Anton Wagner - Los Angeles: Werden, Leben and Gestalt der Zweimillionenstadt in Südkalifornien

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  • LOS ANGELES WERDEN, LEBEN UND GESTALT

    DER ZWEIMILLIONENSTADT IN SDKALIFORNIEN

    VON

    ANTON WAGNER

    193 5

    BIBLIOGRAPHISCHES INSTITUT AG. IN LEIPZIG

  • r

    Sto.

    2 3. JUHI 1978

    Alle Rechte vom Verleger vorbehalten Copyright 1935 by BibliogIaphisches Institut AG., Leipzig:

    Druck: BibliogIaphisch~s Institut. AG., Leipzig Printed in Germany

    \' .

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    I

    MEINEM LIEBEN VATER

    ZUM VOLLENDETEN SIEBZIGSTEN LEBENSJAHRE

    UND DEM ANDENKEN

    MEINES ONKELS ADOLPH PETSCH IN KALIFO RNIEN

    IN DANKBARKEIT GEWIDMET

  • 7

    VORWORT

    Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde Sdkalifornien erschlossen und

    dann ein Jahrhundert lang allmhlich kolonisiert. Vor Ausgang des 19.Jahr-

    hunderts setzte eine erstaunlich schnelle stdtische Entwicklung ein, deren

    Ausma bei den Nachteilen der geographischen Lage gar nicht verstndlich

    ist. In dem Jahrzehnt nach dem Weltkriege sind Los Angeles und die Sied-

    lungen,rnit denen es verwchst, zur Zweimillionenstadt geworden. Das Pro-

    blem lockt zu geographischer Untersuchung.

    Die Anregung zu dem Thema gab mir mein verehrter Lehrer Herr Professor

    Schrnieder im Friihjahr 1932. Ich ging um so lieber darauf ein, als ich

    schon whrend frherer dreijhriger Ttigkeit in Industrie und Handel in den

    Vereinigten Staaten mit amerikanischem Leben vertraut geworden war und

    von San Francisco aus 1925 und 1926 Los Angeles kennengelernt hatte, als

    dort die fr die Stadt so bedeutsame Nachkriegsentwicklung noch im Gange

    war. Auerdem hatte ich in Mexiko, . Spanien und Sdamerika Verstndnis fr spanische Kultur und Kolonisation gewonnen. Eine neue Studienreise

    nach Kalifornien sollte mir Gelegenheit geben, der Arbeit eigene grndliche

    Beobachtung in Los Angeles zugrunde zu legen.

    In der kalifornischen Staatshauptstadt Sacramento, in den Bibliotheken und

    einzelnen Instituten der Staatsuniversitt in Berkeley, in San Francisco und

    in der Bundeshauptstadt Washington sammelte ich Material verschiedenster

    Art. Von Ende August 1932 bis Ende Februar 1933 arbeitete ich in Los An-

    geles selbst. Von meinem Onkel in Santa Monica, der seit 1878 in Sdkali-

    fornien lebte,selbst kolonisiert hatte und ein scharfer Beobachter war, erfuhr

    ich noch sehr viel mehr ber den frheren Zustan

  • Daneben besuchte ich alle in Frage kommenden Behrden von Los Angeles

    und mehr als ein Dutzend angrenzenden Stdten, ferner die Hochschulen und

    Bibliotheken und eine groe Zahl privater Unternehmen, Institute und Firmen.

    Auch eine Reihe von Geologen, Architekten, Rechtsanwlten, zahlreiche

    Kaufleute und Angehrige anderer Berufe gaben mir wertvolle Ausknfte.

    berall zeigte man lebendiges Interesse fr die Sache. Nirgends wurde ich

    abgewiesen. Jeder einzelne ging auf meine Fragen und Wnsche auf das ent-

    gegenkommendste ein, und manche opferten einen erheblichen Teil ihrer Zeit,

    um mir behilflich zu sein. Am Schlusse dieses Buches (S. 287/89) sind die wich-tigeren der besuchten ffentlichen und privaten Stellen aufgefhrt; ihren Lei-

    tern und Mitgliedern, die sich mir als so auerordentlich hilfsbereit erwiesen,

    danke ich hiermit aufrichtig.

    Zu groem Dank bin ich den verschiedenen Herren der Handelskammer

    von Los Angeles verpflichtet, die mir trotz Arbeitsberlastung viel Zeit wid-

    meten. Auch dort wurde mir ebenso wie an vielen anderen Stellen mannig-

    faltiges Material bereitwillig und unentgeltlich berlassen. Der Security-First

    National Bank, die mir ber IOO Photographien aus ihrem historischen

    Bildarchiv nach Kiel entlieh, und der Historischen Gesellschaft von Sdkali-

    fornien, welche mir auf gleich lange Zeit fast die ganze Serie ihrer in Europa unzugnglichen Verffentlichungen zur Verfgung stellte, danke ich fr diese

    besonders grozgige Untersttzung.

    Allen denen, die mich gastlich aufnahmen und mich in hilfsbereiter Weise

    im eigenen Automobil durch Gebiete fuhren, die zu Fu schwer zu erreichen

    sind, spreche ich an dieser Stelle ebenfalls meinen herzlichen Dank aus.

    Leider ist es mir nicht mglich, allen, die das Zustandekommen der Arbeit

    durch ihr Entgegenkommen frderten, einzeln zu danken. Besonderen Dank

    schulde ich Herrn Professor Frank Adams, Herrn Professor Herbert E. Bolton,

    Herrn Professor J. P. Buwalda, Miss Laura C. Cooley, Herrn Professor Owen C. Coy, dem verstorbenen Herrn Professor W. M. Davis, Mr .. Chas. H. Diggs,

    Dr. Carl Epling, dem Bruder meiner Tante Mr. Carl J. Frese, Dr. Jona-than Garst, dessen Edinburger Dissertation ber die Physiographie des

    Sdkalifornischen Beckens mir eine wertvolle Hilfe war, Mr. Ross H. Gast,

    Mr. D. E. Hughes, Mr. D. A. Lane,Mr. A. A. Miller von der Handelskammer

    in Long Beach, Mr. J. Marshall Miller, Miss Marion Parks,Mr. William

    C. Putnam, Mr. H. F. Raup, Herrn Professor Carl O. Sauer, Herrn Professor

    Chas. F. Shaw, Mr. EIden Smith, Herrn Professor Paul S. Taylor, der Familie

    Tegner in Santa Monica, Herrn Professor Weatherhead und nicht zuletzt

    VIII

    Herrn Dr. von Hentig, dem damaligen deutschen Generalkonsul in San Fran-

    cisco, dessen Empfehlungsschreiben mir viel ntzte.

    Meinem verehrten Lehrer Herrn Professor Schmieder bin ich grten Dank

    schuldig fr dIe Anregung zu der Arbeit. Ihm und auch Herrn Dr. Wenzel

    bin ich fr manchen wertvollen Hinweis bestens dankbar. Meine erste

    Pflicht ist es, meinem verstorbenen Onkel und meiner Tante in Sd-

    kalifornien allzeit herzlichsten Dank zu bewahren. Sie luden mich ein, ermg-

    lichten mir die Arbeit und gaben mir die persnliche Beziehung zu dem

    Gegenstand der Untersuchung.

    Kiel, im April 1934 An ton Wagner

  • INHALT

    Vorwort .......................... ' ...................................... ; VII Einlei tung:

    Landschaftsberblick .................. ' ........... : . ' ................... Fragestellung und Arbeitsmethode ........................................ 8

    Die Natur: Bau und Formen ....................................................... Klima .............................................................. Hydrographie ..................... ' .... ; ........................... . Bden .......................................................... Vegetation ......................... '.' ........................... .

    Landschaftswandlung vor de~ ersten Boom; Indianerlandschaft .................................................... Spanische .Missionsherrschaft ........................ : ................... . Extensive Weidewirtschaft .................... '.' ........... '" '.' ....... . Acker- und Gartenlandschaft ............................ '.' ........... .

    Siedlungsanfnge: Das "Pueblo" Los Angeles . ; ...... '.' .................................. Die Siedlungen im Umkreis ............................................. . Siedlungstypen ......................................................

    Grostadtbildung: Anfnge des Fremdenverkehrs ............... , ........................... . Erster Boom und Stadtentwicklung ... ; ......... , ....................... Zweiter Boom und Grostadtentwicklung ................................ Dritter Boom und Millionenstadtentwicklung .......... ~ ................... .

    Leben und Erscheinungsformen der heutigen Landschaft: Die Bewohner .................................................... Namengebung und Aufteilungsgeschft ... , ............................... Grundri und Aufri .................................................... . Verkehr, Wirtschaft, Hafen ............................................. Die Wasserfragen ................................................

    Schlu ................................................................

    Li tera turverzeichnis .................................................

    Anhang: Verzeichnis der Behrden und Institute .................................. .

    II

    23 29 34 36 .

    76 86 98

    99 102 115 131

    Statistische bersichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 290 Bildteil ................ ;.......................................... 297 Tafel-Beilagen ........................................ am Schlu des Buches

  • KARTEN

    Im Text:

    Fig. I. Los Angeles, Berlin und Rheinhessen im gleichen MaBstab . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Fig. 2. Stadterweiterungen und Randstdte von Los Angeles ................ - . . . . 7 Fig. 3. Die Bden der Sdhlfte des tos Angeles County. . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . .. 18 Fig. 4. Die Klimagebiete von Los Angeles .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 24 Fig. 5. Die ehemaligen berschwemmungsgebiete von Los Angeles. . . . . . . . . . . . . . .. 32 Fig. 6. Sttten der Gabrielino-Indianer im heutigen Stadtgebiet ...... . . . . . . . . . . .. 42 Fig. 7. Das Pueblo "La Reina de los Angeles" 1786. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 50 Fig. 8. Die spanischen und mexikanischen Lehensbesitzungen um Los Angeles ...... 59 Fig. 9. Die Landaufteilung der Indiana Colony 1874 (spter: Pasadena) . .. . . . . . . .. 94 Fig. 10. Der Rckgang der Bewsserung im Owens-Tal infolge des Wasserentfhrung

    nach Los Angeles ................................................... , 120 Fig. I I. Der Hafen von Los Angeles ........................................... 125 Fig. 12. Die Erdlfelder des Los Angeles-Beckens .................... , ....... ; ... 139 Fig. 13. Grundri der Huserblocks ...................... ' ..................... 183 Fig. 14. Die Innenstadt von Los Angeles ........................................ 213 Fig. 15. Der Rckgang des Grundwasservorrats von Los Angeles ................... 242

    Am Schlusse des Buches:

    Taf. I. bersichtsskizze Taf. 2. Die natrlichen Kleinlandschaften von Los Angeles Taf'. 3. Die stdtische Ausbreitung von Los Angeles Taf. 4. Das Straennetz von Gro-Los Angeles (nrdlicher Teil) Taf. 5. Plan von Los Angeles aus dem Jahre 1857

    EINLEITUNG

    Der pazifische Kstensaum zwischen Alaska und Mexiko mitseinem Hinter-

    land erscheint noch auf Weltkarten aus der 2. Hlfte des 18.Jahrhundertsals

    weier Fleck. Unter den menschlichen Ansiedlungen, die seit 165 Jahren in

    diesem Raum entstanden sind, ist Los Angeles heute mit ber 2 Millionen

    Bewohnern bei weitem die grte. Die jungen Kulturkrfte des Fernen

    Westens offenbaren sich in dieser Stadtlandschaft Sdkaliforniens am mannig-

    faltigsten. Aber nicht nur der Mensch ist hier am Werke, sondern auch die

    Krfte der Natur zeigen sich besonders lebendig. So ist es das Ziel der Arbeit,

    an dieser Stelle das Treiben des Menschen zu beobachten und zu sehen, wie

    die Natur sich ihm entgegensetzt und er gegen sie angeht, bis er sie bezwingt.

    -Zuvor mssen die Lagefaktoren und der Lebensraum mit seinen Zugangswegen

    betrachtet und das Objekt selbst, die stdtische Landschaft, berblickt wer-

    den. Dann erst kann das Problem von Los Angeles genauer formuliert und die Arbeitsmethode, die wir whlen, bestimmt werden.

