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Antiker Bergbau und Ressourcennutzung in Afghanistan Berlin 2015 Deutsches Archäologisches Institut EURASIEN-ABTEILUNG

Antiker Bergbau und Ressourcennutzung in Afghanistan

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Antiker Bergbau und Ressourcennutzung in Afghanistan

Berlin 2015

Deutsches Archäologisches Institut

EURASIEN-ABTEILUNG

Eurasien-Abteilung des Deutschen Archäologischen InstitutsIm Dol 2-6, D-14195 Berlin www.dainst.org

Antiker Bergbau und Ressourcennutzung in Afghanistan

Eurasien-Abteilung Deutsches Archäologisches InstitutBerlin 2015URASIEN-ABTEILUNG

Grußwort der Staatsministerin im Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland

Bereits in der Antike hat der Bergbau eine wichtige Rolle gespielt. Es ist daher eine besonders spannende Aufgabe, antike Bergbaureviere als wichtige Denk-mäler ihrer Zeit zu erforschen und ihre Bedeutung für die Gesamtentwicklung einer Region darzulegen. Dieses Vorhaben steht im Mittelpunkt der Tätigkeit des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) in Afghanistan, die vom Auswärti-gen Amt gefördert wird. Gerade in Afghanistan ist es wichtig, nach Jahrzehnten kriegerischer Auseinandersetzungen, Projekte zu unterstützen, die ein gemein-sames Verständnis der eigenen Geschichte und Kultur befördern. Die archäolo-gischen Forschungen widmen sich der frühen Nutzung und Verbreitung der rei-chen mineralischen Ressourcen, zu deren Geschichte die vorliegende Broschüre einen hervorragenden Eindruck vermittelt. Wenig ist bisher bekannt, und viele der in der Antike genutzten Lagerstätten sind heute vergessen. Mit ihrer Arbeit verdeutlichen deutsche und afghanische Archäologen gemeinsam, wie weit die Bedeutung Afghanistans vor allem im Bereich des prähistorischen Bergbaus zu-rückreicht.

Dem Erhalt und der Pflege von Kulturdenkmälern kommt bei der Stärkung na-tionaler Identität und dem Aufbau einer Zivilgesellschaft eine wichtige Rolle zu. Seit 1981 unterstützt die Bundesrepublik Deutschland deshalb im Rahmen des Kulturerhaltprogramms des Auswärtigen Amts die Bewahrung des kulturellen Erbes in aller Welt. Mit einer Gesamtfördersumme von rund 7,5 Millionen Euro ist Afghanistan, dessen Kulturstätten durch die langen Konflikte schwer in Mit-leidenschaft gezogen wurden, das mit Abstand wichtigste Partnerland dieses Programms. Das Deutsche Archäologische Institut hat gemeinsam mit dem Aus-wärtigen Amt bereits mehrere Kulturerhalt-Maßnahmen in Afghanistan unter-nommen wie z.B. die Dokumentation und Restaurierung der Bagh-e Babur Gär-ten und des Gartenpavillons Kuti-e Baghtscha im ehemaligen Königspalast in Kabul, Schutzmaßnahmen an den historischen Stätten von Bamian oder die seit 2004 durchgeführten Arbeiten zur Dokumentation archäologischer Denkmäler rund um Herat. Letzteres trug auch zum Wiederaufbau des Nationalmuseums in Herat bei. Alle diese Unternehmungen wurden stets in enger Zusammenarbeit mit dem af-ghanischen Kulturministerium, der afghanischen Archäologiebehörde und dem Agha Khan Trust for Culture durchgeführt. Im Namen der Bundesrepublik danke ich allen Beteiligten herzlich für ihr En-gagement und die Bereitschaft zur Forschungszusammenarbeit in schwieriger Zeit, sowie für die enge, verlässliche Zusammenarbeit. Dem Deutschen Archäo-logischen Institut wünsche ich viel Erfolg und weiterhin gutes Gelingen, den Lesern dieser Broschüre spannende Einblicke in die Welt des antiken Bergbaus.

