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Annette Eickert

YnsanterPfade des Feuers

Band 2

Roman

© 2013 AAVAA Verlag

Alle Rechte vorbehalten

1. Auflage 2013

Umschlaggestaltung: AAVAA Verlag, BerlinCoverbild: Annette Eickert

Printed in Germany

ISBN 978-3-8549-0725-3

AAVAA Verlagwww.aavaa-verlag.com

eBooks sind nicht übertragbar! Es verstößt gegen das Urheberrecht, dieses Werkweiterzuverkaufen oder zu verschenken!

Alle Personen und Namen innerhalb dieses Romans sind frei erfunden. Ähnlichkei-ten mit lebenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Vorwort

Das Vorwort möchte ich als kleine Erklärung nut-zen.

Der Titel des Buches lautet „Ynsanter – Pfade desFeuers“ Teil 2. Der erste Teil ist bereits erschienenund doch ist das Ende der Ynsanter-Saga fern. Dasbedeutet, es wird weitergehen.

Außerdem möchte ich die Gelegenheit nutzen undeuch erklären, dass dieses Buch ohne jedes Vorwis-sen aus „Ynsanter – Seele des Feuers“ gelesen wer-den kann. Alles in Ynsanter ist neu.Im hinteren Teil des Buches findet ihr ein Perso-nenverzeichnis und auch einen Glossar für ein bes-seres Verständnis für die folgende Geschichte.Und euch erwartet ein kleiner Einblick in die Fort-setzung der Ynsanter-Saga.

Ich wünsche euch viel Spaß mit den Abenteuer undIntrigen in der Welt der Raukarii und Iyana!

Eure Annette Eickert

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Geboren aus den Wirbeln der Zeit,zu bringen Harmonie zwischen Chaos und Ordnung

und zu dienen der Schöpfung immerfort.

Geboren aus dem Feuer der Liebe,das der Glaube hervorgebracht,

zu erringen den Beistand und die Zuneigung.Doch verloren ist, was einst Hader erschuf,

und nun ist unbekannt der Ort.

Die Seele des Feuers ist erwacht.

Mächtige Geheimnisse führendurch Nebel und Dunkelheit,

getrieben in das Höllenreich des Augenblicks,zu lernen, was es heißt – Leben und Tod.

Die Seele des Feuers brennt.

Doch geformt muss werden,was die Unendlichkeit verlor,denn das Ende ist der Anfang,

zu führen alle gemeinsam ins Reich der Einigkeit.

Das Schwert des Feuers lebt.

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Spiegel meiner selbst

Ich, Fürst Zakar, nahm das Götterschwert Ynsanterin die Hand und fühlte Zevenaars Macht. Mein Gottwünschte die Wiedervereinigung unseres getrenntenVolkes, und ich folgte seinen Worten. Ich kehrte mei-nem Land Leven’rauka eines Nachts den Rücken. Ichverließ mein Volk, und ich verließ meine Familie.Meine Frau Patrycja, so wunderschön und erhabenwie Zanthera selbst, und meinen geliebten Sohn Mias,der den Stolz seines Vaters in sich trug. Ich habe beidenie wiedergesehen, doch die Bilder der Erinnerungen,die ich in meinem Herzen trage, kann mir niemandnehmen. Sie mögen im Reich der Ewigkeit längst ih-ren Frieden gefunden haben, ich fand den meinen je-doch bis heute noch nicht wieder.Ich, der Fürst der Raukarii, ich, der Nachfahre von

Zevenaar, hätte es besser wissen müssen, aber meineHandlungen waren unzutreffend. Ynsanter fest inHänden haltend, nur vom Gedanken an ewigen Frie-den zwischen den Völker beseelt, wanderte ich auf denFlammen des göttlichen Feuers in den hohen Norden.Mein Weg führte mich durch das mächtige Brin-

