Wirkung nicht als iden: tisch aufgefasst werden kann, so scheint es mir nicht zweckm~issig, das Ganze als einen einzigen Muskel auf- zufassen, und wenn man nicht etwa vorzieht, die einzel- hen Portionen nach ihren Insertionen zu trennen, so kann mail, wie ich glaube, Fdglieh fortfahren, die yon der Sklerotika nach vorn gehenden Bfindel als Gramp- ton'sehen Muskel zu bezeichnen, die s~mmtlichen an die Chorioidea rfickw~irts verlaufenden Bfindel aber als ten- sor choriodeae; dieter wfirde dann zwei Portionen (oder wean man will Ktips haben, yon denen eine yon der Sklerotika, die andere yon der Platte entspringt, welehe die Fortsetzung der einen Hornhautlamelle bildet.

Ueber den Verlauf der Muskeln, welehe sieh naeh v. W i tt i e h's sehi~ner Entdeekung im hinteren Absehnitte der Chorioidea vorfinden, habe ieh noeh keine beson- deren Naehforsehungen angestellt.

Was nun die W i r k u n g der M u s k e l n im Vo- g e l a u g e betrifft, so darf wohl als zweifellos betraehtet werden, dass die Muskulatur (1~,~" Iris nut zu einem (wohl kleineren) Theile der Verengerung und Erweiterung der Pupille dient, dass aber weiterhin namentlieh die bis zum Ciliarrande reiehenden Ringmuskeln der vor- vorderen Laruelle f'dr die Accommodation bestimmt sind. Dieselben miissen das vordere, verhiiltnissm~issig beweg- liehe End,'. des Ciliarktirpers mit dessen Forts~itzen naeh einw~irts ziehen, und dadurch auf den Rand der Linse einen Druek ausiiben, weleher ausserdem aueh den pe- ripherisehen Theil der vorderen Linsenfl~iehe trifft. Es wird dadureh die Linse namentlieh an dem mittleren Theile der Vorderfl~iche eonvexer werden miissen, trod e~

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stimmt dies mit dem, was C r a m e r auf dem Wege des Experiments auch bei VSgeln gefunden hat, wohl fiber- ein. Auf eitlige Umstiinde, we]che diese Wirkung, n~ichst der bct,'~ichtlichen Iris-Muskulatur, sehr begfin- stigen, komme ich nachher zur[]ck.

Der Effect der in der Ciliargegend liegenden Mus- keln ist schwieriger zu bcartheilen. Ein grosset Theil der Fasern entspringt yon dem Theile der Sklerotika, welcher den Knochenring*) innen bekleidet. Dieser Ring selbst darr gewiss als unbeweglich angesehen werden, u n d e s ist seine Bedeutung wohl zum Theil daria zu suchen, dass er die Form des Auges auch gegen die inner- halb desselben gelegenen Muskeln aut'recht erh~lt. Bei manchen S~ugethiercn in viel h~herem Grade als beim Menschen zeigt sich aa der entsprechenden Stelle eine dickere Pattie der Sklerotika, und bci den Katzen hat dieselbe auf dem Durchschnitt eine gewisse Aehalich- keit mit dem Knochenring dcr V~gel. Dieser letztere nun ist an seiner Innenfl~iche mit einer Platte der Skle- rotika bekleidet, welche nicht durchaus unverschiebbar ist, aber doch wolff als l'ester Punkt fi~r die dort entsprin- genden Muskelfasern angesehen werden dars Ia die- sere Fall whrde der Crampton'sche Muskel die yon der inneren Lamelle der Horahaut herkommende fibr~se Platte nach riickw~irts ziehen. Die gleichzeitig zu erwar- tende Bewegung ausw~irts w[~rde wohl nur dann einiger- massen ausgiebig sein, wenn jene P]atte, etwa durch

t) Ich will bei Gelegenheit erw/ihnen, dass der Unterschied, welchen Leydig (Mli'.l. Archiv 1855) bei vielen VSgeln zwisehen d icsem vorderen Ring uad dem yon G e m rain g e r entdcckten hinteren Sklerotlkalring land, dass n~imlieh dor letztere, nicht aber der er- store Markr~ume im Innern habe, kein durehgrelfel]der ist. DiG gr~sseren RaubvSgel z. B. zeigen sehr belr~tchtliche Markr~.ume ira Innern der Schuppen des vorderen Knochenringes. Dieselben sind in der Abbildung durch die hellen Stellen im Innern bezeichnet, w~hrend die Knochensubstanz dunkel ist.

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die Iris, naeh einwiirts gezogen wiire. Weiterhin wage

ieh noch nicht fiber den Effect des Muskels zu entschei- den. Bekanntlieh hatte B r ii c k e geglaubt nachgewiesen

zu haben, dass der Muskel die Convexittit der Hornhaut vermehre, wie C r a m 1 ) t o n~ dass dieselbe sie vermindere. C r a m e r abet behauptet nach seinen Versuchenj class

die Wtilbung der Hornhaut auch beim Vogel dutch die

Accommodationsbewegungen nichtge~indert werde. Sollte

der Muskel nur bestimmt seth, die vordere Patt ie des

CiliarkSrpers, mit welcher er.jedoeh nur dutch dehnbares

elastisches Gewebe in Verbindung steht, nach aussen

zurfickzuziehen, uachdem sie durch die Iris einw~irtsge-

zogen war, oder zieht tier Muskel wiihrend tier Accom- modation fib' die Niihe den Ursprung der Iris vermtige jener elastiseheu Ftiden zugleich nach riiekw~irts und

hindert fiberdies, dass die innere Platte der Hornhaut

yon der Iris nach einw~irts gezerrt w i r d ? * ) - Vom

Tensor chorioideae hat die iiussere Portion ihren s

Punkt ebenfalls an der Sklerotika, und es scheint, class dadurch die Chorioidea nae h vorn gezogen werden muss;

hierdureh wird dieselbe Wirkung aueh f'dr die griissere

innere Portion des Muskels wahrschcinlich, und es scheint, dass dieselbe ihre beiden Inserfionspunkte einander n~ihert, da naeh der Insertionsweise des Crampton'sehen Muskels die fibr6se Platte, an der beide ansitzen, niebt

als unbeweglich gedacht werden kann. Es wird somit diese innere Portion des tensor chorioideae zugleich die

*) Bet Eulen biidet der Muskel eirle ziemlieh dieke und kurze Masse, welche namentlich auf der Schnabelseite des/Luges, wo der

Knoehenring stark ver,tiekt und nach aussen umgekriimmt ist, fast ganz vor demselben liegt. Bet dioser .~,nordnung kann der Muskel nicht wohl auf die Ciliarkrono rilckw~irts ziehend wirken, und e s

erseheint dort plausibel, class er zunilehst die ianere Lamelle tier Hornhaut bewege, deren leichte Verschiebbarkeit in dieser Gegend B r fi c k e hervorgehoben hat.

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Wirkung des Crampton'schen Muskels unterstiitzen mils- sen. Auch hier ist jedoch vielieicht, wie beim Menschen, mekr Gewicht auf die D ruc k- als auf die Bewegungs- Effekte zu legen. Wenn die Wilnde des Glaskiirpers um denselben angespannt werden, wird einem Zuriick- driingen der Linse ein vermehrtes Hinderniss gesetzt~ und es wiire nur zu untersuchen, ob auch bei VSgeln Lage und Form tier hinteren Linsenfliiche nur geringe Ver~nderungen erleiden, wie dies Ffir den Menschen yon H e l m h o l t z angegeben wurde. Den Antagonisten des Tensor chorioideae biidet, wie schon Briicke angegeben hat, ein aus ziemlich feinen elastischen Fasern bestehen- den Kranz, welcher aber nicht yore Knochenring, son- dern yon dem Sklerotikalknorpel entspringt, und zwar ziemlich entspreehend der ora serrata. Dieser Kranz legt sich dann an die Aussenfl~iche des Ciliarkiirpers, und inserirt sich yon hinten an den dichteren Ring, an welchen sieh yon vorn her die beiden Portionen des Tensor anheiten. Dieser Ring entspricht ziemlich dem vorderen Eode der Knorpelplatte, und ist an der Innen- fl~iche des ~liarkSrpers durch eine kleine Ver~inderung in der Formation der Falten bezeiehnet. Auch die An- wesenheit des elastisehen Kranzes vor der mit der Re- tina bekleideten eigentliehen Chorioidea l~isst sieh auf Vermehrung des Drucks im Glasldirper, ohne ausgiebige Bewegung, deuten. Es lfisst sieh iihrigens am ga~zen Ciliark~irper eine iunere, die Forts~itze tragende Platte yon einer ~iusseren trennen, an welcher sowohl Tensor als elastischer Kranz sich anhet'ten. Nach vorn yon jenem Insertionsring besteht die ~ussere, dem canalis Fontanae zugekehrte Platte des Ciliarkiirpers, welche, wenn sie nicht zu stark pigmentirt ist, bisweilen einen weisslichen Seidenglanz hat, fast ausschliesslich aus Bindegewebe, hinter dem Ring dagegen ist sie vorwie- gend elastisch.

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Ausser der Anordnung der Muskeln und der damit zun~iehst in Verbindung stehenden Theile zeigt das Vo- gelauge dem menschlichen gegenfiber noch einige be- tr~ichtliehe Abweiehungen, wolc.he f'fir den Accommoda- tionshergang yon Wichtigkeit sind. Dahin geh~rt der B au de r C i l i a r f o r t s ~ t z e , de r F o n t a n a ' s c h e Ka- na l und der B a u der K r y s t a l l l i n s e .

Das innere, gef'~issreiche Blatt des Ciliark~rpers er- reicht bei den V6getn eine entsprechend grosse Ent- wickelung, wie die aussen in derselben Gegend des Auges gelegenen Theile. Es lassen sieh yon der inneren Fliiche her bei Raubv~geln 3 Zonen unterscheiden, yon denen die vorderste, die eigentliehen Forts~itze enthaltend, hier in Betracht kommt. Sie umfasst n~mlich die Krystall- linse in der Gegend ihres Aequators und eine Strecke weiter nach vorn auf das engste, wie einRing, und ist so lest damit verbunden, dass oft leichter dis Linse oder der Ciliark6rper zerreisst, als dass beide sich yon einander trennen. Diese Verbindung wird yon der Zo- nula vermittelt, welche fester, steifer, der Substanz der Linsenkapsel ~ihnlicher ist, als beim Mensehen und einerseits in die seitliche und vordere Wand der Lin- senkapsel fibergeht, andererseits die Forts~itze der Ciliar- falten in tiefe Gruben eingesenkt enthiilt. Die Ciliar- forts/itze bilden hier n~mlich nicht einfache blattartige Leisten, sondern dieselben sind mit einzelnen papillen- artigen Vorsprfingen besetzt, welche in L~ingsreihen liegen. Jede solche, zuweilen mit Ausbuchtungen ver- sehene oder kolbige Papille steekt in einer Scheide der Zonula, welehe ihre Form so ziemlich erh/ilt, wenn auch jene herausgezogen wird, wobei in der Regel etwas Pigment und Zellen der pars ciliaris retinae sitzen blei- ben*). Diese Papillen, welche durch#ingig GeF, iss-

'~) Es iat hier das Verh~ltniss zwischen Zonula und CiliarkOr.

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schlingen enthalten, nehmen im Allgemeinen yon bin- ten nach vorn an L~inge zu, und bei den meisten V~geln geht ]eder Giliaffortsatz vorn in eine lange flaehe Spitze aus, welche eine ziemliche Streeke welt (t M. und mehr) auf der vorderen Fl~iche der Linse liegt, und so in die mit der vordern Kapselwand verschmelzende Zonula eingebettet ist, dass tier Anschein entsteht, als ob sie in der Kapsel selbst steeke. Am seh~nsten entwiekelt sind jene u bei den Eulen. Hier gehen die blattartigen, mit einzelnen Ausbuehtungen versehenen oder gelappten Forts~itze naeh vorn in eine Reihe yon einzelnen Zapfen aus, welche wie hypertrophisehe e~n- fache oder zusammengesetzte Haut-Papillen, oder wie die Endigungen yon Chorionzotten aussehen. Dieselben erreiehen eine L~inge yon 0,5 Mm., w~ihrend die Dieke oft nur 0,02 betr&igt, und da sie ausser den Ge~";issen nur aus weniger und strukturloser Masse bestehen, sieht man die auf- und absteigenden und mit zierlichen Win- dungen versehenen Ges sehr schSn. Die freien En- den der Papillen zusammengenommen bilden bei den Eulen eine Concavit~it, welche den Rand tier Linse um- fasst. Die platte Spitze, welche sonst auf der vorderen Linsenfl~iehe liegt, fehlt dagegen bier. Bei den Falken ist diese letztere sehr fang ( t ) und die Z~ttehen um den Rand der Linse sind auch ganz ansehnlieh, jedoch nicht so zierlieh wie bei den Eulen, sehon well sie mehr un- durehsichtiges Fasergewebe enthalten. Auch umfassen sie den Rand tier Linse wenigstens bei manchen Arten nieht so weit nach rfiekw~irts.

VermSge dieser Anordnung der Ciliarfbrts~itze muss der Zug der bis zum Ciliarrand der Iris gehenden Ring- muskeln sich unmittelbar auf die Linse fortsetzen, und

per, welches ieb in dem frfiheren Aufsatz fiber die Glashaute veto menachlichen Auge beschrieben habe, weiter entwickelt.

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es kann da,h,,'ch hier u,,zweifelhaft die Iris die Linse vorn Rand her wirksamer eomprimiren als beim Men- schen, und dadurch die Zunahme ihres Dk.kedurch- messe,'s hervorbringen, welche f'dr das Nabesehen er- forderlich ist.

Diese Anordnung und ihre Wiehtigkeit hatte H u e e k (iiber die Bewegung der Krystalllinse i839 S. 95) be- felts sehr wohl erkannt, wie er denn fiberhaupt bei V~geln nicht eine Bewegung der ga,~zen Linse, sondern eine Compression und dadurch gr~ssere W({lbung der- selben als Ursaehe des yon ihm beim Vogel wie beim Menschen beobaehteten Vorw{h'tsrfickens tier vorderen Linsenfl~ehe beim Nahesehen annahm, wiihrend er aller- dings beim Menschen sowobl Vorrficken der Linse als seitliche Compression derselben als Mittel der Accom- modation ansehen zu mfissen glaubte. Wenn It u e ck sieh auch fiber die bewegende Krah t~iuschte, die er nicht in den wirklich vorhandenen Muskeln, sondern im Ciliar- k~rper suchte, so verdienen seine Untersuchangen fiber die Accommodation doch in andcren Punkten auch jetzt noeh ehrenvolle Erw~ihnung. Er hat aach das Verdienst, die Bedeutung des Canalis Fomanae ziemlich riehtig ge- wfirdigt zu haben, obschon die Verwirmmg, welche fiber diesen Raum herrschte, zum guten Thei] yon Hueck veranlasst wurde. Was derselbe als Canalis Fontanae posterior bezeichnet, is~ der Raum, welcher zwischea Sklerotika nach aussen undTensor chorioideae nebst dem yon rfickwNrts herkommenden elastischen Kranz naeh innen in der Gegend des Endes des Sklerotikaknorpels sich findet (s. 1 in der Abbildung). Da die ~enannten W~inde abet dicht aneinandcr liegen, und h~chstens eine Verschiebung vor- oder rfickw~/rrs angenommen werden kann (bei Wirkung des Tensor), so ist die Bezeichnung als Karial mindestens unpassend. Hueck's Canal/s Fon- tanae anterior und medias dagegen entsprechen beim

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Falken zusammen dem Canalis Fontanae der anderen Autoren (Treviranus, Krohn u. A.).

Dieser Cana l i s F o n t a n a e (s ia der Skizze) ent~ steht dadurch~ dass die Aussenseite des Ciliark~irpers und die Innenseite der mehrerw~ihnten yon der Horn- haut kommenden fibr~isen Platte, die nach hinten dem Tensor ehorioideae zum Ursprung dient, in ihrer ganzen Ausdehnung nieht eng miteinander verwaehsen sind. Es erstreckt sich derselbe also n a c h riickw~irts bis da- hin, wo sich der Tensor an die Chorioidea anheftet.

