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Anhang Anhang Leitfaden I ............................................................................................................................ II Leitfaden II ......................................................................................................................... VI Transkriptionsregeln ........................................................................................................ VIII Transkription Interview Aylin .............................................................................................. IX Transkription Interview Tim............................................................................................ XXIII Transkription Interview Elfriede .................................................................................. XXXVI Erklärung zur Diplomarbeit ................................................................................................ LII I

Anhang - Fakultät II | Department Erziehungswissenschaft · PDF fileAnhang: Leitfaden I • Ist es anders? • Hast du das Heim mit ausgesucht? • Warst du vor der Aufnahme schon

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Page 1: Anhang - Fakultät II | Department Erziehungswissenschaft · PDF fileAnhang: Leitfaden I • Ist es anders? • Hast du das Heim mit ausgesucht? • Warst du vor der Aufnahme schon

Anhang

Anhang

Leitfaden I ............................................................................................................................II Leitfaden II ......................................................................................................................... VI Transkriptionsregeln ........................................................................................................ VIII Transkription Interview Aylin.............................................................................................. IX Transkription Interview Tim............................................................................................XXIII Transkription Interview Elfriede .................................................................................. XXXVI Erklärung zur Diplomarbeit ................................................................................................LII

I

Page 2: Anhang - Fakultät II | Department Erziehungswissenschaft · PDF fileAnhang: Leitfaden I • Ist es anders? • Hast du das Heim mit ausgesucht? • Warst du vor der Aufnahme schon

Anhang: Leitfaden I

Leitfaden I

Leitfaden I wurde für das Interview mit Elfriede verwendet.

I. erzählauffordernde Fragen (Geschichten/Ereignisse):

1. Eingangsfrage

a) Es wäre schön, wenn ich einen Eindruck davon bekommen könnte, wie sich dein Leben

entwickelt hat. Du kannst dir dabei ruhig Zeit nehmen, auch für Einzelheiten, denn für mich

ist alles interessant, was dir wichtig ist.

Dafür möchte ich dich jetzt bitten, dich zurückzuerinnern und deine Lebensgeschichte zu

erzählen. Wie so eins zum anderen gekommen ist.

b) Vielleicht fängst du da an, als du noch in deiner Familie gelebt hast und wie es dann dazu

kam, dass du ins Heim gekommen bist und erzählst, was so nach und nach passiert ist bis

heute.

2. Übergang ins Heim

a) Wie kam es dazu, dass du ins Heim gekommen bist?

b) Kannst du dich noch an die Situation erinnern, als die Entscheidung gefallen ist, dass du

ins Heim kommst? Kannst du sie mir beschreiben?

3. Übergang in die Psychiatrie

a) Wie kam es dazu?

b) Kannst du dich noch an die Situation erinnern, als die Entscheidung fiel, dass du in die

Psychiatrie kommst? Kannst du sie mir beschreiben?

II.

1. Übergang ins Heim

• (Wo hast du vorher gelebt?)

• Wer hat es zum ersten Mal ausgesprochen, dass du ins Heim kommst?

• Wer war alles an der Entscheidung beteiligt?

• Was war deine Meinung dazu, dass du ins Heim gekommen bist?

• Bist du danach gefragt worden?

• Wenn ja, wer hat dich gefragt?

• Wie warst du an der Entscheidung beteiligt? (Konntest du mitentscheiden?)

• Wie war der Wechsel ins Heim für dich?

• Weißt du noch, was du für eine Vorstellung vom Heim hattest, bevor du hingekommen

bist?

II

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Anhang: Leitfaden I

• Ist es anders?

• Hast du das Heim mit ausgesucht?

• Warst du vor der Aufnahme schon mal da, um dir ein Bild zu machen, wie es da aussieht

und so abläuft?

• Kannst du dich an das erste Mal noch erinnern, als du dort warst? Wie war das?

• Probewohnen?

2. Das Leben im Heim

• Seit wann?

• Schon in mehreren Heimen gelebt, oder ist das das erste?

• Kannst du mir das Leben im Heim beschreiben? Was das Leben im Heim ausmacht?

• Andere Jugendliche dort; Freunde gefunden?

• Mit wem besprichst du deine Sorgen/Probleme?

• Aufgaben der Betreuer

• Würdest du an der Stelle der Betreuer etwas anders machen?

• Was gefällt dir gut, was nicht so gut?

3. Übergang in die Psychiatrie

• Wer hat es entschieden, dass du in die Psychiatrie kommst?

• Wer hat es zum ersten Mal ausgesprochen/wessen Idee war das?

• Was (glaubst du) war der Grund für die Entscheidung?

• Was war deine Meinung dazu, dass du in die Psychiatrie gekommen bist?

• Bist du danach gefragt worden?

• Wenn ja, wer hat dich gefragt?

• Wie warst du an der Entscheidung beteiligt?

• Wenn nein: bist du hinterher gefragt worden, ob es für dich ok ist?

• Was glaubst du wäre passiert, wenn du nein gesagt hättest?

• Wie war der Wechsel in die Psychiatrie für dich?

• Was ist das Ziel? Was soll hier erreicht werden?

• Weißt du noch, was du für eine Vorstellung von der Psychiatrie hattest, bevor du

hingekommen bist?

• Wie siehst du es jetzt?

• Warst du vor der Aufnahme schon mal da, um dir ein Bild zu machen, wie es da so ist?

• Kannst du dich noch an den ersten Besuch in der Psychiatrie erinnern? Wie war das?

4. Das Leben in der Psychiatrie

• Wie lange bist du schon in der Psychiatrie?

• Kannst du mir das Leben in der Psychiatrie beschreiben? Was das so ausmacht?

• Tagesablauf in der Psychiatrie – was macht man da so?

• Aufgaben der Betreuer/Ärzte

III

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Anhang: Leitfaden I

• Andere Jugendliche; Freunde gefunden?

• Mit wem kannst du im Moment über Sorgen/Probleme reden?

• Würdest du an der Stelle der Betreuer/Ärzte etwas anders machen?

• Was gefällt dir da gut, was nicht so gut?

5. Veränderungen durch den Psychiatrie-Aufenthalt

• Hat sich etwas verändert für dich seit du in der Psychiatrie gewesen bist?

• z.B. gehen die Betreuer/andere Personen jetzt anders mit dir um?

• Was hat das dir gebracht?

• Hast du dich verändert?

• Gehst du anders mit dir um?

• Gehst du anders mit anderen um?

• War/ist die Psychiatrie eine Hilfe für dich?

• Was hast du in der Psychiatrie gelernt für dich und dein Leben?

• Glaubst du es wird sich etwas verändern?

• Wie siehst du deine Zukunft?

6. wahrgenommene „Kooperation“ zwischen Heim und Psychiatrie

• Wie stehst du zur Zeit zum Heim (zu den Betreuern/Jugendlichen/Leben dort)

• während der Zeit in der Psychiatrie Kontakt zum Heim? Wie gestaltet der sich?

• Telefonate?

• Besuche von Betreuern/Jugendlichen in der Psychiatrie?

• Beurlaubungen ins Heim?

• Konntest du in der Zeit während du in der Psychiatrie warst auch im Heim anrufen,

wenn du Probleme hattest? Hat man dir dann versucht zu helfen?

7. wahrgenommene Unterschiede zwischen Psychiatrie und Heim

• Kannst du mir beschreiben, was die Betreuer in der Psychiatrie machen und was die im

Heim? Können die einen deiner Meinung nach etwas, was die anderen nicht können?

• Bezugsbetreuer

• Was unterscheidet die Psychiatrie vom Heim?

• Gehst du in der Psychiatrie in eine andere Schule?

• Freizeitgestaltung

8. Übergang Psychiatrie zurück ins Heim

• Wann wird das sein?

• Wie wird das sein?

• Zurück ins gleiche Heim?

• Hast du schon Pläne, wie es weitergeht, wenn du zurück bist?

IV

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Anhang: Leitfaden I

9. Sonstiges

• Hätte deiner Meinung nach etwas anders laufen können/sollen (in einer best. Situation/in

deinem Leben)?

• Wie hast du dich (in einer bestimmten Situation z.B. Entscheidung) gefühlt?

• Hilfeplangespräche (wie läuft so was? Beteiligung/eigene Meinung sagen; wer ist dabei?

Was wird besprochen? Wie fühlst du dich dabei?)

• Kontakt zur Familie? Was bedeutet dir deine Familie?

10. Schlussphase

• Mit meinen Fragen bin ich am Ende angelangt. Gibt es etwas, was du mir noch gerne

sagen möchtest, was noch wichtig für dich ist und worüber wir noch nicht gesprochen

haben?

• Wie war das Interview für dich?

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Anhang: Leitfaden II

Leitfaden II

Leitfaden II wurde für das Interview mit Aylin und Tim verwendet.

Wichtig ist, nach Beispielen/Situationen zu fragen!

Eingangsfrage Es wäre schön, wenn ich einen Eindruck davon bekommen könnte, wie sich dein Leben entwickelt hat. Wenn du mir das erzählst, kannst du dir ruhig Zeit nehmen, auch für Einzelheiten, denn für mich ist alles interessant, was dir wichtig ist. Dafür möchte ich dich jetzt bitten dich zurückzuerinnern und deine Geschichte zu erzählen. Wie so eins zum andern gekommen ist. Vielleicht fängst du da an, als du noch in deiner Familie gelebt hast und wie es dann dazu kam, dass du ins Heim gekommen bist und erzählst, was so nach und nach passiert ist bis heute.

Übergang ins Heim

Kannst du die Situation beschreiben, bevor du ins Heim gekommen bist. Was war da? Wie kam es dazu, dass du ins Heim gekommen bist? (Warum deiner Meinung nach?) Wie war der Wechsel ins Heim für dich? / Wie erlebt? Weißt du noch, was du für eine Vorstellung vom Heim hattest? Erster Kontakt/Besuch

Entscheidung Wer hat es zum ersten Mal ausgesprochen? Wer war an der Entscheidung beteiligt? / Wer hat es entschieden?

Eigene Meinung Was war deine Meinung dazu? Gefragt worden? (Wer?) Wie warst du an der Entscheidung beteiligt? Hast du das Heim mit ausgesucht?

Das Leben im Heim

Wie lange schon? Wie hat sich das Leben im Heim entwickelt? Schon in mehreren Heimen? Beschreibung der Struktur / des Lebens dort / andere Jugendliche / Aufgaben der Betreuer Ansprechpartner bei Sorgen/Problemen Würdest du an der Stelle der Betreuer etwas anders machen? Was ist gut/schlecht

Übergang in die Psychiatrie

Kannst du die Situation beschreiben bevor du in die Psychiatrie gekommen bist? Was war da? Wie kam es dazu, dass du in die Psychiatrie gekommen bist? (Warum deiner Meinung nach?) Geplant? Ambulante Therapie? Wie war der Wechsel in die Psychiatrie für dich? Weißt du noch, was du für eine Vorstellung von der Psychiatrie hattest? Erster Kontakt/Besuch

Entscheidung Wer hat es zum ersten Mal ausgesprochen? Wer war beteiligt? Konntest du mitentscheiden? Was glaubst du, wäre passiert, wenn du nein gesagt hättest? Was war der Grund für die Entscheidung?

Eigene Meinung Was war deine Meinung dazu? Gefragt worden? Von wem?

Das Leben in der Psychiatrie

Wie lange warst du in der Psychiatrie? Was war das Ziel der Maßnahme? Beschreibung der Struktur / des Lebens dort / andere Jugendliche / Aufgaben der Betreuer/Ärzte Ansprechpartner bei Sorgen/Problemen Hättest du an der Stelle der Betreuer/Ärzte etwas anders gemacht?

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Anhang: Leitfaden II

Was war gut/schlecht? Kontakt zum Heim

Hattest du während der Zeit Kontakt zum Heim? Wie sah der aus? Weiterhin Ansprechpartner bei Problemen?

Übergang zurück ins Heim

Wie war es, als du zurückgekommen bist? Zurück ins gleiche Heim?

Veränderungen durch den Psychiatrie-Aufenthalt

Hat sich seitdem etwas verändert? (gehen andere anders mit dir um? Was hat es genützt? Hast du dich verändert?) War die Psychiatrie eine Hilfe für dich? Was hast du dort gelernt?

Wahrgenommene Unterschiede

Können/machen die Betreuer unterschiedliche Dinge? Was unterscheidet die Psychiatrie vom Heim? Schule

Sonstiges Lebensplanung / Zukunft / Wünsche Hätte in deinem Leben etwas anders laufen sollen? Hilfeplangespräche: wie sieht so was aus? Beteiligung/eigene Meinung sagen / wer ist dabei? / Vorbereitung / Themen / wie fühlst du dich dabei Kontakt zur Familie?

Schlussphase Gibt es noch etwas das dir wichtig ist, worüber wir noch nicht gesprochen haben? Haben wir etwas vergessen? Wie war das Interview für dich?

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Anhang: Transkriptionsregeln

Transkriptionsregeln

Bei den Transkriptionsregeln habe ich mich an einem von GLINKA (1998, S.21ff. & S.62)

vorgestellten Modell für Transkriptionszeichen orientiert und dieses teilweise modifiziert.

I = Interviewer

E = Elfriede

A = Aylin

T = Tim

((1)) = ungefähre Angabe von Gesprächspausen in Sekunden

abge/ = Wort-/ Satzabbruch

(*Klammer & Stern*) = vermuteter Wortlaut bei nicht genau verständlichen Äußerungen

(----) = unverständliche Äußerung, wobei die Anzahl der Striche die

ungefähre Silbenanzahl angibt

[eckige Klammer] = nonverbale Signale/Anmerkungen

unterstrichen = stärkere Betonung

gestrichelt = gedehntes Sprechen

mhm = zustimmende Äußerung

eheh = verneinende Äußerung

. = sinkende Intonation

, ? = schwach bzw. stark steigende Intonation

Aus Datenschutzgründen wurden alle Namen, Orte, Daten etc., die auf Personen zurück schließen

lassen könnten, anonymisiert. Tonbandaufnahmen zu den Interviews liegen vor, werden aber zum

Schutz der Befragten und anderen in den Interviews genannten Personen und Einrichtungen der

Arbeit nicht beigefügt.

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Anhang: Transkript Interview Aylin

Transkription Interview Aylin

Ort des Interviews: unbewohntes Zimmer der Heimgruppe

Datum: 19.10.2005

Dauer des Interviews: ca. 44 Minuten

Leitfaden II

Aylin habe ich erst am Tag des Interviews kennen gelernt. Am Morgen hatte sie sich mit einer

Pädagogin der Heimgruppe gestritten, sodass zunächst nicht feststand, ob der Termin

stattfinden würde. Aylin verbrachte den Nachmittag extra wegen des Interviewtermins in der

Heimgruppe. Teilweise gelingt es nur schlecht, offene Fragen zu stellen. Wenn Aylin länger

spricht und sich zurückerinnert, schaut sie oft ins Leere.

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I: … was unklar ist, dann schreib ich das auf und ehm ((1)) dann frag ich hinterher nach. ((1))

Hm. Ja?

A: Ja.

I: Hast du also wirklich keine Fragen mehr?

A: Nee, nee.

I: Okay. ((1))

A: Ja.

I: Dann möchte ich dich einfach bitten dich zurückzuerinnern und ehm mir so erzählen. Deine

Geschichte und wie so eins zum andern gekommen ist.

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A: Ja ich hab meine ersten paar Jahre bei meiner Mama gele/eh gelebt, und dann ist alles

schief gelaufen, dann hab ich auch n paar Schläge gekriegt und mit meiner Mama nicht mehr

so vertragen, und dann bin ich nach meinem Vater vor 3 Jahren gezogen, und dann klappte das

da auch nicht mehr, und dann hab ich auch Schläge von ihm bekommen, dann hab ich

angefangen mit Drogen zu nehmen, ja und in diesem Drogenzustand hab ich dann versucht,

mich umzubringen, und dann hab ich antidepressive Tabletten geschluckt, ((1)) ja und dann lag

ich 2 Monate in Krankenhaus, in der Kinderklinik auf S5, das is wie in der Psychiatrie, jo und

dann bin ich hier hin gekommen, ((1)) ja, und jetzt geht’s mir eigentlich hier gut.

I: ((5)) Okay. Also pass auf. [I. zeichnet die einzelnen Stationen, die Aylin erwähnt hat, auf

einem Blatt auf und spricht dabei] ((1)) Du warst erst bei deiner Mama, ne, ((1)) und dann bist

du zu deinem Papa gekommen/ich mal das hier mal bisschen auf damit (*du dann*)

A: Mhm

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I: ((1)) und dann warst du im Kinderkrankenhaus und dann bist du hier hingekommen, ne?

A: Mhm. ((1))

I: So. [dreht die Zeichnung, so, dass Aylin sie lesen kann] Ehm ((3)) wie war das so, als du von

deiner ((1)) Mama zu deinem Papa gekommen bist, kannst du da en bisschen mehr drüber

erzählen? ((1))

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Anhang: Transkript Interview Aylin

A: Ja, ich bin erst zum Jugendamt gegangen, und dann hatt ich den Herrn Müller der hat mir

geholfen nach meinem Papa zu gehen, und ehm der musste aber in der Bundeswehr, in der

Türkei für’n paar Monaten, da bin ich erst nach Werdohl gekommen in der Wohngruppe. Für

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fast 4 Monaten. Ja, und dann bin ich wieder zu meinem Vater gezogen, und dann hab ich da

((1)) vor ja fast 3 Jahre lang gewohnt. ((1))

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I: Also warst du zwischen Mama und Papa warst du noch in der [dreht das Blatt, um der

Zeichnung die Wohngruppe hinzuzufügen] in so ner WG.