Prof. Dr. Maria Böhmer

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Ritualaxt aus Lapislazuli mit Goldauflagenaus Troja Schicht II (Mitte 3. Jt. v. Chr.), Westtürkei

Antiker Bergbau in Afghanistan

Afghanistans reiche Bodenschätze wurden schon in prähistorischer Zeit abge-baut und in die weite Welt verhandelt. So tritt Lapislazuli - für den Afghanistan als praktisch einzige Quelle gilt - ab dem 4. Jahrtausend v. Chr. im fernen Ägyp-ten und im Nordkaukasus auf. Vor allem aber sind es Kupfer und Zinn, die als Hauptbestandteile von Bronze weltweit nur in Afghanistan und den nördlich angrenzenden Regionen in einem enger umfassten Gebiet vorkommen, und damit diesem Land eine herausragen-de Rolle in der Entwicklung einer der wichtigsten technischen Innovationen der frühen Metallzeiten zuweisen.

Goldgefäße aus dem Hortfund von Tepe Fullol, Nordafghanistan, Ende 3. Jt. v. Chr.

Das nahezu zeitgleiche Aufkommen von Zinnbronzen mit Gold und Lapislazuli im 3. Jahrtausend v. Chr. in Mittelasien und im weit westlich gelegenen Mesopo-tamien, lässt vermuten, dass alle drei Materialien aus derselben Ursprungsregion stammen.

Dennoch ist kaum etwas über die frühe Nutzung der mineralischen Rohstoffe Afghanistans bekannt. Darüber hinaus stellen antike Bergbaureviere als bedeu-tender Wirtschaftsfaktor durch alle kulturgeschichtlichen Epochen eine beson-dere Denkmalgattung dar.

Beispiele von Oberflächenkartie-rungen eisenhaltiger Minerale anhand von Hyperspektralen Messungen (US Geological Survey, in Koope-ration mit Afghanistan Ministry of Mines URL: http://afghanistan.cr.usgs.gov/hyperspectral-maps & URL: http://pubs.usgs.gov/sim/3152/B/

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Geologische Karte Afghanistans (Afghan Geological Survey und Afghanistan Ministry of Mines (Kabul), in Kooperation mit US Geological Survey)

Bergbaureviere sind kulturhistorische Denkmäler

Ab dem Hellenismus nehmen die Gold- und Silberlagerstätten sowie Kupfer für die königlichen Münzprägungen eine herausragende Stellung ein. Die Produkti-onsstätten sind direkt an den Lagerstätten zu finden und durch fortifikatorische Anlagen geschützt. Es handelt sich um „Reviere“ in denen auch die Handwerker vor Ort wohnen. So enstanden die ersten „Industrielandschaften“.

Bergbaureviere gehören zur Geschichte einer Region und können identitätsbil-dend wirken, insbesondere in einem Land wie Afghanistan mit einer traditions-reichen Bergbaukultur. Über die begehrten Ressourcen berichten antike Quel-len, islamische Gelehrte des Mittelalters und europäische Reisende des 19. Jh. gleichermaßen euphorisch. So berichten die arabischen Geographen al-Idrisi (ca. 1100-1165) und Jakut (1179-1229) von der aussergewöhnlichen Qualität des Silberbergbaus im Panjshirtal. Ibn Hauqal (943-988) und Al-Biruni (973-1059) beschrieben die Lapislazuli- und Rubinminen in der ostafghanischen Provinz Ba-dakhschan.

Ausgrabungen im direkten Umfeld der Kupfervorkommen von Mes Aynak ca. 30 km südl. von Kabul legten weite Bereiche einer Siedlung und buddhistische Klosteranlagen der Kuschan und Shahi-Zeit (2.-9. Jh. n. Chr.) frei

Die Eurasien Abteilung des DAI baut ein umfangreiches Kompendium zur Berg-baukultur und -archäologie in Afghanistan auf. Dies dient der nachhaltigen Si-cherung und dem Schutz der reichen Bergbautradition Afghanistans. Moderne Entwicklung des Bergbaus und Bewahrung der prähistorischen, antiken und mittelalterlichen Bergbaue sollen Hand in Hand gehen. Die Bedeutung des Berg-baus für die Kulturentwicklung Afghanistans und darüber hinaus der Alten Welt wird auf diese Weise systematisch sichtbar gemacht.

Nicht selten sind die in der Antike genutzten Lagerstätten heute nicht mehr be-kannt. Alte Bergwerke sind häufig von jüngeren Abbauen zerstört, die älteren Spuren überarbeitet worden. Deshalb geben Abfallprodukte der extraktiven Me-tallurgie wie Schlacken, und alte Bergbaugeräte wie Rillenschlägel und sonstige Steinartefakte wichtige Hinweise auf die Existenz von antikem Bergbau.