    LANDSCHAFTSBERBLICK

    Vorzge und Nach teile der Lage

    Innerhalb des Bereichs der kalifornischen Kstenketten erscheint das Sd-

    kalifornische Becken als der grte besiedlungsfhige Raum. Keine andere

    der Alluviallandschaften, die dem Kstengebirge eingebettet sind, ffnet sich

    mit so breiter Front zum Meere und seinen klimatischen Einflssen. Keine ist

    gegen Nordwesten so geschtzt wie sie mit ihrer vorwiegend sdwestlichen

    Orientierung. Nirgends biegen die Kstenketten so weit landeinwrts aus wie

    gerade hier, und nirgends erreichen sie solche Hhen, 2000-3000 mund

    darber, dadurch noch gengend Regenmengen auffangend, um das Wsten-

    klima auf ihrer seewrtigen Seite zum Steppenklima,ja teilweise zum Etesien-

    klima zu modifizieren und hohen Grundwasserstand zu ermglichen. Zugleich

    I Wagner, Los Angeles I

  • I \ '

    stellt das Gebirge fr den Zugang von der Kste zum Innern des Kontinents gerade hier ein geringeres Hindernis dar als an irgend einer anderen Stelle, denn es bildet nur ein e Hauptkette. Trotz der Hhe des Gebirges sind seine Psse - in erster Linie Cajon und San Gorgonio - stets schneefrei, gleich-." zeitig bequemer zu queren und niedriger als die nrdlicheren, steileren der

    Sierra Nevada. Doch die geschilderten Vorteile der Lage lassen menschliche Besiedlung nur

    bis zu einer mittleren Gre zu. Darber hinaus sind ihr starke Schranken gesetzt, die eine Grostadt an dieser Stelle gegenber anderen Grostdten des Westens konkurrenzunfhig zu machen scheinen. Denn an der Pazifischen Kste der Vereinigten Staaten liegt Los Angeles exzentrisch im Sden. Die Stadt ist schon damit benachteiligt gegenber dem zentral gelegenen San Francisco. Zum anderen tritt gerade hier im Sden das ~iedlungsfeindliche Groe Becken nher an die Kste heran als in irgend einem anderen Teil

    des pazifischen Westens der Union lmd engt damit den Lebensraum von Los Angeles ganz erheblich ein, whrend San Francisco und die Stdte des pazi-fischen Nordwestens ein sehr' viel greres Hinterland besitzen. F~rner ist Los Angeles dadurch benachteiligt, da es schon an der Grenze des semiariden Klimas liegt. Es verfgt ber Grundwassermengen, di~ zwar zunchst reich-lich erscheinen, weil sie vom Gebirge her nachgefUllt werden, die aber fr eine Millionenbevlkerung keinesfalls gengen. Auch besitzt die Kste des Sdkalifornischen Beckens von Natur aus keinen Hafen, und schlielich ist die Stelle, an der Los Angeles sich entwickelt hat, eine Erdbebengefahrzone erster Ordnung, wie die Erdheben von 1769, 1812 und erst das jngste vom

    10. Mrz 1933 gelehrt haben.

    Lebensraum und Zugangswege

    Allseits gebirgsumschlossen, bildet das Sdkalifornische Becken eine land-schaftliche Einheit. In sich ist es in Teillandschaften gegliedert. Zwischen den Angeles- und den niedrigeren Cahuenga-Ketten liegt das dreigekammerte Interior Valley mit den San Fernando-, San Gabriel- und San Bernardino-Teilbecken. Vor den Zug der Cahuenga-Ketten legt sich seewrts die Coastal Plain, die das eigentliche Los Angeles-Becken ausmacht. Der Hhenzug der Dominguez-Kette trennt das nordwestliche Ende des' Los Angeles-Beckens von dem vorgelagerten Santa Monica-Long Beach-Kstenvorland, und dieses

    macht das bis zu 450 m aufragende San Pedr6-Vorgebirge landfest.

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    Zwischen den Teillandschaften besteht mannigfache Verbindung; whrend nur 6 Psse und 2 Kstenwege das Gesamtbecken mit den umliegenden Teilen des nordamerikanischen Westens verbinden. Den Zugang von See her er-

    '," ,mglichten an der 125 km langen Kste lange Zeit nur ein paar schlechte Landungspltze, von denen der bei San Pedro, durch das San Pedro-Vor-gebirge vor Westwinden geschtzt, am meisten benutzt wurde. Hier liegt heute der Hafen von Los Angeles und Long Beach.

    Von den insgesamt acht Landwegen, die aus der Landschaft hinauslhren, gehen drei nach Sdosten. Der sdlichste von diesen verluft ber die gehobenen Strandterrassen, die so-genannten "Mesas", entlang der Kste nach San Diego. Die beiden anderen verlassen das San Bernardino-Becken an den ueren Flanken der Perris Plain und des SanJacinto-Gebirges. Sie stellen die Verbindung mit dem Salton Sink und der Colorado-Wste her. Die sdliche Temecula-San Felipe-Route ist der schwierigere der beiden Wege, whrend der San Gorgoriio-Pa, der zwischen dem SanJacinto- und dem San Bernardino-Gebirge hindurchgeht, ganz von Alluvium erfllt ist und die bessere ffnung darstellt. Aus dem San Bernardino-Becken f'hrt ein dritter Weg, der Cajon-Pa, nach Norden zur Mohave-Wste hinauf. Der San' Andreas-Bruch, der San Bernardino- und San GabrieI-Gebirge voneinander trennt, hat ihn geschaffen.

    Das mchtige San Gabriel-Gebirge, der zentrale Block der Angeles-Ketten, erstreckt sich 100 km lang in ostwestliclier Richtung, ohne eirien Durchla zu bieten. Erst am Westende des San Gabriel-Gebirges f'hrt zwischen ihm und seiner Fortsetzung, dem Santa Susana-Gebirge, der San Fernando-Pa (auch Fremont-Pa genannt) nach Norden aus dem San Fernando-Becken hinaus. J\m Nordende des Passes verzweigt sich 'der Weg nach Osten und Westen, talaufwrts zur Mohave-Wste, ber sie nrdlich hinweg und ber den Tehachapi-Pa zum Sari Joaquin-Tal - talabwrts zur Kste. Geradeaus nach Norden in der Ver-lngerung des San Fernan.do-Passes windet sich die "Ridge Route" ber die Berge als krzeste Verbindung zum San Joaquin-Tal. Ebenso wie die drei Wege nach Sdosten verlaufen auch die drei Wege, die nach Westen aus dem Sdkalifornischen Becken hinausfhren, p'arallel zur Gebirgs- und Kstenrichtung. Zwischen Santa Susana-Gebirge im Norden und den Simi-Bergen im Sden fhrt der Simi Valley-Santa Susana-Pa hindurch und im Einschnitt zwischen den Simi-Bergen und dem Santa Monica-Gebirge der schwierigere Conejo-Calabasas-Pa. Beide Psse verbinden das San Fernando-Becken mit der Oxnard Plain. Der Kstenweg nach Westen entlang dem Sdabhang des Santa Monica-Gebirges ist der schwierigste, weil die Gebirgsflanke auf eine Etstreckung von 50 km hart bis an das Meer heranreicht.

    Die ersten Europer, die von San Diego zu Lande kamen, betraten das Sdkalifornische Becken auf dem Kstenweg von Sdosten her, querten die Cahuenga-Ketten dreimal und' verlieen die Landschaft auf dem Weg, der ber den San Fernando-Pa und talabwrts durch das Tal des Santa Clara-Flusses fhr:t. Von den Spaniern, die von Sonora und Neumexiko kamen, benutzten die einen die Temecula-San Felipe-Route oder den San Gorgonio-Pa, die anderen den Cajon-Pa. Ebenso wie die erste Erkundungsexpedition, folgte auch der spanische Missionspfad, gern "Camino Real" genannt, dem Kstenweg von San Diego her, ging al;ler vom San Fernan~o-Becken gleich nach Westen durch den Conejo-Calabasas-Pa weiter in direkter Richtung auf Ventura und Santa Barbara, anstatt erst zum Tal des Santa Clara-Flusses nach Norden auszubiegen.

    In derZeit der U. S.-amerikanischen B~siedlung gelangte die Butterfield-Post von San Fran-cisco durch den sdlichen Teil des San Joaquin-Tales und ber den San Fernando-Pa in das

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  • Sdkalifornische Becken. ber die Temecula-San Felipe-Route und Fort Yuma fuhr sie weiter bis zum Mississippi. Die erste Eisenbahn, die heutige "Valley Line" der Southern Pacific-Bahn, kam durch das Groe Tal Kaliforniens und erreichte vonMohave her durch den San Fernando-Pa die Landschaft. Die Hauptlinie der Southern Pacific-Bahn fhrt von New Orleans ber Yuma nach Kalifornien. Ihre Schienen wurden durch den San Gorgonio-Pa gelegt, whrend die Santa Fe-Bahn, deren Geleise in diesem Teile der Strecke auch von der von Salt Lake City herkommenden Union Pacific-Bahn benutzt werden, durch den Cajon-Pa in das Sd-kalifornische Becken eintritt. Die Southern Pacific "Coast Line" nach San Francisco benutzt den Simi Valley-Santa Susana-Pa. Eine Stichbahn der Santa Fe-Bahn verluft entlang der Kstenroute von Los Angeles nach San Diego. So fhren auf nur fnf Pawegen die Bahnen aus der Landschaft hinaus, whrend alle acht Routen heute zu asphaltierten Autostraen aus-gebaut sind, zuletzt der schwierige Kstenweg nach Westen. Er wurde von den Spaniern nicht benutzt. Das Land geriet deshalb frhzeitig in Privatbesitz, so da das Durchgangsrecht spter erkauft werden mute. Die Strae, "Roosevelt Highway" genaIlIlt, wurde erst 1929 dem Ver-

    kehr bergeben (Lit. 123).

    Die scharfumrissene Landschaft, die nur der Hafen und die 8 Pawege mit

    der Auenwelt verbinden, i~tder eigentliche Lebensraum von Los Angeles. Alle ihre Teile gravitieren zur Metropole hin. Sie sind nicht nur Hinterland im engsten Sinne, sondern Teile ihres Produktionsgebietes. Die Stadt selbst

    dehnt sich in vier Teilbecken hinein aus, nur das fnfte, das San Bernardino-

    Becken, wird von ihr nicht erreicht.

    Das Stadtbild

    Das zusammenhngend stdtisch bebaute Gebiet, das den westlichen Teil

    des Sdkalifornischen Beckens ausmacht, ist die Stadtlandschaft von Los

    Angeles. Das alte Zentrum der Stadt, die ursprnglich spanische Plaza, die

    ganz in der Unmenge der Huser verschwindet, liegt dort, wo der Fort Hili,

    ein niedriger Auslufer der Cahuenga-Ketten, bis auf 200 m an den Rand der Niederterrasse des Los Angeles-Flusses herantritt. Drei Kilometer oberhalb tritt

    der Flu, der im San Fernando-Becken entspringt, aus den Cahuenga-Ketten aus und nimmt das Trockenbett des Arroyo Seco, seines ehemaligen Neben-

    flusses aus dem San Gabriel-Becken, auf. Behrdenzentrum und Geschfts-

    zentrum mit ihren Hochhusern beginnen erst in einigem Abstand sdwestlich

    des ltesten Stadtviertels. Die Plaza ist der mathematische Mittelpunkt der

    Innenstadt, deren alte quadratische Grenzen mit den Himmelsrichtungen

    verlaufen und deren diagonal dazu gerichtetes Straenschachbrett sich mar-kant aus dem Grundri der brigen Stadtlandschaft heraushebt. Die Stadt-

    mitte innerhalb des alten Gebietsquadrats bedeckt allein eine Flche von 70 qkm. Darber hinaus dehnt sich die uere Stadt unbersehbar ber die

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    Landschaft aus. Im Westen hat sie das Meer erreicht. Im Sden wachsen ihr

    die Hafenstdte entgegen. Die vorherrschenden, in Gartengrundstcken

    stehenden Einfamilienhuser, fast jedes mit eigener Autogarage, und die Breite der Straen bringen eine Weitlufigkeit mit sich, die keine Rcksicht

    Fig. I. Los Angeles, Berlin und Rheinhessen im gleichen Mastab'

    Schwarze Flche = _Los Angeles, weie Linie = Berlin, punktierte Linie = Rheinhessen

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  • aufVerkehrsnhe und Orientierung zur Stadtmittehin kennt. Sie ist nur in

    einem winterlosen Klima mglich, welches das Autofahren das ganze Jahr

    hindurch ohne Einschrnkung gestattet. In . das unermeliche Husermeer schiebt sich keine Bucht, kein breiter

    Flu oder Meeresarm. Dadurch fehlt die Gliederung, die die Stadtlandschaften vn San Francisco, New Orleans und New York so. bersichtlich macht.

    Ls Angeles kennt keine solchen Grenzen. Die Kste ist vm Mittelpunkt zu

    weit entfernt, um als Orientierung zu dienen. Nur die Cahuenga-Ketten teilen

    die Stadt. Dch werden auch ihre Hnge und Hhen schn vn stdtischer

    Besiedlung erfat. Diese Bergketten erreichen ihre hchsten Erhebungen im

    Santa Mnica-Gebirge, das sich vn Westen her bis zum Nrdrand der

    Innenstadt . ausdehnt. Hier erhebt sich der Munt Hollywod, der an drei

    Seiten vm Stadtgebiet umgeben ist, und gewhrt ebenso. wie der nahe, 550. m

    hhe Cahuenga Peak einen Run d bl i c k ber den grten Teil der Stadt-

    landschaft. Endls dehnen sich die Husermassen wie ein ausgeschtteter Riesenbaukasten ber die Landschaft aus. Von' der Innenstadt flutet das

    Husermeer ber die langen Nrdsd-Arterien Vermnt Avenue un~ Western Avenue nach Westen hinaus bis an die entfernte Kste bei Santa Mnica.

