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167 ANMERKUNGEN Anmerkungen: EINLEITUNG Zur Schreibweise "LeserInnen": In meiner Arbeit gelten nicht die mlinnlichen Singular- und Pluralendungen fUr beide Geschlechter, sondern die weiblichen. Urn deutlich zu machen, daB auch MAnner mitgerneint sind, wenn ich von Leserinnen, Autorinnen etc. schreibe, ersetze ich am Knackpunkt das kleine i durch ein greBes I: AutorInnen, LeserInnen. Dies ist ein Zugestlindnis, das die Sprache, die mit mlinnlichen Endungen, (der Leser, die Autoren etc.) operiert, an eventuell mitgemeinte weibliche Leserinnen (siehe auch Anmerkung 3) oder Autorinnen nicht macht. "die tageszeitung" aus Berlin hat fUr Westdeutschland diese Schrelbweise schon selt einlgen Jahren eingefilhrt, eine Losung, die inzwischen von manchen anderen Schrelbmedien ilbernommen wurde. Ich verwende die Schrelbwelse auch dann, wenn es slch bei einem Plural nur um jewells einen Mann und eine Frau handelt, z.b. analog zur mlinnlichen Grammatlk (die Partner, die Gegner): PartnerInnen, GegnerInnen. Gegen das sogenannte Splitting, die Erglinzung der mlinnlichen Form durch eine nachgestellte welbllche (z.B.: der/die Autor/in schrelbt sein/ihr Buch) spricht seine heillose Unbequemllchkeit und Leseunfreundlichkeit. Gegen die rnlinnliche Grammatlk als geschlechtsilbergreifend spricht , daB sie bislang dazu beigetragen hat, weibliche Interessen, Gegenstande, Lebensrll.ume und Existenz zu verschweigen, sogar zu verleugnen. (Vergl.: Pusch, Luise F.: Das Deutsche als Mlinnersprache. Frankfurt/M 1984, S.28: Pusch ftlhrt Beispiele aus sozio- loglschen Texten an, die belegen, daB wenn von dern Menschen, dern Erwach- senen, dem Leser etc. geschrieben w1rd, in der Regel ein Mann gemeint ist: "Der Leser stelle sich einmal die eigene Person als Erneuerer der Grammatlk oder des Wortschatzes vor. Vielleicht kann er in seiner nachsten Umgebung, seiner Mikrowelt, rnanchmal bescheidenen Erfolg erzielen. Tatsachllch war ibm der wohl schon in seiner Kindheit beschieden. Die Famille hat viellelcht etwas von seinern kindlichen Kauderwelsch in die interne Famillensprache uber- nommen. Als Erwachsener kann man ahnliche Minlatursiege erringen, wenn man sich mit selner Frau... auf eine bestimmte Formulierung einlgt.") Filr eine Feminlsierung der Sprache spricht, daB im Deutschen rein struktu- rell das kilrzere Maskulinum im llingeren Femininum melst enthalten ist, z.B; die (der Autor)in, daB Frauen oft den groBeren Teil einer Gruppe ausmachen und deshalb den Genus der geschlechtsilbergreifenden Bezeichnung bestimmen sollten (z.B, werden seit dem 18. Jahrhundert bis heute Romane tlberwiegend von Frauen gelesen) und, sollte das vieifach von VertreterInnen beider Geschlechter vorgebrachte Argument richtig sein, daB es egal sei, und nichts Wesentllches davon abhange , welches Genus verwendet werde, so lllBt sich ebendies Argument auch fUr eine Feminlsierung der Sprache verwenden: sle kann niemanden ernstlich storen, (Vergl, auch: Luise Pusch in "die tageszeltung", Berlin 30.5.1986.) Jedoch geht es mir in dieser Arbeit, nicht um eine Revolutlonierung der deutschen Sprache. Ich suchte nur, nachdern ich lange mit Schrag- und Binde- strichen und Aufzlihlungen beider Geschlechter herumproblert hatte, nach einer mogltchst einfachen und okonomfschen geschlechtsabstrahierenden Form, die Weibllches nicht verdrlingt.

ANMERKUNGEN - Springer978-3-476-03352-9/1.pdf · 168 Anmerkungen 2 Titus Livius: Ab urbe conditia. III, 44 ff. Nachgeschaut in: Frenzel, Elisabeth: Stoffe der Weltliteratur. Stuttgart,

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167

ANMERKUNGEN

Anmerkungen: EINLEITUNG

Zur Schreibweise "LeserInnen": In meiner Arbeit gelten nicht die mlinnlichenSingular- und Pluralendungen fUr beide Geschlechter, sondern die weiblichen.Urn deutlich zu machen, daB auch MAnner mitgerneint sind, wenn ich vonLeserinnen, Autorinnen etc. schreibe, ersetze ich am Knackpunkt das kleine idurch ein greBes I: AutorInnen, LeserInnen. Dies ist ein Zugestlindnis, das dieSprache, die mit mlinnlichen Endungen, (der Leser, die Autoren etc.) operiert,an eventuell mitgemeinte weibliche Leserinnen (siehe auch Anmerkung 3) oderAutorinnen nicht macht. "die tageszeitung" aus Berlin hat fUrWestdeutschlanddiese Schrelbweise schon selt einlgen Jahren eingefilhrt, eine Losung, dieinzwischen von manchen anderen Schrelbmedien ilbernommen wurde. Ichverwende die Schrelbwelse auch dann, wenn es slch bei einem Plural nur umjewells einen Mann und eine Frau handelt, z.b. analog zur mlinnlichenGrammatlk (die Partner, die Gegner): PartnerInnen, GegnerInnen.

Gegen das sogenannte Splitting, die Erglinzung der mlinnlichen Form durcheine nachgestellte welbllche (z.B.: der/die Autor/in schrelbt sein/ihr Buch)spricht seine heillose Unbequemllchkeit und Leseunfreundlichkeit. Gegen diernlinnliche Grammatlk als geschlechtsilbergreifend spricht, daB sie bislang dazubeigetragen hat, weibliche Interessen, Gegenstande, Lebensrll.ume und Existenzzu verschweigen, sogar zu verleugnen. (Vergl.: Pusch, Luise F.: Das Deutscheals Mlinnersprache. Frankfurt/M 1984, S.28: Pusch ftlhrt Beispiele aus sozio­loglschen Texten an, die belegen, daB wenn von dern Menschen, dern Erwach­senen, dem Leser etc. geschrieben w1rd, in der Regel ein Mann gemeint ist:"Der Leser stelle sich einmal die eigene Person als Erneuerer der Grammatlkoder des Wortschatzes vor. Vielleicht kann er in seiner nachsten Umgebung,seiner Mikrowelt, rnanchmal bescheidenen Erfolg erzielen. Tatsachllch war ibmder wohl schon in seiner Kindheit beschieden. Die Famille hat viellelcht etwasvon seinern kindlichen Kauderwelsch in die interne Famillensprache uber­nommen. Als Erwachsener kann man ahnliche Minlatursiege erringen, wennman sich mit selner Frau. .. auf eine bestimmte Formulierung einlgt.")

Filr eine Feminlsierung der Sprache spricht, daB im Deutschen rein struktu­rell das kilrzere Maskulinum im llingeren Femininum melst enthalten ist, z.B;die (der Autor)in, daB Frauen oft den groBeren Teil einer Gruppe ausmachenund deshalb den Genus der geschlechtsilbergreifenden Bezeichnung bestimmensollten (z.B, werden seit dem 18. Jahrhundert bis heute Romane tlberwiegendvon Frauen gelesen) und, sollte das vieifach von VertreterInnen beiderGeschlechter vorgebrachte Argument richtig sein, daB es egal sei, und nichtsWesentllches davon abhange , welches Genus verwendet werde, so lllBt sichebendies Argument auch fUr eine Feminlsierung der Sprache verwenden: slekann niemanden ernstlich storen, (Vergl, auch: Luise Pusch in "dietageszeltung", Berlin 30.5.1986.)

Jedoch geht es mir in dieser Arbeit , nicht um eine Revolutlonierung derdeutschen Sprache. Ich suchte nur, nachdern ich lange mit Schrag- und Binde­strichen und Aufzlihlungen beider Geschlechter herumproblert hatte , nach einermogltchst einfachen und okonomfschen geschlechtsabstrahierenden Form, dieWeibllches nicht verdrlingt.

168 Anmerkungen

2 Titus Livius: Ab urbe conditia. III , 44 ff. Nachgeschaut in: Frenzel, Elisabeth:Stoffe der Weltliteratur. Stuttgart, 5. Aufl. 1976, S.776.

3 Zur Schreibweise: "weibliche Heldinnen". Als venneintliche Tautologie stoBtdiese Doppelung der Geschlechtsbezeichnung durch Adjektiv und weiblichesGenus des Substantivs auf Widerspruch. Ich betrachte das jedoch als Hendia­dyoin, eine bewuBte und sinnvolle Doppelung: denn 1. ware es grammatischfalsch von "weiblichen Helden" zu sprechen, auch wenn das in der Sekundarli-teratur nicht selten vorkommt (weibliche Autoren, weibliche Leser etc.) und 2.reicht das Wort "Heldinnen" allein nicht aus, urn die Weiblichkeit des Sub­stantivs auszusagen, da das Wort "Heldin" nicht zuniichst in seiner Bedeutungvon Weiblichkeit verstanden wird, sondern in seiner Bedeutung von Heldin einesRomans oder anderen Geschehens; zur Betonung des Geschlechts ist, da einSubstantiv zwar ein Genus hat , aber damit nicht die Geschlechtlichkeit desGemeinten betont, oft ein Adjektiv notwendig.

AuBerdem tolerieren wit Kombinationen wie "mannlicher Held" zur Beto­nung der Miinnlichkeit eines HeIden ohne weiteres.

4 Z.B. Gero von Wilpert: Sachworterbuch der Literatur. Stuttgart,S. Aufl. 1969.5 Z.B. Henry Fielding: The History of Tom Jones, a foundling. 1749; oder Jane

Austen: Emma. 1816.6 Z.B. Goethe: Die Leiden des jungen Werthers. 1774; auch Lafayette: La prin­

cesse de Cleves. 1678.7 Ausnahme: z.B. Richardson: Charles Grandison, 1753/54. Doch Grandison wird

nicht verfilhrt und stirbt auch nicht.

Anmerkungen: 1. DIE PRINZESSIN

Vergl.: Schucking, Levin L.: Die Grundlagen des Richardson'schen Romans. In :Gennanisch-romanische Monatschrift, Bd 12, Heidelberg 1924, 8.21-42 u.S.88-110, S.29.

2 Ebd., 8.23.3 Ebd., 8.31 f.4 Ebd., 8.107 f.5 Ebd., 8. 37 u. S. 41 ff: In der ersten Novelle der "Religious Courtship" entwirft

Defoe das Idealbild einer frommen Frau , die einen Mann, der ihr vom Vater aisEhemann zugedacht worden ist, ablehnt, weil er nicht religios ist. Erst nachseiner Bekehrung lenkt sie ein.

6 Ebd., S.38.7 Zit. Ausgabe: Madame de LaFayette: La princesse de Cleves, Geneves 1950. lm

laufenden Text zitiere ich in eigener Ubersetzung auf Deutsch. In den Anmer­kungen wlrd jeweils der Orginaltext aufgefUhrt. Als deutsche Ausgabe hat mirvorgelegen : Madame de La Fayette: Die Prinzessin von Cleves. Stuttgart 1983.

8 Ebd., S.162: Der Gatte sagt zur Prinzessin: "Comment pouviez-vous esperer queje conservasse de la raison? Vous aviez done oublie que je vous aimois eperdu­ment et que j'estois vostre marl?"und S.176: ebenso: "Que ferois-je de la vie, reprit-il, pour la passer avec unepersonne que j'ay tant aimee, et dont j'ay este si cruellement trompe, ou pourvivre separe de cette mesme personne, et en venir a un eclat et a des violencessi opposees a mon hurneur et ala passion que j'avois pour vous? EIle m'a esteau dela de ce que vous en avez veux, madame; je vous en ay cache la plusgrande partie, par la crainte de vous importuner, ou de perdre quelques chose

1. Die Prinzessin 169

de votre estime, par des manieres qui ne convenoient pas Ii un mary." (Dieunterschiedliche 8chreibweise von mari/mary und votre/vostre, ist zitiert)

9 Ebd., 8.193. Die Prinzessin zu Nemours: "Je vous croirois toujours amoureux etaime et je ne me tromperois pas souvent. Dans cet estat meanmolns, je n'auroisd'autre party it prendre que celuy de la souffrance; je ne mesme si j'oseroisme plaindre. On fait des reproches it un amant; mais en fait-on Ii un mary,quand on n'a Ii luy reprocher d n'avoir plus d'amour?"

10 Ebd., 8.170. Nemours im inneren Monolog: "Laissez-moy voir que vousm'aimez, belle princesse, s'ecrla-t-Il.Jaissez-moy voir vos sentimens; pourvu queje les connoisse par vous une fois en rna vie, je sonsens que vous repreniez pourtoujours ces rigueurs dont vous m'accabliez."

11 Ebd., 8.192 f.12 Ebd., 8.190. Die Prinzessin zu Nemours: "11 n'est que trop veritable que vous

estes cause de la mort de M. de Cleves; les soupcons que luy a donnez vostreconduite inconslderee luy ont coute la vie, comme si vous la luy aviez ostee devos propres mains. [..]; mais au mien il n'y a aucune difference, puisque jeque c'est par vous qu'il est mort et que c'est it cause de may."

13 stehe auch: Erich Kohler: Madame de Lafayettes "La Princesse de Cleves"8tudien zur Form des klasstschen Romans. In: Ders.: Vermittlungen. Ro­manistische Beitrlige zu einer historisch-soziologischen Uteraturwissenschaft.Mllnchen 1976. 8.122-202, S.139 f.

14 Ebd., 8.178.15 Luhmann, Niklas: Liebe als Passion. Frankfurt/M 1982, Kap 7, 8:97 ff,16 Kohler, Erich 1976, a.a.O., 8.125.17 Ebd., 8.129 f.18 Magne, Emile: Introduction: Histoire de la Princesse de Cleves. 1946, In:

Madame de LaFayette: La princesse de Cleves, Geneves 1950, 8.VIII-AXV,8XI, 8XIX: Unter anderem las Mde de Lafayette auch die Werke Brantomes,die 1665/66 in Leyden erschienen waren, und in denen sich unter anderem dieGeschichte eines duc de Nemours befindet, die zum Vorbild fi1r den Romangeworden ist. (Magnes Einfilbrung findet sich als Nachwort in der deutschenAusgabe, Frankfurt/M. 1967 ilbersetzt wieder.)

19 Lafayette: La Princesse de Cleves, a.a.O., z.B.: S.187: Die Prinzessin sagt: "[..]je le feray avec une sincertte que vous trouverez malalsement dans lea personnesde mon sexe."

20 Ebd., 8.162: Cleves ilber sich: "[..]; je n'ay que des sentiment violents et incer­tains dont je ne suis pas le maistre. Je ne me trouve plus digne de VOllS ; vousne me paroissez plus digne de may. Je vous adore, je vous hayhs, je VOllS

offense, je vous demande pardon, je vous admire, j'ay honte de VOllS admirer.Enfm il n'y a plus en may ny de calme, ny de raison."

21 Ebd., 8.179: "- Je ne seay, luy dit-Il, si je me dois laisser aller it vous croire. Jeme ses si proche de la mort que je ne veux rien voir de ce qui me pourroit faireregretter la vie."

22 HeB, Gerhard: Madame de La Fayette und ihr Werk. In: Madame de LaFayette: Die Prinzessin von Cleves. Stuttgart 1983, als Nachwort 8.213-234,8.216 (auch: In: Ders.: Gesellschaft, Literatur, Wissenschaft, gesammelteSchriften 1938-1966, Hrsg.: JauB und G. Milller-Daehn. Mllnchen 1967)

23 Kruger, Max: Die Entwicklung und Bedeutung des Nonnenklosters Port-Royalim 17. Jahrhundert (1609-1709) Halle/8aale 1936,8.107-125.Marxistisch-leninistisches Worterbuch der Philosophie. Leipzig 1970, 3.Aufl.

170 Anmerkungen

Anmerkungen: 2. DER ENGEL

Ich zitiere in eigener Ubersetzung aus: Richardson, Samuel: Clarissa, or, theHistory of a Young Lady. Penguin Hannondworth, New York ua, Angus Ross1985. Der Text basiert auf einer Kopie der Erstausgabe 1747-8 im TrinityCollege, Cambridge (Rothschild Collection, RW 72.8-14). Die Ausgabe wurdesimultan bei Vikingpubliziert . Orthografie und Interpunktion wurden modernemSprachgebrauch vorsichtig angeglichen.

Es gibt eine vollstlindige und ziemlich genaue deutsche Dbrsetzung aus dem18. Jahrhundert, die die Universitlitsbibliothek Mannheim in Xerocopien ver­lelht: S. Richardsons : Klarissa oder die Geschichte eines jungen Frauenzimmers.Mannheim 1790 ff, 16 Bde.

AuBerdem gibt es eine deutsche auf 110/0 des Textes gekilrzte Ausgabe: S.Ri-chardson: Clarissa Harlowe, Zilrich 1966.

2 Richardson: Clarissa 1985, Letter 13,Seite 76-83 , in Zukunft kurz: L13, S.76-83 .3 Ebd., L4, S.48.4 Ebd., L5, S.55.5 Ebd., L147, S.509: "No less, than 'that you may meet your punishment, both

here and hereafter, by means of the very wretch in whom you have chosen toplace your wicked confidence.'"

6 Ebd., L146, S.508; L309, S.992.7 Vergl.: Schucking, Levin L.: Die puritanistische Famille in Iiteratursoziologischer

Siehl. Bern, 2Aufl. 1964: Schilcking stellt dar, daB der Puritanismus in Englandfilr die Familie einen alttestamentarischen Patriarchalismus pflegt, der aufWohlstand und Pragmatismus aus ist und die Religionsausilbung in die Famillezurilckverlegt. Eine puritanische Ehe wurde nicht auf der Basis gegenseitigerZuneigung geschlossen (S.33), und der Mann hatte auf jeden Fall die absoluteEntscheidungsgewalt in allen Fragen . Allerdings solI er der Frau in ihren Berei­chen Kompetenzen einrllurnen, tut er es jedoch nicht , so schuldet sle Ihmunbedingten Gehorsam (S.41). Auch die Kinder milssen unbedingt gehorsamsein. Die Eltern haben die Pflicht, filr die Kinder den Ehepartner zu wlihlen undzwar rechtzeitig, ehe in ihnen eigene sinnliche Bedilrfnisse erwachen (S.80).Rilcksicht auf verstlindige Wilnsche der Kinder sollte genommen werden. Tutder Vater das nlcht , so milssen die Kinder trotzdem gehorchen. Kommt es inder Familie zu einem Konflikt, wie ihn Clarissa mit ihren Eltern wegen des ihrvorgesetzten abscheulichen Ehemanns Solmes austrligt, so kann man den Elternnur darin den Vorwurf machen , daB sie es dazu haben kommen lassen, daB dieTochter ihre sinnlichen und seelischen Bedilrfnisse entdeckt (S.82). Der Mutterwird bei dem Konflikt eine untergeordnete Rolle beigemessen, und sie gilt inder Regel als zu nachgiebig gegen ihre Kinder (S.86). Schilcking zeigt, daBRichardson vor allem deshalb solchen Wert auf die absolut abscheuliche Cha­rakterisierung des Mr. Solmes gelegt hat , urn das Vergehen des Ungehorsamsvon Clarissa abzumildern. Allgemein galt die Oberzeugung, daB eine Tochterdarum bitten darf, einen hliBlichen und widerlichen Mann abzulehnen zudurfen, wenn sie alles versucht hat, sich an ihn zu gewBhnen und ganz sicherist, daB sie ihre ehelichen Pflichten nicht erfilllen kann. Allerdings kann sienicht wissen, ob sie sich nicht doch noch wird ilberwinden konnen, undauBerdem muB ein Mann nicht schon sein. Besteht der Vater dennoch aufseiner Wahl, so muB die Tochter gehorchen (S.139). Gehorcht ein Kind nicht,haben die Eltern Gott als Strafenden hinter sich: "'Gehorcht ihr, so werdet furwachsen in der Gunst Gottes und der Menschen, gehorcht ihr nicht, mussen wir

2. Der Engel 171

euch strafen, bereut ihr und bessert ihr euch nicht, wird Gott euch erschlagen,oder es trifft euch seine ewige Strafe.''' (Tyndale 1528, SchOcking S.74.)

