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Angeln ist so etwas wie ein Gleichnis für die Beziehung des Menschen zur Welt: Wir wissen, was wir wollen, und werden es erhalten, wenn wir nicht lockerlassen, doch die Zeit, die wir brauchen werden, um an unser Ziel zu gelangen, hängt von Gottes Hilfe ab. „Es ist immer gut etwas Langsames zu tun, bevor man im Leben eine wichtige Entscheidung trifft. Die Zen-Mönche setzen sich hin und hören den Felsen beim Wachsen zu. Ich angle lieber“ (Aus „Auf dem Jakobsweg“ von Paulo Coelho) Inhalt und Gestaltung: Mag. Martin Müller Fotos: Barbara Müller-Ertl, Stefan Traar, Martin Müller © 2009 Mag. Martin Müller

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Angeln ist so etwas wie ein Gleichnis für die Beziehung des Menschen zur Welt:

Wir wissen, was wir wollen,

und werden es erhalten, wenn wir nicht lockerlassen,

doch die Zeit, die wir brauchen werden, um an unser Ziel zu gelangen,

hängt von Gottes Hilfe ab.

„Es ist immer gut etwas Langsames zu tun,

bevor man im Leben eine wichtige Entscheidung trifft.

Die Zen-Mönche setzen sich hin und hören den Felsen beim Wachsen zu.

Ich angle lieber“

(Aus „Auf dem Jakobsweg“ von Paulo Coelho)

Inhalt und Gestaltung: Mag. Martin Müller Fotos: Barbara Müller-Ertl, Stefan Traar, Martin Müller © 2009 Mag. Martin Müller

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Liebe LeserInnen!

Es gibt keinen Tag, nicht im Sommer und auch nicht im Winter, an dem ich nicht mit

Fischen zu tun habe. Arbeiten im Bruthaus und in der Teichanlage;

Fischverarbeitung, -veredelung und –verkauf; Datenerhebung, -auswertung und

Berichterstellung; Netzfischerei; mit der Angel fischen; Vorträge halten und

Diskussionen mit Anglern sowie Kollegen aus Wissenschaft und Fischzucht führen.

Ich habe das Privileg mein Leben den Fischen und ihrem Lebensraum widmen zu

dürfen. Und meine Begeisterung läßt nicht nach, sondern ganz im Gegenteil. Je

intensiver ich mich mit dieser Thematik auseinandersetze, desto interessanter wird

sie für mich.

Was nützt das nun dem Weissensee und seinen Fischen?

Die einen meinen die derzeitige Bewirtschaftung ist das Beste was dem Weissensee

passieren konnte! Die anderen meinen es ist das Schlechteste was dem Weissensee

passieren konnte!

Die Fischereibetrieb Martin Müller OG polarisiert? Und warum? Weil wir überzeugte

Netzfischer sind. Und warum sind wir das? Weil aus unserer Sicht alle Gäste am

Weissensee die Möglichkeit haben sollten in den Genuss von frisch gefangenen

Fischen direkt aus dem Weissensee zu kommen. So gut wie jeder unserer bisherigen

Kunden und alle Weissenseer Gastronomen wissen allerdings, daß Wildfänge aus

dem Weissensee eher Raritäten sind. Wir können die Nachfrage in keinster Weise

erfüllen. Und warum ist das so? Weil wir uns nicht nach der Nachfrage richten,

sondern nach dem vorhandenen Fischbestand im Weissensee. Und es ist nun

einmal so, daß die Reinankenpopulation vor ein paar Jahren zusammengebrochen

ist. Das trifft uns als Fischereibetrieb natürlich am härtesten (und natürlich auch alle

für die essen mehr ist als nur eine Möglichkeit satt zu werden). Als Angelfischer hat

mich diese Entwicklung eigentlich gar nicht berührt. Der Weissensee bietet so viele

verschiedene Möglichkeiten unser Hobby auszuleben, dass jeder Angeltag ein

Besonderer sein sollte. Man muss die Möglichkeiten nur nützen.

Wir haben uns in den letzten Jahren sehr intensiv mit der Renkenthematik

auseinandergesetzt und uns stehen Datenmengen zur Verfügung wie wohl sonst an

keinem anderen Gewässer. Dementsprechend aussagekräftig sind auch die

Ergebnisse unserer Untersuchungen. Wer dieses Informationsheft aufmerksam liest

(oder die spezielleren Berichte, die ebenfalls Veröffentlicht werden) der wird auch die

Zusammenhänge verstehen und sich ein eigenes Bild machen können. Man kann

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natürlich auch der Meinung sein, daß alle Netzfischer die Seen aus Boshaftigkeit den

Angelfischern gegenüber leerfischen, geldgierig sind, keine Ahnung von den Fischen

haben, unprofessionell arbeiten, lügen, betrügen und grundsätzlich eher kriminell

ausgerichtet sein müssen (Quelle: zusammengefaßte Zitate aus den

zurückgegebenen Fanglisten).

Egal welche Meinung man nun vertritt, wir alle wollen einen guten Fischbestand.

Wobei guter Fischbestand für einen Fischökologen meist etwas völlig anderes

bedeutet wie für einen Angelfischer oder einen Berufsfischer. Gibt es viele Fische im

See dann profitieren wir alle gleichermaßen und wenn das alles dann auch noch

ökologisch vertretbar ist, dann haben wir unsere Ziele erreicht. Zumindest so lange

bis irgendeine Fischart sich wieder nicht an unsere Vorgaben hält. Nur wird das

ziemlich sicher nicht völlig überraschend auf uns zukommen, sondern wir werden

darauf vorbereitet sein. Zumindest bei den Fischarten die wir genauer unter die Lupe

nehmen. So war es z.B. nicht überraschend, daß in der Angelsaison 2010 wieder

deutlich mehr Reinanken gefangen wurden als 2009. Auf Grund der

Populationsentwicklung in den letzten Jahren mußte es zu diesem Ergebnis

kommen. Und es war keine sonderlich große Leistung das in der letzten Ausgabe

dieses Informationsheftes vorauszusagen.

Für die Renkenfischer ist für das Jahr 2011 leider kein weiterer Anstieg der Fänge zu

erwarten. Da müssen wir auf die Angelsaison 2012 warten. Was mich sehr positiv

stimmt (zumindest als Angelfischer) ist die weitere Zunahme des Zanderbestandes.

Es ist jetzt sicher die Zeit gekommen wo man diese edle Fischart mit guten Chancen

gezielt beangeln kann. Und was hat sich sonst noch getan? Die

Seesaiblingspopulation führt nach einem kurzzeitigen Aufblitzen wieder ein

Schattendasein. Die Seeforelle ist da, aber von einer gesunden Population kann

keine Rede sein. Die Rahmenbedingungen führ den Aushängefisch des

Weissensees sind nach wie vor sehr ungünstig. Sonst ist eigentlich alles wie gehabt.

Ob das nun gut ist oder nicht hängt wieder von den Ansichten des Betrachters ab.

Ich wünsche allen Lesern einen erholsamen Aufenthalt an einem Ort der besonderen

Art und dem Fischer die nötige Ruhe und Geduld, um möglicherweise den Fang

seines Lebens anzulanden.

Mit freundlichen Grüßen

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Mag. Martin Müller Mag. Martin Müller Neusach 106, A-9762 Weissensee

Tel.: 0676 / 501 36 74

E-mail: [email protected]

www.weissenseefisch.at

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1. DER WEISSENSEE ......................................................................................... 7

1.1. Vertikale Temperaturschichtung ................................................................ 8

1.2. Vertikale Sauerstoffverteilung .................................................................. 10

2. DIE GESCHICHTE DER FISCHEREI ............................................................ 11

3. DER DERZEITIGE FISCHBESTAND ............................................................ 13

4. GEWÄSSERBEWIRTSCHAFTUNG .............................................................. 14

5. BEVOR MAN ANFÄNGT ZU ANGELN ......................................................... 16

6. ÖKOLOGIE UND FANG VERSCHIEDENER FISCHARTEN ........................ 16

6.1. Seeforelle ................................................................................................... 17

6.1.1. Fang.......................................................................................................... 19

6.1.2. Fanglistenauswertung und Bewirtschaftung ............................................. 19

6.2. Reinanke .................................................................................................... 22

6.2.1. Fang.......................................................................................................... 25

6.2.2. Fanglistenauswertung und Bewirtschaftung ............................................. 27

6.3. Hecht .......................................................................................................... 39

6.3.1. Fang.......................................................................................................... 40

6.3.2. Fanglistenauswertung und Bewirtschaftung ............................................. 40

6.4. Karpfen ....................................................................................................... 44

6.4.1. Fang.......................................................................................................... 45

6.4.2. Fanglistenauswertung und Bewirtschaftung ............................................. 46

6.5. Schleie ........................................................................................................ 50

6.5.1. Fang.......................................................................................................... 50

6.5.2. Fanglistenauswertung und Bewirtschaftung ............................................. 51

6.6. Flussbarsch ............................................................................................... 52

6.6.1. Fang.......................................................................................................... 53

6.6.2. Fanglistenauswertung und Bewirtschaftung ............................................. 53

6.7. Zander ........................................................................................................ 55

6.7.1. Fang.......................................................................................................... 55

6.8. Amur ........................................................................................................... 57

6.8.1. Fang.......................................................................................................... 57

6.9. Seesaibling ................................................................................................ 58

6.9.1. Fang.......................................................................................................... 59

6.9.2. Fanglistenauswertung und Bewirtschaftung ............................................. 59

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6.10. Aitel ............................................................................................................. 60

6.10.1. Fang.......................................................................................................... 60

6.11. Rotauge ...................................................................................................... 61

6.11.1. Fang.......................................................................................................... 62

6.12. Rotfeder ...................................................................................................... 62

6.12.1. Fang.......................................................................................................... 63

6.13. Kaulbarsch ................................................................................................. 63

6.14. Laube .......................................................................................................... 64

6.15. Bitterling ..................................................................................................... 64

6.16. Restliche Fischarten ................................................................................. 64

7. DER KREBSBESTAND ................................................................................. 65

8. NACHTANGELN ........................................................................................... 66

9. KIEMENNETZBEFISCHUNGEN ................................................................... 67

10. FISCHPARASITEN ........................................................................................ 68

11. SCHONZEITEN UND MINDESTMASSE FÜR FISCHE UND KREBSE: ....... 69

12. Weiterführende Literatur und spezifische Untersuchungen .................... 70

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1. DER WEISSENSEE

Seehöhe: 930 m ü.d.A.

Länge: 11,5 km

mittlere Breite: 572 m

max. Breite: 900 m

Fläche: 6,5 km²

Einzugsgebiet: 46 km²

mittlere Tiefe: 35,1 m

größte Tiefe: 99 m

Das Seebecken liegt in einer tief eingeschnittenen ost-west verlaufenden Talfurche der

Gailtaler Alpen und wurde von einem Seitenast des Draugletschers, während der letzten

Eiszeit vor etwa 10.000 Jahren, ausgeschürft. Die Westmulde und Teile des mittleren

Seeabschnittes sind von Sumpfwiesen umgeben. Das Ostbecken wird dagegen sowohl im

Norden als auch im Süden durch steil abfallende Hänge bzw. Felswände begrenzt, deren

Steilheit sich auch in den Unterwasserhalden fortsetzt.

Die Seekreidebänke, welche den Weissensee umrahmen und für dessen Namensgebung

verantwortlich sind, entstanden durch eingeschwemmte Kalkpartikel, durch Reste von

Schneckenhäusern und durch biogene Entkalkung. Die türkisblaue Färbung beruht auf den

Eigenschaften reinsten Wassers und den darin befindlichen Kalkkristallen.

Der geringe Nährstoffgehalt (oligotropher Seetyp), die Größe, die Tiefe sowie die

Temperatur- und Sauerstoffverhältnisse, machen den Weissensee zu einem Paradebeispiel

eines Seeforellensees. Eine Belastung mit häuslichen Abwässern konnte durch den Bau

eines Kanalisationssystems (Baubeginn im Jahr 1968) verhindert werden. Dadurch verlor

der Weissensee auch nie den Charakter eines nährstoffarmen Salmonidengewässers.

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Das Seebecken kann in drei unterschiedlich tiefe Abschnitte unterteilt werden.

1. Westmulde: a) - Gatschacher Becken

Tiefe: max. 6 m

b) - Brücke bis Neusacher Mühlbach

Tiefe: max. 20 m

2. mittlerer Abschnitt: - Neusacher Mühlbach bis etwa 1km östlich vom Ronacherfels

Tiefe: max. 55 m

3. östlicher Abschnitt: - etwa 1km östlich vom Ronacherfels bis zum Ostende

Tiefe: max. 99 m

Bei den Seezuflüssen handelt es sich um kleine, kalkhaltige Bäche, von denen nur der

Mühlbach und der Praditzbach ständig Wasser führen. Weitere Zuflüsse sind unterseeische

Quellen, die als „Brunnen“ bezeichnet werden und z. T. den Seeforellen als Laichplätze

dienen. Der Weißenbach ist der Abfluss des Weissensees und befindet sich am Ostufer.

1.1. Vertikale Temperaturschichtung

Wasser hat bei ca. 4 °C sein Dichtemaximum. In tiefen Seen ist daher über dem Grund eine

Temperatur von annähernd 4°C messbar. Die darüber liegenden Wasserschichten sind

wärmer oder, z. B. im Winter, auch kälter.

Die auf die Wasseroberfläche auftreffende Sonnenstrahlung erwärmt nur die obersten

Zentimeter des Wasserkörpers. Für die Verfrachtung in die Tiefe ist der Wind verantwortlich.

Dieser transportiert das warme Oberflächenwasser durch seine Scherkraft bis in den

Uferbereich, wo es in die Tiefe gedrückt wird und von dort aus in entgegengesetzter Richtung

zurückströmt.

Der Dichteunterschied ist bei Wasser zwischen 24 und 25°C etwa 30 mal so hoch wie

zwischen 4 und 5 °C. Je wärmer nun das Oberflächenwasser ist, desto weniger tief kann es,

bedingt durch den Dichteunterschied, vom Wind nach unten gedrückt werden.

Für den Weissensee bedeutet das Folgendes:

Unmittelbar nach Eisbruch (April) hat der Wasserkörper von der Oberfläche bis zum Grund

annähernd die gleiche Temperatur (4 – 6 °C). Durch gleichmäßigen, starken Westwind über

mehrere Tage, wird das Oberflächenwasser zum Ostende des Sees transportiert und dort in

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die Tiefe gedrückt. Da es keine Dichteunterschiede im See gibt, wird der gesamte

Wasserkörper in Zirkulation versetzt (Frühjahrszirkulation Abb. 1). Dadurch gelangt

sauerstoffreiches Oberflächenwasser in die Tiefe. Außerdem werden Nährstoffe (Phosphor,

Stickstoff,...), die sich im Verlauf des Jahres am Seegrund angesammelt haben, wieder den

Algen zur Verfügung gestellt, wodurch die Primärproduktion angekurbelt wird.

Abb. 1: Frühjahrs- bzw. Herbstzirkulation. Der gesamte bzw. ein Großteil des Wasserkörpers wird durch starken gleichmäßigen Wind in Zirkulation versetzt.

Bis Mitte Juni hat sich das Oberflächenwasser so weit erwärmt, dass auch starke Westwinde

dieses am Ostende nicht tiefer als etwa 8 m nach unten drücken können. Es bildet sich also

eine warme Oberflächenschicht, die auf einer kälteren Wasserschicht aufliegt. Da der

Wasserkörper unterhalb von ca. 8 m nicht weiter erwärmt werden kann und Wasser bei 4 °C

am schwersten ist, nimmt die Temperatur in diesem Bereich innerhalb weniger Meter sehr

stark ab (~1,5 °C/m). Durch die sprunghafte Abnahme der Temperatur, wird diese Schicht

auch als Sprungschicht bezeichnet (Abb. 2).

Ab Oktober kühlt das Oberflächenwasser kontinuierlich ab. Dadurch sinkt es nach unten und

löst die stabile thermische Schichtung auf. Etwa ab Ende November ist die

Wassertemperatur von der Oberfläche bis zum Grund wieder annähernd gleich und bei

entsprechenden Windverhältnissen, kann es wieder zu einer Zirkulation des gesamten

Wasserkörpers kommen (Herbstzirkulation).

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Abb. 2: Sommerstagnation. Der Wasserkörper unterhalb der Sprungschicht ist in den Sommermonaten mehr oder weniger von den darüber liegenden Wasserschichten bzw. von der Atmosphäre abgeschlossen.

1.2. Vertikale Sauerstoffverteilung

Zu einer Anreicherung von Sauerstoff in einem Gewässer kommt es:

durch die photosynthetische Aktivität von Wasserpflanzen und Algen

durch Eintrag aus der Atmosphäre

gegebenenfalls durch Zuflüsse oder Quellen

Zu einem Verbrauch von Sauerstoff kommt es:

durch die Atmung der Tiere

durch die Atmung von Algen und Pflanzen bei Nacht

durch den bakteriellen Abbau organischer Substanzen

Pflanzen sind in der Lage aus anorganischen Bestandteilen (Kohlendioxid, Wasser,

Nährstoffe wie Phosphor- und Stickstoffverbindungen,...) mit Hilfe der Sonnenenergie,

organische Körpersubstanz aufzubauen (Photosynthese). Dabei entsteht Sauerstoff, welcher

anderen Organismen für die Atmung zur Verfügung steht. In einem stehenden Gewässer ist

die Photosynthese wohl der wichtigste sauerstoffliefernde Prozess.

Die Lichtintensität nimmt mit der Gewässertiefe ab (das Licht wird von den Pflanzen bzw.

anderen Partikeln „verbraucht“) und daher ist die Photosynthese und somit eine

Sauerstoffproduktion nur bis zu jener Tiefe möglich, in der noch genügend Licht zur

Verfügung steht. Der Sauerstoffverbrauch durch Tiere und Bakterien läuft aber auch darunter

weiter und so kommt es zu einer Zehrung des Sauerstoffs in der Tiefenzone eines Sees.

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Dieses Tiefenwasser kann dann nur während der Frühjahrszirkulation (oder

Herbstzirkulation) mit Sauerstoff angereichert werden.

