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Andrej Sacharow

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Andrej Sacharow

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Gennady Gorelik

Andrej Sacharow

Ein Leben für Wissenschaft und Freiheit

Aus dem Russischen von Helmut Rotter

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Gennady Gorelik Übersetzer:Brookline Helmut RotterMassachusetts DresdenUSA Deutschland

Originalausgabe: Andrei Sakharov. Nauka i Swoboda erschienen bei Molodaja gwardija,Moscow 2010

Zusätzliche Information ist in der Online-Version dieses Kapitels(doi: 10.1007/978-3-0348-0474-5) enthalten.

ISBN 978-3-0348-0473-8 ISBN 978-3-0348-0474-5 (eBook)DOI 10.1007/978-3-0348-0474-5Springer Basel Dordrecht Heidelberg London New York

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© Springer Basel 2013Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Über-setzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung,der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverar-beitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigungdieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichenBestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 inder jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungenunterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes.

Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werkberechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne derWarenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermannbenutzt werden dürften.

Einbandabbildung: The photo used in the cover design was made by Yousuf Karsh in 1989 – the lastyear of Andrei Sakharov’s life (© Yousuf Karsh/Retna Ltd.).

Gedruckt auf säurefreiem Papier

Springer Basel ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media(www.birkhauser-science.com)

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Zum Gedenken an Lydia TschukowskajaSchriftstellerin und Dissidentin (1907–1996)

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Vorwort

Das vorliegende Buch, gerichtet an einen breiten Leserkreis, geht der Frage nach, wieein theoretischer Physiker – der Vater der sowjetischen Wasserstoffbombe – Leitfigurder Menschenrechtsbewegung in Sowjetrussland und erster FriedensnobelpreisträgerRusslands wurde.

Um diesen unglaublichen Lebensweg zu begreifen und den ihm zugrunde lie-genden Bewusstseinswandel des Protagonisten nachvollziehen zu können, ist imEinzelnen zu untersuchen, wie das Leben Andrej Sacharows von mehreren Jahrhun-dertkräften geprägt war, die von ihrem Wesen her unvereinbar miteinander waren.Geboren in einer Moskauer Intellektuellenfamilie, erlebte der Heranwachsende ausunmittelbarer Nähe die legendäre Welt von Russlands Intelligenzija. Bereits derUmstand, dass dieses Stichwort, unverkennbar westlich seiner sprachlichen Wur-zel nach, in Lexika überall auf der Welt den Zusatz russ. trägt, verweist auf diehistorische Rolle dieser Gesellschaftsschicht. Sacharows Los war es, dass seine Le-benszeit in das Zeitalter der sowjetischen Zivilisierung Russlands mit all ihrenscharfen Kontrasten fiel: zwar der welterste Sputnik auf einer Erdumlaufbahn – abernoch Petroleumlampen auf dem Dorf, Höhenflüge künstlerischer Visionen – dochtagtägliche Unterdrückung der Freiheit. Vor dem Hintergrund der Stalin-Diktaturkam die wissenschaftliche Schule, in deren Milieu Sacharows Physikerlaufbahnstartete und seine Persönlichkeit Gestalt gewann, einem Wunder gleich: In diesemtotalitären Staat, der sämtliche Daseinsbereiche knebelte, nahmen sich die akade-mischen Lehrer dieser Schule die Freiheit heraus, der Stimme ihres Gewissens zufolgen. Und nicht zuletzt stand Sacharows Physikerleben im Zeichen der modernenKern-Alchemie, die – zunächst nur in physikalischen Zeitschriften für die Fachweltabgehandelt – alsbald die Titelseiten der Weltpresse erobern sollte. Erst wer erkennt,welch dominantes Gewicht dem gegenseitigen Konflikt zwischen den aufgezähltengeschichtlichen Kräften des 20. Jahrhunderts zukam, vermag den Lebensweg AndrejSacharows und die historische Rolle dieses Physikers gebührend zu würdigen.