8 Richardson: Clarissa,U33 , S.1260: "But shall we wonder, that kings and princesmeet with so little control in their passions, be they ever so violent, when in aprivate family, an aunt, nay, even a mother in that family, shall choose to giveup a once favoured child against their own inclinations, rather than oppose anspiring young man who had armed himself with the authority of a father, who,when once determined, never would be expostulated with?"

9 Ebd., LII0, S.426-431.10 Ebd., S.431.11 Ebd., LI03, S.413: "Such triumph over the whole sex, if I can subdue this lady!

- My maide vow, as I may call it! - For did not the sex begin with me? - anddoes this lady spare me? [oo) While I always considered opposition and resistan­ce as a challenge to do my worst."

12 Ebd., L246, S.847: "Do not the mothers, the aunts, the grandmothers, thegovernesses of the pretty innocents, always, from their very cradles to riperyears, preach to them the deceitfulness of men? - That they are not to regardtheir oaths, vows,promises? - What a parcel of fibbers would all these reverendmatrons be, if there were not now and then a pretty credulous rogue taken infor a justification of their preachments , ad to serve as a beacon lighted up forthe benefit of the rest. Do we not see, that an honest prowling fellowist neces­sary evil on many accounts? Do we not see that it is highly requisite that asweet girl should be now and then drawn aside by him?"

13 Ebd., LI93, S.616.14 Ebd., L246, S.847: "l-l That private vices are public benefits. Well then, if this

sweet creature must [all, as it is called, for the benefit of all the pretty fools ofthe sex, she must; and there's an end of matter . And what would there havebeen in it of uncommon or rare, had I not been so long about it?"

15 Ebd., L511, S.1430.16 Ebd., L276, S.935.17 Ebd., L246, S.847 f.18 Z.B. Herders Briefwechsel mit Caroline Flachsland, Hrsg, Hans Schauer, 2 Bde

Weimar 1926128, l.Bd. S, 406: Caroline Flachsland schreibt: "Lachen Sie nuruber mich, ich hatte nicht das Hen, etwas gegen den groBen Mann Richardsonzu sagen, da mich doch so oft das kalte Midchen mit lhrem boshaften Lovela­c[e), dem sie auf die nilrrischte Art in dle Arme lief, argerte . Sie ist ein heiligerheiliger Engel, das lst wahr, und auf dleser Seite hat sie mich ganz an sichgezogen. aber das kalte wunderliche, rUckhaltendeHen war mir irnmer ein Steindes Anstobes.Tch glaube gar, sie MUs filr SOnde, einen Freund zu lieben? l-lDie warme gute Howe geflillt mir auf der Seite des Auffahrens eben so wenigals die kalte lehrende Predigerin, aber sie lebt doch noch auf Erden, mit Schat­ten und Licht, wie sie sich gegen die Clarilla als den blendenen Glanz einesEngels vergleichen. l-l"

19 Richardson: Clarissa, L467, S.1341: "Poor man, said she! I once could haveloved him. This is saying more than ever I could say of any other man out of

.my own family! Would he have permitted me to have been a humable istrumentto have made him good, I think I could have made him happy!"

20 Ebd., U70, S.1344: "Oh Belford, Belfordl I cannot bear it! - What a dog, whata devil, have I been to so superlative a goodness! - Why does she not inveighagainst me? - Why does she not execrate me? - Oh the triumphant subduer!Ever above mel - And now leave me so infinitely below herl "

172 Anmerkungen

21 Ebd., L246, S.848: "As I hope to live, I am sorry at the present writing, that Ihave been such a foolish plotter as to put it, as I fear I have done, out of myOM] power to be honest. I hate compuslion in all forms; and cannot bear, evento be compelled to be the wretch my choice has made me! - So now, Belford,as thou hast said, I am a machine at last, and no free agent."

22 Ebd., L98, S.387.23 Ebd., U03, S.1193.24 Ebd., L225, S.722-727.25 Ebd., L391, S.1177: "fire scene".26 Ebd., L413, S.1205 f.27 Ebd. L233, S.772: "Now, Belford, for a similitude - now for a likeness to illu­

strate the surprising scene, and the effeckt it had upon my charmer and thegentlewomanl"

28 Ebd., S.777: "All gentle, all intresiive; my accent: my head bowed; one handheld out; the other on my honest heart - [oo]"

29 Ebd., L225, S.725: "[..) for it was with the utmost difficulty that I was able tohold her: nor could I prevent her sliding through my arms, to fall upon herknees: which she did at my feet. And there, in the anguish of her soul, herstreaming eyes lifted up to my face with supplicating softness, hands folded,dishevelledhair; for her night head-dress having fallen off in her struggling, hercharming tresses fell down in naturally shining ringlets, as if officious to conceaithe dazzling beauties of her neck and shoulders; her lovely bosom too heavingwith sights, and broken sobs, as if to aid her quivering lips in pleading for her- in this manner, but when her grief gaveway to her speech, in words pronoun­ced with that emphaticai propriety which distinguishes this admirable creaturein her elocution from all the women I ever heard speak; did she emplore mycompassion, and my honour .'Consider me, dear Lovelace,' were her charming words! 'on my knees I begyou to consider me, as a poor creature who has no protector but you; who hasno defence but your honour; by that honour I by your humanityl by all you havevowedl I conjure you not to make me abhor myself! Not to make me vile in myown eyes!'"

30 Ebd., L295, S.974: "the best self".31 Ebd., L255, S.876.32 Ebd., L314, S.1010: "But now, indifferent as my head was, I had a little time to

consider the man and his behaviour. He terrified me with his looks, and with hisviolent emotions as he gazed upon me. Evident joysuppressed emotions, as Ihave since recollected. His sentences short, and pronounced as if his breathwere touched . Never saw I his abominable eyes look, as then they looked ­triumph in theml - fierce an wild; and more disagreeable than the women's atthe vile house appeared to me when I first saw them; and at times, such aleering, mischief-boding cast!"

33 Schulz, Dieter: Studien zur Verfilhrungsszene im englischen Roman(1660-17690). Diss Marburg 1968, S.169 und S.273. Auch Schulz vertritt dieMeinung, Clarissa liebe Lovelace, wen sie bereit sei, ibn zu heiraten, sie gebeaber ihre Liebe nicht zu. Nimmt man dagegen die Aussagen Clarissas ernst, soergibt sich, daB die Heldin sexuell immun ist und von sinnlichen Bedfufnissentatslichllch nicht berillut wird und daB sie nicht einmai ein platonisches Liebes­ideal kennt: Clarissa ist absolut durch Tugend geschiltzt. Desgleichen ist esSophie Stemheim, wie man noch sehen wird. Lessing mgt in seiner EmiliaGalotti der sexuellen Immunitlit der Heldin dann schon die Gefahr der Sinn­lichkeit hinzu; denn Emilia lliBt sich von ihrem Vater toten , wen sie furchtet,

2. Der Engel 173

ihre Sinnlichkelt und Lebendigkeit konnte der Verffihrung Vorschub leisten. DieVernichtung von Sinnlichkeit tst ein wesentliches Moment des Modells Clarissa,und seine Heldinnen unterscheiden sich in ihrer konsequenten Asexualitit undihrer Verweigerung der unrechten Liebe von den Heldinnen des 19. Jahrhun­derts . Mit den Augen des 19. und 20. Jahrhunderts betrachten wir die Heldindes 18., wenn wir davon ausgehen, daB der Kampf Clarissas auch ihrer eigenenLiebe gilt, und daB ihre sture Ablehnung PrUderie, also Heuchelei sein mtlsse,well das Bose sie insgeheim fasziniere. Die Heldin des 19. Jahrhunderts ist, wiesich noch zeigen wirei, eine, deren Sexualitit schUll und erweckt wird. Aberauch im 19. Jahrhundert wird die sinnliche Heldin vernichtet . Clarissa dagegenist wirklich asexuell, unsinnlich, gefeit.

Tatsachlich gab es auch im 18. Jahrhundert diese Faszination des Bosen: z.Bder Text Marquis de Sades "Les Infortunes de la Vertu" 1787, der eine PhUoso­phie des Bosen behauptet und der eigentlich von Voltaire in einer Sammlungvon ErzahIungen hatte herausgegeben werden sollen. Justine wird jedoch nichtnur unmenschlich behandelt, sondern auch unmenschlich dargestellt. AllBerstereotyper Angst und Schrecken kennt sie keine Oefilhle, und die Aufmerk­samkeit des ErzahIens richtet sich nicht auf ihre Psyche und ihre Stellungnah­men zum Oeschehen. Man kann Justine auch nicht unterstellen, daB ihr ihreMiBhandlungen SpaB machten; denn die Form von Sadismus setzt geradevoraus, daB die Tugend leidet und bestraft wird. (Deutsche Ausgabe nach derErstfassung: Marquis de Sade: Das MiBgeschick der Tugend. Hamburg 1963.)

34 Richardson: Clarissa, L57, S.241.35 Ebd., Ll36, 8.172: "And I'll own you, from whom I shouid be really blameable

to conceal anything, that his arguments (drawn from the desgraceful treatmentI meet with) of what I am to expect make me begin to apprehend, that I shallbe under an obligation to be either the one man's or the other's - And if so,I fancy I shall not incur your blame were I to say which of the two it must be.[..] But, Oh my dear, the single life is by far the most eligible to me: indeed itis."

Und ebd., 8.181: "[oo] I will acknowledge (and I thought I had over and over)that it is owing to my particular situation, if Mr Lovelace appears to me in atolerable light: and I take upon me to say, that had they opposed to him a manof sense, of virtue, of generosity; one who enjoyed his fortune wlth credit; whohad a tenderness in his nature for the calamities of others, which would havegiven a moral assurance that he would have been still less wanting in gratefuireturns to an obliging spirit: had they opposed such a man as this to Mr Love­lace, and been as earnest to have me married, as now they are, I do not knowmyself if they would have had reason to tax me with that invicible obstinacywhich they lay to my charge [oo] But, situated as I am, thus persecuted anddriven; I own to you that I have now and then had a little difficulty than Iwished for in passing by Mr Lovelace's tolerable qualities, to keep up my disliketo him for his others."

36 Ebd., L59.1, 8.259.37 Ebd., L355, 8.1110: "genius" .38 Ebd., L529, 8.1465-1472.39 Ebd., L529, 8.1468.40 Ebd., L349, S.1103.41 Ebd., L169, 8.555 f.: "8he is, in my eye, all mind: and were she to meet with a

man all mind likewise, why should the charming qualities she is mistress of, beendangered? Why should such an angel be plunged so low as into the vulgaroffices of domestic life? Were she mine, I should hardly wish to see her a

174 Anmerkungen

mother unless there were a kind of moral certainity that minds like hers couldbe propagated. For why, in short, should not the work of bodies be left to merebodies? [..) In every real excellence she surpasses all her sex. But in the articlethou seekest to subdue her for, a mere sensualist of her sex, a Partington, aHorton, a Martin, would make a sensualist a thousand times happier than sheeither will or can. [oo] And wouldst thou make her unhappy for her whole life,and thyself not happy for a single moment?"

42 Ebd., L202, 8.657: "LOVE, if she be susceptible of love, it seems to be so muchunder the direction of prudence, that one unguarded moment, I fear, cannotreasonably hoped for [..)."

43 Ebd., L201, 8.647.44 Ebd., L314, 8.1011.45 Ebd., L520, 8.1450: "1 must however take the liberty to blame Miss Howe for

her behaviour to Mr Hickman. And I infer from it, that even women of senseare not to be trusted with power."

46 Ebd., 1456, 8.1399.47 Ebd., L20, 8.108.48 Ebd., Lt9 , 8.105.49 Ebd., L486, 8.1367: "We could not help taking a view of the lovely corpse, and

admiring the charming serenity of her noble aspect. The women deklared theynever saw death so lovely before; and that she looked as if in an easy slumber,the colour having not qulte left her cheeks and lips."

50 Ebd., L501, 8.1400.51 Ebd., L507, 8.1413.52 Ebd., L507,: 8.1413: "But if, as he is a man very uncontrollable, and as I am

novody's, he insist upon viewing her dead whom he ONCE before saw in amanner dead, let his gay couriosity be gratified. [..] but let some good person,as by my desire, give him a paper whilst he is viewing the ghastly spectacle,containig those fiew words only: 'Oay, cruel heart I behold here the remains ofthe once ruined, yet now happy, Clarissa Harlowe! - see what thou thyself mustquickly be - and REPENT! -'"

53 Hinweis bei: Bronfen, Elisabeth: Die schone Leiche. Weiblicher Tod als motivi­sche Konstante von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis in die Modeme. In:Berger, Renate / Inge Stephan (Hrsg): Weiblichkeit und Tod in der Literatur.Koln, Wien 1987, 8.87-115, 8.92: "Als hlltte sie geahnt, daB sie als Objekt derBetrachtung zum Fetisch gemacht wird, hat Clarissa in ihrem Testament Lovela­ce verboten, ihren toten Korper zu betrachten, da der Tod ihrer Meinung nacheinen Zustand darstellt, den sie ftir vergleichbar halt mit der Situation, als erBesitz von ihr nahm [der Vergewaltigung (Anm. d. Verfin)]. [oo] Indem sie ihrentoten Korper mit christlichen Bedeutungen von Reue und 8illme ilberlagert,versucht sie mit letzter Kraft, seinen Seh-Akt von erotischer Befriedigung undBesitzergreifung zu reinigen."

54 Richardson: Clarissa, 1497, 8.1384.55 Ebd., L116, S.441.56 Ebd., L512, 8.1431.57 Ebd., L220, 8.704.58 Die gleiche These vertritt Pierre Ambroise Franccols Choderlos de Laclos. Er

filhrt in seinen "Les liaisons dangereuses" (1782) eine Frau vor, die absolutBose ist, die Marquise de Merteuil. Sie ist das absolute OegenbUd zur Clarissaund unterscheidet slch von ihr nicht in der Tatsache, daB sie Orundslltze hat,sondem darin, daB es selbsgemachte sind. (Siehe in dieser Arbeit, l l.Kapitel,S.152 f.)

3. Die Waise 175

59 Ebd., L499, S.1388.60 Ebd., L367, S.I137.61 Ebd., L153, S.521.62 Ebd., L253, S.868: «: She cannot bear to be thought a woman, I warrant! - and

if, in the last attempt, I find her not one, what will she be the worse for thetrial?"

63 Ebd., L456, S.1315: "Your story, as I have heretofore said, will afford a warningas well as an example: for who is it that will not infer that if a person of yourfortune, character, an merit could not escape ruin after she had put herself intothe power of her hyaena, what can a thoughtless, fond , giddy creature expect?Every man , they will say, is not a LOVELACE - true: but then, neither is everywoman a CLARISSA - allow for the one and the other, the example must beof general use ."

64 Watt, Ian: Der burgerliche Roman. Frankfurt/M., 1974, S.38-66.65 Hausen, Karin: Die Polarisierung der "Geschlechtscharaktere" - eine Spiegelung

der Dissoziation von Erwerbsleben und Familienleben. In: Conze, W.: Sozialge­schichte der Familie in der Neuzeit Europas. Stuttgart 1967, S.363-393

66 Ebd., S.375.67 Ebd., S.386.68 Zit. nach: Martens, Wolfgang: Die Botschaft der Tugend. Stuttgart 1968171,

S.515.69 Schulz, Dieter: Studien zur VerfUhrungsszene im englischen Roman 1660-17 60.

Diss Marburg 1968, S.56: Den "romances" wurde ein schiidlicher EinfluB aufdie Verffihrbarkeit von Frauen zugeschrieben. S.142: Auch mit seinem Tugend­ideal knupft Richardson an die "romance" an.

70 Blanckenburg, Christian F. von: Versuch nber den Roman, 1774, Nachdruck derErstausgabe, Stuttgart 1977, 2. Aufl., S.254.

71 Vergl.: Kittler, Friedrich: Erziehung ist Offenbarung. Zur Struktur der Familiein Lessings Dramen. In: Jahrbuch der deutschen Schillergesellschaft 21, 1977,S.1l1-137, S.130: "Wer stirbt kehrt symbolisch in die Familie zurack, DafUr gibtes ein Zeugnls : Emilia Galottis Tod." Kittler sieht in der Totung der Tochterdurch den Vater einen Geblirakt des Vaters . Er gebiert die ideale Tochter.(S.131) Die Tochter, die das Patriarchat sich durch den Akt des Totens her ­stellt, ist, meines Erachtens, allerdings eine , die nicht existiert, eine tote Toch­ter , Sinnbild der Reg- und Leblosigkeit.

Anmerkungen: 3. DIE WAISE

Halperin, Nathalie: Die deutschen Schrlftstellerinnen der 2. Hiilfte des 18. Jahr­hunderts. Diss. Frankfurt/M. 1935, S.2.

2 Gellert, Christian Furchtegott: Briefe nebst einer praktischen Abhandlung vomguten Geschmacke in Briefen . Berlin 1921, S.20.

3 Vergl. dazu die ausfUhrliche Untersuchung von: Bovenschen, Silvia: Die imagi­nlerte Weiblichkeit, Exemplarische Untersuchungen zur kulturgeschichtlichenund literarischen Prlisentationsform des Weiblichen. Frankfurt/M. 1980. Teil C.Kapitel 2,3,5,6.

4 Zit. aus der Ausgabe: Sophie von La Roche: Geschichte .des Frliuleins vonStemheim. Stuttgart 1983.

5 LaRoche selbst wurde lUmlich erzogen. Sie stammt aus einem btlrgerlichenHaus, Ihr Vater war Dekan an der medizinischen Fakultiit in Augsburg. Auchsie lemte Sprachen und Musizieren, durfte aber kein Latein lernen. Bel Herren-

176 Anmerkungen

abenden gllinzte sie mit ihrem guten Gedachtnis fUr Texte: Aus dem Bucher­schrank ihres Vaters suchte sie zu den Zitaten der Herren die richtigen Bucherheraus. An Sonntagen wurden die Predigten des Piestisten und Aufklarungs­gegners Francke aus Halle gelesen. LaRoche hat gelernt, weibliche Zuruckhal­tung und moralische Empfindsamkeit mit miinnlicher Wissenschaftlichkeit undhofischem Auftreten zu verbinden. (Vergl.: Becker-Cantarino, Barbara: Nach­wort . In: La Roche, Sophie von: Geschichte des Frauleins von Sternheim.Stuttgart 1983, S.381-415, S.382; zur Biografie La Roches siehe auch: Touaillon,Christine: Der deutsche Frauenroman des 18. Jahrhunderts. Wien, Leipzig 1919.Und: Maurer, Michael: Sophie von La Roche, Leben einer empfindsamenAufldarerin. In : Sophie von La Roche. "Ich bin mehr Herz als Kopf". EinLebensbild in Briefen. Hrg . Michael Maurer. Milnchen, 2. Aufl. 1985, S.7-33.)

6 Rezension von "Sr" in Nicolais "Allgemeine deutsche Bibliothek" Bd. 16. St. 2.1772, S.469-479. In: Anmerkungen, Dokumente zur Wirkungsgeschichte, In :Sophie von La Roche: Geschichte des Frauleins von Sternheim. Stuttgart 1983,S.371.

7 Bezieht sich auf Milton, John: Paradise Lost, 1667-74, Deutsch erstmals 1682.8 Hof, Dagmar von / Helga Meise: Tableaux vivants - Die Kunst- und Kultform

der Attltilden und lebenden Bilder. In: Weiblichkeit und Tod in der Literatur.Hrsg : Berger, Renate / luge Stephan. Koln, Wien 1987, S.69-86, S. 69.

9 Ebd., S.79.10 Vergl. auch die Darstellung von Schulz, Dieter: Studien zur Verfilhrungszene im

englischen Roman 0660-1700) Diss. Marburg 1968, S.179- 181: Die Gefahrsadistischer Phantasien liegt nahe, und Richardson hat sich weit in die von ibmabgelehnte Technlk der "romance" vorgewagt, urn LeserInnen zu fesseln.Lovelaces eigenhlindige Beschreibung der sogenannten Feuerszene (Richardson:Clarissa, L225, S.725) zieht die LeserInnen auf die Seite des begehrenden,erotisierenden Bl>sewichts. Die Szene wurde mehr als jede andere als moralischbedenklich angesehen. Schulz entdeckt aber gerade in dieser Szene den literari ­schen Rang Richarsons, der flachen Moralismus vermeidet, indem er demBosewicht einen legitimen Platz elnraumt, Die Elemente des Pomographischenund "primitiven Sadismus gehen auf in einer tragischen und aathetisch befriedi­genden Struktur."