Die windgeschützte Lage des Weissensees, die im Verhältnis zur Länge geringe Breite und

die große Tiefe, führen im Frühling (bzw. Herbst) nicht jedes Jahr zu einer Vollzirkulation.

Das sauerstoffarme Tiefenwasser wird in solchen Jahren also nicht mit Sauerstoff

angereichert, wodurch der Lebensraum für Tiere auf die oberen sauerstoffreicheren Zonen

begrenzt wird (Abb. 3).

Für sauerstoffbedürftige Fische (Forellen, Reinanken, Saiblinge) liegt die untere

Verbreitungsgrenze derzeit etwa bei 50 m.

Abb. 3: Typisches Vertikalprofil der Sauerstoffkonzentrationen für den Weissensee in den Sommermonaten. Nicht jeden Frühling bzw. Herbst wird der gesamte Wasserkörper in Zirkulation versetzt. Dadurch kommt es zu teilweise langanhaltenden Perioden der Sauerstoffzehrung in der Tiefenzone. Die höchste Aktivität von Algen und somit die höchsten Sauerstoffkonzentrationen finden sich ganzjährig im Übergangsbereich zwischen warmer Oberflächenschicht und der Sprungschicht.

2. DIE GESCHICHTE DER FISCHEREI

Im Jahr 1485 schrieb Paolo SANTONINO, Sekretär des Bischofs von Caorle, anlässlich eines

Besuches in Oberkärnten in sein Tagebuch: „... DER SEE SELBST ERFREUT SICH

KEINER ANDEREN FISCHGATTUNG ALS DER FORELLEN, ABER DIESE SIND EBENSO

GUT WIE SCHÖN,...“. Dieser Eintrag wird heute als die erste urkundliche Erwähnung der

Fischerei am Weissensee angesehen.

Im Jahr 1883 veröffentlichte Prof. Dr. Vinc. HARTMANN eine Abhandlung mit dem Titel „DAS

THAL DES WEISSENSEES“. In dieser beschrieb er 7 Fischarten (Korrekterweise sind es 6

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Fischarten, da die Seeforelle und die Bachforelle verschiedene Ökoformen der gleichen Art

sind.) und den Edelkrebs (Astacus astacus).

Karpfenartige: Salmoniden:

Rotfeder (Scardinius erytrophthalmus) Seeforelle (Salmo trutta forma lacustris)

Aitel (Leuciscus cephalus) Bachforelle (Salmo trutta forma fario)

Schleie (Tinca tinca) Lachs (Salmo salar) ?

Gründling (Gobio gobio)

Elritze (Phoxinus phoxinus)

Als häufigste Fischarten nannte HARTMANN die Rotfeder, den Gründling, den Aitel aber auch

die Seeforelle. Die Seeforelle wurde auf Grund ihrer charakteristischen Färbung, die laut

HARTMANN nur im Weissensee ausgebildet wurde, auch Goldforelle genannt. Als zweite

Salmonidenart beschrieb er die „Lachsforelle“ (nicht zu verwechseln mit der rotfleischigen, da

karotingefütterten Regenbogenforelle aus den Fischzuchtanlagen), welche ein Gewicht von

über 15 kg erreichte und Ähnlichkeiten mit einer stationären Form des atlantischen

Binnenlachses aufwies.

1953 beschrieb Dr. Ingo FINDENEGG den Zander (Sander lucioperca), die Schleie und die

Seeforelle als wichtigste Nutzfische. Daneben kamen Rotaugen (Rutilus rutilus), Rotfedern,

Aitel, Gründlinge, Elritzen und Bachforellen vor.

Er wies damals auf einen starken Rückgang der Seeforelle hin. In den 1960 –er und Anfang

der 1970-er Jahre war jedoch wieder ein sehr guter Forellenbestand zu verzeichnen. Fische

von über 10 kg Gewicht waren keine Seltenheit und im Jahre 1974 wurde mit der Angel

sogar ein Exemplar von 20 kg gefangen. Ab diesem Zeitpunkt nahm der Seeforellenbestand

aber kontinuierlich ab.

Literaturrecherchen von Dr. Wolfgang HONSIG-ERLENBURG lassen darauf schließen, dass

auch der Seesaibling (Salvelinus umbla alpinus) zum Urbestand des Weissensees zu zählen

ist.

Das Fischereirecht ist im Besitz der „Agrargemeinschaft der 5 Dorfschaften vom

Weissensee (A5D)“, welche derzeit aus 59 Mitgliedern besteht. Daneben gibt es noch

private Fischereirechte an einigen „Brunnen“ (das sind unterseeische Quellaustritte), welche

früher von den Seeforellen als Laichplätze genutzt wurden. Lange Zeit war es Tradition an

diesen Stellen während der Laichzeit vom Fischereirecht Gebrauch zu machen. Gefangen

wurden die Fische mit Kiemennetzen bzw. mit dem „Gärn“ (Stechgabel). Heute werden nur

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noch selten Netze an den Brunnen ausgelegt. Abgesehen von diesen Befischungen und im

Zuge einiger wissenschaftlicher Untersuchungen, war der Fang von Fischen am

Weissensees - bis zum Jahr 2004 - den Angelfischern vorbehalten. Das

verantwortungsbewusste, ökologische Denken der A5D und meine Ausbildungen im Bereich

der Fischzucht, Fischökologie und Fischbiologie, ermöglichen heute eine enge

Zusammenarbeit und somit eine ganzheitliche Bewirtschaftung des Weissensees.

Zielorientierte wissenschaftliche Untersuchungen, Seeforellen- und Reinankenlaichfischfang,

Aufzucht von hochwertigen Besatzfischen, Fanglistenauswertungen, Erarbeitung von

Bewirtschaftungsstrategien, Kiemennetzbefischungen unter kontrollierten Bedingungen und

die Vermarktung von frischen Fischen aus dem Weissensee, sind die Kernpunkte dieser

Zusammenarbeit. Im Mittelpunkt der Bewirtschaftung steht aber nach wie vor die

Angelfischerei.

3. DER DERZEITIGE FISCHBESTAND

Besatzmaßnahmen, welche die Attraktivität des Weissensees als Angelgewässer erhöhen

sollten, bzw. ungewollte Einschleppungen, ließen die Fischartenzahl in den letzten hundert

Jahren von ursprünglich 7 auf derzeit 18 ansteigen. Auch die Populationsgrößen veränderten

sich drastisch, wodurch die ursprünglich beheimateten Fischarten mit völlig neuen

Konkurrenzerscheinungen bzw. erhöhtem Räuberdruck konfrontiert wurden. Gründlinge und

Elritzen (beide autochthon) waren diesen Veränderungen nicht gewachsen und sind vor über

30 Jahren aus dem Weissensee verschwunden. Auch der Seeforelle erging es nicht viel

besser, wobei bei ihr auch noch andere Ursachen, wie Überfischung und Besatz mit

ungeeigneten Forellen, zur Auslöschung der Population führten.

Heute wird der See von Reinanken, Rotaugen, Flussbarschen, Aiteln, Rotfedern, Schleien,

Hechten, der wieder eingebürgerten Seeforelle und Karpfen dominiert.

Der Karpfen vermehrt sich im Weissensee nicht natürlich, so dass der Bestand nur durch

regelmäßige Besatzmaßnahmen aufrecht erhalten werden kann. Er ist daher eine Spezies,

die aus ökologischer Sicht nicht ins natürliche Fischartengefüge des Weissensees passt. Als

Angelfisch ist er heute dagegen nicht mehr wegzudenken. Für den Karpfen spricht, dass er

die autochthonen Fischarten kaum negativ beeinflusst und daher kein Problem für den

Weissensee darstellt. Die Hecht-, Flussbarsch- und Reinankenpopulationen sind aus

fischökologischer Sicht weit problematischer.

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Die Abundanzen (Anzahl der Individuen) der einzelnen Fischarten ändern sich ständig. Vor

etwa zehn Jahren war die Reinanke jene Fischart die alle anderen in den Schatten stellte.

Derzeit haben wir sehr hohe Dichten von Rotaugen, Flussbarschen und seit einigen Jahren

auch wieder von Lauben. Davon profitieren die Raubfische wie Hecht, Flussbarsch, Zander,

Seeforelle und Seesaibling. Besonders der Seesaibling profitiert aber ganz offensichtlich von

der geringeren Dichte an Coregonen. Dieser Zusammenhang ist seit langem bekannt und

bestätigt sich immer wieder an verschiedenen Gewässern.

häufige Fischarten seltene Fischarten

mit fischereiwirtschaftlicher Bedeutung mit fischereiwirtschaftlicher Bedeutung

- Reinanke (Coregonus lavaretus) - Seeforelle (Salmo trutta forma lacustris)

- Hecht (Esox lucius) - Seesaibling (Salvelinus umbla alpinus)

- Karpfen (Cyprinus carpio) - Zander (Stizostedion lucioperca)

- Schleie (Tinca tinca) - Amur (Ctenopharyngodon idella)

- Flussbarsch (Perca fluviatilis)

- Rotauge (Rutilus rutilus)

- Rotfeder ( Scardinius erythrophthalmus)

- Aitel (Leuciscus cephalus)

- Laube (Alburnus alburnus)

sehr seltene, oder nur vereinzelt vorkommende Fischarten

ohne fischereiwirtschaftlicher Bedeutung

- Bitterling (Rhodeus sericeus amarus)

- Kaulbarsch (Gymnocephalus cernua)

- Brachse (Abramis brama)

- Silberkarpfen (Hypophthalmichthys molitrix)

- Giebel (Carassius auratus gibelio)

- Bachforelle (Salmo trutta forma fario)

4. GEWÄSSERBEWIRTSCHAFTUNG

Manche Bewirtschaftungsmaßnahmen, Vorschriften und Verbote sind nicht immer

unmittelbar nachvollziehbar oder verständlich. Sie sind jedoch die Vorraussetzung für einen

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nachhaltigen und ökologisch auch vertretbaren Fischbestand. Der Gewässerbewirtschafter

ist verantwortlich für die Erhaltung bzw. Schaffung eines seetypenspezifischen

Fischbestandes und hat sich dabei nach dem jeweiligen Landesfischereigesetz zu

richten. Gleichzeitig soll aber auch der Angler zufriedengestellt werden.

Die herrschenden Rahmenbedingungen (Nahrungsverfügbarkeit, Temperatur, Gesetze,...)

machen es nicht möglich, den Weissensee im Sinne eines Angelteiches mit x-beliebigen

Fischarten voll zu stopfen. Das wäre auch in keiner Weise im Sinne einer ökologischen

Bewirtschaftung. Eine Verbannung aller nicht heimischen Fischarten aus dem See wäre aber

ebenso falsch. Es gilt daher einen goldenen Mittelweg zu finden.

Vorraussetzung für eine ordentliche Bewirtschaftung eines Gewässers sind Kenntnisse über

die vorkommenden Fischarten und deren Bestandsgrößen, ihre Verteilung im See, ihre

Ernährungsweise, die natürliche Vermehrungsrate und über Konkurrenzphänomene. Es ist

auch notwendig Veränderungen im Populationsaufbau einer Fischart zu erkennen.

All diese Punkte setzen eine ständige Beobachtung des Fischwassers voraus. Je mehr und

genauere Daten zur Verfügung stehen, desto bessere Auswertungen sind möglich, die im

Endeffekt auch eine bessere Bewirtschaftung nach sich ziehen.

Seit dem Jahr 1991 gibt es Fanglisten in die der Angler jeden Fisch, der aus dem See

entnommen wird, eintragen muss. Diese Eintragungen (die leider nicht immer ganz korrekt

erfolgen) liefern seitdem entscheidende Daten, welche die Trends bei der

Populationsentwicklung der einzelnen Wirtschaftsfischarten deutlich aufzeigen.

Umfangreiche fischökologische Untersuchungen seit dem Jahr 1996 brachten wertvolle

Erkenntnisse über Fischartenverteilungen, Ernährungsweisen, Populationsaufbauten,

Parasitierung, Konkurrenzphänomene, u. v. m.. Die seit Juli 2004 durchgeführten

Befischungen mit Kiemennetzen im Freiwasserbereich des Weissensees liefern wichtige

Daten über den Reinanken-, Seeforellen- und Seesaiblingsbestand. Im Herbst 2008 wurde

eine wissenschaftliche Echolotuntersuchung durchgeführt (Gassner; Bundesamt für

Wasserwirtschaft, Scharfling). Diese ermöglicht eine Abschätzung der Fischbiomasse und

eine Größenklassenverteilung der festgestellten Fische. Seit 2008 werden genormten

Multimaschennetzen eingesetzt um die Altersstrukturen der Fischpopulationen (besonders

der Reinanken) festzustellen. Dadurch kann man früher auf Bestandsschwankungen

reagieren als bisher.

Trotz der vielen Daten darf man nicht dem Irrglauben verfallen, dass der Fischbestand des

Weissensees beliebig beeinflussbar ist. Es sind allenfalls Aussagen über vergangene

Entwicklungen bzw. über die Istsituation möglich. Die Zukunft kann man höchstens erahnen.

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Zu komplex sind die vielen Faktoren, die sich ständig gegenseitig beeinflussen.

Darüberhinaus sind die einzelnen Faktoren einem stetigen Wechsel unterzogen. Es ist, wie

in allen Bereichen der Ökologie (und des Lebens): Umso intensiver man sich mit einer

Thematik beschäftigt, desto mehr Fragen stellen sich. Irgendwann wird man ehrfürchtig und

so wie schon Sokrates muss man sich eingestehen, dass man nichts weiß.

5. BEVOR MAN ANFÄNGT ZU ANGELN

In keinem Gewässer sind Fische gleichmäßig verteilt. Besonders für den Weissensee trifft

dies zu. Das hat auch die Echolotuntersuchung ganz klar ergeben. Es gibt immer wieder

Strecken, die nahezu fischleer sind. Es gibt aber auch richtige „hot spots“. Daher macht es

wenig Sinn, den Köder irgendwo auszuwerfen. Das ist reine Glücksache. So dumm es auch

klingt: Sie müssen dort fischen, wo sich die Fische aufhalten. Ich empfehle daher jeden

Angler, schon früh morgens den See mit dem Boot abzufahren. Im meist klaren Wasser kann

man die Fische gut sehen. Besonders Schleien und Flussbarsche zeigen keine Scheu vor

dem Boot. Es gibt aber noch viele andere Anhaltspunkte. Raubfische sind meist dort, wo sich

Kleinfischschwärme (meist Rotaugen) aufhalten. Karpfen und Amur durchbrechen oft mit

einem lauten Platschen die Wasseroberfläche und wenn sie im flacheren Westteil vom Grund

Nahrung aufnehmen, dann sieht man zudem die aufsteigenden Gasblasen, die regelrechte

Fraßspuren sind. Einige Angler suchen Hechte und Flussbarsche im Boot stehend und

versuchen, z.T. sehr erfolgreich, die gesichteten Fische mit ihren Ködern zu überlisten.

Reinanken sieht man nur im Frühling im flachen Wasser entlang der Scharkante. Man kann

sie hier auch mit der Hegene fangen. Das restliche Jahr hält sich der Großteil der Renken in

Tiefen von ca. 10 m bis ca. 30 m auf. Es empfiehlt sich auf alle Fälle, verschiedene Tiefen

und verschiedene Bodenstrukturen (Schlamm, Armleuchteralgen) zu befischen.

6. ÖKOLOGIE UND FANG VERSCHIEDENER FISCHARTEN

Im Folgenden wird für jede Fischart erläutert, welche Ursachen der spezifischen

Bewirtschaftung zugrunde liegen und welche grundsätzlichen Überlegungen dazu beitragen

können den Angeltag etwas erfolgreicher zu gestalten.

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6.1. Seeforelle

(Salmo trutta f. lacustris)

Die Seeforelle zählt zum Urbestand des Weissensees und war über viele Jahre der häufigste

Nutzfisch. Zwischen 1970 und 1980 ist der Bestand aber innerhalb kürzester Zeit sehr stark

zurückgegangen. Als Gründe werden die Veränderung der Fischartenzusammensetzung,

Überfischung, Besatz mit nicht heimischen und daher genetisch ungeeigneten Forellen,

sowie der Verlust von Laichplätzen diskutiert. Eine Eutrophierung (= Eine Zunahme von

Nährstoffen, die zu einer erhöhten Produktivität eines Gewässers führt und meist auch eine

Verschiebung des Fischartenspektrums nach sich zieht) kann ausgeschlossen werden.

Schon während bzw. kurz nach dem Verschwinden des „Weissenseelachses“ wurde mit sehr

großem finanziellen und ideellen Aufwand versucht, die Seeforelle wieder einzubürgern. Die

Bemühungen blieben vorerst jedoch aus vielerlei Gründen unbelohnt. Erst Mitte der 1990-er

Jahre ist es schließlich gelungen einen geeigneten Seeforellenstamm (Attersee) zu finden.

Diese Fische erinnern in ihrem Erscheinungsbild sehr an die Urform der Weissenseeforelle.

Besatzmaßnahmen mit mehrjährigen Fischen in den Jahren 1998 und 1999 verliefen

überaus erfolgreich und so gelang es im Dezember 2001 erstmals seit vielen Jahren wieder

Seeforellen, mit einer Länge von über 70 cm und teilweise sogar über 80 cm beim

Laichfischfang zu fangen. Forellen dieser Größenordnung kommen seit dem jedes Jahr zum

ablaichen. Die qualitativ hochwertigen Eier werden im eigenen Bruthaus erbrütet und die

Jungforellen in ausreichender Zahl unter sehr guten Bedingungen in Naturteichen

aufgezogen. Diese sind die Grundlage für den Aufbau einer Seeforellenpopulation, die den

Möglichkeiten des Weissensees auch gerecht werden kann.

Trotz der guten Qualität der Besatzfische kommt es nach ihrer Entlassung in ihr neues Biotop

zu einem wahren Gemetzel. Über 99,5 % der Besatzfische gehen verloren. Der Großteil wird

von Hechten gefressen, ein Teil verhungert, ein Teil wird verangelt und ein Teil wird mit den

Kiemennetzen gefangen (Fotos 1 u. 2). In den Jahren 2005 und 2008 wurden durch die

Netzfischerei ca. 4% der Besatzfische entnommen. Das bedeutet, daß über 95 % auf andere

Weise verschwunden sind. Sofern ein Überleben möglich erscheint werden die Forellen

wieder zurückgesetzt. Größere Seeforellen (> 60 cm) können fast zu 100 % wieder unverletzt

freigelassen werden.