    Nch breiter schiebt sich die Sdvrstadt gegen den Hriznt vr, und

    durch die Tler und Psse und ber die Hgel im Osten dringen die Wohn-

    vrstdtein die San Fernando-Ebene und weiter noch in das San Gabriel-

    Becken ein. Aus der Unzahl der Kleinhuser und Villen ragt das Hchhaus-

    . zentrum der Stadtmitte heraus. Bunker Hill lt gerade noch die Turm-

    spitze des Rathauses erkennen. Lcker verteilte Mietshchhuser setzen das

    Geschftszentrum nach Westen entlang der Westlake-Terrasse frt, um

    sich am mittleren WilshireBulevard zu der Hchhauszne eines neuen

    ueren Geschftszentrums zu verdichten. Unmittelbar vr uns liegt die

    ausgedehnte Hchhausanhufung von Hllywod, in weiterer Entfernung

    die kleinere vnBeverly Hills, Santa Mnicas Geschftshochhuser nur

    schwach erkennbar im Dunst der Ferne. Am anderen Ende heben sich

    die Hchhuser des Pasadena-Zentrums aus der schwachgeneigten, von

    Bumen berragten Villenflche des westlichen San Gabriel-Beckens heraus.

    Unter uns im Nordsten liegt das Hchhauszentrum vn Glendale, von der Klein-

    hausstadt wie von einem Heere ausgerichteter Streichholzschachteln umgeben.

    Die zusammenhngende Stadt mit in ihrer Lngserstreckung vn Burbank bis Alamits Beach 54 km, in ihrer Quererstreckung vn Castellammare bis

    Lamanda Park 48 km. Sie wrde das Dreieck Neumnster-Lbeck-Hamburg

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    NICIfT ElNGEMl!INDS

    STADTGEBIET 1895

    HINZU 1895-1900

    1901-1910

    1911 -1920

    1921 -1931

    SEIT 1931

    SELBSTNDIG E RANDSTADTE

    Fig. 2. Stadterweiterungen und Randstdte von Los Angeles. Die Randstdte :

    cl San Fernando 10 Monterey Park 19 Signal Hill 28 Hawthorne 2 Tujunga 1 1 MontebelIo 20 Seal Beach 29 Inglewood 3 Burbank 12 Vernon 21 Long Beach 30 Culver City 4 Glendale 13 Maywood 22 Torrance 31 Santa Monica

    5 Pasadena 14 Bell 23 Gardena 32 Beverly Hills 6 South Pasadena 15 Huntington Park 24 Redondo Beach 33 Sierra Madre 7 San Marino 16 South Gate 25 Hermosa Beach 34 Monrovia 8 Alhambra 17 Lynwood 26 Manhattan Beach 35 Arcadia 9 San Gabriel 18 Compton 27 EI Segundo 36 EI Monte

    37 Whittier

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    voll ausfllen. So wird es verstndlich, da der Besucher weder ADfang noch Ende der Stadt sieht. Um die Millionenstadt Los Angeles drngen sich un,. gezhlte stdtische Siedlungen. Allein ber 600000 Menschen wohnen in 37 selbstndigen Stdten (s. Fig. 2,.S.7), darunter 13 Mittelstdten und einer Grostadt. Zwischen ihnen schiebt das unersttliche Los Angeles sein seltsam verzweigtes eingemeindetes Gebiet gebirgs- und seewrts vor und erreicht an vier Stellen die Kste. Trotz aller Eingemeindungen leben noch 300000 Menschen in Siedlungen, die vom Stadtgebiet der Riesenstadt und den brigen Stdten umklammert werden oder sich an den Rand schmiegen und weder zu Los Angeles noch zu den 37 Randstdten gehren (Lit. 528).

    Die stdtischb.ebaute Flche entspricht etwa derjenigen Rheinhessens und ist drei- bis viermai so gro wie Berlirt (s. Fig.I). Die riesige Villen- und Klein-hausstadt, dieh~ute von ber 2 Millionen Menschen bewohnt wird, ist schlag-artig hidie Landschaft hineingesetzt worden, denn vor 50 Jahren war von der Stadt nur ein drftiger Ansatz, vor 150 Jahren so gut wie nichts vor-handen~ 1880 stand Los Angeles mit li 000 Einwohnern an der 135. Stelle unter den U.S.-amerikanischen Stdten, 1930 an 5. Stelle. Detroit, dessen Wachstum gern mit dem Wachstum von Los Angeles verglichen wird und das heute die 4. Grostadt ist, hat 1870 und 1880 vor seiner neueren Entwicklung schon an der If Stelle gestanden, whrend das entlegene Los Angeles eine unbekannte Kleinstadt war (Lit.102).

    FRAGESTELLUNG UND ARBEITSMETHODE .

    Aus den Tatsachen, die wir beim Betrachten der Lage, des Gesamtsta:dt-bildes und der gestrigen und heutigen Bevlkerungszahl von Los Angeles erkannt haben, schlt sich eine dreifache Fragestellung heraus:

    I. Wie konnte in scheinbar grostadtfeindlicher geographischer Lage eine Millionenstadtentstehen, die zugleich Industriestadt ist und der Tonnage nach unter den Hfen Amerikas den zweiten Platz einnimmt?

    2. Welche Krfte haben das schnelle Wachstum bewirkt, das Los Angeles sowohl in der Bevlkerungszahl als auch rumlich zur grten Stadt des , . amerikanischen Westens gemacht hat, was bei der kurzen Entwicklungszeit unverstndlich erscheint?

    3. Welches sind schlielich die Ursachen der, mit anderen amerikanischen

    Stdten verglichen, so viel greren Ausdehnung der Stadt u~d der auf-fallend viel weitstndigeren Bebauung?

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    So ergibt sich die Aufgabe, an der Untersuchung der Landschaftswandlung die in ihr erkennbaren entwicklungsfrdernden und -hemmenden Krfte zu analysieren. Erst mit Kenntnis dieser Krfte knnen die' Erscheinungs-formen der heutigen Stadtlandschaft-erklrt und die Besonderheiten, die Los Angeles von den anderen amerikanischen Grostdten unterscheiden, heraus ..

    gestellt werden. Eine moderne geographisch-entWicklungsgeschichtliche Untersuchung einer

    typischen amerikanischen Grostadt liegt noch nicht vor. Die amerikanischen soziologischen Arbeiten verfolgen weitgehend andere Ziele. Eine sich rasch wandelnde Landschaft und eine Grostadt, deren Bildung schneller vor sich girig als jede normale Stadtentwicklung und dabei grere Raumeinheiten erfate, verlangt Betonung des umwlzenden Geschehens, der Bewegung, der

    . Krfte. Gerade auch fr das Gegenw~rtsbild von Los Angeles ist das Werden charakteristischer als das Sein. Das besthnmt die Methode der Darstellung. Die Untersuchung fut in erster Linie auf grndlicher Beobachtung und Er-kundung im Gelnde, den wichtigsten Vorbedingungen jeder geographischen

    Arbeit. Hinzu kam das Studium alter und neuer Plne" Abbildungen und Karten, von Dokumenten und des Schrifttums. Eine lebendige Synthese der Landschaft ist aber erst mglich, wenn man ihre Einzelheiten nicht nur beob-achtet .und auf Grund mndlicher und schriftlicher Quellen versteht, sondern wenn man ihren Wandlungsproze auch miterlebt. Dazu ist ein lngerer Aufenthalt im Lande erforderlich, als allein fr die Beobachtung ntig wre, ein lngeres Mitarbeiten im Geschftsgetriebe des fremden Landes und ein persnliches Verhltnis zur Landschaft, nicht der gegenwrtigen allein, sondern auch der vergangenen. Erst so konnte die mndliche Erkundung

    voll nutzbar gemacht werden. Schon der frhere mehrjhrige Aufenthalt im Lande hatte mir einen Begriff

    von den Vorgngen in Los Angeles gegeben. Whrend der 6 Monate, die ich zum Zwecke dieser Untersuchung in Los Angeles arbeitete, habe ich mich

    - nicht nur mit allen Teilen der Stadtlandschaft, sondern auch mit den Be-wohnern vertraut gemacht. Durch regen Umgang mit Menschen der ver-schiedensten Altersstufen, Berufe, Stellungen und Herkunft habe ich ver-sucht, den Geist von Los Angeles so weit wie mglich zu erfassen. In der Landschaft Geborene, Angehrige und Nachkommen der alten einheimischen Aristokratie, Zuwanderer aus acht Jahrzehnten, von denen viele an den Wandlungsprozessen der verschiedenen Perioden selbst mitgewirkt haben, habe ich befragt. Zur Beurteilung wichtiger Erscheinungen und Vorgnge

    9

  • die sich dokumentarisch oder statistisch nicht oder nur durch Wochen oder

    Monate erfordernde Spezialuntersuchung erfassen lassen, wurden mglichst

    mehrere BeteiHgte oder zuverlssige Beobachter herangezogen in dem Be-

    streben, ein einseitiges, bertriebenes oder schiefes Bild auszuschlieen. Um

    bei der gleichfrmigen Bebauung und Nutzung weiter Teile der stdtischen Landschaft doch die Unterschiede erkennen zu knnen, wurde auf das bliche

    Verkehrsmittel, das Automobil, verzichtet und die Begehung des Gebietes

    trotz seines Umfanges zu Fu durchgefhrt unter Benutzung der ffentlichen

    Verkehrsmittel fr den Anmarsch. Nur in wenigen Fllen, und dann nur in randlichen, leichter zu bersehenden Teilen, wurde vom privaten Automobil

    hilfsbereiter Freunde fr Beobachtungsfahrten Gebrauch gemacht.

    Die mndlichen Ausknfte, die ich auf meinen Begehungen von Menschen erhielt, die mir vertrauenswrdig erschienen, gaben mir den lebendigen

    Hintergrund des Entwicklungsganges der Stadtteile und ergnzten dadurch

    die brigen Quellen, aus denen ich schpfte. Die Erscheinungsformen der

    Stdte und Viertel hielt ich in zahlreichen photographischen Aufnahmen

    fest, die mir die Einzelheiten der Stadtlandschaft noch nach grerer rum-licher und zeitlicher Entfernung vergegenwrtigten.

    Bei der Flle der Erscheinungen und der Gre des Raums mag vieles der Beobachtung entgangen sein, auch das umfangreiche Material konnte im

    Rahmen dieser Arbeit nicht entfernt so vollstndig ausgewertet werden, wie es ein Gegenstand von solcher Problemflle erheischt.

    DIE NATUR

    BAU UND FORMEN

    Dynamik des Untergrundes

    Das Gebiet, das heute vom Sdkalifornischen Becken, seinen Gebirgs- und

    Hhenzgen eingenommen wird, ist seit dem mittleren Tertir meist ksten-

    naher Sedimentationsraum. Es ist Mittelstck des sdkalifornischen Geo-

    synklinalbogens, der die spter absinkende jurassisch konsolidierte Masse

    Catalinia umsumt, seine Sedimente dagegen vorwiegend vom alten Hoch-

    gebiet Mohavia aus dem Nordosten empfing (Lit. 143)' Ausdehnung und Tiefe der mioznen und plioznen Meere wechselten vielfach. Orogene und

    epirogene Bewegungen schufen Unterbrechungen und Erosionsintervalle.

    Konglomerate, grobgebankte und feingeschichtete Sandsteine und sandige Schiefer sind die typischen Ablagerungen jener Zeitrume. Die jungtertiren

    Sedimente erreichen 3-7000 m Mchtigkeit. Im sptmioznen Meere wurden

    Diatomeenschiefer abgelagert, die als I-Ursprungsgestein angesehen werden.

    Das l wandert in darber abgesetzte Sande irgendeiner spteren Fo~mation, die es bei entsprechender Tektonik speichern. Gegen Ende des Pliozns wurden die L inneren Teile des Gebietes landfest. Bei Beginn des Pleistozns war das

    San Gabriel-Gebirge zur Fastebene abgetragen. Ein Relikt der alten Land-

    oberflche ist in der Perris Plain im sdstlichen San Bernardino-Becken er-

    halten. Erst durch die pleistozne Orogenese, die gewaltige Ausmae annahm

    -und noch fortdauert, erhielt die Landschaft ihre heutige Gliederung. Der feste

    Untergrund wurde zerblockt. Wo er aufsteigt, schiebt er sich zum Teil auf

    sein absinkendes Vorland, dessen Deckschichten dabei berfaltet wurden, wie

    im sdwestlichen San Gabriel-Gebirge. Die heutige Kulturlandschaft verdankt

    dem Aufsteigen der Angeles~Ketten zu ihrer heutigen Hhe das Dasein. Sie riegeln das Sdkalifornische Becken von der Wste ab, halten deren Winde

    fern, fangen die Regen' auf und beeinflussen damit das Klima. Sie liefern

    den Schutt der Becken, deren Alluvialbden intensive Land- und Garten-

    II

  • wirtschaft mglich machen. Schuttanhufung und Niederschlge schaffen die

    Grundwasserbecken, damit die Vorbedingung fr knstliche Bewsserung und

    Wasserversorgung zu allen Jahreszeiten, die es dem Spanier, spter dem

    Amerikaner, mglich machte, hier zu siedeln. Selbst der Hafen ist ohne den

    Westwindschutz des aufsteigenden San Pedro-Vorgebirges nicht denkbar.

