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1. Quartal 2020 Informationen vom Landesseniorenrat Baden-Württemberg LSR GESUND ESSEN IM ALTER | Pflege: 25 Jahre Soziale Pflegeversicherung | KVJS: Volles Haus beim FaWo-Fachtag | Mitgliedsverbände: Die IRGW stellt sich vor | Demografie: Generation Z | Wir berichten: Mitgliederversammlung, Vorstand, neue Geschäftsführerin ISSN 02364-3528

„Nicht lieferbar? Meine Apotheke tut alles, um mir zu helfen.“ · Meine Apotheke tut ... gen lassen sich, meist durch kleine Abwandlung in der Zubereitung, genussvolle Speisen

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1. Quartal 2020Informationen vom Landesseniorenrat Baden-Württemberg

L S R

GESUND ESSEN IM ALTER

| Pflege: 25 Jahre Soziale Pflegeversicherung| KVJS: Volles Haus beim FaWo-Fachtag| Mitgliedsverbände: Die IRGW stellt sich vor| Demografie: Generation Z| Wir berichten: Mitgliederversammlung, Vorstand, neue GeschäftsführerinIS

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1Vorwort

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Einen AugenBLICK, bitte!

Liebe Leserinnen, liebe Leser,dieser „im blick“ ist die letzte von insgesamt 84 Aus-gaben seit 1996, für den ich verantwortlich zeichnen darf. Nach über 23 Jahren als Geschäftsführerin des Landesseniorenrates Baden-Württemberg scheide ich Ende März aus dem aktiven Berufsleben aus und trete „meinen Ruhestand“ an. Meine Aufgaben über-nimmt meine Nachfolgerin Anja Schwarz. Vierteljährlich versorgen wir Sie mit unserem Ver-bandsorgan „im blick“ mit Informationen rund um das Thema Alter und über die Arbeit der Senioren-räte, der Mitgliedsverbände sowie des Landesseni-orenrates. Beim Durchschauen der vielen Ausgaben des „im blick“ bin ich über die Themenvielfalt rund um das Alter immer wieder erstaunt. Viele Themen aus den Anfängen meiner Tätigkeit beim Landesse-niorenrat sind heute noch so bedeutend wie damals und viele immer noch nicht zufriedenstellend gelöst. Der demografische Wandel mit all seinen Facetten war schon 1996 bekannt. Pflege, Gesundheit, Woh-nen, Mobilität, Versorgungsstrukturen im ländlichen Raum etc. bringen immer neue Herausforderungen für die Seniorenratsarbeit. Am 15.08.1996 habe ich in der damaligen Ge-schäftsstelle in der Augustenstraße in Stuttgart die Arbeit von meinem Vorgänger Reinhard Kilian über-nommen. 1997 erfolgte der Umzug in die Rotebühl-straße und 2012 in die Kriegerstraße.Mein Dank gilt meiner Mitarbeiterin Bettina Bässler, die mich seit 1997 im Sekretariat unterstützt hat.Personell ist die Geschäftsstelle des Landessenioren-rates in meiner Zeit als Geschäftsführerin nicht ge-

wachsen. Zwei hauptamtliche Mitarbeiterinnen sind für die Arbeit des Verbandes zuständig. Jedoch nah-men die Themen und Aufgabenstellungen kontinu-ierlich zu. Mit dem geschäftsführenden Vorstand sind wir ein effizientes Team, das die Interessenvertre-tung für die älteren Menschen in Baden-Württem-berg wahrnimmt, gutes Gehör in der Politik findet und viele landesweite Kooperationspartner hat. Ge-meinsam mit den Orts-, Stadt- und Kreisseniorenrä-ten und unseren Mitgliedsverbänden arbeiten wir für ein gutes Leben im Alter in Baden-Württemberg. Unser zentrales Anliegen ist: Wir wollen, dass es den älteren Menschen gut geht! Dass sie Mitwir-kungsmöglichkeiten und auch Mitbestimmungsrech-te in den Kommunen haben, wenn es um ihre Belan-ge geht. Wir können stolz sein auf vieles, was wir anstoßen, begleiten und unterstützen konnten. All das hat mich in den mehr als 23 Jahren ange-trieben. Ich habe viel Kraft und Herzblut in den Lan-desseniorenrat investiert. Dabei habe ich viele wert-volle Begegnungen mit anderen Menschen erlebt, die ich nicht missen möchte. Bedanken möchte ich mich bei allen Vorsitzen-den seit 1996 für die freundschaftliche, unterstüt-zende und gute Zusammenarbeit: bei Siegfried Hörrmann, Roland Sing, Karl-Otto Völker und Prof. Uwe Bähr sowie den stellvertretenden Vor-sitzenden und den Schatzmeistern und allen Vor-standsmitgliedern. Es war mir eine Ehre, mit Ih-nen zusammenarbeiten zu dürfen. Ich freue mich, dass wir mit Anja Schwarz eine kompetente und erfahrene Nachfolgerin finden konn-ten und bin sicher, dass sie die Arbeit in der Ge-schäftsstelle engagiert und kompetent weiterbetrei-ben wird. Ich wünsche ihr dafür alles Gute! Anfang April beginnt für mich der neue Lebens-abschnitt „Ruhestand“. Während meiner gesamten Berufszeit durfte ich mich mit dem Thema Alter befassen. Dies wird mir sicherlich mein eigenes Altsein erleichtern. Ihnen allen danke ich für Ihr Interesse, Ihre Un-terstützung und Verbundenheit und grüße Sie sehr herzlich.

Ihre Birgit Faigle

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2 Impressum

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Impressum„im blick“ ist eine Publikation desLandesseniorenrates Baden-Württemberg (LSR). Der LSR ist die Interessenvertretung der älteren Generation. Er versteht sich als Forum für Erfah-rungsaustausch und Meinungsbildung auf sozia-lem, wirtschaftlichem und politischem Gebiet. In ihm wirken die in der Altenarbeit tätigen Verbände und die Seniorenräte zusammen. Der LSR ist par-teipolitisch unabhängig.

Vorsitzender: Prof. Uwe BährGeschäftsführerin: Birgit FaigleErscheinungsweise: vierteljährlich

Herausgeber:Landesseniorenrat Baden-Württemberg e.V.Kriegerstraße 3, 70191 StuttgartTel. 0711 613824, Fax 0711 617965E-Mail: [email protected]://lsr-bw.de

Gesamtherstellung:W. Kohlhammer GmbH, 70565 Stuttgart, Tel. 0711 7863-0

Redaktion: Birgit Faigle, Landesseniorenrat (V.i.S.d.P)

Anzeigen/Media-Service:Stefan Steinacker (Anzeigenleitung), Dennis Woehlk (Anzeigenverkaufsberatung)Tel. 0711 7863-7223, [email protected] 2020 gültig ab Februar 2020

Bildrechte:Titel: © FreepikInhalt: © Unsplash, © Freepik

Sie möchten einen Beitrag veröffentlichen?E-Mail: [email protected]

Sie möchten mehr Informationen?https://lsr-bw.de

Gefördert durch den Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg – Dezernat Soziales so-wie durch das Land Baden-Württemberg

© Copyright 2020 by W. Kohlhammer VerlagArtikel, die namentlich gekennzeichnet sind, stel-len nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos übernimmt der Verlag keine Haftung. Leser-zuschriften sind willkommen.

L S R

1. Quartal 2020

Fachtagung für Seniorenräte und InteressierteMontag, 27. AprilStuttgart, Jugendherberge

Regionaltagungen der SeniorenräteJuni/Juliin allen vier Regierungsbezirken

35. LandesseniorentagMittwoch, 7. OktoberGöppingen, Stadthalle

Mitgliederversammlung des LandesseniorenratesMittwoch, 18. NovemberFellbach, Schwabenlandhalle

Die nächste Ausgabe erscheint am 14.05.2020 zum Schwerpunktthema „Sicherheit“.Redaktionsschluss: 16.04.2020

Veranstaltungen

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3Impressum

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Inhaltsverzeichnis

Impressum 2Veranstaltungen 2

Gesund essen im Alter„Gutes Essen für Seniorinnen und Senioren in Baden-Württemberg“ 4Weil es gut tut und schmeckt 6Angebot - Mittagstische für ältere Menschen 9Ein Mittagstisch der besonderen Art 11Essen mit Genuss – trotz Demenz 12Gemeinsam Essen – gesund ernähren 13Zu Risiken und Nebenwirkungen… 14Lecithin für mehr Gehirnleistung? 15

KVJSHerausforderungen begegnen 16Personelle Erweiterung der FaWo 17Beratung zum barrierefreien Wohnen 17

Pflege25 Jahre Soziale Pflegeversicherung 18

Mitgliedsverbände stellen sich vorIsraelitische Religionsgemeinschaft Württembergs 19

Blick ins LandBlick ins Land 20

DemografieGeneration Z 24

Wir berichtenDigitalisierung als Gestaltungsaufgabe, nicht als Schicksal 26Vorstand tagte bei der IHK Region Stuttgart 27Erstmals LSR-Vorstandsklausur 28Neue Geschäftsführerin ab 01.04.2020 28

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4 Gesund essen im Alter

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„Gutes Essen für Seniorinnen und Senioren in Baden-Württemberg“

Essen und Trinken beeinflussen die Lebensquali-tät und nehmen eine wichtige Rolle im Alltag ein - egal in welchem Alter. Über Essen und Trinken werden Emotionen geweckt, aber auch Gemein-schaft, Identität und Kultur gepflegt. Viele zu Hau-se lebende Seniorinnen und Senioren können leider nicht mehr selbstbestimmt und eigenverantwort-lich die Mahlzeiten für den Tag vorbereiten und zu sich nehmen. „Wenn Seniorinnen und Senioren auf Angebote von Essen auf Rädern oder von stationä-ren Pflegeeinrichtungen für Senioren zurückgrei-fen wollen oder müssen, ist es von großer Bedeu-tung, dass diese Verpflegungsangebote ausgewogen und genussvoll gestaltet sind. Künftig wollen wir vor allem auch den Aspekt der Regionalität noch mehr in den Mittelpunkt stellen“, betont der Minis-ter für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk MdL. „Mit der Etablierung eines Schwerpunkts Seniorenernährung und unserem Modellprojekt ,Gutes Essen in der Seniorenverpfle-gung‘ am Landeszentrum für Ernährung möchten wir die Anbieter in der Seniorenverpflegung dabei unterstützen, ihre Verpflegungsangebote für Seni-orinnen und Senioren in Baden-Württemberg zu verbessern“, so der Minister.

Etablierung eines Schwerpunkts Seni-orenernährung ab Frühjahr 2020 am Landeszentrum für Ernährung

Das Projekt richtet sich an Seniorinnen und Se-nioren ab 65 Jahren, an pflegende Angehörige, an Fachkräfte, an ehrenamtliche und kommunale Multiplikatorinnen und Multiplikatoren sowie an Anbieter und Caterer in der Seniorenverpflegung. „Unser Fokus liegt auf der Verbesserung der Verpflegungsqualität in stationären Pflegeein-richtungen für Seniorinnen und Senioren und von mobilen Menüdiensten hin zu einem gesundheits-fördernden, genussvollen und nachhaltigen Es-sensangebot. Ebenso ist uns die Verbesserung der

Verpflegungssituation von Seniorinnen und Senio-ren, die sich zu Hause oder in ambulanten Wohn-gemeinschaften noch selbst versorgen, ein großes Anliegen“, erläutert der Minister. „Ein weiteres Ziel ist die Stärkung der Ernährungskompetenzen. Sowohl von Seniorinnen und Senioren, als auch von Angehörigen, von Fachkräften oder von Mul-tiplikatorinnen und Multiplikatoren, die für die Verpflegung von Seniorinnen und Senioren verant-wortlich sind“, so Minister Peter Hauk MdL.

Maßnahmen des Projekts:• Die Speisenangebote auf Basis der DGE-Quali-

tätsstandards für die Verpflegung in stationären Senioreneinrichtungen sowie des DGE-Qua-litätsstandards für Essen auf Rädern gestalten sowie eine DGE-Zertifizierung durchführen.

• Den Einsatz von ökologisch und regional erzeug-ten und fair gehandelten Lebensmitteln erhöhen sowie eine Bio-Zertifizierung durchführen.

• Die Lebensmittelverluste messen, möglichst re-duzieren und gering halten.

