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Arbeitskalender 2008 Arbeitskalender 2008

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RubRik

Schweizerische Bienen-Zeitung 1/2008

INHALT

Bienen-Zeitung SchweiZeriSche

Dieter Schürer · 9999 Musterhausen · Tel. 072 795 55 50 · Fax 072 795 55 51 [email protected] · www.swisshoney.ch

Monatszeitschrift des Vereins deutschschweizerischer und rätoromanischer Bienenfreunde131. Jahrgang • 2008

ArbeITskALeNder JANuAr 2Verein Schweizer Wanderimker VSWI gestaltet den Arbeitskalender 2008 2

ArbeITskALeNder FebruAr 7Die bienenfreie Zeit im Februar nutzen 7

ArbeITskALeNder März 11Wandern mit Bienen 11 Bienenweide: Richtiger Schnitt zum richtigen Zeitpunkt 14

ArbeITskALeNder AprIL 16Hygiene in der Imkerei – nicht nur im April ein Thema 16

ArbeITskALeNder MAI 20Das Wandern ist des Imkers Lust – auch bei der Trachtbeobachtung 20

ArbeITskALeNder JuNI 25Königinnenzucht 25

ArbeITskALeNder JuLI 29Wanderimkerei im Juli – keine Zeit für Siesta 29

ArbeITskALeNder AugusT 33Vorbereitung auf die kommende Bienensaison 33

ArbeITskALeNder sepTeMber 45Kein Volk kann im Frühling stärker sein, als es im Herbst eingewintert wurde! 39 Bienenkrankheiten 42

ArbeITskALeNder OkTOber 45Honig erfolgreich vermarkten 45 1. Werbung und Kundeninformation 45 2. Vertriebswege 47 3. Sortiment und Produktequalität 48

4. Angemessene Preise festlegen 51

ArbeITskALeNder NOveMber 52Kerzen gegossen, gerollt oder gezogen –Vorbereitungsarbeiten für das Weihnachtsgeschäft 52

Vom Bienenwachs zum Glasteller 57

ArbeITskALeNder dezeMber 59Die letzten Kontrollen im Dezember 59 Schlusswort 60

Bienenprodukte – Heilkraft aus dem Bienenvolk 61

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2 Schweizerische Bienen-Zeitung 1/2008

ARbeitskAlendeR

Verein Schweizer wanderimker VSwi gestaltet den Arbeitskalender 2008

Mit dem Namen «Verein Schwei-zer Wanderimker» besteht ein

Verein im Sinne von Art. 60 ff des ZGB. Dieser wurde am 8. Februar 1986 durch fortschrittlich denkende Imker gegründet und bezweckt die Förderung sowie die Wahrung der Interessen der Wander-Imkerei in der Schweiz. Seine Mitglieder sind natür-liche Personen, die ebenfalls Mitglied einer zum Verband Schweizerischer Bienenzüchtervereine VSBV gehö-renden Organisation sind. Heute zählt der VSWI rund 250 Mitglieder aus der ganzen Schweiz.

Eine starke Interessenvertretung im Bereich der Imkerei ist wichtiger denn

je. Wo es darum geht, die Geschicke der Imkerei zu lenken, hilft der VSWI tatkräftig mit, sei es in der Landwirt-schaftspolitik, im Tiergesundheitswe-sen oder im Pflanzenschutz. Überall ist die Meinung der Schweizer Wan-derimker gefragt. Der VSWI ist füh-rend in Qualitätsfragen rund um Bie-nenprodukte. So haben im Jahr 2000 engagierte Mitglieder in der Schweiz erstmals eine kostengünstige Imkerei-zertifizierung nach ISO-Normen mit Erfolg eingeführt. In diesem Zusam-menhang stellt der VSWI bei der Agro-marketing Schweiz AMS die Träger-organisation «SUISSE GARANTIE» für Honig und andere Bienenprodukte.

Für das Jahr 2008 wird der Arbeitskalender nicht von einem einzelnen Kalendermann oder einer Kalenderfrau betreut, wir haben ein ganzes «Kalenderteam» vom VSWI, dem Verein der Schweizer Wanderimker für diese Aufgabe engagieren können. Der Verein und sein Kalenderteam stellen sich unseren Lesern vor.

WWW.VSWI.CHda sind wir im Internet anzutreffen

Verein Schweizer Wanderimker

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admin December 11, 2007

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SUISSE GARANTIE

Branchenreglement 06Dachreglement AMSInfo - PreisgestaltungBranchenreglement 07

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Bienenflug 1/06Bienenflug 2/06

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GV-VSWI 2007Heilen mit BienenGrafik TCM

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Vorstand ...Wer ist der VSWI ...Feuerbrandsituatio ...Branchenreglement ...

Willkommen auf der Webseite des VSWI

Wer zu uns gehört ist immer im Vorsprung. Wir orientieren uns weltweit nach den neusten Erkentnissen aus der Bienenforschung und Entwicklung.

Auf unserer Webseite können sie sich laufend über wichtige Dinge im Bereich Imkerei informieren.

Der Präsident:

Baumgartner Fritz Käserei Mühlekehr, CH-3556 Trub +41 (0)34 495 53 64, [email protected]

News

04.02.07 / LEHE - Berichte \"GV-VSWI 2007\" 04.02.07 / LEHE - Berichte \"Traditionelle Chinesische Medizin\" 04.02.07 / LEHE - Bienenflug 17.12.06 / LEHE - Frontseite: Tierseuchenmeldungen eingefügt 24.11.06 / LEHE - SUISSE GARANTIE: Branchenreglement 2007 Prozessorientiert19.11.06 / LELU - Frontseite: Frontseite wieder erstellt

Aktuelle Umfrage

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Kalender

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Ereignisse

http://www.vswi.ch/11.12.2007 15:24:52

Der VSWI veranstaltet jährlich ver-schiedene Weiterbildungen zu aktu-ellen Themen der Imkerei. Das Leitthe-ma dieses Jahres heisst: «Blühende Landschaft vitale Bienen erfolg-reiche Imkerei». Dazu wird im Früh-sommer wieder ein entsprechender Weiterbildungstag veranstaltet. Dort können sich die Besucher an verschie-denen Posten in einzelnen Themenbe-reichen Kenntnisse aneignen oder gar selber Hand anlegen. Eine Einladung dazu wird zu gegebener Zeit an dieser Stelle veröffentlicht werden.

Die Schweizer wanderimker kann man auch im inter-net besuchen.

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3Schweizerische Bienen-Zeitung 1/2008

ARbeitskAlendeR

FrITz bAuMgArTNer

beruf: KäsermeisterWohnort: 3556 TrubImker seit: 1985Anzahl völker: rund 200betriebsweise: Schweizerkasten und DNM MagazineFunktion: Präsident VSWI

Das Virus der Bienenzucht liegt in unserer Familie. Mein Vater hat

schon 1956 als Sechzehnjähriger mit der Bienenzucht begonnen. Im Laufe der Zeit wurde die Imkerei ausgebaut. Heute betreiben wir eine Wanderim-kerei, in welcher die ganze Familie in der Freizeit mitarbeitet. 1988 war in der Region Emmental ein sehr schlech-ter Sommer. Auf Anraten eines Imker-kollegen sind wir mit 20 Völkern nach Gerra Gambarogno ins Tessin gewan-dert. Die Natur und das südliche Kli-ma haben uns so fasziniert, dass diese Völker in Gerra blieben. Heute betreu-

en wir im Tessin rund 100 Völker, 80 in Schweizerkästen und 20 in Maga-zinen. Bedingt durch die klimatischen Verhältnisse ist die Betriebsweise in

HANs burkHArd

beruf: GrossapparateschlosserWohnort: 4852 RothristImker seit: KindsbeinenAnzahl völker: 160–200betriebsweise: Langstroth MagazineFunktion: Vizepräsident VSWI

Bereits kurz nachdem ich laufen und sprechen gelernt hatte, er-

hielt ich mein erstes Bienenvolk. Ich hegte und bewirtschaftete dieses mit Stolz und viel Eifer. Seither sind die Bienen ein Bestandteil meines Lebens. Das ist weiter nicht erstaunlich, wird doch in unserer Familie bereits in der vierten Generation geimkert. Nach-dem mein Vater die Betriebsweise von der Schweizerbeute zu Langstroth umgestellt hatte, wurde ich – durch das angenehme und schnelle «Hand-ling» – zu einem begeisterten Wander-imker. Seit dem Tod meines Vaters vor rund 10 Jahren führe ich mit meinem Schwager und einem Imkerkollegen die «Wanderimkerei Burkhard».

Bienenbeuten werden in der Wan-derimkerei Burkhard seit jeher selber geschreinert. Alle Geräte werden aus rostfreiem Stahl hergestellt. Dank ei-ner Anzahl Eigenentwicklungen kann unsere Imkerei trotz der vielen Völker in modernster Weise nebenberuflich betrieben werden. Da unsere Imkerei in Sachen Geräte und Hygiene stets auf dem neuesten Stand ist, war es ein Leichtes, als eine der ersten Imkereien in der Schweiz das «SUISSE GARANTIE- Zertifikat» zu erhalten.

Grossen Stellenwert geniesst bei uns die Zucht. Durch die Züchtung von sanftmütigen Carnica-Bienen ist es uns möglich, die Bienenköniginnen sowie die Jungvölker in Rothrist – mitten in einem Wohnquartier – zu züchten und zu stattlichen Wirtschaftsvölkern her-anzuziehen. Zur Begattung werden sie in die Belegstation Langholz gestellt, wo acht bis zehn starke Drohnenvölker auf sie warten. So können wir jedes Jahr unsere Völker mit eigenen, jun-gen Königinnen bestücken.

Leider ist es auch uns nicht ver-gönnt, daumendrehend auf den Honig zu warten. Auch wir kämpfen jedes Jahr erneut gegen die Varroa-Milbe und das geheimnisvolle Bienenster-ben. So versuchen wir jeden Herbst, die Wirtschaftsvölker gut gefüttert und stark zu überwintern. Trotzdem bleiben wir vor Rückschlägen nicht im-mer verschont, was uns regelmässig in eine «Frühlingsdepression» versetzt. Doch durch viele Gespräche mit eben-falls betroffenen Imkerkollegen aus dem Verein Schweizer Wanderimker, dessen Vizepräsident ich zur Zeit bin, können wir uns jeden Frühling wieder aufrappeln, um ein neues Imkerjahr in Angriff zu nehmen. Es gibt halt doch nichts Schöneres, als einem betrieb-samen Bienenvolk bei seiner Arbeit zuzusehen!

Arbeit an Magazin-völkern der imkerei Burkhard.FO

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der Deutsch- und Südschweiz sehr unterschiedlich.

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4 Schweizerische Bienen-Zeitung 1/2008

ARbeitskAlendeR

MArgrITH MessMer

beruf: Therapeutin für DornBreuss und EnergiearbeitWohnort: 8200 SchaffhausenImkerin seit: 1998

Bereits vor über 20 Jahren träum-te ich von eigenen Bienen. Mein

Mann hörte dann am Arbeitsplatz von einer Frau, die froh gewesen wäre, wenn ihr jemand bei der Bienenarbeit helfen würde. Da liess ich mich nicht zweimal bitten. Es war ein grossartiger Einstieg, der Bienenwelt näher zu kom-men und so das Grundwissen zu erler-nen. Zwei Jahre später bekam ich ein Angebot, ein sehr schönes Bienenhaus mit 20 Völkern zu übernehmen.

Die Bienen haben zu meiner jet-zigen beruflichen Tätigkeit viel beige-tragen, denn sie geben mir viel Klar-heit und Wissen. Aus meiner Sicht

JOseF bruNNer

beruf: ChemielaborantWohnort: 6210 SurseeImker seit: 1986Anzahl völker: 50betriebsweise: SchweizerkastenFunktion(en): • Kassier VSWI • Steuerungsausschuss SuISSE GaRaNTIE • Honigkontrolleur VDRB • Betriebsleiter Schau- und Lehr- bienenstand VDRB Burgrain, alberswil • Betriebsteammitglied der Projektorganisation «Bienen» im Land- wirtschaftsmuseum resp. der agrovision Burgrain in alberswil • Führer für Besuchergruppen und Interessierte im Schau- und Lehrbienenstand VDRB in alberswil

Schon während meiner Schulzeit faszinierten mich die natürlichen

Vorgänge und Beobachtungen rund um die Honigbiene. Heute imkere ich in meiner Freizeit mit Vorliebe in meinem Bienenhaus. Meine Arbeit mit den Bienen bereichert mein Le-

ben vollends. Inmitten des geschäf-tigen Bienentreibens finde ich Ruhe und kann mich vom Alltag erholen. Darüber hinaus leiste ich mit mei-ner Arbeit als Imker einen wichtigen Beitrag für eine intakte Umwelt. Bei meinen Führungen im Schau- und

rOLF sTAuFFer

beruf: LandschaftsgärtnerWohnort: 4900 LangenthalImker seit: 1994Anzahl völker: rund 30betriebsweise: Flachzargen im ZandermassFunktion: Vorstand VSWI

Als Landschaftsgärtner haben mir die Bienen und ihre Haltung ein

ganz neues Verhältnis zur Pflanzen-welt eröffnet. Jahrelang sah ich zwar die Blüten kommen und gehen und mit ihnen ihre Besucher. Erst aber als ich zu imkern begann, wurde mir die Faszination des Zusammenspiels zwi-schen Bienen und Trachtpflanzen be-wusst. In meinen Beiträgen zum Ar-beitskalender werde ich speziell auf dieses Thema eingehen.

Zur Wanderimkerei kam ich durch meinen Lehrmeister, Hans Burkhard senior. Er war ein weit über die Gren-zen hinaus bekannter Imker und Gründungsmitglied der Wanderimker. Es gelang ihm bestens, seine Begeiste-rung an mich weiterzugeben. Er nahm mich auch mit zu grossen Imker Ver-anstaltungen in Deutschland.

Alle benötigten Imkereigegenstän-de stelle ich grundsätzlich selber her. Dies betrifft in erster Linie Zargen und

Holzrahmen. Dazu habe ich mir im Laufe der Zeit die notwendigen Ge-räte angeschafft. Zu meinen Eigenpro-duktionen gehört ebenfalls ein opti-mal eingerichteter Schleuderraum mit einem Rührwerk zur Herstellung von Crèmehonig.

Lehrbienenstand des VDRB in Albers-wil leiste ich Öffentlichkeitsarbeit und darf das Leben der Honigbienen ver-mitteln. Aus dieser befriedigenden Arbeit entstehen viele wertvolle Kon-takte. So erhielt ich zum Beispiel im November 2007 von einer Reisegrup-pe aus Bulgarien eine Einladung zu ihrem einwöchigen Imkersymposium in Sofia. Zudem weiss ich die gute Zu-sammenarbeit mit dem Vorstand des VDRB sehr zu schätzen.

Mit dem von meinen Bienen er-zeugten Honig erzielte ich bei der Honigprämierung des VSWI zweimal die Gold- und einmal die Silberaus-zeichnung. Zudem hat die Zertifizie-rungsstelle Suisse TS Technical Services AG meine Imkerei im Geltungsbereich Honig- und Bienenwachserzeugung, Verarbeitung und Vertrieb akkredi-tiert. Bestärkt durch die neu erlangte Zertifizierung meines Imkereibetriebes ist es mir ein grosses Anliegen, meine Kundschaft mit einem hochwertigen Naturprodukt zu beliefern. Vor fünf Jahren haben meine Frau Beatrice und ich das «Atelier Bea» eröffnet, was wir als Meilenstein unserer Tätigkeit betrachten. Meine Frau organisiert den Verkauf und Vertrieb des Honigs und verschiedener anderer Bienen-produkte. Ich verfolge das Ziel, die ei-gene Imkerei laufend zu verbessern, den Ansprüchen der Konsumenten zu genügen, naturbelassene Produkte zu ernten und artgerecht zu imkern.

Unter den VSWI-Mitgliedern und dem Vorstand herrscht ein guter Team-geist. Meine Vorstandsarbeit wird über-aus geschätzt.

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5Schweizerische Bienen-Zeitung 1/2008

ARbeitskAlendeR

HANs uLrIcH sIegeNTHALer

beruf: KäsereiberaterWohnort: 3454 SumiswaldImker seit: 1977Anzahl völker: 30betriebsweise: Langstroth ¾

Bedingt durch eine berufliche Ver-änderung zog ich mit meiner Fa-

milie 1985 nach Sumiswald. Mein neuer Nachbar, Hans Dellsperger, der damalige Kassier des Vereins Schwei-zer Wanderimker, motivierte mich, in diesem Verein mitzumachen. Bald einmal stellte ich fest, dass in diesen

Kreisen hoch stehendes Imkerwissen vermittelt wird. Im VSWI lernte ich viele interessante Menschen im In- und Ausland kennen.

Während meiner Vorstandstätig-keit durfte ich acht Jahre als Präsi-dent das Vereinsgeschehen des VSWI mitbestimmen. Als Höhepunkt meiner

ein Teil der Bienenvölker von hans Ulrich Siegenthaler wird von einer im Sturm gefällten Buche zerstört.

muss ein Bienenvolk ganzheitlich be-trachtet werden, denn es lässt sich nicht manipulieren und beeinflussen. Eine spannende Arbeit!

Auf den Wanderimkerverein wur-de ich aufmerksam, weil dieser immer sehr interessante Vorträge und Semi-nare anbot. Für mich war es darum

nach einiger Zeit nahe liegend, mich diesem Verein in Ergänzung zum VDRB anzuschliessen. Die Honigprämie-rungen, welche die Wanderimker alle zwei Jahre angeboten haben, waren für mich der Anfang zur späteren Zerti-fizierung. Nach der ersten Prämierung wusste ich, wo ich stand und dies gab

mir den weiteren Ansporn, das Produkt Honig noch besser zu verarbeiten und zu vermarkten. In der Zwischenzeit bin ich dank der Wanderimker nach «SuISSE GaRaNTIE» zertifiziert.

imkerlichen Laufbahn darf ich meine Ernennung zum Ehrenpräsident der Wanderimker bezeichnen.

Im Oktober 2006 wurde meine Imkerei zertifiziert. Dieses Zertifikat berechtigt mich, die Garantiemarke «SUISSE GARANTIE» zu benutzen.

Aber auch von Tiefschlägen wur-de ich nicht verschont: Am Abend des 20. Juni 2007 fegte ein heftiges Gewitter mit starken Windböen über das Berner Mittelland. Dabei fiel eine Buche auf einen Teil meiner Bienenvöl-ker. 17 von 28 Völkern wurden umge-stossen und teilweise zerschlagen. Es war eine wunderbare Erfahrung, wie ich von meinen Wanderimkerkollegen aus nah und fern professionelle Hilfe erhielt.

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6 Schweizerische Bienen-Zeitung 1/2008

Die Wanderimker unser «Kalenderteam»Wir freuen uns, dass wir als «Verein Schweizer Wanderimker» dieses Jahr das Herzstück der Bienenzeitung gestalten dürfen. Erstmals wird nicht eine Einzelperson, sondern eine Gruppe aus unserem Verein den Arbeitskalender gestalten. Mit einem Schwer-gewichtsthema möchten wir der Leserschaft jeden Monat die Wanderimkerei näher bringen und aufzeigen, dass ein Wanderim-ker nicht zwingend mit Magazinen imkern muss. Wir hoffen, dass wir den Lesern der Bienenzeitung lehr- und abwechslungsreiche Beiträge bieten, welche unter Imkerkollegen zu interessanten Ge-sprächen führen werden.

Das Kalenderteam

HeINrIcH LeueNberger

beruf: Werkmeister und QS-auditorWohnort: 3462 Weier i. E.Imker seit: 1963Anzahl völker: 50–60betriebsweise: ein Drittel in Langstroth ¾ und zwei Drittel in CH-Kasten

Meine erste Erfahrung mit Bie-nen machte ich an einem schö-

nen Frühsommertag 1963, als ich am Nachmittag von der Schule nach Hause kam. An einem Ast in der Nähe unseres Bienenhauses entdeckte ich einen prächtigen Bienenschwarm. Schnell rannte ich zu meinen El-tern aufs Feld. Sie waren am Heuen. Schon von weitem rief ich ihnen zu: «Es hängt ein Bienenschwarm im Ap-felbaum beim Bienenhaus!» Der Va-ter stand auf einem Heufuder beim Laden und hatte keine Zeit für den Schwarm. Er rief mir aber zu: «Du kannst ihn selber einfangen, du hast ja schon oft zugeschaut!» Gesagt – getan! Ich rannte nach Hause, holte den Schwarmkasten, eine Bürste und ein «Wassersprützli». Der Schwarm hing an einem Ast. Also musste noch eine Leiter her. Mit allem bewaffnet, machte ich mich ans Werk, und schon kurze Zeit später hatte ich meinen ersten Bienenschwarm eingefangen. Am Abend als es darum ging, den Schwarmkasten mit den Bienen in den Keller zu bringen, meinte der Vater zu mir: «So, das ist jetzt dein Schwarm, ich zeige dir, was alles getan werden muss, aber du machst es selber.»

Im Laufe der Zeit wurden es dann noch mehr Völker. Heute betreibe ich eine Wanderimkerei mit 50–60 Bie-nenvölkern, welche im September 2002 erfolgreich zertifiziert wurde. Diese Zertifizierung berechtigt mich, meine Bienenprodukte mit der Ga-rantiemarke «SUISSE GARANTIE» zu verkaufen.

Vor etwas mehr als zehn Jahren nahm ich an der damaligen Honigprä-mierung des Vereins Schweizer Wan-derimker teil. Mit grosser Genugtuung wurde ich an der Preisverleihung als Sieger geehrt.

Imkern ist keine 08.15-Arbeit. Eine Menge Grundwissen und stetige Weiterbildung, besonders bezüglich Trachtbeobachtung oder Schädlings-bekämpfung, sind bei der Bienenhal-tung ein Muss. Schon früh stellte ich fest, dass der Verein Schweizer Wan-derimker seinen Mitgliedern hoch stehendes Fachwissen rund um die Imkerei vermittelt. Das war meine Motivation, dem VSWI beizutreten.

ARbeitskAlendeR

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7Schweizerische Bienen-Zeitung 2/2008

ARbeitskAlendeR

Die bienenfreie Zeit im Februar nutzenNoch befinden sich die Völker in der Winterruhe. Ausser ge­legentlichen Standkontrollen gibt es bei den Bienen nicht viel zu tun. Für den Imker ist dies die Zeit, das Material zu warten, die nächste Saison zu planen und die Bienen in Ruhe zu lassen.

Arbeiten im FebruAr

HEINRICH LEUENBERGER, WEIER I/E

Frei nach Emil: «Im Februar, im Fe-bruar isch immer no alles stiif und

starr …» In der Tat, im Februar ge-schieht unter normalen Bedingungen noch nicht viel. Für den Imker gibt es wie schon im Januar an den Völkern nichts anderes zu tun, als allgemeine Standkontrollen durchzuführen. Je nach Witterung und Kastensystem kann es dabei wichtig sein, die Flug-löcher von Eis, Schnee und Winterto-tenfall zu befreien.

Wöchentliche StandkontrollenBei mir verlaufen die einzelnen Stand-kontrollen systematisch ab. Ich be-suche meine Bienenstandorte mei-stens einmal pro Woche. Dabei achte ich speziell auf die folgenden Punkte:

Sind die Magazine noch in einem • ordnungsgemässen Zustand?Sind die Deckel richtig verschlos-• sen?Sind die Fluglöcher frei von Schnee • und Eis?Sind die Mäusegitter noch richtig • eingesetzt?Hat irgendein Frevel stattgefunden? • Oder hat sich gar ein Specht an den • Magazinen zu schaffen gemacht?

Abnormale Erscheinungen werden sofort wieder in Ordnung gebracht und im Standjournal entsprechend vermerkt.

Bei diesen Kontrollgängen mache ich mir auch ein Bild über die noch vorhandenen Futtervorräte. Bei den Magazinen ist das einfach. Mit einer Federwaage wird eine Seite etwas an-

gehoben. Das Gewicht kann so gut abgelesen werden. Diese Arbeit ma-che ich mindestens einmal im Monat immer am gleichen Datum, bei einer grossen Gewichtsabnahme auch in kürzeren Abständen. Wichtig ist auch

hier, dass die Beobachtungen notiert und allenfalls entsprechende Rück-schlüsse gezogen werden.

Der Zustand der Völker wird zu die-ser Jahreszeit meist noch von ihrem geschlossenen Wintersitz in Kugelform

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Bei der wöchentlichen Kontrolle wird sichergestellt, dass alles in Ordnung ist.

Mit einer Federwaage lässt sich leicht bestimmen, wie gross der Futterverbrauch ist. Obwohl das Volk dadurch kaum gestört wird, sollte diese Messung nicht bei zu kühlen Aussentemperaturen verrichtet werden.

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8 Schweizerische Bienen-Zeitung 2/2008

ARbeitskAlendeR

bestimmt. Im Innern der Kugel halten die Bienen eine Temperatur von etwa 20 °C. Werden die ersten Brutzellen gepflegt, erzeugen die Bienen mehr Wärme, um die erforderliche Brutnest-temperatur von 35 °C zu erreichen. Den Bienen schadet das aber nicht.

An der Oberfläche der Wintertraube beträgt die Temperatur 10–12 °C. We-nige Zentimeter davon entfernt, kön-nen im Bienenkasten im Februar noch Minustemperaturen herrschen. Damit alle Bienen annähernd gleich von den Temperaturen im Innern der Winter-

traube profitieren können, tauschen jene der äusseren Hülle ständig und langsam den Platz mit den Bienen aus dem Zentrum der Traube.

Bei Temperaturen um 10 °C und Sonnenschein kann es schon mal sein, dass einige Bienen ausfliegen. Der Rei-nigungsflug findet aber regelmässig erst im März oder je nach den Tem-peraturen noch später statt.

Leere Bienenkästen sanieren und instand stellenIm Februar blühen meist noch keine Pol-lenspender. Für die Bienen gibt es somit höchstens im Nachbarvolk etwas zu ho-len. Darauf sollte der Imker unbedingt bei seinen regelmässigen Standkontrol-len achten und nötigenfalls sofort ent-sprechende Massnahmen treffen. Sollte zum Beispiel ein ausgeräubertes Volk eingegangen sein, ist dessen Flugloch unverzüglich zu schliessen.

Zu einem geeigneten Zeitpunkt wer-den dann solche Bienenvölker, oder was von ihnen noch übrig geblieben ist, ordnungsgemäss saniert. Sobald es die Witterung zulässt und die ver-bleibenden Völker auf dem Stand nicht unnötig gestört werden, geht es an das Instandstellen solcher Magazine. Da-bei werden sämtliche Waben aus den Kästen entfernt und gleich sortiert. Meistens vernichte ich aber alle Waben aus solchen Völkern. Ich weiss ja nicht mit Bestimmtheit warum das betref-fende Volk eingegangen ist. Auf den Waben könnten noch Krankheitserre-ger vorhanden sein, die beim Einsetzen in andere Völker auch diese anstecken und zu weiteren Völkerverlusten füh-ren könnten. Dieses Risiko ist mir zu hoch und die Arbeit zu teuer. Nur bei ri-gorosem Vernichten und Säubern kann verhindert werden, dass Krankheiten irgendwelcher Art auf weitere Bienen-völker übertragen werden.

Nach einer solchen Aktion bleiben meistens nur noch die leeren Maga-zine übrig. Diese nehme ich nach Hau-se, reinige und desinfiziere sie. Sämt-liche Zargen, Böden und Fluglochkeile werden in kochender Sodalauge gerei-nigt und mit sauberem Wasser nach-gespült. Bei solchen Aktionen sind aber unbedingt die entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Dazu gehört Schutzbekleidung wie

Soda, ein altes hausmittel, eignet sich vorzüglich, um wachs und Propolis von den holzteilen zu entfernen.

Trotz Sonnen-schein zeigen sich noch kaum Bienen auf den Flug-brettchen.

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9Schweizerische Bienen-Zeitung 2/2008

ARbeitskAlendeR

hohe Gummistiefel und eine lange Gummischürze, mit der die Stiefel-röhren genügend abgedeckt werden können, sowie Gummihandschuhe mit langen Stulpen. Sehr wichtig sind auch eine gut anliegende Schutzbrille und eine Augendusche (Flasche mit Augenwaschflüssigkeit), um im Not-fall Laugenspritzer sofort aus den Augen spülen zu können. Alle benö-tigten Schutzartikel können im Fach-handel gekauft werden. Sie leisten ih-ren Dienst nur, wenn sie auch richtig eingesetzt werden.

Am schönsten ist es in der warmen WerkstattWenn zu dieser Jahreszeit draussen viel Schnee liegt und Kälte herrscht, ist es in der warmen Werkstatt doch am schönsten. Auch in jahrzehntelang be-triebenen Imkereien gibt es Arbeitsab-läufe oder Gerätschaften, die verbes-sert werden können. Veränderungen sollten aber gut überlegt werden, um zu wirklichen Verbesserungen zu füh-ren. Nicht alles, was für den einen Im-ker eine Verbesserung darstellt, bringt auch jedem anderen einen Vorteil.

Grundsätzlich kann man mit etwas Geschick fast alles selber produzieren.

Das lohnt sich aber nur, wenn dabei Geld gespart werden kann oder wenn das gewünschte Produkt auf dem Markt gar nicht erhältlich ist.

