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ATTRAKTION „TECHNISCHE BERUFEIN DER OSTSCHWEIZ Verfasser: Daniele Saccone, Florian Baumberger, Florian Brunner, Tobias Künzli, Thomas Tschopp Projektcoach: Prof. Dr. Wilfried Lux Praxisprojekt 3 für IHK St. Gallen-Appenzell

ATTRAKTION „TECHNISCHE BERUFE IN DER … · Erkenntnisse zu gewinnen, war ausschlaggebend bei der Wahl des IHK-Projektes. Es war spannend, ... Vertraulichkeitserklärung

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ATTRAKTION „TECHNISCHE

BERUFE“ IN DER OSTSCHWEIZ Verfasser: Daniele Saccone, Florian Baumberger, Florian Brunner, Tobias Künzli, Thomas Tschopp

Projektcoach: Prof. Dr. Wilfried Lux

Praxisprojekt 3

für IHK St. Gallen-Appenzell

FHS-Projektteam:

Florian Brunner Projektleiter Tobias Künzli

Florian Baumberger Thomas Tschopp

Daniele Saccone

Kundschaft:

IHK St. Gallen-Appenzell

Internetadresse (www.ihk.ch)

Dr. Kurt Weigelt, Direktor

Projekt-Coach:

Prof. Dr. Wilfried Lux

Eingereicht am:

07.06.2013

Vorwort I

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

Vorwort

Im Rahmen des Praxisprojektes der FHS St. Gallen, Hochschule für angewandte

Wissenschaften, wird im achten Semester des Lehrgangs Betriebsökonomie im

berufsbegleitenden Studium eine Situationsanalyse und daraus abgeleitete

Massnahmenvorschläge für Unternehmen oder öffentliche Institutionen erstellt. Das Ziel

dieses Projektes ist es, die im Studium erworbenen Kompetenzen integrativ an einem

konkreten Auftrag aus der Wirtschaftspraxis anzuwenden.

Unter Führung der Wissenstransferstelle WTT-FHS St. Gallen werden den Projektgruppen in

der jeweiligen Vertiefungsrichtung interessante Projekte zur Auswahl gestellt. Die

Herausforderung, einen für uns noch unbekannten Markt zu erforschen und neue

Erkenntnisse zu gewinnen, war ausschlaggebend bei der Wahl des IHK-Projektes. Es war

spannend, als Aussenstehende einen tiefen Einblick in die Berufsförderung zu erhalten und

die in den Medien diskutierten Angebots- und Nachfragelücken selbst zu untersuchen.

In der Folge möchten wir uns bei den Beteiligten recht herzlich bedanken. Herr Wilfried Lux

hat uns als Coach während des Semesters mit vollem Engagement unterstützt. Ein weiterer

Dank gilt dem Auftraggeber Dr. Kurt Weigelt, der uns besonders am Anfang mit nützlichen

Informationen und Tipps geholfen hat, das Projekt richtig aufzugleisen. Ebenfalls bedanken

wir uns bei den angeschriebenen Arbeitgeberverbänden, die uns bereitwillig Auskunft

gegeben, unsere Fragen beantwortet sowie eigene Vorschläge unterbreitet haben, wie das

Problem der Nachfragelücke in den technischen Berufen gelöst werden könnte.

St. Gallen, Juni 2013 Florian Brunner (Projektleiter) Florian Baumberger

Tobias Künzli Danielle Saccone

Thomas Tschopp

Management Summary I

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

Management Summary

Die IHK St. Gallen Appenzell ist Patronatspartner der Gesellschaft für Technische

Ausbildung in St. Gallen (GTA) und führt die Gesellschaft operativ. Die GTA wurde 1955 auf

Initiative von Dr. h.c. René Bühler mit dem Ziel gegründet, das Abendtechnikum St. Gallen

aufzubauen. Der Zweck der ursprünglichen GTA-Initiative war, für Arbeitsplätze aus dem

technischen Bereich in der Ostschweiz entsprechende Ausbildungsmöglichkeiten zu bieten.

Doch nicht nur die IHK ist bemüht, die technischen Berufe in der Ostschweiz zu fördern.

Auch diverse Arbeitgeberverbände und weitere Institutionen führen Aktivitäten in diesem

Bereich durch.

Dass eine Förderung der technischen Berufs dringend nötig ist, zeigt auch das

Lehrstellenbarometer des Bundesamts für Berufsbildung vom April 2012, das erneut die

Situation der letzten Jahre bestätigte: Im Bereich "Technische Berufe" (rund 100 Berufe wie

z.B. Polymechaniker, Maschinenbautechniker, Anlagenmechaniker, CNC-Fachkraft,

Nanotechniker) übertrifft das Lehrstellenangebot die Nachfrage deutlich. Sowohl die

Nachfrage als auch das Angebot ist bei den "Technischen Berufen" gegenüber 2011 leicht

gestiegen. Der Angebotsüberhang ist gegenüber 2011 um 1'000 Lehrstellen auf 6'500 im

Jahr 2012 gewachsen.

Ziele der Projektarbeit

Basierend auf der oben beschriebenen Problematik, verfolgt die vorliegende Projektarbeit

drei Ziele:

1. Eine transparente Auflistung aller in der Ostschweiz laufenden Aktivitäten der

Arbeitgeberverbände sowie weiteren Institutionen und Unternehmen soll erstellt

werden. Weiter soll daraus ein Best-Practice-Beispiel abgeleitet werden, an dem sich

andere Aktivitäten orientieren können.

2. Es soll aufgezeigt werden, wie die Schüler und Schülerinnen das aktuelle Angebot

der Berufswahlförderung wahrnehmen und welche Bedürfnisse sie zur

Berufswahlförderung haben.

3. Aufgrund des eruierten Angebots sowie der erfassten Bedürfnisse, wird ein Soll-

Zustand abgeleitet und die Lücke zum Ist-Zustand aufgezeigt. Weiter sollen konkrete

Massnahmen und Stossrichtungen vorgeschlagen werden, wie die

Berufswahlförderung der technischen Berufe optimiert werden kann.

Methodik

Um die gesetzten Ziele zu erreichen, hat sich die Projektgruppe für ein stufenweises

Vorgehen entschieden. Erst musste sich die Projektgruppe durch eine fundierte

Management Summary II

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

Sekundärrecherche mit der Thematik auseinandersetzen, um die aktuelle Situation der

Berufswahlförderung richtig einschätzen zu können. Da sehr viel Datenmaterial zu den

Bedürfnissen der Schüler und Schülerinnen vorhanden war, konnten auch die Bedürfnisse

dieser Zielgruppe durch die Sekundärliteratur analysiert werden. Anschliessend wurden die

35 von Herrn Weigelt vorgeschlagenen Institutionen mittels schriftlichem Fragebogen befragt

sowie Interviews mit 30 Personen geführt, die sich aktuell in der Lehre befinden. Die

gewonnen Erkenntnisse wurden entlang des Phasenmodells der Berufswahl aufgearbeitet.

Entstanden ist ein Modell, das von Prof. Dr. Markus Neuenschwander und Rebekka

Hartmann entwickelt wurde und den Entscheidungsprozess einer Person aufzeigt, die im

Begriff ist, sich für eine Lehre zu entscheiden.

Ergebnisse

Die Analyse der Aktivitäten der Arbeitgeberverbände und Unternehmen hat ergeben, dass

sich 80% der durchgeführten Aktivitäten auf die Phase A des Phasenmodells beziehen

(Interessensweckung). Diese finden seit mehreren Jahren statt und erreichen zu 40% eine

grössere Anzahl Teilnehmende (>50 Personen). Die Initiative der IHK wurde von allen

teilnehmenden Institutionen begrüsst, vereinzelt wurde auch explizit eine verbesserte

Koordination unter den Akteuren gewünscht. Eine detaillierte Auflistung aller Aktivitäten

findet sich ab Seite 19 des Schlussberichts.

Die Untersuchung der Schülerinnen und Schüler sowie die Befragung der Lehrlinge haben

gezeigt, dass die Eltern bei 97% die wichtigsten Bezugspersonen darstellen, wenn es um die

Berufswahl geht. Allerdings werden die Eltern in 94% der Schulen nicht entsprechend in den

Berufswahlprozess eingebunden. Weiter hat die Analyse gezeigt, dass das Internet bei 60%

der Jugendlichen als nützliches Instrument der Informationsbeschaffung für eine Lehrstelle

betrachtet wird. Doch auch die altbewährten Praktika werden bei über 80% der Befragten als

nützliche Hilfe angesehen. Besonders Interessant ist die Erkenntnis, dass 60% der Befragten

die zahlreich durchgeführten Berufsmessen als eher weniger hilfreich bewertet haben.

Schlussfolgerung

Die durchgeführte Untersuchung hat ergeben, dass das Angebot zur Berufswahlförderung

bereits heute sehr ausgebaut und qualitativ auf einem guten Level ist. Ziel weiterer

Massnahmen sollte es daher sein, das bestehende Angebot zu optimieren. Als

Hauptmassnahme schlägt die Projektgruppe eine zentrale Koordination durch die IHK vor,

mit einem jährlichen Treffen, an dem die Aktivitäten der einzelnen Verbände besser

abgesprochen werden können. Weiter sollten die Ergebnisse dieser Besprechungen auf dem

Internet in Form eines zentralen Informationsportals für technikinteressierte Schülerinnen

Management Summary III

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

und Schüler publiziert werden. Dort sollen sich Interessierte über technische Berufe und

mögliche Ausbildungsfirmen sowie über die Anzahl freier Lehrstellen informieren können.

Bei der Optimierung der bestehenden Aktivitäten sollte zudem auf einem stärkeren, aktiven

Einbezug der Eltern geachtet werden. Die Projektgruppe schlägt vor, dass bei Schulanlässen

zur Berufswahl, Eltern ihre eigenen Berufe vorstellen und so gewissermassen bewerben

können. Zudem sollte sich weitere Optimierung an dem GTA-Pass als Best-Practice-Beispiel

ausrichten, da er als einzige Aktivität mehrere Phasen des Berufswahlprozesses betreut und

den Schülerinnen und Schülern eine individuelle Entscheidungshilfe bietet.

Als finale Massnahme schlägt die Projektgruppe vor, den Frauenanteil bei den Lehrlingen

technischer Berufe zu erhöhen. Da heute erst rund zehn Prozent aller weiblichen Lehrlinge

eine technische vorziehen, muss es das Ziel sein, diesen Prozentsatz in den kommenden

Jahren sukzessive zu steigern.

Inhaltsverzeichnis IV

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

Inhaltsverzeichnis

Vorwort .................................................................................................................................... I

Management Summary........................................................................................................... I

Inhaltsverzeichnis .................................................................................................................IV

Abbildungsverzeichnis........................................................................................................VII

Tabellenverzeichnis ............................................................................................................VIII

1 Auftragsdefinition ........................................................................................................... 1

1.1 Institution ................................................................................................................. 1 1.2 Ausgangslage des Projektes ................................................................................... 1 1.3 Projektziele .............................................................................................................. 2 1.4 Vorgehen ................................................................................................................. 2 1.5 Aufbau der Arbeit ..................................................................................................... 3 1.6 Projektplanung......................................................................................................... 3

2 Theoretisches Konzept................................................................................................... 6

2.1 Hintergrund zum Phasenmodell............................................................................... 6 2.2 Das Phasenmodell................................................................................................... 6

3 Forschungsdesign .......................................................................................................... 8

3.1 Einleitung ................................................................................................................. 8 3.2 Ziele der Primärerhebung ........................................................................................ 8

3.2.1 Befragung Arbeitgeberverbände und Arbeitgeber........................................ 9 3.2.2 Schüler 7./8. Klasse ..................................................................................... 9 3.2.3 Befragung Lernende .................................................................................... 9

3.3 Erhebungsinhalt ....................................................................................................... 9 3.3.1 Arbeitgeberverbände / Branchenverbände ................................................ 10 3.3.2 Lernende .................................................................................................... 10

3.4 Erhebungsmethoden ............................................................................................. 10 3.5 Auswertungen........................................................................................................ 11

4 Ergebnisse Ist-Analyse................................................................................................. 12

4.1 Allgemeine Ergebnisse .......................................................................................... 12 4.1.1 Fokus Ostschweiz (Presseschau) .............................................................. 14 4.1.2 Fazit zur Ausgangslage.............................................................................. 16 4.1.3 Einordnung im Phasenmodell .................................................................... 16

Inhaltsverzeichnis V

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

5 Situationsanalyse.......................................................................................................... 18

5.1 Unternehmen ......................................................................................................... 18 5.1.1 Phase A (Interesse an Gegenständen und Tätigkeiten) ............................ 18 5.1.2 Phase B (Interesse an Berufen) ................................................................. 22 5.1.3 Phase C (Interesse an Ausbildungen)........................................................ 22 5.1.4 Phase D (Bewerbung auf Lehrstelle) ......................................................... 22 5.1.5 Phase E (Rückmeldung auf Bewerbung) ................................................... 22

5.2 Arbeitgeberverbände ............................................................................................. 23 5.2.1 Phase A (Interesse an Gegenständen und Tätigkeiten) ............................ 23 5.2.2 Phase B (Interesse an Berufen) ................................................................. 27 5.2.3 Phase C bis E............................................................................................. 28

5.3 Schüler / Lehrlinge................................................................................................. 28 5.3.1 Phase A (Interesse an Gegenständen und Tätigkeiten) ............................ 28 5.3.2 Phase B (Interesse an Berufen) ................................................................. 29 5.3.3 Phase C (Interesse an Ausbildungen)........................................................ 31 5.3.4 Phase D (Bewerbung auf Lehrstelle) ......................................................... 32 5.3.5 Phase E (Rückmeldung auf Bewerbung) ................................................... 32

5.4 Lehrer, Schulen, Eltern und Experten.................................................................... 33 5.4.1 Phase A (Interesse an Gegenständen und Tätigkeiten) ............................ 33 5.4.2 Phase B bis E............................................................................................. 35

6 Sollanalyse ....................................................................................................................36

6.1 Unternehmen ......................................................................................................... 36 6.1.1 Phase A (Interesse an Gegenständen und Tätigkeiten) ............................ 36 6.1.2 Phase B (Interesse an Berufen) ................................................................. 36 6.1.3 Phase C (Interesse an Ausbildungen)........................................................ 36 6.1.4 Phase D (Bewerbung auf Lehrstelle) ......................................................... 37 6.1.5 Phase E (Rückmeldung auf Bewerbung) ................................................... 37

6.2 Arbeitgeberverbände/Branchenverbände.............................................................. 37 6.2.1 Phase A (Interesse an Gegenständen und Tätigkeiten) ............................ 37 6.2.2 Phase B (Interesse an Berufen) ................................................................. 37 6.2.3 Phase C (Interesse an Ausbildungen)........................................................ 37 6.2.4 Phase D (Bewerbung auf Lehrstelle) ......................................................... 37 6.2.5 Phase E (Rückmeldung auf Bewerbung) ................................................... 38

6.3 Lehrer, Schulen, Eltern und Experten.................................................................... 38 6.3.1 Phase A (Interesse an Gegenständen und Tätigkeiten) ............................ 38 6.3.2 Phase B (Interesse an Berufen) ................................................................. 38

Inhaltsverzeichnis VI

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

6.3.3 Phase C (Interesse an Ausbildungen)........................................................ 38 6.3.4 Phase D (Bewerbung auf Lehrstelle) ......................................................... 38 6.3.5 Phase E (Rückmeldung auf Bewerbung) ................................................... 39

6.4 Übersicht Ist- und Sollzustand (Gap-Analyse) ....................................................... 39 6.4.1 Phase A (Interesse an Gegenständen und Tätigkeiten) ............................ 39 6.4.2 Phase B (Interesse an Berufen) ................................................................. 40 6.4.3 Phase C (Interesse an Ausbildungen)........................................................ 40 6.4.4 Phase D (Bewerbung auf Lehrstelle) ......................................................... 40 6.4.5 Phase E (Rückmeldung auf Bewerbung) ................................................... 41

7 Handlungsempfehlungen ............................................................................................. 42

7.1 Hauptmassnahme: Zentrale Koordination ............................................................. 42 7.2 Nebenmassnahmen............................................................................................... 44

7.2.1 Massnahme 1: Bestehende Aktivitäten optimieren .................................... 44 7.2.2 Massnahme 2: Fachbereich technische Berufe als Karriereweg

positionieren .......................................................................................................... 45 7.2.3 Massnahme 3: Berufliche Weiterbildung für Lehrpersonen fördern ........... 47 7.2.4 Massnahme 4: Frauenanteil erhöhen......................................................... 49 7.2.5 Massnahme 5: Optimierung des Ausbildungspasses (Best Practice)........ 50 7.2.6 Massnahme 6: Möglichkeit für einen nicht Aktiven Arbeitgeberverband.... 52

8 Schlusswort................................................................................................................... 54

8.1 Zielerreichung und kritische Reflexion................................................................... 56 8.2 Lessons learned .................................................................................................... 58

8.2.1 Experteninterview....................................................................................... 58 8.2.2 Vernetztes Denken..................................................................................... 58 8.2.3 Teamarbeit ................................................................................................. 58 8.2.4 Umgang mit demographischen Tendenzen ............................................... 58

Quellenverzeichnis .............................................................................................................. 60

Vertraulichkeitserklärung.................................................................................................... 62

Abbildungsverzeichnis VII

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Phasenmodell der Berufswahl ............................................................................ 6

Abbildung 2: Struktur der Erhebungen..................................................................................... 8

Abbildung 3: Lehrstellenübersicht .......................................................................................... 14

Abbildung 4: Tabelle 4: Zielgruppen der Unternehmensaktivitäten ....................................... 20

Abbildung 5: Zeitpunkt Entscheid für Lehrstelle Quelle: Befragung Lehrlinge ....................... 21

Abbildung 6: Gründe für unbesetzte Lehrstellen Quelle: BBT, 2012, S. 19 und S. 22........... 23

Abbildung 7: Zeitpunkt der AGV-Aktivitäten........................................................................... 25

Abbildung 8: Zielgruppen der AGV-Aktivitäten....................................................................... 26

Abbildung 9: Teilnehmerzahl der AGV-Aktivitäten ................................................................. 26

Abbildung 10: Praktika während der Unterrichtszeit .............................................................. 29

Abbildung 11: Unterstützung bei der Lehrstellensuche.......................................................... 30

Abbildung 12: Wunsch nach zusätzlicher Unterstützung ....................................................... 31

Abbildung 13: Behandelte Themen im Berufswahlunterricht ................................................. 32

Abbildung 14: Nachteile Praktika während Unterrichtszeit .................................................... 33

Abbildung 16: Wichtigste Schulmassnahmen........................................................................ 35

Abbildung 17: Argumente gegen eine technische Berufslehre .............................................. 55

Tabellenverzeichnis VIII

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Projektplan .............................................................................................................. 5

Tabelle 2: Erhebungsmethoden............................................................................................. 11

Tabelle 3: Aktivitäten der Unternehmen................................................................................. 20

Tabelle 4: Nutzung betrieblicher Kooperationsangebote ....................................................... 22

Tabelle 5: Aktivitäten der AGV Quelle: Befragung der Arbeitgeberverbände ........................ 25

Tabelle 6: Aktivitäten Verbände ............................................................................................. 28

Tabelle 7: Gap-Analyse Phase A........................................................................................... 39

Tabelle 8: Gap-Analyse Phase B........................................................................................... 40

Tabelle 9: Gap-Analyse Phase C........................................................................................... 40

Tabelle 10: Gap-Analyse Phase D......................................................................................... 41

Tabelle 11: Gap-Analyse Phase E......................................................................................... 41

Tabelle 12: Hauptmassnahme ............................................................................................... 43

Tabelle 13: Nebenmassnahme 1 ........................................................................................... 45

Tabelle 14: Nebenmassnahme 2 ........................................................................................... 46

Tabelle 15: Nebenmassnahme 3 ........................................................................................... 48

Tabelle 16: Nebenmassnahme 4 ........................................................................................... 49

Tabelle 17: Nebenmassnahme 5 ........................................................................................... 51

Tabelle 18: Nebenmassnahme 6 ........................................................................................... 52

Kapitel 1: Auftragsdefinition 1

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

1 Auftragsdefinition

1.1 Institution

Die IHK St. Gallen Appenzell ist Patronatspartner der Gesellschaft für Technische

Ausbildung in St. Gallen (GTA) und führt die Gesellschaft operativ. Die GTA wurde 1955 auf

Initiative von Dr. h.c. René Bühler mit dem Ziel gegründet, das Abendtechnikum St. Gallen

aufzubauen. Aus der GTA entstand später der Trägerverein der Ingenieurschule St. Gallen

(ISG). Diese wurde im Jahr 2000 in die Strukturen der heutigen Fachhochschule Ostschweiz

überführt.