A: Mhm

I: Und ehm, wie war das, als du von deiner Mama zum Jugendamt/also wer hat da den Kontakt

aufgenommen zum Jugendamt?

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A: Ich zum Jugendamt. Weil morgens früh da hatt ich ne richtige Ohrlasche gekriegt von meiner

Mama, wegen Zigaretten, weil ich rauche, ja und ich hab meine Mama angelogen, und dann

hab ich eine von ihr gekriegt, ja und dann war’s mir zu viel und dann bin ich zum Jugendamt

gegangen. Vor der Schule. ((1))

I: Wie alt warst du da?

A: Da war ich ungefähr 12.

I: Mhm ((1)) und dann? Also bist du/m war/kannst du dich noch dich noch da dran erinnern, als

du im Jugendamt warst, so an diese Situation? ((1))

A: Ehm ich hab erst mit dem Herrn Müller ganz alleine geredet darüber wies is und wie im

Moment mein Leben so läuft und ja dann hatten wir Gespräch mit ehm mit meiner Lehrerin, mit

meiner Mama und mit der Tagesgruppenhil/eh Lehrerin, ((1)) und dann

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haben wir entschieden

dass ich zu meinem Vater ziehe. ((1)) Die wollte mich zwar da behalten, aber ich hab gesagt

nein, ich möchte nicht mehr, ((2)) ja. ((1))

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I: Und ehm als du bei deiner Mama gewohnt hast, da warst du schon in ner Tagesgruppe?

A: Ja. ((2))

I: [fügt die Tagesgruppe der Zeichnung hinzu] und es war dann ((1)) auch so was vom

Jugendamt irgendwie, oder

A: Ja. ((1))

I: Mhm. Und ehm dass heißt, also woher kanntest du s Jugendamt? ((1)) Schon? Vorher?

A: Ehm, ja von der Tagesgruppe eben, dass/eh dass die mir helfen könnten, und wir hatten

auch n bisschen Betreu/also ich hatte n bisschen Betreuung von der Ta/ehh vom Jugendamt,

und ich war in Therapie wegen meiner Mutter und weil ich damit alles nich klar kam, ja, und

dann bin ich so auf n Jugendamt gestoßen. ((2))

I: Das heißt ehm es hat/hat dir jemand in der Tagesgruppe gesagt, irgendwie wenn’s Stress

gibt, mit deiner Mama so, dann geh doch mal zum Jugendamt, oder bist du da von alleine auf

die Idee gekommen, also das versteh ich gra/grade nich g/ganz wie dieser ((1)) Übergang war,

in diese Wohngruppe so.

A: Ja, die hatten mir gesagt, wenn ich wenn’s nicht mehr geht, weil die wussten, wie meine

Mama ist, wenn’s überhaupt nich mehr geht, und ich/wenn ich mich nicht mehr wohl fühle, dann

sollt ich doch in der/nach m Jugendamt gehen. Und Jugendamt war nur 5 Minuten von uns

entfernt, ja, und dann hab ich das gemacht, weil das war mir zu viel…

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Anhang: Transkript Interview Aylin

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I: …mhm…

A: Ich bin damit nicht mehr klar gekommen.

I: Und da bist du dann ganz alleine hin, zum Jugendamt so?

A: Ja.

I: Mhm, ((1)) und ehm kannst du da n bisschen erzählen, wie des dann war? Wie du da an/so in

diese Wohngruppe gekommen bist?

A: Ehm, mein Vater der musste ja zur Bundeswehr, und ich sollte dann in der Zeit noch mal zu

meiner Mutter gehen, und das wollt ich überhaupt nicht, ja, und dann hatten die keine andre

Lösung mehr, und dann sollt ich in der Wohngruppe nach Werdohl gehen. ((1)) Und dann wo

mein Vater wieder gekommen ist, nach en paar Monaten, eh durfte ich wieder zu dem. ((1))

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I: Und wie war das so, in der Wohngruppe da?

A: Ehm, das hat mir te/gar nicht gefallen. Weil die waren so streng, man durfte nur bis 6 Uhr

abends raus, und dann gab’s noch ehm Hausaufgabenzeit, und das war dann zu wenig

Ausgang, was wir hatten. ((2))

I: Und ehm wusstest du denn, dass/dass es nur für ne begrenzte Zeit ist, dann dass du da

bleibst, oder wusstest nich, wie lange du da…

A: Do/Ja, das wusste ich schon, mir wurde versprochen, dass ich da wieder rauskomme, weil

ich überhaupt gar nich dahin mö/wollte. Ich hab zwar dagegen gestreikt, aber die ham mich

einfach da rein getan, weil ich nirgendswo anders hinwollte. ((2))

I: Wo hättest du denn noch hin gekonnt?

A: Nach meiner Tante oder nach meiner Freundin, die hatten auch schon gesagt, ich dürfte zu

denen, und das hat Jugendamt aber nicht erlaubt, und meine Mutter war auch dagegen, ja. Und

dann ham die mich nach Werdohl gebracht.

I: Und ehm warum haben die das nicht erlaubt, weißt du das?

A: Ne, dat weiß ich überhaupt nicht, die ehm die meinten, wenn eh da würde gar kein Grund für

geben, ehm es wär einfach so, wie die’s sagen. ((1))

I: Wie’s Jugendamt das sagt?

A: Ja und meine Mutter.

I: Mhm ((3)) und ehm wie war das dann als du wieder zu deinem/also nicht wieder aber als du

dann zu deinem Papa gekommen bist?

A: Ja, das war schon seltsam, weil ich hatte mich da eingelebt, schon, und ja, dann bin ich zu

meinem Vater gegangen, und meine Tante ist mit meinem Vater zusammen, und die hat auch 2

Kinder, also meine 2 Cousinen, wir kamen eigentlich sehr gut zu/zusammen zurecht, außer mit

meiner Tante, das war ne Oberhexe, und damit kam ich auch nich klar, und dann gab’s auch

jeden Tag Streit, und meine größere Cousine und ich wir waren dann jeden Tag unterwegs, und

dann kamen wir an den Drogen dran. ((1))

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I: U/ehm deine Tante und dein Papa sind en Paar, oder leben die nur zusammen?

A: Ja.

I: Gut. Ist das die Tante, wo du auch von deiner Mama aus hingekommen…

A: Nee…

I: … wolltest, oder ist das ne andre?

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Anhang: Transkript Interview Aylin

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A: … das ist die Schwester von meiner Mama.

I: Ach so, und das andre war die Schwester von deinem Papa, oder wie?

A: Hm, auch ne Schwester von meiner Mama, … 3

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I: Ach so

A: … aber das is ne andre Tante.

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I: Okay. Und ehm. Du hast gesagt, du hattest dich da schon eingelebt in der Wohngruppe

hattest du dich eingelebt?

A: Ja.

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I: Und wärst du dann im Endeffekt gerne da geblieben statt zu deinem Papa zu kommen, oder

wie?

A: ((2)) Das war noch unklar, weil ich war mir nich so sicher was jetzt das Beste für mich wäre,

ja und dann hab ich dat Falsche ausgesucht, und bin zu meinem Vater gegangen. ((1)) 12

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I: Ehm und hä/konntest du dir aussuchen, ich bleib in der Wohngruppe oder geh zu meinem

Papa, oder ehm,

A: Ja. Ich durfte mir das aussuchen.

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I: Das war alleine deine Entscheidung…

A: Ja

I: …oder haben da noch andere Leute mitgeredet?

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A: Eigentlich nicht, also meine Mama hat gesagt, ich soll das machen was ich will, sie will damit

nichts zu tun haben, und ich sollte auch dann nicht ankommen, wenn ich Probleme hätte oder

so was. ((1))

I: Bei deiner Mama?

A: Ja.

I: Und das Jugendamt, hat das da mitgeredet?

A: Die haben auch gesagt, das wäre im Moment kein Problem, dass ich dahin ziehe, und ja,

dann ham se mich dahin gebracht. ((2))

I: Mhm. Und du, warst so ((1))

A: Unsicher war ich, ja. Ich wusste nicht so ganz genau, ob ich jetzt zu meinem Papa gehen

soll, oder ob ich in der Wohngruppe bleiben soll ((2))

I: Und warum warst du dir so unsicher?

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A: Ja, ich wusste nicht, ob das so wird, wie bei meiner Mutter, und mit dem Stress, und so was.

((1))

I: Okay. ((1)) [zeigt auf die Zeichnung] So und dann warst du bei deinem Papa.

A: Mhm.

I: Du hast gesagt, da gab’s dann auch ((1))

A: Stress.

I: Stress. Und du bist dann an die Drogen gekommen so.

A: Ja.

I: Und kannst du da bisschen erzählen, so?

A: Ja, wenn wir Stress hatten oder so, dann hab ich meine Cousine gera/eh gekrallt, und dann

sind wir Jungs aufsuchen gegangen, die wir gekannt ham ja, und die hatten dann meistens

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Anhang: Transkript Interview Aylin

Drogen, und dann ham wir auch immer mitgeraucht, und dann hatte mein Vater das

rausgekriegt, und hatte mich gefragt, ob ich Drogen nehme und ich hab gesagt nein, ((1)) ja,

und dann hat er mir gedroht mit nem Drogentest, und da hab ich gesagt, soll er doch machen,

aber

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hat er noch nicht gemacht gehabt ((1)) ja, bei meiner Cousine kam’s auch raus, dass die

Drogen nimmt und dann wurde sie ehm von ihrer Mutter geschlagen, und dann hatte meine

Cousine zurück geschlagen, und dann wurde sie in der Drogenklinik eingewiesen nach

Dortmund, ((1)) ja und ich sollte ehm das dann auch sagen, dass ich Drogen nehme und ich

hab’s aber nicht zugegeben, ja und wo mir das alles zu viel wurde, mit meiner Cousine und weil

ich sie vermisst hab, hab ich dann mir die Birne zuge/pafft mit den Drogen, ja und dann bin ich

an die Tabletten gegangen. Und dann hab ich über 40 Tabletten geschluckt. Ja, und an dem

Abend hab ich bei mei/bei meiner Cousine auf die Kinder aufgepasst, und dann wurd ich

bewusstlos, und die Kinder waren aber dann schon am schlafen, ja, und dann kamen die

nachts irgendwann nach Hause und kamen nicht rein, weil die den Schlüssel nicht mithatten,

((1)) und dann ham die geklingelt, da wurden meine 2 kleinen Cousinen wach, ham die Tür

aufgemacht und ich

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lag dann da. ((1)) Ja, und dann ham die den Krankenwagen angerufen,

dann wurd ich morgens früh erst in K/eh Krankenhaus wach, und ehm wusst überhaupt nichts

mehr, ja, und dann lag ich erst 3 Wochen auf eh normale Station, ja, und dann kam ich hoch auf

S5. ((2))

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I: Das is so ne kinder- und jugendpsychiatri…

A: Psychiatrie.

I: …sche Station.

A: Ja. ((2))

I: Ehm. Noch mal kurz ne Frage. Du hattest ja, als du bei deiner Mama Stress hattest, ne,

wusstest du, du …

A: Mhm

I: …kannst zum Jugendamt gehen und die ehm helfen dir dann so.

A: Mhm.

I: Und als du bei deinem Papa Stress hattest? Warst du da auch beim Jugendamt?

A: Ich eh, ich hatte nicht mehr so richtig Vertrauen in Jugendamt weil wir hatten da auch

Betreuung vom Jugendamt mit meinem Papa und Herr Jung auch von t/eh Jugendamt, und ich

kam mit Jugendamt nicht mehr so richtig klar und im Moment auf deutsch gesagt,

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scheiß ich

auch auf Jugendamt, und ((1)) ja, und dann bin ich nicht zu Jugendamt gegangen, weil ich

gedacht hab, das gibt wieder so n Terror wie letztes Mal bei meiner Mama, und das war auch

so n Hickhack. Ja, und dann bin ich einfach an de Tabletten gegangen. Weil ich keinen Ausweg

mehr wusste. ((2))

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I: Mhm. ((1)) Und ehm bei deinem Papa, war das dann so ne Sozialpädagogische Familienhilfe,

oder was war das?

A: Mhm.

I: Mhm. Und wa/was ham die gemacht, dass du da kein Vertrauen mehr hattest? ((1))

A: Ja, die ham immer alles über meinen Kopf hinweg entschieden, was zu Hause gilt, und die

hatten so n Plan aufgestellt, wie ich mich anziehe morgens früh, wie ich mich schminke, wie ich

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Anhang: Transkript Interview Aylin

meine Haare mache und ((1)) welche Schuhe ich anhab und wenn das nicht zusammengepasst

hat, oder wenn’s nicht

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gebügelt war oder so was, dann eh das wurde dann in der Woche immer

ehm zusammengezählt, und dann ka/eh gab immer 10 Cent ehm für gut anziehen, und ehm

also so wie Erpressung, wie ich mich anziehe und wie ich mich nicht anziehe. Ja und wenn ich

das dann nicht so gemacht hab, wie die es wollten, dann gab’s Strafe zum Beispiel

Badezimmer aufräumen, oder Küche aufräumen, ja, und ich wollt mich einfach nicht länger

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verarschen lassen von denen. Weil ich seh das nicht ein, dass die sagen, was ich anziehe, was

ich nicht anziehe und wie ich meine Haare mache, ja. ((2))

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I: Und ehm wie alt warst du dann, als du auf diese S5 gekommen bist?

A: 14.

I: 14. Und du hast gesagt, du hast dann ((1)) die ham dich dann, als die dich gefunden haben,

haben die dich ins Krankenhaus gebracht, ne…

A: Mhm

I: …hab ich richtig verstanden. Und dann ehm warst du paar Wochen im Krankenhaus,

A: Mhm

I: und dann auf dieser S5. Und wie/wie ist das so ehm passiert das so vom/vom normalen

[schreibt auf der Zeichnung] /ich schreib dann hier mal KKH, das heißt dann Krankenhaus, und

das hier ist dann/falsch rum schreiben ist auch irgendwie komisch,

A: [lacht] Ja ist richtig.

I: Okay [lacht] ehm wie kam das dann so dieser [zeigt Übergang Krankenhaus – S5]

A: Ja die wollten mich nach Marsberg bringen und da war ich dagegen, weil ich schon viel von

Marsberg gehört hab, und ehm dann ham se mich gezwungen, auf S5 zu gehen. Und ich wollte

das nie

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wirklich machen. 23

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I: Wer hat dich dazu gezwungen?

A: Ehm Jugendamt, Mama, Papa. Die meinten ich bräuchte Hilfe, und wegen diesem

Selbstmordversuch, und ja, dann musst ich das eben machen. ((1)) 26

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I: Und ehm ((1)) gab’s da Gespräche da mit Jugendamt und mit deinen Eltern im Krankenhaus,

oder wie kann ich mir das vorstellen?

A: Ja. Da kam eh eine vom Jugendamt und von meiner Mama/also meine Mama kam, mein

Papa kam, und der Oberarzt und der Oberarzt meinte auch, das wäre wichtig, dass ich ne

Therapie mache stationär, ja und dafür war ich nie wirklich ((1)) bestimmt für, ja, und dann hab

ich die Therapie nicht so richtig mitgemacht, wie die es wollten, und ich hab auch geraucht, eh

ich durfte das zwar nicht, aber ich hab’s getan…

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I: Zigaretten?

A: Ja ja. Und meine Mama hat mir dann auch immer Zigaretten in Krankenhaus gebracht, ich

darf von meiner Familie aus rauchen, ja und ((3))

I: Und ehm warum wolltest du nicht nach Marsberg?

A: Weil meine Schwester war auch früher da, auch wegen Drogen, und ehm die ham die mit

Medikamenten voll gepumpt, die konnte noch nicht mal richtig am Telefon sprechen, die hat nur

noch genuschelt, so Beruhigungsmedikamente und so was. ((1)) 40

41 I: Warst du denn schon mal dann in Marsberg, hast du dir das angeguckt?

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A: Ja, ich sollte dahin auch wegen meiner Psyche her und wegen ehm wegen Diät sollt ich da

machen, ja und das hat mir vom Anblick auch nicht gefallen, ja aber auf S5 hab ich auch

Beruhigungsmittel gekriegt. ((1))

I: Und ehm kannst du mir dazu bisschen mehr beschreiben wie das da/also was du da gemacht

hast, auf S5 und ehm wie das so alles war?

A: Ja, wir sind um 6 Uhr aufgestanden, dann gab’s um 7 Uhr Frühstück, 8 Uhr mussten wir in

die Schule sein unten, ((1)) und dann hatten wir immer bis um 12 Uhr Schule, und dann hatten

wir Mittagessen, dann hatten wir Hausaufgabenzeit und Rest des Nachmittags durften wir

spielen und ne halbe Stunde Ausgang und die durften wir dann einteilen, wie wir das wollten, 5

Minuten, 10 Minuten, und so, ja, und die Zeit hab ich mir dann richtig eingeteilt, dass ich dann

genug rauchen kann, in der Zeit, ja und dann gab’s nach m Alter her Schlafenszeit, und

Bettgehzeit, musst ich so um halb 9 gehen um 9 Uhr musste Licht aus gewesen sein, ((1)) ja

und so ging eigentlich der ganze T/die ganzen Wochen lang so. Also nie was wirklich eh was

getan, oder so, einmal war ich mit der Gruppe in/in der Stadt und sind spazieren gegangen, ja

und das war’s eigentlich so.