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Fotos 1 u. 2: Links: Drei Seeforellen (42,3 cm, 45,6 cm, 47,4 cm). Besetzt im November 2005. Gefangen mit einem Kiemennetz am 25.07.2006. Der obere und der untere Fisch weisen eine Hechtbissverletzung auf. Die obere und die mittlere Seeforelle hatten einen Angelhaken im Magen. Rechts: Seeforelle 64,5 cm; 2,13 kg. Gefangen mit einem Kiemennetz am 04.05.2005. Stark abgemagerter Fisch mit Hechtverletzung (Bild oben) und Angelhaken im Magen (Bild unten).

Die Nahrungswahl und der Lebensraum ändern sich bei Seeforellen mit ihrer Größe. Junge

Fische (bis ca. 3 kg) besiedeln sowohl die warme Oberflächenschicht als auch die kalte

Tiefenzone. An der Wasseroberfläche jagen sie in erster Linie einsömmrige Flussbarsche

bzw. sammeln Anflug (geflügelte Insekten). Bei ihren Raubzügen verhalten sich Seeforellen

äußerst auffällig und können leicht beobachtet werden. Das warme Wasser wird in den

Sommermonaten wohl nur auf Grund der guten Nahrungssituation in Kauf genommen, denn

bei mehreren Seeforellen konnte ein Wechsel von der Oberfläche bis in eine Tiefe von 35 m

innerhalb kürzester Zeit nachgewiesen werden. Große Seeforellen halten sich in den

Sommermonaten fast ausschließlich in tieferen Wasserschichten auf und ernähren sich

vorwiegend von Fischen (Flussbarsche, Rotaugen, Lauben, Reinanken).

Als Laichplätze dienen der Mühlbach in Neusach und der Seeabfluss am Ostende des Sees.

Früher wurden dagegen fast nur die unterseeischen Quellen (die „Brunnen“) genutzt. An

diesen konnte in den letzten Jahren keine Laichaktivität mehr festgestellt werden. Direkt im

See wird aber nachweislich auch von einigen Seeforellen abgelaicht. Wo diese das tun, ist

derzeit noch ihr Geheimnis. Die Laichzeit beginnt Mitte November und endet im Jänner,

wobei schon ab Mitte Oktober die ersten größeren Forellen im Umkreis der Laichplätze

beobachtet werden können.

Seeforellen, die nicht zur künstlichen Nachzucht herangezogen werden, legen eine

Laichgrube in kiesigem, gut mit Sauerstoff versorgtem Sediment an. In diese werden vom

Rogner (weiblicher Fisch) die Eier in Portionen abgegeben und vom Milchner (männlicher

Fisch) befruchtet. Anschließend überdecken die Forellen die befruchteten Eier mit Kies.

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6.1.1. Fang

Junge, meist untermäßige Seeforellen werden häufig mit der Hegene als Beifang beim

Renkenfischen erbeutet. Bitte behandeln sie solche Fische besonders vorsichtig und setzen

sie diese wieder zurück. Sie sollten auch beachten, dass trockene Oberflächen die

Schleimschicht der Fische derart verletzen, dass sie in der Folge sehr häufig daran sterben.

Dies geschieht dann meist sekundär durch Infektionen. Wenn sie also einen gefangenen

Fisch wieder zurücksetzen wollen (oder müssen), dann bitte den Fisch keschern und den

Haken außerhalb des Bootes lösen. Bitte den Fisch niemals mit trockenen Händen

anfassen!

Große Seeforellen wurden in den letzten Jahren beim Schleppen bzw. mit dem Wurm

gefangen. Perlmuttspangen haben mich nach anfänglicher Skepsis überzeugt. Mit Hilfe eines

Paravans bzw. eines Wickelbleis erreicht man auch problemlos die erforderlichen Tiefen.

Gummifische (z.B. Castaic), Wobbler und Köderfischsysteme funktionieren ebenso und der

tote Köderfisch langsam geschleppt brachte auch gute Erfolge.

Im Frühling und Herbst besiedeln große Seeforellen auch die oberflächennahen

Wasserschichten. Im Sommer verlassen sie dagegen nur sehr selten die kalte Tiefenzone.

Der Köder sollte in Tiefen zwischen 10 m und 20 m angeboten werden, zumindest aber im

Übergangsbereich zwischen der warmen Oberflächenschicht und der Sprungschicht in ca. 8

– 9 m.

Das Angeln mit Fischeingeweiden ist verboten!!!

6.1.2. Fanglistenauswertung und Bewirtschaftung

Das Mindestmaß von 50 cm wurde für die Seeforelle bis 1999 beibehalten. Obwohl es aus

heutiger Sicht viel zu niedrig angesetzt war, konnten bis zum Jahr 1998 nur sehr

bescheidene Jahresausfänge erzielt werden (Tab. 1).

Tab. 1: Seeforellenausfang im Jahresvergleich (1991 – 1999). Mindestmaß bis 1999 = 50 cm. Von 1991 bis 1999 wurde nur die Anzahl der gefangenen Fische aufgelistet. Die Fischlängen blieben bei der Auswertung unberücksichtigt. Auswertung durchgeführt von der A5D, insbesondere von Herrn Walter Domenig.

Das gute Fangergebnis im Jahr 1991 beruhte auf den Besatz mehrjähriger Seeforellen,

welche jedoch ein Jahr später wieder verschwunden waren. Das erklärt auch, warum die

Jahr 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999

Ausfang [Ind.] 91 34 30 18 11 13 21 10 126

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größte gefangene Seeforelle von 1991 – 1998 nur eine Länge von 59 cm aufwies. Der

Besatz geeigneter Seeforellen in den Jahren 1998 und 1999 führte zu einem Anstieg bei den

Ausfängen in den folgenden Angelsaisonen. Im Unterschied zu den Jahren davor konnten

einige dieser Forellen auch noch mehrere Jahre später in den Fanglisten und was noch

wichtiger ist, auch an den Laichplätzen registriert werden. Die durchgeführten

Laichfischfänge und begleitende wissenschaftliche Untersuchungen machten dann bald

deutlich, dass ein Mindestmaß von 50 cm völlig falsch angelegt war, da einige Seeforellen

erst mit einer Länge von 60 bis 75 cm das erstemal ablaichen. Die Erhöhung des

Mindestmaßes im Jahr 2000 auf 60 cm war also auch noch nicht ausreichend. Erst mit einem

Mindestmaß von 70 cm, wie es 2003 eingeführt wurde, konnte sichergestellt werden, dass

zumindest die meisten Seeforellen einmal ablaichen können.

Die Untersuchungen in den letzten Jahren erbrachten aber noch weitere wichtige und

interessante Ergebnisse. Beim ersten durchgeführten Laichfischfang im Dezember 2001

wurden alle gefangenen Seeforellen vermessen (Länge und Gewicht), fotografiert und nach

dem Abstreifen wieder zurückgesetzt. Der eher zufällige Vergleich verschiedener Fotos

führte schließlich zu der Erkenntnis, dass jede Seeforelle durch ihre Zeichnung (Anordnung

der schwarzen Punkte) eindeutig identifiziert werden kann (die Fotos 3 – 6 sollen dies

verdeutlichen). Seit dem Jahr 2002 geht daher jede beim Laichfischfang gefangene

Seeforelle in eine Bilddatenbank ein.

Fotos 3 u. 4: Bei beiden Fotos handelt es sich um den gleichen Rogner. Das linke Bild wurde am 26.12.2001 aufgenommen. Das rechte Bild am 07.12.2002. In beiden Jahren kam diese Forelle in den Mühlbach zum Ablaichen. Dort wurde sie gefangen und nach dem Abstreifen der Eier wieder freigelassen. Im Dezember 2001 hatte dieser Fisch eine Länge von 70 cm und ein Gewicht von 5,92 kg (Gewicht mit Laich. Zurückgesetzt wurde die Forelle mit einem Gewicht von ca. 5 kg). Anfang Dezember 2002 hatte der gleiche Fisch eine Länge von 81,5 cm bei einem Gewicht von 8,18 kg.

Heute kann durch den Vergleich der Fotos eindeutig bestimmt werden,

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o ob eine Seeforelle zum erstenmal abgelaicht hat, oder ob sie schon in den Jahren zuvor

an den Laichplätzen registriert wurde.

o wie viel eine Seeforelle in einem Jahr an Länge und Gewicht zulegen konnte.

o ob eine mit der Angel gefangen Seeforelle bereits bei einem Laichfischfang registriert

wurde. Daraus ergeben sich Anhaltspunkte ob auch andere, derzeit nicht bekannte,

Laichplätze genutzt werden.

Fotos 5 u. 6: Auch diese beiden Fotos zeigen den gleichen Fisch. Links ein Seeforellenmilchner am 24.09.2010. Gefangen gegen Mittag von Martin Zimmermann aus Lienz beim schleppen. Und, wie sich das gehört, wieder zurückgesetzt. Rechts der gleiche Fisch am 03.12.2010. Gefangen im Zuge des Laichfischfanges im Mühlbach. Länge: 66cm; Gewicht: 4,07 kg. Am rechten Foto ist die Verletzung durch den Angelhaken zu erkennen. Herzlichen Dank an Martin für sein faires Handeln und sein Versprechen auch größere Forellen nach einem kurzen Fototermin wieder in die Freiheit zu entlassen.

Auf alle Fälle bietet sich die Möglichkeit die Entwicklung einiger Seeforellen individuell zu

verfolgen, woraus sich Anhaltspunkte über den tatsächlichen Bestand ergeben. Der

Fotovergleich zeigte aber auch, dass auch größere Seeforellen relativ leicht mit der Angel zu

fangen sind.

Die derzeitigen Rahmenbedingungen für den Aufbau einer Seeforellenpopulation am

Weissensee sind eher ungünstig. Zu hoch sind der Hecht- und Flussbarschbestand um mit

den derzeitigen Besatzmengen wirklich gute Erfolge erzielen zu können. Für die nächsten

Jahre ist geplant, dass die bestehende Teichanlage so umgebaut wird, dass sehr große

Mengen an vorgestreckten Seeforellen (4 – 6 cm) produziert werden können. Diese werden

dann direkt von der Teichanlage in den Weissensee entlassen.

Die Seeforellenfänge waren in den letzten Jahren wieder bescheidener, im Vergleich zu den

1980-er und 1990-er aber immer noch großartig (Tab. 2). Es wird allerdings schön langsam

Zeit für eine richtig große Seeforelle jenseits der 15 kg Marke.

Tab. 2: Seeforellenausfang im Jahresvergleich (2000 – 2010). Mindestmaß: 2000 – 2002 = 60 cm; ab 2003 = 70 cm; Das Fischgewicht wurde mit Hilfe der Formel aus der Längen- Gewichtsregression berechnet.

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Schonzeit: 01.10. - 28.02.

Fangbeschränkung: siehe bei „Wichtige Richtlinien...“

Mindestmaß: 70 cm

Größte Angelfänge: Jahr Länge Gewicht

2010 72 cm 4,60 kg

2009 82 cm 6,60 kg

2002 87 cm 11,65 kg

6.2. Reinanke

(Maräne)

(Coregonus lavaretus)

Der erste Besatz mit Reinanken erfolgte am Weissensee im Jahr 1934 in Form von Larven.

Aus diesen Besatzfischen entwickelte sich in den folgenden 50 Jahren ein sehr guter

Bestand, der jedoch unbeachtet blieb, da in diesem Zeitraum keine erwerbsmäßige Fischerei

mit Kiemennetzen betrieben wurde und noch keine effektive Angelmethode zur Verfügung

stand. Die Entwicklung der Nymphenhegene, die am Weissensee erstmals um 1980 zum

Einsatz kam, machte es aber schließlich möglich, Coregonen gezielt und erfolgreich mit der

Jahr

[Ind.] [kg] [Ind.] [kg] [Ind.] [kg]

2000 55 221 55 221

2001 39 143 33 108 6 35

2002 40 153 34 113 6 40

2003 26 181 26 181

2004 22 137 22 137

2007 6 36 6 36

2008 6 38 6 38

2009 12 94 12 84

2010 14 84 14 84

Gesamtfang < 70 cm >= 70 cm

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Angel zu befischen. Innerhalb weniger Jahre wurde die Reinanke zur beliebtesten und

wichtigsten Wirtschaftsfischart des Weissensees.

Das Fleisch ist grätenarm und von ausgezeichneter Qualität, jedoch empfindlich gegenüber

Wärmeeinfluss. Die Fische sollten daher nach dem Fang so schnell wie möglich

ausgenommen und anschließend gekühlt werden. Heißgeräuchert ist die Reinanke eine

Delikatesse und gebeizt (graved) besticht sie durch ihren dezenten Eigengeschmack.

Große Reinanken (> 40 cm) ernähren sich, bei entsprechender Verfügbarkeit, fast zu 100 %

von Bodenorganismen wie Zuckmückenlarven und -puppen, Wasserasseln und Muscheln.

Nur bei sehr gutem Zooplanktonangebot nutzen auch große Maränen diese proteinreiche

Nahrungsquelle (Abb. 4 u. Abb. 5). Zwischen Juni und September zählen auch junge

Flussbarsche zum Nahrungsspektrum. Kleine Reinanken ernähren sich vorwiegend von

Zooplankton. Während der Laichzeit (Anfang Dezember) werden die Eier der laichenden

Artgenossen zur Hauptnahrungskomponente (Fotos 7 u. 8).

Abb. 4: Einige Beispiele für typische Zooplanktonkrebse der Freiwasserzone des Weissensees

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Abb. 5: Einige typische Beispiele für Bodenorganismen die von Coregonen konsumiert werden.

Foto 7: Links: Magen einer Reinanke, vollgefüllt mit dem Laich der Artgenossen, gefangen am 05.12.2001.

Foto 8: Rechts: Mageninhalt (102 !!! Flussbarsche) einer Reinanke (Länge: 55,7 cm; Gewicht: 1474 g). Gefangen am 19.06.2007 im Freiwasser mit einem Kiemennetz.

Die Laichzeit beginnt Ende November und erreicht ihren Höhepunkt in der ersten bzw.

zweiten Dezemberwoche. Großwüchsige Maränen laichen in Tiefen zwischen 15 und 25 m

über schlammigem Grund. Eine kleinwüchsige Reinankenpopulation laicht im Uferbereich auf

kiesigem Grund in Tiefen zwischen 1 und 15 m.

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15-25 m

2-3 m

Blei

Wasseroberfläche

Nymphe

Bewegung

durch Wellen

6.2.1. Fang

Der Fang erfolgt fast ausschließlich mit der Nymphenhegene zwischen 0 und 3 m über dem

Grund. Die Nymphen sollen dabei die Larven- bzw. Puppenstadien von Zuckmücken

imitieren, welche eine der wichtigsten Nahrungskomponenten der Reinanken darstellen.

Die meisten Renkenfischer angeln im Bereich zwischen der Wasserschischule (etwa 500 m

östlich der Brücke) und dem Mühlbach in Neusach. Hier fallen die vorerst flachen

Uferbereiche relativ steil auf 12 - 20 m ab. Da diese Tiefe dann mehr oder weniger konstant

bleibt, fischt man fast immer an der richtigen Stelle. Östlich des Mühlbaches wird nur noch

die Scharkante bis max. 30 m befischt. Die besten Erfolge erzielt man aber wohl in einer

Tiefe von 15 - 25 m. Bei Wassertemperaturen von unter 15 °C (bis Mitte oder Ende Mai)

besiedeln Reinanken auch die flachen Uferbereiche und können dort auch erfolgreich mit der

Hegene mehr oder weniger „auf Sicht“ in Tiefen zwischen 3 m und 5 m befischt werden.

Generell erzielt man im Frühling im flacheren Wasser bessere Erfolge. Es ist also günstig

wenn man mit dem Boot in der Nähe der Scharkante angelt. Hier kann man dann

verschiedene Tiefen befischen. In flachen, verkrauteten Bereichen fängt man meist auch die

größeren Maränen. Zeitweise ziehen Reinanken, entsprechend kaltes Wasser vorausgesetzt,

auch direkt an der Oberfläche und fressen hier auch Anflugnahrung. Sie können mit dem

Schwimmer dann auch in der „Schwebe“ gefangen werden.

Methoden

Reinankenschwimmer:

Dabei handelt es sich um einen überdimensional großen

Schwimmer, der bei richtigem Einsatz hervorragende

Eigenschaften besitzt:

o Man hat zu jeder Zeit einen Überblick davon in welcher

Tiefe man fischt.

o Die Nymphen werden bei gut eingestellter Tiefe vom

Schwimmer in Bewegung gehalten.

o Die Fische haken sich durch das verwendete Grundblei

(20 – 30g) von selbst. Auf den Zug den das Grundblei

nach unten ausübt reagiert die gehakte Reinanke mit

Gegenzug und schwimmt daher fast senkrecht nach oben. Dadurch fällt der Schwimmer

um und signalisiert den Biss.

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15-25 m

3-5 m

Blei

Wasseroberfläche

Nymphe

Angelleine

15-25

m

2-3 m

Blei

Wasser-

oberfläche

Nymphe

Angel

Anker

Karabiner

Boot

20-50

cm

Tiefenschwimmer:

Dieser wird durch das Grundblei (20 – 30g) mit in die Tiefe

gezogen. Seine Aufgabe besteht lediglich darin die Hegene

senkrecht zu halten. Die Fische haken sich von selbst und

der Biss wird durch die Rutenspitze angezeigt. Durch diese

Methode erspart man sich die Tiefeneinstellung des

Schwimmers.

„Zupfen“:

Dafür wird eine sehr feine Angel (z. B. Winkelpicker)

verwendet. Vom Boot aus wird die mit 5 – 8 g beschwerte

Hegene bis zum Grund abgesenkt. Durch langsames

Anheben und wieder Absenken der Rutenspitze soll der

Reiz der Nymphen erhöht werden. Den Biss erkennt man

an der Rutenspitze, bzw. spürt man in den Fingerspitzen.