Der Zweck der ursprünglichen GTA-Initiative war, für qualifizierte Arbeitsplätze in der

Ostschweiz entsprechende Ausbildungsmöglichkeiten zu bieten und somit die regionale

Wirtschaft zu stärken. Die GTA hat heute zum Ziel die Attraktivität des Ingenieurberufs und

der damit verbundenen technischen Berufslehre mit gezielten Massnahmen zu fördern.

1.2 Ausgangslage des Projektes

Das Lehrstellenbarometer des Bundesamts für Berufsbildung vom April 2012 bestätigt von

neuem die Situation der letzten Jahre: In der Branche "Technische Berufe" (rund 100 Berufe

wie z.B. Polymechaniker, Maschinenbautechniker, Anlagenmechaniker, CNC-Fachkraft,

Nanotechniker) übertrifft das Lehrstellenangebot die Nachfrage deutlich. Sowohl die

Nachfrage als auch das Angebot ist bei den "Technischen Berufen" gegenüber 2011 leicht

gestiegen. Der Angebotsüberhang ist gegenüber 2011 um 1'000 Lehrstellen auf 6'500 im

Jahr 2012 gewachsen.

Viele Ausbildungsbetriebe im Industriebereich können heute nicht die gewünschte Anzahl

qualifizierter Auszubildenden finden. Dies führte in den letzten Jahren auf vielen Ebenen

(Unternehmen, Branchenverbände, Berufsschulen, Bildungsämter) zu diversen Aktivitäten,

mehr Schüler für die technischen Berufe zu gewinnen. Heute ist ein intransparentes und

wohl auch ineffizientes "Dickicht" solcher Aktionen entstanden, die aus Sicht der IHK sich

zunehmend auch kannibalisieren.

Die IHK St. Gallen vergibt mit der Gruppe für technische Ausbildung in diesem

Zusammenhang ein Praxisprojekt mit den Aufträgen, erstens transparent darzulegen, welche

Aktivitäten heute wie, wo und warum mit Wirkung auf die Ostschweiz laufen, zweitens die

Bedürfnisse der anvisierten Schülerinnen und Schüler und der beeinflussenden Lehrkräfte zu

ermitteln und drittens daraus konzeptionelle Handlungsempfehlungen abzuleiten, die die

bestehenden Aktivitäten auf einen höheren und effizienteren Nutzwert hieven könnten. Die

genauen Ziele der Projektarbeit gestalten sich gemäss nachfolgendem Abschnitt.

Kapitel 1: Auftragsdefinition 2

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

1.3 Projektziele

Das Praxisprojekt ist erfüllt, wenn

1. eine transparente Auslegeordnung aller aktuellen in der Ostschweiz (SG, AR, AI)

wirkenden Initiativen, Aktivitäten und Angebote zur Berufswahlförderung für

"Technische Berufe" erstellt ist und diese im Gesamtbild interpretiert und gewertet ist,

2. von Schülern und Schülerinnen im 7. und 8. Schuljahr und deren Lehrkräfte nach

mindestens einer Befragung einer 7. und/oder 8. Klasse plausibel bekannt ist,

a. wie sie die aktuelle Angebotssituation wahrnehmen und nutzen,

b. welche Bedürfnisse oder Vorstellungen sie zur Berufswahlförderung für

"Technische Berufe" aus ihrer Warte haben,

3. das Projektteam auf Basis des eruierten Angebotes (Ziel 1) und der erfassten

Bedürfnisse (Ziel 2) den Gap diskutiert, allfälligen Handlungsbedarf identifiziert und

praktische, konzeptionelle Vorschläge ausarbeitet,

a. wie das grundsätzliche weitere Vorgehen aussehen könnte

b. wie das bestehende Angebot effizienter und effektiver auf die anvisierte

Zielgruppe koordiniert, abgestimmt, angepasst, um- oder ausgebaut

werden könnte

Oben genannte Projektziele lassen sich durch nachfolgend beschriebenes Vorgehen bei der

Bearbeitung des Auftrages erreichen.

1.4 Vorgehen

Bei der Bearbeitung des Praxisprojektes geht das Projektteam folgendermassen vor:

a. Aufbau von vertieftem Wissen über die Arbeitsmarktsituation der technischen Berufe.

b. Erstellung der Auftragsdefinition.

c. Erstellung des Forschungsdesigns.

d. Vollständige Primär- und Sekundärerhebung aller aktuell wirkenden Initiativen,

Aktivitäten und Angebote zur Berufswahlförderung für technische Berufe mit Wirkung

in den Kantonen SG, AR und AI.

e. Primär- und Sekundärerhebung bei Schülern und Schülerinnen im 7. und 8. Schuljahr

und deren Lehrkräfte zur Wahrnehmung und Nutzung der aktuellen

Angebotssituation sowie deren Bedürfnisse oder Vorstellungen zur

Berufswahlförderung für technische Berufe.

Kapitel 1: Auftragsdefinition 3

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

f. Aufgrund der ganzheitlichen Betrachtung der Ist-Situation wird der Gap und allfälliger

Handlungsbedarf identifiziert und interpretiert.

g. Erstellung von konzeptionellen Vorgehensweisen gemäss Zielsetzung

Aufgrund der Ausgangslage des Projektes, der Projektziele und dem Vorgehen lässt sich der

nachfolgend beschriebene Aufbau der Arbeit ableiten.

1.5 Aufbau der Arbeit

Das erste Kapitel dient der Einleitung in die Arbeit. Es wird auf die IHK eingegangen und die

Ausgangslage erläutert. Weiter wird in diesem Kapitel beschrieben, welches die Ziele der

Projektarbeit sind und wie diese Erreicht werden sollen. Das zweite Kapitel befasst sich mit

der Planung der Primärforschung. Darin wird aufgezeigt, welche Anspruchsgruppen auf

welche Art analysiert und befragt werden sollen und welche Ziele die Befragung verfolgt. Das

dritte Kapitel erläutert das Phasenmodell zur Berufswahl und beschreibt, welche Phasen (A-

E) ein Schüler oder eine Schülerin bei der Wahl einer künftigen Lehrstelle durchläuft. Zudem

soll das Phasenmodell als „roter Faden“ durch die restliche Arbeit führen, indem sich auch

die nachfolgenden Kapitel an diesen Phasen orientieren. Im vierten Kapitel werden die

Erkenntnisse aus der Ist-Analyse für jede Anspruchsgruppe einzeln vorgestellt, damit im

fünften Kapitel ein Soll-Zustand dargelegt werden kann. Das sechste Kapitel dient der Gap-

Analyse und stellt die Erkenntnisse aus Kapitel fünf und sechs gegenüber, um die Lücke

zwischen Ist- und Soll-Zustand aufzugeigen und im darauf folgenden Kapitel entsprechende

Massnahmen abzuleiten. Das achte Kapitel gibt eine kritische Reflexion über den Verlauf der

Arbeit und ihre Qualität, sowie Aussagen über die Zielerreichung und die Lessons learned.

1.6 Projektplanung

Damit das Projekt erfolgreich bearbeitet werden kann plant die Projektgruppe die wichtigsten

Meilensteine der Arbeit. Die Projektplanung stellt sich wie folgt dar:

Vorgangsname Dauer Anfang Fertig stellen Ressource

Administration 110 Tage Sa 26.01.13 Mo 01.07.13

Kick-Off Meeting mit Kunde 0 Tage Mo 18.02.13 Mo 18.02.13 Kunde, Coach, Team

Auftragsdefinition erstellen 30 Tage Sa 26.01.13 Do 07.03.13 KuE

Auftragsdefinition versenden 0 Tage Fr 08.03.13 Fr 08.03.13 BRU

Präsentationstermine mit Kunde abmachen

35 Tage Fr 08.03.13 Do 25.04.13 BRU

Kapitel 1: Auftragsdefinition 4

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

Reporting Projektstatus und Meldung Präs.-Term. an WTT

0 Tage Fr 26.04.13 Fr 26.04.13 BRU

Fotoshooting für PR-Bericht 1 Tag 23.05.2013 23.05.2013 Team

Abgabe Schlussbericht 0 Tage Fr 07.06.13 Fr 07.06.13 BRU

Schlusspräsentation bei Kunde 1 Tag Mi 12.06.13 Mi 12.06.13 Team

Abgabe PR-Bericht und Projektpräsentation

0 Tage Fr 21.06.13 Fr 21.06.13 BRU

360°Debriefing 0 Tage Mo 24.06.13 Mo 24.06.13 Kunde, Coach, Team

Schlussbesprechung 0 Tage Do 27.06.13 Do 27.06.13 Kunde, Coach, Team

Dankeschreiben an Kunde 0 Tage Mo 01.07.13 Mo 01.07.13 Team

Erstellen des Forschungsdesigns (FD) 10 Tage Fr 01.03.13 Do 14.03.13

Forschungsdesign erstellen 6 Tage Fr 01.03.13 Fr 08.03.13 Team

Forschungsdesign mit Coach besprechen

1 Tag Do 14.03.13 Do 14.03.13 Team

Analyse Ist Situation Ansichten der Zielgruppe

24 Tage Di 19.02.13 So 24.03.13

Recherche 19 Tage Di 19.02.13 Fr 15.03.13 Team

Analyse Arbeitgeberverbände gem. FD

12 Tage Sa 09.03.13 So 24.03.13 Team

Analyse Schüler/innen gem. FD 12 Tage Sa 09.03.13 So 24.03.13 Team

Analyse Lehrlinge gem. FD 12 Tage Sa 09.03.13 So 24.03.13 Team

Analyse Arbeitgeber gem. FD 12 Tage Sa 09.03.13 So 24.03.13 Team

Experteninterview mit Herrn Schmidt

10 Tage 13.05.2013 19.05.2013 BRU

Konzepterstellung / Soll-Situation 59 Tage Di 19.02.13 So 12.05.13

Recherche 19 Tage Di 19.02.13 Fr 15.03.13 Team

Definieren des Konzeptes 17 Tage Fr 01.03.13 So 24.03.13 Team

Zusammenfügen Konzept & Ist-Situation

8 Tage Mo 25.03.13 Mi 03.04.13 Team

Gap-Analyse Ist - Soll 12 Tage Mo 15.04.13 Di 30.04.13 Team

Massnahmen ableiten 9 Tage Mi 01.05.13 So 12.05.13 Team

Schlussbericht 70 Tage Fr 01.03.13 Do 06.06.13

Disposition erstellen 6 Tage Fr 01.03.13 Fr 08.03.13 BRU

Einleitung, Ausgangslage, etc. 25 Tage Mo 11.03.13 Fr 12.04.13 BAU

Kapitel Ist-Situation 22 Tage Mo 25.03.13 Di 23.04.13 TKU

Kapitel Soll-Situation 22 Tage Mo 25.03.13 Di 23.04.13 BAU

Kapitel Gap-Analyse 8 Tage Mo 13.05.13 Mi 22.05.13 Alle

Kapitel 1: Auftragsdefinition 5

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

Kapitel Massnahmen 8 Tage Mo 13.05.13 Mi 22.05.13 Alle

Grobüberarbeitung 4 Tage Mi 22.05.13 Sa 25.05.13 Alle

Feintuning 3 Tage So 26.05.13 Di 28.05.13 Alle

Drucken & Binden 7 Tage Mi 29.05.13 Do 06.06.13 BRU

Zwischenpräsentation 6 Tage Mi 27.03.13 Mi 03.04.13

Zwischenpräsentation erstellen 5 Tage Mi 27.03.13 Di 02.04.13 Alle

Zwischenpräsentation bei Kunde halten

0 Tage Mi 03.04.13 Mi 03.04.13 Kunde, Coach, Team

Schlusspräsentation 13 Tage Sa 25.05.13 Do 13.06.13

Festlegen der Schwerpunkte 2 Tage Sa 25.05.13 Mo 27.05.13 Team

Erstellen der Präsentation 10 Tage Di 28.05.13 Sa 08.06.13 Alle

Probedurchgang und b.B. Anpassungen vornehmen

3 Tage Mo 10.06.13 Mi 12.06.13 Coach, Team

Schlusspräsentation bei Kunde 0 Tage Do 13.06.13 Do 13.06.13 Kunde, Coach, Team

Tabelle 1: Projektplan

Quelle: eigene Darstellung

Kapitel 2: Theoretisches Konzept 6

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

2 Theoretisches Konzept

Um die Forderungen aus der Auftragsdefinition optimal erfüllen zu können, hat sich die

Projektgruppe für ein Phasenmodell der Berufswahl entschieden. Anhand dieses Modells,

lässt sich eine transparente Auslegeordnung über alle in der Ostschweiz wirkenden

Initiativen, Aktivitäten und Programmen zur Berufswahl erstellen. Zudem lassen sich alle

Antworten aus der Befragung der unterschiedlichen Akteure strukturiert festhalten und den

einzelnen Phasen zuordnen.

Durch dieses strukturierte, phasenweise Vorgehen, lassen sich in einem weiteren Schritt

Stärken, Schwächen sowie Verbesserungspotential pro Berufswahlphase eruieren und ein

Gesamtmassnahmenpaket zur Berufswahlförderung vorschlagen.

2.1 Hintergrund zum Phasenmodell

Prof. Dr. Markus Neuenschwander und Rebakka Hartmann von der Pädagogischen

Hochschule Nordwestschweiz, haben im Rahmen einer Interviewstudie im Kanton Solothurn

die Determinanten von Berufsbildungsentscheidungen untersucht (Neuenschwander&

Hartmann, 2011, S. 41). Dabei wurde herausgefunden, dass die Berufswahl vordergründig

zwar frei und offen zu sein scheint, tatsächlich aber stark vom Umfeld des Jugendlichen

sowie von den Ratschlägen seiner/ihrer Bezugspersonen beeinflusst wird

(Neuenschwander& Hartmann, 2012, S. 26). Die Erkenntnisse führten zu einem

Phasenmodell der Berufswahl, das den Berufswahlprozess als Schrittweise Entscheidung

zeigt.

2.2 Das Phasenmodell

Abbildung 1: Phasenmodell der Berufswahl

Quelle: BWP 4/2011, S. 41

Kapitel 2: Theoretisches Konzept 7

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

In diesem Phasenmodell bauen die einzelnen Schritte so aufeinander auf, dass erst

allgemeine Interessen auf berufliche Optionen konkretisiert und auf situative Gegebenheiten

abgestimmt werden. Mit jedem Schritt nimmt die Zahl der beruflichen Optionen ab, die weiter

überprüft werden, wobei gleichzeitig mehrere Möglichkeiten verfolgt werden. Durch die

Auseinandersetzung von eigenen Interessen und Fähigkeiten mit der beruflichen

Wirklichkeit, können auch neue Ausbildungsmöglichkeiten entstehen. (Neuenschwander&

Hartmann, 2011, S. 43)

Die erste Phase (Phase A) beginnt bereits in der Schule. Die Jugendlichen interessieren sich

für bestimmte Gegenstände und Tätigkeiten, mit denen sie gerne arbeiten. Durch Gespräche

mit Bezugspersonen wie Lehrern oder Eltern werden diese eher allgemeinen Interessen in

mögliche berufliche Kategorien übersetzt. Danach absolvieren die Jugendlichen oftmals eine

Schnupperlehre in mehreren möglichen Berufen und sammeln erste Erfahrungen darin.

Damit endet der erste Konkretisierungsschritt. In der zweiten Phase (Phase B) gleichen die

Jugendlichen ihre in den Schnupperlehren gemachten Erfahrungen mit ihren eigenen

Fähigkeiten und Vorzügen ab. Damit entstehen erste berufliche Optionen. Nun werden die

Anforderungen der möglichen Berufe in ein Ausbildungsprofil übersetzt und mit den eigenen

Fähigkeiten verglichen. Es entstehen konkrete Ausbildungsinteressen (Phase C). In der

vierten Phase (Phase D) suchen die Jugendlichen mögliche Lehrstätten und

ausgeschriebene Lehrstellen und bewerben sich auf diese. Die angeschriebenen Betriebe

evaluieren die eingegangenen Bewerbungen. In der letzten Phase des Modells (Phase E)

erhalten die Jugendlichen eine Zusage eines Lehrbetriebs oder sie müssen wieder bei einer

vorhergehenden Phase beginnen. (Neuenschwander& Hartmann, 2011, S. 42)

Kapitel 3: Forschungsdesign 8

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

3 Forschungsdesign

3.1 Einleitung

Für die Beantwortung des Auftrags in der Auftragsdefinition hat sich die Projektgruppe mit

den vorhandenen Quellen auseinandergesetzt und mögliche Zielgruppen für

Primärerhebungen definiert. Die verschiedenen Erhebungen erfolgen jeweils aufgrund der

Erkenntnisse aus den vorhergehenden Forschungen, sind also aufbauend (vergl. Abbildung

2). Die Überlegungen und die damit verbundenen Ziele der Erhebung können aus den

nachfolgenden Punkten entnommen werden.