11 Dazu: Hohendahl, Peter Uwe: Empfindsamkeit und gesellschaftliches BewuBt­sein. In: Jahrbuch der deutschen Schillergesellschaft. Stuttgart 1972, JahrgangI, S.176 ff.

12 Herrmann, Ulrich: Erziehung und Schulunterricht fUr Madchen im 18. Jahrhun­dert . In: Wolfenbutteler Studien zur Aufklarung, Bd.3, Heidelberg 1976,S.101-136, S.103. Francke, August Hermann: Padagogische Schrfften . Hrsg.:Gustav Kramer. (Beyers Bibllothek plidagogischer Classiker, Bd. 11) Langensal­za, 2. Aufl, 1885.

13 Die Frau als Naturwesen kann nur Tochter, Kleinkinder und Dienstmlidchenerziehen, die halbwilchsigen Sohne dagegen werden vom Vater und von Lehrernerzogen. So ftihrt es Rousseau in seinem Briefroman "Julie oil la novelle Heloi­se" von 1761 im ftinften Tell vor.

Vergl. auch: Herrmann, Ulrich: Erziehung und Schulunterricht fllr Mlidchenim 18. Jahrhundert. In: Wolfenbiltteler Studien zur Aufldlirung, Bd.3, Heidel­berg 1976, S.101-136.

14 Richardson: Clarissa, L258, S.884: "Oh LOVELACE! LOVELACE! had I doup­ted it before, I should now be convinced that there must be a WORLD AFTERTHIS, to do justice to injured merit, and to punish such a barbarous perfidy!

4. Die Emanzipierte 177

Could the divine SOKRATES, and the divine CLARISSA, otherwise havesuffered?"

15 Platon: Phaidon. In: Platon Hauptwerke. Stuttgart 1973, S.7611.16 Gerade bei der falschen Ehe kommt es auf die Gutglaubigkeit der Verfiihrten

an. Oliver Goldsmith schildert in seinem "Vicar of Wakefield" 1766 unteranderem auch die EntfUhrung und Heirat der Vikarstochter Olivia. Als sichherausstellt, daB die Heirat mit dem Gutsherrn Thornhill eine Scheinheirat war,siecht die Tochter und stirbt, wenn auch nur zum Schein. Zum Schlul3 stelltsich heraus, daB der Verfilhrer und Brautigam von einem echten pfarrer getrautworden ist. Daraufhin sind Krankheit und Tod der gefallenen Tochter vorbei,und sie erscheint wieder gesund und munter.

17 Vergl. Lessing: Emilia Galotti . 1772: Der Vater will die Tochter von jegllcherSinnllchkeit freihalten und deshalb ins Kloster stecken, der Verfilhrer will sie inein Freudenhaus tun . In dem Streit begehrt die Tochter Emilia den Tod vonihrem Vater, mit der Begrundung, daB sie eigentlich zu sinnllch sei, um lebendigbleiben zu konnen. In der Argumentation mit dem Vater erscheint ihre Tugendiiber Oewalt erhaben, also durch Gewalt nicht antastbar, Emilia sieht jedoch dieGefahr, verfiihrt zu werden:

"[..) Gewalt! Gewalt! wer kann der Gewalt nicht trotzen? Was Gewalt heiBt,ist nichts: Verfilhrung ist die wahre Gewalt. - Ich habe Blut, mein Vater; sojugendliches, warmes Blut als eine. Auch meine Sinne sind Sinne. Ich stehe fUrnichts. Ich bin fUrnichts gut. Ich kenne das Haus der Grimaldi. Es ist ein Hausder Freude. Eine Stunde da, unter den Augen meiner Mutter; - und es erhobsich so mancher Tumult in meiner Seele, den die strengsten Obungen derReligion kaum in Wochen besanftigen konnten . - Der Religion! Und welcherReligion? - Nichts Schlimmeres zu vermeiden, sprangen Tausende in die Fluten,und sind Heillge! - Oeben Sie mir, mein Vater, geben Sie mir diesen Dolch."(V/7) (Zit. aus: Lessing, Gotthold Ephraim: Emilia Galotti. In: Das dichterischeWerk, 2 Bde, MUnchen 1970/71.)

18 Richardson: Clarissa, U10, S.429: "Nor say thou that virtue, in the eye ofheavan, is as much a manly as a womanly grace (by virtue in this place I meanchastity, and to be superior to temptation ; my Clarissa out of the question). Norask thou: Shall the man be guilty, yet expect the woman to be guiltless, andeven unsuspectible? - Urge thou not these arguments, I say, since the wife bya failure may do much more injury to the husband, than the husband can do tothe wife, and not only to her husband, but to all his fanilly, by obtrudinganother man's children into his possessions, perhaps to the exclusion of (atleast to a participation with) his own; he believing them all the time to be his.In the eye of the heaven, therefore, the sin cannot be equal."

19 1753-54 erschien Richardsons "The History of Sir Charles Grandison", dieGeschichte eines tugendhaften jungen Mannes, der sich diverser VerfUhrungs­versuche einer adllgen Dame ebenso tugendllch erwehrt, wie sonst RichardsonsHeldinnen. Der Roman zeigt, daB Richardson die Tugend der Keuschheit auchauf Manner angewandt wissen wollte.

Anmerkungen: 4. DIE EMANZIPIERTE

Siehe die Darstellung von Sughe, Werner: Saint-Simonismus und jungesDeutschland. Berlin 1935, Nachdruck Nendeln 1967, S.10 ff.: Aristokratischerzogen fUr eine milltlirische Laufbahn, nahm Saint-Simon an den Befreiungs­kriegen in Amerika tell, trug sich, auch nachdem er nach Europa zuriickgekehrt

178 Anmerkungen

war, mit diversen Planen ftir Kaniile, verlor durch die franzosiche Revolutionsein Vermogen, gewann es mit Bodenspekulationen vielfach zurllck, wurde aberseiner Geschll.ftsverbindungen wegen ins Gefangnis gesperrt, verlegte sich nachseiner Freilassung (1793) aufs verschwenderische Stadtleben in Paris , gebilrdetesich als Kunstmazen und schwelgte in Projekten, fUr die er alle Unsicherheitenin Kauf nahm, die in dem technischen Fortschritt und der wirtschaftlichenEntwicklung der bilrgerlichen Gesellschaft lagen. Er begann Mathematik zustudieren und verarmte vollig, arbeitete als Kopist, erkrankte und wurde voneinem ehemaligen Diener aufgenommen, der ibm auch noch Geld gab filr dieVerOffentlichung seines erst en Buchs. Er erhielt eine kleine Beamtenstelle in derNationalbilbliothek und hatte zunachst mit dem Buch "Du systeme industriel"(1823/24) und seiner Zeitschrift "Organisateur" Erfolg, verarmte aber erneut,verlor ein Auge bei dem Versuch , sich umzubringen und wurde schlieBlich voneinem Bankier flnanziell unterstutzt.

2 Ebd., S.17.3 Linnhoff, Ursula : "Zur Freiheit, oh, zur einzig wahren-" Schreibende Frauen

kampfen urn ihre Rechte, Koln 1979, S.29 f.4 Weiland, Daniela : Geschichte der Frauenemanzipation in Deutschland und

Osterreich (Handlexikon). Dusseldorf 1983, S.232 ff.5 Linnhoff, Ursula a.a.O. S.31.6 Suhge, Werner: Saint-Simonismus und junges Deutschland. Berlin 1935. Nach­

druck Nendeln 1967, S.36. Siehe: Madame de Stael: De L'Allmagne. Novelleedition , 5 Bde, Paris 1958, Bd 1, S.69.

7 Linnhoff, Ursula a.a.O. S.34 und d'Ivray, Jehan: L'Aventure Saint-Simonienneet les Femmes. Paris 1930, S.l1 f.

8 Sand, George: Geschichte meines Lebens , Leipzig 1855, zit. nach dem Auswahl­band, Hrsg : Renate Wiggershaus, Frankfurt/M. 1978, S.130.

9 Gutzkow, Karl: Rilckblick auf mein Leben. In: Gutzkows Werke , 4 Bde, Hrg.:Peter Milller, Leipzig und Wien, o.J. S.169.

10 Gutzkow, Karl: Zur Philosophie der Geschichte (Hamburg 1836), Frankfurt/M.1973, Faksimile der Hamburger Ausgabe, Kap. IV, Mann und Weib, S.148.

11 Gutzkow, Karl: Vorrede zu Schleiermachers vertrauten Briefen uber die Lucinde(1835) In: Gutzkows Werke in 12 Teilen , Hrg .: Reinhold Gensel, Berlin, Wien,Stuttgart, o.J. 10.Teil, S. 167.

12 Ebd., S.161 f.13 Schlegel, Friedrich: Lucinde. Frankfurt/M. 1985 (folgt dem Text der kritischen

Ausgabe: Schlegel, Friedrich, Band V, Hrg, Hans Eichner. Paderborn 1962) S.39f.

14 Menzel, Wolfgang: Unmoralische Literatur. In: Literatur-Blatt, Stuttgart 1835,Nr. 109, vom 23.10. S.435 f. und Nr. 110 vom 26.10. S.437-440, zit. nach:Gutzkow: Wally, die Zweiflerin. Studienausgabe mit Dokurnenten zurn zeitge­nossischen Literaturstreit. Hrg. GUnter Heinz, Stuttgart 1979, S.346 f.

15 Weiland, Daniela: Geschichte der Frauenemanzipation in Deutschland undOsterreich (Handlexikon). DUsseldorf 1983, S.79.

16 Weiland, Daniela a.a O. S.35-38 und Linnhoff, Ursula: "Zur Freiheit, oh, zureinzig wahren - H Schreibende Frauen klimpfen urn ihre Rechte. Koln 1979,S.97 re.

17 Anneke, Mathilde Franziska: Das Weib im Conflikt mit den sozialen Verhiiltnis­sen" 0.0. 1847 (Deutsche Dichter der Neuzeit II, Louise Aston) zit. nachMohrmann, Renate, (die den Text wiederentdeckte) Hrsg. : Frauenemanzipationim deutschen Vormarz, Stuttgart 1978, S.85.

5. Die edle Wilde 179

18 Weiland, Daniela: Geschichte der Frauenemanzipation in Deutschland undOsterrelch (Handlexikon). Dilsseldorf 1983, 8.140 f.

19 Dittmar, Louise: Das Wesen der Ehe. Nebst einlgen Aufslltzen nber die sozialeReform der Frauen. Leipzig 1849,8.47-63, zit. nach Mohrmann: Frauenemanzi­pation 1m deutschen Vormlin, a.a.O. 8.126.

20 Ebd., 8.132.21 Ebd., 8.133.22 Ebd., 8.148.23 Ebd., 8.133-135.24 George 8and mit Zigarre: Karikatur aus dem "Journal des Ridicules" 1839;

George Sand Pfeife rauchend. Zeichnung von Alfred Musset, 1833 in: Wiggers­haus, Renate: George Sand. Reinbek bel Hamburg 1982,8.70 und 71; "Emanzi­pation der Damen oder 81ttenspiegel fOr Minner und Frauen" Kupferstich 1845in: Weiland, Daniela: Geschichte der Frauenemanzipation in Deutschland undOsterreich (Handlexikon). Dilsseldorf 1983, 8.80.

25 Lewald, Fanny: Meine Lebensgeschichte. 2Abt. Leidensjahre, 2.Teil. Berlin1863, 8.122, zit. nach Mohrmann, Renate, Hrsg.: Frauenemanzipation 1mdeutschen Vormlin. 8tuttgart 1978, 8.90.

26 Ludwig Achim von AmIm: Armut, Reichtum, Schuld und BuBe der GrlifinDolores. (1810) Darmstadt 1962. 3Abteilung, 5.Kapitel, 8.246-256. Der Mar­chese verwendet hOfische Literatur, politische Intrige und die Literatur derRosenkreuzer und des Mesmerlsmus, urn die Heldin in einer Art Seanceschlie6lich zu verfllhren. Obglelch er 1mentscheldenden Moment einer Fleder­maus (Teufelstier) weichen muB, gelingt ibm die ErfUllung der Verf'nhrung, dienlcht mehr erzllhlt wird, am folgenden Tag.

27 In: Weiland, Daniela: Geschichte der Frauenemanzipation in Deutschland undOsterreich (Handlexikon). Dilsseldorf 1983, 8.79.

28 Justus, Monika: Asthetische Praxis in der hlluslichen Erziehung der Mildchen1m ausgehenden 19. Jahrhundert. Widerspiegelungund Verfestigung der burger­lichen Frauenrolle durch die Konformkultur. Diss. Hamburg 1979, Kap.2,8.39-56.

29 Ebd., 8.42 f.30 Ebd., 8.46 C.: In Musik und Gesang sah Herchenbach ein Veredelungs- und

Bildungsmittelfilr das menschliche Herz, das zu einer harmonlschen Ausbildungdes Weiblichkeitscharakters unabdingbar schien. (Herchenbach, Wilhelm:Modeme Tochtererziehung. Ein offenes Wort an die deutschen Frauen undJungfrauen. In: Zeitgemil6eBroschuren, Hrsg.: Franz Hillskamp. Bd.8, MOnster1873, 8.93) Die asthetische Erziehung hatte filr Frauen Immer eine sittlicheKomponente und soUtedie Basis abgeben fOr die Gestaltung eines Haushaltes,In dem der Mann slch regenerieren konnte.

31 Ebd., 8.52.32 Ebd., 8.8.

Anmerkungen: 5. DIE EDLE WILDE

1 Frenzel, Elisabeth: Motive der Weltliteratur, Stuttgart, 2. Aufl. 1980, 8.793-8072 Hahn-Hahn, Ida: Grlifin Faustine, Bonn 1986,8.117.3 Ebd., 8.232.4 8and, George: Oeuvres Bd.42, Indiana, Paris 1869, Kap.15. 8.152 (- 15/152 1m

laufenden Text): "Indiana opposait awe Interets de la civilisation eriges enprincipes, les idees droites et les lois simples du bon sens et de I'humanites; ses

180 Anrnerkungen

objections avaient un caractere de franchise sauvage qui embarrassait quelque­fois Raymon, et qui le charmait toujours par son originalite enfantine." Alsdeutsche Ausgabe lag mir vor: George Sand:1ndiana. o.o.unsel Taschenbuch)1Aufl.1983, 1980 Matthes und Seitz Verlag.

5 Sand, George: Notice (Vorwort von 1832) In: Dies.: Oeuvre Bd. 42, Praris 1869,S.1-16.8.1.

6 Winbar, Frances: Ein Leben des Herzens. George 8and und ihre Zeit. Bern1947, 1Aufl. 8.145.

7 8and hat den Namen nicht erfunden, sondem in ihrem Bekanntenkreis vor­gefunden. siehe: Wiggershaus, Renate : George 8and . Reinbek bei Hamburg1982, S.53.

8 Maurois, Andre: Dunkle Sehnsucht. Das Leben der Georges Sand. Milnchen1953. 8.132.

9 Sand: Indiana, a.a.O.• s.51: "Assise, elle se courbait comme si son trop souplen'eOt pas eu la force de se soutenir: et, quand elle parlalt, elle sourirait et avaitl'air triste. Les contes fantastique etaient II cette epoque dans toute la fraicheurde leurs succes; aussl Ies erudits du genre comparerent cette jeune femme II uneravissante apparition evoquee par la magie, qui. lorsque Ie jour blanchirait1'horizon. devait pilir et s'effacer comme un reve."

10 Ebd.• Vorwort von 1832. S.7.11 Ebd., S.257 f.: "Aussi toutes Ies reflexions d'lndiana, toutes ses demarches ,

toutes ses douleurs. se rapportalent II cette grande et terrible lutte de la naturecontre la civilisation. [...) Alors elle ne reva plus que fuite, de solitude et d'inde­pendance; elle roula dans son cerveau meurtri et douloureux mille projetsd'etabltssement romanesque dans les terres desertes de l'lnde ou Afrique. [...)Deja elle construisait son ajoupa solitaire sous I'abri d'une foret vierge, au bordd'un fleuve sans nom; elle se refugiealt sous la protection de ces peuplades quen'a point fletries le joug de nos lois et de nos prejuges ."

12 Weber, Marianne: Ehefrau und Mutter in der Rechtsentwicklung. Tubingen1907, Neudruck Aalen 1971, 8.325 tT.)

13 Sand: Indiana. 8.215: "- Je sais que je suis l'esclave et vous le seigneur. La loide ce pays vous a fait mon maitre. Vous pouvez lier mon corps, garrotter mesmains, gouvemer mes actions . Vous avez le droit du plus fort , et la societe vousIe confirme; mais sur ma volonte, monsieur. vous ne pouvez nen, Dieu seui peutla courber et la reduire."

14 Ebd., S.244: "11 avait fait de la politique l'arne de toutes ses pensees, la base detous ses reves d'avenir."

15 Ebd.. 8.246: "Raymon en tlra cette conclusion, qu'll fallait II l'homme, en etatde societe, deux sortes de bonheur, celui de la vie publique et celui de la viepnvee, les triomphes du monde et les douceurs de la famille.'

16 Ebd., S.275: "l..) et 11 remercia la destmee Ingenieuse qui concillait tous sesinterets en lui offrant, a I'aide d'incidents romanesques , une femme de son ranga la tete d'une belle fortune plebeienne.'

17 Ebd., 8.284: "J'ai fait trois mllle lieues pour t'appartenir, pour te dire cela;prends-moi, je suls ton bien. tu es mon maitre."

18 Ebd., 8.284: "Je ne sais quelle infemaie idee traversa brusquement le cerveau deRaymon, II tira son visage de ses mains contractes, et regarda Indiana avec unsang-froid diabolique; puis un sourire terrible erra sur son levres.'

19 Ebd., 8.275: "11 n'etalt pas de ces scelerats ingenus qui viennent sur la scenefalre Ii leur propre coeur la naive confession de leurs vices."

20 Ebd., 8.174: "l..I vous m'avez fait tour II tour malheureux, poltron, malade,furieux, despere . II faut me faire heureux maintenant [..I."

5. Die edle Wilde 181

21 Ebd., S.174: "l..I elle etait prete Ii ceder par peur ce que, par amour elle, voulaitrefuser (..I."

22 Siehe dlese Arbeit, 11.Kapitel S.I48 f.23 La Roche, Sophie von: Geschichte des Frauleins von Stemheim. Stuttgart 1983,

S. 222 C.24 Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Studienausgabe mit Dokumenten zum

Literaturstreit. Hrsg.: Heintz, utinter. Stuttgart 1979. mit Seitenangaben derAusgabe Mannhelm Ig35, 8.52 f (1835 S.119,120 tf.)

25 J.H.Bemardin de Saint-Pierre: Paul et Virginie. Paris 1964.26 Sand, Indiana. 8.175 C.: "II me serait doux de pouvoir vous pardonner ce que je

regardais comme une mortelle offense... (...1j'alrne mieux une infldelite qu'unoutrage."

27 Geiger, Gerlinde Maria: Die befreite Psyche. Emanzipationsansiitze1m FrOhwerkIda Hahn-Hahns (1838-1848). Frankfurt/M.. 1986, S.147: Geiger weist daraufhin, daB Hahn-Hahn hiiufig Augen- und Blickmetaphem verwendet, die zumTell eigenartig und miBlungen erscheinen. Sie zitiert dazu aus Peitzmeyer,Marie: Ida Griifin Hahn-Hahn. Diss. MUnster 1919, S.78 f.: "Auch gebrauchtsie oft sonderbare Vergleiche: 'Sein Blick wickelte den Knaben glelchsam inLiebe ein', 'Beider Rlicke sanken Ineinander wie zwei gefaltete Hande', 'Mariosah sie an, als wollte er seinen Blick zu einem Teppich machen, der Ihr zartes,traumiihnIiches Wesen ungefahrdet und unverletzt tragendurfe'." Dazu Geiger:"Slcherlich sind diese BUder elgenartlg. Man mag sie wie Peitzmeyer 'unge­schickt' finden oder man konnte sie 'schiefe Bilder' nennen . Jedoch liegt indieser SChiefhelt ein tieferer Sinn. denn bei naherer Betrachtung - in der neue­ren Sehweise - erblickt man Augen, die die Funktion von Hlinden erhalten. Mitdlesen Augen faBt man Frauen an. wickett sie ein und trigt sie als Beutedavon." Diese Erkenntnis tIifft nicht nur auf Hahn-Hahn zu. Im Liebes- undVerfuhrungsroman, aus dem sich der Trivialroman abgezwelgt hat, spielt derBlick lrnmer eine groBe Rolle, und zwar in der beschriebenen Funktion.