• Bedarfsgerechte Informations-, Beratungs- und Fortbildungsangebote zur Förderung der Er-nährungskompetenzen für alle Akteurinnen und Akteure entwickeln.

• Landesweite Veranstaltungen durchführen, in denen die Erfahrungen und Projektergebnisse vorgestellt werden.

• Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der Verpflegungsqualität entwickeln.

Projekt „Verbesserung der Qualität von Mittagstischangeboten für Senio-rinnen und Senioren im Quartier“

In Baden-Württemberg lebt der Großteil der Senio-rinnen und Senioren zu Hause (97%) (Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2017). Studien zei-gen, dass sich vor allem alleinlebende ältere Men-schen oftmals unzureichend oder einseitig ernähren

Gesundheitsfördernd, genussvoll und nachhaltig – so soll die Gemeinschaftsverpflegung in Baden-Württemberg in allen Lebenswelten – von der Kita bis zur Senioreneinrichtung – aufgestellt sein. Dieses Ziel verfolgt das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucher-schutz in Baden-Württemberg bereits seit 2018.

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5Gesund essen im Alter

und mit zunehmendem Alter bzw. altersbedingten Einschränkungen durch Erkrankungen immer weni-ger am sozialen Leben teilhaben können. Gerade in Flächenländern fehlt es oft an Strukturen und An-geboten, die diesen Seniorinnen und Senioren soziale Teilhabe und ausgewogene Essensangebote in Ge-meinschaft ermöglichen. „Deshalb setzen wir mit un-serem Projekt genau hier an. Die Öffnung ins Quar-tier von Anbietern für Seniorenverpflegung kann ein zukunftsfähiges Konzept sein, um die Verpflegungs-situation von zu Hause lebenden Seniorinnen und Se-nioren zu verbessern und die soziale Teilhabe zu för-dern“, erläutert der Minister. Das Projekt richtet sich an ausgewählte statio-näre Pflegeeinrichtungen, Anbieter mobiler Menü-dienste oder Mehrgenerationenhäuser, die einen Mittagstisch oder Essen auf Rädern anbieten und bei der Ausweitung von offenen Mittagstischange-boten für zu Hause lebende Seniorinnen und Seni-oren begleitet werden möchten. Die Verpflegungsqualität offener Mittagstischange-bote von stationären Pflegeeinrichtungen, Mehrgene-rationenhäusern oder mobilen Menüdiensten soll hin zu einem gesundheitsfördernden, genussvollen und nachhaltigen Essensangebot verbessert werden. Durch die Mahlzeiteneinnahme in Gesellschaft soll die sozi-ale Teilhabe von Seniorinnen und Senioren gefördert werden. Akteurinnen und Akteure in der Seniorener-nährung werden durch individuelle Informations- und Beratungsangebote vernetzt und die Kommunikation verbessert. Weiterhin sollen aus dem Projekt bundes-weit übertragbare Handlungsempfehlungen entstehen, die Einrichtungen und Anbieter in ganz Deutschland

dabei unterstützen, ihre Einrichtung im Bereich der Verpflegungsleistungen ins Quartier zu öffnen.

Maßnahmen des Projekts• Das Angebot von offenen Mittagstischangebo-

ten erweitern.• Die Mittagstischangebote auf Basis der

DGE-Qualitätsstandards für die Verpflegung in stationären Senioreneinrichtungen sowie des DGE-Qualitätsstandards für Essen auf Rädern durchführen.

• Den Einsatz von ökologisch und regional erzeug-ten und fair gehandelten Lebensmitteln erhöhen.

• Bedarfsgerechte Informations-, Beratungs- und Fortbildungsangebote für alle Akteurinnen und Akteure entwickeln.

• Landes- und bundesweite Veranstaltungen durchführen, in denen die Erfahrungen und Projektergebnisse vorgestellt werden.

• Bundesweit übertragbare Ergebnisse und Handlungsempfehlungen entwickeln.

HintergrundinformationenWeitere Informationen zu den Projekten folgen in Kürze unter www.landeszentrum-bw.de. Das Lan-deszentrum für Ernährung ist Ihr Ansprechpart-ner für alle Fragen rund um das Thema Ernäh-rung. Hier erhalten Sie außerdem weiterführende Links zum Thema Seniorenernährung.

Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg

© Freepik

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6 Gesund essen im Alter

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Körperliche Veränderungen im Alter und deren Folgen für die Ernährung

Natürlich bleibt im Laufe des Älterwerdens nicht alles so, wie es in jüngeren Jahren war. So kommt es u. a. zu verschiedenen körperlichen Veränderun-gen, die Einfluss auf das Ess- und Trinkverhalten sowie die Versorgung des Körpers mit Energie und Nährstoffen haben. Lust und Freude am Essen und Trinken müssen dadurch jedoch nicht abneh-men! Auch bei Krankheiten oder Beeinträchtigun-gen lassen sich, meist durch kleine Abwandlung in der Zubereitung, genussvolle Speisen zubereiten. Eine wesentliche altersbedingte Veränderung ist die Abnahme der Muskelmasse. In der Folge sinkt der Kalorienbedarf, wobei körperliche Bewegung dazu beitragen kann, den Verlust an Muskelmas-se möglichst gering zu halten. Im Gegensatz zum Kalorienbedarf bleibt der Bedarf an Nährstoffen wie Vitamine oder Mineralstoffe gleich oder ist in einigen Fällen sogar erhöht. Auch die Knochen-masse wird weniger. Ausreichend Calcium und Vi-tamin D sowie körperliche Aktivität können den Verlust an Knochenmasse zwar nicht stoppen, aber reduzieren. Das schwächer werdende Durstemp-finden führt dazu, dass ältere Menschen häufig zu wenig trinken. Eine regelmäßige und ausreichen-de Zufuhr von Flüssigkeit wird daher wichtiger. Weitere Veränderungen sind nachlassende Sin-neswahrnehmungen wie Riechen, Schmecken oder Sehen. Wenn der Duft oder Geschmack von Spei-sen weniger gut wahrgenommen wird oder Mahl-zeiten auf dem Teller schlecht erkennbar sind, ge-hen Lust und Freude beim Essen häufig verloren. Schließlich verändert sich auch der Verdauungs-trakt: Die Darmbewegung und -durchblutung kann abnehmen, nicht selten berichten ältere Men-schen von Verdauungsproblemen wie Durchfall oder Verstopfung, einer eingeschränkten Bekömm-lichkeit, Sodbrennen oder Völlegefühl.

Weil es gut tut und schmecktVollwertig essen und trinken im Alter

Eine ausgewogene, genussvolle Ernährung ist neben regelmäßiger Bewegung und sozialer Teilhabe eine wichtige Stellschraube für ein gesundes und aktives Älterwerden. Vollwertiges Essen und Trinken fördert Gesundheit und Wohlbefinden bis ins hohe Alter, kann einer Mangelernährung vorbeugen und damit einen entscheidenden Beitrag zu mehr Lebensqualität leisten. Worauf es bei der Ernährung im Alter ankommt und wie auch Menschen, die „Essen auf Rädern“ erhalten oder in einer stationären Einrichtung leben, eine ausgewogene Verpflegung ermöglicht werden kann, zeigt dieser Beitrag.

Die beschriebenen Veränderungen erhöhen im Al-ter das Risiko für Fehlernährung: Zum einen kann leichter Übergewicht entstehen, wenn die Zufuhr an Kalorien nicht dem sinkenden Energiebedarf an-gepasst wird. Wer sich im Alter wenig bewegt, je-doch genauso isst wie in jüngeren Jahren, kann eher übergewichtig werden. Zum anderen können vor allem im fortgeschrittenen Alter zunehmende kör-perliche und geistige Beeinträchtigungen, ein re-duzierter Appetit, nachlassender Durst, aber auch soziale Faktoren wie der Umzug in eine stationäre Senioreneinrichtung dazu führen, dass weniger ge-gessen und getrunken wird. In diesem Fall besteht ein erhöhtes Risiko für Mangelernährung und Flüs-sigkeitsdefizite. Erkrankungen und Medikamenten-einnahme können dies zusätzlich verstärken.

Vollwertig essen und trinken im Alter: So geht’s!Ernährungsempfehlungen für ältere Menschen un-terscheiden sich grundsätzlich nicht von solchen für jüngere Erwachsene. Wegen der körperlichen Veränderungen und deren Auswirkungen auf die Ernährung sind bei der Auswahl von Lebensmit-teln jedoch einige Aspekte besonders zu beachten. So gilt es aufgrund der abnehmenden Muskel-masse etwas kalorienärmer, aber besonders nähr-stoffreich zu essen. Durch den reichlichen Verzehr pflanzlicher Lebensmittel, der durch tierische Pro-dukte ergänzt wird, gelingt dies ganz leicht! Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) gibt mit ihren „10 Regeln für vollwertiges Essen und Trinken“ eine Hilfestellung bei der prakti-schen Umsetzung einer ausgewogenen Ernährung im Alltag. Im Folgenden werden wesentliche Emp-fehlungen aufgezeigt. Die vollständigen 10 Regeln sind im Internet nachzulesen unter: www.dge.de > Ernährungspraxis > Vollwertige Ernährung > 10 Regeln der DGE

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7Gesund essen im Alter

Zu jeder Mahlzeit genießen: Gemüse und ObstGemüse und Obst bringen nicht nur Farbe und Abwechslung auf den Teller, sondern auch reich-lich Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe. Gleich-zeitig liefern sie wenig Kalorien. Drei Portionen (400 g) Gemüse und zwei Portionen (250 g) Obst pro Tag, am besten roh oder schonend zuberei-tet, sind die „ideale Dosis“. Dabei kann eine Porti-on hin und wieder auch durch einen Smoothie, ein Glas Saft und speziell Obst durch eine Handvoll Nüsse oder Trockenfrüchte ersetzt werden. Fol-gende Tipps erleichtern die bunte Auswahl: Bauen Sie Gemüse oder Obst in jede Mahlzeit ein: Zum Frühstück kann dies z. B. frisches Obst in Müsli oder Quark, mittags ein Gemüseauflauf oder -eintopf sein. Süße Hauptspeisen werden durch ei-nen kleinen Salat zur Vorspeise und die Brotzeit am Abend durch etwas Rohkost ideal begleitet.

So ist Obstgenuss auch bei Kauproblemen möglich: Buttermilchgelee mit pürierten Pfirsichen.

Stellen Sie regelmäßig Hülsenfrüchte wie Bohnen, Erbsen oder Linsen auf den Speiseplan: Sie liefern nicht nur reichlich Ballaststoffe, die lange satt halten und die Verdauung fördern, sondern auch wertvolles Eiweiß, das zum Erhalt Ihrer Muskeln beiträgt. Durch die Auswahl saisonaler und regionaler Ware tun Sie auch der Umwelt etwas Gutes. Durch etwas Kreativität und kleine Veränderungen in der Zubereitung kann der Genuss von Gemüse und Obst auch bei Kau- oder Schluckproblemen sicherge-stellt werden: So ist püriertes Obst in einem Smoo-thie oder als Fruchtspiegel auf dem Dessert gut ess-bar, während Gemüse fein gerieben als Rohkostsalat oder püriert in einer Gemüsecremesuppe den Speise-plan bereichert. Nüsse können in Form von Nussmus gut gegessen und dieses bei Untergewicht oder einer Mangelernährung zur Anreicherung von Gerichten eingesetzt werden.

Vollkorn voraus: Vorteile auf ganzer StreckeGetreideprodukte und Kartoffeln sind wichtige Be-standteile einer vollwertigen Ernährung und sollten täglich auf dem Speiseplan stehen. Vollkornproduk-te haben gleich mehrere Vorteile: Sie liefern mehr Vitamine und Mineralstoffe als solche aus Weiß-mehl und sind darüber hinaus reich an Ballaststof-fen. Die Gewöhnung an den kräftigeren Geschmack von Vollkorn fällt leicht, indem z. B. helle und Voll-kornnudeln oder beim Backen weißes und Vollkorn-mehl gemischt werden. So erhalten Brot, Waffeln, Kuchen oder Pizzateig nicht nur mehr Geschmack, sondern auch ein Plus an Nährstoffen!

Vollkornlauchkuchen: Für ein Plus an Nährstoffen.