    Aber die junge Orogenese kann der Stadtlandschaft, der sie alle Lebens-

    bedingungen schenkt, auch das Leben wieder nehmen. Man denke sich nur

    das Epizentrum eines neuen Erdbebens unter den zentralen Teilen von Los Angeles!

    In den aufsteigenden Gebirgsblcken wurden prkretazische Intrusiva, vor-

    wiegend Granite, und metamorphe Gesteine weitgehend freigelegt. Gefaltete

    triassische, oberkretazische und eozne Sedimente sind zum Teil erhalten.

    Jungtertire Basalte stehen im Santa Monica-Gebirge an. Die Angeles-Ketten

    wurden am strksten herausgehoben, so da sich hier die sdlichsten diluvialen

    Vereisungsgebiete Nordamerikas finden. Die Angeles-Ketten stteichen von

    Westen in mehreren parallelen Gebirgssystemen heran, die die Nordwest-

    Sdost streichenden Kstenketten Mittelkaliforniens abschneiden. Die Santa

    Ynez Mountains, SulphurMountain, South Mountain, Oak Ridge und Santa

    Susana Mountains bilden die Sdflanke der Angeles-Ketten. Die Gebirgszge

    vereinigen sich zu einer mchtigen Kette im San Gabriel-Gebirge, das ber

    die Enden der mittelkalifornischen Kstenketten stlich hinausragt. Der Nord-

    abfall des San Gabriel-Gebirges bildet die Sdbegrenzung der Mohave-Wste,

    von ihr durch den San Andreas-Bruch abgetrennt. Mit dem San Bernardino-

    Gebitge biegt das Gebirgssystem nach Ost-Sdost um. Die einzelnen Teile

    der Angeles-Ketten unterscheiden sich voneinander sowohl in ihrem Aufbau

    als auch in ihren heutigen Oberflchenformen. Whrend das Santa Susana-

    Gebirge aus Sedimenten besteht, ist der Granit des San Gabriel-Gebirges

    schon fast vollstndig der Deckschichten entblt. Der San Gabriel-Gebirgsblock ist heute weitgehend zertalt im Gegensatz zum stlich an-

    schlieenden San Bernardino-Gebirge. An die Angeles-Ketten bauen sich

    nach Sdwesten jngere parallele Hebungsbgen an, von denen der Bogen

    der Cahuenga-Ketten 1 ) am weitesten herausgehoben ist. Bei Eagle Rock und

    San Dimas nhert er sich den Angeles-Ketten, gliedert so das Sdkalifornische

    Becken in die drei inneren: San Fernando-, San Gabriel- und San Bernardino-

    I) Die Hebungszone, fr die bisher kein einheitlicher Name bestand, ~ei so genannt nach dem Cahuenga-Pa, dem whrend der spanischen und mexikanischen Besiedlung wichtig-sten bergang ber die Kette bei dem heutigen Hollywood.

    12

    Teilbecken und ein ueres seewrtiges, das Los Angeles-Becken. Die innere

    Beckenzone wird im Sdosten durch die San Jacinto-und Perris-Blcke, im

    Westen durch den Simi-Block abgeriegelt. Jenseits der Simi Hills ist der Santa Barbara-Kaual ihre Fortsetzung, dessen stliches Ende von Flumaterial zu-

    geschttet ist (Oxnard Plain). Die Hebungszone der Cahuenga-Kettenstreicht

    von den Kanal-Inseln ber das Santa Monica-Gebirge, Elysische, Highland-

    und Repetto-Hhen, die Puente-Berge, das Santa Ana-Gebirge in die Penin-

    sular Range hinein. Prkretazisch gefaltete, tertir mehrfach verbogene Sedi-

    mente, kretazische Tonschiefer und tertire Sandsteine und sandige Schiefer

    bauen das Santa Monica-Gebirge auf, in dessen stlichem Teile sie den Granit,..

    kern des Gebirges und jungtertire Basaltintrusionen - zum Teil scheinen es

    auch Ergsse zu sein - weitgehend freigeben. Erst in jngerer Zeit baute sich

    das Santa Monica-Gebirge stlich zum Santa Ana-Gebirge hin fort. Zum Teil

    noch jnger als dieses Mittelstck der Cahuenga-Kette sind die Hebungszonen,

    die sich weiter seewrts anbauen, Dominguez-Kette und San Pedro-Vor-

    gebirge.

    Zu den groen Horst- und Halbhorst-Blcken gehrt das San Gabriel-

    Gebirge, das im Sden von den Sierra Madre- und Burbank-Brchen, im

    Nordwesten vom Soledad-Bruch und im Nordosten vom San Andreas-Bruch

    begrenzt wird, die San Betnardino-, San Jacinto-, Santa Ana-Gebirge und

    das Santa Monica-Gebirge, wenigstens in seinem stlichen granitischen Teil.

    Westlich von Beverly Hills in seinem vorwiegend sedimentren Teil wird es

    neu aufgewlbt.

    Die Blcke werden von Brchen in zahlreiche kleinere Schollen zerlegt.

    So sind das Verdugo-Gebirge und die San Rafael-Berge Teilblcke des San

    Gabriel-Gebirges. Wo der Untergrund abgesunken ist, sind seine Decksedimente

    an den Bruchzonen schrg gestellt und in Falten gelegt worden. Vom San Ga-

    briel-Gebirge bis zur Los Angeles-Ebene fllt der Untergrund staffelfrmig ab,

    wobeijeweils der nrdlichere Block auf den sdlich angrenzenden aufgeschoben

    oder wenigstens ihm gegenber weiter herausgehoben ist. Das San Gabriel-

    Gebirge ist auf den MonkHill~Block,dieser auf den Raymond-Block, der

    wieder auf den Repetto-Block aufgeschoben, der Repetto-Block auf das Los

    Angeles-Becken.Auch die westliche Verlngerung der Puente-Berge und Repetto-Hhen, die Elysischen Hhen, sind auf ihr Vorland, das Westliche

    Los Angeles-Hgelland, die Randzone des Los Angeles-Beckens, aufgeschoben.

    Das pleistozne Schuttfchermaterial, das unter den berschiebungsflchen

    in grerer Mchtigkeit erhalten ist, dnntmit der Entfernung von der

  • berschiebung aus. Am Monk Hill tritt Granit zutage, am Raymond HilI

    Sandstein, in den Repetto-Hhen die tertiren Sedimente, die in Falten gelegt

    wurden. Diese Lagerungsverhltnisse gliedern den westlichen Teil des San

    Gabriel-Beckens in drei treppenfrmig angeordnete Grundwasserbecken, welche

    die Besiedlung beeinfluten. Von diesen Schollen sind die Repetto-Hhen

    und Puente-Berge als Glieder der Cahuenga-Kette am strksten hochbewegt,

    An ihnen ist das Los Angeles-Becken abgesunken. Auch der Sdflgel des

    stlichen Santa Monica-Gebirges ist mit dem Block des Los Angeles-Beckens

    in die Tiefe gegangen. Sein Nordflgel wird am Hollywood-Bruch zu betrcht-

    licher Hhe herausgehoben. Die ihm anlagernden tertiren Deckschichten

    tauchen nach Norden unter das Alluvium der San Fernando-Ebene. In der

    Gipfelflur des Santa Monica-Gebirges sieht Hoots eine wahrscheinlich frh-

    pleistozne Rumpfflche (Lit. 126, S. 129), die also gleichaltrig wre mit der

    frher erwhnten Fastebene, deren Relikt die Perris Plain darstellt (s. S. I I). Auch das Westliche Los Angeles-Hgelland, an das sich das Geschftszentrum

    der Stadt unmittelbar anlehnt, ist eine zertalte frhpleistozne Peneplain.

    Steilgestellte obermiozne bis oberpliozne marine Sedimente werden von

    einer pleistoznen Terrasse gekappt (Lit. 147, S. 1049). Die Zertalung ist

    jnger. Den stlichen Teil des hemmenden Hgellandes, Fort Hill und Bunker

    Hill, hat man durchtunnelt, und jetzt durchschneidet man seine Rnder und

    trgt sie knstlich ab, um den Verwaltungs- und Geschftszentrenmehr

    Lebensraum. zu geben und den Verkehr zu erleichtern.

    Vor dem Bogen der Cahuenga-Kette lag noch im Sptpleistozn der Strand.

    Erst seitdem konnte die Senkung der vermehrten Schuttanhufung, die durch

    Klimaverschlechterung oder erneute Hebung der Abtragungsgebiete oder

    beides zusammen bedingt sein kann, nicht mehr die Waage halten. Das Los

    Angeles-Becken wurde dem Lande angegliedert. Die Dominguez-Kette wurde

    zuerst im Frhquartr aufgewlbt und hat wahrscheinlich als Inselkette aus

    der flachen Meeresbucht von Los Aitgeles aufgeragt. Die vonjungpleistoznen

    Sanden und Kiesen gekappte Antiklinale pliozner Schichten legt davon

    Zeugnis ab (Lit. 173, S.639), ebenso die Form der Signal-Hhe, die eine

    doppelte Aufwlbung erkennen lt. Damit ist schon gesagt, da die Domin-

    guez-Kette spter, und zwar in rezenter Zeit, noch einmal auf gewlbt wurde.

    Diese Kette ganz junger Aufwlbungen wird vom heute wiederholt aktiven

    Dominguez-Bruch (auch Inglewood-Bruch genannt) lngs durchzogen. An

    ihm hebt sich der Block des Los Angeles-Beckens. Seine Deckschichten bis

    zum rezenten Alluvium wlben sich. Die nach Westen fallende Bruchstufe

    ist an der Potrero-Athens-Platte und an der Signal-Hhe deutlich an der

    Oberflche. ausgeprgt. Die Bewegung am Dominguez-Bruch verluft vor-

    wiegend horizontal. Sie war die Ursache des Inglewood-Erdbebens vom

    21.Juni 1920 und des Long Beach-Compton-Bebens vom 10. Mrz 1933

    Relativ zum Kstenvorland-Block wird der Untergrund des Los Angeles-

    Beckens nach Sdosten geschoben. Damit reit er die Aufwlbung seiner

    Decksedimente fiederfrmig auseinander. Es wurde eine Kette ovaler Kuppeln

    geschaffen, geradezu ideale "Erdlfallen", die seit 1921 erschlossen wurden

    und zu einer unerhrten Petroleumproduktion gefhrt haben (s. Fig. 12, S. 139)

    Die kuppelartigen Aufwlbungen sind so jung, da der lgeologe ihren Bau

    von denOberflchenformen ablesen kann. Ist mehrmalige Aufwlbung er-

    folgt, spiegelt die Anordnung der konsequenten Entwsserung die ltere Auf-

    wlbung wider (Lit. 152 u. 153). Auch am gegenberliegenden Rande des

    Los Angeles-Beckens gegen die Repetto-Hhen und Puente-Berge kam es zur

    Bildung von Erdlstteln. In Spalten konnte das l an die Oberflche

    dringen, wo die schwerflchtigen Bestandteile zurckblieben. Im La Brea

    Calion ("brea" spanisch = Pech) in den Puente-Bergen wurde Asphalt schon von den Spaniern gewonnen und fr die Hausdcher des Pueblos Los Angeles

    verwandt. So kam es, da man die Puente- und Whittier-lfelder schon 1886

    erschlo (s. Fig. 12, S. 139). Auch am Nordwestende des Los Angeles-Beckens

    gegen Santa Monica-Gebirge und Elysische Hhen hin kam es zu Sattel-bildung und Petroleumaufstieg. Die lfhrenden Schichten kamen hier nher

    an die Oberflche heran als in der Dominguez-Antiklinale. Die Lagersttten

    sind seichter, der Druck geringer. Die Zone erstreckt sich vom alten Los

    Angeles nrdlich der Plaza westlich bis nach Beverly Hills, 14 km lang. An

    Brchen schafft sich das Bitumen den Weg zur Oberflche. Daraus erklren

    sich die frheren vielen Asphaltvorkommen im Westlichen Los Angeles-Hgel-

    land, wo manscho~ 1890 nach Petroleum bohrte, und auf der Hollywood-Platte. Hier kam es in den Rancho La Brea-Tmpeln zur Bildung von regel-

    rechten Asphaltseen, die im spten Pleistozn als vermeintliche Trnke Tiere

    aller Art bis zu den grten Sugern anzogen. Sie wurde zur Falle, besqnders

    VOl1 Raubtieren, die in groer Zahl dem einzelnen versinkenden Beutetier

    folgten. Reste von allein annhernd 4000 Karnivoren (9 I Prozent der ge-

    fundenen Individuen) aus dem Rancho La Brea befinden sich im Los Angeles-

    Museum (Lit. 148, S. 30). Nicht nur am Rande, auch im Beckeninnern. kam es zur Antiklinalbildung tertirer Schichten, wodurch llagersttten ent-

    standen (Santa Fe Springs-, Coyote-lfelder).