28 Hans Mayer: AuBenseiter. Franfurt/M 1975, S.112;Wagner, Nike: MUtter, Milnner. Maskeraden. George Sands "Lelia". In: G.Sand:Lelia. Munchen 1981, S.236-289, S.259.

29 Sand, Indiana. S.137: "(..' sa protection. autrefois st courageuse devant ledespotisme de mon pere, est devenue tiede et prudente devant celui de monmarl. II ne se reproche pas de me voir souffrir, pourvu que je sois aupres de lui;II ne se demande pas sl je suis malheureuse, il lui suffit de me voir vivante. 11 neveut pas me preter un appul qui adoucirait mon sort, mais qui, en Ie brouillantavec M. Delmare, troubleralt la serenite du sien."

30 Ebd., S.219: "1..1pourquoi n'ai-je pas prevu le jour ou elle consommerait sapertet Je l'aurais tuee auparavant."

31 Heinrich von Kleist: Die Marqulse von O. Slimtliche Werke und Briefe, MUn­chen 5Auflage 1970, 2.Bd. S.138.

32 Sand, Indiana, S.152: "Elle avalt ete elevee par sir Ralph, qui avalt une mediocreopinion de I'intelligence et du ralsonnement chez les femmes, et qul s'etaitborne Ii lui donner quelques connalssances positives et d'un usage immediat."

33 Vergleiche auch Achim von Arnim: ..Armut, Reichtum, Schuld und BuBe derGrilfin Dolores" (1810) Slimtliche Enlihlungen Bd.I, Darmstadt 1962, dazu indieser Arbeit 11.Kkapitel, s.156 f.

182 Anmerkungen

Anmerkungen: 6. DIE DAMONIN

Semele ist in der griechischen Sage die Geliebte des Zeus. Die eifersOchtigeHera rllt ihr, sich von Zeus zu wilnschen, er moge sich in seiner eigentlichenGestalt zelgen. Da Zeus durch sein Versprechen gebunden ist, ihr jeden Wunschzu erfllllen, erscheint er ihr In Blitz und Donner und verbrennt sie folglich mitseinem Anblick. Er kann aber ihr ungeborenes Kind Dionysos retten und trigtes, in seinen Schenkel eingenllht, aus. (Johannes Irmscher: Das groBe Lemonder Antike. Leipzig 1974, S.503.)

2 Ida Hahn-Hahn: GrAtin Faustine. Bonn 1986.3 Ida Hahn-Hahn: Sibylle. Eine Selbstbiographie", 2 Bde. Berlin 1846.4 Hier, wie an anderen Stellen, zeigt sich die Modernitllt des Romans. Immer

wieder benennt die Heldin die Asymmetrien, die zwischen den Geschlechtemherrschen und die Folgen, die das fUr speziell weibliches und milnnliches Ver­halten hat. Sie benennt Probleme, an deren Analyse und Losung bis heutegearbeitet wird, von korperltchen Signalen bis zum Sprachgebrauch und sprach­licher Gewalt, von der milnnlichen Perspektlve auf die Welt bis zur Selbst­bestimmung. (Z.B.:Tromel-Plotz, Senta, Hrsg .: Gewalt durch Sprache 1982;Wex, Marianne: 'Weibliche' und 'milnnliche' Korpersprache als Folge patriar­chaler MachtverhlUtnisse. Rechte bei der Autorln, Frankfurt/M. 1980, 2Aufl;Pusch, Luise F.: Das Deutsche als Mannersprache. Frankfurt/M. 1984; u.a.)

5 In bezug auf Faustine erfahrt alles eine andere, eine verkehrte Bewertung: Alsschone und kluge Frau steht sie trotzdem auBer Konkurrenz mit anderen (S.20).Das freie Liebesverhliltnis mit Andiau erscheint als legales, weil die Gesellschaftheimliche Ehe annimt (S.21), urn das VerhlUtnls tolerieren zu konnen; die edieWilde ist nicht gefangen, sondem frei. FOr Faustine scheinen alle Beschrankun­gen, die soost Frauen In Verftlhrungsromanen auferlegt werden, nicht zu gelten:Enge, Bedrilckung, Gewalt, Unterwerfung, Mangel an Selbstentfaltung, Angstvor der Verftlhrung und vor dem Urteil der Gesellschaft. Die Ehe am SchluBIilckt jedoch all diese Verkehrungen wieder Ins rechte Licht des Unrechts.

6 Geiger, Gerlinde Maria: Die befrelte Psyche. Emanzipatloosansitze im FIilhwerkIda Hahn-Hahns (1838-1848). Frankfurt/M. 1986, S.90.

Wenn Geiger das wort Asthetlk gebraucht, so In Abgrenzung zu elner weibli­chen Asthetik., die, im Gegensatz zur miinnlichen (die ohne Geschlechtsadjektiveinfach nur "Asthetik." heiBt), keinen Regelo unterworfen ist. Welbliche As­thetik. ist, ihrer Auffassung nacho subjektlve und slnn1iche Vorstellung, die sichder Logik und deshalb auch der wisseoschaftlichen BegIilndung entzieht.(Geiger, S.37.)

7 Outzkow, Karl: Wally die Zweiflerin. Stuttgart 1979, nach der Ausgabe Mann-heim 1835, S.26 (S.58 In der Ausgabe von 1835).

8 Ebd., S.21 (S.46).9 Ebd., S.32 f. (8.72).

10 Ebd., 8.32 f. (S.72 f.).11 Ebd., S.41 (8.93 f.).12 Ebd., S.33 (S.74).13 Trotz der eindeutlgen und von keinem Zweifel an der tierischen Natur und

Inferioritit der Frauen beelntrllchtigten Schilderungen Gutzkows nennt HansMayer In seinem Buch "AuBenseiter" (Frankfurt/M. 1Aufl, 1975.) "Wally" imGegeosatz zu "Faustlne" einen Roman , der weibliche Glelchberechtlgung unddas Recht der sexuellen Selbstbestimmung postuliere. Seine BegIilndung stehtin keinem logischen Zusammenhang mit dieser Erkenntnis, wenn er anftlhrt,beide Bomane spielten in Adelskreisen, aber die erotische Rollenverteilung

7. Die Imaginierte 183

bleibe bei Gutzkow traditionell, wlihrend in der "Faustine" der Rollentauschdlimonisch betrieben werde. (S.80) Offensichtlich hat l 'Ins Mayer den weibli­chen Subtext gelesen und die Signale der verkehrten Welt empfangen, und erreagiert genauso, wie es der mannliche Supertext ibm nahelegt: mit heftigerVerurteilung der Heldin und Dlimonisierung ihrer Erscheinung. Es flillt dervorwiegend mlinnlichen Literaturkritik und -wissenschaft leichter, in einerviebischen Versinnlichung von Frauen emanzipatorische Tendenzen zu entdek-ken, als die eigene, mlinnliche Definitionsmacht uber den Gescbiechtscharaktervon Frauen in Frage gestellt zu sehen .

Doch beide Romane haben mehr Beziehungen zueinander als nur ihreUnterscbiedlichkeit der Bewertung: beide beschreiben eine geniale Frau vonvegetabilem Bewu6tsein, deren Tod mit der Religion zu tun hat . WllhrendFaustine am SchluB ihr Heil lm Kloster sucht und dort stirbt, sucht Wally nachdem Glauben und verhilft dem Autor damit zu einer Kritik der Religion. Wallystirbt, well sie nicht wieder zur Religiositlit finden kann, als Verzwelfelte undFeindin Gottes (S.I24 (305», die glaubt, daB ohne Religion das Leben elend istund ibm darum ein Ende gemacht werden musse. Auch Faustine sucht Rube inder Religion, und es ist anzunehmen, daB sie auch deshalb stirbt , well sle sienicht finden konnte, Die frele, der Gesellschaft gegenilberstehende Frau er­scheint bier wie dort als eine, der die Religion verloren gegangen lst. DaBAreligiosltit von Frauen der bilrgerlichen Gesellschaft nicht nur suspekt, son­dem geflihrlich politisch und strafbar erscheint, habe ich im Kapltel "DieEmanzipierte" bereits am Fall Louise Aston dargestellt.

14 Gutzkow: Wally, die Zweiflerin, a.a.O., S.85 (S.197).15 Ebd., 8.86 (8.199 C.).

Anmerkungen: 7. DIE lMAOINIERTE

BrieCvon Flaubert an Mile Leroyer de Chanteple, 30.Mlirz 1857, Correspendan­ce Bd IV, 8.168, zit. nach: Dethloff, Uwe: Die literarische Demontage desbilrgerlichen Patriarchalismus. Tilbingen 1988, 8.162.

2 Vergleiche Dethloff 1988, a.a.O., S.154 ff. und Prokop, Ulrike: Weiblicher Le­benszusammenhang. Von der Beschrlinktheit der Strategien der Unangemessen­heit der Wilnsche. Frankfurt/M. 1976, 8.184.

3 Z.B.: Flaubert, Gustave : Oeuvres completes. Tome I. Madame Bovary. Paris1971, 2.Teil, 7. Kapltel (unten kurz: 1117) 8.165:"-Dites-lui que M. Rodolphe Boulanger, de la Huchette, est la.Ce n'etait point par vanite territoriaIe que le nouvel arrivant avaIt ajoute a sonnom la partlcule, mais afin de se Caire mieux connaitre. La Huchette, en effet,etait un domaine pres d'Yonville, dont II venait dacquerir Ie chateau, avec deuxfermes qu'll cultlvait lul-meme, sans trop se gener cependant. II vivait engarcon, et passait pour avoir au maim quinze mille livres de rentst" Alsdeutsche Ausgabe lag mir vor: Gustave Flaubert: Madame Bovary. 0.0.lAufl.1976. Insel Verlag 1911, revidierte Fassung von 1919.

Die 8zene der Ankunft Rodolphes gescbieht vor Emmas Augen, die amFenster (dem Theater der Kleinstadt) sitzt, dennoch erfahren wir nicht , was slesleht, sondem welt mehr, nimlich eine Kurzinfomation ilber den Mann, der ftirEmma wichtlg werden wird. Flaubert gibt eine Information, die von Keiner derhandeinden Flguren vertreten wird. Eine eventuell bestehende peraonale Erzihl­haltung, die Perspektlve der Heldin, wird bier nicht durchgehalten. Die zitlerteStelle kennzelchnet aber auch einen Wechsel der Perpektlve von Emma auf

184 AJunerkungen

Rodo1phe. In nachster Zeit wird sein Blick die Szenerie bestimmen. Aber auchseine Perspektive wird zurn Ende der Behandlungszimmerszene durchbrochenvon Flauberts Kurzcharakterisierung Rodolphes, S.167: "M. Rodolphe Boulan­ger avait trente-quatre ans; II etait de temperament brutal et d'intelligenceperspicace, ayant d'ailleurs beaucoup frequente 1es femmes, et s'y connaissantbien." Auch wenn Flaubert sonst den Gedanken und Wilnschen RodolphesAusdruck verleiht, so spricht an dieser Stelle ein auktorialer Erzahler, der iiberseine Figuren, uber die jeweilige Szene hinaus, Bescheid weill und sein Wissenan uns Leserlnnen weitergibt.

4 Hinweis bei: Endress, Heinz-Peter: Die Psychologie der Ehebrecherin als kunst­lerisches Problem bei Flaubert. Diss. Tiibingen 1967. S.8l.

Die Beschreibung der Heldin ist iiblicherweise mehr oder weniger lang undan einem Stuck. Oft spielt bei der Beschreibung der Blick eines Mannes odereiner stolzen Mutter eine Rolle und fast immer wird die Anmut und Grazie undder Blick der Heldin benannt: Sophie Stemheim wird ausfilhrlich beschrieben(La Roche, Sophie von: Geschichte des Frauleins von Stemheim, Stuttgart 1983,S.59), Effi Briests generelle Charakterisierung findet nur noch wenige Zellen(Fontane, Theodor von: Effi Brlest. Samtliche Werke, Bd I 4, Miinchen 1963,S.8), dennoch ahneln sich (siehe auch Kap.8, S.104 dieser Arbeit) die Merkrnaleder Heldinnen, nur daB Effi nicht mehr statisch ist, wie aile Heldinnen vorEmma Bovary. Faustine hat statuenmiiBige Proportionen (Hahn-Hahn, GrafinIda: Grafin Faustine, Bonn 1986, S.lI), Indiana wird unter dem besitzendenBlick ihres Gatten zum Mobiliar seiner Wohnung (Sand, George: OeuvresBd.42, Indiana, Paris 1869, S.18). Und nur Dolores, die lihnllch wie Emma, einenegative Heldin ist, adlig und beweglich, bevor sie zur Siihne als Mutter in Steingeschlagen wird, also erstarrt, wird, ebenso wie Emma, aus verschiedenenSituationen stiickweise zusarnmengesetzt (Amim, Achim von: Samtliche Erzah­lungen Bd 1, Armut, Reichtum, Schuld und BuBe der Grll.fin Dolores, LAb­tellung, 2.Kap. S.15 ff.) Offensichtlich werden nicht-ideale Heldinnen als schwerzu fassende, iiberbewegliche Figuren gesehen, wiihrend die positiveren (un­schuldigen) Heldinnen eher ganzheitlich angeschaut werden konnen. Docherhalten auch die positiven Heldinnen des 19. Jahrhunderts Merkmale einergewissen Labilitll.t: Indiana ist zart und schwach, Sophie melancholisch undhyperklug, Effi beunruhigend wild und stiirmlsch.

5 Blau ist die Farbe der Romantik und Emmas Hauptfarbe, neben Gelb, das inKleidem immer dann auftaucht, wenn es urn Liebe geht . Vergl.: Endress,Heinz-Peter: Die Psychologie der Ehebrecherin als kiinstlerisches Problem belFlaubert. Diss. Tubingen 1967. S.82 f.

6 Eine biirgerliche Madchenerziehung fmdet eigentlich im Eltemhaus statt, ver­gleiehe dazu: Justus, Monika: Asthetisehe Praxis in der hauslichen Erziehungder Mlidehen im ausgehenden 19. Jahrhundert. Diss. Hamburg 1979, Kap.2,S.39-56. Adlige Tochter dagegen wurden in Klosterschulen gegeben.

7 Der Abklatsch romantlscher Feinheit zeigt sleh im Siegel, das einer Bauemtoch­ter gar nieht zusteht, ebenso im blauen Ruschenkleid und an den gepflegtenHanden, die nieht einmal nahen konnen.

8 Flaubert, Madame Bovary, S.57: "11 accomplissait sa petite tache quotidienne ala manlere du cheval de manege, qui toume en place les yeux bandes, Ignorantde la besogne qu'll broie."

9 Ebd., S.68: "Elle eiit bien voulu, ne fUt -ce au moins que pendant I'hiver, habiterla ville, quolque la longueur des beaux jours rendit peut-etre la campagne plusennuyeuse encore durant l'ete; - et, selon ce qu'elle disait, sa volx etait claire,aigue, ou, se couvrant de langueur tout a coup, trainalt des modulations qui

7. Die Imaginierte 185

finissalent presque en murmures, quand elle se parlalt Ii elle-meme, - tantotjoyeuse, ouvrant des yeux naifs, puis les paupieres Ii demi closes, le regard noyed'ennui, la pensees vagabondant."

10 Ebd., S.78: "Avant qu'elle se mariat, elle avalt cru avoir de l'amour; mals lebonheur qui auralt du resulter de cet amour n'etant pas venu, il fallalt qu'elle seCUt trompee, songealt-elle. Et Emma cherchalt Ii savoir ce que l'on entendalt aujuste dans la vie par les mots de felicite, de passion et d'ivresse, qui lui avaientparu si beaux dans les livres."

11 Ebd., S.83: "[oo] si son regard, une seule fois, rot venu Ii la rencontre de sapensee, [oo]."

12 Emmas Schwund beginnt, nachdem sie beim Apotheker Gift geschluckt hat(III/8). Bevor die ersten Symptome der Vergiftung auftreten erfahren wir noch,was sie hofft und ftl.rchtet. Dann stellt Charles mit einem Arztgriff ihre Schmer­zen fest. Emmas Aussehen und Verhalten wird beschrieben und ein Wortwechselzwischen ihr und ihrem Mann protokolliert. Die Perspektive ihrer Seelenvor­giinge endet vorerst mit den Slltzen, III/8, S.330 f.: "Elle en avalt fini, son­geait-elle, avec toutes les trahisions, les bassesses et les innombrables convoiti­ses qui la torturalent. Elle ne haissait personne, malntenant; une confusion decrepuscule s'abattalt en sa pensee, et de tous les bruits de la terre Emman'entendalt plus que l'intermittente lamentation de ce pauvre coeur, douce etindistincte, comme le dernier echo d'une symphonie qui s'eloigne."

Wenn bei der letzten Olung noch einmal von Emmas inneren Regungengesprochen wird, so in der Form der MutmaBung und des Verdachts : III/8,S.335: "[i.] et parut salsie de joie Ii voir tout a coup l'etole violette, sans douteretrouvant au milieu d'un apalsement extraordinaire [...}."

Aus der BewuBtlosikeit wird Emma zum SchluB nur noch einmal vom sin­genden Bettler gerissen. Sie baumt sich auf und reiBt damit die Perspektive derErzlih1ung noch einmal an sich, III/8, S.337: "Et Emma se mit a rire, d'un rireatroce, frenetique, desespere, croyant voir la face hldeuse du miserable qui sedressait dans les tenebres eternelles comme un epouvantement."

13 Ebd., S.117: "Le feu l'eclairait en entier, penetrant d'une lumlere crue la tramede sa robe, les pores egaux de sa peau blanche et meme les paupieres de sesyeux qu'elle clignalt de temps Ii autre. Une grande couleur rouge passatt surelle, selon le souffle du vent qui venalt par la porte entr'ouverte.De l'autre cote de la cheminee, un jeune homme Ii chevelure blonde la regardaitsilencieusement. "

14 Ebd., "[oo} il revoyalt Emma dans la salle, hablllee comme ill'avait vue, et iliadeshabillait."

15 Ebd., S.167: "Pauvre petite femme I Ca ballie apres l'amour, comme une carpeapres l'eau sur une table de cuisine. Avec trois mots de galanterie, cela vousadorerait , j'en suis silT!"

16 Ebd., S.183: "[oo} mais, soit qu'elle essayat de la deganger, ou bien qu'ellerepondit Ii cette pression , elle fit un mouvement des doigts; [i.]:"

17 Ebd., S.189: "C'etait la premiere fois qu'Emma s'entendait dire ces choses; etson orguell, comme quelqu'un qui se delasse dans une etuve, s'etirait mollementet tout entier a la chaleur de se langage."

18 Vergl. LaVarende, Jean de. Gustave Flaubert, Hamburg, 2Aufl. 1986, S.9019 Ebd., S.314: "Une hardiesse infemale s'echappait de ses prunelles enflammees,

et les paupleres se rapprochaient d'une facon lascive et encourageante; - si bienque le jeune homme se sentit faiblir sous la muette volonte de cette femme quilui conseillait un crime. Alors il eut peur, et, pour eviter totu eclalrctssement, ilse frappa le front en s'ecrlant:

186 Anmerkungen

- Morel doit revenir cette nult!"20 Diebstahl ist ja eine geradezu sinnliche Form des Verbrechens, verglichen mit

der abstrakten Form des Betrugs ilber Wechselschuiden. Die Szene zeigt auch,daB Emmas Sinnlichkeit an der Abstraktheit der modernen, kapitalistischenGeldgeschllfte scheitert. Mit Diebstahl, Betrug und Liebeskomplott ist denSchuidrechnungen mit nicht vorhandenen Geldmengen nicht beizukommen.

21 Bernardin de Saint-Pierre: Paul et Virginie, Paris 1964. Zum ersten Mal er-schienen 1788.

22 Arnim, Ludwig Achim von: Armut, Reichtum, Schuid und BuBe der GrllfinDolores. Slimmtliche Erzlihlungen , Bd 1, Darmstadt 1962: Kapitel "Die GraflnDolores mitMarchese D.... Politik, Alchemie, Verftlhrung" (3Abt.5.Kap., S.246ff).

23 Sand, Georges; Questions d'Art et de Litterature. Paris 1878, s.292; zit. nachEndress, Heinz-Peter: Die Psycbologie der Ehebrecherin als kUnsterlischesProblem bei Flaubert. Diss. Tubingen 1967, S.145.

24 Vergleiche aucb Badinter, Elisabeth: L'amour en plus. Paris 1980, Deutsch:Mutterliebe, MUnchen 1981, S.61-99.

25 Flaubert, Madame Bovary, S.303: "Emma vivait tout occupee des siennes, et nes'lnquietalt pas plus de l'argent qu'une archiduchesse."

