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Geschichte der Ressourcennutzung Entwicklung in technisch neuen Epochen Bronze- und vorrömische Eisenzeit

Geschichte der Ressourcennutzung Entwicklung in technisch neuen Epochen Bronze- und vorrömische Eisenzeit

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Page 1: Geschichte der Ressourcennutzung Entwicklung in technisch neuen Epochen Bronze- und vorrömische Eisenzeit

Geschichte der Ressourcennutzung

Entwicklung in technisch neuen Epochen

Bronze- und vorrömische Eisenzeit

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Die Bronzezeit

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Europäsche Bronzezeit: eine Art goldenes Zeitalter (?)

Grundlegende Verwandlung der neolitischen Welt

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Drei Periodensystem 1

• Einteilung der Ur- und Frühgeschichte nach Ch. J. Thomsen in drei PeriodenSteinzeitBronzezeitEisenzeit

Einteilung nur anwendbar auf Asien, Europa und Nordafrika

- zeitlichen Übergänge sind regional sehr unterschiedlich

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Drei Periodensystem 2

• Steinzeit– Jungsteinzeit (Neolithikum)

• Kupferzeit (Übergangszeit): – Beginn: Naher Osten 5000 v. Chr.

• Bronzezeit– Alt (Früh-) bronzezeit– Mittelbronzezeit– Jung (Spät-) bronzezeit

• Eisenzeit– Ältere Eisenzeit

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Zeittafel Bronzezeit

• Beginn Bronzezeit ca.– Ägypten 3500 v. Chr.– China 3000 v. Chr.– Süddeutschland 2200 v. Chr.– Norddeutschland 1700 v. Chr.

• Ende Bronzezeit– Naher Osten 1200 v. Chr.– Griechenland 1100 v. Chr.– Süddeutschland 800 v. Chr.

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Kulturgruppen der Bronzezeit in Süd- und Mitteldeutschland

• Glockenbecherkultur/späte Schnurkeramik– vor Bronzezeit

• Aunjetitzer Kultur (Fundort bei Prag)– Altbronzezeit

• Hügelgräberzeit (Begräbniskulturen)– Mittelbronzezeit

• Urnenfelderzeit– Jungbronzezeit

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Charakteristikum der Bronzezeit 1

• Bronze: Legierung aus 90 % Kupfer und 10 % Zinn

• Vorteil: Bonze ist weitaus härter als reines Kupfer

• weit größere Verwendbarkeit (Waffen, Werkzeuge, Kultgerätschaften usw.)

• große Nachfrage = deutlicher Anstieg der Produktion

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Charakteristikum der Bronzezeit 2

• aber Zinn relativ seltenes Material = Entwicklung eines fast „globalen“ Handelssystem– große Kupfervorkommen: Insel Zypern– Zinnvorkommen: Britannien– Auswirkungen auf Transporttechnik (Schiffe- u.

Wagenentwicklung – Absatz von Bronzeprodukten „weltweit“

• Bernstein (Gold des Nordens) als Tauschprodukt

• Entwicklung einer Bronzeindustrie und Zuliefergewerbe– z. B. in Ostalpenraum

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Bronze-Industrie

Produktionsbeispiel:

• Kupfermine Mittenberg (Salzburg)um 1500- 1600 v. Chr.:– Jahresproduktion: ca. 10 t Kupfer– zur Schmelze wurden benötigt: 300 – 500 m²

Holzkohle– zur Produktion der Holzkohle waren 2 ha

Wald nötig

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Himmelscheibe von Nebra 1

• Archäologische Sensation, gefunden 1999 (Raubgräber)

• Bronzescheibe mit Goldsymbolen

• älteste konkrete Himmelsdarstellung überhaupt

• Alter: Frühbronzezeit um 1600 v. Chr.

• Kupfer aus Mittenberg (Salzburg)Gold aus Rumänien (Siebenbürgen)

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Himmelscheibe von Nebra 2

• zugehörig zu einem europaweiten komplexen Glaubenssystem

• Bedeutung für Landwirtschaft:– Bestimmung der Jahreszeitwenden

• Interpretationen des Zwecks dauern noch an

• Überschüsse der landwirtschaftlichen Produktion reichten zur Versorgung einer Oberschicht

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Landwirtschaft zu Beginn der Bronzezeit in Deutschland 1

• weite Räume waren landwirtschaftlich erschlossen

• ein anthropogenen Offenland war entstanden• Subsistenzwirtschaft• Grundnahrungsmittel Getreide• Vielfalt der Betriebssystem in Anpassung an die

natürlichen Bedingungen– selten mehr als zwei Getreidearten pro Siedlung

angebaut

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Landwirtschaft zu Beginn der Bronzezeit in Deutschland 2