Wenn man den Giliarkiirper etwas nach einw~irts zieht, so entsteht ein aufdem Durchschnitt dreieckiger Raum~ des- sen Spitze nach hinten die erwlihnteMuskelinsertion bildet, w~ihrend die Basis gegen die vordere Augenkammer gerieh- tet ist. Dieser Raum ist nicht fi'ei~ sondern yon elastischen Fasern durchzogen~ welche zum Theil sehr stark sind. Die vordersten kommen vom Rande der Descemefschen Membran und gehen einw~irts zum ~iusseren Ring der Iris als kammf'6rmiges Band. Andere Fasern gehen riickw~irts, um sich an die Aussenfl~iche des Ciliark~r- pers anzuhef~en, und diese Fasern kommentheils eben- falls yon der Descemet'schen Haut, theils entspringen sie erst yon der Platte, welche den Crampton'schen Muskel innen deckt. Der hiuterste Theil jenes drei- eckigen Raums ist aber lifters in griisserer Ausdehnung fast ganz frei, und nirgends bilden die durch den Raum hintretenden Fasern eine so dichte membran~ise Wand, dass nieht Fliissigkeit leicht hindurchdr~inge. H u e ck hat beim Falken, wie bei allen Thieren~ einen orbiculus eiliaris angegeben, welcher den Canal in den vorderen und mittleren theilen soll, yon denen der erstere mit der vorderen Augenkammer zwischen den Balken des Liga- mentum pectinatum communicirt, der letztere aber ab- gesehlossen ist. Ich finde zwar in der Gegend, welche Hueck Tab. IV. Fig. t8 r. bezeichnet, bisweilen einen

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st~irkeren und dichteren Faserzug, allein derselbe schien mir keine Scheidung des Raums in zwei getrennte Ab- theilungen zu bewirken. Als ieh beim Falken und b e i

der Taube die vorder e Augenkammer mit erstarrender Masse f~illte: drang dieselbe his zum Tensor chorioideae riickw~irts, und da~s diese Communication keine kllnst- lich erzeugte ist, dafiir spricht derUmstand, dass man, nachdem das unversehrte Auge in Weingeist etc. ge- legen, dieselben Gerinsel im Fontana'schen Kanal als in der vorderen Augenkammer findet*).

Diese freie Communication der vorderen Augen- kammer mit dem Fontana'schen Kanal hat offenbar einen doppelten Eri'olg: Erstens wird es dadurch miig- lich, dass der v o r d e r e The i l des C i l i a rk~ i rpe r s yon der I r is b e t r / i c h t l i c h um die L i n s e z u s a m - m e n g e z o g e n und diese dadurch c o m p r i m i r t wird; zweitens wird aber dutch das A u s w e i c h e n des h u m o r a q u e u s das V o r t r e t e n der m i t t l e r e n P a r t i e d e r

L i n s e erm~iglicht und begfinstigt. Diese Formation des Fontana'schen Canals ist, so

viel ich weiss, bci keinem S';iugethiere so sehr entwickelt, als bei V~igeln. Doch ist sic sehr kenntlich bei dem zu dem Vogeltypus mehrfach hinneigenden Auge der Raub- thiere. Bei der Katze geht eine allm~ihlig sich zusch~r- fende Fortsetzung der vorderen Augenkammer bis welt hinter den Rand der Sklerotika, und es ist dort die letztere an die Ciliarkrone nut dutch ein Balkengewebe

o) An die Hinterfl~che der Iris, zwischen dieselhe uud die Lin- senkapsel, also in die sogenannte hintere Augenkammer, draug bei den genannten Versuchen keinv Injectiousmasse, uad es ist beim Vogel die BerLihrLmg der Iris und der Linse ohne Zweifel durchaus eine noch innigere als beim Mensehen, we k l e i nero Quantitaten yon Fifissigkeit hinter der Iris1 jedoch nor hinter dem peripherlschen Theil derselben, immerhio vorkommen mSgon, ohne dass dadureh die Aceommodations-Verhaltnisse elne St~rung zu erleiden brauchen.

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befestigt~ zwischen welches Iniectionsmasse ebenso wie der humor aqueus eiudringt. Der hinterste Winkel die- ses Raumes ist 4--5 Mm. yon dem ~usserlich sichtbaren Rand der Hornhaut euffernt, wiihrend yon dem Liga- mentum pectinatum iridis, als vordersten Theil jenes Balkengewebes, an gerechnet die Ei~tf'ernung allerdiags nor etwa 2 Mm. betriigt. Beim Menschen ist dieser Raum so gut wie gaaz geschlossen, und nut in der be- kaunten Ausbuchtung, weh;he die vordere Augenkam- mer nach aussen yore Hornhautrande zeigt, findet sich ein Rudiment desselben vor, das .jedoeh nicht fiberall gleich gross ist. Was die dutch diesen Winkel frei yon der Descemet'schen Haut zur Iris her{ibergehenden Fa- sern des Ligamentum pectinatum betrif~, so scheinen mir betriichtliche individuelle Versehiedenheiten vorzu- kommen, worauf sich vielleieht auch die in dleser Be- ziehung ziemlich yon einander abweiehenden Angaben yon D o n d e r s (Onderzoekingen Jaar VI. S. 62) und H e l m - h o l t z (Archiv I. Bd. 2. S. 66) zurfickfiihren lassen. Beim Ochsen ist das Ligamentum pectinatum ziemlieh mem- bran0s, jedoeh yon Lfieken durchbrochen; welter naeh aussen iblgt dann ein masehiges Gewebe, welches aber so dicht ist, dass humor aclueus oder gef'drbte, in die vordere Augenkammer gebrachte F10ssigkeit nut lang- sam durchsickert, wenn man den Raum, welchen Fon- tana bier zuerst besehrieben hat, Und der seinen Namen

trligt~ yon r0ckw~rts her 0finer, naehdem die Sklerotika durchschnitten und nach vorn umgeschlagen ist.

Ausser den bereits erSrterten Theilen rechnete Hueck auch den Kamm im Vogelauge zu den Fdr die Accommodation wichtigen Theilen, indem er glaubte~ dass dutch seine Verbindung mit der Linsenkapsel ein Vorriicken der ganzen Linse verhiadert werde. Wie welt dies begrfindet ist, lasse ich dahin gestellt sein.

Endlich ist vielleicht noch die Eigenthfimlichkeit

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der S t r u k t u r der K r y s t a l l l i n s e bei den VSgeln fiir die Accommodation yon Einfluss. Man hat einmal im Allgemeinen bcmerkt, dass bei Thieren mit krliPtigem AccommodationsvermSgen die Linse welch, also einer Formvcr~nderung besondcrs zug~iagig, und class dies bei VSgeln h/iufig tier Fall sei. Es kommt hierzu aber die Anordnung der Linsenfasern, welehe auf eine merk- wfirdige Weise yon der bei Menschen und S/iugethieren bekannten abweicht.

Schon T r e v i r a n u s (Anat. u. Phys. d. Sinneswerk- zeuge. S. i4. und Tab. I. Fig. 4.) hatte bemerkt, class beim Falken und andern V6geln die Fasern der/iussern Linsensehieht sehief gegen den Umfang der Linse ge- richter sind, w~ihrend der Kern aus fibereinaader ge- lagerten Bl~ttern bestei~t. Brf ieke (M~'fll. Archly t847. S. 477) beschrieb hierauf die h'agliehe Schicht als einen Ring, welcher die fibrige Linse umfasst, leicht yon der- se[ben sich abl5st, an ihrer Schiehtung keinen Antheil hat, sondern aus Fasern besteht, welche radial gegen die Axe tier Linse gestellt sind. Briicke s den Ring bci allen VSgcln. Auss~r diesen Angaben ist mir nur die Aeusserung K S l l i k e r ' s bekannt, dass er die yon Briicke beschriebenen Fasern f~dr in tier Entwickelung begriffene Linsenfasern halte. Mit dieser An~chauungs- weise stimmt das Resuhat meiner Untersuchungen so ziemlich fiberein.

Es g e h t n / iml ich de r yon Br f i cke b e s c h r i e - b e n e R ] n g n a c h r f ickw/ i r t s d i r ek t in die con- c e n t r i s c h g e s c h i c h t e t e n L i n s e n i ' a s e r n fiber, w / ih rend er g e g e n die V o r d e r f / i c h e de r L i n s e in die Z e l l e n s c h i c h t s ich f o r t s e t z t , w e l c h e der K a p s e l i n n e n a n l i e g t a ls s o g e n a n n t e s E p i t h e l d e r s e l b e n

Man fiberzeugt sich hiervon am besten an dfinnen Archly fl.tl, Ophihahnologle. Bd. 71I. 1.

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Schnitten, welehe man den Mcridi~nebenen folgend yon erh~irteten Linsen anfertigt. Es ist dann der grSsste Theil tier Fl~iche yon einer concentrischen Faserung cin- genommen, welche vorn und hinten an die yon den Polen der Linse his gegen den Mittelpunkt eindrintsen- den Zwischenr~ume anstSsst. Die /iussersten Fascrn jedoch gehen nicht his zu den Polen, sondern eadigen immer weiter davon entfernt, sowohl an der vorderen als an der hinteren Fl/iche, indem die weiter aussen liegenden Fasern immer kfirzer werden und zuletzt nur mehr dem Seitentheil der Linse angehS~'en. Dadurch decken sich die Enden der Fasern an der vordern und hintern F1/iche nur theilweise, ~hnlich wie Dachziegel. Wo die Fasern gegen das hintere Ende des periphe- rischen l~inges hia bereits um Vieles kfirzer geworden sind, nehmen sie auch eine andere Richtung an, indem sie start nach einw~irts nach ausw~irts concav werden. Indem die Concavit~t sich allm~ihlig nach vorn wendet und dann verliert, bewerkstelligt sich der Uebergang in die Faserung des Ringes, welche auf tier anderen nahe- zu senkrecht stcht (s. v. in der Abbildung). Dcr weitere Uebergang in die sogenannten Epithelzellen der vorcle- ren Kapselwand geschieht dann eiafach dadurch, class dieFasern, je weiter nach vorn sie stehen, um so kfir- zer sind. Die scharfe Gr~inze zwischen Epithel und den darunter gelegenen Fasern setzt sich also nach rfickw/irts fort zwischen die Fasern des Ringes und die tier concentrischen Schichtung~ aber diese Spalte en- digt nach hinten blind~ da wo letztere ia erstere fiber- geht. S ie ist im Leben wohl vSllig geschlossen, es sammclt sich abet nach dem Tode 5fters die aus den Linsenfasern austretende Flfissigkeit vorzugsweise darin an. Von den andern Zwischenr/iumen zwischen den einzelnen Linsenf'asern ist jene, an tier ganzen LJnse gerechnet~ schiissels Spahe wesentlich dadm'ch

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verschieden, dass darin die Fasern mit ihren E n d e n aneinander stossen, w~ihrend sic sich sonst iiberall mit den Fl~ichen beriihren, wenn man die yea den Polen ausgehenden R~iume oder Scpta abrechnet.

Die einzelnen Fasern zeigen an verschiedenen Stellen nicht unbedeutende Modificationen. We sic yon vorn her aus den Epithelzellen hervorgehen, sind sie gleichseitig prismatisch, so dass der bewusste Ring yon der iiusseren oder inaeren Flfiche her betrachtet eine regelm~issig polygonale Zeichnung darbietet. Der Durch- messer der Prismen ist 0,005--0,01 Mm. Die L~inge w~iehst nach und nach his 1 Mm. und dariiber, und ist .jedesmal der Dicke des Ringes gleich. Bisweilen sind die Fasern des Ringes an erh~irteten Linsen wellenf6rmig gebogen, ob w~ihrend des Lebens, steht freilich dahin. We betr/ichfliehe Einsehniirungen und wieder blasige Ausdehnungen an denselben vorkommen, glaube ich eine Leiehenv.er';inderung annehmen zu miissen, welehe namentlich beiWasserzusatz sehr rasch eintritt. Gegen die Uebergangsstelle des Ringes in die concentrische Faserung nimmt die L/inge der Fasern rascher ab, als sic yon vorn her zunahm, an jener Stelle, we sie am kiirzesten sind, betr~gt sie circa0,t Mm. Gegen diese Stelle hin verlieren ferner die Fasern ihre gleichseitig prismatische Form und werden betriichtlich breit (bis 0,025 Mm.) abet sehr diinn (0,002--4 und darunter); gegen die inneren Schichten der concentrischen Linsen- Pattie werden die Fasern dann wieder schmaler. In der N~ihe tier Uebergangsstelie sind die Fasern an dem frei zu Tage liegeuden Ende dicker, als an dem inne- ten, was sich leicht erklfirt. Betrachtet man jene Stelle yon der Fl~che, so sieht man die kleineren Polygone nach riickw~rts zu ziemlich rasch in viel grilssere iiber- gehen, was einen eigenthiimliehen Anbli(~k gew~ihrt. Wenn diese gros~euPol:igone ebenfalls ziemlieh gleich-

4*

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seitig sind, so r[ihrt dies grossenthe]is daher, class die sehr breiten Fasern nicht wie die weiter vorn geb'genen que r , sondern s c h i e f abgeschnitten endigen. Endlich ist noch die Lage der Kerne, welche in den Fasern des peripherischenRinges und in den ~iussern Sehichten tier concentrischen Faserung mehr oder weniger deutlich zu finden sind, yon Interesse. In den Fasern des Ringes liegen sie, bisweilen wenig siehtbar, nahe dem ~usseren Ende, etwa 0,05 Mm. davon entfernt, aber nicht alle in gleicher HShe. Beim Uebergang in die concentrischen Schichten entfernen sich die Kerne yon dem /iusseren (sp~iter hinteren) Ende der Fasern und kommen mehr in die Mitre derselben zu liegen. Es l~isst sich dann die Kernzone in der concentrischen Faserung noch eine Strecke weir einw~irts veri'olgea, und zwar in einer Linie, welche in einiger Entfernung yon der den Ring abgr~n- zenden Spahe naeh vorn zieht. In tier beigegebenen Skizze ist die Lage der Kerne durch Punkte bezeichnet. Mehr als einen Kern habe ich nie in einer Faser ge- sehen; der Anschein entsteht sehr leicht, wenn mehrere der dlinnen Fasern sich decken~). Es sind somit die Fasern des concentrisch geschichteten Linsentheils als nach zwei Seiten ausgewachsene Zellen zu betrachten, die Fasern des Ringes abet als vorwiegend nach einer Richtung verl~ingerte.

So auffa]lend die beschriebene Bildung der Linse yon dem Verhahen der Linse des Menschen beim ersten Blick abzuweiehen scheint, so iiberzeugt man sich bei genauerer Betrachtung leieht, dass der Typus wesent- lich derselbe ist. Man braucht nur die Zellen des Epithels, welche beim Menschen nahe am Rande der

o) Durch alas Ueberelnanderliegen mehrerer dfinner Fasern~ de- ten RRnder sich nlcht vSllig decken, entsteht auch eine anscheinende LRngsstreifung, welche zum Theil als Fibrillenbildung gedeutet worden ist.

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Linse stehen, einseitig und zwar senkrecht verl~ingert zu

denken, erst in zu- dann wieder in abnehmendem Maasse,

so entsteht die Bildung der Vogellinse*). B r f i e k e gibt an, dass bel jungen V~geln der Ring sehr dfinn sei,

und es ist dann die Bildung noch weniger abweichend.