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Krian Gebirge bis in die große und wunderbare StadtVaras. Dort stand ich vor den Herrschenden einesVolkes, das im Einklang mit der Natur lebt, meineund unsere Brüder der Vergangenheit und die Brüderder Gegenwart. Sie verurteilten mich nicht, sondernhießen mich willkommen. Eilig erzählte ich ihnen vonder Erscheinung Zevenaars, von dem heiligenSchwert in meiner Hand und von dem Frieden, densich nicht nur die Iyana, sondern auch ich mir aufssehnlichste wünschten. Nach vielen Worten, mit de-nen ich meine Unschuld und meine Absichten dar-stellte, ersannen wir am Ende gemeinsam einen Plan,und im Rhythmus unseres Herzschlages wurde einSchrein zu Ehren der großen Schöpferin und ihresSohnes Zevenaar errichtet. Weit ab von ZantherasZivilisation. Ein geheimer Ort, den niemand kannteund den niemand im Leben finden sollte. Dort legteich Ynsanter nieder, und dort betete ich um den Segender Versöhnung.Die Antwort erfolgte in einem wahren Feuersturm.

Nicht etwa Worte des Lobes erreichten mich, sondernWorte des Zorns überfluteten meinen Geist. Ich hatteversagt, ich hatte den Gott des Feuers erzürnt! Ichhatte unwissend die Botschaft des Feuerfürsten miss-

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verstanden. Enttäuscht über mich selbst, reiste ich da-rauf lange Zeit ziellos durch die Welt und betete umVergebung. Kein Ort war mein Zuhause, kein Wortbrachte die Wut von Zevenaars Blut zum Ruhen.Dann endlich, viele lange Jahre nach dem Verlustmeiner Ehre und meiner Selbst, Jahre, in denen ichnicht mehr zu Patrycja und Mias zurückkehren konn-te, erhörte mein Gott mich endlich und gewährte mireine Zeit der Wiedergutmachung. Ich folgte ihm mitmeinem Herzen, und er vergab mir.Fortan lebte ich als Neferrilion. Abgeschieden waren

die Orte, an denen ich verweilte, die jedoch niemals zumeiner wahren Heimat wurden, und ich schrieb mitdem Blut meiner Vorfahren die Worte des Gottes nie-der. Er gewährte mir unsterbliches Leben und Freun-de, die ich niemals missen sollte. So war mein Fehlerletztendlich ein Anfang und ein Ende zugleich. An-schließend schrieb ich auch diese Zeilen nieder, undjede Silbe brannte sich in meine Seele ein, während ichden Frieden näherkommen fühlte. Auf leisen Sohlenzog er durch Raum und Zeit und erfüllt mich mit derEssenz des Lebens.Es wird eine Zukunft geben, und mit diesem Wissen

lässt sich die schlimmste Hölle überleben. Junge

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Freunde werden sich mir anschließen und mir Trostund Stärke geben. Die Jagd wird beginnen, und derwahrhaft Auserwählte wird durch meine Hand dieFührung übernehmen. Ich stehe helfend neben ihm,durch mich wird er das Leben und den Tod ehren undfürchten lernen. Der ungeschliffene Diamant wird zustrahlender Pracht wachsen und gedeihen und denFrieden über Zanthera bringen.

Neferrilion – Herr des Turms

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Jäger und Gejagte

Ein schattenhafter Nebel wirbelte um Rylanceund schmiegte sich an seinen Körper wie einezweite Haut. Beim nächsten Atemzug erschlosser die Schattenebene und reiste auf den Schwin-gen des Schattens zurück nach Vayenya, woTallex nervös auf ihn wartete. Überraschendtauchte er in ihrem Schlafzimmer auf und sankerschöpft auf das Sofa. Blass und mit geschlosse-nen Augen versuchte er sich zu beruhigen, wäh-rend er schmerzhaft das Gesicht verzog.Schlimmer als die Schmerzen war nur seine Wut.„Du blutest!“, entfuhr es Tallex geschockt.Rylance hatte einen tiefen Kratzer an seiner

rechten Schulter abbekommen, der heftig pochteund seine Robe mit Blut tränkte.„Das ist nichts“, entgegnete er matt.„Du bist verletzt, blutest und sagst, es wäre

nichts?“, fuhr Tallex ihn an. Doch im nächstenAugenblick setzte sie sich besorgt neben ihn unduntersuchte die Wunde. Sie schien von einemkräftigen Gebiss zu stammen.