Sobald das geringste Anzeichen eines Bisses registriert

bzw. erahnt wird, muss ein leichter Anschlag gesetzt

werden. Diese Methode setzt also ständige Konzentration

voraus und besonders bei wechselnder Windrichtung ist es oft mühsam die Position des

Bootes zu halten.

Viel entscheidender als die Methode die man wählt, ist jedoch die Qualität der verwendeten

Nymphen, sowie der Angelplatz. Da man bei allen Methoden mit sehr feinem Material fischt

und Reinanken, durch den anatomischen Bau des Maules, sehr leicht aushaken, darf die

verwendete Angel nicht zu steif sein. Trotz entsprechendem Gerät passiert es aber recht

häufig, dass Renken beim Drillen wieder frei kommen. So hatten z.B. in der Angelsaison

2009 10,5 % der mit Kiemennetzen im Freiwasser gefangenen Coregonen eine eindeutige

Angelverletzung. In der Angelsaison 2010 waren es nur noch 5,6 %. In flacheren

Seebereichen ist ihr Anteil vermutlich etwas höher.

In den letzten Jahren war eine Abnahme großer Zuckmückenarten zu beobachten. Derzeit

nimmt ihr Bestand wieder zu und so konnte im Frühling 2009 an manchen Tagen wieder ein

regelrechter Massenschlupf beobachtet werden. Die Hakengrößen können jetzt auch wieder

größer gewählt werden als noch vor zwei bzw. drei Jahren. Es gibt einige unterschiedliche

Meinungen über die Fängigkeit verschiedener Angelhaken und die Art diese als

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Zuckmückenimitationen zu gestalten. Ich selbst bevorzuge dünndrahtige Haken der Größe

16 – 20 (z. B. Kamasan), dünn gebunden und Fluorcarbonschnüre der Stärke 0,12 mm bis

0,14 mm (für die Hegene). Die dünnen Schnüre überdehnen jedoch sehr leicht und die

Nymphen müssen daher nach ein paar gefangenen Fischen wieder neu gebunden werden.

Sehr gute Hegenen kann man im Angelgerätegeschäft in Techendorf kaufen.

6.2.2. Fanglistenauswertung und Bewirtschaftung

Wie aus Tab. 3 ersichtlich ist steckte die Reinankenfischerei am Weissensee zu Beginn der

1990-er Jahre noch in ihren Anfängen. Der Ausfang von Fischen mit einer Länge von 40

cm lag bei ca. 1.000 Individuen pro Jahr. Bis 1995 hat sich die jährliche Entnahme aus dem

See jedoch vervierfacht. In diesem Zeitraum war der Fang einer untermaßigen Reinanke (<

40 cm) eher die Ausnahme. Das änderte sich bis zum Jahr 1999 jedoch gravierend. Ein sehr

genau geführtes Fangbuch von Herrn Stefan TRAAR zeigt dies sehr eindrucksvoll. Von ihm

wurden in der Angelsaison 1999 insgesamt 461 Reinanken gefangen, von denen jedoch nur

23 das Mindestmaß von 40 cm hatten (also nur jede 15,7-te). Im Durchschnitt fing er 9,25

Renken pro Befischungstag.

Tab. 3: Reinankenausfang im Jahresvergleich (1991 – 1999). Mindestmaß = 40 cm. Von 1991 bis 1999 wurde nur die Anzahl der gefangenen Fische aufgelistet. Die Fischlängen blieben bei der Auswertung unberücksichtigt. Auswertung durchgeführt von der A5D, insbesondere von Herrn Walter Domenig.

Die Zunahme des Renkenbestandes, im ohnehin nährstoffarmen und damit eher

nährtierarmen Weissensee, führte schließlich zu einem Engpass bei der

Nahrungsverfügbarkeit. Besonders das Zooplankton reichte nicht mehr aus um den vielen

Fischen ein gutes Wachstum zu ermöglichen. Daher waren sowohl kleinwüchsige als auch

junge Renken gezwungen auf Bodennahrung umzusteigen und wurden in der Folge vermehrt

mit der Angel gefangen. Der Fraßdruck auf Bodenorganismen stieg sehr stark an. Der

beobachte Rückgang von schlüpfenden Zuckmücken dürfte also eine Folge des zu hohen

Renkenbestandes gewesen sein.

Die niedrigen mittleren Konditionsfaktoren (Der Kf gibt das Verhältnis von Fischgewicht zur

Fischlänge an, wobei gut genährte Fische ein höheres Gewicht und somit einen höheren Kf

aufweisen) und die hohe Zahl von leeren Mägen bei den untersuchten Reinanken deuteten,

Jahr 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999

Ausfang [Ind.] 1.167 851 1.553 3.146 3.943 4.012 3.088 3.099 2.996

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neben dem schlechten Fischwachstum, ebenfalls auf eine sehr geringe

Nahrungsverfügbarkeit hin.

Ein sehr starker Befall der Renken mit dem Bandwurm (Cestoden) Proteocephalus exiguus

im Magen-Darmbereich war ebenso ein Zeichen für einen zu hohen Renkenbestand. In den

Jahren 1999 bis 2001 waren zumindest zwischen 80 % und 90 % der Coregonen mit diesem,

bis zu 20 cm langen Bandwurm befallen. Manche Fische waren mit über 100 adulten

(geschlechtsreifen) bzw. mit über 500 Präadulten Cestoden befallen.

Auf die Fischgesundheit haben diese Parasiten keinen Einfluss und auch für den Menschen

sind sie harmlos. Da sie nur den Magen-Darmbereich befallen ist der Fisch nach dem

Ausnehmen frei von Bandwürmern.

Eine logische Konsequenz aus diesen Ergebnissen war eine kontrollierte Dezimierung der

schlechtwüchsigen Reinankenpopulation bei gleichzeitiger Schonung großwüchsiger

Maränen. Das Mindestmaß wurde ab der Angelsaison 2001 von 40 auf 35 cm reduziert. Der

Tagesausfang betrug weiterhin höchstens 3 Fische, wobei nur eine Reinanke mit einer

Länge von 40 – 50 cm pro Tag entnommen werden durfte. Diese Größenklasse ist sicherlich

besonders wertvoll für die natürliche Vermehrung.

Die Neuregelung im Jahr 2001 erhöhte den Renkenertrag (Angelfänge) auf ca. 8.200 !!!

Individuen. 75 % der gefangenen Renken hatten eine Länge von weniger als 40 cm (Tab. 4).

In den folgenden Jahren nahm der jährliche Fischertrag, bedingt durch den geringeren Anteil

kleiner Reinanken, kontinuierlich ab. Der Anteil großer Maränen nahm dagegen bis zum Jahr

2005 zu (Abb. 6).

Tab. 4: Reinankenangelfänge im Jahresvergleich (2000 – 2010). Mindestmaß: bis zum Jahr 2000 = 40 cm; ab 2001 = 35 cm. Sonderregelung: Entnahme von max. 1 Reinanke mit einer Länge von 40-50 cm pro Tag; ab 2008 = 38 cm. Das Fischgewicht wurde mit Hilfe der Formel aus der Längen- Gewichtsregression berechnet.

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Jahr

[Ind.] [kg] [Ind.] [kg] [Ind.] [kg] [Ind.] [kg]

2000 3166 2149 0 0 2947 1845 219 304

2001 8188 4069 6017 2555 1983 1262 188 251

2002 7521 3943 5002 2166 2286 1483 233 294

2003 7154 3860 4424 1916 2499 1640 231 303

2004 6205 3656 3357 1471 2454 1673 394 512

2005 6152 3707 3268 1430 2392 1664 492 613

2006 3276 2139 1586 692 1279 922 411 525

2007 1218 966 392 169 523 385 303 412

2008 744 641 99 46 446 316 199 279

2009 396 302 107 49 205 138 84 115

2010 960 668 305 144 546 352 109 172

Gesamtfang < 40 cm >= 40 - < 50 cm >= 50 cm

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Abb. 6: Längenhäufigkeitsverteilung von Reinanken der Längenklasse von 35 - 64 cm, die in den Jahren 2000 bis 2010 mit der Angel gefangen wurden. (Die Skalierung auf der y-Achse – gefangene Reinanken [Ind.] – ist nicht einheitlich gewählt.)

Ab der Angelsaison 2006 nahmen die Renkenfänge rapide ab. Mit dem Tiefpunkt im Jahr

2009. Seit dem erholt sich die Population wieder. Eigentlich geht es mit den Renken seit dem

Jahr 2007 wieder aufwärts, nur wuchs der Jahrgang 2007 erst in der Saison 2010 zu

fangfähigen Fischen heran.

0

200

400

600

800

1000

1200

1400

1600

1800

35 36 37 38 39 40 41 42 43 44

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

0

50

100

150

200

250

300

350

45 46 47 48 49 50 51 52 53 54

ge

fan

ge

ne

Re

ina

nk

en

[In

d.]

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

0

5

10

15

20

25

30

55 56 57 58 59 60 61 62 63 64

Totallänge [cm]

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

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Die Abb. 7 und Abb. 8 zeigen die Alterklassenverteilung der Reinankenpopulation in den

Jahren 2008 bis 2010 bzw. in den Jahren 1999 bis 2001. Aus den Diagrammen wird

ersichtlich, dass die jeweiligen Jahrgangsstärken sehr unterschiedlich ausfallen können. Bei

den Untersuchungen von 2008 bis 2010 dominierten Renken des Geburtsjahres 2007. Die

Renkenjahrgänge 2008, 2006, 2005 und 2004 sind definitiv sehr schwach ausgefallen. 2009

war für die Renken wieder besser (in Bezug auf Reproduktion und Jungfischaufkommen)

aber bei weitem nicht . Offensichtlich ist auch, dass der relativ hohe Anteil alter Fischen im

Weissensee auf eine extensive Befischung hindeutet. In stark befischten Gewässern sind

Renken mit einem Alter von über 6 Jahren in weit geringeren Dichten vorhanden.

Von 1999 bis 2001 dominierten die Fänge Renken des Jahrganges 1997. Wie aus Abb. 9

ersichtlich, handelte sich bei diesem Jahrgang um reines Naturaufkommen. Seit dem Jahr

2004 werden wieder kontinuierlich potentiell großwüchsige Maränen besetzt. Im Jahr 2007

scheint dies gut funktioniert zu haben. 2008 blieben die Besatzmaßnahmen trotz weiterer

Erhöhung der Besatzmengen allerdings ohne nachweisbaren Effekt. Viel wichtiger als die

Fischmengen sind also offensichtlich die herrschenden Rahmenbedingungen

(Futterangebot,...) welche die Jungrenken vorfinden, wenn sie im Weissensee zur Welt

kommen oder von außen in diesen eingebracht werden. Dadurch wird es auch einleuchtend,

dass in so nahrungsarmen Jahren wie dem Jahr 2006 (Vergleiche Abb. 13) durchaus ganze

Jahrgänge ausfallen können.

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Abb. 7: Altersklassenverteilung von Reinanken die in den Jahren 2008 bis 2010 gefangen wurden (kommerzielle Befischungen, Laichfischfang und Befischungen mit Multimaschennetzen). n = Anzahl untersuchter Reinanken.

0

40

80

120

160

200

0+ 1+ 2+ 3+ 4+ 5+ 6+ 7+ 8+ 9+ 10+ 11+ 12+ 13+ 14+

An

za

hl [n

]

2008 n=212

Ja

hrg

an

g 2

00

7

0

40

80

120

160

200

0+ 1+ 2+ 3+ 4+ 5+ 6+ 7+ 8+ 9+ 10+ 11+ 12+ 13+ 14+

An

za

hl [n

]

2009 n=718

Ja

hrg

an

g 2

00

7

0

40

80

120

160

200

0+ 1+ 2+ 3+ 4+ 5+ 6+ 7+ 8+ 9+ 10+ 11+ 12+ 13+ 14+

]

Alter

2010 n=551

Ja

hrg

an

g 2

00

7

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Abb. 8: Altersklassenverteilung von Reinanken in den Jahren 1999, 2000 und 2001. Es handelt sich um Fische die mit der Angel bzw. mit Netzen im Zuge der Diplomarbeit von Martin Müller gefangen wurden.

Abb. 9: Besatz mit vorgestreckten (links) und einsömmrigen Maränen (rechts) seit dem Jahr 1995. Im Jahr 1994 wurden zusätzlich 2,6 Millionen Larven besetzt.

0

10

20

30

40

50

60

0+ 1+ 2+ 3+ 4+ 5+ 6+ 7+ 8+ 9+ 10+ 11+ 12+

An

za

hl [n

]

1999 n=71

Ja

hrg

an

g 1

99

7

0

10

20

30

40

50

60

0+ 1+ 2+ 3+ 4+ 5+ 6+ 7+ 8+ 9+ 10+ 11+ 12+

An

za

hl [n

] 2000 n=121Ja

hrg

an

g 1

99

7

0

10

20

30

40

50

60

0+ 1+ 2+ 3+ 4+ 5+ 6+ 7+ 8+ 9+ 10+ 11+ 12+

An

za

hl [n

]

Altersklassen

2001 n=92

Ja

hrg

an

g 1

99

7

0

50

100

150

200

250

300

350

19

95

19

96

19

97

19

98

19

99

20

00

20

01

20

02

20

03

20

04

20

05

20

06

20

07

20

08

20

09

20

10

Ind

ivid

ue

n x

10

00

Jahr des Besatzes

Vorgestreckte Maränen 3-4cm Fischzucht Wallersee

0

5

10

15

20

25

30

19

95

19

96

19

97

19

98

19

99

20

00

20

01

20

02

20

03

20

04

20

05

20

06

20

07

20

08

20

09

20

10

Ind

ivid

ue

n x

10

00

Jahr des Besatzes

einsömmrige Maränen 12-20cm Heidenreichstein bzw. Unterach

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Die Abb. 10 zeigt die Längenhäufigkeitsverteilung von Reinanken die von 2004 bis 2010 mit

Kiemennetzen im Freiwasserbereich gefangen wurden. Da die Befischungsintensität von

Jahr zu Jahr variierte wurden die Fänge zur besseren Vergleichbarkeit auf eine einheitliche

Netzfläche von 1000 m² bezogen. Im Jahr 2004 waren die Netzfänge von kleinen Reinanken

(mittlere Länge 38,1 cm) dominiert. Maränen mit einer Länge von über 50 cm waren so gut

wie nicht nachweisbar. Sie waren demnach also nicht da, zumindest nicht im

Freiwasserbereich. In den folgenden Jahren nahmen die Fänge von kleinen Renken

kontinuierlich ab und die Fänge von großen Maränen kontinuierlich zu (mittlere Länge 2008:

42,3cm). Das ist plausibel damit zu erklären, dass zumindest ab dem Jahr 2002 der

Reproduktionserfolg bei den Renken stark abnahm. Das erklärt auch warum im Zuge der

Diplomarbeit von Mag. Michael Buchart in den Jahren 2003 und 2004 trotz monatlicher

Befischungen bei Neumond so gut wie keine Jungrenken gefangen werden konnten. Heute

fängt man mit den gleichen Netzen sehr wohl ein- und zweijährige Coregonen. Auf alle Fälle

gingen die Fänge zurück, weil ab dem Jahr 2002 nur noch sehr wenige Jungfische je

Jahrgang nachwuchsen. Die steigende Zahl von großen Maränen hängt einerseits mit den

letzten guten Jahrgängen und andererseits mit einer besseren Nahrungsverfügbarkeit auf

Grund der insgesamt geringeren Renkendichte zusammen.

Die durchgeführten Befischungen und Untersuchungen bestätigen immer wieder, dass

Coregonen sehr flexibel bei der Nahrungswahl sind. Sie verhalten sich dabei überaus

ökonomisch. Ob Zooplankton, Zuckmücken, Wasserasseln, Muscheln oder Fische

konsumiert werden hängt vom Angebot, vom Energiegehalt und vom Aufwand für den Fang

dieser Organismen ab. Änderungen des bevorzugten Lebensraumes sind eine logische

Folge davon. So waren z.B. in den Sommermonaten von 1999 bis 2001 im Freiwasser mit

Kiemennetzen die meisten Renken in Tiefen von 20 bis 25 m zu fangen. In den letzten

Jahren waren in solchen Tiefen die Fänge gleich null. Die Freiwasserrenken haben sich

derzeit um zumindest 10 m höher eingeschichtet. Genau dort treffen die großen Maränen in

den Sommermonaten auf große Flussbarschschwärme. Die Quintessenz: Fische sind nicht

zufällig irgendwo.

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Abb. 10: Längenhäufigkeitsverteilung Reinanken von 2004 bis 2010 bezogen auf 1000 m² Netzfläche. Die Fische wurden im Freiwasserbereich des Weissensees mit den Netzmaschenweiten von 40, 42 bzw. 46 mm gefangen.

Grundsätzlich setzt eine nachhaltige Befischung eines Bestandes voraus, dass nicht mehr

als ca. 15 % der vorhandenen Population pro Jahr entnommen werden und dass die Fische

zumindest einmal natürlich im Gewässer ablaichen können. Die Abb. 11 zeigt den

Zusammenhang zwischen Fischlänge, Alter und Geschlechtsreife der untersuchten

0,01,02,03,04,05,06,07,08,09,0

10,0

30

31

32

33

34

35

36

37

38

39

40

ge

fan

ge

ne

Re

nk

en

pro

1

00

0m

² N

etz

flä

ch

e2004 (n=2825)

2005 (n=3142)

2006 (n=2171)

2007 (n=1336)

2008 (n=806)

2009 (n=531)

2010 [n=1372)

0,00

0,01

0,02

0,03

0,04

0,05

61

62

63

64

65

66

67

68

69

70

ge

fan

ge

ne

Re

nk

en

pro

1

00

0m

² N

etz

flä

ch

e

Totallänge [cm]

0,01,02,03,04,05,06,07,08,09,0

10,0

41

42

43

44

45

46

47

48

49

50

ge

fan

ge

ne

Re

nk

en

pro

1

00

0m

² N

etz

flä

ch

e

0,0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

51

52

53

54

55

56

57

58

59

60

ge

fan

ge

ne

Re

nk

en

pro

1

00

0m

² N

etz

flä

ch

e

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Reinanken im Jahr 2010. Es waren 12% der 1+-milchner, 45% der 2+-milchner und 71% der

3+-milchner laichreif. Erst bei den 4+-fischen waren alle Individuen laichreif. Bei den Rognern

konnten im Jahr 2010 keine laichreifen 2+-renken nachgewiesen werden. Von den 3+-

rognern waren 55% laichreif und von den 4+-renken 96%. Unreife Coregonen mit einer

Länge von 45cm – 50cm waren im Herbst und Winter 2010 also durchaus keine Seltenheit.

