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Annual Report Umm El Qaab 2011

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DEUTSCHES ARCHÄOLOGISCHES INSTITUTABTEILUNG KAIRO

Abydos/Umm el-Qaab: Osiriskult (2011)

Die Untersuchungen zum Osiriskult in Abydos/Umm el-Qaab wurden 2011 im Rahmen des DAI-Forschungsclusters 4 („Heiligtümer und Rituale“) fortgeführt. Die archäologischen Arbeiten in Ummel-Qaab erfolgten erneut in logistischer Kooperation mit dem DAI-Unternehmen zur Untersuchung derfrühzeitlichen Königsnekropole von Abydos.

Der archäologische Fokus des Osiris-Projektes liegt zurzeit in erster Linie auf den Bereichensüdlich und westlich des Osirisgrabes, der bislang von alten, fundreichen Halden überdeckt war undteilweise noch ist. Im Kontext der Feldarbeit lag ein Schwerpunkt auf der systematischen Erfassungder beim Grab des Djer/Osirisgrab gelagerten Keramikberge. Hierbei wurden während desvorliegenden Berichtszeitraumes mehr als 42.000 diagnostische Scherben erfasst und eine Auswahlzeichnerisch und photographisch dokumentiert.

Das umfangreiche Keramik-Korpus umfasst eine weite Zeitspanne. Die derzeit frühest datier- baren Stücke stammen aus dem Mittleren Reich (späte 12. und 13. Dynastie). Die Anzahl der derZweiten Zwischenzeit zuweisbaren Keramik ist eher gering, während ein deutlicher quantitativerAnstieg zur frühen 18. Dynastie zu konstatieren ist. Die Ramessidenzeit ist besonders stark vertreten.Während der Dritten Zwischenzeit ist erneut ein quantitatives Anwachsen auszumachen, den größtenTeil der Keramik macht jedoch offenbar die 25. Dynastie aus. Von einer Kultkontinuität am Ort überdie 26. und 27. Dynastie bis ins 4. Jahrhundert v. Chr. zeugen weitere Gefäße und Gefäßfragmente,allerdings in abnehmender Zahl, während die ptolemäische, römische und spätantik-koptische Zeit –im Verhältnis – geringer vertreten ist.

Im November 2010 wurde etwa 20 m nordwestlich der Nord-West Ecke des Osirisgrabes eine in

 situ-Deponierung von 56 Gefäßen und im Frühjahr 2011 ca. 20 m nördlich der Nord-Ost-Ecke des

Gottesgrabes eine in situ-Deponierung von mehr als 200 spätzeitlichen Keramikgefäßen aufgedeckt.Zu letzterer gehörten auch sechs besondere Gefäße von denen vier noch original verschlossen waren(Abb. 1). In den Gefäßen befanden sich Ritualrelikte und Votive wie u.a. Kohle, verbrannterWeihrauch, kleine Stofffetzen, die Scherben von intentionell zerschlagenen Keramikschälchen,Gipsfragmente und die Fragmente einer Figur aus ungebranntem Lehm, vermischt mit Weihrauch undkleinen botanischen Partikeln.

Westlich des Osirisgrabes wurden zwei Opferdeponierungen freigelegt. Eine Deponierung bestandaus mehreren spätzeitlichen Keramikgefäßen in einer vertieften, länglichen Grube. Das andereOpferdepot wies einen Keramikteller und – daneben gelegt – in Leinen eingeschlagenes organischesMaterial mit Knochen auf.

Unter den Kleinfunden zeichnen sich mehrere Nilschlamm-Siegelabdrücke des Mittleren und Neuen Reiches sowie der 26. Dynastie aus; von besonderem Interesse ist ein Abdruck eines Siegels

mit dem fragmentarisch erhaltenen Namen Sesostris III. (12. Dynastie, Abb. 2).Während der fortlaufenden Bearbeitung der beschrifteten Objekte des Neuen Reiches und der