• Unterschiede u. a. durch Bedeutung der Viehhaltung– norddeutsche Tiefebene:

relativ offen Landschaft, ausgedehnte Weiden, Vieh weidete frei, Viehhaltung wichtigster Wirtschaftzweig, Wald konnte sich wegen der intensiven Viehhaltung nicht mehr regenerieren

– Mittelgebirgsraum:Zunahme der Weidewirtschaft im Endneolithikum

– Süddeutschland:höhere Bedeutung des AckerbausSpuren der Beweidung

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Auswirkungen auf die Umwelt bis zur Bronzezeit 1

• Vermehrung der Pflanzen- und Tierarten– durch „Einfuhr“– Verschiebung der Konkurrenzverhältnisse

auf Brachen breiten sich Pflanzen aus: z. B. Himbeere;Vermehrung von Waldrandvegetationen

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Auswirkungen auf die Umwelt bis zur Bronzezeit 2

• Zerstörung der ursprünglich vorhandenen Waldvegetation

• Rodungen begünstigen die Ausbreitung der vorher kaum konkurrenzfähigen Buche

• „Schneiteln“ (Laubheu):– möglicherweise Beitrag zum „Ulmenfall (3800

v. Chr.)– nachhaltige Schädigung z. B. der Linde

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Auswirkungen auf die Umwelt bis zur Bronzezeit 3

• Auswirkungen der Rodungen auf Wasserhaushalt– Verstärkung der Hochwasserspitzen– Beitrag zur Auenwald- und Mäanderbildung durch

Erosion

• Großflächige Heidenentwicklung in Norddeutschland– in Megalith- /Trichterbecherkultur: „Hünengräber“– durch Brandrodung des Waldes für Getreidebau und

Weidenutzung– Bodenverarmung

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Umweltbedingungen in der Bronzezeit

• Relativ schneller Wechsel von Feucht- und Trockenperioden u. a.– von 1500 - 1300 v. Chr. Feuchtperiode– von 1200 -1000 v. Chr. längste und

intensivste Trockenperiode: z. T. Dürre und Steppenbildung

• starke Schwankungen der Wasserstände der Seen im Alpenvorland– Reste von bronzezeitlichen Siedlungen heute

unter dem Wasserspiegel

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Veränderungen in der Landwirtschaft 1

• weitgehend Fortsetzung endneolithischer Kulturverhältnisse

• kaum noch Brandrodungen• deutliche Verschiebungen im Anbau:

– erstmaliger Anbau von Kolbenhirse– mehr Emmer, Spelzgerste (zu Lasten der

Nachtgerste) und Dinkel (zu Lasten des Weizens)

– Spelzarten bieten Vorteile bei der Lagerung

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Veränderungen in der Landwirtschaft 2

– Ackerbohne: starker Anbau• Kennzeichen in der Urnenfelderzeit (rituelle

Praktiken) • auch als Pferdefutter (Pferde- oder Saubohne)

– Linsen und Erbsen kamen im norddeutschen Flachland kaum vor

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Veränderungen in der Landwirtschaft 3

• in der Viehhaltung– Beginn der Pferdehaltung

• als Trag-, Reit-, Zugtier und Repräsentations-, Kampf- und Ritualmittel

• langsame Durchsetzung eines verbreiteten Speisetabus Pferd

• Pferdehaltung führt zur Weideflächenausdehnung

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Veränderungen in der Landwirtschaft 4

– „Verkümmerung“ von Rind u. Schwein: Anpassung an ungünstigere Lebens- und Ernährungsbedingungen

– Ausbau der Bienenhaltung• Hönigwein Met

• in der Agrartechnik– Sohlenpflug

• Steigerung der Pflugtiefe von 2-3 auf 7 cm

– Bronzeaxt– Bronzesichel

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Veränderungen der Siedlungsweise 1

• zunächst offene, d. h. unbefestigte, bäuerliche Siedlungen die anfangs in den Mittelgebirge eine Höhe von ca. 400 M NN nicht überschreiten– erste dörfliche Grundformen – zwischen 5 – 10 und 50-100 gelegentlich auch mehr

Einwohner

• erste Befestigungen von Siedlungen im Flachland– Indiz für zunehmende Unsicherheiten

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Veränderungen der Siedlungsweise 2

• in Mittelbronzezeit Ausdehnung der Besiedelung in Moore und Höhenlagen: Bevölkerungsdruck

• auch beginnende Besiedlung der Alpen:– u. a. zur Ausbeutung der Erze– Bauernsiedlungsplätze bis 2000 über NN