Andrej Sacharow ist für den Verfasser dieses Buches Zeitgenosse und sozusagenBerufskollege gewesen. Im Physikalischen Institut der Akademie der Wissenschaf-ten – kurz: FIAN – in Moskau sah und hörte ich ihn während der 1970er JahreSeminarvorträge halten. Hierbei ging es um theoretische Physik. Sacharow schiendarin so vollständig aufzugehen, seine aufgeschlossene wie rücksichtsvolle, verhal-tene Art nahm derart für ihn ein, dass es schwer fiel, dieses sein Erscheinungsbild

VII

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VIII Vorwort

mit den geradezu tollkühnen Worten und Taten desAkademiemitglieds Sacharow zurDeckung zu bringen, von denen sowjetische Rundfunkhörer dank der Feindstimmen,westlicher Radiosender, erfahren konnten – trotz massiven Einsatzes einheimischerStörsender.

Den Impuls, dieses Buch zu schreiben, gaben mir Gespräche mit der Schriftstelle-rin Lydia Tschukowskaja, die ich hierzu erstmals im Herbst 1980 in ihrem MoskauerWohnzimmer aufsuchte. An den Zimmerwänden erblickte ich Porträtfotos von An-na Achmatowa, Boris Pasternak, Alexander Solschenizyn und Kornej Tschukowski,Schriftsteller und Vater von Lydia Tschukowskaja, – die Zimmerinhaberin lebte in-mitten ihrer Welt der Literatur. Hingegen war ich zu ihr gekommen in der Hoffnung,ein Rätsel aus der Welt der Wissenschaft zu lösen, – das Rätsel, das ein junger Phy-siker aufgab. Sein Foto hing ebenfalls an der Wand. Es ging um den Ehemann derSchriftstellerin – Matwej Bronstein. Er war Anfang dreißig, als er im August 1937,auf dem Höhepunkt des Stalinschen Großen Terrors, verhaftet wurde. Ein martervol-les halbes Jahr später wurde er erschossen. Ein solch kurzes Leben reichte dennochaus, um nicht nur in die Wissenschaftsgeschichte einzugehen, – entdeckte er dochden Zusammenhang zwischen der Physik der Mikrowelt und der Physik des Weltalls.Ebenso gehört ihm ein fester Platz in der Geschichte der populärwissenschaftlichenLiteratur – er verfasste großartige Bücher über das Wissenschaftsleben. Blieb dasRätsel – wie gelang ihm dies alles? Viele Abende verbrachte ich bei Lydia Tschu-kowskaja. Dank ihrer Hilfe erschloss sich mir ein lebendiges Bild der erstaunlichenund tief erschütternden, grotesken wie unvorstellbar furchtbaren Geschehnisse in den1930er Jahren. So wurde aus mir, einem Physiker, fortan ein Wissenschaftshistorikerund Biograf.

Von der Wand herab blickte noch ein weiteres Foto eines Mannes, den ich nichtrecht erkannte, bis mir Lydia Tschukowskaja bestätigte, dies sei Andrej Sacharow,– etwas zu sorglos, zu glückselig kam mir das Lächeln dieses Mannes mit einemKind auf dem Arm vor. Zu Beginn ebenjenes Jahres 1980 war das aufrührerischeAkademiemitglied ohne Gerichtsverfahren, ohne jeden Anstrich von Rechtsstaat-lichkeit aus Moskau nach Gorki, eine für Ausländer verbotene Stadt, zur Isolierungvon der Öffentlichkeit verbannt worden und wurde rund um die Uhr überwacht. DerPhysiker Sacharow hielt sich, so erfahre ich, wiederholt hier im Zimmer der Schrift-stellerin Tschukowskaja auf: Beide verband eine gemeinsame Sache – ihr Eintretenfür, so Dostojewskis Ausdrucksweise, Erniedrigte und Beleidigte, die Einforderungdes Rechts eines jeden Menschen auf Freiheit.