Auch Menschen, denen Kauen oder Schlucken schwerfällt, können durch eine gezielte Auswahl bzw. Zubereitung Vollkornprodukte genießen: Zarte Schmelzflocken, die mit frischem Obst und etwas Milch oder Joghurt zu einem Trinkmüsli püriert werden, ermöglichen z. B. weiterhin unein-geschränkten Müsligenuss. Vollkornbrot kann auch aus sehr fein gemahlenem Mehl bestehen und ist in aller Regel gut kaubar.

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Milch, Käse und Co: Stark für Knochen und Muskeln

Hochwertiges Eiweiß für starke Knochen und Mus-keln: Gelbe Linsenbällchen mit Kräuterdip

Milch und Milchprodukte liefern neben hochwerti-gem Eiweiß u. a. auch wertvolles Calcium. Regelmä-ßig verzehrt, unterstützen sie damit die Gesundheit und den Erhalt von Knochen und Muskeln. Genie-ßen Sie Milch und Milchprodukte daher täglich. Wer Kalorien sparen möchte, greift zu fett armen Varianten wie Magerquark, Milch und Joghurt mit 1,5 % Fett oder bereitet Quark- oder Joghurtspeisen mit frischen Früchten bzw. Kräutern selbst zu. Für ältere Menschen mit Untergewicht oder (einem Ri-siko für) Mangelernährung sind hingegen fettreiche Sorten die bessere Wahl.

Ausreichend Flüssigkeit: Zeit für eine neue Trink-RoutineRegelmäßiges und ausreichendes Trinken ist in je-dem Alter wichtig, gewinnt bei älteren Menschen wegen des nachlassenden Durstgefühls jedoch noch einmal mehr an Bedeutung. Gewöhnen Sie sich spätestens jetzt ein „Trinken ohne Durst“ an. Mindestens 1,3, besser 1,5 Liter Flüssigkeit sollten es täglich sein. Ideale Flüssigkeitslieferanten sind Wasser sowie ungezuckerte Kräuter- und Früch-tetees, gefolgt von Saftschorlen bestehend aus drei Teilen Wasser und einem Teil Saft. Wem Wasser zu fad schmeckt, kann es mit geschnittenen Früch-ten oder Kräutern wie Minze aromatisieren und damit für Variation sorgen. Auch schwarzer und grüner Tee sowie Kaffee können das Flüssigkeits-konto füllen. Beachten Sie jedoch, dass dies Ge-nussmittel sind und keine Durstlöscher. Gegen den

Genuss von bis zu vier Tassen pro Tag spricht je-doch nichts. Folgende Tipps unterstützen beim re-gelmäßigen Trinken: Trinken Sie zu jeder Mahlzeit und auch zwi-schendurch. Verteilen Sie kleine Zettel in der Wohnung, die ans Trinken erinnern oder stellen Sie einen Trinkwecker im Handy ein. Stellen Sie eingeschenkte Getränke stets in Sichtweite, z. B. beim Fernsehen oder Lesen. Füllen Sie leere Glä-ser direkt wieder auf. Schaffen Sie feste Trinkritu-ale, z. B. die Tasse Kaffee zum Frühstück oder der 17.00-Uhr-Tee. Nehmen Sie ein Getränk mit wenn Sie unterwegs sind, z. B. beim Einkaufsbummel oder Spaziergang.

Ältere Menschen gut verpflegen: Die DGE-Qualitätsstandards für „Essen auf Rädern“ und die Verpflegung in statio-nären Senioreneinrichtungen

Wenn Mahlzeiten z. B. aufgrund körperlicher Ein-schränkungen oder eines Pflegebedarfs nicht mehr selbstständig zubereitet werden können oder der Umzug in eine stationäre Senioreneinrichtung erfor-derlich wird, muss auch die Verantwortung für die Ernährung teilweise oder vollständig aus den eige-nen Händen gegeben werden. Um älteren Menschen, die dann zuhause „Essen auf Rädern“ erhalten oder in einer stationären Einrichtung verpflegt werden, eine genussvolle und ausgewogene Speisenauswahl zu ermöglichen, wurden von der DGE im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Land-wirtschaft (BMEL) die DGE-Qualitätsstandards für „Essen auf Rädern“ und für die Verpflegung in statio-nären Senioreneinrichtungen entwickelt. Diese unter-stützen Küchenleiter, Küchenfachkräfte, Caterer sowie Anbieter von „Essen auf Rädern“ beim Angebot eines bedarfs- und bedürfnisgerechten Speisenangebots und liefern Antworten auf Fragen wie: Wie häufig sollten Gemüse, Obst und Vollkornprodukte angebo-ten werden? Welche Besonderheiten bestehen bei der Verpflegung von Menschen mit Kau- oder Schluckbe-schwerden? Wie sollten in stationären Einrichtungen Speiseraum und Essplatz gestaltet sein, damit sich die Bewohner wohlfühlen und soweit möglich selbststän-dig essen und trinken können? Die beiden DGE-Qualitätsstandards und ihre be-gleitenden Maßnahmen wie Seminare für Küchen-fach- und Servicekräfte, Informationsmedien für Pflegepersonal oder die Präsenz auf Messen und Fachtagungen möchten damit zur Verbesserung der

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9Gesund essen im Alter

Verpflegungssituation älterer Menschen beitragen und das Bewusstsein für die hohe Bedeutung bedarfs- und bedürfnisgerechter Speisen erhöhen. Weitere Informationen zur Ernährung im Alter und zu den DGE-Qualitätsstandards finden Sie unter www.fitimalter-dge.de. In der Rubrik „Rezepte“ war-ten zudem köstliche Ideen zum Nachkochen!

Unterstützen Küchenfachkräfte bei der Verpflegung älterer Menschen: Die DGE-Qualitätsstandards für „Essen auf Rädern“ und die Verpflegung in stationären Senioreneinrichtungen. Fotos jeweils: DGE/Fit im Alter

Theresa StachelscheidOecotrophologin (M.Sc.)

Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE)Fit im Alter – Gesund essen, besser leben

Tel.: 0228/3776 - 864Email: [email protected]

Über IN FORM: IN FORM ist Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung. Sie wur-de 2008 vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) initiiert und ist seitdem bun-desweit mit Projektpartnern in allen Lebensbereichen aktiv. Ziel ist, das Ernährungs- und Bewegungsverhal-ten der Menschen dauerhaft zu verbessern. Weitere Informationen unter: www.in-form.de

Angebot - Mittagstische für ältere MenschenLeckere und ausgewogene Mahlzeiten fördern das Wohlbefinden

Ein wichtiger Grund das Thema Mittagstische für ältere Menschen aufzugreifen, war für die BAGSO-Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen die wissenschaftliche Erkenntnis, dass viele ältere Menschen – vor allem allein lebende Menschen – sich unzurei-chend ernähren und oftmals nicht oder sehr wenig am sozialen Leben teilnehmen.

Die Ergebnisse aus den von der BAGSO durchge-führten Fallstudien und Online-Erhebungen im Jah-re 2016 zeigen, viele Verantwortliche und Akteure in der Seniorenarbeit sehen einen hohen und stei-genden Bedarf an gemeinsamen Mittagstischen für ältere Menschen. Gründe dafür sind, der Vereinsa-mung und der einseitigen Ernährung älterer Men-schen vorzubeugen. Für allein lebende ältere Menschen oder Paare, die nicht mehr mobil sind oder in ländlichen Regi-onen mit ausgedünnter Infrastruktur leben, stellt sich die regelmäßige Versorgung mit ausgewogenen Mahlzeiten als besonders problematisch dar.

Soziale Teilhabe, bedeutsam für die Erhaltung der Leistungsfähigkeit

Bei vielen älteren Menschen ist festzustellen, dass sie kaum oder nie an gesellschaftlichen Angeboten oder Aktivitäten im Wohnumfeld teilnehmen. Sozi-ale Teilhabe jedoch fördert das Wohlbefinden, wirkt positiv auf die emotionale Lage, unterstützt die Er-haltung der körperlichen und geistigen Leistungsfä-higkeit und beugt Vereinsamung vor. Die Förderung einer ausgewogenen Mahlzeit und der sozialen Teilhabe sind für das Wohlbefinden und ein selbstbestimmtes Lebens von sehr großer

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10 Gesund essen im Alter

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Bedeutung. Mittagstischangebote können dazu ei-nen wertvollen Beitrag leisten! Aus den Erfahrungen der Mittagstisch-Angebote im Rahmen der IN FORM Mittagstisch-Startwoche bestätigte sich, dass ältere Menschen mit großer Freude an dem gemeinsamen Mittagstisch teilneh-men. Es motiviert sie, die Wohnung und damit ihre Einsamkeit mit einer positiven Erwartungshaltung zu verlassen. Dies spiegelt sich auch darin wider, dass sie sich für den Ausgang „gut zurechtmachen“.

Mitwirkung bei der Zubereitung des Mittagstisches. Foto: BAGSO Im Alter IN FORM

Darüber hinaus machten die Organisatoren die Er-fahrung, dass Mittagstische für ältere Menschen gut geeignet sind, um:• ältere Menschen aus verschiedenen Kulturen zu-

sammenzubringen• ältere Menschen und Jugendliche gemeinsam in

Aktion zu bringen• durch ein zusätzliches Rahmenprogramm, z.B. ein-

fache Bewegungsübungen, interessante Vorträge

den Teilnehmenden gemeinsame Freude, Unter-haltung und Informationen zu bieten, die Körper und Geist anregen

• durch Übernahme kleinerer Aufgaben im Rahmen der Speisenzubereitung älteren Menschen Freude an der gemeinschaftlichen Tätigkeit zu geben. Dies kommt dem persönlichen Wohlergehen zugute

• stationäre Einrichtungen stärker in die Quartie-re einzubinden.

Erfahrungen mit MittagstischangebotenBei der Planung und Organisation sind nicht nur verschiedene Formen der Mahlzeitenbeschaffung zu bedenken sondern auch - wie die Grafik zeigt - die Speisenplanung, die Betreuung der Teilneh-menden älteren Menschen, dass Anmeldewesen, die Finanzierung etc. Der „IN FORM Leitfaden Mittagstisch“ infor-miert über die Bedeutung von Mittagstischen für ältere Menschen und beschreibt die Rahmenbedin-gungen, die bei der Planung und Organisation von Mittagstisch-Angeboten zu beachten sind. Darüber hinaus enthält er eine Fülle von Tipps zur prakti-schen Umsetzung. Kostenlose Bestellung der Broschüre oder Link zum Herunterladen hier:https://im-alter-inform.de/weiterbildung/materia-lien/in-form-mittagstisch/

BAGSO - Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen e.V.

Geschäftsstelle Im Alter IN FORM

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11Gesund essen im Alter

Zunächst gab es dieses wöchentlich. Inzwischen schon dienstags und donnerstags und demnächst sogar als Vesper freitags abends in Verbindung mit kulturellen Angeboten. Stattfinden tut das im örtlichen evangelischen Gemeindehaus. Die Nut-zerzahlen wachsen stetig von anfänglich zehn bis inzwischen an die 20 Besucher. Die Gäste setzen sich zusammen aus Mitarbeitern der nahegelege-nen Stadtverwaltung, Büros und Geschäften sowie Senioren und Besuchern des wöchentlichen Stadt-marktes. Die bunte Mischung sorgt für anregen-de Gespräche vom Wetter über Alltagssorgen mit dem PC bis hin zu Fachgesprächen über die Steu-ererklärung, denn auch Berufliches wird hier am Mittagstisch ausgetauscht. „Davon hat jeder etwas, denn Steuern gehen jeden an“ sagt die immer noch hoch motivierte Initiatorin lachend. Möglich wurde das Engagement durch das Projekt „Sorgende Gemeinde werden“ der Evan-gelischen Landeskirche Baden. Hier können Ge-meinden Beratung und finanzielle Unterstützung erhalten, wenn sie generationsübergreifende Pro-jekte für älter werdende Menschen initiieren, um so das Gemeindeleben zu fördern. (www.sorgen-de-gemeinde-werden.de)

Ein Mittagstisch der besonderen Art Viele Jahre musste der Ort Leimen ohne einen Mittagstisch leben. Alt wie Jung gingen in Bäckereien und Supermärkte und holten sich schnell was auf die Hand. Dann kam eine Hauswirtschafterin aus dem evangelischen Kindergarten und baute mit viel Elan und per-sönlichem Einsatz ein finanzierbares Mittagsangebot für jeden in Kooperation mit dem Seniorenkreis in den Räumen der evangelischen Kirchengemeinde auf.