Abbildung 2: Struktur der Erhebungen

Quelle: Eigene Darstellung

3.2 Ziele der Primärerhebung

Durch die Ist-Analyse soll primär eine Auslegeordnung der bestehenden Förderprogramme

für technische Berufe bei Berufseinsteigern ermöglichen. Dabei ist der Fokus auf die

Arbeitgeberverbände zu legen. Zudem soll zusätzlich herausgefunden werden, was grosse

Arbeitgeber an Aktivitäten vollziehen. Ferner soll die Untersuchungen Aussagen über

gewünschte Wirkung und Ansatzpunkte dieser Programme liefern. Diese Erkenntnisse

dienen der Grundlage zur weiteren Analyse und Befragung der Lehrlinge.

Kapitel 3: Forschungsdesign 9

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

3.2.1 Befragung Arbeitgeberverbände und Arbeitgeber

Die Befragung der Arbeitgeberverbände erfolgt über einen per E-Mail versendeten

Fragebogen. Dabei werden sämtliche 26 Arbeitgeberverbände sowie gezielt ausgesuchte

Unternehmen (SFS, Turbo-Separator AG, Jansen AG, Bühler AG, Huber&Suhner) der

Region Ostschweiz mit Bezug zu technischen Berufen angeschrieben. Grundlage dazu bildet

die Liste, welche der Projektgruppe durch Herrn Weigelt zur Verfügung gestellt wurde (vergl.

Anhang B). Aufgrund der Aussagen von Herrn Weigelt geht die Projektgruppe davon aus,

dass es sich hierbei um eine abschliessende Liste der Arbeitgeberverbände in der zu

untersuchenden Branche handelt. Die Fragestellung für Arbeitgeberverbände sowie

Unternehmen bleibt gleich.

Die gewonnenen Erkenntnisse werden dazu verwendet, eine Best-Practice für die

Arbeitgeberverbände zu erstellen. Dabei konzentriert sich die Projektgruppe hauptsächlich

auf Massnahmen für die Arbeitgeberverbände, da gemäss Herr Weigelt die grossen

Arbeitgeber meist autonom handeln.

3.2.2 Schüler 7./8. Klasse

Die Datenerhebung für Schülerinnen und Schüler der 7. und 8. Klasse wird über

Sekundärliteratur erfolgen. Das Lehrstellenbarometer 2012 des Bundesamtes für Statistik

sowie die Studie "Brücke" geben genug Informationen, um die Forschungsfrage zu

beantworten. Aus diesem Grund verzichtet die Projektgruppe für diese Zielgruppe auf eine

Primärerhebung.

3.2.3 Befragung Lernende

Die Befragung der Lernenden erfolgt qualitativ. Dabei werden insgesamt 30 aktuell sich in

der Lehre befindende Jugendliche befragt. Hierbei werden 15 Lernende aus technischen

Berufen und 15 Lernende aus dem kaufmännischen Sektor befragt. Diese Befragung ist rein

informativ und darf aufgrund der kleinen, nicht repräsentativen Stichprobe nicht für

Rückschlüsse auf die gesamten Lernenden genutzt werden. Die Projektgruppe verspricht

sich aus diesen Erhebungen trotzdem Inputs und Hinweise, was die Lehrlinge momentan

beschäftigt.

3.3 Erhebungsinhalt

Durch die Befragung sollen folgende Bereiche näher untersucht werden und schlüssige

Antworten für die folgenden Grundfragen bringen.

Kapitel 3: Forschungsdesign 10

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

3.3.1 Arbeitgeberverbände / Branchenverbände

1. Welche Förderprogramme zur Berufswahl der technischen Berufe gibt es?

2. Wer ist die Zielgruppe dieser Aktivitäten? Machen diese Zielgruppen Sinn?

3. Wie sind die Aktivitäten aufgebaut, welchen Nutzen sollen sie bringen?

4. In welcher Phase des Entscheidungsprozesses sollen die Programme ihre Wirkung entfalten und an wen sind sie gerichtet?

5. Was sind die Auswirkungen dieser Aktivitäten?

6. Wie viele Jugendliche nehmen an freiwilligen Aktivitäten teil?

3.3.2 Lernende

7. Zu welchem Zeitpunkt entscheiden sich die Lernenden für eine Lehrstelle?

8. Wie empfinden die Lernenden die Aktivitäten zur Berufswahl? Wie werden sie informiert?

9. Werden freiwillige Aktivitäten ausserhalb der Schulzeit gewünscht?

10. Was sind die ausschlaggebenden Gründe für die Berufswahl?

11. Sind die lernenden im Verlauf ihrer Lehre mit der Berufswahl zufrieden? Hätten sie sich mit besserer Information anders entschieden?

3.4 Erhebungsmethoden

Die Interviews und die Umfrage orientieren sich an den Entscheidungsphasen der

Berufswahl nach Neuschwanden (BWP, 2011. S. 41). Dabei werden insgesamt drei

Zielgruppen befragt. Die Art der Befragung richtet sich dabei nach der für die Projektgruppe

sinnvollsten Methoden für die jeweiligen Zielgruppen. Aufgrund der grossen Anzahl werden

die Arbeitgeberverbände schriftlich per E-Mail befragt. Aufgrund der Zusammenarbeit mit der

IHK St. Gallen-Appenzell erhofft sich die Projektgruppe einen Rücklauf, der ein

repräsentatives Ergebnis darstellt. „Die Repräsentativität der gewonnenen Ergebnisse kann

angenommen werden, wenn die Grundgesamtheit sauber umrissen, die Stichprobe rein

zufällig gezogen, der Rücklauf hoch bis sehr hoch (je nach Umfrage > 40-60%) ist.“ (Bleiker,

2009, S. 8). Da die Projektgruppe alle möglichen Arbeitgeberverbände angeschrieben hat,

sind alle Kriterien nach Bleiker erfüllt und das Ergebnis als repräsentativ zu bewerten, falls

der Rücklauf über 60% liegt.

Bei der qualitativen Befragung der Lernenden geht die Projektgruppe von einem Rücklauf

von 100% aus, da die Zielgruppen persönlich befragt werden und die Lernenden bekannt

sind.

Kapitel 3: Forschungsdesign 11

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

Zielgruppe Anzahl

Personen

Befragungsart Erwarteter

Rücklauf

Tatsächlicher

Rücklauf

Arbeitgeberverbände /

Branchenverbände

26 Qualitativer

schriftlicher

Fragebogen

60% 85%

Unternehmen 5 Qualitativer

schriftlicher

Fragebogen

60% 100%

Lehrlinge 30 Qualitative Befragung

(persönlich)

100% 100%

Schüler 7./8. Klasse n/a Desk Research n/a n/a

Tabelle 2: Erhebungsmethoden

Quelle: Eigene Darstellung

3.5 Auswertungen

Da die Interviews der Lernenden Aufschlüsse über den Zustand und mögliche

Weiterentwicklung der bestehenden Förderprogramme geben sollen, werden die

Auswertungen qualitativer Natur sein. Ebenso werden die Fragebögen der

Arbeitgeberverbände, der Branchenverbände und der grossen Unternehmen qualitativ

ausgewertet.

Kapitel 4: Ergebnisse Ist-Analyse 12

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

4 Ergebnisse Ist-Analyse

Die Struktur des Ergebnisteils dieser Projektarbeit orientiert sich einerseits an dem im

zweiten Kapitel vorgestellten Phasenmodell und andererseits an den verschiedenen

untersuchten Anspruchsgruppen. Im ersten Teil hat die Projektgruppe allgemeine

Erkenntnisse zur Situation der technischen Berufe zusammengeführt und somit die im

Kapitel 1.2 definierte Ausgangslage umfassender aufgezeigt. Eine kurze Presseschau mit

Fokus auf die Region Ostschweiz rundet dieses Kapitel ab. Im fünften Kapitel folgt die

eigentliche Situationsanalyse. Gegliedert nach Anspruchsgruppen und den verschiedenen

Phasen der Berufswahl wurden die Ergebnisse strukturiert aufgebaut. Das gleiche Vorgehen

wurde für die Sollanalyse im Kapitel 6 gewählt. Diesen Teil vervollständigt eine

Gegenüberstellung der Soll- und Ist-Analyse (vgl. Kapitel 6.4). Diese Gap-Analyse bildet die

Grundlage für im Kapitel 7 abgeleiteten Handlungsempfehlungen und Massnahmen.

4.1 Allgemeine Ergebnisse

Es ist noch nicht lange her, als in der Schweiz der Lehrstellenmangel ein grosses Problem

war. In den letzten Jahren häuften sich jedoch Artikel und Berichte in Zeitungen, die sich mit

dem Mangel an Lehrlingen oder an geeigneten Fachkräften befassten. Die Überschriften und

Themen ähneln sich desweilen sehr, beispielsweise „Jugendliche für technische Berufe

begeistern“, „Kampf um Lehrlinge“, „Branchen wappnen sich gegen Lehrlingsmangel“ oder

„Bald Lehrlingsmangel statt Lehrstellenkrise“. Die Aufzählung liesse sich noch beliebig

verlängern. Exemplarisch für der Lehrlingsmangel in technischen Berufen ein Auszug aus

einem Artikel der Zeitung Der Bund (Ryter, 2012):

„Von wegen Lehrstellenmangel: Während im Gesundheitswesen oder im

kaufmännischen Bereich die Nachfrage das Angebot an Lehrstellen bei

weitem übertraf, musste die Industrie diesen Sommer ein weiteres Mal um

geeignete Lernende buhlen. Trotzdem sind im Kanton noch Hunderte

Lehrstellen im technischen Bereich unbesetzt. Der Nachwuchs will sich nicht

mit Maschinen und Mathematik abgeben, was den Fachkräftemangel in der

Industriebranche verschärft.“

Auch der Schweizer Bundesrat befasst sich regelmässig mit diesem Thema. An der

Lehrstellenkonferenz von 2008 stellte Bundesrätin Doris Leuthard klar, dass viele

Unternehmen zunehmend Schwierigkeiten haben, Fachpersonal zu finden. Dabei geht es

vor allem um Nachwuchskräfte mit naturwissenschaftlichem oder technischem Hintergrund.

Grund dafür sei vor allem die Globalisierung und die damit einhergehende Vernetzung von

wissensbasierten Arbeitsleistungen. Hierfür wird deutlich mehr technisches Personal benötigt

Kapitel 4: Ergebnisse Ist-Analyse 13

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

als früher. Aufgrund der demografischen Entwicklung ging man bereits damals davon aus,

dass es in den nächsten Jahren weniger Schulabgängerinnen und –abgänger geben würde,

was sich auch auf dem Lehrstellenmarkt zeigen würde. Ausserdem haben Studien gezeigt,

dass sich die Präferenzen von Jugendlichen bezüglich technischer Berufe verändert haben1.

Der Fachkräftemangel kann auch strukturelle Ursachen haben, wie es derzeit im Sektor der

Dienstleistungen zu beobachten ist. Des Weiteren ist das Seco der Ansicht, dass auch

konjunkturelle Schwankungen Ursache des Fachkräftemangels sein können. Und

schliesslich sind auch die internationalen Migrationsflüsse zu berücksichtigen.

(Schweizerische Eidgenossenschaft, 2008)

Im August 2010 erläutert der Bundesrat in einem Bericht, dass der Fachkräftemangel unter

anderem im technischen Bereich stark konjunkturabhängig ist. Die weltweite Rezession,

welche um 2008 einsetze, hat ihren Teil dazu beigetragen. Seit der Erholung 2009 konnte

auch eine Abschwächung des Mangels beobachtet werden. Wie nicht anders zu erwarten

war, hat der Mark auf die Verknappung mit einer Lohnsteigerung reagiert und die

Personenfreizügigkeit konnte ihres zur Eindämmung des Mangels beitragen. Der Bundesrat

hält jedoch, dass sich die verbesserten Chancen auf dem Arbeitsmarkt und die

überdurchschnittlichen Lohnerhöhungen nicht besonders stark ausgewirkt haben. Eine

Analyse des Fachkräftemangels im März 2009 hat ergeben, dass im Bereich Technik eine

Fachkräftelücke von beinahe 90 % bestehe. Der Hauptgrund dafür sei, „dass die Interessen

und damit verbunden die berufliche Ausrichtung von Jugendlichen in einem hohen Grade

bereits am Ende der obligatorischen Schulzeit feststehen. Der Mathematik, der Physik und

dem technischen Interesse ganz allgemein kommt dabei eine Schlüsselfunktion zu". Ein

weiterer wesentlicher Punkt sei generell der tiefe Frauenanteil. (Schweizerische

Eidgenossenschaft, 2010)

Wichtigstes Element bei der Untersuchung der Lehrstellensituation ist der jährlich

erscheinende Lehrstellenbarometer. Wie Abbildung 3 zeigt, sind gesamthaft gesehen,

gemäss dem vom Bundesamt für Berufsbildung und Technologie (BBT) in Auftrag

gegebenen Lehrstellenbarometer von 2012, 7‘000 Lehrstellen offen und somit unbesetzt

geblieben. Das Lehrstellenangebot ist im Vergleich zum Vorjahr leicht auf 92‘000 Lehrstellen

gesunken (-1‘500). Im Vergleich zum Vorjahr hat dagegen die Anzahl Jugendlicher, die an

einer beruflichen Grundbildung interessiert sind (also eine Lehrstelle suchen), um 6‘500

Personen auf 96‘500 Personen zugenommen. Für die technischen Berufe wird ausgewiesen,

1Diverse Statistiken zeigen, dass die Studienanfänger in exakten Wissenschaften in den letzten Jahren in gewissen

Studienfeldern drastisch abgenommen haben. Z.B. haben die Anzahl der Erstsemestrigen in den Fachhochschulen von 2001 bis 2006 von ca. 1‘300 Studierende auf ca. 980 abgenommen (vgl. BFS); vgl. Innovationskonferenz des EVD vom 6. November 2008

Kapitel 4: Ergebnisse Ist-Analyse 14

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

dass 3‘000 Lehrstellen nicht besetzt werden konnten (Vorjahr 2‘000). Von den nicht

besetzbaren 7‘000 Lehrstellen entfällt somit fast die Hälfte auf die technischen Berufe. (BBT,

2012, S.7 und S.14)

Abbildung 3: Lehrstellenübersicht

Quelle: (BBT, 2012, S.7)

Diese Tatsache unterstreicht, dass der Mangel an interessierten Lehrlingen nicht alle

Branchen betrifft. Gemäss einem Bericht von 20Minuten („In den technischen Berufen fehlen

6500 Lehrlinge“, 2012) bieten einige Branchen, wie Informatik, Druck, Design und das

Kunstgewerbe oder das Gesundheits- und Sozialwesen nicht genügend Lehrstellen. Hier

übersteigt die Nachfrage das Angebot teilweise um das Doppelte. In den technischen

Berufen dagegen besteht ein Angebotsüberhang. Die in diesem Artikel geschilderte Situation

lässt sich mit obenstehender Abbildung 3 ebenfalls detailliert nachvollziehen.

4.1.1 Fokus Ostschweiz (Presseschau)

Die Entwicklung unterscheidet sich also sowohl nach Branche wie auch nach

Landesgegend, wie auch ein Bericht im St. Galler Tagblatt („Gute Schulabgänger sind

gefragt“, 2011) beschreibt. Zwar seien die Auswirkungen noch nicht einschneidend, doch der

Trend in Richtung Lehrlingsmangel akzentuiert sich auch im Kanton St. Gallen, vor allem bei

den technischen Berufen. Folgerichtig verstärken die Unternehmen ihre Bemühungen und

bieten beispielsweise Schnuppertage im Unternehmen sowie Informationsabende oder

Kapitel 4: Ergebnisse Ist-Analyse 15

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

Vorträge in Schulen an. Als Hauptkonkurrent werden die Mittelschulen gesehen.

Andererseits betrachten Unternehmen die Mittelschülerinnen und Mittelschüler auch als

neue Zielgruppe für ihre Ausbildungsplätze. Hier sollen vor allem diejenigen Jugendlichen

angesprochen werden, die nicht wussten, was sie machen sollen oder schulmüde sind. Für

diese Zielgruppe bräuchte es allerdings eine angepasste Berufslehre.

Dass die Nachfrage für Lehren in technischen Berufen in der Ostschweiz stetig abnimmt,

beschreibt auch ein Bericht der Appenzeller Zeitung („Nachwuchs für technische Berufe“,

2012). Die regionalen Gewerbeverbände unternehmen deshalb verschiedene

Anstrengungen, um ein wachsendes Interesse für technische Berufe zu etablieren. Die

demographische Entwicklung wird auch hier als einer der Hauptgründe für die

Nachwuchsprobleme gesehen.

Ein Bericht der Wiler Zeitung („Die Jagd nach den Besten“, 2012) beschreibt ein weiteres

Problem, nämlich dass diejenigen Schülerinnern und Schüler mit besseren Noten bevorzugt

an eine Fachmittelschule oder die Kantonsschule wechseln würden und die verbliebenen zu

oft die Anforderungsprofile der Betriebe nicht erfüllen würden. Viele Jugendlich wüssten

zudem auch nicht genau, was sie eigentlich wollen. Hier seien die Lehrer gefordert, die den

Schülerinnern und Schülern die handwerklichen Berufe wieder näherbringen sollen. Zudem

sei das Ansehen, speziell von handwerklichen Berufen, gesunken. Ausserdem sei die

Lehrzeit oft länger und die Ausbildung intensiver. Betriebe versuchen hier mit eigenen

Ausbildungszentren Abhilfe zu schaffen.

Dass die akademische Karriere häufig näher liegt, als eine berufliche Grundbildung bestätigt

auch Albert Manser, Präsident des Innerrhoder Gewerbeverbands, in einem Artikel im St.

Galler Tagblatt („Gute Schulabgänger sind gefragt“, 2011). So würden sich viele Eltern

wünschen, dass ihre Kinder den Weg ans Gymnasium einschlagen, damit ihnen eine

akademische Karriere offen bleibe. Auch wenn es dem Innerrhoder Gewerbe momentan

noch gut gehe, unterstreicht auch Manser, dass der Lehrlingsmangel in Zukunft eher zu- als

abnehmen werde.

Dass die Gymnasien als grosse Konkurrenz zur beruflichen Grundbildung gelten,

unterstreicht ein weiterer Artikel aus dem St. Galler Tagblatt („Der Kampf um die besten

Köpfe“, 2012). So befürchten vor allem Gewerbekreise, dass sich der Kampf um die besten

Köpfe zwischen Gymnasien und Lehrbetrieben noch zuspitzen wird. Die Zahl der

Maturanden habe sich in den vergangen 30 Jahre nahezu verdoppelt. Hinter diesem

Hintergrund ist auch die Aussage von Bundesrat Schneider-Ammann zu werten, der mehr

Qualität als Quantität an Gymnasien und Hochschulen forderte.

Kapitel 4: Ergebnisse Ist-Analyse 16

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

4.1.2 Fazit zur Ausgangslage

Nachfolgend werden hier die wichtigsten Kernaussagen zur Ausgangslage der Situation rund

um die technischen Berufe kurz zusammengefasst:

• Auf dem Lehrstellenmarkt hat sich die Situation von Angebot und Nachfrage

verschoben. Heute herrscht ein Lehrlingsmangel vor, wogegen früher ein

Lehrstellenmangel dominierte. Von dieser Veränderung sind nicht alle Branchen und

Regionen gleich betroffen. Der Trend bestätigt sich auch in der Region St. Gallen.