Für mich beschränkt sich die Werk-stattarbeit im Moment hauptsächlich auf die Instandstellung von defektem Material, wie zum Beispiel Zargen oder Böden. Schon fragwürdiger ist die ei-gene Herstellung von neuen Waben-rähmchen, wenn man bedenkt, dass solche im benachbarten Ausland für einen Bruchteil der hiesigen Kosten gekauft werden können.

Ein wichtiger Punkt bei der In-standstellung von Bienenkästen ist die Auswahl des richtigen Produktes für die Oberflächenbehandlung. Nach Darstellung des Zentrums für Bienenforschung (ZBF, Agroscope ALP) besteht die Gefahr, dass bei der Anwendung von falschen Mitteln Rückstände in die Bienenprodukte gelangen, und dort auch nachzu-weisen sind. Ich beziehe meine Hol-zoberflächenbehandlungsmittel aus-schliesslich bei der Firma Knuchel in Wiedlisbach. Für die Behandlung von Zargen, Böden und Deckeln verwen-de ich die Bienenkastenimprägnierung SILALIN und für das Auffrischen der

Deckbrettli in der heissen Sodalauge. Anschliessend werden sie gut gespült und getrocknet.

Bei der rähmchenherstellung muss man sich gut über-legen, ob die eigenproduktion lohnenswert ist.

Diese rähmchenteile werden in Seitenteile für Lang-strothwaben umfunktioniert.

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10 Schweizerische Bienen-Zeitung 2/2008

ARbeitskAlendeR

Bienenakzeptanz hat abgenommenDie Wahl des Platzes, wo im Trachtge-biet die Magazine hingestellt werden können, ist ein wichtiges Planungs-element für den Wanderimker. Häufig kommt es im Umkreis von Siedlungen, in welchen Bienen gehalten werden, zu Beschwerden der Nachbarn. Dies ist besonders im Frühjahr der Fall, wenn die Bienen bei ihren Reinigungsflügen den Darm entleeren. Dazu suchen sie sich eine Stelle möglichst entfernt vom Heimatstandort, vorzugsweise über hellen und glänzenden Flächen. Verschmutzte Wäsche auf der Bleiche gehört heute zwar der Geschichte an, dafür werden mitunter gezielt hel-le Häuserfassaden, glänzende Autos und Hausdächer mit glasierten Ziegeln angeflogen und bekotet. Idealerweise lassen sich mit Nachfragen nach Bie-nengiftallergien und Informationen über Bienen, Streitigkeiten verhindern. Das berühmte Glas geschenkter Honig reicht dann meistens zur Schadensre-gulierung aus. Manchmal resultieren diese Frühjahrsereignisse aber auch in privatrechtlichen Auseinanderset-zungen, die häufig zur Verwehrung der Bienenhaltung am angestammten Ort führen. Für «Otto-Normalverbrau-cher» beschränkt sich heutzutage die Akzeptanz von Bienen meist auf den «süssen Honig» und allenfalls noch –

Tragleiste nageln: eine «Nagellehre» hilft, Fuss- und Trägerleisten präzise anzunageln.

Die fertigen rahmen kön-nen aus der «Lehre» ent-fernt werden.

ein Stapel Langstrothrahmen steht für die kommende Saison bereit.

wenn bekannt – darauf, dass es ohne Bienen keine Äpfel gäbe. Da aber Ho-nig und Äpfel im Supermarkt reichlich verfügbar sind, hört der «Spass» bei einem Bienenstich oder spätestens bei einem verkoteten Auto auf.

Vielerorts hat die Bienenhaltung innerhalb von Ortschaften keine Da-seinsberechtigung mehr und wird zu-sehends in sogenannte Aussenbereiche verdrängt. Aber auch hier gilt es, keine illegalen Anlagen zu errichten. Grund-sätzlich muss der Aussenbereich von Verbauungen freigehalten werden. Für besondere Bedürfnisse der Landwirt-schaft oder andere Belange bestehen jedoch Möglichkeiten der speziellen Nutzung. Von dieser Möglichkeit kön-nen auch Imkereien Gebrauch ma-chen. Wer aber im Aussenbereich eine Imkerei betreiben will, muss grund-sätzlich vor der Umsetzung mit den zuständigen Ortsbehörden oder den Grundeigentümern absprechen, wel-che Bedingungen zu erfüllen sind. Dies gilt insbesondere, wenn ein Bienen-haus gebaut oder ein Bienenstand mit einer Umzäunung gegen Vandalismus geschützt werden soll. Keinesfalls darf «wild» gebaut werden. Erfahrungen aus zahlreichen Bauverfahren zeigen, dass dann Bussgelder und manchmal gar Abreissverfügungen den Imker empfindlich treffen können.

Es ist also zwingend für jeden Im-ker, der seine Bienen an einem neuen Standort aufstellen möchte, sein Vor-haben gründlich zu planen und mit allen Betroffenen abzusprechen. Dazu gehören nicht nur die neuen Nach-barn, sondern auch die Ortsbehörde, der Bieneninspektor und mögliche Vertreter eines ortsansässigen Bie-nenvereins. Es ist sowieso von gros-sem Vorteil, die beiden Letzteren von Anfang an mit ins Boot zu nehmen. Sie können meist mit guten Ratschlä-gen zur Seite stehen. Dies gilt sowohl für ein neues Bienenhaus als auch für das Aufstellen von Magazinen.

Ruhezeit der Bienen bedeutet also keine Ruhezeit für den Imker. Die Zeit muss anderweitig genutzt werden. Nur so wird sichergestellt, dass man nicht in der Hauptsaison mit feh-lendem und defektem Material oder mit andern vermeidbaren Problemen unnötig belastet wird.

Fluglochkeile oder der Flugnischen die Bienenleitfarbe BINA-COLOR. Die beiden Behandlungsmittel enthalten weder chlorierte Bestandteile noch Schwermetalle. Sie können somit aus meiner Sicht bedenkenlos angewen-det werden.

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wandern mit Bienen

Bei der Wanderung mit einer grösseren Anzahl Völkern kommt der sorgfältigen Vorbereitung allergrösste Bedeutung zu. Im März sollten alle Völker zu den Frühlingstrachtplätzen verschoben werden, denn bei Wanderungen ab dem 1. April werden Wanderimker durch die kantonalen Weisungen betreffend Feuer­brand in der Wahl des Wanderplatzes eingeschränkt (siehe Beitrag und Karte Seite 40).

Arbeitsvorbereitungen im märz

FRITZ BAUMGARTNER, TRUB, PRÄSIDENT DER VEREINIGUNG DER SCHWEIZERISCHEN WANDERIMKER

Das Verstellen von Bienen vom Standort A zum Standort B nen-

nen wir Wandern. Aus dieser Sicht ist jeder Imker, welcher mehr als einen Standplatz mit Bienen belegt und Bienen zwischen den Standorten ver-schiebt, ein «Wanderimker».

Gesetzliche AuflagenWanderimker müssen eine Anzahl von Richtlinien befolgen, welche in diversen Gesetzen und Verordnungen zu finden sind. Es sind dies:

das Tierseuchengesetz• die Tierseuchenverordnung• die Pflanzenschutzverordnung• die kantonalen Baugesetze• das Strassen- und Motorfahrzeug-• gesetzdas Obligationenrecht (Besitzer-• schutz, Nachbarrecht, übermässige Emissionen)das Waldgesetz und die Waldver-• ordnungendas Forstpolizeigesetz•

Uns Imkern müssen die spezifischen Bestimmungen im Tierseuchengesetz, in der Tierseuchenverordnung und in der Pflanzenschutzverordnung (Feuer-brand) besonders am Herzen liegen. Vor Antritt der Wanderung wird der Wanderimker unbedingt die Seuchen-situation bezüglich Bienen- und Feuer-brandsperren abklären. Die zustän-digen Bieneninspektoren, das Amt für Veterinärdienst oder Pflanzenschutz geben gerne Auskunft. Im Strassenver-kehr gelten für Imker generell die Be-stimmungen der Landwirtschaft (siehe Kasten). Wanderwagen oder Magazine gelten als Fahrnisbauten. Sie können demnach während 6 Monaten ohne Bewilligung aufgestellt werden. Bei Wanderungen in Waldgebiete ist vor-gängig eine Bewilligung zum Befahren

von Waldstrassen beim Waldbesitzer oder dem Forstamt einzuholen.

Neben den gesetzlichen Auflagen halten sich die Wanderimker auch noch an eine Anzahl vereinsinterner Richtlinien. Grundsätzlich gilt: Wander-imker wandern korrekt und bemühen sich um ein gutes Einverständnis mit allen Beteiligten. Dazu gehören zum Beispiel, dass bei der Festlegung eines Standplatzes Minimalabstände zu an-dern Bienenständen eingehalten wer-den. Es sind dies zu:

A-Belegstationen ca. 10 km• B-Belegstationen ca. 3 km (sofern • mit anderer Bienenrasse angewan-dert wird)Nachbarimkern ca. 500 m• Wanderimkern ca. 200 m (unter-• drücken der Räuberei)öffentlichen Gebäuden (Schulen, Kin-• dergärten, Spitäler usw.) ca. 50 m

öffentlichen Durchgangswegen ca. • 10 m (Flugloch nicht wegseitig aus-richten)

Selbstverständlich werden vorgän-gig die Standortrechte abgeklärt. Vom Grundeigentümer beziehungs-weise vom zuständigen Förster wird eine Aufstellbewilligung eingeholt. Die Beuten werden mit Namen und Adresse des Imkers oder einem dem Inspektor bekannten Code beschrif-tet. Vor Wanderantritt, mit Vorteil auch beim Wegzug vom Wanderplatz sind der zuständige Bieneninspektor und allfällige Nachbarimker über die Absicht in Kenntnis zu setzen (Ort, Anzahl der Völker und Dauer der Standplatzbesetzung). Die Versiche-rungsdeckung bei der eigenen Haft-pflichtversicherung ist in Erfahrung zu bringen und nötigenfalls anzupassen. Für Schäden an Flur und Wald kommt

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wandercon-tainer mit 16 Völkern wird abgeladen.

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meistens die private Haftpflichtversi-cherung auf. Die Bestandeskontrolle ist immer aktuell zu halten. Sie dient im Seuchenfall dem Bieneninspektor zum Nachvollzug der Wanderung und zum Schutz vor Weiterverbreitung der Seuche. Und vor allem: ein Wander-platz wird immer so verlassen, wie er angetreten wurde.

Die detaillierte Übersicht über die Regeln der Wanderimkerei können auch vom Internet heruntergeladen werden (www.vswi.ch).

Das beste TrachtgebietDie Suche nach guten Trachtgebie-ten ist eine Herausforderung und

ist sehr wichtig für eine erfolgreiche Wanderung. Wir arbeiten seit Jahren mit Imkerkollegen zusammen, wel-che ein Gebiet beobachten und die Informationen jeweils an die ande-ren weitergeben. Dieses System ba-siert auf Vertrauen und jahrelanger Zusammenarbeit. Muss man als Ein-zelkämpfer Trachtgebiete erkunden, kostet dies viel Zeit und Autokilometer

(mehr zum Thema Waldtracht, Tracht-beobachtungen in der Mai-Ausgabe). Der beste Wanderplatz nützt nichts, wenn das Wetter nicht mitspielt oder ein Sturm mit Hagel die Trachtquelle zunichte macht. Bei Wanderständen im Wald oder in Waldesnähe besteht immer das Risiko von Elementarschä-den durch herunterfallende Äste oder umstürzende Bäume. Es ist für Imker

sTrAsseNverkeHrsvOrscHrIFTeN Für WANderWAgeN

Seit 1997 sind die Imkereien im Strassenverkehrsrecht den Landwirtschaftsbetrie-ben gleichgestellt. Das heisst, dass ein Wanderwagen unter die Kategorie «land-wirtschaftliche Fahrzeuge» fällt, und zwar unabhängig davon, ob der Besitzer Landwirt ist oder nicht.die wichtigsten vorschriften:Landwirtschaftliche anhänger brauchen kein Kontrollschild (müssen also nicht ein-gelöst werden). als Zugfahrzeug ist ein landwirtschaftlicher Traktor zu verwenden. anhänger bis höchsten 1 500 kg Gesamtgewicht dürfen auch mit einem Personen-wagen mit allradantrieb gezogen werden. Es darf mit einer Geschwindigkeit von maximal 30 km / h gefahren werden. am anhänger muss ein Herstellerschild mit angaben zum Baujahr, Garantiegewicht, und ab 2001 auch der achsenlast vor-handen sein. Hinten sind zwei rote, dreieckige Rückstrahler sowie die übliche Be-leuchtung anzubringen, vorne sind zwei weisse runde oder viereckige Rückstrahler und zwei Markierlichter erforderlich. Die maximale Breite beträgt 2,55 Meter, die maximale Höhe 4,0 Meter. ab 1.1.2009 müssen alle anhänger mit einem Höchst-geschwindigkeitszeichen versehen sein (30 km / h). Die Bereifung muss kein Profil aufweisen, das Gewebe darf aber nicht blossgelegt sein. Eine Feststellbremse ist für alle anhänger erforderlich, eine Betriebsbremse ab einem Gesamtgewicht von 3 000 kg.achtung: Obige aufstellung ist nur ein unvollständiger Zusammenzug der wichtigs-ten Vorschriften. Wenn Sie konkrete Fragen haben, wenden Sie sich an das Stra-ssenverkehrsamt Ihres Wohnsitzkantons.

Richard Wyss, Leiter Strassenverkehrsamt appenzell

wander-wagen mit ein-gebautem Lamellen-fenster.

Zweiachsiger Kofferanhän-ger Tieflader humbaur.

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13Schweizerische Bienen-Zeitung 3/2008

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deshalb ratsam, eine Elementarscha-denversicherung abzuschliessen.

Wandern mit SchweizerkästenDie Meinung ist weit verbreitet, dass ein Wanderimker notwendigerweise eine Magazinimkerei betreiben muss. Dem ist aber nicht so. Es gibt viele Imker, welche mit Schweizerkästen wandern. Die Betriebsweise mit dem Schweizerkasten ist wohl etwas ar-beitsintensiver, bietet aber auch Vor-teile. Dazu gehören der Schutz vor den Bienen bei der Honigernte, be-sonders im Herbst beim Abräumen, wenn keine Trachtquellen mehr vor-handen sind, und Schutz vor Witte-rungseinflüssen. Im Frühling kann meiner Meinung nach gezielter geim-kert werden. Wir wandern fast aus-schliesslich mit Schweizerkästen. Bis 1990 haben wir diese mit zwei alten Wanderwagen gezügelt. Durch regel-mässige Pannen wurden diese Wan-derungen aber vielfach zum Aben-teuer. Längere Wanderrouten waren zudem schlecht möglich, weil diese Wanderwagen nur mit 30 km / h ver-schoben werden durften. 1992 haben wir im Selbstbau drei Wandercontai-ner für je 16 Völker hergestellt. Diese Container werden mit vier Schleusen-winden auf einen handelsüblichen Tandemachs-Anhänger auf- und ab-geladen. Mit diesem System werden für eine Wanderung zwei Personen benötigt. Dieses Gefährt ist auch auf Autobahnen zugelassen.

Im letzten Sommer haben wir ei-nen handelsüblichen Kofferanhänger angeschafft. Mit geringem Aufwand wurde dieser in einen Wanderwagen für 22 Völker umgebaut. Mit vier Te-leskopstützen kann dieser Bienenwa-gen am Standplatz ausgerichtet und gesichert werden. Weil das Gewicht von 22 Völkern auf einer Seite liegt, muss ein Tiefladeranhänger gewählt werden, das heisst ein Fahrzeug, bei welchem die Räder ausserhalb des Anhängers laufen. Dieses System erlaubt einer Person ohne Kraftauf-wand und Anstrengung die Bienen zu verschieben. Das Arbeiten in diesem Wanderwagen ist sehr angenehm. Durch die weissen Wände und die grosse Hecktüre haben wir zum Im-kern ideale Lichtverhältnisse.

Der gute StandortJeder Landwirt muss 7 % seiner Nutz-fläche als ökologische Ausgleichs-fläche ausscheiden, welche nach bestimmten Kriterien nur extensiv be-wirtschaftet werden darf. Diese Flä-chen grenzen oft an Wälder oder He-cken und sind ideale Standplätze für Wanderimker, weil keine Spazier- oder Reiterwege in der Nähe sind. Auch die Zufahrt mit Auto und Anhänger sind meist gut möglich. Landwirte sind oft auch bereit, auf diesen Flächen Pflan-zen und Blumen anzusäen, welche für die Bienen gute Nektar- und Pol-lenspender sind. Die Landwirte sind heute sehr offen gegenüber der Wan-derimkerei und sind erfreut, wenn wir Bienen an ein Rapsfeld stellen. Die er-ste Wanderung im Frühling führt uns oft an ein Rapsfeld. Nebst dem Honig, welchen wir als Blütenhonig cremig verkaufen, haben die Völker eine gute Grundversorgung mit Futter. Im Som-mer verstellen wir unsere Völker wenn immer möglich in Waldtrachtgebiete. Wichtig ist, dass die Völker nach der Tracht, spätestens Mitte August, wie-der an einen sonnigen, warmen Platz gezügelt werden. Die Wirksamkeit der Varroabehandlung mit flüchtigen Me-dikamenten ist im Wald viel schlech-ter, weil dort hohe Luftfeuchtigkeit und generell tiefere Temperaturen herrschen.

KrankheitenDie Ausbreitung von Bienenkrankheiten stellt an die Wanderimkerei hohe Anfor-derungen. Grundsätzlich wandern wir nur mit leistungsstarken Wirtschaftsvöl-kern, bei denen vor jeder Wanderung eine Brutkontrolle durchgeführt wird.

Damit bei einer Wanderung mög-lichst wenig Bienen verloren gehen, achten wir darauf, dass wir am frühen Morgen, wenn die Bienen ruhig und die Temperaturen tiefer sind, verschie-ben. Bei Wanderungen am Abend sind die Temperaturen hoch und die Bienen unruhig. Dies erhöht das Risiko, dass grosse Völker «verbrausen» oder beim Öffnen der Flugnischen am Zielort viele Bienen in die Nacht hinausfliegen und dabei verloren gehen.

Folgende Punkte sind beim Wan-dern zu beachten:

Trachtquellen sorgfältig abklären • Wanderung planen (gemäss Merk-• blatt «Wanderung mit Bienen» des VSWI )Material und Fahrzeuge in einsatz-• fähigem Zustand bereithaltenGenügende Lichtquellen • Gesunde starke Wirtschaftsvölker • Brutkontrolle vor Wanderung • Wandern am frühen Morgen • Vor der Wanderung Honig heraus-• nehmenBeachten, dass die Völker genü-• gend Platz und Luft haben

innenansicht eines wander-wagens mit 22 Schweizer-kästen.

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Bienenweide: Richtiger Schnitt zum richtigen Zeitpunkt

Das Schneiden fördert die Blüh-freudigkeit der Pflanzen. Durch

den Schnitt soll der Habitus (Gerüst und Aufbau) erhalten bleiben. Ohne Schnitt würden Gehölze (Bäume und Sträucher) rasch überaltern und zu Dickicht mit kahlem Unterholz wer-den. Starke Arten würden überhand nehmen und schwache Arten gingen verloren. Durch den Schnitt versuchen wir, im Garten und im Siedlungsraum die Artenvielfalt und die Blühfreudig-keit der Pflanzen zu erhalten. Es ist ein leichter Eingriff in die Natur zum Nutzen der Bienen und zur Freude des Menschen.

ROLF STAUFFER, LANGENTHAL

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Der Feuerbusch (Chaenomeles spez.) ist ein Frühblüher, die Blütenknospen sind an Trieben.

Kein loses Material im Wanderwa-• gen herumliegen lassenGrosse Erschütterungen und Schlä-• ge vermeidenAm Zielort Fluglöcher möglichst • nach der Morgensonne ausrichtenWanderwagen möglichst horizontal • aufstellen Völker mit Wasserspritze durch • Wandernische beruhigen Fluglöcher erst etwa 30 Minuten • nach Ankunft am Zielort öffnen

Wanderplätze werden bei uns nicht mit Bargeld entschädigt. Jedes Jahr besuchen wir vor Weihnachten aber alle Grundbesitzer, welche uns einen Platz zur Verfügung stellten. Bei die-sem Besuch überbringen wir ihnen ein grosszügiges Honiggeschenk. Dies si-chert den Platz meistens schon fürs nächste Jahr!

Eine wesentliche Voraussetzung für einen fachgerechten Schnitt der Ge-hölze ist ein gutes Auge. In der Regel ist an allen Pflanzen ersichtlich, wie sie geschnitten werden müssen. Die Schnittarbeiten sollten an der Pflanze kaum sichtbar sein, auch wenn sehr viele Triebe entfernt werden müssen.

1. Schritt: BeobachtenWir müssen wissen, an welchem Holz eine Pflanze blüht? Am jüngsten Trieb, am einjährigen Trieb oder am mehrjäh-rigen Holz? Beim Beobachten in den Monaten Januar, Februar und März stel-len wir rasch grosse Unterschiede fest.

2. Schritt: WinterschnittFrühjahresblüher blühen am ein- oder mehrjährigen Trieb. Bei diesen Ge-hölzen sind die Knospen jetzt schon gut ausgebildet. Hier müssen wir uns bewusst sein, dass beim Winterschnitt ein Teil der Blüte weggeschnitten wird. Deshalb wäre es sinnvoll, bei diesen Pflanzen den Winterschnitt erst nach dem Blütenaustrieb durchzuführen. Blühendes Holz wird nicht weggeschnit-ten. Die Pflanze nutzt nach dem Schnitt ihre ganze Kraft zum Vorbereiten der Blütenknospen fürs nächste Jahr.

Zu den Frühjahresblühern gehören zum Beispiel der Buchsbaum (Buxus sempervirens), Kirschen (Prunus avi-um), Zwetschgen (Prunus domestica), Pflaumen (Prunus insititia), Weiden (Salix spez.), Äpfel (Malus domestica) und deren Zierformen, Johannisbeere (Ribes rubrum), Stachelbeere (Ribes uva-crispa), Heidelbeere (Vaccinium myrtillus), Spierstrauch (Spirea spez.), Flieder (Syringa vulgaris), Feuerbusch (Chaenomeles spez.) und die Kornel-kirsche (Cornus mas, der Tierlibaum).

Tipps:Weiden nach dem Blühen stark zu-• rückschneiden, damit diese stark und gesund bleiben. Kirschen erst

pLeITeN, pecH uNd pANNeN beIM WANderNEin neuer Wandercontainer mit 16 Völkern stand unterhalb eines Waldes an einem Raps-• feld. Ein Landwirt wollte im Wald einen Wagen mit Holz beladen. Dabei vergass er, beim Traktor die Handbremse anzuziehen. Während der Bauer Holz lud, machte sich das Gefährt selbstständig, fuhr zwischen zwei Buchen die Böschung hinunter und prallte voll in unseren Wanderstand, welcher sich auf die Flugfront überschlug.

Beim Zügeln von Magazinen mit Hans Burkhard senior hatten wir Durst und kehrten im • Rössli Roggwil ein. Bei der sportlichen Wegfahrt haben wir auf der stark befahrenen Röss-likreuzung ein Magazin verloren …

Mit zwei Imkerkollegen wollten wir einmal Alpenrosenhonig ernten. So fuhren wir in den • Hinter Weissenberg auf etwa 1 800 m. Statt mit Honig vom Berg fuhren wir nach zwei Wochen nach einem Wintereinbruch mit Zuckerwasser auf den Berg. Nach der Fütterung haben wir noch einen Schwarm in der verschneiten Landschaft gefasst.

Vor einigen Jahren haben wir im Auto Apidea-Kästchen mit Königinnen ins Tessin gezügelt. • Plötzlich blieb im Gotthardtunnel der Verkehr wegen eines Pannenfahrzeuges stehen. Vor uns waren Holländer mit einem Wohnwagen, welche nach einiger Zeit ausstiegen und den Wohnwagen öffneten. Aus einem Apidea-Kästchen sind uns Bienen entwischt, welche schnurstracks zum Licht im Wohnwagen und zur Tunnelbeleuchtung flogen. Die Herkunft der Bienen im Gotthardtunnel ist bei diesen Leuten wohl heute noch ein Rätsel.

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15Schweizerische Bienen-Zeitung 3/2008

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nach oder während dem Ernten schneiden.Im Gegensatz zu den oben ge-• nannten Frühjahresblühern, tra-gen die Sommerblüher zum Teil am jüngsten Trieb noch Blütenstän-de, Samen oder Früchte. Zu den Sommerblühern gehören Wildrose (meist Rosa canina mit Hagebutten als Früchten), Kartoffel-Rose (Rosa rugosa), Rebe (Vitis spez.), Kiwi (Actinidia chinensis), Sommerflieder (Buddleja davidii), Eibisch (Hibiscus spez.), Schneebeere (Symphoricar-pos albus), Bartblume (Caryopteris clandonensis), Hortensie (Hydran-gea spez.), Kerrie oder Ranunkel-strauch (Kerria japonica), Buschklee (Lespedeza thunbergii) und Silber-strauch (Perovskia atriplicifolia).Diese Sommerblüher blühen am • jüngsten Trieb. Sie können im Win-ter oder Frühjahr kurz über Boden oder auf Zapfen geschnitten wer-den. Diese Sommerblüher werden uns trotz starkem Schnitt mit reicher Blüte belohnen. Sommerblüher

erachte ich als besonders wertvoll, da in unserer Gegend während die-ser Zeit meist kein Überangebot an Nektar und Pollen herrscht.Noch einige Überlegungen zu den • Hecken. Eine geschnittene Buchs-Hecke wird nie etwas für unsere Bienen bringen. Die Blüte blüht

wenn eine hecke nicht geschnitten wird, verdrän-gen die schnell wachsenden Pflanzen die langsam wach-senden.

Bei den Som-merblühern sind noch die letztjährigen Früchte zu er-kennen. hier eine wildrose.

am einjährigen Holz und wird beim Schneiden weggeschnitten. Eine Hecke aus der Kornelkirsche, Feuer-busch oder Liguster (Ligustrum vul-gare) wird trotz Schnitt blühen. Sie blüht auch am mehrjährigen Holz.

Viel Vergnügen beim Beobachten und Schneiden!

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16 Schweizerische Bienen-Zeitung 4/2008

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hygiene in der imkerei – nicht nur im April ein Thema

Auf den 1. Januar 2006 hat der Bundesrat 34 Verordnungen den neuen EU Lebensmittel Anfor­derungen angepasst. Damit soll vor allem der Schutz der Konsumenten verstärkt werden. Durch diese Massnahmen werden auch wir Imker vermehrt in die Pflicht genommen.

Arbeiten im April

HANS ULRICH SIEGENTHALER, SUMISWALD, EHRENPRÄSIDENT DES VEREINS SCHWEIZER WANDERIMKER

Das Lebensmittel Honig geniesst in der Schweiz ein sehr hohes Anse-

hen. Die Schweizer Imker produzieren davon jährlich im Durchschnitt etwa 3 300 Tonnen. Die einheimische Pro-duktion deckt aber nur rund einen Drittel des Bedarfs. Der Rest wird im-portiert. Mit einem Durchschnitt von 1,2 kg pro Kopf und Jahr stehen die Schweizer weltweit an der Spitze des Honigkonsums.

Sammeln, Invertieren (Zucker mit Hilfe von Enzymen umwandeln) und Trocknen des Nektars ist Aufgabe der Bienen. Hier hat der Imker nur we-

nig Einfluss. Nach der Entnahme der Honigwaben aus dem Bienenvolk ge-langt der Honig in die Obhut des Im-kers. Von diesem Zeitpunkt an sollten Massnahmen zur Qualitäts- und Hy-gienesicherung des Lebensmittels Ho-nig beginnen. Dies gilt auch für die übrigen Bienenprodukte wie Wachs, Gelée Royale, Propolis, und Pollen.

HonigHonig ist der Süssstoff, welchen die Bie-nen aus Nektar und Honigtau bereiten. Aus dem Nektar wird von den Bienen Blütenhonig, aus dem Honigtau, den

Ausscheidungen der Blattläuse, Wald-honig produziert. Die Bienen in der Schweiz produzieren etwa zwei Drittel Wald- und ein Drittel Blütenhonig.

WachsWachs ist in erster Linie das Bauma-terial für die Kinderstube des Bienen-volks, aber auch für den Wohnraum und die Vorratskammer. Es wird von den Menschen seit Urzeiten für viele Zwecke verwendet. Während früher die Kerzenherstellung im Vordergrund stand, wird Bienenwachs heute auch in der Medizin, Kosmetik sowie für verschiedene andere Gebrauchsge-genstände verwendet.

Gelée RoyaleGelée Royale ist der Futtersaft, mit dem Bienen aus einer Larve eine Kö-nigin nachziehen. Er wird in speziali-sierten Imkereien produziert. In einer Bienensaison kann der Imker ein Volk dazu bringen, bis zu 500 g dieses be-sonderen Saftes zu produzieren. In der Schweiz wird Gelée Royale nicht kom-merziell produziert. Aus der Sicht des Gesetzgebers ist Gelée Royale ein Le-bensmittel. Es sind die für alle Lebens-mittel gültigen gesetzlichen Vorgaben sowie die besonderen Vorgaben für Gelée Royale einzuhalten.

Propolis Propolis ist von den Bienen verarbei-tetes Harz von Rinden und Knospen von Bäumen. Damit dichten sie ihren Bienenkasten gegen Luftzug ab. Der Mensch nutzt Propolis als starkes, na-türliches Antibiotikum. Nachdem es aber nicht ein offiziell anerkanntes Heilmittel ist, unterliegt es nicht der

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Das Gesetz de-finiert genau, was alles auf der etikette des honigglases zu stehen hat.