Das Kochteam des offenen Mittagstisches der evan-gelischen Kirchengemeinde Leimen. Foto: Claudia Neininger-Röth

Barbara Schulte, Fachstelle „Sorgende Gemeinde werden“, Mannheim

Annegret Trübenbach-Klie, Bildungsreferentin, Leitung Projekt „Sorgende Gemeinde werden“,

Karlsruhe

© Stella De Smit / Unsplash

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12 Gesund essen im Alter

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Die häufigsten Probleme und Veränderungen

• Durch einen hohen Bewegungsdrang, wie er bei ei-ner Demenzerkrankung häufig vorkommt, steigt der Kalorienbedarf unter Umständen deutlich an.

• Hunger und Durst schwächen sich im Alter ab und werden von Menschen mit Demenz oft gar nicht mehr wahrgenommen. Zudem sind sie schneller satt als früher.

• Speisen werden nicht mehr als solche erkannt. Ist der Tisch zudem noch kontrastarm gedeckt (wei-ßer Teller auf weißer Tischdecke), zieht das Es-sen keine Aufmerksamkeit auf sich.

• Der Umgang mit Geschirr und Besteck wird schwierig oder gelingt gar nicht mehr und stattdes-sen werden die Finger verwendet.

• Menschen mit Demenz erinnern sich nicht, wann sie zuletzt gegessen und getrunken haben. Das Ge-fühl für die Tageszeit geht verloren und damit der Sinn für die richtige Mahlzeit zur richtigen Zeit.

• Positive Gerüche, die Appetit machen, werden aber nicht mehr so gut wahrgenommen, weil sich der Geruchssinn im Laufe der Erkrankung ver-schlechtert. Auch der Geschmackssinn lässt im Lauf einer De menz erkrankung nach. Generell bleibt im Alter am längsten die Süß-Wahrneh-mung bestehen. Deshalb haben viele Menschen mit Demenz eine Vorliebe für süße Speisen.

• Durch Medikamente, die den Speichelfluss ein-schränken, schlechtsitzende Zahnprothesen oder Schluckbeschwerden, wird unter Umständen die Nahrungsaufnahme erschwert und Essen als unan-genehm oder gar schmerzhaft empfunden. So wer-den auch Lieblingsspeisen plötzlich abgelehnt.

• Innere Unruhe, leichte Ablenkbarkeit und Bewe-gungsdrang können dazu führen, dass Mahlzeiten ständig unter- oder abgebrochen werden.

So geht es vielleicht besser• Bei der Auswahl der Speisen und Getränke ist nicht

unbedingt wichtig, was der Betreffende früher ge-mocht hat oder was als ausgewogene Ernährung

gilt. Stattdessen kommt auf den Teller, was mit Genuss gegessen wird. Sollten bei einer sehr ein-geschränkten Vorliebe Mangelerscheinungen dro-hen, können dem Essen nach Rücksprache mit dem Hausarzt auch künstliche Zusatzstoffe (zum Beispiel Vitamine) zugesetzt werden.

• Eine entspannte Atmosphäre erleichtert die Nah-rungsaufnahme. Der Duft von Kaffee, das Klappern von Geschirr und die Zeitung auf dem Tisch lösen im Langzeitgedächtnis möglicherweise Erinnerun-gen an angenehme Mahlzeiten aus.

• Aufgrund des veränderten Geschmacksempfindens bevorzugen viele Menschen mit Demenz Süßes. Wa-rum also nicht ein Leberwurstbrot mit Honig anbie-ten? Hauptsache, es schmeckt.

• Kann Besteck nicht mehr benutzt werden, sollte möglichst vieles so vorbereitet werden, dass es gut mit den Händen gegessen werden kann. Un-gewöhnliches Essverhalten sollte möglichst nicht korrigiert werden. Wichtig ist, dass gegessen und getrunken wird, nicht wie.

• Der Tisch sollte liebevoll, aber übersichtlich gedeckt werden. Zu viel Dekoration lenkt vom Essen ab.

Quelle: Deutsche Alzheimer Gesellschaft „Ernäh-rung in der häuslichen Pflege von Menschen mit Demenz“, zu beziehen über die Alzheimer Gesell-schaft Baden-Württemberg. Weitere Informationen: www.alzheimer-bw.de/ demenz-mehr-erfahren/ernaehrung-bei-demenz/

Essen mit Genuss – trotz Demenz

Vieles geht im Verlauf einer Demenzerkrankung verloren – leider oft auch die Freude am Essen und Trinken. Werden die Mahlzeiten zur täglichen Herausforderung oder verweigert ein Mensch mit Demenz regelmäßig das Essen, wird dies zu einer großen Belastung für die Angehörigen, die Mangelerscheinungen oder Dehydrierung befürchten. Deshalb ist es wich-tig, die wichtigsten Störungen zu kennen und richtig mit ihnen umzugehen.

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13Gesund essen im Alter

Gemeinsam Essen – gesund ernähren„Sielmingen inklusiv“

Gesundheitsförderung spielt im Alter eine tragende Rolle, denn durch gesunde Ernährung und regel-mäßige Bewegung kann das körperliche Wohlbefinden gefördert werden. Im Quartiersladen Sielmin-gen wird gemeinsam zu unterschiedlichen Themen und Rezepten gekocht.

Gemeinsam kochen und essen fördert nicht nur das Erlernen von neuen Rezepten und den Aus-tausch von Tipps und Tricks bei der Zubereitung, sondern auch die soziale Teilhabe. Im Quartiersla-den wird versucht, auf die 10 Regeln der DGE zu achten und dabei regional sowie saisonal zu ko-chen. So wurde in den Sommermonaten, in Ko-operation mit der evangelischen Kirchengemein-de und dem Krankenpflege-Förderverein, mit den Teilnehmern und Teilnehmerinnen Obst und Ge-müse vom Sinnes- und Bibelgarten geerntet und anschließend daraus ein leckeres Gericht gekocht. Auch ländertypisches Kochen – wie beispielsweise indisch - findet im Quartiersladen Anklang, beson-ders die italienische Woche, bei der jeden Tag ein anderes Gericht gezaubert wurde. Für ältere Menschen, die nicht selber kochen möch-ten oder können, gibt es in Sielmingen zudem diens-tags ab 11.30 Uhr einen offenen Mittagstisch in der Begegnungsstätte „Sonne“ im Bürgerhaus Sielmingen.

Gemeinsam kochen und essen im Quartiersladen in Sielmingen. Foto: Nadja Kober

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Mehr Infos auf www.vdk.de/bawue

Sozialverband VdK Baden-Württemberg e.V.Johannesstraße 22 | 70176 Stuttgart

Dr. Susanne OmranStadt Filderstadt, Referat für Chancengleichheit,

Teilhabe und Gesundheit

Gefüllte Paprika – gemeinsam zubereitet.Foto: Nadja Kober

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Zu Risiken und Nebenwirkungen…Nicht jedes Essen passt zu den Tabletten

Oft lässt es sich gar nicht vermeiden: Mit dem Alter nehmen die meisten Menschen regelmä-ßig mehrere verordnete Arzneimittel ein. Dazu kommen vielleicht noch freiverkäufliche Medika-mente oder Nahrungsergänzungsmittel. Damit es hier nicht zu unerwünschten Wechsel- oder Nebenwirkungen kommt, stehen Apotheken mit Rat und Tat zur Seite. Denn auch nicht verord-nete Arzneimittel können Neben- und Wechsel-wirkungen entfalten. Einige Beispiele: Kalzium wird als Nahrungsergänzung zur Stärkung der Knochen eingenommen und eine Patientin nimmt aber gleichzeitig ein Schilddrüsenhormon ein. Diese Kombination kann dazu führen, dass das Schilddrüsenmedikament in seiner Wirkung auf-gehoben wird. Auch das Schmerzmittel Acetyl-salicylsäure (ASS), das in der Wirkstärke 500 mg als Kopfschmerztablette genommen wird, ver-trägt sich nicht mit Marcumar oder Heparin, was zur Blutverdünnung gegeben wird. Der Patient kann innerliche Blutungen erleiden, was gefährlich werden kann. Darum helfen konkrete Einnahme-hinweise und auch eine Auflistung in einem voll-ständigen Medikationsplan kann helfen, den Über-blick zu behalten.

Nicht jedes Medikament mag MilchWas oft vergessen wird: Auch unser Essen kann die Wirkung von Arzneimitteln beeinflussen.

Nicht ohne Grund, geben Arzt oder Apotheker bei verordneten Arzneimitteln an, ob die Tablet-ten beispielsweise nüchtern, mit der Mahlzeit oder erst danach einzunehmen sind. Schon, wer seine Tabletten mit einem Glas Milch oder Grapefruit-saft einnimmt, läuft Gefahr, dass manche Medika-mente nicht mehr richtig wirken können. Das in der Milch enthaltene Kalzium kann beispielsweise die Wirkung einiger Antibiotika oder von Medi-kamenten gegen Knochenschwund beeinträchti-gen. Schon ein zeitlicher Abstand zwischen Milch und den betroffenen Medikamenten verhindert die Wechselwirkung. Insbesondere Lebensmittel wie Milchprodukte, grüne Gemüse, Alkohol, Lakritze, Grapefruit, Goji-Beeren, länger gelagerte, eiweiß-reiche Lebensmittel wie Salami beeinflussen man-che Arzneimittel. Darum sollte jeder, der regelmä-ßig Medikamente einnimmt, in seiner Apotheke nach möglichen Wechselwirkungen fragen und wie sie konkret im Alltag umschifft werden können.

Der Landesapothekerverband Baden-Württemberg setzt sich für die unabhängige Beratung von Patien-ten, Gesundheitsprävention und die sichere Abgabe von Arzneimitteln ein. In Baden-Württemberg gibt es rund 2.500 öffentliche Apotheken.

Milch und Medikamente: Bei dieser Kombi kann es zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen. Bildquelle: pixabay

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15Gesund essen im Alter

Lecithin für mehr Gehirnleistung?

Ein aktuelles Beispiel sind etwa lecithinhaltige Nah-rungsergänzungsmittel. Sie werden für Kinder und Senioren angeboten und sollen als wichtiger Bau-stein von Nerven und Gehirn das Denkvermögen positiv beeinflussen. Dass Lecithin für unser Gehirn unentbehrlich ist, stimmt zwar. Als Ausgangssub-stanz für wichtige Botenstoffe im Gehirn ist es in hoher Konzentration in Eiern, Fleisch, Fisch, Voll-kornprodukten, Nüssen, Obst sowie Fetten und Ölen enthalten. In der Lebensmittelindustrie findet es unter dem Kürzel E 322 Verwendung und wird als Zusatzstoff, Antioxidationsmittel, Emulgator oder Stabilisator eingesetzt. Aus dem Lecithinge-halt eines Lebensmittels kann aber nicht gleich auf den Gehalt an reinem Lecithin geschlossen werden, denn in der Lebensmittelchemie wird unter Le ci-thin ein komplexes Fettgemisch verstanden, das nur rund 25% reines Lecithin enthält. Dass eine Zugabe des Stoffs über Nahrungser-gänzungsmittel jedoch die Funktion des Nerven-systems, das Denkvermögen, Erinnerung oder Konzentration fördert, ist wissenschaftlich nicht nachgewiesen. Das hat die europäische Lebens-mittelsicherheitsbehörde, kurz EFSA, verkündet, nachdem sie Studien zum Thema überprüfte. Lecithin darf nicht mit der Aussage für „Ge-hirn und Nerven“ beworben werden – das umge-hen einige Anbieter aber, indem sie ihrem Prä-parat bestimmte B-Vitamine hinzugeben. Denn für diese ist es erlaubt, mit Aussagen wie „ein Beitrag zur normalen Funktion des Nervensys-tems“ zu werben. Über unerwünschte Wirkungen von Lecithin ist jedoch bislang nichts bekannt. Da es in der Le-bensmittelindustrie sehr weit verbreitet eingesetzt wird, gibt es lediglich für Babynahrung eine Be-schränkung der Höchstmenge an Lecithin in Le-bensmitteln. Als Allergiker sollten sie darauf ach-ten, woraus das Lecithin gewonnen wurde. Das herauszufinden, ist kein Problem, denn Allergene wie Hühnerei oder Soja müssen auf der Verpa-ckung angegeben werden.