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„Das heilt gleich wieder.“ Rylance spürte bereitsdas erste Kribbeln in seinem linken Zeigefinger.Dort saß ein silberner Ring, der bläulich auf-leuchtete. Das magische Artefakt hatte mit derHeilung begonnen, und er fühlte sich schon einwenig besser. Die Schmerzen ebbten langsam ab,noch wenige Minuten und von der Verletzungwürde nur noch eine gerötete Hautstelle zeugen.Aber selbst diese würde nach einem Tag ver-schwinden. Wie sehr er diesen Ring und seineWirkung schätzte.Interessiert beobachtete Tallex den Prozess, bis

auf die zerrissene Kleidung nichts mehr übrigwar. „Was ist eigentlich passiert? Du warst soschnell weg, dass ich nicht einmal reagierenkonnte.“„Deine Sorge ehrt mich, das spielt jetzt aber kei-

ne Rolle mehr“, wich er einer direkten Antwortaus. Als sie ihn jedoch ärgerlich anstarrte, räus-perte er sich. Immerhin verfolgten sie ein ge-meinsames Ziel, und Tallex hatte ihm bisher guteDienste geleistet. Sie verdiente eine Erklärung.„Ich wurde von meiner Wut gelenkt. Der alteSklaventreiber Nezzir Rawon ist ein Volltrottel.

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Eigentlich wollte ich ihm zur Strafe die Lebense-nergie stehlen, dazu kam es aber nicht. Dennplötzlich war er nicht mehr alleine. Ich hätte esmir denken können. Neferrilion hat ihn nicht ausden Augen gelassen und war mit dem Wächterin Wolfsform aufgetaucht. Eines ergab das ande-re, und das Ergebnis siehst du. Der Wächter hatmich attackiert und abgelenkt, damit der Priestermich mit seiner göttlichen Magie angreifen konn-te. Beide haben mich unvorbereitet getroffen. Ichhatte keine Chance. Ich konnte mich nur nochmit einem starken Schildzauber schützen, bevorich in den Schatten tauchte.“„Du hast gegen Zakar … ich meine Neferrilion

gekämpft?“ Tallex staunte über alle Maßen. „Dashätte ich nur zu gerne gesehen.“„Das kann ich mir vorstellen“, schnaubte

Rylance grimmig und besah sich seine kaputteRobe. „Die werde ich ersetzen müssen. Darinsteckte eine Menge Arbeit. Zuerst muss ich abermeinen Vorrat an Lebensenergie auffrischen.Mein Ring wird allmählich schwächer. Unddann, beim nächsten Treffen, werde ich es denbeiden heimzahlen. Dafür werden sie büßen.“

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„Vergisst du nicht etwas?“, entgegnete Tallex.„Wir haben das Gespräch zwischen Neferrilionund diesem jungen Priester Ronor heimlich be-lauscht, und Neferrilion genießt die Gunst desFeuergottes. Außerdem ist er Magier und …“„Ein Magier vielleicht“, unterbrach Rylance sei-

ne Geliebte, „aber er besitzt nicht die Kräfte derSchatten, nicht einmal Zevenaar beherrscht dieseFähigkeiten. Beim nächsten Wiedersehen werdeich sie vernichten und mich an dem Wächter rä-chen.“„Und was gedenkst du zu tun?“, fragte Tallex

neugierig, lief zu einem kleinen Tischchen undschenkte für sie beide einen Becher Weißweinein. Mit ihnen kam sie zurück und setzte sichwieder neben ihn.Das war eine berechtigte Frage, wie der Nekro-

mant durchaus wusste. Fieberhaft dachte er dar-über nach und ließ sich dabei von Tallex weichenLippen und zärtlichen Fingern verwöhnen. Lust-voll küsste sie ihn im Gesicht und am Hals, ihreHände glitten dabei unter die Robe und massier-ten seine Brust. Er liebte ihre Liebkosungen, siebrachten sein Blut in Wallung. Doch plötzlich