• größeres Risiko für den Getreidebau

• Binnenkolonisation: auch Ergebnis des steigenden Bevölkerungsdrucks auf die Fläche

• Besiedlungsdichte in der Spätbronzezeit:2,2 – 7 Menschen pro km²

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Veränderungen der Siedlungsweise 3

• Landschaften werden bis zur Grenze ihrer Aufnahmefähigkeit besiedelt

• zunehmender Bau von befestigten Höhensiedlungen– 1300 bis 800 v. Chr. – Indiz für Zunahme der Unsicherheit– Spuren kriegerischer Auseinandersetzungen

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Ernährung

• Hauptnahrung – Breispeisen aus Getreide

• Verbesserung der Zubereitungsgeräte – Fleischhaken –spieße und Feuerböcke aus

Bronze

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Lebenserwartung

• Durchschnittliche Lebenserwartung: 20 - 29 Jahre

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Auswirkungen der Agrarproduktion auf Umwelt

• Einleitung der Verkarstung verschiedener Gebiete durch den Beginn einer landwirtschaftlichen Nutzung (irreversibler Prozess)– Lösungs- und Auswaschungsvorgänge bei

bestimmten Gesteinen (z. B. Kalk):• Schwäbische Alp• Fränkische Alp

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Doppeltes Grundproblem des Agrarsystems der Bronzezeit

• steigender Bevölkerungsdruck– Ausdehnung der Siedlungs- und

Wirtschaftsflächen auf marginalere Standorte

• Probleme der Nährstoffversorgung der Böden– Siedlungswechsel: wiederholte

„Neulandgewinnung“– Brachesysteme / Wechselsysteme der

Nutzung

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Die vorrömische Eisenzeit

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Zeittafel Eisenzeit 1

Beginn Eisenzeit:

• im Nahen Osten – erstmaliger Gebrauch von Eisen bei

Sumerern und Ägyptern 4000 v. Chr.– langsamer Übergang: Eisen zwischen 1600

und 1200 v. Chr. neben der Bronze verstärkt genutzt

– Übergang zur Eisenzeit: 1200 v. Chr.

Vermuteter Grund: Zinnmangel

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Zeittafel Eisenzeit 2

Beginn Eisenzeit (Fortsetzung)

• Griechenland: 1100 v. Chr.

• Süddeutschland: 800 v. Chr.

• Übergang in die „Historische Zeit“ ab 0 v. Chr.

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Umweltbedingungen in der „süd-deutschen“ Eisenzeit bis 0 v. Chr.

• Fortsetzung starker Klimaschwankungen:

Ältere Hallstadtzeit Feuchtperiode

Späthallstadtzeit Trockenperiode

Frühlatènezeit Trockenperiode

Mittellatènezeit Feuchtperiode

Spätlatènezeit Trockenperiode

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Grundlinien der Entwicklung

Die Entwicklung auf dem Gebiet des späteren Deutschlands vom Beginn der Bronzezeit bis 400 n. Chr. zerfällt in zwei deutlich getrennte Teilräume:

• Süd- und Westdeutschland (Rhein)– Kelten– Römer

• Mittel- u. Norddeutschland– Billendorfer- u. Jastorfkultur – Germanen

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Die Kelten

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Grundzüge der Entwicklung der Kelten 1

• Erstes namentlich bekanntes Volk bzw. Volksgruppe nördlich der Alpen– Namen (Fremdbezeichnungen): Kelten, Gallier

• Gemeinsames Kennzeichen: ihre Sprache• Ursprünge der Kelten wie auch von anderen

Völkern (Etruskern, Germanen) weitgehend unbekannt

• Einwanderer aus Osten oder Südosten• erste Nachweise der Kelten im 1200 v. Chr.• Beginn der keltischen Kultur wird i. d. R. bei 750

v. Chr. angesetzt

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Grundzüge der Entwicklung der Kelten 2

• Unterteilung der keltischen Entwicklung nach archäologischen Perioden – Hallstatt A1 – Hallstatt D bis 500 v. Chr. – Latène A – D bis 0 v. Chr.