Nahrungsergänzungsmittel liegen seit Jahren voll im Trend – auch für Senioren gibt es ein breites Angebot für die geistige und körperliche Fitness. Zunehmende Beschwerden im Alter machen dann besonders empfänglich für Versprechungen in der Werbung. Gerade Prä-parate, die die geistige Frische erhalten oder ankurbeln sollen, erscheinen verlockend. Doch oft sind Werbeaussagen nicht wissenschaftlich belegt.

Um das Gehirn fit zu halten, empfiehlt sich ab-wechslungsreiches Essen, ausreichend Trinken, Bewegung an der frischen Luft und Gehirnjogging mit Lesen, Sudoku oder Kreuzworträtsel. Mehr Informationen darüber, wie Sie auch ohne teure Nahrungsergänzungsmittel „fit im Alter“ blei-ben, finden Sie in unseren regelmäßigen Vorträgen „Fit im Alter“. Aktuelle Termine finden Sie unter www.vz-bw.de/veranstaltungen oder auf Anfrage an [email protected].

Kontakt zur Verbraucherzentrale Baden-Württemberg:(0711) 66 91 10, [email protected] | www.vz-bw.de Terminvereinbarung auch online unter: www.vz-bw.de/termin-online-vereinbaren

© Robina Weermeijer / Unsplash

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16 KVJS

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Vertreter von Kommunen, Initiativen, Trägern und Verbänden zeigten großes Interesse an die-ser bereits zwei Wochen vor Veranstaltungsbe-ginn ausgebuchten Fachtagung: 230 Teilnehmer folgten den Beiträgen der Referenten aus den Be-reichen der Alten- und der Eingliederungshilfe, die die praktische Umsetzung von Wohngemein-schaftsprojekten vor Ort und die damit verbunde-nen Herausforderungen aus verschiedenen Blick-winkeln beleuchteten.

Wohnformen im Alter

Referierte zum Thema „Zukunft der Wohnformen im Alter“: Prof. Dr. Frank Schulz-Nieswandt von der Universität Köln. Foto: Addow

„Der Mensch drückt seine Selbstkonzeption durch sein Wohnen aus und somit hat das Wohnen letztlich eine fundamentale Bedeutung für die Lebensquali-tät des Einzelnen“, hob Prof. Dr. Frank Schulz-Nies-wandt von der Universität Köln hervor. Er sprach über Herausforderungen und werteorientierte Ideen der Gestaltung eines guten Lebens im sozialen Mit-einander. Bevormundung anstelle von Selbstbestim-mung, Ausgrenzung vom normalen Leben statt gelin-gender Teilhabe und Vernachlässigung könne zwar in allen Wohnformen geschehen, „dennoch ist eine Poli-tik der Vielfalt der Wohnformen notwendig“. Hierbei habe die in der Praxis zu beobachtende Präferenz für die private Häuslichkeit durchaus Risiken: „Netzwerk-mangel oder gar Netzwerklosigkeit gefährden die teil-habende Selbstbestimmung und Selbstständigkeit.“

Herausforderungen begegnenVolles Haus beim FaWo-Fachtag

„Erfolgreich gestalten – Ambulant betreute Wohngemeinschaften initiieren, organisieren, finanzieren“, lautete der Titel der Herbstfachtagung 2019 der Fachstelle ambulant unter-stützte Wohnformen (FaWo) im Stuttgarter Hospitalhof.

Einen erfolgversprechenden Weg dem zu begegnen sieht der Experte in der Idee der Caring Communi-ties, der Entwicklung achtsamer Nachbarschaften und in Hilfe-Mix-Lösungen im kommunalen Raum.

Gelungene Praxisbeispiele

Dr. Angela Postel vom Ministerium für Soziales und In-tegration Baden-Württemberg (links) und Christiane Biber von der FaWo stellten sich neben weiteren Exper-ten den Fragen der Tagungsgäste. Foto: Addow

Die Genossenschaft als Organisations- und Finanzie-rungsmodell für ambulant betreute Wohngemeinschaf-ten nahm Dr. Annika Reifschneider vom baden-würt-tembergischen Genossenschaftsverband in den Blick. Zu ihren Stärken zählen unter anderem die Partizipa-tion der Mitglieder, die Regionalität, die Absicherung des Haftungsrisikos und die Krisenstabilität. Als ein beeindruckendes Beispiel stellte Thorsten Scholze von der Volksbank Sulmtal die Lichtenstern Wohnkonzep-te am Neckarbogen e.G. vor. Ziel der 2015 gegründe-ten Genossenschaft war die Errichtung eines Gebäu-dekomplexes auf dem Bundesgartenschaugelände in Heilbronn, der Raum für inklusive Wohn- und Arbeits-angebote bietet. Entstanden sind in diesem Rahmen in zentraler Lage unter anderem eine ambulant betreute Wohngemeinschaft für Menschen mit Behinderungen, ein inklusiv betriebenes Kaffeehaus und ein ebenfalls inklusiver Waschsalon. Ergänzt wurden die Vorträge am Nachmittag mit Beispielen aus der Praxis. Darüber hinaus bot die

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vom Ministerium für Soziales und Integration Ba-den-Württemberg und der Fachstelle veranstaltete Ta-gung Gelegenheit zum Austausch und zur Vernetzung.

Ungebrochenes InteresseDie Veranstaltung machte deutlich, dass das In-teresse an der Realisierung und Entwicklung am-bulant betreuter Wohngemeinschaften sowohl für Menschen mit Behinderungen als auch für Men-schen mit Pflegebedarf in Baden-Württemberg ungebrochen ist. „Wohngemeinschaften gelingen dort, wo sie inmitten des Gemeinwesens von vielen Akteuren gemeinschaftlich geplant und umgesetzt werden“, zog Frank Stahl, Leiter des Dezernats Soziales beim Kommunalverband für Jugend und Soziales (KVJS), das Resümee. Die in der Veran-staltung aufgezeigten Wege zur Initiierung von

Wohngemeinschaftsprojekten wiesen darauf hin, dass solche Projekte individuell auf die Wünsche, auf den Bedarf im Quartier sowie den Gegebenhei-ten vor Ort entsprechend entwickelt und realisiert werden könnten.

Weitere InfosUm allen Interessierten die Möglichkeit zu geben, sich über die Inhalte der Fachtagung zu informie-ren, hat die Fachstelle eine Online-Dokumentation mit den Beiträgen der Referenten erstellt. Diese sowie ein vom Sozialministerium erstellter Erklär-film „Quartier 2020- Gemeinsam. Gestalten.“ ste-hen auf der Homepage der Fachstelle unter www.kvjs.de/soziales/fawo-fachstelle-fuer-ambulant-un-terstuetzte-wohnformen/ zur Verfügung.

Personelle Erweiterung der FaWo

Die barrierefreie Musterwohnung „Werkstatt Woh-nen“ des KVJS in Stuttgart bietet auch in diesem Jahr wieder offene Sprechstunden an. Interessierte können sich über zahlreiche technische Hilfsmittel und bauliche Möglichkeiten informieren. Mitarbeiter der DRK-Wohnberatungsstelle Stutt-gart stehen mit fachlichem Rat zur Verfügung: • am ersten Donnerstag im Monat, 16.00 – 18.00 Uhr • am dritten Donnerstag im Monat, 18.00 – 20.00 Uhr

Im Rahmen der offenen Sprechstunden ist keine An-meldung erforderlich. Darüber hinaus sind weitere Termine nach persönlicher Anmeldung auch an Sams-tagen möglich. Im August bleibt die Werkstatt Woh-nen geschlossen. Die genaue Auflistung aller Termine finden Sie auf www.barrierefrei-wohnen.kvjs.de.

Kontakt: Wohnberatungsstelle DRK Kreisverband Stuttgart e.V. Telefon 0711 / 2808 – 1333 und 2808 – 1334 Werkstatt Wohnen KVJS Telefon 0711 / 6375 0Adresse der Werkstatt Wohnen: Lindenspürstraße 39, 70176 Stuttgart-West

Die beim KVJS angesiedelte FaWo wurde vom Land Baden-Württemberg eingerichtet, um den Auf- und Ausbau neuer Wohnformen für Men-schen mit Versorgungs- und Unterstützungsbe-darf zu befördern. Sie stellt hierzu seit dem Jahr 2014 ein breites Angebot zur Verfügung. Dieses erfährt eine so hohe Nachfrage, dass sich das Land dazu entschieden hat, die Fachstelle zu erweitern. Zusätzlich zu den beiden Mitarbeiterinnen in

Beratung zum barrierefreien Wohnen

Stuttgart berät jetzt auch Thomas Kallenowski im Standort Ravensburg zu den Wohnformen. Er ist vor allem Ansprechpartner für die Interessierten im südlichen Baden-Württemberg.

Kontaktdaten: [email protected].: 0751 35588390

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18 Pflege

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25 Jahre Soziale PflegeversicherungPflegebedürftigkeit im Südwesten steigend

Vor 25 Jahren, am 1. Januar 1995, wurde die Soziale Pflegeversicherung für die gesetzlich Versicherten in Deutschland als eigenständiger Zweig der Sozialversicherung eingeführt und ist heute mit ihren Leistungen aus dem Alltag vieler Pflegebedürftiger und deren Ange-hörigen nicht mehr wegzudenken. Sowohl die Anzahl als auch der Anteil der Pflegebedürfti-gen ist in den letzten vier Jahren deutlich angestiegen.

Von 2014 bis 2018 hat die AOK Baden-Württemberg bei den Pflegebedürftigen ein deutliches Plus von 27,1 Prozent verzeichnet. „Die soziale Pflegeversi-cherung ist und bleibt auch nach 25 Jahren die richti-ge Lösung zu den drängendsten Herausforderungen der Folgen der demografischen Entwicklung in unse-rem Land“, sagt Andreas Schmöller, Fachbereichslei-ter Rehabilitations- und Pflegemanagement der AOK Baden-Württemberg. Bei der größten gesetzlichen Kranken- und Pflegekasse im Land erhielten 2018 269.612 Versicherte, davon rund 166.000 Frauen und rund 103.000 Männer, irgendeine Form von Pflege-leistungen – von der stationären Pflege in Pflegeein-richtungen bis zur ambulanten Pflege durch Pflege-kräfte oder Angehörige der Pflegebedürftigen. Damit sind 6,1 Prozent aller Versicherten der Südwestkas-se betroffen und erhalten entsprechende Leistungen der Pflegekasse. In jüngeren Jahren sind nach den Erhebungen der AOK Baden-Württemberg Männer anteilig etwas häufiger betroffen, ab 75 Jahren erhal-ten dann Frauen häufiger Leistungen aus der Pflege-versicherung. Unabhängig vom Geschlecht steigt die Pflegebedürftigkeit mit zunehmendem Alter stark an: Im Alter von über 85 Jahren erhalten zwei Drittel der Versicherten Pflegeleistungen.