I: Mhm. Und ehm ((1)) du hast gesagt, du wolltest ja nicht da hin, ne?

A: Mhm

I: Ha/hat dich denn jemand gefragt, ob du es möchtest? ((2))

A: Nicht wirklich [lacht]. Also die ham gesagt, ja wir ham entschieden, dass du auf S5 gehst,

dass es besser für dich ist, und ich hatte gar nichts mehr zu sagen darüber. Also das war für die

schon klar, dass ich da hochgehe.

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22 I: Und was wäre passiert, wenn du gesagt hättest, nee mach ich nicht?

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A: Dann hätten se mich zwangseingewiesen. Also ich hätte überhaupt keine Chance gehabt.

((1))

I: Und was ist das für’n Gefühl so? ((2))

A: Ja schon n Scheißgefühl weil man denkt, man wird abgeschoben von den Leuten. Dass die

einen gar nicht

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wollen, und dass die einen weg haben wollen und total Scheiße. ((2)) 27

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I: Mhm. Ehm ((5)) (*Ich wollte grade noch irgendwas fragen*). Und ehm was genau sollte dann

da erreicht werden, auf S5?

A: Ehm das weiß ich gar nicht. Also ich hatte Ausraster da oben, und deswegen haben die mir

auch dieses Beruhigungszeug gegeben, da konnte man echt den Tag danach gar nichts mehr

machen. Man war fertig wie sonst was, und war so zu gedröhnt, ich hab gedacht, ich hätt mir

ganze Nacht die Drogen reingepfiffen oder so, und oa das war so schrecklich, die Zeit war

einfach nur schrecklich. Also da denkt man sich schon, wenn man auf die Station ist, warum hat

das einfach nicht geklappt, dieser Selbstmordversuch? Warum ist man nicht weg? ((1)) Ja aber

jetzt hab ich’s erst gesehen, dass mein Leben erst n

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Sinn hat, weil ich weg bin von meiner

Familie, ich hab zwar noch Kontakt, aber mir geht’s hier

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besser als in der Familie. 37

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I: Das hört sich doch schon mal gut an. Ehm ((3)) ehm ((5)) hast du denn da irgendwas erreicht

auf S5, also hat dir das irgendwas geholfen?

A: Nee. ((2)) Also mir ging’s richtig Scheiße wo ich da drauf war. ((2))

I: Und wie lange warst du da?

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A: Knapp 2 Monate. ((2)) Kaum die Familie gesehen, Freunde nicht gesehen, ((1)) war schon

blöd. ((2))

I: Ham sich denn da Leute da anders verhalten? Dann, also deine Freunde oder so? Weil du

gesagt hast, du hast die kaum gesehen

A: Nee, die durften mich ja nicht besuchen oder so. Und ich durfte ja auch keinen Kontakt mit

denen haben. Ich durft die ja noch nicht mal anrufen. ((1)) Ja.

I: Warum?

A: Weil ich ja von den Leuten erstmal wegkommen sollte, wo ich den Anfang hatte, weil es hätte

ja sein können, dass jemand in Krankenhaus kommen könnte und mir Drogen zuschmuggeln

könnte und so was. ((4))

I: Mhm. Und ehm wie bist du dann/wie kam’s dann dass du hier hingekommen bist?

A: Ja, die meinten, ich sollte, ehm lieber in ner Wohngruppe gehen, alle warn dagegen, dass ich

zu meinem Vater wieder gehe,

I: Wer ist das (*alle*)?

A: Ja, meine Mama, Jugendamt, der Oberarzt, und ja, dann hatten se n paar Wohngruppen

rausgesucht, in Werdohl die Gruppe, dann sollt ich nach Plettenberg gehen, und nach hier.

Dann hab ich mir die Gruppen angeguckt, und dann kam mir aber auch sofort ((1)) hoch, dass

ich sofort hier hin will, und Mädchengruppe auf keinen Fall,

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Zickenterror, nee, da hatt ich keinen

Bock drauf, ja und Plettenberg hab ich mir überhaupt nicht angeguckt, weil mir da schon klar

war, dass ich auf jeden Fall

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hier hin möchte. ((1)) Ja und nach ner Woche ungefähr durft ich

meine Sachen packen und hier hinkommen. ((1))

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I: Bei S5 deine Sachen packen, oder…

A: Ja

I: …warst du zwischendurch noch mal zu Hause bei deinen Eltern?

A: Nee, also ich durfte S5 meine Sachen packen und dann sind wir zwischendurch von hier

nochmal nach meinem Vater gegangen und dann hat mein Vater meine ganzen Sachen hier

hingebracht. ((1))

I: Und ehm ((1)) was war so deine Meinung dazu, dass du ehm hier also dass du ins Heim

kommen sollst?

A: Ja. Also ich war sofort beschlossen, dass ich weg will. Also dass ich sofort hier hin möchte,

dass es am besten für mich ist, also ich hab jetzt vor 3 Jahren so n großen Fehler gemacht und

bin nicht weg gegangen von der Familie, diesmal hab ich gründlich überlegt und hab auch sehr

viel geweint darüber, weil das einem richtig weh tut, von der Familie weg zu kommen, und keine

richtige Familie zu haben, ja aber ich bin froh, dass ich die Entscheidung getroffen hab. ((3))

I: Gut. Und ((1)) ach so nee du wusstest ja auch, wie’s im Heim ist vorher, ne?

A: Mhm. ((1)) Aber das ist hier nicht so schlimm wie in Werdohl. ((2))

I: Kannst du mir so n bisschen beschreiben, was es was es hier besser macht als in Werdohl?

A: Ja, hier muss man zwar so früh aufstehen wie da drüben, aber hier hat man zum Beispiel nur

ne Stunde Hausaufgabenzeit, hier darf man eigentlich zum Abendbrot wegbleiben, was man in

Werdohl nicht durfte, man musste um sechs Uhr da sein, hier brauch man eigentlich nicht da zu

bleiben zum Essen. Also Abendbrot. Aber die Erzieher meinen es wär schon schöner, wenn wir

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Anhang: Transkript Interview Aylin

zusammen frühs/ehh Abend essen könnten, ((1)) und zum Mittagessen müssen eigentlich,

muss

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jeder da sein. Und zum/zu den Hausaufgabenzeit muss auch jeder hier bleiben, außer

wenn man n Arzttermin hat oder sonst irgendwas, ja und hier darf ich dann bis um neun Uhr

meistens rausgehen, das reicht mir aber dann auch, und am Wochenende dürft ich eigentlich

nur bis halb zehn draußen bleiben, aber die machen immer ne Ausnahme bis

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zehn Uhr, ja und

[lacht] das find ich richtig klasse. ((1))

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I: Wie lange bist du jetzt schon hier?

A: Knapp acht Monate. ((2))

I: Mhm ((1)) gut ((5)) hmm mir fallen zwischendurch immer Sachen ein, und dann vergess ich

die wieder.

[beide lachen]

I: Ehm, ich muss mal kurz gucken. ((2)) Und wie alt bist du dann jetzt eigentlich?

A: Jetzt bin ich 14. ((1)) Werd am 10. Dezember 15. ((1))

I: Ehm. Ach so kannst du mir so beschreiben, wie die Jugendlichen waren, auf dieser Station

S5? Da die andern? Kannst du n bisschen was über die erzählen?

A: Ja, die waren eigentlich so wie ich, also ((2)) n paar warn wegen Ausraster da, n paar wegen

Magersucht, ein paar wegen Ritzen und da warn schon schwierige Kinder. Find ich schon n

bisschen (*hart*) mit dem Ritzen am ganzen Körper hatten se

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Wunden, und na paar Stück sind

immer abgehauen von S5 und kamen wieder und überall Wunden und wurde genäht und

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schrecklich. Und 2 Mädchen die haben jeden Morgen, jeden Abend dieses Beruhigungszeug

gekriegt, ja. ((1))

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I: Und wie bist du mit denen klar gekommen, da? ((1))

A: Eigentlich gut. Wir ham uns alle an jeden angepasst, wir ham uns allen was erzählt von

früher, was/warum wir da sind, und ((1)) ja. ((1)) 24

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I: Und ehm kannst du mir noch so n bisschen erzählen, was da die Ärzte und die Betreuer so

machen auf so ner Station?

A: Die machen gar nicht so viel. Die gucken nur, dass wir ruhig bleiben, und dass wir was

miteinander machen, ((1)) und sonst sitzen se eigentlich immer im Büro und schreiben

irgendwas oder unterhalten sich mit den andren Erzieher, und also so viel hat man gar nicht von

denen. ((2))

I: Mhm, ((1)) hättest du an der Stelle von denen irgendwas anders gemacht? ((3))

A: Nicht wirklich. Weil ich wollte nie was wirklich mit den Betreuern was zu tun haben oder so.

((1)) Und die ham auch manchmal die Tür/die Außentür zugeschlossen, und man hat sich

schon richtig gefühlt wie im Knast. ((2)) Also ich wollt da unbedingt wieder rausgehen. Ich hatte

auch schon paar Mal vor, abzuhauen da. Aber ich hab’s doch sein lassen. ((2))

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36 I: Warum hast du es sein lassen?

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A: Ja ich hab keinen Bock auf die Polizei, die mich dann wieder zurück fährt und keinen Bock

noch länger da zu bleiben. [lacht] Hmm.

I: Und ehm was machen so die Betreuer hier?

A: Ja die beschäftigen sich eher schon mit jemandem. Wenn man sagt, mir ist langweilig,

spielen wir was? Dann spielen wir was zusammen, wir sind jetzt auch schon oft zum

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Fußballspiel gegangen, Kickers Lüdenscheid, und ist schon schöner hier, also die machen viel

oder wenn man sagen, hilft ihr mir mein Zimmer aufzuräumen und verschönern, machen se

auch oft, weil wenn se sehn die Zimmer sehn aus wie bei den Hempels unterm Sofa [lacht],

dann machen se das schon freiwillig, brauch man schon gar nicht viel zu sagen [lacht] ja

I: Die räumen dein Zimmer auf? 5

6 A: Mit mir.

I: Ach so [lacht] ich dachte schon. 7

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A: Nur was ich hier nicht in Ordnung finde, wenn wir in der Schule sind oder so, dann

durchsuchen die unsere Zimmer, also die Anke, eine Erzieherin von uns,

I: Mhm

A: und die anderen eigentlich nicht. Heut morgen hab ich hier angerufen, weil ich beim Arzt war,

und ich hab meine Schule mit der Linie nicht gefunden, und dann hatt ich nur gehört, ja hier in

Aylins Zimmer, ja und dann ist mir so keine Ahnung, ich bin so sauer geworden, dann hab ich

die erstmal am Telefon angeschrien, ((1)) und weil das

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gehört sich nicht, entweder wenn wir

dabei sind, dann ist mir das scheißegal, aber wir können auch Sachen haben, die die

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nicht

sehen sollen. ((2)) Und Privatsphäre kann man auch haben, aber bei der kann man das nicht

haben. Also wenn die Dienst hat, muss man schon alles verstecken, da wo sie nicht drangeht.

((2))

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I: Und warum macht die das?

A: Ich weiß es nicht. ((2)) Ich hab auch meine Mama heute dazu gefragt, und sie sagt, ja sie hat

n gutes Recht dazu, hat se aber eigentlich nicht. Weil ich seh’s nicht ein, ich geh auch nicht bei

ihr in der Wohnung und such alles durch und dann mag ich das auch nicht, dass einer in

meinen Sachen rumwühlt. ((3))

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I: Und das macht aber nur die eine oder (*machen das andere auch?*)

A: Ja. Nur die eine. ((2))

I: Aber habt ihr euch denn wieder vertragen?

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A: Nein.

I: Nein?

A: Manchmal ist die total in Ordnung dann ärgern wir uns gegenseitig und ham viel Spaß

miteinander, aber manchmal kann die so schrecklich sein, dann kann man die so richtig gegen

die Wand klatschen [lacht]

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32 I: Was muss sie denn machen, damit ihr euch wieder vertragt?

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A: Ja einfach gute Laune haben. Weil wenn ich keine gute Laune hab dann hat sie keine gute

Laune und ach ist total schrecklich. Aber hier sind viele Erzieher, die einem gute Laune

machen. [lacht] Also da kann man nicht böse bleiben oder so.

I: Ja, das ist doch super. ((2)) Und wie sind so die Jugendlichen hier?

A: Ja jetzt sind ja schon die meisten gegangen, was ich eigentlich traurig finde, und die ersten

beiden, die gegangen sind, die warn schrecklich, die ham jeden geärgert, der hier war und die

hatten auch sehr viel mit Drogen zu tun und der dritte der jetzt gegangen ist, da hab ich schon

geweint, wo der gegangen ist, der war total

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lieb und dem hab ich auch schon ne Platzwunde an

Kopf gemacht, aber der hatte

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Verständnis dafür [beide lachen] die Erzieher wollten mich 41

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anschnauzen, sagt der/da hat der gesagt, lass die, die is nicht gut drauf, die hat Probleme, ja da

is er selbst schon mit m Messer auf mich losgegangen [lacht] ja aber da konnt ma noch

bremsen, und viel Streit hatten wir wegen Fernsehen, was wir gucken, was wir nicht gucken,

am Anfang wo ich hier hin gekommen bin, war ich ja die Einzigste, also war ich ja das einzigste

Mädchen, 8 Jungs, ein Mädchen, und das war schon schrecklich [lacht] bis dann jetzt noch

andre Mädchen dazu kamen, das hat echt lange gedauert [lacht] ja jetzt sind wir überwiegend

Mädchen und nur noch ((2)) 2 Jungs.

I: Da sind aber dann…

9 A: Drei, drei Jungs.

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I: Drei. Dann sind aber viele gegangen, oder?

A: Ja.

I: Wie ist das so we/wenn so viele gehen?

A: Doof. Weil man kann sich nicht richtig einleben. Man kann sich nicht wie zu Hause fühlen.

Weil einer geht, einer kommt, einer geht, einer kommt, das is wie in ner Disco! [beide lachen]

Man hat hier nie seine Ruhe und viel Musik

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, und wenn man krank ist, ((1)) die meisten nehmen

keine Rücksicht da drauf, dann ist man schon ((1)) also dann hätte man schon lieber man ist zu

Hause, man hat seine Ruhe, die Mama ist da, die mit einem mit

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leidet und eh, aber hier gar nix. 17

18 I: Wenn man krank ist?

A: Ja. Von den Jugendlichen her. 19

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I: Mhm ((1)) und die Betreuer? ((1))

A: Ja, die gehen schon hoch und sagen hier sach, hier eh hier is jemand krank, mach mal die

Musik leiser und, ja, wenn se aber dann wieder runtergeht, dann ist die Musik wieder lauter

[beide lachen] dann ist das richtig en Hickhack hier und dann hab ich die Schnauze voll in

meinem Zimmer und dann geh ich runter in Wohnzimmer, leg mich auf de Couch, und dann ist

mir schittegal, wer da runter kommt, wer sich hinsetzen will, ich bleib da liegen. So lange bis die

Musik aus ist, und dann geh ich hoch [beide lachen] ja ich hoffe, wenn ich jetzt operiert werde,

dass die Rücksicht nehmen, wenn ich aus m Krankenhaus komme, ((1)) ehm, dat wünsch ich

mir schon. Ruhe ((6))

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I: Musst du denn länger im Krankenhaus bleiben?

A: Eine Woche.

I: Und dann noch hier krank sein…

A: Ja und dann…

I: …krank geschrieben…

A: …hier noch 2 Wochen krank geschrieben und ich mein, das is langweilig schon hier wenn

keiner da is. Nachmittags is ok, da bin ich im Moment nur noch zu Hause, aber am Anfang ich

war jeden Tag weg, von morgens bis abends und jetzt bin ich eigentlich nur noch zu Hause,

weil Lüdenscheid ist so asozial geworden und hab ich keine Verträge mehr mit. Und hier war

ich auch schon die Schnellstraßenbürgermeisterin, weil ich so oft auch unter der Schnellstraße

mit Leuten war, und die hatten das dann mitgekriegt, und/ja und dann haben sie mich

Schnellstraßenbürgermeisterin genannt.

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41 I: Ach so, ich dachte, hier wär ne Bürgermeisterin gewesen und die hätte sich beschwert

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A: Nä (*ich war das*) [beide lachen]

I: Ach so

A: Ja. ((5))

I: Kannst du mir noch n bisschen erzählen, ehm has/hast du ehm ne ambulante Therapie auch

gemacht?

A: Ja ich habe gemacht am Parkberg hab ich die gemacht, und das wurd mir aber langsam zu

blöd.

I: Hast du die gemacht bevor du ins Krankenhaus gekommen bist, oder danach?

A: Davor und danach. ((1)) Und dann hatt ich beim Herrn Endlein der ist auch in der

Kinderklinik, der ist da Therapeut, bei dem hab ich auch Therapie gemacht, bei dem hab ich

auch abgebrochen, und dann hatten se mich aber hier gezwungen, das zu machen, sonst würd

ich hier rausfliegen, ja und dann hab ich das trotzdem nicht gemacht, ja und jetzt ham se mich

entlassen dafür davon, so dass ich keine Therapie mehr machen muss.

I: Wer hat dich entlassen?

A: Hier die Wohngruppe [lacht]

I: Wie kam das dann?