• in spätere Zeit stehen erstmals schriftliche Quellen zu den Kelten von Griechen und Römern zur Verfügung: u. a. von Caesar

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Expansion der Kelten 1

• ab 500 v. Chr. Ausbreitung der Kelten nach allen Himmelsrichtungen mit Ausnahme nach Norden

• Grund: Übervölkerung, Kriegsgeist und einfache ländliche Lebensform

• Ausbreitung nach Frankreich, Westspanien, Portugal, Balkan entlang der Donau und an der Adria sowie in das Gebiet von Ankara

• nach Norden nur bis in den deutschen Mittlergebirgsraum: Hessen– Gegendruck: ausbreitende Germanen

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Expansion der Kelten 2

• Besiedelung Norditaliens (Raum Mailand, Rimini, Verona, Bologna) durch keltische Volksstämme

• 387 v. Chr. Besetzung kurzzeitige Eroberung Roms• 387 v. Chr. sind keltische Kriegsscharen bis Sizilien

vorgedrungen• Ca. 250 v. Chr. besiedeln Kelten die Ostalpen• 75 v. Chr. „Eroberung“ Südengland

– es ist umstritten, ob solche Invasion wirklich stattgefunden hat - neuerdings wird eher von einem evolutionären Prozess ausgegangen, der die ursprüngliche bronzezeitliche Bevölkerung einschließt und früher begann

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Expansion der Kelten 3

• als gefragte Söldner für viele Herren tätig

• überlieferte bzw. den Kelten zugesprochene Maxime des Handelns: „Lieber sterben als tatenlos altern“

• für die Expansion von Bedeutung: keltische Reiterei

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Rückschläge in der Expansion

• 295 v. Chr. Kelten gemeinsam mit Etruskern von den Römer geschlagen

• nach weiterer Niederlage 225 v. Chr. bei Telamon überschreiten die Römer erstmals den Po

• 222 v. Chr. Eroberung der keltischen Insubrer-Stadt Mailand durch die Römer

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Keltische Gesellschaften 1

• Allgemein antike gesellschaftliche Grundstrukturen:– Könige– Adel – Volk – Knechte

• Stammesstruktur– Größe der Stämme stark unterschiedlich:

kleine um die 50 000, die größten um 200 000 Männer

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Keltische Gesellschaften 2

• keine Versuch einer Herausbildung einer gesamtkeltischen Staatsstruktur

• Höchst widersprüchliche soziale Verhältnisse– Patriarchat (gelegentlich auch

mutterrechtliche Züge)• aber mit Gattenwahl durch Frauen

– Frauenopfer und Witwenmord

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Wirtschaftliche Entwicklungen 1

Kelten waren berühmt • für ihre Fähigkeiten der Eisenverarbeitung

– hohe Schmelzgrade durch Holzkohle aus Buchenholz– Schwerter und Geräte aus Eisen– Exportgut Eisengerätschaften und -barren

• die Salzgewinnung– Salz: Konservierungsmittel von zentraler Bedeutung

• gepökeltes Schweinefleisch war beliebtes Exportprodukt nach Italien

– „Hal“ (keltische Wort für Salz; findet sich noch heute in vielen Namen)

• z. B. Halle, Hallstatt

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Wirtschaftliche Entwicklungen 2

• Goldgewinnung in den Alpen

• beginnende Geldwirtschaft in den letzten Phasen der keltischen Entwicklung

• Verwendung der Schrift nach griechischem Vorbild aber eingeschränkt auf „praktisch-technische“ Zwecke

• Handel vorwiegen mit dem mediterranen Raum

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Bedeutsame Entwicklungen

• Zweiachsiger Wagen– bis in das 19. Jahrhundert eingesetzt– randloser Eisenreifen

• Hose und Mantel

• Weiterentwicklung des Pferdegeschirrs– Römer haben es von Kelten übernommen

• Übernahme der Glasherstellung

• Verbreitung der Töpferscheibe

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Landwirtschaft der Kelten 1

• Koppelwirtschaft– Wechsel von Getreidebau- und Weidephasen– Düngung de Flächen mit Dung und Mergel– setzt Eigentumsverhältnisse voraus

• aber auch Gemeinbesitz an und gemeinsame Arbeit auf landwirtschaftlichen Flächen bei keltischen Stämmen in Italien– Drohung mit Todesstrafe bei Erntediebstahl

(schriftliche Überlieferung)

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Landwirtschaft der Kelten 2

Getreidebau: Kern der landwirtschaftliche Produktion

• Erweiterung der Pflanzenpalette:– Roggen: sekundäre Kulturpflanze– Hafer: sekundäre Kulturpflanze– Färberpflanze Waid

• als Voraussetzung und Folge der Entwicklung einer verbesserten Textilproduktion und erweiterten Handels

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Landwirtschaft der Kelten 3

• beginnende Hühner- und Gänsehaltung

• Ausbau der Milchverarbeitung– Herstellung gesalzener Butter und deren

Export

• Ausbau der Viehwirtschaft– Pökelfleisch vom Schwein

• bekannte Pferdezucht

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Landwirtschaft der Kelten 4

Verbesserungen der Landwirtschafttechnik:

• eisernes Schar für den Hakenpflug– hölzerne Scharspitze erhielt Eisenbeschlag

• Sech (Pflugmesser)

• Räderpflug (unsicher)

• hölzerne Egge und Bodenschleppe

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Landwirtschaft der Kelten 5

• Verbesserungen der Pflugtechnik ermöglichen– dichter nebeneinander liegende Furchen– dadurch den Übergang von der Rillen- zur

Breitsaat

• eiserne Sicheln

• eiserne Sense (umstritten)

• antiker Mähwagen

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Landwirtschaft der Kelten 6

• Einführung der Hand-Drehmühle aus dem Mittelmeerraum– deutliche Erleichterung des Mahlvorgangs

• Tagesleistung eines Hakenpflügers: 5 Ar

• zur Ernte von 1 ha Getreide benötigten zwei bis drei Personen ca. 12 bis 17 Tage (sicheln und einbringen der Ernte)

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Landwirtschaft der Kelten 7

• „Celtic fields“: gehören trotz ihres Namens nicht zu den Agrarsystemen der Kelten sondern den Agrarsystemen der Germanen

• Entwicklungsfolge zu Mehrhausgehöften:Klimaverschlechterung > Aufstallung des Viehs > Stallbauten >Vorratswirtschaft Viehfutter > Speicherbauten

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Siedlungsstruktur 1

• dörflich geprägt• Viereckschanzen

– Wall- und Grabenanlagen– Landgüter oder Kultstätten?

• Zweck noch nicht eindeutig geklärt

• Erste größere Orte: – Manching bei Regensburg mit einer kreisrunden

Umfriedung (Holzflechtwerk) von 7 km für 3000 Einwohner

• (Fläche hinter der Umfriedung aber nur z. T. bebaut)

– 4. – 3. Jahrhundert vor Chr.

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Siedlungsstruktur 2

• Oppida: befestigte Großsiedlungen• 2. – 1. jahrhundert v. Chr.

• „Herrenhöfe“: Fürstensitze

• ausschließlich Holz-Lehmbauten kein Steinbau– Mauerbau war - absehen von Trockenmauern

– unüblich

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Ernährung

• Getreide Grundnahrungsmittel

• für die Ernährung der 3000 Einwohner der Oppida Manching mit Getreide war eine Anbaufläche von ca. 1500 ha nötig

• große Bedeutung des Schweinefleisches

• Sicherung der Ernährung blieb aber immer problematisch

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Grenzen der Entwicklung 1

• Ausdünnung der Bevölkerung in Süddeutschland– deutliche Entvölkerung

• auch unter Aufgabe „neu“ angelegter Burgen• „regelrechte Völkerwanderung

• Offensichtliche militärische Auseinandersetzungen

• Zusammenbruch der Handelsbeziehungen nach Süden– Umorientierung der römischen Nachfrage

• Gallien

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Grenzen der Entwicklung 2

• beim Vorrücken der Römer 15. v. Chr. nach Süddeutschland gab es dort keine bedeutende Ansiedlung der Kelten mehr

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Ende der Kelten in Mitteleuropa

• 45 n. Chr. Eroberung der südlich der Donau gelegenen Voralbengebiete

• die keltische Bevölkerung wurde ins römische Reich integriert

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Kelten: was bleibt 1

• über ein halbes Jahrtausend haben Kelten die Geschichte Westeuropas bestimmt– durch und nach großen Expansionen

• abgesehen von einigen Randbereichen gehören sie zu den untergegangen Völkernaber nicht durch Auslöschung sondern durch Aufgehen in den nachfolgenden Völkern und Kulturen

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Kelten: was bleibt 2

• ihre Beiträge zur wirtschaftlichen und technischen Entwicklung – auch wenn diese von ihnen oder anderen oft

teuer bezahlt werden mussten

• viele keltische Namen für Flüsse und Orte– z. B. Rhein, Ruhr, Lahn, Main, Donau– z. B. London, Genf, Bonn, Mainz

• Romantik und Verklärung– Asterix und Obelix

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Literatur Bronze- u. Eisenzeit

• Jöckenhövel, Albrecht (1997): Agrargeschichte der Bronzezeit und der vorrömischen Eisenzeit (von ca. 2200 v. Chr. bis Christi Geburt) In: Lüning u. a. Deutsche Agrargeschichte: Vor- und Frühgeschichte, Stuttgart, S. 141 - 261

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Literatur Kelten

• Demandt, Alexander(2005): Die Kelten, 5. Aufl., München

• Burenhult, G. (Hg.) (2004): Menschen der Urzeit. Die Frühgeschichte der Menschheit von den Anfängen bis zur Bronzezeit, Hamburg