• Die technischen Berufe sind überproportional betroffen. Es fehlten 2012 rund 7000

Lehrlinge, davon 3000 in technischen Berufen.

• Der Fachkräftemangel wurde durch die Wirtschaftskrise weiter verstärkt.

• Die Globalisierung und die damit zusammenhängende Vernetzung von Arbeits- und

Wissensleistungen sind eine wesentliche Ursache. Ausserdem ist der Bedarf an

technischem Personal in den letzten Jahren gestiegen.

• Die demographische Entwicklung (weniger Schulabgängerinnen und –abgänger)

sowie konjunkturelle Schwankungen verschärfen das Problem.

• Die Präferenzen der Jugendlichen hinsichtlich der Berufswahl haben sich

verschoben. Handwerkliche und technische Berufe haben an Ansehen verloren.

• Die Interessen für die berufliche Ausbildung stehen am Ende der obligatorischen

Schulzeit fest. Für die technischen Berufe kommt den Fächern Mathematik und

Physik sowie allgemein dem technischen Interesse eine Schlüsselfunktion zu.

• Gute Schülerinnen und Schüler ziehen oftmals eine weiterführende Schule vor (was

in der Regel auch von den Eltern bevorzugt wird).

• Zu den Hauptkonkurrenten für die technischen Berufe zählen (neben beliebteren

Berufen) deshalb vor allem die Mittelschulen und Gymnasien.

• Von den verbliebenen Schülerinnen und Schülern erfüllen zu viele die Anforderungen

nicht oder wissen nicht genau was sie wollen.

• Unternehmen und Verbände verstärken ihre Angebote und Anstrengungen bei der

Suche nach geeigneten Lehrlingen.

4.1.3 Einordnung im Phasenmodell

Bezugnehmend auf das im Kapitel 2 vorgestellte Phasenmodell lassen sich erste

Erkenntnisse festhalten. So ist der Mangel an Fachkräften zwar einerseits demographisch

bedingt und durch die Wirtschaftskrise weiter verstärkt worden. Doch wenn am Ende

mehrere tausend Lehrstellen im technischen Bereich unbesetzt geblieben sind, muss

vermutet werden, dass generell zu wenig Interesse bei Schülern an einem Berufseinstieg in

diesem Bereich vorhanden ist. Dies betrifft vor allem die Phasen A (Interesse an

Kapitel 4: Ergebnisse Ist-Analyse 17

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

Gegenständen und Tätigkeiten), B (Interesse an Berufen) und C (Interesse an

Ausbildungen). Damit sich am Ende in der Phase D (Bewerbung auf Lehrstelle) genügend

Schülerinnen und Schüler für einen technischen Beruf bewerben, ist es absolut notwendig in

früheren Phasen ein entsprechendes Interesse bei den Schülern herauszubilden und auch

zu fördern.

Da weiter festgestellt werden konnte, dass sich die Präferenzen der Jugendlichen

hinsichtlich ihrer Berufswahl verschoben haben und dass oftmals von den Eltern eine

weiterführende Schule bevorzugt wird, ist es unabdingbar, das Image der technischen

Berufe zu verbessern. Eine höhere Attraktivität der technischen Berufe würde in den frühen

Phasen der Berufswahl zu einem höheren Interesse an diesem Berufszweig und somit

letztlich zu mehr Bewerbungen auf technischen Lehrstellen führen. Wie die Presseschau

beispielsweise gezeigt hat, sehen verschiedene Arbeitgeber im technischen Bereich auch

die Mittelschulen oder andere weiterführende Schulen als direkte Konkurrenz an. Dies

deshalb, weil sich einerseits viele unentschlossene für einen solchen Schritt entscheiden und

andererseits, weil das Image dieser weiterführenden Schulen besser ist, als jenes der

technischen Berufe. Ein verbessertes Image oder eine höhere Attraktivität der technischen

Berufe würde auch dazu führen, dass sich Unentschlossene für einen technischen Beruf

entscheiden oder dass beispielsweise Eltern eine Lehre in einem solchen Beruf einer

Mittelschule vorziehen würden.

Für die technischen Berufe sind ausserdem die Leistungen und Kenntnisse in den Fächern

Mathematik und Physik von zentraler Bedeutung. Hiermit lässt sich auch erklären, wieso

viele von den verbliebenen Schülerinnen und Schülern die Anforderungen der Unternehmen

nicht erfüllen. Dies deshalb, weil sie in den für technische Berufe zentralen Fächern

ungenügende Kenntnisse ausweisen. Dieser mangelnden Kenntnisse führen einerseits dazu,

dass in der Phase B (Interesse an Berufen), wo es um die Abstimmungen der eigenen

Fähigkeiten mit den beruflichen Anforderungen geht, sich Schülerinnen und Schüler gegen

eine Lehre in einem technischen Beruf entscheiden, weil sie die nötigen Voraussetzungen

nicht erfüllen. Andererseits führt dies wiederum in der Phase D (Bewerbung auf Lehrstelle)

zu weniger Bewerbungen für technische Berufe sowie in der Phase E (Rückmeldung auf

Bewerbung) zu einer höheren Ablehnungsrate, aufgrund der ungenügend erfüllten

Anforderungen. Wie der Bundesrat bereits ausgeführt hat, ist dieses Problem erkannt

worden und Anstrengungen in diese Richtung sind eingeleitet oder bereits umgesetzt

worden.

Kapitel 5: Situationsanalyse 18

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

5 Situationsanalyse

Im nachfolgenden Abschnitt werden die Erkenntnisse aus den Befragungen der Lehrlinge,

der Arbeitgeberverbände, der Unternehmen sowie die wichtigsten Punkte aus der

Sekundärrecherche aufgelistet. Um eine gewisse Systematik in die vielseitigen Infos aus

Befragung und Sekundärrecherche zu bringen werden die Erkenntnisse im Phasenmodell

der Berufswahl aufgearbeitet (vergl. Kapitel 4.1.3).

5.1 Unternehmen

5.1.1 Phase A (Interesse an Gegenständen und Tätigkeiten)

Die Befragung der Unternehmen hat ergeben, dass ein Grossteil der durch sie organisierten

Aktivitäten in der ersten Phase des Berufswahlprozesses stattfinden. Nachfolgende

Aktivitäten werden durch die Unternehmen angeboten:

Beschreibung der Aktivität

Veranstalter

Ziel-

gruppe

Nutzen Teilnahme

Für die Berufsorientierung der

Schülerinnen und Schüler

werden Berufsberatungsstellen

angeboten

SFS

Schüler/-innen Informationen über

Berufe werden

vermittelt. Dies ist

der erste Kontakt

zwischen den

Unternehmen und

den Jugendlichen,

was eine erste

Möglichkeit einander

kennenzulernen

darstellt.

Einzelne Schüler/-

innen.

Ca. 1 bis 5

Teilnehmende

Berufserkundung im

Unternehmen selber. Einzelne

Berufe werden ca. 2 bis 3

Stunden vorgestellt.

SFS, Jansen, Bühler

Schüler/-innen Informationen über

Berufe und

Unternehmen

werden vermittelt.

Schnuppermöglichke

iten können

aufgezeigt werden.

Einzelne Schüler/-

innen.

Ca. 1 bis 5

Teilnehmende

Kapitel 5: Situationsanalyse 19

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

Berufsinformationsabende im

Unternehmen. Eltern und

Jugendliche werden eingeladen.

SFS

Schüler/-innen

und Eltern

Eltern sowie die

Schüler/-innen

werden über das

Unternehmen und

den Beruf informiert.

Dies ist positiv zu

bewerten, da die

Eltern als wichtigste

Beeinflusser mit

ihren Kindern

anwesend sind.

Über 50 Schüler/-innen

und Eltern

Schulklassen besuchen die

Unternehmen(Betriebsbesichtig

ungen).

Huber Suhner, Jansen, Bühler

Schulklassen/

Lehrpersonen

Interesse von

Berufen kann

geweckt werden. In

kurzer Zeit werden

viele Berufe gezeigt.

Schulklassen ca. 20

Schüler/-innen mit einer

Lehrperson.

Unternehmen besuchen

Schulklassen und/oder

Elternabende.

Jansen, Bühler

Schulklassen,

Lehrpersonen,

Eltern

Die Beteiligten

werden über die

Unternehmen sowie

über einige Berufe

informiert. Eltern

wissen über die

Berufe und das

Unternehmen

Bescheid.

Jugendliche sollen

zu einer Bewerbung

bei diesen

Unternehmen

motiviert werden.

Schulklassen ca. 20

Schüler/-innen mit einer

Lehrperson und ca. 10

Eltern

Schnupperlehren/

Schnuppernachmittage

SFS, Huber Suhner, Bühler

Schüler/-innen Interesse wird durch

das praktische

Ausüben der

Tätigkeit geweckt.

Die Jugendlichen

und die

Unternehmen

können einander

Ca. 1 bis 5

Teilnehmende

Kapitel 5: Situationsanalyse 20

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

besser

kennenlernen.

Tabelle 3: Aktivitäten der Unternehmen

Quelle: Eigene Darstellung

Diese Aktivitäten, obwohl es sich im Wesentlichen um Interesse weckende Massnahmen

handelt, werden für Oberstufen-Schülerinnen und Schüler vom 1. bis 3. Schuljahr

angeboten. Die Aktivitäten der Unternehmen sprechen dabei folgende Zielgruppen an:

Abbildung 4: Tabelle 4: Zielgruppen der Unternehmensaktivitäten

Quelle: Befragung der Unternehmen

Die Ausrichtung der Aktivitäten vor allem auf das 8. Schuljahr ist suboptimal, da die

nachfolgende Abbildung ganz klar illustriert, dass am Ende des 8. Schuljahres und am

Anfang des 9. Schuljahres die meisten Schülerinnen und Schüler sich bereits für eine

Lehrstelle entschieden haben. Die Aktivitäten sollten daher eher Schülerinnen und Schüler

Ende des 7. und Anfang des 8. Schuljahres ansprechen, da die Aktivitäten vor allem die

Interessen der Jugendlichen wecken sollten.

Kapitel 5: Situationsanalyse 21

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

Abbildung 5: Zeitpunkt Entscheid für Lehrstelle

Quelle: Befragung Lehrlinge

Die fünf befragten Grossunternehmen organisieren alle mindestens eine Aktivität und das

seit mindestens 4 Jahren. Die Aktivitäten finden über das ganze Jahr verteilt statt.

Zielgruppen sind vor allem die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrkräfte. An dritter

Stelle folgen die Eltern. Auch die Schulleitung und die Berufsberater werden angesprochen.

Mehrheitlich werden Massnahmen für grössere Teilnehmergruppen organisiert.

Gemäss Umfrage der Unternehmen werden die Aktivitäten allgemein als gut bewertet, da

man einen ersten Kontakt mit den Schülerinnen und Schülern hat. Sie kennen somit bereits

den Beruf sowie das Unternehmen und dies kann allenfalls zu einer Bewerbung führen.

Bei der Kooperation zwischen Unternehmen und Schulen ergeben sich folgende

Erkenntnisse: Betriebsvertreter machen in 65.7% der Schulen keinen praktischen Unterricht,

in 31.5% der Schulen nur gelegentlich. Unterricht in Betrieben wird von 23.8% der Schulen

zumindest gelegentlich angeboten und vom Rest gar nicht. Immerhin in 30.9% der Schulen

berichten Betriebe häufig bis sehr häufig über ihren Beruf, in 55.6% der Schulen geschieht

dies gelegentlich. (Autorengruppe Brücke, 2013, S.13)

Massnahmennutzung nie gelegentlich häufig sehr häufig

Betriebsvertreter machen

praktischen Unterricht

65.7 % 31.5 % 2.8 % 0 %

Unterricht in Betrieben 76.2 % 22.4 % 1.4 % 0 %

Betriebe berichten über Berufe 13.4 % 55.6 % 23.9 % 7 %

Kapitel 5: Situationsanalyse 22

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

Aktivitäten durch Bildungs- bzw.

Lernpartnerschaften mit Betrieben

52.1 % 31 % 12 % 4.9 %

Tabelle 4: Nutzung betrieblicher Kooperationsangebote

Quelle: Autorengruppe Brücke, 2013, S. 13

5.1.2 Phase B (Interesse an Berufen)

Die Befragung der Unternehmen bezüglich deren Aktivitäten hat ergeben, dass alle

Aktivitäten in der Phase A des Phasenmodells der Berufswahl stattfinden. Es ist jedoch nicht

ganz klar ob die zwei bis drei tägigen Schnupperlehren und die Schnuppernachmittage nicht

auch der Phase B zugeordnet werden können.

Schnupperlehren sind nach Angabe der Unternehmen wesentlich für das Besetzen der

Lehrstellen. Damit wird sichergestellt, dass die Schülerinnen und Schüler die nötigen

Fähigkeiten haben und ein Interesse sich auf die Lehrstelle zu bewerben. Auch aus

Unternehmenssicht ist es wichtig die Jugendlichen und ihr Verhalten besser kennenzulernen.

5.1.3 Phase C (Interesse an Ausbildungen)

Der Phase C des Berufswahlprozesses können keine Aktivitäten der Unternehmen

zugeordnet werden. Dies ist nachvollziehbar, da die Jugendlichen in dieser Phase bereits

gewisse Ausbildungsinteressen haben und es somit für die Unternehmen wichtig ist ihre

Aktivitäten zur Interessensweckung auf die Phasen A und B zu verteilen.

5.1.4 Phase D (Bewerbung auf Lehrstelle)

Im Jahr 2012 haben Unternehmen 92‘000 Lehrstellen angeboten, wovon 7‘000 Lehrstellen

unbesetzt blieben. Bei den Technischen Berufen blieben 3‘000 Lehrstellen unbesetzt. Der

Löwenanteil der unbesetzten Stellen ist somit bei den Technischen Berufen auszumachen.

Auffällig ist, dass von den 22‘000 vergebenen Lehrstellen bei den Technischen Berufen die

Unternehmen 21‘000 an männliche Bewerber vergeben haben und die Frauenquote somit

sehr tief ist. (BBT,2012, S.7 und S.14)

5.1.5 Phase E (Rückmeldung auf Bewerbung)

Nach Angabe der Unternehmen ist der Hauptgrund für die im Jahr 2012 7‘000 unbesetzt

gebliebenen Lehrstellen, dass die Bewerbungen für diese Lehrstellen ungeeignet waren.

(BBT, 2012, S.19 und S.22)

Kapitel 5: Situationsanalyse 23

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

Abbildung 6: Gründe für unbesetzte Lehrstellen

Quelle: BBT, 2012, S. 19 und S. 22

5.2 Arbeitgeberverbände

5.2.1 Phase A (Interesse an Gegenständen und Tätigkeiten)

Auch die Arbeitgeberverbände bieten vorwiegend Aktivitäten in der ersten Phase des

Berufswahlprozesses an. Rund ein Fünftel der Arbeitgeberverbände unternehmen keine

Aktivitäten um dem mangelnden Interesse der Schülerinnen und Schüler für die Technischen

Berufe entgegenzuwirken. Gemäss Befragung der Arbeitgeberverbände werden folgende

Aktivitäten angeboten:

Beschreibung der Aktivität und

Veranstalter

Ziel-

gruppe

Nutzen Teilnahme

Die FITNA führt im März jährlich die

„Techniktage“ an drei

Mittwochnachmittagen durch.

Schülerinnen und Schüler aus der

Region Werdenberg sowie des

Fürstentums Liechtenstein können

dabei regionale Firmen besuchen.

Es werden Berufe der Bereiche

Mechanik, Elektronik, Chemie/Labor

oder IT vorgestellt.

Schüler/-innen Informationen über

Berufe werden vermittelt

und die Jugendlichen

können Kontakte zu den

Unternehmen knüpfen.

Im Jahr 2013

nahmen 210

Jugendliche und

25

Unternehmen

teil.

.

Kapitel 5: Situationsanalyse 24

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

Die OBA Ostschweizer Bildungs-

Ausstellung ist die grösste und

wichtigste Berufs- und

Bildungsschau in der Ostschweiz. Zu

den rund 150 Ausstellern gehören

neben nationalen und regionalen

Berufsverbänden und

Bildungsinstitutionen auch Firmen

mit umfassendem Bildungsangebot

sowie die Berufs-, Studien- und

Laufbahnberatungen der Kantone St.

Gallen, Thurgau und beider

Appenzell.

Schüler/-

innen,

Lehrpersonen,

Lehrmeister,

Eltern,

Schulleitung,

Berufsberater

Informationen über das

Lehrstellenangebot

sowie allgemein über

Berufe werden

vermittelt.

Im Jahr 2012

besuchten ca.

24'000

Besucher die

OBA. Gegen

13'000

Jugendliche vor

der Berufswahl

sowie rund

10’500

interessierte

Erwachsene

informierten sich

an der OBA

über Aus- und

Weiterbildungen

Der Arbeitgeberverband des

Rheintals bietet unter dem Namen

„Fit für die Lehre“ Workshops in

Schulen an. In diesen halbtägigen

Workshops erhalten Schülerinnen

und Schüler der zweiten Oberstufe

wertvolle Tipps zu Verhalten,

Bewerbungen und Auftreten im

Zusammenhang mit der

Lehrstellensuche. Mit dabei sind

auch Lernende welche von ihren

persönlichen Erfahrungen berichten.

Schüler/-

innen,

Lehrpersonen

Informationen über die

Lehrstellensuche

werden vermittelt.

Mehr als 100

Schüler/-innen

Der Textilverband Schweiz (TVS)

schreibt Klassen an und bietet dabei

die Möglichkeit kostenloses

Informationsmaterial anzufordern

oder Schulbesuche bei denen die

Branche und die textilen Berufe

vorgestellt werden.

Schüler/-

innen,

Lehrpersonen

Informationen werden

einfach zugänglich

gemacht.

Es werden mehr

als 50 Schüler

erreicht.

Der Schüler/- Informationen über Rund 300

Kapitel 5: Situationsanalyse 25

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

Arbeitgeberverband Sarganserland-

Werdenberg führt eine Tischmesse

– Vorstellung von Lehrberufen - mit

Lehrlingen und Informationsblöcken

durch.

innen,

Lehrpersonen

Berufe werden

vermittelt.

Schüler/-innen

nehmen daran

teil.

Die Hans-Huber-Stiftung führt den

Berufswahlwettbewerb Traumlehre

durch. Die Schülerinnen und Schüler

werden dabei zur Erstellung einer

Homepage zum Thema Berufswahl

aufgefordert.

Schüler/-

innen,

Lehrpersonen

Ziel ist es, dass sich

Schüler/-innen vertieft

mit der Berufslehre als

Grundausbildung, aber

auch mit deren

attraktiven

Karrieremöglichkeiten

auseinandersetzen.

Die

Teilnehmerzahl

liegt bei über 50

Schüler/-innen.