Bei den Weissenseecoregonen handelt es sich derzeit um eine sehr großwüchsige und spät

laichreif werdende Population. Beste Voraussetzungen für einen Bestand an

außergewöhnlich großen Maränen. Völlig konträr zeigt sich z.B. die Renkenpopulation des

Millstättersees. Hier waren bei Untersuchungen im Herbst 2010 90% der 1+-milchner und

52% der 1+-rogner laichreif. Die Totallängen dieser Fische lagen zwischen 25,4cm und

30,7cm. Generell nimmt die Wachstumsleistung bei Fischen nach Erreichen der Laichreife ab

da ein Teil der Energie in die Bildung der Gonaden investiert wird. Das trifft im Besonderen

auf die Rogner zu.

Abb. 11: Zusammenhang zwischen Fischlänge, Alter und Geschlechtsreife im Jahr 2010. Vertikale Linie = Mindestmaß

-1+0+1+2+3+4+5+6+7+8+9+

10+11+12+13+

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65

Alt

er

Milchner 2010 nicht laichreif; n=74

laichreif; n=180

-1+0+1+2+3+4+5+6+7+8+9+

10+11+12+13+

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65

Alt

er

Totallänge [cm]

Rogner 2010 nicht laichreif; n=127

laichreif; n=166

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Die Abb. 12 vergleicht den Anteil laichreifer Renken in den letzten zehn Jahren. Ganz

offensichtlich ist, daß besonders im Jahr 2003 die Fische mit viel geringeren Längen

ablaichten als dies heute der Fall ist. So waren im Jahr 2003 Coregonen mit einer Länge von

ca. 35 cm zu über 90% laichreif. Im Jahr 2009 waren es gerade einmal 25% und 2010 47%

Heute wäre ein Mindestmaß von zumindest 45 cm erforderlich um allen Renken die

Möglichkeit zu bieten einmal natürlich abzulaichen. Eine vernünftige Möglichkeit eine

großwüchsige Renkenpopulation zu erhalten und kleinwüchsige Renken zu dezimieren ist

die Wiedereinführung der Mindestmaßregelung der Jahre 2001 bis 2007. Also ein

Mindestmaß von 35 cm mit der Einschränkung nur eine Maräne mit einer Länge von 40 bis

50 cm pro Tag zu entnehmen.

Abb. 12: Anteil laichreifer Renken pro Längenklasse in den Jahren 1999 bis 2001, 2003, 2009 und 2010 getrennt nach Geschlechtern. Alle Fische stammen aus Fängen der Monate August bis Dezember.

Aus den oben geschilderten Zusammenhängen läßt sich leicht ableiten, dass die Intensität

der Befischung, das festgelegte Mindestmaß sowie die verwendeten Netzmaschenweiten

langfristig die Wachstumsleistung einer Renkenpopulation entscheidend beeinflussen

können.

Grundsätzlich ist die Nahrungssituation für die Renken heute besser, als um das Jahr 2000.

Das zeigen auch die mittleren Konditionsfaktoren im Jahresvergleich ganz deutlich (Abb. 13).

0%

20%

40%

60%

80%

100%

22-24,9 25-27,9 28-30,9 31-33,9 34-36,9 37-39,9 40-42,9 43-45,9 46-48,9

An

teil l

aic

hre

ife

Milc

hn

er

Längenklasse [cm]

1999-2001; n= 391

2003; n=198

2009; n=222

2010; n=244

0%

20%

40%

60%

80%

100%

22-24,9 25-27,9 28-30,9 31-33,9 34-36,9 37-39,9 40-42,9 43-45,9 46-48,9

An

teil l

aic

hre

ife

Ro

gn

er

Längenklasse [cm]

1999-2001; n=354

2003; n=180

2009; n=146

2010; n=285

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Die Jahre 2000 bis 2003 sowie das Jahr 2006 waren für die Coregonen des Weissensees

von Hunger geprägt. Die Gründe dafür sind unterschiedlich. Bis 2003 kann der schlechte

Ernährungszustand der Fische durch das Mißverhältnis zwischen Renkenpopulation und

Nahrungsangebot begründet werden. Im Jahr 2006 war dieser Zusammenhang nicht mehr

gegeben. Es müssen daher andere Faktoren für ein geringes Nährtieraufkommen gesorgt

haben. Ob das die extreme Blütenstaubbelastung im Frühling war, oder andere

ungewöhnliche Ereignisse kann hier nicht beurteilt werden. Plausibel wird aber das fast

völlige Fehlen des Renkenjahrganges 2006 bei den Untersuchungen von 2008 bis 2010.

Derzeit kann die Nahrungssituation auf Grund des mittleren Konditionsfaktors der

Renkenpopulation als sehr gut eingestuft werden.

Abb. 13: Jahresvergleich der mittleren Konditionsfaktoren von Reinanken die jeweils in den Monaten Juli, August und September gefangen wurden.

Die Rahmenbedingungen für den Wiederaufbau eines sehr guten Renkenbestandes sind

derzeit durchaus gut. Die Fische haben Platz, sie haben Futter und werden zur Zeit nur

extensiv befischt. Es wird aber immer wieder Jahre geben in denen die natürliche

0,72

0,76

0,80

0,84

0,88

0,92

0,96

19

98

19

99

20

00

20

01

20

02

20

03

20

04

20

05

20

06

20

07

20

08

20

09

20

10

20

11

mit

tle

rer

Ko

nd

itio

ns

fak

tor

Jahr

30 - 34,9 cm

35 - 39,9 cm

40 - 44,9 cm

45 - 49,9 cm

>=50 cm

Längenkl 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

30 - 34,9 cm 40 134 22 569 172 129 40 11 7 14

35 - 39,9 cm 68 106 72 1418 1514 1246 429 181 69 253

40 - 44,9 cm 13 18 17 760 1135 548 287 174 75 386

45 - 49,9 cm 3 5 3 73 302 216 125 94 49 108

>= 50 cm 19 32 44 66 32 78

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Reproduktion oder auch Besatzmaßnahmen nicht so funktionieren wie wir uns das

wünschen. Das Wissen um starke bzw. schwache Jahrgänge bietet aber die Möglichkeit

steuernd einzugreifen. Und das wird in Zukunft unsere große Aufgabe sein. Damit die

Wünsche sowohl der Angler, als auch des Berufsfischers, als auch der Gourmets erfüllt

werden können.

Schonzeit: 01.11. - 28.02.

Fangbeschränkung: siehe bei „Wichtige Richtlinien...“

Mindestmaß: noch offen

Größte Angelfänge: Jahr Länge Gewicht

2010 72 cm 3,70 kg

2008 72 cm 3,50 kg

2005 71 cm 3,20 kg

1999 76 cm 4,30 kg

6.3. Hecht

(Esox lucius)

Der erste Besatz erfolgte im Jahr 1949, der letzte im Jahr 1986. Derzeit kann der Bestand,

der also auf natürlicher Vermehrung beruht, als sehr gut eingestuft werden.

Das Fleisch des Hechtes ist sehr kompakt und von ausgezeichneter Qualität, hat jedoch

relativ viele Gräten. Filets kleinerer Hechte sollten daher „geschröpft“ werden.

Die Hauptnahrung besteht aus Fischen, wobei diejenigen Arten bevorzugt werden, die leicht

verfügbar sind. Derzeit sind dies Rotaugen und Flussbarsche, zu den Laichzeiten die

laichenden Fischarten und kurz nach Besatzmaßnahmen die Besatzfische. Besonders von

kleineren Hechten werden aber auch sehr häufig Bodenorganismen wie Kamberkrebse und

Libellenlarven aufgenommen. Manche Hechte scheinen sich regelrecht auf Kamberkrebse

spezialisiert zu haben.

Die Hechtlaichzeit beginnt kurz nach Aufbrechen der Eisdecke und endet im April bzw. Mai.

Als Laichplätze dienen Pflanzenbestände in meist flacheren Seebereichen (1 – 5 m). Die Eier

sind klebrig und haften an den Wasserpflanzen.

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6.3.1. Fang

Die Westmulde bietet den Hechten durch die ausgeprägte Unterwasservegetation,

bestehend aus Armleuchteralgen, eine Vielzahl von Standplätzen für alle Größenklassen.

Teichrosenfelder und der Schilfgürtel werden fast nur von Junghechten besiedelt und sind

daher für die Angelfischerei von geringerem Interesse.

Der Köder sollte möglichst knapp (1 bis 2m) über dem Grund angeboten werden, wobei

Köderfischsysteme (z. B. Stocker- oder Wikamsystem) sowie gute Wobbler und

Weichplastikköder (z.B. Castaic) eingesetzt werden können. Bevorzugte Methode ist das

Schleppangeln mit dem Boot; möglich ist aber auch die Spinnfischerei.

Im mittleren und östlichen Abschnitt ist es am günstigsten entlang der Scharkante, die häufig

mit Totholz übersät ist, zu fischen. Dieses Holz bietet den Hechten viele Standplätze,

gestaltet aber die Fischerei auch um einiges schwieriger. Hechte besiedeln im Ostbecken

aber auch die tiefen Seebereiche. Unterhalb der Sprungschicht stehen die „Renkenhechte“

welche durchaus bis in Tiefen von 25 m vordringen. Seit dem Jahr 2008 werden aber auch

vermehrt kleine Hechte und gelegentlich auch große Flussbarsche im Freiwasserbereich

beobachtet. Diese halten sich meist oberhalb der Sprungschicht auf und nutzen die großen

Mengen an Lauben, Rotaugen und Flussbarsche. Auch bei den Raubfischen ändert sich also

der bevorzugte Lebensraum durch das vorhandene Futterangebot. Und es ist kein Zufall,

dass erfahrene Hechtangler immer wieder die gleichen Bereiche sehr erfolgreich befischen.

Hechte sind aber grundsätzlich sehr „launische“ Fische. Bei ungünstigen

Rahmenbedingungen kann es durchaus vorkommen, dass sogar die fleißigsten

Hechtspezialisten viele Tage intensiv fischen, ohne einen Hecht zu fangen der ihren

Erwartungen entspricht. Kleinere Hechte bis etwa 60 cm sind derzeit allerdings in solchen

Dichten vorhanden, dass bei Verwendung entsprechender Köder und der nötigen Ausdauer

die Chancen für den Angler immer sehr gut sind.

6.3.2. Fanglistenauswertung und Bewirtschaftung

In den Jahren 1991 bis 2010 wurden jährlich zwischen ca. 600 und 1.100 Hechte von den

Anglern gefangen. Der Biomasseausfang betrug zwischen ca. 1.000 und 1.600 kg (Tab. 5,

Tab. 6). Man kann davon ausgehen, dass diese Hechte für das Erreichen ihrer Biomasse

etwa 10.000 kg bis 16.000 kg Fisch fressen mussten.

Mitte der 1990-er Jahre war die Meinung weitverbreitet, dass der Hecht die Hauptschuld am

Aussterben der heimischen Seeforelle trägt. Eine „Teilschuld“ mag ihn wohl treffen, aber das

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Seeforellenproblem alleine auf den Hecht zu reduzieren, ist wohl mehr als eine bloße

Vereinfachung. Fakt ist, dass der Hecht große Verluste bei Besatzmaßnahmen mit

mehrjährigen Fischen verursacht. Er behindert also auf alle Fälle den Wiederaufbau eines

guten Seeforellenbestandes. Der Versuch den Hechtbestand zu dezimieren, scheiterte in

den Jahren 1996 und 1997, da alle Befischungsmethoden (Elektro-, Kiemennetz- und

Reusenbefischungen) zwar sehr aufwendig, aber trotzdem sehr uneffizient waren. Ab dem

Jahr 1999 wurden für den Hecht das Mindestmaß, sowie die Fangbeschränkung pro Tag

aufgehoben. Wenn eine Fischart dezimiert werden soll, dann ist es wohl mehr als unlogisch,

dass diese gleichzeitig durch Fangbeschränkungen geschont wird. Aber auch diese

Maßnahme erwies sich als wenig effektiv. Von den Anglern wurden weiterhin hauptsächlich

Hechte mit einer Länge von 50 – 70 cm aus dem See entnommen. Der Ausfang kleiner

Hechte stieg nur unwesentlich an (Abb. 14). Auf den Hechtbestand hat es aus meiner Sicht

keinen Einfluss ob ein Mindestmaß besteht oder nicht.

Tab. 5: Hechtausfang im Jahresvergleich (1991 – 1999). Mindestmaß bis 1998 = 50 cm. Von 1991 bis 1999 wurde nur die Anzahl der gefangenen Fische aufgelistet. Die Fischlängen blieben bei der Auswertung unberücksichtigt. Auswertung durchgeführt von der A5D, insbesondere von Herrn Walter Domenig.

Tab. 6: Hechtausfang im Jahresvergleich (2000 – 2010). Mindestmaß: ab 1999 = keines; Das Fischgewicht wurde mit Hilfe der Formel aus einer Längen- Gewichtsregression berechnet.

Jahr 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999

Ausfang [Ind.] 943 897 774 900 668 696 766 577 697

Jahr [Ind.] [kg] [Ind.] [kg] [Ind.] [kg]

2000 815 1260 695 816 120 444

2001 710 1271 553 675 149 596

2002 807 1252 667 740 140 512

2003 978 1512 818 895 160 617

2004 834 1241 738 825 96 416

2005 752 1057 649 685 103 372

2006 732 1202 616 662 116 540

2007 693 1268 549 634 144 635

2008 959 1572 791 906 168 666

2009 1104 1535 983 1094 121 441

2010 797 1287 665 776 132 511

Gesamtfang < 70 cm >= 70 cm

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Dieser ist im Weissensee mehr oder weniger nicht kontrollierbar und in erster Linie von den

vorhandenen Standplätzen und dem Nahrungsangebot abhängig. Das es dabei zu

kontinuierlichen Schwankungen der Population kommt, liegt in der Natur der Sache und wird

durch die Daten der letzten Jahre auch bestätigt. In der Saison 2009 wurde von den Anglern

auf Grund der mäßigen Renkenfänge noch mehr auf den Hecht gefischt. Der Jahresertrag

erreichte daher Werte wie zu Beginn der 1990-er Jahre (Abb. 15). In der Saison 2010 gingen

die Hechtfänge wieder etwas zurück. Die Entscheidung das Mindestmaß für den Hecht

aufzuheben hat also ganz offensichtlich keinerlei Effekte auf die Hechtpopulation. Zumindest

auf den Mittelbau. Bei den Großhechten ist zumindest denkbar, dass durch den verstärkten

Befischungsdruck und durch die unglaubliche Entwicklung im Bereich Hechtköder der

Bestand dezimiert wird. In Bezug auf die Seeforelle wäre eine solche Entwicklung

grundsätzlich wünschenswert. Andererseits müßte man, um Großhechte effektiv zu fördern,

ein Zwischenmaß einführen. Von den Anglern zu verlangen Hechte mit einer Länge von etwa

70 bis 90 cm wieder zurückzusetzen erscheint mir allerdings absurd.

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Abb. 14: Längenhäufigkeitsverteilung von Hechten im Jahresvergleich. Eine Längenklasse entspricht 4 cm. Daten aus der Fanglistenauswertung.

0

40

80

120

160

200

240

33

-36

37

-40

41

-44

45

-48

49

-52

53

-56

57

-60

61

-64

20002001200220032004200520062007200820092010

0

20

40

60

80

100

65

-68

69

-72

73

-76

77

-80

81

-84

85

-88

89

-92

93

-96ge

fan

ge

ne

He

ch

te [In

d.]

20002001200220032004200520062007200820092010

0

2

4

6

8

10

12

97

-10

0

10

1-1

04

10

5-1

08

10

9-1

12

11

3-1

16

11

7-1

20

12

1-1

24

12

5-1

28

12

9-1

32

13

2-1

35

Längenklasse [cm]

20002001200220032004200520062007200820092010

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Abb. 15: Anzahl der mit der Angel gefangenen Hechte im Jahresvergleich seit 1991. Es wurden nur Hechte mit einer Länge von ≥ 50 cm berücksichtigt.

Schonzeit: 01.01. - 30.04.

Fangbeschränkung: keine

Mindestmaß: keines

Größte Angelfänge: Jahr Länge Gewicht

2010 118 cm 11,60 kg

2006 132 cm 19,10 kg

2005 133 cm 18,50 kg

2004 136 cm 15,40 kg

6.4. Karpfen

(Cyprinus carpio)

Der erste Besatz erfolgte im Jahr 1948. Im Weissensee vermehrt sich der Karpfen nicht

natürlich und so ist der Bestand nur durch regelmäßige Besatzmaßnahmen aufrecht zu

0

100

200

300

400

500

600

700

800

900

10001

99

1

19

92

19

93

19

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19

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19

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19

99

20

00

20

01

20

02

20

03

20

04

20

05

20

06

20

07

20

08

20

09

20

10

Au

sfa

ng

pro

Ja

hr

[Stk

]

Hechte >= 50 cm

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erhalten. Aus ökologischer Sicht ist er daher für den Weissensee absolut ungeeignet, als

Angelfisch jedoch nicht mehr wegzudenken.

Der bei Teichkarpfen häufig auftretende schlammige Geschmack („lettln“) kommt bei den

Karpfen des Weissensees so gut wie nicht vor. Das Fleisch ist nicht so kompakt wie das der

Raubfische, kann jedoch ebenfalls zu hervorragenden Speisen verarbeitet werden.

Die Nahrung besteht grundsätzlich aus allen möglichen Bodenorganismen wie Schnecken,

Insektenlarven und Muscheln. Während der Angelsaison verschiebt sich das

Nahrungsspektrum aber in Richtung der Futtermittel der Angler.