    15

  • Der Kstenvorland-Block grenzt an den Dominguez-Bruch seewrts an. Auf Absinken am sdstlichen Ende weist die ertrunkene Mndung des Los Angeles-Flusses und die Haffbildung. Bei Playa del Rey bricht der Block gegen die Ballona.,Niederung scharf ab. Wahrscheinlich ist derSteilabfall, der sich unter dem Meeresspiegel nach Westen fortsetzt, eine Bruchstufe. Dieser Teilblock wre also nach Sden gekippt. Der nrdliche Teilblock des Kstenvorlandes lt Kippung im gleichen Sinne vermuten. Der untere Teil der Ballona-Niederung mit der Lagunenbildung zeigt die ertrunkene-Flu-mndung. Nrdlich anschlieend hebt sich die Santa Monica-Platte heraus. Sie scheint die Aufwlbung des Santa Monica-Gebirges mitzumachen. Zwei Petroleumlagersttten sind im Kstenvorland erschlossen worden (Venice-Playa del Rey und Torrance-Redondo lfelder, s. Fig. 12, S. 139).

    Seewrts steigt vor dem Kstenvorland das San Pedro-Vorgebirge auf. Um den Kern des inselartigen Blockes legen sich Iniozne, pliozne und zwei pleistozne marine Sedimentfolgen, die alle durch Winkeldiskordanzen von-einander getrennt si:nd. Die Flachwasser- und Strandbildungen des jngeren Pleistozns liegen 'nahezu horizontal.' Sieben bis neun marine Terrassen -Ashley spricht von 18 Terrassen (Lit. 156, S. 59) - sind zu unterscheiden, davon vier schn ausgebildete Hau.ptterrassen. Die jngste bildet die Ober-flche eines 30-5 m hohen Kliffs. ber dem Pleistozn des Deadman Island, das der Erweiterung der Hafeneinfahrt zum Opfer fiel, und der San Pedro-Terrasse wurden im Alluvialboden Anhufungen von Muscheln verschiedenst~r Herkunft zusammen Init Resten verkohlten Holzes, Sugetierknochen und

    anderen Kchenresten, die als Kjkkenmddinger frherer Indianerkultur an-zusehen sind, gefunden (Lit. 107, S. 33). Der gehobene Strand von Deadman Island enthielt nur Muscheln in unversehrtem Zustand und mit erhaltener

    Farbe. Das zeigt, da die Aufwrtsbewegung noch im Gange ist (Lit. 107, S. 33). Der Landschaft vorgelagert sind Catalina Islandund weiter drauen San

    Clemente Island. Beide Inseln sind dem Schelf aufgesetzt. Die eine Insel sinkt ab, wie die ertrunkenen Tlt:r zeigen. Dagegen ist San Clemente Island, wie das SanPedto-Vorgebirge, ein aufsteigender Block mit jungen, noch kaum zerschnittenen Terrassen. Beide Inseln, von denen San Clemente typische Basin Range-Struktur besitzt, sind die hchsten Aufragungen breiter sub-mariner Rcken, die Init kalifornischem Streichen ebenso an den westost-streichenden Kanal-Inseln ansetzen wie die Dominguez-Kette an deren st-licher Fortsetzung, dem Santa Monica-Gebirge. Die genaue Ausltung des Schelfmeeres lt darauf schlieen, da sich die Bruchtektonik Sdkaliforniens

    bis zum Schelfrande fortsetzt (Lit. 135). Die Gesteine der Inseln lassen ver-muten, da der breite Schelf sdlich Point Conception eine vulkanische Provinz ist. Seine Physiographie scheint zu beweisen, da er im ganzen ab-

    sinkt (Lit. 135).

    Aufschttung

    Seit dem Einsetzen der Orogenese im Posttertir wurden ber die ab-sinkenden Rume mchtige, oft fanglomerathnliche Schuttdecken gebreitet. Das Pleistozn geht hier unmerklich ins Alluvium ber. Zeitliche Gliederungen des Quartrs sind lokal versucht worden. Die Korrelation ber das ganze Gebiet f~hlt noch. Die Art der Schuttfhrung wechselt Init den Phasen; strkerer Gebirgsheraushebung und Perioden relativer Ruhe. Dazukommen Klimaschwankungen, auf welche die Zusammensetzung der Molluskenfaunen des marinen Quartrs von San Pedro und der Baldwin-:Hhen uIld der Suge-tierfaunen des Rancho La Brea hinweist. Die eingehenden Bodenkartierungen des U. S. Department ofAgriculture und der University ofCalifornia ermg-

    lichen es, zwei Schuttserien zu unterscheiden, eine ltere, deren Bden ein wohlausgebilde~es Profil zeigen, und eine jngere, erst in der Verwitterung begriffen9(s. Fig. 3, S. 18). Dazu kommt ein ltester Schuttfcher in der Nhe des, Ge,hirgsrandes. Weitgehend weggerumt und zum Teil vom nchst-jngeren Schuttfcher berlagert; ist er nur noch ani Monk Hill und un-Inittelbar am Gebirgsfu nrdlich Pasadena erhalten. Hier ist er am Bruch-rande des San Gabx:iel-Gebirges zum Teil 60-100 m hochgehoben und ragt als Bruchstufe ber den jngeren Schuttfcher auf, deutlich erkennbar am Austritt des Arroyo Seco aus dem Gebirge (Lk 140). Sonst ist von dieser ltesten Schuttdecke oberflchlich so gut wie nichts erhalten. Die nchst-j~gere, hier als ltere Schuttdecke bezeichnet, be~schweinmt weit hina'us das Vorland, durch die Durchlsse der Repetto~Hhen flutet sie ber das Los Angeles-Becken bis zur See, wo sie in der gehobenenStrandterrasse von

    Long Beach und auf der DoIninguez-Kette erhalten ist (s. Fig.3, S. 18). Hinzu kommt die Schuttfhrung vom Santa Monita-Gebirge, die das Material liefert, das die Hollywood-Platte und die Santa Monita-Platten aufbaut. Fr den Schuttfcher von Santa MoniqJ. steht das Alter als sptpleistozn fest: Er berlagert horizontale oberpleistozne Meeresbildungen (Lit. 126, S. 130). Die Mchtigkeit der lteren Schuttdecke betrgt hier bis z~ 60 mund darber 1 Die Hhe des ganz aus diesem Material zusammengesetzten

    "Palisades"-Kliffs betrgt 52-60 m (Lit. 126, S. 130).

    2 Wagner, Los Angele.

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    Die Reste des lteren Schuttmantels bilden berall dort" wo sie nicht zer-furcht sirid, wohl das beste Siedlungsgelnde der Landschaft. Schon frh sind Randstdte von Los Angeles auf ihnen entstanden: Pasadena, Santa Monica.

    Fig. 3. Die Bden der Sdhlfte des Los Angeles Count}>' nach Alter und Herkunft

    (Auf Grund der Soil Surveys des U. S. Dept. of Agriculture und der University of California)

    Long Beach und die Vorlufer von Hollywood. Alle vier sind bevorzugte Wohnstdte geworden.

    Auf diese Periode der Aufschttung ist verstrkte Erosion gefolgt, die in gr-erer Wasserfhrung der Flsse (Klimanderung?),neubelebter Tektonik und Senkung der Erosionsbasis (Absinken der Ballona Creek- und Los Angeles~ Flumndungen?) ihre Ursache haben mag. Die neue Erosionslandschaft entspricht wohl der Dominguez surface Vickerys. Die Landschaft, die von

    18

    der lteren Schuttserie berdeckt wurde, wre dann seine Cahuenga sur-face (Lit. 153). Die erste Aufwlbung der Dominguez-Kette wurde zur Zeit der Dominguez surface denudiert. Die Signal':Hhe ist ein Relikt jener altenOberfiche. Die Hollywood- und Santa Monica-Platten wurden von

    einem lteren Los Angeles-Flu unternagt, ~der, wohl vom Arroyo Seco her-kommend (Lit. 149), um die Sdseite des westlichenLQs Angeles-Hgellandes westlich herumfio und durch die heutige Ballona-Niederung bei Playa del Rey mndete. Wo der Los Angeles~Flu heute seine Mndung hat, unter-schnitt er oder ~eiI'l. Vorgnger, vielleicht ein Mndungsarm des San Gabriel-Flusses (ein lterer Rio Hondo), die. Ostseite der Dominguez-Hhe und die Westseite der Long Beach-Platte. Der. Los' Angeles-Flu wurde von seinem westlichen Lauf nach Osten abgelenkt, mglicherweise durch seine eigene Schuttanhufung. Die Ballona-Ni~derung versumpfte, wie die bis zu 10 m mchtigen Torfablagerungen ber den groben Flugerllen beweisen. Noch

    .)

    heute ist diese. Gegend schlecht drniert und siedlungsfeindlich. Die jngere Schuttdecke legte sich weitgehend ber die ltere. Die neuaufsteigende Dominguez-Kette hlt sie aber landwrts zurck. Die Dominguez-Kette ~rd nun vom Ballona Creek und Los Angeles-Flu antezedent durchschnitten, soweit man bei dem fiederfnnigen Auseinanderreien der Antiklinale von Antezedenz sprechen kann. Cerritos-Hhe und .Bixby-Platte wurden auf-gewlbt und mit ihnen nochmals die Signal-Hhe.

    Die vereinigten Schuttfcher des Los Angeles .. und des San Gabriel-Flusses fllen das westliche Los Angeles-Becken. Der westliche Mndungsarm des San Gabriel-Flusses mndet heute in den Los Angeles-Flu. Wo sich ihre Schuttfcher sdwestlich Montebello vereinen, hat der stark aufschttende Los Angeles-Flu einen kleinen Zuflu abgedmmt. und die Bildung eines

    heute ausgetrockneten Sees veranlat, den die Spanier "Laguna" nannten,zum Unterschied von den "Cienegas", Seen aufsteigenden Grundwassers. Sie gab der Laguna: Ranch den Namen. Dieser Teil des Los Angeles-Beckens sei daher "Laguna-Ebene" genannt (s. Tafel2), auch wenn sie vorwiegend aus lterem Schuttmaterial ;:tufgebaut ist, das hier aber tief liegt und fast un-merklich unter diejngeren Schuttfcher untertaucht. Im San Gabriel-Becken legen San Gabriel-Flu und Rio Hondo ihrejunge Schuttdecke ber die ltere der San Gabriel-Platte, in die sie unmerklich bergeht. Die San Gabriel-Platte ist das V rland der Pasadena- und der Sierra Madre-Platte, von ihnen ge-trennt durch die Staffel der Raymond-Kette, die sich vom Arroyo Seco im Bogen nach Nordosten bis zum Fu des San Gabriel-Gebirges him;ieht.

    ,,* 19

  • Vom Gebirge kominen junge Schuttkegel herunter, die sich mit steilerem Geflle auf die lteren Schuttplatten legen. Altadena ist auf dem Schuttkegel erbaut, der sich ber die nordstlichePasadena-Platte legt, Beverly Hills auf dem, der den westlichen Teil der Hollywood-Platte berdeckt. Auch das neuere Hollywood liegt auf solch jungem Schuttfu. Die ganze San Fernando-Ebene ist eine junge Schuttdecke, die ihr Material von Norden, von dem Santa Susana- und vor allem dem San Gabriel-Gebirge erhlt. Das GeIalle betrgt in den zentrali~n Teilen der Ehene 8-g m pro Kilometer. Am stlichen Ende der San Fernando-Ebene kommen vom Verdugo-Gebirge und den San Rafael-Bergen schn ausgebildete Schuttkegel herunter, die zur Anlage der Siedlungen Burbank und Glendale Anla gaben.

    Oberflchenformung

    Die junge Aufwlbung der Ketten innerhalb des Sdkalifrnischen Beckens hat an vielen Stellen antezedente Durchbruchstler entstehen lassen. Schon der in frhgeschichtlicher Zeit und noch heute so wichtige Cahuenga-Pa lt Antezedenz erkenneIl. Aufseiner heutigen Wasserscheide liegen Schotter. Aus dem San Fernando- und dem westlichen San Gabriel-Becken brechen die Korridore des Los Angeles-Flusses und des Arroyo Seco :durch die Cahuenga-Kette in die Los Angeles-Ebene durch, wahrscheinlich antezedent, von denen wenigstens das Tal des Los Angeles-Flusses tektonisch begnstigt erscheint, wie der gradlinige Verlauf des Nordostabfalles der Elysischen Hhen vermuten lt. Der Coyote-Pa, der die San Gabriel-Platte mit dem stlichen Hgelland verbindet, wird von V ickery als antezedentes Tal angesehen (Lit. 151). DerPaso d.e Bartolo (Bartolo-Pforte), an dem San Gabriel-Flu und Rio Hondo die Cahuenga-Kette passieren, ist ein Synklinal-Tal (Lit. 121, S. 61). Der Durchbruch des mit dem Rio Hondo vereinigten Los Angeles-Flusses am "Paso de Dominguez" "(Dominguez-Pforte) wird durch eine Unter-brechung in der Reihe der Antiklinalen der Dominguez-Kette erleichtert worden sein. Eine ebensolche Begnstigung mag beim Ballona Creek-Durch .. bruch vorliegen, whrend der kleine Pa zwischen Cerritos- und Signal-Hhe mehr als das Werk rckschreitender Erosion. anzusehen ist (Lit. 151).