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A: Ja, ich weiß es nicht, ich hab gesagt, was bringt die Therapie, wenn ich das gar nicht will? Ja

da ham se auch gesagt, ja gar nix würde das bringen, da hab ich gesagt, ja also, dann nehmt

mich da raus, ja und jetzt bin ich halt draußen. ((1)) Aber dafür geh ich jetzt reiten. ((2))

I: Mhm ((1))

A: Dass ich wenigstens etwas hab, was ich machen kann. Also die wollen schon, dass ich

rausgehe ab und zu ((1)) aber früher warum bleibst du denn net mal hier? Und jetzt, warum

gehst denn net mal raus

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? [beide lachen] Keinen Bock mehr da drauf. Ja. 23

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I: Aber reiten ist doch schön, oder?

A: Ja ich…

I: Hast du das schon mal gemacht?

A: Das ist mein Hobby…

I: Ja?

A: … also mit Pferden hab ich viel zu tun gehabt. ((1))

I: Oh schön. ((1)) und du hast eben gesagt, du bist ((1)) ehm früher ganz viel weg und jetzt bist

du mehr zu Hause. Meinst du mit zu Hause hier oder meinst du mit zu Hause bei deinen Eltern?

A: Hier.

I: Hier ist dein zu Hause.

A: Ja für mich ist das jetzt hier n zu Hause und ja Mama zweite zu Hause, Papa dritte zu Hause

[beide lachen]. Wenn man hier Probleme hat, und Mama anrufen, Mama ich hab Probleme

[lacht] ja und wenn man mit Pa/Mama Probleme hat, Papa anrufen, Papa ich hab mit Mama

Probleme und das geht immer wie so ne Runde und ist auch schon anstrengend. ((2))

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I: Möchtest du denn gerne hier bleiben, oder möchtest du irgendwann wieder zurück zu deinen

Eltern?

A: Wenn ich wüsste, dass es besser wi/besser ist, als vor en paar Jahren, dann würd ich schon

sagen ich würde nach meiner Mama ziehen wieder. ((2))

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I: Mhm. ((1)) und wird da irgendwas gemacht, oder kann man da irgendwas machen?

A: Ehm, Jugendamt meinte, ich dürfte nicht mehr zu meiner Mama wegen meinem kleinen

Bruder, ich könnte den ja mit runterreißen. ((2)) Also dass ich irgend ne Scheiße baue noch und

dass er mit dabei (*geht*). ((5))

I: Und wie ist so dein Verhältnis zum Jugendamt jetzt?

A: Also, gar nichts mehr, ich will überhaupt nicht mehr mit Jugendamt, aber die sagen, das geht

überhaupt nicht, dass ich gar nichts mehr mit Jugendamt zu tun haben könnte, und wir haben ja

auch hier Hilfeplangespräch und da ist auch immer von Jugendamt immer einer bei und die

möchte ich aber jetzt gerne

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wechseln, weil die will ich nicht mehr haben, ich möchte gern den

Herrn Müller wieder haben, der mir geholfen hat, von meiner Mama weg zu kommen, weil der

ist total lieb und der hilft auch einem sehr gut und ((2)) ja.

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I: ((1)) Ehm ((2)) und ehm geht das dann da mit dem Wechsel?

A: Ja das muss erst besprochen werden wenn Herr Müller mit dieser Frau Schneider jo und mit

der Gruppe hier eben. ((1))

I: Und wa/wann wird das besprochen oder wie wird das besprochen?

A: Beim nächsten Hilfeplangespräch. ((2))

I: Ehm und wenn so Hilfeplangespräche sind, weißt du dann vorher, wodrüber da geredet wird,

so?

A: Ja, das wird sortiert und fra/eh die fragen mich dann, worüber ich noch gern reden möchte,

was mir nicht passt und was sich bessern sollte und so was.

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I: Also vor diesen Hilfeplänen

A: Mhm

I: Und was heißt, das wird sortiert?

A: Ja, was wir besprechen und was wir nicht besprechen. ((1))

I: Das heißt wenn du, wenn irgendwas ist, so, dann kannst du sagen, da drüber will ich nicht

reden? (-----)

A: Ja.

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I: Und dann wird das nicht angesprochen?

A: Nein. ((2))

I: Gut. ((2)) Und ehm wie laufen so Hilfeplangespräche?

A: Ja da is en Elternteil dabei, vom Jugendamt und von der Gruppe hier, und ich. Ja und dann

besprechen wir meine Fehler, von der Gruppe die Fehler, von meiner Mama die Fehler ((1))

und was wir gut machen und was wir in der Zukunft machen wollen und was wir so zum

abnehmen dass ich ne Kur machen möchte, und so was alles wird da besprochen.

I: Und kanns/wirst du dann da nach deiner Meinung gefragt?

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A: Ja schon. Aber meistens machen die das, was die wollen.

I: Wer, die?

A: Ja, die Gruppe, Mama und Jugendamt. ((1))

I: Und wie ist das?

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A: Ganz schön scheiße, weil man ((1)) denkt, man hat überhaupt kein Mitspracherecht, warum

muss man dann dabei sein? ((1)) Total schrecklich. ((6))

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Anhang: Transkript Interview Aylin

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I: Gut. ((1)) Ich muss mal grade gucken, [guckt in den Leitfaden] ((8)) Ehm ((3)) Wie siehst du

so, also hast du irgendwelche Wünsche für deine Zukunft oder wie sieht so dein Plan aus, wie

es so weiter gehen soll?

A: Ja, dass ich gut auf die Beine komme, für Leben und dass ich ne gute Arbeit krieg, dass ich

die Schule fertig krieg. Ja und dass ich von dem ganzen Scheiß wegkomme. Und nicht mehr in

den Drogen reinfalle ((2)) Ja und ich will jetzt auch aufhören zu rauchen. [lacht]

I: Gut.

A: Ja, ich hoffe ich schaff es in der Woche, wo ich im Krankenhaus liege, ich hoffe, ich tick da

gar nich/eh nicht so aus [lacht] ja, wird schon anstrengend ((1))

I: Das stimmt. ((1)) Ja, schön. Und wie/wie willst du das (-) ehm wie soll ich das sagen? So

deine Pläne, wie werden die umgesetzt? Oder wie setzt du die um?

A: Ja ich werd erstmal hier rausgehen mit 16, 17 dass ich meine eigene Wohnung hab und

dann werd ich erstmal Schritt für Schritt machen. Schule fertig, dann ne Arbeit suchen ((1)) ja,

dann vielleicht Mann heiraten, Kinder [lacht] ja, und die Zuku/die Vergangenheit einfach

vergessen und na gut man sagt’s leichter als getan, tut schon weh, aber ich bin im Moment bei,

das alles zu vergessen. ((4))

I: Schön. Und dann gehst du ins Betreute Wohnen, oder wie?

A: Mhm. ((3))

I: Gut. Ja schön. Ich glaub, ich hab gar keine Fragen mehr. Hast du noch irgendwas?

Irgendwas was dir noch wichtig ist?

A: Nö.

I: Wodrüber, nee?

A: Eheh.

I: Super. Du hast das super gemacht. Du hast mir ganz toll geholfen so. Echt. Ich mach mal aus

hier.

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Anhang: Transkript Interview Tim

Transkription Interview Tim

Datum: 08.11.2005

Ort des Interviews: Tims Zimmer in der Heimgruppe

Dauer des Interviews: ca. 33 Minuten

Leitfaden II

Anmerkungen zur Interviewsituation:

Tim macht den Eindruck, als sei er angespannt. Es ist unser erster persönlicher Kontakt, vorher

hatten wir einmal miteinander telefoniert um offene Fragen zu klären und den Interviewtermin

zu vereinbaren. Zeitweise gelingt es nur schlecht, offene Fragen zu stellen.

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I: …das ist für mich eigentlich alles spannend wo du denkst ehm was für dich wichtig ist in

deinem Leben und wie dein Leben so gelaufen ist wie’s kam dass du ins Heim gekommen bist

oder auch in die Kinder- und Jugendpsychiatrie, wie das so alles war das ich da so n bisschen n

Überblick bekomme dass du da dich einfach so n bisschen zurückerinnerst und dann…

T: Mhm

I: (-) ja erzählst.

T: Ab meiner Kindheit (*auf*), oder seit letzten Jahren?

I: Wenn du magst, seit deiner Kindheit an. Also für mich ist alles spannend.

T: Mhm, ja also ich war früher halt in so ner Familie, wo ich aufgewachsen bin, das war in

Hamburg, mein Vater war halt Alkoholiker, meine Mutter war halt psychisch/psychisch krank,

und dann war mein Vater halt immer besoffen, wie er abends nach Hause kam, ha/hat mich

(*halt*) immer geschlagen, dann bin ich halt in Kinderheim gekommen, hab ich da bis 3 gelebt,

und dann hat mich halt so ne Familie adoptiert, dann bin ich nach Hemer, is bei Iserlohn

gekommen,

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I: Mhm ((1))

T: und da hatte n paar Jahre geklappt, und dann irgendwann hat’s aber überhaupt nicht mehr

geklappt so, 2, 3 Jahre, und dann hatten die sich an so n Psychologen gewandt, den Herr

Albert, der ist in Altena, und da hatt ich dann n halbes Jahr Therapie, hatt aber au net so

besonders geholfen, un ehm dann hatten se halt vom Jugendamt, erfahren dass es halt so ne

Psychiatrie gibt, wo ma halt reingehn können.

I: Mhm,

T: Und hatten ma das halt ma ausprobiert, und sollt ich halt 6 bis 8 Wochen bleiben, hatt ich

dann auch zugestimmt, un ehm nach der achten Woche hatten die ja in Iserlohn verlängerten

Aufenthalt machen, un hab ich gesagt ja ok, nach der zehnten sollten die halt nochmal

verlängerten Aufenthalt machen, und hatt ich halt keinen Bock mehr drauf da bin ich da

abgehauen, un ehm bin ich halt n Tag später wiedergeholt worden, und da wollten meine Eltern

mich halt net mehr haben, und dann bin ich halt noch bis zur sechzehnten Woche in Marsberg

geblieben, und dann haben die mich halt hier in die Wohngruppe gesteckt. Das Jugendamt und

die Familie Strunk. ((2)) [räuspert sich] ((1))

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Anhang: Transkript Interview Tim

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I: [zeichnet die Stationen, von denen Tim gesprochen hat auf] (-) hab ich jetzt hier mal ((1)) die

Stationen die du jetzt erzählt hast, hab ich hier aufgemalt. [legt die Zeichnung auf den Boden]

Hmm und dass ich das/kannst du das lesen, wenn es da unten…

T: Ja.

I: [spricht und zeigt dabei auf die Zeichnung] Ehm also war erst in deiner Familie. Ne?

T: Mhm

I: Und dann bist du ins Heim gekommen, kannst du da n bisschen mehr erzählen wie das war

und wann das war und so? Also wie das dazu kam, dass du ins Heim gekommen bist?

T: Ins Heim bin ich gekommen, weil das Jugendamt Hamburg mich halt da rausgeholt hat weil

mein Vater mich halt regelmäßig geschlagen hat.

I: Mhm

T: Meine Mutter halt net Geld verdienen konnte weil die halt psychisch krank is, und dann ham

die sich halt scheiden lassen un dann wussten die halt net wohin, un dann bin ich halt ins

Kinderheim gekommen.

I: Und wie alt warst du da? (*Weißt du das?*)

T: Da war ich en halbes Jahr alt.

I: Ach so da kannst du dich gar net mehr dran erinnern.

T: Nee. (*Ich hab das*) nur aus Erzählungen so mitgekriegt.

I: Mhm, und wie lange warst du dann im Heim?

T: Ja bis dreieinhalb und dann bin ich halt…

I: Kannst du dich da noch dran erinnern, an das erste Heim wo du warst?

T: Nee.

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I: Gar net mehr.

T: Ich hab das ma besucht zweimal, früher, so 5, 6 Jahre alt war ich da, aber ((1))

I: Ja bis dreieinhalb kann ich mich auch an nix mehr erinnern [lacht]. Und dann bist du adoptiert

worden.

T: Ja.

I: Und kannst du da mehr drüber erzählen, wie das war, bei deinen Adoptiveltern? ((2))

T: Ja die ersten Jahre ham halt ganz gut geklappt, un ich hatt halt noch n Bruder, der hat auch

in Hamburg gelebt, un der ist auch in Kinderheim gekommen, und den ham ma halt n Jahr

später adoptiert, meine Pflegeeltern, hatt ich halt noch n Bruder zu Hause, der is n Jahr jünger

als ich, un ehm da war ich halt so 7, 8 Jahre alt, hatte die Schule angefangen und da gab’s halt

fast regelmäßig Stress zu Hause. ((1))

I: Warum gab’s da Stress zu Hause?

T: Wegen Hausaufgaben, un aufräumen, alles Mögliche. ((1))

I: Kannst du da ma n Beispiel erzählen, kannst du dich da noch dran erinnern? ((2))

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T: Jo also ((2)) zum Beispiel bei den Hausaufgaben. Da sollt ich halt manchmal Hausaufgaben

machen, ehm von 2 bis 3, von 2 bis 3 hatt ich mich mit nem Freund verabredet und ich wollt halt

so um 4 erst die Hausaufgaben anfangen. Und dann hatt ma halt lange diskutiert, und aus der

Diskussion kam dann halt n heftiger Streit. ((1)) raus. ((2))

I: Mhm, ((3)) ehm ((2))

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Anhang: Transkript Interview Tim

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T: [räuspert sich]

I: Und wie lange warst du bei deinen Adoptiveltern? ((1)) Bis/wie alt warst du da?

T: Letztes Jahr. Also bis ich vier/nee dreizehn Jahre so. Ungefähr.

I: Mhm,

T: Dreizehneinhalb Jahre. ((2))

I: Und da gab’s dann immer mehr Streit zu Hause (--).

T: Ja. ((2))

I: Und ehm wie kam das dann als du in die Psychia/Psy ach so zu/zum Psychologen bist du da

erst gegangen, ne?

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T: Ja.

I: Wie kam das dann, dass du zu dem Psychologen gegangen bist?

T: Das Jugendamt meinte ich soll zum Psychologen auffinden, der für meine Eltern zuständig

ist und für mich, dass wir halt da besser klarkommen, hat nur nicht ganz geholfen, sondern ich

hatte auch jeden Freitag halt bei dem Psychologen halt n Termin, und hatt ich mich halt immer

in der Woche benommen, un halt am Wochenende gab’s halt immer wieder Stress. ((1))

I: Mhm,

T: Das hat alles net so gut geholfen, deshalb sind dann zur Psychiatrie übergegangen.

18 I: Was sollte da erreicht werden bei dem Psychologen. Weißt du das?

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T: Jo also keinen Streit mehr geben also vernünftiges Leben.

I: Bist du da allein hingegangen zu dem Psychologen? Oder…

T: Ja also meine Mutter hat mich halt immer hingefahren, ((1)) hat mich halt nach ner dreiviertel

Stunde wieder abgeholt da.

I: Mhm, und ehm wie war so deine Meinung dazu, zu diesem/zu dieser ehm Therapie was du

dann da gemacht hast? Also hat dich da jemand gefragt, ob du gerne zu dem Psychologen

gehen willst, oder ((2))

T: Ehrlich gesagt net, aber ((1)) wir ham da halt meistens nur halt gespielt und halt geredet un

so, deshalb ging es eigentlich da. 27

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I: Mhm, ((1)) wie alt warst du da, als du zu dem Psychologen gekommen bist? Ungefähr?

T: Wie alt war ich vor zwei Jahren? Da war ich 12.

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I: Mhm, ((2)) okay. Und du hast gesagt das Jugendamt hat das vorgeschlagen, ne?

T: Ja.

I: Wa/was hatte das Jugendamt mit euch zu tun?

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T: Ich bin ja n Pflegekind da hat jeder Pflegekind n Jugendamt hinter sich. ((1))

I: Ach so. Ja okay. Und ehm wie kom/kommen die dann in regelmäßigen Abständen oder

T: Ja jedes halbe Jahr. Bei mir halt dann öfters, fast jeden zweiten Monat, weil’s halt so viel

Stress gab. ((1))

I: Mhm, ((1)) und ham die sonst irgendwas gemacht wegen dem Stress dann, das Jugendamt?

((3))

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T: Das Jugendamt selbst net, also

I: Die haben nur vorgeschlagen, das du zu dem Psychologen…

T: Ja. ((3))

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I: Ja und dann hast du gesagt, das hat nicht viel geholfen bei dem Psychologen. Ne? …

T: (*Mhm*)

I: …Hab ich richtig verstanden. Und ehm was ist dann so passiert? ((2))

T: Jo dann ham ma s halt wieder/also war das halbe Jahr um, die Therapie, und dann ham ma

halt immer mehr Stress gehabt, fast jeden Tag dann, und dann ha/hat das Jugendamt halt die

Psychiatrie vorgeschlagen. ((2))

I: Mhm, und es gab immer noch Stress um deine Hausaufgaben oder (-----)

T: Auch andere Sachen. Aufräumen, alles Mögliche. Jede Kleinigkeit also. ((1))

I: Mhm ((2)) und ehm ((4)) wo dran lag das so mit dem Stress? Also hmm. Meinst du deine

Eltern waren da kleinlich oder ehm hast du dich da/hast du keine Lust gehabt, oder,

T: Manchmal so, manchmal so. Also manchmal ham die den Streit gesucht, manchmal hab ich

den Streit gesucht. ((1))

I: Mhm. ((2)) Okay. ((1)) Und wie/wie kam’s dann dass du in die Psychiatrie gekommen bist?