Wahrscheinlich beginnt das einseitige Wachs thum der

Fasern im Ring erst dann recht, wenn die concentrische

Faserung ihre GrSsse so ziemlich erreicht hat , da sich

die letztere frfiher wohl auch yore Rande, also yore hi_u-

tern Ende des Ringes aus , dutch Anlagerung neuer

Fasern vergr~ssert. Bei verschiedenen V~geln ist, wie

B r [ i c k e ebenfalls bereits bemerkt hat , die Breite und

H6he des Ringes sehr verschieden; so land ieh densel-

ben bei Strix f lammea besonders klein, wogegen er

nebst den Tagraubv6geln auch bei Hfihnern, Raben u. a.

ziemlich entwickelt ist**). In erh~irtenden Flfissigkeiten

nimmt tier Ring 'nicht selten eine andere F~irbung und

Gonsistenz an als die fibrige Linse; auch zeigt sich an

der Uebergangsstel le 6tters eine kleine Einbiegung der

Oberfl~iehe. Darin dass tier Ring leicht an der Innen-

#) Zur Versinnlichung des Verh~ltnisses ist das yon KSlliker (Mikr. Anat. II. S. 73"2) gegebene Schema sehr zu empfehlen. Ich habe an diinnen Schnitten, welche ich yon erhiirteten menschllchen Lin- sen sammt der Kapsel anfertigen konnte, KSUiker's Figur fast bis in die Einzelheiten best~tigen kSnnen. Soiche nach den Meridianen yon Linse und Kapsel in Zusammenhang gemachte Schnitte geben mit starker VergrSsserung betrachtet auch bestimmten Aufschluss

dar~ber, dass die vordere Wand des Petit'schen Kanals (Zonula) sich in der That nicht bloss vor, sondern auch hinter dem Aequator

der Linse an die Kapsel anheftet. ~*} Es ist vielleicht bemerkenswerth, dass bei den letzteren

VSgeln auch die Ciliarfortsiitze welt auf die vordere LinsenitRehe hingehen, w~thrend sie bei Eulen nur den Rand tier Linse umfassen, wo eben der schmale Ring liegt. Doch reicht auch bei den Falken und andern V~geln dis Spitze der Ciliarforts~tze nicht ganz his da- hin, wo der Ring i, die niedrigeren Zellen des sogenannten Eplthels fibergegangen ist.

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fl~che der Kapsel h/ingen bleibt, zeigt sich auch die Analogie mit dem Epithel und den .iungen Fasern am Rande der menschliehen Linse, yon denen dasselbe gilt.

Was die Beziehung des eigenthfimlichenBau's der Vogellinse zur accommodativen Formver~inderung der- selben betrifft, so hat Br i i cke die Vermuthung aufge- stellt, dass die Lage tier Fasern des Ringes Aenderun- gen er~'ahren m~chte, da man dieselben bisweilen nicht genau radial gestellt finder. Dieselben sind in der That an erh~irteten Linsen etwas gekrilmmt oder schr~ig ge- ste]]t, und namentlich kommen sie in dem vorderen Theil des Rings so geneigt vet, dass das innere Ende weiter vorn liegt. Diese Linsen sind meist dutch Aufquellen dicker geworden, und es scheint sich jeneNeigung der Fasern darauf zum Theil zurfickFdhren zu ]assen, was im Leben in ~hnlicher Weise der Fall sein mag. Ausser- dem w~re vielleicht daran zu denken, ob nicht die Com- pression der Linse yon Seiten des Ciliark~rpers dadurch besonders Ffir die Mitre der Linse wirksamer wird, class sie am Rande zunSchst jenen Ring trifft, dessen Fasern mit ihrer Axe in der Riehmng des ausge['lbten Drucks stehen, oder ob etwa die Elasticit~it der Linse durch jene Anordnung eine vollkommenere wird.

"~,Venn man den Aceommodations-Apparaf des Vo- gelauges sehliesslieh im Ganzen fiberblickt, und damit das Resultat der physikalischen Untersuchung in Ver- bindung bringt, wonaeh beim Sehen in die N~ihe die vordere Fl~ehe der Linse vorzugsweise gew~ilbter wird und nach vorn tritt, so ist kaum zu bezweifeln, dass der Mechanismus vorwiegend auf zwei Factoren beruht. Es wird n~mlich erstens dutch die Irismuskeln vermittelst des CiliarkSrpers ein D r u c k a u f den R a n d de r Lin s e ausg~.fibt, welcher auch den periphorischen Theil der Vorderfl~iche mit trifft, und die g r 0 s s e r e W~I- b u n g de r L i n s e bedingt. Zweitens wird durch die

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S p a n n u n g de r C h o r i o i d e a um den Glask~irper he r das A u s w e i c h e n der h i n t e r e n L insenf l~ iehe verhiadert oder beschr/inkt. Es zeigt sieh also, so ab- weichend der Apparat gegeniiber dem menschlichen Auge im Einzelnen construirt ist, in der Hauptwirkung doch eine grosse Uebereinstimmung, und es dari" dies wohl als eine Best~itigung der Fdr den Menschen ge- machten Aus angesehen werden.

5. U e b e r die a n a t o m J s c h e n V e r h i i l t n i s s e des K a p s e l s t a a r s .

Die Streitfrage fiber den Kapselstaar ist bekannt genug. Die eine Armicht, wclche schon yon Pet i t*) und sparer besonders yon M a l g a i g n e auf Grund zahl- reicher anatomischer Untersuchungen vertheidigt wurde, geht dahin, dass die Linsenkapsel selbst stets durch- sichtig bleibe, und anscheiraende Triibungen derselben nur vo.a i'remden Theilen (Linsensubstanz) herriihren, welebe der Innenfl~r der gapsel angeklebt seien.

Die andere Partei clagegen behauptet, dass die Kap- sel selbst, wenn auch selten, der Sitz yon Triibun- gen sei, indem man solche in der Dicke der Kapsel vorfinde.

Ich habe schon friiher (Band n. Abth. 2 dieses Arehivs, S. 54) einige Beobacl~tungen mitgetheilt, welche mir geeignet erschienen, den Streit, Fdr die meisten F~ille wenigstens, zur Zui'riedenheit der beiden Parteien zu schlichten. Es zeigte sich n/imlich, dass eine Verdickdng

t) Histoire de l'Acaddmlo d. se. annfe 1730 (vol. 1732). ,,L'6pais- seur qu'on trouve de pluslt la capsule et qui cause son opaeitd~ lui vient de quelques particules 6trang~res, qui appartenaient au cristallin."

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der Kapsel dutch Auflagerung neuer, ihrer Substanz sehr ~hnlicher Sehiehten vorkommt, welche trlibende Massen nach und nach in dieselbe einschliessen. Seit- her habe ich Gelogenheit gehabt, eine verh~iltnissm~issig grosse Zahl analoger Beobachtungen zu maehen, was ich theils Prof. Ki i l l iker verdanke, der mir die Section mehrerer kranken Augen miiglich machte, thf.ils der hesonderen Theilnahme, welche v'. Gr~ife diesen Unter- suchungen schenkte, indem er die yon ibm extrahirten Staare mir fibersendete. Beiden sage ich t'iir ihre freund- lithe Unterstiitzung hier mit Vergniigen meinen w~irm- sten Dank.

Aus diese Reihe yon Erfahrungen gestfitzt~ glat~be ich nun folgende S~i~ze aufsteIlen zu diirfen:

i) T r l i b u n g e n , w e l c h e in der L i n s e n k a p s e l i h r e n s i t z h a b e n , k o m m e n , wenn m a n g e r i n g e G r a d e mi t e i n r e c h n e t , n ich t so g a r s e l t e n vor.

2) D i e s e l b e n k o m m e n i e d o c h n i c h t d u t c h e ine M e t a m o r p h o s e de r u r s p r l i n g l i c h e n Kap- se l zu S t a n d e , s o n d e r n d a d u r c h , das neu~: S c h i c h t e n s ich an d e r e n Innenf~ iche a n l a g e r n und so t r f i b e n d e M a s s e n v e r s c h i e d e n e r Ar t , z. B. L i n s e n s u b s t a n z , in die D icke de r K a p s e l e in sch l~es s en.

3) D iese neu g e b i l d e t e n S c h i c h t e n s ind de r u r s p r f i n g l i c h e n K a p s e l zum The i l h i i chs t ~ihn- l i ch , z e i g e n a b e t U e b e r g ~ i n g e z u M a s s e n yon a b w e i c h e n d e r , z. B. f i b r i i s e r S t ruc tu r .

4) Die u r s p r l l n g l i c h e K a p s e l erhfil t d a b e i in de r R e g e l ihre D u r c h s i c h t i g k e i t v~illig, und wenn sie auch gewisse Veriinderungen erleidet, so seheint es hSchst selten und bisher nicht hinreichend erwiesen zu sein, dass hierdurch allein eine irgend er- hebliche katarakt~ise TrSbung zu Stande kommt.

Es kann nicht meine Absicht sein, bier in eine Dis-

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eussion tier Literatur fiber den Kapselstaar einzugehen, um so mehr, als mir ein grosser Theil derselben nicht zu Gebt)te sleht. Ieh will reich begnfigen, die yon mir beobaehteten F':ille voa Kapselverdickung der Reihe nach zu verzeichnen und einige resfimirende Bemer- kungen daran zu krliipfen, wobei ich jedoch lediglich die an der Innenseite tier Kapsel geschehenden Ver- ~inderungen berficksichtige, yon den an der Aussenseite vorkommenden Auflagc.rtmgen abet einstweiiez~ absehe.

|. Fal l .

B. 76 J. alt. Normales Auge mit m~issiger ,Ver- dickung an der Descemet'schen Haut und an der Glas- lamelie der Chorioidea. Linse durchsi~htig. Die Kap- sel 15st sich etwas leieht yon der Zonula. In der Ge- gend, wo das wohlerhaltene Epithel hinter dem Rande tier Linse aufh5rt~ zeigt sich an Faltenr~indern stellen- weise eine farblose Aufiagerung, welche der Kapsel ganz fihnlich ist, das Lieht ebenso bricht, nur hier und da etwas ungleichm~ssig, wie aus mehr und weniger dichter Substanz gebildet erscheint. Sie bildet ganz fiache Erhebungen his zu 0,01 Mm. H~ihe. Die Gr~inze gegen die l~rsprSngliche Kapscl ist stellenweise als eine Linie zu erkennen, stellenweise kaum.

2. Fal l .

Mann yon 83 J. Die Linse am Rand etwas atro- phisch gekerbt. Das E1)ithel der vordern Kapsel gut erhalten. An einigen Stellen, wo die Kapsel 0~0i8 Mm. misst, zeigt sie v~ 'a rzenar t ige E r h e b u n g e n , welche denen der Descemet'schen Membran yon der Fl~iehe wie im Profil sehr ~ihnlich sind, yon 0,005--0,0i5Mm. HShe, bei zurn Theil sehr kleiner Basis, yon vollkom- men ~?lasheller, stark lichtbrechender Substa~z wie die Kapsel selbst gebildet. Eine Gr~inze gegen die iibrige

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Kapsel ist bei einigen nieht zu sehen. Sie stehen t:heils einzeln, theils gruppirt. An einzelnen Stellen l~isst die Kapsel selbst eine ganz zarte Granulation erkennen, welche jedoeh keine Triibung bedingt.

3. Fal l . (A. f. O. Bd. II. 2 S. 55 und Fig. XV.)

Frau yon 86 J. Beide Augen fast ganz gleich. Linse etwas trfib, atrophisch, hart, gelbbraun, in den peripherischen Schichten Myalin enthaltend. An der vorderen wie an der hinteren Kapselwand streckenweise schwache Triibungen, welche durch gelblich k/irnlge Massen bedingt sind, die theils einzelne Plaques, theils ein Netz )'on feinen oder stiirkeren knotigen Str/ingen bilden. Darin sind einzelne dunkelrandige FettkSrnchen. An manchen Partieen ist diese Auflagerung bloss an- geklebt und lfisst sich ziemlich leicht abliisen, an an- deren ist sie yon einer weithin ausgedehnten glashel- len diinnen oder dicken Schicht fibcrzogen und an die ursprlingliche Kapsel befestigt. Die Gr~inze gegen die letztere ist dann zum Theil vSllig verwischt, die Ad- h~ision eine vollkommen innige und t'~,ste. Diese Schicht bildet noch einzelne halbkugelige Vorspr(inge, die ganz glashell sind, oder nur einige wenige KSrnohen ein- schliesscn. Die urspriinglichc Kapsel ist durchaus klar. Die neugebildete, glashelle Schicht zeigt sich yon der urspr[inglichen Kapsel da(lurch verschieden, dass sie gegen Maceration und gegen kaustisches Kali etwas weniger lange resistirte, und frfiher blass, locker und granuliis wurde.

4. Fal l .

Stilck eines Kapselstaars, dutch v. Gr~ife erhalten (8. Januar t856). Eine ziemlich derbe, triibe Schwarte, yon einigen Mm. Ausdehnung und ungleicher, zum Theil betrfichtlicher Dicke. Es sind daran ziemlich aus-

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gedehnte Partieen dee Kapsel nachzuweisen, yon 0,006 bis 0,002 Mm. Dicke, also dee vordcren und hinteren Wand angeh~rig, fiberall klar, zum Theil gefaltet, und in dieser Faltung dutch die anderen Massen vormittelst Verklebung fixirt. Einige dfinne, strueturlose Fetzen bleiben zweRelhatt r[icksichtlich ihres Ursprungs, ob sie niimlich ursprfingliche Kapsel, vielleicht zerspalten, oder neugebildete Lamellen sind. Dagegen ist an einer Stelle, wo die Kapsel 0,008 dick ist, eine evident neu- gebildete, g l a s h e l l e A u f l a g e r u n g zu sehen, welche 0,006--0,00B Mm. dick ist, und bier und da Reste yon Zellen (Epithel) einschliesst. Der gr[isste Theil des Prii- parats besteht aus einer etwas trhben, filzigen, sehwer spaltbaren Masse, welche bald mehr nach einer Rich- tung faserig, bald mehr netzartig angeordnet ist, u,ld an manehen Often i,1 starre, structurlose, mit Liieken versehene membran~se Fetzen fibergeht. Diese Masse, welche in ~hnlicher Weise sehr hihffig an derartigen PriJparaten wi,:derkehrt, wird in Kali etwas durchsehei- nender und quillt etwas, ohne dass sic jedoeh dadurch rasrh angegriffen oder aufgelSst wird. Die intensiv weissen Stellcn enthahen eino Menge yon dunkel con- tourirten K~rperchen his zu 0,02 Mm. Gr~sse, welche sich in Siiuren nicht liSsen, wohl aber confluiren, also ffir fett zu halten sind. Das unter dee Loupe perlmut- tergliinzende Ansehen anderer Partieen rfihrt yon Cho- lestearinmassen her.

Es ist wahrscheinlieh, dass in diesen Massen Lin- senreste mit neugebildeten Thcilen vereinlgt sind, es ist abet nicht mOglieh, scharf zu trennen, wie viel jenen, wie viel diesen angeh[irt.

5. Fa l l (6. Februar t856).

S. 85 J. alt, Pfrfindnerin, seit wenigstens 6 Jahrcn auf einem Auge blind, soll f,'fiher an ,,Kopfgicht" gelit-

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ten haben. Iris grau-braun marmorirt, ohne Synechie, Pupille eng.

Die L i n s e des erblindeten Auges zeigt eine be- tr~ichtliche Zuuahme des Axendurchmessers, und er- scheint ziemlich gleichm~issig g rauge lb , mit weissen Flecken, welche an der Kapsel s Die letztere ist aussen vollkommen glatt. Eine veNinderliche, braune: halbmondF6rmige Figur d]hrt yon dem innerhalb tier Kapsel in einer ziemlichen Menge yon Flfissigkeit herum- schwimmenden gelbbraunen, ~'esten, opaken Linsenkern her. Zonula und Hyaloidea haften lest an der Kapsel.

Bei Er~ffnung tier Kapsel ergiesst sich eine gelb- liche, dfinnere, eiter~ihnliche Flfissigkeit, welche fast nut feine, ziemlich blasse Molekule enth~ilt. Dutch Essig- s~iure entsteht eine starke Trfibung, welche sich im Ueberschuss gr~sstentheils wieder 13sh doch bleiben einzelne Flecken zurfick.

Die K a p s e l erscheint, nachdem sic yon deri locker anhaften Theilon gerejnigt Jst, Fdr das blosse Auge in ihrer vorderen H~ilfie fast durchaus etwas getrfibt, mit einzelnen intensiver weissen Stellen. Die hintere H~ilfio ist nut stellenweise etwas getr('~bt.