    In die Schuttmntel graben die aus dem Gebirge austretenden episodischen Flsse und Bche verkehrshindernde Schluchten ein (Pacoima Wash, Tujunga Wash, Arroyo Seco, Eaton Wash). Ihre:; Wnde sind so steil, da sie land-schaftsteilend wirken. Oer Boden des Arroyo Seco-Einschnitts liegt 25-30 m

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    unter der Linda Vista-Pasadena-Platte. Der langgezogene, ber die Pasadena-Platte aufragende Orange Grove Avenue-Rcken wird als Erosionsrest eines ,ehemaligen, erst stlich, dann westlich davon flieenden Arroyo Seco an-gesehen, sofern es sich nicht um einen Grundgebirgshorst lngs einer Nord-nordwest.Sdsiidost verlaufenden Bruchzone handeln sollte (Lit. 129,S. 92).

    Sdlich des Vorsprungs der Elysischen Hhen hat der Los Angeles-Flu nach Aufnahme des Arroyo Seco im jungen Alluvium erodiert und am Fu des westlichen Los Angeles-Hgellandes die Niederterrasse geschaffen, auf der das Pueblo Los Angeles entstehen konnte. Auf der berschwemmungsterrasse konnten. die ersten, leicht berieselbaren Grten angelegt werden. Die ber-schwemmungsterrasse (River flat) reicht stlich des Flusses bis an den Fu der ungleich hheren altalluvialen Terrasse. Diese haben junge Kerbtler von Sden her zerschnitten und damit das stliche Los Angeles-Hgelland ge-schaffen. Seine Taleinschnitte waren der frhen Besiedlung ungnstig, so da hier rmliche Wohnviertel und Mexikanerviertel entstanden. Die ltere pleistozne Rumpfflche westlich des Flusses ist vielfach zerschnitten, sie ist zum Westlichen Los Angeles-Hgelland geworden. Es hat sich zwar zum Wohnviertel der Stadt entwickelt, aber nur langsam, und ist nie ganz bebaut worden. Noch viel mehr gilt das von den hheren Elysischen Hhen, die nrdlich angrenzen,aber auch innerhalb der alten Stadtgrenze liegen. Wegen seiner groen Reliefunterschiede hat man das Land frher als wertlos fr Siedlungszwecke angesehen und den stlichen Teil zum stdtischen Elysian Park gemacht. Die typischen, wohl durch Bodenbewegung begnstigten, gut abgerundeten Formen dieses Teiles der Cahuenga-Kette treten uns mehr poch in den Highland- und Repetto-Hhen entgegen, soweit sie von der Be-siedlung noch nicht ergriffen sind. Ganz anders als an den mioznen und plioznen Sedimenten greift die Erosion den Granit an, der im stlichen Teil des Santa Monica-Gebirges ansteht. Allenthalben tiefgrndig verwittert, leistet er der Auswaschung keinen Widerstand. hnlich zerfurcht wird der Granit des Verdugo-Gebirges, der San Rafael-Berge und des San Gabriel-Gebirges, soweit der Chaparral nicht dicht genug ist, um ihn zu schtzen. Gelegentlichen Wolkenbrchen kann selbst die Gebirgsvegetation nicht stand-halten, sie wird -dann samt der Bodenkrume weggesplt (Lit.225).

    Die geringeren Erhebungen der Dominguez- und der Raymond-Kette werden von Kerbtlern von ihrem Vorland aus angeschnitten. Die Potrero-Athens-Platte wird dadurch in eine Potrero-, Belleview- und Athens-Hhe zerteilt. Ein Kerbtal trennt Cerritos- und Signal-Hhe. An der Raymond-

    21

  • Kette ist die Erosion weit genug zurckgeschritten, um das Grundwasser-becken der' Pasadena-Platte anzuzapfen. Die Bche konnten daher das ganze Jahr Wasser fhren und dadurch jene welligen Formen schaffen, die fr immerfeuchte Gegenden charakteristisch . sind. Auch das Nordende der Dominguez-Kette und die hheren Teile der Santa Monica-Platte werden von Kerbtlern zerschnitten, die das Buenos Aytes- und San Vicente-Hgel-land schufen (so benannt nach den Ranchos' San Jose de Buenos Ayres und

    San Vicente y Santa Monica). Beide Hgellnder entwssern zur Ballona-Niederung, in ihrem westlichen Teil durch die Sawtelle-Ebene. Seitdem man

    von dem Schachbrett-Straensystem abgeht, entstehen in diesen zertalten Gebieten vornehme WohnViertel: Oak Knoll an der Raymond-Kette, West-

    wood und HolmbyHills auf dem Buenos Ayres-Hgelland und Brent-wood-Heights auf dem San Vicente-Hgelland. Die hchste Erhebung der Dominguez-Kettesind die Baldwin-Hhen. Sie beginnen schon die runden Formen auszubilden, die fr die etwas lteren Highland- und Repetto-Hhen typisch sind.

    Das San Vicente-Hgelland geht allmhlich in die Santa Monica-Platten ber, deren westlicher Teil, die Palisades-Platte, von mehreren Oafions zer-schnitten wird. Bis zu vier Terrassen knnen in diesen Schluchten unter-schieden werden, deren Entstehung noch problematisch ist. Als Ursachen kommen nach Hoots vor allem in Betracht: postpleistozne Hebungen mit Stillstandspausen, Verkrzung und Verstrk~ng des Geflles durch marine Abrasion, wechselnde Erosionskraft infolge von Niederschlagsschwankungen. Die Santa Monica-Platte im engeren Sinne ist unzertalt. Nur ein Einschnitt, den die' Bahn benutzt, trennt sie von ihrem sdlichen Teil, der Ocean Park-Platte.

    Das Kstenvorland von Playa del Rey bis Redondo ist eine gehobene Dnenlandschaft (s. Fig. 3, S. 18). Vom Fu'des kstennahen Santa Monica-Gebirges her konnte durch Strandversetzung reichlich Sand zur Dnenbildung geliefert werden. Fr diese gehobene Landschaft, das Hinteriand vom Playa del Rey-Steilabfall bis Redondo Beach sind zahlreiche, zum Teil betrchtlich tiefe abflulose Hohlformen charakteristisch. Hier liegen fnf und mehr alte parallele Dnenzge hintereinander. Aufschttung im Mndungsbereichdes Los Angeles-Flusses und Hebung des Dnenvorlandes dmmen das Altwasser des Nigger Slough vor der Dominguez'-Kette zurck. Auffallend ist das unter-seeische Tal, das auf Redondo Beach hinweist. Es setzt sich landeinwrts nicht fort .

    22

    Die .Kste selbst ist eine Ausgleichskste. An den in steilem Kliff ab-brechenden Santa Monica-Platten "greift ~as Meer an. Vor der Ballona-Senke baut es auf, dann setzt sich die KsteDlinie in leichtem Bogen bis zum San Pedro-Vorgebirge.fort, an dem dieSee wieder heftig angreift. Am Sdost-vorsprung des San Pedro-Kliffs ist der Wellenangriff so stark, da im Sommer 1929 dasSchichtpaket am Point Fermin. zum Meere hin absank und die ~user gerumt werden muten.

    Im Lee von Point Fermin kann sich ein Kstengegenstromentwickeln, der an der LongBeach.,Terrasse ein Kliff bildet, mit dessen Material er die Nehrung, heute Terminal lsland (frher Ratdesnake Island), vor der alten Mndung des LosAngeles-Flusses aufbaut. Damitist ein Wellenschutz fr die

    seichte, innere Bucht gegeben, der neben dem Windsch:i.ttz die Vorbedingung fr q.en Hafen sein mute.

    Die Zerfurchung des San Pedro-Vorgebirges ist an seiner landwrtigen Seite, wo es sich am langsamsten hebt; am' weitesten fortgeschritten. Dort lassen sich die Terrassen auch ain wenigsten deudich erkennen. Es kommt weitgeh~nd zur Ausbildung gerundeter Oberflchenformen.

    KLIMA

    . Unter den Vorzgen der Landschaft, die seit den 1?7oer Jahren von der Rekl~me uneingeschrnkt ausgentzt werden, um Menschen anzulocken, steht das Klima an erster Stelle. Frher zog in erster Linie der milde Winter

    die Menschen nat;h Los Angeles und Pasadena. Seit 1920 preist man das "all-year-round"-Klima, an und schliet die Vorzge des Sommers in die Propaganda ein. Auf Nachteile des Klimas hinzuweisen, wre in den Augen des Angelefio ebenso frevelhaft, wie von einer Erdbebengefahr zu sprechen. Das Klima wird schlechthin als mediterran bezeichnet. Es ist aber keineswegs einheidich. Hhenunterschiede, Gebirge, Meereseinflu und Kstenform be-

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    dingen eine starke Gliederung. Das normale Klima des Tiefla'ndes von Sdkalifornien ist das Steppenklima,

    Kppens BS-Typus. Die Hochbewegung der Angeles- und Oahuenga-Ketten und des Kstenvorlandes hat das Klima modifiziert und differenziert. Los

    Angeles liegt heute auf der Grenze zwischen Os- und BS-Klima (s. Fig. 4). Die Beobachtungsstation Los Angeles befindet sich auf dem Dach eines viel-stckigen Gebudes im' Geschftsviertel. Sie empfngt. genug Niederschlag (jhrliches Mittel 379,7 mm), um bei einer mittleren Jahrestemperaturvon

  • 17,1 C nicht mehr in den Bereich des BS-Klimas zu fallen. Die Temperatur des wrmsten Monats ist 21,8. Somit liegt das Zentrum der Stadt gerade an

    der Grenze des Csa-Klimas, aber noch in Csb. Santa Monica hat mit 19,1 im wrmsten Monat besser ausgeprgtes Csb-Klima. San Pedro und Long

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    Fig. 4. 'Die Klimagebiete von Los Angeles

    Beach, im Regenschutz des San Pedro-Vorgebirges gelegen, empfangen-weniger Niederschlag. Sie fallen in das BS-Klima, ebenso die Stationen im sdstlichen Teile des Los Angeles-Beckens. Die Cahuenga-Kette und die hheren Teile ihrer Schuttfacher empfangen wieder mehr Niederschlge. Die Hhe ermglicht hier grere Einstrahlung, die die Temperatur des wrmsten

    Monats auf ber 22 erhht. Sie haben Csa-Klima, das sich im Interior Valley und an der Sdabdachung der Angeles-Ketten fortsetzt. Nur der

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    tiefere sdliche Teil des San Bernardino-Beckens, der im Regenschutz des bis 1650 m ansteigenden Santa Ana-Gebirges liegt, empfangt nicht genug Nieder,. schlge. Er hat BS-Klima. Dasselbe ist fr den sdlichen Te~l des San Fer-nando-Beckens anzunehmen, der durch das Santa Monica-Gebirge geschtzt ist (Lit. 218, Klimakarte).

    Im sdlichen Teil des San Gabriel-Beckens wiederholt sich das BS-Klima . nicht. Er liegt nicht so tief, und die Repetto-Hhen sind nicht hoch genug, um einen Schutz zu bieten.'

    Man mu sich vor Augen halten, da die Kppensehen Klimabezeich-nungen nicht die richtige Vorstellung des Klimas von Los Angeles geben, denn hier bestimmt gerade das periodische An- und Abschwellen der Nieder-

    schlagsp1enge den Klimacharakter. Das jhrliche Mittel von 379,7 mm be,. steht nur in der Theorie. In den elf Wintern von 1893/94 bis 1903/04 betrug das Mittel 286 mm, in den darauffolgenden acht Wintern dagegen 409 mm (Lit. 272, S. 32). So hat die BeobachtungsstationLos Angeles in Wirklichkeit periodisch abwechselnd' BS- und Cs-Klima. Der Schlu, da das Klima zeit-lich gefat werden mu, wenn man den wahren Klimacharakter erkennen will, ergibt sich aus der Betrachtung der Beobachtungsstatistiken von Los Angeles. In diesem Sinne hat auch R.J. Russell jngst allgemein die ;Be-trachtung des. Klimas in kurzen Zeitabschnitten gefordert (Lit. 219). Nur so knnen bergangsklimate richtig erfat werden.