((3))

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T: Das gab halt zu viel Stress und das Jugendamt hat eingegriffen und meinte ich sollt in die

Psychiatrie gehen sonst wär ich/sonst würd ich aus der Familie rausfliegen. ((2)) Und dann hab

ich halt ja gesagt, geh ich dahin, ja hat auch net viel geholfen. ((3))

I: Hmm ((1))

T: [räuspert sich]

I: Ehm was ham deine Eltern dazu gesagt, mit der Psychiatrie? ((3))

T: Weiß ich gar net mehr so genau. Ich denk ma dass die gesagt ham/also ich hab das nie

mitbekommen. Aber ich denk ma dass die gesagt haben ja, is ne gute Lösung. ((1)) 22

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I: Ach, das Jugendamt hat gar nich mit dir selber geredet (*darüber*)

T: Nee. ((1)) Nur so kurz und knapp halt, dass ich jetzt bald in die Psychiatrie gehen werde, halt

un so 6 Wochen vorher, dass ich mich halt a/anmelden soll mit meinen Pflegeeltern zusammen,

dass ich da hin geh, jo. Bin ich halt auf die Warteliste gekommen und dann…

I: Hmm

T: …ne Woche später war’s dann halt so weit und dann hat mich meine Mutter auch dahin

gefahren. ((1))

I: Und was war deine Meinung dazu, mit der Psychiatrie? ((6)) Also wie fandest du das, dass du

da

T: Ehrlich gesagt blöd. Also ((2)) fand ich gar net so schön da, ehrlich gesagt net.

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I: Und weißt/kannst du dich noch da dran erinnern, was du für ne Vorstellung hattest von der

Psychiatrie, bevor du da hingekommen bist? ((2))

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T: Ja man macht einem ja halt immer Angst im Fernsehen mit Gummizellen, so Sachen und hat

sich halt irgendwie vorgestellt, da n Zimmer, da n Zimmer, überall Gummiwände, und war dann

doch ganz anderes. ((1))

I: Mhm. ((2)) Ehm ((2)) was wär denn passiert, wenn du gesagt hättest ich/ich geh da nicht hin?

((2)) Also wenn du dich da gewehrt hättest.

T: Ja dann wär ich wahrscheinlich aus der Familie rausgeflogen. ((1)) Damals.

I: Und was/wo wärst du dann hingekommen?

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Anhang: Transkript Interview Tim

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T: Das weiß ich net. ((5))

I: Ehm ((2)) kannst du mir erzählen, was dann/wie das so war, in der Psychiatrie? N bisschen

beschreiben?

T: Ja da warn halt Zimmer, für zwei bis drei Personen, ich hab dann halt mit nem andern

Jungen da geteilt, ((1)) gab’s halt nen Gruppenraum, so n Riesen, der in Wohnzimmer und

Esszimmer verteilt wurde, dann gab’s so ne Küche, und Badezimmer für die ganzen

Jugendlichen, eine Toilette und ein Badezimmer halt mit Dusche und Waschbecken, alles

Mögliche, ehm dann hat ma halt jede/jede Woche nen andern Dienst, Putzdienst, oder

Küchendienst, Flurdienst, alles Mögliche, ((1)) und dann gibt’s da auch so n Ausraum, also

wenn man dann nicht mehr klarkommt, und halt

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ausrastet, wird man da reingeschickt, und dann

halt/wenn man im Ausraum dann halt Randale macht, kommt man auf so n Fixierbett. ((1)) Ist

halt so n Bett wo du drauf festgeschnallt wirst. ((1))

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I: Mhm, und ist dir das passiert?

T: Hm?

I: Warst du auch in dem Ausraum und so?

T: Ich war zweimal in dem Ausraum und ei/einmal auf dem Fixierbett. ((1)) [räuspert sich] ((2))

I: Und was hast du/was war da passiert, dass du da? ((2))

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T: Ja se wollten mir halt n Feuerzeug wegnehmen. Was ich gern behalten wollte. Also. Ich bin

halt Raucher, und ((1)) da hat man auch net so viel Taschengeld bekommen in der Psychiatrie,

un da braucht man halt schon n bisschen, 2 Wochen für bis halt so n Taschengeld/eh so n

Feuerzeug die kosten ja, bisschen mehr, da oben, dass man sich so n Feuerzeug neu kaufen

kann, ((1)) un dat wollt ich halt net weggeben und dann hatten die mich halt festgehalten, un

dann bin ich halt sofort ausgetickt. Also wenn mich jemand festhält, tick ich sofort aus. ((2))

I: Wer hat dich denn festgehalten?

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T: Ja die Betreuer, …

I: Mhm

T: …die mir das Feuer wegnehmen wollten.

I: Ich dachte vielleicht die Jugendlichen.

T: Nee. ((2))

I: Und ehm was hast du da so gemacht, in der Psychiatrie? ((2))

T: Jo ((2)) morgens halt Schule, und nachmittags halt Therapien, Freizeit, und mehr eigentlich

net. ((2))

I: Mhm, ((1)) wie war die Schule da? War die/war das ne ganz normale, oder war das ne andere

Schule?

T: Das war ne Extraschule. Also wo alle Schulen zusammen kommen, also die Sonderschule,

Realschule, und Gymnasium, halt alles in einem Gebäude drin, war halt extra für die Psychiatrie

da, angebracht worden, und hatte ma halt jeden Tag nur 3 Stunden. ((2))

I: Mhm,

T: Also ging ziemlich schnell um der Unterricht da.

I: Und wie fandest du die Schule da?

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T: Jo eigentlich ganz gut. Weniger Hausaufgaben aufbekommen oder fast nie, ((2)) und war

ziemlich kurz. ((1))

I: Ja. ((2)) Und ehm was hast du da für Therapien gemacht? ((2)) Kannst du mir die/ich hab

da…

T: Da gab’s da…

I: …so wenig Ahnung von.

T: Da gab’s halt so ne Reittherapie, wo man reiten kann, dann gab’s halt wie man mit Gefühlen

umgeht, und so Ähnliches halt. ((1))

I: Mhm, ((2)) hmm ((3)) und was/kannst du mir so die/die Aufgaben von den/von den Betreuern,

oder von den Ärzten da beschreiben, so n bisschen?

T: Ja die beobachten halt einen und mehr eigentlich auch net. ((2)) Also gibt’s dann extra

Psychologen, die dabei sind halt in ihren eigenen Zimmern, da geht man halt hin, wenn man

Therapie hat unterhäl/unterhält man sich mit denen, und die Ärzte untersuchen halt einen und

nehmen halt die Aufnahmegespräche. (-) entgegen. Oder Notaufnahmen.

I: Und gibt’s da auch Erzieher oder irgendwie so was?

T: Ja das sind gleichzeitig die Betreuer halt. Erzieher.

I: Ach so. ((1)) Und ehm wie sind die andern Jugendlichen da in der Psychiatrie gewesen?

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T: Eigentlich ganz freundlich, also hatte jeder seine eigenen Probleme warum er halt da war,

((2)) man konnte halt auch viel Scheiße zusammen machen, ohne dass jemand dann petzt oder

so Sachen, ((1)) also eigentlich hat die Gruppe da gut zusammengehalten.

I: Mhm ((2)) und habt ihr euch auch verstanden (*untereinander*)?

T: Ja. ((2))

I: Gut. Ehm ich hab noch mal/ich würd gern noch mal n Schritt zurückgehen [zeigt auf die

Zeichnung] und zwar so dieser Auslöser für die Psychiatrie. Ich hab net so ganz verstanden,

war das

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geplant, dass du in die Psychiatrie kommst? Also war das länger oder gab’s irgendwie

so einen/einen Auslöser, wo irgendwas passiert ist, und

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dann haben die gesagt so jetzt geht’s

in die Psychiatrie?

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T: War halt schon länger/also das Jugendamt hat ja das gesagt, weil’s immer so oft Stress gab,

und dann halt hab ich halt irgendwann mitbekommen dass ich halt da hin sollte, und dann n

Monat später glaub ich, is das Jugendamt halt zu mir gekommen und meinte, du kommst bald

auf die Warteliste, in Marsberg, hat mir halt alles erklärt, was das is un ((1)) alles halt un ((2))

dann sin ma halt da 2 mal hingefahrn und Gespräche geführt, und dann kam ich auf die

Warteliste, und ne Woche später war ich dann halt da. ((2))

I: Und was ham die dir erklärt, was da is?

T: Halt ne Psychiatrie, wo ma halt ((1)) lernen kann besser/also mit Menschen besser

auszukommen also mit/zum Beispiel mit Eltern.

I: Mhm ((2)) und ehm ((2)) du hast/wie lange solltest du erst da bleiben?

T: 6 bis 8 Wochen. ((2))

I: Und ehh ((2)) wie hat’s dir da gefallen in der Psychiatrie? ((4))

T: Mit den Jugendlichen eigentlich ganz gut, aber ansonsten war das da auch (*manchmal*)

ziemlich langweilig. Also man hat net immer viel zu tun. Hat 2, 3 Therapien und (*auch*)

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morgens Schule und den Rest halt langweilen. ((1)) Gibt halt net viele Möglichkeiten, wo man

nachmittags hingehen kann wenn man Freizeit hat. Oder Ausgang. ((3))

I: Und was/was habt ihr da nachmittags gemacht? Habt ihr da rum gesessen oder habt ihr da…

T: Rum gesessen, Fernsehn geguckt und manchmal raus gegangen, ((2))

I: Ja. Gut. ((1)) Ehm und warum ist das dann immer wieder verlängert worden, da? Wie kam

das?

T: Weil die meinten ich wär noch net so weit. Mit der Therapie. Also die dachten halt, ich wär

halt noch net so gut genug entwickelt wieder in die Familie zurückzugehen.

I: Wer hat das gesagt?

T: Ja die Ärztin.

I: Mhm

T: Und die Psychologen da. ((2))

I: Und wie war das für dich, dass das so verlängert wurde? ((3))

T: Halt immer ziemlich blöd, weil ich halt meine Freunde auch vermisst habe, und ((1)) mehr

eigentlich net, also. ((1)) 6 bis 8 Wochen ging eigentlich noch, aber dann immer länger, das war

halt n bisschen Scheiße. ((2))

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I: Ehm. Hast du da drauf Einfluss gehabt, wie lange du da bleibst, oder?

T: Nee.

I: Gar nicht. ((2)) Hmm. Und wie lange warst du dann insgesamt da? ((3))

T: 16 Wochen.

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I: 16?

T: Mhm, also 4 Monate. ((2))

I: Und hast du Kontakt gehabt, zu deinen Eltern und zu deinen Freunden (--)?

T: Ich konnte jede Woche nach Hause fahren, also am Wochenende, von Samstag auf

Sonntag, das hatt ich am Anfang auch gemacht, aber dann nach ner Zeit, gab’s halt auch am

Wochenende da zu Hause Stress, und dann hat’s halt überhaupt nicht mehr geklappt. Und

dann bin ich halt dann am Wochenende in der Psychiatrie geblieben. ((2))

I: Mhm. Und dann in der Anfangszeit, wenn du nach Hause gefahren bist, hat das denn da

besser geklappt dann, oder?

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T: Ja so einigermaßen halt. Konnt man gut auskommen. Aber war net so besonders. ((2))

I: Hmm ((2)) Und wer hat das entschieden, dass du dann an den Wochenenden nicht mehr

nach Hause fährst? ((2))

T: Ja die Ärztin halt da und die Betreuer. Und ich halt selber. Dass ich halt nicht mehr dahin

möchte. Also…

I: (*Ach so das hast du*)

T: …für ne Zeit. Am Wochenende erstmal nicht mehr bis sich das halt geklärt hat.

I: Mhm

T: Die ganzen Stresssituationen. [räuspert sich]

I: Und wie sollte sich das klären?

T: Jede zweite Woche war halt Familiengespräch in Marsberg. Also. Gespräch dann halt. ((2))

I: Da sind deine Eltern dann hingekommen, oder wie?

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Anhang: Transkript Interview Tim

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T: Ja.

I: Ehm ((2)) und ((1)) bist du dann nach der Psychiatrie/bist du dann direkt hier hingekommen?

T: Ja. ((2))

I: Und/und wie kam das dazu? Weil eigentlich solltest du ja zurück zu deiner Familie. Oder?

T: Ja. ((2))

I: Willst du das erzählen?

T: Das hab ich gar nicht genau mitgekriegt, also weiß ich jetzt überhaupt net, wieso jetzt auf

einmal

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so, ehm auf jeden Fall find ich jetzt gut dass ich jetzt hier bin, und nicht mehr zu Hause,

aber ehm hat sich halt langsam gesteigert, halt, nach der zwölften Woche so ungefähr, hab ich

dann erfahren dass ich in ne Wohngruppe soll, hat das Jugendamt halt gesucht, wo ich

hinkommen könnte, und hatten halt irgendwann was gefunden, und dann ist halt der Herr Babst

von oben, da hin gefahren, hat sich vorgestellt, hat dann ma Gespräche, wie das halt da is,

konnt ich ihm halt Fragen stellen und so, ((1)) dann bin ich ne Woche später da als

Probewohnen hingefahren, also hier hin, war ich halt en Wochenende hier, und dann 2 Wochen

später bin ich dann halt ganz hier gewesen. ((1))

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I: Mhm, und ehm also ich hab das nich ganz verstanden, wer/wie kam/also wie das halt so kam,

wer das gesagt hat, dass du hier hinkommen sollst und ((2))

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T: Meine Eltern und s Jugendamt denk ich mal. Also die ham halt so entschieden.

I: Wer hat dir das denn mitgeteilt, dass du hier hinkommst?

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T: Ja die Ärztin. Also mit der hab ich fast jeden Tag gesprochen, und die hat mir das halt

mitgeteilt, weil die auch öfters Telefonate mit meinen Eltern geführt haben. ((1)) [räuspert sich]

I: Und hast du mit deinen Eltern oder mit m Jugendamt da drüber gesprochen, dann?

T: Ja die warn ja bei dem Gespräch dabei. ((1)) Also wie der Herr Babst halt da war. ((2))

I: Die warn/mit denen hast du zum ersten Mal da drüber gesprochen als der Herr Babst dann da

war?

T: Ja.

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I: Und was/was war so deine Meinung damals dazu, dass du hier hinkommst? ((4))

T: Ich fand das eigentlich fürs Erste ganz gut, also ma raus aus der ganzen Psychiatrie, neues

Leben anfangen, und halt sehen irgendwo besser klarzukommen als zu Hause. ((3)) 29

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I: Und so ehm ((2)) Ja is ok. Und ((2)) hat die Psychiatrie dir was gebracht, oder irgendwas

genutzt, hast da was gelernt?

T: Nö. Ehrlich gesagt net. ((1))

I: Also meinst du, du bist hinterher noch der gleiche Tim gewesen wie…

T: Ja.

I: …wie du vorher gewesen bist.

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T: Es gab dann nicht mehr so oft Streit hier, also hier gibt’s sowieso kaum Streit, ((2)) hmm ((2))

eigentlich hat die nix gebracht. ((1))

I: Mhm

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T: Ich war zwar irgendwie anders, anders als vorher, kann aber auch da dran liegen dass ich in

ne neue Wohngesellschaft rein kam.

I: Was hat sich denn geändert. Oder wie hast du dich geändert? ((3))

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Anhang: Transkript Interview Tim

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T: Halt regelmäßig Hausaufgaben machen, un anständige Freunde suchen, halt net mehr so

viel Scheiße machen, ((2)) also ((2)) halt n eigenes Leben in Griff kriegen.

I: Mhm,

T: Oder es zu versuchen.

I: Was hast du denn für Scheiße gemacht?

T: Alles Mögliche. Heuballen angefackelt, zu Hause, geklaut, ((2))

I: Okay ((1)) Und ehm wie is das/kannst du mir das hier so beschreiben, wie das hier so ist?

((2))

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T: Ja hi/hier hat jeder sein eigenes Zimmer, und gibt’s halt auch n Wohnzimmer, dann gibt’s halt

ne Küche, Esszimmer, das Betreuerzimmer da oben, da kriegt ma auch jede Woche dann

Taschengeld ausgezahlt, dann gibt’s halt für die Jugendlichen hier unten Badezimmer und da

oben schlafen ja auch noch Jugendliche, die gehen halt oben auf die Toilette, is halt noch n

Badezimmer, ((1)) dann hat ma/muss ma morgens hier so um 6 aufstehen, also wenn man

Schule hat dann halt, dann hat man von nachmittags, also von mittags von 2 bis 4

Hausaufgabenzeit, muss man sich halt mit Hausaufgaben beschäftigen, oder was lesen halt,

und dann hat man halt Freizeit bis abends.

I: Mhm

T: Ehm dann muss man donnerstags um halb 7 muss man hier sein, weil dann

Gruppenabendessen ist, dann wird da halt besprochen, was wir für Pläne haben, also was

an/was (*die*) stört und so Sachen, also was man besser machen kann, und jede zweite

Woche gibt’s dann halt hier so n sonntags halt morgens so n richtiges Gruppengespräch, wo

das halt alles besprochen wird mit den andern dann halt. Also donnerstags kann man halt

beantragen, was man halt/was ma halt machen wollen,

I: Mhm

T: was ma besprechen wollen, und am Sonntag wird das halt dann durchgeführt. Das dauert

dann meistens so 2, 3 Stunden. ((4))

I: Und wie sind die Betreuer hier? ((1))

T: Eigentlich ganz in Ordnung. Also mit denen kann man reden, auch wenn ich net jedem

vertraue, also ich red nich mit jedem da drüber über meine Probleme, meistens geh ich dann

halt zu den Jugendlichen, wenn ich Probleme habe,

I: Mhm ((2))

T: Sonst komm ich eigentlich ganz klar mit denen. So ganz gut klar. ((2)) [räuspert sich]

I: Und mit denen gibt’s denn nicht so viel Ärger mit Hausaufgaben und so was? ((1)) Wie zu

Hause bei deiner Familie.