Die mikroskopische Untersuchung erweist, dass die ursprfingliche Kapsel selbst fiberall ungetrfibt ist, indem sie yon etwa 0,02, hinten yon 0,007 Mm. Dicke aueh an den trfiben Stellen sich in derselben Weise vorfln- det, wie an den pelluciden Stellen. Die triibenden Au5 lagerungen zeigen sich yon der Fl~iche theils a]s aus- gebreitete membran~se Massen, theils als einzelne, klei- nere, isolirte oder verschmolzene Plaques~ oder yon netzartiger Anordnung, wie ira Fall 3. Sie erscheinen bei durchfallendem Licht meist br~unlich-k~rn]g', zum Theil etwas sh'eifig, an manchen Stellen liegt Cholestea- rin eingestaue*, und hier und da noch kugelige Massen, welche sich ausnehmen wie metamorphosirte Linsen-

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substanz. Bei Bet['achtuag im Profil, an Fahenr~indern zeigt sich einmal, dass die ursprfingliche Kapsel mit gleiehm~issigen Contoureu unter den Aufiagerungen hin- geht, welche eine verschiedene Dicke haben, yon ~iusser- ster D~nnheit his 0,t Mm. und dar~ber. Es ist jedoch in dieser Beziehung ein fi~r allemal zu erw~ihnen, dass, wenn die Auflagerung ctwas dick und start ist, eine lineare Faltung tier Kapsel biswcilen nicht zu erreichen ist, so dass man dieselbe nieht fortlautend im Profil zu Gesicht bekommt. Es entsteht dann leicht der An- schein, als ob die trfibende Masse auch die Kapsel selbst einnehme, w~ihrend man sich dutch Aenderung der Lage des Pr~parates oder dutch AblSsung eines Theils der Auflageruag t'~berzeugen kann, dass dies nicht der Fall ist.

Die tr~ben Auflagerungen nun sind nicht ['lberall, abet an den meisten Stellen yon einem h e l l e n S a u m , oder yon einer mehr oder weniger a b g e g r ~ i n z t e n S c h i c h t g l a s h e l l e r S u b s t a n z fiberzogen. Die letz- tere geht auch fiber manehe Stellen der Kapsel, wo keine tri]ben Massen liegen, und es zcigt dort die Kap- sel f'dr das blosse Auge keine Ver~inderung. Diese strueturlose Aut~lagerung hat in diesem Fall das Be- sondere, dass sic fiber einige k5rnig trftben Massen zu unehenen, eolloid~ihnlich erseheiImnden Hfigeln vor- springt, deren HShe die Dicke der alten Kapsel er- reicht oder ~bertrifft (Tat'. 1. Fig. 4).

Es ist dies besonders bezeichnend fi]r den Ursprung derselben als neugebildete Sehicht, indem die Oberfl~iche keineswegs derjenigcn tier eingeschlossenen k~Srnigen Masse fblgt, wie dies der Fall sein wOrde, wenn letz- tere etwa zwischen die Lamellen der ursprOnglichen Kapsel als Einlagerung ihren Ursprung genommen h~itte.

Was das sogenannte E p i t h e l de r K a p s e l be-

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trifft, so ist dasselbe nur an wenigen Stellen als eine regelm/issige Ausbreitung zu erkennen, wohl abet liegt eine unregelmiissig zellige Masse an den meisten Stel- len~ hier und da sind die Umrisse gr0sser polygonaler Zellen deutlich, h~ufig aber sind die Contouren der Zel- len unkenntlich, dagegen bl~ischenffirmige Kerne mit KernkSrperehen yon betr~ichtlicher Entwickehmg einzeln oder in Haufen beisammen liegend zu sehen. Diese zellige Masse liegt zum Theil deutlich und ablSsbar an der inneren Oberfl/iche der diinneren Aufiagerungen, an anderen Stellen abet ist es unsicher, ob sic nicht in die letzterea wenigstens zum Theil aufgenommen ist. Dagegen ist hervorzuheben, dass dieselbe nicht nur an der vorderen H~ilfte der Kapsel zu finden ist, sonfJern auch an de r h i n t e r e n , welche bekannt]ieh nach tier fast allgemeineaAnnahme imNormalzustande des Epi: thels entbehrt. Auch ich habe mich dot! yon der nor- malen Existenz desselben noch nicht iiberzeugt, und w~ire eher geneigt, eine Neubildung yon Zellen anzu- nehmen, die yon der vorderen Kapsel her stattfinden kiinnte. Es wiirde hiermit auch das Verhalten der Zel- len an der letzteren vereinbar sein; dieselben liegen n~imlieh im vorliegenden Fall zwar streckenweise sehr sparsam, bilden jedoeh anderw~irts eine diehte, unregel- m~issige und, wie es scheint, wuchernde Schicht. Ausser- dem w~ire nur etwa daran zu denken, dass bei der vollst~indigen Verfliissigung der peripherischen Linsen- pattie, wie sie in vorliegendem Fall statthatte, vielleicht ein Transport yon Zellenmassen yon der vorderen zur hinteren Kapselh';ilfte miiglieh w~i re . - AvAserdem sind auch an tier hinteren Kapselh~lfte an einigen Stellen glashelle Auflagerungen, jedoch nut yon geringer M~ich- figkeit zu erkennen.

Ausser diesem Befund an der Linse ist das Auge ausgezeichnet durch eine auff~illige s weisse Mar-

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morirung fiber einen grossen Theil der Chorioideal-In- nenfl~iche. Dieselbe r[ihrt yon Verdickungen der Glas- lamelle her, Welche sehr viele in Essigs~iure ]fsliche Kalkkfrner enthielten und so welch waren, dass sic sich leicht als ein weisslicher Kalkbrei voa der Chorioidea abschaben liessen. Das Pigment hat dabe~ die gewfhn- lichen Veriinderungen erlitten. Der Glaskfrper ist klar, noeh ziemlich gallertig, die Retina nicht merklich ver- iindert, die Warzen der Descemet'schen Membran ziem- lich stark entwickelt.

Das zweite Auge derselben Person, welches Seh- fiihigkeit besessen hatte, ohne dass fiber den Grad des- selben etwas bekannt ist, enth~ilt eine etwas gelbe Linse in einer normalen Kapsel mit sehr wohlerhaltenem Epi- thel. Es l~isst dies schliessen, dass an dem anderen kataraktfsen Auge noch keine betr~ichtlichen Linsen- ver~inderung'ea eingetreten waren. Die Warzen der Descemet'schen Membran sind vielleicht etwas weniger ausgepr~igt, der Zustand der Chorioldeal-Innenfl~iche abet derselbe wie in dem anderea Auge, so dass auf" einen wesentlichen Zusammenhang dieses Befundes mit der Form der Katarakt nicht eben zu schliessen ist.

6. F a l l (7. Febmar t856)

betrifft die beiden in etwas verschiedener Weise er- krankten Augen eines Pt'erdes.

I. Auge, welches mit Ausnahme der Linse nur ge- ringe Ver~aderungen darbietet. Die Liase selbst zeigt eine nur m~issige Tr[]bung. Die K a p s e l ist yore fast durchaus stark milchig-tri]b; nut einzelae Stellen, theils an der Fl';iche, thcils besonders gegen den Rand sind durchsichtig. Die Gr~azen der Trfibungen siad zackig und laufen sich allm';ilig vcrlierend aus. Gegen den Ranc] der vorderea Kapselwand hin sitzen intensiv weisse Puakte und Flecke yon verschiedener Grfsse~ welche

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an der Innenfl~che stark prominiren. Die hlntere Kap- selhiilhe ist im A]Igemeinen durchsichtig, doch zeigt sic, namentlich gefaltet, da und dort eine leichte Triibung. Ausserdem sitzen gegen den Rand derselben zu ~ihn- liche weisse prominh'ende K;~rner his zu t Mm. Griisse, wie an der vorderen Kapsel, und an eiaem Their des Umfangs, wo der Aequator der Kapsel durehsichtig ist, kommt },inter demselben ein ca. i Mm. breiter, stark getrilbter Bogen, der sich verh~ilt wie die Triibung der vorderen H~il~e, wie diese etwas zackig begriinzt und mit einzelnen intensiv weissen Punkien besetzt ist.

Unter dem Mikroskop zeigt sieh die vordere 0,i 0,t2 Mm. dicke H~ili'te tier ursprilnglichen Kapsel voll- kommen klar, was theils an Faltenr~ndern, theils da- durch zu erkennen ist, dass die milchige Schicht, wean aueh schwierig, sich yon der Innenfl~iche abl~isen ]~isst. Diese Auflagerung ist k/irnigstreifig, theilweise mit reti- culirter Anordnung. Am Rand verliert sic sieh sehr exquisit strahlig, indem eine Menge yon gr/isseren und kleineren, l~ingeren und ki}rzeren Zacken sich so aus- breiten, dass man die Griinze gegen die g~inzlich freien Stel]en der Kapsel sehwer erkennt. Diese Ausstrah]un- gen werden n/imlieh nicht nut immer diinaer, son- dern auch mehr uad mehr structurlos, ilberhaupt der Kapsel selbst ganz ~hnlieh, hiichstens dass sie einen schwach gelblichen Schimmer haben. Die meisten pro- minirenden Kniitchen, welche meist eine rundlich-dru- sige Form haben, bestehen aus einer gelblichen, im In- nern sehr opaken, mit Kiirnern und seholligen Klumpen erFdllten Masse, welche durch Essigs~iure etwas auf- gehellt wird. Die Einlagerungen sind zum griissten Thei] fettiger Natur. An der Oberfl~iche sind diese Kn~Jt- chert theils uneben, theils sind sie dutch einen Saum yon heller Substanz sehr scharf begr~inzt, wie dies sonst an membranSsen Auflagerungen der Fall ist, und es

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zeigt sich, dass bei diesen Kn~tchen, aueh wenn sie, wie es bei der hintern Kapselhlili'te der Fall ist, dem Anschein nach frei auf der durchsiehtigen Kapsel sitzen, eine Fortsetzung der oberfiiichlichen, hel]eren Sehicht sich fiber eine kleine benachbarte Partie der Kapsel aus- breitet, wo sie sich ebenso verliert, wie die Riinder der membranSsen Auflagerung. Es erscheinen somit auch diese KnStchen iheils als der Kapsel bloss angeklebt, theils zeigen sie Ueberg~inge zu dem Verhahen ~ihnli- cher Massen, welche in andern F~ilIen in die Dicke tier Kapsel eingeschlossen erscheinen, wenn die oberfl/ich- lithe Schicht nach und nach noch mehr verdiekt und dabei der Kapsel ~halicher geworden ist. Die Ober- fl/iche der membranSsea Auflagerungen tr~igt an vielen Stellen zellige Bildungen, welche jedoch nicht mehr eine regelm~issige Epithelialausbreitung darstellen, son- dern h~iufig bloss die Kerne deutlich erkennen lassen. Auch hier sind an der Innenfl~iche der hinteren Kapsel Zellen mit Sicherheit zu constatiren, welche ohne eine continuirliche Schicht zu bildea, doch das Ansehea yon Epithelzellen haben, wiewohl sie yon unregelm~issiger Form, zum Theil yon betr/ichtlicher GrSsse, mit K~ir- nern besetzt oder halb zerstSrt sind. Die Dicke der hinteren Kapselhiilt"te ohne die Auflagerungen betriigt ca. 0,024 Mm.

II. Das andere Auge ist etwas atrophiseh, zeigt Residuen yon Irido-chorioideitis, und Retinitis, der gros- sentheils flfissige GlasldJrper enthiilt pigmentirte Gal- lertklumpen.

Die vordere Kapselhiilfie ist aussen an sich glatt, aber durch die etwas geschrumpfte Linse, an der sie sehr lest adh~irirt, an vielen Stellen narbenartig einge- zogen, oder gekr~iuseh. Nur mit vieler Mfihe gelingt es, sie abzuziehen, wonaeh sie glashell, yon 0,i2 Mm. Dicke erscheint. Einige d~inne Schichten netzartig-

Archly file Ophthalmologle. Bd. III. 1. 5

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i'aseriger Substanz sind nicht iiberall Ioszubekommen ; noch weniger ist die hintere Kapselh~ilfte contiuuirlich abzulS- sen. Sie ist hbrigens klar und misst 0,025 ]~Im. Einze]ne Fetzen yon 0,016 Mm. Dicke sind vielleicht zerspalten.

Die Linse selbst ist durchaus triibj und yon ausser- ordentlicher, sehnenartiger Derbheit, beides nach vorn mehr als nach riickw~irts. Hier bl~ttern sich die einzel- hen Schichten ziemlich leicht ab, und zeigen noch mehr die normale Linsenfaserung. Naeh vorn zu wird diese immer undeutlieher und geht nach und nach, aber ohne bestialmte Grenze, in eine fibrlis- netzflirmige Schwarte fiber, welche oben der Kapsel so lest adh~irirt, stellen- weise abet noch Reste metamorphosirter Linsensubstanz eath~ilt. Je welter gegen die Kapsel fin, um so mehr nimmt nun auch die Resistenz der Masse gegen Rea- gentien zu. In den peripheren Schichten sitzen dann auch weisse KnStchen, wie die, welche in dem andern Auge der Kapsel adh~iriren, was hier nicht der Fall ist. Es scheint in diesem Auge eine Durchtr~inkung der Linse vorzugsweise yon der audern Fl~iche stattgefun- den zu haben, wodurch die Structur derselben theilweise zersti)rt wurde, nach hinten zu und im Kern am wenig- stem Die durchtr~inkende Substanz machte nun ihre Metamorphose zu einer derben, resistenten Masse, um so volikommener, je n~iher sie tier Kapsel und je we- niger Linsensubstanz in sie eingebettet lag. Zu ~iusserst an der Kapsel bildete sich dabei eiae Masse, welche ia anderen F~llen a ls Auflagerung der Kapsel sich yon der Linsensubstanz (gleich anf~inglich oder seeun- diir) scharf abgr~inzt, und dann als sogenannter Kapsel- staar erscheint. Dieselbe Masse zeigt dann wieder anderemale am Rand Ueberg~inge in eine structurl0se, der Kapsel ~ihnliche Substanz, oder sie wird naeh und nach durch Anlagerung neuer glasheller Lamellen in die Kapsel scheinbar au~genommen.

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7. Fall .

Einen dem vorigen mehrfach analogen Befund er- hielt ich bei einer 83j~ihrigen Pfriindnerin, deren Augen ausserdem die Merkmale des Glaukom's darboten (s. Sitz- Bee. d. Phys. Med. Ges. zu Wiirzburg 1856 S. XXVI.)

I. A u g s . Die stark braune, trfibe Linse haftet an der Kapsel, so dass die corticalen Schichten derselben beim Versuch der AblSsung zerreissen. Diese periphe- risehen Sehichten sind durch theils blasse, theils dunkle, fett~hnliche KSrner und durch eingelagerte Myslinkliimp- chen getriibt. Sis lassen sonst zum Theil die Structur der Linsensubstanz noch ziemlieh erkennen, es zeigen sigh abet Ueberg~inge zu einer Substanz, welche sin eigeathilmlich blasiges oder areol/ires Ansehen hat, und offenbar aus decomponirten Linsenschichten hervorge- gangen ist. Die grlissere Festigkeit und Resistenz der- selben gegeniiber dsm, was man an macerirten und da- durch decomponirten normalen Linsen sieht, deutet an, dass die Ver~inderung, friiher w~ihrsnd des Lsbens ent- standen sine gewisse Consolidation erreicht hatte. Je mehr gegen die Kapsel zu, um so mehr wird die Lin- senstructur unkenntlich, und treten resistente, streifig- faserige Massen dazwischen auL In diese Schiehten sind aueh hie und da~ jedoch nicht fiberall, Kerne ein- gestreut. Dis Kapsel beh~ilt, nachdem die Linsensubstaaz miiglichst snffernt ist, in der Mitre der vordern H~ilfte einen stark weissen, dreieckigen, strahligen Fleck, aus- serdem hie und da leichte Triibungen. Mikroskopisch zeigt sich die Kapsel iiberall klar, abet sehr leieht in Lamellen und Fetzen zerspahbar. Der weisse Fleck besteht aus einem Faserfilz, de rmi t Essigs~iure blasser wird, und stellenweise visle bl~ischenartigen Kerne ein- sehliesst. An den andern Steil'en der Kapsel hafien netzartige Str~inge, zwisehen denen das Epithel mehr

5*

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oder weniger ver~indert oder zerstiirt sichtbar ist. Viele Zellen sind blasig ausgedehnt, andere enthalten gelbe Pigmentmoleklile, was ebenfalls daf'dr spricht, dass eine bedeutende Durchtr~inkung der Partie (mit farbstoff~lal- tigem Exsudat) stattgefhnden hatte.