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17Schweizerische Bienen-Zeitung 4/2008

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Arbeiten im April

Heilmittel Gesetzgebung. Es dür-fen aber auch keine Heilungsanprei-sungen gemacht werden.

PollenPollen ist von den Bienen gesammelter Blütenstaub verschiedener Pflanzen. Er wird in den Pollenhöschen an den Hinterbeinen eingetragen und ist die Proteinquelle des Bienenvolkes. Für den Menschen ist Pollen ein hervorra-gendes funktionelles Nahrungsmittel, dem viele therapeutische Wirkungen nachgesagt werden. In der Schweiz wird nur von Bienen gesammelter Pol-len produziert. Die Jahresproduktion der Schweizer Pollenimkervereinigung beträgt gegenwärtig etwa 1 000 kg. Schätzungsweise weitere 2–3 Tonnen werden aus dem Ausland importiert. Pollen ist ein Lebensmittel. Es sind die für alle Lebensmittel gültigen gesetz-lichen Vorgaben sowie die besonde-ren Vorgaben für Pollen einzuhalten.

Wozu alle diese Gesetze?Generell soll das Lebensmittelgesetz die Konsumenten vor Lebensmitteln und Gebrauchsgegenständen schüt-zen, welche die Gesundheit gefähr-den können. Es soll den hygienischen Umgang mit Lebensmitteln sicher-

stellen und die Konsumenten im Zusammenhang mit Lebensmitteln vor Täuschungen schützen.

Im Gesetz über Gesundheits-schutz werden die Richtlinien be-schrieben bezüglich Bakterien und Toxinen (z. B. Clostridium botulinum),

dIe scHWeIzerIscHe LebeNsMITTeLgeseTzgebuNg uMscHreIbT IN dIverseN verOrdNuNgeN dIe ANFOrderuNgeN IN der IMkereI

bundesgesetz über Lebensmittel und gebrauchsgegenstände(Lebensmittelgesetz, LMg) vom 9. Oktober 1992 (Stand 20. Juni 2006)

verordnung des edI über Lebensmittel tierischer Herkunftvom 23. November 2005 (Stand 12. Dezember 2006)

Lebensmittel- und gebrauchsgegenständeverordnung (Lgv)vom 23. November 2005 (Stand 1. Mai 2007)

Hygieneverordnung des edI (Hyv)vom 23. November 2005 (Stand 12. Dezember 2006)

verordnung des edI über die kennzeichnung und Anpreisung von Lebensmitteln (Lkv)vom 23. November 2005 (Stand 12. Dezember 2006)

verordnung des edI über Fremd- und Inhaltsstoffe in Lebensmitteln(Fremd- und Inhaltsstoffverordnung, FIv)vom 26. Juni 1995 (Stand 10. Oktober 2006)

Tierseuchenverordnung (Tsv)vom 27. Juni 1995 (Stand 1. Januar 2008)

Tierseuchengesetz (Tsg)vom 1. Juli 1966 (Stand 13. Juni 2006)

verordnung über die primärproduktion (vprp)vom 23. November 2005 (Stand 1. Januar 2008)

Auch beim Transport von honigwaben sind die hygienerichtlinien einzuhalten.

giftigen Inhaltsstoffen (z. B. von Rho-dodendren und Azaleen), Festkörpern (z. B. Glas, Metallteilen) sowie Antibi-otika (z. B. Rückständen von Strepto-mycin, Sulfonamiden), Insekticiden (1,4-Dichlorbenzol).

Der Täuschungsschutz stellt sicher, dass alle Produktangaben den Tatsa-chen entsprechen und beim Konsu-menten keine falschen Vorstellungen wecken bezüglich Beschaffenheit, Halt-barkeit, Herkunft, Land, Region, Imker, Wirkungen und Wert. Begriffe wie «bio logisch», «ökologisch» oder «SU-ISSE GARANTIE» dürfen nur verwendet werden, wenn sie nach der Bio-Verord-nung beziehungsweise nach den AMS (AGRO-MARKETING-SUISSE) Richtlinien produziert werden und durch eine ent-sprechende Prüf- oder Zertifizierungs-organisation zertifiziert sind.

Die Meldepflicht fordert, dass, wer Lebensmittel herstellt, verarbeitet, be-handelt, lagert, transportiert, abgibt, einführt oder ausführt, seine Tätigkeit der zuständigen kantonalen Vollzugs-behörde zu melden hat. Davon aus-genommen ist die gelegentliche Ab-gabe in kleinem Rahmen an Basaren, Schulfesten und Ähnlichem. Ebenso müssen wichtige Veränderungen im Betrieb sowie die Betriebsschliessung gemeldet werden.

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18 Schweizerische Bienen-Zeitung 4/2008

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In der Selbstkontrolle wird be-schrieben, dass, wer Lebensmittel, Zu-satzstoffe und Gebrauchsgegenstände herstellt, behandelt, abgibt, ein- oder ausführt, im Rahmen seiner Tätigkeit dafür sorgen muss, dass die Waren den gesetzlichen Anforderungen entspre-chen. Diese Waren müssen den Anfor-derungen einer «Guten Herstellungs-praxis» genügen und vom Hersteller darauf überprüft werden. Die amtliche Kontrolle entbindet den Produzenten nicht von der Pflicht zur Selbstkontrol-le. Ein Selbstkontrollkonzept muss die folgenden Minimalelemente enthal-ten: Ein Konzept zur Selbstkontrolle, Arbeitsanweisungen sowie Aufzeich-nungen über die Arbeitsabläufe.

Der Ausbaustandard des Selbstkon-trollkonzepts ist der Betriebsgrösse, dem Produktesortiment und der Kon-sumentenschaft anzupassen. Für die

Erarbeitung eines solchen Konzepts für Imker sind neben den gesetzlichen Grundlagen die Unterlagen des VSWI oder des Honigreglementes des VSBV hilfreich.

Anforderungen an die EinrichtungenGefässe, Apparate, Werkzeuge so-wie weitere Gegenstände und Aus-rüstungen, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen, müssen zur Vermeidung von Verunreinigungen der Produkte regelmässig gründlich gereinigt und bei Bedarf desinfiziert werden. Ausgenommen sind Einweg-behälter oder -verpackungen. Räume und Installationen müssen frei von Schädlingen und Ungeziefer ge-halten werden. Bei Bedarf sind ge-eignete Verfahren zur Bekämpfung vorzusehen. Haustiere dürfen in den Produktions- und Lagerräumen nicht gehalten oder geduldet werden.

Gewinnung von HonigHonig ist grundsätzlich frei von Rück-ständen von Fremdstoffen zu gewin-nen. Dies bedeutet, dass nur zugelas-sene Medikamente zur richtigen Zeit und in der vorgeschriebenen Dosis angewendet werden dürfen (siehe Li-ste der vom ZBF empfohlenen Medi-kamente, zu finden als PDF-File «The-rapeutische Mittel für die Imkerei der Schweiz» unter www.apis.admin.ch sowie den Beitrag «Qualitätspro-gramm Honig» SBZ 6 / 2006). Es darf nur reifer Honig geschleudert werden (Wassergehalt unter 21 %). Es müssen mindestens zwei Drittel der Honigwa-ben verdeckelt sein. Die Messung des Wassergehaltes erfolgt mit der «Spritz-probe» oder einem Refraktometer.

Zargen beziehungsweise Rähmchen dürfen nicht direkt auf den Boden ge-stellt, sondern es muss eine saubere Unterlage verwendet werden. Ein hy-gienischer Transport der Honigwaben zum Schleuderraum ist zu gewährlei-sten. Beim Entdeckeln und Schleudern der Waben ist sauberes Arbeiten er-forderlich. Der Honig muss durch ein grobes und feines Sieb vorgereinigt werden. Der Honig ist in Vorratsbe-hälter abzufüllen, fachgerecht zu ver-schliessen, lichtgeschützt, kühl und trocken zu lagern.

Anforderung an den SchleuderraumDer Schleuderraum muss grundsätz-lich vor Arbeitsbeginn gereinigt und instand gehalten werden (keine ver-staubte Umgebung, keine Spinnwe-ben, keine toten Insekten usw.). Der Boden muss befestigt, staubfrei und nass zu reinigen sein. Die Abstellflä-chen und Oberflächen von Einrich-tungen müssen abwaschbar und leicht zu reinigen sein.

Decke und Wände müssen frei von Schimmel und ablösbaren Teil-chen sein. Lampen benötigen einen Splitterschutz. Die Türen müssen ab-waschbar sein und sollen dicht ab-schliessen. Fenster, die zur Belüftung dienen, sind mit engmaschigem In-sektengitter auszustatten. Im Raum selbst oder zumindest in der Nähe, muss eine Handwaschgelegenheit mit Einmalhandtücher- und Seifenspender zur Verfügung stehen. Maschinen und Gerätschaften müssen frei von Korro-sion sein. Lackierungen dürfen nicht absplittern (keine rostige Entdecke-lungsgabel, Honigschleuder, Siebe)!

Die Belüftung muss ausreichend sein, um eine Kondenswasserbildung und Fremdgerüche zu vermeiden. Es ist dafür zu sorgen, dass entspre-chende Temperaturbedingungen für die Verarbeitung und Lagerung von Honig und Bienenprodukten gewähr-leistet sind.

AbfüllungEs ist bei der Verflüssigung von Honig dafür zu sorgen, dass eine Tempera-tur von 45 °C nicht überschritten wird (je länger die Warmhaltezeit, desto mehr Honiginhaltsstoffe werden zer-stört). Die Reduzierung beziehungs-weise Vernichtung der Enzymaktivität kann über den HMF-Wert (Hydroxy-methylfurfural-Gehalt) nachgewiesen werden. Nach der Honiggewinnung sollte der Honig durch «Stehen las-sen» über mehrere Tage geklärt wer-den. Dabei steigen eventuelle Verun-reinigungen wie Wachsteilchen mit den Luftbläschen an die Oberfläche und verbleiben im Schaum. Dieser Schaum wird restlos abgeschöpft. Auch nach Verflüssigung des Ho-nigs wird der neuerlich entstandene Schaum aus dem Abfülltopf entfernt,

Nach dem Schleudern wird der honig gesiebt.

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19Schweizerische Bienen-Zeitung 4/2008

ARbeitskAlendeR

suIsse gArANTIe

SUISSE GARANTIE, das Qualitätslabel der Wanderimker, entspricht den Konsumenten bedürfnissen, denn es schafft Ordnung und bietet Entschei-dungshilfe und Sicherheit beim Einkauf von Nahrungsmitteln.

Was wird kontrolliert?Rückstands- und Inhaltsstoffkontrolle von Honig und Wachs (z. B. Antibiotika • oder andere Bienenarzneimittel)

Herkunftssicherung des Honigs und des Pollens•

spezielle Anforderungen an den Wachskreislauf•

spezielle Anforderungen an die Hygiene während der Herstellung und Verarbeitung•

die richtige Deklaration•

«SwissTS» erhebt als unabhängige und neutrale Prüfinstanz mit der neuen Garantiemarke in • der Schweiz den Anspruch, das Vertrauen in qualitativ hochwertige und regional produzierte Honige zu erhalten und weiter zu stärken.

Dazu kann jeder Interessierte, ob Konsument oder Imker, auf den Internetseiten • www.vswi.ch und www.suissegarantie.ch aktuelle Informationen abrufen.

Ausgezeichnete Imker werden hier auch namentlich veröffentlicht. Damit hat der Konsument • die Möglichkeit, Honig direkt beim Imker in seiner Region zu kaufen.

kontakt:VSWI Verein Schweizer- Wanderimker, Sommerau, 3462 Weier i. E., www.vswi.chSwissTS-Zertifizierungsstelle für Honig, Infos: www.swissts.ch

Beim honig-Abfülllen soll auf peinliche einhaltung der Sauber-keit, insbesondere auch der hände und der Kleidung, geachtet werden.

Erforderliche Personalhygiene Es ist ein hohes Mass an persönlicher Sauberkeit einzuhalten. Grundsätzlich ist saubere Arbeitskleidung zu verwen-den, die nach Bedarf gewechselt wird. Es ist insbesondere auf die Sauberkeit der Hände zu achten.

um Schaum im Honigglas zu vermei-den. Schaumfrei abgefüllter Honig ist ein Qualitätsmerkmal.

VerpackungsmaterialVor dem Abfüllen von Imkereipro-dukten müssen die Gläser gereinigt werden. Die gereinigten Gläser sind so zu lagern, dass sie nicht erneut verunreinigt werden. Sie werden auf eine eventuelle Beschädigung (Sprün-ge, Glasabsplitterungen) kontrolliert. Die Deckel der Honiggläser kommen nur einmal zum Einsatz. In den mei-sten Fällen haben Deckel, welche mehr als einmal benutzt werden, Be-schichtungsschäden.

Das WarenlosLebensmittel sind mit einer Bezeich-nung zu versehen, mit der sich das Wa-renlos, zu dem sie gehören, feststellen lässt. Als Warenlos gilt eine Gesamt-heit von Produktions- oder Verkaufs-einheiten eines Lebensmittels, das unter praktisch gleichen Umständen erzeugt, hergestellt oder verpackt wur-de. Die Bezeichnung des Warenloses ist auf der Verpackung anzubringen. Der Bezeichnung muss der Buchstabe «L» vorausgehen. Das Warenlos ist auf dem Behälter oder auf den entsprechenden Geschäftspapieren anzubringen.

Kennzeichnung für HonigAuf der Etikette sind nachfolgende Angaben zwingend: Sachbezeichnung (z. B. Honig), Mindesthaltbarkeitsda-tum, Name oder Firma sowie Adresse derjenigen Person, welche das Lebens-mittel herstellt, abpackt, abfüllt oder abgibt, sowie Warenlos und Gewicht. Weitere Angaben sind mit Vorsicht an-zubringen (Täuschungsschutz).

Zeitweilige Verarbeitungsräume Grössere Imkereien benötigen sepa-rate, entsprechend eingerichtete Räu-me, weil sie diese nicht nur zeitweise, sondern häufiger benutzen. Der über-wiegende Teil der Imker kann jedoch passende Privaträume zur «fallwei-sen Produktion» herrichten, in denen

dann die Schleuderung, das Klären, Rühren und Abfüllen erfolgen. Dann müssen allerdings alle Gegenstände, die nicht zur Arbeit erforderlich sind, entfernt beziehungsweise beiseite ge-räumt und abgedeckt werden. Eine vorherige, sehr gründliche Reinigung ist obligatorisch.

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20 Schweizerische Bienen-Zeitung 5/2008

ARbeitskAlendeR

Das wandern ist des imkers Lust – auch bei der TrachtbeobachtungDas Verstellen von Bienenvölkern in ertragreiche Trachtgebiete ist etwas vom Faszinierendsten in der Wander­imkerei. So können jedes Jahr feinste Sortenhonige geerntet werden. Die Standplätze müssen aber rechtzeitig und sorgfältig erkundet werden.

Arbeiten im mAi

FRITZ BAUM-

GARTNER UND

HEINRICH LEUEN-

BERGER, VSWI

Honigbienen sind wohl die einzigen «Haustiere» die nicht einfach im

«Stall» gefüttert werden können. Zwar würden sich Nektar und Honigtau noch durch Zucker ersetzen lassen, für Pol-len hingegen gibt es keine Alternative. Und auch eine permanente Zuckerfüt-terung ergibt keinen Honig, sondern lediglich eingedickten Zuckersirup. Die Bienen müssen also ihr Futter in der freien Natur vorfinden können.

Je nach Höhenlage beginnt die Arbeit des Imkers so richtig im April. Einige Bienenvölker erhalten für die nächste Zeit sogar eine neue Heimat. Vor den Fluglöchern herrscht emsiges Treiben, und die Bienen tragen regel-mässig Pollen ein. In den tiefer ge-legenen Regionen beginnt mit dem

Löwenzahn und der Obstblüte be-reits die Frühtracht. Der Brutumfang in den Völkern nimmt nun stetig zu. Bei der Erweiterung der Völker und der Honigraumgabe unterscheiden sich aber die einzelnen Trachtregionen ganz erheblich. Die Waldtrachtimker nutzen die Frühtracht in erster Linie als Entwicklungstracht, um die Völker für die Waldtracht aufzubauen. Der Frühtrachtimker hingegen ist bestrebt, die Völker auf einen frühen Start vor-zubereiten.

Vorteile eines AbsperrgittersBei der Nutzung der Frühtracht kommt in der Regel ein Absperrgitter zum Einsatz. Die Entscheidung dafür oder dagegen liegt aber beim einzelnen

Imker. Absperrgitter ermöglichen eine deutliche Arbeitserleichterung. Auch die sinnvolle Anwendung der Bienenflucht setzt den Einsatz eines Absperrgitters voraus. Die Königin soll sich ja nicht durch die Bienenflucht zwängen müssen und darin sogar stecken bleiben. Sie soll sich bereits vorher unterhalb des Gitters aufhal-ten. Wenn das Absperrgitter sowohl nach unten als auch nach oben einen Abstand von 5 mm zu den Rähmchen aufweist, stellt es kaum ein Hinder-nis für die Bienen dar. Bei zu kleinem Abstand werden der Durchstieg und damit die Annahme des Honigraumes stark beeinträchtigt. Die Frühtracht ist vor allem im Grünlandgebiet selten so ausgiebig, dass auf das Absperrgit-ter ohne weiteres verzichtet werden kann. Bei mässiger Frühtracht, wenn der Honigraum nicht vollständig für die Honiglagerung gebraucht wird, legt die Königin oftmals Eier in die Honigwaben. Und bekanntlich dür-fen Honigwaben mit Brut nicht ge-schleudert werden. Ein Absperrgitter verhindert dies.

Bebrütete, frische Honigwaben können ausnahmsweise über dem Absperrgitter angeordnet werden. Voraussetzung ist natürlich, dass sol-che Waben nie irgendwelchen Varroa-bekämpfungsmitteln oder anderen Bienenmedikamenten, die Rückstän-de bilden können, ausgesetzt waren. Sobald die Bienen geschlüpft sind und die Königin diese Zellen wegen des Absperrgitters nicht gleich wieder be-stiften kann, werden diese Zellen mit Honig gefüllt. Solche Waben können geschleudert werden, dürfen aber in der kommenden Saison nur noch als Brutwaben verwendet werden. An-dernfalls müssen sie eingeschmolzen

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Blühende Kirschbäume (Prunus avium) gehören zu den wichtigen Pollen- und Nektar spendern zur Zeit des Volksaufbaus im Frühjahr.

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21Schweizerische Bienen-Zeitung 5/2008

ARbeitskAlendeR

werden. Brutwaben hingegen, die nach der Saison aufgrund der Veren-gung der Völker herausgenommen wurden, dürfen natürlich nicht mehr geschleudert werden.

Sobald die Frühtracht in vollem Umfang einsetzt und der Honigraum aufgesetzt wird, müssen unbedingt die restlichen Futterwaben aus dem Brutraum entfernt werden. Die Bienen würden sonst im Zuge der Ausdehnung ihres Brutnestes dieses Winterfutter in den Honigraum umtragen. Eine Verfäl-schung des Honigs durch Winterfutter darf auf keinen Fall riskiert werden.

Völkererweiterung im MagazinWenn bei einräumig überwinterten Völkern die Waben gut mit Bienen besetzt sind, wird eine zweite Zarge mit Mittelwänden oder bereits ausge-bauten Waben aufgesetzt. Das Volk hat nun Platz für die Ausdehnung des Brutnestes und für die Einlage-rung von Honig. Wenn nach etwa zwei bis drei Wochen beide Räume gut mit Bienen besetzt sind, erfolgt der nächste Erweiterungsschritt. Nun werden aus dem zweiten Raum die mit Honig gefüllten Waben in eine weitere Erweiterungszarge umge-hängt. Die Bienen und allenfalls auch die Königin werden ins Volk zurückge-geben. Der freie Platz wird in beiden Zargen mit Mittelwänden oder leeren ausgebauten Waben aufgefüllt, und das Absperrgitter wird auf die zweite

Wabe gelegt. Nun kann die Erweite-rungszarge aufgesetzt werden. Dieses Verfahren funktioniert natürlich nur, wenn sowohl im Brut- als auch im Honigraum das gleiche Wabenmass verwendet wird.

In zwei Zargen überwinterte Völker erhalten die Honigraumzarge über dem Absperrgitter. In zwei Bruträu-men im Langstrothmagazin hat die Königin genügend Platz, um ein aus-reichend grosses Brutnest anzulegen.

Im Honigraum kommen grundsätz-lich nur Mittelwände oder unbebrü-tete Waben zum Einsatz. Die ausge-bauten Waben werden in der Mitte, die Mittelwände rechts und links da-von angeordnet. Wenn ausgebaute Waben abwechslungsweise neben nicht ausgebaute gehängt werden, kann es passieren, dass die Bienen lieber die ausgebauten weiter auszie-hen und die Mittelwände nicht oder nur ungenügend ausbauen.

Bebrütete Waben dürfen im Interes-se der Honigqualität als Honigwaben nicht zum Einsatz gelangen. Vorsicht ist auch geboten, wenn Honigwaben vom letzten Jahr honigfeucht über-wintert wurden. Der restliche Honig könnte in Gärung übergegangen sein. Der frische Honig wird dann bereits mit Hefezellen geimpft und geht spä-ter auch bei niedrigem Wassergehalt leichter in Gärung über. Honigfeuchte Waben sollten nur für die Erweiterung des Brutnestes verwendet werden.

Landwirtschaftliche TrachtquellenLandwirtschaftliche Nutzpflanzen bieten in vielen Regionen die Haupt-trachten für die Bienen. Zwischen Aussaat und Blühbeginn liegt ein Zeit-raum, der ausreicht, die imkerlichen Massnahmen, wie gezielter Völkerauf-bau und Vorbereitung einer allfälligen Wanderung mit Bienen, rechtzeitig zu planen. Ein regelmässiges Gespräch mit den Landwirten gibt Aufschluss über deren Probleme (zum Beispiel Einsatz von Pflanzenschutzmitteln) und Fruchtplanung (Fruchtfolge und Sortenauswahl).

Die häufigsten Trachtpflanzen in der SchweizNördlich der Alpen ist Raps (Brassica napus L.) eine der wich-tigsten Trachtpflanzen. Er wird hauptsächlich zur Gewinnung von Öl genutzt, welches im Lebensmittelbe-reich Verwendung findet. Die Nektar-absonderung dieser Pflanze ist stark FO

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ein regelmäs-siges Gespräch mit den Land-wirten hilft Probleme im Pflan-zenschutz, besonders im Obstbau (hier Apfel, Malus domestica), zu vermeiden.

Der raps (Brassica napus) bietet vielerorts die haupt-tracht für den Früh-lingshonig.

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22 Schweizerische Bienen-Zeitung 5/2008

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von der Bodenbeschaffenheit und den Klimabedingungen abhängig. Die neuen Rapssorten enthalten weniger «nach Kohl riechende» Aromakom-ponenten. Das hat zur Folge, dass der heutige Rapshonig geschmacksneu-traler und auch beliebter geworden ist. Raps bevorzugt frische, nährstoff-reiche und tiefgründige Böden, die basenreich sein sollten. In der Schweiz werden verschiedene Sorten ange-baut, am häufigsten die Sorte Talent mit einem Anteil von rund 60 %. Raps blüht im April und Mai.

Löwenzahn (Taraxacum officinale) ist eine vom Landwirt unerwünschte Folge der Vieh- und Düngerwirtschaft. Nur unter solchen Bedingungen ent-stehen die goldgelben Wiesenflächen, die in der Natur eigentlich nicht vor-kommen. Das unökonomische Vieh-futter ist aber ein hervorragendes Bie-nenfutter, das einen der reizvollsten Sortenhonige ergibt. Ob es zu einer Ernte kommt, ist nicht nur vom Wet-ter, sondern auch entscheidend vom Zeitpunkt und der Nutzung des Wie-senschnittes abhängig. Für die Silage werden die Wiesen leider bereits sehr früh geschnitten. Auf Heuwiesen ha-ben die Bienen länger Zeit, Nektar und Pollen einzutragen.

Löwenzahn gehört zu den be-kanntesten und am meisten verbreiteten Blütenpflanzen des Kulturlandes in der Schweiz. Gleichzeitig ist er eine der wich-tigsten Trachtpflanzen im Frühling. Der

Löwenzahn ist eine sehr formenreiche, rosettenbildende Pflanze und blüht in den Niederungen von April bis Mai, in höheren Lagen bis Juni.

Zu den Dauerkulturen, die von den Bienen am meisten profitieren – und die Bienen von ihnen – gehören in er-ster Linie die Steinobst- und Apfel-anlagen. Sie werden von den Imkern vor allem dann aufgesucht, wenn er-tragsreichere Rapsflächen fehlen. Das frühe Auftreten der Steinobstblüten trägt entscheidend zur Entwicklung der Frühjahresbrut bei. Die anschliessende Apfelblüte (Birne bringt fast nichts) füllt dann gelegentlich noch die Waben, so dass bei besonders günstigem Witte-rungsverlauf und mit Einsatz eines Ab-sperrgitters gewisse Mengen eines sehr aromatischen Honigs geerntet werden können.

Akazienhonig, eigentlich Honig von der Robinie (Robinia pseudoacacia), ist der wichtigste Frühjahreshonig im Tessin. Der Honig, der von der falschen Akazie stammt, wird europaweit als Akazienhonig bezeichnet und gehan-delt. Die korrekte Bezeichnung wäre aber Robinienhonig. Ihre Hauptverbrei-tung liegt unterhalb von 600 m ü. M. Nur selten steigt sie in die untere Montanstufe. Häufig steht sie in Laub-mischwäldern oder bildet Reinbestän-de. Sie wächst hauptsächlich in den Ebenen des Tessins und blüht im Juni.

Die Edelkastanie (Castanea sativa) gehört ebenfalls zu den bedeutenden

Trachtpflanzen in der Schweiz. Im Tessin stellt die Edelkastanie die Haupttracht dar. Die kleinen Edel-kastanienbestände nördlich der Al-pen genügen in der Regel nicht für die Produktion eines Sortenhonigs. Kastanienhonig ist einer der aroma-reichsten Honige. Die Kastanie ist mit den Eichenarten eng verwandt. In der Schweiz gedeiht die Kastanie zu

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Die edelkastanie (Castanea sativa) ist die wichtigste Trachtpflanze des Tessins.

Der Löwenzahn (Taraxacum officinale), die robinie (Robinia pseudoacacia) und die Linde (Tilia spp.) sind in der Schweiz wichtige Trachtpflanzen für die Produktion von Sortenhonigen.

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23Schweizerische Bienen-Zeitung 5/2008

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einem Grossteil auf der Alpensüdseite, sehr oft in grossen Reinbeständen. Sie blüht im Juni und Juli.

Lindenhonig (Honig von Tilia spp.) kann fast überall in der Schweiz ge-erntet werden, ist aber relativ selten. Zur gleichen Zeit wie die Nektarabson-derung im Juni und Juli, produziert die Linde auch noch Honigtau. Deshalb sammeln die Bienen oft beides, und es entstehen so gemischte Honige aus Blüten- und Honigtautracht. Typisch für die Verbreitung der Linde sind ehe-malige Nieder- und Mittelwälder.

Alpenrosenhonig (Honig von Rhododendron spp.) ist in der Schweiz relativ selten und wird in grösseren Mengen nur alle paar Jahre und bei guter Witterung geerntet. In der Re-gel müssen die Bienenvölker über 1 200 m ü. M. gebracht werden. Der Nektarfluss der Alpenrose ist stark wetterabhängig, und die Ernten sind sehr unregelmässig. Die Alpenrose ist ein 0,5–1 m hoher Strauch mit immer-grünen Lederblättern. In der Schweiz (Graubünden, Uri, Tessin, Wallis und Bern) kommen zwei Arten vor: auf ba-senreichen Böden die Bewimperte und auf sauren Böden die Rostblättrige Al-penrose. Beide wachsen zwischen 1 400 und 2 350 m ü. M., vor allem in den Al-pen, und blühen von Juni bis August.

WaldtrachtDie bis jetzt beschriebenen Tracht-pflanzen liefern bei günstiger Witte-

rung hauptsächlich Nektar, der von den Bienen zu Blütenhonig umgear-beitet wird. Nektar ist ja bekanntlich eine stark zuckerhaltige Lösung, die von den Nektarien, den Nektardrüsen der Blütenpflanzen, ausgeschieden wird. Die Nektarien befinden sich üb-licherweise in den Blüten, sie können sich aber durchaus auch in andern Pflanzenteilen, beispielsweise in Blatt-achseln, befinden. Honig, der von den Bienen überwiegend aus Nektar ge-wonnen wird, heisst Blütenhonig.

Sammeln Bienen aber überwiegend Honigtau, entsteht ein so genannter Honigtauhonig. Honigtau ist das Aus-gangsprodukt der Blatt-, Wald- und Nadelhonige. Pflanzensaftsaugende Insekten (Lachniden; beispielsweise Rinden- oder Schildläuse), die auf die-sen Bäumen leben, stechen das Sieb-röhrensystem der Pflanzen an. Die Lachniden ernähren sich von diesem Pflanzensaft. Den Teil, den sie nicht für ihre Ernährung brauchen, scheiden sie wieder aus. Diese Ausscheidung wird Honigtau genannt. Bei günstigen Wetterbedingungen sondern diese Insekten auf der Fläche einer Hektare Wald etwa 300 bis 400 Liter Honigtau pro Tag ab. Dieser fällt auf Blätter, Na-deln und Zweige, wo ihn die Bienen aufsammeln und zu dunklem Waldho-nig verarbeiten.