Dritten Zwischenzeit konnten erneut etliche Anpassstücke zu Fragmenten aus den früheren Gra- bungen Amélineaus und Petries identifiziert werden, die sich heute in verschiedenen Sammlungen undMuseen, vornehmlich in Paris, Chateaudun, Brüssel, Chiddingston und London befinden. Insbeson-dere die religions- und kulthistorisch wichtigen Inschriften auf den herzförmigen Ritualgefäßen des

 Neuen Reiches sind von Bedeutung, da es sich um mythologisierende Ritualtexte (u.a. Mund-öffnungsritual, Abb. 3) handelt, die das Kultgeschehen direkt am Osirisgrab thematisieren. Im Herbst2010 konnte ein vollständiger Text eines solchen Gefäßes aus insgesamt 11 Scherbenzurückgewonnen werden. Dabei stammen drei Scherben aus den aktuellen DAI-Grabungen, zweiScherben aus den Grabungen Petries (heute im University College, London) und sechs Fragmente ausder Grabung Amélineaus. Geweiht wurde das Gefäß durch den Hohepriester des Onuris von This

Minmose und durch den Wesir Parahotep in der Zeit Ramses II. Auch einige neue tintenbeschriftete

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und dekorierte Keramikfragmente aus der Dritten Zwischenzeit konnten dokumentiert werden (Abb.4).

Weitere Anpassstücke fanden sich auch bei einem beschrifteten Kalksteinobjekt aus derAmélineau-Grabung von 1897 (heute Paris, Louvre E 33122; Abb 5) mit zwei Fragmenten aus denaktuellen Untersuchungen.

Durch verschiedene Inschriften auf Stelen und Statuen war bekannt, dass in Abydos und in Ummel-Qaab in der Saitenzeit umfangreiche Restaurierungs- und Baumaßnahmen durchgeführt wurden. Im

 beschrifteten Material aus Umm el-Qaab fanden sich allerdings bislang nur wenige Beispiele aus der26. Dynastie; ein Kalksteinbruchstück mit den fragmentarisch erhaltenen Kartuschen des Apries istnun eine willkommene Ergänzung (Abb. 6).

Fortgeführt wurden auch die Arbeiten an der Rekonstruktion des großen Schreines auskristallinem Kalkstein, der vermutlich erst in der Spätantike mutwillig in zahllose Fragmentezerschlagen worden ist und einst das bereits von Amélineau entdeckte Osirisbett barg. Die bereitsfrüher angenommene Datierung des Schreines in die 13. Dynastie erhärtet sich.

 Neben der Feldarbeit und den Publikationsvorbereitungen wurde in Kooperation mit dem DAI-Projekt Dra Abu el-Naga (Forschungscluster 3) ein internationaler Workshop geplant und organisiert,der im Oktober 2010 unter dem Titel  Luxor-Abydos: Ritual Deposits in Sanctuaries and Tombs at

 Abydos and Thebes. Evidence from the First Millennium BC  in Luxor und Abydos stattfand.Desweiteren konnten während eines Forschungsaufenthaltes in London im British Museummehrere bislang unpublizierte beschriftete Ritualobjekte und weitere Funde aus Altgrabungen in Ummel-Qaab untersucht und dokumentiert werden.

Teilnehmer an der Kampagne waren U. Effland, J. Budka, A. Effland, F. Barthel, M. Mayrhofer, N. Mosiniak,J.D. Preisigke, L. Ziemer

A.E.

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 Abb. 1: in situ-Deponierung spätzeitlicher Keramik nördlich des Osirisgrabes

Abb. 2: Siegelabdruck mit fragmentarisch erhaltener Kartusche Sesostris III. (12. Dynastie)

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 Abb. 3: Beschriftete Votivkeramik mit Erwähnung des Rituals der Mund- und Augenöffnung (19. Dynastie).

Abb. 4: Dekorierte Votivkeramik der Dritten Zwischenzeit (um 900 v.Chr.) mit der Darstellung der GottheitenOsiris, Harendotes und Isis.

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Abb. 5: Anpassende Fragmente eines beschrifteten Kalksteinobjektes, rechts Louvre E 33122, links aus deraktuellen DAI-Grabung, Ab O-WW (4.4.2011).

Abb. 6: Kalksteinfragment mit beschädigten Kartuschen des Pharao Apries (26. Dynastie).