Tabelle 5: Aktivitäten der AGV

Quelle: Befragung der Arbeitgeberverbände

Auch bei den Arbeitgeberverbänden zielen die Aktivitäten vor allem auf die Schülerinnen und

Schüler mit Fokus auf das 8. Schuljahr ab. Folgende Abbildung zeigt die Verteilung der

Aktivitäten auf die drei Schuljahre.

Abbildung 7: Zeitpunkt der AGV-Aktivitäten

Quelle: Befragung der Arbeitgeberverbände

Einige Aktivitäten bestehen erst seit zwei bis vier Jahren. Die Mehrheit der Aktivitäten findet

seit über sechs Jahren statt. Die Aktivitäten finden über das Jahr hinweg gleichmässig statt.

Die Aktivitäten richten sich an die Zielgruppen der folgenden Abbildung 8.

Kapitel 5: Situationsanalyse 26

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

Abbildung 8: Zielgruppen der AGV-Aktivitäten

Quelle: Befragung der Arbeitgeberverbände

Die Aktivitäten sind vorwiegend auf Lehrkräfte sowie die Schülerinnen und Schüler

ausgerichtet. Die Eltern als stärkste Beeinflusser der Jugendlichen im Berufswahlprozess ist

die drittgrösste Zielgruppe der AGV-Aktivitäten. Die meisten Aktivitäten sind auf eine grosse

Teilnehmerzahl ausgerichtet. Dies geht aus nachfolgender Abbildung klar hervor.

Abbildung 9: Teilnehmerzahl der AGV-Aktivitäten

Quelle: Befragung der Arbeitgeberverbände

Nach Auskunft der befragten Arbeitgeberverbände ist die Vorstellung der Berufe-Vielfalt

sowie der regionalen Unternehmen wichtig, denn es hilft den Schülerinnen und Schülern bei

ihrer Berufswahl. Anforderungen und Erwartungen von Lehrbetrieben werden aufgezeigt,

sodass eine bessere Vorbereitung bezüglich der Erstellung der Bewerbungsunterlagen, des

Bewerbungsgesprächs sowie des Verhaltens während den Schnupperlehren geschehen

kann. Dies erhöht die Chance, dass ein Schüler eine Lehrstelle im Unternehmen erhält. Die

Vermittlung von Informationen über die Lehrberufe durch Lehrlinge wird positiv bewertet, da

ein näherer Bezug zu den Schülerinnen und Schülern stattfindet.

Kapitel 5: Situationsanalyse 27

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

5.2.2 Phase B (Interesse an Berufen)

Die Arbeitgeberverbände bieten gemäss Befragung folgende Aktivitäten in Phase B an,

welche darauf abzielen das Interesse an den Berufen mit den Fähigkeiten der Jugendlichen

abzustimmen:

Beschreibung der Aktivität und

Veranstalter

Ziel-

gruppe

Nutzen Teilnahme

Bei Messen und Schulbesuchen des

Textilverbands Schweiz (TVS)

können Schülerinnen und Schüler,

Lehrpersonen und Eltern aktiv mit

Textilen arbeiten.

Schüler/-

innen, Eltern,

Lehrpersonen

Das Ausüben der

Tätigkeit dient dazu das

Interesse am Beruf zu

wecken. Des Weiteren

wird das Ansehen der

Schweizer

Textilindustrie gefördert.

Bei

Schulbesuchen.

20, bei Messen

weit über 50

Teilnehmende.

Bei den bereits in Phase A

erwähnten Techniktagen werden

Berufe vorgestellt, die dann auch

praktisch geübt werden können.

Schüler/-

innen

Die praktische

Ausübung fördert das

Interesse. Die

Jugendlichen können

dabei das Interesse am

Beruf mit ihren

Fähigkeiten abstimmen.

2012 nahmen

210 Jugendliche

und 25

Unternehmen

an den

Techniktagen

teil.

.

Die IHK und die NTB führen an drei

Mittwochnachmittagen den GTA

Pass durch. 3-4 kompetent betreute

Workshops werden angeboten. Die

Dauer eines Workshops beträgt 1.5

bis 2 Stunden. Des Weiteren wird

von der NTB einmal im Jahr an

einem Mittwoch der Girls Day

angeboten. Dabei haben

Schülerinnen die Möglichkeit,

interessante Berufe der Technik

kennen zu lernen und praktisch

auszuprobieren.

Schüler/-

innen,

Lehrpersonen,

Eltern,

Schulleitung

Ist die Freude an

diesen Arbeiten

geweckt, und sieht

man wie interessant,

vielseitig und

abwechslungsreich

technische

Entwicklungen sind,

kann man sich besser

vorstellen, in einem

technischen Beruf zu

arbeiten. Als Folge

wird der Weg zur

technischen Lehre

21-50

Teilnehmende

Kapitel 5: Situationsanalyse 28

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

ernsthaft in Betracht

gezogen.

Die Anlässe wecken die

Neugierde für zuerst

nicht in Betracht

gezogene Berufe.

Tabelle 6: Aktivitäten Verbände

Quelle: Befragung Arbeitgeberverbände

Die oben genannten Aktivitäten geben den Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit die

Interessen an den technischen Berufen mit ihren Fähigkeiten abzustimmen.

5.2.3 Phase C bis E

Den Phasen C bis E des Berufswahlprozesses können keine Aktivitäten der

Arbeitgeberverbände zugeordnet werden. Die Arbeitgeberverbände richten ihre Aktivitäten

ausschliesslich auf die Phasen A und B aus.

5.3 Schüler / Lehrlinge

5.3.1 Phase A (Interesse an Gegenständen und Tätigkeiten)

Gemäss der Befragung von Lehrlingen durch die Projektgruppe wurde die Vermutung

bestätigt, dass die freiwilligen Mittwochnachmittage nicht bzw. sehr ungerne für die

Teilnahme der Aktivitäten genutzt werden. Aus Sicht der Schülerinnen und Schüler sollen

Schnupperlehren nicht während der Schulzeit stattfinden, da dies schulische Nachteile mit

sich bringt.

Für Schülerinnen und Schüler stellen Praktika zu über 80% eine Hilfe in der Berufswahl dar.

Rund ein Drittel denkt jedoch, dass Praktika in der Unterrichtszeit mehr Nachteile als Vorteile

mit sich bringen. (Autorengruppe Brücke, 2013, S.62)

Kapitel 5: Situationsanalyse 29

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

Abbildung 10: Praktika während der Unterrichtszeit

Quelle: Autorengruppe Brücke, 2013, S. 62

Die frühzeitige Auseinandersetzung mit der Berufswahl ist insbesondere bei denjenigen

Jugendlichen wichtig, die entweder keine klare Vorstellung über den anzustrebenden

Bildungsweghaben und / oder keine Motivation haben, sich mit dem anstehenden Entscheid

auseinanderzusetzen. Diejenigen Jugendlichen, die keine klare Vorstellung über die

berufliche Zukunft haben, müssen alternative Berufe praktisch ausprobieren können, um die

Interessen und Fähigkeiten besser einschätzen zu können. Dieser Evaluationsprozess

erfordert Zeit. Eine frühzeitige Auseinandersetzung mit der Berufswahl ist daher für eine

systematische Eingrenzung des Entscheidungsraums entscheidend. Bei Jugendlichen die

keine Motivation haben (bzw. noch nicht reif genug sind), sich alleine mit der Thematik

auseinanderzusetzen, ist ein äusserer Druck (durch die Eltern und / oder die Lehrpersonen)

und gezielte Unterstützung erforderlich. (Studer, 2011, S.9)

5.3.2 Phase B (Interesse an Berufen)

Im August 2012 interessieren sich 96‘500 Schüler für eine berufliche Grundbildung, was

6‘500 mehr sind als im Vorjahr. (BBT, 2012, S.8)

Bei der Lehrstellensuche sind die Eltern die wichtigste Unterstützung bei den befragten

Jugendlichen. Ebenfalls wichtig beim Berufswahlprozess sind Lehrer, Freunde und Kollegen.

21% wurden von einem Mentor unterstützt und 9% haben das Case Management

Berufsbildung genutzt. (BBT, 2012, S.77-78)

Kapitel 5: Situationsanalyse 30

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

Abbildung 11: Unterstützung bei der Lehrstellensuche

Quelle: BBT, 2012, S. 78

Angebote im Internet werden nach Angabe von Schülerinnen und Schülern zu 59% als

hilfreich bis sehr hilfreich eingestuft. Die Berufsberatung wird von 41% als hilfreich bis sehr

hilfreich eingestuft, Messen werden zu über 60% als wenig bis überhaupt nicht hilfreich

bewertet. (Autorengruppe Brücke, 2013, S.15-16)

Unterstützung bei der Lehrstellensuche

Kapitel 5: Situationsanalyse 31

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

Abbildung 12: Wunsch nach zusätzlicher Unterstützung

Quelle: Autorengruppe Brücke, 2013, S. 27

Mehr Unterstützung bei der Berufswahl wünschen sich Schülerinnen und Schüler in erster

Linie von den Lehrern. 16% oder mehr der Schweizer Jugendlichen wünschen sich von

Berufsberatern, Eltern, Verwandten und Freunden ebenfalls intensivere Unterstützung im

Berufswahlprozess. (Autorengruppe Brücke, 2013, S.27)

Die Befragung der Lehrlinge hat ergeben, dass Schnupperlehren die meisten, deutlichsten

und wesentlichsten Informationen über eine Lehre geben.

5.3.3 Phase C (Interesse an Ausbildungen)

Da es beim Berufswahlunterricht auch darum geht die Interessen an den Berufen mit dem

entsprechenden Lehrstellenangebot abzustimmen wird dieser in Phase C eingeteilt. Nach

Auskunft der Schülerinnen und Schüler werden im Berufswahlunterricht die Themengebiete

Bewerbungen schreiben, Kennenlernen der eigenen Interessen und Fähigkeiten und Berufe

kennenlernen am meisten behandelt. Auffallend ist, dass weniger als die Hälfte der

Befragten angeben, dass gelehrt wird wie man Lehrstellen sucht oder wer einem bei der

Berufswahl beeinflusst. (Autorengruppe Brücke, 2013, S.51)

Wunsch nach mehr Unterstützung

Kapitel 5: Situationsanalyse 32

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

Abbildung 13: Behandelte Themen im Berufswahlunterricht

Quelle: Autorengruppe Brücke, 2013, S. 51

5.3.4 Phase D (Bewerbung auf Lehrstelle)

Nach Angabe der 8‘000 Jugendlichen welche bis zum 31. August 2012 keine Lösung

gefunden haben gibt es dafür vier Hauptgründe:

1. Zu spät mit Bewerben begonnen

2. Die eigene Unentschlossenheit

3. Persönliche Gründe

4. Gründe bei den Unternehmen

(BBT, 2012, S.36-38)

Die Jugendlichen haben im Jahr 2012 im Durchschnitt 13 Bewerbungen geschrieben. Jene

die eine berufliche Grundbildung beginnen haben dabei 16 Bewerbungen geschrieben.

(BBT, 2012, S.72-73)

Gemäss Befragung der Lehrlinge wird die Entscheidung für die Lehrstelle frühestens im 1.

Semester des 8. Schuljahres getroffen. Die meisten haben sich im 1. Semester des 9.

Schuljahres für ihre Lehrstelle entschieden.

5.3.5 Phase E (Rückmeldung auf Bewerbung)

Von 96‘500 interessierten Schülerinnen und Schülern beginnen im Jahr 2012 80‘500 eine

berufliche Grundbildung. Dies sind 8‘000 mehr als im Vorjahr. (BBT, 2012, S.8)

Kapitel 5: Situationsanalyse 33

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

95% der Schülerinnen und Schüler die 2012 vor einer Ausbildungswahl standen haben

zumindest eine vorübergehende Lösung gefunden. Zu 51% wurde eine berufliche

Grundbildung begonnen, dieser Anteil ist historisch gesehen stabil. Im Vergleich zum Vorjahr

beginnen weniger eine Maturitätsschule oder eine Vorbereitung auf eine berufliche

Grundbildung. Männer beginnen öfters eine berufliche Grundbildung als Frauen. (BBT, 2012,

S.30-34)

5.4 Lehrer, Schulen, Eltern und Experten

5.4.1 Phase A (Interesse an Gegenständen und Tätigkeiten)

Über 87% der befragten Lehrer sind der Meinung, dass Praktika während der Unterrichtszeit

mehr Vorteile als Nachteile mit sich bringen. (Autorengruppe Brücke, 2013, S.61)

Abbildung 14: Nachteile Praktika während Unterrichtszeit

Quelle: Autorengruppe Brücke, 2013, S. 61

Die Kooperation zwischen Schulen und Eltern hat folgende Erkenntnisse hervorgebracht: In

70.6% der Schulen berichten Eltern nur gelegentlich über ihren Beruf, in 23.8% gar nicht. In

über 80% der Schulen gibt es nach Angabe der Lehrerinnen und Lehrer häufig oder sehr

häufig Elternabende zur Berufsinformation. Ebenfalls in über 80% der Schulen werden die

Eltern häufig oder sehr häufig einbezogen, z.B. in Rahmen eines

Zielvereinbarungsgesprächs. (Autorengruppe Brücke, 2013, S.14)

Kapitel 5: Situationsanalyse 34

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

Nach Meinung der Experten ist beim Übergang Schule – Beruf die Pflege unterschiedlicher

schulischer Netzwerke am bedeutendsten. Auf den weiteren Plätzen folgen die individuelle

Begleitung der Jugendlichen, Ressourcengewinnung, Praktika und Praxiserfahrungen für die

Schülerinnen und Schüler, Förderung der Schülerkompetenzen, die geeignete Methodik und

Didaktik sowie die Elterneinbindung. (Autorengruppe Brücke, 2013, S.10-11)

Abbildung 15: Elterneinbeziehung

Quelle: Autorengruppe Brücke, 2013, S. 14

Kapitel 5: Situationsanalyse 35

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

Abbildung 16: Wichtigste Schulmassnahmen

Quelle: Autorengruppe Brücke, 2013, S. 10

5.4.2 Phase B bis E

Die Erkenntnisse aus der Sekundärrecherche bezüglich den Lehrkräften, Schulen, Eltern

und Experten lassen sich ausschliesslich der Phase A, bei derer es um das Interesse der

Jugendlichen an den Tätigkeiten geht, zuordnen. Die Phasen B bis E, bei denen weitere

Konkretisierungsschritte im Berufswahlprozess stattfinden sind durch die

Sekundärrecherche nicht abgedeckt.

Kapitel 6: Sollanalyse 36

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

6 Sollanalyse

Die Sollanalyse wird auf Grundlage der Istanalyse erarbeitet. Grundlage für die gewünschten

Sollzustände sind die Bedürfnisabklärungen und Erkenntnisse aus der Istanalyse.

6.1 Unternehmen

6.1.1 Phase A (Interesse an Gegenständen und Tätigkeiten)

Die Situationsanalyse im Kapitel 5 hat ergeben, dass Praktika (Schnupperlehren) während

der Schulzeit nicht erwünscht sind, da Jugendliche Angst haben, in der Schule wichtigen

Stoff zu verpassen. Somit ist es erstrebenswert, dass Schnuppertage und Praktika während

den Schulferien oder an Samstagen angeboten werden.

Zusätzlich sollten die Unternehmungen vermehrt auf die Vernetzung der Jugendlichen mit

der Arbeitswelt setzen. Ebenfalls wird eine individuelle Betreuung im Berufsübertritt von

Experten als essentiell angesehen (vergl. Abb. Kapitel 4.1.1). Der gewünschte Sollzustand

ist so zu formulieren, dass Jugendliche vernetzt und individuell auf dem Weg der Berufswahl

begleitet werden. Im Bezug auf die Individualität ist der Sollzustand so zu definieren, dass

weniger Massenveranstaltungen, sondern mehr individuelle Beratungen und Analysen

durchgeführt werden.

Ein Drittel der Schüler bestätigen in der zitierten Umfrage im Kapitel 5, dass sie denken,

dass Praktika während der Schulzeit mehr Nach- als Vorteile bringen. Der Sollzustand ist so,

zu definieren, dass die beruflichen Praktika die obligatorischen Schulstunden nicht tangieren,

damit alle Schüler an Schnupperlehren gelockt werden können.

6.1.2 Phase B (Interesse an Berufen)

Schnupperlehren werden von den Lehrbetrieben vor allem als wichtiges

Selektionsinstrument wahrgenommen. Für die Schüler hingegen bedeutet eine

Schnupperlehre meist den ersten Kontakt mit der Berufswelt und dem potentiellen neuen

Arbeitgeber. Aus Sicht der Projektgruppe sollte hieraus der Sollzustand abgeleitet werden,

dass Schnupperlehren vermehrt zur Interessenförderung und zur Gewinnung von

potentiellen Bewerbern beitragen. Der Aspekt der Selektion sollte für die Schüler in den

Hintergrund gelangen, da sonst der Spass an der Arbeit und somit das Interesse darunter

leidet.

6.1.3 Phase C (Interesse an Ausbildungen)

In dieser Phase hat die Projektgruppe keine wesentlichen Mängel am Ist-Zustand

festgestellt. Somit wird hier kein Sollzustand definiert.

Kapitel 6: Sollanalyse 37

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

6.1.4 Phase D (Bewerbung auf Lehrstelle)

In Kapitel 4.1.4 wird aufgezeigt, dass sich Schüler meist bereits am Anfang des 9. Schuljahrs

für eine Lehrstelle entscheiden. Unter Anbetracht dessen, dass der Bewerbungsprozess

ebenfalls einen gewissen Zeitraum in Anspruch nimmt, lohnt sich ein Werben um Lehrlinge

nach dem 8. Schuljahr kaum noch. Der Sollzustand kann so definiert werden, dass alle

Aktivitäten zur Berufswahl im 7. und 8. Schuljahr platziert werden, um eine Verpuffung der

Aktivitäten zu vermeiden.

6.1.5 Phase E (Rückmeldung auf Bewerbung)

In dieser Phase hat die Projektgruppe keine wesentlichen Mängel am Ist-Zustand

festgestellt. Somit wird hier kein Sollzustand definiert.

6.2 Arbeitgeberverbände/Branchenverbände

6.2.1 Phase A (Interesse an Gegenständen und Tätigkeiten)

Der wichtigste Sollzustand ist aber der, dass das Interesse der Jugendlichen an den

technischen Berufen vermehrt geweckt wird. Trotz vielen Aktivitäten (vergl. Kapitel xxx)

reichen die Aktivitäten nicht aus, um das Interesse ausreichend zu erwecken.

Nach Meinungen von Experten (vergl. Kapitel 5) sind Netzwerke der entscheidende Faktor in

Übergang von der Schule in den Beruf. Der Sollzustand ist so zu definieren, dass

Arbeitgeberverbände sich besser vernetzen, um diesen Hebel in der der Gewinnung von

Jugendlichen besser auszuspielen.