Unmittelbar zu Beginn seiner Physikerlaufbahn, Anfang 1945, hatte AndrejSacharow einen Personalfragebogen zur Kader-Erfassung auszufüllen, wo er in dieRubrik Soziale Herkunft eintrug: Zugehörige der aus verschiedenen Ständen beste-henden Intelligenzija. Der Usus, die soziale Struktur der Intelligenzija genauer zucharakterisieren, bürgerte sich Ende des 19. Jahrhunderts ein im Zusammenhangmit der neuen sozialen Schicht, erforderlich für Russlands freie Entfaltung auf eu-ropäische Art. Dies war der am meisten unstandesgemäße Stand insofern, als dieZugehörigkeit zu ihm lediglich vom eigenen Wissensniveau und den persönlichenFähigkeiten abhing, nicht aber von Stammbaum oder Vermögenslage. Diese Schicht

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Vorwort IX

der Gebildeten und Bücherfreunde betrachtete als wichtigstes Erbe die russische Li-teratur, die bereits Geltung erlangt hatte. Puschkins Freiheitsverlangen prägte dieDenkweise der Intelligenzija ähnlich spürbar wie das neuartige wissenschaftlicheund soziale Gedankengut europäischen Ursprungs. Puschkin, Sämann der Freiheitin schon damals freiheitsfeindlichen Zeiten, hatte seine Saat nicht umsonst ausge-bracht: Hätte der verschiedenen Ständen entstammende Intelligenzija-Zugehörigein dritter Generation, Andrej Sacharow, die Fragebogen-Rubrik Lieblingsdichterauszufüllen gehabt, hätte sein Eintrag gewiss Puschkin gelautet.

Die enormen Schwierigkeiten des russischen Wegs zur Freiheit traten bereits inden Anfangsjahren der Reformen zutage, die der reformwillige Zar Alexander II. aufden Weg gebracht hatte, wofür ihn im Namen der Freiheit Leute ermordeten, die sichfür Russlands wahre Befreier hielten. Nur wenige aus den Reihen der Intelligenzijawaren indes bereit, um der Volksbefreiung willen Menschen umzubringen. Deutlichüberwogen diejenigen, die sich der gesellschaftlichen Gesundung und Aufklärungverschrieben hatten, die Wissenschaft und Technik, Literatur und Musik als orga-nische Bestandteile der Weltkultur entwickelten. Leider bestimmten nicht sie dieGeschichte des neuen 20. Jahrhunderts.

In Sowjetrussland, entstanden aus den Trümmern der zaristischen Alleinherr-schaft, verkam die lautstark verkündete Freiheit sehr rasch zur hohlen Parole.Besonders einschneidend wirkte sich die praktizierte Wort- und Gedankenunfreiheitim Bereich der Literatur und Wissenschaft aus. Beiderseitiges Durchleben dieserUnfreiheit stärkte die Verbundenheit zwischen Lydia Tschukowskaja und AndrejSacharow. Beide wurden zu freien Menschen in einem unfreien Land, beide ver-körperten die besten Traditionen der russischen Intelligenzija, doch jeder durchmaßseinen eigenen Weg zur Freiheit – einer bewusst und verantwortungsvoll gelebtenFreiheit. Auf diesem Wege gelangte 1968 der 47-jährige theoretische Physiker undExperte für strategische Kernwaffen, Andrej Sacharow, aufgrund seiner gewonnenenKenntnisse und Lebenserfahrung zu einer wissenschaftlich-humanitären Entdeckungvon Weltgeltung – er wurde sich der Wechselbeziehung zwischen Fortschritt, fried-licher Koexistenz und geistiger Freiheit bewusst. Sieben Jahre später, als ihm derFriedensnobelpreis zuerkannt wurde, fasste er in seiner Nobelvorlesung, die ihmverwehrt war zu halten, sondern die seine Frau Jelena Bonner in seinem Namen inOslo verlas, diese epochale Erkenntnis in die Worte: Frieden, Fortschritt, Menschen-rechte – diese drei Ziele sind untrennbar miteinander verknüpft, keines von ihnen isterreichbar, setzt man sich über die übrigen hinweg.

Andrej Sacharows Lebensweg liefert wie der von Lydia Tschukowskaja ein inspi-rierendes Lehrbeispiel, wie Freiheit zu erringen und sie standhaft zu verteidigen ist.Beider Vorbild strahlte auf nicht wenige freiheitlich Gesinnte aus und motivierte die-se, ebenfalls für die Grundrechte anderer einzutreten. Diese lehrreiche Lektion derneueren Geschichte führt eindringlich vor Augen, dass nur freie Menschen letztlicherreichen, Fortschritten für das Gesellschaftsganze den Weg zu bahnen.