26 Ebd., S.310: "- A qui la faute? dit Lheureux en la saluant ironiquement. Tandisque je suls, abucher comme un negre, vous vous repassez du bon temps.- Ahl pas de morale!- Ca ne nuit jamais, replica-t-il.

27 Siebe auch: Dethloff, Uwe: Die literarische Demontage des bilrgerlichen Patriar­chalismus. Tilbingen 1988, S.168. Filr Dethloff ist dies ein krasser Normenver­stoB, den Flaubert zu einem Angriff auf das patriarchalische Organisations­prinzip der bilrgerlichen Gesellschaft ausweitet. Aus der Perspektive der sichaufwertenden Titelheldin erfolgt eine Annulierung des Ehemanns. "Auf dieseWeise entlarvt er Uber die Verirrungen und Unzullinglichkeiten seiner 'un­heroischen Heldin' die bourgeoise Daseinsform, die, da bis zur groteskenNegativitlit, in die Unnormalitlit umkippt. Das fUr das Burgertum des 19. Jahr­hunderts Unnormale besteht weniger darin, daB Flaubert eine burgerllcheEhebrecherin zur Hauptfigur seines Romanes macht, als vielmehr darin, daBibm deren mlinnllche Gegenspieler 1m FaIle Charles zu einer antipatriarchali­schen Jammergestalt und 1m FaIle des Apothekers zum lacherllchen und zu­gleich geflihrllchen Verteter eines skrupellosen Arrivismus geraten. Die Ent­idealisierung der welblichen Titelflgur findet also in Madame Bovary ihr Pen­dant in einer unverglelchlich radikaleren Demontage der mannllchen Gestalten."

28 Flaubert, Madame Bovary, S.125: "Mais une femme est empechee continuelle­Mento Inerte et flexible ala fols, elle a contre elle les mollesses de la chair avecles dependances de la loi."

29 Beyerle, Marianne: "Madame Bovary" als Roman der Versuchung, Frankfurt/M.1975, S.lO.

30 Ebd., S.8-13.31 Vergl. z.B. mit der Teufelserscheinung in: Chamisso, Adelbert von: Sllmmtlicbe

Werke, Bd 1, Peter Schlemihls wundersame Geschichte. MUnchen 1975,S.19-23: Der Teufel 1st blaB, devot und zaubert aIlerlei schone Dinge hervor.

32 Kohler, Erich: Gustave Flaubert. In: Das 19. Jahrhundert I und II . Vorlesungenzur Geschichte der franzOslschen Literatur. Mainz 1987, Bd II , S.75-123, S.98

33 Flaubert, Madame Bovary, S.16O: "Et elle se maudit de n'avolr pas aime Leon;[oo)."

34 Z.B. die blaue Blume der Romanitk des Novalis: Heinrich von Ofterdingen, 1802

8. Das Kind 187

35 Flaubert, Madame Bovary, S.l71 : « : Ah! tenez, dit-elle, le voila sous les halles;il salue Mme Bovary, qui a un chapeau vert. Elle est meme au bras de M.Boulanger."

36 Ebd., S.274: "Elle avalt profite de lecon de Lheureux."37 Weber, Marianne: Ehefrau und Mutter in der Rechtsentwick!ung. TIlbingen

1907, Neudruck Aalen 1971, S.325 ff.38 Sprenger, Jakob /Heinrich Institorius: Malleus maleficarwn, 1487, Deutsch:

Hexenhammer, MUnchen 1985, 3Auflage, Nachdruck der ersten deutschenObersetzung von J.W.R. Schmidt Berlin 1906, Kap.6, S.93: "[..] es gebe dreierleiin der Welt, was 1m Guten und Bcsen kein MaB zu halten weill: die Zunge, derGeistliche und das Weib, die vielmehr, wenn sie die Grenzen der BeschaffenheitObersehreiten, dann eine Art Gipfel und hOchsten Grad 1m Guten und Boseneinnehmen; [..] im Bosen aber, wenn sie von einem schleehten Geiste geleitetwerden, wodurch auch die schlechten Dinge vollbracht werden ." S.105: "Ichfand das Weib bitterer als den Tod; sie ist eine Sehlinge des Jllgers; ein Netz istihr Hen; Fessein sind ihre Hlinde; wer Gott gefllllt, wird sie illehen; wer aberein SUnder ist, wird von ihr gefangen werden. Es ist bitterer als der Tod, d.h.der Teufel. Apokalypse 6: Ihr Name ist Tod. Denn mag aueh der Teufel Evazur SUnde verfilhrt haben, so hat doch Eva Adam verleitet." S.106: "SchlieBenwir: Alles gesehieht aus fleischlicher Begierde, die bei Ihnen unerslittlich ist.SprOche am Vorletzten: dreierlei ist unersittlieh (etc.) und das vierte, dasniemals sprieht: es ist genug, nlimlich die Offnung der Geblirmutter. Darumhaben sie auch mit den Dimonen zu schaffen, urn ihre Begierden zu stillen."

39 Flaubert, Madame Bovary, S.326 f.: "Elle vit son pere, Ie cabinet de Lheureux,leur chambre la-bas, un autre paysage. La folie la prenalt, elle eut peur, etpaIVint Ii se ressaisir, d'une maniere confuse , il est vrai; car elle ne se rappelaltpoint la cause de son horrible etait , c'est-a-dire la question d'argent. Elle nesoufi'rait que de son amour, et sentalt son ime I'abondonner par ce souvenir,comme les blesses, en agonisant, sentent I'existence qui s'en va par leur plalequi salgne.La nuit tombalt, des comeilles volalent."

Anmerkungen: 8. DAS KIND

Eine ausfilhrliehe Analyse des Romans bietet: Hamann, Elsbeth: TheodorFontanes "Effi Briest" aus erzihltheoretiseher Sieht. Bonn 1984.

2 Fontane an Marie Uhse, 13.11.1895 In: Theodor Fontane, Werke, Sehriften undBriefe, Abt.IV, Bd IV, MUnchen 1982, S.503: "Es ist eine Geschichte nach demLeben, und die Heldin lebt noch, Ich erschrecke mitunter bei dem Gedanken,daB ihr das Buch - so relatlv schmeichelhaft die Umgestaitung darin ist - zuGesicht kommen konnte."

3 Fontane an Spieihagen, 21.2.1896, In: Theodor Fontane. Briefe, Zweite Samm­lung, Hrsg: Pniower, Otto und Paul Schlenther, Bd. 2, Berlin, 1-4Auflage 1910,S.378: "Die ganze Geschichte ist eine Ehebruehsgeschiehte, wie hundert anderemehr und hltte, als mlr Frau L. davon erzihlte, weiter keine groBen Eindruckauf mich gemacht, wenn nicht die Szene, beziehungsweise die Worte "Emkomm!" darin vorgekommen wiren. Das Auftauchen der Mldchen an den mitWein Oberwachsenen Fenstem, die Rotkopfe, der Zuruf und dann das Nieder ­ducken und Verschwinden machten solchen Eindruck auf mieh, daB aus dieserSzene die ganze lange Gesehichte entstanden ist. An dieser einen Szene kfinnenauch Baron A und die Dame erkennen, daB ihre Geschichte den Stoff abgab ."

188 Anmerkungen

Beide Male stilisiert sieh Fontane mehr, als daB er Auskunft gibt. Er kannvon Frau Lessing nieht gut den Satz "Em komml" gehort haben, denn Elisabethvon Plotho, spater Ardenne, wurde Else gerufen und mogllcherweise gebrauehteFrau Lessing das kurzel Betty. AuBerdem hat Fontane Elisabeth von Ardennevermutlieh Diegetroffen und kann ihren Charakter nur aus Erzihlungen kennen,Beide Male ist jedoeh von einer 'Oesehiehte' die Rede, einmal von einer wiehundert andere mehr, das zweite Mal von einer naeh dem Leben . In diesem Fallist es nieht eine abenteuerliehe Oesehiehte, sondem die Allerweltgeschichte, dieeine Beglaubigung dureh das Leben benotigt, Aber in allen wesentliehen Punk­ten hat sieh Fontane weit von der Oesehiehte der Elisabeth von Ardenneentfernt.

4 Fontane an Hans Hertz, 2.3.1895 In: Theodor Fontane, Werke, Sehriften undBriefe, Abt.IV, Bd 4, Milnehen 1982, S.430

5 Zur Oesehiehte der Elisabeth von Ardenne vergl.: Seiffert, Hans Werner: Fonta­nes "Em Briest' und Spielhagens "Zum Zeitvertreib." Zeugnisse und Materia­lien. In Studien zur neueren deutsehen Literatur Berlin 1964, S.255-300

Und die nieht wissensehaftliehe Darstellung von: Budjuhn, Horst: Fontanenannte sie "Em Briest" Darmstadt (Quadriga Verlag 1. Severin) 1985

Elisabeth von Plotho wuehs vaterlos auf und wollte Armand von Ardennenieht heiraten. Sie wird als wildes Kind, das mit Jungs spielte, besehrieben. Alssie Armand sehlie6lieh doeh nahm, war sie 17 und er 22. Armand wird alazerstreut und unaufmerksam besehrieben, von Arbeit abgelenkt . Elisabth lemteden burgerllchen Emil Hartwieh, der sich mr Volkshygiene interessierte, Malerwar und sieh bohemnienhaft gab, kennen . Ehe Emil und Elisabeth sieh zu einerSeheidung von lhren PartnerInnen durehringen konnten, hatte Armand dasKlistehen mit den Briefen Emils hinter Elisabeths Rucken aufgebroehen. ErverstieB E1isbabeth. Beim Duell wurde Emil Hartwieh getotet, Die Ehe derArdennes wurde gesehieden. Elisabth wurde Krankensehwester und fast 100Jahre alt.

6 Brinkmann, Richard : Theodor Fontane. Uber die Verbindliehkeit des Unver­bindliehen. Tubingen 1977, 2.Aufl. S.12.

7 Zit. Ausgabe : Theodor Fontane: Slimtliehe Werke. Abt.I, Bd 4, Milnehen 1963.Kap.19, S.155, in Zukunft im laufenden Text: (19/155).

8 Vergl.: Brief Fontanes an seine Frau vom 12.August 1883 In: Theodor Fontane,Werk.e, Sehriften und Briefe, Abt.IV, Bd 3, Milnehen 1980, S.280: "Das Unheil,das Lessing mit seiner Oesehiehte mit den drei Ringen angeriehtet hat , urn nureinen Punkt herauszugreifen, lst kolossal. Das 'seld umsehiungen Mlllionen' Istein Unsinn. Hoheitsaufgaben, die doeh nieht gelost werden konnen, veIWirrendie Mensehheit nur . Oanz allgemein aufgestellt sind unerfilllbare Slitze wie'liebet eure Feinde' groB und segensreleh. [..]... sowie das praktisehe Leben mrden Alltagsgebraueh danaeh eingeriehtet werden solI, geraten wir in die Nesselnund sehreien au."

9 Obltcherweise wird die erzihlerlsehe Unterdruckung des Ehebruehs in "EffiBriest" mit Fontanes Takt erklart, eine Erkllirung, die eine SelbstliuBerungFontanes eben sehr nahe legt: "[...] daB ieh in den intrikaten Sltuatlonen, derPhantasle des Lesers viel uberlasse; dies anders zu maehen wAre mir ganzunmoglich, und ieh wurde totale Dunkelheiten immer noeh einer Gasgluhbe­leuehtung von Dingen vorziehen, die, selbst wenn ihre Darstellung gegltlckt Ist(ein sehr selten vorkommender Fall), immer noeh miBglQekt wirken." (Fontanean Ernst Heilborn. 24.11. 1895, In: Theodor Fontane, Werke, Sehriften undBriefe, Abt.IV, Bd IV, Milnehen 1982, S.508.)

8. Das Kind 189

10 Wichert, Ernst: Ein Schritt vom Wege. Lustspiel in 4 Aufzi1gen. Leipzig 1876.Fontane besprach die Urauffi1hrung in der "Vossischen Zeitung" vom 30. Okt.1872. In: Theodor Fontane: SlimtlicheWerke. Aufsitze, Kritiken, Erinnerungen.Abt.III, Bd 2, Milnchen 1969, S.95-98.

11 Zu den Worten 'prosaisch' und 'poetisch': Grimm: Deutsches Worterbuch, VIIN.O.P.Q, Leipzig 1889, Spalte 1967: Poesie wird im ilbertragenen Sinn aufDinge und Verhllltnisse im Gegensatz zum Alltliglichen, Nilchternen angewandt.Spalte 2170: Prosaisch ist der Alltag im Sinne von poesie- und geistlos, trocken,jedoch nicht immer unbedingt negativ gemeint. Poetisch und prosaisch sindGegenslitze zueinander.

121m Innenhof wird Effi filr ihr Schicksal ausgestattet : Hier geschieht die Verein­barung und Vorbereitung der Ehe, hier mausert sie sich nach der Geburt ihrerTochter zur verfilhrbaren jungen Frau, hier finden ihre Verkllirung und ihrSterben statt. Doch erfahren wir den begrenzten Hof, dem sich ein nicht nliherdefinierter Park anschlieBt, keinen Moment ais Beschrinkung oder Enge. Ervertritt so sehr Effis ganzes Sein, daB ihr dort weder Gefangenschaft nochGefahr drohen, daB sie aber auBerhalb des Hofes sozusagen von sich selbstverlassen, unglilcklich werden muB.

13 Fontane an Colmar Grilnhagen, 10.10.1895 In: Theodor Fontane, Werke,Schrlften und Briefe, Abt.lV, Bd IV, Milnchen 1982, S.487 f.

14 OhI, Hubert: Melusine a1s Mythos bei Theodor Fontane. In: Mythos undMythologie in der Literatur des 19. Jahrhunderts, Hrsg.: Helmut Koopmann,Frankfurt/M. 1979, S.289-305.

Glaser, Horst Albert: Theodor Fontane: Effi Briest (1894) im Hinblick aufEmma Bovary und andere. In: Horst Denkler, Hrsg.: Romane und Erzlihlungendes bilrgerlichen Realismus. Neue Interpretationen. Stuttgart 1980, 8.367

15 Fontane an Julius Rodenberg, 9.11.1893. In: Theodor Fontane, Werke, Schriftenund Briefe, Abt.lV, Bd IV, Milnchen 1982, S.307.

16 Schuster, Peter-Klaus: Theodor Fontane. "Effi Briest" - Ein Leben in christli­chen Bildern. Tilbingen 1973, S.79 f.

17 Schuster stellt eine Verbindung her zwischen William Holman Hunts Oemlllde"The Awakening Conscience" (1853) und dem Roman "Effi Briest", derengemeinsames Motiv die gefallene Frau ist. Auf dem Bild ist ein bilrgerlichesZimmer zu sehen. Ein Mann sitzt am Klavier, eine Frau auf seinem SchoB, dieer urnfingt , wlihrend sie nach oben bllckt und die Hlinde ringt. Unter einemTisch sitzt eine Katze und zerfleddert einen Vogel. Ober dem Klavier hlingt einStich mit dem Motiv "Christus und die Ehebrecherin". Zweimal sieht SchusterBezilge zu dem Bild, einmal a1s Effi phantasiert, sich wieder auf den SchoB vonOberst Goetze zu setzen, ein andermal als Cora sich auf Crampas' SchoB setzt.Der Maler Hunt bittet in einer Bildunterschrift urn Verzeihung filr die gefalleneFrau. Diese Bitte wurde auch vom damallgen Kritiker des Bildes, Ruskin,ausgesprochen. Ruskins eigene Frau war zu dieser Zeit in einen Ehebruchs­skandal mit einem Maler verwickelt, den sie schlieBllch heiratete. RuskinsehebrUchige Frau hieB Effi. Just in dieser Zeit hielt Fontane sich in Englandauf.

18 Seiffert, Hans Werner: Zu Fontanes "Effi Briest" In: Theodor Fontanes Werkin unserer Zeit. Potsdam 1966, S.81-94, S.93.

19 Fontane an Hans Hertz, 2.3.1895. In: Theodor Fontane, Werke, 8chriften undBriefe, Abt.lV, Bd IV, Milnchen 1982, 8.430: "Auch die liuBere ErscheinungEffiswurde mir durch einen gliicklichen Zufall an die Hand gegeben; ich saBimZehnpfund-Hotel in Thale (..], a1s ein englisches Geschwisterpaar, er 20, sie 15,auf den Balkon hinaustrat und 3 Schritt vor mir sich an die Brustung lehnte,

190 Anmerkungen

heiter plaudernd und doch ernst. Es waren ganz ersichtlich Dissenterkinder,Methodisten. Das Mlidchen war genau so gekleidet, wie lch Effi in den aller­ersten und dann auch wieder in den allerletzten Kapiteln geschlldert habe:Hanger, blau und weill gestreifter Kattun, LedergUrtel und Matrosenkragen. Ichglaube, daB Ich filr Meine Heldin kelne bessere Erscheinung und Einkleidungfinden konnte r..l-"

20 La Roche, Sophie von: Geschichte des Frauleins von Sternheim, Stuttgart 1983,S.59.

21 Auf den alten Brlest, (2/18) und auf Crampas (17/135). Aber auch seinemVater hat Fontane in "Meine Kinderjahre", neben einer gewissen Frlvolitlit undFreizUgigkeit gegen junge Damen (9. Kapitel), Bonhomie zugesprochen. (SieheAnmerkungen zu "Effi Brlest", Slimtliche Werke, Tell I, Bd.4, Milnchen 1963,S.682 f.)

22 Bei anderen Romanfiguren, etwa dem alten Brlest, ist das anders: Er wird fastgar nicht von den ibn umgebenden Figuren deflnlert. Seine Reden Machen ibnunverwechselbar. Ahnlich verhlilt es sich mit Innstetten. Auf die Beschreibungseines AuBeren und seines Charakters wird wenig Text verwendet, dagegen stellter sich als ordnender, organisierender, handelnder, entscheidender und reflektie ­render Mensch im Lauf des Romans selbst dar. Effi Brlest wird von Deflnltio­nen ihres Wesens umstellt. Reflexion und eigene 'Oberlegungen werden ihr nurselten und dann nur zellenweise gestattet: (20/169:) Effi filhlt sich verloren.(24/219:) Effis 'Oberlegungen zu ihrer Schuld und (32/269:) Ihr Gefilhl derAuflehnung gegen Innstetten und (33/274 f.:) ihre Erkenntnis der Unmensch­lichkeit Innstettens werden in kurzen Passagen personal, mit erlebter Rededurchsetzt, vorgefilhrt, wlihrend Innstetten ein ganzens Kapitel zur Entschei­dung filrs Duell und die Darstellung seiner Gefilhle hat (Kap.27) und dannnoch einmal ein halbes, in dem er seinen Ausstieg aus der Gesellschaft phanta­siert (Kap.35).

23 Siehe auch AllenhOfer, Manfred: Vierter Stand und alte Ordnung bei Fontane.Zur Reallstik des burgerllchen Realismus. Stuttgart 1986.

Manfred Allenhofer lieB mir durch seine Darstellung des vierten Stands inFontanes Werk deutlich werden, daB Fontane den ibm fremden vierten Standala Blld darstellt. (Vergl , Die Schllderung von Arbeitern vor einer Fabrlk in"Irrungen und Wirrungen") (S.27) Das hliBlich Proletarische wird zum Genreverkllirt (S.36) und soziale Realltlit entschlirft (S.29). Genre bedeutet Ordnungund Zusammenklang mit der Natur (S.40). Entmenschlichte Arbeit, Krach,Dreck, Mechanik werden nicht dargestellt.

Es lliBt sich nun fragen : GUt auch filr das "BUd des frischesten Lebens" aladas Effis Mutter Effi wahrnimmt, was AllenhOfer an Fontanes Darstellungsweisedes 4.Stands zu zeigen versucht? 1st ein Hinweis auf die verborgene, falscheSehweise der Romanfiguren ablesbar? Erkennen wir, warend die Mutter ihreTochter ala Naturkind sieht, ais LeserInnen die Beschrlinktheit der miltterlichenWahrnehmung? Eine Desillusionierung durch einen auktorlalen Kommentarfindet bier nicht statt, so wie Allenhofer sie bel der Beschreibung der erblirmli­chen Hiltte Lenis in "Irrungen und Wirrungen" gleich zu Anfang erkannt hat.Ich vermute, daB Fontane selbst dem Glaub en erliegt , seine Heldin sel vollerLeben und Natilrlichkelt; denn es gibt keinen Erzlihlerkommentar, der dieseAuffassung widerlegt .