Um die demografischen Herausforderungen beim Thema Pflege erfolgreich zu bewältigen, sieht die AOK Baden-Württemberg Reformbe-darf bei der Pflegeversicherung. „Eine strukturel-le Neuaufstellung der Pflegeversicherung ist auf-grund der Entwicklungen dringend erforderlich. Die pflegebedingten Kosten müssen für alle Men-schen finanzierbar sein – unabhängig davon, ob sie zu Hause, im Betreuten Wohnen oder in einem Pflegeheim leben. Pflege darf nicht zu Armut füh-ren“, sagt Andreas Schmöller. Bei der gesellschaftlichen Herausforderung „Pflege“ unterstützt die AOK Baden-Württem-berg Pflegebedürftige sowie pflegende Angehöri-ge mit konkreten Leistungen. „Die soziale Pflege-versicherung hilft unseren Versicherten und deren Angehörigen bei der Erschließung eines helfenden Netzwerkes in der Lebensphase Pflege“, bestätigt Pflegexperte Schmöller. Neben den Leistungen bietet die AOK Ba-den-Württemberg den Betroffenen wichtige In-formationen zu allen Aspekten der Pflege, berät in individuellen Fragen und bietet Pflegekurse sowie spezielle Schulungen für die Pflege zu Hause an. www.aok-bw.de/pflege

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19Mitgliedsverbände stellen sich vor

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Israelitische Religionsgemeinschaft Württembergs

Die Israelitische Religionsgemeinschaft Württem-bergs (IRGW) ist die jüdische Gemeinde für den württembergischen Landesteil Baden-Württembergs mit Gemeindezentren in Stuttgart, Ulm und Esslin-gen, sowie Zweigstellen mit festen Räumen in fünf weiteren Städten. Die IRGW ist als Gemeinde Mitglied im Zent-ralrat der Juden in Deutschland K.d.ö.R. sowie auch Mitglied der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e.V. (ZWST), als dem jüdischen Spit-zenverband der freien Wohlfahrtspflege. Ihre Wur-zeln reichen ins Jahr 1832 zurück, als am 3. August in Stuttgart auch offiziell eine jüdische Gemeinde ge-gründet wurde. Wiedergegründet 1945 ist die IRGW Rechtsnachfolgerin der jüdischen Gemeinden, die einst in Württemberg und Hohenzollern bestanden. Neben der Betreuung ihrer Gemeindemitglieder und deren Angehörigen in religiöser, sozialer und kultureller Hinsicht, versteht sich die IRGW auch als Interessenvertretung der jüdischen Minderheit in Württemberg. Sie ist Ansprechpartnerin für Po-litik und Verwaltung und wurde mit Abschluss des Staatsvertrags mit dem Land Baden-Württemberg am 18. Januar 2010 den großen Kirchen im Land rechtlich gleichgestellt. Im Sinne der Pflege und Entwicklung des jüdi-schen Kulturerbes, sind der IRGW auch der interre-ligiöse Dialog und die Ermöglichung von Begegnung wichtige Anliegen. Sie beteiligt sich sowohl auf Lan-desebene wie auch lokal an interreligiösen Arbeits-kreisen und den Räten der Religionen in Stuttgart und Ulm sowie an Veranstaltungen wie dem Israeltag in Stuttgart oder dem Hospitalviertelfest. Jährlich besuchen mehr als 200 Gruppen die Stutt-garter Synagoge. Die Präsenz im gesellschaftlichen Leben wird in besonderer Weise sichtbar während der Jüdischen Kulturwochen, welche alljährlich im Herbst in Stuttgart stattfinden, oder auch durch das öffent-liche Entzünden der Chanukka-Lichter in Stuttgart und verschiedenen Zweigstellen.

Die IRGW bietet ihren Mitgliedern und deren (nichtjüdischen) Familienangehörigen

- Religiöse Betreuung verschiedener Glaubens-ausprägungen

- Migrationssozialarbeit- Jugendarbeit

- Jüdische Grundschule Stuttgart- Kindergarten mit Ganztagesbetreuung- Sozialberatung für alle Problem- und Lebenslagen- Mobile Betreuung der Zweigstellen- koschere Lebensmittelversorgung und Restaurant

Die Stuttgarter Synagoge 2019. Foto: Archiv der IRGW

Seinen Senior/innen bietet die IRGW u.a.- Religiöses Leben (Gottesdienste, jüdische Feier-

tage, Seelsorge)- Betreuung Holocaustüberlebender- Betreutes Seniorenwohnen- Kulturelle Angebote wie Vorträge, Konzerte,

Ausstellungen, Exkursionen in Stuttgart und den Zweigstellen

- Monatliche Treffen für Mitglieder mit und ohne Migrationshintergrund

- Krankenbetreuung (Bikkur Cholim)- Mal-, Tanz- und Poesie-Kurse- Ermöglichung jüdischer Begräbnisse in Stuttgart

und Ulm sowie Betreuung der Hinterbliebenen

Die IRGW dankt dem Landesseniorenrat für die Ver-tretung ihrer Interessen und das große Engagement für die Senior/innen aller Religionen und Nationalitäten!

Ansprechpartner:Lars Neuberger, Vorstandsreferent0711 228 3624, [email protected]. Dagmar Bluthardt, Leitung Sozialabteilung0711 228 3633, [email protected]

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Blick ins Land20

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liche begleiteten bisher über 6.000 Patienten in den vier Krankenhäusern unseres Landkreises.Die Ehrenamtlichen begleiten nachmittags Pati-enten nach Absprache mit den Krankenschwes-tern. Sie lesen vor, unterhalten sich, machen Spie-le, motivieren zum Trinken, unterstützen bei der selbstständigen Einnahme von Mahlzeiten – und haben viel Zeit. Das Projekt erzielt eine vierfache Wirkung: Patienten, Ärzte, Pflegekräfte und Eh-renamtliche sind sehr zufrieden. Keiner der bisher begleiteten Patienten erlitt ein Delir oder eine De-pression. Das Projekt wird durch ein fundiertes Projektmanagement gesteuert. 2018 gewann es den 1. Preis bei QuMiK (Qualität und Manage-ment im Krankenhaus), einer Organisation von 35 Krankenhäusern in Süddeutschland, 2019 den Deutschen Patientenpreis – aus 51 Mitbewerbern. Projektinteressierte beraten wir gerne.

Viele Rentner verzichten auf Hilfe vom Staat

Dieses Thema beschäftigt uns schon lange und führ-te zu einem Info-Brief, der ermuntern soll, bei Bedarf doch zum Sozialamt zu gehen. Hier ein Ausschnitt: Wer mit einem verfügbaren monatlichen Einkom-men unter 1.014 € bis 1.084 € (abhängig vom Wohn-ort) leben muss, fällt unter die so definierte Armuts-grenze und hat gegebenenfalls Anspruch auf soziale Unterstützung. Solche Leistungen sind keine Almo-sen, sondern das Recht auf Unterstützung, um sich ordentlich zu ernähren und am Zusammenleben teil-haben zu können. Viele Anspruchsberechtigte verzichten aber aus Scham und Unkenntnis auf staatliche Hilfe. Es gibt Befürchtungen, dass die Leistungen des Sozialamtes von den Angehörigen zurückgefordert werden. Dazu gibt es jetzt eine neue Regelung: Ein erwachsenes Kind muss für den Unterhalt seiner Eltern nicht auf-kommen, wenn es brutto weniger als 100.000 € im Jahr verdient. Dieser Info-Brief enthält weitere Informationen u.a. zur Grundsicherung, Hilfe zur Pflege und zum Wohn-geld. Er wird großflächig verteilt und viel nachgefragt.

Manfred Koebler

HeidenheimPolitische Bildungsreise nach Berlin Auf Einladung der Bundestagsabgeordneten/MdB Margit Stumpp reisten im November 17 politisch Interessierte mit dem KSR Heidenheim einige

Heidenheim

Böblingen

Heilbronn

Wertheim

Konstanz

Leinfelden-Echterdingen

Ludwigsburg

Leonberg

Blick ins Land

BöblingenProjekt „Patientenbegleitung im Krankenhaus“ Gewinner des Deutschen Patientenpreises

Die Projektbeteiligten aus dem Landkreis Böblin-gen mit dem KSR-Vorsitzenden Manfred Koebler (rechts) zeigen stolz den Deutschen Patientenpreis. Foto: Manfred Koebler

In Kooperation mit dem Klinikverbund SW und unter Einbindung des Vereins FISH e.V. Leonberg führt der KSR Böblingen das Projekt „Patienten-begleitung im Krankenhaus“ durch. 75 Ehrenamt-

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21Blick ins Land

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Tage nach Berlin. Höhepunkt war die Teilnahme an einer Plenarsitzung des Bundestages sowie ei-nem anschließenden hoch interessanten Gespräch mit Margit Stumpp. Das vom KSR zusammengestellte Programm beinhaltete u.a. einen Besuch im „Zille Stubenthe-ater“ in Köpenick, die atemberaubende Akrobatik des australischen Teams im „Chamäleon-Thea-ter“ und auch die gigantische Show im Fried-richstadt-Palast. Auch Berlin vom Wasser aus zu erleben vermittelte großartige Eindrücke.Mit einer Führung besuchten wir das „Jüdische Viertel“ bei den Hackeschen Höfen. Einen tiefen, sehr berührenden Einblick in die schlimme Zeit des Holocaust bekam die Gruppe im „Anne Frank Zentrum“. Dieser politische Teil rundete das Pro-gramm in Berlin sehr gut ab.

Die Reisegruppe aus Heidenheim im Reichstagsge-bäude. In der Bildmitte Margit Stumpp MdB sowie Rosmarie Helbich. Foto: Rosmarie Helbich

Rosmarie Helbich

HeilbronnBesuch in der Residenz des RechtsIm Rahmen einer zweitägigen Klausur stand, ver-mittelt durch den KSR Karlsruhe, eine Informations-fahrt in die „Residenz des Rechts“ in Karlsruhe auf dem Programm. Erste Station war das Bundesver-fassungsgericht (BVG): Führung zur „Ahnengalerie“ und den Sitzungssälen, wo man uns die Strukturen erläuterte (zwei Senate und ihre Kammern, Plenum, Bibliothek) und die Aufgaben (Verfassungsbeschwer-den, Normenkontrollverfahren). Dann folgte ein Be-such des Bundesgerichtshofs (BGH). Bei Führungen durch das Gelände und die Gebäude bekamen wir Informationen über die Rechtssicherungsaufgaben

sowie die Funktion der dreizehn Zivilsenate und fünf Strafsenate, die Spruchkammern und die Wahl der Richter. Wir wurden informiert über die Verbin-dungen zum Gerichtshof der Europäischen Union in Luxemburg, dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg und den anderen vier deutschen Gerichtshöfen der obersten Verwaltungs-gerichtsbarkeit. Beeindruckend war die Besichtigung der juristischen Bibliothek mit u.a. 450.000 Druck-werken und des Rechtshistorischen Museums.

Die Reisegruppe vor dem Bundesgerichtshof. Foto: KSR Heilbronn

Helmut Sauter

KonstanzDas etwas andere JubiläumBeim 30jährigen Jubiläum am 9. Oktober 2019 un-ter dem Motto „Innehalten – 30 Jahre KSR“ ging es um Chancen und Risiken der gesundheitlichen Versorgung älterer Menschen im Landkreis. Der Vorsitzende Dr. Bernd Eberwein konnte über 150 Gäste begrüßen. Landrat Zeno Danner, der den ers-ten Teil der Veranstaltung leitete, betonte in seinem Grußwort die erfolgreiche Arbeit des KSR und er-wähnte besonders dessen Einsatz für die Etablie-rung der Heimfürsprecher und die Schaffung des „Seniorenfreundlichen Handwerkerservices 60+“. Ein besonderes Problem ist die absehbare weite-re Verschlechterung der hausärztlichen Versorgung auf dem Lande. Der Leiter des Gesundheitsamtes, Dr. Helmut Eckert, informierte über ein spannen-des, von der Landesregierung unterstütztes Pilot-projekt, bei dem es eine Verzahnung zwischen Arzt und ambulantem Pflegedienst geben soll. Im Anschluss wurde natürlich auch gefeiert, bei Schnittchen und etwas Flüssigem noch lange über die zuvor angesprochenen Themen diskutiert

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Blick ins Land22

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In der Pause trat der Hausmeister des Landratsamts auf, der sich als der AWO-Geschäftsführer Reinhard Zedler entpuppte und mit dem Landrat Zeno Danner, der Landtagsabgeordneten Nese Erikli und Dr. Bernd Eberwein ein spontanes Lied anstimmte. Foto: KSR KN

Dr. Bernd Eberwein

Leinfelden-Echterdingen30 Jahre StadtSeniorenRat

(v. links): Karin Weber (Vorstand SSR), Nadina Wörn (Seniorenfachberatung), Nora Jordan-Weinberg (stellv. Vorsitzende des Landesseniorenrats), Jürgen Rit-tershaus (Sprecher des SSR), Petra Feuer (stellv. Spre-cherin SSR), Hans-Rüdiger Lämmle (Vorstand SSR), Bürgermeister Dr. Carl-Gustav Kalbfell, Sigrid Müller (Vorstand SSR), Werner Harnischmacher (Vorstand SSR). Foto: Stadt Leinfelden-Echterdingen

Herr OB Fischer kann sich vermutlich noch gut an die Gründungszeit des SSR erinnern, der auf seine Initiative hin entstanden ist. Heute ist der SSR in unserer Stadt nicht mehr wegzudenken. Unter dem Dach des SSR wird ganz konkret Hilfe, Beratung und Unterstützung angeboten. In den zwölf Servicegruppen sind über 100 Ehren-amtliche für Senior*innen engagiert im Einsatz. Ein weiterer Schwerpunkt für den SSR ist, Vorrausetzungen und Möglichkeiten der Parti-zipation und Mitgestaltung zu schaffen. Und es entsteht immer wieder Neues: (bedarfsorientierte)

Angebote, wie z.B. Computer-Treff, Frühstücks-plausch, Kreativcafé. Das Wichtigste bei allem ist das Miteinander! Man kommt in Kontakt, lernt neue Menschen kennen, kann sich einbringen und teilnehmen. Der SSR kann auf diese Aktivitäten, die im Lauf der Jahre entstanden, stolz sein. Besonders auch darauf, dass in der Seniorenarbeit in LE heu-te über 200 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig sind.