Die relativ langen Winter wirken sich natürlich auf das Wachstum der Karpfen aus. Sie

erreichen im Weissensee nur in Ausnahmefällen ein Gewicht von mehr als 15 kg.

Seit ein paar Jahren werden aber immer wieder solche Ausnahmefische gefangen.

Interessanterweise aber nicht Karpfen mit einem Gewicht von 15 kg bis 20 kg, sondern

richtig schwere von 20 kg bis 25 kg. Warum plötzlich solche Fische gefangen werden, hat

mehrere Gründe. Die Fressphase für Warmwasserfische verlängert sich kontinuierlich. Die

Karpfen werden mit sehr nahrhaften Spezialitäten gefüttert (Boilis, Frolic) und die Möglichkeit

des Nachtangelns ist auch sicher ein entscheidender Faktor.

Karpfen zwischen 10 kg und 15 kg werden regelmäßig gefangen.

Für eine natürliche Vermehrung waren die klimatischen Bedingungen am Weissensee bisher

nicht geeignet. In den letzten Jahren konnten aber immer wieder größere Karpfen beim

„Laichspiel“ im Flachwasser beobachten werden. Im Juni 2006 erlebte ich erstmals hautnah

mit, wie die Weissenseekarpfen ablaichen. Es ist wirklich ein tolles Schauspiel. Mit einem

Naturaufkommen ist aber nach wie vor nicht zu rechnen.

6.4.1. Fang

Bei Tag sind größere Karpfen nur sehr selten im flachen Wasser zu beobachten und daher

fischt man am besten in Tiefen zwischen 3 und 8 m. Noch tiefer sollte der Köder nicht

ausgelegt werden, da Karpfen warmes Wasser bevorzugen und sich daher in den

Sommermonaten vorwiegend in der warmen Oberflächenschicht aufhalten (siehe Vertikale

Temperaturschichtungen). Östlich der Brücke ist es ratsam, mindestens an der Scharkante

zu fischen.

Der eigentliche Angelplatz sollte frei von Wasserpflanzen sein, da hier die Futtermittel nicht

versinken und daher von den Karpfen leichter gefunden werden. Solche Stellen, findet man

westlich der Brücke im ganzen Bereich und in jeder Tiefe. Östlich der Brücke ist die

Scharkante bis zu einer Tiefe von etwa 5 m ohnehin sehr häufig frei von Pflanzen. An

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verkrauteten Stellen hat sich die Montage von „pop-up’s“, also schwimmende bzw. mit

Auftriebskörpern versehene Köder knapp über dem Grund angeboten, bewährt.

Besonders wichtig bei der Vorbereitung eines Angelplatzes ist aber, dass sich auch Karpfen

in unmittelbarer Nähe aufhalten. Das findet man am besten in der Morgendämmerung

heraus, denn Karpfen haben zeitweise die Angewohnheit aus dem Wasser zu springen. Sie

durchbrechen dabei die Wasseroberfläche und lassen sich dann seitlich auf diese

zurückfallen. Wenn auch große Karpfen aus dem Wasser springen, dann hat man sehr gute

Chancen gute Fänge zu erzielen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass dieses Verhalten im

direkten Zusammenhang mit der Intensität der Nahrungsaufnahme steht. Von der

Morgendämmerung, bis zum späten Vormittag herrscht am Weissensee meist Windstille. Es

ist daher auch möglich Karpfen, welche meist kleine Gruppen bilden, direkt zu suchen. Das

saubere Wasser bietet dabei die besten Voraussetzungen.

Als Köder kommen bevorzugt gekochter Futtermais, Tigernüsse, Frolic, spezielle

Karpfenfutterpellets und Boilis zum Einsatz. Sehr gut eignen sich auch alle möglichen

Teigsorten, Tauwürmer und gekochte Kartoffeln. Die hohe Dichte an großen Rotaugen

machen es derzeit allerdings notwendig möglichst große oder harte Produkte zu verwenden.

Alle Köder werden direkt am Grund oder einige Zentimeter darüber angeboten. Es ist sehr zu

empfehlen, mit dem verwendeten Köder einige Tage vorher anzufüttern. In den letzten

Jahren hat sich das Fischen mit dem Grundblei durchgesetzt. Wer den Schwimmer vorzieht,

hat aber auch keinerlei Nachteile zu erwarten. Wenn vom Boot aus gefischt wird, was sehr

zu empfehlen ist und auch oft die einzige Möglichkeit darstellt um erfolgreich zu sein, muss

dieses mit zwei Ankern gut stabilisiert werden.

Seit der Angelsaison 2008 ist das Nachtangeln, unter Einhaltung der weiter hinten

angeführten Bedingungen, am ganzen See erlaubt. Es bestätigte sich, dass dadurch die

Chance einen wirklich großen Karpfen zu fangen deutlich ansteigt.

6.4.2. Fanglistenauswertung und Bewirtschaftung

Wie bereits oben erwähnt vermehrt sich der Karpfen im Weissensee nicht natürlich. Die

Bestandsgröße hängt daher unmittelbar von den jährlichen Besatzmengen ab. In den Jahren

1991 bis 2010 wurden jährlich zwischen ca. 900 und 2.800 Karpfen aus dem See

entnommen. Das entspricht einem Gewicht von ca. 4.000 bis 6.000 kg pro Jahr. Bei keiner

anderen Fischart des Weissensees wird ein so hoher jährlicher Biomasseausfang erreicht!

(Tab. 7 und Tab. 8)

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Besetzt werden Karpfen jedes Jahr im Oktober bzw. November als zwei- bzw. dreisömmrige

Fische. Mit diesem Alter haben sie eine Länge von 30 cm bis 50 cm. Sie benötigen jedoch

einige Monate um sich an das Gewässer anzupassen und sich zu verteilen. Im Mai sind

daher meist noch recht große Gruppen von Besatzkarpfen zu beobachten. Diese sind

natürlich besonders leicht zu fangen.

Die Abb. 16 zeigt den saisonalen Verlauf der Karpfenfänge im Jahresvergleich. In der

Angelsaison 2000 (Mindestmaß = 30 cm) wurden die meisten Karpfen im Mai gefangen. In

den folgenden Monaten nahm der Ausfang kontinuierlich ab. Seit dem Jahr 2002 beträgt das

Mindestmaß 45 cm. Dadurch hat etwa die Hälfte der Besatzkarpfen im Mai noch nicht die

erforderliche Fanglänge erreicht. Ihnen wird also die erforderliche Zeit gegeben sich an das

Gewässer zu akklimatisieren und einen entsprechenden Zuwachs zu erreichen. In den

Angelsaisonen 2006 bis 2010 war der Fang von Mai bis September schon relativ

ausgeglichen. Ein guter Schritt also weg, von einer grundsätzlich sehr bedenklichen „put and

take – Bewirtschaftung“.

Tab. 7: Besatz und Ausfang von Karpfen seit dem Jahr 1990. Mindestmaß bis zum Jahr 2000 = 30 cm. Von 1991 bis 1999 wurde nur die Anzahl der gefangenen Fische aufgelistet. Die Fischlängen blieben bei der Auswertung unberücksichtigt. Auswertung durchgeführt von der A5D, insbesondere von Herrn Walter Domenig.

Tab. 8: Besatzmenge und Ausfang (gefangene Individuen und Biomasseausfang) von Karpfen im Jahresvergleich. K2 = zweisömmrig (400 – 1000 g; 30 – 40 cm); K3 = dreisömmrig (1250 – 3000 g; 40 – 50 cm). Mindestmaß ab 2002 = 45 cm. Das Fischgewicht wurde mit Hilfe der Formel aus einer Längen- Gewichtsregression berechnet.

Jahr 2-sömmrig 3-sömmrig Gesamtbesatz Jahr [Stk.]

1990 3.500 2.000 5.500 1991 1765

1991 3.500 1.500 5.000 1992 1874

1992 4000 1500 5.500 1993 2445

1993 4000 1000 5.000 1994 2750

1994 4036 1000 5.036 1995 1231

1995 1500 1700 3.200 1996 1285

1996 1500 3460 4.960 1997 1037

1997 1500 2000 3.500 1998 1944

1998 1500 2620 4.120 1999 1836

1999 1500 2700 4.200 2000 2126

AusfangBesatz in [kg]

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Abb. 16: Saisonaler Verlauf der Karpfenfänge in den Jahren 2000 bis 2010.

In der Angelsaison 2010 wurden in etwa so viele Karpfen gefangen wie von 2007 bis 2009,

allerdings deutlich weniger als die Jahre davor. Der Grund liegt wie aus Tab. 8 ersichtlich bei

den geringeren Besatzmengen. Grundsätzlich nahm der Fang großer Karpfen in den letzten

Jahren zu (Abb. 17). Die Entwicklung der Karpfenfischerei geht generell in Richtung catch &

release, so dass davon ausgegangen werden muss, dass weit mehr Karpfen gefangen

wurden als aus den Fanglisten ersichtlich ist.

Jahr K2 K3 Jahr [Ind.] [kg] [Ind.] [kg] [Ind.] [kg]

1999 1.500 2.700 2000 2126 5445 1420 2499 706 2946

2000 1.500 2.500 2001 1790 4642 1166 2080 624 2561

2001 1.500 3.400 2002* 1499 4990 675 1553 824 3437

2002 1.500 1.500 2003* 1625 5486 687 1544 938 3942

2003 1.500 1.500 2004* 1332 4606 552 1237 780 3369

2004 1.500 1.500 2005* 1723 5672 618 1413 1105 4259

2005 1.500 1.500 2006* 1416 5078 539 1215 877 3863

2006 2.000 2007* 882 3942 157 352 725 3589

2007 2.000 2008* 763 3345 163 370 600 2976

2008 2.040 2009* 798 3533 183 407 615 3126

2009 3.000 2010* 910 3501 234 536 676 2965

Besatz Ausfang

kg gesamt < 50 cm >= 50 cm

0

100

200

300

400

500

600

700

Mai Jun Jul Aug Sep Okt

ge

fan

ge

ne

Ka

rpfe

n [In

d.]

20002001200220032004200520062007200820092010

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Abb. 17: Längenhäufigkeitsverteilung von mit der Angel gefangenen Karpfen in den Jahren 2000 bis 2009. Die Einheiten auf der y-Achse (gefangene Karpfen) sind nicht einheitlich gewählt.

Schonzeit: keine

Fangbeschränkung: siehe bei „Wichtige Richtlinien...“

Mindestmaß: 45 cm

Größte Angelfänge: Jahr Länge Gewicht

2010 85 cm 14,52 kg

2008 99 cm 14,50 kg

2007 85 cm 24,48 kg

2007 89 cm 23,00 kg

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6.5. Schleie

(Tinca tinca)

Sie zählt zum Urbestand des Weissensees. Die autochthonen Schleien erreichten jedoch nur

selten das Gewicht von 1 kg. Heute werden sie bis zu 3 kg schwer. Gezielt befischt wurden

sie in den letzten Jahren kaum und daher hat sich ein guter Bestand entwickeln und erhalten

können. Was das Fleisch betrifft, gilt in etwa das gleiche wie beim Karpfen.

Als Nahrung werden fast ausschließlich Bodenorganismen wie Schnecken, Muscheln und

Insektenlarven genutzt. Wie beim Karpfen verschiebt sich das Nahrungsspektrum während

der Angelsaison in Richtung der Futtermittel der Angler. Früher nutzten Schleien die im

Frühling überschwemmten Sumpfwiesen als Laichplätze, welche wegen der geringen Tiefe

schon im Juni hohe Wassertemperaturen erreichten. Diese Laichplätze gingen allerdings

durch Wasserstandsregulierungen der KELAG (Kraftwerksbetreiber) verloren. Eine natürliche

Vermehrung findet bei der Schleie auch heute noch statt, wenn auch vermutlich nicht mit so

großem Erfolg. Die Laichzeit beginnt im Juni und endet vermutlich erst im Juli. Die Eier

werden an Wasserpflanzen abgesetzt.

6.5.1. Fang

Die meisten Schleien werden als Beifang beim Karpfenfischen erbeutet. Da sie wenig Scheu

vor dem Boot zeigen, sind sie aber auch sehr gut „auf Sicht“ zu fangen.

Westlich der Brücke kann man sie so gut wie überall antreffen. Hier werden die krautfreien

Stellen, die „Krautlöcher“, manchmal regelrecht zu „Schleienlöchern“. Und das sind auch die

Stellen an denen sie fischen sollten. Zum Anfüttern eignen sich Maiskörner und verschiedene

Teigsorten. Das beste Mittel um Schleien anzulocken sind aber gepresste Kürbiskernplatten.

Als Köder sind Würmer kaum zu überbieten, es eignen sich aber auch Maiskörner, Teig und

Frolic. Alle Köder werden direkt am Grund angeboten.

Östlich der Brücke ziehen sich die meisten Schleien bei Tageslicht in etwas größere Tiefen

zurück (Boots- und Badebetrieb). In der Abenddämmerung (besonders an warmen

Sommerabenden) werden sie aber richtig aktiv. Sie suchen dann die Scharkante auf und

durchwühlen dort den Schlamm nach Bodenorganismen, wobei sie dunkle Fraßspuren im

sonst hellen Sediment hinterlassen. Sie zeigen auch hier sehr wenig Scheu und wenn sie

etwas Futter direkt neben dem verankerten Boot ausstreuen, können sie ihr Verhalten meist

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sehr gut beobachten. Wie für den Karpfen gilt auch für die Schleie, dass sie warmes Wasser

bevorzugen und daher in den Sommermonaten Tiefen von mehr als ca. 8 m meiden.

6.5.2. Fanglistenauswertung und Bewirtschaftung

In den Jahren 1991 bis 2010 wurden pro Jahr zwischen ca. 200 und 700 Schleien aus dem

Weissensee entnommen. Die hohen Besatzmengen in den Jahren 1990 bis 1993 bewirkten

in den Folgejahren zwar höhere Ausfangzahlen, diese stehen aber in keinem Verhältnis zum

Besatzaufwand (Tab. 9). Ab dem Jahr 2001 wurden keine Schleien mehr besetzt. Seit dem

sanken die Fangzahlen kontinuierlich ab und haben in den Jahren 2004 und 2005 einen

Tiefpunkt erreicht (Tab. 10). In den Angelsaisonen 2006 und 2007 kam es zu einer

deutlichen Zunahme der Schleienfänge, 2008 und 2009 dagegen wieder zu einer deutlichen

Abnahme und 2010 wieder zu einer Zunahme Diese Schwankungen haben aus meiner

Sichte eher mit der Anzahl der Schleienangler als mit dem Schleienbestand zu tun.

Bei einem höheren, jedoch eher unwahrscheinlichen Anstieg des Befischungsdruckes wäre

über Besatzmaßnahmen nachzudenken. Über den natürlichen Reproduktionserfolg der

Schleie ist leider so gut wie nichts bekannt.

Tab. 9: Besatz und Ausfang von Schleien von 1990 bis 1999. Von 1991 bis 1999 wurde nur die Anzahl der gefangenen Fische aufgelistet. Die Fischlängen blieben bei der Auswertung unberücksichtigt. Auswertung durchgeführt von der A5D, insbesondere von Herrn Walter Domenig.

Tab. 10: Besatzmenge und Ausfang (gefangene Individuen und Biomasseausfang) von Schleien im Jahresvergleich. S2 = zweisömmrig. Das Fischgewicht wurde mit Hilfe der Formel aus einer Längen- Gewichtsregression berechnet.

Jahr 2-sömmrig 3-sömmrig Jahr [Stk.]

1990 3.200 1991 422

1991 2.900 1992 693

1992 2.200 1993 706

1993 2.500 1994 480

1994 500 1995 427

1995 700 1996 379

1996 800 1997 394

1997 2.500 1998 561

1998 1.000 1999 684

AusfangBesatz in [kg]

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Schonzeit: 01.06.- 30.06.

Fangbeschränkung: siehe bei „Wichtige Richtlinien...“

Mindestmaß: 25 cm

Größte Angelfänge: Jahr Länge Gewicht

2010 52 cm 2,10 kg

2008 55 cm 2,50 kg

1997 59 cm 2,75 kg

6.6. Flussbarsch

(Perca fluviatilis)

Der erste Besatz erfolgte im Jahr 1949. Seit dem schwanken die Bestandsdichten wie in

vielen anderen Gewässern auch z. T. ganz beträchtlich. Der Bestand ist derzeit

ausgesprochen gut und einzelne Individuen erreichen ganz beachtliche Größen.

Besatz in kg

Jahr S2 Jahr [Ind.] [kg] [Ind.] [kg] [Ind.] [kg]

1999 1.000 2000 545 582 297 237 248 346

2000 1.000 2001 521 523 292 217 229 306

2001 2002 413 412 252 186 161 226

2002 2003 377 382 237 187 140 195

2003 2004 212 212 130 97 82 115

2004 2005 216 202 144 107 72 96

2005 2006 347 333 229 172 118 161

2006 2007 355 369 206 161 149 208

2007 2008 239 245 155 126 84 119

2008 2009 248 268 121 101 127 167

2009 2010 311 312 185 145 126 167

>= 40 cmGesamtfang < 40

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Die Fleischqualität ist hervorragend. Ein gebratenes Barschfilet ist etwas ganz besonderes.

Es zahlt sich auch aus kleine Barsche zu filetieren.

Größere Flussbarsche ernähren sich hauptsächlich von anderen Fischen, wobei es meist

kleinere Artgenossen sind, die konsumiert werden. Häufig werden jedoch auch

Bodenorganismen wie Libellen-, Köcherfliegen- und Zuckmückenlarven, Kamberkrebse und

Wasserasseln aufgenommen.

Die Laichzeit beginnt Mitte April und endet Anfang Mai. Der Laich wird als

zusammenhängendes Gallertband auf Strukturen (Pflanzenbewuchs, Totholz) in Tiefen von

meist 2 bis 5 m „aufgehängt“. Im Mai können diese Gallertbänder fast überall beobachtet

werden. Das Vermehrungspotential des Flussbarsches ist außerordentlich hoch.