Ausschnitt aus der „Kleinen Idrisikarte“ mit dem Silberberg bei Herat; nach dem arabischen Geographen Abu A‘bdallah Muhammad al-Idrisi, entstanden 1192 n. Chr.

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Bronzene Tetradrachme des Soter Megas, geprägt in Baktrien ca. Ende 1./Anfang 2. Jh. n. Chr.

Mes Aynak: Die Gebäude aus dem 2.-7.Jh. n. Chr. sind direkt auf dem vom Kupfer grünen Fels errichtet

Mes Aynak: Auch in die Mauern wurde der grüne Stein verbaut

Innovation Bronze

Spätestens ab der Mitte des 3. Jts. v. Chr. bestehen Metallfunde in der Alten Welt immer häufiger aus Zinnbronze. Als Quelle für das Zinn im rohstoffarmen Me-sopotamien kommt am ehesten Afghanistan in Frage. Möglicherweise ist diese Region als Vermittler der Innovation „Bronzetechnologie“ insgesamt zu sehen. In der Entwicklung der Kupfermetallurgie stellt die Legierung eine entscheide-nen technischen Fortschritt dar. Die Mischung des Kupfers mit anderen Metal-len, zunächst waren dies vor allem Arsen und Antimon, bewirkte eine deutliche Verbesserung der Materialeigenschaften: Gegenüber dem weichen Kupfer war die Arsenbronze härter und elastischer. Da Kupfer im flüssigen Zustand Sauer-stoff anzieht und dies zu einer Blasenbildung führt, stellte dies beim Guß dünne-rer Objekte ein Problem dar. Die Legierung mit anderen Metallen reduzierte die Blasenbildung und verbesserte die Gießeigenschaften der Bronze. Schließlich konnte man auch auf die Farbe des Metalls einwirken. Gegenüber dem rötlich schimmernden Kupfer hatte die Arsenbronze einen silbrigen Glanz. Zinn diente ebenso der Härtung des Metalls und der Verbesserung der Gießei-genschaften, erzeugte aber einen goldenen Glanz.

Teil der Ladung des vor der türkischen Westküste gesunkenen „Schiffes von Uluburun“, Ende des 14. Jh. v. Chr., mit Amphoren, Kupfer-, Zinn- und blauen Glasbarren

Die rasche Verbreitung der Zinnbronze er-zeugte eine bemerkenswerte Dynamik der „Globalisierung“ in der Bronzezeit: Wäh-rend Kupfer an vielen Stellen der Alten Welt verfügbar war, konnte man Zinn nur an we-nigen Stellen abbauen. Die Überwindung weiter Strecken forderte die logistische Or-ganisiation von Transportmitteln, den Aus-bau und Sicherung der Routen.

Mes Aynak: Blick über den Kupferberg mit historischen Schlackehalden

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Frühe Globalisierung: Lapislazuli

Die bronzezeitliche Globalisierung vollzog sich in einer schon langen durch den Rohstoffhandel verbundenen Welt. So finden sich die frühesten „Exporte“ des blauen Steins aus den Vorkommen in der nordafghanischen Provinz Badakhschan in den steinzeitlichen Siedlungen von Yarim Tappe (Iran) und Mehrghar (Pakis-tan), wo sie schon in das 7. Jahrtausend v. Chr. datieren. Ab der ersten Hälfte des 4. Jahrtausends v. Chr. taucht der blaue Stein in den Grabhügeln der Maikop-Kultur (ca. 3800/3600 v. Chr.) im Nordkaukasus und den Gräbern der prädynastischen Naqada-Kultur Ägyptens auf. Die berühmte Axt aus Troja wird in die Mitte des 3. Jahrtausend v. Chr. gesetzt. Ungefähr in die gleiche Zeit gehören die Funde aus dem berühmten Königsfriedhof von Ur (2600-2400 v. Chr.), ebenso wie zahlreiche Lapislazuli Funde aus Mittelasien. Bemerkenswert ist das früheste Auftreten in den eigentlich peripher gelegenen Regionen des Verbreitungsgebietes. Ab dem 3. Jahrtausend v. Chr. sind dann regelrechte Werkstätten zur Verarbeitung von Lapislazuli im Osten Irans bekannt.