24 Fontane: Slimtliche Werke . Abt I, Bd 4: Effi Brlest, Kap.l0, S.84: "l..] Erzlihlemir das Wirkliche. Die Wirklichkeit kann mich nicht so qualen, wie MeinePhantasle."

8. Das Kind 191

25 Beirn Einzug irn Haus in Kessin ist Effi "gebannt", "geblendet" und "uber­rascht" (6150) . Zwei Mal werden AuBerungen oder Tlltigkeiten mit den Wortenabgebrochen "aber ehe" (S.49150). Effi kommt nicht dazu, sich alles in Rubeanzuschauen, und schlieBlich setzt sie sich "ohne Besinnen" (S.51) auf einkleines Sofa. Danach steht sie ganz irn Bann des Hauses und seines Spuks bishinein ins 19. Kapitel, da sie wiederum unter "Zauberbann" endlich von Cram­pas verfUhrt wird. Besinnungslosigkeit und Gebannt-sein sind wesentlicheMomente, die Effis Geschichte bestimmen, indem sie ihr die Aktivitllt aus derHand nehmen. 1m ubrigen steht seit "Wally, die Zweiflerin" Besinnungslosigkeitund ein niedriges Selbstreflexionsniveau den Heldinnen gut an.

26 Clarissas Mutter war nur von Mitleid gepragt und stand deshalb nicht zu denMaBnahmen ihres Gatten gegen ihre Tochter. In Lessings "Emilia Galotti"betreibt aber zurn Beispiel die Mutter die Bekanntschaft ihrer Tochter mit demFursten hinter dem Rucken ihres Gatten und wird daf(1rauch von ibm als "eitle,tOrichte Mutter" beschimpft (II/4) . Auch das Lustspiel der Gottschedin "DiePietisterey irn Fischbeinrocke; oder die doctormllBige Frau" (1736) behandeltdie Mutter als Agentin des falschen ehepolitischen Ehrgeizes: Sie betreibt dieHeirat det Tochter mit dem falschen Mann (einem Junker irn Dienst einesPietisten), vor der nur der heimkehrende Vater sie retten kann. Damit endenaber auch schon die Beispiele der Mutter als Agentin des Bosen. Meist spieltdie Mutter eine so geringe Rolle, daB sie getrost tot sein kann. Andererseitswird dann aber auch die Mutterlosigkeit der Heldin, die in jedem Fall einZeichen fUr eine nicht ganz intakte Familie ist, als mogliches ungluckforderndesMoment vermerkt : z.B. wieder Lessing, "Miss Sara Sampson" (IV11): Sara siehtsich als Muttermorderin und beklagt die mangelnde Erziehung zur Moral. Abergerade diese Hoffnung auf mutterliche Moral entspricht nicht dem patriar­chalischen Grundgedanken all dieser Werke nach dem Modell Clarissa: alleinder Vater ist fUr die Erziehung seiner Tochter zum absoluten Gehorsam da. DieMutter gilt als zu weich. (VgI. auch: SchUcking, Levin L.: Die puritanischeFamilie in literar-soziologischer Sicht. Bern, MUnchen, 2. Auflage 1964, S.86:Die Mutter solI Stellvertreterin des Gatten gegenuber kleinen Kindem sein. Siefindet in Biographien kaurn Erwahnung.)

27 In Friedrich Hebbels bUrgerllchem Trauerspiel "Maria Magdalena" (1844)belUgt die Tochter ihren Vater. Die Tochter Klara wurde von einem jungenSchreiber ohne Arbeit geschwllngert und leugnet es gegen den fortgesetztenVerdacht des Vaters, der mit Selbstmord fUr diesen Fall droht. Also bleibt ihrim Stuck, urn nicht Vatermorderin zu werden, nur die Alternative SelbstmOrderinund Kindsmorderin zu werden. Sie sturzt sich in den Brunnen. Die Tragodieereignet sich aber nur, well sie annehmen muB, daB ihr Vater, anders als andereVllter, seinen Selbstmordschwur halten wird, also ehrempflndlicher und sturersein wird als alle andern Vllter von gefallenen Tochtern. Klara ist nicht mehr dieHeroin, die vllterliche Ehre so verinnerlicht harte, daB sie sie zu ihrer eigenenmachte und sich mit dem heroischen Gestus der gekrllnkten Unschuld selbsttotete, sondern das angstliche Opfer, das mit Lugen das Ungluck solangeabwenden Will, bis es unausweichlich geworden ist. 1m 19. Jahrhundert verliertdie ungluekliche Heldin ihre hero ische Starke , die sich irn wesentlichen an derWahrheitsliebe festmachen IIlBt und dadurch erweist.

28 In Fanny Lewalds "Clementine" (1843) verbietet der vllterliche Ehemann seinerjungen Frau geradezu, ibm zu gestehen, daB sie einen anderen Mann geliebthat , urn sich selbst von rnoglicher Eifersucht auf den andern freizubalten. Sienimmt davon Abstand, ihrem obligatorisch abwesenden Gatten brieflich dieAffare zu gestehen, urn Ihm Unruhe zu ersparen: "Was konnte die Foige von

192 Anmerkungen

diesem Briefe sein? Sie nahm ihrem Gatten seine Zuversicht, sie zwang ibn zueinem Argwohn, der ibn selber demutigen muBte, und sie stellte sich ibm als einOpfer, als ein Muster von Entsagung gegentiber, nachdem sie eben nur ihrePllicht gethan hatte." (Lewald, Fanny: Clementine. Auf roter Erde. Berlin,2Aufl. 1872, S.142 f.) Die Pflicht der unglucklichen Ehefrau ist es, die seelischeRuhe ihres Gatten zu bewahren. Auch wenn sich Clementine in diesem Fall derVerzeihung ihres Mannes sicher sein kann, darf er, urn nicht reagieren zumussen, von den Lebensinteressen seiner Frau nichts erfahren. So bleibt dieburgerliche Ehe zwischen vateriichem Gatten und kindlicher Frau als Prolonga­tion des Patriarchats im Sinne eines ewigen sozialen Friedens erhalten. DerAnblick solcher Konstruktionen zur Bewahrung der Ruhe, erweckt den Ver­dacht, daB allein die Verschwiegenheit der Frauen den Frieden garantiert. DieKenntnis weiblicher Interessen wird solange vermleden, wie es geht. Geht esnicht mehr, erscheint die Verschwiegenheit als Lilge und darnit als typischweibliches Verhalten kritikwilrdig und verachtlich . Die Verschwiegenheit er­scheint in tragischen Varianten des Ehebruchromans, also, wenn der Ehebruchvollzogen wird, als Element del" weiblichen Schuld auf dem Weg in ihr Ungltick.In Lewalds Roman dagegen wird sie zur lobenswerten Passion der Heldin .

Zu Fanny Lewald vgl. auch: Mohrmann, Renate: Die andere Frau. Emanzi­pationsansatze deutscher Schriftstellerinnen im Vorfeld der Achtundvierziger-­Revolution. Stuttgart 1977, Kap.4: Die Emanzipation zur Arbeit, S.118-140

29 Zum Beispiel in der Dbersetzung der "Madame Bovary" von Arthur Schurig ,Insel TB 1976, 1. Aufl. (revidierte Fassung von 1919) S.127: "Ein Weib liegt antausend Ketten." des franzosischen Originals, Oeuvres completes de GustaveFlaubert, Tome I. Paris 1971,2/3, S.125: "Mais une femme [..l-"

30 Vergl.: Brinkmann, Richard: Theodor Fontane. Uber die Verbindlichkeit desUnverbindlichen. Tilbingen 1977, 2Aufl. S.88 f.

31 Fontane: Noch einmal Ibsen und seine "Gespenster". In: Werke, Schriften,Briefe. AbU, Bd 2. MUnchen 1969, S.714: "Unsere Zustlinde sind eln historischGewordenes, die wir als solche zu respektieren haben. Man modle sie, wo sieder ModIung bedurfen, aber man stulpe sie nicht um. Die grtlBte Revolutionwurde es sein, wenn die Welt, wie Ibsens Evangelium predigt, uberelnkame, anStelle der alten, nur scheinbar prosalschen Ordnungsmachte die freie Herzens­bestimmung zu setzen. Das ware der Anfang vom Ende. Denn so groB undstark das menschliche Herz ist, eins ist noch groBer: seine Gebrechlichkeit undwetterwendische Schwache."

32 Fuchs-Sumiyoschi, Andrea: Orientallsmus in der Literatur. Hildesheim u.a.1984, S.4,50,82.

33 Das Komische oder Lacherliche ist so etwas wie das Schreckgespenst der Eheder Innstettens. Der Altersunterschied an sich kann schon zum SchmunzelnAnlaB gegeben. DaB etwas lacherlich erscheinen konnte, ist ein von Innstettenoft vorgebrachtes, von Effiwiederholtes Argument gegen jede Veranderung ihresVerhaltnisses zueinander. Auf Effis Angst , allein gelassen zu werden, antwortetInnstetten: "Ich bin ein Mann im Dienst , ich kann zum Filrsten oder auch zurFurstin nicht sagen: Durchlaucht, ich kann nicht kommen, meine Frau ist soallein, oder meine Frau furchtet sich. Wenn ich das sage, wilrden wir in einemziernlich komischen Lichte dastehen, ich gewiB, und du auch." (10178) Effi, beiihrem Aufstiegsehrgeiz gepackt, gegen den sie keine eigene definitorische Machthat, gibt ibm listig resigniert recht und kokettiert mit ihrem Ehrgeiz (ebd.). EineGegenwehr gegen das Verdikt des Lacherlichen erubrigt sich in jedem Fall. Dasfunktioniert auch ein zweites Mal, sofort nach diesem Gesprach, als sie vor­schlagt, das Haus zu wechseln. Wieder ist ihre Furcht kein Argument gegen das

9. Das Selbst 193

der Lllcherlichkeit: "Dann bin Ich verloren, Effi . Von solcher LAcherlichkeitkann man sich nie wieder erholen." (l0/80), sagt Innstetten. Nlmmt man an,daB der Chinesenspuk fUr die Angst des Gewissens steht, der Versuchung zuerliegen, fUchtet sich Em also vor ihrer VerfUhrbarkeit. So entsteht lm Zusam­menhang mit dem Lllcherlichen die Aussage, daB eine Frau, die sich vor ihrereigenen VerfUhrbarkeit fUrchtet, slch gesellschaftllch unmoglich Macht. Und elnEhemann darf keine MaBnahmen treffen, die diese Furcht berllcksichtigen.Spllter gebraucht Fontane wieder eine Formulierung, die an diese Stelle erinnert:Effi erkennt: "Effi, du blst verloren." (20/169) Wer an den Spuk glaubt und ihmErfUllungsmacht elnraumt, macht sich nicht nur offentlich llicherlich, sondem istauch verloren. An Lllcherlichkelt erinnem, helBt Immer, einen Zustand zuzementieren, eine Losung abwehren. Das Argument der Lllcherlichkeit dientImmer dazu, Innstettens Verhalten zu rechtfertigen. (Vgl. auch 15/120, dasGesprlich Effis mit ihrem Vater , warum Innstetten sie nicht besuchen kommt).

34 Fontane an Clara KUhnast. 27.10.1895, In : Werke, Schriften, Briefe. Abt.4, Bd4. MUnchen 1982, S.493 f.

Anmerkungen: 9. DAS SELBST

Ich zitlere in der Foige in eigener Ubersetzung aus der Ausgabe: Kate Chopin:The Awakening . New York. 1981. Hier: kapitel I, S.2, in Zukunft: (1/2). Alsdeutsche Ausgabe lag mir vor: Kate Chopin: Das Erwachen. Reinbek belHamburg.2Aufl.1980.

2 Siehe auch: Seyersted, Per: Kate Chopin. A Critical Biography. Baton Rouge,London, 1969, 2Auf1.l980, S.152.

3 Kate Chopin: The Awakening . New York. 1981, S. 117: "The Touch of the seais sensuous, enfolding the body in its soft, close embrace."

4 Keine andere Heldin stirbt so selbstherrlich: Faustines Tod wurde vom ver­stllndnislosen Ehemann berichtet und von einer Erzlihlerin padagoglsch kom­mentiert: Die t1brig geblieben sind, wissen Leben und Tod zu werten. EmmaBovary stirbt unter Aufslcht einer Relhe von Menschen, ohne slch nochartlkulieren zu konnen. Ihr Tod wird mit medizinischen Details abgehandelt, diesle zuglelch entmenschlichen und objektlvleren. Dann wird ihre Geschichteabgeschlossen vom sterbenden Charles , der als schuldloser und gutmUtigerTolpel unser Mitield erregt, also unsere Emotlonen bindet. Effi Briest wiederumstirbt geborgen lm Haus der Eltem und erkennt sterbend die Gerechtigkeit ihresSchicksals an: Ihre sie verkllirende Resignation aus der Geschichte I11Bt dieEltem unbeschadet zurilck und gestattet ihrem Vater das SchluBwort, mit demer die Verhliltnisse als undurchschaubar und unwandelbar festschreibt (Briestgebraucht seine Formel "Das ist ein weites Feld" uberhaupt nur dann, wenn esum Geschlechterverhliltnisse geht).

5 Ich mochte mit meiner Verwendung des Wortes "Utopie" nicht in die Utople-­Diskussionen eingreifen. Ein Blick in die "Utopieforschung" (Wilhelm VoBkamp,Hrsg: Utopieforschung. Stuttgart 1985, 3 Bde) zeigt mir jedoch, daB es nichtilblich ist, Utople auf schwer namhaft zu machende Visionen von AutorInnen zubeziehen, die aus einem realistisch erzlihlten Werk als vage Projektion einerbesseren, aber unbekannten Welt hervorgehen. Nicht auf die Utopieforschunggrilndet sich mein Begriff vom Utopischen, sondem auf die Erzlihlung (keineGattungsbezeichnung der Autorin) von Christa Wolf: Kein Ort .Nirgends. Berlin,Weimar 1979. S.137: "Die Erleichterung, als er die Hoffnung auf eine irdischeExistenz, die ihm entsprechen wtIrde, aufgab.

194 Anmerkungen

Unlebbares Leben. Keln Ort, nirgends.Manchmal spurt er die vertrackte Drehbewegung der Erdkugel bis In seln

lnnerstes Oebeln. Elnmal wlrd es fun Uber den Rand dieser beschrankten Kugelschleuder(n], er ahnt schon den Zugwind."

Wolf stellt die Ubersetzung des griechischen ou-topos, Nlcht-Ort, In Zusam­menhang mit dem Verlassen der Erde (also der bekannten Welt) aus demGefUhl heraus, daB es auf der Erde fUr Held und Heldln der Erzahlung (Kleistund Gunderrode) keinen Ort und kelne Mogllehkeit glbt, zu leben. Die Utopleals Gegenentwurf zum unertrligllchen Leben, nimmt kelne konkrete Gestalt an,blelbt dunkel und auf die Andeutung elner Grenzauflosung zwischen denMenschen beschrankt (ebd.). Auf kelnen Fall geht es hier um den Entwurf elnesidealen Staatsystems oder gesellschaftllcher Totalltat. Das Ideal des unbekann­ten anderen und schoneren Lebens bleibt vielmehr als vages, ungestaltetesHumanitlitsideal fast vollstllndig (bei Chopin eben vollstllndig)verborgen. Utopia1st unbekannt, unerrelchbar. Davor steht der Tod; den Kleist und GUnderrodedurch eigne Hand fanden und den auch Choplns Heldln Edna flndet. DieUtopie liegt jenseits des Todes.

6 Chopin: The Awakening, S.49: "'How many years have I slept?' she -Inquired.'The whole island seems changed. A new race of beings must have sprung up,leaving only you and me as past relics. How many ages ago did MadameAntoine and Tonie die? and when did our people from Grand Isle disappearfrom the earth?'"

7 An anderer Stelle (23/93) erflndet Edna zum Tischgespriich die Geschichteelner Frau, die elnes nachts mit Ihrem Gellebten lm Boot auf dem Meer ver­schwlndet. Das Motiv zeigt den romantischen Anteil elner elnsamen Zweisam­keit und unendlichen Liebe, den die Visionen des Erwachens auch haben.Wasser 1st auBerdem Uberhaupt ein traditlonelles Selbstmordelement.

8 Chopin: The Awakening, S.152: "The foamy wavelets curled up to her whitefeet, and coiled like serpents about her ankles. She walked out. The water waschlll, but she walked on. The water was deep, but she lifted her body andreached out with a long, sweeping stroke . The touch of the sea Is sensuous,enfolding the body In Its soft, close embrace."

9 Freudianer interpretieren da gem die RUckkehr in den Uterus hineln. Seyersted,Per: Kate Chopin. A Critical Biography. London u.a. 1969,1980, S.151.

10 Der Roman endet mit Klndheltserinnerungen, die slch auf Gerliusche undGerUche bezlehen: "She heard the barking of an old dog that was chained tothe sycamore tree. The spurs of the cavalry officer clanged as he walked acrossthe porch. There was the hum of bees, and the musky odor of pinks fllled theair."

11 Hundert Jahre zuvor hat Goethe in "WIlhelm Melsters Lehrjahre" (1795/96)das Selbst als offentllch wahmehmbare Harmonie von personllchem Sein undSchein, nlimlich adliger Bildung und bUrgerlichem Besltz definlert (5.Buch,3.Kap.) Danach konnte ein BUrgerlicher, der zwar Besltz hat aber keine offent­lichen Manieren, eben nur in der korperllchen und gelstlgen Ausblldung zumSchauspleler zu selnem Selbst flnden, Das Selbst ist so in einen gesellsehafts­offentlichen Raum gestellt und bedeutet personllche Ausbildung zur Harmonleund gesellschaftllchen Rolle. Dagegen fUhrt Ednas Suche nach dem Selbstsogleich aus gesellschaftllchen BezUgen hinaus, In die sle nicht wieder zuruckzu­kehren trachtet. Es ware zu untersuchen, ob der Unterschled in Ziel und Endeder Selbstsuche auf dem ElnfluB der Romantlk beruht oder darauf, daB Frauenund Mlinner slch in bezug auf Offentlichkelt unterschledlich deflnieren undbewegen.

9. Das Selbst 195

12 Chopin: The Awakening, S.IOI : "He stood close to her, and the effrontery inhis eyes repelled the old, vanishing self in her, yet drew all her awakeningsensuousness."

13 Ebd., S.86: "'[..] She's odd, she's not like herself. [..l'"14 Ebd., S.86: "'[..] Her whole attitude - vtoward me and everybody and everything

- has changed. You know I have a quick temper, but I don't want to quarrel orbe rude to a woman, especially my wife; yet I'm driven to It, and feel like tenthousand devils after I've made a fool of myself. She's making it devilishlyuncomfortable for me,' he went on nervously. She's got some sort of notion inher head concerning the eternal rights of women ; and - you understand - wemeet in the morning at the breakfast table.'''

15 Ebd., S.142: "'Something put into my head that you cared for me; and I lost mysenses. I forgot everything but a wild dream of your some way becoming mywife.' [..] 'Religion, loyality, everything would give way if only you cared.' [..]'Oh! I was demented, dreaming of wild, impossible things, recalling men whohad set their wives free, we have heard of such thlngs.?'

16 Ebd., "You have been a very, very foolish boy, wasting your time dreaming ofimpossible things when you speak of Mr. Pontellier setting me free!·I am nolonger one of Mr . Pontellier's possessions to dispose of or not. I give myselfwhere I choose. If he were to say, 'Here, Robert, take her and be happy; sheIs yours,' I should laugh at you both."

17 Faustine, die doch auch weltgehend ihre elgenen Anslchten ausspricht, w1rd amSchluB von der Wortgewalt ihres VerfUhrers zur Ehe Uberwliltlgt. In selner Dar­stellung erscheint sie dann als eine, die fUr die UnterdrUckung dankbar 1st undkeine elgenen Worte mehr findet , um die Krankung in der Ehe zu formulleren.Em Briest besitzt Uberhaupt keine elgene Sprache, sle wird immer nur durchandere definiert, elgene AuBerungen stammen von anderen.