T: Ich hatte jetzt vor kurzem so ne Zeit wo ich halt nie Hausaufgaben gemacht habe, aber die

ham gesagt, ich soll jetzt so n Hausaufgabenheft führen, und halt immer in der Schule

unterschreiben lassen, das mach ich dann ab jetzt also immer also nach längerer Zeit jetzt.

I: Mhm

T: Also mit Hausaufgaben gibt’s keine Probleme. Ich hab noch halt/hab vor den Herbstferien

halt öfters mal Randale abends gemacht halt mit anderen Jugendlichen Rauchbomben steigen

lassen im Haus, oder Knaller oder so Scheiße halt. So n bisschen. Also Betreuer provozieren, 41

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aber das geht schon. Also wenn man am nächsten Tag alles wieder sauber macht, dann ist dat

eigentlich in Ordnung.

I: Mhm. Und was machen die Betreuer dann?

T: Ja die werden natürlich dann aggressiv, also rasten dann schnell aus. ((4))

I: Und was passiert dann? Also was für Konsequenzen hat das, wenn ihr hier Rauchbomben

steigen lasst?

T: Ehrlich gesagt, gar keine, also. Nö. Ehrlich gesagt nix.

I: Mhm ((1)) und wie kommst du hier mit den Jugendlichen klar? ((2))

T: Ganz gut. ((2))

I: Hmm wie viele wohnen denn hier?

T: Im Moment 8 Jugendliche. Mit mir.

I: Mhm und Jungs und Mädels oder nur Jungs?

T: Nee, nur Jungs.

I: Und sind immer nur Jungs, oder ist das jetzt n Zufall dass hier nur Jungs sind?

T: Ist im Moment nur Zufall.

I: Also eigentlich sind auch schon mal Mädchen hier.

T: Ja. ((2))

I: Und ehm wie ist das jetzt mit deiner Familie? Wie ist der Kontakt da?

T: Jo jede dritte Woche hab ich dann halt mit meiner Pflegemutter ((1)) Telefonat, das hab ich

jetzt halt abgebrochen, weil’s halt beim Telefonieren immer Stress gibt, und jeden Monat hab

ich halt mit meinem Bruder darf ich halt mit dem reden.

I: Mhm, und zu deinem Pflegevater? ((2))

T: Hab ich lang net mehr mit geredet. Also bestimmt n halbes Jahr schon net mehr. ((1))

I: Mhm. Und wie kommt das?

T: Weiß ich net, ich hab halt immer nur mit meiner Mutter geredet. ((2))

I: Und nach Hause fährst du gar nicht mehr, ne?

T: Nee.

I: Bist du denn am Anfang nach Hause gefahren?

T: Nee. Ich bin nie nach Hause gefahren. Außer ma Nachmittag meine Klamotten holen, also

den Rest, den ich zu Hause stehen hatte, und das war’s auch schon dann.

I: Mhm, und kommen die dich hier besuchen, schon mal?

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T: Nee. Bin ich auch froh drüber. ((2))

I: Willst du keinen Kontakt mehr zu denen?

T: Nee. ((2))

I: Okay. ((1)) Und machst du jetzt noch ne ambulante Therapie? Oder

T: Ja. Jedes/also jede/jede vierte Woche, also auch in größeren Abständen, geh ich halt wieder

nach Marsberg, Tagesklinik halt, für 8 Tage, und dann mach ich halt Intensivtherapie. Also jede

halbe Stunde mach ich dann halt ne andere Therapie. So ungefähr.

I: Mhm, und dann bist du 8 Tage lang am Stück in Marsberg, oder wie?

T: Ja. Abends komm ich dann wieder. Also morgens werd ich mim Taxi hingebracht,

I: Mhm

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T: …abends werd ich wieder hier hingebracht

I: Wie ist das dann mit der Schule?

T: Ja, die fällt in der Zeit dann aus.

I: Und musst du das dann nachholen, oder wie machst du das?

T: Nee, nachholen muss ich dat net, also ((1)) wir können halt in ner/also in Marsberg gibt’s

dann auch immer Hausaufgabenzeit von halb 1 bis viertel vor 2, da kö/können wir uns halt

beschäftigen, womit wa wollen, da nehm ich mir halt n paar Sachen mit, die in der Schule halt,

die Lehrer mir mitgeben,

I: Mhm

T: … mach die halt da, und dann hat sich das.

I: Kommst du denn da noch mit in der Schule?

T: Ja sind ja nur 8 Tage. Macht ma ja net viel. ((2))

I: Ja okay. Und wie/die 8 Tage ist das mit Wochenende 8 Tage oder sind das ehm

T: Ohne Wochenende.

I: Also insgesamt dann etwa 10…

T: Also von Montag bis Freitag und von Montag dann bis Mittwoch.

I: Okay ((2)) Gut. Und ehm wie ist die Therapie?

T: Die ist eigentlich ganz gut. Die gefällt mir auch also. Die hat jetzt auch wirklich wat geholfen,

also ich weiß, wie ich mit Gefühlen umgehn muss un ((1)) andere Leute verstehen, und wie die

mich verstehn,

I: Mhm,

T: Wie ich dat halt ausdrücken kann. ((2))

I: Und/und wie lernt man das da? ((2))

T: Macht man immer und immer wieder hier so komike Arbeitsblätter un wird dann halt immer

und immer wieder einem eingeredet, und irgendwann ist das halt automatisch da.

I: Mhm

T: Dass man halt da dran denkt, nicht den andern zu verletzen, sondern ((1)) halt Streit

schlichten un ja. ((2))

I: Gut. Okay. Ich guck mal grade [schaut auf den Leitfaden] ((12)) Gibt’s irgendwas was dir hier

nicht gefällt?

T: Ja die Hausaufgabenzeit ist n bisschen zu lang.

I: W/wie sieht denn die Hausaufgabenzeit aus?

T: Ja die is von 2 bis 4 und da muss man sich nur mit Schule beschäftigen.

I: Musst du dann auf deinem Zimmer sein, oder?

T: Ja.

I: Mhm, ((7)) und wie lange bist du jetzt schon hier? Eigentlich? Zwei Jahre, oder?

T: Ich bin seit April hier.

I: Seit April erst?

T: Mhm

I: Ach so. Hmm ((2)) und hast du jetzt vom Jugendamt hast du da noch den gleichen Betreuer

wie vorher?

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T: Ja. ((3))

I: Ehm wie ist das eigentlich so bei/ihr habt ja bestimmt auch Hilfeplangespräche hier, ne?

T: Ja.

I: Kommen denn da deine Eltern dann? ((2))

T: Also ich hatt meins vor 2 Wochen ungefähr, da warn meine Eltern nich dabei, weil ich das

nich wollte, aber ich denke mal im nächsten halben Jahr werden die wieder dabei sein. ((2))

I: Das willst du dann auch wieder oder? ((1))

T: Weiß ich noch net, muss ich mir denk ich ma noch überlegen.

I: Mhm. ((3)) Ja gut. ((3)) Was hast du so für Pläne, weißt du das schon? Was du so ((1)) wie

deine Zukunft so aussieht? ((2))

T: Ich werd ma hier den Realschluss hier machen und dann denk ich ma Berufsschule oder so

was Ähnliches halt, und dann Beruf. Weiß ich aber auch noch net was ich dann werden will/soll.

I: Mhm

T: Keine so ernsthaften Gedanken drüber gemacht.

I: Ja. Musst du ja auch noch net. Aber willst du hier bleiben, auch. Oder?

T: Ja. Bis 18 denk ich ma.

I: Mhm, ((2)) ja gut. Also von meiner Seite war das alles. Wenn’s noch irgendwas gibt, was dir

wichtig is, oder was wir vergessen haben, oder so, dann

T: Ich hab noch ne Frage. Ehm

I: Ja?

T: Das wird alles in ein Buch geschrieben von Ihnen?

I: Naja, so/so ne Art Buch. Also ich schreib nen Text, und ehm das wird hinterher auch

gebunden.

T: Mhm

I: Aber das ehm ((1)) ist halt nur, damit meine/meine Professoren an der Uni, ich muss das dem

ja dann geben, damit der das dann lesen und benoten kann.

T: Mhm

I: Also du heißt dann auch bei dem Interview anders. Du hast nen andern Namen, du wohnst

irgendwo anders, du warst nicht in Marsberg, sondern irgendwo anders in der Psychiatrie

T: Mhm

I: Also da musst du dir keine Sorgen machen das is

T: Darf man sich das durchlesen, also wenn sie den Bericht schreiben? Könnt ich mir das

vielleicht dann ma durchlesen, dann?

I: Wenn dich das interessiert?

T: Ja.

I: Können wa ma gucken. ((2)) Ja. Ich weiß halt/also es is halt für dich kann das sein, dass das

ganz furchtbar langweilig ist, was ich da schreibe (lacht). So. Aber klar. Was ich da über dich

geschrieben hab.

T: Mhm

I: Also wenn du magst, sicher. Aber das dauert noch n bisschen.

T: Mhm

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I: Ich muss die erst im Februar abgeben und dann dauert das noch. ((1)) Ja aber wenn du das

magst, klar, geht ja um dich. Okay. Gibt’s sonst noch irgendwas, was wichtig ist, jetzt?

T: Nee.

I: Oder was wir vergessen haben, irgendwie?

T: Wüsst ich net.

I: Ja okay.

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Anhang: Transkript Interview Elfriede

Transkription Interview Elfriede

Datum: 11.10.2005

Ort des Interviews: Besucherzimmer der Kinder- und Jugendpsychiatrie

Dauer des Interviews: ca. 44 Minuten

Leitfaden I

Anmerkungen zur Interviewsituation:

Am Vortag des Interviewtermins fand ein Vorgespräch in der Kinder- und Jugendpsychiatrie mit

Elfriede statt. Dabei zeigt sich Elfriede sehr motiviert, das Interview zu geben. Sie erzählt, sie

habe etwas ähnliches schon einmal mit einer Praktikantin in der Heimeinrichtung, in der sie lebt,

gemacht und diese habe eine 1 auf ihr Referat bekommen.

Unmittelbar vor dem Interview hat Elfriede sich geärgert, weil die Waschmaschine der Kinder-

und Jugendpsychiatrie defekt war, und sie keine Wäsche waschen konnte.

Elfriede sitzt entspannt auf der Couch des Besucherzimmers. Sie antwortet oft nur mit

einzelnen Worten, nickt oder schüttelt den Kopf. Es gelingt nur schlecht, offene Fragen zu

stellen. Der Interviewleitfaden ist störend, ich lasse mich zu sehr durch ihn im Gespräch lenken,

wodurch ein Verlust an Spontaneität entsteht.

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I: …möchte ich dich jetzt bitten, dich so n bisschen zurückzuerinnern und mir deine Geschichte

zu erzählen, wie so eins zum anderen gekommen ist. ((1)) Ja und wie gesagt ich ehm lass dich

erstmal reden und dann ehm mach ich mir so n paar Notizen und wenn mir irgendwas unklar

ist, dann frag ich hinterher nach, wenn du sagst du bist jetzt fertig.

E: Ja.

I: Ja?

E: Ich hab früher zu Hause gewohnt, mit meinen Eltern zusammen, dann ist mein Vater

ausgezogen, hatte ne neue Freundin gehabt, hat der uns alleine gelassen, hat mich tierisch

aufgeregt so. Dann sind wir auch umgezogen mit meiner Mutter und so, da hatte die immer

auch andere Leute gehabt und so. Dann sind wir wieder umgezogen zu ihrem neuen Freund

und da lief’s halt net so gut. Hatt ich halt ziemlich Stress gehabt und wurde eingesperrt und so.

Ja und dann kam ich ins Heim. Und da lief’s auch net so gut, da bin ich öfters abgehauen, und

dann bin ich ins andere Heim gekommen. Und da läuft’s einigermaßen ganz gut. Nur dass ich

an meine Vergangenheit heute noch so denke. Deswegen bin ich auch hier. ((1)) Dass ich mit

meinen Problemen lerne klar zu kommen.

I: Okay. ((3)) Ähm. Und so als ihr umgezogen seid, da seid ihr dann auch richtig weiter weg

gezogen…

E: Ja.

I: …von. Ja. Mhm. Und wie alt warst du, als du in das erste Heim gekommen bist?

E: Da war ich 15.

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I: Wie alt bist du jetzt?

E: 17.

I: Mhm. Und ehm das war so weil du Stress mit dem neuen Freund von deiner Mama hattest.

E: Mhm.

I: Magst du da mal so n bisschen beschreiben, wie das war?

E: Na die haben mich halt eingesperrt, ich hab halt nix zu essen bekommen und so, wurde halt

ungerecht behandelt und so.

I: Okay. Und ehm wie war das dann als du in das erste Heim gekommen bist, wie war das für

dich? Kannst du dich da noch dran erinnern?

E: Einsam hab ich mich gefühlt.

I: Einsam?

E: [nickt]

I: Und ehm diese Entscheidung, wie war das so? Also wer hat das zum ersten Mal…

E: Meine Mutter hat’s angedeutet. Die hat zum Jugendamt gemeint die will mich net mehr

haben. Und dann kam ich von da aus grad ins Heim.

I: Und deine Mama ist zum Jugendamt gegangen u/erst oder sind die zu euch gekommen?

E: Eheh meine Mama ist zum Jugendamt. ((2))

I: Und ähm ((1)) hat dich da jemand gefragt, ob du auch ins Heim willst, oder?

E: Eheh

I: Nee? ((2)) Du hättest ((1)) also was w/wer war denn da alles an dieser Entscheidung

beteiligt?

E: Meine Mutter nur.

I: Deine Mutter? Und der Lebensgefährte hat da ((1)) nix zu…

E: [schüttelt mit dem Kopf] Niemand. Mein Vater wusste das ja gar net dass ich in Heim

gekommen bin. Der wusste das ja erst nach nem halben Jahr oder so. ((2))

I: Mhm. Und meinst du wenn der das gewusst hätte dann wärst du nich ins Heim gekommen?

E: Doch trotzdem.

I: Ähm ((3)) Und ((3)) Was war dann so deine Meinung dazu, dass du ins Heim gekommen bist?

Wie fandest du das?

E: Einerseits ganz gut weil mir’s da besser ging als zu Hause.

I: Und ehm hat dich da jemand nach gefragt, nach deiner Meinung?

E: Net so wirklich. (*Aber*) meine Tante hat mich en bisschen gefragt. Meine Tante wollt das ja

eigentlich gar net dass ich da ins Heim gehe.

I: Was wollte denn deine Tante?

E: Hmm?

I: Was wollte denn deine Tante?

E: Dass ich nicht ins Heim gehe. Die wollte dass ich bei ihr bleib aber das ging net wegen

meiner Oma. ((2))

I: Wohnt deine Oma auch bei deiner Tante?

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E: Ja. Die is ja Pflegefall. War Pflegefall.

I: Ach so und dann hätte deine Tante nich so viel ((1)) Zeit gehabt. Dann oder…

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E: Ja. ((2))

I: Ach so ((1)) Und ehm ((2)) so dass du da nich so gerne hinwolltest das hatte aber/hatte das

dann Einfluss auch auf diese Entscheidung das du ins Heim kommst? Also ha/ham die da noch

mal drüber nachgedacht, als du gesagt hast, du willst da nich hin?

E: Eheh. Ich kam halt ins Heim, da hat sich halt so ergeben, dass ich da bleiben musste (-).

I: Mhm. Und ehm ((1)) konntest du dir denn das Heim mit aussuchen? Also hast…

E: Eheh

I: Das war/und ehm weißt du noch was du für ne Vorstellung hattest vom Heim, wie es da so

aussieht?

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E: Schrecklich.

I: Schrecklich? Hattste Angst?

E: Ja. ((2))

I: Und ehm war’s denn dann im Endeffekt/also in diesem ersten Heim wars denn da wirklich so

schrecklich oder war’s dann…

E: Mit der Zeit ging das schon. ((1)) Gewöhnt man sich dran mit der Zeit.

I: Kannst du mir das erste Heim so n bisschen beschreiben?

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E: Das war n reines Mädchenheim. Warn nur Mädchen. Das war schrecklich. Voll die Zicken,

ey. ((1))

I: Hast Stress gehabt?

E: Ja. ((1))

I: Ehm und w/ehm (*war das*) so von den Betreuern und auch die Mädels kannst du/kannst du

bisschen mehr erzählen wie das so aussah da? Wie viele da gelebt haben und das Leben…

E: Wir warn ungefähr zehn Mädchen zusammen. Ham auch immer allein gekocht oder so. Die

Erzieher gingen grad noch so. Warn immer vier Personen, ja ((2))

I: Mhm ((3)) Und kannst du dich noch an das erste Mal erinnern als du da warst in dem Heim?

E: Eheh.

I: Nee? ((1)) Und ehm kannst du mir dann so n bisschen beschreiben wie das war so

von/von/also du hast ja gesagt du/du bist da hingekommen und dann ehm irgendwann bist du in

en andres und kann/andres Heim gekommen und kannst du da so n bisschen erzählen wie so

((1)) was da so gelaufen ist in dem ersten Heim?

E: Bin ich öfters abgehauen, Alkohol war mit im Spiel und so Sachen halt. Das war halt net

schön. Bin ich auch über Nacht weg geblieben und so. ((4))

I: Hmm ((2)) und dann ham/ham die Betreuer da irgendwie gesagt wenn also…

E: Ich bin da für längere Zeit abgehauen und so, und dann warn wir öfters beim Ju/also war ich

bei bei meinem E/Exfreund und dann warn wir öfters beim Jugendamt und dann ham die

gemeint ich könnt jetzt entscheiden entweder Halver oder Schalksmühle. Und dann bin ich nach

Schalksmühle gegangen.