II. Auge . Die Linse ist weniger triibe, iiberhaupt weniger ver~indert a]s in dem ersten Auge, abet in ~ihn- licher Weise. Die Kapsel hat vorn ebenfalls einen strahligen weissen Fleck yon einigen Mm. Durehmesser, in dessen Mitre ein knopfartiger Vorsprung sitzt, wel- chef vermittelst einer weissen Exsudatmasse an dem verzogenen Pupillenrand und der Hornhaut anhaftet. Die andere Kapselh~ilfte ist an der peripherischen Par- tie ausserhalb des strahligen weissen Flecks nach miig- lichster Entf'ernung der Linsensubstanz fast durchsichtig, 0,025--0,03 Mm. dick, und die geringe Trfibung mancher Stellen rfihrt nut mf,hr yore Epithel her. Es ist dieses n/imlich an den meisten Stellen bis etwas fiber den Aequator rfickw/irts sehr deutlich vorhanden, abet sehr unregelm~issig gelagert, die einzelnen Zellen theils k~3r- nig und halb zerstreut, theils yon sehr.unregelm~issiger, bisweilen stark verl/ingerter Form, fast wie sogenannte Bindegewebsk~rperehen. Diese zellige Masse geht in die derbe, fibr~s-k~rnige Auflagerung fiber, welehe den ~iusserlieh sichtbaren weissen Fleck bildet, jedoeh innen an der Kapsel gelegen ist. Diese Auflagerung enth~ilt stellenweise ebenfalls Kerne, ist fibrigens an ihrer innenfl&iche, gegen die Linsensubstanz, ohne scharfe Griinze. Was den knopff'drmigen Vorsprung in tier Mitre der Vorderkapsel betrifft, so war ein Theil desselben deutlich yon der letztern bekleidet, hingegen ist das Verhalten der Kapsel an der Adhiisionsstelle nicht ganz sicher, da sic bei der AblSsung dort einriss, und sich dfinne structurlose Fetzen isolirten, writhe dureh Spaltung der Kapsel, abet auch etwa dureh Afro-

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phie oder Neubildung entstanden sein konnten. Es ist fibrigens nicht unwahrscheinlich~ dass die Kapsel dort schon friiher durch eine Keratonyxis verletzt worden war, da die Hornhaut an der Adh~isions- steUe eine durchgehende, ganz kleine Narbe besitzt, und die Linse etwas aus der Mitre verschoben ist.

Bem,,rkenswerth ist das Verhalten der hinteren Kapselhiilfte. Sie zeigt f'fir das blosse Auge nur hie und da eine leichte Trlibung. Mikroskopisch erweist sieh dieselbe in einer Dicke yon 0,006--0,008 Mm. glas- hell. Die Triibung riihrt yon einer Auflagerung her, welehe ganz allm~iMig sich erhebend in ziemlieher Aus- dehnung 0,004--0,0i Mm. dick ist, an der am meisten getriibten SteUe aber zu 0,05---0,i anw~iehst. Sie ist nicht leieht yon der Kapsel abzul~isen, an der freien Fliiche ganz scharf abgegc~inzt, aber in zahlreiche Hii- gel erhoben, an den etwas diekeren Stellen nieht strue- turlos, sondern kiirnig-streifig und enth~ih keine Zellen oder Kerne, wohl abet viel Myelin in ziemlich grossen Tropfen (Fig. 5). Es ist .iedoch zu erw~ihnen, class sie vorher etwas in Wasser gelegen war.

8. F all.

Kapselstaar, yon Prof'. Ar l t bei yon Gr~ife in Berlin extrahirt. Vor l0 Jahren cataracta traumatica; seit langer Zeit die Linse resorbirt, Sehvermiigen gut.

Das Pr~iparat besteht aus dem griissten Theil der vorderen und einem kleinen Theil der hinteren Kapsel. Aa ersterer sitzt eine graue starke Triibung yon strah- liger Form und einigen Mm. Durchmesser. Aussen herum sind einzelne triibe Punkte und Kn~itchen und hie und da ein leichter Anflug an der sonst durchsich- tigen Kapsel,

Mikroskopisch ist die Kapsel selbst fiberall als eine gieichmiissige durchsichtige Schicht zu erkennen. Ihre

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Dicke betr~gt meist 0,024--0,028, weiterhin 0,015--0,02; und diese Dicke zeigt, class es sich nicht bloss etwa um eine abgeliiste durchsichtige Schieht der Kapsel handelt. Dagegen zeigt sich die Kapsel hie und da an Faltenr~indern gesehen stiirker sreifig, als sonst, und erseheint dann nicht so v~llig glashell wie normal.

Der grosse trfibe Fleck wird yon einer innen an die Kapsel angelagerten Sehwarte gebildet, welche grilsstentheils gelblieh kSrnig, anderw&irts abet aueh stark faserig, theilweise mit areol~irem GeFdge ist. Sic mag zum Theil yon Linsensubstanz herriihren, um so mehr als sic hie und da Fett in gr~issern und kleinern Tropfen, sowie Cholestearinkrystalle enth~ilt. An eini- gen Stellen finden sich darin auch pigmentirte Zellen, welehe nicht als anhiingendes Chrioidealepithel, sondern als neugebildet anzusehen sein m~iehten, da sic racist sehr schars begr~inzt sind und alle Ueberg~inge zu Zel- len zeigen, welche nut einzelne Pigmentmolekule oder bloss andere farblose KSrnchen enthalten.

Interessanter ist der nut mit einzelnen kleinen Trfi- bungen versehene Theil der Kapsel. Dort ist einmal in grosset Ausdehnung (in der N~ihe des Linsen~iqua- tots) eine racist 0,005 Mm. dieke, jedoc.h da und dolt hfigelig erhobene Auflagerung vorhanden, welche das Lieht so stark bricht wie die Kapsel, scharf nach aus- sen begr~inzt, gegen die Kapsel selbst abet nut strek- kenweise dureh eine markirte Linie abgesetzt ist. Sic ist yon der Kapsel hie und da bloss dutch eine ~iusserst schwache Granulation verschieden, anderw~irts schliesst sic dunkler-kSrnige Massen ein. An andern Partieen der Kapsel finden sich Plaques und netzartig-knotige Str3inge aug einer gelblich-kSrnigen Substanz aufgela- gert, wie im Fall 3. Die Ffir das blosse Auge punkff'dr- migen Flecke erweisen sieh als kugelig-drusige, steil ansteigende Kiirper, aus einer ~ihnlichen Substanz gebil-

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def. Dieselben sind meist an der Oberfl~iche dutch einen hellen Saum schar~' abgegr~inzt, und mehrere sind you einer eigenen dutch eine Linie getrennten, glashellen Lamelle fiberzogen~ deren Contiauit~it mit der diinnen, klaren Auflagerung benachbarter durchsicht]ger Kapsel- partieen sich bisweilen erkennen l~isst. Es s bier also eine Abl:lg~rung einer gleichm~issigen glashellen Sch]cht in einer sp~itern Periode statt, als die Bildung jener kiir- nig-opaken Kiirper, denn dass diese urspriinglich innen an tier Kapsel und nicht zwischen den Lamellen der- selben gelegen waren, zeigen sowohl die mannigfachen Uebergangsstufen als der Umstaud~ dass die alte Kap- sel gleichm~issig unter denselben hinweggeht*). End- lich ist hier noch eine zierliche Form der Auflagerung an eiaigen Stellen ziemlich entwickelt, welche auch an anderen Pr~paraten hie und da vorkommt. Es hal- ten n~tmlich innen an der Kapsel einzeln oder gruppen- weise stehende Kiirperchen yon 0,008--0,016 Mm., welche einen unregelm~ssig rundlichen, aber schar~'en und glat- ten Umriss haben, und im Innern einen dunkel contou- rirten, dabei gelblich gl~inzenden einfachen oder drusigen Kern besitzen, der yon einer glashellen, bis zu 0,006 dicken Schicht umgeben ist (Fig. 6). Diese K~irperchen sehen freien dickrandigen Knorpelzellen ~ihnlich, oder Zellen (Kernen?), die "con eiaer glashellen, resistenten Substanz eingehiillt worden sind. Es scheinen auch in d e r That Uebergangsstufen yon den Epithelzellen zu diesen Kiirperchen zu existirea, wenigstens sind die Kerne der ersteren hie oder da bis dicht an die frag- lichen Kiirperchen heran sichtbar.

~) Dieses VerhRltniss wird h~ufig leichter deutllch, wenn man die Kapsel so falter, dass die Auflagerung an dm concave Seite zu llegen kommt, w&hrend man die Formen derselben besser fibersieh~, wenn sie am freien Rand der Falte Iiegt.

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Das Verhalten des E p i t h e l s ist i~berhaupt in diesem Fall ein besonders ausgezeichnetes. An manchen Stel- len ist dasselbe ganz wohlerhalten, und erscheint auch an Faltenr~indern als eine ziemlich gleichm~issige Sehicht. An andern Stellen fehlt es, oder es hat mannigfache Ver~inderungen erlitten. Die Zellen sind aufgequollen oder zackig, oder es sind ihre Umrisse nieht mehr zu erkennen, w~ihrend die der gerne sehr deutlieh sind. Es scheinen dann Ietztere in eine diffuse, sehwach-kSr- nige Masse eingebettet zu sein, welche hie und da eine areol'~re Anordmmg zeigt, und tier Anschein sprieht daF'dr, dass die Zellen zum grossen Theil unter Austritt des Inhalts in Form yon Kugeln und Tropfen geborsten sind, woraus dann die jetzige, ziemlieh resistente Sehicht hervorgegangen ist. Die Kerne liegen dabei h ie und da dicht gedr~ingt, und sogar in mehr als einer Lage iibereinander. Ganz besfimmte Anschauungen ffir Ver- mehrung derselben sind jedoch nicht zu gewinnen, w~ih- rend eine Versehiebung aus der Lage zum Theil nieht zu bezweifeln ist. Es fanden sieh n/imlit'h die Zellen oder ihre Kerne nicht selten im Umkreis der Auflage- rungen, besonders in den Buehtezl ihrer R~inder ange- hiiuft. Ausserdem aber zeigt sich ziemlich hiiufig, dass die Zellen so fiber die andern huflagerungen hinweg- gehen, dass die ietzteren zwischen Epithel und structur- lose Kapsel zu liegen kommen. (Fig. 7. 8). Diess ist nicht nur bei di]nnen gleiehmiissigen Auflagernngen der Fall, sondern sogar stark prominirende, opake Knlitchen sind theilweise mit Zellen bedeekt, sowie solche auch fiber den Rand der gr/isseren Sehwarte hin eine Strecke welt sich vorfinden. Diess Verhalten liisst sich sowohl durch Fokalver~inderung bei der Betrachtung yon der Fl~iche, als aueh bei Profilansichten, an Faltenriindern constatiren. Der gr~isste Theil der st'iirkeren Auflage- rungen entbehrt jedoch des Epithels, und der zellige

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Ueberzug ist, wo er vorhanden ist, oh nur als eine kernhaltige Masse zu erkennen, aber es lfisst sich der Uebergang derselben in unzweifelhafies Kapselepithel continuirlich verfolgen. - -

Ich will sehliesslich noeh erw~ihnen, class das Pr~- parat nach liingerer Maceration zwar noch membranSse Reste der Kapsel erkennen liess~ dass dieselben abet braun- lich kiirnig geworden waren, und bei Berfihrung leicht zer- fielen. Ein Theil der aeuen Auflagerungen war ebenfalls noch zu erkennen, und zwar waren dieselben aoch bes- set erhalten und mehr coh~irent als die Kapsel selbst.

9. Fal l .

Gataracta secundaria, dutch v. Gril le am 3i. M~irz i856 bei einem jugendlichen Individuum extrahirt, bei welchem in der ersten Lebensperiode Cataracta mollis zur Ausbildung gekommen und durch Discision ange- griffen worden war.

Eine rundliche weissliche Platte yon etwa 5 Mm. Durchmesser. Ein grosset Theil der vorderen wie der hlmeren Kapsel l~isst sich isoliren und ist durchsichtig, aber stark gefaltet, wie ein zerknittertes Papier, und diese Runzeln bleiben naeh der AblSsung. An einigen Stellen yon 0,01 l)icke (Rand der biatern H~lfte?) halo ten netzf'tirmige Balken.. die aus ganz glasheller Sub- stanz bestehen, und hie und da einer elastischen Mere- bran ~ihnlich sind. Im Profil erseht~iaen sie als Verdickung der Kapsel, weiterhin aber gehen sie in eine kiirnig- streifige Masse mit eingelagerten Kernen fiber, welche evident aufgelagert ist. Die Balken lassen sich auch hie und da abl~isen.

Die filzige Masse, welehe haupts~ichlich die Trfibung bedingt, ist grossentheils fibriis, stellenweise dem Binde- gewebe ~ihnlich, auch im Verhalten gegen Essigs~iure Es finden sich aber Ueberglinge in die oben erw~ibnten

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glashaut~ihnliehen, der Essigs~iure widerstehenden mem- branSsen oder balkigen Massen. An manchen parallel streifigen Zfigen seheinen Reste der Linsenfaserung Antheil zu haben. Streckenweise liegen stark verl~in- gerte Kerne darim einzeln oder in Re,hen hintereinander.

Ausserdem sind deutlich zellige Massen in die Schwarte eingeschlossen. Diese sind zum Theil deutlich Reste der Epithelzellen, mehr oder weniger modJficirt. Ferner kommen schart" umschriebene rundliche, gelb- lich kSrnige KSrper und lange, drusen/ihnliche Cylinder aus derselben Masse gebildet vor, um welche her eine etwas gesehichtete, resistente glash~iutige Kapsel liegt, die weiterhirl in den fibrigen Filz fibergeht. (Fig. t0). Zusatz yon Essigs~iure l~isst in diesen umschriebenen KSrpern zahlreiehe Kerne und bisweilen Zellen erschei- nen, und dutch Vert"olgung der Ueberg~inge l&isst sich erkennen, dass dieselben nichts sind, als abgegr~inzte und eingekapsehe Klfimpchen oder Z[ige yon Epithel- zellen. Andere solche Zfige sind n~imlich immer weni- ger scharf abgegr~inzt, maschig geordnet, und lassen sich zu dift'usea Zellenhaufea verfolgen, deren Charak- ter nicht zweis erscheint.

iO. F all.

Kapsel, dutch v. Gr~ife am 31. M~rz t856 extra- hirt. Es hatte sich in frfiher Jugend weicher Staar ge- bildet.

Das Pr~iparat besteht aus dem grSssten Theft der vorderen und einem Stfick dee hintern Kapsel. Eine strahlig-annulirte, weissliche mit gelblichen Flecken ver- sehene Trfibung sitzt an ersterer; das Uebrige ist an den meisten Stellen durchsichtig.

Die Kapsel l~isst sich fast fiberall im Zusammen- hang yon tier Auflagerung trennen und ist klar, jedoch etwas briichig, so dass sie leicht in kleine Stficke zer-

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f~llt, nicht abet sich spaltet, wie sonst bisweilen. Sie misst 0,018 Mm., was f'fir die vordere H~lfte etwas wenig ist.

Die trfibe Auflagcrung ist meistentheils streifig-fa- serig; ein Theil scheint der parallelen Anordnung nach yon Linsensubstanz herzurfihren, w/ihrend bei anderen Theilen, besonders gegen die R~inder, dies nicht der Fall ist. An den intensiv gelblich-weissen Stellen liegt cine grosse Menge Fett in KSrnern und gr~sseren Tropfen, auch als K~rnerkugelu, sowie einzelne Hau- fen yon Cholestearinkrystallen. Ausserdem kommen da und dort netzartige Zfge yon Epitheh.esten vor, welche, weniger scharf umschrieben als in dem vori- gen Fall, bisweilen BlutgeF~issen mit ihren Kernen ilhn- lich sehen. In den streifigen Partieen sind fiberdies eine Menge yon verl~ingerten K~rperchen, welche nicht wig absolute Zellen aussehen, sondern eher Binde- gewebsk~rperchen oder ihren verl/ingerten Kernen glei- ehen. Sie werden durch Essigs~iure besonders deutlich.

Die s Fl~iche der Auflagerung ist an vielen Stel- fen yon einem scharfen, dunkelcontourirten glashaut~ihn- lichen Saum begr~inzt, der bisweilen 0.,006--0,0| Mm. misst, und an den zackigen Riindern geht dieselbe in v~llig structurlose Lamellen fiber. Diese lassen sich isolirt ablSsen und sind dann, gefaltet, yon einer ~ich- ten Glashaut kaum zu unterscheiden. Viele derselben haben jedoch scharf begr/inzte grfissere und kleinere L~cken, so dass sie bisweilen einer gefensterten Mere- bran iihnlich werden. Solche Lamellen k~nnten leicht Fdr atrophirte Kapselfragmente gehalten werden, abet ihre Lage auf tier ursprfinglichen Kapsel und ihr Ueber- gang in evidente Auflagerungen einerseits, ihr strahlig auslaufender Rand andererseits, l~isst sie mit Sicherheit als neue Bildungen erkennen.