18 Schon im 3. Kapltel hat Pontellier, einfach und okonomlsch denkend, die Rolleder Frau im System der Arbeltstellung festgelegt, S.7: "If it was not a mother'splace to look after children, whose on earth was It? He himself had his handsfull with his brokerage business. He could not be in two places at once ; makinga living for his family on the street, and staying to see that no harm befellthem." FUr Edna 1st Hausarbeit aber unbefriedigend, keine vernUnftlge Tlitig­kelt , aus der sie eln gutes GefUhl gewonne (17168: "Once she went to her roomand studied the cookbook during an entire evening, finally writing out a menufor the week, which left her harassed with a feeling that, after all, she hadaccomplished no good that was worth the name.") Der Ehemann konstruiert einBUd von seiner Frau und seiner Ehe nach eigenem Verstlindnls, ohne heraus­flnden zu wollen, wie seine Frau ibn erlebt. Das w1rd auch bel einem Streit zuAnfang des Romans deutlich: Er 1st split nachts, angeregt vom Spiel, nachHause gekommen, hat Edna aus dem Schlaf geweckt und muB feststellen, daBsle seiner Redelust nlcht recht begegnet. Bitter konstatiert er (3/6): "Hethought It very discouraging that his wife, who was the sole object of his exi­stence, evinced so little interest in things which concerned him, an valued solittle his conversation."

19 Chopin: The Awakening, S.106: "[..]; but whatever came , she had resolved neveragain to belong to another than herself. " .

20 Ebd., S.105: "Instinct had prompted her to put away her husband's bounty incasting off her allegiance.

21 Ebd., S.42: "She was blindiy following whatever impulse moved her, as If shehad placed herself in allen hands for direction, and freed her soul ofresponsibility."

196 Anmerkungen

22 Ebd., S.124: "There was with her a feeling of having descended in the socialscale, with a corresponding sense of having risen in the spiritual. Every stepwhich she took toward relieving herself from obligations added to her strengthan expansion as an individual. She began to look with her own eyes; to see andto apprehend the deeper undercurrents of llfe. No longer was she content to'feed upon or-inion' when her own soul had invited her."

23 Ebd., S.69: 'She was seeking herself and finding herself in just such sweet,half-darkness which met her moods. But the voices were not soothing thatcame to her from the darkness and the sky above and the stars. They jeeredand sounded mournful notes without promise, devoid even of hope."

24 Ebd., S.92: "[..) and noted a subtle change which had transformed her from thelistless woman he had known into a being who, for the moment, seemed palpi­tant with the forces of live. Her speech was warm and energetic. There was norepression in her glance or gesture. She reminded him of some beautiful, sleekanimal waking up in the son."

25 Ebd., S.104: Sie trinkt den Schnaps aus einem Glas wie ein Mann. ("She drankthe liquor from the glass as a man would have done.")

26 Ebd., S.48: "She looked at her round arms as she held them straigth up andrubbed them one after the other, observing closely, as if it were something shesaw for the first time, the fine, firm quality and texture of her flesh."

27 Hier deutet sich etwas an, das in feministischen Kreisen nach 1975 als Akt derweiblichen Wiederherstellung oft betrieben worden ist: die mlnutiose Selbst­besichtigung des weibllchen Korpers unter AusschluB des mlinnllchen Bllcks.Die Selbstbesichtigung hatte den Sirm, den von Milnnem als erotisches Objektentfremdeten weiblichen Korper sich selbst wieder anzueignen.

28 Chopin: The Awakening, S.122: "She looked down, noticing the black line of hisleg moving in and out so close to her against the yellow shimmer of her gown."

29 Ebd., S.130: "She found in his eyes, when he looked at her for one silent mo­ment, the same tender caress, with an added warmth and entreaty which hadnot been there before - the same glance which had penetrated to the sleepingplaces of her soul and awakened them."

30 Ebd., S.151: "The children appeared before her like antagonists who had over­come her; who had overpowered and sought to drag her into the soul's slaveryfor the rest of her days.H

31 Ebd., S.24: "Their absence was a sort of relief, though she did not admit this,even to herself. It seemed to free her of a responsibility which she had blindlyassumed and for which fate hat not fitted her."

32 Ebd., S.147: "The trouble is,' sighed the Doctor, grasping her meaningintuitively, 'that youth is given up to iliusions. It seems to be a provision ofNature; a decoy to secure mothers for the race. And Nature takes no accountof moral consequences, of arbitrary conditions which we create , and which wefeel obliged to maintain at any cost.'"

33 Ebd., "'(..) But I don't want anything but my own way. That is wanting a gooddeal, of course, when you have to trample upon the lives, the hearts, the preju­dices of others - but no matter - stili, I shouldn't want to tample upon the littlelives. Ohl I don't know what I'm saying, Doctor. [..l'"

34 So lihnllch urtellt auch ein Rezensent. FUr ihn beweist Robert Stlirke, der Ver­suchung zu widerstehen, wlihrend Edna zu schwach ist, auch nur an BuBe zudenken. The Dial 27, 1.8.1899. In: Kate Chopin: Das Erwachen (Anhang).Frankfurt/M. 1978,8.193.

35 Kate Chopin: Das Erwachen (Anhang). Frankfurt/M. 1978, S.206.

10. Der patriarchalische Roman

Anmerkungen: 10. DER PATRIARCHALISCE ROMAN

197

In dem Roman "Lydia" von Louise Aston (Magdeburg 1848) wird die reineWeiblichkeit einer Frau gerade von ihrer absoluten Asexualitat abhangig ge­macht . Ein Idealist , der nach der reinen Weiblichkeit sucht, well er von einerFrau betrogen wurde, heiratet Lydia, die uber Sexualitlit und ihre Geschlecht­lichkeit nicht im mindesten aufgeklart ist. Er testet ihre Naivitlit durch Entbalt­samkeit im Ehebett solange aus, bis er seine eigene Leidenschaft nicht mehr be­herrschen kann, Nach seiner Vergewaltigung wird sie wahnsinnig und gelangterst wieder zu BewuBtsein, als sie die Leiche ihres Gatten erblickt , der ilberihrem gemeinsamen toten Kind Selbstmord begangen hat. Der Roman endet indem Moment, da Lydia gemeinsam mit einer emanzipierten Frau nach Italienreist.

2 Bronfen , Elisabeth: Die schone Leiche. Weiblicher Tod als motivische Kon­stante von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis in die Moderne. In: Weiblichkeitund Tod . Hrsg: Berger, Renate / loge Stephan, 5.87-115, S.103: "Als Objektder Begierde, das die Stabilitlit der Welt des Betrachters wiedergeben und sobestatigen soll, ist sie bereits zu Lebzeiten eine Halbtote; wehrt sie sich gegendiese Art der Verdinglichung, so wird sie mit dem Tod bestraft."

Das Zitat bezieht sich auf die Rollen, die Tess (Hardy, Thomas: "Tess of thed'Urbervilles") fUr ihre Farnilie, ihren Vergewaltiger und den PastorensohnClaire spielen muB, kann aber genauso gut fUr mein Thema gelten. Bronfenstellt dar, daB der Tod von Frauen in der Literatur 1. eine poetische Funktionhat , indem die lebendige Frau per Kunstwerk in den Tod ilbergefiihrt wird,damit Autor und Leser von ihr Besitz nehmen konnen, 2. ein Pleonasmus Ist,well sie als Objekt der Begierde zurn Ding degradiert und zur Regungslosigkeitverdammt , bereits tot ist und , nach einer kurzen Phase des Ausbruchs insLebendige, wiederum dem Tod zugefilhrt werden muB, urn dem Mann sicher zusein (Anna Karenina, Carmen) und 3. aber auch ein Widerspruch in sich, indemdie Frau literarisch als Medium eingesetzt wird, urn mit dem Reich des Todesin Verbindung zu treten und damit die Position des der GesellschaftsordnungEntgegengesetzten auch Gefll.hrlichen. vertritt .

Die lebendige Frau wird in der und durch die Llteratur getotet. Sle erstarrtzum Bild, sie verhlilt sich regungslos, sie ist passiv, sie ist das Objekt der Erzah­lung, ohne Macht ilber ihre Geschichte, sie muB sterben, wenn sie dieFarnilienordnung chaotisiert hat.

3 Z.B.: Ernest Feydeau: Fanny. Paris 1858. Der icherzlihlende Liebhaber meint,nachdem Fanny ibn mit ihrem Gatten betrogen hat, an ihrem Totenbett zusitzen. (Kap 72) Zilrich 1974, S.203

4 Fontanes "Mathilde Mohring" erzahlt zwar die Geschichte einer scheiterndenEhe, doch scheitert sie nicht am Trennungswillen der Heldin, sondern am Toddes Gatten. Der ermoglicht Mathilde immerhin eine eigene Berufstatigkeit alsLehrerin, nachdem sie zunlichst ilber ihren Gatten versucht hatte, als Burger­meistersgattin Politik zu machen.

5 Zurn Beispiel: Goethe: Die Leiden des jungen Werthers (1714)6 Es gibt durchaus naive Erzlihler. Etwa das erlebende Ich im "Lazarillo de

Tormes" (1554) ist naiv. Und auch viele Szenen im "Simplicissimus" (1668) vonGrlmmelshausen leben von der Naivitat des erlebenden Ichs. Die schmerzhaftenErfahrungen und Betrilgereien werden jedoch von einem erzllhlenden Ichvorgetragen, das dem erlebenden an Kenntnissen ilberlegen ist , Grlmmelshausenkommentiert die Abenteuer seines Simplicius mit rellgiosen Oberlegungen.Mateo Alemans "Guzman de Alfarache" (1599) erzlihlt deutlich im Rilckblick

198 Anmerkungen

des alten, weisen und zur siihne bereiten Mannes seine Schelmereien. Auch im"Trutz-Simplex", den Lebensbeschreibungen der Schelmin Courasche (1670)erzlihlt die Heldin rilckblickend in einer Generalbeichte ihr Leben. Von derEntwicklung einer Figur, die uber sich selbst berichtet und von der Naiven zurErfahrenen wird, erzahlt auch Defoes "Moll Flanders" (1722) in ihrer Lebens­beichte .

Die Perspektive des naiven erlebenden Ichs auf ein Geschehen ist sehrselten. Da ist Calvinos "11 sentiero dei nidi die ragno." (Wo die Spinnen ihreNester bauen) (1945) schon etwas besonderes, well hier konsequent aus derPerspektive des kindlichen HeIden erzlihlt wird.

7 Es ware zu uberlegen, ob sich die Konstruktion nicht eigentlich gegen diejungen Manner richtet, die dem Patriarchen die Macht und Verfilgungsgewaltuber Frauen streitig zu machen drohen. Schon Richardsons "Clarissa" enthaltHinweise auf eine beabsichtige Verunglimpfung der Herrschaft junger Manner:Der Sohn des Hauses Harlowe ubt seine von der Vaterherrschaft abgeleiteteMacht ebenso libel aus, wie der jugendliche Verfiihrer und Kontrahent desPatriarchen. Die Frau, die Romanhelin, ware dann als Streitobjekt im Macht­gerangel zwischen Alter und Jugend eine Nebensache .

Anmerkungen: 11. MODELLE DES MODELLS

Siehe: Brown, Herbert Ross: The Sentimental Novel in America 1789-1860. NewYork 1959.Z.B.: ein mexikanisches Comik-Heft, in dem vom Ehebruch einer blondenEhefrau mit einem blonden jungen Mann erzahlt wird. Die Frau erkennt nacheiner Reise mit ihrem Geliebten auf einem Schiff ihre Schuld, fallt uber Bordund ertrinkt. Cuerpos y almas, Lo que no pudo ser... Mexico D.F. Ano I, enero11, 1989.

2 Ebd., S.35.3 Ebd., S.122, z.B.: Foster, Hannah: The Coquette. In: The Power of Sympathy,

William Hill Brown and The Coquette , Mrs. Hannah Foster, Hrsg: William S.Osborne, New Haven, Conn. 1970 by College an Univerity Press Services.S.131-272, L(etter) 35, S.186: "I write a line at Mrs. Richman's request, just toinform you, Eliza, that yesterday that lovely and beloved woman presented mewith a daughter."

4 Foster, Hannah: The Coquette. In: The Power of Sympathy, William Hill Brownand The Coquette, Mrs. Hannah Foster, hrsg: William S. Osborne, New Haven,Conn. 1970 by College an Univerity Press Services. S.131-272, L 23, S.165:"After these encomiums, will you permit me to say there is an air of gaiety inher appearance ans deportment which savors a little of coquetry."

5 Ebd., L 19, S.161: " - this is a second Lovelace."6 Ebd., L 29, S.I77 : '''A reformed rake/you say, 'makes the best husband' - a

trite, but a very erroneous maxim, as the fatal experience of thousands of oursex can testify."

7 Ebd., "You cannot anticipate sincere and lasting respect from them. They havebeen so long accustomed to the company of those of our sexe who deserve noesteem that the greatest dignity and purity of character can never excite it intheir breasts."

8 Brown: Sentimental Novel in Amerika. a.a.O.. S.50 f.9 Hawthorne, Nathaniel: Complete Works of Nathaniel Hawthorne in 12 Volumes.

Bd.5, The Scarlet Letter. Boston 1884, S.263: "Am I mad? or am I given over

1L Die Modelle des Modells 199

utterly to the fiend? Did I make a contract with him in the forest , and sign itwith my blood? [..l" und, S. 265: "The wretched minister! He hade made abargain very like it! Tempted by a dream of happyness, he had yielded himself,with deliberare choice, as he had never done before, to what he knew wasdeadly sin."

10 Ebd., S.270: "Her face [...] was like a mask; or, rather, like the frozen calmnessof a dead womans's features; owing this dreary resemblance to the fact thatHester was actually dead, in respect to any claim of sympathy, and had depart­ed out of the world , with which she still seemed to mingle."

11 Freillch darf Pfarrer Dimmesdale heiraten. Doch ist das im Effekt in der Litera­tur das gleiche, wie wenn er enthaltsam lebte ; denn Sexualitat in der Ehe wirdab Mitte des 18. Jahrhunderts bis zum Ende des 19. Jahrhunderts fast nirgendsbeschrieben. Es ist, als wilrden verheiratete Paare keusch leben, und wenn manvom Kindersegen auf Sexualitlit schlieBen muB, so geschah sie nicht zumLustgewinn der GattInnen. Ausnahmen: Gellerts "Leben der SchwedischenGrafin von G***" (1747/48) und Ernest Feydeaus "Fanny" (1858).

12 Jane Austen: The Novels of Jane Austen. Hrsg.: R.W. Chapman, 5 Bde, 5.Bd,Northanger Abbey. 3.Aaufl. London, New York, Toronto 1933, reprint 1975,S.17.

13 Eine Regisseurfigur ist auch Hester Prynnes Ehemann in Hawthornes "ScarletLetter", ebenfalls letztlich erfolglos , denn Dimmesdale entrinnt ibm, indem ergesteht und stirbt. Regiefunktionen ilbt auch Sir Ralph in Sands "Indiana" aus:Er ist Indianas Wachter, Retter, Richter und der Erzahler ihrer Geschichte. Diebekannteste Regisseurfigur diirfte Mephistopheles in Goethes "Faust" sein.Auch Mephisto ist letztlich erfolglos, doch arrangiert er die Handlung in FaustI vollig selbst . Regiefunktionen hat auch die Turmgesellschaft in Goethes"Wilhelm Meisters Lelujahre" und ubt sie positiv und erfolgreich aus.

14 Eliot, George: The Works of George Eliot. Standard edition. Bd 13 und 14. TheMill on the Floss. Edinbugh, London, o.J., 2.Bd, ll.Kap. S.275: " A horriblepunishment was come upon her for the sin of allowing a moment's happinessthat was the treachery to Lucy, to PhIlip - to her own better soul. That mo­mentary happiness had been smitten with a blight - a leprosy: Stephan thoughtmore lightly of her than he did of Lucy."

15 Ebd., 2.Bd, 14.Kap. S.322: "The irrevocable wrong that must blot her life hadbeen committed: she had brought sorrow into the lives of others - into the livesthat were knit up with hers by trust and love. The feeling of a few short weekshad hurried her into the sins her nature had most recoiled from - breach offaith and cruel selfishness; she had rent the ties that had given meaning to duty,and had made herself an outlawed soul, with no guide but the wayward choiceof her own passion."

16 Zum Namen Bathseba: 2.Buch Samuel, Vers 11: Konig David sieht von seinemDach aus eine Frau von schoner Gestalt sich waschen. Er erfahrt, daB sieBathseba, die Frau eines seiner Krieger ist, und lliBt sie zum Beischlaf zu sichbringen. Bathseba wird schwanger. Da Ill.Bt David ihren Ehemann auf verlorenenPosten stellen, darnit er stirbt . Nach dem Tod ihres Ehemanns, IliBt DavidBathseba erneut holen und heiratet sie. In der typischen Verwechslung vonmannlichem Voyeurismus und daraus folgendem Begehren mit der Schuld derFrau gilt Bathseba als VerfUhrerin Davids. (Z.B. Farbiges groBes Volkslexikon,in 12 Bden, Mannheim 1981, 2.Bd, S.79.)

17 Hardy, Thomas: Thomas Hardy's Works , The Wessex Novels, Bd.2, Far fromthe Madding Crowd. London 1908, Kap.21, S.157: "Bathsebas beauty belonging

200 Anmerkungen

rather to the demonian than to de angelic school, she never looked so well aswhen she was angry [..]."

18 Ebd., Kap.29, S.220: "And Troy's deformities lay deep down from an woman'svision, whilst his embellishments were upon the very surface; thus contrastingwith homely Oak, whose defects were patent to the blindest, and whose virtueswere as metals in a mine."

19 Ebd., S.157.20 Ebd., Kap.26, S.201: Wieder schiebt der Verfilher die Schuld an seiner Verfilh­

rungsaktion auf die Reize der Frau: "Probably some one man on an averagefalls in love with each ordinary woman. She can marry him: he is content, andleads a useful life. Such women as you a hundred men always covet - your eyeswill bewitch scores on scores into an unavailing fancy for you - you can onlymarry one of them. [..]"

Kap.17, S.133: "Adam had awakened from his deep sleep, and behold! therewas Eve. The fanner took courage, and for the first time really looked at her."

21 Ebd., Kap.30, S.231: "Oh, how I wish I had never seen him! Loving ist miseryfor women always. I shall never forgive God for making me a woman, anddearly am I beginning to pay for the honour of owning a pretty face."

22 Ebd., Kap.51, S.415. "[..] It is difficult for a woman to define her fieelings inlanguage which ist chiefly made by men to express theirs. [..]"

23 Hardy, Thomas: Thomas Hardy's Works, The Wessex Novels, Bd.1, Tess of TheD'Urbervilles, London 1910. Kap.ll, S.88-90: Urn die Ohnmacht von Tess zukennzeichnen, legt der Verfilhrer der frostelnden Tess in Hardys erster engli­schen Buchausgabe von 1890 nicht einen Mantel urn, sondern gibt ihr Likor zutrinken. (Norbert H. Platz: Anmerkungen zum Text. In: Thomans Hardy: Tessvon den d'Urbervilles. Hrsg.: Ders. Stuttgart 1979, S.566, Anmerkung 30.)

24 Ebd., Kap.15, S.125.25 Ebd., Kap.20, S.167 f.: "She was no longer the milkmaid, but a visionary essence

of woman - a whole sex condensed into one typical form."26 Ebd., Kap.35, S.297: "He looked upon her as a species of impostor; a guilty

woman in the guise of an innocent one."27 Ebd., Kap.36, S.308: "She looked absoluty pure. Nature, in her fantastic

trickery, had set such a seal of maidenhood upon Tess's countenance that hegazed at her with a stupefied air."

28 Ebd., Kap.61, S.497: "And he ist dying - he looks as if he is dying! oo . And mysin will kill him and not kill me! [oo]"

29 Etwa zeitgieich dazu totet Innstetten den Verfilhrer seiner Frau im Duell underhalt zwar Gefangnis als Strafe, doch wird ibm die Stafe nach wenigen Wochenerlassen. Baldwood (Far from the Madding Crowd) ist, als er auf den Verfiihrer,der zugleich Ehemann Bathsebas ist, schieBt, nicht mit der Heldin verheiratet.Er wird zwar zurn Tode verurteilt, doch erhalt er Begnadigung zu lebensliing­lichem Gefsngnls.