Dieser würzige, und meist dunkle Wald- und Tannenhonig ist sehr be-gehrt. Deshalb ist der Wald bezie-hungsweise die Waldtracht für die

Imkerei von grosser Bedeutung. Doch honigt der Wald nicht jedes Jahr, denn das Vorhandensein von Wald allein genügt nicht. Die wichtigste Voraus-setzung für eine Waldtracht ist ein Massenbefall der so genannten Honig-tauerzeuger auf Fichte und Tanne.

Durch die langjährige Beobachtung der Populationsdynamik der wich-tigsten Honigtauerzeuger im Vergleich mit der Witterung ist es nun möglich, Regeln aufzustellen, nach denen die Entwicklung eines Massenbefalles beziehungsweise dessen Ausbleiben vorausgesagt werden kann. Allerdings können in den einzelnen Regionen grosse Unterschiede auftreten. Für eine optimale Nutzung der Waldtracht ist deshalb eine flächendeckende Beo-bachtung der Honigläuse notwendig. Im kleineren Kreis betreiben wir hier ein Beobachtungswesen und tauschen unsere Beobachtungen untereinander aus. Damit aber der Erfahrungsaus-tausch gewinnbringend funktioniert, waren gute Voraussetzungen bezüg-lich genügenden Kenntnisstandes zu schaffen, was uns gelungen ist.

Honigtauerzeuger erkennen!1. Wie sehen sie aus und wo finde ich sie?Honigtauerzeuger kennen!2. Wie leben sie und wie vermehren sie sich? Unter welchen Umständen ver-mehren sie sich gut oder schlecht?Ihre Besatzdichte beurteilen!3. Wie messe ich den Besatz und wel-che Schlussfolgerungen ziehe ich aus dem Ergebnis?

Populationsdichte der HonigläuseZur Bestimmung der Populationsdich-te der wichtigsten Honigläuse sind ein-fache Methoden entwickelt worden. Diese haben sich in der Praxis bestens

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Die rostblättrige Alpenrose (Rhododendron ferrugineum).

Der Löwenzahn (Taraxacum officinale), die robinie (Robinia pseudoacacia) und die Linde (Tilia spp.) sind in der Schweiz wichtige Trachtpflanzen für die Produktion von Sortenhonigen.

eine Biene sam-melt honigtau von Grossen Schwarzbrau-nen rinden-läusen (Cinara confinis) auf den jungen Trieben der weisstanne.

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24 Schweizerische Bienen-Zeitung 5/2008

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bewährt. Das Absuchen nach Lauseiern im Spätherbst und Abklopfen der Tan-nenzweige über einem Fangtuch oder das Auffangen von Wanderlarven der Fichtenquirlschildlaus gehören zu den einfacheren Methoden. Dazu braucht es aber eine ausgeprägte Beobach-tungsgabe und damit verbunden sehr viel Erfahrung. Erfahrene Imker im In- und Ausland haben in den letzten Jahrzehnten immer wieder versucht, Faktoren zu finden, die den Verlauf ei-ner Waldtracht beeinflussen können. Dabei konzentrieren sich die Bemü-hungen darauf, den Einfluss der Wit-terung, des Standortes und den Fein-den der Honigläuse zu beurteilen.

In einigen Fällen wurde das Aus-bleiben einer Waldtracht damit er-klärt, dass der Honigtau nicht genug attraktiv für die Bienen gewesen wäre. Dafür fehlen aber stichhaltige Bewei-se. Andere Beobachter genügte das Honigen der Tanne im Spätherbst, um mit einer guten Ernte im darauf folgenden Sommer zu rechnen. Aber wie so oft in den letzten Jahren, ha-

MeTHOdeN zur TrAcHTbeObAcHTuNg

Technische HilfsmittelElektronische Waagen sind «in» und helfen in der Wanderimkerei Zeit und autokilo-meter zu sparen. aber nicht jedes Volk eignet sich als Waagvolk. Ein Waagvolk sollte eine junge Königin haben. Dann ist es wenig wahrscheinlich, dass es still umweiselt und damit womöglich die Volksstärke während der Tracht zurückgeht.Der Einsatz der Stockwaage ist am sinn-vollsten, wenn sie mit der Beobachtung der Honigläuse und der Witterung ein-hergeht.um mögliche Trachtgebiete zu erkunden sind aber die Sinnesorgane des Imkers die besten Instrumente. Nachfolgend werden zwei einfache Methoden für eine Wald-trachtabklärung genauer vorgestellt.

Läusezählmethodeam einfachsten finden wir die grüne Tannenhoniglaus (Buchneria pectinatae). Die-se ist vereinzelt zwischen den Nadeln von 1–3 jährigem Holz zu finden. Die Oberseite der Laus ist nadelgrün mit zwei silbernen Längsstreifen, die unterseite silberhell. Weil das auszählen dieser gut getarnten Läuse auf den einzelnen Ästen fast unmöglich ist, bedient man sich am einfachsten der so genannten abklopfmethode. Dabei werden drei etwa 80 cm lange Tannenzweige mit einem Stock über einem mit einem weissen Tuch bespannten, 60 x 60 cm grossen Rahmen abgeklopft. Wenn 60–80 Tiere abfallen, lohnt sich eine anwanderung mit den Bienen.Mit der abklopfmethode können wir die Läusearten und deren anzahl feststellen. Dabei ist auch immer das Verhältnis von kleinen Läusen und grossen Muttertieren zu beachten.Diese Methode eignet sich auch im Spät-herbst und ergibt so einige anhaltspunkte auf die eventuelle Population der Lachni-de im nächsten Jahr.

TropfkontrolleMit der Tropfkontrolle stellen wir fest, wie viele Honigtropfen in einer Stunde auf ein weisses a4 Papier fallen. Wir befestigen solche Papiere auf ei-nem Karton oder einem Brett und legen jeweils zwei davon unter eine Tanne. Pro Standort werden 10 bis 20 dieser Blätter unter weit voneinander stehenden Tannen ausgelegt. Beim auslegen ist jeweils die Zeit auf dem Blatt zu vermerken. Nach etwa einer halben Stunde werden die Blätter wie-der eingesammelt. Wiederum wird auf dem Blatt die Zeit notiert. Die Tropfen werden ausgezählt und auf die Tropfenzahl einer Stunde hochgerechnet. Nach Dr. Gerhard Liebig kann bei etwa 30 Honig-tropfen pro Stunde und a4 Blatt eine Tageszunah-me von 1–1,5 kg pro Volk erwartet werden.

ben sich auch solche Erwartungen nicht erfüllt.

Es existieren viele solche «Regeln», die beschreiben, wann der Wald «ho-nigen» sollte. Allen diesen Regeln ist aber gemeinsam, dass sie wenig zu-verlässig sind. Eine Trachtbeobachtung mit der Zielsetzung der Trachtvorhersa-ge kann nur dann zum Erfolg führen, wenn Messungen und Vergleiche über

den Massenwechsel der Honigläuse konsequent durchgeführt werden.

DankDie Bilder der verschiedenen Honi-gläuse wurden uns freundlicherweise von Dr. habil. Stephan Scheurer aus Berlin zur Verfügung gestellt. Ihm möchten wir an dieser Stelle bestens dafür danken.

Sammeln von honigtau auf der weisstanne (Abies alba).

elektronische Stockwaage im einsatz.

Läusezählen mit der Abklopfmethode.

Auf der Unterlage können die Läuse ausgezählt werden.

honigtautropfen auf Blättern des Feldahorn (Acer campestre).

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25Schweizerische Bienen-Zeitung 6/2008

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KöniginnenzuchtFür die Wanderimker sind gute Königinnen ganz besonders wichtig. Wer möchte schon mit aggressiven oder schwarmfreudigen Völkern wandern? Der Auswahl und Vermehrung der Königinnen wird deshalb eine ganz besondere Bedeutung beigemessen.

Arbeiten im Juni

HANS BURKHARD, DANIEL STRUB UND BEAT WÜTERICH,

MITGLIEDER DES VSWI

Eigentlich wollen wir den Ausdruck «Zucht» für uns gar nicht in An-

spruch nehmen. Wir importieren nämlich für unsere Imkerei geeignete Königinnen. Diese beobachten wir während eines Jahres. Sind die Völker leistungsstark, sanftmütig, schwarm-träge und haben einen starken Putz-trieb, setzen wir sie zur Nachzucht ein, das heisst, wir vermehren sie. Pro Jahr ziehen wir etwa 250 Köni-ginnen nach. Davon genügen erfah-rungsgemäss etwa 150 Königinnen unseren Ansprüchen und werden eingesiegelt. Unsere Königinnen wer-den grundsätzlich nach drei Jahren ersetzt oder bereits früher, wenn ein Volk nicht unseren Anforderungen entspricht.

Gute Vorbereitung ist der halbe ErfolgBekanntlich führen viele Wege nach Rom. Dies trifft auf die Königinnen-zucht ganz besonders zu. Jeder Im-ker, jede Imkerin hat aufgrund von Erfahrungen aus der Vergangenheit seine / ihre bevorzugten Methoden. Hauptsache, die gewählte Methode führt zu einem zufrieden stellenden Resultat. Ein einmal eingeschlagener Weg sollte eingehalten werden. Wer-den gleichzeitig zu viele verschiedene Faktoren geändert, weiss man am Schluss nicht mehr, welcher Faktor in welchem Ausmass zum Erfolg oder Misserfolg beigetragen hat. Beson-ders wichtig ist es auch, die einzelnen Schritte vorher genau zu planen. Und schliesslich sollen alle für die Zucht benötigten Utensilien in der richtigen Qualität, der notwendigen Menge und in absolut sauberem Zustand be-reitstehen. Idealerweise wurden alle diese Vorbereitungen bereits während der Wintermonate durchgeführt.

«Stofflieferant»Beim «Stofflieferanten» oder Mut-tervolk handelt es sich um ein Volk, welches das genetische Material für die künftigen Kö-niginnen liefert. Dieses Volk wird deshalb ganz be-sonders sorgfäl-tig ausgewählt. Bezüglich Leistungsstärke, Sanftmut, Schwarmträgheit und ausgeprägtem Putztrieb dürfen dabei keine Kompro-misse gemacht werden. Nur von den allerbesten Völkern wollen wir unsere kommenden Königinnen nachziehen.

Um «Zuchtstoff» zu gewinnen, wird eine zwei- bis dreimal bebrütete Wabe in das Muttervolk gehängt. Der Vorteil einer mehrmals bebrüteten Wabe be-

steht darin, dass die jun-gen Larven vor dem dun-klen Hintergrund besser sichtbar sind. Während dieser Zeit wird das Mut-tervolk gefüttert, idea-

lerweise mit eigenem Blütenhonig. Auf zugekauften Blütenhonig sollte, wegen der Gefahr des Verschleppens von Krankheiten, unbedingt verzich-tet werden. Diese Fütterung ist wäh-rend einer Trachtlücke ganz besonders wichtig. Die Bienen sollen in der Lage sein, für die Larven möglichst reich-lich Futtersaft produzieren zu können. Nach vier bis fünf Tagen stehen ein-tägige Larven zur Weiterverwendung zur Verfügung.

AnbrüterFür unsere Zucht verwenden wir einen speziell gefertigten Anbrüterkasten (siehe Abbildung links). Dieser besitzt ein eigenes Flugloch und wird mit einem Magazin durch eine Öffnung verbunden. Diese Öffnung ist mit einem Absperrgitter versehen, um das Zirkulieren der Königin zu verhindern. Für die Zuchtvorbereitung werden

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Gute Vor-bereitung der Utensi-lien erlaubt rasches und fehlerfreies Arbeiten.

Königinnenzucht ist eine gleichermassen spannende

wie anspruchsvolle Aufgabe.

Blick in einen geöffneten «Anbrüterkasten».

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26 Schweizerische Bienen-Zeitung 6/2008

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sowohl das Flugloch am Anbrüterka-sten als auch die Verbindungsöffnung geschlossen. In den Anbrüter werden eine mit Wasser getränkte Wabe, zwei Honig- und eine Pollenwabe gehängt. Diese Waben werden so angeordnet, dass in der Mitte des Anbrüterkastens genügend Platz für einen Zuchtrah-men vorhanden ist. Aus dem weisel-richtigen Volk werden nun möglichst viele junge Bienen in den Anbrüter-raum gefegt (etwa 1,5 bis 2 kg Bie-nen). Der Anbrüterraum wird während einer Stunde geschlossen gehalten. In dieser Zeit merken die Bienen, dass sie weisellos sind. Dies ist an ihrer Unruhe deutlich zu erkennen.

UmlarvenWährend der «Wartezeit» werden die Larven von den oben beschriebenen, dunklen Waben aus dem Spendervolk auf eine Zuchtlatte umgelarvt, welche zuvor mit 28 Weiselbechern bestückt wurde. Dazu wird die Wabe mit den eintägigen Larven aus dem «Stofflie-feranten» entnommen. Die ansitzen-den Bienen werden mit einer Bürste oder Feder ins Volk zurückgewischt. Um eine Beeinträchtigung der emp-findlichen Larven zu vermeiden, sollte diese Wabe nicht abgeklopft werden.

Die höchstens eintägigen Larven werden mit dem Umlarvlöffel vom gekrümmten Rücken her zusammen mit wenig Futtersaft aufgenommen und am Boden des Weiselbechers sorgfältig abgestreift. Der mit 28 Larven bestückte Zuchtrahmen wird in den seit einer Stunde weisellosen Anbrüterraum gehängt. Das Weg-fliegen der flüchtigen Bienen kann

mit etwas Wasser sprayen verhindert werden. Die Bienen im weisellosen Anbrüter nehmen sich diesen Larven sogleich an. Sie beginnen mit dem An-ziehen der Weiselzellen.

Früh am kommenden Morgen wird der Zuchtrahmen aus dem Anbrüter entnommen und mit einer Feder bie-nenfrei gemacht. Die angebrüteten Zellen werden geprüft, ob eine Larve und viel Gelée Royale vorhanden sind. Die als gut beurteilten Zellen werden auf zwei Zuchtlatten verteilt und in die Pflegevölker eingesetzt.

Diese Anbrüter haben sich bei un-serer Zucht bestens bewährt und be-sitzen eine Anzahl Vorteile:

Der zeitliche Aufwand ist mit etwa • 15 Minuten sehr gering.Sie erlauben zweimaliges Anbrüten • pro Tag.

Sie machen die Zucht unabhängig • von Wirtschaftsvölkern.Es müssen keine Wirtschaftsvölker • entweiselt werden.

PflegevölkerFür eine mit 28 angebrüteten Zellen bestückte Zuchtlatte werden zwei starke, weiselrichtige Pflegevölker benötigt. Diese werden folgender-massen vorbereitet: Alle Waben des Honigraumes werden abgefegt. Da-mit wird sichergestellt, dass sich die Königin nicht im Honigraum befin-det. Aus dem Brutraum werden an-schliessend zwei offene Brutwaben abgefegt und in die Mitte des Honi-graums gehängt. Eine Lücke zwischen den zwei Brutwaben ermöglicht das spätere Einsetzen der Zuchtlatte. Auf den Brutraum wird nun vorsichtig ein

MATerIALLIsTe

Zuchtsystem Nico• Anbrüter• Bürste / Feder• Weiselbecher• Zellenschutz• Zellenschlupfschutz• Absperrgitter• Umlarvlöffel (Chinalöffel usw.)• Licht• Lupe• eventuell Brutschrank• Zuchtrahmen• Zuchtlatte•

Umlarven der höchstens ei-nen Tag alten Larven.

Der Zuchtrah-men mit den jungen Larven wird in den Anbrüter um-gehängt.

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27Schweizerische Bienen-Zeitung 6/2008

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Absperrgitter gelegt. Dieses muss absolut königinnendicht sein. Da-rauf wird die Honigzarge mit den of-fenen Brutwaben gesetzt. Am kom-menden Morgen wird die Zuchtlatte mit den angebrüteten Zellen zuge-geben. Während dieser Zeit müssen gute Trachtverhältnisse herrschen. Die Larven sollten förmlich im Futter-saft «schwimmen». Sollte dies nicht der Fall sein, oder auch bei einem Schlechtwettereinbruch, müssen diese Pflegevölker idealerweise mit eigenem Honig gefüttert werden.

Nach fünf Tagen werden die Wei-selzellen zum Schutz vor Verbauungen mit einem Zellenschutz (Bild nächste Seite oben) versehen oder in einen Brutschrank gebracht. Der Brutschrank muss drei Tage vor dem Einsetzen der

Zellen in Betrieb genommen werden. Die Temperatur sollte 35 °C betragen, bei einer relativen Luftfeuchtigkeit, die bei etwa 70 % liegt.

Verwertung schlupfreifer ZellenIdealerweise soll eine frisch ge-schlüpfte Königin ihre Qualitäten unter Beweis stellen, bevor sie für ein Wirtschaftsvolk in Betracht gezo-gen wird. Ein Mini-Plus-Magazin eig-net sich dazu besonders gut. Dazu wird einem überwinterten Mini-Plus-Volk die Königin entnommen. Diese kann einem Wirtschaftsvolk oder einem Kunstschwarm zugesetzt werden. Das Mini-Plus-Volk, welches auf zwei Zargen überwintert wurde, wird halbiert. Futter- und Brutwaben werden aufgeteilt. Die Völker sollen

nicht zu stark sein, überschüssige Bienen werden deshalb als Kunst-schwarm verwertet. Das Flugloch der Mini-Plus-Einheit mit dem ur-sprünglichen Boden wird bei Dun-kelheit verschlossen, um keine Flug-bienen zu verlieren. Beide Einheiten werden in den Keller gestellt. Am folgenden Tag werden die Mini-Plus- Magazine auf die Belegstation ge-bracht und mit einer schlupfreifen Weiselzelle bestückt. Die zugesetz-ten Zellen müssen unbedingt mit einem Schlupfschutz versehen sein (Bild unten). Weil es in diesen Völ-kern offene Brut hat, würden die Weiselzellen sonst seitlich aufgebis-sen und die noch nicht geschlüpften Königinnen abgestochen.

Bereits nach einer Nacht sind die Zellen angebrütet.

Die verschlos-senen weisel-zellen bevor sie in den Brutschrank kommen oder mit einem Zel-lenschutz ver-sehen werden.

Der Schlupfschutz verhindert, dass die Zellen seitlich aufgebissen werden.

Nach zwei Tagen wird geprüft, ob die Königin geschlüpft ist. Wenn nicht, wird eine neue Zelle zugesetzt. Zwei Wochen nach dem Schlüpfen der Königin wird eine Legekontrol-le durchgeführt. Nicht weiselrichtige Völker werden mit offener Brut ver-sehen und zwei Tage später mit einer neuen Zelle bestückt. Die Königinnen in Eilage verbleiben mindestens vier Wochen im Mini-Plus und können sich in dieser Zeit bewähren. «Schlechte» Königinnen (kein geschlossenes Brut-nest usw.) werden abgetötet und die Mini-Plus-Magazine wieder mit Wei-selzellen bestückt.

Vorteile des Mini-Plus-Volkeskein Abfüllen von Zuchtkästchen• Es stehen immer genügend Bienen • für Kunstschwärme zur Verfügung.schnelles, rationelles Arbeiten• bessere Beurteilung der Königinnen • («Mini-Volk»)

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28 Schweizerische Bienen-Zeitung 6/2008

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Völker mit Jungköniginnen können • auf zwei Zargen überwintert wer-den.Im Frühjahr stehen junge Köni-• ginnen zur Verfügung.Einmal überwinterte Königinnen • können problemlos Wirtschaftsvöl-kern zugesetzt werden.

Auch Ruck-Zuck-Brutableger eig-nen sich gut zur Beurteilung junger Königinnen. Dazu werden Völkern in Schwarmstimmung mindestens zwei grösstenteils gedeckelte Brut-waben mit ansitzenden Bienen ent-nommen. Zusätzlich werden junge Bienen, welche sich auf einer Wabe mit offener Brut aufhalten, zugefegt. Schliesslich werden noch zwei Mittel-wände beigegeben und fertig ist der Vier-Waben-Brutableger. Diese Ruck-Zuck-Brutableger kommen, wie die Mini-Plus-Völker, in Kellerhaft und anschliessend auf die Belegstation. In den nächsten Tagen werden sie mit einer geschützten Zelle bestückt (Bild rechts). Schlupf- und Legekontrollen werden wie bei Mini-Plus-Völkern vor-genommen.

Die Jungvolkbildung sollte Ende Juni abgeschlossen sein. Der Vier-Wa-ben-Brutableger, der auf allen Waben gut mit Brut besetzt ist, kann auf eine Original-Beute umgesetzt werden.

Zuchtlatte mit weiselzellen, die mit einem Zellenschutz versehen sind.

Die weiselzellen mit Schlupf-schutz werden zwischen zwei rahmen in ein Mini-Plus-Volk oder in einen ruck-Zuck-Brutableger gesteckt.

während der Zuchtphase herrscht nicht nur bei den Bienen hochbetrieb.

Vorteile des Ruck-Zuck-Brutablegers

schnelles, rationelles Arbeiten• sehr gute Beurteilung der Köni-• ginnenmit stetiger Reizfütterung vollwer-• tiges Wirtschaftsvolk im kommen-den Jahr

Zusetzen von jungen Köni-ginnen in WirtschaftsvölkerEine Jungkönigin sollte mindestens vier Wochen in Eilage sein, bevor sie in ein Wirtschaftsvolk eingeweiselt wird. Dazu wird die Jungkönigin eingefan-gen und in einem Nicot-Zellenschutz ohne Begleitbienen mit etwas Honig eingekäfigt. Nun wird die alte Köni-gin im Wirtschaftsvolk gesucht und entfernt. Die junge Königin wird im geöffneten, aber mit Deckelwachs und Futter aus dem Wirtschaftsvolk wieder verschlossenen Zellenschutz, dem nun weisellosen Wirtschafsvolk sofort zugesetzt. Die alte, getötete Königin wird auf dem Zellenschutz verrieben. Dadurch erhalten wir eine über 80 %-ige Annahme-Garantie der jungen Königin im Wirtschaftsvolk. Eine hundertprozentige Garantie auf das Zusetzen von jungen Königinnen gibt es nicht.

Wenn alle diese Arbeiten erfolg-reich durchgeführt werden, darf der Imker getrost dem kommenden Win-ter und der nächsten Bienensaison entgegen blicken.

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29Schweizerische Bienen-Zeitung 7/2008

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wanderimkerei im Juli – keine Zeit für SiestaWer kennt ihn nicht, den Duft der blühenden Kastanien, welcher im feuchtwarmen Klima des Südtessins in der Luft liegt. Die Kastanien­ blüte erfreut uns aber nicht nur mit ihrem Duft, sie ist auch ein wichtiger Nektarspender für unsere Bienen. Der Juli, wenn die halbe Deutsch­schweiz im Tessin Erholung sucht, ist für uns die arbeitsintensivste Zeit.

Arbeiten im Juli

FRITZ BAUMGARTNER, TRUB, PRÄSIDENT DER VEREINIGUNG DER SCHWEIZERISCHEN WANDERIMKER

Unser Bienenstand mit Schweizer-kästen und DNM-Magazinen liegt

in der üppigen Vegetation in den Ka-stanienwäldern von Gerra Gambaro-gno. Die Kastanienwälder erstrecken sich vom Lago Maggiore mit 200 bis auf etwa 800 m über Meer. Somit bie-tet die Kastanienblüte für die Bienen von Mitte Juni bis Mitte Juli eine in-tensive Massentrachtquelle. Die Ka-stanienblüte ist eine Trachtquelle, die jedes Jahr reichlich Honig einbringt, welcher einen unverwechselbaren herb-bitteren Geschmack aufweist. Einzig eine intensive Regenphase zu dieser Zeit kann den Honigertrag et-was schmälern. Nach dem Verblühen der Kastanien ist die Honigsaison in

der Südschweiz in der Regel vorbei. Nur etwa alle 10 Jahre kann in diesem Gebiet noch mit Blatthonig gerechnet werden. Ende Juli, wenn der Honig verdeckelt ist und der Wassergehalt unter 17 % liegt, können wir mit Ab-räumen und Schleudern beginnen.

Da wir die rund 90 Völker von der Deutschschweiz aus betreuen und einen Grossteil der Gerätschaften und des Ma-terials für die Honigernte ins Tessin trans-portieren müssen, ist es sehr wichtig, dass wir den Anhänger genau nach Plan bela-den. Nichts darf vergessen werden.

Honigernte und erste FütterungIm Juli werden am Nachmittag oft Temperaturen bis zu 34 °C gemessen.

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Sicht von Gerra Gambarogno auf den Lago Maggiore.

Bienenbärte an den Anflugbrettchen.

im Tessin wird vor allem der aromatische Kastanienhonig gewonnen.

Dazu kommt noch die hohe Luftfeuch-tigkeit. Deshalb beginnt der Arbeitstag morgens um sechs Uhr, wenn die Tem-peratursäule noch nicht so hoch ge-klettert ist. Die Entnahme des Honigs in den meist neu gebauten Honigwa-ben ist eine wahre Freude. Nachdem die Honigwaben aus den 16 Waben tiefen Kästen entfernt wurden, wer-den von den stärksten Völkern noch Bienen für die Ablegerbildung ent-nommen.

Anschliessend erhält jedes Volk zwei Beutel mit je 2,5 kg Apiinvert Futter-sirup auf die Brutraum Wabenschen-kel. In die Beutel werden mit einem feinen Nagel etwa vier Löcher mit einem Durchmesser von 1,2 mm ge-stochen. Damit sich die Beutel restlos entleeren, müssen zwei Löcher in die Mitte des Beutels gestochen werden. Der Zuckersirup kann von den Bienen tropfenweise aufgenommen werden.

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30 Schweizerische Bienen-Zeitung 7/2008

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Bei dieser Fütterungsart besteht keine Gefahr für Räuberei.

VarroabehandlungGleichzeitig mit der Fütterung wird die Varroabehandlung mit Thymovar-plättchen vorgenommen. Es ist wich-tig, dass die Plättchen so platziert

werden, dass eine gute Luftzirkulation gewährleistet ist. Mit einem Deckbrett ist der Brutraum über den Futterbeu-teln und den Thymovarplättchen möglichst dicht abzuschliessen, damit die Thymoldämpfe nicht entweichen können.

Das südliche Klima mit einer jähr-lichen Durchschnittstemperatur um die 15 °C stellt hohe Anforderungen an die Varroabehandlung. Beson-ders schwierig ist die Winterbehand-lung, weil die Völker oftmals keine

Brutpausen machen. Leider hatten wir im letzten Frühjahr auch Verluste zu beklagen, welche wohl auf die Varroa-milbe und die von ihr übertragenen Begleitkrankheiten (Viren) zurückzu-führen sind. (Näheres zu diesem The-ma im August Arbeitskalender)

SchleudernDie vollen Honigwaben werden mög-lichst bienenfrei in lebensmittelechten Kunststoffboxen gelagert. Mit einem Raupentransporter können 12 Kisten

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Bienen im Schleuderraum sind oft lästig. Viele Imker werden beim Schleu-dern von Familienangehörigen unterstützt. Diese werden nicht gerne von herumfliegenden Bienen belästigt. Dieses Problem kann mit einem Auto-staubsauger gelöst werden. Diese handlichen Sauger mit Akkubetrieb können für wenig Geld in Hobbymärkten gekauft werden. Die Bienen können so einfach bei Fenstern oder Lichtquellen eingesaugt werden. Die Bienen landen nicht wie bei herkömmlichen Saugern in einem Papiersack, sondern in einem Kunststoffsieb. Nach dem Aufsaugen der Bienen kann das Gerät im Freien deponiert werden. Nach kurzer Zeit finden sie den Weg aus dem Saugbeutel und können wegfliegen. Bei einigen Modellen befindet sich sogar ein Klappdeckel im Gehäuse. Dieser ermöglicht den Bienen ein sofortiges Abfliegen aus dem Staubbeutel.

Beim Füttern mit Apiinvert im 2,5 kg Beutel müssen Löcher in den Beu-tel gestochen werden. Das Loch wird oft mit einem Nagel von 1,2 mm Durchmesser gestochen. Dies ist eine mühsame Angelegenheit, beson-ders wenn man mit Handschuhen imkert. Wir klemmen einem Nagel, der den entsprechenden Durchmesser hat, den Kopf ab und nageln ihn in ein etwa 10 cm langes Stück Besenstiel. So entsteht ein praktisches, hand-liches Werkzeug, welches nicht immer verloren geht und auch mit Hand-schuhen benutzt werden kann.

ein kleiner raupentrans-porter bringt die schweren honigwaben geschützt in den Schleuder-raum.

ein Kasten mit vollen, verdeckelten honigwaben.

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31Schweizerische Bienen-Zeitung 7/2008

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mit je 12 Waben leicht vom Bienenhaus in den Schleuderraum transportiert werden.

Der Schleuderraum befindet sich am Rand eines Ferienhaus Quartiers. Wir müssen deshalb darauf achten, dass wir im Quartier nicht eine Bie-neninvasion verursachen. Da keine Trachtquellen mehr vorhanden sind, zieht der stark duftende Kastani-enblütenhonig die Bienen sofort in Scharen an.