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stieß er sie von sich und schleuderte einen derWeinbecher zu Boden. An der Stelle breitete sichaugenblicklich eine kleine Pfütze aus.Erschrocken starrte sie Rylance an.„Wir zwei müssen zu Calenor“, sprach er seine

Gedanken laut aus. „Ich habe eine Idee und dazubrauche ich ihn.“ Er stand auf und reichte ihr dieHand.„Aber er ist wieder in Caress.“ Verwirrt ließ sich

Tallex aufhelfen. Bei der Erinnerung an Calenordurchfuhr sie ein kalter Schauer. Sie hatte ihnschon seit einigen Tagen nicht mehr gesehen,und eigentlich hatte sie ihn auch so schnell nichtwiedersehen wollen. Sie war Rylance’ Charmemit jeder Faser ihres Körpers verfallen und ver-spürte keine Lust, sich mit Calenor zu unterhal-ten, und sich womöglich von ihm berühren zulassen.„Das macht nichts, ich fühle mich stark genug,

um uns beide durch den Schatten nach Caress zubringen“, bedeutete er rasch und bedachte siemit einem listigen Lächeln.Innerhalb der nächsten Minuten setzte der Nek-

romant seine Worte in die Tat um. Gemeinsam

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reisten sie auf schattenhaften Schwingen durchRaum und Zeit und tauchten in der alten Stadtder Priester wieder auf. Sie befanden sich unmit-telbar vor dem Haus Kurutamat.Das fünfstöckige Gebäude fußte am Ufer des

Lavasees von Caress, der zugleich den zentralenMittelpunkt der Stadt bildete. Die glühende Lavastrahlte so hell, als würde die Sonne scheinen.Der natürliche See war vor langer Zeit vonZevenaarpriestern mit einer unsichtbaren Ma-giebarriere versehen worden, sodass die Lava dieStadt nicht zerstören konnte und die Einwohnernicht an den giftigen Dämpfen starben. Für fri-sche Atemluft sorgte ein ausgeklügeltes magi-sches System aus Löchern in der Höhlendecke, esgab sie schon so lange, wie Caress existierte.Das Haus Kurutamat bestand aus schwarzem

Marmor. Türme und Minarette stachen an denEcken wie Klauen in die Höhe. Mindestens zweiDutzend Raukarii patrouillierten um das Gebäu-de herum. Es war nicht nur das prächtigste undeindrucksvollste Anwesen der Stadt, sondernauch das bedeutungsvollste.

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Erst vor einer Woche war Rylance zu Besuchgewesen, als er den Komfort von Calamarlyhtos’kräftigem Drachenrücken in Anspruch genom-men hatte. Er war vom Konzil, oder besser ge-sagt, von Anarch höchstpersönlich eingeladenworden.Beide Raukarii hatten jedoch keinen Blick für die

Schönheit des Anwesens oder die Wunder derStadt übrig und machten sich sofort auf den Wegzu Calenors Privatgemächern. Sie trafen ihn miteiner seiner zahlreichen Bettgespielinnen in einerkompromittierenden Situation an. Verärgertsprang er aus dem Bett und streifte sich Hoseund Hemd über, während die Raukarii nackt ausdem Raum floh. Tallex schaute ihr mit angeekel-ter Miene hinterher.„Wenn ihr eine Nachricht geschickt hättet“, sag-

te Calenor, als er nun auch seine Stiefel anzog,„dann hätte mein Vater sicherlich einen Empfangvorbereitet.“„Du meinst wohl, du hättest dieses Flittchen

vorher entlassen“, konterte Tallex gereizt, unddoch war sie insgeheim froh, dass nicht sie dasBett mit ihm teilte. Er hatte einfach nicht das zu