6.2.2 Phase B (Interesse an Berufen)

Ein weiterer Sollzustand ist eine möglichst hohe Internetpräsenz der Lehrstellenanbieter. Wie

im Kapitel 5 aufgezeigt, werden Messen und Berufsberatungstermine weit weniger von der

Zielgruppe geschätzt als Internetforen und Internetinformationen. Somit ist im Sollzustand

eine grosse Abdeckung dieses Bedürfnisses abzudecken.

6.2.3 Phase C (Interesse an Ausbildungen)

In dieser Phase hat die Projektgruppe keine wesentlichen Mängel am Ist-Zustand

festgestellt. Somit wird hier kein Sollzustand definiert.

6.2.4 Phase D (Bewerbung auf Lehrstelle)

Ebenfalls ist in dieser Phase der wichtigste Sollzustand dieser Arbeit überhaupt einzuordnen:

Die Anzahl genutzten Lehrstellenangebote im Bereich der technischen Berufe soll höher

sein. Ziel ist es, dass alle ausgeschriebenen Lehrstellen besetzt werden können.

Kapitel 6: Sollanalyse 38

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

6.2.5 Phase E (Rückmeldung auf Bewerbung)

Die Ist-Analyse im Kapitel 5 hat ergeben, dass im Jahr 2012 total 42% der Abgänger von der

Oberstufe noch keinen langfristigen Plan (Lehre, Gymnasium etc.) über ihre Zukunft haben

(10. Schuljahr, Zwischenlösungen, Militär, Arbeitslos etc.). Hier ist der Sollzustand so zu

definieren, dass ein beträchtlicher Teil dieser Unentschiedenen für die technischen Berufe

begeistert werden können.

In der Analyse der Tätigkeiten der Arbeitgeberverbände ist der Projektgruppe aufgefallen,

dass nur wenige Aktivitäten diese Zielgruppe (mit 42% sehr gross) ansteuern. Ein

Sollzustand ist ebenfalls, dass diese Zielgruppe besser angesprochen wird.

6.3 Lehrer, Schulen, Eltern und Experten

6.3.1 Phase A (Interesse an Gegenständen und Tätigkeiten)

In dieser Phase hat die Projektgruppe keine wesentlichen Mängel am Ist-Zustand

festgestellt. Somit wird hier kein Sollzustand definiert.

6.3.2 Phase B (Interesse an Berufen)

Ein weiterer Sollzustand ist der konsequente Einbezug der Eltern. Wie in Kapitel 5

dargestellt, sind die Eltern die absolut wichtigste Bezugsperson im Zeichen der Berufswahl.

Die Aktivitäten der Arbeitgeber sollten sich möglichst auf die wichtigen Bezugspersonen

fokussieren. Zusätzlich müssen die Lehrer vermehrt einbezogen werden. Sie haben den

zweitgrössten Einfluss auf die zukünftigen Lehrlinge, bieten den Schülern aber nach deren

Ansicht zu wenig Unterstützung. Der Sollzustand ist hierbei folgendermassen zu formulieren,

dass Lehrer vermehrt dazu veranlasst werden, ihre Schüler bei der Berufswahl adäquat zu

unterstützen.

6.3.3 Phase C (Interesse an Ausbildungen)

Die Schüler bemängeln in der zitierten Umfrage im Kapitel 5, dass sie vor allem

Informationen zur Erstellung einer Bewerbung oder zur Interessensabstimmung erhalten.

Hier ist der Sollzustand so zu definieren, dass die Schüler ebenfalls über die Möglichkeiten

der Lehrstellensuche geschult werden. Ebenfalls sollten die Schüler über deren Beeinflusser

besser in Kenntnis gesetzt werden.

6.3.4 Phase D (Bewerbung auf Lehrstelle)

Die Umfrage bei den Jugendlichen und die Erkenntnisse aus den persönlichen Gesprächen

haben ergeben, dass die Jugendlichen teilweise mit den Aufnahmeprüfungen bei den

Unternehmen überfordert sind. Der Sollzustand ist dabei so zu definieren, dass die

Jugendlichen optimal auf die Selektionsprüfungen bei den Unternehmen vorbereitet sind.

Kapitel 6: Sollanalyse 39

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

6.3.5 Phase E (Rückmeldung auf Bewerbung)

In dieser Phase hat die Projektgruppe keine wesentlichen Mängel am Ist-Zustand

festgestellt. Somit wird hier kein Sollzustand definiert.

6.4 Übersicht Ist- und Sollzustand (Gap-Analyse)

Im folgenden Kapitel wird der Soll- dem Ist-Zustand gegenübergestellt. Die Aufteilung ist

erneuet anhand des Phasenmodells gewählt. Die einzelnen Zielgruppen sind nicht mehr

separat ausgewiesen, da es sich hier um die übersichtliche Zusammenfassung des

vorhergehenden Kapitels handelt.

6.4.1 Phase A (Interesse an Gegenständen und Tätigkeiten)

Ist-Zustand Sollzustand

Schnuppertage hindern Schüler an der

Teilnahme am Unterricht

(A1) Schnuppertage und Praktika hindern

die Schüler nicht am ordentlichen Unterricht

Die Schüler wünschen sich individuelle

Betreuung und erhalten diese in der

aktuellen Situation zu wenig.

(A2) Individuelle Betreuung soll bei der

Berufswahl eine grössere Bedeutung haben

und die Jugendlichen sollen bei der

Abstimmung ihrer Interessen mit den

Berufsmerkmalen unterstützt werden.

Es gibt wenige Netzwerke, in denen sich

Schüler austauschen und informieren

können.

(A3) Netzwerke sollen gepflegt werden und

von Schülern aktiv genutzt werden.

Das Interesse der Jugendlichen ist

momentan zu klein.

(A4) Das Interesse der Jugendlichen soll

öfter geweckt werden.

Die Aktivitäten der Verbände u.a. finden

unkoordiniert statt, was zu Ineffizienzen und

Doppelspurigkeiten führen kann.

(A5) Die Aktivitäten sollten besser

untereinander koordiniert werden und

mehrere Phasen der Berufswahl umfassen.

Tabelle 7: Gap-Analyse Phase A

Quelle: Eigene Darstellung

Kapitel 6: Sollanalyse 40

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

6.4.2 Phase B (Interesse an Berufen)

Ist-Zustand Sollzustand

Schnupperlehren dienen den Unternehmen

meist als Selektionsmöglichkeit.

(B1) Schnupperlehren sollen nicht nur der

Selektion sondern der Interessenerweckung

dienen. Bei Schnupperlehren wird der

persönliche Kontakt gepflegt.

Eltern und Lehrer werden zu wenig in die

Berufswahl mit einbezogen.

(B2) Es soll ein grösserer Einbezug dieser

beiden Anspruchsgruppen geben.

Lehrlinge können sich im Internet zu wenig

über das Lehrstellenangebot informieren.

(B3) Lehrlinge sollen sich vor allem im

Internet über die verschiedene Lehren bei

verschiedenen Anbietern informieren.

Tabelle 8: Gap-Analyse Phase B

Quelle: eigene Darstellung

6.4.3 Phase C (Interesse an Ausbildungen)

Ist-Zustand Sollzustand

Schüler wünschen sich mehr Hilfe bei der

Suche nach Lehrstellen und bei der

Abstimmung des Lehrstellenangebots.

(C1) Die Schüler werden nicht nur bei der

Berufswahl, sondern auch bei der Suche

nach einer geeigneten Stelle, einem

geeigneten Unternehmen unterstützt.

Lehrer wissen über die Voraussetzungen für

technische Berufslehren zu wenig Bescheid.

Schüler können nicht beraten werden.

(C2) Die Lehrer werden so unterstützt, dass

die Schüler optimal beraten werden. Lehrer

kennen die Voraussetzungen für eine

technische Lehre.

Tabelle 9: Gap-Analyse Phase C

Quelle: eigene Darstellung

6.4.4 Phase D (Bewerbung auf Lehrstelle)

Ist-Zustand Sollzustand

Kapitel 6: Sollanalyse 41

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

Die Aktivitäten der Unternehmen und

Arbeitgeberverbände sind meist zu spät und

verfehlen darum ihre Wirkung.

(D1) Die Jugendlichen werden früh genug an

Schnuppertage und andere Aktivitäten

eingeladen.

In der aktuellen Situation werden viele

Lehrstellen in technischen Berufen nicht

besetzt.

(D2) In Zukunft sollen alle ausgeschriebenen

Lehrstellen im Bereich der technischen

Berufe besetzt werden.

Die schwierigen Aufnahmeprüfungen

schrecken die Schüler vor einer Bewerbung

ab.

(D3) Die Schüler werden optimal auf die

möglichen Aufnahmeprüfungen vorbreitet

und nicht mehr abgeschreckt.

Tabelle 10: Gap-Analyse Phase D

Quelle: eigene Darstellung

6.4.5 Phase E (Rückmeldung auf Bewerbung)

Ist-Zustand Sollzustand

Jedes Jahr gehen ca. 40% der Schüler nach

der Oberstufe eine Zwischenlösung ein.

(E1) Ein Grossteil dieser Unentschlossenen

soll sich für eine technische Lehre

entscheiden.

Die Unentschiedenen werden nicht mehr

angegangen und finden nicht immer den

Wiedereinstieg.

(E2) Die Anspruchsgruppe der

Unentschiedenen soll zusätzlich bei der

Lehrstellenbesetzung miteinbezogen

werden.

Nach negativen Entscheiden wechseln

Schüler gelegentlich den Berufswunsch und

bewerben sich zum Beispiel für eine KV-

Stelle.

(E3) Der Berufswahlprozess soll nicht durch

einen negativen Entscheid beendet werden.

Die Jugendlichen sollen weiter empfohlen

werden.

Tabelle 11: Gap-Analyse Phase E

Quelle: eigene Darstellung

Kapitel 7: Handlungsempfehlungen 42

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

7 Handlungsempfehlungen

Ausgehend von den in Kapitel 6 aufgezeigten Lücken zwischen dem heutigen Ist-Zustand

und dem gewünschten Soll-Zustand, hat die Gruppe ein Bündel von Strategischen

Stossrichtungen und möglichen Massnahmen ausgearbeitet. Da es enorm unübersichtlich

und wohl auch unrealistisch wäre, zu jedem in Kapitel 6 gelisteten Punkt eine separate

Massnahme umzusetzen, war die Projektgruppe bemüht, die Massnahmen so

auszugestalten, dass zum einen mehrere Lücken geschlossen und zum anderen auch

mehrere Phasen berücksichtigt werden können.

Weiter ist sich die Projektgruppe bewusst, dass die Auftraggeberin IHK nur beschränkt

Einfluss auf die Tätigkeiten der Arbeitgeberverbände, der Unternehmen und der

pädagogischen Institutionen nehmen kann. Deshalb wurde versucht, in erster Linie

Massnahmen vorzuschlagen, die auch im Einflussbereich der IHK liegen und somit auch von

der IHK umgesetzt werden können. Es werden aber auch Massnahmen vorgeschlagen,

welche die IHK nicht selbstständig umsetzen, sondern als Vorschlag an die jeweilige

Zielgruppe weiterleiten kann. Die vorgeschlagenen Massnahmen gliedern sich in eine

Hauptmassnahme und von dieser in verschiedene Untergruppen oder Stossrichtungen.

7.1 Hauptmassnahme: Zentrale Koordination

Inhalte Beschreibung

Kurzbeschreibung der Massnahme

Zentrale Koordination der verschiedenen Tätigkeiten durch die IHK

Ziel der Massnahme Verringern von Doppelspurigkeiten und Kannibalsierungseffekten, Steigerung der Effektivität

Zielgruppe AGV, Unternehmen, päd. Institutionen, sowie Schülerinnen und Schüler, Schulen und Eltern

Beteiligte / Verantwortung IHK

Relevanz zum Phasenmodell Fokus auf gleichmässige Bearbeitung aller Phasen

Relevanz zum Sollzustand A3, A4, A5, B3, C1, D1, D2 und E3

Zeitpunkt Frei bestimmbar

Durchführungsmerkmale Jährliches Treffen der Beteiligten

Nutzen Vorgängige Absprache zwischen den Beteiligten, um mit den Aktivitäten den grösstmöglichen Nutzen für alle zu ermöglichen

Risiken Key-Player machen nicht mit, die Beteiligten können sich

Kapitel 7: Handlungsempfehlungen 43

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

nicht auf ein koordiniertes Vorgehen einigen.

Weitere Bemerkungen

Die Vernetzung unter den Verbänden muss stärker werden.

Hosten einer Internetplattform für Jugendliche, mit Information über Berufe, mögliche Lehrbetriebe, Anzahl offener Lehrstellen, weitere Empfehlungen für die Bewerbung.

Aufwand / Kosten

Der Aufwand hält sich mit einem jährlichen Treffen und dessen Organisation in Grenzen. Einzig beim Betrieb des Infoprotals ist mit finanziellem und personellem Aufwand zu rechnen. Die Höhe hängt jedoch stark von der Art der Durchführung ab (Outsourcen oder selbst betreiben, Aktualisierungsintervalle, Interaktionsmöglichkeiten, etc.).

Tabelle 12: Hauptmassnahme

Quelle: eigene Darstellung, in Anlehnung an Studer (2011), S. 18 ff.

Das Schaffen einer zentralen Stelle, welche die unterschiedlichen Aktivitäten der AGV,

Unternehmen, usw. besser koordiniert, sieht die Projektgruppe als Kernaufgabe. Von diese

zentralen Stelle aus können alle weiteren Aktivitäten und Massnahmen geleitet und

koordiniert werden, ohne dass sich diese Stelle selbst zu fest in der Öffentlichkeit präsentiert.

Durch eine Koordination unter den Beteiligten, können auch Zielkonflikte, Doppelspurigkeiten

oder Kannibalisierungseffekte unter den verschiedenen Aktivitäten vermieden werden. Ohne

zu grosse Konkurrenz untereinander, können diese Aktivitäten günstiger und auch

zielgerichteter ausgestaltet werden. Zudem bereits bei der Planung der Aktivitäten darauf

geachtet werden, dass verschiedene Aktivitäten entlang aller fünf Phasen der Berufswahl

erfolgen und sich nicht alle bloss mit der Interessensbildung beschaffen.

Da eine Teilnahme an diesem koordinierten Vorgehen niemandem aufgezwungen werden

kann, ist es zwingend, dass diese Koordination nicht mit zu vielen Zwängen behaftet ist, da

zu viele Einschränkungen die Beteiligten von einer (freiwilligen) Teilnahme abhalten könnten.

Die Projektgruppe schlägt dazu ein jährliches Treffen mit den Verantwortlichen der AGV vor,

an dem die einzelnen AGV ihre geplanten Aktivitäten und Zielsetzungen für die

Lehrlingsrekrutierung präsentieren, damit die einzelnen Aktivitäten besser aufeinander

abgestimmt werden können.

Die Resultate können in Form einer zentralen Internetplattform veröffentlicht werden, auf der

sich die Jugendlichen über anstehende Anlässe und Aktivitäten der Verbände informieren

können. Weiter sollte die Plattform einen Bereich aufweisen, wo sich die Jugendlichen über

die möglichen Berufe informieren können, ähnlich der Plattform der Berufsberatung. Die

Informationen sollten aber mit den Kontaktdaten möglicher Lehrbetriebe sowie Informationen

über die Anzahl verfügbarer Lehrstellen ergänzt werden. Es ist auch denkbar, dass bereits

Kapitel 7: Handlungsempfehlungen 44

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

hier die Anforderungen an zukünftige Lernende bekannt gegeben werden, damit sich

potentielle Bewerber möglichst führ informieren und vorbereiten können.

Damit diese Plattform, die einen Schüler spätestens am dem 7. Schuljahr begleiten soll,

bekannt wird, werden die Schulen und deren Lehrkräfte mit Informationsbroschüren über das

neue Angebot informiert. Dadurch können die Lehrpersonen als Multiplikatoren dienen, die

die Informationen an die Schüler weiterleiten. Dieser Effekt könnte noch ausgebaut werden,

wenn zusätzlich die Eltern von den Schulen angeschrieben und darüber informiert würden.

Ein Schulbesuch eines Arbeitgeberverbandes zu Beginn eines Schuljahres, bei dem über die

technischen Berufe und eben über diese Plattform informiert wird, würde die Bekannt

ebenfalls signifikant steigern. Entscheidend ist, dass sich ein Schüler auf dieser Plattform

Unterstützung für alle fünf Phasen der Berufswahl holen kann.

7.2 Nebenmassnahmen

7.2.1 Massnahme 1: Bestehende Aktivitäten optimieren

Inhalte Beschreibung

Kurzbeschreibung der Massnahme

Bestehende Aktivitäten, welche den Phasen A (Interesse an Gegenständen und Tätigkeiten) und B (Interesse an Berufen) zugeordnet wurden, sollen zu einem früheren Zeitpunkt stattfinden.

Ziel der Massnahme Interesse für technische Berufe wird stärker und dauerhafter und vor allem frühzeitig geweckt.

Zielgruppe Schülerinnen und Schüler, Eltern

Beteiligte / Verantwortung Unternehmen, Arbeitgeberverbände

Relevanz zum Phasenmodell Phasen A (Interesse an Gegenständen und Tätigkeiten) und B (Interesse an Berufen)

Relevanz zum Sollzustand A1, A4, A5, B1, B2 und D1

Zeitpunkt Mehrmals pro Jahr, vermehrt in der schulfreien Zeit, so früh wie möglich

Durchführungsmerkmale Die Aktivitäten finden inhaltlich wie bisher statt

Nutzen Mehr teilnehmende Schülerinnen und Schüler, dauerhaftes und stärkere Erweckung von Interesse für technische Berufe

Risiken Veränderte Zeiten könnten auf Ablehnung seitens der Partner (Schulen, Lehrpersonen, Unternehmen, Arbeitgeberverbände, etc.) stossen.

Weitere Bemerkungen Besonders geeignet sind folgende Aktivitäten: - Berufserkundungen und Informationsabende

Kapitel 7: Handlungsempfehlungen 45

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

- Betriebsbesichtigungen - Schnuppertage und Schnupperlehren

Aufwand / Kosten Geringer Aufwand, kaum neue Kosten.

Tabelle 13: Nebenmassnahme 1

Quelle: eigene Darstellung, in Anlehnung an Studer (2011), S. 18 ff.

Wie die Situationsanalyse gezeigt hat (vgl. Kapitel 5) ist ein Grossteil der bestehenden

Aktivitäten den Phasen A (Interesse an Gegenständen und Tätigkeiten) und B (Interesse an

Berufen) zuzuordnen. Grundsätzlich ist die Projektgruppe der Meinung, dass es richtig ist,

wenn sich viele Aktivitäten auf diese Phase ausrichten. Wenn das Interesse nicht

ausreichend geweckt werden kann, gibt es in der Phase D (Bewerbung auf Lehrstelle) nicht

genügend Interessierte, welche sich für eine Lehrstelle im technischen Bereich entscheiden.

Da sich jedoch viele Jugendliche bereits im 8. oder spätestens im 9. Schuljahr für einen

Beruf entscheiden, sind Aktivitäten, welche im 8. Schuljahr oder später stattfinden nicht mehr

Zielführend.