Die enge Assoziation von Lapislazuli und Gold in ihren Verbreitungsmustern legt nahe, dass beide Materialien auf denselben Wegen verbreitet wurden – und aus derselben Quellregion, nämlich Afghanistan, stammen. Schon ab dem 4. Jahr-tausend v. Chr. existierte ein weit verzweigtes Kommunikationsnetz, das Zen-tralasien - Induskultur - Iran - Mesopotamien/Levante und Ägypten, sowie das Gebiet der Maikop-Kultur Nordkaukasiens einschließt; besonders in jüngerer Zeit reicht dieses Netzwerk bis nach Europa, wo dann ab der 2. Hälfte des 4. Jahr-tausend. v. Chr. bedeutende Innovationen in der Metallurgie, neue Waffenaus-rüstungen, sowie Pferd und Wagen auftauchen.

Karte zur Verbreitung von Lapislazuli-Artefakten im 4. - 3. Jt. v. Chr., der Stern zeigt die Vorkommen in Badakhschan; (v.l.n.r.): 1. Goldbecher mit Lapislazuli Einlage aus Trialeti Kurgan 17 (Nordkaukasus), 2., 4. Schmucksteine aus Gonur Depe (Turkmenistan)

Badakhschan, Ostafghanistan: Die Lapislazuli-Minen im Kokschah Tal und Sar-e Sang sind die bekanntesten Abbaue Zentralasiens

3. Shahr-e Sokhta, Ostiran: Abschläge und Bohrer aus Feuerstein mit blauem Lapislazuli-Staub

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Internationale & Interdisziplinäre Forschung bau, geologischen Charakteristika sowie sonstigen Besiedlungsspuren im Um-feld der Mineralienvorkommen aufgebaut. So können gezielt Regionen für die montanarchäologische Spurensuche ausgewählt werden.

Interdisziplinäre Workshops zu Themen wie „Montanarchäologie und prähisto-rische Metallproduktion“ und naturwissenschaftliche Analyseverfahren, sowie Schulungen der Afghanischen Kollegen in spezieller Gerätetechnik und Metall-Restaurierung gehen Hand in Hand mit archäologischen Forschungen in den Bergbauregionen, bei denen das Umfeld auf archäologische Spuren hin unter-sucht, sowie Erz- und Mineralienproben gesammelt werden, um durch Analysen eine genauere Charakterisierung der Lagerstätten zu erreichen.

Gemeinsam mit afghanischen Kollegen werden langfristige Programme zur Er-forschung des frühen Bergbaus aufgebaut und Maßnahmen zur nachhaltigen Dokumentation und Erhaltung der kulturhistorischen Denkmäler getroffen wer-den. Die Unterzeichnung eines Memorandum of Understanding zwischen dem Afghanischen Ministerium für Information und Kultur (MIC) und der Eurasien-Abteilung (DAI) im Frühjahr 2014 ist ein wichtiger Schritt dahin. In internationaler Zusammenarbeit wird derzeit eine Datenbank mit den bisher bekannten Hinweisen auf urgeschichtlichen, antiken und mittelalterlichen Berg-

Anhand der Datenbank erarbeitete GIS-basierte Karte Afghanistans mit bekannten Fundorten der prähistorischen (blau) und historischen (rot) Perioden. Sterne zeigen Fundorte der Bronzezeit mit metallurgischen Aktivitäten an. Grün schraffiert sind ausgewählte polyme-tallene Mineralienvorkommen, in denen u.a. auch Zinn verzeichnet ist, und daher ganz besonders für das Afghanistan-Projekt spannend sind.

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Montanarchäologische Untersuchungen: eine SpurensucheMes Aynak: Eintiefungen im Fels als Zeugen von Stein- bzw. Erzabbau und Verarbeitung

Viele der aus dem Mittelalter und sogar neuzeitlich (19. Jh.) überlieferten Lager-stätten gelten heute als verschollen (unter anderem durch Sedimentschüttun-gen begraben), kleinere Vorkommen werden als vollständig abgebaut angese-hen. Grundsätzlich ist Bergbau reduktiv und bedeutet die Überarbeitung von möglichen älteren Spuren, was das Auffinden von prähistorischen Aktivitäten sehr schwierig gestaltet. Indirekte Hinweise, wie Gerätschaften und Reste von Metallproduktion wie Schlacke in der Umgebung der Vorkommen, können da-her als erste Spuren von Bergbau gewertet werden. Wichtige Indikatoren sind Ansammlungen von prähistorischen Hinterlassenschaften, spezifische Gerät-