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II. Fail.

Oataracta congenita, spontan geschrumpft, im 7ten Jahre dutch v. Gr~ife ausgezogen am i5. April i856.

Eine rundliche, linsenartige, etwas gelbbr~iunliche Platte yon 5--6 Mm. Durehmesser. Die Kapsel l~isst sich nicht im Ganzen, aber in gr/isseren Fetzen isoliren, und zwar sowohl yon der vorderen als hinterenWand. (Dicke: 0,02---0,024 und 0,005--8 Mm.) Sie igt aus- gezeichnet dutch eine auf weissem Grund sichtbare br~iunliehe F~irbung, welche such an dem iibrigen Pr~i- parat bemerklich ist, ohne bekannte Ursache. Uebri- gens werden auch andere, diinnere, in Salzl~isungen lie- gende Kapseln mit der Zeit braun, so dass nicht sieher igt, ob die F~irbung der Kapgel bereits im Auge be- stand. Eine Triibung der Subgtanz fand dabei nieht statt. Namentlich die diinnere Pattie der gapsel ist stark gerunzelt.

Ausser einigen einfachen W/irzchen, wie die in Fig. t gezeichneten, die nicht als aufgel~ithet zu erken- hen sind, tr~igt die Kapsel an mehreren Stellen struc- turlose Balkennetze, niehr oder weniger fest angehef- tet, die weiterhin in membran~ise Ausbreitungen iiber- gehen, welche der Kapse] selbst viSHig ~ihnlieh sind. Sie siad zum Theil gehr seh(in gefenstert. Sie gehen abet aueh in streifige und fibr~ise Balken und Bl/itter iiber, welehe mit der in der Kapsel eingeschlossenen und ihr angeklebten trfiben Sehwarte zusammenhangen. Das Epithel ist an einzelnen Stellen wohl erhalten, an den meisten abet mannigfaeh modificirt, oder es fehlt. Dasselbe ist bisweilen gerade iu den Liicken der ma- schigen Auflagerung angesamme.lt.

Die triibe Schwarte ist hier als haupts/ichlich aus Linsensubstanz gehildet kenntlich. Sie bestebt n/'unlich aug ether blasig-areoliiren Masse, deren Masehen vor-

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wiegend in der R iehtung der Faserung verl~ingert, zum Theil spaltenartig sind, gerade wie man es an Linsen ilhers sieht (z. B. in Fall 6 II. uad 7). Hier ist die Masse nut dunkler, fester und resistenter geworden, wahrscheinlich durch Durehtr~iakung mit einer Masse, welche der Resorption widerstand, w~ihrend die iibrige Linsensubstanz dieser unterworfen war. Es fehlen je- doch auch hier rein streifig-kiirnige Massen nicht, in und an welchen Epithelreste liegen, und diese, welche weiterhin in die glashellen Auflagerungen fibergehen, sind wohl als neue Bildungen anzusehen, ohne dass jedoch auch hier eine seharfe Gr~nze zwischen densel- ben und den Linsenresten wahrzunehmen ist, welche vermittelst Durehtr~inkung mit derselbea Masse in ein~ ~ihnlieh resistirende Substanz verwandelt sind.

Die Widerstandsf~ihigkeit der aufgelagerten Mas- sen gegen Reagentien ist in diesem Fall eine beson- tiers ausgezeichnete. Essigs~iure afficirt viele der Bal- ken und Lamellen gar nieht, w~ihrend der grlisste Theil der dieken Schwarte blasser wird. Aueh Natron greift die mehr oder weniger strueturlosen Balken und Bl~it- ter nach eint$igiger Einwirkung nicht an, nut wird die br~iunliche F~irbung viel intensiver. Die ilbrigen Mas- sen werden blasser and quellen auf, abet keiaeswegs in dem Grade, wie dies sonst bei fibriisen Schwarten oder getriibter Linsensubstanz tier Fall ist. Es sind iibrigens Ueberg~inge, wie in dem mikroskopischen Verhalten so auch in der ResistenzF~ihigkeit nachzuweisen. An dem hohen Grad der letzteren hat ohne Zweifel die lange Dauer des Processes, und zwar in einer friihen Lebens- periode, Antheil. - - An einer einzigen weisslichen Stel]e liegen Fetttriipfchen dieht gedr~ingt.

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i2. F all.

Nachstaar, durch v. Gr~fe am 26. April extrahirt. Vor 2 Monaten war nach Extraction de r Linse Irifis und Pupillenversehluss eingetreten.

Ein memnranSser Lappen, grSsstentheils aus Kap- sel mit ~iben, fibrSs,kSrnigen Auflagerungen bestehend, mit anhaftendem Pigment. Die Kapsel selbst dureh- sichtig, aber an manchen Stellen sehr streifig, lamellSs auF der Profilansicht. Die fibrSse Auflagerung zeigt an vielen Stellen eine scharFe, lineare Gr~inze und re- sistirt gegen Essigs~iure stark. Der scharfe, dunkle Rand erh~ilt sich auch bei Behandlung mit Natron, durch welches die fibrige Substanz etwas, aber nicht viel~ auf- quiUt und durchsichtiger wird. An den intensiv weissen Stellen ]iegen zahlreiche Fetttropfen.

Es hatte hier also eine verh';iltnissm~issig kurze Zeit hingereicht, um der angelagerten Substanz, vorzugs- weise an der freien Flfiche, eine Resistenz zu geben, welche Exsudate an anderen Ortea nicht zu haben pflegen.

i3. Fa l l .

Nachstaar, naeh mehrmaliger Discision der Linse durch v. Gr~ife extrahirt am 4. Mai.

Ein ziemlich steifer, weisslicher Lappen, an dem die Kapselreste selbst durchsichtig sind. An diesen haf- ten glashelle, gefensterste Auflagerungen, {erner gelb- lich opalisirende Pl~ittchea und Knihchen yon 0,01-- 025 Mm. Dicke, meist mit exquisit scharfer Begr~inzung, einzelne mit einem hellen Ueberzug yon 0,004--5 Dicke. Die gr~isste triibe Schwarte ist fibriis, zum Theil annu- lift, fetthaltig, und hat an vielen Stellen ebenfalls einen schar~egr~inzten helleren Saum, oder einen abgesetzten Ueberzug yon 0,004 Mm.

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t4. Fal l .

Nachstaar, durch v. Gri l le am i5. Mai extrahirt bei einem 24.i~ihrigen Manne, der yon Jugend auf an Cataracta mollis gelitten hatte, und vor einigen Mona- ten der Discision unterworfen worden war.

Eine Platte yon der Griisse der Linse, aus der vor- deren und hinteren Kapsel in zusammengefallenemZu- stande gebildet. Dot mittlere Theil zeigt eine starke, marmorirte, graugelbliche Trlibung, strahlig auslaufend; aussenherum sind schw~ichere triibe Fleckchen.

Sowohl vordere als hintere Kapsel ist durchsichtig, nur vielleicht etwas gelblich, bier und da streifig, la- melliis. Die Auflagerung bildet an beiden: a) eine aus- gebreitete, gleichm~issige, glashelie Schieht; b ) d i e s e schwillt bier und da zu einfachen oder drusigen Hii- geln an, welche gelblich k(irnig sind, und kriimelige Massen enthalten. Von der Fl~iche erscheinen diese als scharf und dunkel begriinzte Flecke (Fig. 2); c) eine an Falten streifig~ lamell(is erscheinende Schicht iiber- kleidet k~irnige Massen yon verschiedener Dicke; d) BaN ken, welche strahlig in gefensterte Schichten (ibergehen. Dieselben enthahen hier und da dunkle, fett~ihnliche Kiirner.

Eine gelbliche, fibriise Sehwarte, welche die gr~s- sere Trfibung haupts';ichlich bedingt, enthlilt Fett in Tropfen und Krystallen, fernerReste des Epithels, zum Theil in Alveolen und knotigen Str~ingen, wie in Fall 9. Ausserdem ist bier besonders in den strahligen Aus- l~iufern der triiben Schwarte eine eigenthfimliche Fase- rung sehr entwiekelt~ welche auch in einigen anderen F~illen gesehen wurde. Es sind nfimlich dunkel und seharf contourirte, kurze, sich bisweilen netzartig durch- kreuzende Fasern, welche ein fast krystallinisches An- sehen haben. Aehalich sieht man sie bisweilen in Btut-

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gerinnseln. Sie werden in Essigs~iure blass und sehwin- den, w~ihrend der iibrige Filz zwar aueh blasser wird, aber das feine, streifige, kSrnige Ansehen nieht verliert, und die glashaut~ihnliehen Massen vollkommen re- sistiren.

t5. F all.

In den Augen eines sehr alten Hundes, welehe be- tr~iehtliehe Veriinderungen an Glaskiirper und Retina, sowie an CiliarkiJrper und Iris darbieten (s. Sitz.-Ber. d. Phys. Med. Ges. t856 S. XLVI.), ergeben sieh fol- gende Zust~inde an den Linsen.

In dem einen, weniger betroffenen Auge ist die Linse sehr wenig getriibt, an der Kapsel, wiewohl sie sehr starr und unfaltbar ist, kann keine iAuflagerung untersehieden werden, abet das Epithel ist nut an we- nigen Stellen wohl erhalten; sehr hiiufig bildet dasselbe helle rundlieheR~iume mit einer kSrnigen, netzF6rmigen Zwisehensubstanz, was dutch Bersten der Zellen und Austreten des Inhaltes bedingt zu sein scheint. Da das Auge friseh untersueht wurde und die Masse nieht sehr welch, sondern ziemlieh consistent war, ist die Ver~n- derung wohl als w~ihrend des Lebens gesehehen zu betraehten.

In dem anderen, iiberhaupt intensiver erkrankten Auge ist die Linse vollkommen undurehsiehtig, gelb- lieh mit weissen Fleeken. Die Kapsel ist so f'est, dass sie, eingesehnitten und entleert, ihre Form so ziemlieh erh~ilt. Sie ist an vielen Stellen durchsiehtig, abet mit vielen weissen Fleeken versehen, und zwar sind diese zahlreieher an der hinteren Hiilfte. Die eigentliehe Kap- sel ist aueh an diesen Stellen durehsiehtig, in einer Dieke yon 0,16 Mm an der vorderen, 0,019 an der hin- teren Hiilfte. Sie zeigt aher an Faltenr~indern einen sehr stark lamellSseu Bau (Sehiehtung), und spaltet sieh

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leichter als sonst. Die meiste Trfibul~g riihrt fast durch- aus yon Concretionen her, welche an der Innenfl~iche der Kapsel haften. Sie bestehen aus sehr dunkel und scharf contourirteli KalkkSrncrn und Kugeln yon ver- schiedener Gr~isse, welche theils zu wenigen gruppirt, theils in enormer Zahl zusarnmerlgeh~iuft, Conglomerate yon jeder Form und Gdisse bilden. Neben den sehr zierlichen maulbcer- oder brombeerartigeu Formen und den gr~isseren Massen kommen auch Concretionen vor, welche, aus denselben drusigen K~irl)erchen gebildet, die Form yon einzelnen oder mehreren aneinander lie- genden Linsenfasern so wiedergeben, dass nicht zu be- zweifeln ist. dass sie aus einer Incrustation der Letz- teren hervorgegangen sind.

Diese Concretionen sind an die Innenfl~iche der Kapsel theils lose angelagert, theils f'est angebei'tet, und es zeigt sich au Faltenr~indern, dass erstere dort frei liegen, w~ihrend die letzterea yon einer fiber sie hin- gehenden und sic einhfillenden glashellen Lamelle fest- gehalten sind. Bisweilen sieht man eine leere Kapsel vorragen, aus welcher dutch eiuen Riss die eingeschlos- seile Concretion herausgcfallen ist (Fig. 9). Bei Be- trachtung yon der Fl~iche erscheint diese Lamelle als ein heller Hof urn die Kalkdrusen. Da dieser Ueber- zug auch an den die Form der Linscns wieder- holenden Concretionen sich finder, so dars dies wohl als ein Beweis angesehen werden, dass .jene Lamelle neu aufgelagert ist, und durch dieselbe Linsenreste in die Dicke der Kapsel scheinbar eingeschlossen worden sind. Einzelne Concretionen sind in eine dickere, streifige Masse eingelagert, welche am Rand strahlig in die strukturlose Lamelle iibergeht. Dutch Essigs~iure war- den die Drusen gelSst und es erscheint daan bier und da Cholestearin als Residuum der grSsseren Massen.

Der Inhalt der Kapsel besteht aus einer flilssig- h ~ h i v ffir Ophthalmologle. Bd. IIL i.

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brSckcligen, graulichen Masse, in welcher ein erbsen- grosset, scharf und glatt abgegr~inzter, fester, fast ku- geliger Linsenkern liegt. J~,ne corticale Masse emh~ilt moleculiire Substanz: viele kleine Cholestet~rinkrystalle und einige drus]ge Concretionen his zu t - -2 Mm. Durch- rnesser. Der Linsenkern besteht aus wohlerhaltenen, sehr fbsten und dunkel eontourirten Fasern. Er enth~ilt einige knochen~ihnliche Partieen~ deren Untersuehung an Schliffen das Resultat giebt, dass dort einfach eine Ab- lagerung unorganiseher Materie in die Linsenfasern selbst stattgefunden hat, ohne weitere Um~inderung ihrer Form. An einigen vollst~indig incrustirten Stcllen sieht man die parallelc~n Fasern der geschliffenen Pattie in die aieht inerustirten der Umgebung direct fibergehen. An vielen Stellen abet' ist die Incrustation eine un- gleichm';issige und es zeigt sich eine Amllogie mit der Bildung des Zahnbeins, insofern auch hier die Ablage- rung racist in kugeligen Formen vorriickt, wodureh dann zackige R';iume iibrig l~leiben, welche den beim Zahn sogenannten Interglobularr~iumen entspreehen. Diese R~ume sehen, namentlieh wenn sic nach dem Troek- nen theilweise mit Luft gcfiillt sind, Knockenkgrperchen hier und da tiiusehend ~ihnlich, und es ist nut m~3glieh, sieh vor Irrthum zu schiitzen, indem man die unorga- nische Materie dureh Essigs~iure auszieht, wobei die faserige Linsen~truetur aueh da hervortritt, wo zuvor yon dcrselben keine Andeutung zu erkennen war. In. terglobularr~iume, welehe Knochenk~irperehen ';ihnlieh sehen, kommen iibrig'ens aueh an drusigen Inerustatio- nen vor, welehe nicht aus Linsensubstanz hervorgegan- gen sin&

16. Fal l .

Eine Katarakt war v. Gri i fe durch weisse Pla- ques an der Kapsel sehon vor.der Operation aufgefal-

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len. Bei tier Extraction (17. Juli t856) stellte sich die Linse nicht, sondern kam schliesslieh sammt der Kap- sel und einer kleincn Portion an der hinteren Fl~iche hahenden Glaskiirpers. Erst nachher fiel die Linse aus der Kapsel heraus.

Die Linse ist stark gelbbrfiunlich, yon m~issiger Consistenz. Die peripherischen Schichten zeigca die Fasern yon 0,0t Mm. Breite im Ganzen ziemlich wohl- erhalten, abet mit zahlrei('hen zerstreuten, ganz kleinen Zerstiirungsheerden, in denen es h'~ufig zur Bildung yon Myelintropfen gekommen ist, dessen, wie des Cholestea- rias, reichliche Anwesenheit in kataraktSsen und fiber- haupt alten Linsen ich schoa fr[iher (Wiirzb. Verh.) an- gezeigt babe. Hier sieht man theils blosse Flecke, welche wie einfache L[icken in den Fasern aussehen, theils sind darin helle oder dunkle Triipfchen oder Kliimpchen mit doppelten, versehlungenen Contouren (Myelin) enthalten, welehe aber auch sonst vorkom- men, ohne yon einem hellen, blassen Hos umgeben zu sein (Fig. li).