6.6.1. Fang

Flussbarsche bieten eine durchaus abwechslungsreiche und spannende Art der

Angelfischerei. Sie kommen fast überall im Weissensee vor und lassen sich zu jeder

Tageszeit fangen. Im Frühjahr kann man sie sehr gut „auf Sicht“ an der Scharkante

befischen, im Sommer halten sie sich meist in Tiefen von 5 - 15 m auf. Hin und wieder sieht

man sie auch im Flachwasser. Seit dem Sommer 2008 können größere Flussbarsche auch

im Freiwasser beobachtet werden. Sie folgen wohl den Lauben-, Rotaugen- und

Kleinbarschschwärmen.

Als Köder kommen kleine Köderfischsysteme, Würmer, die Hegene und alle möglichen

Kunstköder (Gummifische, Twister, Imitationen von Insektenlarven,...) in Frage. Wichtig ist,

dass in Grundnähe gefischt wird. Wo sich Jungfische angesammelt haben kann man,

besonders an tieferen Stellen, auch mit Flussbarschen rechnen. Sie bilden meist Gruppen

und an manchen Stellen lassen sich häufig mehrere Exemplare fangen. Gute Plätze sind z.

B. die Holzpfähle die östlich der Brücke entlang der Scharkante sowohl am Nord- als auch

am Südufer im Sediment stecken.

Bevor Sie beginnen auf Flussbarsche zu fischen, sollten Sie den See erkunden. Barsche

zeigen wenig Scheu vor dem Boot und bei guten Sichttiefen findet man sicher irgendwo

einige Exemplare. Weißfischschwärme sind grundsätzlich gute Anhaltspunkte. Den Köder

irgendwo auf gut Glück auszulegen ist nahezu aussichtslos.

6.6.2. Fanglistenauswertung und Bewirtschaftung

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Im Jahr 2001 wurde der Flussbarsch erstmals bei der Fanglistenauswertung berücksichtigt.

Der jährliche Ausfang nahm von 2002 bis 2007 kontinuierlich ab. In den Angelsaisonen 2008

und 2009 haben sich die Erträge allerdings sehr stark erhöht. Besonders 2009 wurden sehr

viele große Fische gefangen (Tab. 11). Der Grund liegt einerseits in der sehr hohen

Flussbarschdichte, andererseits in der Entscheidung vieler Fischer die Renkenangel mit der

Barschangel zu tauschen. In der Angelsaison 2010 haben die Fänge wieder deutlich

abgenommen.

Tab. 11: Flussbarschausfang im Jahresvergleich (2001 – 2010). Mindestmaß: keines; Das Fischgewicht wurde mit Hilfe der Formel aus einer Längen- Gewichtsregression berechnet.

Flussbarsche sind sehr effektive Raubfische die häufig gemeinsam jagen und dabei

organisiert vorgehen. Diese Erfahrung musste auch bei Besatzmaßnahmen mit

vorgestreckten Seeforellen und Seesaiblingen (4 – 8 cm) gemacht werden. Die ca. 800.000

vorgestreckten Forellen, die zwischen 1990 und 2001 besetzt wurden, waren nie mehr

gesehen worden. Auch bei den ca. 200.000 besetzten Saiblingen war das nicht anders. Der

Großteil dieser „wertvollen“ Besatzfische diente wohl als Barschfutter. Kurioserweise sind

Flussbarsche die Hauptnahrungsquelle größerer Seeforellen und Seesaiblinge. Wenn diese

also eine Mindestgröße erreicht haben, dreht sich der Spieß um.

Schonzeit: keine

Fangbeschränkung: keine

Mindestmaß: keines

Größte Angelfänge: Jahr Länge Gewicht

Jahr

[Ind.] [kg] [Ind.] [kg] [Ind.] [kg]

2001 413 139 254 49 159 90

2002 506 164 326 63 180 101

2003 452 178 196 42 256 136

2004 449 178 221 47 228 131

2005 376 125 194 40 182 85

2006 306 114 149 32 157 82

2007 289 108 145 30 144 79

2008 1070 286 787 125 283 161

2009 1077 385 562 120 515 265

2010 699 295 311 69 388 226

Gesamtfang < 30 cm >= 30 cm

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2010 47 cm 1,28 kg

2008 44 cm 1,25 kg

2004 51 cm 2,04 kg

2002 44 cm 1,80 kg

6.7. Zander

(Sander lucioperca)

Der erste Zanderbesatz erfolgte im Jahr 1934. Das Fehlen von Hecht und Flussbarsch, die

erst einige Jahre später besetzt wurden, machte es ihm möglich, eine ungewöhnlich hohe

Populationsgröße zu erreichen. Nach FINDENEGG war der Zander im Jahr 1954 der häufigste

Nutzfisch des Weissensees. Grundsätzlich ist er in klaren Gewässern mit hoher Sichttiefe

konkurrenzschwächer gegenüber dem Hecht bzw. dem Flussbarsch. In trüben Gewässern ist

es genau umgekehrt. Es war daher am Weissensee nur eine Frage der Zeit, bis der Zander

von den beiden anderen Raubfischen verdrängt werden würde.

Das Fleisch ist vergleichbar mit dem des Flussbarsches und daher ausgezeichnet.

Die Zahl der bisher untersuchten Zander ist sehr gering und daher ist es nicht möglich,

Aussagen über die Fressgewohnheiten dieser Fischart zu machen. Als häufigste Nahrung

wurden bisher ein- und zweisömmrige Flussbarsche festgestellt.

Die Laichzeit beginnt im Mai und reicht vermutlich bis in den Juni. Von den Zandern werden

Nester („Zandernester“) als Laichsubstrat angelegt in welche die klebrigen Eier einzeln

abgegeben werden und an vorstehenden Pflanzenteilen haften. Nach der Eiablage wird das

Nest vom Männchen sauber gehalten und gegenüber Laichräubern bewacht. In dieser Phase

sind sie sehr leicht zu fangen, denn sie attackieren alles was dem Nest zu nahe kommt. Wird

der Milchner vom Nest weggefangen, ist der Laich verloren. Im April 2010 wurden im Westteil

des Weissensees einige künstliche Zandernester ausgebracht. Es zeigte sich allerdings, daß

genügend natürliche Laichgelegenheiten zur Verfügung stehen. Hier muss also nicht

nachgeholfen werden.

6.7.1. Fang

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In den letzten Jahren wurden die meisten Zander bei Tag „auf Sicht“ gefangen. Der Zander

ist aber grundsätzlich besonders in der Nacht aktiv und daher ist es seit der Angelsaison

2005 möglich ihn im Westteil des Weissensees und - seit der Angelsaison 2008 - am

gesamten See gezielt zu befischen. Im Herbst 2006 erfolgte erstmals seit vielen Jahren

wieder ein Besatz im Gatschacher Becken. Die Rahmenbedingungen sind derzeit so gut,

dass ein Großteil der Besatzzander überlebt. Besonders während der Laichzeit können weit

mehr Zander im klaren Wasser beobachtet werden als wir uns noch vor drei Jahren erträumt

hätten. Auch die Fangzahlen gingen steil nach oben. In den letzten zwanzig Angelsaisonen

wurden nicht einmal annähernd so viele Zander gefangen wie in der Saison 2009. Für das

Jahr 2010 wurde das Mindestmaß auf 50 cm erhöht und die Schonzeit auf 15. Juni

verlängert. Dadurch hat sich der Jahresausfang deutlich verringert. Auf Grund der

Ergebnisse der fischökologischen Untersuchungen und der sehr häufigen Fänge im Zuge

des Reinankenlaichfischfanges, kann der Zanderbestand im Vergleich zu den letzten Jahren

derzeit als sehr erfreulich angesehen werden.

Tab. 12: Zanderfänge im Jahresvergleich (1991 – 2010). Mindestmaß = 45 cm. Auswertung bis 1999 durchgeführt von der A5D, insbesondere von Herrn Walter Domenig.

Als Angelköder kommen Köderfischsysteme, verschiedenste Kunstköder und vor allem der

tote Köderfisch in Frage.

Schonzeit: 01.01 - 15.06.

Fangbeschränkung: siehe bei „Wichtige Richtlinien...“

Mindestmaß: 50 cm

Größte Angelfänge: Jahr Länge Gewicht

2010 60 cm 1,70 kg

2009 88 cm 7,50 kg

2007 98 cm 6,05 kg

1993 98 cm 8,30 kg

Jahr

1991

1992

1993

1994

1995

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

Ausfang [Ind] 28 16 24 36 21 16 11 8 16 7 1 ? 2 0 3 0 2 27 107 40

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6.8. Amur

(Ctenopharyngodon idella)

Der erste Besatz erfolgte im Jahr 1968. Der Amur sollte damals die vermehrt auftretenden

Wasserpflanzenbestände (Tausendblatt,...) dezimieren. Diese Aufgabe hat er hervorragend

gelöst. Seit den 1980-er Jahren wird er nicht mehr besetzt und da er sich im Weissensee

nicht natürlich vermehren kann, kommt heute nur noch ein kleiner Restbestand vor.

Besonders im Westteil führte diese Bestandsabnahme wieder zu einer deutlichen Zunahme

des Tausendblattes, wovon alle Jungfischarten und somit auch die Raubfische profitieren.

6.8.1. Fang

Amur bilden fast immer kleinere Gruppen, welche über den gesamten Seebereich verteilt

sind. Im Gatschacher Becken halten sie sich am Tag bevorzugt in den großen

Teichrosenfeldern auf und können dort auch sehr gut beobachtet werden. Zum Fressen

wechseln sie aber in pflanzenreiche Seeabschnitte.

Im mittleren und östlichen Seebereich sind sie seit vielen Jahren immer an den gleichen

Stellen zu finden. Wenn man diese Plätze ausfindig gemacht hat, ist auch eine gezielte

Befischung möglich.

So wie der Karpfen durchbricht auch der Amur gelegentlich die Wasseroberfläche. Dies

geschieht besonders in den Morgenstunden. Er zeigt dabei zuerst den Kopf, dann die

Rückenflosse und verabschiedet sich schließlich mit einem gewaltigen Schlag der

Schwanzflosse wieder in tiefere Wasserschichten. Mit etwas Erfahrung kann man Karpfen

und Amur schon daran unterscheiden, wie sie die Wasseroberfläche durchbrechen. Sollten

sie dieses Verhalten häufig innerhalb eines kleinen Areals beobachten, dann haben sie den

optimalen Angelplatz gefunden. Im Westteil verrät sich der Amur auch durch Luftblasen die

an die Wasseroberfläche aufsteigen, wenn frische Triebe von den Wasserpflanzen

abgebissen werden (Fotos 9. und 10.).

Der geringe Bestand und die schlechten Erfahrungen mit Anglern, die wahrscheinlich schon

jeder große Amur gemacht hat, machen meist einen großen Zeitaufwand und sehr viel Glück

nötig, um diesen Fisch zum Anbeißen zu bewegen. Sollte es ihnen aber gelingen, dann

werden sie die folgenden Minuten oder Stunden nie mehr vergessen. Einige kleine Amur (60

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cm – 80 cm) konnten in der Angelsaison 2006 beobachtet und einige auch gefangen werden.

Diese Fische sind vermutlich „unbeabsichtigt“ beim Besatz von Karpfen in den See gelangt.

Fotos 9 u. 10: Das Bild links zeigt die „Fraßspuren“ von mindestens 5 Amur in einem Tausenblattbestand. Das rechte Bild zeigt ein Tausendblatt, welches von einem Amur samt Wurzeln ausgerissen wurde.

Gefischt wird, wie beim Karpfenangeln, am besten in Tiefen von 3 bis 8 m. Als Köder wurden

in den letzten Jahren fast ausschließlich Maiskörner und Tigernüsse verwendet. Mit diesen

sollte zuvor auch angefüttert werden. Boilis und Frolic sollen angeblich auch gefressen

werden. Die Köder werden direkt am Grund oder einige Zentimeter darüber angeboten.

Schonzeit: keine

Fangbeschränkung: keine

Mindestmaß: keines

Größte Angelfänge: Jahr Länge Gewicht

2010 127 cm 25,30 kg

2009 105 cm 22,40 kg

2005 115 cm 20,45 kg

1996 114 cm 20,20 kg

6.9. Seesaibling

(Salvelinus umbla alpinus)

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Von HARTMANN (1883) und von FINDENEGG (1954) wurde der Seesaibling nicht erwähnt. Er

dürfte allerdings im Weissensee immer beheimatet gewesen sein. Das Fleisch mancher

Seesaiblinge ist intensiv rot gefärbt und von hervorragender Qualität. Erfreulicherweise nahm

der Saiblingsbestand innerhalb der letzten Jahre wieder etwas zu.

Die Nahrung besteht aus Zooplankton, Bodenorganismen und Fischen.

6.9.1. Fang

Fast alle in den letzten Jahren registrierten Seesaiblinge wurden mit der Hegene eher

zufällig beim Renkenfischen gefangen. Über ihre bevorzugten Aufenthaltsbereiche und über

das Fressverhalten, können zur Zeit keine konkreten Aussagen gemacht werden. Von Ende

August bis Mitte September 2007 bis 2009 wurden einige Seesaiblingen mit den

Kiemennetzen im Freiwasser in Tiefen von 10 bis 15 m gefangen. Diese Saiblinge hatten

durchwegs junge Flussbarsche konsumiert.

6.9.2. Fanglistenauswertung und Bewirtschaftung

In den Jahren 1991 bis 1994 konnten relativ viele Seesaiblinge gefangen werden. Das lag

jedoch nicht am guten, natürlichen Bestand, sondern am jährlichen Besatz mit fangfähigen

Fischen bis zum Jahr 1993. Nachdem dieser nicht mehr durchgeführt wurde, zeigte sich

innerhalb kürzester Zeit, dass die Besatzfische nicht in der Lage waren einen langfristigen

Bestand aufzubauen. Denn schon in der Angelsaison 1995 war der Ausfang verschwindend

gering (Tab. 13).

In den Jahren 2007 und 2008 konnte eine erfreuliche Zunahme des Seesaiblings beobachtet

werden. Diese wurde sicher durch die Abnahme der Reinankenpopulation begünstigt. In den

Angelsaisonen 2009 und 2010 nahmen die Ausfänge allerdings wieder deutlich ab. Das kann

einerseits an schwächeren Jahrgängen liegen oder aber an der geringen

Befischungsintensität. Wahrscheinlich treffen beide Faktoren zu.

Der Aufbau eines guten Bestandes gestaltet sich im Allgemeinen noch schwieriger als bei

der Seeforelle. Einige wissenschaftliche Untersuchungen an verschiedenen Seen konnten

nachweisen, dass Seesaiblinge konkurrenzschwächer sind als Reinanken oder Forellen.

Deshalb weichen sie häufig bis in große Tiefen eines Gewässers aus um dort ihre

ökologische Nische zu finden. Am Weissensee werden sie allerdings durch die geringen

Sauerstoffkonzentrationen in der Tiefenzone daran gehindert.

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Tab. 13: Seesaiblingsausfang im Jahresvergleich (1991 – 20010). Mindestmaß = 30 cm. Auswertung bis 1999 durchgeführt von der A5D, insbesondere von Herrn Walter Domenig.

Schonzeit: 01.10 - 28.02.

Fangbeschränkung: siehe bei „Wichtige Richtlinien...“

Mindestmaß: 30 cm

Größte Angelfänge: Jahr Länge Gewicht

2010 42 cm 0,60 kg

2000 48 cm 1,03 kg

1996 50 cm 1,64 kg

6.10. Aitel

(Leuciscus cephalus)

Aitel zählen zum Urbestand des Weissensees und sind an der Scharkante und in den

Flachwasserbereichen im mittleren und östlichen Abschnitt des Weissensees die auffälligste

Fischart. Häufig bilden sie auch größere Gruppen die sich mit Vorliebe in der Nähe von

versunkenen Bäumen aufhalten, phasenweise besiedeln sie aber auch die Oberfläche des

Freiwasserbereiches. Aus mir schleierhaften Gründen wird das Gatschacher Becken vom

Großteil der Population gemieden.

Das Fleisch ist relativ grätenreich, vom Geschmack her aber durchaus akzeptabel.

Bei der Nahrungsaufnahme ist der Aitel nicht wählerisch. Auf dem Speiseplan stehen Fische,

Kamberkrebse, alle möglichen Bodenorganismen, Muscheln, Wasserpflanzen und sehr

häufig auch Anflug.

Gelaicht wird im Juni an flachen kiesigen Stellen, wobei oft große Schwärme gebildet

werden.

6.10.1. Fang

Jahr1991

1992

1993

1994

1995

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

Ausfang [Ind] 93 169 207 136 5 5 14 20 21 4 3 ? 9 10 7 8 46 60 24 9

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Aitel werden häufig als Beifang beim Karpfenfischen erbeutet. Gezielt lassen sie sich mit der

Fliegenrute, mit Schwimmbrot und mit Köderfischsystemen fangen. Wenn man Maiskörner,

Würmer oder Maden langsam zwischen einer Gruppe von Aiteln absinken lässt, führt das

auch sehr oft zum Erfolg.

Schonzeit: keine

Fangbeschränkung: keine

Mindestmaß: keines

Größte Angelfänge: Jahr Länge Gewicht

2010 60 cm 3,00 kg

2008 66 cm 3,12 kg

2006 68 cm 3,40 kg

1999 68 cm 3,40 kg

6.11. Rotauge

(Rutilus rutilus)

Erstmals wurde das Rotauge in den 1930-er Jahren nachgewiesen. Es kann aber nicht ganz

ausgeschlossen werden, dass es schon früher im Weissensee vorkam oder sogar zum

Urbestand zählt.

Rotaugen verteilen sich über die gesamte Seefläche, wobei im Sommer wie beim Karpfen

und bei der Schleie, nur die warme Oberflächenschicht, bis in Tiefen von ca. 8 m als Habitat

dient. Schilfgürteln und Teichrosenfeldern werden vor allem von jungen Fischen besiedelt,

wogegen größere Exemplare meist tiefere Wasserschichten mit Pflanzenbewuchs

bevorzugen.

Im Sommer bilden Rotaugen bei Tag z. T. große Schwärme, die sich jedoch im Laufe der

Abenddämmerung vollkommen auflösen. Die einzelnen Fische verteilen sich dann über die

gesamte Gewässeroberfläche und fressen dort Anflugnahrung (hauptsächlich geflügelte

Ameisen). Am Morgen schließen sie sich dann wieder zu einem Schwarm zusammen.