Der Schriftstellerin und Dissidentin Lydia Tschukowskaja verdankt der Autordieser Sacharow-Biografie seine ersten Eindrücke von Andrej Sacharows Per-sönlichkeit. Voller Dankbarkeit widmet er dieses Buch dem Gedenken an LydiaTschukowskaja.

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Danksagung

Äußerst hilfreich für die vorliegende Fassung der Biografie Andrej Sacharows warendie konkreten Belege, Hinweise und kritischen Bemerkungen von Boris Altschuler,Maria Petrenko, Wladimir Ritus und Ljubow Wernaja. Verständnisvoll unterstütz-te seit langem die Leiterin des Sacharow-Archivs, Bela Kowal, das Vorhaben desAutors.

Zu den Hauptquellen für das vorgelegte Buch zählt eine 1989 vom Verfasser ge-startete oral-history-Sammlung – eine Serie von Tonband- und Video-Aufzeich-nungen, die mehr als ein halbes Hundert Interviews mit Andrej Sacharows Fach-kollegen, Weggefährten, Freunden und Familienangehörigen umfasst.

An die gemeinsam mit Andrej Sacharow durchlebten Studentenjahre erinnertensich in Gesprächen mit mir seine Mitstudenten Leon Bell, Akiwa Jaglom, BorisJerosolimski, Michail Lewin, Juri Samjatnin und Sofja Schapiro. Näheren Um-gang mit dem Doktoranden hatten Israil Barit, Jewgeni Feinberg, Vitali Ginsburg,Moissej Markow, Pawel Nemirowski und Josif Schapiro. Am sowjetischen Wasser-stoffbombenprojekt arbeiteten zusammen mit ihm Viktor Adamski, Mates Agrest,Lew Altschuler, Isaak Chalatnikow, Nikolaj Dmitrijew, Lew Feoktistow, JefimFradkin, German Gontscharow, Wladimir Kogan, Michail Meschtscherjakow, Wla-dimir Ritus, Juri Romanow, Juri Smirnow. Ein Bild vom zur theoretischen PhysikZurückgekehrten vermittelten mir Boris Bolotowski, David Kirschniz, Lew Okunsowie Wassili Sennikow. Ljubow Wernaja, Andrej Sacharows Tochter, und MaximFrank-Kamenezki beschrieben mir das Alltagsleben in der Geheimstadt Sarow aliasArsamas 16.

Den Menschenrechtsverteidiger Sacharow brachten mir Boris Altschuler, JakowAlpert, Sarra Babenyschewa, Natalja Dolotowa, Alexander Jessenin-Wolpin, MariaPetrenko nahe. Vieles überAndrej Sacharows letzte zwei Lebensjahrzehnte erfuhr ichvon Jelena Bonner, seiner Witwe, auf deren reichhaltige Sammlung von Unterlagenzur Familiengeschichte der Sacharows ich ebenfalls zurückgreifen konnte.

Fotos und Handschriftliches stellten aus ihren Privatsammlungen bereitwillig fürmein Buch außer Jelena Bonner auch Ljubow Wernaja, ebenso Mates Agrest, VitaliGinsburg, Wladimir Karzew und Maxim Frank-Kamenezki zur Verfügung. GroßeUnterstützung bekam ich bei meinen Archivrecherchen von Galina Sawina, bei den

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XII Danksagung

Interviewaufnahmen von Irina Dorman. Von Gesprächen mit Pawel Rubinin pro-fitierte ich viel für mein Verständnis der Sowjetvergangenheit. Priscilla McMillanhalf mir die US-amerikanische Nukleargeschichte zu überblicken. Dank Anne Fitz-patrick und Thomas Reed erhielt ich Einblick in die Welt von Los Alamos undLivermore. Dankbar bin ich Helmut Rotter für seine mitteleuropäische Sicht auf dasGeschehen zu beiden Seiten des Eisernen Vorhangs, für seine Übersetzungsarbeitund Texteinfügungen zum besseren Verständnis im deutschsprachigen Raum.