Die Kapsel ist zwar eingerissen, aber es s daran nichts, oder nur ein kleiner Theil. Sie tr~igt an der vor- deren H~ili'te einen grossen, zackigen, milchweissen Fleck, und mehrere kleine, punktfSrmige im Umkreis; an der hinteren Hiilfte zeigen sich da und dort schw/i- chere Trlibungen. An dieser hinteren Kapselh~ilfte sind wie an der vorderen, ja fast noch exquisiter, sehr schSne Formen yon Auflagerungen zu sehen. Es finden sich ausgedehnte Strecken, wo die Kapsel 0,007--0,0i misst, mit glasheller Auflagerung yon verschiedener Dieke (meist 0,005 Mm.) fiberzogen. Zwischen Kapsel und Auflagerung sind gelblich-kSrnige Massen in Form yon Plaques oder knotigen Netzen eingelagert~ deren Dicke meist 0,0t, aber stellenweise nahezu 0,i erreicht (Fig. 3). Bisweilen geht eine Lage glasheller Substanz auch zwi-

6*

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schen der ursprfinglichen Kapsel und den k~raigen Massen hin, odcr es siad sogar abwechselad mehrere Schichten yon glasheller und yon k~rn]ger Substanz fibereinander gelagert, oder es geht die erstere weiter- hin nach und nach ia die letztere iiber. An der vor- derea Kapselhiill~e, dcren Dicke etwa 0,025 Mm. bctr~gt, ist das Verhalten der weaig getrfibten Stellen eia ilhn- liches. Es sind hier tr[ibe, prominirende Massen zum Theil auch bless lose an die Kapsel angeklebt. Die scheinbar isolirten weissen Ka6tchea, welche eine Dicke bis zu 0,2 haben, sind grossentheils yon eiaem diffusen Fleck aus einer d[inneren Auflagerung umgeben, welche bisweilen in ein Netz yon sehr dibmen Stdlngen aus- l/iuft. Im Ianern sind diese Kr16tchen sehr dunkel, was theils yon einer feink6rnigen gelblichen Substanz, theils yon der im i4. Fall beschriebeaea starren Fasermasse herrfihrt.

Der grosse Fleck at1 der Vorderkapsel ist aicht so deutlich faserig, als in anderen F~illen, und die Strei- lung, die ziemlich regelm/issig dem Verlauf der Strah- lea folgt, in welche der Fleck ausl/iuft, hat nicht den Anscheia, yon Linsensubstanz herzurfihren. Im Um- kreis dieses grossen trfiben Flecks, wie auch einiger kleineren, finder1 sich Reste des Epithels.

Auch in dicsem Fall zeigt sich die grosse Aehn- lichkeit der neuen Auflagerung mit der ursprfinglichen Kapsel in der Resistenz gegen conceatrirtes Kali. Beide Schichten ~verden etwas blasser und quellen, abet die Aufl,~gerung bleibt so scharf begr';iazt, wie die Kapsel. Sp~iter l~st sich die Auflagerung ab (was auch mecha- nisch stellenweise zu bewerkstelligen ist) und spaltet sich in Lamellen, aber dies ist bei der Kapsel auch der Fall. Endlich gehen beide in eine k~raig-blasige, sich zerbr{}ckelade aber nicht 16sende Masse fiber.

Endlich ist hier noch alas Verhaltea einiger Stellen

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anzuf~ihren, wo mir eine Einlagerung trfiber Substanz zwischen die Lamellen der urspriinglichen Kapsel in tier That gegeben zu sein schien. An einer Falte, wo die H~he der Kapsel 0,024 betrug, war eine Strecke welt, nicht gaoz in der Mitte der Dicke, eine Linie zu sehen, die weiterhin dutch KSrnchen und gelbliche Kliimpchen bezeichnet war, an einer Stelle bis zu 0,005 Mm. Dicke. An anderen Strecken derselben Falte fehlte diese Linie, aber am Rand des Pr~iparats war die innere Schicht der Kapsel an einer anderen Stelle abgerissen, als die ~iussere. Es hatte also hier eine Spaltung der Kapsel in zwei Lamellen stattgefunden, zwischen welchen sich eine kSrnige Substanz abgelagert hatte; eine irgend merkliche Trfibung aber wurde da- durch auch hier nicht bcdingt (b'ig. i2).

i7. F all.

83j~ihriger Mann mit Amaurose, Iritis etc. Linkes Auge. Linse br~iunlich~ etwas trllb. Die corticalen Schichten haften stellenweise so lest an der Kapsel, dass sie auch dutch mehrt~igige Maceration im Wasser nicht entfernt werden. Sie bestehen aus mehr oder weniger metamorphosirten Fasern mit Tropfen yon hyaliner Substanz, k(irnigen Massen und Myelin zu lamellSsen Platten vereinigt, welche gegen Natron viel mehr re- sistiren~ als normale Linsensubstanz. Diese Schichten gehen nach innen zu in die gewiihnliche Linsensubstanz fiber. Es sind hier und da in denselben schSne, l~ing- liche, bl~ischenf'Srmige Kerne zu sehen~ yon denen zwei- felhaft ist, ob sie alle yon tier sogenannten Kernzone herriihren. Solche Kerne finden sich auch in membra- nSsen spaltbaren Fetzen an der hinteren Kapsclwand, wo sie nur 0,005--0,007 Dicke hat. Zellen um die Kerne sind nicht zu erkennen. An der vorderen Kapselwand

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ist das Epithel grossentheils gut erhalten, nut hier un,t da die Zellen blasig vergrSssert. Gelbliehk~rnige Plat- ten und Balken finden sich nur hier und da an der hin- teren Kapselh~ilfte.'~)

Wenn man die Rcsultatc der vorstehenden Beob- achtungen zusammenfasst, so ergiebt sieh folgendes:

Die u r s p r f i n g l i c h e K a p s e l hatte, wenn man vom Epithel absieht, nirgends eine solche Metamorphose er- litton, dass dadurch eine merkliche Trfbung bedingt worden w~ire, obschon unter den vcrzeichaeten F~illen sich mehrere befinden, welche dem Bilde, welches man vom ~ichten Kapselstaar en-twirft, sehr entsprechen. Namentlich ist hervorzuheben, dass nicht yon dem In- nern der Kapselsubstanz aus die Ver~inderungen ihren Beginn nehmen, welche man als Kapselstaar zu bezeich- hen pflegt.

Dagegen ist es zu weit gegangen, wenn behauptet wird, dass die Kapsel gar keiner Ver~inderungen t~ihig sei. Sie wird nicht selten leicht in Lamellen und Strei- fen spaltbar, wie yon Anderen bereits sehr gut angegc- ben ist ( L o h m e y e r , B r o c a ) : Sie zeigt bisweilen eine, wenn auch sehwache Granulation und es kommcn in seltenen F~illen st~irkere kSrnige Einlagerungen zwischen ihren Lamellen vor. Aueh naeh dem Tode erleidet die

Q) Ich will bier noch einer sehr zierUchen Form yon Auflage- rung auf die i~ussero Kapseltt~icho erwlihnon. Dem Pupillenring ziemlich entsprechend lag dort oin weisslicher Ring, der aus Voge- tationon bestand, die yea kleinon punktF6rmigen KnStchen zu den- dritischen Bilschen yon 0,l him. heranwuchsen. Sie Ieisteten gegen Natron Widerstand, wio andere ghnliche Bildungen, wolcho an der hinteren Flgche der Kapsel sich vorfanden.

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Kapsel Modificationen. Sie erhlilt abweichonde F/irbun- gen (viclleicbt auch wiihrend des Lebens), und wenn sie lange in SalzlSsungen aufbewahrt wurde, zeigen sich bisweilen in ihrem Innern merkliche Granulationen und Streifen. Es ist also die MSglichkcit nicht ahzu- wcisen, dass die Kapsel einmal w~hrend des Lebens so betr~ichtliche Altcrationen erleide, dass daraus eine Trfi- bung resuitirt. Allein es wSrden sehr genaue Nach- weisungen nSthig sein, um die Ueberzeugung zu geben, dass es sich nicht um Aflagerung neuer Schichten hart- dolt. Es sind die Gr~nzen, welche die Dicke der Kap- sol normal eiahiilt, noch gcaauer zu bestimmen, und auf die einzelnca Localit/iten dabei zu achten, da na- mentlich am Rand der Linse bctriichtliche Verschieden- heiten vorzukommen schcinea. Bis jetzt scheint kein Fall hinreichend constatirt zu sein, dass eine Alteration der Substanz dcr Kapsel f[lr s ich eine erhebliche TriN bung veranlasst h~itte. Auch f'dr diese Frage sind nicht die Fiille yon besonders hochgradigen Veriindcrungen am lehrreichsten, sondern die geringeren Anf'dnge, bet denen das Verhiiltniss zu dem normalen Zustaade noch leichter festzustellen ist.

Die s o g e n a n n t e n T r f i b u n g e n der K a p s e l s ind A u f l a g e r u n g e n a u f die u r s p r f i n g l i c h e S u b s t a n z , wenigstens weitaus in der Mehrzahl.

Dieser Satz wfirde unrichtig sein, wenn man, wie fr{iher theilweise geschehen, bloss yon Linsenresten und anderen ganz frcmden Dingen sprechen wollte, die sich yon der Kapsel leicht entfernen lassen. Die aufgelager- ten Massen haftea vielmehr nicht nur fast unl~sbar an der Kapsel, sondern stehen zu derselben rficksichtlich ihrer Beschaffenheit ia inniger Beziehung.

M a n c h e A u f l a g c r u n g e n t r a g e n den Cha- r a c t e r dor K a p s e l s u b s t a a z , s ind e ine Ver - d i c k u n g d e r s e l b e n .

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Die structurlose Beschaffenheit, das starke Licht- brechungsverm~Jgen, die scharfe Begr~inzung, die grosse Resistenz gegen mehrere Reagentien sind beiden Sub- stanzen gemeinsam. Als neugebildet ')sind die frag- lichen Schichtea erwiesen dutch die Dicke der darunter gelegenen alten Kapsel, die Namr mancher eingeschlos- senen Theile (Linsensubstanz) und die Verfolgung der Uebergiinge in andere evident aufgelagerte Massen. Wenn die aufge]agerte Schicht nicht ganz durchaus genau die Eigenschafien der urspriingliehen Kapsel hat, so stimmt dies mit den Ert'ahrungen an anderen Glas- h~uten des Auges [iberein (Descemetsehe Haut, Glas- lamelle der Chorloidea), und wahrseheinlich wiederholt sich dies Verhalten auch an anderen glash~utigen Thei- len. Es w~re nun zun~ichst eine Verfolgung der ab- weichenden wie der fibereiastimmenden chemischen Cha- ractere n6thig, mit besonderer Rficksicht auf die Ueber- gilnge in anderweitige Substanzen.

Die n e u e n structp, r l o s e n S c h i c h t e n l ie- gen the i l s u n m i t t e l b a i a u f d e r a l t en Kapse l , the i l s s c h ] i e s s e n sie die v e r s c h i e d e n a r t i g s t e n D i n g e ein.

Es liisst sich hiiuflg bemerken, dass die neuen Schiehten eben der jeweiligen Oberfl~iche folgen und so Theile, die an der Innenfliiche der Kapsel anhaften, all- m~ihlig in dieselbe einschliesen, als Linsenreste, Epithel- zellen, Fetttropfen, Krystalle, Concretionen, fibrSse Mas- sen. H i e r d u r c h e n t s t e h e n d i e s o g e n a n n t e n i l c h - ten K a p s e l s t a a r e . Von locker anhaftenden, nicht scharf umschriebenen Partikeln sieht man alle Stufen zu scharf abgegr~inzten, angeklebten, endlich eingeschlos-

"} Ob hlerher auch die im 2. Fall und sonst oinlge Male beob- achteten Warzen geh~ren, lasse ich dahingestellt sein.

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senen Kiirpern. Manchmal lagera sich mehrere trenn- bare Lamellen gleicher oder verschiedener Art fiber ein- ander. Durch das Vorstehende soll jedoch nicht be- hauptet sein, dass alle die genannten Massen gerade so in die Kapsel eingeschlossen worden seien, wie man sie sp~iter findet. Dieselben mSgen vielmehr innerhalb derselben noeh Metamorphosen verschiedener Art (als Verfettigung oder Aufhellung durch Homogenwerden) erleiden.

Von dan e x q u J s i t g l a s h ~ i u t i g e n A u f l a g e - r u n g e n e x i s t i r e n U e b e r g ~ n g e in a n d e r e Sub- s t a n z e n v e r s c h i e d e n e r Art.

Diese Ueberg~inge machen sich theils in streifig- faserige, theils in eigenthiimlich gelbiich kiirnige Mas- sen, wclche aber unter sich nicht streng auseinander- gehalten sind. Die ersteren bilden vorwiegend mem- braniise Schwarten mit strahligen R~indern; die andern theils flache Plaques yon kleinerer Ausdehnung, theils zierliche knotige Netze, theil~ stark prominirende Dru- sen. An diesen Massen kommen die Ueberg~inge theils der Fl~iehe folgend vor, indem die strahligen Ausl/iufer einer fibr~isen Schwarte strueturlos werden, oder glas- helle, prominirende Batken yon denselben ausgehen, oder solche Balken weiterhin in das kiirnige Netz sieh verlieren. H~iufig aber sieht man auch in der Dicke der Aufiagerungen solche Ueberg~inge, indem an der Ober- fliiche der trfiben Massen ein heller resistenter Saum sieh hinzieht, ohne dass er eine eigene, abgegrfinzte Lamelle bildet.

Die fib r 8 s e n, filzigen Massen, welehe namentlieh an der Vorderkapsel ihren Sitz haben*), und yon der

*) Geringe Grade yon Auflagerungen, namentlich glasheller Sub- stanz, scheinen an der hinteren H~lfte der Kapsel kaum viel weniger vorzukommen, als an der vordern.

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Structur der Kapsel sich welt entferaen, sind ohne Zwei- fel zum Thcil n e u g e b i l d e t und den Exsudaten ana- log, die man z, B. nach Iritis vor der Linsenkapsel finder.

Ein guter Theil der f'aserigen, dichten, trfiben Mas- sen aber, welche der Kapsel angeliithet sind, gehiirt allerdiags der L in se an. Man kann bisweilcn die Ueberg~nge yon der deutlichen Linsensubstanz zu den dichten Schwarten an der Kapsel continuirlich veri'ol- gen und es adh~rirt dana die ganze Linse lest an der Kapsel. Andere Male bildet sich eine Abgr~inzung der an die Kapsel geliitheten Partieen gegen die iibrige Linse. Es sehcinen dabci die Linsenschichten durch- tr~inkt ge~vesen zu sein mit einer Substanz, welche die metamorphosirten Fasern als eine blasig-strcifige Masse consolidirt und in geschrumpftem Zustande conservirt, sie der Resorption entzieht, der die Linsensubstanz sonst zug~nglich ist. Dieses Durchdringen der Linse mit der erstarrenden Masse, anderntheils die Aufnahme yon zer- stiirten Linseniheilen in dieselbe, macht eine Trennung beider im hiichsten Grade schwierig.

Das E p i t h e l der Kapsel erleidet in der Regel be- trllchtliche Alterationen. Die Zellen werdcn kiirnig, blfi- hen sicb, bersten, werden verschoben, unter mannich- fachen Formenver~inderungen, und in Schwarten ein- gebacken. In anderen F~illen ist das Epithel lange Zeit m~issig erhaltcn, und liegt bisweilen dcutlich fiber den Auflagerungen der Kapsel (Fall 8), wie ich bereits frfi- her (A. a. O.) vermuthct hatte. Dies mcrkwfirdige Ver- hahen schliesst sich .jedoch an die Eri'ahrungen an an- deren Membranen an (Descemet'sehe Haut und Glas- lamelle der Chorioidea), wo ebent'alls unter den Zellen sich Verdickungen bilden.