Jürgen Rittershaus

LeonbergErfolgreicher SeniorentagAm 7. Nov. 2019 fand im Rathaus der 8. Leonberger Seniorentag statt. Das Interesse war sehr groß, es ka-men ca. 100 Personen, was nicht zuletzt auf die beiden Vorträge zurückzuführen war. Zum Thema Smart-phone referierte Helmut Geiger (Vorstandsmitglied im Seniorenrat). Er zeigte die Vorteile eines Smart-phones im Gegensatz zum herkömmlichen Handy auf. Viele sehr gut geeignete Apps für den Alltag der Se-nioren wurden erklärt. Dr. Regine Bölter (Krankenhaus Leonberg) refe-rierte zu dem Thema "Trinken und Essen im Alter". Das Feedback der Veranstaltung war sehr positiv, wie aus den Beurteilungskärtchen hervor ging, die der Seniorenrat auf den Tischen auslegte. Die ausgelegten Aufnahmeanträge wurden sehr gut angenommen, da die Mitgliedschaft kostenlos ist. Die Vorsitzende Mar-got Nittner merkte zum Schluss noch an: „Nur ge-meinsam sind wir stark, um etwas zu bewirken.“ Auch im nächsten Jahr wird der Seniorentag wie-der zu interessanten Vorträgen einladen. Ideen gibt es bereits jetzt.

Vortrag durch Herrn Geiger zum Thema Smartpho-ne. Foto Margot Nittner

Margot Nittner

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23Blick ins Land

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LudwigsburgEhrenamtspreis für den KSR

Gesamte Kompetenz für generationenübergreifende Projekte versammelt. Foto: Evang. Heimstiftung

Unser Projekt 15/75 „Junge Paten für Senioren“ wur-de vom Freundeskreis der Evangelischen Heimstiftung mit dem Ehrenamtspreis ausgezeichnet. Zur Auszeich-nung gehört ein Preisgeld von 1.000 Euro für die Se-nioreneinrichtung. Schüler/innen der Bissinger Re-alschule absolvieren in einem halben Jahr mindestens zwölf Besuche bei Seniorinnen und Senioren im Haus am Enzpark in Bietigheim-Bissingen. Die Besuche müssen selbst organisiert in der Freizeit stattfinden. Zusätzlich müssen Vorträge über Alterskrankheiten und Pflegeberufe gehört werden. Beim Selbstversuch im Altersanzug lernen die Jugendlichen, wie schwierig es ist, nicht mehr so gelenkig zu sein.Bereits seit sieben Jahren führen wir das Projekt 15/75 in fünf Senioren-Einrichtungen durch. In jedem Jahr melden sich pro Schule 5 bis 12 Schüler/innen freiwil-lig, für die wir mit den Heimleitungen passende „Part-ner-Senioren“ auswählen. Für die Älteren sind die Be-suche eine willkommene Abwechslung im Alltag und für die Jungen meist das erste Kennenlernen dieser Ge-neration. Die Besuche dauern jeweils ca. 90 Minuten, geredet wird über alte und neue Zeiten, gespielt wer-den alte und auch ganz neue Spiele. Selbst Computer-spiele auf dem Smartphone mancher Schüler werden von einigen Senioren ausprobiert. Zum Abschluss des Praktikums bekommen die Schüler/innen während einer kleinen Feier ein Zerti-fikat, das nicht nur von der Schulleitung, der Heimlei-tung und dem KSR unterschrieben ist, sondern auch vom Bürgermeister der Gemeinde. Dazu stellen wir eine bebilderte Dokumentation für jede Gruppe zusam-men, die allen Teilnehmern überreicht wird.

Nora Jordan-Weinberg

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Wertheim5. Seniorenmesse 2019 in Wertheim

Seniorenmesse auf dem Mainvorplatz in Wertheim. Foto: Walter Ruf

2008 fand die erste Seniorenmesse unter dem Motto „Demenz und Kommune“ noch im Rathausinnenhof und im Arkadensaal statt. Von Anfang an hat der Ober-bürgermeister der Stadt Wertheim die Schirmherr-schaft übernommen und uns engagiert unterstützt. Inzwischen platzieren sich die Aussteller auf dem Mainvorplatz für ihre Präsentationen mit kleinen Zel-ten oder Sonnenschirm. Für die Vorträge wurde ein Veranstaltungszelt aufgestellt. Leider konnten aus Platzgründen dieses Mal nicht alle Aussteller und Re-ferenten berücksichtigt werden. Das Spektrum der In-formationen und Aussteller geht von der Ambulanten Pflege, der Stationären Pflege über Treppenlift, Wohn-raumberatung, Selbsthilfegruppen, Rot-Kreuz-Klinik, Bestattung, Ruftaxi und Bustraining, Sport im Alter u.a. Ein Spielfilm in dem örtlichen Roxy-Kino run-dete die Seniorenmesse ab.Die Inhalte der Vorträge sind: „Vorsorgebroschüre“ des KSR Main-Tauber, Testament, Steuer, Alterskrankhei-ten, Pflegeversicherung u.a. wichtige Themen im Alter.

Walter Ruf

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24 Demografie

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Haben Sie noch nichts von der „Facepalm“ gehört? Dann gehören sie wahrscheinlich nicht zur Gene-ration Z. Der Begriff beschreibt eine Geste, in der die Teile des eigenen Gesichts, insbesondere die Augen mit der Hand bedeckt werden. Die Geste drückt vor allem Frustration aus. Die Babyboo-mer würden in diesem Fall eine vergleichbare Re-dewendung „sich an den Kopf fassen“ verwenden. Aber nicht nur die Gestik unterscheidet die Gene-ration Z von den zahlenmäßig überlegenen älteren Jahrgängen, wie Babyboomer (ab 1950er Jahre), sowie den Zugehörigen zur Generation X (Ge-burtsjahrgänge 1965 bis 1979) und Generation Y (ab 1980), sondern auch die Denkweise. Wer sind diese jungen Menschen? Laut einer schweizeri-schen Metastudie sind es die in den späten 90ern und frühen 2000ern geborenen Jugendlichen.1 Wenn in Europa der Anteil dieser jungen Men-schen unterhalb von 20% liegt, macht ihren Anteil in den USA mindestens 25% der Bevölkerung aus. Trotzdem ist die Generation Z verhältnismäßig klein, aber sie wird immer einflussreicher. Was un-terscheidet sie von ihren Vorgängergenerationen?

Was unterscheidet die Generation Z von den älteren Jahrgängen?

Die jungen Erwachse-nen, Teens und Tweens von heute sind mit Smartphones, Apps und Sozialen Medien aufge-wachsen. Man sagt über sie: Sie „gehen“ nicht online, sie leben online. Für die Genera-tion Z ist das Smart-

phone der zentrale Dreh- und Angelpunkt des Le-bens: im Schnitt verbringen junge Menschen mehr als vier Stunden am Tag mit den mobilen Geräten, die die Älteren oft nur fürs ,Telefonieren‘ nutzen. Diese Generationsunterschiede im medialen Ver-halten machen sich überall sichtbar, auch in den Zeitungsredaktionen. So erzählt der erfahrene

Generation Z

Die GENERATION Z ist anders. Nicht nur denkt sie anders, sondern treibt aktiv auf You-tube und Demonstrationen die Politik vor sich her. Sie geht auf die Straße, um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren. Aber woher kommt die neue Macht?

Journalist der BILD-Zeitung: „In den Augen der jungen Leute stamme ich aus der Steinzeit. Als Journalist habe ich vor etwa 40 Jahren die Einfüh-rung des Faxgerätes in der Redaktion als digitale Weltrevolution gefeiert. Mehr geht doch gar nicht! Ich bin heute, mit Ende 50, weder bei Facebook noch bei Instagram, ich twittere nicht. Mit mei-nem Handy mache ich vor allem eines – telefonie-ren.“2 Seine junge Kollegin, ebenfalls Journalistin, erklärt, „was die Etablierten in der Politik bis heu-te nicht begriffen haben: Digitale Infrastruktur ist kein Teufelszeug. Wir brauchen heute kein Fernse-hen mehr. Aber schnelles Internet. Es ist absurd, dass ich in Asien selbst im Dschungel besseren Empfang als in weiten Teilen der deutschen Pro-vinz habe. Wir sind ein digitales Entwicklungs-land. Ich glaube, das ist unserer Regierung noch nicht aufgefallen. Kurzer Weckruf: Ja, das Internet bleibt! Für immer.“3 Ja, das Internet bleibt und wird unser Leben sicherlich noch mehr beeinflussen. Das weiß vor allem die Generation Z sehr gut. Die Umfragen zeigen aber, dass auch die jungen Menschen oft ein gespaltenes Verhältnis zu Social Media ha-ben. Mehr als die Hälfte der Millennials und der Generation Z hierzulande glaubt, dass weniger Social-Media-Konsum sie gesünder und glückli-cher machen würde. Hinzu kommt, dass auch die-se ,Smartphone-Menschen‘ nach Sicherheit und Wohlgefühl streben. Vor allem legen sie großen Wert auf Individualität: fast ein Viertel von ihnen findet es sehr wichtig, einen individuellen Stand-punkt sowie ihre individuellen Ansichten zu Stil, Hobbys und Kreativität zu vertreten. Sie mögen klare Strukturen und scharfe Abgrenzungen: „Von 9 Uhr bis 17 Uhr arbeiten ist fein und gut. Danach ist Freizeit, Punkt! Ich lebe nicht für die Arbeit, sondern ich arbeite, um gut zu leben. Die jungen Menschen wissen bereits jetzt, dass ,flexible‘ Ar-beitszeiten in der Praxis oft auf Selbstausbeutung hinauslaufen – und darauf haben sie entschieden keine Lust. Sie haben das bei ihrer Eltern-Genera-tion beobachtet und lehnen das ab“4, sagt Professor Christian Scholz von der Universität des Saarlan-

Emoji der Facepalm

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25Demografie

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des. Insbesondere die ethischen Themen wie Kli-ma- und Tierschutz, Gleichstellung, Vielfalt und Menschenrechte bewegen die Generation Z stark. Warum ist es aber so? Die Generation Z ist in unstabilen Verhältnis-sen aufgewachsen. Dies betrifft sowohl die gesell-schaftlichen Verhältnisse als auch den schnellen technologischen Wandel. Die gravierenden Weltveränderungen wie Kli-mawandel, Terrorismus und Migration prägten stark die Lebenszeit dieser jungen Menschen. Da-rum will die Generation Z die Welt zum Besseren verändern. Und sie verändert die Welt in der Tat. Warum aber denkt die Generation Z so kritisch? Gibt es dafür ersichtliche Gründe? Eine Antwort auf diese Frage gibt der Star-Ökonom Daniel Stel-ter: Die deutsche Politik setze ihre Ausgaben am falschen Ende ein. Damit vergraule sie die jun-gen Menschen. Die Regierung müsse mehr in Zu-kunftsprojekte wie Bildung, Digitalisierung und Infrastruktur investieren. Sonst würde die Gene-ration Z bald erkennen, dass die Infrastruktur in unserem Land verfalle, die Schlüsselindustrien ihre Wettbewerbsfähigkeit verlieren, die Digitalisie-rung stocke und die Abgabenbelastung im interna-tionalen Vergleich zu hoch sei. Wenn die Elite der Generation Z dies merken würde, würde sie das Land verlassen, hielt Stelter fest.5 Darüber sollten wir uns bereits jetzt ernsthaft Gedanken machen, denn die ersten Mitglieder der Generation Z ha-ben ihre akademischen Abschlüsse in der Tasche und starten gerade ihre Berufskarrieren. Die Poli-tik muss die Interessen und Belange der Generati-on Z ernst nehmen. Aber das Verhältnis zwischen der jüngeren und der älteren Generation gestaltet sich gerade in der Politik nicht so einfach, was der soge nannte Fall „Rezo“ beweist. Rezo ist ein deutscher Videoproduzent, der am 18. Mai 2019, eine Woche vor der Europawahl 2019, auf YouTube sein Video „Die Zerstörung der CDU“ veröffentlicht hat. Mehr als 14 Millionen Mal wurde sein Video-Appel im Internet abgeru-fen. Die CDU reagierte darauf mit einem zwölfsei-tigen PDF-Papier. Allein die Art und Weise, wie die etablierte Partei auf das populäre Video des jungen Bloggers reagiert hat, zeigt, dass es gravie-rende Probleme in der Kommunikation zwischen der alten und der jungen Generation gibt. Der Fall „Rezo“ ist ein deutscher Fall. Aber auch in Neu-seeland kanzelte eine junge Abgeordnete während einer Rede den Einwurf eines älteren Kollegen mit den Worten „Okay, Boomer“ ab. Man kann es,

schreibt die Neue Zürcher Zeitung dazu, so verste-hen wie: „Du bist jetzt einmal ruhig, ist gut jetzt.“ Es ist schon wieder der Ausdruck der verhärteten Fronten, die sich unversöhnlich gegenüber stehen: hier die Älteren, da die Jungen. Die Jungen fürch-ten sich vor der Erderwärmung und werfen den Alten Ignoranz, Untätigkeit, verknöchertes Den-ken und hemmungslosen Konsum vor. Die Alten hingegen meinen, die Jungen übertrieben mit ih-rer Klima-Angst, seien überempfindlich, furchtbar moralisch und sollten überhaupt erst einmal rich-tig arbeiten gehen.6 Wer sind aber diese ‚Alten‘? Es sind vor allem die Babyboomer, von denen die Rede im nächsten unserer Beiträge sein wird.