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bieten, was Rylance ihr gab, und das war mehr,als sie sich je erträumt hatte.„Vielleicht.“ Er lächelte verschmitzt und setzte

sich auf einen Sessel. Seine unerwarteten Gästehatten bereits auf einem Diwan ihm gegenüberPlatz genommen. „Und was verschafft mir dieEhre des Besuchs?“Ohne Umschweife erzählte der Nekromant, was

vorgefallen war und was er und Tallex überNezzirs Begleiter herausgefunden hatten.„Interessant … wirklich sehr interessant“, sagte

der Waffenmeister, nachdem er darüber nachge-dacht hatte. „Wäre es nicht besser, meinen Vateroder Calamarlyhtos darüber zu informieren? Ichbin ein Krieger und kämpfe mit Waffen, aber ge-gen einen Magier kann ich recht wenig ausrich-ten.“„Vielleicht mehr als jeder andere“, begann

Rylance ihm zu schmeicheln, „denn in diesemFall wird ein grandioser Krieger mit scharfenSinnen und Weitsicht benötigt.“ Inständig hoffteer, damit zwei Fliegen mit einer Klappe zuschlagen. Den Waffenmeister von Tallex fernzu-halten, damit sie ihm gänzlich verfiel, und

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gleichzeitig Calenor für seinen Plan zu gewin-nen.„Aha“, meinte Calenor nicht ganz überzeugt.

„Vor einer Woche hat das Konzil beschlossen,dass ich die Truppen nach Zyrakar anführen soll,kurz nachdem …“„Das kann auch jeder andere“, unterbrach ihn

Rylance und grinste. „Euer Stellvertreter Saylzarist der Aufgabe durchaus gewachsen und wirddie Truppen bis zur Hauptstadt führen können.“„Saylzar ist aber …“, setzte Calenor zu einer

Antwort an, der Nekromant schnitt ihm aber er-neut das Wort ab.„Der Raukarii ist ein guter und fähiger Kom-

mandant. Das waren Anarchs Worte. Also kanner die Aufgabe übernehmen.“„Da stimme ich mit Anarch überein“, mischte

sich nun Tallex ein und beobachtete die verwun-derte Miene ihres langjährigen Geliebten. Sieahnte, dass ihm dieses Thema keinesfalls behag-te. Zum einen vertraute Calenor nur sich selbstund seinen Fähigkeiten, denn er war ein Kriegermit Leib und Seele. Zum anderen stellte derTruppenaufmarsch nach Zyrakar für ihn die

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größte Ehre seiner bisherigen Laufbahn dar. Die-se einmalige Gelegenheit würde er sich nicht ein-fach aus der Hand nehmen lassen. Der Ködermusste dementsprechend sehr viel mehr wertsein. Doch sie tappte bisher ebenso im Dunkelnwie Calenor und wartete gespannt, was Rylancesich hatte einfallen lassen. Bisher waren seinePläne unbezahlbar gewesen.„Hör dir erst an, was Rylance dir zu sagen hat“,

fuhr sie fort. „Ablehnen kannst du später immernoch. Ich erinnere dich aber gerne an ein ge-meinsames Ereignis, und das Stichwort lautetGötterschwert.“„Ynsanter?“ Ungläubig riss Calenor die Augen

auf. Es schien für ihn eine Ewigkeit her zu sein,dass er mit Tallex nach dem Schwert gesucht hat-te. Durch die Truppenaufstellungen gegen dieZevenaaranhänger war Ynsanter weit in denHintergrund gerückt. Sein Fokus lag auf der bal-digen Vernichtung des Klerus’, der mit allen Mit-teln eliminiert werden musste.„Ja … Ynsanter“, nahm Rylance den Faden auf

und begann, seine Idee zu erläutern. „Ich möch-te, dass du für mich Auge und Ohr bist. Für mich