    Das Klima der kalifornischen Landschaften wird von den niedrigen sommer-lichen, Wassertemperaturen, die in der kstennahen Zone des Ozeans auf-treten, eigenartig beeinflut. Um Kap Mendocino, nrdlich von San Francisco, erreicht das kalte Kstc::nwasser, das als aufsteigeI,1des Tiefenwasser angesehen wird, seine niedrigsten Temperaturen. Die Anomalie nimmt nach Norden und Sden ab. Immerhin sind auf der Breite von Los Angeles die Unter-schiede zwischen Wasser- und Lufttemperatur im Frhsommer gro genug, Um zu Nebelbildung Anla zu geben, wenn auch lange nicht so stark wie an der mittelkalifornischen Kste. Die westlichen Winde treiben die Nebel als Dunstschleier (high fogs) ber die Beckenlandschaft. Das Maximum der sommerlichen Einstrahlung versptet sich. Der wrmste Monat ist der August. Der Einflu des Nebels kommt im San Bernardino-Becken zum Ausklingen. Hier ist Juli der wrmste Monat. Ebenso im Gebirge, das ber den Dunst-schleier hinausragt.

    Santa Monica hat ausgesprochen maritimes Klima mit einer mittleren jhrlichen Temperaturschwankung von 7,8 C und einem mittleren

    25

  • Augustmaximum von 20,5 C. Bei Santa Monica tritt die Seebrise auf das Festland ber. Los Angeles erhlt von hier dauernd Westwinde, die das

    mittlere Maximum des heiesten Monats noch im Geschftsviertel auf 27,8 C

    halten. Das entspricht einer Zunahme von etwa 3 pro IO km. Im San

    Fernando- und San Gabriel-Becken ist das durchschnittliche Augustmaximum

    4 bis 5 C hher, im San Bernardino-Becken noch mehr. Die Differenz der

    mittleren August-Tagesmaxima zwischen' Kste (San Pedro) und Interior

    Valley (San Fernando) betrgt 9,5 C, die der nchtlichen Augustminima

    nur 2,9 C, wobei sich das Verhltnis zwischen Kste und Interior Valley

    umkehrt.

    Im Winter ge,hen die Temperaturen von Los Angeles nur selten unter 7,5

    (Januar-Mittel 12,8, mittleres Januar-Minimum 7,5), etwas niedriger im

    Interior Valley (mittleres Januar-Minimum von Pasadena 4,1). Die mit

    dem Regen kommende Abkhlung macht, wenn auch nur wenige Tage

    dauernd, Heizung der dnngebauten Huser ntig. Frste sind selten. Sie

    betreffen am meisten die tieferen Teile des Interior Valley, vor allem nach

    dem Auftreten fhnartiger Wstenwinde, den sogenannten Santa Anas, die

    aus dem winterlichen Hoch, das ber der Mhave-Wste steht, heraus wehen

    (Lit. 211, S. 163). Zum Schutz gegen Frost und die betrchtlichen Temperatur-

    vernderungen innerhalb weniger Stunden werden die gefhrdeten Agrumen-

    kulturen allgemein durch billige Petroleumfen geheizt. Die Frostgefahr hat

    in der amerikanischen Besiedlungsperiode der 70er Jahre, als man einerseits

    anfing, Gartenkulturen anzulegen, andererseits Rcksicht aufLungenleidende

    nahm, einen entscheidenden Einflu auf die Siedlung ausgebt. Whrend fr

    die Lokalisierung der vorherigen amerikanischen landwirtschaftlichen Sied-

    lungen (EI Monte, Compton) Boden und Wasser ausschlaggebend war, suchte

    man jetzt frostrmere Stellen auf. Es entstand eine Kette von Siedlungs-

    anfngen auf dem oberen Teil der Schuttfcher des San Gabriel-Gebirges.

    Auch die Anfnge von Hollywood gehen aufKlimaeinflsse zurck. In den

    hheren Lagen am Gebirgsfu haben sich seitdem stets vornehme Wohn-

    viertel entwickelt, denn hier knnen nicht nur Agrumen,. sondern jetzt vor

    allem empfindliche, nicht einheimische Zierpflanzen aller Art angepflanzt

    werden. Schon der Bewohner des sdlichen Hollywood ist darin benachteiligt

    gegenber dem Villenbesitzer ein oder zwei Kilometer weiter nrdlich.

    Die Auslufer der winterlichen Zyklonen der feuchtgemigten Zone er-

    reichen Sdkalifornien nur gelegentlich. Das bedingt von Jahr zu Jahr und

    innerhalb der Jahreszeit eine auffallende Niederschlagsschwankung.

    Daher ist auch der Eintritt der Regenzeit schwankend. Sie kann im September

    beginnen, sie kann sich auch bis November oder Dezember verspten.

    Der Niederschlag ist von so berragender Wichtigkeit fr die Landschaft,

    da die Zeitungen nach jedem Regen auf ihrer ersten Seite eine ausfhrliche

    Statistik darber bringen. Darin fhren sie fr alle Stationen der Landschaft

    Regenmenge, Summe des bisherigen Niederschlags der betreffenden "season"

    und einen Vergleich mit der durchschnittlichen Regenmenge bis zu demselben

    Tage auf. Die Eigenart des Regenfalls bringt es mit sich, da in der Mehrzahl

    der Jahre der Durchschnitt der Regenmenge nicht erreicht wird.

    Der meist periodische Wechsel in der Niederschlagsmenge mehrerer Jahre

    hat ein Schwanken des Grundwasserstandes mit entsprechenden Perioden zur

    Folge. Bei weniger als 250 IIlm jhrlichen Niederschlags fliet kaum mehr

    Wasser aus dem Gebirge ab (Lit.272, S.32). In der Entwicklung der Landschaft spielen "droughts" und "floods" eine

    entscheidende Rolle. So haben mehrere aufeinanderfolgende Trockenjahre

    Ende der 1 850er Jahre und Anfang der 1 860er Jahre das Ende der extensiven

    Weidewirtschaft veranlat und in den 1870er Jahren die Schaf zucht zum

    Erliegen gebracht. Zahlenmig knnen wir die Niederschlagsschwankungen erst seit 1877,

    dem ersten Beobachtungsjahr der Meteorologischen Station von Los Angeles,

    verfolgen. Whrend einer 53jhrigen Beobachtungsperiode hat Los Angeles

    in 15 Wintern mehr als 456 mm und in 9 Wintern weniger als 228 mm Nieder-

    schlag empfangen mit Extremen von 970 mm im Winter 1883/84 und 142 mm

    im Winter 1898/99. Nur an durchschnittlich 37 Tagen des Jahres regnet es mehr als 0.25mm. Die Monate Dezember bis Mrz haben im Mittel nur je

    6 Regentage, die anderen Monate weniger. Der durchschnittliche monatliche

    Niederschlag betrgt von Dezember bis Mrz 66,5 mm und darber, in den

    anderen Monaten 30,5 mm und darunter. Selbst innerhalb der Monate De-

    zember bis Mrz ist die Schwankung betrchtlich. Innerhalb dieser 4 Monate

    sind Schwankungen um mehr als die zehnfache Regenmenge von einem

    Monat zum andern in 55 Jahren 36mal aufgetreten. Mehrtgige Bewlkung

    kndigt die Regen an, die dann einige Tage anhalten. Heftige Regengsse

    sind dabei nicht ungewhnlich. Whrend 34 Jahren ist in Los Angeles 20mal

    mehr als 63,5 mm Niederschlag in 24 Stunden niedergegangen mit 173 mm als Extrem (Lit. 222, S. 8). Der Schaden, den solch heftige Regengsse

    anrichten, ist meist betrchtlich. Die Entwsserungskanle knnen solche

    pltzlich niedergehenden Wassermassen nicht fassen, und die Straen werden

  • berschwemmt. Das Tiefbauamt legt unentwegt neue, grere Entwsserungs-

    rhren, die nur fr den vielleicht einmal im Jahr auftretenden heftigen Regen-

    gu berechnet sind. Nur dann erreicht der Los Angeles-Flu seine Ufer. Um

    der schadenstiftenden Gerllfhrung der Wildbche, die selbst Baumstmme

    mitfhren, zu begegnen, werden vom "County Flood Control District" x) in den Cafions des San Gabriel- und Verdugo-Gebirges sogenannte "check dams" und "debris dams" errichtet, denn die Siedlungen auf den jungen Schutt-

    fchern werden nicht nur von den Wasserrnassen, sondern fast noch mehr

    von den Schuttmassen gefhrdet. Die geologischen Vernderungen, die ge-legentliche Wolkenbrche im Gebirge hervorrufen, hat J. E. Wolff am Bei-

    spiel des Wolkenbruchs vom 4. April 1926 beschrieben. Blcke bis zu 17 t wurden mehrere hundert Meter transportiert (Lit.225).

    Gewitter sind selten. Sie treten im Mrz oder April (Lit. 222, S. 3) im Gefolge

    lokaler Zyklonen auf, die sich in dieser Jahreszeit ber den Wsten und Gebirgen

    des sdstlichen Kalifornien undArizona bilden. Als sogenannte Sonoras sind sie

    berchtigt. Sie bringen wolkenbruchartige Regengsse, die vielfach Schienen-

    wege, Landstraen und Brcken zerstren (Lit.224, S. 69 u. S. 328). Blake

    beschrnkt den Begriff Sonoras auf die pltzlichen Gewitter, die im Juli

    und August ber der Mohave- oder Colorado-Wste als Folge rtlicher Konvektion auftreten (Lit. 203, S. 585/88).

    Hohe relative Feuchtigkeit und Frhjahrs- und Sommernebel machen

    die Kstenorte ungeeignet fr Hals- und Lungenleidende (Lit. 224, S. 46917 1). Los Angeles selbst hat mit 63 Prozent noch eine unerwartet hohe relative

    Feuchtigkeit. Sie geht allein auf ozeanischen Einflu zurck, sinkt daher rasch

    mit zunehmender Tagestemperatur und lt es fast nie zu Schwle kommen.

    Nchtliche Feuchtigkeit ist am sprbarsten in der Ballona-Niederung, durch welche die kalte Nachtluft zur See zurckfliet. Hier schreitet daher auch die Besiedlung nur sehr langsam fort.

    Von Juli bis Dezember empfngt Los Angeles ber 70 Prozent des mglichen Sonnenscheins. Dasbeeinflute anfangs' die Niederlassung

    der Filmindustrie. Vom monatelang wolkenlosen Himmel strahlt die Sonne

    erbarmungslos nieder. Sie wirkt bei dem Fehlen jeglicher Abkhlung durch Regen nervenerschlaffend auf den Menschen. .

    Die vorwiegende Windrichtung ist westlich. Nur im Winter erhlt Los

    Angeles nordstliche Winde. Die Seebrise ist hinter dem Buenos Ayres-Hgel-land nur noch schwach. Die Nchte sind windstill.

    X) Kreis-Wasserbauamt.

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    Nur die Angeles-Ketten erhalten Niederschlag in Form von Schnee, der

    im San Bernardino-Gebirge Wintersport ermglicht. Die Schneedecke schmilzt

    im Sommer wieder ab.

    HYDROGRAPHIE

    Das Wasser der heftigen Regengsse fliet zum.groen Teil zum Ozean ab.

    Die Niederschlagsmenge, die im Boden versickert, wird dauernd verringert

    mit der Ausdehnung des gepflasterten Straennetzes und dem Rckgang der knstlichen Bewsserung infolge stdtischer Bebauung. Ein weitverzweigtes

    System von Entwsserungskanlen fhrt die Wasserrnassen den Trockenbetten

    der Flsse zu. Das Grundwasser, dessen Spiegel ohnehin infolge zu starken

    Pumpens sinkt, wird nicht nachgefllt. Auch dem Los Angeles-Flu und dem

    Arroyo Seco wird das unterirdische Wasser knstlich entzogen, ehe es das

    Los Angeles-Becken erreicht.

    Am aufnahmefhigsten sind die gebirgsnahen Teile der Schuttfcher, die

    hier ihren grten Porenraum haben. Weiter unterhalb bleiben die Flubetten

    als washes (Gerllbetten) whrend des grten Teiles des Jahres trocken. In ihnen tritt Wasser nur dort zutage, wo es an Untergrundaufragungen zur

    Oberflche gedrngt wird.