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Inhalt

Teil I Physik im Zarenreich und ihr Aufschwung im Sowjetreich

1 Druck des Lichts und Druck der Verhältnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3Druck des Lichts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4Druck der Verhältnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8Lebedews und Korolenkos Erbe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

2 Die schwierige Geburt des FIAN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17Die Sacharows im frühen Sowjetrussland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17Russische Intelligenzija und Sowjetregime . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22Die Geburt von Sowjetrusslands Physik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24Lebedews Erben in Moskau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26Gründervater bzw. -ziehvater des FIAN – Georgi Gamow undSergej Wawilow . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30

3 Der Hochschullehrer Leonid Mandelstam und seine Schule . . . . . . . . . 37Vom funktechnischen Berater zum Professor an der Moskauer Universität 37Tamms Weg zur Wissenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40Mandelstams Schule für Physik und Leben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43

4 Die Terrorwelle 1937 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51Gelage in Pestzeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51Moskau – FIAN – 1937 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54Logik des Chaos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58Andrej Sacharow an der Schwelle des Erwachsenenlebens . . . . . . . . . . . . . 60

Teil II Von der Atombombe in Stalins Hand zum Wasserstoffbomben-projekt im FIAN

5 Moralische Beweggründe für das Nuklearprojekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69Joffes Pragmatismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70Wernadskis Noosphärenphilosophie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71Mandelstams altmodische Moral . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75Kurtschatows Vermittlerrolle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78

XIII

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XIV Inhalt

6 Tamms Doktorand Andrej Sacharow . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83Von Munitionsfertigung zu theoretischer Physik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83Etwas Kernphysik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87Der Theoretiker in Igor Tamm – arbeitslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89Übergänge vom Typ 0 → 0 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93

7 Der Direktor des FIAN – seit 1945 zugleich Akademiepräsident . . . . . 97Warum die Wahl auf Sergej Wawilow fiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97Was in der Macht des Akademiepräsidenten stand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99Was nicht in der Macht des Akademiepräsidenten stand . . . . . . . . . . . . . . . 102Keine Anhaltspunkte für Gedächtnislücken des damaligenDoktoranden Sacharow . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104

8 Das Nuklearprojekt unter Berijas Kommando . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107Pjotr Kapiza – der Widersetzliche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107Igor Kurtschatow – der große Diplomat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111Klaus Fuchs – der unersetzliche unter den Informanten . . . . . . . . . . . . . . . . 115

9 Sowjetrusslands Physiker zu Zeiten von Kosmopolitismus . . . . . . . . . . 117Kurswechsel gegenüber Kosmopolitismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118Die Judenfrage unter sowjetischen Intellektuellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120Universitätsphysiker contra Akademiephysiker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124Die abgeblasene Tagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127

10 Das Wasserstoffbombenprojekt im FIAN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131A- und H-Bombe oder Nuklear- und Thermonuklearbombe . . . . . . . . . . . . 131„Spezialenergie“ im FIAN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134„Ungemein scharfsinnig und physikalisch bestechend“ . . . . . . . . . . . . . . . . 139Akademiepräsident Wawilow unter der Last seiner Machtlosigkeit . . . . . . 146

Teil III Im nuklearen Archipel

11 Das OBJEKT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153Vermeintlicher Auftrag der Geheimhochburg: Kommunismus ausprobieren 153Sloika nimmt konkrete Gestalt an . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158Triftige Entlassungsgründe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160„Die ganze Sache passt mir überhaupt nicht“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164Erste Schritte auf dem Weg zur kontrollierten Kernfusion . . . . . . . . . . . . . . 166

12 Die heroische Arbeitsetappe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173Sloika alias RDS 6s alias „Joe 4“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175Die erste Wasserstoffbombe oder bloß eine verstärkte Atombombe? . . . . . 178Wie sich mit Physik die Geometrie überlisten lässt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181Die Dritte Idee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185Spionage und Physik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189

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Inhalt XV

Väter der sowjetischen Superbombe und Ethik geheimdienstlichkontrollierter Wissenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194Der Konjunktiv in der Geschichte der Hyperbombe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203