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ist es schwierig, in den Norden zu reisen, jetzt,kurz vor unserer ersten Schlacht. Aber du kannstes ohne Weiteres mit meiner Hilfe schaffen. Dusollst an meiner Stelle nach Ianara reisen. Abernicht auf dem Pferd oder zu Fuß. Dafür habe ichetwas ganz Besonderes für dich. Es wird dichdabei unterstützen.“Die Raukarii sahen den Nekromanten sprachlos

an.„Ich möchte dich verwandeln“, sprach Rylance

weiter und schien nun ganz in seinem Elementzu sein. „Du sollst dem Auserwählten Zevenaarsals Amurleopard folgen, bis er den Schrein er-reicht hat. Dann komme ich ins Spiel. Wenn wirzusammenarbeiten, wird Ynsanter und seine ihminnewohnende Macht schon bald uns gehörenund keinem schwächlichen Gott, der nicht mal inder Lage ist, uns aufzuhalten. Doch ich warnedich, du darfst den Auserwählten nicht töten.Zuerst muss er das Schwert in den Händen hal-ten. So lange muss er am Leben bleiben.“Abschließend lächelte er geheimnisvoll und

stellte sich vor, wie er sich Ynsanters Kraftzunutze machte, um endlich das Ziel seiner

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Träume zu verwirklichen. Ein Ziel, welches weitmehr beinhaltete als die Macht des Götter-schwertes. Um seine vorausgegangenen Worteschließlich zu bekräftigen, griff Rylance in dieInnentasche seiner zerrissenen Robe und holteeinen äußerst wertvollen, aber auch seltenenEdelstein hervor. Er war so groß wie ein kleinerFinger. Diesen Stein – den er vor über sieben-hundert Jahren durch seine magische Kraft zudem gemacht hatte, was er heute war – hielt erbewundernd in die Höhe. Die glatt geschliffenenSilhouetten des blauvioletten Edelsteins spiegel-ten die brennenden Kerzen des Raumes tausend-fach wider und zogen die Raukarii in seinenBann. Er war wunderschön und strahlte einemysteriöse Aura aus, die mit Respekt einherging.„Das ist ein Iolit“, erklärte Rylance. „Er ist mit

einem Zauber belegt, dessen Träger es gestattetist, sich jederzeit in eine Raubkatze zu verwan-deln. Aber die Verwandlung funktioniert nur,wenn man das auslösende Wort ausspricht. Undwenn du dich entschließen solltest, mir zu hel-fen, Calenor …“, er sah dem Waffenmeister ver-heißungsvoll in die Augen, „… dann besitzt du

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auch zugleich alle Instinkte eines Raubtiers. Diemagische Kraft wird nur deinen Körper verän-dern, aber nicht deine Seele.“Als Rylance seine Erklärung abschloss, über-

reichte er den funkelnden Edelstein an Calenorweiter, der ihn vorsichtig in die Hand nahm undehrfürchtig musterte. Auf den ersten Blick sah eraus wie ein ganz normaler Edelstein, doch ausseinem Inneren drang eine angenehme Wärmeheraus. Je länger er hineinblickte, desto wärmerwurde er, und ein leichtes Kribbeln durchfuhrseine Finger. Er hatte den Eindruck, als würde erein magisches Schwert in Händen halten, eines,wie es ihm Calamarlyhtos vor Jahrhunderteneinmal geschenkt hatte. Die Magie war zumGreifen nahe. Weder das Schwert noch der Edel-stein waren ersetzbar, und er fühlte sich auserko-ren.„Wirst du die Aufgabe annehmen?“, erkundigte

sich Rylance und beobachtete zufrieden Calenor,dessen Augen vor Lust und Gier, Furcht undRespekt glänzten.„Ich werde“, antwortete der Raukarii und grins-

te breit. Im Geiste sah er sich schon als Raubkat-

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ze, er würde Nezzir Rawon und Neferrilion inStücke zerreißen. Oh ja, das wäre ein Kampfganz nach seinem Geschmack.„Sehr schön“, freute sich Rylance. Eine andere

Antwort hätte er auch gar nicht zugelassen. Aufseine einnehmende Magie war eben Verlass.„Dann vergeuden wir keine kostbare Zeit. Ichwerde dich, sobald du bereit bist, vor die Toreder Stadt bringen, um die Verwandlung mit dirdurchzuführen.“