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Derzeit stellt das Rotauge eine der wichtigsten Nahrungsquellen für alle Raubfische dar und

eignet sich sehr gut für alle möglichen Köderfischsysteme.

Auf Grund der zahlreichen Gräten in der Rückenmuskulatur werden Rotaugen nicht sehr

geschätzt. Geschmacklich ist das Fleisch einwandfrei und kann vielseitig genutzt werden.

Als Nahrungskomponenten werden Bodenorganismen, Anflug, Zooplankton und

Wasserpflanzen genutzt.

Gelaicht wird im April bzw. Mai an flachen Stellen mit Pflanzenbewuchs.

6.11.1. Fang

Ihr Fang bereitet eigentlich nur bei Kaltwettereinbrüchen Schwierigkeiten, da sich Rotaugen

dann meist in tiefere Wasserschichten zurückziehen. Die Köder werden am liebsten während

dem langsamen Absinken genommen. Es eignen sich Maden, Maiskörner, Teig und Würmer.

Der Fang mit der künstlichen Fliege ist in den Abendstunden möglich.

Schonzeit: keine

Fangbeschränkung: keine

Mindestmaß: keines

Größte Angelfänge: Jahr Länge Gewicht

2006 47 cm 0,97 kg

2002 42 cm 1,00 kg

2001 42 cm 1,42 kg

6.12. Rotfeder

(Scardinius erythrophthalmus)

Rotfedern zählen zum Urbestand des Weissensees. Sie halten sich bevorzugt in kleineren

Gruppen in den Schilfgürteln auf. Beim Fleisch gilt das Gleiche wie beim Rotauge. Als

Nahrungskomponenten werden hauptsächlich Wasserpflanzen, Anflugnahrung,

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Bodenorganismen und Zooplankter genutzt. Sie sind meist etwas hochrückiger als Rotaugen,

eignen sich aber trotzdem recht gut für Köderfischsysteme.

Gelaicht wird so wie beim Rotauge im April bzw. Mai in flachen Bereichen mit

Pflanzenbewuchs.

6.12.1. Fang

Rotfedern sind ausgesprochene Oberflächenfische und daher ist der optimale Köder das

Schwimmbrot. Wenn man einen Schwarm ausgemacht hat, braucht man nur noch ein Stück

einer Semmel (oder Weißbrot) an der Oberfläche anzubieten. Man verankert sich dabei

einige Meter vom Schilf entfernt und wirft das Schwimmbrot direkt an den Schilfrand. Da sich

auch große Rotfedern in diesem Bereich aufhalten, kann man oft eine sehr spannende

Fischerei erleben.

Schonzeit: keine

Fangbeschränkung: keine

Mindestmaß: keines

Größte Angelfänge: Jahr Länge Gewicht

2006 41 cm 1,20 kg

2002 46 cm 1,25 kg

2001 42 cm 0,92 kg

6.13. Kaulbarsch

(Gymnocephalus cernua)

Er wurde vor einigen Jahren, vermutlich durch den Besatz mit Karpfen oder Futterfischen, in

den Weissensee eingeschleppt. Der Kaulbarsch ist heute schon recht häufig und besiedelt

Tiefen von ca. 5 bis 25 m. Er erreicht selten Längen von über 15 cm und ist daher für die

Angelfischerei von geringer Bedeutung. Als Nahrung dienen vor allem Bodenorganismen.

Derzeit spielt er als Nahrungskonkurrent wahrscheinlich noch eine untergeordnete Rolle.

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6.14. Laube

(Alburnus alburnus)

Der erste Besatz erfolgte nach 1950. Zwischen 1970 und 1990 waren riesige Schwärme

keine Seltenheit und in den Sommermonaten laichten an flachen, kiesigen Uferbereichen, oft

zigtausend Fische ab. Der Bestand ging jedoch innerhalb recht kurzer Zeit extrem zurück.

Seit einigen Jahren kann wieder eine kontinuierliche Zunahme des Bestandes beobachtet

werden. Die Jahre 2006 und 2007 waren, im Gegensatz zu anderen Fischarten, für die

Laube sehr erfolgreich. Große Schwärme mit zig-tausenden Jungfischen konnten in fast allen

Seebereichen beobachtet werden. Die letzten beiden Jahre konnte keine weitere Zunahme

des Bestandes beobachtet werden. Sie kommen aber immer noch recht häufig vor.

Lauben werden kaum größer als 20 cm und stellen daher einen idealen Futterfisch für alle

Raubfische dar. Für den Angelfischer sind sie nur als Köderfisch von Bedeutung. Fangen

kann man sie mit Maden, Würmern, Maiskörnern, Teig,...

6.15. Bitterling

(Rhodeus sericeus amarus)

Bitterlinge sind Kleinfische, die im Weissensee selten größer als 4 cm werden. Für die

Fischerei haben sie keine Bedeutung. Da sie jedoch, besonders in der Laichzeit, sehr

intensiv gefärbt sind und ihr Laichverhalten einzigartig unter den europäischen

Süßwasserfischen ist, sollen sie hier kurz erwähnt werden.

Bitterlinge benötigen für ihre Vermehrung unbedingt Großmuscheln (Teichmuschel,

Malermuschel,...). Das Weibchen legt mit ihrer Legeröhre die Eier in den Kiemenraum der

Muschel ab. In dieser geschützten Umgebung schlüpfen die Jungen aus und bleiben dort, bis

zum Erreichen der Schwimmfähigkeit. Der Besatz in den Weissensee erfolgte daher

möglicherweise um 1970 mit Teichmuscheln aus dem Millstättersee.

In den 1980-er Jahren waren Bitterlinge, besonders im Gatschacher Becken, sehr häufig

anzutreffen. In den letzten Jahren ist aber der Bestand stark zurückgegangen und man kann

diese wunderschönen Fische nur noch selten beobachten.

6.16. Restliche Fischarten

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Auf Grund seines guten Wachstums ist der Silberkarpfen vielleicht noch für den

beobachtenden Angelfischer interessant. Er erreicht Stückgewichte von über 15 kg und kann

im Gatschacher Becken und an der Scharkante im mittleren und östlichen Seeabschnitt

beobachtet werden. Fangmeldung gab es aber bis heute noch keine. Brachsen (Abramis

brama) kann man im Westteil hin und wieder fangen. Die größten haben durchaus ein

Gewicht von 3 – 4 kg.

Im Sommer 2002 konnte erstmals eine natürliche Vermehrung des Giebels im Weissensee

festgestellt werden. Von dieser Fischart kommen in den meisten europäischen Gewässern

nur weibliche Fische vor. Zur Laichzeit mischen sich diese unter verwandte, ablaichende

Fischarten, wobei die Giebeleier nicht befruchtet, sondern nur zur Zellteilung stimuliert

werden. Aus den Eiern gehen in der Folge wieder nur weibliche Fische hervor. Ein einziger

Giebelrogner ist daher theoretisch in der Lage, eine gesamte Population aufzubauen. Heute

werden in Österreich auch immer wieder männliche Giebel nachgewiesen. Wo diese plötzlich

herkommen ist noch ein Rätsel. Die restlichen Fischarten sind derzeit weder für die

Angelfischerei, noch für die Ökologie des Weissensees von Bedeutung und werden daher

hier nicht weiter beschrieben.

Noch erwähnenswert: Im Sommer 2010 wurde ein Wels mit einer Länge von ca. 150 cm im

Ostteil des Weissensees fotografiert und beim Hotel Ronacherfels kann man seit zwei Jahren

einen Rapfen beobachten.

7. DER KREBSBESTAND

Krebse beseitigen frische, tote Fische und Frösche innerhalb kürzester Zeit restlos und

werden daher häufig zu Recht als „Gewässerpolizei“ bezeichnet. Mit Vorliebe fressen sie

aber auch abgefallenes Laub, Wasserpflanzen, Schnecken und Muscheln. HARTMANN

berichtete 1883 über einen kleinen Bestand an Edelkrebsen (Astacus astacus), der jedoch

bis etwa zum Jahr 1980 eine unglaubliche Dichte erreichte. Es gab damals keinen

Unterschlupf in dem kein Edelkrebs wohnte. Man konnte einige Tiere sogar bei Tag

beobachten, obwohl Edelkrebse ausgesprochen nachtaktiv sind und sich die übrige Zeit in

ihren Verstecken aufhalten.

Um 1980 wurde der gesamte Bestand innerhalb weniger

Wochen vollständig ausgerottet. Die Ursache für diese

Tragödie begann schon um 1860 in der Lombardei, wo

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es um diese Zeit zum ersten Mal zu Massensterben bei den heimischen Krebsen kam. Der

Erreger dieser Epidemie, ein Schlauchpilz, wurde wahrscheinlich durch nordamerikanische

Flusskrebse eingeschleppt und breitete sich in den nächsten Jahrzehnten über ganz Europa

aus, wodurch fast alle europäischen Krebsbestände vernichtet wurden.

In den letzten Jahren hat sich im Weissensee wieder ein guter Krebsbestand entwickelt. Bei

diesen Tieren handelt es sich jedoch um den in Nordamerika heimischen Kamberkrebs

(Orconectes limosus), der als Überträger der Krebspest, die Ursache für die Ausrottung des

Edelkrebsbestandes im Weissensee ist. Wie diese Krebse um 1980 in den See gelangten ist

nicht bekannt.

Erstaunlicherweise werden aber hin und wieder Edelkrebse von anerkannten Krebsexperten

im Weissensee gesichtet. Erklärungen dafür gibt es derzeit nicht.

8. NACHTANGELN

Über ein Pro bzw. Kontra des Nachtangelns wurde in den letzten Jahren sowohl im Kreise

der Agrargemeinschaft als auch im Kreise der Angelfischer sehr häufig und z. T. recht

emotional diskutiert. Seit der Angelsaison 2008 ist der gesamte Weissensee für das

Nachtangeln freigegeben.

Außer Zweifel steht, dass einige Fischarten in der Nacht viel besser zu fangen sind als bei

Tag. Dies gilt z. B. für den Zander und besonders in den Sommermonaten für den Karpfen,

den Amur und die Schleie. Diese Fischarten suchen in der Nacht auch Uferbereiche auf, die

sie während des Badebetriebes bei Tag meiden.

Sofern es der Angler zulässt, kann die Stille der Nacht und die meist spiegelglatte

Wasseroberfläche durchaus zur Entspannung und Erholung beitragen. Das Treiben der

nachtaktiven Tiere und das Aufplatschen der springenden Fische auf die Wasseroberfläche,

werden bei Dunkelheit viel intensiver wahrgenommen und bauen eine gewisse, in jedem Fall

positive Spannung auf.

Die regelmäßig veranstalteten Nachtfahrten der Weissensee-Schifffahrt schließen aus, dass

in der Nacht vom Boot aus geangelt wird.

Das Campieren an nicht dafür vorgesehenen Plätzen ist am Weissensee verboten und auch

das Angeln an unbefestigten Uferstrukturen (Naturufer) lässt sich mit den

Umweltschutzbemühungen der Gemeinde Weissensee nicht in Einklang bringen.

Als Angelplätze dürfen daher nur befestigte Uferbereiche (Badestege, Liegewiesen, feste

Uferverbauten) ausgewählt werden. Der Angelplatz muss ständig gut sichtbar beleuchtet sein

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und die ausgelegten Angelruten dürfen nicht unbeaufsichtigt bleiben. Bei Verwendung von

Schwimmern (Posen) müssen diese ebenfalls gut sichtbar beleuchtet sein (z. B.

Knicklichter). Dies ist besonders wichtig, da sich schon mehrmals Angelschnüre im

Elektromotor des Kontrollbootes verfingen und sehr kostspielige Reparaturen verursachten.

Alle Angler die das neue Angebot nutzen wollen, werden gebeten die Vorschriften genau

einzuhalten. Denn nur so kann das Nachtangeln auch in Zukunft als Teil der

Weissenseefischerei angeboten werden.

9. KIEMENNETZBEFISCHUNGEN

Östlich vom Restaurant Ronacherfels werden in den Sommermonaten im Freiwasserbereich

am Abend Kiemennetze in Tiefen zwischen 8 und 15 m ausgelegt (Abb. 18).

Abb. 18: Bereich in dem seit Juli 2004 Kiemennetzbefischungen durchgeführt werden.

Am Morgen erfolgt die Entnahme der gefangenen Fische und deren Weiterverarbeitung. Die

Fänge im Befischungsbereich setzen sich zu über 98 % aus Reinanken zusammen. Seltener

werden Seeforellen und nur in sehr seltenen Ausnahmefällen Hechte oder Seesaiblinge

gefangen. Sofern es sinnvoll ist, werden Seeforellen und Seesaiblinge wieder zurückgesetzt.

Durch die Wahl der Netzmaschenweite kann die Größe der gefangenen Fische relativ genau

vorherbestimmt werden (Abb. 19). Wenn der Umfang des Fisches am Ansatz der

Rückenflosse kleiner ist als die Netzmaschenweite (bei einem 46 mm Netz also < 184 mm),

dann kann der Fisch durch die Masche hindurch schwimmen. Jungfische können daher mit

diesem Netz nicht gefangen werden.

Bereich der

Kiemennetzbefischungen

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Abb. 19: Größenklasse von Reinanken die mit einem Kiemennetz gefangen werden. Links ist das Kiemennetz dargestellt wie es während einer Befischung im Wasser liegen sollte. Nur Reinanken welche die Netzmasche mit den Kiemendeckeln passieren und deren Körperumfang größer als ein Maschenumfang ist, können gefangen werden.

Bei jeder Befischung wird registriert welche Netze verwendet und welche Netzlängen gesetzt

wurden. Dadurch kann die Entwicklung der Reinankenpopulation relativ leicht anhand der

Fangergebnisse von Jahr zu Jahr verglichen werden. Außerdem wird von jedem gefangenen

Fisch die Länge gemessen und das Vollgewicht bestimmt. Mit diesen Daten wird der

Konditionsfaktor berechnet, wodurch längerfristig auch die Nahrungssituation mit verfolgt

werden kann. Das Ausfangkontingent wird jährlich festgelegt und richtet sich nach dem

Reinankenbestand und nicht nach der Nachfrage. Als Grundlage dienen die oben genannten

Parameter.

10. FISCHPARASITEN

Der Befall mit Parasiten ist für Fische durchaus üblich. In diesem Punkt bilden auch die

Fische des Weissensees keine Ausnahme. Zu Beeinträchtigung der Fischgesundheit tragen

diese Parasiten aber nur selten bei.

Bandwürmer (Cestoda) findet man sehr häufig im Darm von Reinanken, Hechten und

Karpfen. Kratzer (Acanthocephala) kommen sehr häufig bei Flussbarschen vor. Saugwürmer

(Trematoda) findet man in sehr großer Zahl im Darm von Schleien. Fadenwürmer

(Nematoda) kommen in Hechten und Barschen vor. In der Leibeshöhle von kleineren

Rotaugen, Lauben,... parasitiert der Riemenwurm (Ligula intestinalis).

In den Kiemen von Schleien, Hechten und Flussbarschen findet man recht häufig

schmarotzende Kiemenkrebse (Ergasilus sp.) und auf der Haut von Hechten und

Flussbarschen findet man in den Sommermonaten regelmäßig die Karpfenlaus (Argulus sp.).

In den Augen von Flussbarschen, Rotaugen,... parasitiert ein Larvenstadium eines

Trematoden.

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Keiner der Parasiten, die bis jetzt für den Weissensee nachgewiesenen werden

konnten, stellt eine Gefahr für den Menschen dar. Sie haben auch keinen Einfluss auf

die Qualität des Fischfleisches und nur von sehr wenigen Arten wird die

Fischgesundheit beeinträchtigt.

Zur Information:

Vom Hechtbandwurm treten in Österreich zwei verschiedene Arten auf: Triaenophorus

crassus und Triaenophorus nodulosus. Beide leben als geschlechtsreife Würmer im Darm

von Fischen (meist im Hecht). Die Eier werden mit dem Kot des Fisches ins Wasser

abgegeben und von Zooplanktern (erster Zwischenwirt) aufgenommen. Der befallene

Zooplankter wird wiederum von einem Fisch (zweiter Zwischenwirt, z.B. eine Reinanke oder

ein Seesaibling) gefressen. Im zweiten Zwischenwirt verhalten sich die beiden

Bandwurmarten nun völlig unterschiedlich. T. crassus befällt als Wurmlarve die Muskulatur

der Wirtsfische und verursacht dort Blutungen. In Fischfilets sind diese Blutungen und z. T.

auch die Wurmlarven gut zu erkennen und sind natürlich ekelerregend. T. crassus wird daher

von Gewässerbewirtschaftern gefürchtet, da befallene Fische nicht zu vermarkten sind. T.

crassus kommt im Weissensee nicht vor!!!

Sehr wohl konnte in den letzten Jahren T. nodulosus nachgewiesen werden. Auch dieser

Parasit lebt als geschlechtsreifes Tier im Darm seines Endwirtes (Hecht). Auch die

Zwischenwirte sind die gleichen. Nur bildet die Larve von T. nodulosus im zweiten

Zwischenwirt eine Zyste in der Leber. Die Fischmuskulatur wird nicht befallen. Beim

Ausnehmen ist ein mit T. nodulosus befallener Fisch also frei von Parasiten.

11. SCHONZEITEN UND MINDESTMASSE FÜR FISCHE UND

KREBSE:

Seeforelle 70 cm 01.10. – 28.02.

Bachforelle 70 cm 01.10. – 28.02.

Regenbogenforelle 70 cm 01.10. – 28.02.

Reinanke 38 cm 01.11. – 28.02.

Karpfen 45 cm keine

Hecht keines 01.01. – 30.04.

Schleie 25 cm 01.06. – 30.06.

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Zander 50 cm 01.01. – 15.06.

Seesaibling 30 cm 01.10. – 28.02.

12. Weiterführende Literatur und spezifische

Untersuchungen

Aktuelle Literatur und Untersuchungen finden sie unter www.weissensee-kaernten.at bei

Fischerei / Literatur.

Ihre Fragen und Anregungen können ebenfalls auf dieser Seite im Forum diskutiert werden.