Im Schleuderraum werden zuerst die Rahmen mit einem Messer ge-reinigt. Das Abdeckeln geschieht bei uns noch in Handarbeit mit Abde-ckelungsgabeln. Vor einigen Jahren haben wir beheizbare Abdeckelungs-messer ausprobiert. Diese haben sich aber nicht bewährt. Weil wir in einem geschlossenen Raum arbeiten, ist die Geruchsentwicklung zu gross und die Bienen werden durch den Duft noch stärker angezogen. Nach dem Abde-

ckeln werden die Waben in einem Auffangtrog zwischengelagert. An-schliessend werden 36 Waben in die Radialschleuder eingefüllt und das Au-tomatikprogramm wird gestartet.

Da rund ¹/3 der Waben neu ist und das Wachs bei diesen hohen Tempera-turen weich wird, muss der Schleuder-vorgang bei rund 80 Umdrehungen pro Minute vorsichtig begonnen wer-den, sonst kleben plötzlich die neuen Waben an der Kesselwand! Bereits mit etwa 160 Umdrehungen pro Minute wird der grösste Teil des Honigs aus-geschleudert. Der Schleudervorgang dauert etwa 15 Minuten. Der Honig fliesst von der Schleuder in einen so genannten «Sumpf». Der «Sumpf» ist ein Gefäss, bei welchem der Honig durch Schleusen in verschiedene Ab-teile fliesst und so von Wachspartikeln gereinigt wird. Anschliessend wird der Honig mit einer langsam laufenden Impellerpumpe schonend in die Fässer gepumpt. Dort wird der Honig wäh-rend drei Tagen gelagert, damit noch kleine Wachspartikel und Luftblasen an die Oberfläche aufsteigen können. Aus jedem Fass wird eine Honigrück-stellprobe genommen. Nun kann der sauber geklärte Honig in lebensmit-teltaugliche 25 kg Plastikeimer abge-füllt werden. Alle Kessel werden mit einer Klebeetikette mit Adresse, Ern-tedatum, Honigsorte, Losnummer und Wassergehalt versehen.

Das Honigschleudern dauert je-weils eine Woche. Danach werden alle

Die waben-rahmen werden im Schleuder-raum mit einen Messer gereinigt und die honig-waben von hand mit der wabengabel entdeckelt.

Aus der Schleuder fliesst der honig in einen so genannten «Sumpf» mit verschiedenen Abteilen, wo sich die wachspartikel abscheiden können (links). Die letzten reste und Luft-blasen lassen sich nach 3 Tagen Lage-rung im Fass abschöpfen (oben). Starkes Volk im Schweizerkasten.

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32 Schweizerische Bienen-Zeitung 7/2008

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Geräte gereinigt und auf den Anhän-ger verladen. Ein Problem sind immer die kleinen roten Ameisen. Diese versu-chen, durch kleinste Öffnungen in Tü-ren und Fenster in den Schleuderraum zu gelangen. Eine gute Reinigung der Räume ist deshalb sehr wichtig.

Schutz des WabenlagersDas mediterrane Klima des Tessins be-hagt nicht nur den Menschen, sondern auch den Wachsmotten. Die Wachs-mottenbekämpfung mit den be-kannten Bekämpfungsmitteln ist zum Teil sehr aufwändig. Die einfachste Art der Bekämpfung ist das Kühllagern

eine langsam laufende im-pellerpumpe (rechts) pumpt den frischen honig scho-nend in die Fässer (links).

der Waben. Vor etwa 10 Jahren ha-ben wir eine Kühlzelle angeschafft. Wir lagern alle ausgebauten Brut- und Honigwaben, welche sich nicht im Bienenvolk befinden, im Kühlraum bei 7 °C. Somit haben wir das Wachs-motten Problem gelöst und die Wa-benlagerung ist hygienisch einwand-

frei. Occasion-Kühlzellen werden oft kostengünstig in der Zeitschrift «Tier-welt» angeboten.

Auf der Homepage der Wanderim-ker kann ein Kurzfilm über die Kastani-enblüten-Honigernte angeschaut wer-den: unter www.vswi.ch (dort Videos «Imkern im Tessin» anklicken)

Bienenhaus mit Schweizer kästen (links) und der Kühlraum für die mottenfreie Auf-bewahrung der waben (rechts).

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33Schweizerische Bienen-Zeitung 8/2008

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Vorbereitung auf die kommende BienensaisonFür die Imker wird es allmählich ruhiger. Die grossen Arbeitsspitzen sind schon bald vorbei. Jetzt geht es darum, die Bienen beim Aufbau eines guten Wintervolkes zu unterstützen: Nachtrachtpflege, richtige Fütterung und vor allem eine wirksame Milbenbehandlung. Der Grundstein für den Erfolg im kommenden Jahr wird jetzt gelegt.

Arbeiten im August

HEINRICH LEUENBERGER, VEREIN SCHWEIZER WANDERIMKER, WEIER I/E

Lohnende Trachten sind im August nur noch in wenigen Spättrachtge-

bieten zu erwarten. Diese fallen häufig nicht sehr reichlich aus, so dass sich die meisten Imker voll der Nachtrachtpfle-ge widmen können. In Erwartung einer Spättracht wird oftmals die Sommerbe-handlung der Varroa hinausgezögert. Dies kann aber fatale Folgen haben: Die im August schlüpfenden Winterbienen stehen einer grossen Milbenpopulation gegenüber und gehen so geschwächt in den kommenden Winter. Der Imker muss sich gut überlegen, ob ihm ein paar Kilo Honig aus einer Spättracht

wichtiger sind, als die erhöhte Wahr-scheinlichkeit, die Völker gut durch den Winter zu bringen.

WintersitzIm August werden weitgehend die Arbeiten der zweiten Julihälfte wei-tergeführt. Während dieser Zeit wird der Wintersitz für die Bienenvölker eingerichtet. Dabei muss unterschie-den werden zwischen abgearbeiteten Altvölkern und Ablegervölkern, wel-che den ganzen Sommer über ohne Pause durchgebrütet haben und so-mit über eine grosse Bienenmasse

verfügen. Für abgearbeitete Altvölker und normal grosse Ableger reichen für eine erfolgreiche Überwinterung und eine gute Frühjahrsentwicklung zwei Zargen. Für Völker mit grösserer Bienenmasse halte ich drei Zargen für nötig. Die stärker eingewinterten Völ-ker werden zur Frühtracht im näch-sten Jahr im Durchschnitt nur unwe-sentlich besser entwickelt sein als die Zweizargenvölker, weil die Altbienen bis zum kommenden Frühling gestor-ben sein werden.

Bei den Schweizerkästen werden die dieses Jahr neu zugegebenen

Die Kombination der verschiedenen Varroabehandlungsmethoden garan-tiert den besten Behandlungserfolg und stellt sicher, dass keine rückstände in den honig gelangen.G

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34 Schweizerische Bienen-Zeitung 8/2008

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Brutwaben zum Flugloch hin verscho-ben. Die ältesten Brutwaben kommen möglichst in die Nähe des Fensters zu liegen. Beim Einengen im kommen-den Frühling können diese alten Brut-waben dann ohne weiteres entfernt und eingeschmolzen werden.

Achtung Räuberei!Während die Nektarquellen weitge-hend versiegen, sind die Bienen nach wie vor auf Futtersuche. Die Räuberei-gefahr ist deshalb zu dieser Jahreszeit besonders gross. Ist an einem Stand eine Räuberei einmal ausgebrochen, ist sie nur schwer in den Griff zu be-kommen. Sie greift schnell auf ande-re Völker über. Wird eine Räuberei nicht rechtzeitig erkannt, werden die betroffenen Völker gnadenlos ausge-plündert. Tausende von Bienen kön-nen dabei abgestochen werden, und die Waben werden regelrecht abge-schrotet. Wird sie aber noch frühzeitig bemerkt, besteht die Möglichkeit, die betroffenen Völker auf einen andern Stand ausserhalb des Flugkreises zu bringen. In den freien Platz wird nun ein leeres Magazin gestellt, so dass die Räuberbienen den Eindruck erhalten, sie hätten alles, was zu holen ist, ge-holt. Bei den verbleibenden Völkern auf dem Stand sind selbstverständlich die Fluglöcher so eng wie möglich zu stellen.

Noch etwas zum Verstellen von Räuberei gefährdeten Bienenvölkern: Vor dem Verstellen betroffener Völker ist unbedingt sicherzustellen, dass die-se nicht in ein mit Bienenkrankheiten belastetes Gebiet verbracht werden. Solche Völker sind bereits geschwächt und für Krankheiten besonders anfäl-lig. Also, auf jeden Fall den zustän-digen Bieneninspektor kontaktieren!

Besser sind jedoch Vorbeugemass-nahmen, damit Räuberei erst gar nicht entstehen kann:

Beim Füttern die Fluglöcher einen-• gen.Kein Futter verschütten oder offen • stehen lassen, verschüttetes Futter sofort mit Wasser abwaschen.Generell erst am Abend, nach Ein-• stellung des Bienenfluges, füttern.Völker nicht zu lange offen lassen • und Völkerkontrollen auf das Not-wendigste beschränken. Notfalls

eine Kontrolle abbrechen.Den Bienen keinen Zugang zu Wa-• ben ermöglichen.Keine Geräte, Schleudern, Eimer • etc. von den Bienen auslecken las-sen, sonst werden diese geradezu zur Räuberei «erzogen».

Auslese zur ÜberwinterungNach Abschluss der letzten Honig-ernte kann eine Auswertung der Volksleistung vorgenommen werden. Völker, die in der Leistung nicht be-friedigend waren sowie Völker, die bereits zwei Leistungsjahre hinter sich haben, werden für eine Umwei-selung respektive Auflösung vorge-merkt. Auch Völker, welche vor allem in den Eigenschaften Sanftmut oder Schwarmfreudigkeit nicht befriedigt haben, werden umgeweiselt. Dies ist natürlich nur möglich, wenn diese Da-ten während des Bienenjahres erfasst und notiert wurden. Lediglich Völker, die überdurchschnittliche Leistungen und Eigenschaften aufweisen und da-mit für eine Nachzucht in Frage kom-men, werden für ein drittes Leistungs-jahr eingewintert.

Erfolgreich umweiselnEine Völkerumweiselung kann auf verschiedene Arten praktiziert wer-den. Eine 100 % sichere Methode gibt es nicht. Am idealsten ist die Umweiselung vorzunehmen, wenn noch Ruck-Zuck Jungvölker vorhan-den sind. Dazu entweisle ich das alte

Volk, indem ich die Königin entferne. Anschliessend setze ich eine Leerz-arge auf, welche ich mit einer zwei-lagigen Zeitungsschicht vom Altvolk abtrenne. In die Zeitung werden mit einem Nagel ein paar Löcher gesto-chen. Anschliessend werden die Wa-ben aus dem Ruck-Zuck-Kasten in die Leerzarge eingehängt. Die Löcher die-nen dazu, dass sich die Bienen schon einmal gegenseitig riechen können

Die Brutentwicklung des Bienenvolkes erreicht Mitte des Jahres ihren höhepunkt. Danach steigt der relative Varroabefall der Brut deutlich an, wenn man nicht gegensteuert. Ohne Behandlung erreicht die Varroapopulation erst etwa Mitte Oktober ihren höhepunkt. Be-reits viel früher können dem Bienenvolk aber schwere Schäden zugefügt werden. Ständige Befallsermittlung ist deshalb sehr wichtig.

Nur wer die Volksleistung während des Jahres erfasst, dazu gehört das wägen, kann die geeignetsten Völker zur Nachzucht aus-wählen.

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und der Pheromonduft der jungen Königin dem alten Volk ihre Anwe-senheit markiert.

Eine andere Zusetzmethode ist das so genannte 9-Tageverfahren. Nach dem Entweiseln wird neun Tage mit dem Zusetzen der jungen Königin gewartet. Wichtig ist, dass vor dem Zusetzen der Königin sämtliche Nach-schaffungszellen ausgebrochen wer-den. Zu diesem Zweck muss zwingend das ganze Volk, Wabe für Wabe ge-nau nach solchen Zellen abgesucht werden. Wird nur eine übersehen, so hätte man sich die ganze Arbeit spa-ren können, weil die junge Königin mit Sicherheit abgestochen wird. Die-se Methode hat aber auf der andern Seite den Vorteil, dass sie relativ sicher ist und auch bei grösseren Völkern an-gewendet werden kann.

Ein sorgfältiges und erfolgreiches Zusetzen der Königin macht sich im-mer bezahlt, denn davon hängt in der Folgezeit die Stärke und Leistungsfä-higkeit des Volkes ab. Der günstigste Zeitpunkt dafür ist ab Ende August.

Varroa: kleiner Übeltäter mit grosser Wirkung Im Juli und anfangs August erscheinen die Völker noch schön und stark. Das soll auch so bleiben.

Bei gutem Wetter fliegen die Bie-nen fleissig und finden vielleicht noch Honigtau. Ich warte darauf, dass der Honig reif ist und ich die Honigräume so bald wie möglich abräumen kann. Bis dahin gibt es nicht viel zu tun. Das sollten wir nutzen, unsere Kenntnis über den Varroabefall zu verbessern. Wenn nicht schon bekannt, sollte ab jetzt unbedingt der Varroatotenfall ge-nau beobachtet werden. Nur so kön-nen drohende Völkerverluste erkannt und rechtzeitig Gegenmassnahmen getroffen werden.

Dem Katzenjammer vorbeugenWer wartet, bis er Milben auf Bienen und Waben oder verkrüppelte Bie-nen sieht, verpasst den richtigen Be-handlungszeitpunkt. Eine rechtzeitige Befallserkennung erfordert aber eine gezielte Befallskontrolle. Um den Mil-benbefall zu ermitteln, öffne ich Droh-nenbrutzellen und zwar solche, die sich auf einer Wabe mit Arbeiterinnenbrut

Verschiedene Behandlungsmittel: wichtig dabei ist, dass nur geprüfte Behandlungsmittel einge-setzt werden. Dabei sind zwingend die vorgegebenen Dosierungsangaben einzuhalten.

Diagnose: Aufgrund des natürlichen Varroatotenfalls während der verschiedenen Jahreszeiten kann das Ausmass des Varroabefalls in einem Bienenvolk abgeschätzt werden.

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36 Schweizerische Bienen-Zeitung 8/2008

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befinden. Zudem drehe ich verdächtig aussehende Jungbienen auf den Rü-cken, um ihren Milbenbefall festzustel-len. Verdächtige Jungbienen erkenne ich an den verkrümmten Flügelspitzen, aber auch an ihrem Verhalten: Wenn solche Bienen versu-chen, Zellen zu put-zen, wirken sie meist kraft- und fast bewe-gungslos. Meist sitzen dann eine oder meh-rere Milben auf so einer traurig aus-schauenden Biene. Jetzt stellt sich nur noch die Frage, wie viele Milben sich insgesamt in einem Volk befinden. Ist ein Volk schwach, wird es schwierig, dieses zu retten.

Für alle, die den Milbenbefall an den Bienen nicht erkennen können, empfehle ich dringend das Einlegen

einer gittergeschützten Unterlage. Da-mit kann der tägliche Milbentotenfall überprüft werden. Findet man in die-ser Zeit gar keine toten Milben auf der Unterlage, stimmt meist etwas nicht! Zum Beispiel könnte das Volk wei-

sellos sein. Keine Mil-ben gibt es nur nach einer Brutpause, wenn aus der neu ange-legten Brut noch kei-ne Bienen schlüpfen.

Für jede Milbe, die während dieser Jahreszeit in 24 Stunden herunter-fällt, rechnet man etwa 120, die sich im Volk befinden. Liegen fünf Milben pro Tag auf der Unterlage, enthält das Volk also etwa 600 Milben, und es werden täglich mehr, solange sich die Brut vermehren kann. Die Zeitdau-er, während der sich die Milbenzahl

verdoppelt, wird oft mit einem Monat angegeben. Offenbar trifft dies aber nur zu, wenn in den Völkern kaum Drohnen aufgezogen werden. Dies ist meist in kleineren Ablegern mit gut begatteten Jungköniginnen der Fall. In normalen oder starken Völkern mit Drohnenzellen hier und dort kann sich die Zahl der Milben aber alle 20 bis 30 Tage verdoppeln. Wären nur Drohnenzellen in einem Volk, würde es nur etwa 10 Tage brauchen, bis sich die Milbenzahl verdoppelt hät-te. Sind aber in einem normalen Volk etwa 3 000 Milben vorhanden – dies entspricht einem Totenfall von ca. 25 Milben pro Tag – kann dieses Volk kaum noch gerettet werden! Dieser Tatsache wird aber kaum Beachtung geschenkt, und so fehlen im nächsten Frühjahr oder meist schon im kommen-den Herbst unzählige Bienenvölker.

Alternative Behandlungs-methodenFür mich stand schon zu Beginn der Varroazeit vor mehr als 20 Jahren fest, zur Abwehr dieser kleinen Schädlinge niemals Medikamente einzusetzen, welche Rückstände im Honig hinter-lassen. Wäre ich mit alternativen Be-handlungsmethoden bis jetzt nicht erfolgreich gewesen, hätte ich mit Sicherheit meine Imkerei längst auf-

Der Apidea-Verdunster (links) zeich-net sich durch seine leichte und ge-fahrlose handhabung aus, z. B. beim einsatz im ch-Kasten (rechts).

Die genaue Befallsermittlung ist sehr wichtig.

Ameisensäure auf Schwamm-tuch dosieren: hier ist sehr wichtig, dass die entspre-chenden Schutzmass-nahmen ge-troffen werden wie das Tragen der Schutz-brille und Schutzhand-schuhe. eine betriebsbereite Augendusche muss sich in reichweite be-finden.

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37Schweizerische Bienen-Zeitung 8/2008

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Der elektrische Oxalsäureverdampfer erweist sich bei der winterbehandlung gegen Varroa am zuverläs-sigsten. Die Bildfolge zeigt den effizienten Feldeinsatz mit einem Stromgenerator (links) und mehreren Verdampfern. wichtig ist das sorgfältige Verschlies-sen der Fluglöcher (hier mit Schaumgummistreifen, unten) und das Tragen von Atemmaske und Schutz-handschuhen bei der Überwachung (rechts).

gegeben. Nach wie vor bekämpfe ich die Varroamilben mit organischen Säuren und ätherischen Ölen. Viele chemischen Behandlungsmittel sind zudem bereits an ihre Grenzen ge-stossen. Die Bekämpfung der Varroa mit «alternativen Mitteln» wie Amei-sensäure, Milchsäure, Oxalsäure und Thymol ist deshalb heute zur Stan-dardmethode geworden.

Die hohen Spätsommer- und Win-terverluste der vergangenen Jahre haben erneut deutlich werden las-sen, wie wichtig eine sachgerechte und konsequente Bekämpfung der Varroa ist. Auch wenn noch an-dere Ursachen des Völkersterbens diskutiert werden, ist der Faktor Varroabefall von entscheidender Be-deutung für die Gesundheit und Lei-stungsfähigkeit der Bienenvölker.

Die Vielfalt der in der Schweiz zur Verfügung stehenden Varroabekämp-fungsmittel und Anwendungsmetho-den bedeutet für den einzelnen Imker eine grosse Herausforderung: Welches

Mittel oder welches Verfahren ist wohl das richtige in meiner Imkerei? Si-cher führen verschiedene Wege zum Ziel. Es ist aber ganz wichtig, dass nur geprüfte Mittel und Verfahren eingesetzt werden und die Empfeh-lungen strikte eingehalten werden. Eine Übersicht über die empfohle-nen Mittel und Methoden befindet sich im Imkerkalender oder auf der Internetseite des Zentrums für Bie-nenforschung (www.apis.admin.ch).

Die empfohlenen Mittel und Me-thoden wurden an unzähligen Be-ratungsabenden schon x-mal vorge-stellt und erklärt. Das Problem dabei ist nur, dass an solchen Veranstal-tungen immer die gleichen Leute anzutreffen sind. Diese wissen meist schon, was für ihre Bienen das Rich-tige ist. Die Andern finden es aber nicht nötig, einmal an einer solchen Veranstaltung teilzunehmen. Viel-fach ist es aber dann so, dass sich die Varroa in Völkern solcher Imker ungehindert ausbreiten kann und

damit auch Bienenvölker in der un-mittelbaren Nachbarschaft gefährdet.

Kombination von Bekämp-fungsverfahrenDie Varroabekämpfung gelingt am besten in einer Kombination der Be-kämpfungsverfahren. Während der verschiedenen Perioden eines Bie-nenjahres kommen unterschiedliche Methoden zur Anwendung:

Während der Trachtzeit• Vor und während der Tracht kommt eine Behandlung der Wirtschaftsvöl-ker mit chemischen Mitteln wegen Rückstandsgefahr im Honig nicht in Frage. Jedoch können biotech-nische Verfahren wie Drohnenbru-tentnahme und Ablegerbildung den Varroabefall deutlich reduzieren. Dies ist besonders in Spättrachtge-bieten wichtig, da eine chemische Behandlung erst spät erfolgen kann und die Bienenvölker sonst geschä-digt werden könnten.

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Nach der Honigernte• Unmittelbar nach der letzten Honig-ernte haben die Völker noch Brut, in der sich die meisten Milben auf-halten. Deshalb sollten jetzt Mittel eingesetzt werden, die auch Milben in der Brut erfassen beziehungswei-se eine so lange Anwendung haben, dass die Brutmilben beim Schlüpfen der Bienen abgetötet werden. Im Vordergrund stehen hier Ameisen-säure und Thymol.

Im Spätherbst / Winter• In der Regel pflegen die Völker im Winter keine Brut. In diesem Zeit-raum können sehr wirkungsvoll Milchsäure im Sprühverfahren oder Oxalsäure im Träufelverfahren oder Verdampfen eingesetzt werden.

Welches Konzept und welches Verfah-ren zur Anwendung kommt, muss je-der Imker selber entscheiden. Wichtig dabei ist aber, dass zum richtigen Zeit-punkt eine Behandlung durchgeführt wird. Ausserdem ist die Kenntnis des Befallgrades notwendig, um die Wirk-samkeit einer Behandlung beurteilen zu können und um den unnötigen Einsatz von Bekämpfungsmitteln zu vermeiden. Oftmals unterschätzt wird auch das Problem einer Rück invasion, das heisst der Befall eines erfolgreich

behandelten Volkes durch fremdflie-gende, mit Milben befallene Bienen. Um einer Rückinvasion vorzubeugen, ist es sehr empfehlenswert, sich mit den Imkernachbarn abzusprechen, um zu erwirken, dass alle die Varroa-behandlung an ihren Bienen zur glei-chen Zeit durchführen.

Rückstände im Honig unbedingt vermeidenDie Naturbelassenheit der Bienenpro-dukte ist ein entscheidendes Kriterium für das Vertrauen des Honigkunden

und damit auch für die Marktfähigkeit von unserem qualitativ hochstehenden Schweizerhonig. Die Bekämpfungs-mittel sollte man daher so auswählen, dass Rückstände in jedem Fall ver-mieden werden. Dies gilt besonders für den Wachs. Vor allem fettlösliche Wirkstoffe reichern sich im Wachs an und bedeuten eine ständige Gefahr für die Reinheit des Honigs. Aus die-sem Grund ist es notwendig, dass auch im Wachs die Rückstände ständig kon-trolliert werden, so wie dies für SUISSE GARANTIE Imker Standard ist.

Thymovar-Plättchen; die Anordnung der Thymovar-plättchen in der Diagonalen hat sich als vorteil-haft erwiesen.FO

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39Schweizerische Bienen-Zeitung 9/2008

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Kein Volk kann im Frühling stärker sein, als es im herbst eingewintert wurde!Unter diesem Motto werden im September die Völker nach Weiselrichtigkeit, Volksstärke und Brutanlage beurteilt. Völker, welche nicht unseren Vorstellungen entsprechen, werden aufgelöst. An ihrer Stelle wird ein Jungvolk einlogiert. Bestandesverjüngung durch Jungvölker heisst die Devise der modernen Imkerei.

Arbeiten im september

FRITZ BAUMGARTNER, HEINRICH LEUENBERGER, VSWI

Der September wird auch Herbst-monat genannt. Die Tage sind

bereits spürbar kürzer. Auch die Tem-peraturen gehen deutlich zurück. Der fürsorgliche Imker hat den Wintersitz der Bienenvölker schon eingerichtet und beschränkt sich bei der Arbeit auf die wesentlichen Tätigkeiten: Futter- und Varroakontrolle sowie Beobach-tung am Flugloch.

Im Bienenvolk wurde das Brutge-schäft stark reduziert. Auch die Volks-stärke geht zurück. Drohnen sind nor-malerweise nicht mehr zu finden. Die jetzt schlüpfenden Bienen sind über-wiegend Winterbienen. Die Bienen nutzen jede Möglichkeit, ihren Win-tervorrat aufzufüllen. Kleinste Fehler führen deshalb schnell zu Räuberei. Spät blühende Pflanzen sind für un-sere Bienenvölker jetzt besonders wichtig. Sie liefern noch wertvollen Pollen. Durch entsprechende Pflan-zungen kann der Imker seine Bienen kräftig unterstützen.

Genügend WinterfutterDie Fütterung der Völker sollte jetzt abgeschlossen sein. Muss im Septem-ber noch gefüttert werden, sollte da-für unbedingt Flüssigfutter verwen-det werden. Futterteige werden in dieser Jahreszeit nur noch zögerlich angenommen. Eine Fütterung darf jetzt nur noch gegen Abend bezie-hungsweise an einem fluglosen Tag erfolgen. Die Räubereigefahr besteht immer noch. Bei Jungvölkern, die nicht mit andern Völkern vereinigt werden, geht die Fütterung nahtlos in die Winterfütterung über.

Die benötigte Futtermenge von 12 bis 15 kg bei einräumigen und 18

den eingelagerten Pollen abgezogen werden.

Die Zeiten, als der Imker noch als Schnäppchenjäger das günstigste Zu-ckerangebot suchte und sich dann beim Grossverteiler mit grossen Men-gen 1 kg «Zuckerpäckli» eindeckte oder gar geknollten Lagerzucker in 50 kg Säcken kaufte, sind aus unse-rer Sicht nicht mehr zeitgemäss. Die Industrie bietet heute der Imkerei eine Vielzahl von flüssigem und pasten-artigem Bienenfutter in verschiede-nen Gebinden an. Diese Futtermittel erscheinen auf den ersten Blick et-was teurer als das selber hergestellte Zuckerwasser. Werden aber der Ar-beitsaufwand und die Verluste beim Invertieren des Zuckerwassers durch

Das geübte Auge erkennt bereits am Flugloch, ob es dem Volk gut geht oder nicht.

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bis 22 kg bei zweiräumigen Völkern sollte am Ende der Einfütterung über-prüft werden. Diese Kontrolle kann auf mehrere Arten erfolgen. Entwe-der schätzt man das Gewicht der Völker durch leichtes Anheben der Beute oder durch Ziehen der Waben und Abschätzen der eingelagerten Futtermenge. 10 cm2 beidseitig ge-deckelte Waben entsprechen etwa 330 g Winterfutter. Beim Anheben der Beute und dem Abschätzen des Gewichtes ist eine grosse Erfahrung notwendig. Einfacher geht es mit Hil-fe einer Federwaage. Der abgelesene Wert entspricht ungefähr der Hälfte des Gesamtgewichtes. Davon müssen das Leergewicht der Beute, etwa 1 bis 2 kg für die Bienen und 2 bis 3 kg für

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40 Schweizerische Bienen-Zeitung 9/2008

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die Bienen berücksichtigt, spricht das Preisargument sicher nicht mehr ge-gen das gekaufte, fertige Futter.

Nur gesunde und starke Völker einwinternZur Wintervorbereitung gehört neben der Fluglochbeobachtung auch eine genaue Kontrolle der Bienenvölker auf Volksstärke und vor allem auf Weisel-richtigkeit. Im September weisellose Wirtschaftsvölker müssen sang- und klanglos aufgelöst werden. Sie erholen sich nicht mehr zu überwinterungsfä-higen Völkern und entwickeln sich im kommenden Frühjahr auch nicht zu stattlichen Frühtrachtvölkern. Die Ver-abreichung von zusätzlichem Futter ist hier fehl am Platz. Solche Völker sind zudem äusserst krankheitsanfällig und ihnen droht die Gefahr, ausgeräubert zu werden.

Bei der Kontrolle muss unbedingt auch auf andere Anomalien, wie flügellose Bienen oder lückenhafte Brutnester, geachtet werden. Damit hier aber keine Fehlschlüsse gezogen werden, sind minimale Kenntnisse von Brutkrankheiten und deren Aussehen erforderlich. Nur so werden schnell und zuverlässig Unregelmässigkeiten im Bienenvolk entdeckt. Regelmässiges

Besuchen von Veranstaltungen zum Thema Bienenkrankheiten schult das Auge und fördert das Verständnis. Während Brutkrankheiten meist erst bei intensiver Kontrolle am offenen Volk auffallen (Ausnahme: starker Befall mit Kalkbrut), lassen sich viele Krankheiten der erwachsenen Bienen schon am Flugloch oder gleich beim

Öffnen der Beute feststellen. Auf den ersten Blick können allfällige Sympto-me noch auf verschiedene Krankhei-ten hinweisen. Aber erst dasgenaue Hinschauen schafft Klarheit. Häufig ist zur exakten Diagnose eine Laborun-tersuchung notwendig.

Viele Krankheiten der erwachsenen Bienen können am frühen Morgen am

ein ideales Brutnest, bei welchem sich der imker keine Sorgen machen muss.

Bienenfutter im Portionen-beutel ist eine zeitsparende Fütterungs-methode.