Eine Stunde später war alles für eine übereilteAbreise vorbereitet. Tallex unterrichtete AnarchKurutamat, dass sein Sohn im dringenden Auf-trag des Nekromantenzirkels augenblicklich ab-reisen musste, während Rylance den Waffen-meister aus Caress begleitete. Unmittelbar hinterder großen Steinbrücke, die den einzigen begeh-baren Weg über den Feuerspalt darstellte, mach-ten sie Halt.Die Brücke war ein architektonisches Meister-

stück der alten Erbauer. Aus einem einzigen Fel-sen gehauen, konnten zehn bewaffnete Soldatennebeneinander darüber marschieren. Eine Brüs-

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tung mit Rundbögen erstreckte sich über dieLänge von fast zweihundert Metern entlang. Siewar vom schwefelhaltigen Dunst eingehüllt, un-terdessen gähnten im tiefen Abgrund zerklüfteteFelsvorsprünge und der brodelnde Lavastrom.Die Hitze stieg nach oben und brachte beide zumSchwitzen. Inzwischen verblasste der Mond amNachthimmel, und das erste Dämmerlicht kün-digte den neuen Tag an.Die beiden Männer hatten kein Auge für die Ar-

chitektur ihrer Vorfahren übrig, oder für dasorangerote, idyllische Farbenspiel am Horizont.Für Calenor galt es, das Prinzip der Verwand-lung zu verinnerlichen. Vor allem kam es auf dierichtige Aussprache des befehlenden Wortes an.Nach mehreren Erklärungen nahm der Nekro-mant den Iolit ein letztes Mal an sich und packteihn in ein ledernes Säckchen. Dieses befestigte eran einer Lederschnur und hing sie Calenor wieeine Kette um den Hals. Damit war gewährleis-tet, dass er das kostbare magische Juwel stets beisich trug und nicht verlieren konnte.„Dramuurdor“, sprach Calenor nach genauer

Anweisung die magischen Silben dreimal hinter-

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einander aus, jedes Mal mit einer anderen Beto-nung, wie er es eben gelernt hatte.Kaum ausgesprochen, spürte er die erste Wir-

kung des Zaubers. Sein ganzer Körper begann zukribbeln. Zuerst war es angenehm, aber raschging das Jucken in ziehende Schmerzen über, alswürden seine Muskeln sich von alleine überdeh-nen. Binnen weniger Atemzüge verschlimmertensich die Schmerzen, er glaubte, sein Blut würdekochen und ihn von innen heraus verbrennen. Erwollte aufschreien, aber aus seiner Kehle drangstatt eines Schreis ein tiefes Fauchen. Immer nochdurch Schmerzen gepeinigt, schaute Calenorverzweifelt auf seine Hände. Unter höllischenQualen schrumpften seine Finger und wurdenbreiter, währenddessen brannte sein gesamterKörper, als würde er in siedender Lava stehen.Wo eben noch seine Fingernägel saßen, wuchsenplötzlich scharfe Krallen. Auf seiner Haut wuchsdichtes, geschecktes Fell.Die Umwandlung erstreckte sich über seinen ge-

samten Körper. Seine Knochen knackten, defor-mierten sich, und von seiner Kleidung bliebenlediglich zerrissene Fetzen auf dem staubigen

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Boden übrig. Schließlich hatte sich aus CalenorsRaukariikörper der geschmeidige und kräftigeLeib eines Amurleoparden geformt.Mit einem kehligen Fauchen war die Verwand-

lung abgeschlossen, und Rylance beobachtetedas prächtige Tier mit wachsamem Blick, dasseine messerscharfen Zähne bleckte. Vor ihmstand eine fast drei Meter lange Raubkatze mitdunkelgelb und schwarz geschecktem Fell. Derlange Schwanz peitsche nervös hin und her, unddie abgerundeten Ohren vernahmen nun Geräu-sche, die selbst für einen Raukarii nicht mehr zuhören waren. Das Einzige, was das Tier von einernormalen Raubkatze unterschied, waren die Au-gen. Sie funkelten im Licht der aufgehendenSonne bernsteinfarben.Das Säckchen mit dem Edelstein hing um den