Dr. Andreas BullerGeschäftsstelle des Demografiebeauftragten des

Landes Baden-Württemberg

1 Generation Z. Metastudie über die kommende Generation. Biglen 2016. URL: https://triplea-team.ch/wp-content/uploads/2016/06/Gene-ration_Z_Metastudie.pdf

2 DAS sagt die Tochter, DAS sagt der Vater. BILD-Zeitung vom 28.05.2019 URL: https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/ge-nerationen-konflikt-das-sagt-die-tochter-das-sagt-der-vater-62263356.bild.html

3 Ebd. 4 Ehrhardt, Mischa. Eigene Wertevorstellungen

- Mischt die Generation Z die Arbeitswelt auf ? Aufrufbar unter: https://www.zdf.de/nachrich-ten/heute/mischt-die-generation-z-die-arbeits-welt-auf-100.html

5 Interview mit Daniel Stelter: Die Smarteren aus der Generation Z werden auswandern. In. DIE WELT vom 02.07.2019.

6 Klette, Kathrin. «Okay, Boomer» – was es mit dem neuesten Meme im Internet auf sich hat. Neue Zürcher Zeitung vom 11.11.2019. Auf-rufbar unter: https://www.nzz.ch/panorama/okay-boomer-was-das-neueste-meme-im-in-ternet-bedeutet-nzz-ld.1521004?fbclid=I-w A R 2 J J W 3 n c b f u N 6 1 p c n 0 n z h U q c 8 k s -kyXShebrW1mJG5Eu1SN8uT3OjUIdNQU

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26 Wir berichten

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Vorsitzender Prof. Uwe Bähr betonte in seiner Begrü-ßung, dass Digitalisierung nicht als Schicksal, son-dern als Gestaltungsaufgabe zu sehen sei und gab da-mit den thematischen Schwerpunkt vor. Bärbl Mielich, Staatssekretärin im Sozialministe-rium BW, machte in ihrer Ansprache auf die demo-grafische Verschiebung der Gesellschaft aufmerksam. Dabei hob sie hervor, wie der LSR sein Ohr aktiv am Puls der Zeit habe. Sie betonte, die jetzige ältere Ge-neration sei die erste, die in ihrer Jugend weder Krieg noch daraus resultierende Entbehrungen zu ertragen gehabt hätte. Die jetzige ältere Generation sei sehr gesundheitsbewusst und deshalb die Zeiten vorbei, wo alte Menschen auf das Pflegeheim hin lebten. Der neue Lebensstil erfordere auch neue Strukturen. Sie verwies besonders auf die Gefahr der Vereinsamung, weil viele ältere Menschen über 65 allein lebten. Katja Schnell und Nicolai Schmoll, ebenfalls vom Sozialministerium, berichteten aus ihrer Arbeit im Kompetenzzentrum für Digitalisierung in Medizin und Pflege. Sie schilderten anschaulich, welche An-strengungen die Landesregierung auf dem Gebiet der Telemedizin unternimmt. Wobei diese Form der ärzt-lichen Konsultation nur ergänzend zu sehen ist und nicht die persönliche Arztkonsultation ersetzen kann.

Digitalisierung als Gestaltungsaufgabe, nicht als SchicksalLSR-Mitgliederversammlung im Kursaal Bad-Cannstatt

Am 20.11.2019 fand die Mitgliederversammlung des LSR im Kleinen Kursaal in Stuttgart-Bad Cann-statt statt. Renate Krausnick-Horst, Vorsitzende des SSR Stuttgart, stellte die Arbeit ihres Gremiums vor und gab eine liebevolle Empfehlung für Bad Cannstatt als Bäderstadt ab.

Danach widmeten sich die 107 stimmberechtigten Anwesenden dem formalen Teil der Mitgliederver-sammlung. Birgit Faigle griff Schwerpunkte aus dem 25-seiti-gen Tätigkeitsbericht des LSR heraus, der allen An-wesenden vorlag. So z.B. das Modellprojekt »Selbst-hilfe im Vor- und Umfeld von Pflege – Stark durch Gegenseitigkeit« für das ein von Land- und Pflege-kassen finanziertes Budget bis Ende 2021 zur Verfü-gung gestellt wurde. Der Schatzmeister des LSR, Bernd Ebert, legte Rechenschaft ab über das Rechnungsjahr 2018 und erläuterte den Haushaltsplan für 2020. Dabei wurde auch eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge für Ver-bände und Organisationen beschlossen. Sowohl Geschäftsführung wie auch der Vorstand bekamen durch die Mitgliederversammlung die Ent-lastung ausgesprochen.Die stv. Vorsitzende Nora Jordan-Weinberg legte der Mitgliederversammlung die Neufassung der Satzung vom 21.11.2013 und die Neufassung der Wahl- und Nominierungsordnung vom 21.11.2013 des LSR zur Abstimmung vor. Die nächste Mitgliederversammlung findet am 18.11.2020 in der Schwabenlandhalle Fellbach statt.

Gut besuchte Jahresversammlung. Staatssekretärin Bärbl Mielich (vorne, Bildmitte) würdigte in ihrem Gruß-wort die Arbeit des LSR. Foto: Reinhard Kopp

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27Wir berichten

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Vorstand tagte bei der IHK Region Stuttgart

So ganz richtig lag Johannes Schmalzl, Hauptgeschäftsführer der IHK Region Stuttgart, dann doch nicht, als er den Landesseniorenrat bei seiner Begrüßung scherzhaft als „Beduinenverein“ bezeichnete. Wenn die Sitzungen des erweiterten Vorstandes auch in wechselnden Örtlichkeiten stattfinden und man die Räumlichkeit der IHK durchaus als eine „Oase“ betrachten könnte, so wäre das Dazwischen keinesfalls als „Wüstenwanderung“ anzusehen. Denn sowohl finanziell als auch arbeitsmäßig kann sich die diesjährige Bilanz des LSR sehen lassen.

Auf der Tagesordnung stand, als Nachlese zur letz-ten Mitgliederversammlung, die Bildung von zwei Arbeitsgruppen. Eine wird sich mit der Gemein-deordnung befassen, die andere mit Klimaschutz. Des Weiteren wurden die Ergebnisse der Klau-surtagung des erweiterten Vorstandes vom 11. November 2019 als gute Ausgangsbasis für eine ef-fektivere Arbeit des LSR ausgewertet. Ein Arbeits-punkt ist beispielsweise unsere aktive Einmischung gegen Rassismus. Vorstandsmitglied Dr. Michael Lesky vom Volkshochschulverband Baden-Württemberg er-läuterte das Verbundprojekt „Befähigung älterer Menschen zur digitalen Teilhabe im Gesundheits-wesen“ als ein wichtiges Vorhaben, um auf dem Land lebende Senioren mithilfe digitaler Medien an der Gesundheitsversorgung teilhaben zu lassen. Zukunftsweisend und vielversprechend ist das Modellprojekt „Stark durch Gegenseitigkeit“, das Selbsthilfe im Vor- und Umfeld von Pflege fördert. Es wurde von Martin Link, Fachberatung des Mo-dellprojektes, und Basri Askin, Geschäftsführung Entwicklungswerk für soziale Bildung und Inno-vation vorgestellt. Mannheim, Laupheim, Schwä-

bisch Gmünd und Konstanz sind die ausgewählten Modellstandorte. Selbsthilfe-Arrangements für ein selbstbestimmtes Leben werden quartiersbezogen aufgebaut für pflegende Angehörige und für pfle-gebedürftige Menschen. Vorstandsmitglied Dr. Ilona Grammer vom Ca-ritasverband für die Erzdiözese Freiburg e.V. in-formierte anschließend über Kurzzeitpflege und gesundheitliche Versorgungsplanung. Nach ihrer Aussage ist die Patientenverfügung zwar konzep-tionell gescheitert, dennoch wird eine entsprechen-de Willensbekundung gebraucht. Grammer warb deshalb für Behutsamkeit bei Gesprächen mit den Betroffenen. Jeder habe ein Recht auf Selbstbestim-mung und Fürsorge. Sie forderte gesundheitliche Gesprächsbegleiter und prägte den Satz: „Alte Menschen haben nicht nur eine Biographie, sie ha-ben auch eine Zukunft!“ Vorstandsmitglied Jutta Kahlmeyer vom Dia-konischen Werk Baden e.V. erläuterte danach die Leistungen häuslicher Krankenpflege und der Pflegeversicherung im ambulanten Bereich. Die-ser Einblick in eine komplizierte Materie war sehr aufschlussreich.

Der LSR zu Gast bei der IHK Region Stuttgart. Hauptgeschäftsführer Johannes Schmalzl (3. von links) nahm sich Zeit und begrüßte die Vorstandsmitglieder. Foto: Reinhard Kopp

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Erstmals LSR-Vorstandsklausur

Am 11.11.2019 beriet der erweiterte Vorstand des LSR in den Räumen der VHS-Verbandes in Leinfelden- Echterdingen über seine zukünftige Ar-beit und die Fragen: Wo stehen wir, wo wollen wir zukünftig stehen? Es ging dabei auch um die innere Kommunikation zwischen den Mitgliedsverbänden und dem LSR sowie den Kreis-, Stadt- und Ortssenio-renräten mit dem Dachverband. Vier Arbeitsgruppen beschäftigten sich mit folgenden Schwerpunkten.1. Welchen Themen soll sich der LSR zukünftig

widmen?2. Die Organisation LSR und ihr Stellenwert.3. Politische Aspekte der LSR-Arbeit.4. Öffentlichkeitsarbeit.Wahrgenommen werden und etwas bewirken als aktive, sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusste Senioren, ist das Anliegen des LSR in Zeiten demografischen Wandels. Es wurde beschlossen, dass der geschäftsführen-de Vorstand die Ergebnisse in seiner Vorstandssit-zung im März 2020 sortieren und gewichten wird.

Marianne Kopp

Neue Geschäftsführerin ab 01.04.2020

Foto: Anja Schwarz

In Sachen Neubesetzung der Geschäftsführung gibt es gute Nachrichten zu vermelden: Anja Schwarz wird als Nachfolgerin für Birgit Faigle ab April die laufenden Geschäfte des Landesseniorenrates lei-ten. Sie wird sich in der Ausgabe 02-2020 des „im blick“ ausführlich selbst vorstellen.Wir wünschen Frau Schwarz einen guten Start und alles Gute für ihre neue Tätigkeit.

Intensiver Austausch bei der Klausurtagung. Foto: Reinhard Kopp

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Veranstaltungstipp:Klassik-Konzert für guten Zweck

Los geht das Konzert am 25. April 2020 um 18 Uhr in der Stuttgarter Gedächtniskirche. Karten können unter [email protected] zu einem Vor-verkaufspreis von 25 Euro bestellt werden. An der Abendkasse kosten die Karten dann 30 Euro.