Der ac t ive A n t h e i ] , w e l c h e n die Z e l l e n an

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den V e r ~ n d e r u n g e n n e h m e n , l~sst sich noeh nieht hinreichend fibersehen. Jedenfalls scheinen structurlose Auflagerungen sich noch zu bilden an Stellen~ wo die Zellen bereits zerst~rt sind. Dagegen sind manche An- zeichen F6r eine Neubildung oder Wucherung vonZel- len vorhanden. Es l i n d e n s i c h z e l l i g e M a s s e n a n tier h i n t e r e u H~ilfte d e r K a p s e l , zum Theil yon epithclialer Beschaffenheit. Ihre Kerne scheinen bis- weilen inVerwesung begriffen, und es liegt nahe, ihre Entstehung auf die Zellen der vorderen Kapselh~ilfte zurfickzuf'6hren. In der That sieht man in der N~he des Randes des Epithels auch bei Erwachsenen endo- gene Bildungen, und es ist zu untersuchen, ob nicht diese Stelle, wo w~hrend des Wachsthums die Zellen- bildung geschieht, auch Ffir pathologische Vorg~nge eine besondere Bedeutung hat. Schwierig zu deuten sind auch die bisweilen zahlreichen verl~ngerten Kerne in fibr~sen Masse.n. Sind sie bloss gedehnt oder geh~ren sie zu verl~ingerten Zellen, sind sie air oder neu, und woher stammen sie im letzten Fall?

Der N a c h s t a a r , die Trr nach er~ffneter Kap- sel, verh~ilt sich, wie es scheint, vSllig wie der so- genannte primate Kapselstaar. Die ursprfingliehe Kap- sel erleidet dabei vielleicht h~ufiger Modificationen, aber die Trfibung rfihrt wesentlich yon einer Auflagerlmg, welche denen bei unverletzter Kapsel entspricht.

Ich habe reich im Vorstehenden fast durchaus auf einfache anatomische Data fiber Kapsel und.Linse selbst beschr~nkt und glaube, dass die meisten frSheren Be- obaehtungen sich damit in Einklang bringen lassen wer- den. Immerhin ist noch viel auch in dieser Richtung festzustellen Vor Allem abet erfordert das praktische Interesse, welche Gebilde yon grosset Resistenz haben, die nur durch eine, immerhin oft sehr eingrei~'ende Ope- ration ents werden k~nnen, dass die Bediagungen

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der Entstehung, die Zeit der Entwleklung, die gewShn- lichen Complicationen, die Prognose und besonders der eigentliche Ausgangspunkt der Kapseltr~bungen durch Bildung neuer Schichten genauer eruirt werden, und es wird dies nut einestheils durch sehr zahlreiehe anato- misehe Untersuchungen verschiedener Entwicklungs- stufen, und zwar wo m~glich an ganzen Augen, andern- theils durch eine mit Rficksicht auf die anatomischen Thatsachen geleitete klinische Verfolgung m~glich sein, deren sich der Gegenstand fibr~gens seit langer Zeit bereits unter Anderen yon Seiten dee Herausgebers die- ses Archivs zu erfreuen hat. VieUeicht entschliesst sieh derselbe jetzt schon, aus dem Schatz seiner Erfahrun- gen aueh fiber diesen Punkt einige Mittheilungen bei- zufSgen.

. A n a t o m i s e h e r B e f u n d bei e i n e m F a l l y o n A m a u r o s e mit A t r o p h i e des S e h n e r v e n .

(Hivrzu TAf. I. Fig. 13.)

Ieh hatte vor einiger Zeit Gelegenheit, die Augen einer Person in ziemlich frisEhem Zustande zu unter- suchen, welche seit Jahren an einer angeb]ich schmerz- los eingetretenen Amblyopie, seit einer Reihe yon Mo- naten aber an vSlliger Amaurose gelitten hatte. Es ergab sich dabei ein Befund, der, wie ich g]aube, in mehrfacher Beziehung sehr bemerkenswerth ist. Ich land niimlich eine fast vSllige Atrophie der Ner- yen- und der Ganglienzellen-Schicht in der Retina, w~hrend die iibrigen Schichten keine merklichen Ver/indorungen erfahren hatten.

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Das eine Auge wurde t'risch untersucht. Die Re- tina war noeh ziemlich durchsichtig, der gelbe Fleck sehr seh~n, die Gef~sse m~issig mit Blut gefiillt, nicht auff~illig ver~indert. Es konnte hier namentUeh consta- tirt werden, dass St':4bchen und Zapfen vollkommen glas- hell und so wohlerhalten waren, als man sie an nor- malen Augen zu sehen pflegt. Es wurde dies utter Andern auch am gelben Fleck verificirt. Aueh die yon denselben Elementen abgehenden F~iden waren sehr sch[in zu sehen. Die sogenannten KSrner erschienen etwas k~irnig, doeh war mir sehr zweifelhaft, ob dies als pathologisehe Ver~inder,mg' anzusprechen sei, da man Aehnliches aueh sonst zu Gesieht bekommt. Die inneren Theile der Radialfasern waren h~iufig deutlich zu erkennen, fiber die Gang'lienzellen wurden keine sehr bestimmten Anschauungen gewonnen. Ich glaubte, an zerzupi'ten Pr~paraten vom gelben Fleck die dort etwas kleinercn Zellen zu sehen, bin aber nach dem, was ich spiiter an dem anderen erh~irteten Auge gesehen habe, jetzt geneigt zu glauben, dass ich vorzugsweise wenig- stens die sogenatmten inneren K~3rner vor mir hatte, wiewohl nicht ganz sicher ist, dass in beiden Augen die gleiche Verfinderung vorhanden war.

Sehr evident war hingegen, dass in der ganzen Retina die Nervenfasem nicht in der Weise wit sonst vorhanden waren. Es waren keine unzweifelhaften Pri- mitivf'asern naehzuweisen, sogar an der Eintrittstelle des Sehnerven nicht. :Es land sich dort nur ein strei- fig-kiirniges Gewebe an der Oberfi~iche, in welchem Kerne zu liegen sehienen, und einzelne am Rand der Priiparate vorstehende Fasern konnten nicht mit Sicher- heir fiir Nervenfasern angesprochen werden.

Dutch Berlihrung mit Wasser trat die gewiihnliehe weissliehe Trlibung der Retina ein, und es zeigte sich hierin sehon im Griiberen ein Unterschied yon eilmr

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anderen Form der Netzhaut-Atrophie, wie sir bei glau- eomatSsen Augen vorkommt, we n~imlieh die Retina, ausser anderen Ver~inderungen, auch die Eigenthfim- lichkeit hat, dass sir in Wasser nieht oder nut wenig tr[ib wird.

Der Sehnerve war an diesem wie an dem anderen Auge betr~chtlieh atrophiseh bis zum (3hiasma, wie writ dann rfiekw~irts, ist mir leider nieht bekannt. Derselbe enthielt ausser dem Fasergewebe nur mehr eine mole- eul~ire Masse mit zahlreiehen kern~hnliehen KSrperehen. Im Uebrigen liess das Auge keine Abnormit~it erken- nen; der GlaskSrper, wie die Linse und Hornhaut wa- ren yon normaler Durchsiehtigkeit und Consistenz, die {3horioidea zeigte zwar an einer Seite, nahe der era serrata, mehrere fast pigmentlose Fleeke, we die Glas- lamelle betrSehtliche drusige Verdiekungen mit Einlage- rung yon KalkkSrnern erlitten hatte, allein dieser Be- fund ist zu h~iufig (s. d. vorige Heft d. Arehivs), um in Verbindung mit der Netzhautaffeetion gebraeht werden zu kSnnen.

Das andere Auge verhielt sieh frisch yon aussen genau so wie das vorige; namentlieh waren die Seh- nerven gleieh. Dasselbe wurde in erh~rtende Flfissig- keit gelegt und sp~ter untersueht. Es zeigte sieh aueh hier wieder, um wie viel bestimmtere Ansehauungen fiber Form und Lage der Retinaelemente auf diese Weise gewonnen werden kSnnen, als bei aussehliess- lieher Untersuehung im frisehen Zustand. Es ergaben n~imlieh senkreehte Schnitte mit aller Sieherheit die vor- hin erwhhnten Verh';iltnisse der versehiedenen Schieh- ten, Atrophie der Nerven und Zellen, normale Massen- verh~iltnisse der fibrigen Lagen. Es waren nirgends die beiden erstgenannten Schiehten in der Dieke und Entwiekelung wie normal zu sehen, sondern start der Nervenschicht zeigte sich eine sehwaehe, undeutlich

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streifige Schieht, die offenbar zum grSssten Theil aus inneren Radialfaserenden bestand, w~ihrend die Zellen in grSsserer Ausdehnung ganz zu i'ehlen schienen, oder einzelne hellere Flecke Residuen yon solchea anzeig- ten. DiG geringen Andeutungen der Zellen- und Ner- verschicht bildeten meist zusammen nut eine diinne, indifferente IJage, und dig in derselben so,'.st vorzug s- weise gelagerten grbsseren Gef~issramificationen bilde- ten Vorsprfinge an der Innenfliiche der Retina, was sonst nieht der Fall zu sein pflegt.

Es ist leicht zu verstehen, dass unter diesen Um- st~nden die peripherischen Partieen der Retiua, welche normal ntlr sparsam mit Ncrven und Zellen versehen sind, das am Wenigsten abweichende Verhalten auf senkrechten Schnitten darboten. Sehr auffallend und vorzugsweise zu beachten waren dagegen die Verh~lt- nisse der ohnehin wichtigsten Stelien der Retina, des gelben Flecks und der Eintrittstelle der Sehnerveu.

Der gelbe Fleck gestattete sehr gelunge,m Schnitte anzus und man fiberzeugte sich auch hier, dass die Masseuverh'~ltnisse dcr s~immtlichen iiusseren Schich- ten, einschliesslich der granulSsen, die normalen waren, also z. B. die inneren KSrner zu-, die ";iusseren abnah- men, bloss Zapfen, keine Stiibchen vorhanden waren u. dgl. Daraus, dass die Profilschnitte die Zapfen sehr deutlich palisadenartig neben einander zeigten, dar[" wohl geschl0ssen werden, dass die Conservation eine hinreichend gelungene war, um auch fiber die viel re- sistenteren Nerven und Zellen ein Urtheil zu erlauben. Es waren nun weder die gegen die Peripherie des gel- ben Flecks yon iast allen Se]ten heranstrebenden Ner- venmassen, noch die denselben entsprechenden vielen Lagen yon Nervenzellen zu sehen. Es war zwar hier eine yon dem Residuum der Nerverschicht unterscheid- bare Schicht der Zellen vorhanden, allein diese bestand

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aus hiichstens 2 - -3 iibereinander liegenden, undeut- lichen, hellen Kiirperchen, yon tier Griisse der irmeren Kiirner, in welchen ein Kern nicht zu erkennen war. An den meisten Stellen waren die Andeutungen der Zellenschicht auch im gelben Fleck noch viel geringer. Ich habe den ganzen Umkreis desselben in lauter dfinne vertieale Schnitte getheilt, alle untersucht uad kann ve~'sichern, dass nirgends eine normale Schicht yon Ganglienzellen vorhaaden war. Diese Pr/iparate habe ich sfimmtiich aufbewahrt.

Wie am gelben Fleck der Schwund der Ganglien- zellen, so machte sich aa der E i a t r i t t s t e l l e des S eli n e r v e n der Schwund der Nerven~asern der Natur der Saehe nach vorzfiglich bemerklich. Im Normal- zustande bilden die Nerven dorL eine immer rascher zu- nehmende Schicht, welche dicht am Raad der Stelle die ttiihe der s~immtlichen fibrigen Retinaschichten betrJicht- lich ilbertrifft. Es entsteht dadurch a n der Eintrittstelle in vielen F~illen wenigstens ein flacher Hfigel, in des- sen Mitre ein nur kleines Griibchea sitzt. Hier war start dessert an senkrechten Durchschnitten das Fol- gende zu sehen: die Nel'venschicht betrug auch dicht am Raad der Eiatrittstelle, sammt der Zellensehicht, hSchstens 0 ,04- - 0,06 , w~ihrend die H~ihe tier iibrigen Schichtea zusammen etwa 0,2 Mm. betrug, also eia vom Normalzustand sehr abweichendes Verh/iltniss. Die Re- tina im Ganzea war dicht an der Eintrittstelle h/iufig diinner, als weiterhin. Wo griissere Gei~isse lagen, die yon einer gewissen Menge yon Bindesubstanz begleitet waren~ sah man einen Vorsprung, und es maass die Schicht dann so viel, als eben die Dicke des GeF~isses betrug, bis zu 0,t Mm.

Durch d i e s e n M a n g e l de r N e r v e n s c h i c h t nun e n t s t a n d an d e r Oberf l~iche der E i n t r i t t - s te l le s t a t t e ines V o r s p r u n g s e ine G r u b e , welche

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so ziemlich die Grllsse derselben besass und mit ihrem tiefsten Grund in der Mitre etwa in das Niveau der Cho- rioidea zu liegen kam (s. Fig. t3). Die grossen Ge- ff~sse stiegen am Rand in diese Grube hinab, um dort zu den Centralst~irnmehen zu gelangen, deren erste Zweige am Grund der Gruhe sehr deutliche Vorspriinge bildeten, die in der Figur wiedergegeben sind. In der Umgebung der einea ziemlichen Raum einnehmenden Gef~issausstrahlung lag eine m/issige Menge yon indif- ferenter Fasersubstanz, welche an die Lamina cribrosa dieht anstiess, und in der Mitre schien die letztere ganz dicht unter den durchschnittenen Gef'fissen zu liegen.

Ich will an die Besehreibung dieser Pr~iparate nieht altgemeinere Sehifisse knSpi'en, ehe eia ~hniiehes Ver- halten auch in anderen F~iilen coastatirt ist; doch diirf- tea wohl jetzt sehon einige Bemerkungen dariiber ge- starter sein, wie diese Beobachtungen in einigen Be- ziehungen yon Wichtigkeit werden kiinnten.

Einmal ist die Atrophie bloss der Zellen- und Ner- venschicht, neben Atrophie der Sehnerven, ein tTiir die Ern~ihrungsverh~ihnisse der Retinaelemente sehr inter- essantes Factum. Es scheint daraus hervor zu gehen, class die ~iussereu Schichten der Retina (yon den inne- ten K(irnern ab) ~rl dieser Beziehung eine gew~sse Un- abh~ingigkeit besitzen. Es wiirde ferner sehr bemerkens- werth sein, wenn die Zellen yon den Sehnervens aus secund/ir atrophisch werden. Leider ist, da mir die Untersuehung des Gehirns nieht m(iglich war, nieht iestzustellen, ob die Atrophie central oder peripheriseh vorriickte, und es ist somit die M6gliehkeit gegeben, dass die Nerven yon den Zellen her atrophisch gewor- den w~iren. Aueh sind aus den Erscheinungen im Le- ben keine besfimmten Anhaltspunkte fiir andere cen- trale Affectionen vorhanden, doeh so]lea die psychischen

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Functionen etwas gest~rt gewesen scin. Es sind also in dieser Beziehung fernere Erfahrungen abzuwarten.

Ein zweiter zu erw~ihnender Punkt ist der ophthal- moskopische Effect, welchen diese Eintrittstelle gegen- fiber einer normalen geben musste. Es ist bekannt, dass bei centralen Amaurosen eine weisse, schneeglgm- zende Beschaffenheit der Eintrittstelle beobaehtet wlrd, und Dr. v. W elz, weleher die fragliche Person s untersucht hat, sagt mir, dass er dies auch hier gesehen zu haben sich erinnere. Auch ich glaube reich dessen zu erinnern, wiewohl ich es nicht versichern kann. Es scheint nun wohl erkl~irlich, dass die fibr~se Masse am Grunde der Grube das Licht st~irker weiss reflectirt, als dies sonst dort der Fall ist, wenn das Licht hin und zurfick den Weg durch die nicht vollkommen durch- sichtige, sehr dicke Nervenschicht machen muss. Auch das Ansehen der Gef'~sse k~nnte nach dem anatomi- schen Befund ein etwas ver~ndertes sein, dadureh, dass sie an der Oberfliiche mehr frci vorspringen. Ich will aber vermeiden in Einzelnheiten einzugehen, bis F~ille zur Beobachtung kommen, in denen der Effect wiihrend des Lebens hinreichend constatirt ist. - -

Krk1~rung zu dem Holalohnitt auf Baite 5.

S e n k r e c h t e r L ~ n g e n s c h n i t t dos C i l i a r m u s k e l s .

a. Hornhaut. b. Sklerotika. e. Iris. d. CiLiarfortsatz. e. Sehlemm- scher Kanal. f . Oberflitchliche longltudinale Muskelblindel. 9. Quer- durchschnittene rlngfSrmige Muskelbilndel. h. Durchschnitt eines

Nerven.