13 Theoretische Physiker und sowjetische Praxis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211Tamm, Landau und die Sache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211Kernwaffeneinsatz zu zivilen Zwecken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217Vom Geheimdienst überwachte Physiker und Alltagsleben im OBJEKT . . 221Tamm und Sacharow . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227

14 Herausforderungen an Sacharows sozialesVerantwortungsbewusstsein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 233Die saubere Bombe – oder: Andrej Sacharow contra Edward Teller . . . . . . 235Moralische und politische Schlussfolgerungen aus Zahlenwerten . . . . . . . 238Chruschtschows eigenmächtiger Bruch und Widerruf des höchstselbstverkündeten Moratoriums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245Die Zar-Bombe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 251Die bitterste Lektion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 256Der Moskauer Kernwaffentest-Sperrvertrag von 1963 . . . . . . . . . . . . . . . . . 257Das Wahldebakel eines Lyssenko-Handlangers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 260

15 Rückzug aus der Kernwaffenphysik in die Kosmologie . . . . . . . . . . . . . 263Erfinder oder theoretischer Physiker? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 263Die Physik des Universums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 267Vom „Atomproblem“ weg zu den Problemen des Universums . . . . . . . . . . 272Symmetrien im asymmetrischen Universum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 278Sacharows drei Voraussetzungen über das frühe Universum . . . . . . . . . . . . 284Die Elastizität des Vakuums. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 291Theoretischer Physiker und Erfinder in einer Person . . . . . . . . . . . . . . . . . . 293

16 Wissenschaft und Politik im Weltmaßstab . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 297Die Physiker steigern die Waffenpotenz – die Marschälle lenken . . . . . . . . 297Sacharows Brief an das Politbüro über die Verteidigungsgefahren . . . . . . . 301Der geplatzte Dialog in der Literaturnaja Gaseta . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 305Mahnwache am Puschkin-Denkmal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 308

17 Geistige Freiheit anno 1968 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 315„Abrücken vom Rand des Abgrunds heißt für die Menschheit,ihre Spaltung zu überwinden“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 315Der innovative Gedanke des Sozialtheoretikers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 319„Er sah vollkommen glücklich aus“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 325Sacharows „Rowdytum“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 328Weltfrieden und Weltkriegsgefahr anno 1968 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 329

Page 13: Andrej Sacharow - Springer978-3-0348-0474-5/1.pdf · An die gemeinsam mit Andrej Sacharow durchlebten Studentenjahre erinnerten sich in Gesprächen mit mir seine Mitstudenten Leon

XVI Inhalt

Teil IV Physiker und Anwalt der Menschenrechte

18 Sacharow und Solschenizyn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 335Sacharows Gedanken in der New York Times . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 336Aus Solschenizyns Sicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 340Aus Sacharows Sicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 342Stets auf sich allein gestellt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 346Zweierlei Sicht auf die Welt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 349

19 Unwiderruflich auf der Gegenseite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 359Der qualvolle Winter 1968/1969 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 360Aus dem MittMasch-Imperium zurück an das FIAN . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363„Diese Gruppe mag klein sein, doch ist sie schädlich“ . . . . . . . . . . . . . . . . . 366Im Kampf für eine offene Gesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 368Dissidenten, Bürger- und Menschenrechtler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 372

20 Andrej und Lusja . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 379Charmant, sachlich und energisch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 379„Auf Lusjas Drängen hin“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 381Andrejs Lektorin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 384„Vermenschlichung“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 385

21 Wissenschaft und Freiheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 393„Ein Wunder inmitten der käuflichen Intelligenzija“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . 393Kein elitärer Individualist . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 399Auf der obersten Machtetage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 407Ein Schicksal von historischer Tragweite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 410Parallelen zwischen Senkrechten: Sacharow, Oppenheimer und Teller . . . 415Ein praxisferner Politiker? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 418

22 Woran Sacharow glaubte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 425Denkfreiheit und Religiosität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 425Paratheismus in Wissenschaft und Leben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 430Wissenschaft und Moral, Wissen und Glaube . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 434Sacharows Vermächtnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 439

Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 441

Chronik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 471

Ergänzende Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 479

Sach- und Personenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 481