Hals des Leoparden, der sich überraschendschnell von dem Magier abwandte und mit kräf-tigen Beinen gen Norden davonstürmte.Wie Rylance wohl wusste, verstärkte der Iolit

von nun an Calenors neue Raubtierkräfte undInstinkte. Bis zum Sonnenuntergang würde erkeine Pause benötigen und dabei schneller vo-

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rankommen als ein normaler Amurleopard. DerStein war sogar in der Lage, auch die letztenkörperlichen Reserven zu mobilisieren. Aber ammeisten schätzte Rylance die Möglichkeit, mitdem Tier jederzeit telepathisch Kontakt aufneh-men zu können.Schließlich drehte sich der Nekromant um und

bewunderte durch den Nebelschleier hindurchdie Steinbrücke. Sie stellte wahrhaftig ein Meis-terwerk dar. Darüber sinnierend begab er sichzurück zum Haus Kurutamat und zu Tallex.Endlich musste er sich keine Sorgen mehr umYnsanter machen, denn mit seinem klugenSchachzug konnte er sich vorerst ganz auf denersten Schritt der kommenden Eroberung kon-zentrieren: die Einnahme von Deir al-Bahri.

Der Morgen im Dorf Zhoondlor brach ebensoschnell herein wie in Caress. Die ersten Sonnen-strahlen wärmten die Gefährten bei ihrem Auf-bruch. Zuvor hatten sie ein letztes Mal die Gast-freundschaft von Anya in Anspruch genommen,

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die ihnen für die kommenden Tage ein paar Fla-schen Met und frischgebackenes Kartoffelbrotmitgegeben hatte. Beim Abschied hatte sie denGefährten eine erfolgreiche Reise gewünscht.Mit einem letzten Blick über ihre Schultern wa-

ren die Häuser der Siedlung hinter einer schma-len Hügelkette verschwunden. Vor ihnen breite-ten sich langsam die ersten Ausläufer des Gebir-ges aus. Ohne den Nebel konnten sie sich nichtmehr verirren, und der Weg führte stetig in Rich-tung Osten.Nezzirs nächtliches Treffen mit Tallex und der

anschließende Kampf zwischen Neferrilion,Hytaas und dem Nekromanten war das Ge-sprächsthema des Tages. Erstaunlicherweise fielkein einziges negatives Wort über den ehemali-gen Sklavenhändler, der diese Wendung als gu-tes Zeichen deutete. Immerhin hätte es schlim-mer für ihn und seine Gefährten kommen kön-nen. Zumindest waren sie nun vorgewarnt. Dieswiederum hieß, sie mussten sich sputen, denn eslagen noch etliche Kilometer vor ihnen.Ihre neue Reisebegleiterin Malea heiterte die

Gruppe unterwegs ein wenig auf. Sie konnte eine

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ganze Menge über die Hafenstadt und lustigeAnekdoten ihrer Diebesfamilie erzählen. Dasgoldene Amulett mit dem türkisfarbenen Opaltrug sie dabei um den Hals und hütete es wie ei-nen Schatz. Es schien für sie immer noch wie einWunder, dass sie tagsüber wieder eine jungeRaukarii sein durfte und ihre Erinnerungen be-hielt. Gleichzeitig war sie voller Vorfreude, weilNeferrilion ihr vor der Abreise noch ein Verspre-chen gegeben hatte. Sobald sie nach Leven’raukazurückgekehrt und die Gefahr durch die Verrä-ter gebannt worden war, würde er die HexeMyrvoda ausfindig machen, damit sie den Fluchvon Malea nahm. Doch bis dahin musste sie sichin Geduld üben und freute sich auf Ianara. Bis-lang kannte sie dieses uralte Land nur aus Ge-schichten, die ihr Naynre früher oft erzählt hatte.Aber nicht einmal im Traum hätte sie gedacht,dieses mysteriöse Land einmal mit eigenen Au-gen sehen zu dürfen.Und dann gab es Norion. Jedes Mal, wenn Ma-

lea ihn ansah, schlug ihr Herz schneller, und siebekam schweißnasse Hände. Ein merkwürdigesKribbeln erfasste ihren Körper, und sie hatte stets