I: In Schalksmühle das war das neue Heim?

E: [nickt]

I: Und da wolltste lieber hin? Oder…

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E: [nickt] ((3)) Das war ja auch viel größer und gemischter. Und da komm ich jetzt auch besser

klar als in dem andren. ((2))

I: Hmm. Und ehm kanntest du Schalksmühle denn dann vorher schon?

E: Eheh ((1)) überhaupt net.

I: Und warum wolltest du lieber dahin? (-) Hattest du davon schon was gehört vorher?

E: [nickt]

I: Ja. Hmm ((3)) Und da mit den Betreuern in dem ersten Heim, hast du da drüber

gesprochen…

E: Eheh

I: … das du in en andres Heim willst gerne?

E: Eheh ((3))

I: Das hast du a/nur im Jugendamt besprochen?

E: [nickt]

I: Und deine Mama? was hat die dazu gesagt?

E: Die war da net mehr in Kontakt.

I: Ach so. Zu der hattst du gar keinen Kontakt?

E: [schüttelt den Kopf]

I: Ach so.

E: Wir wissen auch gar net wo die ist. ((1))

I: Mhm. ((2)) Hättst du denn gern wieder Kontakt zu…

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E: Mhm.

I: He? Ja?

E: [nickt] ((3))

I: Hilft dir denn da jemand zu/die zu suchen?

E: Ja ich hab das mal mit der Frau Petry besprochen, die hat gemeint das wär kein Problem

((1))

I: Die zu finden oder…

E: Ja. ((4))

I: Die Frau Petry ist die Psychologin?

E: [nickt]

I: Und ehm ((4))

E: Kann ich was trinken?

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I: Ja! Nimm dir, klar, du kannst auch da die Kekse aufmachen. Hab ich voll vergessen.

E: [schüttet sich ein] Ja, red ruhig weiter.

I: Eh ja, ich muss mal grad auf meinen schlauen Zettel hier gucken. ((5)) Gab’s denn dann da

en Hilfeplangespräch als du in das neue Heim/also…

E: Ja

I: …in das zweite Heim gekommen bist?

E: Da gab’s (*oft*) Hilfeplangespräch, da ham die Kontakt mit meinem Vater aufgebaut, /ich hab

mich beschüttet/ und dann kam der auch öfters vorbei oder so. [wischt sich über die Hose] ((3))

I: Mit dem haste (-----)

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Anhang: Transkript Interview Elfriede

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E: Ja. ((1))

I: Und der war dann auch war der bei dem Hilfeplangespräch dabei?

E: [nickt] Mhm

I: Ja. Hmm ((3)) und ehm wie war das Hilfeplangespräch kannst du dich da dran noch erinnern?

E: Da hab ich mich eher zurückgehalten. So ja zurückgehalten hab ich mich da.

I: Was ist da besprochen worden dann? Wer war also vielleicht erzählst du erstmal…

E: Oh das weiß ich net mehr was da besprochen worden ist.

I: Wer war da alles dabei?

E: Die vom Jugendamt, ne Erzieherin und mein Vater.

I: Ne Erzieherin von dem neuen oder von dem alten Heim?

E: Von dem alten, mein ich. Und bei dem neuen war das auch so. Meine Erzieher und mein

Vater. Und s Jugendamt. Das ist immer so gewesen. ((1))

I: Und du? Sagst du denn mittlerweile mehr in den Hilfeplangesprächen?

E: Nee. ((2))

I: Aber ehm könntest du denn Meinung sagen?

E: Schon. ((2))

I: Schon. Traust du dich nich?

E: Nee, das net, aber ich hab en bisschen Respekt vor meinem Vater und so. ((1))

I: Was heißt das?

E: Ja net als/Respekt halt hab ich vor Erwachsenen bisschen. ((1))

I: Ja aber wenn man Respekt has/hat, das heißt ja nicht unbedingt dass man dann…

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E: Ja schon aber trotzdem, ich weiß net. ((3)) Keine Lust zu, was zu sagen. Ich lass die einfach

reden. ((2))

I: Und dann, denkst du dir deinen Teil?

E: Ja.

I: Und was is, wenn du irgend/mit irgendwas nich einverstanden bist? Was da geredet wird?

E: Dann sag ich schon, was mir net passt. Das schon.

I: Und dann hast du dann auch das Gefühl, das wird da ((1)) das man/wird dann da nochmal

drüber geredet, wenn du also wenn du nich…

E: Ja es geht so. Weil die reden auch meistens hinter mir rum so halt. Das ist denen dann

irgendwie egal wenn ich was gesagt hab oder so.

I: Wie, hinter dir rum? Wenn du nicht dabei bist, oder was?

E: Nein, schon da war ich dabei aber irgendwie ham se mich ausgeschlossen aus dem

Gespräch. So einerseits.

I: Und wie ist das dann?

E: He?

I: Wie ist das ausgeschlossen zu sein?

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E: Scheiße. ((1)) Weil eigentlich geht’s ja um mich da hab ich ja en Recht mitzusprechen.

I: Ja. ((1)) Und hast du das mal angesprochen da?

E: Eheh. Hab ich aber jetzt vor. ((2))

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Anhang: Transkript Interview Elfriede

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I: Ja. ((5)) Und ehm kannst du mal so n bisschen beschreiben was das zweite Heim von dem

ersten unterscheidet? Also du hast ja schon en bisschen erzählt, du hast gesagt, das ist größer

und ehm gemischte Gruppen so

E: Im zweiten Heim gibt es viel mehr Chancen und da kriegt man auch mehr geholfen als im

andren Heim.

I: Kanns/Kannst du da en Beispiel für sagen?

E: Zum Beispiel die Regeln sind strenger in Schalksmühle als in Halver, ((1)) die

Ausgangszeiten sind begrenzt als in Halver, ((1)) und so. ((4))

I: Und ehm ((3)) wie hilft dir das, wenn/wenn da die Regeln strenger sind? (---)

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E: Ein besseres/geregeltes geregelter Tagesablauf das hilft einem schon (---) ein Mensch

braucht ja en festen Sitz und wenn er keinen geregelten Tagesablauf hat dann funktioniert ja

gar nix mehr. ((3))

I: Hast/und ehm ((3)) glaubst du das würdest du allein nicht hinbekommen wenn da niemand so

drauf aufpassen würde?

E: Mhm, aber das lernt man da ja auch im Heim ((1)) und das find ich auch einerseits ganz gut.

I: Und wie ist das wenn man so gelernt hat die Regeln da einzuhalten und ehm pünktlich nach

Hause kommt und so?

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E: ((1)) Gut.

I: Hat man dann bekommt man dann auch mehr Freiheiten oder wie?

E: Ja einerseits schon da vertrauen die einem mehr. Wenn man sich halt an Regeln hält und so

dann/dann baut man sich das Vertrauen dazu auf, auch einerseits is ja klar. ((1))

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I: Und was kann man sich da so erarbeiten? Also ich sag jetzt mal erarbeiten.

E: Ja ich hab/ich durfte letztes Mal bis um halb eins raus. Zu Freunden und so. Halt drin im

Haus. ((1)) DVDs schauen und so. Da musste ich auch erst um halb eins zu Hause sein. ((1))

I: Und ehm ((1)) kannst du mir noch mal en bisschen genauer erzäh/also wie groß ist das Heim

denn? Gibt’s da mehrere Gruppen oder nur eine

E: Ja fünf Gruppen sind das, sind insgesamt 50 Kinder, wenn’s voll ist und auf jeder Gruppe

sind 10 Kinder plus 4 Erzieher und n Praktikant. Du kriegst Wäsche gewaschen, du kriegst

gekocht, du (*wirst*) geputzt, alles. 29

30 I: Und in dem ersten Heim?

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E: Da musste man selber waschen, kochen und putzen. ((1)) Das fand ich schrecklich.

I: Warum?

E: Einerseits war gut, da lernst du das ja aber einerseits war’s echt doof, ey. ((1)) Eigentlich

hast du viele andere Sachen im Kopf, was zu machen, wenn du dann noch Wäsche hast, dann

hattst du da nie Freizeit in Halver oder so. Weil wir hatten erst um 4 Uhr nachmittags Ausgang.

((1)) Das war voll Scheiße. ((2))

I: Weil du so viele Aufgaben dann noch hattest oder was?

E: Ja. ((2))

I: Hmm und ach so hab ich eben ganz vergessen zu fragen ehm wie lange warst du denn in

dem ersten Heim? Ungefähr? Weißt du das?

41 E: En halbes Jahr. Nee ((1)) vom 10.1. bis 30.6. ja das is n halbes Jahr, is das ((1))

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Anhang: Transkript Interview Elfriede

1 I: Und ehh ((3)) was ist jetzt in dem neuen Heim, hast du dich da auch geändert?

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E: Ja

I: Kannst du ein bisschen beschreiben?

E: Ich nein net grad geändert aber ich bin da auch ab und zu abgehauen und so. ((2)) Hatte

viele Beziehungen manchmal ((2)) Ja es gab auch viel Stress da aber seit ich das jetzt gelernt

hab seitdem ma/mach ich das auch gar net mehr oder so. Drogen hab ich auch genommen und

so. Aber das ist jetzt irgendwie vorbei jetzt auch jetzt bin ich auch irgendwie hier und so. ((2))

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I: Und wie kam das dann, dass das jetzt vorbei ist? ((1))

E: Ich weiß net. ((1)) Hat einfach so n Schlag gegeben und ((1)) hab ich alles um mich rum

vergessen und hab n Neu/Neuanfang so zu sagen angefangen.

I: Von dir aus?

E: Ja. ((1)) Nee, ich wollt das net mehr. ((8)) [öffnet die Kekspackung]

I: Und an der Stelle der Betreuer in dem ersten Heim hättste da was anders gemacht? ((2))

E: Hm?

I: Wenn wenn du an der Stelle von den Betreuern in dem ersten Heim gewesen wärst, hättst du

da was anders gemacht?

E: (*weiß ich net*)

I: Weil es hat dir da ja net so gut gefallen (*in dem Heim*) oder?

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E: Ja ich hätte mehr Putzfrauen eingestellt oder so.

(Lachen)

((11)) [Die Kekse werden in eine Schale umgefüllt]

I: Ehm ((6)) und wie kommst du da so mit den Jugendlichen klar in dem zweiten Heim? Die da

wohnen, die andern?

E: Ganz gut. ((3))

I: Und da ehm wie sind da die Betreuer so? ((3))

E: Spitze. ((4))

I: Was macht die so spitze? Also was ((2))

E: Mit denen ((1)) redet man halt ganz normal wie so wie mit keine Ahnung, sind halt nett,

denen kann man vertrauen, wenn die was sagen oder so. ((1)) Kann mit denen reden die hören

ja auch einem zu und so. ((1)) Und die können auch streng sein wenn se wollen, is auch gut.

((1)) Halt sich durchsetzen können.

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32 I: Wann muss man sich bei dir durchsetzen? ((1))

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E: [grinst] Wenn ich ausraste ((1))

I: Wann rastest du aus? ((2))

E: Dann wenn mir irgendjemand was wegnimmt oder so was mir wichtig im Leben ist oder

irgendwas andres, wenn mich jemand ärgert oder so. Dann krieg ich schon manchmal nen

Ausraster.

I: Und wie sieht so en Ausraster dann aus? ((1))

E: Net gut.

[Lachen]

I: Was eh. Schreist de oder

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Anhang: Transkript Interview Elfriede

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E: Ja ich fang an zu schreien, geh raus, knall die Tür, schmeiß Sachen in die Ecke, schmeiß

Sachen aus die Fenster und so Sachen halt ((2))

I: Und ehm wie is das da jetzt so, wenn da Hilfeplangespräche sind, kannst du denn da… 3

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E: Och keine Ahnung

I: …mehr deine Meinung sagen?

E: (*Nee*) es geht, schon.

I: Und ehm ((1)) bespricht dann jemand vorher mit dir, was so be/…

E: Eheh

I: … also was so im Hilfeplan? Nee?

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E: Ich weiß das ja schon. Brauchen se mir ja net zu sagen. Das lass ich mir auch net sagen.

((1))

I: Was besprochen werden soll?

E: Ja. ((1)) Das bespricht keiner mit mir, ich weiß das ja selber. ((2))

I: Also du weißt dann irgendwie welche Probleme es gab oder was du gut gemacht hast und so

und dann weißt du auch das kommt im nächsten Hilfeplangespräch aufn Tisch, (*oder wie*)?

E: [nickt] Ja

I: Gut. Und ehm ((3)) wie kam’s denn dann dazu dass du hier hingekommen bist, nach

Marsberg? ((3))

E: Ich hab zu oft an die Probleme von früher gedacht, ich kam halt net mehr damit klar und so

und da hab ich halt und da ham se mir halt das Angebot gemacht und da hab ich halt gemeint

ja, ok.

I: Wer hat dir das Angebot gemacht?

E: Meine Erzieher ((1)) ham mir’s vorgeschlagen. Und da hab ich gemeint ja, ok. ((2))

I: Und warst du dann vorher schon mal irgendwie ambulant in ner Therapie, oder?

E: Nein. Ich war einmal in Siegen, da haben se mit mir so nen Idiotentest gemacht und da kam

aber en hoher IQ raus, und dann ham die gemeint ich hab en Realschulniveau, ich bräuchte net

in die Klapse und so nen Scheiß ham die da gelabert und dann warn wir zu Hause, und dann

haben se mich nach Attendorn zu der Psychologin geschickt und dann hat se mir den

Vorschlag gemacht hierher zu kommen, mit den Erziehern und dann hab ich gemeint, ja ok.

Und dann hab ich mir’s hier auch angeschaut und so und ich fand’s ganz ok. Und dann hab ich

ja gesagt. Und dann hab ich paar Tage später hier angerufen und hab gemeint, dass ich gerne

stationär aufgenommen werden will. ((1)) Ja. ((3))

I: Okay. ((1)) und in Attendorn, da warst du nur einmal oder wie?

E: [nickt]

I: Ehm ((7)) und so der Grund, (*hab ich das richtig verstanden*) war weil du mit deiner

Vergangenheit nich so gut klar kamst oder das dir noch so n bisschen zu schaffen gemacht

hat?

E: [nickt] ((5))

I: Und ehm ((1)) was ist denn dann der Unterschied zwischen/zwischen dem Heim und der

Psychiatrie also kann man nur in der Psychiatrie mit seiner Vergangenheit klarkommen oder

was machen die hier? Damit man…

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Anhang: Transkript Interview Elfriede

E: Ich find’s viel cooler hier. Hier sind strengere Regeln als in Schalksmühle, das ist voll cool.

Wenn man hier was falsch macht oder so, dann lernt man auch da draus die

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Konsequenz zu

ziehen ((1)) und so. Ich find das einfach nur cool hier. Wie die das machen und so. Das is zwar

en Krankenhaus aber, ich weiß net.

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5 I: Was macht was kann man hier falsch machen?

E: Nein wenn man hier was falsch machen würde. Zum Beispiel net zum Mittagsessen

erscheinen, dann kriegt man (*hier*) ne Konsequenz oder zum Abendessen oder zu den

Nachrichten oder so. ((2))

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I: Zu den Nachrichten?

E: Ja.

I: Im Fernsehen die Nachrichten?

E: Und so. ((1)) und mit den Diensten, die aufgeteilt werden jeden Tag und so. Wegdienst,

Ordnungsdienst, Badezimmerdienst und so was oder Wagen, den Essenswagen reinschieben,

zurückschieben und so. Das is schon cool. ((2)) 14

15 I: Ja, aber ehm wie hilft dir das denn dann mit deiner Vergangenheit?

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E: Die Therapien und so, dass ich hier meine Ruhe finde, dass ich hier zu mir selber komme

((3))

I: Und/und wie funktioniert das? ((1)) Ich kann mir das so schlecht vorstellen, ich hab da so

wenig Ahnung von. ((2))

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E: Ähh wie funktioniert das? Keine Ahnung. ((3)) Kommt einfach so. ((1))

I: Kannst du kannst du mir son bisschen genauer beschreiben, was du hier so machst?

E: Hier?

I: Mhm.

E: Hier geh ich raus, Zigaretten rauchen (*natürlich*), Therapie, Laufgruppe, joggen, oder ich

fahr ab und zu mal so Spinningfahrrad oder mach mit den anderen Quatsch, schau Fernseh, tu

kochen, oder wenn’s fernsehfreien Abend gibt tun wir spielen oder so. tu viel schlafen hier, tu

lesen, geh Schule ((1)) versuchen Freizeitaktivitäten vorzuschlagen, die wir dann machen

würden, oder so. ((2)) Das is eigentlich wie hier im Hei/eigentlich wie im Heim hier. ((1)) Nur das

es ein bisschen anders is, aber nur bisschen. ((3)) 29

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I: Anders sind die strengeren Regeln?

E: Ja.

I: Und ehm. Ach so, du hast eben erzählt, es gibt da Konsequenzen. Was für Konsequenzen

gibt’s da?

E: Wenn du um acht Uhr net zu den Nachrichten, also das im Fernseh net da bist, darfst du den

ganzen Abend kein Fernseh mehr gucken, das is schlimm. ((2)) Das halt ich net durch.