Dieser Unterschied in der Verurteilung von Totungen durch Manner oderFrauen besteht realiter auch bis heute in der Rechtssprechung. Z.B. Am7.12.1988 wurden in Ansbach 3 Frauen zu Lebensliinglich verurteilt, weil siegemeinsam den gewaltlitigen Ehemann einer der 3 Frauen ennordet hatten .Ihnen wurde Gefilhlsklilte und Heimtiicke vorgeworfen, obgleich eine der 3Frauen auf ihrer Unschuld besteht, eine betrunken war und die dritte standlgGewalt von Mlinnern erfahren hatte . Am selben Tag wurde in Koln ein Mann,der seine Nachbarin und deren Tochter brutal ennordet hatte , zu 15 JahrenHaft verurteilt. Strafmildernd wurde ibm zu gute gehalten, daB er betrunken warund die Gesellschaft Trunkenheit duldet. (Quelle: Emma. 2/1989, Koln, S.8)

11. Die Modelle des Modells 201

Christa Reinig kommentiert in ihrem Roman "Die Entmannung" (Dusseldorf1976) S.167 die sexistische Rechtsprechung in Deutschland so: "Sie grilbelt aufihrem erhohte Sitz darilber nach, warum eigentlich es immer nur Morderlnnengibt. Es milBte doch auch Totsehlagerinnen geben, lihnlich wie bei den Man­nem, die meistens Totschlager und selten nur Marder sind. Jedenfalls vor demUntersuchungsrichter, Totschlagende Weiber gibt es scheints nicht. [..) Es istkein Mordfall. Es ist Korperverletzung im Vollzug der Selbstverteidigung. DieVerteidigerin ubemimmt den Belastungszeugen und dreht ibn urn. Sie machtibm klar, daB Menni als weibliches Wesen keinen Anspruch auf den Notwehr­paragraphen erheben kann . Das ist verfassungsbrechenderweise vom OberstenBundesgerichtshof in Karlsruhe in einer Urteilsbestatigung jilngst prlijudiziertworden."

30 Egler, Winfried: Geschichte des franzosischen Romans von den Anfangen bisMarcel Proust . Stuttgart 1982, 8.156.

31 Ebd.,8.124.32 Ebd., S.117.33 Abbe Prevost: Histoire du Chevalier des Grieux et de Manon Lescaut. Texte de

1753, siuvi des variantes de 1731. Paris 1952. S.105 f.: " - Oh cher ami! luirepondis .jes, c'est ici que je reconnais rna misere et rna faiblesse. Helas! oui,c'est mon devoir d'agier comme je raisonne! mais l'action est-elle en monpouvoir? De quels secours n'aurais-je pas besoin pour oublier les charmes deManon?- Dieu me pardonne, reprit Tiberge, je pense que voici encore un de Janseni ­stes."

34 Nievo, Ippolito : Pisana oder die Bekenntnisse eines Achzigjahrigen, Frank­furt/M. 1956, S.853: "[..) Verzeih mlr, daB ich dich immer nur auf meine Artgeliebt, daB ich dich einer unbegreiflichen Laune geopfert , daB ich in deinernLeben stets nur meine wunderlichen Einfalle verwirklicht habe .[..)"

35 Siehe Kapitel 9 dieser Arbeit . In dem Moment, wo die Frau sich andere Nor­men setzt , als die vom Ehemann gesetzten , scheint sie in Mlinneraugen unterSelbstverlust zu leiden und wird ratselhaft, Von der Art des neuen Selbstbe­wuBtseins der freien Frau wird nicht erzahlt, und kann auch, wie ich meine, inder patriarchalischen Asthetik nicht erzahlt werden.

36 Hohendahl, Peter Uwe: Empfindsamkeit und gesellschaftliches BewuBtsein. ZurSoziologie des empfindsamen Romans am Beispiel von "La vie de Marianne","Clarissa", "Fraulein von Sternheim" und "Werther". In: Jahrbuch der deut ­schen Schillergesellschaft. Hrsg.: Fritz Martini, Walter Milller-Seidel, ReinhardZeller. 16.Jahrgang, Stuttgart 1972, S.176-207, S.176 ff.

371m Dbrigen sind solche Verallgemeinerungen und Erklarungsversuche zwar ver­lockend aber auBerordentlich fragwilrdig.

38 Choderlos de Laclos: Les liaisons dangereuses . Paris 1952. L(ettre) 110, 8.259:"Le difficile ne seralt pas de m'introduire chez elle, meme la nuit, meme encorde l'endormier et d'en une nouvelle Clarisse: mais apres plus de deux rnois desoins et de peines, recourir a des moyens qui me soient etrangersl me trainerservilement sur la trace des autres , et triompher sans gloire! .., Non, elle n'aurapas les plaisirs du vice et les honneurs de la vertu *." FuBnote dazu:"*NouvelleHeloise."

39 Ebd., L 125, S.292-300 .40 Ebd., L 81, S.175: "Mais mol, qu'ai-je de commun avec ces femmes lnconslde­

rees? Quand m'avez vous vue m'ecarter des regles que je me suis prescrites etmanquer Ii mes principes? je dis mes principes, et je le dis Ii dessin: car ils nesont pas comme ceux des autres femmes, donnes au hasard, recus sans examen

202 Anrnerkungen

et suivis par habitude; Us sont le fuit de mes profondes reflexions; je les aicrees, et je puis dire que je suis mon ouvrage."

41 Berdardin de Saint-Pierre: Paul et Virginie. Paris 1964, S.185: ", Les femmessont fausses dans les pays ou les hommes sont tyrans. Partout la violenceproduit la ruse. :"

42 Hudde Hinrich: Bernardin de Saint-Pierre: Paul et Virginie. Studien zum Romanund seiner Wirkung. Milnchner Romanistische Arbeiten, Heft 4l. Milnchen1975, S.43-66, S.65: "Die Feuer-Wasser-Verbindung ist hier starker als beiVirginies niichtlichem Bad. Das Wasser lst bewegter, geflihrlicher und 'ver­fUhrerischer' als bei der Oberquerung des reiBenden Stromes . Es handelt sichhier eben urn das Meer, das einerseits mit der Zivilisation in innerer Beziehungsteht und andererseits eine Gefahrdung der Unschuld bedeutet. So ist dernackte , muskulose Matrose eigentlich nur eine Konkretisierung der gesamtenAtmosphare, die einem Generalangriff auf Virginies Unschuld gleichkommt. [..]In der Handschrift ist Virginies Tod noch klarer als Verfilhrung, [a, als ver­suchte Vergewaltigung erkennbar."

43 Vergl. auch: Heinrich von Kleist: Die Verlobung in St.Domingo. (1811) In:H.v.Kleist. Siimtliche Werke. Berliner Ausgabe. Bd.II/4. Hrsg: Roland ReuBund Peter Staengle. Basel, Frankfurt/M. 1988. Nach der Verfuhrung, einerNacht mit dem Offizier, will die junge Toni den Offizier mit ihrem Leben retten.Da sie ibn beim Eintreffen des grausamen Negers Hoango fesselt, urn ibn rettenzu konnen, glaubt er sie untreu und verriiterisch und erschieBt sie nach seinerRettung. Die Totung der Heldin besiegelt die Unvereinbarkeit der beiden (derOffizier ist ein WeiBer, Toni die Tochter eines WeiBen und einer Mulattin),straft Toni nicht nur ftlr die Silnde auBerehelicher Sexualitlit (die ihr vonHoango und ihrer Mutter verboten wurde), sondern auch fUr die der Episodevorangegangene Schuld Tonis an der Ermordung zahlreicher anderer WeiBer(die sie hat im Haus in Sicherheit wiegen milssen). Die Totung Macht aber auchdas AusmaB des Heldinnenopfers deutlich . Toni beweist ihre Liebe, indem siesich nicht nur in tOdliche Gefahr begibt, urn den Offizier zu retten, sondern sichvon ibm auch noch toten laBt. Als der Offizier ihre Treue erkennt, erschieBt ersich ebenfalls.

44 Arnim, Ludwig Achim von: Siimtliche Romane und Erzlihlungen. l.Bd. Armut ,Reichtum, Schuld und BuBe der Grafin Dolores . Darmstadt 1962. 3.Abt. 5.Kap.S.246-256.

45 Der Marchese liest dabei auch aus der "Chymischen Hochzeit Christiani Ro­senkreutz" (1616) von Johann Valentin Andreae vor, einem Verteter des or­thodoxiefeindlichen Mysthiszismus, der auf Jokob Bohmes religiose Visionenzurilckgeht und auf den Pietismus einwirkte. Damit ist bei Arnim nicht rnehr,wie noch zum Ende des 18. Jahrhunderts, der Pietismus (Schwiirmerei, Ver­innerlichung, Unmittelbarkeit zu Gott etc .) auf der Seite der Moral, sondern aufder der Amoral, lihnlich wie bei Luise Adelgunde Victorie Gottsched in ihremLustspiel "Die Pietisterey im Fischbein-Rocke, oder die doctormiiBige Frau "1736. Bei Gottsched sind es ebenfalls die Pietisten, die die Tochter zu verfuhrentrachten.

46 Ebd., 4.Abt. 5.Kap. S.329.47 Schopenhauer, Johanna: Gabriele . Milnchen 1985. S.397.48 Ebd., S.169.49 Ebd., S.238.50 Ebd., S.303.51 Lewald, Fanny: Clementine. Aufroter Erde. Neue, von der Verfasserin revidierte

Ausgabe . Berlin 1872, S.32.

12. Friedhof der Tochter 203

52 Ebd., 8.129.53 Ebd., 8.144.54 Ebd., 8.142.55 Ebd., 8.84.56 Ebd., 8.137.57 Ebd., 8.82.58 Ebd., 8.83.59 Heldinnen aus sexualisierten Eben scheinen uberhaupt nicht so leicht sterben

zu mussen, wie solche aus sterilen Beziehungen. Vergl. auch Feydeau: Fanny.Paris 1858

Anmerkungen: 12. FRIEDHOF DER TOCHTER

Zum Beispiel: Madretta, Angeles: Arrancame la vida. Mexico D.F. 1986,deutsch: Mexikanischer Tango . Frankfurt/M. 1988.

2 Vergl.: 8imone de Beauvoir: Das andere Geschlecht. 8itte und 8exus der Frau.2.Aaufl. Reinbek bei Hamburg 1987 (Paris 1949). 3.Teil, II .2: D.H. Lawrenceoder phallisches HochgefilhI. 8.219-226.

3 Jiidisches Lexikon. Ein enzykloadlsches Handbuch des jildischen Wissens in 4Bden. 2.Aaufl. Konlgsteln 1987, Bd 1, A-C: 8tlchwort "Blutsverwandten, Ebenunter".

4 Gisela Elsner mundlich am 3.3.1989 in Stuttgart. Die Heldin des Romansvergiftet sich mit Zyankali. Wie im Roman nahm auch Elsners 8chwester HildeZyankali, das sie aus der Apotheke gestohlen hatte . Wahrend das Ende desRomans, namlich der Tod der Heldin durch Zyankali, schon fesstand , bevor die8chwester sich umbrachte, richtet sich die Beschreibung des Todes der Heldinwohl nach dem tatsachlichen 8elbstmord .

5 Elsner, Gisela: Abseits. Reinbek bel Hamburg 1984,8.110.6 Ebd., 8.114.7 Ebd., 8.115.8 Bachmann, Ingeborg: Der Fall Franza. Requiem filr Fanny Goldmann . MOO-

chen 1979. Taschenbuchausgabe 1981, 8.70.9 Ebd., 8.75.

10 Ebd., 8.81.11 Ebd., 8.97.12 Ebd., 8.134 f. und 8.144.13 Ebd., 8.134.14 Ebd., 8.80.

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BIBLIOGRAPHIE

Zitierte und genannte Ausgaben der Primarliteratur

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215

REGISTER DER NAMEN, TITEL UND SCHLAGWORTE

Abseits 164Ancien Regime 11,91,92, 133, 139,

158Anna Karenina 197Armut, Reichtum, Schuld und BuBe

der Grlifm Dolores 59, 158, 179,181-186, 202

Amim, Ludwig Achim von 59, 158 f.,179, 181, 184, 186, 202, 204, 210f.

Aston, Louise 56, 57, 60, 80, 161,178, 183, 197,204

Austen, Jane 148, 149, 168, 199, 204Bachmann, Ingeborg 165 f., 203Bemardin de Saint-Pierre 155, 181,

186, 202, 204, 210Blick, siehe mlinnlicher BlickBouvoit; Simone de 203btirgerlicher Roman 9, 19CaIvinismus 18Clarissa or, the History of a Young

Lady 5, 10, 12, 20, 35-37,46, 135,146, 150, 153 f., 198, 201

153 f., 198, 201, 209Clementine 169, 191ChoderJos de Laclos, siehe LaclosChopin, Kate 60, 127, 130-132, 134,

193-196, 204, 213Clarissa (Romanfigur) 5-7 , 10-12, 14,

16, 19-38,40-42 ,46,48-51,56,61,69, 71, 72, 91, 93, 102, 114, 118,120, 121, 135-137, 140-144, 146,148, 150, 151, 153, 154 r, 158 r,164-166, 170-177, 191, 198

Corinne ou L'Italie 156Daisy Miller 147Das andere Geschlecht 203Das lebende BUd 5, 44David (biblischer Konig) 151, 163,

199Defoe, Daniel 152, 168, 198

Der Blick 5, 12, 28, 45, 56, 70, 87,88, 125, 130, 181, 184

Der Fall Franza 165, 203, 204Die Entmannung 201, 205Dolores (Romanfigur) 59, 158, 159,

179, 181, 184, 186, 202, 204, 211dritter Mann 6, 11, 70, 71, 136, 143,

150, 164Effi Briest 6, 12, 16, 58,98-121, 187­

190Ein Scbrltt vom Wege 103, Ill, 189,

206Eliot, George 149, 150, 199, 204Elisabeth von Ardenne 98, 102, 188Elsner, Gisela 164, 203Emanzipation des Fleisches 6, 53, 54,

56,58, 59Emanzipierte 13, 52, 55-60, 94, 129,

144, 161, 177, 183 197Emma (Frauenzeitschrift) 200Emma Bovary 11, 59-61,84-97, 122,

142, 143, 148, 149, 168, 183-186,189, 193

Emilia Gaiotti 9, 158, 191Far from the Madding Crowd 69,

150, 199Faustine (Romanfigur) 60, 61, 74-79,

81, 82, 84, 91, 93, 179, 182-184,195

Feydeau, Ernest 197, 199, 203, 204Flachsland, Caroline 171,Flaubert, Gustave 12, 56, 60 f.,

84-97, 111, 114, 130, 132, 134,140-142, 145, 183, 184, 185-187,192

Fontane, Theodor 12, 16, 56-59, 40,60, 98-121, 137 r, 140-142, 158,161, 184, 187-190, 192, 193, 198

Foster, Hannah 146 r, 198, 204Francke 176Franza (Romanfigur) 165, 166, 203,

204

216

Frauenemanzipation 7, 13, 38, 144,161, 178, 179, 206, 211, 214

Gabriele 159Gellert, Christian Furchtegott 175,

199,204Geschichte des Frauleins von Stem­

heim 9, 12, 39-51 , 69, 175 r, 181,184, 190, 201

Goldsmith, Oliver 177Gottsched, Luise Adelgunde Victorie

191,202,205Gr11fin Dolores siehe: Armut, Reich­tum, Schuld und BuBe derGratin Faustine 12, 63, 74-83Gutzkow, Karl 53 r, 57, 69, 82, 178,

181-183Hahn -Hahn, Ida Gr11fin 12, 56-58 ,

60, 63, 74-84, 179, 181 C., 184Hardy, Thomas 69, 150, 151, 197,

199,200Hawthorne, Nathaniel 147, 198 f.Hebbel; Friedrich 158, 191

Georg 47, 163, 165, 176Hexenhammer 96, 187Indiana (Romanfigur) 61, 63-73, 80,

93, 179-181, 184Indiana 12, 56, 58, 63-73,93, 166,199Institorius 187James, Henry 147Jansenlsmus 18, 19Jettchen Gebert 163, 205Jungdeutsch 55, 58 f. 82Junges Deutschland 177, 178Kein Ort.Nirgends. 193Kleist, Heinrich von 72, 181, 194,

202,205L'Adultera 114, 161La Curee 157La princesse de Cleves 12, 14, 168,

169Lac1os, Ambroise Francois Choderlos

de 154, 174, 201Lafayette, Madame de 12, 14-19,

114, 168, 169

LaRoche, Sophie von 9, 12, 18 f.,39-51, 66, 69, 71, 81, 106, 126,134, 138, 143, 175, 176, 205

Lawrence, David Herbert 163, 165,203

Leben der schwedischen Gr11fin vonG*** 199Les liaisons dangereuses 154, 174,201Lessing, Gotthold Ephraim 9, 98 f.,

158, 172, 175, 177, 188, 191Lewald, Fanny 55, 59, 160, 179, 191

C., 202Lucinde 54-56,66,90, 178Lydia 161, 197Madame Bovary 12, 61, 84, 96, 114,

130, 132, 133, 164, 183, 184, 186,187, 192

Madchenbildung 60Madretta 203Malleus maleficarum 187minnlicher Blick 6, 69, 70, 88, 130,

142, 156, 196Manon Lescaut 152, 153, 201, 205Maria Magdalena 158, 191Middiemarch 150Modell Clarissa 5-14, 16, 19, 36-38 ,

50, 51, 56, 72, 118, 120, 121, 135­137, 141, 146, 153, 154, 155, 157 r,163-166 C., 173, 191, 198

Mutterschaft 46, 61, 131, 159, 164Nievo, Ippolito 201Northanger Abbey 148, 199, 204Ordnung 17, 55-57, 59, 67, 68, 75,

77, 94, 97-99 , 101, 102, 104, 107,108, 114, 116-120, 128, 131, 143,144, 190

Orient 63,91, 110, 116-120Patriarchalismus, patriarchalisch 21,

87, 139, 170, 183, 186, 207Patriarchat 22, 37, 41, 114, 118, 121,

131, 136, 144, 154, 157, 165, 166,175

Paul et Virginie 69, 91, 155, 181, 186,202

Pietismus 9, 18, 46, 153, 202

Prevost d'Exiles, Antolne-Franeois152, 153, 201, 205

Puritanismus, puritanisch 9, 18, 133,136, 153, 170

Reinig, Christa 201Richardson, Samuel 10, 12, 14, 18­

38, 43, 45 f., 50 f., 70, 114, 134 r,138-140, 142, 152, 146 f., 152, 154,168, 170, 171, 173-177

Sade, Marquis de 154, 173, 206Saint-Simonismus 5, 52, 53, 55, 177,

178,213Saint-SimonistInnen 52, 60Sand, George 12, 53, 56-58, 60, 63­

73, 76, 80, 83, 84, 91 r, 94, 126,166, 178-181, 184, 186, 199

Friedrich 54, 56, 57, 66,174, 178

schone Leiche 5, 30, 32, 174, 197Schopenhauer,Johanna 159,202,206Sexualitlit 9-11, 24, 27, 34, 37, 46,

51, 52, 54-56, 59, 66, 71, 72, 76,114, 119, 122, 129, 134, 135, 138,140, 143, 144, 146, 148-151,153-155, 161-163, 166, 173, 197,199, 202, 208

Sklaverei 57, 58, 66, 131SkIavinnen 66, 68. 77Sprenger 187

Anne Louise Germaine de 53,157, 178, 206, 207

Sternheim 12, 39-51, 56, 60, 63, 66,69-71,81, 105, 114, 172, 175, 176,181, 184, 190, 201

Tess (Romanfigur) 151, 152, 197,200Tess of the d'Urbervilles 151, 197Teufel, teuflisch 11, 19, 21, 23, 25,

33, 37, 49, 59, 84, 90, 94-97, 118,119, 129, 135, 139, 142, 147, 166,186, 187

The Awakening 6, 12, 122, 125, 189,193-196

The Coquette 146, 148, 198The Vicar of Wakefield 177Tod 5, 9-12, 14-16, 18-20, 22, 24,

26, 30-32, 34, 36, 37, 43, 48-52,

217

64, 66, 69, 70-72, 74, 76, 82-84,86, 91, 97, 98, 101-104, 108, 109,Ill, 115, 116, 122-125, 128, 129,133, 135-142, 144, 146, 148-151,153-161, 164, 165, 166, 174-177,183, 187, 193, 194, 197, 199, 202,203, 207, 208

Tolstoi; Lev Nikolaevic 197Utople 92, 124, 125, 139, 193, 194Utopleforschung 193Vergewaltigung 19, 21, 24, 26, 28, 30,

34, 48, 70, 83, 102, 120, 134, 151,154, 156, 166, 174, 197, 202

Vormarz 13, 52, 53, 56, 57, 59, 144,165, 178, 179

Voyeurismus 70, 91, 199Wally (Romanfigur) 54, 69, 82, 178,

181-183, 191Wally, die Zwelflerin 54, 82, 191weibliches Bewu6tsein 82weiblicher Subtext 80Wichert, Ernst 189Wolf, Christa 193, 194Z1vil1sation 55, 56, 59, 63, 65-67, 155,

156,202Zola, Emile 82