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41Schweizerische Bienen-Zeitung 9/2008

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Flugloch erkannt werden. Abnormales Verhalten, sowie flugunfähige, krab-belnde oder hüpfende Bienen deuten auf eine Erkrankung hin. Tracheenmil-ben schwächen die Bienen durch Hä-molymphe-Entzug («Bienenblut») und Verstopfung der Atem organe (Trache-en). Auch die Darmkrankheiten wie Nosematose, Ruhr und Maikrankheit schwächen die Bienen.

Die Krankheiten der erwachsenen Bienen sind meist von äusseren Fak-toren wie Umwelt- und Haltungsbe-dingungen abhängig. Eine medika-

mentöse Behandlung ist weder nötig noch zulässig.

Virenkrankheiten sind noch we-nig erforscht. Sie treten häufig als Folge des Varroabefalls in Erschei-nung. Eine Virenbekämpfung ist im Moment generell noch nicht mög-lich. Wichtig ist die Erkenntnis, dass durch die Varroa bekämpfung nur die Milben, nicht aber automatisch auch die andern Krankheiten elimi-niert werden. Dadurch sind vielleicht auch die oft grossen Bienenverluste in der Vergangenheit zu erklären, die

trotz vermeintlich rechtzeitiger und gründlicher Varroabekämpfung auf-traten.

Die Kontrolle zur Einwinterung der Bienenvölker gibt Aufschluss über den Futtervorrat für den Winter. Sie ermöglicht aber auch noch ein letztes Aussortieren alter Waben.

Auflösen von BienenvölkernBienenvölker, die zum Auflösen be-stimmt sind, werden vorerst einmal mit einer Kreide gekennzeichnet. Erst am Schluss, wenn der ganze Stand durchkontrolliert ist, wird mit der Auflösung der vorgemerkten Bienen-völker begonnen. Würden während der Kontrolle gleich die Bienenvölker aufgelöst, könnten die restlichen Völ-ker nicht mehr ruhig durchgesehen werden, da in kürzester Zeit überall Bienen umherfliegen und ihren Bie-nenkasten suchen würden.

Das Auflösen von nicht überwinte-rungswürdigen Bienenvölkern kann auf verschiedene Arten erfolgen. Die folgende Methode hat sich gut bewährt: Auf dem Magazinstand dienen ein bis zwei Leerzargen als Wabenknecht. Beim Auflösen ei-nes Bienenvolkes werden sämtliche Waben samt Bienen in diese leeren Zargen umgehängt. Danach wird das alte Magazin vollständig von den restlichen Bienen befreit und vom Platz entfernt. Nach ungefähr einer viertel bis einer halben Stunde werden die besetzten Waben in ei-ner Entfernung von etwa 50 m vom alten Standort auf einen zuvor auf dem Boden ausgebreiteten Papier-sack abgekehrt. Da am alten Stand-ort jetzt kein Magazin mehr steht, in welches die Bienen zurückfliegen können, müssen sie sich bei andern Bienenvölkern einbetteln. Da die Bienen vorher im Wabenknecht genügend Futter aus den Waben aufnehmen konnten, erhalten sie ohne weiteres Zutritt in ein ande-res Volk. Am Schluss werden die leeren Magazine sauber gereinigt, desinfiziert und nötigenfalls wieder instand gestellt. Ein paar Tage spä-ter werden diese Magazine wieder am alten Platz aufgestellt und mit Reservevölkern respektive Ablegern bevölkert.

eine Königin und das Vor-handensein junger Brut bestätigen die weiselrichtig-keit des Bienen-volkes.

Jungvölker sind das A und O in der mo-dernen und er-folgreichen im-kerei. Sie sind die Zugpferde der nächsten Saison.

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Der WinterstandplatzIm September werden die Wander-plätze verlassen und die Winter-standplätze bezogen. Die Wander-plätze werden sauber und ordentlich verlassen, so wie wir sie anzutreffen wünschen. Allfällige Flurschäden oder Schäden an Weidezäunen sind wie-der in Ordnung zu bringen. Beachten Sie dazu auch die Wanderregeln des VSWI (siehe Arbeitskalender in der Schweizerischen Bienen-Zeitung vom März 2008). Auch wenn dieses Jahr der Honigsegen vielerorts ausblieb, wird der Grundeigentümer des Wan-derplatzes mit einem grosszügigen Honiggeschenk entschädigt.

Ein idealer Überwinterungsstandort ist so zu wählen, dass er im nächsten Früh-jahr gleich die erste Frühtracht bietet, damit sich die Bienen rasch entwickeln können. Ein gut besonnter und windge-schützter Waldrand bietet unseren Bie-nen ein optimales Winterquartier.

BIENENKRANKHEITENSiehe auch den «Schweizerischer Bie-nenvater», Band 2

Bienenkrankheiten, die der Imker unbedingt kennen sollteEs fängt ganz harmlos an. Die Bienen merken meist sehr schnell, wenn et-was in einer Brutzelle nicht stimmt. Sie knappern den Deckel auf und räumen die Zelle aus. So entstehen Brutlücken. Kommen aber die Stockbienen mit der Putzarbeit nicht mehr nach, entdeckt man da und dort einzelne Zelldeckel mit einem kleinen Loch. Man muss aber schon genau hinsehen. Es könn-te sich nämlich auch um eine kleine Öffnung kurz vor der Vollendung des Zelldeckels handeln, hinter welchem eine gesunde Larve im beginnenden Streckmadenstadium liegt. Mit einiger Übung erkennt man rasch den Unter-schied zwischen «noch nicht fertig» und «aufgebissen».

geNügeNd JuNgvöLker bILdeN

Die heutige Situation mit Brutkrankheiten verlangt eine überreiche Anzahl an Jungvölkern, welche bekanntlich das Rückgrat einer Imkerei bilden. Nicht umsonst heisst es: «Die Jungvölker von heute sind die Rennpferde von morgen.» Idealerweise werden jedes Jahr für 50 bis 100 % der Wirt-schaftsvölker Jungvölker gebildet.

Vor dem einlogieren der Völker sollte man den Jung-volkkasten reinigen und ausflammen.

Dieses Volk muss nicht not-wendigerweise krank sein. eine genaue Analyse ist aber unbe-dingt angezeigt.

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43Schweizerische Bienen-Zeitung 9/2008

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symptome mögliche ursachen gegenmassnahmen

Lückiges Brutnest ohne die alte Königin, Stockbienen Königin wechselnunten beschriebenen Symptome räumen anormale Brut aus oder Volk auflösen.

Durchlöcherte Zelldeckel Zelle wird gerade verdeckelt normale Erscheinung, (meist im Übergangsbereich nähere untersuchung zur offenen Brut), abgestorbene Larve oder Puppe

Einzelne dunklere Zelldeckel abgestorbene Larve oder Puppe nähere untersuchung

abgestorbene sackförmige Sackbrut (Sackbrutvirus, SBV) Im Zweifel denLarven mit wässrigem Inhalt, oft eine Folge von Varroabefall Bieneninspektor verständigen,später sich bräunlich Varroabekämpfung einleiten,verfärbend und durch Reizfütterung denschiffchenförmig eintrocknend Putztrieb anregen.

Weissliche, hart werdende Kalkbrut, Pilzkrankheit Standort auf Bienen-Larven, später grau-schwarz (Ascosphaera apis) tauglichkeit überprüfenverfärbend, sie finden sich (Standklima, Besonnung ...),oft auch zahlreich durch Reizfütterung denam Boden und am Flugloch. Putztrieb anregen.

Offene Brut gelblich bis braun Europäische Faulbrut anzeigepflichtige Krankheit,verfärbt; Zelldeckel dunkel, oder Sauerbrut, den Bieneninspektorlöchrig eingesunken; Larven Bakterienerkrankung verständigen.braun bis dunkelbraun verfärbt, (Mellissococcus pluton)zusammenfallend; bei streichholzprobe nicht Faden ziehend; zu dunklem Schorf eintrocknend, der sich nicht mit der Zellwand verbindet.

Wie Europäische Faulbrut, amerikanische Faulbrut anzeigepflichtige Krankheit,jedoch bei streichholzprobe oder Faulbrut den BieneninspektorFaden ziehend. Larven zu Bakterienerkrankung verständigen.dunklem Schorf eintrocknend, (Paenibacillus larvae)der sich fest mit der Zellwand verbindet.

Kalkbrut• Verursacher dieser häufigsten Brut-krankheit ist ein Pilz namens As-cophaera apis, dessen Sporen am Bienenstand allgegenwärtig sind. Sie gelangen von aussen oder über das Futter an die Bienenlarve, von der sich der wachsende Pilz ernährt, um erneut Sporen zu bilden. Einzel-ne Kalkbrutzellen sollte man zwar beachten, sie rechtfertigen aber kaum einen Eingriff, denn letztlich gibt es kein wirksames Medikament gegen die Kalkbrut. Bei starkem Be-fall kann der Wechsel der Königin den gewünschten Erfolg bringen. Stark befallene Tiere müssen dabei aber entnommen und sachgerecht entsorgt werden.

Sackbrut• Der Name drückt es schön aus, wie sich die Sackbrut von andern Brutkrankheiten unterscheidet, die ebenfalls mit einer Braunfärbung der Larven einhergehen. Ihre Haut wird vom verursachenden Virus nicht zersetzt, weshalb sie sich mit einer Pinzette unversehrt aus der Zelle entnehmen lässt. Der wässri-ge Inhalt der Larve bildet dabei ein Säcklein, deshalb auch der Name.

Übersicht einiger wichtiger Bienenkrankheiten und der notwendigen Bekämpfungsmassnahmen.

Europäische Faulbrut (Sauerbrut)• Diese Bakterienkrankheit wird auch «Gutartige Faulbrut» genannt. Die-ser verharmlosende Name gilt aber nur im Vergleich zu ihrem Namens-vetter, der «Amerikanischen Faul-brut». Bereits die Rundmaden wer-den bei der Futteraufnahme mit den Bakterien infiziert. Im Unterschied zur Amerikanischen Faulbrut zieht die Flüssigkeit der abgestorbenen Larven keine Fäden (Streichholztest). Sie trocknen aus und werden viel-fach von den Bienen ausgeräumt. Die Amerikanische Faulbrut hinge-gen hinterlässt einen fest mit der Zellwand verbundenen «Schorf».

Kalkbrutmumien auf dem Gitterboden.

Von Sackbrut befallene Larve.

wabe mit Sauerbrut.

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44 Schweizerische Bienen-Zeitung 9/2008

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Folgende Faktoren begünstigen den Krankheitsausbruch:

Ein schlechter Putztrieb. Dieser ïnimmt während der Schwarm-stimmung und bei fehlender Tracht ab.Ungünstige Wetterbedingungen ïim Frühjahr. Diese führen zu ei-nem schleppenden Austausch der Winterbienen durch neue Bienen. Die Winterbienen überaltern und sind gestresst.Anfälligkeit für Brutkrankheit – ïsie kann erblich bedingt sein.Hoher Varroabefall – ein Haupt- ïfaktor für die Entwicklung der Sauerbrut. Möglicherweise wur-de eine wenig effektive Varro-abehandlung durchgeführt oder diese gar unterlassen.

Die Verbreitung erfolgt sowohl durch die Bienen bei Räuberei und Bienenverflug als auch durch den Im-ker beim Vereinigen gesunder und kranker Völker, durch Austausch von Waben, durch Verfüttern von Honig und Pollen mit Krankheits-keimen und durch Provozieren von Räuberei, wie das Ausleckenlassen von Waben oder Honiggefässen. Oftmals trägt auch der Kleinimker zur Verbreitung von Krankheiten bei, weil er sich von seinen schwa-chen Völkern nicht trennen kann. Solche Völker überleben den Win-ter in der Regel nicht und werden von starken Völkern ausgeraubt.

Hier gilt das Sprichwort: «Hast du Räuberei, hast gemacht eine Eselei!»

Amerikanische Faulbrut• Lässt sich die Larve nicht als Säck-lein aus der Zelle ziehen, ist aller-höchste Wachsamkeit geboten. Un-erfahrene Imker sollten unbedingt einen Fachmann (Bieneninspektor) zurate ziehen. Zieht die Masse bei der Streichholzprobe einen Faden, der an eine kaffeebraune Gummi-lösung erinnert, handelt es sich mit grosser Wahrscheinlichkeit um die Amerikanische Faulbrut. Endgülti-ge Sicherheit bringt eine Laborun-tersuchung.

Befallene Brutzellen können vom Imker leicht übersehen werden. Spä-

testens im Herbst, nach Beendigung der Brutperiode oder bei starker Ein-schränkung der Brutaktivität sind die folgenden Symptome gut sichtbar: stehen gebliebene Brutzellen, einge-fallene und löchrige Zelldeckel von Brutzellen, unregelmässiges oder lü-ckenhaftes Brutnest.

Die Verbreitung dieser ebenfalls bakteriellen Krankheit erfolgt wie bei der Sauerbrut durch die Bienen oder durch den Imker – indem er die Waben nicht oft genug erneuert, infiziertes Futter verfüttert, gesun-de und befallene Völker vereinigt, ein erkranktes Volk oder infizierte Waben kauft. Versucht der Imker die Krankheit selber in den Griff zu bekommen, ohne den Bienen-inspektor zu informieren, schafft er eine Infektionsmöglichkeit für frem-de Bienen.

Ruhr• Abkoten im Bienenkasten kann durch unverträgliches Winterfutter verursacht werden wie zum Beispiel Waldhonig, Fruchtsäfte oder unrei-nen Zucker. Zur sogenannten Ruhr kommt es bei besonders langen Flugpausen im Winter oder durch gravierende Störungen der Bienen in der Jahreszeit mit Minustempe-raturen. Man findet ebenfalls flug-unfähige Bienen und braune Kotfle-cken überall im Bienenkasten.

Maikrankheit• Auch die Maikrankheit kann mit der Nosematose verwechselt werden. Der Kot ist hierbei aber fest und die Bienen werden ihn nur schwer los. Bei Wassermangel infolge längerer

Flugpausen, denen schon eine reich-liche Pollentracht vorangegangen ist, bilden sich vor dem Stand Grüpp-chen flugunfähiger Bienen. Biegt man ihren Hinterleib etwas durch, scheint die gelbe Kotblase, die fast das gesamte Innere ausfüllt, zwi-schen den Segmenten hervor. Durch Druck tritt der Kot als gelbe Paste aus. Eine rechtzeitige Fütterung mit dünnem Honigwasser dient der Ver-flüssigung des Darminhaltes.

Virosen• Bis heute wurden etwa 18 verschie-dene Bienenviren beschrieben (sie-he auch «Bienenviren, Teil 1» SBZ 3 / 2008 und «Bienenviren, Teil 2» SBZ 5 / 2008). Häufig verursachen sie kein typisches Krankheitsbild. Sie sind latent vorhanden und können sich unter Stresssituationen stark ver-mehren. Viren können über die durch Nosema apis zerstörte Darmwand oder durch das Saugloch der Varroa-milbe in die Hämolymphe («das Bie-nenblut») eindringen. Bienenviren spielen mit grosser Wahrscheinlich-keit auch eine Rolle beim Bienen-sterben.

Es gibt noch weitere, weniger bedeu-tende Bienenkrankheiten oder krank-heitsähnliche Erscheinungen, die sich im Einzelfall durchaus dramatisch äu-ssern können. Wer sich das Verhalten gesunder Bienen einprägt, erkennt schnell Anomalien. Sind die Ursachen nicht schlüssig, wird der Bienenins-pektor beigezogen.

Bienenkrankheiten können durch gute Imkerpraxis aller Imker und Imkerinnen weitgehend vermieden werden. Dazu gehören hauptsäch-lich sauberes Arbeiten, regelmässiges Reinigen der Imkerwerkzeuge (auch zwischen den Arbeiten an Völkern), regelmässiges Ersetzen der Waben, Vermeidung von Räuberei und regel-mässige Kontrolle der Bienenvölker. Nur wer seine Bienen und ihre Be-drohungen kennt, kann sie optimal unterstützen.

Der Streichholztest weist auf Faulbrut hin.FO

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honig erfolgreich vermarktenHonig in bester Qualität zu produzieren, fällt den meisten Imkern nicht schwer. Schliesslich haben sie sich mit Leib und Seele ihrem Hobby verschrieben. Doch wenn die Bienen so richtig fleissig sind und viel Honig produzieren, stellt sich für manchen die Frage: Wie bringe ich das flüssige Gold an den Kunden? Das Verkaufen ist schliesslich nicht jedermanns Sache.

Arbeiten im oktober

MARGRITH MESSMER UND

HEINRICH LEUENBERGER, VSWI

Erfolgreich verkaufen bedeutet, die allgemein gültigen Gesetze

der Vermarktung zu beachten und in eine eigene Strategie umzuset-zen. Es gibt viele Wege, die zum Erfolg führen. Jeder muss den für sich optimalen Weg herausfinden. Dabei ist es hilfreich, die vier Säulen des Marketings zu kennen und für die eigene Situation sinnvoll umzu-setzen.

Grundsätze des MarketingsDie Fachbegriffe des Marketings mögen zunächst recht theoretisch tönen. Sie beinhalten jedoch ganz konkrete Elemente, wie sie auch bei der Vermarktung des Honigs zur An-wendung gelangen. Wir Imker sind in der Regel Direktvermarkter, also müssen wir uns mit den folgenden vier Bereichen befassen:

Werbung und Kundeninformation1. Vertrieb und Vertriebswege2. Sortiment und Produktqualität3. Preiskalkulation und Preisgestaltung4.

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1. Werbung und KundeninformationGrundsätzlich geniessen unsere Bie-nen und damit auch wir Imker/-innen sowohl in der Öffentlichkeit als auch in der Presse ein positives Ansehen. In letzter Zeit dominieren allerdings vermehrt negative Schlagzeilen das Pressebild. Vom rätselhaften Bienen-sterben ist die Rede, vom Streptomy-cin Einsatz gegen den Feuerbrand in Obstanlagen und damit verbunden möglichen Antibiotikarückständen im Honig. Das Gerücht der Überalte-rung der Imkerschaft hält sich hartnä-ckig, auch wenn Zahlen eine andere Sprache sprechen. Andererseits wird in der Öffentlichkeit mehr und mehr zur Kenntnis genommen, dass Bienen über den Honigeintrag hinaus mit ih-rer Bestäubungsleistung für Kultur- und Wildpflanzen eine ganz wichti-ge ökologische Aufgabe erfüllen. Wir Imker/-innen haben generell den Ruf, uns nicht nur für die Bienen, sondern für die Natur ganz allgemein einzuset-zen. Wir gelten als bodenständig und das Hauptprodukt unserer Bienen, der Honig, steht als Inbegriff eines reinen Naturproduktes.

Bei all diesen positiven Aspekten fehlt aber in aller Regel der direkte Bezug zu den Imkern in der näheren Umgebung. Wer sind sie? Wo sind sie zu Hause? Haben sie eine Internetad-resse? Kann man direkt bei ihnen Ho-nig kaufen? Oder ganz konkret, was nützen all die positiven Meldungen dem Honigverkäufer? Was kann der einzelne Imker tun, um mehr Kun-den zu gewinnen und mehr Honig abzusetzen? Welche Massnahmen bringen Erfolg?

Nachfolgend bringen wir eine Zu-sammenstellung von Massnahmen, welche bei den landwirtschaftlichen Direktvermarktern erfolgreich einge-setzt werden und die besonders für Imker/-innen mit grösseren Honigmen-gen von Nutzen sein könnten.

PrintmedienInserate in Tageszeitungen erzielen meist wenig Resonanz. Besser ist es, mit einem aktuellen Thema in den redaktionellen Teil der Zeitung zu ge-langen. Erfolgreiche Direktvermarkter verfolgen das Ziel, mindestens einmal

eine schöne Präsentation hilft bei der honigver-marktung: Deckel, etikette und Siegel sind aufeinander abgestimmt und bei jedem Glas gleich an-geordnet.

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46 Schweizerische Bienen-Zeitung 10/2008

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im Jahr mit einem Artikel in der Lokal-presse zu erscheinen. Dies kann ein aktuelles Thema sein, wie zum Beispiel der Besuch einer Schulklasse im Bie-nenhaus.

Interessanter sind Gemeindeblätter. Diese werden sehr gut gelesen und die Kosten für eine Anzeige sind meist ge-ring. Grundsätzlich sollte eine Anzeige aktuell, konkret und produktbezogen sein und möglichst etwas Neues ent-halten, wie zum Beispiel «Frisch ge-schleuderter Blütenhonig» oder «Wie-der neu im Angebot: Waldhonig».

Werbetafeln an der Strasse machen regelmässig auf eine Honigverkaufs-stelle aufmerksam und prägen sich dadurch ins Gedächtnis der Vorbei-fahrenden ein. Wer die Möglichkeit zum Aufstellen eines Werbeschildes hat, sollte diese nutzen. Eine Abklä-rung bei der Gemeinde lohnt sich, da verschiedene Vorschriften eingehalten werden müssen.

DirektwerbungKundenbriefe mit Angeboten oder Informationen über die Imkerei sind eine gute Möglichkeit, um die eigenen Stammkunden stärker an sich zu binden und am Betriebsgeschehen teilhaben

zu lassen. Viele Imker erzielen mit die-ser Art der Kundenbindung sehr gute Erfolge und auch die Umsätze steigen nach einer solchen «Mailingaktion» oft erkennbar an.

Es ist wichtig, die Wünsche und Be-dürfnisse seiner Stammkunden zu erfah-ren, um darauf reagieren zu können.

Was schätzen meine Kunden bei • mir?Welche Zielgruppen kaufen vorwie-• gend bei mir ein und welche sollte ich noch stärker bearbeiten?Welche Angebote kommen bei • meinen Kunden besonders gut an und welche zusätzlichen Wünsche haben sie?Was kann ich noch verbessern?•

AktionenImker/-innen engagieren sich immer wieder in der Öffentlichkeitsarbeit. Meistens verfolgen sie das Ziel, allge-meine Informationen über die Imke-rei und Bienen zu vermitteln. Gezielte Aktionen zur Kundenwerbung und Kundenbindung sind dagegen eher selten. Wenn möglich, sollten Imker Kooperationspartner suchen, mit de-nen sie gemeinsam eine Aktion oder auch mehrere durchführen können.

Beispiele solcher Aktionen sind:Ein Frühstücksbuffet oder «Brunch» • für bestimmte Zielgruppen mit ver-schiedenen Honigsorten. Am besten in Kooperation mit einem Bäcker, der auch den entsprechenden Ho-nig in seinem Sortiment anbietet.Eine Glühweinnacht im Dezember. • Statt «normalen» Glühwein gibt es warmen Met mit entsprechenden Gewürzen.Die Teilnahme am Dorffest mit De-• gustation und Verkaufsstand.

Es gibt viele Möglichkeiten, mit Aktio-nen auf sich und seine Bienenproduk-te aufmerksam zu machen und neue Kunden zu gewinnen. Die Kunst ist, sie möglichst zielgerichtet und effek-tiv durchzuführen, ohne sich dabei zu verzetteln.

Messen und AusstellungenInformationsstände an Messen oder bei öffentlichen Veranstaltungen die-nen mehr der allgemeinen Informa-tion über die Imkerei als dem einzel-nen Direktvermarkter. Dennoch ist es sinnvoll, im Rahmen eines Imkerver-eins, sich bei solchen Gelegenheiten vorzustellen und sein Angebot darzu-bieten.

honigstand: An einem sai-sonalen Markt kann der ho-nigverkäufer leicht mit seinen Kunden ins Gespräch kommen.

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2. Vertriebswege Nachdem die Elemente der Kunden-gewinnung bekannt sind, muss die Frage beantwortet werden, auf wel-chen Wegen der Honig zu den Kun-den gelangt und worauf dabei zu achten ist. Bekanntlich verkaufen die meisten Imker ihren Honig direkt an der Haustür oder an Marktständen. Aber es gibt auch gute Gründe, die Vermarktung per Versand oder mit-tels Wiederverkäufer in Betracht zu ziehen.

Es gibt wohl keine ande-re Organisation, die ähn-lich viele Verkaufsstellen zu bieten hat und so den Direktverkauf an den Kun-den nutzen kann. Aller-dings sind nicht alle Imker auch Ho-nigverkäufer. Manche betreiben die Imkerei nur als Liebhaberei und sind Honigverschenker. Auch kann eine Verkaufsstelle mit nur einem einzigen Produkt, zum Beispiel einer einzigen Honigsorte, nicht wirklich rentabel be-trieben werden. Es fehlen die Umsät-ze, um Arbeitszeit und Standgebüh-ren finanzieren zu können. Trotzdem müssen auch Imker/-innen mit nur wenigen Völkern eine ansprechende

Verkaufskultur pflegen und die ge-setzlichen Auflagen betreffend Glas, Deckel und Etikette strikte befolgen. Honig gehört nun wirklich nicht mehr in Konfitüren- oder gar Gurkengläser. Auch die Zeiten, als Honig noch ohne Etikette verkauft werden konnte, sind endgültig vorbei.

Eine wirklich professionelle Ver-marktung ab Imkerei ist nur sinnvoll, wenn der Standort eine hohe Kun-denfrequenz verspricht und ein ent-

sprechendes Sortiment vorhanden ist. Gleiches gilt auch für den Verkauf auf Märkten wie Wochen-, Saison- und Weihnachtsmärkten. Mit einem grösseren Sortiment lassen sich bei entsprechender Kundenzahl höhere Umsätze erzielen. Besonders Spezial-märkte, die nur ein oder wenige Male im Jahr stattfinden, sind für Imker sehr geeignet. Kann man dann noch ein grösseres Sortiment mit Bienenpro-dukten anbieten, so können auch mit

einem Honigstand grössere Umsätze erzielt werden, welche die Kosten ei-nigermassen decken.

Beim Lieferdienst gilt die Regel: «Kommt der Kunde nicht zu mir, gehe ich zu ihm!» Diese Verkaufsstrategie dürfte wiederum nur interessant sein, wenn ein grösseres Sortiment ange-boten werden kann.

Die Honiglieferung per Post kann durchaus erwogen werden. Imker die ihren Betrieb zum Beispiel direkt im

Tourismusgebiet haben, können durch gezieltes Ansprechen von Ferien-gästen einen grösseren Teil ihres Honigs per Ver-sand vermarkten. Hier

sollten die Kunden die Möglichkeit haben, ihre Bestellung übers Internet aufgeben zu können.

Verkauf über Dritte ist eine weitere Möglichkeit des Vertriebes. In Frage kommen zum Beispiel Reformhäuser, Drogerien oder Käsereien. Gegen ei-nen Rabatt auf den Verkaufspreis kön-nen Geschäfte und Verkaufsstellen als Vertriebsstellen für den eigenen Ho-nig genutzt werden. Gerade für Im-ker mit grösserer Honigmenge bietet

Die gesetzlichen Richtlinien betreffend Glas, Deckel und Etikette

sind strikte einzuhalten.

eine der besten Kaufmotiva-tio nen ist die honig-degustation.

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sich diese Zusammenarbeit an. Damit können Kosten und Arbeitszeit bei der Vermarktung eingespart werden.

Die besten Möglichkeiten zur Ver-marktung unserer Bienenprodukte bie-ten aber Wochen- oder Saisonmärkte und vor allem Weihnachtsmärkte. Wenn man bedenkt, dass die meisten

3. Sortiment und Produktequalität

Die regale und Verkaufs-flächen sollten immer optimal gefüllt werden.

Kaufentscheidungen vor Ort spontan getroffen werden, verleiht dies der Art und Weise der Warenpräsentation ei-nen besonders hohen Stellenwert. Ei-nige mögen jetzt denken: «Was kann man mit Honiggläsern schon ausrich-ten?» oder «Ich mit meinen zwei Sor-ten kann sowieso nicht mit anderen

mithalten». Das ist weit gefehlt, denn jedes individuell erzeugte oder herge-stellte Produkt ist etwas Einzigartiges, ebenso wie der Hersteller auch. Diese Einzigartigkeit sollte man seinen Kun-den bewusst machen.

Beste Qualität – eine Selbst-verständlichkeitNeben der Sortimentsbreite ist die Pro-duktequalität entscheidend für einen dauerhaften Erfolg. Dass die gesetzli-chen Anforderungen an Lebensmittel erfüllt werden und gegebenenfalls die Richtlinien für Siegelimker des VDRB oder die noch strengeren Vorgaben für SUISSE GARANTIE Honig und andere Bienenprodukte eingehalten werden, ist eine Selbstverständlichkeit. Darü-ber hinaus erwarten die Kunden einen streichfähigen, in der jeweiligen Sorte geschmacklich gleich bleibenden Ho-nig. In den letzten Jahren haben viele Imker gelernt, diese Verbraucherwün-sche weitgehend zu erfüllen.

Die Menge macht es ausEs gibt einige Grundregeln für eine professionelle Warenpräsentation, die an die verschiedenen Verkaufsorte angepasst werden müssen. So sollte stets mit grossen Mengen gearbeitet werden. Das heisst, dass die Regale oder die Präsentationsflächen immer gut gefüllt sein müssen. Dies setzt vor-aus, dass immer ein genügender Vor-rat vorhanden sein muss. Wenn gegen Ende eines Verkaufstages die Vorräte immer kleiner werden, wird die Prä-sentationsfläche entsprechend verklei-nert. Üppige Mengen vermitteln das Gefühl, aus dem Vollen schöpfen zu können und reizen den Kunden, auch einmal grössere Mengen zu kaufen. Um etwas Auflockerung in die ein-heitlichen Gläser zu bringen, können diese zu kunstvollen Türmen gestapelt werden. Diese sollten aber eine solide und feste Unterlage haben. Ein Turm sollte nicht perfekt zusammengebaut

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sein, einige wenige Gläser sollten lose herumstehen. Sonst zögert der Kun-de, zuzugreifen.