    Das San Gabriel-Becken besteht aus drei Grundwasserbecken, dem unteren eigentlichen San Gabriel-Becken und zwei hheren Teilbecken, Pasadena-

    und Altadena-Becken (s. S. 14). An der Nordostecke der San Rafael-Berge

    setzt die Monk Hill-Aufragung an, durch die sich der Arroyo Seco am Devils

    Gate hindurchgenagt hat. Das Altadena-Becken ist die stliche Fortsetzung

    des La Cafiada-Beckens (Lit. 284, S. 51). Die Granitaufragung, die vom Devils

    Gate 1,3 km sdsdstlich verluft, um dann erst nach Ostsdosten umzu-biegen, bewirkt, da das. Grundwasser nach Osten in die Tributrbecken des

    San Gabriel-Beckens abgelenkt wird, anstatt mit dem Arroyo Seco oder unter

    dessen Gerllbett dem Los Angeles-Flu zugefhrt zu werden. Schon die ersten

    Siedler entnahmen ihr Wasser am Devils Gate. Noch zur Zeit der Entdeckung

    war der Arroyo Seco wasserfhrend ; nur so konnte das Trockenbett zu seiner

    heutigen Tiefe eingeschnitten werden; mit dem Sinken des Grundwassers

    und der Abdmmung des Devils Gate ist er in dem an Pasadena angrenzenden

    Teil gnzlich trocken, so da auf seiner "Fluaue" ein ffentlicher Park und das groe Rose Bowl-Stadion angelegt werden konnten. Erst vor seinem

    Eintritt in die Highland- und Repetto-Hhen wird der Arroyo Seco wieder

    29

  • wasserfhrend. Hier pumpt die Stadt South Pasadena ihr Wasser, so da

    praktisch alles Arroyo Seco~Grundwasser dem San Gabriel-Becken erhalten

    bleibt. Frher trat das Wasser auer am Devils Gate auch etwa 4 km weiter

    sdlich am Sheep Corral in Quellen zutage. Die Raymond-Kette kann vom

    Arroyo Seco bis zum Santa Anita-Cafion verfolgt werden. Wo sie die Ober-

    flche nicht erreicht, ist ihr Vorhandensein am Unterschied des Grundwasser-

    standes zu erkennen, der nrdlich etwa 75-90m hher liegt als unmittelbar

    sdlich der Aufragung (Lit. 241, S. 44). Die Westbegrenzung des Beckens ist

    eine Bruchlinie, die, ungefhr parallel mit dem Arroyo Seco, an der Ober-

    flche durch einen Steilhang deutlich wird. Dieser erreicht zwischen Orange

    Grove Avenue und Arroyo Boulevard 22 m Hhe und ist vonSouth Pasadena bis Altadena auf einer Strecke von 8 km zu verfolgen.

    Bei Ankunft der Spanier stand das Grundwasser im Pasadena-Becken noch

    so hoch, da es das ganze Jahr hindurch in einer Reihe von Bchen an

    der Oberflche in das eigentliche San Gabriel-Becken bertreten konnte

    (s. S. 22). Das veranlate die frhzeitige Besiedlung der San Gabriel-Platte.

    Mit dem Sinken des Grundwasserspiegels (s. Fig. 15, S. 242) mute das Wasser

    fr die Stdte der San Gabriel-Platte mehr und mehr erbohrt werden. Man

    pumpt es imhherliegenden Pasadena-Becken, von wo es in Reservoire ge-

    leitet wird. Auf diese Weise stieg der jhrliche "Wasserexport" vom Pasadena-

    Becken zur San Gabriel-Platte von 1913 bis 1925 um 72 Prozent (Lit. 241,

    S. 22). Die ersten U.S.-amerikanischen Siedler der Pasadena-Platte faten

    das Wasser am bequemsten in den Arroyo Seco-, Millard-, Las Flores- und

    Rubio Cafions vor deren Austritt aus dem San Gabriel-Gebirge und an den

    Quellen des Devils Gate und Sheep Corral. Heute ist Pasadena gentigt,

    imPasadena-Becken selbst zu bohren, South Pasadena, Alhambra und San

    Gabriel mssen bereits sdlich der Raymond-Kette pumpen.

    Das Material des Hauptbeckens ist so durchlssig, da bei einer Ober-

    flchenabdachung von 9,4 m pro km der Gradient des Grundwasserspiegels

    nur 75 cm pro km betrgt (Lit.241, S. 52)~ Nach Austritt aus dem San Gabriel-Gebirge sinkt der San Gabriel-Flu sehr rasch unter sein breites

    Gerllbett, das sich in Rio Hondo und San Gabriel-Flu teilt. Von Nord-

    westen mnden inden Rio Hondo eine Reihe von Trockenbetten, die heute

    als knstliche Entwsserungskanle der San Gabriel- und Pasadena-Platten

    ausgebaut sind. Rio Hondo und San Gabriel-Flu treten aber unter dem

    Einflu einer wasserundurchlssigen Untergrundaufragung im Alluvium erst

    wieder an der Bartolo-Pforte zutage. Dazu kommt, da hier die tiefste Stelle

    3

    des San Gabriel-Beckens ist, so da alles Grundwasser an diesen Durchla

    derCahuenga-Kette gedrngt wird. Es ist schon bei EI Monte dicht unter

    der Oberflche, was hier frhe U.S.-amerikanische Besiedlung veranlate.

    Die erste Mission San Gabriel war an der Westseite der Bartolo-Pforte an-

    gelegt worden, mute aber wegen berschwemmungsgefahr schon nach

    wenigen Jahren verlegt werden. Sdlich der Bartolo-Pforte versickert das

    Wasser beider Fluarme und bleibt im Untergrund bis in die Nhe des ehe-

    maligen artesischen Gebietes des Los Angeles-Beckens.

    Im San Fernando-Becken empfngt die sandigere stliche Hlfte(s. S. 34)

    die greren Zuflsse. Pacoima, Little Tujunga und Tujunga Creeks sind die

    Hauptzuflsse des Los Angeles-Flusses. Vom San Gabriel-Gebirge bringen sie

    gewaltige Gerllmengen herunter, die zum Teil zur Betonherstellung genutzt

    werden. Im breiten Gerllbett des Tujunga Creek, ebenso wie in dem des

    oberen San Gabriel-Flusses stehen heute riesige Gerllbrecher ..

    Die winterlichen Wassermassen, die aus den Angeles-Ketten austreten,

    breiten sich ber die flach nach Sden geneigte Oberflche des San Fernando-

    Beckens. In dessen stlicher, aus groben Sanden und Kiesen aufgebauten

    Hlfte sinken sie rasch ein. Infolgedessen ndert sich der Neigungswinkel

    des Grundwasserspiege~s mit der periodisch wechselnden Niederschlagsmenge.

    Am Sdrande des Beckens ist die Hhe des Grundwassers ziemlich konstant.

    Hier tritt es in Quellen an die Oberflche, die den Ursprung des Los Angeles-

    Flusses bilden. Er allein entwssert das Becken. Alles innerhalb des Beckens

    genutzte Wasser, das nicht durch Verdunstung oder Pflanzentranspiration ver-

    lorengeht, kommt ihm zugute. Die Konstanz seiner Wasserfhrung, die im

    Gegensatz zu der des San Gabriel-Flusses steht, der unmittelbar aus dem Ge-

    birge austritt, gewann grte Bedeutung fr die stdtische Wasserversorgung.

    Sie wird nicht unmittelbar von den Trockenperiodengefhrdet. Am Ausgang des Beckens, wo eine Untergrund-Barre den Los Angeles-Flu ohnehin an

    die Oberflche zwingt, kann das Wasser leicht gefat und ohne weiteres zur

    , tiefer liegenden Stadt geleitet werden. Ein Teil wird in die hochgelegenen

    Reservoire der Highland-Hhen und des Santa Monica-Gebirges gepumpt.

    Die Bedeutung des seit 1915 eingemeindeten San Fernando-Beckens fr die

    stdtische Wasserversorgung erhellt daraus, da noch heute ein Drittel des

    gesamten Wasserbedarfs von Los Angeles von hier gedeckt wird'). Jetzt geht

    man auch daran, dem Becken das von auen zugefhrte Owens River-Wasser,

    1) Mitteilung von Mr. D.A. Lane, Los Angeles Dept. ofWater and Power.

  • das bisher in groen knstlichen, der Verdunstung ausgesetzten Reservoiren

    angesammelt wurde, in das Becken auf gro angelegten "spreading grounds"

    versickern zu lassen. Man lt heute auch die Abwsser von San Fernando

    HHEN UND GEBIRGE.

    IN HISTORISCHER ZEIT BERSCHWEMMT. UND GEFHRDET.

    Fig5 Die ehemaligen berschwemmungsgebiete von Los Angeles (nach J. W. Reagan)

    im Untergrund versickern und ist dabei, das Trockenbett des Pacoima in ein

    System von Kanlen aufzuteilen, die das Versickern des sonst oberflchlich abflieenden Wassers der winterlichen Regengsse ermglichen sollen.

    Der Los Angeles-Flu war in seinem Mittellauf zur Zeit der Entdeckung

    32

    auch im Sommer wasserfhrend. Er gab Anla zu Indianeransiedlung an

    seinen Ufern. Damals fhrte auch der Arroyo Seco noch Wasser und gab unter-

    halb seiner Einmndung dem im Unterlauf mandrierenden Los Angeles-

    Flu fr eine kurze Strecke feste Richtung. Am Fu der Elysischen Hhen war

    die bequemste Wasserentnahme fr die Plaza-Terrasse. Beides fhrte zur

    Grndung von. Los Angeles an dieser. Stelle. Der Unterlauf des Los Angeles-Flusses, der frher stark mandrierte und

    sich vor Eintritt in die See in der Ebene verlor (Lit. 345, IV, S. 244, Lit 358, H, S. 563, Lit. 489, S. 10), ist heute in einem knstlichen Bett festgelegt. Ais der Europer die Landschaft betrat, haben Los Angeles-Flu und Arroyo

    Seco gengend Wasser gefhrt, um in der Los Angeles-Ebene einen sehr hohen Grundwasserstand zu erzeugen. Das Grundwasser trat in zahlreichen

    "cienegas" an die Oberflche. Auf den Hollywood- und Santa Monica-Platten trat eine Reihe von Cienegas in 1-3 Meilen Entfernung vom Gebirge auf; der Name des Ranchos Rodeo de las Aguas (heute Beverly HiIIs) er-

    innert daran. Ein zweiter Grtel solcher Grundwasseraustritte zog sich am

    Nordrande der Baldwin-Hhen entlang (Rancho La Cienega!). Ballona Creek

    ist heute zum wichtigsten Entwsserungskanal der Westvorstdte von Los

    Angeles ausgebaut. Die Bruchzone derDominguez-Kette wirkt grundwasseraufstauend. Sie lie

    ein groes artesisches Gebiet entstehen, das heute verschwunden ist (s. Fig. 15 S. 242). So litten die tieferen Teile der Hollywood-Platte, die obere Ballona-Niederung und das groe Gebiet der heutigen Sdvorstadt noch bis vor wenigen

    Jahren unter schlechter Entwsserung (s. Fig. 5). In frheren Jahren war das

    Gebiet sdlich Watts zur Regenzeit stets von berschwemmungen gefhrdet.

    Ein alter Lokalittsname "Green Meadows" weist noch darauf hin. Compton

    Creek ist von der County Flood Control zum Entwsserungskanal der Sd-:

    vorstadt ausgebaut worden. Das Grundwasser, das zum groen Teil noch

    von privaten Wassergesellschaften erbohrt und gepumpt wird, tritt schicht-

    weise unter Tonlinsen auf. In den tieferen Lagen steht es unter natrlichem

    Druck, der die Wasserentnahme erleichtert. Das Grundwasser des Kstenvorlandes ist zum Teil unter Meeresniveau ge-

    sunken. Salzwasser dringt ein und verdirbt die Trinkwasserversorgung mancher

    Randstdte an der Kste (s. Fig. 15). Auch die Abwsser der Petroleum-raffinerien erhhen den Salzgehalt des Grundwassers. Die Umgebung des

    Nigger Slough-Altwassers ist stets zur Regenzeit berschwemmt. Sie wird

    nach Watson und zum Hafen hin entwssert.

    3 Wagner, Los Angeles 33

  • BDEN

    Die Bden des Sdkalifornischen Beckens sind up.ter Zusammenarbeit des United States Department of Agriculture und der University of California 1915/16 kartiert worden. Die mit den Bodenkarten herausgegebenen Er-luterungen bringen Beschreibungen von Oberflchenformen, Klima, Wasser-versorgung und Anbau auer der genauen Untersuchung der Bodenarten.' Die Mglichkeit landwirtschaftlicher Nutzung steht dabei im Vordergrunde. C. F. Shaw hat die Bden in 6 Hauptgruppen eingeteilt. Ursprungsgestein, Klim~einflu, chemische Zusammensetzung, Profilcharakter im Endstadium, Alter (Stadium der Profilentwicklung) und Farbe bestimmen die Boden-serien, deren es ip. Kalifornien ber 170 gibt .. Sie werden nach der Lokalitt ihres typischen Vorkommens benannt und zerfallen weiter nach der Textur des obersten Horizonts in Bodentypen. Unter den ariden und semiariden Klimaverhltnissen kommt es selten zur Ausbleichung, so da die chemische Zusammensetzung der des Ursprungsgesteins entspricht. Auch der physi-, kalische Charakter des Ursprungsgesteins ist bei der geringen Entfernung vom Abtragungsgebiet im unteren Bodenhorizont erhalten. Die Menge der Boden-typen verwirrt 9,as geographische Bild. Nach ihrem Alter zusammengefat, lassen sie deutlich die groen morphologischen Einheiten der Landschaft er-kennen, die Gebirgs- und Hhenzge, die lteren Schutt-Terrassen und die jungen Schuttkegel. Dazu kommen Dnen und Marsch. So wird die Boden-karte zur morphologischen Karte (s. Fig. 3). Nac