schaften oder Siedlungsspuren in der näheren Umgebung der Bergbaureviere. Durch gezielte Expeditionen können diese „wiederentdeckt“ werden - natürlich nur dort, wo die Situation in Afghanistan es zuläßt. Für die Dokumentation prähistorisch-historischer Spuren von Bergbau und Me-tallproduktion sowie Erkundung der umgebenden Siedlungsgebiete werden modernste Methoden wie Fotogrammmetrie und 3D Laserscantechnologie zur Dokumentation der archäologischen Spuren in den Bergbaurevieren eingesetzt. Sie erlauben eine flexible und schnelle wissenschaftliche Arbeitsweise und ge-währleisten dabei trotzdem eine hohe Präzision der gespeicherten Daten.

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Parallel zu den montanarchäologischen Untersuchungen werden alle verfüg-baren Erze und Metallproben geochemisch untersucht, und auf ihre Materialei-genschaften untersucht, um Informationen über die Zusammensetzung der Erze und die antike Metallurgie zu gewinnen. So können weltweit Lagerstätten, Mineralproben und Artefakte – auch unbe-stimmter Herkunft – miteinander verglichen werden, die Herkunft des Rohma-terials lokalisiert und die Herstellungstechnik bestimmten Kulturkreisen zuge-ordnet werden.

Diese Verfahren können auf alle Mineralien angewendet werden - d.h. auch auf Lapislazuli, aber vor allem auf die bislang noch unerforschten Schmucksteinvor-kommen wie Rubine, Smaragde und Saphire z.B. in der Jegdalek-Region im öst-lichen Zentralafghanistan.

Schlacke aus der Region nördlich von Panjschir, Afghanistan (MIDAS Expeditionen, Afghanischer Geologischer Survey)

Mes Aynak: historisches Stollen-Mundloch

Arbeiten mit der RFA: Eine erste Auswahl zur geochemischen Bestimmung kann mit dem RFA-Handspektrometer getroffen werden, das fast jedes Element von Magnesium bis Uran mithilfe von Röntgenfluoreszens anzeigt

Digitale Bibliothek

Ein besonders wichtiger Aspekt des Projektes ist der Aufbau einer digitalen Bi-bliothek zur Archäologie Afghanistans. Hierfür werden die umfangreiche Biblio-thek unseres französischen Partners (Délégation Archaeologique Française en Afghanistan; DAFA) und anderen Institutionen in Kabul und die Bestände des DAI in Berlin gescannt. Diese Bibliothek wird in Verbindung mit der Datenbank in ein Archiv zum Kulturerbe Afghanistans zusammengeführt.Das digitale Format schützt die Informationen vor einer Beschädigung oder Ver-nichtung und macht die bisherigen gesammelten Kenntnisse jederzeit einem größeren Interessentenkreis - auch und vor allem in Afghanistan - zugänglich.

Einblicke in die Bibliotheken von DAI und DAFA

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Montanarchäologie in Aktion: Prähistorischer Bergbau in Mittelasien - bisherige Forschungen des DAI

An der Eurasien Abteilung des DAI wurde prähistorischer Bergbau – vor Allem der Zinnabbau – bereits in den nördlichen Nachbarländern Afghanistans sehr er-folgreich erforscht: Karnab, Lapas und Čangali in Usbekistan, nahe der späteren Seidenstrasse zwischen Buchara und Samarkand gelegen, sowie die Reviere bei Mušiston und Takfon in Tadschikistan. Mušiston ist nach 14C Daten ab der zweiten Hälfte des 3. Jt. v. Chr. zu datieren und stellt damit das bislang älteste bekannte Zinnbergwerk weltweit dar. Über-dies handelt es sich dabei um eine der weltweit sehr seltenen Lagerstätten, wo Kupfer und Zinn zusammen vorkommen - beim Schmelzen des unsortierten Er-zes erhält man quasi eine „natürliche“ Bronze.In Karnab konnten Abbaugruben und eine Bergarbeiter-Siedlung des 2. Jahrtau-sends v. Chr. untersucht werden. Die Abbaugruben (Pingen) und Untertagebaue folgen den langgestreckten Erzgängen oftmals über mehrere Dutzend m in der Länge und bis in über 16 m Tiefe. Die Spuren an den Gesteinswänden lassen die Nutzung von Feuersetzen und Steingeräten rekonstruieren, während Metallge-räte (noch) nicht genutzt wurde. Funde wie Keramikscherben, Tierknochen und spezifische Steingräte für den Erzabbau (Gezähe) kamen zutage. Unter der Kera-mik fand sich Import aus dem Süden und durch Knochen ließen sich Pferd und Kamel nachweisen. Somit waren sowohl fremdes Kulturgut, als auch die Trans-portmittel für Fernhandel vorhanden.