Einheitliches AussehenBei der Produktbezeichnung sollte stets Einheitlichkeit herrschen. Alle Schilder, auf denen die verschiedenen Honigsorten sowie der Preis angege-ben sind, sollten die gleiche Aufma-chung haben. Optimal wäre natürlich eine mit einem Logo des Imkers ver-sehene Etikette, welche wie alle übli-chen Werbemittel den Wiedererken-

nungswert des Imkers steigert. Und wenn schon ein eigenes Logo, sollte sich dieses möglichst auf allen Infor-mationsblättern wiederholen. Die Eti-ketten sollten möglichst einfach und verständlich gestaltet sein, denn der Kunde mag es einfach, übersichtlich und unkompliziert. Und wie bereits er-wähnt, müssen die gesetzlichen Auf-lagen unbedingt erfüllt sein.

Atmosphäre schaffenEinen wichtigen Wohlfühlfaktor stellt die Verkaufsatmosphäre dar.

Entsprechende Dekorationsmateriali-en können für eine angenehme At-mosphäre sorgen. Die ausgewählten Gegenstände und Materialien sollten selbstverständlich zum Betriebsimage passen und dieses besonders her-vorheben. Auch hier sollte auf einen hohen Wiedererkennungswert hin-gearbeitet werden. Bei mobilen Ver-kaufsständen ist es wegen der meist engen Platzverhältnisse besonders wichtig, dass die Dekoration die Pro-dukte hervorhebt, sie aber niemals in den Hintergrund rückt.

Kaufanreize durch Honig degustation Honig ist ein wertvolles Lebensmittel, aber kein Grundnahrungsmittel. Er gehört also nicht zwangsläufig jede Woche in den Warenkorb wie zum Beispiel Brot und Butter. Aus diesem Grund muss der Verkäufer Kaufanrei-ze schaffen wie eben mit einer Honig-degustation. Hierbei werden alle Sinne der Kunden angesprochen, was weit mehr überzeugt als nur eine schöne Etikette auf dem Glas. Dabei spielen auch die Beratung durch den Verkäu-fer und das Gespräch mit dem Kun-den eine entscheidende Rolle, die Ef-fizienz wird dadurch deutlich erhöht. Auch die Nachhaltigkeit einer solchen überzeugenden Produktepräsentation ist nachgewiesenermassen grösser. Bei einer Honigdegustation empfiehlt es sich, eine Produkteauswahl von nicht mehr als fünf verschiedenen Produk-ten zu treffen.

Zusatzinformationen erhöhen die AttraktivitätUm die Attraktivität des Honigs zu erhöhen, sollten für den Kunden Zusatzinformationen bereitgehalten werden. Das kann zum Beispiel ein Faltblatt zur Honiggewinnung oder noch besser ein Infoblatt des Imkers selbst sein. Dadurch können sich die Kunden eher mit dem Produkt und dem Imker identifizieren. Ein kleines Blatt mit einigen Honigrezepten wird immer gern mitgenommen. Wichtig ist aber, dass auch hier der Wiederer-kennungswert ersichtlich ist. Die Im-keranschrift mit der Telefonnummer darf selbstverständlich nicht verges-sen werden.

Auch beim Verkauf über einen Zwi-schenhändler spielt die Pro-duktepräsenta-tion eine ganz wichtige rolle.

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Professionelles Auftreten des VerkäufersWenn überall über erstklassige Pro-duktequalität gesprochen wird, er-staunt es doch immer wieder, dass in einem Verkaufsgespräch der sach-liche Inhalt und das Produkt selbst nur eine untergeordnete Rolle spielt. Selbstverständlich kann der Imker sei-ne Produkte gerade in einem direkten Kundengespräch überzeugend präsen-tieren und seine Kompetenz in diesem Fachgebiet deutlich machen. Das lässt

sowohl den Imker als auch das Produkt zu etwas Besonderem werden, denn der bei weitem grösste Anteil an der Wirkung einer Person hat nicht das «Was», sondern das «Wie», also das Aussehen, die Körpersprache und die Lautstärke. Dabei wird der erste Ein-druck nur selten korrigiert. Eine wirk-lich gute Verkaufspersönlichkeit besitzt gute Fachkenntnisse und zeichnet sich durch ein positives und sicheres Auf-treten aus. Ihre Professionalität ist dabei geprägt durch eine individuelle

Ehrlichkeit und Echtheit, die ihre Person ausmacht und auch so wahrgenom-men wird. Eine übertriebene Freund-lichkeit dagegen wird vom Kunden so-fort als Anbiederung erkannt und eher skeptisch betrachtet.

Fragen als wichtiger Bestand-teil des VerkaufsgesprächsAuch Fragen sind wichtig in einem Verkaufsgespräch. Sie können der Er-mittlung von Kaufwünschen dienen oder helfen, Kaufentscheidungen zu

Die etikette muss die gesetzlichen Auflagen erfüllen und soll gleichzeitig für den Kunden attraktiv sein.

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Mit einem grösseren Sortiment lassen sich höhere Um-sätze erzielen.

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treffen. Fragen können die Kauflust und damit den Umsatz steigern und Schwung in ein Gespräch bringen. Ent-scheidend dabei ist es, offene Fragen zu stellen – so dass der Kunde nicht einfach mit ja oder nein, sondern mit einem ganzen Satz antworten kann. Als typisches Beispiel ist es falsch zu fragen: «Kann ich etwas für Sie tun?» Die Antwort lautet schlimmstenfalls: «Nein», und das Gespräch kommt gar nicht erst zustande.

Besser sind «W-Fragen»: «Was kann ich für Sie tun?» Mit dieser Fra-getechnik gelangt man eher an In-formationen und kann im folgenden Gespräch daran anknüpfen. «W-Fra-gen» sollten nicht nur zu Gesprächs-beginn, sondern prinzipiell genutzt werden, um dem Kunden die Mög-lichkeit zu geben, sich mitzuteilen. «Welche Sorten hatten Sie bisher?», «Wofür haben Sie den letzten Honig verwendet?» Aus jeder Mitteilung er-hält der Imker Informationen, die er «gewinnbringend» ins Gespräch mit-einbeziehen kann, indem er beispiels-weise neue Sorten und Verwendungs-möglichkeiten vorstellt und am besten auch noch probieren lässt.

FazitBedienen Sie Ihre Kunden so, wie Sie selbst bedient werden möch-ten. Schauen sie mit den Augen der Kunden und hören sie mit den Ohren der Kunden. «Der Kunde ist König», heisst es zu Recht. Er verdient die vol-le Aufmerksamkeit des Verkäufers.

Schliesslich muss auch noch überleget werden, zu welchem Preis das Produkt verkauft werden soll. Bei den meisten Imker/-innen dürfte dieser Punkt nicht von allzu grosser Bedeutung sein, da der Honig ohne grössere Anstrengung abgesetzt werden kann. Anders sieht dies beim Nebenerwerbsimker aus, der sich mit seiner Imkerei eine zu-sätzliche Einnahmequelle verschaffen möchte. Wie soll hier die Preisgestal-tung für die verschiedenen Produkte angegangen werden? Wie kalkuliert der Handel?

Die Preise sind bei verschiedenen Imkern sehr unterschiedlich. Es wäre aber sehr wünschenswert, ein einheit-liches Preisniveau anzustreben. Hier ist die Solidarität der Imker, die zum Teil auf den Honigverkauf angewiesen sind, gefordert.

Als Grundsatz für die Preisgestal-tung gilt, dass die Herstellungskosten gedeckt sein sollten. Dazu kommt noch ein Aufschlag für die Vermark-tung. Imker/-innen sollten sich bewusst machen, dass die Direktvermarktung einen eigenen Betriebszweig darstel-len kann. Für diesen sind Investitionen nötig, Arbeitszeit und andere Kosten fallen an. Diese Aufwendungen müs-sen von der Direktvermarktung ge-deckt werden können, damit sie ren-tabel ist. Ein Betriebszweig der nicht rentiert, wird nicht dauerhaft erhalten bleiben.

Eine durchdachte Preisgestaltung erfasst sämtliche Einflussgrössen rund um das zu vermarktende Pro-dukt und ermöglicht es, einen ge-rechten Preis festzulegen. Höhere Qualität erfordert eben auch einen höheren Preis.

4. Angemessene Preise festlegenAbLAuF eINes verkAuFsgespräcHs:

Freundliche Begrüssung, idealerweise Kunden mit • Name ansprechen.Offene Freundlichkeit signalisieren durch Mimik, • Gestik und Körperhaltung.Bei «nur» schauenden Kunden nach angemessener • Zeit eine W-Frage stellen.Aufmerksam zuhören.• Auf Kundenwunsch eingehen.• Kundenwunsch in eigenen Worten wiederholen.• Kunden Zeit geben für eine Kaufentscheidung.• Freundliche Verabschiedung – auch wenn nichts • gekauft wurde.

Für eine Degustation oder eine gute Präsentation helfen ein einheitliches erschei-nungsbild der Produkte.

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Kerzen gegossen, gerollt oder gezogen –Vorbereitungsarbeiten für das weihnachtsgeschäftWer auf dem Weihnachtsmarkt neben seinem Honig auch noch andere Bienenprodukte anbieten will, sollte rechtzeitig mit den Vorbereitungsarbeiten beginnen. Besonders Kerzen sind jetzt gefragt.

Arbeiten im november

HEINRICH LEUENBERGER UND JOSEF BRUNNER,

VEREIN SCHWEIZER WANDERIMKER

Bald riecht es landauf und landab wieder nach Glühwein und flüssi-

gem Kerzenwachs. Die Zeit der Weih-nachtsmärkte steht vor der Tür. Für viele Imker ist es eine gute Gelegen-heit, ihre Imkerkasse etwas aufzubes-sern, auch wenn das lange Draussen-an-der-Kälte-Stehen und die klammen Finger nicht jedermanns Sache sind. Es ist auch eine einzigartige Gelegenheit, neue Kunden zu gewinnen oder mit der breiten Bevölkerung in Kontakt zu treten. Schon so manche Unklarheit über Bienen und Imker liess sich so aus dem Weg räumen. Geschäftstüchtige verkaufen nicht nur ihre Honige, son-dern auch andere Bienenprodukte wie Pollen oder Apitherapieprodukte. Auf besonderes Kundeninteresse stossen aber fast überall selber gegossene, gezogene oder gerollte Bienenwachs-kerzen. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt, ob die Kerzen ein-zeln oder in schmucken Arrangements zum Kauf angeboten werden.

Persönliche VorliebenBei der Herstellung von Kerzen mit Bienenwachs stehen im Wesentlichen drei Methoden zur Verfügung:

Rollen von Mittelwänden• Giessen in Formen • Ziehen durch das Eintauchen des • Dochtes in flüssiges Bienenwachs

Für welches Verfahren man sich ent-scheidet und wie man seine Kerzen gestalten will – eher kunstvoll oder klassisch – ist eine Geschmacksfrage. Während sich mit gerollten Mittelwän-den oder auch mit gegossenen Ker-zen, je nach Form und Ausführung,

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beides verwirklichen lässt, zwingt das «Tauchen» eher zur Schlichtheit. Dies ist aber kein Nachteil, vielen Kunden gefällt dies. Die runden und sich nur in Dicke und Höhe unterscheidenden Kerzen werden, oftmals im Gegen-satz zu Zierkerzen, im täglichen Ge-brauch gerne angezündet, und das ist schliesslich auch das Ziel des Ker-zenherstellers. Bei der Auswahl des Verfahrens gilt es zu bedenken, dass für das Tauchverfahren eine etwas grössere Wachsmenge benötigt wird, während man beim Giessen schon mit wenig Wachs zum Ziel kommt und da-bei das Wachs nahezu bis zum letzten Rest verwerten kann.

Sauberes Wachs – eine zwingende VoraussetzungWährend es für die Mittelwandher-stellung ausreicht, das Wachs mit einem feinen Sieb von Schmutzteil-chen zu reinigen, führt dies bei Ker-zenwachs unweigerlich zur Frustra-tion. Ungereinigtes Wachs führt zu flackernden, knisternden oder gar Funken sprühenden Kerzenflammen, und am Docht zeigt sich schnell eine wachsende Russfahne. Es sind die Pollen- und Propolisreste, die ein ru-higes und vollständiges Abbrennen der Kerze verhindern.

Will oder kann man die etwas auf-wendige Wachsreinigung nicht selbst

wachsengel als Vorboten der kommenden weihnachtszeit.

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durchführen, ist es besser, auf spezi-ell gereinigtes Kerzenwachs aus dem Imkereifachhandel zurückzugreifen. Dieses wird in Blöcken oder, was zur Dosierung vorteilhafter ist, seit eini-gen Jahren auch als Pastillen für die Herstellung von gegossenen und getauchten Bienenwachskerzen an-geboten.

Wer den Aufwand nicht scheut, sein eigenes Wachs zu verarbeiten, muss es einer mehrfachen Reinigung unter-ziehen. Einfaches Filtrieren führt nicht zum Erfolg. Man nutzt die reinigende Wirkung von Wasser-dampf und hält das Wachs lange flüssig. So kann das Wachs geklärt werden, wo-bei feine Schwebeteil-chen nach unten sin-ken. Dazu werden die im Laufe des Jahres gewonnenen Wachs-klumpen gesammelt und im Dampfwachsschmelzer erneut eingeschmolzen. Aufschwimmende gröbere Schmutzteile werden mit ei-nem Sieb oder Tuch entfernt. Das flüs-sige Wachs wird nun «dampfheiss» in einen Eimer gegossen, in welchem sich bis zu 2–3 cm hoch Wasser befindet. Zur möglichst langsamen Abkühlung kommt der Eimer in eine Wärmekiste oder unter eine isolierende Haube. Je länger das Wachs flüssig bleibt, desto mehr Schmutz- und Schwebeteilchen

sinken nach unten in die Wasser-schicht und können nach dem Er-kalten vom Wachsboden abgekratzt werden. Dieser Vorgang sollte ein- bis zweimal wiederholt werden.

Schliesslich wird das Wachs im Was-serbad zwei bis drei Tage flüssig ge-halten. Der oben aufschwimmende, saubere und klare Anteil wird abge-schöpft und in einer Form zu «Wachs-barren» gegossen. Diese eignen sich bestens zur Kerzenherstellung.

Bienenwachs hat einen ganz eige-nen, ein wenig honigartigen, warmen

Duft, der sich durch die Wärme der bren-nenden Kerze noch verstärkt entfaltet. Der Duft brennender Bienenwachskerzen hängt in erster Linie von dem zuletzt in den Waben gespei-cherten Honig ab. Besonders aromati-

sche Honigernten bewirken eine ent-sprechend aromatische Wachsduftno-te. Diese sollte jedoch immer dezent sein und niemals aufdringlich in die Nase steigen.

Die Kunst des KerzengiessensDie Herstellung von gegossenen Bie-nenwachskerzen erfordert neben viel Zubehör und einer gründlichen Vor-bereitung auch viel Zeit und Ruhe. Ebenso muss genügend Arbeits- und

Abstellfläche vorhanden sein. Kerzen giessen sollte man in einem gemütli-chen, warmen Raum, denn Bienen-wachs braucht eine hohe Raumtem-peratur, um die für die Verarbeitung notwendige Geschmeidigkeit zu erreichen. Wachs sollte aus Sicher-heitsgründen immer im Wasserbad geschmolzen werden. Dazu sind zwei Töpfe notwendig: Ein Wachstopf für das Kerzengiessen und für das Was-serbad ein grösserer Kochtopf mit ei-ner Wassertemperatur von 68 °C (Bie-nenwachs schmilzt bei 64 °C). Neben den Töpfen gehören alte Tücher, Plas-tikfolie zum Abdecken der Arbeitsflä-che und Hölzchen für die Dochtbefes-tigung zur Grundausstattung.

Als Giessform können die verschie-densten Formen verwendet werden: Sei es eine Milchpackung, eine Alu-dose, eine Kokosnussschale oder ein-fach eine Aushöhlung in festgepress-tem Schnee (siehe «Schneekerzen», SBZ 12 / 06). Heute können auf dem Markt aber auch die verschiedensten Silikonkautschuk-Gussformen gekauft werden. Damit müssen Gussformen

Eine brennende Bienenwachskerze erfreut Menschen-

herzen und verbreitet eine harmonische Stimmung.

Aus Silikonkautschuk-Gussformen entstanden auch diese lebensechten Tierwachsfiguren.FO

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Gegossene Bienenwachs-kerzen am wanderimker-stand des im-kerkongresses in Appenzell.

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nicht mehr selber hergestellt werden. Wenn nicht schon vorhanden, wird in den Boden der Gussform ein Loch für den Docht gebohrt. An das Ende des Dochtes wird ein Knoten geknüpft. Der Docht wird dann in der richtigen Richtung in die Form eingezogen und oben möglichst straff an ein quer ge-legtes Holzstäbchen gebunden. Damit kein Wachs ausläuft, kann die Form ins Wasser gestellt werden. Das Loch lässt sich mit Knetwachs oder einem Klebe-band abdichten. Am einfachsten wird zuerst eine dünne Schicht eingegos-sen. Sobald diese erstarrt ist, wird der Rest nachgefüllt. Wenn vorgewachste Dochte mit Standplättchen verwendet werden, so sollte man diese erst nach dem Eingiessen in das schon etwas abgekühlte Wachs stellen.

Das flüssige Wachs wird am bes-ten in die Mitte der Form gegossen. Verunreinigungen am Rand sind spä-ter an der Kerzenoberfläche zu se-hen und können entfernt werden. Zum Abkühlen lässt man die Kerzen während etwa 6–10 Stunden voll-ständig auskühlen, bevor sie aus der Form gelöst werden. In Kunststoff

oder Glas gegossene Kerzen lassen sich leichter aus der Form lösen, wenn sie für etwa 10 Minuten in den Kühlschrank oder noch besser in ei-nen Tiefkühler gestellt werden.

Beim Tauchen den richtigen Rhythmus findenZum eigentlichen «Tauchen» oder «Kerzenziehen» braucht es ein ge-wisses Mass an innerer Ruhe. Um das nötige Feingefühl zu entwickeln, ist es ratsam, nicht gleich mit einem Gestell für mehrere Kerzen zu be-ginnen, sondern die Kerzen zuerst einzeln zu tauchen. Bringt man am oberen Docht ende eine Schlaufe an, kann man die Kerzen bequem an einer Häkchenleiste aufhängen und mehrere nachein ander tauchen – so kühlen sich die Kerzen immer wieder genügend ab. Ohne diese Abkühlung werden die Kerzen beim Eintauchen nicht grösser. Um die Kerzen optimal wachsen zu lassen, werden sie rasch in das flüssige Wachs getaucht und dann etwas langsamer und schön gleichmässig wieder herausgezo-gen. Ist man zu schnell, entwickeln sich Rillen und Falten. Ist man zu langsam, wächst die Kerze nicht. Beim Herausziehen soll das an der Kerze herunterlaufende Wachs zu-rück in den Topf mit dem flüssigen Wachs fliessen, andernfalls erstarrt das Wachs in unerwünschten Falten an der Kerzenoberfläche.

Die Form der Kerzenspitze lässt sich durch die Eintauchtiefe bestimmen. Taucht man am Anfang weniger tief und dann kontinuierlich tiefer ein, ent-steht eine sich nach oben verjüngende Kerze. Taucht man am Anfang gleich bleibend tief und zwischendurch im-mer mal wieder etwas weniger tief ein, entsteht eine eher runde Form. Bei dickeren Kerzen ergibt sich dies fast zwangsläufig.

Auf den Docht kommt es anDas Herzstück der Kerze ist der Docht. Grundsätzlich gilt die Regel: Je dicker die Kerze, desto stärker der Docht. Es gibt Rund- und Flachdoch-te. Flachdochte haben im Gegensatz zu Runddochten keine Richtung. Beim Zuschneiden auf die richtige Länge darf man nicht vergessen, dass der Docht an der Kerzenspitze 1½ cm übersteht und unten auch ein klei-nes Stückchen herausschauen muss. An einer Seite ist der Runddocht et-was abgeflacht. Dort erkennt man im Webmuster ein «V». Die Spitze des «V» zeigt immer das untere Ende des Dochtes an. Die Flammenseite ist in Richtung der Öffnung des «V», also oben. Das richtige Einlegen des Dochtes in die Kerze sollte unbedingt beachtet werden, da dies für das Brennverhalten wichtig ist.

Die geplante Kerzendicke bestimmt die Dochtstärke. Wird sie zu gross gewählt, brennt die Kerze zu schnell

Gezogene Bienenwachs-kerzen, gerade, gedreht oder mit wachs-abschnitten geschmückt.

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eINIge TIpps, dAMIT kerzeN gLeIcHMässIg uNd LANge breNNeN:Kerzen standfest, senkrecht und nicht zu nahe beieinander aufstellen.1. Beim Anzünden den Docht nicht beschädigen und den Brennteller sauber halten. Keine 2. Zündholzresten neben dem Docht liegen lassen.Zugluft, Klimaanlagen und Heizkörper stören und führen zu einseitigem Abbrennen.3. Bei nachglimmendem Docht oder bei dicken Kerzen den noch weichen Docht in das flüssige 4. Kerzenwachs tauchen und dann wieder gerade aufrichten.Bei dicken Kerzen kann die Flamme zum Russen neigen. Kürzen Sie den Docht bis auf etwa 5. 8 mm mit einer Dochtschere.Dicke Kerzen müssen längere Zeit brennen, entsprechend ihrem Durchmesser, bis sich auch 6. der Kerzenrand erwärmt hat. Bei zu kurzen Brennzeiten brennen dicke Kerzen hohl.Brennt die Kerze ungleichmässig, wird der Docht vorsichtig in die Richtung des höheren 7. Kerzenrandes gebogen.Sollte Wachs einmal auf eine nicht geschützte Unterlage topfen, so kann der Tropfen leicht 8. mit einem Fliesspapier und einem der Stoffart angemessen aufgewärmten Bügeleisen ent-fernt werden.Beim Ausblasen der Kerzen die Hand hinter die Flamme halten und auf das flüssige Wachs 9. achten.

Werden diese Brennregeln beachtet, steht der Freude am Licht der Kerzen nichts im Wege.

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Für eine Kerze von 60 mm Durch-messer sollte man also auf keinen Fall einen 2er Docht benutzen. Für diese Wachsmenge ist der Docht zu klein – beim Abbrennen würde die Kerze ausgehöhlt und ein Rand würde ste-hen bleiben. Ist der Docht aber zu dick gewählt, brennt die Kerze sehr schnell ab, wobei unnötig viel Wachs herunter läuft. Auch wäre die Flam-me zu gross und zu warm. Aus die-sen Überlegungen geht hervor, dass der Docht, das Herzstück der Kerze, hauptverantwortlich für ein gutes Brennen ist. Ausprobieren und da-mit Erfahrungen sammeln, gehören aber auch zum Kerzengiessen. Damit Kerzen gut brennen, muss bei di-ckeren Kerzen der Docht ab und zu geschnitten werden – das sollte man auch den Kunden mit auf den Weg geben.

Nach dem Giessen der Bienen-wachs kerzen beziehungsweise nach dem Herausnehmen aus den Silikon kautschukformen sollte die Spitze des Dochtes kurz in flüssiges Bienenwachs eingetaucht werden. Nicht nur lässt sich die Kerze so besser anzünden, sie sieht auch hübscher aus.

Rollen und immer wieder rollenBienenwachskerzen können auch aus Wachsblättern gerollt werden. Im Ge-gensatz zu gegossenen oder getauch-ten Kerzen ist hier punkto Verbren-nungen weniger Vorsicht notwendig. Das Kerzenrollen aus Wachsblättern eignet sich daher bestens, um auch mit kleineren Kindern reizvolle Weih-nachtsgeschenke zu basteln.

Einige Punkte müssen aber gleich-wohl beachtet werden:

Raumtemperatur:• Kalte Bienen-wachswaben (gemeint sind immer Mittelwände) können beim Aufrol-len leicht brechen. Die Waben soll-ten deshalb bereits einen Tag vor dem Verarbeiten bei einer Tempe-ratur von 22 °C gelagert werden.Zuschneiden: • Mit der Länge und der Höhe der Mittelwand werden die Masse der Kerze bestimmt. Für das Zuschneiden eignet sich am besten ein Japanmesser. Wer-den Bienenwaben diagonal ge-schnitten, so entstehen dreieckige

Wabenstücke, die sich zu kegel-förmigen Kerzen mit spiralmuster rollen lassen.Dochtauswahl:• Für gerollte Kerzen gelten in der Regel dieselben Docht-nummern wie für gegossene oder gezogene Kerzen. Je nach Kompakt-heit der gerollten Wabenstücke kann unter Umständen der Docht eine Nummer kleiner gewählt werden.Rollen:• Zuerst wird ein kurzes Stück der Bienenwabe (etwa 1 cm) über eine Kante gezogen, am besten über ein Lineal. So fällt es leichter, die Wabe gleichmässig aufzurollen. Der Docht wird in den gebogenen

Docht 2: Christbaumkerze Ø 13–15 mmDocht 4: Tafelkerze Ø 20–25 mmDocht 6: kleine Gesteckkerze Ø 30–35 mmDocht 8: grosse Gesteckkerze Ø 35–40 mmDocht 12: Taufkerze Ø 45–50 mm

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Bienenwachskerzen aus Mittelwandwaben gerollt.

ab. Ist der Docht zu schwach, brennt sich die Flamme in die Kerze hinein und wird möglicherweise erlöschen, oder es bleiben Ränder stehen, die vor allem beim Wiederanzünden zum Tropfen der Kerze führen. Als Anhalts-punkt für die im Imkereifachhandel angebotenen Runddochte nachfol-gend ein paar Richtwerte:

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Rand der Wabe gelegt, etwas ein-gerollt und dann gut zusammen-gedrückt. Jetzt wird der Docht nochmals gestreckt. Nun wird die Bienenwabe möglichst eng aufge-rollt, sodass die Schichten sich gut miteinander verbinden können. Ist ein Wabenstück bis an sein Ende aufgerollt, kann ein weite-res Stück angesetzt werden.Schmücken: • Kerzen können zusätzlich mit ausgeschnitte-nen Wabenteilen oder Gold-wachsfolien verziert werden. Mit «Guetzli»-Formen können Sterne, Monde oder Herzen ausge-stochen werden. Mit einem Messer können leicht auch beliebige andere Formen entworfen werden. Wenn die Wabenstücke für das Ausste-chen zu hart sind, lassen sie sich mit einem Föhn weich und biegsam machen. Wird mit einer Form am

Ende der aufgerollten Wachsplatte eine Figur ausgestochen, entsteht eine negative Verzierung. Bei sym-metrischen Formen kann auch nur die Hälfte ausgestochen und die-se dann spiegelverkehrt angelegt werden.

Schichttechnik:• Mittelwandstücke können auch schichtweise aneinan-dergeklebt werden. Dazu werden Mittelwände in die gewünschte Form (Quadrate, Dreiecke) geschnit-ten, mit einem Föhn erwärmt und aufeinander gedrückt. Der Docht wird dabei zwischen die mittleren Teile geklemmt.

Gefahren nicht unterschätzen!So schön das Kerzenherstellen sein kann – so verheerende Folgen kann es haben. Wie bereits erwähnt, soll-te der Hobby-Kerzenhersteller sein Wachs immer im Wasserbad erhit-zen. Das Schmelzen dauert so ziemlich lange. Es ist aber der sicherste Weg. Dabei darf kein Wasser in das Wachs gelangen. Unter strikter Aufsicht kann Wachs auch direkt auf dem Herd ge-schmolzen werden. Die Schmelzgefäs-se müssen aussen aber ganz sauber sein. Schon ein paar Tropfen Wachs auf der Herdplatte können ziemlich viel Dampf und Gase erzeugen!

Heutzutage muss ja schon davor gewarnt werden, Haustiere im Mikro-wellenofen zu trocknen, weil dies für die Tiere gesundheitsschädlich sein kann. Also seien Sie bitte nicht böse, wenn wir darauf hinweisen, dass Wachs beim Schmelzen heiss, ja so-gar sehr heiss wird und man sich dar-an gefährlich verbrennen kann. Wird Wachs zu heiss, verdampft es. Diese Dämpfe können für den Menschen gesundheitsschädlich sein. Im Extrem-fall können sie sich sogar entzünden. Dazu ist nicht einmal ein Funke not-wendig. Beim Versuch, brennendes Wachs mit Wasser zu löschen, kann ein sehr gros ser Feuerball entstehen. Man darf nie versuchen brennendes Wachs mit Wasser zu löschen, son-dern soll das Feuer mit einer Löschde-cke oder einem passenden Deckel er-sticken. Eine Erfahrung, die man nicht unbedingt selber machen muss!

Kerzenruss besteht fast nur aus Kohlenstoff, der bekanntlich nicht gif-tig ist. Gesundheitlich bedenklich ist

aber die Aufnahme von kleinsten Russpartikeln in die Lunge. Dies gilt auch für allenfalls im Wachs enthaltene Schadstoffe. Auch aus diesem Grund sollte bei der Ker-zenherstellung immer auf saube-res und reines Bienenwachs sowie

auf die richtige Dochtstärke geachtet werden. Kerzen dürfen nicht russen! Auch sollte beim Abbrennen genü-gend frische Luft vorhanden sein.