Die Projektgruppe schlägt daher vor, dass besonders geeignete Massnahmen zur

Interessenerweckung wie beispielsweise Berufserkundungen, Informationsabende

Betriebsbesichtigungen und Schnupperangebote zeitlich früher angesetzt werden. Ideal wäre

nach Meinung der Projektgruppe eine vermehrte Platzierung solcher Aktivitäten bereits im 7.

Schuljahr oder nach Möglichkeit sogar noch früher. Ausserdem sollten einige Aktivitäten in

die schulfreie Zeit (Wochenenden, Ferienzeit) verlegt werden, um auch diejenigen

Jugendlichen anzusprechen, welche keine Unterrichtszeit versäumen wollen. Für die

Koordination sieht die Projektgruppe vor allem die IHK geeignete Institution an (vgl.

Hauptmassnahme Koordination).

7.2.2 Massnahme 2: Fachbereich technische Berufe als Karriereweg positionieren

Inhalte Beschreibung

Kurzbeschreibung der Massnahme

Erleichterte Zugänge zu weiterführenden Studiengängen im technischen Bereich

Ziel der Massnahme

Höhere Durchlässigkeit zwischen den einzelnen Bildungsstufen und damit Positionierung der technischen Berufe als Karrierechance. Steigerung der Attraktivität des Berufszweigs

Zielgruppe Jugendliche mit Interesse an einer beruflichen Fortbildung

Beteiligte / Verantwortung Schulleiter, Lehrpersonen, Unternehmen, IHK

Kapitel 7: Handlungsempfehlungen 46

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

Relevanz zum Phasenmodell

Phasen A (Interesse an Gegenständen und Tätigkeiten), B (Interesse an Berufen), C (Interesse an Ausbildungen), D (Bewerbung auf Lehrstelle) und E (Rückmeldung auf Bewerbung)

Relevanz zum Sollzustand A2, A4, B3, C1, D2, D3, E1 und E2

Zeitpunkt Schnittstelle zwischen Lehrabschluss und Einstieg in BMS oder FH

Durchführungsmerkmale

Vereinfachter Zugang zu weiterführenden Schulen, Schaffung von neuen Bildungsangeboten, Aufmerksamkeit auf bestehende Angebote lenken, Förderung der Fächer Mathematik und Physik im Unterricht

Nutzen Imageförderung, grössere Unterstützung durch Eltern, mehr Interesse an technischen Berufen von karriereinteressierten Jugendlichen

Risiken

Umsetzung nicht durch Verbände oder Unternehmen alleine möglich, evtl. Schulgesetzliche Anpassungen notwendig, Anpassungen im Bildungsangebot führen zu Wiederstand der betroffenen Institutionen, andere Fachrichtungen verteidigen ihre Fachgebiete

Weitere Bemerkungen

National beschäftigt sich auch der Bund mit dem Mangel an Interessierten in den MINT-Fachrichtungen. Als taugliche Massnahmen werden die verbesserte Durchlässigkeit und die Positionierung als Karriereweg vorgeschlagen (vgl. Kapitel 2).

Aufwand / Kosten Grosser Aufwand da Konsensfindung verschiedenster Parteien notwendig. Marketingkampagne wäre kostenintensiv.

Tabelle 14: Nebenmassnahme 2

Quelle: eigene Darstellung, in Anlehnung an Studer (2011), S. 18 ff.

Fast alle befragten Lehrlinge haben bei der Umfrage angegeben, dass sie Interesse an einer

beruflichen Weiterbildung haben (FH, BMS, etc.). Es ist daher notwendig, diesen bereits

interessierten Jugendlichen sowie weiteren Personen die Möglichkeit zu geben, eine

entsprechende Weiterbildung anzutreten. Hier sind vor allem die entsprechenden

Bildungsanbieter gefordert. Sie müssen allenfalls die Aufnahmebedingungen überdenken

oder die Anforderungen senken. Denkbar wäre es auch neue duale Bildungsangebote

(Kombination von Schule und Beruf) ins Leben rufen.

Da während der Lehrzeit die Schule nur eine untergeordnete Rolle spielt (in der Regel 1-2

Tage / Woche) müssen interessierte von ihren Lehrpersonen gezielt auf Aufnahmeprüfungen

und Anforderungen der weiterführenden Schulen vorbereitet werden.

Kapitel 7: Handlungsempfehlungen 47

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

Damit karriereinteressierte Jugendliche die technischen Berufe auch als Karrierechance

wahrnehmen, müssen Beispiele vorhanden sein und Vorbilder geschaffen werden. Dies

könnte beispielsweise durch eine von der IHK organisierte Imagekampagne erreicht werden.

Diese Kampagne könnte erfolgreiche Angestellte porträtieren und deren eingeschlagenen

Weg aufzeigen, sodass Jugendliche sich daran orientieren können.

Schliesslich müssten die Unternehmen ihre Bereitschaft kommunizieren, interessierte

Jugendliche entsprechend zu fördern. Dies bedingt von Unternehmensseite beispielsweise

die Akzeptanz, dass Angestellte nicht die ganze Woche im Betrieb sind und sich parallel

dazu ihrer beruflichen Weiterbildung widmen können. Denkbar wäre in diesem

Zusammenhang auch die gezielte Schaffung von Stellen, welche zu einem späteren

Zeitpunkt eine entsprechend Weiterbildung vorsehen.

Nach Ansicht der Projektgruppe hätten solche Massnahmen positive Effekte auf sämtliche

Phasen der Berufswahl. Verbesserte Karriereaussichten würden in den frühen Phasen zu

grösserem Interesse führen und somit zu einem späteren Zeitpunkt zu einer grösseren

Anzahl Bewerbungen für technische Berufe.

7.2.3 Massnahme 3: Berufliche Weiterbildung für Lehrpersonen fördern

Inhalte Beschreibung

Kurzbeschreibung der Massnahme

Im Rahmen der obligatorischen Weiterbildung erhalten Lehrpersonen konkrete Informationen und Erlebnisse zu technischen Berufen.

Ziel der Massnahme Lehrpersonen haben ein besseres Verständnis für technische Berufe und können besser abschätzen, welche Anforderungen an Schüler gestellt werden

Zielgruppe Schulleitungen und Lehrpersonen

Beteiligte / Verantwortung Verbände, Weiterbildungsorganisationen, IHK

Relevanz zum Phasenmodell

Phasen A (Interesse an Gegenständen und Tätigkeiten), B (Interesse an Berufen), C (Interesse an Ausbildungen), D (Bewerbung auf Lehrstelle) und E (Rückmeldung auf Bewerbung)

Relevanz zum Sollzustand A2, A3, A4, B2, B3, C1, C2, D2, D3, E1 und E2

Zeitpunkt Im Rahmen der obligatorischen Weiterbildung, mehrmals jährlich anbieten

Durchführungsmerkmale

Informationen und Vorträge über die Bedürfnisse und Anforderungen der technischen Berufe, Jugendliche dabei unterstützen „die richtige“ Lehrstelle zu finden, stärkeren Praxisbezug im Unterricht schaffen

Nutzen Lehrpersonen können Berufswahlunterricht individueller

Kapitel 7: Handlungsempfehlungen 48

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

gestalten und einen stärkeren Praxisbezug herstellen.

Risiken Ablehnung durch Schulleitungen

Weitere Bemerkungen -

Aufwand / Kosten Geringer Aufwand und niedrige Kosten

Tabelle 15: Nebenmassnahme 3

Quelle: eigene Darstellung, in Anlehnung an Studer (2011), S. 18 ff.

Wie im Kapitel 3 ausgeführt wurde, hat in den letzten Jahren eine Veränderung weg vom

Lehrstellenmangel hin zum Lehrlingsmangel stattgefunden. Diese Massnahme zielt darauf

ab, dieser veränderten Rahmenbedingung Rechnung zu tragen. Früher war das Hauptziel für

eine Lehrperson, dass für alle Schülerinnen und Schüler eine Anschlusslösung (Lehrstelle,

weiterführende Schule, Brückenangebot, etc.) gefunden wurde. Wie die Analyse im Kapitel 3

gezeigt hat, herrscht bei gewissen Lehrstellen ein Nachfrageüberhang vor, wogegen

beispielsweise bei den technischen Berufen ein Angebotsüberhang besteht. Das Ziel muss

daher eine individuellere Betreuung von Schülerinnen und Schülern sein, sodass diese die

für sie „richtige“ Lehrstelle finden.

Im Rahmen Schulinternen Lehrerfortbildung (SCHILF) könnten den Lehrpersonen

Informationen über die technischen Berufe zur Verfügung gestellt werden. Bei den SCHILF-

Kursen handelt es sich um interne Weiterbildungen an einer Schule, welche durch den

jeweiligen Schulleiter individuell pro Schule angesetzt werden kann. Die Ansetzung eines

solchen Kurses ist sehr unbürokratisch möglich, da es für diese Kurse keine Bewilligung des

Schulrats braucht. Ein weiterer positiver Effekt ist, dass diese SCHILF-Kurse obligatorischen

Charakter für die Lehrer haben. Die Kontaktaufnahme kann entweder durch Unternehmen

oder die Arbeitgeberverbände geschehen. Die Koordination würde unter der Federführung

der IHK geschehen. Für die Teilnahme der Lehrpersonen wären vor allem die Schulleitungen

zuständig. Die Bereitschaft durch Schulleitungen, solche Angebote anzunehmen, ist gemäss

Herrn Patrick Keller (Schulleitung Oberstufenzentrum Mühlizelg, Abtwil) ist sehr gross.

Besonders geeignet sind nach Meinung der Projektgruppe vor allem Informationen oder

auch Unterrichtsmaterial, welches es den Lehrpersonen ermöglicht, den Unterricht

praxisnäher zu gestalten und wo immer möglich einen Bezug zu technischen Berufen zu

schaffen. Beispielsweise könnte den Lehrpersonen Unterrichtsmaterial für eine

Sonderwoche zur Verfügung gestellt werden. Im Rahmen einer solchen Sonderwoche

könnten noch weitere Angebote wie Unternehmensbesuche kombiniert werden. Ziel dieser

Massnahme ist, dass die Lehrpersonen ein besseres Verständnis für die technischen Berufe

entwickeln und somit auch abschätzen können, welche Schülerinnen und Schüler für einen

technischen Beruf geeignet wären.

Kapitel 7: Handlungsempfehlungen 49

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

Da die Lehrpersonen wichtige Bezugspersonen für Jugendliche bei der Berufswahl sind,

hätte ein besseres Verständnis der Lehrpersonen für Anforderungen und Bedürfnisse der

technischen Berufe positive Auswirkungen auf sämtliche Phasen des Phasenmodells und

würde insgesamt eine individuellere Betreuung ermöglichen.

7.2.4 Massnahme 4: Frauenanteil erhöhen

Inhalte Beschreibung

Kurzbeschreibung der Massnahme

Durch vermehrte Aktivitäten, die sich speziell an Frauen richten, soll der Frauenanteil in den technischen Berufen angehoben werden.

Ziel der Massnahme Interesse bei Frauen für technische Berufe wecken.

Zielgruppe Frauen (vor allem weibliche Jugendliche)

Beteiligte / Verantwortung Unternehmen, Verbände, IHK, Lehrpersonen

Relevanz zum Phasenmodell

Phasen A (Interesse an Gegenständen und Tätigkeiten), B (Interesse an Berufen), C (Interesse an Ausbildungen), D (Bewerbung auf Lehrstelle) und E (Rückmeldung auf Bewerbung)

Relevanz zum Sollzustand A4, C1, D1, D2, E1 und E2

Zeitpunkt 7. oder 8. Schuljahr, nach Möglichkeit früher

Durchführungsmerkmale Aktivitäten sollen gezielt an Frauen adressiert werden, Erfolgreiche Frauen berichten über technische Berufe und Karrieremöglichkeiten

Nutzen Mehr Frauen für technische Berufe begeistern

Risiken Fokus auf Frauen könnte auf Ablehnung stossen, da viele bestehende Aktivitäten auch jetzt schon Frauen offen stehen

Weitere Bemerkungen --

Aufwand / Kosten Im Rahmen der bestehende Massnahmen (Erfahrungswerte)

Tabelle 16: Nebenmassnahme 4

Quelle: eigene Darstellung, in Anlehnung an Studer (2011), S. 18 ff.

Bisher entscheiden sich nur wenige Frauen für einen technischen Beruf. Die Analyse in

Kapitel 5 hat aufgezeigt, dass lediglich eine bestehende Aktivität sich ausschliesslich an

Frauen richtet. Nach Meinung der Projektgruppe müssen die Anstrengungen in diese

Richtung verstärkt werden. Das Interesse an technischen Berufen muss bei Frauen noch

stärker gefördert werden. Offensichtlich wird in diesem Bereich bisher zu wenig

unternommen.

Kapitel 7: Handlungsempfehlungen 50

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

Wie unter 7.2.3 bereits ausgeführt, würden natürlich auch Frauen von einem stärkeren

Bezug im Unterricht zu den technischen Berufen profitieren. Lehrpersonen könnten

Verbindungen zwischen Unterrichtsinhalten in Mathematik und Physik zu technischen

Berufen herstellen, sodass Frauen ebenfalls ein grösseres Interesse an diesen

Fachrichtungen entwickeln.

Die Projektgruppe schlägt zusätzlich dazu vor, dass einige neue Aktivitäten ins Leben

gerufen werden, welche sich explizit an Frauen richten. Vorstellbar wären beispielsweise

Vorträge oder Informationsabende, an denen erfolgreiche Frauen ihren Karriereweg

darlegen und bei einem anschliessenden Apéro in ungezwungener Atmosphäre diskutiert

werden kann. Denkbar wäre auch, dass einige Unternehmen Mentorinnen für Schülerinnen

zur Verfügung stellen, welche diese bei ihrer Berufswahl unterstützen und mit Informationen

über technische Berufe ausstatten. Hier ist das Image der technischen Berufe entscheidend

für die Schülerinnen sowie die Eltern. Es soll daher aufgezeigt werden, dass eine Frau

diesen oder jenen technischen Beruf erlernen kann. Bei vielen Berufen sind körperliche

Aspekte kaum relevant und vom Schulstoff her sind die Schülerinnen den Schülern

grundsätzlich gleichgestellt. Wichtig ist auch hier, dass Aktivitäten zur Förderung von

Interesse so früh wie möglich stattfinden müssen.

Da die technischen Berufe momentan noch eine Männerdomäne sind, müssen auch die

Unternehmen mit einbezogen werden. Sie sollen vermehrt Frauen eine Chance in diesem

Bereich geben und dafür sorgen, dass das Arbeitsumfeld Frauen anspricht. Die

Projektgruppe ist beispielsweise der Meinung, dass es für Frauen weniger attraktiv ist, sich

bei einer Unternehmung zu bewerben, in der fast nur Männer arbeiten. Wenn

Personalverantwortliche diesem Umstand Rechnung tragen und den Frauenanteil

Schrittweise zu erhöhen versuchen, könnte dies eine Sogwirkung auslösen sodass sich

letztlich mehr Frauen bei dieser Unternehmung bewerben.

7.2.5 Massnahme 5: Optimierung des Ausbildungspasses (Best Practice)

Inhalte Beschreibung

Kurzbeschreibung der Massnahme

Der bestehende Ausbildungspass soll verbessert werden und anderen Aktivitäten als Vorbild dienen.

Ziel der Massnahme Nutzen des Ausbildungspasses vergrössern.

Zielgruppe Schüler, Eltern, KMU’s

Beteiligte / Verantwortung IHK St. Gallen und NTB Studienstiftung

Relevanz zum Phasenmodell Phasen A (Interesse an Gegenständen und Tätigkeiten), B (Interesse an Berufen) und C (Interesse an Ausbildungen, D (Bewerbung auf Lehrstelle) und E (Rückmeldung auf

Kapitel 7: Handlungsempfehlungen 51

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

Bewerbung)

Relevanz zum Sollzustand A1, A2, A4, B1, B2, D1 und D2

Zeitpunkt 7. und 8. Schuljahr, wenn möglich auch in Schulferien, oder an aufeinanderfolgenden Halbtagen

Durchführungsmerkmale Workshops, Ansprechpersonen von Unternehmen sollen vorhanden sein, bei Firmenbesuchen sollen die Eltern mitgehen können

Nutzen Interesse wird stärker gefördert und es resultieren im Endeffekt mehr Bewerbungen für technische Berufe.

Risiken Grössere organisatorische Anforderungen, da KMUs zur Teilnahme motiviert werden müssen.

Weitere Bemerkungen Der Ausbildungspass als Bewerbungsbeilage soll unbedingt beibehalten werden.

Aufwand / Kosten Steigender Koordinationsaufwand, kaum neue Kosten

Tabelle 17: Nebenmassnahme 5

Quelle: eigene Darstellung, in Anlehnung an Studer (2011), S. 18 ff.

Grundsätzlich wurde der Ausbildungspass von der Projektgruppe als Best Practice

identifiziert. Er spricht alle wichtigen Anspruchsgruppen an (Schülerinnen und Schüler,

Eltern, Unternehmen), kann bereits früh begonnen werden und verfügt über verschiedenste

Programminhalte (Workshops, Veranstaltungen, Unternehmensbesuche).

Der Ausbildungspass gibt Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit auf freiwilliger Basis

erste Erfahrungen im technischen Bereich zu machen. Er dient somit nicht der Selektion.

Ausserdem motivieren die Einträge im Pass zur mehrfachen Teilnahme und fördern so die

dauerhafte Erweckung von Interesse am technischen Bereich. Der Ausbildungspass dient

auch als Beilage zur Bewerbung und soll (wenn vollständig durchlaufen) zu einer positiveren

Bewertung und letztlich zu einer positiven Rückmeldung auf die Bewerbung dienen.

(http://www.ausbildungspass.ch/texte/pass.html)

Der Ausbildungspass hat somit insbesondere Auswirkungen auf diejenigen Phasen, in denen

das Interesse geweckt werden soll. Die Projektgruppe schlägt jedoch vor, dass die

Alterseingrenzung (13-16 Jahre) aufgehoben oder zumindest angepasst (auf Schülerinnen

und Schüler des 7. oder 8. Schuljahres) werden soll. Der Ausbildungspass soll grundsätzlich

allen Interessierten offen stehen. Innerhalb der Angebote des Ausbildungspasses sollen

einige Aktivitäten auch in der schulfreien Zeit oder in der Ferienzeit angeboten werden.

Ausserdem sollen während der Workshops vermehrt Ansprechpersonen von KMUs zur

Verfügung stehen um einen ersten Kontakt zwischen Schülerinnen und Schülern und den

Unternehmen herzustellen. Es können dadurch auch vermehrt Kontakte zwischen den

Kapitel 7: Handlungsempfehlungen 52

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

Unternehmen und den Eltern geknüpft werden. Auch für die Firmenbesuche empfiehlt die

Projektgruppe vor allem KMUs auszuwählen und sicher zu stellen, dass die Eltern ebenfalls

mitgehen können.