Deswegen geh ich immer brav zur Nachrichtensendung. ((1))

I: Und das/und sonst, gibt’s sonst Konsequenzen? ((1))

E: Ich hab eigentlich noch nix falsch hier eigentlich gemacht, deswegen. ((2)) Aber ich hab das

alles so gehört. Ausgangssperre gibt’s ((1)) Ja. Und wenn man Ausgangssperre hat, darf man

nur nach m Essen eine rauchen gehen. ((1)) Jo. (lacht)

I: Wie/wie kontrollieren die das, dass du nur nach m Essen rauchen gehst?

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Anhang: Transkript Interview Elfriede

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E: Indem die Tür vorne abgeschlossen ist?

I: Oh

E: Und indem du dich vorne einträgst immer, wenn du raus gehn willst, oder so, musst du dich

vorne auf son Zettel eintragen. Das Datum, dein Name, die Uhrzeit ((1)) und wo du hingehst.

((1))

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I: Okay. ((2)) Und was wenn man das vergisst?

E: Hat man Pech gehabt. Dann weiß ich net was passiert, das is, also, ich hab das noch nie

vergessen.

I: Okay (lacht) und bei anderen hast du s noch nicht erlebt, oder was…

E: Eheh

I: … das sie s vergessen ((2)) ehh ((8)) und ehm ((1)) was is so das Ziel, was hier erreicht

werden soll? ((5))

E: Mein Ziel?

I: Mhm. ((2))

E: Dass ich ruhiger werde, ((1)) dass ich anderster werde, ((1)) dass ich mit/lerne mit meinen

Problemen klar zu kommen. Und auch mal an mich zu denken ((2)) 16

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I: Hast du vorher nich so viel an dich gedacht?

E: Eheh ((4))

I: Und ehm ((2)) weißt du noch, was du vorher für ne Vorstellung von der Psychiatrie hattest,

bevor du hier hingekommen bist? ((2))

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E: Hm ((1)) nen schrecklichen Eindruck eigentlich aber da ((1)) andre Kinder ausm Heim auch

ma da warn, ham se mir das erzählt, wie das hier is und dann ((2)) fand ich’s ganz nett und

dann hab ich mir’s ja auch angeschaut. ((2))

I: Und was hat/also was hast du gedacht, was so schrecklich hier ist? ((1))

E: Das es hier richtig aussieht wie so ne Klapse, also. So ne richtige Psychiatrie alles zu,

verriegelt,

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gar nichts auf, Schnüren an den Wänden und so. 26

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I: Schnüren?

E: Ja

I: Wofür? ((2))

E: Wenn jemand ausrastet wird der doch aufs Bett geschnürt.

I: Ach so.

E: Ge/so Dingsda

I: Hier auch?

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E: Nein

I: Nein.

(Lachen)

I: Ich dachte schon. (lacht) Ehm ((6)) und ehm du hast eben gesagt, du/die Betreuer haben dir

das vorgeschlagen und du warst dann damit einverstanden, aber warum warst du denn

einverstanden, wenn du so ne schreckliche Vorstellung davon hattest?

E: Mir war das Endeffekt Scheißegal. ((1)) Ich wollte ja nur, dass mir geholfen wird. Und ich hab

ja erst so wirklich ja gesagt, wo ich mir das angeschaut hab. ((1))

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Anhang: Transkript Interview Elfriede

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I: Ach so, du warst erst hier und hast das angeguckt und dann …

E: Ja

I: Und ehm was glaubst du, wäre passiert, wenn du nein gesagt hättest? ((2))

E: Keine Ahnung ((2))

I: Hättst dann…

E: Säß ich bestimmt jetzt auf der Straße.

I: Weil du aus dem alten Heim rausgeflogen wärst? ((2))

E: [nickt]

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I: Weil du nein gesagt hättest, oder weil irgendwie Sachen passiert wären?

E: Sachen passiert oder so. ((2)) Kann ich net so gut erklären, s (lacht) ((4))

I: Und wie war so der erste Psychiatrie/eh der erste Besuch hier in/in Marsberg?

E: Ganz gut. ((1))

I: Was habt ihr da gemacht? ((2))

E: Geredet ham wir und dann ham wir uns das hier angeschaut und dann sind wir wieder

gefahren. ((1))

I: Und wie lange hat das dann gedauert? ((2)) Bis du hier hin konntest? ((7))

E: Drei Monate. ((2))

I: Warst du dann in so ner Warteliste hier?

E: Ja. ((2))

I: Ehm und wie lange bist du jetzt schon hier?

E: Drei Wochen. ((2))

I: Und weißt du, ehm wie lange das dauern wird? Bis du…

E: Eigentlich bis drei Monate ((1))

I: Eigentlich? Und uneigentlich? ((2))

E: Also ich hab die Erzieher gefragt, die ham gemeint, eigentlich ham wir festgelegt, dass es bis

drei Monate dauern wird. ((3))

I: Ja. ((3)) Und wie findest du das?

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E: Ganz gut.

I: Gut.

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E: Is ja wie Urlaub hier.

I: Wieso?

E: Weiß net, hier kann man sich wirklich voll erholen und so. Das tut einem richtig gut.

I: Wovon kannst du dich erholen?

E: Von dem Stress da oben im Heim, ey. ((2))

I: Stress?

E: Ja.

I: (--) oder warum Stress?

E: Nein, weil die mich da alle nerven so.

I: Wer?

E: Ich bin ja die Älteste da und die nerven mich alle voll, da sind so kleine Pisskinder, die

nerven mich. Und so. Ich kann ja Kinder leiden, aber die? ((3)) Bescheuert ist es da. ((4))

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I: Ehm ((3)) und wie sind die Jugendlichen hier so? ((2))

E: Mit denen kann man voll viel Spaß haben, mit denen kann man auch ernst reden oder so.

((1)) (*Wenn was is*) oder so.

I: Über was?

E: Wenn was is oder so kann man auch mit denen da drüber reden und wir sagen uns auch

gegenseitig die Meinung wenn uns was net passt oder so. Dann sagen wir’s net grad der

Person, der’s betrifft, dann setzen wir uns in einen Raum und reden da drüber. ((1))

I: Mit allen zusammen?

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E: Ja. ((1)) Was wir ja auch gleich machen werden ((3))

I: Warum?

E: Ei der Sebi der aus meiner Gruppe, wenn wir irgendwas sagen oder so, und dem passt das

überhaupt net, dann sagt der das uns immer nach oder so. Das macht der aber mit voller

Absicht. Der spricht uns dann nach, der macht das aber extra irgendwie, keine Ahnung. Und

das fuckt uns tierisch ab und das werden wir jetzt gleich halt ansprechen in der

Gruppenpsychotherapie. ((2)) Das is net ok. Und der macht auch immer alles was ich mach,

oder so. Das nervt. Dich würd’s ja auch nerven, wenn du grad irgendwas am machen bist und

der macht dir das nach! (*Oder*)?

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I: Vielleicht (lacht)

E: Ja net so (--) ((2))

I: Und ehm wie oft habt ihr da Gruppenpsychotherapie?

E: Jeden Dienstag haben wir Gruppenpsychotherapie.

I: Und wie sieht das da so aus? ((1))

E: Da setzt sich die ganze Gruppe in einen Raum, schweigt, redet über Probleme, macht was

sie will ((2))

I: Mhm

E: Und da sitzt ein Arzt dabei ((2)) Und dann ham wir Montags immer Gruppenkonferenz, da

setzt sich nur die Gruppe zusammen ((2)) und redet über Ausgangsstufen und so und was die

vorige Woche gelaufen ist und bean(--) nach Hause und dann gibt’s eine Konferenz, das ist die

Freitagskonferenz, da setzen sich beide Gruppen zusammen und reden über Probleme, wies

gelaufen ist in der Woche und wer nach Hause fährt und so. Verabschiedungen…

I: Mhm

E: …und so. ((1))

I: Und was ist der Unterschied zwischen der Gruppenpsychotherapie und der

Gruppenkonferenz? Das hab ich nich so ganz…

E: Ja…

I: …gecheckt.

E: In der Gruppenkonferenz sitzen wir mit der/mit den Erziehern zusammen und machen das

über halt Ausgangsstufen und das n und weiter und so fort. Und Gruppenpsychotherapie sitzen

wir ja nur mit n Arzt zusammen und machen das, was wir grad, wozu wir Lust haben.

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Anhang: Transkript Interview Elfriede

I: Ach so, das heißt, einmal ist der Unterschied, dass die Be/die Erzieher dabei sind und nur der

Arzt und der andere Unterschied ist, dass in der Gruppen

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konferenz ((2)) sind Themen eher

vorgegeben oder was?

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E: Ja da Ämter halt, den Ämterplan ausfüllen, wer wann macht, wann Fernsehverbot gibt,

Ausgangsstufe, hab ich ja schon gesagt, wie’s Wochenende war, Bemerkungen, zum Beispiel

spucken an der Hauswand, oder so. Ja.

I: Und dann werden so ehm so dieser Stufenplan mit dem Ausgang, wird das dann diskutiert,

mit euch? Oder werdet ihr dann nach eurer Meinung gefragt, auch?

E: Mhm.

I: Und was hast du für (*n Gefühl*), hat das dann auch Einfluss, wenn du dann was sagst?

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E: Ich bin ja jetzt schon drei Wochen hier und hab Ausgangsstufe vier ((1))

I: Das is die zweitbeste, ne?

E: Ja. ((3))

I: Und das hast du mit denen ausdiskutiert, oder was?

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E: Nein, ich hatt mich einfach so verhalten, dass die mir auch einerseits Stück vertrauen.

I: Mhm.

E: Jo. ((2))

I: Hmm ((5)) und ((3)) was hat sich jetzt schon in den ersten drei Wochen so verändert, seitdem

du hier bist?

E: Ich bin ruhiger geworden, erwachsen, kann man so sagen, halt zurückgegangen bin ich

bisschen.

I: Wie zurückgegangen?

E: Ruhiger bin ich halt geworden. Hab mich irgendwie bisschen abgeseilt ((1)) von den andren

Menschen. ((3))

I. Und das ist gut sich abzuseilen?

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E: Ja, eigentlich net, aber für mich is es grad ma gut. So einerseits. ((1))

I: Aber du hast das Gefühl, das ist irgendwie so selbst bestimmt? Weil du es willst hast du dich

abgeseilt?

E: Mhm ((2))

I: Hmm. ((3)) und ((5)) was glaubst du so wird sich verändern, wenn du/wenn du wieder hier

raus bist?

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E: Gar nix. ((2)) Ich werd so bleiben, wie ich wie ich jetzt hier bin. ((1)) Das muss man sich so

vorstellen, als ob ich en Roboter wär, und ich komm hier hin, dass die mich nur einstellen, und

dann geh ich hier wieder raus und dann bin ich so in der Form wie ich wie die mich hier

eingestellt haben. ((1)) In einer positiven Form. ((1))

I: Und du empfindest/empfindest du das selber dann auch als…

E: Ja

I: … positiv für dich? Und hast du das jetzt erst hier rausgefunden was positiv ist für dich?

E: [nickt]

I: Und wie is/wie ist das pass/also wie findet man das raus? ((1))

E: Das fällt dir spontan eigentlich so ein, wenn du die ganze Zeit am denken bist und so. ((3))

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Anhang: Transkript Interview Elfriede

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I: Und ehm wie stehst du jetzt grade so mit dem Heim?

E: Ganz gut. Fahr ja wochenendes immer nach Hause, s läuft ganz gut. ((2))

I: Ehm. Und dahin gehst du aber auch auf jeden Fall wieder zurück?

E: Ja.

I: Hmm ((3)) und was is wenn/wenn’s jetzt hier so Probleme gibt mit wem redest du dann da

drüber? ((2))

E: Unentschiedlich. Kommt drauf an.

I: Und ehm rufst du dann auch schon mal in dem Heim an, wo du herkommst?

E: Ja. ((2))

I: Und denen kannst du auch Probleme erzählen…

E: Mhm

I: … dann. Und hast du das Gefühl, dass die sich da drum kümmern, auch?

E: Eine Frage, kann ich in dem Text Elfriede genannt werden?

I: (lacht) Wenn du das willst kannst du so heißen.

E: (lacht) Dankeschön. Behältst du die Texte, oder?

I: Welche Texte?

E: Die du über uns schreibst. Referat.

I: Das ist meine Abschlussarbeit. Die wird sogar gebunden richtig, wie son kleines Buch.

E: Das is ja cool.

I: Ja, ich hoffe (lacht) ich hoffe, die wird cool. ((2)) Ja ((1)) ehm ja gut dann heißt du Elfriede.

((2)) Schreib ich rein, dass du dir das ausgesucht hast. ((2))

E: (lacht) ((2))

I: Ehm ((3)) Kannst du so n bisschen den Unterschied beschreiben, zwischen den Betreuern

hier und den Betreuern im Heim?

E: Hmm ((1))

I: Oder gibt’s da überhaupt einen Unterschied?

E: Eheh. ((1)) Gibt’s keinen. ((4))

I: Hat man hier auch so was wie Bezugsbetreuer?

E: Ja. ((1))

I: Was machen die so? ((1))

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E: Die kümmern sich um Termine und so. ((3))

I: Hmm. Und ehm wie ist das hier so mit der Schule so, gehst du in ne andre Schule als im

Heim, oder?

E: Ja. ((2))

I: Und ehm ist die auch anders?

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E: Daheim geh ich arbeiten. ((1)) Ich mach n FSJ.

I: Ach so.

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E: Da geh ich net zur Schule. Da mach ich nur Blockseminare.

I: Wo machst du das FSJ?

E: In Schalksmühle.

I: Nein, in was für ner Einrichtung?

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Anhang: Transkript Interview Elfriede

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E: In der Caritas.

I: Was (-) da? Also…

E: Altenpflege. 3

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I: Altenpflege, okay. Weil Caritas macht ja ganz viel, die machen auch so mit Behinderten und

so. Macht das Spaß?

E: Ja.

I: Willst du so was auch später machen?

E: [nickt]

I: Ja. Hast du denn auch schon nen Schulabschluss (*jetzt*)?

E: Nein. ((1)) Abgangszeugnis.

I: Und ehm…

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E: Nächstes Jahr hol ich meinen Hauptschulabschluss nach.

I: Okay.

E: Ich mach erstmal mein FSJ, aber hier geh ich ins BVJ und (--) dass ich hier oben [tippt sich

an den Kopf] bisschen klar bleibe, dass ich net so viel vergess. ((2))

I: Wie?

E: Halt dass ich noch was lerne für die Schu/eh für die Arbeit und so. ((2)) Dass ich hier oben

[tippt sich an den Kopf] schlau bleib. (lacht)

I: Okay. ((2)) Ehm ((1)) Und so wie wird das sein, wenn du von hier aus zurück gehst ins Heim?

E: Da geh ich wieder zur Arbeit. ((2))

I: Und sonst so, das Leben da, wird sich das denn auch ändern?

E: Ja. ((2))

I: Wie denn? ((1))

E: Wie ändern? ((1))

I: Also zum Beispiel, glaubst du dass die Betreuer dann anders mit dir umgehen, oder andre

((1)) Jugendliche anders mit dir umgehen, oder dass du anders mit andern umgehst, oder mit

dir, so Sachen.

E: Ich glaub, das wird alles so bleiben, aber ich glaub, die wissen auch, dass ich mich n Teil

geändert hab. ((4))

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I: Und glaubst du (-) dass ehm in deinem Leben irgendwas hätte anders laufen sollen? ((2))

Oder dass es irgendwas gibt, wo du dir wünschst…

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E: Alles ab meinem elften Lebensjahr. ((2))

I: Okay

(beide Lachen)

I: Das war, als ihr dann zu dem neuen Freund gezogen seid?

E: [nickt]

I: Ja. ((3)) Hmm. ((5)) Ja, ich glaub, ich bin schon durch mit meinen Fragen. ((2))

E: Ja?

I: Mhm. Willst du, gibt’s noch irgendwas was wir jetzt vergessen haben, was dir wichtig ist…

E: Eheh

I: .. wodrüber du

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Anhang: Transkript Interview Elfriede

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E: Dass ich Elfriede heiß.

I: Ja, dass haben wir ja schon geklärt. Das machen wir. ((1)) Wie war das jetzt für dich, das

Interview, war das ok so?

E: War ganz gut.

I: Ich mach so was ja nicht so oft und wenn’s nicht ok war, kannst du mir das sagen, kann ich

da draus noch was lernen. (lacht)

E: Nein, das war ganz ok.

I: Okay. Super.

[Lachen]

E: (*Kann ich mir noch ein Plätzchen mitnehmen?*)

I: Gut. Du kannst dir auch noch mehr mitnehmen. Hier ich dank dir, das war toll. Du hast mir

echt super geholfen…

E: Ja?

I: …damit. Ja.

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Universität Siegen Integrierter Studiengang

Sozialpädagogik und Sozialarbeit Fachbereich II

Erklärung zur Diplomarbeit

Kinder zwischen Heimerziehung und Kinder- und Jugendpsychiatrie

Übergänge im Erleben der Betroffenen

Gemäß § 15 Absatz 10 der Diplomprüfungsordnung für den integrierten Studiengang Sozialpädagogik und Sozialarbeit an der Universität Siegen vom 2. Juli 1999 erkläre ich hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Quellen und Hilfsmitteln angefertigt habe. Alle Stellen, die wörtlich oder sinngemäß aus veröffentlichten und nicht veröffentlichten Schriften entnommen wurden, sind als solche kenntlich gemacht. Die Arbeit hat in gleicher oder ähnlicher Form noch keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegen.

Siegen, den 03. Februar 2006

__________________________ Inga Abels