Kerzen sollen immer nur unter Aufsicht abgebrannt werden: In jeder Kerze, so klein sie sein mag, steckt das Potenzial, Ihre Wohnung abzu-brennen!

Brennendes Wachs nie mit Wasser löschen! Das Feuer mit einer Löschdecke oder einem Deckel ersticken.

Kunstvolle Bienenwachs-kerzen und -figuren in allen Grössen und Formen zusammen mit weiteren Bie-nenprodukten am Stand von Silvia huwyler im Marktzelt des imker-kongresses in Appenzell.

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57Schweizerische Bienen-Zeitung 11/2008

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Vom Bienenwachs zum GlastellerWas vor über sechs Jahren begann, ist heute eine Erfolgsgeschichte. Josef und Beatrice Brunner eröffneten im Jahre 2002 das Atelier «Bea Naturprodukte» in Sursee. Stets nach dem Motto «Schuster bleib bei deinen Leisten» wuchs das Atelier zur heutigen Grösse heran.

JOSEF BRUNNER, VEREIN SCHWEIZER WANDERIMKER, SURSEE

Fährt man vom Spital Sursee hin-unter Richtung See, ist das Haus

mit dem grossen Rosengarten in der scharfen Linkskurve nicht zu über-sehen. Mitten in der ganzen Rosen-pracht steht unauffällig ein Schild mit dem Hinweis «Atelier Bea Naturpro-dukte». Die Idee, ein Atelier zu eröff-nen, entstand vor über sechs Jahren, als wir entdeckten, dass unsere Bie-nenwachskerzen, die wir schon frü-her hergestellt hatten, gefragt waren. Warum sollte man dazu nicht einen Verkaufsraum einrichten? So wurde im Untergeschoss des Hauses ein Ate-lier eingerichtet. Anfänglich wurden

gelbe Bienenwachskerzen und eige-ner Honig verkauft. Bald kamen auf Kundenwunsch weisse Bienenwachs-kerzen hinzu, Rosen, Glasplatten und diverse Geschenkartikel.

Kerzen aus reinem Bienen-wachsUnsere Kundschaft setzt sich neben vielen treuen Privatkunden auch aus einem immer grösser werdenden Kreis von Firmenkunden zusammen. Bienenwachskerzen, die von Hand gefertigt worden sind, bereiten am meisten Freude und sind sehr beliebt. Wir bieten Kerzen in über hundert verschiedenen Grössen und Formen an. Da gelbe Bienenwachskerzen oder gedrehte Kerzen nicht mehr gefragt sind, wurden diese aus dem Sortiment genommen, sodass nur noch weisse Bienenwachskerzen, die sich besser zum Dekorieren eignen, hergestellt werden.

«Glasfusing» – das etwas andere HobbyIm Laufe der Zeit äusserten immer mehr Kunden den Wunsch, zu den schönen Bienenwachskerzen auch gleich einen Unterteller zu kaufen, damit das Geschenk komplett sei. So kamen wir auf die Idee, Glastel-ler ins Sortiment aufzunehmen, wel-che wir auch gleich selber herstellen

würden. Im Atelier «kiArt Glasdesign» ([email protected]) fanden wir den richtigen Partner, wo nun bei Bedarf Glasteller und -platten herstellt und im Atelier angeboten werden.

Hinter dem Begriff «Glasfusing» verbirgt sich die Technik der ofen-geformten Glasgestaltung mit ihrer unendlichen Vielfalt. Diese Technik ist ein über 2000 Jahre altes Glasver-arbeitungsverfahren, welches in den letzten dreissig Jahren wesentlich weiter entwickelt wurde. Vorausset-zung für dieses Hobby ist das Wissen um die Eigenschaften des Glases und das kreative Experimentieren mit dem Werkstoff Glas.

In der heutigen Zeit werden mit Hil-fe von Glasschneidern und Brechzan-gen aus farbigen Glasplatten, kleinen zerstossenen Glasstücken, dünnen Glasfäden oder hauchdünnen Glas-plättchen individuelle Glaskreationen

Beim Kreieren einer Glas-schale im Atelier «kiArt Glasdesign».

Mit Glas bestückter Brennofen.

individuelle Glasobjekte, dekoriert mit Bienenwachskerzen.

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58 Schweizerische Bienen-Zeitung 11/2008

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Atelier bea NaturprodukteSeehäusernstrasse 33, 6210 Sursee, Tel: 041 921 43 93öffnungszeiten:Montag bis Samstag, 8 uhr bis 11 uhr oder nach telefonischer Vereinbarung

erstellt. Diese werden in speziellen Brennöfen bei einer Temperatur von 780 bis 850 Grad zu einer Glasplatte verschmolzen. Dieser Brennvorgang dauert, abhängig von der Dicke und Dimension des Glases, etwa 10 bis 15 Stunden. Die so entstandenen Glas-

platten werden in einem weiteren Brennvorgang bei 680 bis 730 Grad in Formen zu Glasschalen und Glasob-jekten weiter verarbeitet. Jedes so ent-standene Glasobjekt ist ein in Handar-beit hergestelltes Unikat. Das fertige Glasprodukt ist exklusiv und individu-ell, mit einem eigenen Charakter, ge-prägt durch Farbe, Licht und Form.

Nicht nur BienenprodukteDer Erfolg des Ateliers «Bea Natur-produkte» ist nicht zuletzt den treuen Kunden zu verdanken. Die mit Güte-siegel ausgezeichneten Honig- und Bienenwachsprodukte sind aber nicht das Einzige, was es im Atelier Bea zu kaufen gibt. Mit der Eröffnung des Ateliers vor sechs Jahren wurde ein grosser Rosengarten angelegt, der im Sommer 2007 noch erweitert wurde. Über 2 000 Rosenstöcke werden mit viel Freude und Liebe gepflegt, was

natürlich besonders im Sommer ein sehr arbeitsintensives Hobby ist. Pri-vatkunden können im Rosengarten die Schnittrosen gleich selber auswählen. Im Rosengarten wachsen über 50 spe-zielle Sorten in diversen Farben.

rosenkerze auf schwarzem Granulat und selbst kreierter Glasplatte.

einfüllen von flüssigem Bienenwachs in Silikonkautschukformen.

weihnachtsstimmung. Albrecht Dürer rose im rosengarten.

Sepp und Beatrice Brunner in ihrem Atelier Bea.

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59Schweizerische Bienen-Zeitung 12/2008

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Die letzten Kontrollen im DezemberWer die Restentmilbung noch nicht durchgeführt hat, muss dies nun dringend nachholen.

Arbeiten im Dezember

HEINRICH LEUENBERGER,

VEREIN SCHWEIZER WANDERIMKER

Wenn die Tage kalt, nass und trüb werden, ziehen sich nicht nur

die Bienen in ihren Stock zurück. Auch uns Imker treibt es in die warme Stube. Ist die Überwinterung gut vorbereitet, gibt es auf den Bienenständen abge-sehen von gelegentlichen Kontrollen nahezu nichts mehr zu tun. Nur die Restentmilbung der Völker dürfen wir auf keinen Fall vergessen. Jetzt sind die allerletzten Tage, die noch dafür genutzt werden können.

Nachdem wir Sie nun fast durch das ganze Bienenjahr begleiten durften, möchte ich im Arbeitskalender für den Dezember noch einmal auf die drin-gend notwendige Restentmilbung auf-merksam machen. Ich weiss, dass ich mit meinen Anregungen bei den pflicht-bewussten Imkern leeres Stroh dresche. Es ist mir aber sehr wichtig, dass eben die se pflichtbewussten Imker ihre Arbeit mit der Restentmilbung nicht umsonst gemacht haben. Denn sie, oder besser gesagt ihre Bienen, sind es, die unter den Auswirkungen einer unterlassenen Winterbehandlung bei anderen Imkern zu leiden haben. Vielfach ist es nämlich so, dass wegen der Varroa eingegan-gene Bienenvölker an schönen und warmen Wintertagen von gesunden Völkern ausgeraubt werden, sich diese dabei mit irgendeiner Brutkrankheit in-fizieren und in der Folge sterben.

Behandlung bei BrutfreiheitDie Winterbehandlung gegen die Varroamilbe wird bei allen Völkern

durchgeführt, auch wenn die Ge-mülldiagnose nur einen geringen Be-fall vermuten lässt. Voraussetzung für eine gute Wirksamkeit ist die Brutfrei-heit der Völker.

Wenn die Völker keine Aktivität und über längere Zeit keinen Polleneintrag zeigen, kann man davon ausgehen, dass keine Brut mehr gepflegt wird. Bei hohen Temperaturen mache ich im Zweifelsfall eine Kontrolle. Dabei schaue ich mir einzelne Völker an, die noch sehr spät umgeweiselt haben. Diese Jungköniginnen brüten in der Regel am längsten.

Wirksame OxalsäureMit der Oxalsäure steht uns für die Restentmilbung ein hochwirksames Mittel zur Verfügung, das nahezu keine Rückstände hinterlässt. Fertig zubereitete Oxalsäurelösungen sind im Imkereifachhandel erhältlich.

Für die Verabreichung der Oxal-säure stehen dem Imker verschiedene etwa gleich wirksame Methoden zur Verfügung. Ich selber bevorzuge das Träufelverfahren. Es ist sehr einfach anwendbar. Pro Wabengasse werden etwa fünf Milliliter gebrauchsfertige Lösung mit einer Spritze oder einer Tropfflasche auf die Bienen in den Wabengassen geträufelt. Dies ent-spricht ungefähr der in untenstehen-den Tabelle angegebenen Dosis pro Volk. Bei zweizargigen Magazinvöl-kern erfolgt die Verabreichung vor-zugsweise zwischen die Zargen. Das Benetzen von Rähmchen und Wachs

volksstärke bienensitz verteilt über dosierung• schwach weniger als 1 Zarge 30 ml• mittel 1 Zarge 40 ml• stark mehr als 1 Zarge 50 ml

Biene mit Varroa und vom Flügeldeformationsvirus verkrüppelten Flügeln.

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winterbehandlung gegen Varroa nach dem Oxalsäure-Träufelverfahren. FO

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Die Gemüll-kontrolle auf einer weissen Un-terlage zeigt den erfolg der restent-milbung an.

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60 Schweizerische Bienen-Zeitung 12/2008

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vOrsIcHT!

Oxalsäure kann vom Menschen über die Haut oder die Atemwege aufgenommen werden und ist gesundheitsschädlich. Bei der Anwendung sind deshalb säurefeste Handschuhe, Schutzbrille und Imkerschutzbekleidung zu tragen. Wird Oxalsäure verdampft oder ge-sprüht, ist ein zuverlässiger Atemschutz notwendig. Bei Arbeiten mit Oxalsäure sollte im-mer ein Kübel mit Wasser bereitstehen, um allfällige Spritzer sofort abwaschen zu können. Nach der Anwendung sind Hände und Gerätschaften mit Wasser und Seife zu waschen.

SchlusswortDer zwölfte Arbeitskalender ist geschrieben und der Redaktion abgegeben. Ein Gefühl der Erleichterung macht sich bemerkbar, vorbei ist der Druck, alle 30 Tage einen Artikel abzuliefern. Unser Redaktionsteam bestand nicht nur aus so genannten «Schriftgelehr-ten», welchen das Verfassen von Berichten leicht gefallen ist. Zum Glück hatten wir Hein-rich Leuenberger, der die Autoren immer tatkräftig unterstützte.Neben Erleichterung spüren wir auch Zufriedenheit, dass wir während einem Jahr den Schweizer Imkern hoffentlich interessante und lehrreiche Beiträge bieten konnten. Die Reaktionen auf unsere Beiträge waren meist positiv, aber auch Stimmen wurden laut, un-ser Arbeitskalender sei zu sehr auf grosse Imkereien ausgerichtet. Der Strukturwandel fin-det eben auch in der Schweizer Imkerei statt, es entstehen vermehrt Nebenerwerbs- und auch vereinzelte Berufsimkereien. Imkereien mit einem wirtschaftlichen Interesse brau-chen in Zukunft auch eine Plattform, wo sie sich informieren können und ihre Anliegen und Interessen vertreten werden.Ich möchte dem Arbeitskalenderteam vom VSWI für die geleistete Arbeit herzlich danken. Gespannt warten wir auf den Kalendermann / die Kalenderfrau 2009 . Im Wissen, welche Arbeit hinter diesen Berichten steht, werden wir das Herzstück der Bienen-Zeitung in Zukunft aus einer anderen Optik lesen.Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern frohe Weihnachten und hoffentlich ein mög-lichst sorgenfreies neues Bienenjahr.

Fritz Baumgartner, Präsident VSWI

ist zu vermeiden.Auch das Verdampfen ist einfach

zu handhaben. Untersuchungen ha-ben zudem gezeigt, dass bei Einhal-tung der Vorsichtsmassnahmen wäh-rend dem Hantieren mit der Oxalsäure (Maske, Schutzbrille und Handschuhe) keine gesundheitlichen Gefahren be-stehen. Bei dieser Methode werden Oxalsäurekristalle oder Tabletten mit einem «Heizlöffel», der durch das Flugloch geschoben wird, im Volk verdampft. Die dabei auftretenden Dämpfe erfordern einen hohen Auf-wand für den Anwenderschutz (Gas-maske etc.). Bei der Verdampfungsme-thode verteilt sich der Oxalsäurenebel, der bei einer Temperatur von 104 °C entsteht, bis in den letzten Winkel der Bienenbeute und setzt sich als Staub auf die Waben und die Bienen ab.

Am besten lässt sich die Ver-dampfung bei einer Temperatur von 5–10 °C durchführen. Bei dieser Tem-peratur fliegen die Bienen nicht aus, die Dämpfe können aber in die locke-re Bienentraube eindringen. Für die Behandlung steht der Imker mit dem Rücken zum Wind, so, dass die Dämp-fe durch den Wind weggeblasen wer-den. Die Fluglöcher werden während mindestens zehn Minuten nach der Behandlung mit einem Schaumgum-mistreifen verschlossen. Der Zeitauf-wand für eine Behandlung ist mit etwa 3–5 Minuten sehr gering.

Das Besprühen aller mit Bienen be-setzten Waben mit 3 %-iger Oxalsäure im brutfreien Volk ist eine wirksame und gut bienenverträgliche Anwen-dungsform, bietet jedoch keine Vor-teile gegenüber der Träufelmethode. Wegen der Gefahr des Einatmens von feinen Oxalsäuretröpfchen, insbeson-dere bei ungünstigen Windverhält-nissen, kann ich diese Methode nicht empfehlen.

Richtige AnwendungDer Milbenfall erreicht seinen Höhe-punkt meist erst ein paar Tage nach der Behandlung und kann mehre-re Wochen dauern. Oxalsäure wird grundsätzlich nur einmal verabreicht. Höhere Dossierung und mehrmalige Anwendungen können zu Schwä-chung oder Verlust der Völker führen oder die Frühjahrsentwicklung erheb-

lich beeinträchtigen. Nicht gebrauchte Oxalsäure wird fachgerecht entsorgt, sie darf im kommenden Jahr nicht mehr verwendet werden, weil im Lau-fe der Zeit für die Bienen gefährliche Abbauprodukte entstehen.

Die Oxalsäurebehandlung ist kei-ne Hexerei. Allerdings können bereits

kleine Fehler eine grosse Auswirkung haben. Es ist deshalb wichtig, die Richtlinien genauestens zu befolgen. Der eben erschienene Imkerkalender ist dazu eine hilfreiche Lektüre. Im Zweifelsfall sind Berater und Bienen-inspektoren gerne bereit, auf Fragen eine Antwort zu geben.

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Varroabehandlung mit dem elektrischen Oxalsäureverdampfer.

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61Schweizerische Bienen-Zeitung 12/2008

ARbeitskAlendeR

Bienenprodukte – heilkraft aus dem Bienenvolk

Die Wintermonate sind eine geeignete Zeit, um sich wieder einmal die verschiedenen vom Menschen genutzten Bienenprodukte in Erinnerung zu rufen.

HEINRICH LEUENBERGER, WEIER I / E

«Willst du Gottes Wunder sehen, musst du zu den Bie-

nen gehen!» Dieser alte Spruch gilt in unserer hochtechnisierten Welt mehr denn je. Was bewegt den Menschen, sich mit den Bienen zu beschäftigen? Was führt zu dieser besonderen Liebe, oftmals gar zu einer Art Leidenschaft? Wer sich einmal von den Bienen ge-fangen nehmen liess, kommt von ih-nen nicht mehr los. Er erfährt den Um-gang mit den kleinen Flügelwesen als Bereicherung seines Lebens.

Mit der Bestäubung der Blüten leis-ten die Bienen bekanntlich für den Erhalt einer lebenswerten Umwelt und das Funktionieren einer gedeih-lichen Landwirtschaft einen enorm wichtigen Beitrag. Die meisten Imker halten Bienen aber wohl eher wegen der Faszination dieses Superorganis-mus oder auch, um ihren eigenen Ho-nig ernten zu können. Honig ist aber nicht das einzige Produkt, welches die Bienen produzieren. Sechs Ecken hat die Zelle einer Bienenwabe – sechs

Bienenprodukte nutzt der Mensch schon seit Urzeiten. Bienenprodukte werden als Nahrung, als Nahrungser-gänzung, als Bestandteile von Kosme-tika und als Medikamente in der so

genannten Apitherapie eingesetzt. In der westlichen Welt wurde diese Me-dizin zwar von den modernen Pharma-produkten verdrängt und auf wenige Anwender, meistens im Rahmen der Alternativmedizin, reduziert. In der Schweiz haben Bienenprodukte keine Zulassung als Arzneimittel. Sie dürfen deshalb nicht als Heilmittel angeprie-sen werden.

Honig – was macht ihn so wertvoll?Honig ist weit mehr als ein süsser Brotaufstrich. Sein vielseitiger positi-ver Einfluss auf den menschlichen Or-ganismus war schon unseren Vorfah-ren bekannt. Bereits in alter Literatur wird auf die antibakterielle und ent-zündungshemmende Wirkung hinge-wiesen. Vermehrt wird heutzutage die therapeutische Wirkung von gewissen Honigen bei offenen Wunden unter-sucht.

Honig besteht zur Hauptsache aus leicht verdaulichem Trauben- und

Die Biene hilft, diese wegwartenblüte zu bestäuben, indem sie Nektar sammelt.

Blüten- und Sommerhonig.

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62 Schweizerische Bienen-Zeitung 12/2008

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Fruchtzucker. Traubenzucker (Glucose) geht sofort vom Darm ins Blut über und wird von den Muskeln und dem Gehirn in Energie umgewandelt. Fruchtzucker (Fructose) dagegen wird langsam auf-genommen und zum Grossteil als Zu-ckerreserve in der Leber eingelagert. Damit ist er ein idealer Energiespen-der. Daneben enthält Honig mehr als 180 verschiedene Inhaltsstoffe. Dazu gehören für den menschlichen Or-ganismus wichtige Mineralstoffe wie Mag nesium, Phosphor und Jod wie auch Enzyme und Inhibine mit ihren entzündungshemmenden und anti-bakteriellen Eigenschaften.

Pollen – die männlichen Keim-zellen der BlütenpflanzenWer hat nicht schon einmal einer Biene auf einer Blüte beim Einsammeln von Blütenstaub zugeschaut! Dieser Blü-tenstaub besteht aus Pflanzenpollen. Die einzelnen Pollen sind nur wenige tausendstel Millimeter gross. Bienen und andere Insekten tragen bei der Sammeltätigkeit den Pollen von Blüte zu Blüte und sorgen so für die Bestäu-bung der Pflanzen. Den Bienen dient der Pollen zur Ernährung ihrer Brut. Un-ter Zugabe von Nektar kneten sie Milli-onen der mikroskopisch kleinen Pollen zu granulatartigen Kügelchen, die sie in den Körbchen ihrer Hinterbeine zum Stock transportieren. Nachdem Wis-senschaftler den hohen Wert des Blü-tenpollens für den Menschen festge-stellt hatten – führend auf dem Gebiet der Pollenforschung sind französische, russische und schwedische Experten – haben Imker einen Weg gefunden, um den Pollensammlerinnen einen Teil der Pollenladungen abzunehmen. Etwa ein Zehntel des von Bienen gesammelten Pollens kann der Imker ernten, ohne die Bienenvölker zu schädigen. Die Ern-tegeräte sind so konstruiert, dass nur die besonders grossen Pollenkügelchen abfallen. 50 solche Kügelchen wiegen etwa ein Gramm.

Gemäss der beiden Bücher von He-rold «Heilwerte aus dem Bienenvolk» und Caillas «Les vertus merveilleux du pollen» (Die wunderbaren Eigenschaf-ten des Pollens) enthalten Pollen ver-schiedene Grundstoffe, die einen po-sitiven Einfluss auf den menschlichen Stoffwechsel haben. Dabei sollen

nicht nur die Einzelbestandteile, son-dern das harmonische Zusammenspiel dieser Grundstoffe ihre Bedeutung ausmachen.

Bienen befliegen verschiedene Blüten. Pollenkügelchen unterschei-den sich deshalb in Farbe, Form und Zusammensetzung. Pollen besteht je nach Herkunft zu etwa 25 % aus Pro-teinen und zu etwa 40 % aus Kohlehy-draten. Dazu kommen bis zu neun ver-schiedene Vitamine und mineralische Spurenelemente wie Eisen, Kupfer, Kalium, Natrium, Magnesium, Kalzium und Silizium. Es wird vermutet, dass die beschriebenen Wirkungen von regel-mässig eingenommenem Pollen be-sonders auf den darin enthaltenen Pro-teinen und Vitaminen, aber auch von essenziellen Aminosäuren beruhen. Of-fenbar können 60 g Pollen den gesam-ten Tagesbedarf an Vitaminen decken. Da aber auch andere Nahrungsmittel Vitamine enthalten, genügt eine we-sentlich geringere Menge.

In der Schweiz wird nur bienenge-sammelter Pollen produziert. Die Jah-resproduktion der Schweizer Pollenim-kervereinigung beträgt gegenwärtig etwa 1 000 kg. Es wird geschätzt, dass zusätzlich noch 2–3 Tonnen aus dem Ausland importiert werden.

Pollen ist ein Lebensmittel. Es sind die für Lebensmittel gültigen gesetz-lichen Vorgaben sowie besondere Vorgaben für die Pollenproduktion zu beachten. Sie sind in der Lebensmit-telverordnung umschrieben. Weitere Auskünfte über die Verwendung von Blütenpollen erteilt die schweizerische Pollenvereinigung.

Bienenwachs – die Wiege des BienenvolkesBienenwachs wird von den Bienen in erster Linie für die Waben des Bie-nenvolkes verwendet. Es wurde aber von den Menschen seit ältesten Zei-ten noch für viele andere Zwecke gebraucht. Heute wird Bienenwachs

Bienenwachswaben, bereit zum einschmelzen für neue Mittelwände.

Frisch von Bienen ge-sammelter Pollen (rechts) und Schweizer Pollen ver-kaufsbereit im Glas (links).

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63Schweizerische Bienen-Zeitung 12/2008

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auch in der Medizin und in der Kos-metikherstellung benutzt.

Bienenwachs wird ausschliesslich äusserlich angewendet. Es wirkt an-tibiotisch und ist sehr hautfreundlich. Deshalb ist es eben Bestandteil ver-schiedener medizinischer und kosme-tischer Salben. Wärmende Bienen-wachsplatten auf die Brust gelegt, wirken wohltuend bei Erkrankung der unteren Atemwege.

Gelée royal – der Jungbrunnen aus dem BienenvolkGelée royale, auch Weiselsaft ge-nannt, ist der Königinnenfuttersaft der Bienen. Die Bienenkönigin wird ausschliesslich damit gefüttert. Damit vermag sie während der Spitzenzeiten täglich ihr eigenes Körpergewicht an

Eiern abzulegen. Die mit dieser au-ssergewöhnlichen Nahrung gefütterte kleine Bienenlarve wächst zur Königin heran.

Die beeindruckende Wirkung von Gelée royale beruht auf seiner ausser-gewöhnlich hohen Nährstoffdichte und einer geradezu phantastisch an-mutenden Wirkstofffülle.

Die zahllosen Hormone, Enzyme, Coenzyme und Vitamine sowie der enorm hohe Gehalt an Mineralstoffen sind bis heute nicht vollständig analy-tisch bestimmbar. Man ist erst recht weit davon entfernt, Wirkungszusam-menhänge klar erkennen und formu-lieren zu können.

Gelée royale lässt sich aufgrund seiner Eigenschaften wie jedes ande-re Produkt der Bienen hervorragend aufbewahren. Im Kühlschrank kann es problemlos bis zu einem Jahr, einge-froren bei –18 °C sogar mehrere Jahre lang gelagert werden.

Die Wirkung von Gelée royale auf den menschlichen Organismus ist viel-fältig. Die empfohlene Tagesdosis be-trägt 120 bis 180 Milligramm, verab-reicht über einen Zeitraum von zwei Monaten im Jahr. Mit einem pH-Wert von 2 schmeckt Gelée royale sehr sau-er. Idealerweise wird es deshalb für die Einnahme mit Honig, Müesli, Joghurt oder Quark gemischt. Es kann auch einfach aufs Brot gegeben werden.

Bienengift – der Schmerz aus dem BienenvolkBienengift wird von den Bienen beim Stechen mit dem am Hinterleibsende in einer Körperfalte liegenden Stachel in das Opfer injiziert. Im Gegensatz zu einem Stich in die Haut eines anderen Insektes bezahlt die Biene ihren Vertei-digungsstich in die menschliche Haut mit dem sicheren Tod. Beim Einstich verankert sich der Stachel mit seinen Widerhaken und wird beim Wegflug der Biene samt Giftdrüse regelrecht abgerissen. Der ausgerissene Stachel trägt einen eigenen Nervenknoten, der fortwährend die Stachelmuskulatur an-regt, so dass sie die Stechborsten tiefer und tiefer in die Haut hineinbohrt. Die ebenfalls noch anhaftende Giftdrüse und die Giftblase injizieren dabei wei-ter Gift. Die Wirkstoffmenge reicht zur lokalen Schmerz auslösung und zum Anschwellen des Stichgebietes.

Bienengift dient vor allem der Be-handlung von entzündlichen Gelenks-erkrankungen. Es hat eine starke durchblutungsfördernde Wirkung. Bei Überdosierung glaubt der Pati-ent, tatsächlich gestochen worden zu sein. Die Behandlungsstelle wird rot und heiss und schwillt sogar an wie bei einem richtigen Bienenstich. Durch das Gift wird vom Körper aus den Nebennierenrinden Cortisol aus-geschüttet. Dieses macht die Verwen-dung von Kortisonpräparaten auf na-türliche Weise entbehrlich. Für viele rheumatische Beschwerden kann so eine Entzündungshemmung erzielt werden.

Propolis – die Krankheitsab-wehr aus dem BienenvolkBienenharz, Bienenleim, Bienenkitt-harz, Kittharz oder Kittwachs, wie Propolis auch genannt wird, ist ein na-türlich vorkommendes Antibiotikum

Bei der Bienen-gifttherapie werden gezielt Stiche an vor-her bestimmte Stellen auf der haut gesetzt.

Gewinnung von Gelée royale.

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64 Schweizerische Bienen-Zeitung 12/2008

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und Antimykotikum. Es ist ein Gemisch aus vielen unterschiedlichen Stoffen, deren Zusammensetzung stark variie-ren kann. Bienen sammeln die harzi-ge Substanz von Pflanzenknospen und von Wunden verletzter Bäume. Sie be-nutzen es einerseits, um kleinere Spal-ten und Ritzen zu verschliessen, und um sich anderseits gegen Krankheits-erreger zu schützen. Dazu wird das Innere der Wabenzellen für die Brut mit einem hauchdünnen Propolisfilm überzogen. Auch im Bienenstock vor-handene, von den Bienen nicht ent-fernbare Fremdkörper oder Unrat, werden entsprechend abgekapselt.

Die keimhemmende Wirkung hat sich auch der Mensch zu Nutzen ge-macht. Ein Blick in die Geschichte bestätigt den vielseitigen Anwen-dungsbereich dieser hochwirksamen Substanz. Es fand Verwendung bei der Einbalsamierung der Mumien im alten Ägypten. Speer- und Pfeilwun-den wurden mit Propolis desinfiziert. Im Zweiten Weltkrieg wurde Propolis von der Roten Armee zur Wundbe-handlung der Soldaten verwendet. Daneben wird Propolis auch beim Geigenbau verwendet: Der berühmte Geiger Paganini hat für seine Instru-mente Propolis als Porenfüller für die Lackanstriche verwendet.

Heute wird Propolis in Form von alkoholischen Lösungen für die Al-ternativmedizin und Naturheilkunde verwendet. Ein kleiner Prozentsatz von Personen reagiert allergisch auf Propolis (die enthaltenen ätherischen Öle können beispielsweise Allergien verursachen). Normalerweise treten dann beim Kontakt mit Propolis stark

juckende, rötende Hautreizungen und Bläschen auf. Wird der Propoliskontakt vermieden, so verschwinden auch die allergischen Reaktionen. Bei bekannter Propolisallergie kann mit der Steige-rung der Dosis eine Desensibilisierung angestrebt werden.

Produkte des Bienenvolkes, Pollen, honig, wachs und Gelée royale.

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Propolis wird gewonnen, indem man den Bienen ein Kunststoffgitter über die waben legt. Von diesem lässt sich das «Kittharz» leicht ablösen.

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