Montanarchäologie in Aktion: Archäologische Arbeiten der Eurasien-Abteilung des DAI, in Kooperation mit dem Bergbau-museum Bochum, in den Zinngruben in Mušiston (Tadschikistan) und Karnab (Usbekistan)

Mušiston, Tadschikistan. Blick auf das Zinnrevier

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Förderung Auswärtiges Amt der Bundesrepublik Deutschland

Impressum

Redaktion: Judith ThomalskyGestaltung und Satz: Anke ReuterDruck: PinguinDruck, BerlinAuflage: 5000

AbbildungsverzeichnisVorder- und Rückseite; S. 7-8, 10-11, 14-17: Thomalsky, DAI; Boroffka, DAIS. 4: W.P. Tolstikow, M.J. Treister, Der Schatz aus Troja: Schliemann und der Mythos des Priamos-Goldes. Katalogbuch Ausstellung in Moskau 1996/97 (Stuttgart 1996) Kat. Nr. 169; F. T. Hiebert, The Bronze Age World of Afghanistan, in: Afghanistan. Forging Civilizations along the Silk Road. The Metropolitan Museum of Art Symposia (New York 2010) Abb. 4S. 5: King et al. 2001 (http://pubs.usgs.gov/sim/3152/B/)S. 6: G. Weisgerber, Ancient Mining in the Hindukusch according to ancient and medivial sources, in: Persiens Antike Pracht. Bergbau, Handwerk, Archäologie. Katalog der Ausstellung des Deutschen Bergbau-Museums Bochum vom 28.11.2004 – 29.5.2005 (Bochum 2004) Abb. 5Hansen et al. (Hrsg.), Alexander der Grosse und die Öffnung der Welt. Katalog zur Ausstellung Reiss-Engelhorn Museen Mannheim, 3. Oktober 2009 - 21 Februar 2010, Kat. Nr. 292S. 9: U. Yalcin, C. Pulak, R. Slotta, Das Schiff von Uluburun: Welthandel vor 3000 Jahren; Katalog der Ausstellung des Deutschen Bergbau-Museums Bochum, 15. Juli 2005 -16. Juli 2006 (Bochum 2005) Abb. 2S. 11: Goldbecher: M. Abramishvili, In the search of the origins of metallurgy. Abb. 1.2, in: S. Hansen u.a. (Hrsg.), Von Majkop bis Trialeti. Gewinnung und Verbreitung von Metallen und Obsidian in Kaukasien im 4.-2. Jt. v. Chr. (Bonn 2010); Lapislazuli-Minen: Philippe Poupin (http://www.philippoupin.fr/asie-2)S. 18-19: J. Garner, Das Zinn in der Bronzezeit in Mittelasien I (Mainz 2013) Abb. 50, 87; Fotos Eurasien-Abteilung/DAI und Bergbaumuseum Bochum.

Projektleitung PD Dr. Nikolaus Boroffka, DAI Eurasien-AbteilungDr. Judith Thomalsky, DAI Eurasien-Abteilung

Kooperationspartner Afghan Ministry of Information and Culture (MIC), KabulAfghan National Museum, KabulProf. Dr. Philippe Marquis, Dr. Julio Bendezu-Sarmiento, Délégation Archéolo-gique Francaise en Afghanistan, Kabul (DAFA)Dr. Bernd Bräutigam, Senior Advisor, USAID MIDAS, Kabul, AfghanistanProf. Dr. Ernst Pernicka, Curt Engelhorn Zentrum für Archäometrie, MannheimProf. Dr. Andreas Hauptmann, Deutsches Bergbau-Museum BochumStiftung Bibliotheca Afghanica / Schweizerisches Afghanistan-Institut

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Antiker Bergbau und Ressourcennutzung in Afghanistan

Berlin 2015

Deutsches Archäologisches Institut

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Eurasien-Abteilung des Deutschen Archäologischen InstitutsIm Dol 2-6, D-14195 Berlin www.dainst.org