7.2.6 Massnahme 6: Möglichkeit für einen nicht Aktiven Arbeitgeberverband

Inhalte Beschreibung

Kurzbeschreibung der Massnahme

Ein oder mehrere Arbeitgeberverbände organisieren in Schulhäuser Vorträge von KMUs, die einige Lehrstellen (vor allem technische Berufe) vorstellen.

Ziel der Massnahme Interesse wird durch Information gedeckt und die Abstimmung mit dem Lehrstellenangebot wird angeboten

Zielgruppe Schüler, Eltern, Lehrer, evtl. auch Schulleitung

Beteiligte / Verantwortung Arbeitgeberverband, IHK, Schulleitung

Relevanz zum Phasenmodell Phasen A (Interesse an Gegenständen und Tätigkeiten), und C (Interesse an Ausbildungen

Relevanz zum Sollzustand A2, A4, B2, C1, C2, D1 und D2

Zeitpunkt Schulklassen im 7. und 8. Schuljahr (bei Schülerinnen und Schülern ohne Lehrstelle auch im 9. Schuljahr), nach den Sommerferien, Freitag-Abend

Durchführungsmerkmale

Vorträge, bei denen KMUs ihre Lehrstellen und den Betrieb vorstellen. Schulklassen wechseln drei Klassenzimmer, jeweils Kurzpräsentation von ca. 20 Minuten, anschliessend findet ein Apéro statt um Kontakte zu knüpfen.

Nutzen

Verschiedene Berufe werden vorgestellt, Informationen über Lehrstellen werden vermittelt, Eltern werden mit einbezogen, Bewerbungsmöglichkeiten sowie dessen Zeitpunkt wird aufgezeigt

Risiken Zeitpunkt finden, an dem die Mehrzahl der Eltern teilnehmen kann

Weitere Bemerkungen Sehr günstige Variante.

Aufwand / Kosten Erstellungsaufwand für die Präsentationen gering (können später mehrmals verwendet werden), kaum Kosten

Tabelle 18: Nebenmassnahme 6

Quelle: eigene Darstellung, in Anlehnung an Studer (2011), S. 18 ff.

Diese Massnahme richtet sich an diejenigen Verbände, welche bisher noch keine Aktivitäten

durchführen oder noch neue Aktivitäten planen. Die Projektgruppe schlägt vor, dass sich

ganze Schulklassen oder Schulhäuser für solche Aktivitäten anmelden können (so viele

Teilnehmer wie möglich). Vorgesehen wäre eine Art Rundlauf, bei der die Schülerinnen und

Kapitel 7: Handlungsempfehlungen 53

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

Schüler gemeinsam mit den Eltern und den Lehrpersonen mehrmals das Klassenzimmer

wechseln und pro Klassenzimmer einer Kurzpräsentation beiwohnen. Im Rahmen dieser

Präsentation soll ein KMU vorgestellt werden und aufgezeigt werden, welche Lehrstellen

angeboten werden und was die Anforderungen dafür sind. Dabei muss auch auf die

Notwendigkeit einer frühzeitigen Bewerbung hingewiesen werden. Die Jugendlichen sollen

dazu ermutigt werden, sich so früh wie möglich mit der Berufswahl zu beschäftigen.

Besonders wichtig bei dieser Massnahme ist, dass im Anschluss Raum für Diskussionen und

Austausch so wie für eine Kontaktaufnahme zwischen Schülerinnen und Schülern und den

Unternehmen oder auch zwischen Lehrpersonen oder Eltern und den Unternehmen zur

Verfügung steht. Idealerweise wird zu diesem Zweck im Anschluss ein Apéro durchgeführt.

Hier können Schülerinnen und Schüler die offenen Fragen klären und erste Kontakte zu

Unternehmen herstellen. Gleiches gilt für die Eltern oder die Lehrpersonen. Ziel dieses

Austauschs ist es, dass Unternehmen mit interessierten Jugendlichen Schnuppertage

vereinbaren können

Kapitel 8: Schlusswort 54

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

8 Schlusswort

Lehrstellenmangel war gestern - Lehrlingsmangel ist heute. Ganz so einfach lässt sich die

aktuelle Situation auf dem Lehrstellenmarkt zwar nicht darstellen, dennoch geht der Trend in

diese Richtung. Die Analyse der Projektgruppe hat aufgezeigt, dass die technischen Berufe

überproportional von dieser Veränderung betroffen sind (vgl. Kapitel 2). Einige Branchen wie

beispielsweise Informatik oder das Gesundheits- und Sozialwesen bieten allerdings immer

noch zu wenige Lehrstellen an. Die Schweiz, in der man zu Recht stolz ist auf das duale

Bildungssystem, steht diesbezüglich vor grossen Herausforderungen. Massnahmen in

verschiedene Richtungen müssen angestrengt werden und besonders die ausbildenden

Unternehmen werden gefordert sein. In gewissen Bereichen müssen weiterhin Lehrstellen

geschaffen werden, wogegen in anderen Bereichen erst genügend Interessierte vorhanden

sein müssen, um den bestehenden und zukünftigen Bedarf abdecken zu können.

Die Region Ostschweiz bildet diesbezüglich keine Ausnahme. Auch hier hat sich in den

vergangenen Jahren der Mangel an technisch interessierten Lehrlingen akzentuiert (vgl.

Kapitel 4.1.1). Die Projektgruppe ist jedoch nach der Analyse der bestehenden Massnahmen

und Aktivitäten der Ansicht, dass dieses Problem erkannt wurde. Verschiedenste

Massnahmen und Aktivitäten, welche das Interesse für technische Berufe zu fördern

versuchen, laufen bereits seit mehreren Jahren und werden auch rege nachgefragt. Kein

befragter Arbeitgeberverband hat angegeben, in nächster Zeit weniger zu unternehmen. Im

Gegenteil, viele möchten weitere Massnahmen und Aktivitäten ins Leben rufen.

Nach der Meinung der Projektgruppe hat sich jedoch die Befürchtung der Kundschaft

bewahrheitet: es fehlt an Koordination. Die Unternehmen, vor allem die grossen unter ihnen,

haben vorderhand noch keine Probleme, ihre Lehrstellen mit geeigneten Lehrlingen zu

besetzen, wogegen kleinere Betriebe und KMUs heute schon Schwierigkeiten haben, alle

offenen Lehrstellen adäquat zu besetzen. Diese Tatsache hat zu einem gewissen

„Wildwuchs“ geführt. Die Arbeitgeberverbände kennen das Problem und wollen etwas

dagegen unternehmen. Einige Unternehmen spüren das Problem ebenfalls und versuchen

dagegen vorzugehen und entwickeln dazu eigene Massnahmen oder Aktivitäten. Wie im

Kapitel 7 näher ausgeführt wurde, sieht es die Projektgruppe als unumgänglich an, eine

zentrale Koordinationsstelle zu schaffen, welche diese Aktivitäten ordnet und in die

gewünschten Bahnen lenkt.

Mit Hilfe des Phasenmodells konnte die Projektgruppe darlegen, dass der Hauptgrund für zu

wenige Bewerbungen darin liegt, dass in einer früheren Phase das technische Interesse zu

wenig ausgeprägt vorhanden ist oder nicht genügend geweckt werden konnte. Die

Kapitel 8: Schlusswort 55

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

bestehenden Massnahmen und Aktivitäten werden von der Projektgruppe grundsätzlich als

zielführend beurteilt, da die meisten von ihnen darauf abzielen, das Interesse für technische

Berufe zu wecken oder zu fördern. Somit gehen die Anstrengungen grundsätzlich in die

korrekte Richtung.

Die Projektgruppe ist jedoch auch der Ansicht, dass die technischen Berufe ein Image-

Problem haben. Eine mit diesem Projekt vergleichbare Studie befragte Jugendliche in der

Region Berner Jura / Biel / Seeland zu den Gründen, die gegen eine technische Berufslehre

sprechen. Wie nachfolgende Darstellung 17 zeigt, ist das Image des Berufes der

zweithäufigste genannte Grund, der gegen eine Lehre im technischen Bereich spricht.

Abbildung 17: Argumente gegen eine technische Berufslehre

Quelle: Eigene Darstellung, Studer (2011), S. 11

Eine Imagekampagne wäre hier dringend notwendig. Auch wenn man die weiteren Punkte

wie beispielsweise „Hohe Anforderungen“, „Körperlich anstrengende Arbeit“, „harter

Umgangston“ oder „wenig Lehrstellen“ betrachtet, ist festzuhalten, dass offensichtlich viele

Jugendliche auch ein falsches oder zu negatives Bild von diesem Berufszweig haben. Einige

dieser Punkte liessen sich bereits mit einer eindeutigen Kommunikation ausräumen, da sie

schlicht nicht (mehr) den Tatsachen entsprechen (z.B. „wenig Lehrstellen“, „Körperlich

anstrengende Arbeit“). Wenn es gelänge, mit einigen Vorurteilen aufzuräumen, wären

zukünftig vielleicht auch mehr Frauen bereit, eine Ausbildung im technischen Bereich zu

beginnen. Auch hier sieht die Projektgruppe die IHK gefordert. Sie soll sich künftig für eine

einheitliche Kommunikations- und Marketingstrategie verantwortlich zeigen.

Kapitel 8: Schlusswort 56

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

Wenn es gelingt, das Image dieses Berufszweiges anzuheben und parallel dazu das

Interesse für technische Berufe bei Jugendlichen wieder stärker zu wecken, sieht die

Projektgruppe durchaus Potenzial, in Zukunft wieder sämtliche offenen Lehrstellen mit

geeigneten Personen besetzen zu können. Die Tatsache, dass das Problem jedoch schon

länger besteht und auch erkannt wurde, zeigt dennoch auf, dass hier noch ein langer Weg zu

gehen ist.

8.1 Zielerreichung und kritische Reflexion

Bezugnehmend auf die unter Kapitel 1.3 definierten Projektziele überprüft die Projektgruppe

abschliessend deren Erreichungsgrad.

Das Praxisprojekt ist erfüllt, wenn

1. eine transparente Auslegeordnung aller aktuellen in der Ostschweiz (SG, AR, AI)

wirkenden Initiativen, Aktivitäten und Angebote zur Berufswahlförderung für

"Technische Berufe" erstellt ist und diese im Gesamtbild interpretiert und gewertet ist,

Die Projektgruppe befragte alle regionalen Arbeitgeberverbände sowie ausgewählte

Unternehmen zu deren laufenden Massnahmen und Aktivitäten. Die Befragung wurde in

Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber ausgearbeitet und durchgeführt. Der Rücklauf erfüllte

die Erwartungen. Die gewonnen Erkenntnisse wurden im Kapitel 5 zusammengetragen und

sämtliche identifizierten Massnahmen und Aktivitäten wurden übersichtlich dargestellt. Das

Gesamtbild wurde interpretiert und darauf aufbauend Sollzustände definiert, welche

wiederum für die später abgeleiteten Handlungsempfehlungen als Grundlage dienten. Eine

Einschränkung ist für die im Kapitel 3.3.1 definierte Forschungsfrage Nr. 5 (Was sind die

Auswirkungen der Aktivitäten der Arbeitgeberverbände / Unternehmen?) festzuhalten. Es ist

naheliegend, dass die durchführenden Verbände und Unternehmen ihre Massnahmen und

Aktivitäten als sinnvoll und erfolgreich beurteilen. Hier hätten die Erfahrungen der Lernenden

gegenübergestellt werden müssen, um die Relevanz dieser Aussagen zu prüfen. Aus

diesem Grund wurden diese Aussagen kaum in den Schlussbericht mit einbezogen. Die

Projektgruppe ist dennoch der Ansicht, dass dieses Projektziel vollumfänglich erreicht wurde.

2. von Schülern und Schülerinnen im 7. und 8. Schuljahr und deren Lehrkräfte nach

mindestens einer Befragung einer 7. und/oder 8. Klasse plausibel bekannt ist,

a. wie sie die aktuelle Angebotssituation wahrnehmen und nutzen,

b. welche Bedürfnisse oder Vorstellungen sie zur Berufswahlförderung für

"Technische Berufe" aus ihrer Warte haben,

Kapitel 8: Schlusswort 57

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

Die Schülerinnen und Schüler des 7. und 8. Schuljahres wurden nicht durch die

Projektgruppe befragt. Stattdessen hat die Projektgruppe auf bereits vorhandenes

Umfragematerial zurückgegriffen (vgl. dazu auch Kapitel 3). Auf eine Befragung der

Lehrkräfte wurde nach Rücksprache mit dem Auftraggeber verzichtet. Wie die Schülerinnen

und Schüler die aktuelle Angebotssituation wahrnehmen und was für Bedürfnisse und

Vorstellungen sie zur Berufswahlförderung haben(Wann nehmen sie an Aktivitäten teil?

Welche Faktoren beeinflussen die Berufswahl? Von wem erhalten sie Unterstützung bei der

Berufswahl? Wo benötigten sie mehr Unterstützung? Unterrichtsinhalte, etc.?), konnte

grösstenteils eruiert werden und die Erkenntnisse wurde im Kapitel 5 zusammengetragen. Im

Rückblick muss hier jedoch festgestellt werden, dass Sekundärrecherchen keine eigene

Umfrage ersetzen können und einige Punkte (z.B. wie empfinden die Lernenden in der

Region Ostschweiz das bestehende Angebot an Massnahmen und Aktivitäten? Wie werden

sie informiert?) nicht so detailliert wie von der Projektgruppe und der Kundschaft gewünscht,

beantwortet werden konnten. Aus diesem Grund wurde zusätzlich eine Befragung bei

Lehrlingen durchgeführt, um einige Vermutungen der Projektgruppe untermauern oder

wiederlegen zu können. Somit kann dieses Projektziel nur zum grössten Teil als erreicht

betrachtet werden.

3. das Projektteam auf Basis des eruierten Angebotes (Ziel 1) und der erfassten

Bedürfnisse (Ziel 2) den Gap diskutiert, allfälligen Handlungsbedarf identifiziert und

praktische, konzeptionelle Vorschläge ausarbeitet,

c. wie das grundsätzliche weitere Vorgehen aussehen könnte

d. wie das bestehende Angebot effizienter und effektiver auf die anvisierte

Zielgruppe koordiniert, abgestimmt, angepasst, um- oder ausgebaut

werden könnte

Basierend auf der Ist-Analyse (vgl. Kapitel 5) und der definierten Sollzustände (vgl. Kapitel 6)

wurde eine Gap-Analyse vorgenommen (vgl. Kapitel 6.4), welche den Handlungsbedarf

aufzeigt. Im Kapitel 7 wurden anschliessend basierend auf den gewonnen Erkenntnissen

und den definierten Sollzuständen Massnahmen vorgeschlagen, welche nach Ansicht der

Projektgrupe zielführend dazu beitragen würden, die definierten Sollzustände zu erreichen.

Die vorgeschlagenen Massnahmen wurden strukturiert und so detailliert wie möglich

ausgearbeitet. Die Projektgruppe ist der Ansicht, dass dieses Projektziel vollumfänglich

erreicht wurde, vorbehältlich jedoch bleibt die Schlusspräsentation und das Feedback der

Kundschaft abzuwarten.

Kapitel 8: Schlusswort 58

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

8.2 Lessons learned

In den nächsten drei Punkten versucht die Projektgruppe die vier wichtigsten Erkenntnisse

und Lerneffekte aus der vorliegenden Arbeit zu ziehen.

8.2.1 Experteninterview

Ursprünglich hatte die Projektgruppe vorgesehen, ein Experteninterview mit Herrn Dr. Walter

Schmidt durchzuführen. Hr. Schmidt ist ein anerkannter Experte für angewandte Strategie

und Kommunikation. Die Projektgruppe erhoffte sich von diesem Interview Inputs bezüglich

der strategischen und kommunikativen Ausrichtung der bestehenden Massnahmen und

Aktivitäten. Die Kontaktaufnahme mit Hrn. Schmidt und seine Zusage für ein Interview

erfolgten derart unkompliziert, dass die Projektgruppe keinen „Plan B“ ausarbeitete. Da das

Interview erst nach Abschluss der gesamten Analyse sowie der Ausarbeitung der

Massnahmen vorgesehen war, blieb am Ende, als Hr. Schmidt nicht mehr erreicht werden

konnte, nicht mehr genügend Zeit, um ein Ersatzinterview durchzuführen. In Zukunft würde

Projektgruppe hier ein anderes Vorgehen wählen und frühzeitig einen „Plan B“ ausarbeiten,

um für solche Eventualitäten gerüstet zu sein.

8.2.2 Vernetztes Denken

Die Berufswahl von Schülern ist ein sehr komplexer Prozess. Hier spielen verschiedene

Systeme zusammen. Die Schule, die Arbeitgeber, die Familien der Schüler sind nur drei

Systeme, welche die Berufswahl aktiv beeinflussen können. Im Verlaufe dieser Arbeit hat die

Projektgruppe gelernt, verschiedene Systeme und deren Einfluss aufeinander abzuschätzen.

Der grösste Lerneffekt dabei war, dass der Projektgruppe bewusst wurde, dass nur kleine

Änderungen in einem System zu einer grundlegenden Änderung im Gesamtkreislauf führen

können.

8.2.3 Teamarbeit

Die Projektgruppe hat in dieser Form noch nicht zusammengearbeitet. Bereits in den ersten

Meetings wurde klar, dass sich hier mehrere Alphatiere zusammen getan haben. Teils wurde

sehr hitzig und laut diskutiert. Aufgrund der Tatsache, dass Diskussionen jeweils heiss, aber

stets respektvoll geführt wurden, gab es trotz verschiedenster Meinungen keinen Streit.

Somit wurde die wichtige Lektion gelernt, dass Meinungsverschiedenheiten und angeregte

Diskussionen nicht hinderlich sind, sondern, im respektvollen Rahmen ausdiskutiert, das

ganze Team vorwärts bringen.

8.2.4 Umgang mit demographischen Tendenzen

Ein weiterer Lerneffekt dieser Arbeit war die reale Auseinandersetzung mit einem

demographischen Wandel. In der Theorie wurden diese Themen bereits unzählige Male

Kapitel 8: Schlusswort 59

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

diskutiert. Im Rahmen dieses Praxisprojekts konnte die Projektgruppe anhand einer

konkreten Ausgangslage (vom Lehrstellenmangel zum Lehrlingsmangel) ein praktisches

Problem des demographischen Wandels hautnah miterleben und versuchen, Ansätze und

Massnahmen zu dessen Lösung auszuarbeiten. Dieser Praxisbezug war eine wertvolle

Erfahrung für das ganze Projektteam.

Quellenverzeichnis 60

Attraktion "Technische Berufe" in der Ostschweiz

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Vertraulichkeitserklärung 62

Vertraulichkeitserklärung

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Ort/Datum: St. Gallen, 07.06.2013 Namen:

Daniele Saccone

Florian Baumberger

Florian Brunner

Thomas Tschopp

Tobias Künzli